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  1. #61
    Newbie Avatar von xsm4sh3r
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    wieder sehr fesselnd, freu mich auf mehr und deine Story ist das warten immer wert

  2. #62
    Toss a coin... Avatar von Drellinator92
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    Zitat Zitat von xsm4sh3r Beitrag anzeigen
    wieder sehr fesselnd, freu mich auf mehr und deine Story ist das warten immer wert
    Meine Rede[emoji3]

  3. #63

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    Das freut mich wirklich sehr!
    Danke ihr Zwei! <3

    Kapitel 35: Die Höhle des Löwen

    Der Unterschied lag im Gefühl. Sie wusste, wann sie träumte und dieser Moment, der Boden unter ihren Füßen, die Stille, das endlose weiß - war kein Traum. Es war real und Shepard brauchte einen Moment bis sie sich erinnerte, wo sie sich eigentlich befand - befinden sollte. Ein dumpfer Schlag, ein Blick nach rechts, links, nichts. Sie versuchte irgendwo ein Ende zu erkennen, mal wieder vergeblich nach einem Anhaltspunkt zu suchen. Das Gethschlachtschiff. Sie war hier um Legion zurückzubringen. Aber warum sah es dann so furchtbar leer aus? Wo war der Anfang, wo das Ende? Verwirrt setzte Jane einen Fuß vor den anderen und blieb schließlich hilflos stehen. Wonach sollte sie suchen? Die Datenketten waren weg, keine Knoten mehr vorhanden. Sie erkannte keine künstlich, digitalen Plattformen, die ihr damals den Weg gewiesen hatten. Das hier erinnerte sie viel mehr an einen ihrer regelmäßigen, unangenehmen Träume des Katalysators. Sofern es überhaupt Träume gewesen sind...
    Ein kurzer, leichter Schmerz in ihrer Magengegend ließ sie zusammenfahren. Was war das? Angst? Nein, sie fühlte sich unbehaglich, aber sie hatte keine Angst. Sie war nicht körperlich hier, das musste sie sich vor Augen halten.
    ¨Schon gut...¨, murmelte sie leise und fuhr vorsichtig über ihren Bauch. Ob ihr Kind das hier miterlebte? Ob es spürte, dass sie wo anders waren?
    ¨Skipper?¨
    Shepards Augen weiteten sich und sie drehte sich schlagartig um. Entsetzt starrte sie in die braunen, vertrauten Augen von Ashley Williams. ¨Was machst du hier?¨, fragte der Chief, gerade so, als wäre es vollkommen normal für sie in diesem weißen Meer gefangen zu sein.
    Der Commander brauchte einen langen Augenblick, bis sie ihre Sprache fand. Das war Einbildung. Bloße Einbildung. Ashley konnte nicht hier sein. Sie war tot. Tot, verdammt noch mal.
    ¨Ashley...¨, stammelte sie leise, verwirrt. Was war das hier? Wo waren die Konsolen? Die Datenströme? Was hatte das hier mit den Geth zu tun?
    ¨Du weißt hoffentlich, dass das hier keine gute Idee ist.¨, begann die Soldatin und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie warf Shepard einen skeptischen Blick zu und schien auf eine befriedigende Erklärung zu hoffen.
    Jane allerdings wusste überhaupt nicht was sie sagen sollte. Was zum Teufel ging hier vor sich? War sie indoktriniert?
    ¨...was meinst du damit?¨, fragte sie schließlich, schluckte schwer und musterte ihre tote Freundin etwas genauer. Sie hatte denselben stolzen Blick, die gleiche arrogante Stimme. Ashley.
    Williams verdrehte die Augen und ging an Shepard vorbei. Sie lief so zielstrebig, dass es wirkte, als kenne sie sich hier bestens aus. Shepard wusste nicht was sie tun sollte und folgte ihr einfach mal.
    ¨Du hast die Reaper doch zerstört, oder nicht? Du hast es in Kauf genommen, dafür auch die Geth und EDI zu verlieren. Warum willst du das jetzt rückgängig machen? Willst du wieder riskieren, dass die Menschen irgendwann von synthethischen Lebewesen ausgelöscht werden? Das klingt überhaupt nicht nach dir Shepard.¨, Ashley betätigte eine Art Schalter, den Jane nie im Leben hatte sehen können und plötzlich befanden sie sich auf der Citadel. Vor Ihnen der Rat, zu ihrer linken Anderson.
    ¨Was... Was soll das, Ashley, wo sind wir hier?¨, fragte Jane schnell und wandte ihren Blick von Anderson wieder zu ihrer Freundin. Das war ihr alles überhaupt nicht geheuer.
    ¨Spielt das eine Rolle? Ich glaube nicht. Du hast mich umgebracht, Skipper, ich bin dafür gestorben, dass die Galaxie frei von den Reapern leben kann.¨
    Jane wich wieder etwas zurück, spürte wie ihr Herz sich zusammenzog. Das war verdammt ungerecht, sie hatte Ashley nicht umgebracht. Jane hatte sie retten wollen, genau wie Thane oder Anderson. Was auch immer diese Frau vor ihr war, es konnte nicht Ashley sein.
    Ihr gefiel der Gedanke zwar nicht, aber allem Anschein nach spielte ihr ihr Unterbewusstsein einen miesen Streich.
    Ashley kam einen Schritt auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. ¨Willst du, dass das alles um sonst war?¨
    Shepard antwortete darauf nicht sofort. Einerseits verstand sie was sie damit sagen wollte, aber andererseits wusste Jane auch, dass die Geth nicht böse waren. Legion war ihr Freund. Er hatte nie jemandem etwas Böses gewollt, allgemein hatten die Quarianer ihre missliche Lage hauptsächlich sich selbst zuzuschreiben. Die Geth würden niemanden umbringen.
    ¨Es war nicht um sonst, Ash. Ich habe nie gewollt, dass so viele...¨, sie merkte wie ihre Stimme wieder brach. Ihren toten General neben sich stehen zu haben, machte die Situation nicht gerade leichter. ¨Die Geth werden niemandem Schaden zufügen. Ich habe Tali versproch-¨
    ¨Vergiss Tali! Sie gehört zum Rest dieser primitiven Spezies! Sie hat genauso wenig Ahnung gehabt wie der Rest ihres Volkes, was die Erschaffung einer synthetischen Spezies mit sich bringt! Sag nicht, dass du das hier wegen eines bescheuerten Versprechens tun willst!¨, unterbrach Ashley sie. Jane wich noch einige Schritte weiter zurück und bemerkte erst jetzt, dass die Blicke des Rats und auch der von Anderson auf ihr ruhten. Was sollte das?
    ¨Ash, ich habe keine Ahnung was hier vor sich geht, aber ich werde den Konsens reparieren. Die Geth verdienen es zu leben. Sie haben uns beim Kampf gegen die Reaper beigestanden, wenn ich sie retten kann, dann tu ich das auch.¨, erklärte Jane und ihr wurde zunehmend unwohl. Anderson schüttelte den Kopf und sie bemerkte seinen enttäuschten Blick.
    ¨Das kann nicht dein Ernst sein, Kind.¨, sagte er und sie spürte wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Verdammt noch mal, das war ungerecht. Warum ausgerechnet Anderson und Ashley?
    ¨Hört auf. Beide. Ich habe so viel gegeben um die Galaxie zu beschützen. Ich weiß was richtig ist.¨, erwiderte sie und es klang verzweifelter als es sollte. Jane sehnte sich die Gegenwart zurück, den Moment, bevor sie in diese verfluchte Kapsel gestiegen war. Garrus. Warum war er nicht hier?
    ¨Was richtig ist? Bist du dir da sicher, Siha?¨
    Jane zuckte erneut zusammen. Das durfte nicht wahr sein.
    ¨Thane.¨
    Sie spürte seine Hand an ihrer Taille, wie er sie sanft aber bestimmt zu sich drehte um ihr in die Augen sehen zu können. Jane sog scharf die Luft ein, als sie die klaffende, blutende Wunde an seinem Bauch entdeckte. Nein!
    ¨Du solltest dir gut überlegen, was du tust. Ich stand immer hinter dir und habe dich unterstützt, aber ich kann nicht zusehen, wie du einen so schwerwiegenden Fehler begehst.¨, erklärte er leise, legte eine Hand an ihr Kinn um ihren Blick wieder zu sich zu ziehen.
    Der Schock lag tief, nahm ihr jegliche Fähigkeit zu sprechen. Sie wollte schreien, diesen Albtraum beenden, einfach nur noch weg.
    ¨Siehst du, Skipper? Wir sind doch alle gleicher Meinung. Warum gehst du nicht zurück zu Vakarian und Solus und lässt die Geth in Frieden ruhen?¨

