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  1. #1
    DA-FRPG only Avatar von Rowen Teravis
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    Standard Das Nichts - Das Gesindeviertel von Denerim

    Das Feuer färbte den Nachthimmel blutrot, Funken stoben ununterbrochen nach oben, oder fielen wie Regen wieder zu Boden. Wo immer sie landeten, schlug eine weitere Flammen in die Höhe. Es spielte keine Rolle wer das Feuer entfacht hatte. Die wackligen Holzhütten des Viertels wirkten wie frischer Zunder, und das flammende Inferno verschlang ein Gebäude nach dem anderen.
    Und inmitten dieses Feuersturms versuchten sich die verzweifelten Elfen in Sicherheit zu bringen.
    Unter ihnen ein dürrer verdreckter Bengel in hundertfach geflickten, viel zu großen Klamotten, aus denen irgendein Vorgänger im Waisenhaus herausgewachsen war.
    Ein Waisenbengel mit zwei verschieden gefärbten Augen.

    Der Aufprall schickte ihn zu Boden. Tritte und Stöße trommelten auf ihn ein, und immer wenn er versuchte wieder auf die Beine zu kommen, prallte ein anderer Körper gegen ihn und warf ihn wieder zurück. Auf allen Vieren kriechend gelang es Rowen, aus der Masse von panisch flüchtenden Elfen zu entkommen. Endlich wieder aufrecht stehend, drückte er sich gegen die hinter ihm befindliche Hauswand, um ein paar Sekunden lang wieder Luft zu schnappen. Der Strom der Flüchtenden war mit einem Male abgerissen, und die Schreie derer, die es nicht geschafft hatten, gellten aus viel zu geringer Entfernung durch das ganze Viertel.
    Nur eine Frage von Minuten, bis Menschen und Kampfhunde ihre Arbeit getan hatten und ein weiteres Mal die Verfolgung aufnehmen würden.

    Rowen rannte los, so schnell wie es einem dürren Waisenknaben von höchstens neun Jahren eben möglich war. Ständig hing sein Blick an den Hauswänden. Er kannte hier hunderte Verstecke, doch kein einziges davon fand er. Mit jeder Minute steigerte sich seine Panik.
    Wohin? Wo war er?
    Wo war es sicher?

    Er erkannte die Gasse nicht, er erkannte die Häuser nicht. Er fand keinen bekannten Punkt, der ihm in all dem Chaos verraten hätte, wo er sich befand. Bestimmt war es dem beißenden Rauch geschuldet, der wie undurchdringbarer Nebel im ganzen Viertel hing, und bei dem jungen Elfen tränende Augen sowie bei jedem keuchenden Atemzug ein widerlich brennendes Kratzen im Hals hinterließ. Mit wachsender Verzweiflung rannte er die Gasse entlang, versuchte hier und dort nach oben zu klettern, weg von der mit verstümmelten Leichen gepflasterten und blutgetränkten Straße.
    Nach oben wo es sicher war. Weg von den Soldaten. Weg von den Aufständischen.
    Doch jedesmal wenn er seine Finger um eine Kante schloss und sich hochzog, zerbröckelten sie ihm unter den Fingern und schickten ihn mit einem immer schmerzhafteren Aufprall wieder nach unten.
    Rowen rannte weiter, wobei er langsam durch Rauch und völlige Überanstrengung mehr wankte als rannte. Doch konnte er sich keine Verschnaufpause gönnen, und noch kam er vorwärts.

    Wohin?
    WOHIN?

    Nirgends gab es Sicherheit, nirgends gab es Schutz.
    Nicht einmal vor dem Lärm konnte er seine Ohren schützen, nicht vor dem martialischen Geschrei sterbender Elfen, in brennenden Häusern gefangener Frauen und Kinder. Auch nicht vor dem mordlüsternen Gebrüll der Menschen oder dem donnernden Bellen der riesigen Kampfhunde.

    „Nicht.... stehenbleiben...“ versuchte er sich selbst anzutreiben. Aber er war am Ende, vor seinen Augen drehte sich alles und er bekam kaum noch Luft. „Weiter...“
    Aber es nützte nichts. Er bog um eine weitere Hausecke in dieser endlos weiterführenden Gasse und ging keuchend und zitternd in die Knie, wo er verzweifelt nach Luft rang.

