00:16 Uhr
Bardan war schnell an den Eingang zu den Wohnmodulen der Clubbediensteten gelangt. Er hatte biotisch nachgeholfen und so seinen Schritt beschleunigt. Die Schusswunde an seinem Arm war zwar ziemlich schmerzhaft aber Wut ist ein gutes Schmerzmittel. Hinzu kamen noch ein paar schmerzhafte Kratzer von den Glasscherben und ein paar harmlose Treffer die die Leibwächter erzielt hatten. In seiner Anfangs unbändigen Wut wollte Bardan Ziryna den Kopf abreisen, ihr Blut im ganzen Raum verteilen und danach sich Brok und Erwin stellen. Doch mit der Zeit kam ihm ein vernünftigerer Plan, einen der nicht dafür sorgen würde, dass er die gesamte Wachmannschaft der Wohnmodule plus Brok und Erwin am Hals hätte. Einen Plan der gleichzeitig dafür sorgen würde, dass er Karuus Geld doch noch bekam und sich an den beiden rächen konnte.
Er wollte Ziryna dazu bewegen mit ihm die Wohnmodule zu verlassen. An einen Ort an dem sie vor Karuus und seinen Schlägern sicher wäre. Zumindest würde er ihr das erzählen. Das Karuus mitbekommen habe, das sie mit dem Trio unter einer Decke steckte und seine Schläger oder vielleicht er höchst selbst auf dem Weg zu ihr waren. Bardan würde den guten Freund spielen der sich um sie sorgte und erzählen das Brok und Erwin schon mal vorgegangen wären oder so.
Arme Ziryna. Du gerätst echt nur an die falschen Kerle.
Sie tat dem Kopfgeldjäger fast schon widerwillig leid. Aber nur fast. Es ging hier immerhin um Unsummen von Geld.
An den Wachen war er nach einer kurzen und sinnfreien Unterhaltung durchgekommen. Sie hatten ihn zwar seltsam angesehen aber es war nichts das ein kleines Schmiergeld nicht regeln konnte. In der schlechten Beleuchtung sah man nicht alle Kratzer und sein sonderbares Gesicht schien im Dunkel wohl auch weniger seltsam und wurde teilweise von der Kapuze des viel zu großen Hoodys verdeckt. Außerdem hatten die Wachen gehört das die Ärztin gemeint habe Ziryna würde etwas Gesellschaft ganz gut tun. Sie wussten das Bardan mit ihr befreundet war und verdächtigten ihn daher nicht etwas im Schilde zu führen.
Nun stand er vor ihrer Tür und klopfte. Drinnen hörte er Schritte und schließlich öffnete Ziryna die Tür. Sie sah mitgenommen aus. Noch frische Tränen in den Augen, eine Nasenschiene an ihrer dann wahrscheinlich gebrochenen Nase und mehrere dunkelblaue Verfärbungen wo sie vermutlich geschlagen wurde. Karuus hatte ganze Arbeit geleistet. Ihre Augen weiteten sich überrascht als sie Bardan da stehen sah. Er lächelte ein bisschen zu freundlich.
„Bardan? Bei der Göttin! Wie…Was ist mit dir…“, begann sie entsetzt auf sein Gesicht und die teilweise blutige Kleidung in der Glassplitter hingen starrend.
„Keine Zeit!“, unterbrach Bardan entschieden. „Wir müssen dich von hier wegbringen!“
„Was? Aber warum?“
„Wir sind aufgeflogen. Karuus weiß von uns. Seine Schläger sind auf den Weg hierher!“
Ziryna stockte der Atem und sie hielt sich beide Hände vor den Mund. Die Angst war ihr anzusehen.
„Zieh dir etwas an! Ich bring dich in Sicherheit!“
Sie drehte sich rasch um und lief in das Schlafzimmer.
Bardan trat ein und ging gleich zielstrebig ins Bad. Dort war ein Schrank von dem er wusste er enthielt Medigel. Er nahm sich eine ordentliche Portion und tat sie auf die Wunde an seinem Arm und einige andere Stellen.
