Erde, Deutschland, München

Ein paar Tage nach dem Abschied von Rebekka bei Nevermore..

Rebekka starrte auf den dunklen Sarg, wie er langsam, Stück für Stück in das Grab gelassen wurde. Es hatte etwas einmaliges bedrückendes, die Szene zu beobachten. Es waren viel mehr Leute erschienen, als sie gedacht hatte. Es war eine große Gemeinschaft, die dort stand und das selbe beobachtete, wie die ehemalige Spionin. Und es war eine einzigartige Chance als Erfahrung. Ruhiger und deutlich entspannter, als sie gedacht hatte, beobachtete Bekka wie der Sarg, der ihren Körper enthielt. Die eigentliche Rebekka. Also sie, alles was sie ausgezeichnet hatte, jede kleine Wunde. Jede Narbe, jede anatomische und biologische Erfahrung die sie gemacht hatte mit diesem Körper.
Ihr war klar, das es nicht einfach nur ein leerer Körper war, der ohne ihr Bewusstsein dort begraben wurde, aber vielleicht immer noch mit einem Teil ihrer Seele. Sie würde vermutlich nie herausfinden, was dort alles begraben wurde. Es war eines dieser Mysterien dieser Galaxie, und sie würde es nicht lösen - das war nicht so ihr Ding. Aber sie wusste das es bedeutsam war. Nach allem was sie sagen konnte, war es eine schöne Beerdigung - ruhig, gesittet und sehr liebevoll gestaltet. Fast als hätte sie den Menschen etwas bedeutet. Ein Gedanken den Bekka nicht akzeptieren wollte. Nicht mehr akzeptieren konnte.
Nie mehr.
Und die Tatsache das auf der anderen Seite der Erde, eine andere Beerdigung statt fand - eine viel wichtigere Beerdigung, machte sie traurig. Es machte sie traurig das sie und Rietta diese nicht besuchen konnten. Cerberus und die Allianz würden streng über diese wachen, sowie sämtlichen Behörden die hier auf der Erde am Zug waren. Kathleen wurde heute im Kreis ihrer Familie beerdigt. Bekka konnte es nicht riskieren dort gesehen zu werden, um ihr Leben, aber vor allem um das Leben von dem kleinen Mädchen neben ihr zu schützen. Die Familie würde Anspruch erheben, den sie würden nicht verstehen das Kathleen und Bekka die Eltern waren. Keiner würde das, auch wenn ein wirklich guter Test diese Wahrheit bestätigen würde - Bekka hatte sogar noch Unterlagen, die es bestätigten. Neska hatte ihr diese Über das Netzwerk hinterlassen.
Aber vor allem hielt dort jeder Ausschau, und hier nicht. Und hier, war das letzte was beide Frauen - jünger und älter, noch mit dieser abartigen Geschichte verband.