    Wohin?

    Der Lärm kam näher, wurde immer lauter. Rowen schleppte sich ein paar Meter weiter, hoffentlich außer Sicht, und kauerte sich gegen die Wand. Eisenbeschlagene Stiefel trommelten knapp hinter ihm vorbei. Dann... Stille.
    Dem jungen Waisenknaben blieb kaum Zeit um sich darüber zu freuen, denn neben ihm wurde es plötzlich hell. Blendend hell. Flammen schossen in die Höhe. Gerade noch rechtzeitig warf er sich zur Seite, als die flammenden Zungen auch schon gierig nach ihm leckten und die Wand verschlangen, an der er eben noch gelehnt hatte.
    Mit seinen letzten Reserven kämpfte der Elf sich auf die Füße und rannte ein weiteres Mal los, als es über ihm krachte und ein Hagel aus brennenden Brettern und Trümmern aus der Hauswand brach und hinter ihm auf die Straße regnete. Nur um Haaresbreite entging er dem flammenden Funkenregen, doch nützte es ihm nicht viel.

    Endgültige Verzweiflung und lähmende Panik ergriffen von ihm Besitz, als er realisierte, dass er sich in einem von undurchdringlichen Häusern eingeschlossenen Innenhof befand. In einem Innenhof aus Häusern, die nun eins nach dem anderen von dem Feuer in Brand gesetzt wurden.
    Und er mitten drin, wie eine Ratte in der Falle.

    Kraftlos ging Rowen in die Knie, und schaffte es kaum den Blick auf das Unvermeidliche zu heben. Er hatte keinen Funken Energie mehr übrig, und die Verzweiflung die sich breit machte, raubte ihm den Verstand.

    Nur eine einzelne Frage hämmerte in seinen, von Rauch vernebelten Gedanken.

    Wohin? Gab es irgendeinen Weg um hier rauszukommen?
    Geändert von Rowen Teravis (04.04.2016 um 06:59 Uhr) Grund: Hirn afk :P

  2. #2
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    >>> toter Wald

    Schweiß rann Leirâs Schläfen hinab. Nach dem kalten Wald und dem Eis schlug ihr die Hitze der brennenden Hütten wie mit Fäusten vor den Kopf. Sie versuchte, durchzuatmen, doch schon biss ihr Rauch in die Kehle. Sie hustete und spuckte Asche aus.
    "Alrik, wir... Alrik?" Der Bursche stand nicht mehr neben ihr. Eine gefühlte Ewigkeit war er ihr durch den Wald gefolgt, wo sie ihre Habe und Kleidung zwischen den Wurzeln eines Baumes wiedergefunden hatte, doch jetzt war er weg.
    Leirâ fluchte in der Sprache ihrer Ahnen und wich einige Schritte vor dem Feuer zurück. Die Rauchsäule war ihr einziger Orientierungspunkt gewesen. Doch was nun?

    Da drangen Schreie an ihre Ohren. Elfen, Flachohren, liefen aus dem Inferno aus Holz und Flammen in den Wald hinein und verschwanden zwischen den kahlen Bäumen. Leirâ blinzelte Schweiß aus ihren Augen. Elfen, die aus Hütten fliehen? Sie schaute ein zweites Mal hin, sah keine Vallaslin. Sklavenelfen. Die Dalish setzte sich in Bewegung und hielt auf eine Gruppe Flüchtlinge zu, doch schien die vor ihr zurückzuweichen, es war der Jägerin unmöglich, die Distanz zu verkürzen, gelich wie schnell sie auch zu rennen versuchte. Schließlich wurden ihre Beine bleiern und ihre Muskeln schmerzten.
    "Dirthamen, was gêt hîr vor sich?", fragte sie keuchend und stützte die Hände auf die Knie, wobei sie zufällig nach links blickte. Da war ein Weg durch das Feuer, zwischen den dicht stehenden Verschlägen. Leirâ blinzelte erneut.
    "Was hatte Alrik noch ênmal gesagt?", sagte sie zu sich selbst und setzte sich in Bewegung.
    "Sît ên Monster uns angriff, sind wir woênders." Bildete sie sich das ein, oder wichen die Flammen fingerbreit vor ihr zurück?
    "Dâmonen, dî uns jagen und unsere Leben bedrôn." Schoben sich da brennende... wie hieß das noch mal? Häuser? In ihren Weg? Wie, um ihre Schritte umzulenken, so schien es.
    "Und ich sâ Valeran, in mich verlîbt, wî es nî gewesen..."