    Mordins Gesichtszüge verhärteten sich als er auf Shepards Status starrte. Irgendetwas stimmte nicht und ein Blick zur Kapsel bestätigte seine Befürchtungen. Er lief schnellen Schrittes zu Shepard und versuchte zu erkennen, ob sie irgendwelche körperlichen Schmerzen hatte. Und zum zweiten Mal störte er sich an dem Fakt, dass sie nicht auf ihn gehört hatte. Sie hätte auf der Krankenstation der Normandy bleiben sollen, und das Kommando einfach an ein vertrauenswürdiges Teammitglied abgeben sollen. Sie war schwanger und es gefiel ihm überhaupt nicht, dass dieses wissenschaftliche Wunder nun in solcher Gefahr schwebte.
    Garrus schien nicht weniger unsicher zu sein, denn er stellte sich schnell neben Mordin und versuchte seine Aufmerksamkeit zu erlangen. ¨Was ist los?¨
    Mordin presste konzentriert die Lippen aufeinander. Schon wieder so eine dumme Zwickmühle. Er wusste, würde er Garrus sagen, dass Shepard sein Kind unter ihrem Herzen trug, würde er sie sofort aus der Kapsel holen und zurück zur Normandy bringen. Das wäre a) für Shepards Gesundheit am besten und b) würde Vakarian endlich die Wahrheit kennen. Aber andererseits war ihm auch bewusst, dass sie ihn umbringen würde, sollte sie erfahren, dass er sein Schweigegelübde gebrochen hatte.
    ¨Vitalwerte leicht erhöht. Wirkt als... Kämpfe Shepard.¨, erklärte er und zog die Stirn kraus. Was auch immer da gerade in der Kapsel vor sich ging, es schien ihr unheimlich Angst zu machen.
    Garrus setzte zu einer Antwort an, schwieg aber wieder. Es brauchte ein paar Sekunden, bis er seine Worte passend formulieren konnte. ¨Sollen wir sie lieber rausholen?¨
    Mordin schüttelte den Kopf. Besser nicht. Den Konsens zu reparieren dürfte eigentlich nicht lange dauern. Shepard müsste nur den defekten Datenknoten finden und ihn zerstören. Die Informationen könnten wieder fließen und die Geth müssten ihr Bewusstsein zurückerlangen.
    ¨Nein. Würde Shepard nur wütend machen. Schätze ein paar Minuten länger schaden nicht.¨, vermutete er und ging zurück zur Konsole.
    Garrus wollte dem ganzen irgendwie keinen Glauben schenken. Er beobachtete Jane, sah, dass sie irgendetwas verängstigte und merkte, wie gern er einfach diese Kapsel geöffnet und Jane von den Kabeln getrennt hätte.
    ¨Ich dachte, das dauert nicht lange...¨, murmelte er immer noch unsicher.
    ¨Tatsache. Shepard wird vermutlich bald fertig sein.¨, meinte Mordin so beruhigend wie möglich aber er war selbst ungewohnt skeptisch über den weiteren Verlauf der Mission. Sobald Shepards Bewusstsein mit der digitalen Ebene der Geth verbunden wurde, hatten sich ungewöhnliche Datenstränge ergeben, die Mordin nicht erklären konnte. Und wollte wohl gemerkt. Denn sie schienen alles andere als positiv zu sein.
    ¨Nur für den Fall... Wenn Shepards Vitaldaten sinken, können wir sie einfach rausholen?¨, fragte der Turianer ohne den Blick von seiner menschlichen Partnerin zu lösen.
    ¨Theoretisch ja - in der Praxis eher problematisch.¨, erwiderte Mordin angestrengt.
    ¨Das bedeutet...?¨, Garrus mochte die vagen Antworten des Professors überhaupt nicht. Sie waren alles andere als beruhigend.
    ¨Gewaltsames Lösen der Kabel könnte Shepard in eine Art Bewusstlosigkeit versetzen. Sollte aber nicht lange anhalten.¨, erklärte er weiter, beachtete Garrus‘ Reaktionen aber nicht.
    Der Turianer wurde zunehmend nervös. Wieso brauchte Jane so lange? Und warum war Mordin so... Genervt? Das alles gefiel ihm nicht und Janes Werte machten das auch nicht besser.
    Und plötzlich bewegte sie sich, schien eine Art Abwehrhaltung einzunehmen. Sie murmelte etwas, was er zuerst gar nicht verstand aber bald als ¨Nein¨ identifizierte.
    ¨Kann es sein, dass sie träumt?¨, fragte er und verstand langsam die ganze Welt nicht mehr. Er hatte damals mit Jane darüber gesprochen als sie den Konsens zum ersten Mal betreten hatte und so wie sie es ihm erläutert hatte, hatte es sich angefühlt als wäre sie wirklich dort gewesen. Kein Traum. Konnte es dann sein, dass sie auf... Wiederstand getroffen war?
    ¨Nein. Kein Traum. Nur versetzen des Bewusstseins auf eine andere Ebene.¨, erklärte Mordin immer noch im gleichen genervten Ton.
    Garrus‘ Misstrauen wuchs. Auf was auch immer Jane dort gestoßen war, es war definitiv nichts Positives. ¨Mordin, schalten Sie es ab.¨, bat er.
    ¨Nein. Shepard sagte, ich sollte es erst abschalten, wenn der Konsens wieder eingeschaltet ist.¨, widersprach er.
    ¨Sie hat ganz offensichtlich Schmerzen.¨, erwiderte Garrus mit Nachdruck und warf dem Salarianer einen wütenden Blick zu.
    ¨Vitalwerte noch nicht im kritischen Bereich. Können nicht abbrechen.¨
    Garrus kam die wenigen Schritte zu Mordin und legte ihm warnend eine Hand auf den Arm. ¨Schalten Sie es ab.¨
    Mordin schwieg einen Moment lang. Er warf einen letzten Blick zu Jane, bevor er die Verbindung abbrach.

    Ihre Beine schmerzten und ihre Seite blutete unaufhörlich. In was auch immer für einen Albtraum sie hier geraten war, sie wusste, dass sie das alles nur beenden konnte, wenn sie das Herz des Gethsystems finden würde. Entweder hatte sie unbewusst bei der Zerstörung der Reaper mit dieser roten Druckwelle eine Art Virus in dem System ausgelöst, das jeglichen Versuch, die Geth wieder einzuschalten geradezu unmöglich machte, oder das Bewusstsein des Katalysators war immer noch irgendwo in ihrem Kopf und erschuf hier eben ihre ganz eigene, persönliche Hölle.
    Gejagt von Freunden, Familie, deren Tod Jane zu verantworten hatte, lief sie durch dieses unendlich weiße Meer, hilflos ohne irgendeinen Hinweis, wo sie überhaupt hin musste.
    Schließlich brach sie zusammen, blieb auf dem Boden knien, nur einen Moment, sie brauchte nur ein paar Sekunden Ruhe. Musste einen klaren Gedanken fassen, wissen was hier los war und dass sie hier wieder rauskam. Sie versuchte sich zu beruhigen, sagte sich selbst immer wieder, dass das alles nicht real war. Die Realität war da draußen, Mordin und Garrus waren ihre Realität, nicht dieser endlose Raum. Weder Ashley, noch Anderson oder Thane. Das war nicht real.
    Sie schüttelte den Kopf, versuchte sich wieder zu konzentrieren und biss die Zähne zusammen. Sie hatte Tali versprochen Legion zurückzubringen. Sie hatte es versprochen, verdammt noch mal. Und sie würde jetzt ganz sicher nicht nachgeben. Sie hatte ihr Leben lang gekämpft und jetzt war nicht der Zeitpunkt aufzugeben.
    Sie kämpfte sich auf die Beine und warf einen flüchtigen Blick nach hinten. Nichts. Nur weiß. Keiner der totgeglaubten Freunde. Das hieß allerdings noch lange nicht, dass sie nicht da waren. Sie hatte ziemlich schnell gelernt, dass es keine Rolle spielte, was sie hier sah oder hörte, diese Illusionen konnten immer und überall auftauchen. Egal wie sehr sie versuchte, sie aus ihrem Kopf zu jagen. Da war eine Macht im Spiel, gegen die sie nichts ausrichten konnte. Jane wusste auch gar nicht woher dieser Gedanke kam, von wegen, es höre auf, sobald die Geth wieder eingeschaltet waren, aber sie hielt daran fest. Immerhin war das ihr Ziel gewesen und vielleicht würde sie es ja schaffen.
    Shepard lief einfach weiter, immer geradeaus, zumindest dachte sie, dass es geradeaus war. Vielleicht lief sie auch im Kreis, sie wusste es nicht. Aber das schien auch keine Rolle zu spielen, sie musste nach wie vor nur den Kern finden.
    Sie hielt wieder inne und schloss die Augen. Schwarz. Sie hätte nie gedacht, dass sie irgendwann einmal schwarz weiß vorziehen würde. Aber exakt in diesem Moment war sie unsagbar froh darüber, dass das allem Anschein nach noch möglich war. Einfach die Augen schließen.
    ¨Du willst doch nicht wirklich weglaufen, oder etwa doch? Kleines, das hat nie zu dir gepasst.¨
    Abrupt öffnete Jane wieder die Augen und sah in das Gesicht ihres verstorbenen Vaters.
    Er war der letzte mit dem sie gerechnet hatte.
    ¨Ich rede nicht mit Hirngespinsten.¨, erwiderte sie nur kalt und hoffte, ihr Herzschlag verriet sie nicht. Hörte sich das Pochen nur in ihren Ohren so laut an? Oder spürte er, wie schnell ihr Herz schlug, das Zittern ihrer Hände?
    Ihr Vater verzog unzufrieden das Gesicht. ¨Ich bin nicht hier um dir zu schaden, Schatz. Das wollte ich nie.¨, entgegnete er und kam einen Schritt näher.
    Jane machte sofort eine abwehrende Geste. ¨Bleib weg! Du bist nicht echt!¨, drohte sie, schob ihn beiseite und lief entschlossen an ihm vorbei. Leugnen. Vielleicht half das ja.
    ¨Jane. Ist das wirklich alles, was ich von dir bekomme? Nach all der Zeit?¨
    Shepard ignorierte die Worte ihres Vaters. Sie hatte es ihr Leben lang bereut zum Schluss kaum mit ihrem Vater gesprochen zu haben, bevor er zu dieser beschissenen Expedition aufgebrochen war, von welcher er nie zurückgekommen war. Und der Katalysator schien das zu wissen, sonst hätte er die Gestalt ihres Vaters gar nicht mit ins Spiel gebracht.
    Sie blieb wieder stehen und sah schwer atmend auf den Boden. Wo war sie hier nur reingeraten? Sie hätte das nicht tun sollen. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, einer ihrer Freunde darum zu bitten. Aber andererseits, wäre dann einer von ihnen seinen Ängsten ausgesetzt und das wiederum wollte sie auf keinen Fall.
    ¨Jetzt hör mir mal gut zu, Katalysator oder wer auch immer.¨, sie wandte sich wieder an die Illusion. ¨Mein Vater ist tot. Ashley ist tot. Anderson ist tot und Thane ist auch tot. Ich habe mich damit abgefunden, damit kannst du mich nicht manipulieren!¨, zischte sie wütend. Sie schüttelte noch einmal den Kopf, hoffend, die Illusion würde dadurch verschwinden und setzte ihren Weg schließlich fort.
    ¨Und wenn ich dir sage, dass ich nicht tot bin?¨
    Das ließ sie wieder inne halten. Was?
    ¨Denkst du diese Nachricht war nur zum Spaß? Es geht hier nicht nur um die Geth, Jane, es geht um so viel mehr.¨
    Sie tauschte einen kurzen, verwirrten Blick mit ihrem Vater. Das konnte nicht sein Ernst sein.
    ¨Darum geht es hier nicht.¨, erwiderte sie bloß und endlich begann sich der digitale Raum zu formen, die Datenströme, die Umgebung die sie kannte. Dann verlor der Katalysator wohl an Stabilität, so wie es aussah.
    ¨Ich denke aber schon. Wir hatten darüber gesprochen Kleines, erinnerst du dich nicht? Die synthetischen sind nicht die einzige Bedrohung der Galaxie.¨, erläuterte ihr Vater, er folgte ihr als sie zielstrebig durch das große Datennetz lief.
    ¨Und? Was hast du damit zu tun? Du bist tot.¨, sie beharrte auf ihrer Meinung und würdigte die Gestalt ihres Vaters keines Blickes mehr.
    Er seufzte. ¨Du hörst mir nicht zu.¨, stellte er fest.
    ¨Als ob du mir jemals zugehört hättest.¨, erwiderte sie bissig ohne wirklich darüber nachgedacht zu haben. Sie wusste doch, dass er nicht real war, wieso war sie dann so wütend? ¨Außerdem bist du nicht real. Du gehörst entweder zum Katalysator oder bist eine Erfindung meines Unterbewusstseins.¨, fügte sie schnell hinzu und sprang über eine kleine Datenlücke auf die nächste Plattform. Ihr Vater folgte ihr weiterhin.
    ¨Das wäre dir am Liebsten, was? Mich einfach so zurücklassen zu können, mit der Begründung ich bin nicht wirklich da.¨, entgegnete er und Janes Wut verrauchte augenblicklich. Sie wandte sich noch einmal kurz an ihren Vater.
    ¨Du willst doch ganz offensichtlich das gleiche wie Ash und Anderson. Tut mir Leid, aber ich werde Legion nicht im Stich lassen.¨, erklärte sie und überwand die letzte Lücke bis sie vor dem leuchtenden Datenkern inne hielt. ¨Er hat genauso in diesem Krieg gekämpft wie wir.¨, Jane hatte keine Ahnung, woher sie so genau wusste, welche Punkte sie auf der Oberfläche drücken musste um die Geth zurück ins Leben zu rufen. Vermutlich hatte Legion ihr damals viel mehr gezeigt, als ihr bewusst war. Und plötzlich ging alles ganz schnell. Das Licht erfüllte das ganze Datennetz, Jane kniff die Augen zusammen, versuchte an der digitalen Konsole Halt zu finden, konnte sie aber nicht mehr greifen und fiel in ein unbeschreiblich, dunkles Loch...