Sie beobachtet mit einem letzten Blick den Sarg. Sie hätte sich selbst einen anderen ausgesucht - aber da griff wohl die alte Noblesse und Tradition der Familie. Abseits all dieser Dinge, war sie berührt und spürte das es eine Art Abschluss war. Etwas das ihr vielleicht den Frieden brachte den sie so dringend herbei gesehnt hatte. Eines Tages würde sie es wissen.
Wer konnte schon so echt seine eigene Beerdigung beobachten. Ohne es zu realisieren rollte ihr eine Träne über die Wange. Das sanfte ziehen an ihrer Hand hingegen zog sie aus ihren tiefen Gedanken und der ruhigen, fast meditativen Leere zurück in die Realität. Sie spürte die weiche, warme, kleine Hand in der ihren. Sie blickte nach unten und sah in die selben faszinierenden Augen, die die ihren waren. Musterte das ebene Gesicht mit den paar Sommersprossen und den feurigen roten Haaren. Das Mädchen lächelte freundlich und überraschend einfühlsam. "Du weinst." sagte sie leise und zog aus ihrem schwarzen Mantel ein kleine Taschentuch und reichte es Rebekka. Die Deutsche nahm es vorsichtig und streichelte es zwischen ihren Fingern eine Weile. Sie kannte den Stoff, das Muster, die Seide. Langsam und bedächtig, den Moment nicht beschädigen wollend, hob sie es an die Wange und tupfte die Träne weg. Inhalierte den Duft tief.
Kathleen.
Zu ihrer Überraschung rollte keine weitere Träne über ihre Wange. Sie hatte keine Tränen mehr. Aber es war der Gedanken an sie.
Sie dachte an die Tage in dem Haus ausserhalb von New York. An die weiße Bettwäsche aus teurer Baumwolle, der Sonne und dem Wind, der durch das offene Fenster in diesem Sommer gefallen war, sich in den roten Haaren des all american Girls verfangen hatten. Sie schloss die Augen und fühlte in diesem Moment einen warmen Sonnenstrahl der sich durch die Wolken gestohlen hatte au ihrem Gesicht. An die sanften Berührungen auf ihrem Bauch, über der Narbe und dem Wunsch beider doch ein Kind zu haben. Ohne es zu merken, rollte eine neue Träne über ihre Wange und sie hielt die Hand ihrer Tochter fester. Ihrer Tochter mit Kathleen. Was blieb war der einzelne Gedanke an Kathleen. Es war ein schöner, klarer Gedanke. Keine Erinnerung mehr, den die meisten Erinnerungen würden verblassen und sie würde irgendwann ruhig und emotionslos in ihrem Bett liegen - Neska war gegangen, und es gab nichts was jemand oder die Welt dran ändern konnte. Die Welt drehte sich weiter, sowie das Universum. Aber der Gedanken blieb. Einfach und wärmend. Auch wenn Rebekka still stand für einen langen Moment, in ihrem Kopf, ihrem Verstand, ihrem Bewusstsein, dem Rest ihrer Seele. Dem was davon übrig war. Die unbeschwerten Tage waren vorbei, aber ihr war auch klar geworden, das Kathleen einen Schlusspunkt gesetzt hatte - es war nicht nur ein Opfer gewesen um zu schützen was sie liebte. Sondern auch ein Schlusspunkt um das was sie liebte, aus dem herauszunehmen was hatte getan werden müssen, getan wurde und getan werden würde.
"Wie schlimm ist es?" flüsterte die Mädchenstimme neben ihr. In Deutsch, mit einem hörbaren amerikanischen Akzent. Bekka musste gegen ihren Wille leise auflachen und merkte wie ihr ganzer Körper reagierte. Sie sah zu Rietta und ging in die Hocke.
Sah dem Mädchen lange in die Augen und dann zu der Beerdigung. Zu ihren Schwestern. Ihrer Mutter. Ihrem Vater. Ein paar alten Schulfreunden, ein paar Weggefährten, Studienkameraden, ein paar Soldaten von damals und Offiziere. Ein Lehrer war gekommen. Nachbarn. Cousin und Cousinen. Onkeln und Tanten. Sie hörte die Worte des Rabbis vom Wind getragen bis zu ihr.
Dann blickte sie zurück zu ihrer Tochter. "Gar nicht."