    Plötzlich schossen die Flamen hoch empor, zuckten über in sich zusammenfallende Hütten und Häuser, züngelten, fraßen sich in alle Richtungen und schlossen Leirâ ein, es knackte, es biss, es nahm ihr die Sicht und den Atem, zwang sie in die Knie, bis sie auf einmal ein leises Jammern vernahm.
    "Ên Kind!" Durch ein halbverbranntes Holzgerüst sah sie den schmutzigen Elfenjungen, der sich panisch umsah.
    "Mythal, halte dêne schûtzende Hand ûber uns.", murmelte Leirâ, während sie sich ihren Umhang über den Kopf zog und lospreschte, der Hitze entgegenlief ohne zu zögern und sich durch eine Lücke warf, jedoch mit dem Fuß hängen blieb, erschrocken aufschrie und im nächsten Moment über den Boden rollte. Ihr Mantel hatte Feuer gefangen, sie versuchte verzweifelt, diesen loszuwerden, schlug um sich und kullerte so bis vor die Füße des Jungen.

  3. #3
    DA-FRPG only Avatar von Rowen Teravis
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    Ein weiteres Mal ertönte das Krachen von brechendem Holz und flammender Funkenregen schoss himmelwärts. War das jetzt das Ende? Bange Blicke zur Häuserwand, in fester Erwartung dass sie gleich über ihn herniederbrechen würde. Ein einzelner Schrei gellte durch die verbrannte Luft. Das dieser fast neben ihm war, realisierte Rowen überhaupt nicht. Das bisschen Restverstand, das noch nicht der Panik und Verzweiflung zum Opfer gefallen war, rotierte wie verrückt um einen Fluchtweg zu finden.

    Zwecklos, überall nur Feuer und Rauch. Der Rauch wurde sekündlich schlimmer und ließ Rowen immer hektischer und verkrampfter nach Luft schnappen. Er hatte bereits einen Ärmel seines Hemds vors Gesicht geschlagen, doch das schien nicht zu helfen. So würde es jetzt also mit ihm zuende gehen?

    Aus dem Augenwinkel entdeckte er Flammen, die direkt auf ihn zuschossen. Nein, eine brennende zweibeinige Gestalt, die gerade dem Feuer entstiegen war wie ein leibhaftiger Dämon! Wenn er dazu noch Luft gehabt hätte, hätte der Junge geschrien. So aber wich er nur voller Entsetzen zurück, stolperte, landete auf dem Hinterteil und kroch rückwärts noch weiter weg. Die hinter ihm liegende Wand bereitete seiner Flucht ein jähes Ende.
    Im Tunnelblick starrte er nur noch die wild um sich schlagende Gestalt an, die ihm vor die Füße gefallen war. Er war viel zu benebelt und in Panik, als das er das ruß- und ascheverschmierte Gesicht erkannt hätte. Es erreichte ihm einzig die Erkenntnis, dass es eine Elfe war. Vielleicht eine von den Aufständischen, vielleicht einfach nur eine weitere arme Seele die wie er gleich den Feuertod sterben würde. Völlig egal. In diesem Moment hätte es ebenso gut ein schreckliches Monster sein können, das nur einen weiteren Weg zu sterben darstellte.

    Mit zitternden Fingern tastete er nach der Wand und versuchte sich daran auf die Füße zu ziehen. Doch sogleich zuckte seine Hand zurück als glühende Hitze seine Fingerspitzen verbrannte. Knapp neben ihm züngelte eine helle Flamme zwischen den Brettern hervor. Kurz hatte er den Eindruck das Feuer würde dort in freudiger Erwartung verharren, doch das war sicher nur ein letzter Hinweis darauf, dass sich Rowens Denkvermögen endgültig ins Jenseits verabschiedet hatte.

