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  1. #41
    ME FRPG Only Avatar von Celeste Gray
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    Cel schwieg und ließ sein gegrummel über sich ergehen. Sah ihm für einen Moment nach und schüttelte dann leicht den Kopf. Manchmal. Manchmal. Manchmal hatte sie gute Lust ihm den Hintern zu versohlen. Nicht das möglich gewesen wäre. Es war sogar vollkommen unmöglich. Barney hatte zu jedem Zeitpunkt ihre Rangeleien gewonnen.
    Sie war kräftig und furchtbar gelenkig, aber selbst mit ihrer Ausbildung und Übung, hatte sie schlicht weg keine Chance gegen Barney, seine Körpermasse, seine Muskelkraft die er mobilisieren konnte. Er war ein Tier - irgendwie. Also verwarf sie den Gedanken und akzeptierte das er tat was er tat und das er das gut tat. In der Regel. Unkonventionell, allemal, aber immer doch auch professionell und korrekt. Auch wenn es mal notwendig war etwas drastischer zu sein. War zumindest vollkommen dem Profil eines SOD Mitarbeiters entsprach. In der Zivilisation unauffällig zu arbeiten war nun ja nicht seine Aufgabe. Eher die ihre.

    Nun gut, grübeln darüber brachte auch nichts.
    Stattdessen musste sie sich überlegen wie sie dieses Massaker hier vertuschen konnte. Eines der großen Probleme auf einer Station war, die Entsorgung von solchen Dingen hier. Hatte man ein oder maximal eine Hand voll Opfer, war die nächste Luftschleuse der beste Freund den man haben konnte. Auf einem Planeten eine Stall voll hungriger Schweine, oder ein großes Feld auf dem Jahre lang nicht gebaut werden würde. Oder eine Müllpresse die es wiederrum ja auch auf einer Station gab.
    Dummerweise, wurde die Entsorgung pro weiterem Kopf schwieriger und langwieriger. Wenn man dann noch einen ganzen Tatort an der Backe hatte - wie hier - dann wurde es etwas komplizierter. Der erste Vorteil war das wir hier das Lager von Kriminellen hatten, deren wahre Hintergründe bei einer genaueren Überprüfung im Sinne von Mordermittlungen natürlich heraus gefunden werden würden. Das führte zwangsweise dazu, das man sich nicht soviel Gedanken machten musste über die Vertuschung der Todesumstände, sonden mehr um die Frage, wie bekomme ich meine Spuren getilgt. Und diese Frage war immer recht einfach zu beantworten.

    Wobei man auch hier separieren musste. Ging es darum das bekannt war das Spuren vernichtet worden war, sollte also ein Zeichen gesetzt werden, oder sollte es wirklich verwischt sein. In diesem Fall konnte man getrost davon ausgehen, das es die Spur wirklich verwischt werden sollte. Ergo, fielen, chemische Reinigungsmittelchen aus dem Raster der möglichen Problemlöser. Und der alte Freund Feuer wurde wieder zu Rate gezogen. Damit blieb die nächste Frage. Wie legt man ein Feuer um genau das zu zeigen was es nämlich im Gesamtbild werden musste.
    Ein Kampf unter Kriminellen.

    Celeste ging hinüber zur Bar und nahm alle Flaschen mit brennbarer Flüssigkeit heraus, warf sie eine nach der anderen in den Raum. Auf Teppiche und Möbel, auf den Boden und and Wände. Nahm eine letzte Flasche und übergoß damit die Spuren die Barney und sie hinterlassen hatten, an Waffen, an Türen und Fenstern, und natürlich - im Falle ihres Bruderherzes - auf Blutlachen von ihm, respektive des Messers und der Kugel in der Spüle.
    Dann kam Barney auch schon wieder und berichtete ihr von seiner Heldentat.
    "Prima. Das reicht uns ja dann wohl und wir brauchen kein Time Out." versuchte sie es mal wieder an einer Metapher die Barney wohl bentutz hätte aus seinem 'Sport'. Ihr war klar das er innerlich mit den Augen rollen würde, oder blöd grinsen. Also ließ sie es dabei und setzte sich ihre Sonnenbrille auf die Nase, trat dabei die Kleidung in eine der Alkohollachen und grinste vor sich hin.
    "Dann wollen wir doch mal. Ich hol den Wagen und du den Fettsack. Ich weiß da einen kuscheligen Ort an dem wir ihn los werden - auf eine entsprechen freundliche Art." flötete sie auf eine unangenehm fröhliche Art, deren entstehen Barney vollkommen unbegreiflich war. Sie hatte diese leicht irritierende Art ihre Stimmungen zu wechseln wie ein Model bei einer Modenschau die Kleidung. Das machte sie zu einer furchtbaren Person bei Gesprächen und Verhören. Furchtbar für den armen Gegenüber. Sie griff in ihre Hosentasche und zog eine Streicholzschachtel hervor, um dann mit geschickten Fingern ein einzelnes der Hölzchen aus der schmalen Schublade zu ziehen. Sah Barney nach der sich schon auf den Weg machte zu ihrem neuen Freund.

    Mit einer leichten Bewegung aus dem Handgelenk riss sie das Streichholz an und beobachtete die kleine Flamme wie sie anfing sich vom Kopf, und dem Schwefel der dort festgeklebt war, runter am Holz entlang zu arbeiten. Fokusierte das tanzelnde Flämmlein für einen Moment, nur um es dann auf den Boden in eine der Lachen zu schnippen.
    Das Feuer würde jede DNA vernichten, sowie jeden Fingerabdruck. Das reichte vollkommen. Mit schnellen, aber nicht eiligen Schritten verließ sie das Haus und ging, ganz entspannt und unauffällig zu dem Wagen den sie ein Stück entfernt geparkt hatten. Setzte zurück und fuhr dann von hinten in die Gasse wo Barney mit dem Blödmann wartete. Ließ ihn den Mann in den Kofferraum wuchten, den sie von innen geöffnet hatte, und dann einsteigen um davon zu fahren.

    "Das war doch mal ein Spaß." sagte sie tonlos und lächelte vor sich hin. "Jetzt werden wir den Deppen los, und dann suchen wir dir einen Arzt. Oder?"

  2. #42
    ME-FRPG only Avatar von Barney Gray
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    Barney nickte und drehte sich auf der Stelle um, als Cel ihr OK zu seinem Plan gegeben hatte. Er würdigte die Tatsache, dass CC sich mit dem Time Out so gnadenlos vergriffen hatte, dass sie wohl jede Männerrunde schmunzelnd den Kopf hätte schütteln lassen, nicht mit einem einzigen Gedanken, sondern marschierte, nein, er trampelte beinahe wie ein Elefant, der in der Steppe etwas Dampfwalze spielte, durch den kleinen Garten zur Mauer, um sich dort mit zwei schnellen Handgriffen emporzuziehen. Dass das Haus gerade lichterloh in Flammen stand, merkte er nur an den orangeroten Reflektionen an besagter Wand, die einen starken Kontrast zu dem sonst so weißen Nachtlicht der Citadel bildete, das beinahe an eine Vollmondnacht erinnerte. Auf der Mauer drehte sich Barn noch einmal um, sah auf die luxuriöse Villa, die mittlerweile hoffnungslos in Flammen stand und alles im Inneren ohne Möglichkeit auf Identifikation hinterlassen würde. Cel hatte ganze Arbeit geleistet. Normalerweise war er dafür zuständig, dass die C-Sec das, was von einem der Besuche der Zwillinge übrig blieb, von der Hülle der Destiny Ascension abkratzen musste, doch seine Schwester hatte soeben bewiesen, dass sie für diesen Teil des Jobs mindestens genauso gut geeignet war. Auch wenn sie diese Aufgabe mit etwas weniger Krach meisterte, es war das Resultat, das zählte.

    Der Wagen kam im Rückwärtsgang in die Gasse gerauscht, als Barney gerade dabei war, das Paket aus der Mülltonne zu hieven. Pünktlich wie ein salarianischer Quantenwecker. Ohne sein Zutun öffnete sich der Kofferraum und gab genug Platz, den Fettsack mit einem herzhaften Stoß darin zu verstauen. Dem Ton und seinem Stöhnen nach zu urteilen musste er wohl auf seiner zertrümmerten Schulter gelandet sein.
    „Das war doch mal ein Spaß“, meinte Cel mit einem beinahe zufriedenen Lächeln, während sie den Wagen die Straßen entlang jagte, „Jetzt werden wir den Deppen los, und dann suchen wir dir einen Arzt. Oder?“
    „Ich brauch keinen Doc“, raunte er als Antwort und klopfte auf die Stelle, an der sich der Verband befand, um so seine Aussage zu unterstreichen, „zuhause werde ich es nähen, das war’s.“ Stur blickte er auf die Straße vor ihm, wie die Lichter der Highways und vereinzelte Shuttles an der Windschutzscheibe vorbeirasten und nur vage Blicke auf sich zuließen. Als wäre das die erste Schusswunde, die er sich zugezogen hatte. Unter wesentlich widrigeren Umständen hatte er bereits wesentlich schlimmere Wunden versorgt und er war noch immer am Leben. Barney wandte seinen Kopf, musterte so seine Schwester, betrachtete ihr Profil, während sie den Wagen zielsicher in Richtung ihres eigenen, persönlichen Folterkellers lenkte. Noch immer war ein süffisantes Schmunzeln auf ihren Lippen zu sehen. Ein Lächeln, das Barney nur zu gut kannte. Es gab nur zwei Situationen, die ihr zu so guter Laune verhalfen: Square Dance oder ein verdammt abgefuckets Verhör. Da hier nirgends ein Caller zu sehen war, blieb nur ein Schluss übrig: der Fette würde leiden. Barney wandte seinen Blick wieder von Cel weg, auf die Straße hinaus, während sie das Shuttle anhielt.
    „Ich schätze, du willst anfangen?“, fragte der Texaner und kramte bereits sein Sturmfeuerzeug hervor, um sich mal wieder einen Glimmstängel anzünden zu können.

  3. #43
    ME FRPG Only Avatar von Celeste Gray
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    Celeste nickte leicht mit ihrem Kopf im Takt, als sie den Wagen die Schnellstraße vom Präsidium weg lenkte. Langsam bekam sie wieder gute Laune, etwas das wohl sehr irritierend wirken musste. Den bis vor wenigen Augenblicken, hatte sie sich noch gefragt, wie sie es manchmal mit Barney aus hielt. Das Riesenbaby, das auf seine bescheuerte Art einen solch unglaublichen Spaß daran hatte Dinge nieder zu reissen, als wäre er ein Einmann Abrissunternehmen aus Texas das hauptsächlich damit beschäftigt war denkmalgeschützte Gebäude zu pulverisieren, das man sich einfach fragen musste wie so jemand ein Profisoldat sein konnte, der auch noch zur Elite zählte.
    Aber, und da lag des Pudels Wahrheit, er war der beste in dem was er tat. Oder wer konnte schon einen Kroganer mit Fäusten nieder machen? Ihr fiel niemand ein und so lächelte sanft und entschied sich es so lange zu tolerieren bis er erschossen wurde oder sie, und ihn dann zu töten für seine blöden Attitüden. Sie steuerte den Wange unauffällig, aber zielstrebig von dem Einsatzort weg und beobachtete die Umgebung. Kontrollierte ob sie nicht verfolgt wurden und dann ihren Bruder.