Erst schien es die kleine Schönheit zu beruhigen, sie blickte hinüber und legte den Kopf schief. Es schien sie zu irritieren das eine Sprache gesprochen wurde die sie nicht verstand. Und die Zeremonie schien ihr zu wieder - als wäre sie ein schlechtes Omen oder eine Bedrohung. "Aber du weinst." stellte sie ruhig fest und blickte zurück.
Bekka nickte und hob den Blick in die Baumkrone über ihnen und die weißen Sonnenstrahlen die hindurch fielen. "Ich musste an Kathleen denken. Sie fehlt mir sehr." sagte sie mit dem zweiten Satz so leise das es kaum mehr ein flüstern war.
"Mir fehlt Mama auch." sagte Henrietta und löste ihre Hand aus der von Rebekka und trat näher. Legte ihre Arme um ihre Mutter und drückte ihr Gesicht an die Brust von Bekka. Sie sah es nicht, und hörte es nicht, aber sie konnte am Erzittern des kleinen Körpers fühlen - an den Bewegungen der Schultern fühlen - das sie weinte. Und ohne es zu wollen, oder darüber nachzudenken, spürte sie wie es in ihrer Brust warm wurde, wie der Zorn in ihrem Bauch erlosch, wie das Feuer von warmen, klaren Wasser gelöscht wurde. Beruhigend nahm sie Henrietta fest in ihre Arme und streichelte den roten Haarschopf. "Es tut mir leid." sagte sie und legte ihre Wange auf den Scheitel ihrer Tochter.
"Muss es nicht, Mama hat mir alles erklärt. Sie war immer in voller Kontrolle."
"Hatte." korrigierte Bekka und rollte die Augen über sich selber, und lächelte dann. Verdammt.
"Hatte immer die volle Kontrolle." berichtige sich Henrietta und zog den Kopf zurück. Sie sah ihre Mutter lange an und leckte sie eine Träne von der Lippe. Eine Geste die die Deutsche verblüffte. Sie hätte ihr kaum ähnlicher sein können. Und mit einem ernsten Gesichtsausdruck, den selbst wenige Erwachsene beherrschten sprach sie ein paar Worte die Bekka bis in ihr Herz trafen.
"Versprich mir das du mich nie verlässt Mum."

Bekka konnte nichts dafür, ihr schossen mehr Tränen aus den Augen, als sie es vielleicht je zuvor getan hatten. Entschlossen und wild schüttelte sie den Kopf und nickte dann. "Ich verspreche es."
Rietta hielt dem Blick lange stand und musterte das Gesicht der Erwachsenen. Erst nach einer Weile war sie überzeugt und nickte. "Gut. Und jetzt sollten wir wohl gehen." sagte sie und blickte zurück zu dem Grab. "Ja."
"Wir haben noch etwas zu erledigen, und dann. Dann gehen wir, oder?"

Ruhig richtete sich Bekka auf und strich sich den Mantel glatt. Sie sah zu ihrer Familie und den anderen dort. "Ja." Sie nahm wieder Henriettas Hand, welche diese ihr bereits entgegen gestreckt hatte. "Und dann lassen wir alles hinter uns."
"Find ich gut."

***

Es war bereits dunkel als Kassandra die Türe hinter der verbliebene Gesellschaft ihres Hauses schloss. Es waren nur noch ihrer Töchter und deren Männer anwesend. Es war ein langer, sehr anstrengender Tag gewesen und ihre Augen, waren gerötet und brannten. Ihre Kehle fühlte sie trocken an, aber noch hielten sie die letzten Pflichten des Tages aufrecht. Sie knöpfte die oberen Knöpfe ihres Mantels auf und versuchte tief einzuatmen, die Sicherheit ihres Hauses vor der Aussenwelt, die ihr so viel Schmerz in den letzten Tagen eingeschenkt hatte in sich aufzunehmen.
"Heinrich, hol bitte den Sherry aus der Küche."
Ein Glas Sherry war schon immer die Antwort ihrer Familie zu einer Beerdigung gewesen. Eine Tradition und diese würden sie auch heute einhalten. Ihre älteste Tochter legte ihr die Hand auf die Schulter und zog sie fest an sich. "Es war schön das so viele Leute gekommen sind." flüstere Liora und lächelte ihrer Mutter dann an.
"Ja. Das war sehr lieb von allen. Ich denke Bekka hätte es gefallen."