„Was ist mit Brok?“, rief sie aus dem Schlafzimmer. „Er hat mir vorhin angerufen und wollte mich vor etwas warnen. Aber dann warst du plötzlich vor der Tür.“
Das heißt dann wohl das Brok hier auf den Weg ist mit Erwin im Schlepptau um die zukünftige Miss T´Hara zu retten. Ich muss mich beeilen.
„Wahrscheinlich wollte er dich vor genau demselben warnen wie ich, nur habe ich mir die Mühe gemacht zu dir zu kommen statt einfach nur anzurufen und zu hoffen das du schon noch rechtzeitig abhaust.“
Er lief schnellen Schrittes zu ihr ins Schlafzimmer. Sie hatte sich inzwischen etwas Unscheinbares und Unauffälliges angezogen. Normale Zivilkleidung eben, aber Bardan achtete nicht darauf.
„Danke, Bardan. Aber Brok…“
„Kein Aber, Ziryna! Wir müssen los!“
Der Kopfgeldjäger ergriff sie am Unterarm und zog sie raus. Sie folgte ihm und sie verließen gemeinsam das Gebäude.
„Wohin gehen wir?“, wollte sie wissen. „Wo sind Brok und Erwin?“
Oh, halt einfach die Klappe und komm!
„Wir gehen in das Hotel Aragia. Vorerst. Brok und Erwin müssten dort ebenfalls sein.“, erwiderte Bardan drängend.
„Was ist mit dir eigentlich passiert? Du siehst schrecklich aus.“
Das sagt die Richtige.
„Zu viele Fragen! Das erkläre ich dir wenn wir im Hotel sind um uns neu zu beraten.“, sein Tonfall klang endgültig und überzeugte sie hoffentlich den Mund zu halten und das tat sie auch.
Am Eingang zu den Wohnmodulen angekommen blickten die Wachen die beiden verwundert an.
Der Mensch mit dem saudummen Humor fragte: „Wohin soll´s denn gehen?“
„Keine Sorge ich bringe sie euch schon unbeschadet zurück.“, antwortete der Kopfgeldjäger.
Die Wache zog misstrauisch eine Augenbraue hoch und sah dann fragend zu Ziryna.
„Es ist in Ordnung. Bardan ist ein guter Freund.“, antwortete sie auf die unausgesprochene Frage.
Die Wache zuckte mit den Schultern, grunzte einwilligend und lehnte sich wieder an die Wand. Die anderen beiden Wachen taten es ihm gleich und ließen sie passieren. Allerdings bekam Bardan mit wie sie tuschelten, höchstwahrscheinlich über seine Erscheinung.
Der Kopfgeldjäger und die Asari liefen wieder los. Bardan machte eine kaum merkliche Handbewegung als sie sich einige Meter von den drei Wachen entfernt hatten. Ein schwaches Flimmern entstand um seine Hand. Er ließ einen kleinen Warp auf dem Menschen niedergehen. Diese grunzte überrascht auf als er plötzlich gurgelnd hustete. Die Wache brach Blut hustend zusammen. Seine zwei Kollegen brauchten erst eine Sekunde um zu begreifen was geschah als sie sich in Bewegung setzten um ihrem Kameraden zu helfen.
Das dürfte sie wohl für eine Weile beschäftigt halten.
Der Mensch würde wahrscheinlich nicht sterben aber die beiden anderen auf Trab halten. Bardan schätze das diese Hohlköpfe nie begreifen würden was genau geschehen war und so sah es auch aus. Wenn es gut laufen würde, würden die zwei Wachen den Verwundetet weg tragen und so hätten Brok und Erwin wenn sie aufkreuzten schon mal ein paar Zeugen weniger die sie nach Zirnya fragen konnten.
Es lief alles nach Plan und Bardan konnte sich ein diabolisches Grinsen nicht verkneifen.