    Vor fünf Jahren wäre Tali noch nervös gewesen, aber inzwischen war sie längst über diesen Punkt hinaus. Genaugenommen war sie sogar älter wie Jane und allein die Tatsache eine Tochter zu haben, die sie um jeden Preis beschützen wollte, stärkte ihr Selbstbewusstsein ungemein. Kaidan und Liara begleiteten die Quarianerin zur Flottille und die erste Person die sie empfing war ihre Tante höchstpersönlich. Tali freute sich riesig ihr Familienmitglied wiederzusehen und Raan nahm sie auch erst einmal herzlich in die Arme.
    ¨Tali, ich habe dich vermisst. Wie schön, dass du gesund bist.¨, meint sie lächelnd. Tali löste sich aus der Umarmung und deutet Kaidan etwas näher zu kommen. Er hatte Thessia auf den Arm gehoben und die kleine Quarianerin sah schüchtern von Tali zu Raan.
    ¨Tante Raan, das ist meine Tochter, Thessia.¨
    Das kleine Mädchen streckte nur zögernd die Hand nach ihrer Großtante aus, und Raan schien unheimlich entzückt darüber zu sein.
    ¨...ich weiß ja das viel Zeit vergangen ist, aber... Dass du eine Tochter hast.¨ Es war mehr eine unterschwellige Aufforderung ihr zu erklären, wie es zu diesem neuen Familienmitglied kam, aber Tali antwortete nicht sofort. Allein der Gedanke an Kal schmerzte höllisch.
    ¨Du erinnerst dich doch sicher an Kal´Reegar...¨, begann sie leise und Raan nickte nur.
    ¨Er war ein guter Soldat.¨, erwiderte sie und Tali hielt in der Bewegung inne. War? Sollte das etwa heißen dass er...
    ¨Hast du irgendwelche Informationen über ihn?¨, fragte Tali, schluckte einmal schwer und betete, ihre Tante würde ihr sagen, dass sie nichts über ihn wussten. Sie wollte es nicht hören, nicht wahrhaben, dass er tot war.
    Raan schüttelte den Kopf. ¨Ich weiß nur, dass er nach Palaven gegangen ist, kurz nachdem du Shepard auf die Normandy begleitet hast. Er hat immer viel von dir gesprochen, ich glaube, er mochte dich sehr.¨, erklärte ihre Tante.
    Tali schwieg einen Moment. Das war... Gut. Zumindest im Augenblick. Tali wollte sich nicht mit Kals Tod befassen, schließlich bestand immer noch die Hoffnung, dass er den Krieg überlebt hatte. Und dabei war ihr egal, welche Verletzungen er davon getragen haben sollte, sie würde sich um ihn kümmern und gemeinsam könnten sie ihre Tochter groß ziehen. Er hatte so viel verpasst, viel zu viel. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie still es um sie herum geworden war. Kaidan und Liara musterten unauffällig den Rest der Quarianer, die in vereinzelten Gruppen um sie herumstanden und hin und wieder einen Blick zu Tali warfen. Allem Anschein nach, hatten sie auch nicht damit gerechnet, ihren Admiral jemals wieder zu sehen.
    ¨Tante Raan, ich muss mit dir sprechen, es ist wichtig.¨ Der Gedanke an ihren vermutlich toten Partner schmerzte, aber er erinnerte sie auch an Legion. Er hatte Tali beschützen wollen und sie wusste selbst nicht, ob sie sich das nur eingebildet hatte, oder ob der Geth dasselbe empfunden hatte, aber als sie dort auf der Normandy im Maschienendeck gestanden hatten, kurz bevor Shepard die Reaper ausgelöscht hatte... Da war etwas gewesen. Etwas, das Tali nicht ganz zuordnen konnte. Sie hatte sich so verbunden mit ihm gefühlt und für einen Moment sogar wirklich gedacht, dass er das gleiche fühlte. Vielleicht war es irrsinnig, vielleicht würden so ziemlich alle anderen ihrer Spezies sie dafür verurteilen, aber Tali glaubte fest daran, dass Legion ihr ein guter Freund werden konnte, sobald er wieder am Leben war. Und dafür wollte sie kämpfen.
    ¨Selbstverständlich.¨, stimmte die Quarianerin zu und führte Tali in einen etwas abgeschiedenen Raum der Flottille. Kaidan und Liara folgten den beiden in sicherem Abstand und versuchten sich derweil über Liaras Omnitool in die Sicherheitssysteme des Schiffes zu hacken.
    ¨Worum geht es, mein Kind?¨, Raan bat Tali sich zu setzen und deutete Kaidan und Liara ebenfalls Platz zu nehmen. Die Architektur der Quarianer war ungewöhnlich. Etwas, dass Liara noch nie von nahem gesehen hatte. Unfassbar, dass manche ihrer Schiffe schon über 300 Jahre alt waren...
    ¨Die Geth.¨
    Die Asari warf einen alarmierten Blick zu ihrer quarianischen Freundin. Wollte sie ihrer Tante etwa von ihrem Plan erzählen? War das nicht viel zu gefährlich?
    ¨Die Geth?¨, man musste nicht durch den Helm sehen können um zu wissen, dass Raan verwirrt eine Augenbraue hochzog.
    ¨Ja. In diesem Moment versucht Shepard den Konsens wieder einzuschalten.¨, erklärte Tali ernst.
    Raans erste Reaktion war wie erwartet, sie wollte ihr Omnitool nutzen, um die Sicherheit zu informieren, aber das Universalgerät zeigte ihr nur ein verschwommenes Bild. Kaidan hatte es schon am Eingang der Flotille gehackt. Nur für den Fall...
    ¨Was... Tali, was soll das heißen?¨, fragte sie entsetzt. Ihre Nichte wollte das noch nicht wirklich umsetzen, oder etwa doch? Nach so langer Zeit hatten sie endlich den Kampf gegen die Geth gewonnen. Sie waren tot, ausgeschaltet. Sie konnten zurück zu ihrem Heimatplaneten und dort ihr Leben endlich wieder aufbauen. Was sollte das?
    ¨Tante Raan, ich möchte, dass wir in Frieden mit den Geth leben. Und ich weiß, dass das möglich ist.¨, erklärte die Mechanikerin weiterhin. Thessia beobachtete die Szene schweigend. Das kleine Mädchen wusste nicht einmal ansatzweise über den Ernst der Situation Bescheid.
    Raan schüttelte fassungslos den Kopf. Dann hob sie die Hand und zeigte auf Thessia. ¨Das ist unsere Zukunft Tali. Willst du deine eigene Tochter in solch eine Gefahr bringen? Willst du, dass sie genau wie wir ihre nächsten Jahre in der Migrantenflotte verbringt? Ich dachte du wolltest zurück nach Rannoch. Ich dachte du wolltest ein Haus!¨, entgegnete sie aufgebracht.
    Tali hob beschwichtigend die Hände. ¨Das will ich auch. Und die Geth werden uns beim Wiederaufbau unserer Heimatplaneten helfen. Wir können unheimlich viel von ihnen lernen, Raan. Sie wollen keinen Krieg, sie sind friedlich.¨, versuchte die Quarianerin ihre Tante zu beruhigen.
    Raan wollte davon aber gar nichts hören, sie stürzte zur Türe und nachdem diese sich nicht öffnen ließ, sah sie panisch von Kaidan zu Liara und dann schließlich wieder zu ihrer Nichte. ¨Bosh‘tet, sie werden uns töten! Wir haben unzählige Schiffe im Krieg gegen die Reaper verloren, Tali, wir sind schwach! Der beste Augenblick um uns vollkommen auszulöschen. Was macht dich so sicher, dass du ihnen vertrauen kannst?!¨, empört baute sich Raan vor Tali auf.
    ¨Ich kenne einen von ihnen. Er hat uns im Krieg geholfen und nicht nur das, er hat mir das Leben gerettet, Tante Raan. Er hat eine Seele und er will niemandem schaden. Er möchte uns helfen!¨, erwiderte Tali und langsam hatte sie das Gefühl sich ständig zu wiederholen. Eigentlich hatte sie vorgehabt vor dem Admiralsrat zu sprechen. Sie hatte alle überzeugen wollen aber Kaidan und Liara hatten sie davon abgehalten. Ihr erzählt wie rassistisch der Rest ihres Volkes gegenüber den Geth war. Dass es Tali höchstwahrscheinlich nicht gelingen würde sie zu überzeugen. Und wenn sie jetzt schon bei ihrer Tante scheiterte... ¨Bitte, Tante Raan, mit ihm können wir unseren Planeten wieder aufbauen. Keelah Se´lai...¨
    Es war ein seltsamer Moment und alle Anwesenden (bis auf Thessia) waren sich bewusst, dass er entscheidend war. Wenn ihre Tante ihnen ihre Hilfe versagen würde, dann könnten sie den Frieden zwischen Geth und Quarianern komplett vergessen. Und Tali würde von ihrem eigenen Volk verstoßen werden. Sie wäre die einzige Quarianerin, die mit den Geth leben würde. Es dauerte viel zu lange, fand Kaidan und seine Ungeduld wuchs, als er Raans Gesichtszüge lesen wollte, aber mal wieder nur seine eigene Spiegelung in ihrem Helm sah.
    ¨Sie werden uns töten, Tali.¨, bedachte Raan. Sie seufzte. ¨Aber ich vertraue dir. Du weißt was du tust und... Wenn du sagst, dass Frieden mit den Geth möglich ist... Ich hoffe einfach nur, du weißt, was du damit auslöst...¨, beendete Raan das Gespräch und setzte sich mit verschränkten Armen Tali gegenüber auf das Sofa.