    Feuer. Das war es dann jetzt also für ihn.
    Geändert von Rowen Teravis (13.06.2016 um 16:58 Uhr)

  4. #4
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    "Va!" "Ethês!" Und weitere elfische Flüche schrie Leirâ in die Nacht empor, bis es ihr endlich gelang, den verdammten, brennenden Umhang loszuwerden. Sie setzte sich auf und keuchte. Atmete durch, doch nur warme Luft füllte ihre Lungen. Sie hustete und würgte, Tränen traten in ihre Augen. Leirâ blinzelte sie fort, hob den Blick

    und musste augenblicklich die Augen wieder zusammenkneifen ob der überbordenden Helligkeit. Ihr Gesicht war rußverschmiert, ihre Kleidung wies Löcher von den Flammen auf auf ihrer Haut hatte sich eine klebrige Schweißsschicht gebildet. Sie richtete sich hustend auf und hielt, die Hand halb vor den Augen, ausschau nach dem Jungen. Da war er, stand mit dem Rücken zu ihr und vor ihm...

    "Weg da!" Schrie Leirâ, sprang zu ihm hinüber, schlang einen Arm um ihn und zerrte ihn vor dem Flammen weg, die sich kurz zuvor aus ihrer Starre gelöst hatten und nach den beiden Elfen haschten. Leirâ stolperte zurück, wobei sie den Burschen mit sich mitzog. Dann wirbelte sie herum, wobei ihr der Junge entglitt und in den Dreck fiel. Erschrocken ging die Dalish in die Hocke und da fielen ihr zum ersten Mal die unterschiedlich farbigen Augen des Elfen auf. Und das erinnerte sie an etwas... nein, jemand anderes. So hielten beide Elfen Inne und schauten sich inmitten des Flammeninfernos in die Augen.

  5. #5
    DA-FRPG only Avatar von Rowen Teravis
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    Als ihn die fremde Elfe packte, versuchte er sich sogleich von Panik erfüllt aus ihrem Griff zu winden. Alle in diesem Inferno waren wahnsinnig und diese hier bestimmt auch! Wenige Augenblicke später machte der Junge auch schon Bekanntschaft mit dem harten Erdboden, was ihm auch noch das letzte bisschen Luft aus den Lungen trieb. Sogleich war die Elfe wieder über ihm und... starrte ihn an? Er starrte zurück. All diese hässlichen Linien in ihrem Gesicht zusammen mit dem bleichen Haar, irgendwas kam ihm daran so bekannt vor als hätte er es schon einmal gesehen. Vor gar nicht allzu langer Zeit.

    „Nein, nein, nein“, platze es aus ihm heraus als ihn mit einem Schlag die Erkenntnis traf. War das nicht die Dalishelfe, die diese Menschen-Kindergruppe durch den Wald begleitet hatte? Wieso war sie hier? Es war unmöglich!
    Jetzt spiegelte seine Mine Entsetzen wieder, als hätte die Elfe sich plötzlich in einen leibhaftigen Dämon verwandelt. Das um sie herum alles in Flammen stand war plötzlich nebensächlich. „Du bist falsch!“
    Hastig rollte sich Rowen zur Seite und sprang auf die Füße. Sogleich wich er mit erhobenen Händen vor ihr zurück, ganz langsam und vorsichtig als wäre sie eine Bestie die jeden Augenblick angreifen könnte, sollte er nur eine einzige falsche Bewegung machen. Sie musste eine Täuschung sein, eine Illusion oder ein Vorbote des Wahnsinns. Vielleicht auch alles zusammen.
    „Du kannst überhaupt nicht hier sein! Du warst nicht... dabei.“ Das ganze Elend hier war so viele Jahre her, es war überhaupt nicht möglich dass sie dabei gewesen war. Die Elfe war falsch und ganz sicher würde sie ihm das Verderben bringen wenn sie noch näher kam!

