Gut... scheint gut anzukommen, also geht's mal weiter.

Teil 2: Das neue Leben

Samara war sehr wohlhabend und ihre Bindungspartnerin ebenso. Weswegen Falere, Rila und Mirala alle Annehmlichkeiten bekamen, die das Leben so zu bieten hatte. Glanzvolle Privatschulen, das genüsslichste Essen, ein wunderschönes Zuhause und beste Versorgung in allen Lebensbereichen.

Nun wurden die drei Schwestern morgens halb fünf von einem schrillen Signal geweckt, denn Punkt fünf beginnt der Unterricht mit einem Morgengebet. Falere und Rila standen immer gleich auf, anfangs, weil sie eh sehr unruhig schliefen, später aus Gewohnheit. Mirala hingegen vermisste die Zeit wo sie erst um neun aufstehen musste und drehte sich wütend im Bett hin und her.

Gutes Zureden der Schwestern half nichts. Zu Beginn wurde sie noch von ihrer Gangaufseherin gebeten aufzustehen. Als sich diese Vorfälle häuften wurden die Bittgesuche durch wütende Stimmen und Drohungen abgelöst.

Morgens gab es immer normalen Schulunterricht, wie ihn alle jungen Asari haben. Dann das Frühstück, was Mirala immer verschmähte, genau wie den Rest, des von ihr titulierten Fraßes. Selbst Rila und Falere schmeckte es nicht sonderlich. Doch sie lernten auch schnell warum. Gewisse Dinge musste man sich verdienen. Der Klosteralltag war straff und hart, doch wer sich an die Regeln hält, wird ein leichteres Leben führen können. Neulinge steigen weit unten ein.

Später am Tage, aber immer noch reichlich früh, kamen spezifische Unterrichtsstunden. Über die Mythologie der Asari, den hier praktizierten Athamekult und natürlich alles Wichtige über den Kodex der Justikarinnen. Auch wenn eine Ardat Yakshi sich immer an die Regeln hält und nie jemanden ein Leid angetan hat, wird eine Justikarin es nie dulden, sie ohne Aufsicht außerhalb einer speziellen Einrichtung zu sehen.

Das war das einzige Fach, was Mirala vom ersten Tag an leicht fiel, genau wie allen anderen. Der Kodex war zwar lang, aber im Endeffekt immer sehr simpel: Gute schützen, Böse töten… in der Reihenfolge. Mirala mochte die Justikarinnen irgendwie. Falere fand es zwar brutal, mochte aber die Tatsache, dass die Bösen bestraft werden. Rila mochte diesen ganzen Kodex überhaut nicht, es schien ihr, als würde man den Justikarinnen das Denken nehmen und sie ihn Hirnlose Freischärler verwandeln.

Sport war immer vor dem Mittagessen dran. Fitness, schwimmen und natürlich das Training der biotischen Fähigkeiten. Das einzige auf das sich Mirala freute. Doch nach den ersten Stunden stellte sie etwas fest: man lernte seine Barrieren zu verstärken, Schilde aufzubauen, seine Geschwindigkeit zu verbessern… und mehr nicht. Am dritten Tag fragte Mirala lautstark, wann denn endlich das Angriffstraining kommen würde. Sie wurde von einer Aufseherin an die Seite genommen:

„Ich bitte solche Fragen leise und nur dem Personal zu stellen, Mirala. Wir lehren den Ardat Yakshi keine Kampftechniken“, sagt die Aufseherin freundlich und mit einem Lächeln
Mirala verschränkte die Arme und grinste sarkastisch: „Wir sind euch wohl schon gefährlich genug!“, danach ging sie wieder zu dem Training. Die andere Asari notierte das, so wie alles notiert wurde, was als Fehler, Frevel oder Regelbruch angesehen wird.


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Es war jeden Tag das gleiche. Keine Ausnahmen, kein Wochenende, jeden Tag die gleichen Aufgaben, der gleiche Ablauf. Von um fünf morgens bis abends um acht ein straffer Zeitplan. Falere war die erste, die mit alle dem sehr gut klarkam. Anfangs flüchtete sie sich in den Alltag um nicht ständig an Zuhause und ihre Eltern zu denken. Sie fand schnell Anschluss bei den anderen sehr jungen Ardats. Zeitweilen aß sie im Speisesaal auch lieber mit ihren neuen Freundinnen, statt mit ihren Schwestern. Rila war immer sehr diszipliniert, genau wie ihre Mutter. Sie tat die Aufgaben aus dem Empfinden jemanden und vor allem sich etwas zu beweisen. Während dieser Zeit erkannte sie ein paar gewisse fundamentale Dinge.