    "Ich? Anfangen?" fragte sie verwirrt und hob eine Augenbraue. "Wir sollen ihn nur los werden, Brüderchen - sofern du dich daran erinnerst, war das eine kleine Racheaktion. Keine Aufräumaktion damit die C-Sec erst mal weiter hin in Ruhe ihre Eier schaukeln kann, weil keine Verbrecher mehr da sind." sie kicherte wie ein Mädchen und rollte mit der rechten Schulter. Dann musterte sie ihr Oberteil und die zahlreichen kleinen Einschusslöcher. "Und ich brauche was neues zum Anziehen." knurrte sie und schnalzte mit der Zunge. Immer noch nagte an ihr die Frage, wie sie den Punk hatte übersehen können. Beschissenes Arschloch.

    ----> Bezirke, 21:15

  4. #44
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    Präsidium - in der Nähe des Finanzministeriums
    20:48 Uhr


    Fuck. Was tun? Nur weg von hier. Aber wohin? Nach Hause? Nein, Konrad wollte nicht nach Hause, nicht jetzt. Egal wohin, einfach nur weg von hier. Stolpernd torkelte der Polizist die Straße entlang, vorbei an zwei Gestalten, die er nicht genauer erkennen konnte, deren argwöhnische Blicke er jedoch auf sich spürte. Während er sich benommen wie ein Betrunkener durch die Straßen hetzte und fieberhaft überlegte, was als nächstes zu tun sei, reifte in ihm ein Gedanke. Doch er konnte nicht klar überlegen, er war viel zu aufgewühlt über das, was er gerade gefunden hatte: Akten, die sein Leben der vergangenen 72 Stunden genauestens dokumentierten, angefertigt von Unbekannten, versteckt im Safe einer Angestellten im Finanzministerium.
    „Ruhig. Ganz ruhig“, stöhnte er, wobei er sich an einer Laterne abstützte und den Schweiß von seiner Stirn wischte, „ganz ruhig. Es ist okay. Ist okay…“


    „Ist okay“, flüsterte er und streichelte Nadja, die völlig aufgelöst am Boden lag, „komm, gehen wir.“
    Die junge Frau hatte sich in seine Uniform vergraben und umklammerte fest seine Arme. „Bring mich hier raus, Konrad.“



    Er sah erschrocken auf. Kurz, für Sekundenbruchteile, war er wieder zurückversetzt in den Einsatz, Nadja zu befreien. Es war Konrad beinahe so, als ob er die Hitze des brennenden Plasmas auf der Haut spüren konnte und sein Körper reagierte mit noch mehr Schweiß. Wieso dachte er jetzt an Nadja? Das Klingeln seines Mobiltelefons riss ihn aus den Gedanken, doch er unterdrückte den Anruf und steckte das Telefon sofort wieder weg. Wer auch immer das war, der konnte warten. Konrad setzte die Sonnenbrille ab, verstaute sie in seiner Lederjacke und massierte sein Nasenbein. Der Polizist brachte seine Atmung unter Kontrolle. Endlich wieder klare Gedanken fassen…
    Er hatte heute erfahren, dass seine Gegner wesentlich mächtiger waren als er. Und sie würden alle Mittel mobil machen, ihn auf seinem persönlichen Kreuzzug zu stoppen. Er brauchte also Verbündete. Aber wer war mächtig und gleichzeitig auf seiner Seite?

    Konrad ließ seine Hand sinken und hob den Blick, sah geradeaus in die Leere. Benedict. Kathleen Benedict-Pera. Er mag derjenige gewesen sein, der ihr ihre beinahe-Tochter genommen hatte, doch waren es andere gewesen, die Rebekka in diesen Strudel der Gewalt hineingestoßen hatten. Sie würde ihm zumindest zuhören. Ihn vielleicht sogar verstehen. Einen Versuch war es definitiv wert, also ging er weiter. Er hatte keine Ahnung, wo die Frau wohnte oder wie er sie erreichen konnte – über das Telefon wollte er mit ihr über diese Angelegenheit nicht sprechen – und deshalb brauchte er einen Plan. Er hatte die gesamte Nacht Zeit, sich einen solchen auszudenken. Normalerweise würde er jetzt oder in einer halben Stunde ins Bett gehen, um am nächsten Tag in der Arbeit fit zu sein, aber das hier war wichtiger als alles andere. Er war mitten in einer Ermittlung. Er war sozusagen im Dienst. Außerdem half ihm das Brüten und überlegen, wie er jetzt vorgehen sollte, über die Geschehnisse des Tages hinwegzukommen. Sein Gang war mittlerweile fester geworden, jedoch noch immer langsam. Er musste sich etwas überlegen…


    Der letzte Batarianer war gerade erschossen worden, da erhielt Chief Gray wohl gerade eine wichtige Meldung über Funk. Der Hüne war Konrad schon auf dem Landepad, als er ihn nach dem Weg fragte, irgendwie unheimlich, gleichzeitig jedoch auch sympathisch gewesen. Die Professionalität, die der Spezialsoldat an den Tag legte, war verblüffend. Er musste das schon verdammt lange machen, das stand für Konrad fest. Anders konnte er sich den fließenden Übergang von hochkonzentriertem Grabenkampf zum Einhalten ordnungsgemäßer Funkprotokolle nicht erklären. Der junge Private von Terra Nova sah sich nach dem Service Chief um, der ihn gerade noch zur Sau machen wollte, jedoch schnell vom Gunny zurechtgewiesen wurde. Allein deshalb schätzte er den großen Gunner schon.
    „Roger, Kent. Wir sind Oskar Mike.“ Der Chief hatte wohl gerade neue Befehle erhalten und schien sich nun auch nach jemand umzusehen, wobei er Konrad, der unmittelbar neben ihm stand, nur kurz mit einem Blick bedachte. „Wooland!“ Er hatte den Service Chief gesucht… „Wooland, nehmen Sie sich ein paar Männer und kommen Sie mit mir.“
    „Jawohl, Sir. Richter, Clipper, Jeremy und Hansen. Mit mir!“
    „Was er jetzt wohl wieder von uns will?“, raunte Hansen, der zu Konrad aufgeschlossen hatte und mit ihm dem Service Chief folgte. Der gebürtige Norweger war zwei Jahre älter als Konrad und ebenfalls ein Private, First Class um genau zu sein. Die zwei hatten sich kurz vor dem Einsatz auf Torfan kennengelernt, während sie noch protokollarischen Wachdienst auf einem Kreuzer geschoben hatten. Der Skandinavier war unglaublich entspannt und begegnete seinen Vorgesetzten stets mit einem eher losen Mundwerk, weshalb Konrad nicht verstand, warum er noch bei der Allianz war beziehungsweise warum er sich überhaupt verpflichtet hatte. Und er war verdammt trinkfest, vermutlich der größte Pluspunkt. Naja, einer der größten.
    „Keine Ahnung… nach Action schaut es hier jedenfalls nicht gerade aus.“ Die Gruppe passierte mehrere leerstehende Bauten, größtenteils provisorisch. Es war wohl ein kleineres Feldlager, was die Allianztruppen hier gestürmt hatten. Ein kleinerer Vorposten, höchstens.
    „Ruhe, Marines.“ Der strenge Service Chief hatte die Plauderei der zwei mitbekommen und ermahnte sie. Spaßbremse, wie immer. „Richter, das war gute Arbeit. Sie wissen, was ich meine.“ Konrad sah auf, direkt in die Augen des Service Chiefs, der ihm aufmunternd zunickte, „ich denke, ich werde Sie für eine Beförderung zum Private First Class vorschlagen. Nach der Schlacht, natürlich.“
    „Vielen Dank, Sir“, grinste er und sah zu Hansen, der die Augenbrauen nach oben zog. Rückgrat bewies Wooland mit der Aktion nicht gerade, aber vielleicht erhoffte er sich so auch einen Gefallen des Gunnys, der in Hörweite war.
    „Wir sind da“, bemerkte dieser knapp. Sie waren vor zwei großen Zelten angekommen, die im üblichen Tarnmuster der Batarianer vor ihnen lagen. Mehrere Soldaten, allesamt N6-Marines, standen davor und redeten, dabei kleinere Grüppchen bildend.
    Konrad deaktivierte die Tönung seines Visiers und sah sich im Kreis drehend um. Die Gruppe war über das Grabensystem weiter vorgedrungen und hatte das hintere Ende des Lagers erreicht. Die zwei großen Zelte waren in einer Erdsenke aufgestellt worden, der einzige Zugang waren diverse Schützengräben. Vor den Zelten war ebenfalls Erde abgetragen worden, sodass ein kleiner Platz davor entstand. Leicht zu verteidigen, schwer von außen zu entdecken. Was versteckten die Batarianer hier?
    „Barn!“ Ein Operations Chief sah die kleine Gruppe sah, löste sich von ein paar Kameraden und kam direkt auf Chief Gray zu. Die beiden nickten sich zu, woraus Konrad schloss, dass sie sich wohl besser kannten. Er hätte den Gunny eigentlich so eingeschätzt, vor einem Ranghöheren zu salutieren. Der Ranghöhere murmelte ihm irgendetwas zu, das Konrad nicht verstehen konnte, wobei er argwöhnisch zu den normalen Marines blickte.
    „Schaut wohl so aus als wären wir zu der Party nicht eingeladen“, raunte Hansen und erwiderte ernst den Blick des Operation Chiefs, beinahe mit etwas Feindseligkeit in den Augen.
    „Na gut“, meinte schließlich der Ranghöchste der Gruppe und wandte sich jetzt den normalen Marines zu, wobei der Gunny hinter ihm stehen blieb, „Wooland, Sie gehen mit Ihren Männern zu der Schützengruppe dort und sichern die restliche Installation. Außer Richter und Hansen, die kommen mit uns.“
    „Äh, natürlich, Sir.“ Die anderen Marines verschwanden im Schlepptau des Service Chiefs, der noch einen letzten Blick zurück warf. Ihm schien die ganze Aktion überhaupt nicht zu gefallen. Umso besser. Auch die N6-Marines sahen ihm kurz nach, um sich dann umzudrehen und zu gehen, im sicheren Glauben, die zwei Privates würden ihnen folgen.
    „Sir“, sprach Hansen den Ranghöheren der beiden an, „wie lautet unser Auftrag?“
    „Egal, Hauptsache Action“, grinste Konrad und gab seinem Armeefreund einen leichten Schlag auf die Schulter. Beide grinsten und auch die zwei N6-Marines tauschten amüsierte Blicke aus.
    „Hattest wohl Recht“, raunte der Operations Chief zum Gunny, der nur brummte. Konrad wusste nicht, was der Spruch zu bedeuten hatte, aber vermutlich bezog er sich auf das Gespräch, das die zwei gerade geführt hatten.
    Das Quartett kam zu einem der großen Zelte, vor dem zwei Soldaten Wache standen. „Machen Sie auf, Corporal.“ Der Rechte der beiden zog die Plane zur Seite und nachdem die kleine Truppe eingetreten war, folgten auch die anderen zwei Soldaten in das Zelt.
    „Großer Gott“, keuchte Hansen und hielt sich die Hand vor die Nase. Auch Konrad verzog angewidert das Gesicht. Es stank höllisch in dem Zelt. Nach was konnte er nicht sagen, es war vermutlich ein Gemisch aus Blut, Exkrementen und Urin. Abartig, als hätte man einen Jahresvorrat Hundescheiße mit dem Schlachtabfall der größten Fastfood-Kette der Galaxis vermischt. Einzig die N6-Chiefs verzogen keine Miene.
    „Ein batarianisches Feldlazarett“, kommentierte der Ranghöhere, den Konrad mittlerweile als Operations Chief Kent identifiziert hatte, und aktivierte seine Taschenlampe. Konrad sah erst jetzt auf und musterte die Umgebung. Das Zelt war dunkel. Neben zwei schäbigen Funseln, die kaum mehr als ihr unmittelbares Umfeld erhellten, gab es keine Lichtquellen im Inneren und nur die Lichtkegel der Taschenlampen ermöglichten es ihm, genauere Formen erkennen zu können. Auf notdürftigen Feldbetten waren leblose Körper aufgebahrt, teilweise mit unversorgten Wunden, die bei manchen noch immer bluteten. Ein paar stöhnten, sobald einer der Lichtkegel über ihre Augen fuhr, doch die waren in der Minderheit. Es war ein scheußlicher Anblick. Plötzlich schepperte etwas.
    „Tango, Ein Uhr!“, brüllte einer der Corporals und alle rissen ihre Waffen nach oben. Aufgrund der Dunkelheit konnte jedoch niemand erkennen, ob es sich um einen Gegner oder um einen Verbündeten handelte, weshalb Kent den Befehl gab, das Feuer zu halten.
    „Identifizieren Sie-“
    „Nicht schießen!“ Die Stimme, definitiv batarianisch, klang nervös, aufgehetzt. Eine Spur Verzweiflung lag in ihr. „Nicht schießen, bitte!“ Er trat ins Licht und es war zu sehen, dass es ein einfacher Unteroffizier war, vergleichbar mit einem Service Chief der Allianz, der sich ergeben wollte. „Ich bin unbewaffnet. Bitte, das ist nur ein Lazarett. Wir versorgen hier unsere Verwundeten, hier ist kein Soldat!“
    „Sir?“, fragte Konrad, dessen Finger sich um den Abzug verkrampfte, doch ehe er eine Antwort erhielt, kam eine Meldung über den Funk rein. Es war ein Gunny aus der Truppe, der sich Wooland angeschlossen hatte. Ebenfalls sehr professionell.
    „Sir, wir haben das andere Zelt durchsucht. Wir haben geborgene Allianzausrüstung sicherstellen können, sowie drei Wachen gefangen genommen. Erwarten weitere Befehle.“
    Für einen Moment, einen etwas langen Moment, antwortete Kent nichts. Konrad warf einen Blick auf ihn und zog erstaunt seine Augenbrauen nach oben. Im Gesicht des Operation Chiefs war Wut, Hass, blanke Feindseligkeit zu sehen. Er knirschte mit den Zähnen, hielt sein Gewehr jedoch auf den Batarianer gerichtet.
    „Sir?“
    „Konfiszieren Sie die Ausrüstung und bringen Sie die Gefangenen nach draußen. Wir kommen nach.“ Er senkte seine Waffe und der Rest der Truppe tat es ihm gleich. Konrad schreckte jedoch auf, als ein Pistolenschuss plötzlich das Zelt durchfuhr und ein schmerzerfüllter, aber unterdrückter Aufschrei folgte. Kent stand da, mit seiner rauchenden Pistole in der Hand, während der Batarianer in die Knie gegangen war. Der Schuss aus der schweren Handfeuerwaffe hatte ihm das halbe Kniegelenk zerfetzt. Unmöglich, dass er so noch stehen konnte. Kent und Chief Gray marschierten zu dem Angeschossenen und zerrten ihn ungehobelt nach oben, was dem Batarianer einen weiteren Schrei entlockte.
    „Bastard“, raunte Gray.
    „Tragen Sie dieses Stück Scheiße nach draußen, Marines“, ordnete Kent Konrad und Hansen an und die zwei Privates schulterten, nach einem kurzen Zögern und einem flüchtigen Blicktausch, ihre Gewehre, um den angeschossenen Batarianer zu nehmen. Er stöhnte, jammerte unentwegt. Konrad schluckte. Die Arme des Typen waren schlank, beinahe dürr. Er machte wirklich nicht den Eindruck eines Soldaten. Er vielleicht ein Arzt, vielleicht ein Sanitäter. Auf jeden Fall keine Kampfmaschine. Schließlich hob er den Kopf und sah Konrad in die Augen, während sie ihn nach draußen trugen. Auf seinem Gesicht war der Ausdruck eines angeschossenen Tieres, das man von seinen Qualen erlösen sollte. Und das Sonnenlicht Torfans spiegelte sich in den feuchten schwarzen Augen.