Sarah von Tannberg, die den ganzen Tag geschwiegen hatte starrte die beiden älteren Frauen an und hob eine Augenbraue. Es kam ihr vor als hätte keine der beiden Rebekka gekannt. Die hätte es gehasst. Der blöde schwarze Sarg. Der Rabbi der ständig gelabert hatte. Keine Musik, lauter alte Leute und Menschen von früher an die Bekka sie nicht hätte erinnern wollen. Aber sie sagte nichts, sie war angeschlagen, wütend, und am meisten von allen zu tiefste schockiert. Sie hatte Bekka ja noch getroffen, sie hatte sie als letztes gesehen. Und das der Mann, den sie im Dinner getroffen hatten - der so gut zu Bekka gepasst hätte - ausgerechnet er hatte sie erschossen. Sarah war noch lange nicht über diesen Schock hinweg. Aber sie behielt den Schmerz und diese letzten Stunden für sich. Sie hatte nicht das Gefühl das ihre Eltern gut darauf reagieren würden.
Es schien ihr als müsste sie Bekka schützen. Immer noch. Als einzige. Und ihr Bauch sagte ihr, das es besser so war, den ein ungutes Gefühl sagte ihr - das mehr dahinter steckte. Sie hatte nicht den Instinkt ihrer kleinen Schwester, aber sie konnte fühlen, das etwas böses dahinter lauerte. Und das machte Sarah mehr Angst, als das sie zornig oder traurig war.
Dann bog auch schon ihr Vater um die Ecke. Er hielt den Sherry in einer Hand und sah alle an. Seine Töchter, deren Männer und Sarahs Verlobten. Er überragte alle und seine Autorität füllte den kleinen Raum der alle Räume im Erdgeschoss der Villa verband und quasi als Empfang des Hauses diente.

"Wir nehmen den Sherry im Salon zu uns."
Noch bevor ihr klar wurde das ihr ein Eiskalter Schauer über den Rücken lief, wusste Sarah das jedem anderen einer über den Rücken lief. Es war das Klavier im Salon.
Als erster reagierte ihr Vater, er riss die Türe auf zum Salon und schlug mit der freien Hand auf den Lichtschalter. Selbst ohne das Licht konnte jeder erkennen das jemand am Klavier saß. Non, je ne regrette rien. Selbst im besten Gruselfilm oder Thriller hätte sich die Familie nicht mehr erschrecken können. Rachel hatte sich direkt an ihren Mann Damion geklammert und sie war ebenso bleich wie es ihre Mutter und ihre ältere Schwester war.

An dem alten Klavier das in der hinteren Ecke stand und von den Lampen nur dezent beleuchtet wurde, saß jemand mit dem Rücken zu der Familie. Und spielte mit dem Klavier das Lied mit einer einzigartigen und bedrohlichen Eleganz, das Sarah das Blut in den Adern gefror.
"Wer zum Teufel sind Sie." knurrte Heinrich von Tannberg, und Sarah merkte wie Lioras Mann, Michael - ein Offizier der Allianz - nach seiner Dienstwaffe griff.

"Non, Rien de rien. Non, Je ne regrette rien. Ni le bien qu'on m'a fait. Ni le mal tout ca m'est bien egal." Bekka spielte ruhig und behutsam, die Tastend streichelnd weiter und drehte den Kopf nur leicht in die Richtung der Türe. Sie hatte sich das nicht ausgedacht - sich nicht vorgestellt wie sie den Auftritt besonders aufregend oder schockierend hätte gestallten können. Ganz im Gegenteil sie hatte sich lange überlegt wie sie es hätte einfach hinter sich bringen können. Doch dann hatte Henrietta einen guten Punkt hoch gebracht. Es ging hier nicht um Rache. Es ging um Erlösung um Gerechtigkeit. Und so flogen ihre Finger nun über die Tasten und spielte ein Lied das nicht hätte besser passen können. Nein, überhaupt nichts, Nein, ich bereue nichts. Nicht das Gute, das man mir getan hat. Nicht das schlechte, das alles ist mir relativ egal. Ein Klassiker - wenn auch vergessen, selbst heute noch. Und es gab ihr einen besonderen Mut den sie wohl sonst kaum aufgebracht hätte. Es ging heute nicht mehr darum, einfach Rache zu nehmen, oder ein Gefühl von Genugtuung. Es ging um Klarheit. Um die erste Ehrlichkeit in dieser Familie. "Guten Abend, liebe Familie." sagte sie leise, aber deutlich hörbar.