    Die Kapsel öffnete sich und Garrus hatte gehofft, endlich ihre Stimme wieder zu hören, aber Jane öffnete ihre Augen nicht. Er trennte schnell die Kabel von ihrem Körper und hob sie vorsichtig aus der Vorrichtung. Mordin schloss zu ihm auf und scannte Shepard mit seinem Universalgerät.
    ¨Warum wacht sie nicht auf?¨, fragte der Turianer beinahe schon panisch. Sollte sie nicht längst wieder bei Bewusstsein sein?
    ¨Sollten schnell von hier verschwinden. Konsens wieder funktionsfähig, Mission beendet.¨, meinte Mordin und deutete Garrus ihm zu folgen.
    Es gefiel ihm zwar überhaupt nicht, dass der Salarianer jetzt das Kommando übernahm, aber andererseits spielte das jetzt auch keine große Rolle. Jane war immer noch nicht aufgewacht und was auch immer eben passiert war, die Geth waren wieder eingeschaltet und sie konnten zurück zur Normandy. Die Türe öffnete sich und Zaeed und Grunt musterten Garrus und Shepard in seinen Armen mit einem irritierten Blick.
    ¨Alles klar?¨, fragte der Söldner und ließ dabei seinen Blick prüfend über Shepards Körper schweifen.
    ¨Schwer zu sagen.¨, erwiderte Garrus.
    ¨Müssen zurück zur Normandy.¨, sagte Mordin noch mal, der inzwischen schon am Ende des Flurs stand und seine Kameraden mit einer einfachen Geste dazu aufforderte ihm zu folgen.
    Janes Augenlieder flatterten und Garrus hoffte schon, sie würde endlich aufwachen, aber als sie wieder ein verängstigtes ¨Nein¨ von sich gab, zog sich sein Herz schon wieder schmerzhaft zusammen. Was war nur los mit ihr?
    Mordin hatte allem Anschein nach ein besseres Gedächtnis als sie alle zusammen, er lief zielstrebig voraus, bog immer richtig ab und sie gingen schneller auf den Ausgang des Schlachtschiffes zu als gedacht. Zaeed hatte zwischenzeitlich Cortez angefunkt, er solle sie in fünf Minuten im Hangar abholen. Allerdings hatten sie die Rechnung nicht mit so vielen Quarianern gemacht. Der Söldner fluchte, als er Mordin, Grunt und Garrus ein Zeichen gab in Deckung zu gehen. ¨So viel zur beschissenen Betäubungsmuni.¨, knurrte er und beobachtete die große Gruppe an Quarianerin, die den Hangar sicherte. Allem Anschein nach wussten sie, dass Shepard mit ihrem Team wohl oder übel hier her zurückkehren würde und Zaeed war sich auch halbwegs sicher, dass sie keinen anderen Ausgang finden würden. Die Quarianer schienen alle sehr angespannt zu sein und hatten überall Scharfschützen stationiert.
    ¨Und jetzt?¨
    Mordin musterte den Raum und versuchte ihre Chancen abzuwägen, ob sie sich mit ihrer jetzigen Munition lange genug verteidigen konnten, bis Cortez mit dem Shuttle da war. Außerdem war es fragwürdig, ob sie es überhaupt durch die Reihen der Quarianer bis zum anderen Ende des Raumes schaffen würden. Mordin starrte angestrengt auf seine Carnifex. Er rechnete es Shepard hoch an, dass sie niemanden hatte verletzen wollen, die Betäubungsmunition war in diesem Sinne zumindest sehr vorteilhaft. Eigentlich. Wenn es einen zweiten Ausgang gab und wenn man nicht lange für seine Vorhaben brauchte. Aber Shepard war länger damit beschäftigt gewesen, die Geth einzuschalten als er gedacht hatte. Kein Wunder waren die Quarianer zwischenzeitlich aufgewacht und hatten sich hier versammelt. Dumm waren sie immerhin nicht.
    Das schlimme an der ganzen Sache war, dass die Quarianer eben scharfe Waffen hatten. Shepards Team hatte Schilde und Barrieren aber alles würden sie auch nicht abwehren können. Und so lange Jane nicht ihre Augen aufmachte, waren sie verdammt angreifbar, denn einer musste schließlich immer bei ihr sein und Garrus würde wohl oder übel nicht von ihrer Seite weichen.
    ¨Wie hoch stehen unsere Chancen, dass sie uns nicht umbringen wollen?¨, fragte Garrus leise, ohne seinen Blick je von Janes schmerzverzerrtem Gesicht zu lösen.
    ¨Gering. Quarianer grundsätzlich misstrauisch.¨, antwortete Mordin und der Turianer seufzte genervt.
    ¨Wir müssen zurück zur Normandy. Irgendetwas stimmt mit Jane nicht.¨, erwiderte Garrus mit Nachdruck und Mordin zog zweifelnd die Stirn kraus.
    ¨Nicht nötig uns daran zu erinnern. Shepards Gesundheit hat höchste Priorität.¨, entgegnete Mordin seltsam und vor Allem überraschend fürsorglich. Einen kurzen Moment lang wunderte sich der Turianer über diesen Ton in Mordins Stimme, wandte sich aber schnell wieder an seinen Commander. ¨Nein...¨, murmelte sie und presste ihre Hand auf ihren Bauch. Garrus nahm sie etwas fester in seine Arme.
    ¨Es ist alles gut Jane...¨, flüsterte er beruhigend. Sie stöhnte und plötzlich kniete Mordin neben ihm. Er scannte einmal ihren Körper und sah sie dann nervös an.
    ¨Nicht gut.¨, kommentierte er und deutete Zaeed und Grunt, die die Handlungen des Professors mit einem besorgten Blick verfolgt hatten, in Stellung zu gehen. ¨Müssen Shepard dringend zur Krankenstation bringen. Kann sie hier nicht behandeln.¨, fügte er noch hinzu, nahm Janes Hand von ihrem Bauch und scannte ihre Magengegend erneut.
    ¨Was hat sie?¨, fragte Garrus. Er war selbst überrascht wie schnell er panisch wurde, wenn es um seine Partnerin ging. Sie sollte keine Schmerzen haben. Warum hatte er sie in diese verdammte Kapsel steigen lassen? Er hätte das übernehmen sollen.
    Mordin schwieg. Er hielt den jetzigen Zeitpunkt nicht für angemessen, dem Turianer zu sagen, dass sein ungeborenes Kind Jane Schmerzen zufügte. Außerdem bezweifelte er, dass Garrus dann noch rational denken konnte. Sobald er erfahren würde, dass die Mutter seines Kindes in Gefahr war, konnte Mordin für nichts mehr garantieren. Und er brauchte Garrus´ Konzentration sonst würden sie hier nicht lebend rauskommen.
    ¨Zaeed. Nutzen Sie ihre Granaten. Grunt, geben Sie Rückendeckung. Garrus, ich werde sie schützen, bis wir am Tor ankommen und wieder in Sicherheit sind.¨, befahl Mordin mit einer unfassbar autoritären Stimme. Grunt war sich das gar nicht gewöhnt von einem Salarianer und Zaeed dachte kurz daran, dass Mordin nun zum ersten Mal seine STG Ausbildung durchblicken ließ. Der Söldner traute sich kaum zu widersprechen, wunderte sich zwar darüber, dass der Salarianer wusste, dass er heimlich Granaten eingesteckt hatte, folgte aber seinem Befehl.
    Garrus wollte eben noch protestieren, von wegen, Jane wollte keine Toten aber in diesem Augenblick war ihm ihre Sicherheit einfach wichtiger als alles andere. Grunt hatte offensichtlich keine Gewissensbisse, er stürzte sich mit Zaeed auf die vor ihnen stehenden Quarianer und Garrus folgte Mordin, versuchte Jane so gut es ging schützend an sich zu drücken. Er würde es ich nie verzeihen, wenn sie noch mehr zu Schaden kommen würde...
    Die Explosionen der Granaten waren verdammt laut und der Professor musste zerknirscht feststellen, dass Gethschlachtschiffe - oder zumindest deren Hangar - definitiv nicht für derartige Explosionen geschaffen war. Die Wände waren demoliert und er versuchte die Schreie der verletzten Quarianer zu ignorieren. Er hetzte mit Garrus hinter ein paar Kisten und blieb dort vorerst Mal in Deckung.
    ¨Zaeed? Haben Sie etwas von Lieutenant Cortez gehört?¨, fragte Mordin über Funk, während Garrus Janes Vitaldaten überprüfte.
    Zaeed warf seine letzte Granate und ging schließlich mit Grunt ebenfalls in Deckung.
    ¨Er müsste in fünf Minuten da sein.¨, antwortete der Söldner, linste kurz über die Kiste nur um sich schnell wieder da hinter zu ducken. ¨Wie viele von diesen scheiß Idioten gibt es hier denn?!¨, er hatte verdammte fünf Granaten geworfen, die allesamt zu den Besten zählten, die er überhaupt besaß und dennoch verstummte das Feuer nicht. ¨Ich hab doch gesagt, dass hier was nicht stimmt...¨
    Grunt war seltsam ruhig und erst jetzt bemerkte Mordin die große, blutende Wunde an seiner Schulter.
    ¨Schlecht.¨, kommentierte der Professor nur und zog somit die Aufmerksamkeit von Zaeed und Garrus auf den jungen Kroganer.
    ¨Das ist nichts.¨, meinte er nur und blendete den Schmerz aus. Einer dieser verrückten Quarianer hatte ihn ziemlich heftig am Arm erwischt. Er hatte sich davon allerdings nicht beeindrucken lassen, und dem Widersacher eine ordentliche Kopfnuss verpasst, sodass sein Helm Risse bekommen hatte. Inzwischen litt der Quarianer bestimmt an ein paar Infektionen. Und allein der Gedanke beruhigte Grunt ein wenig. ¨Wie geht es Shepard?¨, fragte er und wanderte mit seinem Blick wieder zu seiner Kampfmeisterin.
    Sie wimmerte und verkrampfte sich in Garrus Armen.
    ¨Wir müssen hier weg.¨, entgegnete er nur leise.
    Sie schwiegen und warteten einfach, bis das Feuer verstummte. Vielleicht hatten sie noch eine Chance, aber für Cortez war es auch schwierig sie hier einzusammeln, so lange sie der Art unter Beschuss standen.
    ¨Jetzt wären Shepards Biotiken wirklich nicht schlecht...¨, grummelte Zaeed, der seinen verbrauchten Granaten nachtrauerte.
    ¨Wie viel glauben Sie sind das noch?¨, fragte Grunt und lugte über die Kiste. Er zählte 13 am anderen Ende des Raumes und viele regungslose Körper auf dem Boden. Sie hatten gut aufgeräumt, aber leider eben nicht alle erwischt.
    ¨Lieutenant Cortez müsste gleich hier sein.¨, erwiderte Mordin und Garrus sah ihm an, dass er genauso wenig darauf warten konnte, zurück zur Normandy zu kommen wie er.
    ¨Hier kommt die Kavallerie!¨
    Jeffs unverkennbare Stimme erklang über das intercom und die kleine Gruppe warf sich gegenseitig einen verwirrten Blick zu. Flog er jetzt etwa das Shuttle?
    Garrus war unsagbar erleichtert, als er das Shuttle sah und die bekannten Gesichter, die ihnen Rückendeckung gaben, bis sie alle in dem kleinen Shuttle waren und den Hangar verlassen konnten. Es war unglaublich eng, zu acht in dem Shuttle aber das störte Garrus nicht. Er sah sowieso nur sie, Jane, spürte ihren klammernden Griff um seinen Nacken. Er hörte kaum was James, Wrex und EDI sagten. Sie sprachen mit Mordin, der ihnen nur spärliche Antworten gab und seinen Blick ebenfalls konzentriert auf Jane gerichtet hielt.
    Garrus konnte James´ Blick überhaupt nicht deuten und er spürte ein mehr als unangenehmes Gefühl in sich aufsteigen. Er sollte sie nicht so ansehen, sie gehörte zu ihm, James hatte kein Recht dazu. Mordin bemerkte die offensichtliche Konkurrenz der beiden Männer und stellte sich demonstrativ zwischen sie.
    ¨Keine Zeit für Auseinandersetzungen. Müssen uns erst um Shepard kümmern.¨, erklärte er und wies damit unbewusst James und Garrus zu Recht, die beide ihre Blicke abwandten. Er hatte Recht, Janes Gesundheit hatte Priorität. Garrus würde genug Zeit haben diese Sache mit James zu klären, sobald sie auf der Krankenstation war. Bis dahin musste er seine Anwesenheit ertragen und durfte sich nicht von seiner Wut leiten lassen...
    Man muss nicht selber in der Pfanne brutzeln, um über ein Schnitzel schreiben zu können.