    Scheiße! Konrad stand wie festgefroren auf dem Fußgängerweg, sein Herz raste, sein Atem ging flach und hektisch. Was war das denn jetzt? Erst Nadja, jetzt der Flashback. Torfan… er dachte, diesen gottverlassenen Stein hätte er längst hinter sich gelassen. Die Erinnerungen holten ihn ein und Konrad schickte sich, sie möglichst schnell wieder zu verdrängen. Es war ein schöner Tag gewesen auf Torfan, sonnig, wie auf jedem Mond. Aber kein schöner Tag für die Allianz. Es war der Tag, an dem sie ihre Hände mit dem Blut tausender beschmutzte. Und auch er hatte seit damals Blut an den Händen… Konrad schüttelte den Kopf. Er schweifte ab, er musste mit seinen Gedanken im hier und jetzt sein. Langsam fuhr er sich durch die Haare, bemerkte dabei, dass das Zittern seiner Hände wieder einsetzte. Verdammte scheiße. Er brauchte jetzt ein ruhiges Plätzchen für das, was er vorhatte. Aber dennoch in der Öffentlichkeit. Und er brauchte eine Kippe. Aufgeregt nestelte er die Packung hervor, holte sich einen Sargnagel hervor und steckte ihn sich an. Der Rauch, das Nikotin, sorgten für eine kurze Phase der Beruhigung und als er den blauen Dunst erleichtert ausstieß, legte Konrad den Kopf in den Nacken.
    „Oh ja…“, raunte er und nahm noch einen Zug, ehe er weiterging, „Zeit, Sie zu finden, Captain Benedict.“

    20:50 Uhr
    Geändert von Konrad_Richter (21.03.2012 um 21:19 Uhr) Grund: Rechtschreibfehler

  5. #45
    ME FRPG only Avatar von Sarah Cathryn Farnsworth
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    <----- Die Citadel: Das Allianzkommando

    Die Citadel: Präsidium

    Es war relativ ruhig im Präsidium. Die meisten Leute arbeiteten auch zu dieser Zeit und Sarah dachte kurz an ihr altes Schiff, die SSV Lyndanisse. Wenn alles so abgelaufen wäre, wie sie es sich vor der Ankunft auf der Citadel ausgemalt hatte, dann würde sie jetzt ebenfalls auf dem Schiff sein und alle Hände voll zu tun haben.
    So hatte sie jedoch Zeit, gemütlich dem Fußweg entlang zu spazieren und in die Auslagen der Geschäftlokale nach einem geeigneten Geschenk Ausschau zu halten. Doch sie war nicht so wirklich bei der Sache, immer wieder musste sie an das Bild, welches aus dem Geth-Artefakt geborgen wurde, denken. Wie wohl die Leute reagieren würden, wenn sie davon wissen würden?
    Sarah blickte sich um und stellte sich vor, wie anstelle Gelassenheit, Langweile, Betriebsamkeit, Ernst oder Humor andere Gemütsregungen in den Gesichtern der wenigen Passanten zu sehen sein würden - Anspannung, Angst, Furcht.

    Plötzlich entdeckte Sarah etwas, dass ihre Aufmerksamkeit erregte. In der Auslage eines Antiquitätenladens hatte sie ein Kugellabyrinth gesehen. Ein echtes Kugellabyrinth aus Holz mit einer Glasmurmel und kein digitales, wie man sie überall bekommen konnte. Sie betrat den Laden, der mit allerlei altertümlichen Dingen vollgestopft war. Der Geruch von Holz schlug ihr direkt entgegen.

    „Einen wunderschönen guten Tag, meine Dame, was kann ich für Sie tun?“ Ein älterer Mann, eigentlich ein sehr alter Mann, stand hinter einem Tresen, der aussah, als würde er aus dem letzten Jahrtausend stammen, stellte diese Frage. Ein Kranz von grauen Haaren wuchs rund um die Glatze auf seinem Kopf. Der Mann war ein gutes Stück kleiner als Sarah und hatte ein drahtiges Aussehen.
    „Guten Tag, ich würde gerne das Kugellabyrinth aus Ihrer Auslage kaufen.“, entgegnete sie.
    „Ah, ein Klassiker unter den Spielen und ein wahres Prachtstück.“, meinte der Verkäufer und kam um den Verkaufstresen herum. Er wuselte zum Schaufenster und holte das Spielzeug. „Dieses hat sogar auswechselbare Spielplatten.“
    Er zog unten am Holzkasten eine weitere Spielplatte heraus und zeigte Sarah, wie man diese wechselte.
    „Wie viel kostet es?“
    „150 Credits.“
    Es war etwas mehr, als Sarah gedacht hatte auszugeben, doch dieses Spiel war wirklich eine Rarität und ein, ihrer Meinung nach, sehr passendes Geschenk für Henrietta.
    „Können Sie es mir als Geschenk einpacken?“
    Der Verkäufer bejahte und Sarah bezahlte, während er es einpackte.

    Mit dem Geschenk machte Sarah sich auf den Weg zurück zum Allianzgebiet, um es in ihre temporäre Wohnung zu bringen. Anschließend wollte sie noch etwas essen gehen, bevor sie sich um die restlichen Personalakten der Midway-Crew beschäftigte. Sie verzichtete auf den Rapid-Transport und ging zu Fuß.

    17:13

    Die Citadel: Allianzquartiere ----->

  6. #46
    ME-FRPG-only Avatar von Juana Morales
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    <----- Die Citadel: Allianz-Quartiere

    Die Citadel: Präsidium: Apartment der Lamberts


    Juana war froh als die Fahrt endlich vorbei war. Denn obwohl ihr Bruder meinte, sie sich während der Fahrt unterhalten so hatte die ganze Zeit über eine peinliche Stille geherrscht und mit jedem zurückgelegten Meter fühlte sich Juana unwohler. Nun standen Sie vor einem Apartment Block der ganz so Aussah als könnten sich nur wenige priveligierte eine Wohnung hier leisten. Juana fühlte sich Elend. In ihrem Mund hatte sich eine Trockenheit ausgebreitet wie sie wohl ansonsten nur im Death Valley herrschte und sie meinte sofort in den nächsten prächtigen Blumenkübel kotzen zu müssen wenn sie den Mund aufmachte. Als sie den Fahrstuhl bestiegen fingen Juanas Beine an leicht zu zittern und je höher der Fahrstuhl fuhr desto schneller schlug ihr Herz. Plötzlich ging Juana auf, dass Sie Angst hatte. Angst, wie Sie sie noch nie zuvor empfunden hatte. Aus einem nüchternen Standpunkt aus betrachtet waren ihre Gefühle vollkommen lächerlich. Sie hatte Dinge getan und gesehen, hatte unter Stresssituationen gestanden und Schmerzen erlitten, die andere Menschen gebrochen hätten. Doch wann immer Sie in ihrer militärischen Laufbahn Angst gehabt hatte, so konnte sie sich doch jedesmal damit beruhigen, dass Sie eine fähige Soldatin war, von ebenso fähigen Kameraden umgeben war und einen hervorragenden Offizier hatte. Sie hatte darauf vertrauen können und das hatte sie beruhigt. Aber auf dieses Treffen mit ihrem Vater konnte sie kein Lehrgang, keine Übung und auch nicht die motivierenden Worte eines fähigen Kommandeurs vorbereiten.
    Der Fahrstuhl hielt und die Türen glitten auf, während eine mechanische Frauenstimme ihre Ankunft im 12. Stock verkündete. Das Herz schlug Juana mitlerweile bis zum Hals und sie fragte sich ob ihre Beine überhaupt dazu in der Lage waren sie noch lange zu tragen. Momentan konnte sie sich keinen Schritt vorwärts bewegen. Plötzlich nahm Amyla Ihre Hand und Sie spürte wie ein Teil der Anspannung und Angst in ihr Abfiel. Es war fast als würde die Asari Juanas Körper und Geist mit neuer Energie aufpumpen. Juana war sich nicht sicher, ob das nur Einbildung war, oder ob Asari tatsächlich solche Fähigkeiten besaßen. Amyla zog leicht an Ihrer Hand, was genügte um Juana in Bewegung zu versetzen und schon im nächsten Moment standen sie vor einer dunklen Holztür mit einem in Messing eingerahmten Schild auf dem 'Lambert' stand. Eric betätigte die Klingel. Als hinter der Tür das unverkennbare Geräusch von Stöckelschuhen auf Parkettboden zu hören war verstärkte Juana unwillkürlich den Händedruck um Amylas Hand, vermutlich Schmerzhaft, doch Sie ließ sich nichts anmerken. Als die Schritte direkt hinter der Tür verhallten hielt Juana den Atem an.