Sie war nun mal eine Ardat Yakshi und daran wird sich nie etwas ändern. Also akzeptierte sie es. Alles erledigte sie strikt nach Vorschrift, um bald ein angenehmes Leben im Kloster zu haben. Schnell bekam sie weichere Schlafmöglichkeiten, besseres Essen und mehr Freizeit in ihrem Zeitplan. Es geschah sehr schnell, dass sie das Leben im Kloster nicht nur akzeptierte, sondern zu mögen begann.

Draußen in der Welt war alles so gezwungen und außerhalb von Thessia war das Leben chaotisch und kriegerisch. Hier in den Wänden des Klosters, hatte sie Freunde und ein geordnetes Dasein. Es gefiel ihr. Sie war glücklich.

Samara kam sie oft besuchen, soweit es die Stundenpläne des Klosters erlaubten. Was schwer war, denn Mirala hatte sehr wenig Freizeit. Sie rebellierte weiterhin. Bei den ersten Besuchen warf sich Falere noch bitterlich weinend ihrer Mutter an den Hals. Später erzählte sie nur noch voller Freude von ihren Freunden und was sie gelernt hatte.

Rila war sehr stoisch geworden, aber Samara mochte das. Die beiden verstanden sich ausgesprochen gut, auch wen es von außen nicht so aussah. Rila und ihre Mutter waren sich so ähnlich. Ihre Unterhaltungen schienen oft emotionslos, aber wenn man sie genau beobachtete, merkte man wie gut sie mit einander auskamen, wie sie lächelten wenn die beiden redeten.

„Und. Wie geht es dir, Mirala?“, ihre Älteste saß trotzig auf ihrem Stuhl und zog ein Gesicht, als hätte sie die gesamte Galaxie betrogen. „Mir geht es super! Eingesperrt wie ein Tier, könnte nicht besser sein!“, Falere blickte voller Scham weg, denn ihre Schwester redete nicht grade leise. Rila warf ihr giftige Blicke zu. Samara schüttelte den Kopf, teils aus Trauer und zum anderen, weil ihr das alles sehr Leid tat.

„Mirala, du musst…“ - „Ich muss gar nichts!“, brüllte sie und verlies die Besucherhalle, aber vorher wandte sie sich noch einmal um, „außer hier elendig zu verrotten!“ Ihre Mutter lehnte das Gesicht in die Hände und weinte. Ihre Jüngsten trösteten sie.

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Mirala war nach den Besuchen ihrer Mutter immer noch wütender. Als eine Aufsichtsperson ihr sagte, dass sie wegen ihrem Ausbruch im Besuchersaal zehn Minuten Freizeitabzug bekam, schlug sie der Asari ins Gesicht. Sofort wurde Mirala in das Verwahrzimmer gesetzt. Hier wurde nicht bestraft, man saß nur seine eingeteilte Freizeit ab um sie nicht nutzen zu können.

Kurz nach ihr wurde ein weiteres Mädchen hinein gebracht. Diese setzte sich nicht minder bockig hin, als die Tür verschlossen wurde. Mirala grinste etwas: „Und? Warum haben sie dich verknackt?“, die andere Asari lächelte spöttisch: „Hab Witze über Athame gemacht! Das hören die gar nicht gerne!“, beide lachten und unterhielten sich dann.

„Du bist also Mirala? Kaum lange hier und schon einen Legende unter den Unruhestiftern!“
„Man kennt mich also?“, sie fühlte Stolz, „Aber ich bin ja wohl nicht die Einzige!“, sie blickte zu ihrer Tischnachbarin. Diese schüttelte aber nur den Kopf: „Ich mache gerne Witze, aber habe akzeptiert hier zu sein. Glaub mir, da kommst du auch noch hin. Hier ist nicht alles schlecht“

Mirala verneinte das voller Hass, aber nur zu sich selbst. „Außerdem scheinst du ansonsten echt okay zu sein“, heiterte die andere Asari sie auf, „Mach mal weniger Dummheiten und verbring etwas Freizeit mit uns!“. Mirala schaute zu der Asari und musste seit langem mal wieder lächeln. Sie sah wieder nach vorne und dachte nach.