    Rowen hielt inne, während sich seine Gedanken überschlugen. Moment, war das nicht der Fehler? Das alles war Vergangenheit, es war bereits passiert. Also was zur Hölle hatte die Elfe in seiner Erinnerung zu suchen? "Bin ich jetzt endgültig verrückt geworden?"
    Geändert von Rowen Teravis (29.06.2016 um 19:20 Uhr)

  6. #6
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    "Alles ist falsch!", rief Leirâ aus und man konnte die Überraschung in ihrer Stimme hören.
    Nein, nichts ist wirklich. Alrik war nicht dabei, als ich mich Valeran am Seeufer hingab. Und ich war.... Ihr Blick fiel erneut auf den Elfenknaben, der wild umherschritt und keifte. Da verpasste sie ihm eine Ohrfeige und kniete sich zu ihm herunter.
    "Hôr her: Wie du sîst, bin ich vom Volk. Wir glâben noch an unsre Erschaffer, wie Dirthamen, den Herrn der Geheimnisse. Doch er hûtet sie nicht, er stellt sie uns. Wie dîses hîr." Ihr Arm beschrieb einen Kreis, der alles um sie herum erfasste.
    Was der Dalish dabei entging war, dass die Flammen, nun, da sich die Aufmerksamkeit des Knaben ihr zugewendet hatte, langsam zurückwichen und auch die Luft wieder angenehmer wurde.

    "Ich erinnere mich daran, im Wald gewesen zu sein, nahe dem See..." Jenem See. "Gemênsam..." Augenblick. Dieser Knabe, die Augen... "Und du bist jenes Flachohr, das uns verlassen wollte." Nun hatte sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
    "Und du hast recht: Ich war nicht hîr, als es brannte. Ich wêß nicht ênmal, wo wir hîr sind. Aber ich kann hîr sein, wêl du nicht wirklich enrêt hîr bist, sondern woanders." Ihr Blick glitt zum Himmel, der aussah, als hätte ein Kind Wolken auf eine blaue Zeltplane gemalt.
    "Dîs ist das Jensêts, der Ort der Gêster und der Gôtter." Ihr Blick fand wieder den des Jungen. "Verstêst du?"

  7. #7
    DA-FRPG only Avatar von Rowen Teravis
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    Überrascht hielt er inne und drückte eine Hand auf seine brennende Wange. Mit großen Augen starrte er die Dalish an, während sie ihm einen sinnfreien Monolog hielt.
    "Hôr her: Wie du sîst, bin ich vom Volk. Wir glâben noch an unsre Erschaffer, wie Dirthamen, den Herrn der Geheimnisse. Doch er hûtet sie nicht, er stellt sie uns. Wie dîses hîr."
    Ihr glaubt also an nicht existierende Fantasiewesen. Glückwunsch. Ich hab gehört Menschen tun das auch. Nur reicht denen üblicherweise ein einziges Hirngespinst zur Verehrung.
    "Dîs ist das Jensêts, der Ort der Gêster und der Gôtter." Das ist ein Gesindeviertel du Hirnbrand. Hier gibt’s ganz bestimmt keine Götter. Vorausgesetzt er hatte ihren Sprachfehler richtig verstanden. "Verstêst du?"

    „Nein!“ platzte es gereizt aus ihm heraus. Ihm fehlte die Geduld für diesen Blödsinn und Leira hatte entweder was mit dem Kopf oder mit den Augen. Oder vielleicht beides. Denn warum sonst kam sie ihm mit irgendwelchem Dalish-Geschwätz, obwohl sie doch ganz offensichtlich wusste dass er keiner von diesen Waldbewohnern war? „Ich hab Neuigkeiten für dich: Ich. Bin. Kein. Dalish“, erklärte er, diesen einen Satzteil sogar ganz langsam Wort für Wort damit sie es auch ja alles mitbekam. „Also drück dich entweder verständlichaus oder gar nicht!“
    Wenn er Antworten wollte musste er sich wohl selber drum kümmern. Er harkte nach.
    „Was soll das heißen Jenseits? Sind wir tot oder was?“ Er starrte Leira an. Rowen konnte sich zwar nicht erinnern selbst abgetreten zu sein, aber zumindest Leira war ja zusammen mit dem Rest ihrer Begleitung ja dem untoten Monstrum zum Opfer gefallen. Dann machte das doch vielleicht Sinn, oder? Aber warum sah das Jenseits dann so aus wie sein Gesindeviertel während eines Massakers? Und warum hatte er sich wieder in eine kleine kindliche Bohnenstange verwandelt?
    Tot sein hatte er sich immer nur so vorgestellt dass man, naja, tot war, dann irgendjemand anders vorbeikam und die Leiche fledderte und selbige dann für Ungeziefer und Aasfresser liegen ließ. Rowen hatte sich nie Gedanken über religiösen Blödsinn oder das allgemeine 'nach dem Tod' gemacht, weil er nicht damit gerechnet hatte jemals irgendetwas davon mitzukriegen.