  4. #64
    Toss a coin... Avatar von Drellinator92
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    Sehr schön geschrieben, warte gern auf die Fortsetzung

  5. #65
    Newbie Avatar von xsm4sh3r
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    super spannend wie immer und kann die fortsetzung kaum erwarten

  6. #66

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    Danke!! <3

    Kapitel 36: Nachbeben

    Jack summte vor sich hin als sie mit Hilfe ihres Omnitools im Extranet recherchierte. Dr. Chakwas hatte sie mehr oder weniger ans Bett der Krankenstation gefesselt und ihr befohlen es nicht zu verlassen, bis die Ärztin es ihr ausdrücklich erlaubte. Die Biotikerin hatte zwar nicht vor auf Dr. Chakwas zu hören, aber so lange sie sowieso nur recherchierte, konnte sie das auch von dem Krankenbett aus tun. Es war ruhig und bis auf ihr eigenes Summen blieb es still. Bis sie ein polterndes Geräusch aus dem Vi-Kern hörte. Alarmiert saß die Biotikerin auf und hielt ihren Blick konzentriert auf die Türe gerichtet.
    Einige verdächtige Geräusche später öffnete sich die Türe und Legion stand mit flackerndem Licht vor der Biotikerin.
    Jack hatte sich eigentlich schon darauf eingestellt, den Eindringling mit ihrer Biotik bekannt zu machen, aber sie erkannte den Geth und nahm ihre Hände wieder runter.
    ¨Dann hat Sheps es also geschafft¨, stellte sie zufrieden fest und schmunzelte.
    Der Geth machte ein paar seltsame Bewegungen in seinem... Gesicht. Gerade so als müsste er seinen Körper neu entdecken und antwortete erst einige Sekunden später.
    ¨Wo ist Shepard Commander?¨, fragte er in seiner gewohnt monotonen Stimme und sah Jack fragend an. Zumindest glaubte Jack, dass die angehobenen Metallplatten über seinem Photorezeptor fragend aussehen sollten.
    ¨Vermutlich noch auf Ihrem Schlachtschiff. Aber sie dürfte bald wieder hier sein¨, erklärte Jack und legte sich wieder zurück in ihr Bett um weiter zu recherchieren.
    Der Geth blieb noch einige Minuten länger an Ort und Stelle stehen und Jack wunderte sich langsam schon, ob er auf irgendeinen Befehl wartete.
    ¨Sonst noch was?¨, fragte sie also und sah wieder zu ihm.
    ¨Wo ist Schöpferin Tali‘Zorah?¨, fragte er und dieses Mal klang er tatsächlich etwas besorgt.
    Jack fragte sich einen Moment lang, ob sie langsam verrückt wurde. Ein Geth konnte doch gar nicht besorgt klingen.
    ¨Bei der Migrantenflotte. Sie lenkt die Quarianer ab, während Sheps deine Kumpel einschaltet¨, erwiderte Jack gelangweilt.
    ¨Hatte sie Schmerzen?¨, hakte er nach.
    Jack warf ihm einen kurzen irritierten Blick zu.
    ¨Was weiß ich, glaub nicht, wieso auch?¨, erwiderte Jack und langsam begann ihr Legion auf die Nerven zu gehen. Sie war schließlich nicht hier um Babysitter zu spielen.
    ¨... Sie hatte Angst¨, sagte er und wandte seinen Blick auf den Boden. ¨Ich konnte sie nicht beschützen.¨
    Jack hob wieder eine Augenbraue und musterte die Maschine neben ihrem Krankenbett mit einem irritierten Blick. Bitte? Wovon sprach er da? Als sie Tali das letzte Mal gesehen hatte, war sie noch ziemlich gesund gewesen. Gut, vielleicht hatte Jack ihr ein bisschen Angst eingejagt, als sie Wrex aus der Krankenstation geworfen hatte. Aber das war doch nichts Ernstes gewesen...
    ¨Ich hab null Ahnung wovon du redest, Blechdose¨, erwiderte die Biotikerin.
    ¨Ich hatte die Verbindung zum Konsens verloren und versucht, Schöpferin Tali‘Zorah zu schützen, als die Normandy getroffen wurde...¨, erklärte er etwas genauer und hob wieder fragend seine Metallplatten.
    Jack musterte ihn einen Moment lang verwirrt. ¨Hör mal, äh Legion. Ich hab keine Ahnung was auf der Normandy passiert ist, als Shepard die Reaper gekillt hat. Ich war auf der Erde. Aber als ich Sparks das letzte Mal gesehen hab, ging´s ihr gut¨, erwiderte Jack und der Geth schien sich ganz offensichtlich ein bisschen zu beruhigen. Er blieb noch etwas länger neben Jack an dem Krankenbett stehen.
    ¨Du kannst ruhig gehen¨, meinte Jack, aber Legion schüttelte leicht den Kopf. Bei ihm sah das irgendwie seltsam aus. Das hatte er sich bestimmt irgendwo abgeguckt.
    ¨Shepard Commander hat Schmerzen. Ich warte¨, erklärte er.
    Die Biotikerin wusste nicht Recht was sie daraufhin sagen sollte. Was meinte er damit? In wie fern konnte er Shepards... Schmerzen spüren? Und woher wusste er das alles?
    ¨Ist das wieder so ein Konsensding?¨, fragte sie nach und er Geth nickte zögernd.
    ¨Ich habe sie gesehen. Sie war nicht allein¨, meinte er und bevor Jack fragen konnte, welche ominöse Person denn sonst noch im Gethkonsens spazieren ging, öffnete sich die Türe zur Krankenstation und Mordin kam gefolgt von Garrus, der Shepard in seinen Armen trug herein. Der Professor deutete dem Turianer ihren Commander auf das Krankenbett neben Jack zu legen. Die Biotikerin musterte ihre Freundin mit einem besorgten Blick.
    ¨Was ist passiert?¨, fragte sie und setzte sich an die Kante ihres Bettes.
    ¨Wissen wir nicht so genau¨, erwiderte Garrus etwas gehetzt. Er hielt Janes Hand und warf Jack nicht einen Blick zu.
    ¨Muss Sie bitten zu gehen¨, sagte Mordin plötzlich und Garrus sah ihn entsetzt an.
    ¨Was?¨, fragte er nur entrüstet, alle Höflichkeit vergessend.
    ¨Gehen Sie¨, widerholte Mordin und holte bereits ein paar medizinische Geräte aus einem Schrank.
    ¨Ganz sicher nicht¨, widersprach Garrus.
    ¨Muss Shepard untersuchen. Kann nicht...¨, Mordin verstummte kurz und schüttelte den Kopf. ¨Gehen Sie¨, wiederholte er noch einmal. Er wollte das Schlimmste verhindern und ganz sicher nicht, dass Shepard ihm gleich den Kopf abriss, sobald er sie behandelt hatte und sie erfuhr, dass Garrus Bescheid wusste. Schlimm genug, dass Jack gleich davon Wind bekommen würde, sie konnte er immerhin nicht rauswerfen. Aber Garrus sollte es nicht wissen, er hatte Jane versprochen zu schweigen.
    ¨Mordin, ich bitte Sie, ich kann Jane doch nicht einfach-¨
    ¨Raus.¨
    Einen Moment lang herrschte Schweigen und Garrus und Mordin lieferten sich ein Blickduell, das Jack so noch nicht gesehen hatte. Sie hatte ehrlichen Respekt vor Mordin, dass er Garrus ernsthaft von Shepard trennen wollte. Sie hätte dafür überhaupt keinen Nerv gehabt.
    ¨Nein¨, Garrus blieb standhaft und Mordin seufzte nur genervt.
    Er entschied den Turianer zu ignorieren. Schließlich war seine Spezies nicht um sonst als fürchterlich stur bekannt. Er war der lebende Beweis für diesen Fakt. Mordin kam wieder zu Jane und nahm ihre Hand von ihrem Bauch um sie mit seinem Universalgerät erneut zu scannen.
    Er machte einen unzufriedenen Laut und Garrus verfluchte den Salarianer, dass er ihm überhaupt keine Informationen gab. Was war mit Jane los? Und warum zum Henker noch mal, sagte er nichts?!
    Dr. Chakwas betrat nun ebenfalls die Station und sah erstaunt von Garrus zu Jane, dann zu Mordin, zu Jack und blieb schließlich mit ihrem Blick an Legion hängen, der ihren Blick nur unschuldig erwidern konnte.