    Die Soldatin hatte vieles erwartet. Aber nicht das. In der offenen Tür stand ein Mädchen, vielleicht 16 oder 17 Jahre alt, die in keinster Weise in diese Wohngegend passte. Ihre Haare waren sehr kurz, unordentlich und in kräftigem Orange gefärbt, was sie in einen starken kontrast zu ihren tiefgrünen Augen setzte. In ihrem linken Nasenflügel steckte ein Piercing während ihre Ohrläppchen jeweils vier kleiner werdende Ringe trugen. Passend dazu trug Sie eine zerschliessene weite Jeans und ein knappes bauchfreies Top welches den Blick auf ein Bauchnabelpiercing und einige sehr interessante Tätowierungen im japanischen Stil zuließ. Das Mädchen strahlte Juana offen an und auch Eric grinste. "Darf ich Vorstellen, meine kleine Schwester Ayleen. Ayleen, dass ist deine große Schwester Juana und ihre Freundin Amyla."
    Bevor Juana auch nur reagieren konnte hatte sich Ayleen ihrer älteren Schwester mit einem begeisterten "Hi" um den Hals geworfen, ganz so als würden Sie sich schon ewig kennen und sich nach Jahren zum ersten mal wieder treffen. Die entwaffnende und ehrliche Geste ihrer kleinen Halbschwester ließ sämtliche Spannung von Juana abfallen. Sie ließ Amylas Hand los und erwiederte die recht ungestüme Umarmung Ayleens. Über deren Schulter hinweg sah Sie nun eine weitere Person in der Tür auftauchen. Dem Aussehen nach eine dunkelhaarige Frau um die 40 mit einem offenen Gesicht und bemerkenswert grünen Augen. Sie lächelte Juana an und als sie sich von Ayleen löste umarmte deren Mutter sie nicht weniger herzhaft, wenn auch weniger stürmisch. "Ich bin Katarina. Willkommen zu Hause Juana." Ein wohliges Gefühl breitete sich in Juana aus, ein Gefühl, dass sie so lange nicht mehr gespürt hatte, dass sie nichtmal wusste wie man es nannte. Erst nach einem Augenblick fiel es ihr ein: Geborgenheit. Katarina ließ Juana loß und begrüßte Amyla während sich Juana der letzten Person zuwandte die hinzugekommen war. Ihr Vater.
    Er sah aus wie mitte 40, hatte kurzgeschorenes braunes Haar und betrachtete seine älteste Tochter mit den gleichen Augen wie Sie ihn. Offenbar hatte auch er auf jeglichen Schnickschnack verzichtet und einfach nur eine einfache Jeans und ein legeres Hemd an, dass seinen leichten Bauchansatz unvorteilhaft zur Geltung brachte. Juana registrierte eine unschöne Narbe auf der rechten, unrasierten Wange und einen fehlenden Mittelfinger an der rechten Hand. Juana war sich sicher, dass er in der Uniform eines Captains steckend eine unheimliche Autorität ausstrahlen musste, denn selbst jetzt als er seine Tochter mit leicht wässrigen Augen und bedauerndem Ausdruck ansah sprach aus ihnen jahrelange Erfahrung.
    Juana wusste nicht wie lange Sie sich gegenseitig anstarrten. Möglicherweise waren es nur einige unendlich lange Sekunden, oder aber ungemein kurze Stunden. Alle hatten inzwischen ihre Aufmerksamkeit auf Cole und Juana gelenkt. Plötzlich gab es ein lautes Klatschen und Cole Lambert taumelte ein Stück zurück. Juanas rechte Handfläche stand in Flammen und in etwa genauso musste sich die Wange ihres Vaters anfühlen. All die versteckte Wut die sich gegen diesen unbekannten Mann über die Jahre angestaut hatte, hatte Juana in diesen Schlag gelegt und somit abgebaut. Sie war nicht zimperlich gewesen und hätte sie mit der Faust geschlagen wäre vermutlich ein Kieferbruch die Folge gewesen. Sie sah ihren Vater schwer atmend und provokativ an, fast als würde Sie ihn zu einer Prügelei herausfordern. Doch dieser sah sie nur mit einem Blick voller Trauer und Scham an während er sich über die rote Wange fuhr: "Ich schätze, ich habe mehr als nur diese eine Ohrfeige verdient... Bitte Verzeih mir Juana."
    Im nächsten Augenblick umarmte Juana ihren Vater und fing leise an zu weinen, ein feuchtes kratziges Kinn auf ihrer Schulter verriet ihr, dass auch er die Tränen nicht länger zurückhalten konnte.

  7. #47
    ME-FRPG-only Avatar von Juana Morales
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    Als Juana und ihr Vater sich wieder voneinander lösten, sich die Tränen wegwischten und sich ansahen meinte Juana an Coles Blick zu erkennen, dass er was sagen wollte, sich erklären wollte. Doch er kam nicht dazu irgendetwas zu sagen, denn sein älteste Tochter legte ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen: "Jetzt nicht Papa, lass uns lieber Essen."

    Eine viertelstunde später saßen sie alle in der großen Essküche, unterhielten sich, scherzten, aßen Kalbsfilet und tranken dazu einen hervorragenden spanischen Rotwein. Juana erlebte zum ersten mal in ihren Leben so etwas wie ein Familienessen und obwohl es sie schmerzte, was ihr in ihrer Jugend vorenthalten wurde, so genoss sie die behagliche Stimmung und die Geborgeneheit in vollen Zügen. Schon bald würde die Midway ablegen und dann würde Sie die Wärme ihrer neu gewonnen Familie und ihrer neu gewonnen Liebe schmerzlich vermissen. Aber die Versetzung auf die Midway hatte auch ihr gutes. Andernfalls hätte Sie nicht Amyla kennen gelernt und würde nicht zwischen Menschen sitzen die sie bedingungslos akzeptierten und aufnahmen. Ihre Gedanken wanderten zu ihren Kameraden auf der Atlanta und plötzlich erschienen ihr Smjolenka, Wibbes und Luger so weit entfernt als ob Sie sie vor Jahren zu letzt gesehen hätte. Dabei hatte der Kreuzer vor nichtmal 48 Stunden abgelegt.
    Ihre kleine Schwester holte Juana wieder in die Gesprächrunde zurück.
    "Hey Juanita! Wie lange kennst du Amy schon?"
    Juana stutzte kurz, dass ihre kleine Halbschwester sie so nannte wie es ihre Mutter häufig getan hatte irritierte sie.
    "Ähm, Gestern. Im Flux."
    Ayleen warf ihrer größeren Schwester einen wissenden Blick zu ließ die Sache aber ansonsten unkommentiert. Cole seufzte und Juana warf ihm einen fragenden Blick, Katarina einen tadelnden zu.
    "Ich wollte eigentlich mal Enkelkinder haben, aber ich denke das ist ein frommer Wunsch. Meine Älteste ist Soldatin bei den Special Forces auf einem Eliteschiff, meine jüngste lesbisch und mein Sohn schwul." erklärte er mit einem leicht ironischen lächeln.
    Eric verdrehte sofort die Augen und Ayleen warf ihrem Vater sofort einen provokativen Blick zu.
    "Dad wie oft soll ich dir noch erklären, dass ich nicht homo- sondern bisexuell bin. Außerdem hab ich gerade eine Freundin." entgegnete Eric seinem Vater leicht entnervt welcher milde überrascht über diese neuigkeit eine Augenbraue hob:
    "Tatsächlich? Dann ist also doch noch nicht alle Hoffnung verloren?"
    Eric schüttelte lediglich schmunzelnd den Kopf.
    "Aha, Asari-Enkel sind dir also nicht gut genug, Captain?" warf Juana ihrem Vater mit gespielter Empörung entgegen. Links von Juana war plötzlich ein seltsames Husten zu hören, als ob sich jemand an einem Stück Kalbsfilet verschluckt hätte, im nächsten Moment hörte Sie ein "´tschuldigung" von einer violeten Gestalt die aus dem Zimmer hastete. Einen Augenblick starrte Juana auf die Tür durch die gerade Amyla verschwunden war, dann stand sie auf und folgte ihr hastig.

    Juana fand Sie in einer Art Atelier. Katarina, hatte erwähnt, dass sie gerne male. Die Asari saß im dunkeln auf einem kleinen Hocker und vor ihr in der Luft schwebte ein einfaches Blatt Papier, dass sie mit Hilfe von Biotik faltete. Zumindest deutete ein leichtes bläuliches Flimmer und die Tatsache, dass das Blatt in der Luft schwebte darauf hin.
    "Du willst Kinder?" fragte Sie mit unnatürlich hoher Stimme und sah sie an. Juana meinte etwas in ihren Augen glitzern zu sehen und ging auf ihre Freundin zu.
    "Hey, Amyla... ich. Das war ein Scherz. Ich will keine Kinder... nein quatsch, ich habe mir noch nie darüber gedanken gemacht ob ich Kinder haben möchte oder nicht. Ich wollte bloß meinen Vater ein bisschen ärgern. Ich wollte dich damit nicht so ... erschrecken. Verzeihst du mir?"
    Juana konnte die Silouette der Asari nicken sehen, zog Sie vom Hocker und umarmte ihre Freundin. Ein leichter wohliger schauer lief Juana über Arme und Rücken als sie die warme, weiche Haut Amylas berührte. Sie lösten sich wieder und Amyla hob das Blatt Papier auf, dass sie bearbeitet hatte und gab es Juana. Inwzischen war aus dem Blatt ein kleiner Origami Vogel geworden.
    Gemeinsam verließen Sie das dunkle Atelier und begaben sich wieder zu den Anderen.