Die andere Asari blickte auf Mirala, die sie nicht mehr ansah. Sie ertappte sich, wie sie den Körper von der Asari mit ihren Blicken erforschte. Sie trug zwar eine Klosterrobe, doch man sah wie der Stoff an der Brust etwas spannte, für eine Jungfrau hatte sie schon einen sehr üppigen Vorbau. Sie schaute sich die Beine an, den Fuß, der unter dem Tisch wippte und das Gesicht, mit dem kräftigen Kiefer. Ihr Blick haftete an der rebellischen Asari

Ein Blick der in einem Kloster für Ardat Yakshi gar nicht gerne gesehen wird. Ein Blick, der von der Überwachungskamera im Zimmer aufgenommen wurde. Sie biss sich auf die Lippe. Mirala bemerkte das natürlich und lächelte in sich hinein

Zwei Aufseherinnen kamen in den Raum und nahem die andere Asari mit. Mirala sah daran nichts Seltsames. Später traf sie das Mädchen wieder, sie ging an Mirala vorbei, als kenne sie sie nicht. Sie versperrte ihr den Weg: „Hey? Ich bin’s! Und? Morgen werde ich mal nicht Dummes machen, da könnten wir nach dem Mittag doch mal zusammen…“, „Nein! Können wir nicht!“, unterbrach sie die Asari.

Mirala kam diese Situation jetzt doch seltsam vor und sie bemerkte die Reste von getrocknetem Blut unter der Nase der Anderen: „Was ist denn passiert?“, die Asari warf den Kopf zur Seite: „Sprich nicht mehr mit mir!“, und dann ging sie. Mirala war an diesem Tag natürlich noch zorniger als sonst. Sie wusste nicht haargenau, was passiert war, aber sie war schlau genug um sich ihren Teil zu denken.

Sie stampfte in ihr Zimmer. Rila und Falere waren natürlich schon da uns lasen. Mirala blickte sich um. Das Zimmer wurde gelegentlich umgebaut, wenn die Ardat Yakshi es sich verdienten. Dies geschah während man Unterricht hatte.

Mittlerweile stand Miralas Bett an der äußersten Wand des kleinen Raumes, eine harte Matratze, ein durchgelegenes Kissen und eine Decke die nichtsonderlich bequem war. Sie blickte hinüber zur ‚Hälfte’ von Falere und Rila. Ein beleuchtetes Bücherregal, ein Tisch mit gepolsterten Stühlen. Betten mit schönen Rahmen, weichen Matratzen und große Kissen. Sogar ein Teppich lag am Boden, genau da abgeschnitten, wo Miralas Bett anfing.

Sie schlug gegen die Wand und warf sich auf ihr Bett, welches metallisch ächzte. Falere erschrak sich und Rila starrte wütend zu ihrer älteren Schwester, langsam hasste sie diese für ihre Marotten: „Mirala! So kann das nicht weitergehen!“, die Angesprochene drehte sich um und äffte den letzten Satz sehr zynisch nach.

„Es bringt nicht die ganze Zeit zu rebellieren! Akzeptier es doch bitte endlich!“, flehte ihre Schwester fast, „Wir sind nun mal Ardat Yakshi, daran können wir nichts ändern. Wir sind hier, weil wir alle etwas Besonderes sind“, Falere nickte. Doch Mirala schoss von ihrem Bett hoch und sah beide wutentbrannt an.

„Was Besonderes?“, donnerte sie, „Habt ihr sie noch alle?“ Sie stand auf und kam bedrohlich auf ihre Schwestern zu. „Ich höre was uns beigebracht wird. Dass wir Ardats etwas Mystisches sind, eine uralte Spezies die in der Gegenwart weiterlebt, schon fast so etwas wie Göttinnen!“, sie wurde immer lauter, „Doch die Wahrheit ist viel simpler!“, Sie war schon ganz rot vor Zorn:
„Wir sind nichts weiter Asari die ihre Partner beim ficken umbringen!“

Mirala zitterte, Falere wich zurück und presste sich an Rila, diese hatte eingefrorene Gesichtszüge und war sprachlos. „Seid ihr zu doof um das zu erkennen oder wollt ihr es nicht erkennen? Dieses Kloster, ist nichts weiter, als ein gigantischer Keuschheitsgürtel, der uns von der Außenwelt abschneidet, weil wir zu gefährlich sind um frei rumzulaufen!“

Den beiden jüngeren Schwestern, trat fast der Angstschweiß auf die Stirn, so wütend war Mirala: „Warum haben wir denn einen so engen Stundenplan? Damit wir keine Zeit haben um mit den anderen Mädchen zu sprechen. Nur die, die sowieso alles, wie dumme Gören, wie ihre beide, befolgen, die bekommen Freizeit!“, sie ging zu ihrem Bett und setzte sich wieder, sah ihre Schwestern aber weiterhin an, „Keine göttliche, ungreifbare Macht… nur eine genetische Missbildung! Wenn ihr darauf stolz seit und das akzeptieren könnt, dann tut ihr beide mir von Herzen leid!“

Mirala drehte sich auf die Seite und schlief langsam und wütend ein. Falere und Rila blieben noch eine Weile vollkommen schockiert wach. Ihre Schwester bereitete den beiden Sorgen.