    ¨Was ist hier los?¨, fragte sie und bekam ziemlich schnell eine Antwort, als sie Janes schmerzverzerrtes Stöhnen hörte. Sie eilte schnell auf die andere Seite des Krankenbettes und wanderte mit ihrem Blick prüfend über deren Körper. ¨Mordin, was ist passiert?¨, fragte sie aber der Salarianer antwortete nicht. Er ging wieder zu einem Schrank und Karin nahm schnell seinen Platz ein um Shepard ebenfalls zu scannen.
    ¨Mein Gott... Ist sie etwa...¨, stammelte sie fassungslos.
    ¨Schwanger, ja. Hatte sie gewarnt die Normandy nicht zu verlassen. Wollte nicht auf mich hören¨, bestätigte Mordin, ignorierte damit Garrus‘ Anwesenheit und kam wieder zu ihr.
    Der Turianer starrte den Salarianer einige Sekunden lang entsetzt an. Und schließlich brachte er nur ein ungläubiges ¨Was?¨ hervor.
    ¨Richtig gehört, schwanger. Wollte nicht, dass ich es Ihnen sage. Bevor Sie falsche Anschuldigungen machen: es ist turianisch¨, erklärte Mordin ohne Punkt und Komma und brachte Garrus damit komplett durcheinander.
    ¨....Was?!¨, konnte er wieder nur sagen und der Professor seufzte genervt.
    ¨Raus!¨, befahl er und zeigte auf die Tür der Krankenstation.
    ¨Aber...¨
    ¨Raus!¨, wiederholte Mordin und akzeptierte keine Widerworte. Garrus war so perplex, dass er sich kaum bewegen konnte. Dr. Chakwas schob ihn dann schließlich mit Legion aus der Krankenstation, nachdem sie ihm versichert hatte, sich um Shepard zu kümmern. Sie würden das schon in den Griff bekommen. Und da stand er also. Vor der Krankenstation, vollkommen sprachlos und verwirrt. Was hatte Mordin da eben gesagt?

    Tali seufzte resigniert. Das mit dem Alarmauslösen hatte zwar gut funktioniert, genauso wie sie es geplant hatten, aber das ihr Volk der Art übertreiben würde, hatte sie nicht gedacht. Innerhalb von ein paar wenigen Minuten, waren Liara, Kaidan, Tali und Thessia zu einer der vielen Rettungskapseln geführt worden um sich schnell in Sicherheit zu bringen. Es war wie immer komplett übertrieben aber typisch für die Quarianer. Sie waren immer mehr als übervorsichtig wenn es um ihre Gesundheit ging. Die Panik der Quarianer war förmlich greifbar und langsam bekam Tali ein schlechtes Gewissen. Thessia hatte angefangen zu weinen, sie hatte den ganzen Plan gar nicht verstanden und erst als Tali ihr zum fünften Mal versicherte, dass nichts Schlimmes passiert war, hatte sie sich einigermaßen beruhigt. Inzwischen saß die kleine Gruppe schon seit einer halben Stunde in dieser Notanlage und wunderte sich darüber, wie lange die Quarianer brauchten um herauszufinden, dass im Prinzip überhaupt nichts Lebensbedrohliches passiert war.
    ¨Manchmal ist mein Volk schrecklich unfähig¨, murmelte Tali kopfschüttelnd.
    ¨Sie sind nur etwas... Paranoid¨, erwiderte Liara und lächelte leicht.
    ¨Das ist untertrieben¨, meinte Kaidan gelangweilt und fuhr sich durch das Haar. ¨Was meinst du wann wir zurück zur Normandy können?¨, fragte der Major und starrte auf seine Hände.
    ¨Keine Ahnung. Ich habe noch nie einen Alarm in der Sicherheitszentrale ausgelöst. Ich weiß nicht wie lange sie brauchen um zu bemerken, dass es nur ein Fehlalarm war¨, grummelte Tali beleidigt.
    ¨Das war gemein¨, kommentierte Thessia und kuschelte sich näher an ihre Mutter.
    ¨Was war gemein?¨, fragte Liara und musterte das kleine Mädchen interessiert.
    ¨Fehlalarm. Das ist gemein.¨
    Die drei Erwachsenen waren überrascht, wie gut Thessia die Situation inzwischen verstand. Im Prinzip hatte sie ja auch Recht, es war gemein, immerhin wusste Tali, dass es seit Jahren keinen Alarm mehr gegeben hatte. Insofern hatte sie Recht. Aber es war eben am Effektivsten, wenn man die Quarianer von anderen Dingen ablenken wollte.
    ¨Aber nur so kann sich Shepard um die Geth kümmern¨, erwiderte Tali um die fiesen Folgen ihres Plans etwas... Harmloser zu machen.
    ¨Shepard ist blöd¨, nuschelte Thessia und spielte mit den Fingern ihrer Mutter. Allem Anschein nach war ihr langweilig. Tali seufzte.
    ¨Blöd? Wieso das denn?¨, fragte Kaidan und lachte leicht. Er kannte niemanden, der Shepard nicht mochte.
    ¨Das würde mich jetzt auch interessieren¨, stimmte Liara zu und beobachtete die kleine Quarianerin.
    ¨Weil sie Garrus mag¨, erklärte Thessia beleidigt.
    ¨M‘ean wir haben schon darüber geredet¨, ächzte Tali und warf ihrer Tochter einen warnenden Blick zu. ¨Ich will nicht, dass du Shepard noch einmal beleidigst, hast du das verstanden?¨
    Thessia schwieg und Liara konnte schwören, sie schmollte beleidigt.
    ¨Moment, sie hat was gegen Jane, weil sie mit Garrus zusammen ist?¨, hakte Kaidan nach und grinste über beide Ohren. Zugegeben er konnte das schon ein bisschen nachvollziehen – er war früher schließlich auch ziemlich eifersüchtig gewesen – aber das war was anderes. Er war erwachsen und Thessia gerade mal fünf Jahre alt. Das ging Shepard bestimmt gewaltig gegen den Strich.
    ¨Thessia stellt für Shepard keine Konkurrenz dar. Aber ja, sie mag Shepard deswegen nicht¨, erläuterte Tali. Thessia hüpfte von ihrem Schoß und tapste zu dem Fenster der Sicherheitskapsel um ein wenig das Universum zu betrachten.
    ¨Das ist hart¨, meinte Kaidan und beobachtete das kleine Mädchen.
    ¨Ich will zurück¨, jammerte Thessia und lief wieder zurück zu ihrer Mutter. ¨Mama...¨
    Tali setzte sie wieder auf ihren Schoß und legte die Arme um sie. ¨Wir sind bald wieder auf der Normandy...¨, erwiderte sie.
    ¨Hoffentlich ist alles gut gegangen...¨ Liara warf nun auch einen Blick aus dem Fenster. Von hier aus war das Gethschlachtschiff sogar sehr gut zu sehen und sie fragte sich, ob Shepard mit ihrem Team schon längst zurück auf der Normandy war oder ob irgendetwas dazwischen gekommen war. Bisher hatte sich niemand gemeldet und das bereitete ihr ungewollt richtig Sorgen.
    ¨Bestimmt. Du kennst sie doch¨, erwiderte Kaidan beruhigend und nahm ihre Hand in seine. Liara lächelte und freute sich insgeheim über Kaidans Anwesenheit.
    Tali musterte das Paar einen Moment lang. Auch wenn sie sich vorgenommen hatte, diesen Gedanken zu verdrängen, schlich sich ihr das Bild ihres verschollenen Partners wieder in den Kopf. Sie vermisste Kal, mehr als sie erwartet hatte. Er hätte Thessia mit Sicherheit geliebt…
    ¨Team Hammer? Bitte kommen.¨
    Tali setzte Thessia schnell auf den Sitz neben sich. ¨Joker? Ist alles in Ordnung?¨, fragte sie über das intercom und das Knirschen und Rauschen war definitiv kein gutes Zeichen. Entweder war der Empfang extrem schlecht, oder die Normandy hatte sich inzwischen ziemlich weit entfernt.
    ¨Team Mako ist zurück. Können wir Sie abholen?¨, fragte der Flight Lieutenant und Liara seufzte erleichtert.
    ¨...ja, wir sind hier soweit auch fertig¨, antwortete Tali und Thessia sprang begeistert wieder von dem Sitz um dann auf Kaidans Schoß zu klettern.
    ¨Gut, wir docken in fünf Minuten an¨, erwiderte Jeff und beendete das Gespräch.
    Tali hackte schnell die Türe der Sicherheitskapsel und führte ihre Freunde Richtung Andockbucht. Endlich.