    Die Citadel: Allianzquartiere ----->

  8. #48
    Newbie Avatar von James Herlock
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    James Herlock
    Tag 4, 07.04.2184, 11:28 Uhr
    Nerven wie Drahtseile

    ← Herlock Design One: PSY Sharons Desire


    Der Wagen kam zum stehen und die Türen öffneten sich. Linnéa bedankte sich beim Fahrer und entließ ihn aus seinem heutigen Dienst. Jim stieg aus. Dicht gefolgt von Julia. Sie wollte eigentlich zu erst aussteigen und protestierte dementsprechend heftig, da es ihre Aufgabe war, ihren Chef zu schützen.
    „Es ziemt sich nicht für den Secret-Service als letzte auszusteigen, Sir.“
    „Du bist ja auch nicht vom Secret-Service, Süße.“, stichelte Jim zurück. Julia warf ihm einen schmollenden Blick zu, lächelte dann aber im Angesicht des Lächelns, das ihm ihr Chef entgegen brachte. Er hielt ihr die Hand hin und half ihr beim aussteigen. Linnéa betrachtete das Schauspiel aus einigen Metern Entfernung und bat die beiden, sich doch etwas professioneller zu verhalten.

    Die komfortablen 0,3g des Präsidiums taten den müden Knochen von Jim gut. Es entlastete ein wenig seine Wirbelsäule, die er nun mehr denn je spürte. Wie lange er nicht mehr richtig geschlafen hatte deswegen? Er wusste es nicht mehr.
    Zusammen gingen die zwei Damen vor ihrem Chef her, der genüsslich die wohlgeformten Hintern derer bewunderte. Er musste sich eingestehen, dass Hosenanzüge einen wirklich knackigen Hintern machen. Sofern sie von den richtigen Frauen getragen wurden.
    „Wir sind da, Sir. Und hören Sie bitte auf, mir so auf den Arsch zu glotzen.“
    Jim fühlte sich ertappt. Er riss ruckartig den Kopf hoch und die Augen auf. Sein Blick wanderte mehrere male von links nach rechts und von rechts nach links. Es dauerte einige wenige Sekunden, bis er wusste wie er antworten sollte: „Warum ziehst Du dir dann so was Figur betonendes an, Julia?“
    „Weil ich es mag, Sir. Mir gefällt nur nicht, dass man dann immer nur auf Arsch und Titten reduziert wird.“
    „Autsch. Das hat gesessen. Ist angekommen, Lieutenant.“
    Sie lächelte. Gefiel es ihr doch die lüsternen Blicke der Männer auf sich zu ziehen. Vor der Gruppe prangte nun das große Gebäude der Citadel-Zweigstelle der HYC. Vor dem Haupteingang war ein großer Granit-Stein aufgestellt, auf dem in großen Lettern der Name der Firma hinein gemeißelt war: Herlock Yacht Construction. Mit Ausnahme dieser drei Wörter war der Zwei-Mal-Drei-Meter-Stein leer. Es imponierte James immer wieder aufs neue, wenn er ihn sah. Wie viel Ästhetik ein solch schlichtes Bildnis offenbarte. Dennoch wirkte der Stein nicht protzig oder gar übertrieben. Er fügte sich in das Gesamtbild des Gebäudes harmonisch ein. Wenn man den Stein berührte, wurden sogar Werbevideos abgespielt. Ein Kniff, den Kacy ihrem Vater damals vorgeschlagen hatte. Hannibal hatte ein Händchen für solche Details. Für eine Sekunde, fühlte sich James wieder in seine Kindheit versetzt. Wie ein kleiner Junge, der mit großen Augen vor dem Rummel steht und es kaum abwarten kann, ihn zu besuchen.

    Zusammen betraten Sie die Büros.
    „Ah, Mr. Herlock. Wir haben sie schon erwartet. Wie geht es ihnen?“, begrüßte die asarische Empfangsdame die Gruppe.
    „Gut. Danke der Nachfrage. Was machen die Geschäfte, Lucille?“
    „Gut. Wir können nicht klagen.“
    „Schön, das hört man gern. Lucille, ich hab hier heute einen Termin.“
    „Ja, Sir. Familie Kolo. Sie wartet im Konferenzraum auf Sie. Folgen sie mir bitte.“ Die blaue Schönheit ging voraus und Jim deutete Julia und Linnéa im Foyer zu warten. Er folgte der Empfangsdame ins nächste Stockwerk. Sie öffnete die Tür und ein großer Raum, der von einem riesigen Konferenztisch dominiert wurde, offenbarte sich ihm. Es war ein karger Raum. Außer dem gläsernen Tisch mit den dazugehörigen bequemen Ledersesseln und einen in der Mitte eingelassenem Terminal, stand nur noch eine einfache, klassische Flipchart in einer Ecke des Raums. Familie Kolo wurde bei diesem Termin nur durch den Vater und die Mutter vertreten.
    „Mr. und Mrs. Kolo? Mr. James Herlock.“, wurde er angekündigt. Jim ging einmal um den Tisch herum und reichte den beiden die Hand. Wollte es zumindest. Denn bevor er sie ausstrecken konnte, geiferte ihn die Frau gleich an, dass er zu spät sei. Die Asari hob die Augenbrauen und schloss alsbald die Tür hinter sich. Somit war James nun alleine im Löwenkäfig. Er musste schlucken. Vielleicht hatte er die Situation auch falsch eingeschätzt und um die Frau zu überzeugen, schien doch etwas mehr nötig zu sein.
    „Ja, ich habe mich verspätet und möchte mich in aller Form dafür bei ihnen entschuldigen, Mrs Kolo.“, gab James ohne jede Rechtfertigung von sich. Ihm gefiel zwar diese Demutshaltung nicht besonders aber er musste sie vertreten, um noch zum Geschäftsabschluss zu kommen. De facto hatte James sich um gerade mal zwei Minuten verspätet, was angesichts des doch harschen Verkehrs auf der Citadel eine Glanzleistung war. Letztendlich ließen sich beide aber dennoch ordentlich begrüßen und James fand seinen Platz gegenüber der zwei Gäste. Er aktivierte sein Omnitool, welches sich daraufhin direkt in das drahtlose Netzwerk des Konferenzraums einloggte und synchronisierte. Das Terminal in mitten des Tisches aktivierte sich ebenfalls und das Logo der HYC war deutlich, rotierend zu erkennen.
    „Ich möchte Sie nochmals recht herzlich in unserem Haus willkommen heißen. Ich hoffe wir werden uns hier heute einig, damit Sie schnellstmöglich, beruhigt auf Ihrer eigenen Yacht einleben können.“ Standardfloskeln. Wie jene am Morgen beim Schulbesuch, hat James auch diese mittlerweile perfekt drauf. Mrs. Kolo schien das zu ahnen und trieb James an, der innerlich wieder schluckte. So ein „Biest“ sah er selten. Normalerweise nahmen sich die Leute Zeit, wenn es um Investitionen von mehreren Millionen Credits ging. Aber diese Dame hier, schien ihre Zeit wichtiger zu sein, als eine zu ihr passende Yacht zu finden. Ihr Mann legte seine Hand beruhigend auf den Unterarm seiner Frau, um dieser zu signalisieren, dass sie sich doch etwas zügeln sollte.
    Jim fuhr fort. Zunächst begann er das eigentliche Interesse zu erfragen:
    „So. Mir wurde mitgeteilt, dass Sie sich für eine unserer Yachten der Serie 4 interessieren. Warum denn ausgerechnet die Serie 4?“
    „Weil wir uns für die Serie 4, wie sie sagen, eben interessieren.“, fuhr ihn die Frau wieder an.
    Er hinterfragte weiter und weiter. Praktisch musste er den Beiden jede Antwort aus der Nase ziehen. Solche Arbeiten mochte James nicht. Und schon gar nicht mochte er es leiden, wenn er von Jüngeren respektlos behandelt wurde. Immerhin hatte James knapp vierzig Jahre Militärdienst hinter sich.

    Er ließ Werbevideos laufen. Vergleiche zwischen Yachten anderer Hersteller und seiner und deklarierte die Serie 4 zu einer „Allerweltsyacht“. Er erschöpfte fast sein ganzes Repertoire an Verhandlungsgeschick. Die ganze Verhandlung hatte er mit Mrs. Kolo geführt. Sie hatte tatsächlich die Hosen an. Kaum hatte ihr Mann was gesagt, fiel sie ihm direkt ins Wort und korrigierte seine Aussage. Sie stellte ihn als Dumm und Unfähig dar. Der einzige Grund warum sie ihn geheiratet hatte, soviel hatte Jim mittlerweile erfahren, war das gemeinsame Kind. Eine so genannte Vernunftehe. Das Vermögen stammte auch nicht von ihrer Seite. Sie war auf das Portmonee ihres Mannes angewiesen. Sie stritten sich ohne Ende um die kleinsten Details. Hätte in dem Raum genug Kleinzugs herumgelegen, hätten sie sich garantiert die köpfe damit eingeworfen. Solange bis Jim der Kragen platze. Er schüttelte den Kopf ungläubig der Worte, die er vernahm und stieß letztendlich einen genauso ungläubiges „Tst“ aus.
    „Familie Kolo. Ich verkaufe Ihnen gerne eine Yacht. Aber bitte tragen Sie ihre Eheprobleme wo anders aus. Gerne können wir ihnen die Adresse eines angesehen Paartherapeuten besorgen, wenn ihnen das weiterhilft.“
    Frau Kolo schaute nun so ungläubig, wie Jim einige Sekunden zuvor. Sie rang um Luft ob der Worte, die nun ihr entgegen gebracht wurden, als sich endlich mal ihr Mann zu dem Thema öffnete:
    „Vielen Dank, Mr. Herlock.“, er war sichtlich angespannt, was man an seiner doch leicht erregten Aussprache bemerkte: „Aber wir brauchen keinen Therapeuten mehr. Ich werde mich von dieser Frau hier scheiden lassen.“
    Wie ein Donnerschlag hämmerten diese Worte durch den Raum. Alles war still und wäre man nicht auf einer intergalaktischen Raumstation gewesen, sondern auf der Erde, hätten selbst die Tierchen im Wald, zu Wasser und in der Luft gebannt zugehört. Es verblüffte James, wie ruhig der Mann dennoch blieb, als er die Worte aussprach. Seine Noch-Ehefrau hingegen, schnappte weiter nach Luft.
    „Und ich werde mich für eine repräsentative Yacht der Serie 10 entscheiden.“
    Jim freute sich über die Worte. Mehr als er jetzt noch zu hoffen glaubte.
    „Jeff, das wagst Du nicht. So was macht man nicht mit mir.“ Die Frau schien wieder beieinander zu sein. Die heftigen Drohgebärden unterstrichen ihre nächsten Worte: „Nicht mit mir!“
    „Hab ich aber schon, Schatz.“ Der gewaltige, ironische Unterton war nicht zu überhören.
    „Du wirst eh nie glücklich mit dem Geld und den Jungen wirst du auch nicht mehr sehen.“, fauchte sie ihn an, wobei Mr. Kolo nur zufrieden lächelte.
    „Versuch es doch. Erinnerst Du dich noch an unsere Standesamtliche? Damals hast du einen Ehevertrag unterschrieben und laut dem hast du nur ein Umgangsrecht für Timmy. Das Sorgerecht bleibt bei mir. Und um das Geld mache ich mir am wenigsten Sorgen, denn davon siehst Du nicht einen Credit.“
    Na ja, ob das alles so rechtens war, wusste James nicht. Aber diese Verhandlung, die nun schon etwas über dreieinhalb Stunden dauerte, hatte sich ausgezahlt. Sofern Mr. Kolo zu seinem Wort stand. Beide Ehegatten warfen sich noch unschöne Liebeleien an die Köpfe, bis Mrs. Kolo wütend aufsprang und das Gebäude verließ.
    „Endlich.“, raunte Jeff; „Danke für die Hilfe, Mr. Herlock. Endlich hatte ich mal den Mut, ihr meine Meinung zu geigen. Ich wollte sie schon so lange loswerden, hatte mich aber bislang nicht getraut es ihr zu sagen. Diese Hexe.“ Er verbrachte noch einige Minuten, damit sich über seine Frau auszulassen, ehe Jim ihn nach seinem Sohn fragte. Der sei allerdings, bei seiner Mutter, die ihn auch glücklicher Weise dazu gedrängt hatte, den Ehevertrag aufzusetzen. Jim lächelte. So was wie ein Ehevertrag war bei ihm und Sharon nie nötig gewesen.