Stille. Bis auf die beunruhigende Musik die Rebekka auf dem Klavier spielte, auf dem sie es gelernt hatte. Es war als hätte jemand die Luft, die Emotion und sämtliches Leben aus dem Raum gesaugt.
"Mach dir keine Mühe, Vater. Deine Leibwächter werden nicht kommen. Und auch die anderen Paniksysteme sind leider nicht mehr funktionstüchtig." Sie konnte fühlten das Michael seine Waffe auf ihren Rücken gerichtet hatte. "Und Michael, du kannst die Waffe runter nehmen. Auch die wird in diesem Raum nicht mehr funktionieren - in diesem Raum funktioniert gar nichts, das elektronisch ist, oder elektronische Teile hat. Es ist also sinnlos mir in den Rücken schießen zu wollen."

"Bekka." keuchte Sarah und fühlte wie ihr die Beine schwach wurden. Ihre Mutter hingegen erkannte ihre Tochter nicht nicht auf den ersten Blick oder wollte es nicht - eines der endlichen Geheimnisse dieser Nacht. "Wer sind Sie!" keifte die alte Dame und machte sich mit energischem Schritt auf den Weg zu dem Klavier. Rebekka nahm ihre Hände mitten im Lied von den Tasten und legte sie in ihren Schoß. Sie machte ein leises Geräusch der Resignation.
"Das kann nicht sein!" brüllte ihre Mutter. "Das kann nicht sein. Ich habe dich Begraben!" Ihre Hand fuhr zitternd in eine Richtung in die der Friedhof gar nicht lag, aber es war klar was sie meinte. "Wir haben dich gerade Begraben!" Schließlich erreichte ihre Mutter sie und packte sie an den Schultern. Zerrte sie von dem Klavierhocker hoch und schüttelte sie. Ihre Augen waren rot und Tränen liefen ihr in Strömen über das Gesicht. "Du bist Tot." schluchzte sie, wimmerte und schüttelte ihre Tochter weiter. Dann zog sie Bekka an sich und umarmte sie. Es war eine Kraft die Bekka ihrer Mutter nicht zugetraut hatte. Der alten, kleinen Frau. Aber Bekka erwiderte die Umarmung nicht, es lag ihr nicht daran den Schmerz ihrer Mutter zu lindern. Wozu auch - sie hatte ihr Leben lang keinen Schutz geboten.
Statt dessen starrte Bekka stur ihren Vater über die Schulter ihrer Mutter an.

Der Admiral hingegen erwiderte den Blick. Und richtete sich wieder auf, aus seiner Angriffshaltung und ließ die Schultern hängen, während er die Flasche Sherry auf einen kleinen Beistelltisch abstellte. Und das erstmal trafen sich ihre Blicke. Die Blicke aus giftgrün und azurblau. "Kassandra, bitte komm zu mir." sagte ihr Vater schließlich leise.
Die Dame hob den Kopf und schluchzte. Jeder Satz, jede Minute war zuviel für sie. Es war mehr als sie ertragen konnte. Sie kannte den Tonfall. Den Tonfall von drohender Gefahr. Und auch jeder andere im Raum kannte ihn. Bekka lächelte und nahm ihre Mutter eine halbe Armlänge zurück.
"Keine Sorge. Ich werde meiner Mutter nichts tun." sagte sie ruhig und lächelte ihr Mutter emotionslos an. "Sofern ich das zumindest im Sinne von körperlichem Schaden behaupten kann." dann blickte sie ernst zu ihrem Vater. "Seelisch. Kann ich keine Garantie übernehmen, da du dort sämtliche Fäden hältst wie schon immer."