    Aber da war noch ein anderer Punkt der Rowen sauer aufstieß und den er unbedingt richtigstellen musste. Ihm selbst war überhaupt nicht aufgefallen dass, jetzt wo er abgelenkt und sauer war, die Illusion der Umgebung allmählich die ersten Risse zu bekommen schien. Der rauchverhangene glutrote Himmel war beispielsweise einem fröhlichen Blau mit Wolken gewichen und auch das Feuer in der unmittelbaren Umgebung schien sich zu verkleinern. Inzwischen war eine Lücke freigeworden, durch die man zurück auf die Straße gelangen konnte.

    „Ah, und du sagst 'ihr seid das Volk', ja? Du und dein Stamm, wie viele seid ihr? Zwanzig? Dreißig? Schau dich um. Allein hier leben HUNDERTE Elfen und an anderen Orten ist es genauso. Oder schlimmer. Also versuch nicht mir einzureden dass ihr paar Ausreißer 'das Volk' seid. Wenn dann seid ihr die Fremdlinge, denn das hier“, er machte eine hektische Handbewegung in Richtung von Feuer, wacklicken Holzhütten, Geschrei und Zerstörung, „ist die Welt in der das VOLK lebt. Willkommen im Gesindeviertel.“
    Geändert von Rowen Teravis (17.07.2016 um 01:00 Uhr)

  8. #8
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Leirâ war still und ihr Blick kühl geworden. Sie lauschte den wütenden Antworten des Knaben, der vor ihren Augen zu wachsen begonnen hatte, bis er der Mann geworden war, den sie kennen gelernt hatte. Alles, was sie tat, war, den Kopf schief zu legen. Nur, wer genau hinsah, konnte bemerken, dass ihr Kiefer ob ihrer knirschenden Zähne verkrampfte.

    "Es ist mir glêch, was die Shemlen glâben." Sagte sie, ganz leise, um den Groll in ihrer Stimme zu verbergen. Was ihr nur schlecht gelang.
    "Und es ist mir glêch, was du glâbst." Sie zog geräuschvoll die Luft und und schnaubte.
    "Wichtig ist nur, dass alles hîr gelogen ist. Nenn es Jensêts, nenn es Gêsterwelt, es ist mir glêch." Ihre Stimme war, von ihr selbst unbemerkt, lauter und schneidender geworden.
    "Und nun: Sî auf dî Flammen. Sî ûf den Himmel und sag mir, dass ich kêne Ânung habe.", ein wütendes Zischen hatte sich in ihre Sätze geschlichen, und den letzten Satz schrie und fauchte sie:
    "Sag mir, dass alles, was ich sagte, falsch war, du verachtendes, mîses, ûberschlaues Flachôr, das alle Antworten kennt!"

    In ihrer Hand, die sie halb hinter ihrem Oberschenkel hielt, hielt sie ihr Dar'Misu.

  9. #9
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    "Sag mir, dass alles, was ich sagte, falsch war, du verachtendes, mîses, ûberschlaues Flachôr, das alle Antworten kennt!"

    Ha! Ich wusste es! Diese neunmalkluge Dalish war nicht echt! Nein, sie schrumpfte vor seinen Augen, jetzt wo er sie durchschaut hatte. Hatte er vorher noch ganz unterwürfig zu ihr hochschauen müssen, befand er sich jetzt auf bequemer Augenhöhe und vielleicht sogar einen ganz kleinen Tick über ihr. Es passte diesem Hirngespinst also nicht dass er sie nicht ernst nahm. Da wollte er doch gleich noch einen draufsetzen, vielleicht reichte das um den ganzen... was auch immer das hier war, zu zerstören.
    „Es. War. Alles. Falsch!“ antwortete er pflichtschuldig, wobei ihm erst danach auffiel dass seine Kontrahentin ihre Waffe gezogen hatte. Irgendwie stachelte ihn das nur noch weiter dazu an, seinen wieder aufkommenden Schrecken mit Provokation zu überspielen, so als hätte er alles im Griff. „Und jetzt? Willst du mich einfach abstechen, hm?! Glückwunsch du bist mehr Mensch als ich dachte!“