    „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“, ermahnte ihn seine Frau. Sie waren nun seit knapp einem Jahr verheiratet und James wusste, wie und womit er Sharon überraschen konnte. Mal sind sie ganz spontan weggefahren. Andere Male verbrachten sie seinen ganzen Landurlaub im Bett. Sharon konnte sich nie sicher sein, was Jim als nächstes mit ihr vorhatte. Es war kurz vor Jims fünfunddreißigsten Geburtstag. Er kam mit zwei Flugtickets nach Australien nach Hause. Sie wollten sich schon immer mal das Great Barrier Reef anschauen. Jim öffnete langsam die Tür und schritt, so leise wie irgend möglich ein um die Überraschung nicht zu verderben. Doch dann knarrte diese elende Holzbohle. Er verfluchte dieses unbarmherzige Stück Holz, für diesen elend lauten und langen Ton. Nichts hätte ihn besser ankündigen können, als eine knarrende Holzbohle. Jim seufzte resignierend.
    „Sharon? Ich bin wieder da!“, rief er den Flur hoch. Als er nach einigen Augenblicken, in denen er sich seiner Jacke und seinen Schuhen entledigte, die Treppe heraufging, fühlte er sich merkwürdig. Eine eisige Stimmung lag in der Luft. Nichts regte sich, obwohl das Auto seiner Frau in der Einfahrt stand und von oben Musik herunter drang. Jim erkundete das obere Stockwerk Raum für Raum. Schließlich fand er das laute, nervtötende Radio, aus dem die Hits vergangener Zeiten hervor strömten und schaltete es aus. Ihm fiel die offene Balkontüre auf. Jim schritt heraus und erblickte im Blumenbeet hinterm Haus seine geliebte Frau.
    Sie war völlig in ihre Arbeit vertieft und bemerkte erst nach einigen Sekunden, dass das Radio nicht mehr dudelte.
    „Ach, das gibt es doch nicht. Was ist denn jetzt wieder mit dem Teil.“ Wütend stach sie die Gartenschippe in den Boden, stützte sich an ihr ab und stand auf, um im Haus nach dem verdammten Radio zu schauen. Jim fand, dass sie atemberaubend schön anzusehen war. Selbst jetzt, als sie im unvorteilhaften Arbeitsanzug im Garten stand. Sie verströmte eine Art Magie. Eine Art Magie, die nur Jim wahrnahm. Sie blickte auf und erschrak, als sie ihren Mann am Geländer lehnend erkannte.
    „Ach, du bist´s.“, gab sie gleichgültig von sich. Sharon ging ins Haus. Jim ging wieder ins Erdgeschoss. Die beiden Eheleute begegneten sich in der Küche. Jim wollte sie in die Arme schließen und nie mehr loslassen. Doch ließ Sharon ihn nicht. Im Gegenteil, sie ließ in eiskalt abblitzen. Jim verstand die Welt die nicht mehr.
    „Was ist los?“, fragt er.
    „Es ist nicht alles Gold, was glänzt.“, ermahnte sie ihn: „Ich hab keinen Bock mehr auf diese scheiß Geheimnistuerei. Ich will nicht mehr.“
    Sie setzte sich an den Tisch und genehmigte sich erst mal einen großen Schluck Kaffee.
    „Was denn für eine Geheimnistuerei?“, hakte Jim nach.
    „Genau das meine ich. Siehst du?“ Ihre Handarbeit untermauerte ihre Aussage. Allerdings war dies eine inhaltslose Aussage. Jim wusste nicht so recht was er damit anfangen sollte. Er ging schon vom Schlimmsten aus. Eine Trennung. Doch Jim war ein Navy Offizier und Navy Offiziere geben nicht auf.
    „Was ist los?“, fragte er entschlossener nach und bedrängte sie schon fast.
    Sharon lächelte zufrieden ob der Tatsache, dass Jim ihr in die Falle gegangen war.
    „Oh, ganz viel ist los, Honey: Zum Beispiel bin ich schwanger. Schon im dritten Monat.“, gab sie letztendlich zu.
    In Jims Kopf ratterte es. Es dauerte einige Sekunden, diese Information zu verarbeiten und zu merken, dass er gerade hinters Licht geführt wurde. Dabei sah er ausdruckslos in die Augen seiner Frau Sharon, die ihn zufrieden anlächelte. Jim setzte sich nun neben Sharon auf die Bank, griff nach ihrer Tasse und genehmigte sich ebenfalls einen kräftigen Schluck des bitteren Muntermachers, ehe er ihre Hand ergriff, sie zu sich zog und sanft küsste.
    „Und ich hatte schon das schlimmste befürchtet.“, war seine Antwort, gefolgt von einem glücklichem Lächeln.


    „Also. Eine Yacht der Serie 10, richtig?“, begann Jim das Gespräch wieder. Der Mann gegenüber wirkte wirklich erleichtert. Die Art, wie er sich nun gab, zeugte davon. Er war sichtlich erleichtert und beschwingter. Jeff nickte.
    „Das wird aber nicht ganz Günstig, Mr. Kolo. Für die Serie 10 haben wir eine Auflage von zwei Schiffen geplant. Jedes davon soll ein Unikat sein.“
    „Dessen bin ich mir bewusst, Mr. Herlock“, erwiderte der nun freie Mann: „Und ich versichere ihnen, dass ich mich damit bestens auseinandergesetzt hab. Mehr noch als meine Frau sich je damit beschäftigte.“
    James gefiel das, was er hörte. Er nahm die Wünsche seines Kunden gern zur Kenntnis und beratschlagte ihn bei seinen Wünschen zur Ausstattung. Er gab ihm auch bekannt, dass sein Schiff die Seriennummer HD1002-2 tragen würde. Das erste Schiff, war bereits vor einiger Zeit verkauft worden. Ebenfalls hier auf der Citadel. Er überlegte sich kurz, ob er die Serie in Citadel-Serie umbenennen sollte, entschied sich aber rasch dagegen. Jim blieb bei der Tradition. Die Leute kannten immerhin die Serienbezeichnungen und das sollte auch so bleiben. Sie unterhielten sich noch einige längere Momente und Jim vermied das Thema Familie, so gut es eben ging.

    Eine lange und harte Verhandlung später, verabschiedete Mr. Kolo sich endlich und als sich die Tür hinter ihm schloss, ließ sich James, wie einen nassen Sack, in den Sessel fallen. Er atmete einige male tief ein und aus. Nach einigen Momenten des Durchatmen betätigte er das Terminal:
    „Ich brauch was zu trinken. Schnell.“
    Er stand auf, ging zum Fenster und schaute auf die Skyline der Citadel, welche sich hinter dem Fenster erstreckte. Auch wenn der Konferenzraum zu den Büros gehörte und nur ein Stockwerk darüber lag, dauerte es ihm immer eine gefühlte Ewigkeit um mit dem Fahrstuhl in den nächsten Abschnitt des Gebäudes zu gelangen. Dementsprechend war er froh über jedwede Abwechslung. Sei es nun ein Gespräch mit seinen Begleitern oder das lauschen der super manipulativen Citadel-News. Es klopfte und Linnéa trat ein. Sie hatte eine Flasche Wasser dabei. Genau das Getränk, nachdem sich James jetzt am wenigsten verzehrte.
    „Glückwunsch zum Geschäft, Boss. Hat ja doch etwas gedauert, nehme ich an.“ Sie lächelte und stellte ihm ein Glas des kühlen Nass bereit. Jim stand mit dem Rücken zu ihr und schaute weiter aus dem Fenster.
    „Ja. Hab schon fast nicht mehr dran geglaubt.“, kicherte er ungläubig: „Erst die Serie 4, für neunzehn. Dann die Serie 7 für einunddreißig und schlussendlich dann doch die Serie 10.“, Jim drehte sich um. Sein Gesicht zeigte ein mehr oder weniger entspanntes Lächeln. Er schritt um den Tisch auf Linnéa zu, nahm sich das Glas Wasser und nippte kurz daran. Sein Blick suchte den der hübschen Asari und hauchte ihr den eigentlichen Verkaufswert zu: „Neunundsechzig Millionen fünfhunderttausend Credits. Diese Zahl muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Und das alles im Voraus.“ Jim schüttelte ungläubig den Kopf. Es käme ihm nie im Leben in den Sinn solch eine Summe auszugeben. Egal für was. Woher sollte er das Geld auch nehmen.
    „Boss? In der Zwischenzeit ist eine Nachricht für Sie eingegangen. Rufen Sie sie einfach über das Terminal ab.“ Linnéa ließ die Flasche auf dem Tisch stehen und ging aus den Raum. Als James, nochmals Kopfschüttelnd, die eingegangene Extra-Net-nachrit über das Terminal aktivierte, erkannte er seine Schwester Kacy. Es war eine Videodatei.
    „Hi, großer Bruder. Wie geht’s? Ich hoffe gut. Hast ja bald Geburtstag. Da werde ich leider nicht kommen können. Tut mir gaaaaaanz doll Leid, Jim.“ Die Frau Ende der fünfziger mit den langen glatten, blonden Haaren, zog kurz einen Schmollmund, um ihre Entschuldigung damit zu unterstreichen, was Jim amüsierte. Mochte er doch diesen Gesichtsausdruck so sehr bei ihr zu sehen.
    „Weswegen ich Dich Kontaktiere.“, jetzt drang die gefährliche Geschäftsfrau in ihr durch. Sie setzte sich auf und faltete die Hände vor dem Gesicht. Genau so, wie sie einen scharfen, fast schon harschen Blick aufsetzte: „Mr. Visconti, der Eigentümer von Corefield Design, ist verstorben. Er hatte das erste Schiff der Serie 10 gekauft, falls Du dich nicht erinnerst. Das Schiff ist bezahlt und steht kurz vor der Auslieferung. Ich möchte Dich darum bitten, Dich mit seinen Erben oder Anwälten oder was auch immer in Verbindung zu setzten. Was soll mit dem Schiff passieren? Es hat noch nicht einmal einen Namen. Und Du weißt, wie sehr Dad Schiffe ohne Namen hasste. Die Akte ist auf den Weg. Bis dann, großer Bruder. Und gib meinem Mann einen Kuss von mir.“
    Die letzten Worte kamen wie immer sehr freundlich rüber. Aber James wusste, was sie damit sagen wollte. Immerhin verbrachte Mike fast mehr Zeit mit ihm als mit seiner Frau. Es war ein Appell an James, ihn mal wieder nach Hause zu schicken.
    Er grummelte kurz vor sich hin und überlegte, wie er Kontakt zum Nachlassverwalter oder eines seiner Erben aufnehmen sollte. Dann kam er zum Entschluss, einfach eine Nachricht an die hiesige Zweigstelle von Corefield zu senden, in der um einen persönlichen Gesprächstermin mit einem rechtmäßigen Vertreter bat. Zwar wusste Jim, was Corefield machte, aber er kannte niemanden von dem Verein. Und von Julius Visconti hatte Jim nur aus der Info zum Auftrag erfahren, die Kacy ihm hatte zukommen lassen.