    James saß angespannt mit einigen anderen Crewmitgliedern in der Kantine und warf hin und wieder einen besorgten Blick zur Krankenstation. Er hatte Garrus‘ Blick überhaupt nicht deuten können, als Dr. Chakwas ihn weggeschickt hatte und inzwischen saß er ihm gegenüber an dem Tisch und tippte nervös auf seinem Omnitool herum. Wrex hatte den Turianer gefragt, was los war, was Shepard hatte, aber Garrus hatte nur mit dem Kopf geschüttelt. Irgendetwas hatte ihm die Sprache verschlagen und er schien schon die ganze Zeit mit einem inneren Gefühlschaos zu kämpfen. Hin und wieder meinte James ein erleichtertes und vielleicht sogar auch glückliches Schmunzeln zu sehen, das nur wenige Sekunden später von einem besorgten, angespannten Blick abgelöst wurde. James wurde einfach nicht schlau daraus, traute sich aber auch nicht ihn anzusprechen. In den letzten Wochen waren sie sich erfolgreich aus dem Weg gegangen und er wusste nicht einmal ob der Turianer über ihn und Jane Bescheid wusste. Aber andererseits: wollte er das denn wissen? Würde Garrus ihn umbringen wenn er es denn wusste? Wie war das bei Turianern?
    James hatte sich nie so sehr mit seiner Spezies befasst um zu wissen, wie das bei ihnen ablief. Also schwieg er, genau wie der Rest der Crew.
    Wrex schien auch nervös zu sein. James wusste, wie nahe er Jane stand, er war damals auf Tuchanka dabei gewesen, als sie die Genophage pseudo-geheilt hatten. Er hatte sie seine Schwester genannt und der Lieutenant glaubte, dass es keinen höheren Titel für einen Menschen bei den Kroganern gab. Und vor Allem, dass Jane die einzige war, die diesen Titel inne hatte. Auf jeden Fall wirkte es tatsächlich oft so, als wären die beiden eine Art Geschwister. Wrex hielt viel von Shepard und er war einer der wenigen, der sie von Anfang an (zumindest seit James ihn kennen gelernt hatte) duzte. Er war fasziniert von dieser Beziehung, immerhin hatte er Kroganer nie als so fürsorglich eingeschätzt. Jedenfalls saß Wrex nicht weniger nervös auf dem Stuhl und James sah ihm an, dass er am liebsten einfach die Krankenstation gestürmt hätte.
    Grunt wirkte wie bestellt und nicht abgeholt. Er saß neben Wrex und starrte unentwegt auf seinen Teller. Es war ein seltsamer Anblick, hatte der junge Kroganer doch eigentlich immer Hunger, aber in diesem Moment schien er einfach mit der ganzen Situation nicht richtig klar zu kommen. Er sorgte sich um seine Kampfmeisterin und vermutlich hatte er das bisher einfach noch nie so richtig getan. Mordin hatte, als sie auf die Normandy gekommen waren, den jungen Kroganer vollkommen vergessen und Wrex hatte ihm daraufhin eine Ladung Medigel auf die Wunde seiner Schulter gepackt. Inzwischen wirkte er auch gar nicht mehr so, als habe er Schmerzen.
    EDI war mit Jeff wieder nach oben gefahren um die Normandy zur Andockbucht der Migrantenflotte zu fliegen. Allem Anschein nach hatte die KI auch keine sonderlich große Sorge über Shepards Zustand empfunden, sie schien ihre Prioritäten hauptsächlich auf die Mission bezogen gesetzt zu haben. Im Gegensatz zu Jeff. Er hatte zwar nichts gesagt, aber James hatte ihm angesehen, dass er sich mindestens genauso sehr um seinen Commander sorgte wie er selbst.
    Zaeed hatte einige Male geflucht und war der einzige, der nicht so besorgt aussah. Er aß munter sein Steak und freute sich über den Speck, den es seiner Aussage nach, nicht häufig genug auf der Normandy geben konnte. James fragte sich, wie er jetzt nur so viel essen konnte, er selbst hatte überhaupt keinen Hunger. Genaugenommen, war ihm jeglicher Appetit vergangen, als er Janes geschwächten Zustand im Shuttle bemerkt hatte. Er hätte sie so gerne in die Arme genommen um sie zu beruhigen, aber Garrus Blick hatte Bände gesprochen. Er wusste, was für eine angespannte Atmosphäre zwischen ihnen herrschte, aber James war der Meinung auch ein Recht darauf zu haben, sich Sorgen um Shepard machen zu dürfen.
    Legion wirkte so kalt wie immer. James hatte genaugenommen noch kein einziges Wort mit dem Geth gewechselt, allerdings war ihm das auch nicht sonderlich wichtig. Er hatte sowieso nicht verstanden warum Shepard überhaupt so viel Wert darauf gelegt hatte, die Geth wieder einzuschalten. Auch wenn Legion sehr friedlich wirkte. Er war nach wie vor nur eine Maschine…
    Zaeed warf einen kauenden Blick in die Runde. ¨Was schauen sie denn alle so? Shepard hat schon ne Menge Scheiße überlebt, die wird schon nicht ins Gras beißen¨, kommentierte er und nahm noch ein Stück Steak in den Mund.
    Grunt sank seinen Blick. ¨Sie haben doch gesehen wie schlecht es ihr geht...¨, murmelte der junge Kroganer.
    ¨Da haben Sie verdammt Recht, Junior. Und ich weiß ganz genau, dass es ihr schon schlechter ging¨, erwiderte der Söldner und in seinen Ohren klang das ziemlich plausibel. Allerdings schienen alle Anwesenden nicht sonderlich gesprächig zu sein, denn er bekam keine Antwort darauf. ¨Ich bitte Sie, der Salarianer wird schon wissen, was er tut. Garrus, Sie waren doch drin, hat er nicht gesagt was sie hat?¨, fragte Zaeed direkt und James war ihm unsagbar dankbar, den Turianer noch mal darauf anzusprechen. Er hoffte immer noch endlich zu erfahren was mit ihr los war.
    Garrus schwieg einen Moment und sah allgemein ziemlich abwesend aus. Er sah erst auf, als Wrex ihn brüderlich in die Seite stieß.
    ¨Der Mensch hat dich was gefragt.¨, hakte der Clanführer nach.
    Garrus bemerkte erst jetzt die vielen Blicke die auf ihm ruhten und sah ein wenig apathisch auf den Tisch.
    ¨Sie ist schwanger.¨
    Und da war er, der Moment in dem selbst Zaeed seine Klappe hielt.
    ¨Was?!¨, Wrex war der erste der seine Sprache wiederfand.
    Garrus bestätigte nichts, schien mit seinen Gedanken wieder komplett wo anders zu sein. Und dann lachte Zaeed. Unfassbar laut und herzlich. Alle Anwesenden der Kantine sahen den Söldner irritiert an. Es dauerte einige Sekunden bis er sich wieder ein wenig beruhigt hatte und als er bemerkte, dass außer ihm niemand lachte, sah er fragend in die Runde.
    ¨Was? Das war doch ein Scherz oder nicht? Respekt, Vakarian ich hätte nicht gedacht, dass Sie Sinn für Humor hätten¨, meinte er grinsend.
    Garrus starrte ihn ausdruckslos an.
    ¨Das war kein Scherz¨, erwiderte er ruhig.
    Und dann war es wieder still.
    ¨Moment. Hat der Salarianer nicht immer irgendwas gefaselt, von wegen das sei gar nicht möglich?¨, hakte Wrex nach und sah Garrus verwundert an. Auch Grunt und James warfen dem Turianer einen irritierten Blick zu.
    James überlegte einen Moment, ob Garrus denken könnte, das Kind sei von ihm. Wer weiß was Jane ihm erzählt hatte. Aber so ruhig wie er wirkte, war das wohl nicht der Fall. Allgemein schien es als stelle hier niemand Janes Treue zu Garrus in Frage.
    ¨Das dachte ich auch...¨, murmelte Garrus und wirkte wieder so abwesend wie vorher.
    ¨Was heißt das jetzt?¨, fragte Grunt und alle Blicke ruhten auf dem jungen Kroganer.
    Zaeed überlegte kurz, ob er allgemein die Fortpflanzung von organischem Leben meinte, konnte sich das aber nicht Recht vorstellen und musterte den Kroganer einfach nur mit einem verwirrten Blick.
    ¨Das heißt, dass die kleine Prinzessin einen Spielgefährten bekommen wird¨, erklärte Wrex und allen war wohl bewusst, dass er mit ¨kleine Prinzessin¨ Thessia meinte. Es war einerseits total absurd, wenn man Wrex, den großen, angsteinflößenden Kroganer mit den Narben im Gesicht sah, wie er so unerwartet liebevoll mit der kleinen Quarianerin umging. Und andererseits zeigte es eine Seite der Kroganer, die kaum jemand kannte. James hätte nie gedacht, dass ein Kroganer überhaupt eine derartige Zuneigung empfinden konnte.
    Und dann schlug Wrex Garrus grinsend auf die Schulter. ¨Ich nehm alles zurück.¨, meinte er und James war mit Sicherheit nicht der einzige, der sich fragte, was er damit meinte.
    Garrus sah ihn kurz nachdenklich an.
    ¨Musst du nicht. Ich hatte das... Auch nicht für möglich gehalten...¨, stammelte der Turianer.
    ¨Dann... Ist es menschlich?¨, fragte James leise und sah Garrus vorsichtig an.
    Der Turianer erwiderte seinen Blick und Gott sei Dank, sah er nicht halb so wütend aus, wie James erwartet hatte. Im Gegenteil er schien überraschend ruhig zu sein.
    ¨Nein. Es ist turianisch¨, erklärte er und dieses Mal war es Wrex, der lachte.
    ¨Nicht schlecht, Garrus. Du hast meinen vollen Respekt. Menschen sind so fruchtbar wie ein toter Varren. Und da wundern sie sich noch, warum die Asari so viel beliebter sind als sie. Aber du hast das Unmögliche geschafft. Herzlichen Glückwunsch¨, er schmunzelte und freute sich ehrlich für seinen turianischen Freund.
    ¨Ich weiß um ehrlich zu sein nicht, ob das wirklich mein Verdienst ist...¨, erwiderte Garrus leise. Immerhin wusste er bis heute nicht, was mit Jane auf der Erde passiert war. Auf der Citadel, warum sie so lange bewusstlos gewesen ist. Er wusste immer noch nicht ganz was er davon halten sollte. War es... Überhaupt möglich, dass sie dieses Kind austrug? Würde es ihr nicht schaden?
    ¨Freuen Sie sich denn nicht?¨, hakte James nach, der die Reaktion des Turianers überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Wäre er an seiner Stelle würde er Luftsprünge machen vor Freude.
    ¨...natürlich. Nur...¨, antwortete er und warf wieder einen nachdenklichen Blick zur Krankenstation. Er hatte das einfach nicht erwartet. Er hatte nicht einmal im Traum daran gedacht, jemals mit Jane ein Kind bekommen zu können. Er hatte es sich immer gewünscht - keine Frage - sie hatten ja auch schon darüber gesprochen gehabt, wegen Adoption und so weiter, aber dass er sie wirklich... Er konnte das alles einfach noch gar nicht richtig wahrnehmen. Sie war schwanger, von ihm. Das musste er erst einmal verdauen...
    ¨Nur was?¨, fragte Zaeed, der sich das letzte Stück Steak in den Mund schob.
    ¨Sie hätte das nicht riskieren dürfen.¨, meinte er schließlich und merkte, wie er langsam aber sicher wütend wurde. Jane hatte bei dieser verdammten Mission nicht nur das Leben ihres Kindes riskiert sondern auch ihr eigenes und das war mehr als dumm. Es war unverantwortlich und einfach nur vollkommen bescheuert. Er musste mit ihr reden und ihr sagen, wie waghalsig ihre letzten Aktionen gewesen sind. Verdammt noch mal, Shepard war manchmal so etwas von starrsinnig!
    ¨Da stimme ich Ihnen zu¨, murmelte James.
    Grunt stand schließlich auf und ging schnurstracks zur Krankenstation. Die anderen beobachteten, wie sich die Türe öffnete und er einfach rein ging, als sei nichts dabei. Wenige Sekunden später, hörten sie Dr. Chakwas‘ wütende Stimme, wie sie den jungen Kroganer wieder fort schickte, er habe hier nichts zu suchen.
    Grunt kam wieder etwas geknickt zum Rest der Crew zurück und setzte sich neben Garrus.
    ¨Und?¨, fragte Zaeed.
    ¨Sie wollte mir nichts sagen...¨, grummelte der junge Kroganer enttäuscht.
    Garrus Nervosität wuchs. Er erinnerte sich, wie Jane krampfhaft eine Hand auf ihren Bauch gepresst hatte, als er sie durch das Gethschlachtschiff getragen hatte. Hoffentlich war alles in Ordnung...
    Und dann öffneten sich endlich wieder die Türen der Krankenstation und Mordin kam heraus. Die kleine Gruppe in der Kantine stand beinahe synchron auf um den Salarianer nach ihrem Commander zu fragen.
    ¨Wie geht es ihr?¨, fragte Wrex.
    Mordin musterte die Truppe mit einer hochgezogenen Augenbraue. Shepard war wirklich sehr beliebt.
    ¨Gut¨, erwiderte er nur.
    ¨Und... Ihm?¨
    Der Professor warf Garrus einen kurzen skeptischen Blick zu.
    ¨Gesund. Hat Shepard vermutlich ungewollt verletzt. Konnte sie behandeln. Alles in Ordnung¨, erklärte der Salarianer und ging zur Theke um sich nun auch etwas zu Essen zu holen. Er war schon die ganze Zeit hungrig gewesen, aber Shepards Behandlung war vorgegangen.
    ¨Kann ich zu ihr?¨, fragte Garrus noch mal etwas nervös bevor er schon einige Schritte auf die Krankenstation zu machte.
    ¨Ja. Shepard schläft aber noch¨, erklärte Mordin und Garrus hatte den letzten Satz komplett überhört. Er musste sie sehen...