    In diesem Moment ging eine schwache Erschütterung durch die Umgebung. Es war stark genug um es zu bemerken, aber zu schwach um die Hauswände und Trümmer in der Nähe zur Bewegung zu bringen. Verwirrt hielt Rowen inne, aber noch bevor er sich darüber wundern konnte, griff der unbekannte Spielmacher der diesen Ort geschaffen hatte, in seine Trickkiste.

    Unter donnerndem Getöse und markerschütterndem Heulen brach ein großes Objekt durch die Bretterwand auf der rechten Seite der Dalishelfe. Nur ein Sekundenbruchteil des Blickes auf braunes Fell, gefletschte Zähne und massige Pranken ließen Rowen voller Entsetzen erkennen was es war: Ein Mabari. Ein verdammt riesiger, mordlüsterner Kampfhund wie sie zu Dutzenden über das Gesindeviertel hergefallen waren. Und diese gewaltige Bestie stürzte sich direkt auf die Dalish um sie zu zerfleischen!

    Rowen wich seitlich zur Wand, wobei seine Hand gegen den Knauf seines Kurzschwertes stieß – verdammt noch mal, wo war das blöde Ding plötzlich hergekommen?! - ging ein Stück in die Knie und... rettete sich mit einem Hechtsprung durch das Loch, das der Mabari in der Holzwand hinterlassen hatte. Dann rannte er was das Zeug hielt. Verdammt, er war immernoch ein Dieb und kein lebensmüder Wahnsinniger! Er würde sich doch nicht freiwillig mit so einer Bestie anlegen!

    Besonders weit kam er allerdings nicht. Kaum ein paar Meter weiter weg kippte er plötzlich vornüber in undurchdringliche Schwärze. Er verspürte das widerliche Gefühl freien Falls ins Bodenlose, Panik... und krachte plötzlich nach kurzer Zeit auf harten Boden, der ganz sicher vor einer halben Sekunde noch nicht da gewesen war. Für einen kurzen Moment verschwamm die Umgebung vor seinen Augen und brennende Schmerzen durchzuckten ihn. Keuchend stemmte er sich auf die Knie und zwang sich den Blick zu heben. Wo bin ich? Eine Grube wie es aussah, an den Seiten von brennenden Häuserwänden und Trümmern umschlossen. Und in der Mitte davon...

    „NEIN!“ Eisige Panik ergriff den Dieb und er sprang wie von der Tarantel gestochen auf. Voller Entsetzen wich er zurück, konnte nicht fassen was er da vor sich sah. „NEIN!“

    Der der dieses Reich, oder vielmehr diesen Albtraum regierte nährte sich von Angst. Er war Angst. Er existierte nur durch Angst. Und nun hatte er die Form angenommen die genau dieses Gefühl bei seinem Opfer würde hervorrufen können: Die Gestalt des riesigen Wiedergängers.

    Nein! Diesmal war er sich sicher, ein schadenfrohes hämisches Grinsen in dem fleischlosen Totenschädel dieses Monstrums zu sehen. Quälend langsam zog der vermeintliche Wiedergänger seine riesige Waffe und ebenso langsam und behäbig stapfte er auf den Elfen zu, wobei jeder seiner Schritte den Boden erzittern ließ.
    Das Mistding war noch riesiger geworden als Rowen es in Erinnerung hatte. Panisch rannte der Elf los und suchte nach einem Fluchtweg. Doch die Grube hatte keinen, sie war ein vollkommener Kreis und von brennenden Mauern umschlossen. Unaufhörlich kam das Ding näher.

    Eine Arena. Und die Kontrahenten waren ein schwächlicher Elfendieb und ein gigantischer Untoter, der langsam und unaufhaltsam wie eine Naturgewalt auf ihn zustapfte.