    Er saß noch etwas da und brachte den Auftrag ins Reine. Nichts war schlimmer als Unklarheiten in einem Auftrag. Schon mal gar, bei einer solch immensen Summe. Es brauchte seine Zeit, bis er die Daten sauber abgetippt hatte und den Auftrag zum dritten Mal prüfte. Es war sich immer noch nicht sicher, ob er wirklich alles hatte, aber ein gewisses Risiko bestand immer. Er schaute auf die Uhr und als er merkte, dass es schon nach Sieben war, räumte er schnell seine Unterlagen zusammen und verschwand aus dem Konferenzraum.
    „Das hat aber ganz schön gedauert, Admiral.“ raunte Julia ihn an. Sie dachte wohl, dass es wesentlich schneller gehen würde, aber dass sie so lange hier festsaß, konnte selbst James ihr nicht verübeln. Immerhin, hatte er ihr eigentlich Frei gegeben. Das sie nun ihren freien Tag bei ihrem Chef verbrachte, war Jim fast schon ein wenig unangenehm.
    „Tja. Hat halt ein wenig gedauert, dein nächstes Gehalt zu verdienen, Julia.“, konterte er geschickt.
    Sie lachte: „Ich hoffe, es hat sich dann auch wenigstens gelohnt. Der Wagen steht draußen.“
    Julia deutete zum Ausgang und Jim verabschiedete sich beim Büropersonal. Er übergab die Akten und veranlasste den Bau der „New Freedom“. Auf den Weg raus, schaute er Julia tief in die Augen und mit einem süffisanten Lächeln warf er ihr ein: „Das hat es.“ zu.

    19:42 Uhr

    → Herlock Design One: PSY Sharons Desire
    Geändert von James Herlock (20.06.2011 um 19:47 Uhr)


  9. #49
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    20:50 Uhr
    Mit zittrigen Händen führte der Polizist die Zigarette an seinen Mund, wo die gerade frisch befeuchteten Lippen den Glimmstängel empfingen und die nötige luftdichte Isolierung garantierten, die nötig war, den Rauch in die Lungen saugen zu können. Nervös huschten die grünen Augen hin und her, von Häuserdach zu Häuserdach, von Gasse zu Gasse. Konrad begann unruhig zu atmen, er brach in Schweiß aus, fuhr sich mit der Hand durch die Haare, den Sargnagel stets nach oben haltend, damit er sich keine Asche oder irgendeine kleine Verbrennung zuziehen konnte. Unruhig und sichtlich mitgenommen blieb Konrad schließlich bei einem Café im Präsidium stehen, das um diese Uhrzeit zwar noch mäßig gefüllt war, was unter anderem daran lag, dass es auf der Citadel keine wirkliche Nacht gab und im Grunde genommen immer irgendwo was los war, aber das doch den ein oder anderen leeren Tisch anzubieten hatte. Er setzte sich also an einen Tisch, der sich in der Ecke befand, sodass jeder, der ihn beobachten wollte, das nicht von hinten tun konnte, sondern so unweigerlich dem Blick des Polizisten ausgeliefert war. Mit hastigen, zittrigen Bewegungen kramte er sein Telefon hervor. Als er die Tastensperre löste, wurde er darauf hingewiesen, dass er einen Anruf in Abwesenheit empfangen hatte. Na klar, der Anruf von vorhin. Beinahe hätte Konrad ihn vergessen. Die Nummer war ihm unbekannt und er runzelte die Stirn. Es war jedenfalls keine Festnetznummer, jedoch auch keine Handynummer. Mit einem leichten Kopfschütteln tat er es als unwichtig ab und wählte die Nummer eines Mannes, der die Renegade-Rolle, in der sich Konrad gerade unfreiwillig wiederfand, wohl nur zu gut nachvollziehen konnte.
    „Vic Mackey“, meldete sich die altbekannte Stimme des Zivilfahnders, dem Kopf des Strike Teams, einer Task Force gegen die Gangaktivitäten in den unteren Bezirken, und Konrad drückte seine Zigarette nach einem letzten Zug im bereitgestellten Aschenbecher aus.
    „Vic, ich bin‘s“, meldete sich Konrad nervös, „ich brauche deine Hilfe.“
    „Was ist los? Du klingst gestresst, Konrad, ist alles okay bei dir?“ Die Frage ließ den jungen Mann auflachen. Zwar hatte Vic die Nachtschicht übernommen, das wusste Konrad und nur deshalb hatte er ihn ohne die Befürchtung, ihn aus dem Bett zu jagen, anrufen können, aber trotzdem war Vic noch hellwach und in Vollbesitz seiner Sinne. Konrad fand es schade, dass es nicht mehr Cops von seinem Schlag gab, sondern gerade die Alteingesessenen solche Dienste für ein kleines Nickerchen missbrauchten.
    „Das kann ich dir jetzt nicht sagen, nicht am Telefon. Du musst für mich nur jemanden finden.“
    „Brauchst du ein Gangmitglied? Welches? Eclipse?“ Die direkte Art des Detectives gefiel Konrad. Er trötete nicht lange herum, warum er es denn nicht am Telefon sagen konnte oder was denn so wichtig sei, nein. Er fragte einfach, was das Problem sei, direkt und unkompliziert.
    „Nein, nein“, unterbrach ihn Konrad, „kein Gangmitglied. Ich-“
    „Drogen?“
    „Nein! Verdammt, Vic, du musst für mich jemanden von der Allianz finden.“
    „Allianz?“ Die Stimme klang ungläubig, erstaunt. Vielleicht auch etwas vorsichtig, da dieser menschliche Dachverband natürlich eine Nummer größer war, als irgendeine Gang aus den Terminus-Systemen.
    „Ja, genau. Ich brauche die Adresse von Kathleen Benedict.“
    „Reden wir hier von einem kleinen Private oder einem dicken Fisch?“
    „Ein verdammter weißer Hai, wenn du mich fragst. Geheimdienst, scheint da eine ziemlich große Nummer zu sein. Mehr kann ich dir nicht sagen, nicht so.“
    „Geheimdienst? Spinnst du, Konrad? Wie soll ich-“
    „Verarsch mich nicht Vic, ich weiß, dass du das kannst. Sonst würde ich dich nicht anrufen.“
    Am anderen Ende war Stille zu hören, vereinzelte Stimmen der anderen Teammitglieder, die Vic jedoch schnell wieder zum Schweigen bringen konnte. Er schien zu überlegen.
    „Okay, ich schau, was ich machen kann. Wenn ich etwas Genaueres weiß, melde ich mich wieder.“
    „Nein! Nicht über das Telefon, das ist nicht abhörsicher. Triff mich im Café an der Achten im Präsidium, allein.“
    „Okay“, seufzte Vic, der noch die Drohung anhängte, dass Konrad ihm mindestens einen Kasten Bier schulden würde, wenn das den Aufwand nicht wert sein würde, doch der Polizist von Terra Nova konnte dem Glatzkopf garantieren, dass es der Aufwand wert sein würde. Bombensicher garantieren.

    Während Konrad auf Vic wartete, ihn beinahe herbeisehnte, nestelte er nervös an der kleinen Serviette, die ihm die freundliche menschliche Bedienung zum Kaffee dazugegeben hatte. Er betrachtete die leicht bräunliche, wunderbar aussehende Crema, auf der mit Schokopulver ein Herz abgebildet war.
    „Nett“, lächelte der Polizist, wobei er das jedoch mehr zu sich selbst sagte als zu der menschlichen Frau in den späten Zwanzigern.
    „Ich war’s nicht“, gab sie spitzbübisch zurück und entfernte sich.
    „Schade!“, rief ihr noch ein Gast, ein Mann, ungefähr in Konrads Alter hinterher, ehe der Typ, der am Tisch neben Konrad saß und das Gespräch wohl verfolgt haben musste, dem Polizisten ein fettes Grinsen zuwarf, das dieser gequält erwiderte. Selbstverständlich sah das von außen erbärmlich aus. Weder Milch, noch Zucker dazugebend schüttete Konrad den Kaffee hinunter, bestellte gleich noch einen hinterher, den er auf die gleiche Art vernichtete.
    Plötzlich Schweiß. Konrad fuhr sich mit der Hand über die feuchte Stirn, sah sich unsicher um. Da war dieser Typ von gerade, machte den Eindruck eines Studenten, der wieder in irgendeinen Ziegelstein von Roman vertieft war, vermutlich ziemlich schwere Kost, und ab und an einen Schluck Gin Tonic trank, während das Café ansonsten von recht unscheinbarem Publikum besucht wurde. Ein Salarianer, der hektisch mit einer Aktentasche unter dem Arm geklemmt das Café verließ, während ein Turianer den Laden betrat, sich kurz umsah und dann gegenüber von Konrad, auf der anderen Seite des Cafés Platz nahm. Beobachtete er ihn? Der Turianer, er schien circa doppelt so alt zu sein wie Konrad (wobei man das bei den Pallavianern nie so richtig sagen konnte), schlug betont lässig eine Zeitung auf, die er, nachdem er einen Latte Macchiato – Turian Style – bestellt hatte, interessiert zu lesen schien.
    Konrad war bei seinem vierten Kaffee angelangt, die Serviette war mittlerweile hoffnungslos zerfranst, sodass jetzt die Speisekarte dran glauben musste, aber nicht konnte, da sie laminiert war, also holte er schließlich sein Telefon hervor. Öffnete die Bilder. Sah sie sich genau an.
    Die Fotos mussten mit einer hochauflösenden Kamera erstellt worden sein, es waren einfach zu viele Details zu sehen. Wieder Schweiß. Hitze. Konrad wischte sich über die Stirn, fuhr sich durch die – mittlerweile hoffnungslos verstrubelten – Haare und widmete sich erneut den Bildern. Wer auch immer sie beobachtet hatte, der hatte sich Zeit genommen. Sie genauestens studiert, beide. Konrad musste Lisa warnen! Aber würde sie ihn sehen wollen? Und noch viel wichtiger, würde sie ihm glauben? Egal. Er entschloss sich dazu, ihr eine Nachricht zu schreiben. Kurz und direkt forderte er sie dazu auf, sich bedeckt zu halten, bei der C-Sec um Personenschutz zu bitten und sich bei ihm zu melden, sobald sie die Nachricht erhielt.