"Was willst du hier?" knurrte Michael und schien nicht sonderlich überrascht seine Schwägerin lebendig zu sehen. Ein weitere Beweis. Für die Tatsache das nichts im Hause Tannberg geschah ohne das der Baron es gesteuert hätte. "Ich bin nicht hier um euch alle umzubringen, Schwager - auch wenn ich das könnte." sie sah Michael lange genug an, um ihn etwas kleiner werden zu lassen. Es war ein Kräfte messen, das der Mann ohne eine Anstrengung von Bekka verlor.
"Was redest du da Bibi…." Liora war wie alle anderen Frauen der Familie überrumpelt und verwirrt. Ihr standen Tränen in die Augen und ein Gesichtsausdruck, der etwas zeigte, das zwischen dem Bedürfnis ihre kleine Schwester zu umarmen, und der Angst vor der Tatsache das ihre kleine Schwester nicht mehr ihre kleine Schwester war lag.
"Möglicherweise die erste, echte Wahrheit, seid wir alle Kinder waren."
Sarah erschauderte und tat einen Schritt zu Bekka. Sie streckte ihre Hand aus und schluckte schwer. Vor wenigen Tagen hatte sie noch gelacht und gekichert. In Erinnerungen geschwelgt. Es schien so lange her als würden Jahren dazwischen liegen und eine ganze Lebensentwicklung einer übersinnlichen Hand, die ihr aller Leben steuerte. Noch ein Schritt, dann berührte sie vorsichtig, ungläubig, als könnte Bekka sich wie ein Phantom auflösen, deren Arm. "Was…?"
"Was ich will?" fragte Bekka und legte ihre linke Hand auf die von Sarah und gab sich alle Mühe, die einzige an der ihr wirklich etwas lag, zu beruhigen. Aber die Worte die gesprochen werden mussten, konnte das kaum.
"Ich bin hier um Vater zu töten." sagte sie ruhig, und behielt den Admiral im Blick. "Denn anders wird seine Manipulation und sein Verrat sonst keinen Halt erfahren." nun wandte sie sich das erste mal an den Mann, der alles immer im Griff gehabt hatte. "Du würdest vor kein Gericht kommen, man könnte nichts beweisen, man würde nicht auf dich verzichten wollen, und man könnte auch nicht erkennen wo die Verfehlung liegt. Immer mit allen Wasser gewaschen. Und jede von uns hat ihre Rolle darin gespielt, nicht wahr? Liora war die Anwältin die dir den Weg frei gekämpft hat, für die Unternehmen und deren Forschung. Rachel war die Forscherin, die zahlreiche Technologien entwickelt hat die notwendig waren, Sarah war die Ärztin die bewies das diese neuen Methoden, Medikamente und Technologien gut waren."

Bekka trat von ihrer Schwester und ihrer Mutter weg. "Und ich, ich war das Werkzeug auf das alles hinaus lief. Meine kleinen natürlichen Gegangen, waren gar nicht so natürlich, nicht wahr? Keine Sorge ich weiß es längst. Ich habe mein Genom lange genug testen lassen. Ich bin nicht natürlich, ich war schon immer kreiert um einen bestimmten Zweck zu erfüllen. Du hast mich bei den Test nach Krankheiten verändern lassen, nicht wahr? Ich bin genau so wie du mich gebraucht hast. Damals - und als das dann nicht reichte, ging Cerberus für dich noch mal drüber. Ich bin eines der Ergebnisse, eurer Versuche nach dem Perfekten Soldaten oder Spion. Das Ziel der menschlichen Verbesserung. Und das machte es auch unmöglich das ich damals hätte ein Kind bekommen dürfen - nicht wahr?"
Sie trat einen Schrift auf ihren Vater zu. Der sich immer noch nicht bewegt hatte.
"Es war dein Büro, das die Routen der Batarianer überwachte und die Routen für unsere Schiffe bestimmte. Kein Zufall, habe ich recht? Nein. War es nicht. Ich mache mir immer noch selber Vorwürfe das ich es nicht gemerkt habe - das ich es nicht verstanden habe bis vor ein paar Tagen. Als Kathleen auf deinen Befehl umgebracht wurde, weil sie dir zu nahe kam. Aber was du nicht verstanden hast ist, das sie ihr Dame - sich - hatte schlagen lassen um dich aus dem Schatten zu zerren. Ich war längst Neskas Spielfigur, und sie hat beschlossen es mir zu überlassen wie ich weiter mache."
Bekka sah zu ihrer Mutter und deutete auf ihren Vater. "Du weißt von Kathleen und seinem Verhältnis." die Dame musste nicht nicken. Es war klar. Natürlich hatte er es erzählt um sich abzusichern. "Die Wahrheit ist, Kathleen hat mit ihm geschlafen, um ihn davon zu überzeugen, das Henrietta seine Tochter wäre und ihn auf den Spielplan zu locken.
In Wirklichkeit ist Henrietta die Tochter von Neska und mir. Ein aus der Retorte wie ich, nur das es ein Wunschkind unserer Liebe war. Echter Liebe, wie ich sie mit Kathleen erstmal gemerkt habe. Nicht manipuliert durch Alexander auf deinen Befehl, oder in diesem Haus, wo wir immer nur Konkreten waren."