  10. #10
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    „Und jetzt? Willst du mich einfach abstechen, hm?! Glückwunsch du bist mehr Mensch als ich dachte!“

    Leirâ hielt plötzlich Inne. Beinah! Beinahe hätte sie dem aufgeblasenen Flachohr ihre Klinge in den Bauch gerammt. Doch dieser Ausspruch hielt sie zurück. Noch ehe sie darüber nachdenken konnte, was genau gerade passiert war ging ein Beben durch die Umgebung. Leirâs Nackenhaare stellten sich mit einem mal auf, kaum einen Herzschlag, bevor sie das Knurren und den Lärm hörte. Sie wirbelte herum.
    Ihr Ahnen und Götter, beschützt mich!

    Nur knapp entging sie den Hieben mächtiger Klauen, Geifer spritzte ihr entgegen, sie versuchte, unter der Bestie hindurch zu huschen, doch es erwischte sie seitlich, SChmerz, und sie rollte über den Boden und prallte gegen eine Bretterwand.
    Wo zum Schreckenswolf ist der kleine Bastard hin? Wenn ich meine Waffen bloß nicht...

    Ihr Blick glitt zu dem Dar'Misu in ihrer Hand.

    Verloren hätte...

    Sie schaute nach Oben. Das riesige, wolfsartige Ungeheuer knurrte, saß nun aber am anderen Ende einer langen Straße. Leirâ atmete ruhig aus und zückte ihren Bogen, veränderte die Haltung und Position ihrer Füße, stand nun seitlich zu dem Monster. Die Dalish atmete ein. Die Bestie setzte sich in Bewegung, Leirâ zog einen Pfeil und legte auf. Hob den Bogen und ließ, gleichzeitig zum Ausatmen, den Pfeil fliegen. Der Schrei des sterbenden Biests ließ Leirâ erzittern, die Waffen glitten ihr aus den Händen und drückt sich die Hände auf die empfindlichen Ohren, die Lippen zu einem stummen Schrei auseinander gerissen. Tränen liefen ihr über die Wangen.

    Da traf eine Wlke aus Asche und Dreck ihr Gesicht, sie hustete und spuckte, musste die Augen zusammenkneifen und gerade, als sie bemerkte, dass das Geschrei endlich aufgehört hatte, brach der Lärm einer in sich zusammenfallenden Stadt über ihr ZUsammen. Reflexartig kauerte sie sich zusammen und schützte ihren Kopf mit den Unterarmen. Dann war da nur noch ihr Herzschlag. Ihr Atem. Das brennen in ihrer Kehle, das Jucken in ihren Augen, der Dreck an ihrem ganzen Körper. Vorsichtig blinzelte sie zwischen ihren Armen hindurch. Da war...

    "Dir-", als sie leise zu sich selbst reden wollte, musste sie schlucken, prusten und Spucken. Und bitterlich grinsen.
    Ooh, Dirthamen, du hast wahrlich Sinn für Humor.

    Sie kauerte vor einem Baum, um sie herum lag totes Holz, aus dem hier und da noch eine kleine Flamme züngelten. Und dahinter, am Rande der durch Feuer und Zerstörung entstandenen Lichtung, war der Wald. Der Wald mit seinen eigenartig verdrehten und kahlen Bäumen. Leirâ würgte den letzten Rest Dreck und Asche heraus, ehe sie sich mit zitternden Armen aufstemmte, um auf die noch wackeligen Beine zu kommen. Mit schweren Liedern ließ sie den verschleierten Blick schweifen. Ihre Waffen waren mal wieder verschwunden, ebenso große Teile ihrer Habe. Nur noch ihre Kleidung trug sie am Leib, sonst nichts.

    "Uff... Urgh. Îr Schôpfer... Das Jensêts ist wârlich verworren.", keuchte die Dalish und zog sich an dem Baum auf die Füße. Und stolperte los.

    Sie war nur wenige Schritte weit gekommen, als sie die schwachen Wellen von Erschütterungen wahrnahm, die durch den Boden gingen. Und tatsächlich vernahm sie fernen Donner.
    "Ô verdammt, was nun?" Sie seufzte. Und setzte sich in Bewegung. Wenn es einen Weg, irgendeinen Weg zurück in ihre Welt gab, die Welt die sie kannte, wo sich Wälder und Tiere den Regeln der Schöpfer beugten, dann musste sie ihn einfach finden.

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