    Das Aufheulen eines Wagens im geländetauglichen Stil gehalten ließ den Polizisten aufblicken, das Telefon wegstecken. Es war Vic. Der bullige Detective stieg schnell aus, überquerte noch schneller die Straße und setzte sich, sich mehrmals umblickend und dabei auch nicht die Sonnenbrille abnehmend, an einen Tisch neben Konrad.
    „Die Adresse steht auf diesem Zettel hier“, Vic legte das Stück Papier auf Konrads Tisch ab und sprach weiter, „sei aber vorsichtig, die Dame verfügt über Personenschutz.“
    „Danke, Vic“, raunte ihm Konrad zu, die Menge betrachtend, dabei speziell den Turianer mit der Zeitung fixierend, „ich wusste, du könntest mir weiterhelfen.“
    „Oh“, der Glatzkopf hob beschwichtigend die Hände, „bedank dich bei Lenard. So ein H-süchtiger Computernerd kann wirkliche Wunder bewirken, wenn man etwas mit der weißen Tüte wedelt und ihm droht, dem Gangboss davon zu erzählen, dass er sich am betriebseigenen Lager bedient.“
    „Kann man das zurückverfolgen?“
    Erst jetzt sah Vic zu Konrad, nahm die Sonnenbrille ab und starrte ihm direkt in die Augen. „Lenard ist gut. Keine Chance, dass das auch nur irgendjemand bemerkt oder nachvollziehen könnte, und selbst wenn, würden sie die Tür zu einer Crackhöhle sondergleichen eintreten.“ Sehr gut. Kathleen hatte ihre Überraschungsauftritte, jetzt war es Zeit, dass er an der Reihe war. Auch wenn er sich einen besseren Zeitpunkt dafür hätte vorstellen können, aber in Zeiten wie diesen hatte keiner von ihnen die Chance, wählerisch zu sein.
    „Danke“, wiederholte Konrad und der Glatzkopf stand auf.
    „Was ist hier los?“
    „Ich sag es dir wann anders. Ich glaube, ich werde beobachtet.“ Der glatzköpfige Detective sah sich um, scannte mit seinen Augen die wenigen Besucher und dunklen Ecken, ehe er Konrad schlicht zunickte und sich wieder entfernte, jedoch nicht, ohne noch einmal auf dem Absatz kehrt zu machen.
    „Übrigens“, sagte er in einem relativ normalen Tonfall, was Konrad etwas hellhörig werden ließ, schließlich musste es sich dann um ein weniger brisantes Thema handeln, „Tetan wird versetzt.“
    „Was?“ Konrad war überrascht. Der ältere Turianer war noch nicht zu lange dabei, Konrad wusste nicht mehr genau, wann er in sein Revier versetzt wurde, aber zu lang war es sicher nicht her, weshalb es selbst für einen vorschriftstreuen Paragraphenreiter wie ihn ungewöhnlich früh war für eine Beförderung – denn anders konnte in Tetans Fall eine Versetzung nicht begründet sein. „Wohin?“
    „Keine Ahnung“, der Glatzkopf zuckte mit den Schultern, „niemand im Revier weiß das. Morgen oder übermorgen haut er auf jeden Fall ab, scheint eine ziemlich eilige Sache zu sein.“
    „Hm.“ Konrad wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Er hatte sich zwar immer mit seinem Boss in die Haare gekriegt, wenn es darum ging, wie man einen Fall lösen sollte, doch schlussendlich lief es immer darauf hinaus, dass der Turianer nicht hinsah und Konrad das tun ließ, was nötig war. Falls irgendetwas schief gegangen wäre oder war, dann hatte er immer die Möglichkeit gehabt, sämtliche Kenntnis abzustreiten und doch irgendwie den Ärger von Konrad (und damit seinem Revier) abzulenken. Eine Hassliebe, von der jedoch beide auf ihre Art profitierten.
    „Naja“, seufzte Vic und setzte sich die Sonnenbrille auf, „ich muss dann mal wieder. Wir sehen uns, pass auf dich auf.“ Der Mann von Terra Nova nickte dem Erdenbürger zu und entschied sich dazu, noch ein wenig sitzenzubleiben, während der glatzköpfige Detective wieder in seinen Wagen stieg und davonfuhr. Hinaus in eine dreckige Nacht, in der die silbern glänzende Raumstation ein anderes Gesicht präsentierte. Sie ihre hässliche Fratze zum Vorschein brachte, die den normalen Bürgern der Citadel verborgen blieb, eine Grimmasse, die von Drogendealern, Prostitution, Gangs und Pädophilen geschnitten wurde. Konrads Blick blieb gedankenversunken an der Heckstange von Vics Wagen hängen. Konrad war nicht zur C-Sec gegangen, um als Streifenpolizist in Rente zu gehen. Er wollte weiter nach oben, keine Frage, sonst hätte er sich ja den Abschluss mit Hochschulreife auf Terra Nova sparen können. Für ihn stand fest, eines Tages zum Zivilen Einsatzkommando zu gehen, vielleicht die Sitte oder das Rauschgiftdezernat. Entweder ganz oder gar nicht, das stand fest. Wer weiß, vielleicht könnte noch ein Posten in Vics Strike Team frei sein oder das Sondereinsatzkommando, die suchten schließlich immer neue Leute und Konrad konnte, abgesehen von seinen Querelen mit Vorgesetzten, die entsprechenden Qualifikationen vorzeigen. Aber im Moment schien alles darauf hinauszulaufen, dass Konrads Karriere in nächster Zeit eher einen Dämpfer abbekommen würde, so viel Krach wie er machte. Aber er konnte unmöglich aufhören, nicht jetzt. Zu viel stand auf dem Spiel, zu viele Leben waren in Gefahr. Die Gedanken des Polizisten schwirrten, schweiften ab zu dem Geth-Skelett. Konrad war, als würde er die Schreie wieder hören, die Schreie der Verletzten am anderen Ufer des Präsidiumsees, die zwar so nah waren, aber doch durch ein unüberwindbares Hindernis unzugänglich. Die Asari, die in seinen Armen gestorben war. Die Gehirnfetzen und Blutspritzer der menschlichen Frau, die durch einen Querschläger getroffen leblos in seinem Schoß zusammengesackt war. Wie er noch am selben Tag Kinder aus den Trümmern bergen musste; in Tränen aufgelösten Eltern eine Hiobsbotschaft, die schlimmste überhaupt, überbringen musste; mit Mitgliedern aller Armeen die restliche Citadel sicherte und dabei Anhaltspunkte für die Opferzahlen feststellte; Tote wie Waren katalogisieren musste. Er war zur Sec gegangen, um dem Horror des Krieges zu entkommen und doch war er geradewegs in dessen Arme gelaufen. Er räusperte sich, schüttelte etwas den Kopf und kramte seine Zigaretten hervor. Er wollte gerade einen der Glimmstängel aus der Packung holen, da fiel ihm auf, wie sehr seine Hände zitterten. Und egal, wie sehr er es versuchte, es wollte ihm einfach nicht gelingen. Wie Espenlaub zitternd, nein, vielmehr wie ein alter Greis, der an Parkinson litt, führte er die Zigarette an seinen Mund, legte ein paar Credits auf den Tisch und verließ das Café, vor dessen Eingang er sich sofort die Zigarette anzündete, den Rauch tief inhalierte, ehe er die freie Hand tief in der Hosentasche seiner Jeans vergrub und mit angezogenen Schultern in die Nacht hinausschritt. Die Wohnung von Kathleen Benedict lag nicht unweit von dem Café, also sparte sich Konrad das Taxigeld und ging zu Fuß.

    21:18 Uhr
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  10. #50
    ME FRPG only Avatar von Daniel Jalowy
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    Tag 4
    Irgendein Hotel in den Bezirken---------->
    Alfies Loft im Präsidium

    „Alfie ist Vermittler, dass bedeutet er macht sein Geld damit Söldner oder ganze Einheiten an Klienten zu Vermitteln und andersherum. Um im Geschäft erfolgreich zu sein muss man neutral bleiben. Wenn herauskommt, dass Alfie Söldner ans Messer liefert ist das geschäftsschädigend.
    Selbstverständlich könnte aber Alfie in diesem Komplott drinstecken wenn er sich davon einen Gewinn erhofft oder aber er wurde erpresst.
    Andererseits könnte er auch uns seine Hilfe verweigern, da er neutral bleiben muss. Wir werden wohl oder übel abwarten müssen und weiterhin im Dunkeln stochern!“ den letzten Teil sprach er mit eindeutiger Bitterkeit aus.

    Das Präsidium und das Loft kamen in Sicht und Daniel überprüfte seine Waffen bevor er die Seitentüre öffnete. Mit seinem Helm vergrößerte er sowohl Landeplattform als auch das Loft selbst, konnte aber nichts Auffälliges ausmachen. Alle Lichter waren aus und generell gab es keinen Hinweis auf Aktivität. Das war ungewöhnlich.
    Nach allem was Daniel gehört und erlebt hatte war Alfie ein angeberischer Schaumschläger mit einer windigen Vergangenheit die irgendwie mit dem Allianzmilitär zu tun hatte.
    Der Mensch war ein Typ der sich gerne mit schönen, jungen Frauen und Ja-Sagern umgab aber er war nicht blöd.
    Alfie war schon seit vielen Jahren im Geschäft und hatte das Machtvakuum des Geth-Angriffs geschickt ausgenutzt um sich auf der Citadel ganz weit nach oben zu bringen. Dabei zeigte er eine, vergleichsweise, bemerkenswerte Bescheidenheit. Nie hatte Alfie versucht seinen Einfluss außerhalb der Citadel auszubauen. Er beschränkte sich klugerweise auf die Station im Wissen, dass es außerhalb der Station noch größere Haie gab mit denen er nicht anecken wollte.
    Das Vermittlergewerbe war ein 24/7 Geschäft. Ständig kamen und gingen Söldner und ständig suchten Klienten nach qualifizierten oder preiswerten Personal. Die Tatsache, dass das Loft wie verlassen vor ihnen lag war äußerst ungewöhnlich und damit potenziell gefährlich.

    „Da stimmt was nicht, fahr das Waffensystem hoch!“ befahl er dem Revolverhelden über Funk. Kurz darauf piepte das schwere MG neben Daniel und fuhr aus der Ruheposition in die aktive. Die Waffenanlage schwenkte in die Luke und klappte dann die Waffe um 90° nach vorne um die Mündung aus dem Fahrzeug herauszeigen zu lassen. Auf der Gegenüberliegenden Seite geschah dasselbe nachdem dort die Luke auch aufgegangen war.

    Ohne dass irgendetwas passierte setzte das Shuttle auf der Landeplattform auf. Mit einem Handzeichen bedeutete er dem Drell noch ein wenig zu warten. Es tat sich nichts. Inzwischen hätte, wenn alles gut verlaufen würde, jemand zu ihnen unterwegs sein müssen. Castle scannte aktiv, fing aber nur schwache Energiesignaturen aus dem Loft auf. „Was sagen die Fahrzeugscanner“ fragte er den Drell doch auch hier kaum weitere Erkenntnisse.

    „Rein und Daten bergen, in einem Zug bis zur Tür, dann überschlagend!“ befahl Daniel knapp und sprang auf den Steg und lief schnell mit der Waffe im Anschlag zur Tür wobei er stetes die Umgebung nach Gefahren absuchte.

    An der Tür nahem die Beiden Aufstellung, Daniel scannte kurz die Tür – unverschlossen. Hier stimmte etwas überhaupt nicht.
    Daniel öffnete einen Funkkanal zum Revolverhelden. „Unverschlossen, ich geh zuerst rein, du folgst unmittelbar. Ich sichere links du rechts. Feuerfreigabe auf erkannten Feind!“
    Daniel hoffte inständig, dass der junge Drell irgendeine Ausbildung in Sachen Kampf Raum zu Raum genossen hatte. Vorsichtshalber befahl er alles nötige, ein Aspekt den Daniel verabscheute. In seiner Einheit waren sie dermaßen aufeinander eingespielt, dass fast ohne Kommandos agieren konnten.

    23:45

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