Bekka trat vor ihren Vater der sie deutlich überragte. "Und du hast beschlossen, für deine Überzeugungen, Cerberus zu unterstützen. Einen Weg zu gehen, in dem du das Universum auf's Spiel setzt für eigenen Größenwahn der Menschlichen Überlegenheit. Von Rassenwahn und Unterwesentum." Bekka drückte ihm einen Finger in die Brust. "Du bist nicht mehr als ein moderner Nazi." hauchte sie und zog mit der rechten Hand das Messer so schnell das keiner reagieren konnte.
Sie versenkte das Messer bis zum Anschlag im unteren Brustbereich ihres Vaters und fühlte wie sein Blut auf ihren Mantel spritzte, als sein Herz weiter pumpte, bevor es merkte das es getroffen war.

"BEKKA!" der Schrei war unisono und laut. Das gesamte Haus schien zu beben. Bekka hingegen machte einen Schritt vorwärts und hob ihren Vater an dem Messer das in seiner Brust steckte hoch, hob ihn von den Beinen. Sein Blick war überrascht und entgeistert. Er hatte wohl mit viel gerechnet aber nicht damit. Mit aller Kraft schleuderte sie den Mann gegen die Wand und tauchte unter dem weiten Schlag von Michael ab. Sie fühlte wie ihr Körper reagierte und sie ihm den Knauf des Messers in den Bauch hämmerte das er sich sofort übergab und vorwärts überklappte.
"Zurück." knurrte sie und hob das Messer. "Ich bin doch tot. Nicht wahr. Schließt euch nicht mir oder ihm an." die Warnung war so deutlich und klar, das ihre Mutter rückwärts bewusstlos umkippte.

"Mama." klang eine leise Stimme aus dem Flur. "Wir haben keine Zeit mehr." Bekka sah in den dunklen Flur und konnte Henrietta zwar nicht sehen, aber sie wusste das sie dort war. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und ging davon. Ließ das Haus in tieferer Trauer und in schmerzhafterem Schock zurück als zuvor. Sie hatten es verdient. Alle. Und Kathleen hatte recht gehabt. Es war notwendig gewesen. Niemand hätte diesen Mann verklagt oder verurteilt. Cerberus war eine Krankheit von Ignoranz die mit Stumpf und Stiel und nur mit dem Tod ausgerottet werden konnte.
Bekka konnte nur hoffen das Konrad, Snooker und die Gräfin das richtige tun würden. Bekka hatte es nicht mehr in der Hand und das wollte sie auch gar nicht mehr. Sie verließ das Gebäude und stieg in den Wagen mit dem sie angekommen waren. Es war Zeit für einen Abschied. Einen langen, düsteren Abschied hatte sie genommen. Jetzt fehlte noch ein kürzerer, der besser war für einen Neuanfang.

Irgendwann würde die Zeit kommen. Eines Tages, für eine Rückkehr - aber jetzt, waren nur sie und Rietta wichtig und ein Leben, das sie verband und zueinander führte. Sie wollte endlich Mutter sein. Endlich.