    Jane wachte von dem stetigen Piepen des Gerätes neben ihrem Bett auf. Obwohl es diese Geräusche vermutlich schon viel länger machte, kam es ihr erst jetzt richtig laut und Nerv tötend vor. Sie öffnete ihre Augen und sah zu Garrus, der neben ihrem Bett saß und ihre Hand hielt.
    ¨Hey¨, sagte er leise und fuhr sanft mit einem Finger über ihren Handrücken.
    ¨Hey¨, erwiderte sie und lächelte leicht. Sie konnte sich gar nicht erinnern, wie sie hier hergekommen war. Ihre Erinnerung endete, als sie den Schalter der Konsole umgelegt hatte um die Geth wieder einzuschalten. Sie hatte noch die Stimme des Katalysators gehört, einen heftigen Schmerz in ihrem Unterleib gespürt. Das Kind. Janes Augen weiteten sich entsetzt und sie legte sofort eine Hand auf ihren Bauch. War es noch da? Hatte sie es verloren?
    ¨Falls du dir Sorgen um unser Kind machst... Es geht ihm gut¨, erklärte Garrus ruhig und streichelte weiterhin sanft ihre Hand.
    Jane schwieg. Natürlich, er wusste es. Mordin hatte es ihm gesagt, oder Dr.Chakwas. Vermutlich aber eher die Ärztin. Mordin hielt normalerweise sein Wort. Kurz fragte sie sich, ob er böse war, aber seine sanfte Berührung ließ darauf schließen, dass er es nicht war. Vielleicht auch nicht mehr.
    ¨Du... Bist nicht wütend¨, stellte sie fest und sah ihn prüfend an.
    ¨Doch¨, erwiderte er, klang aber überhaupt nicht so.
    Jane biss sich auf die Lippe und betrachtete ihn einen Moment lang. Sie hatten viel zu oft diskutiert, ihr kamen die ganzen Auseinandersetzungen mit ihm plötzlich so unglaublich lächerlich und unnötig vor. Wieso hatten sie überhaupt gestritten? Sie erinnerte sich gar nicht mehr richtig...
    ¨Das war das Dümmste was du je getan hast. Ich kenne dich, Jane und ich weiß, wie waghalsig und unvernünftig du sein kannst aber das... Schlägt wirklich alles¨, sagte er immer noch ruhig.
    ¨Tut mir Leid¨, entschuldigte sie sich. Genaugenommen wusste sie ja selbst, dass es gefährlich gewesen ist und sie hätte vielleicht wirklich besser auf der Normandy bleiben sollen, aber andererseits wäre Legion dann gar nicht am Leben und die Geth... Die Geth! Hatte sie es überhaupt geschafft? ¨Was ist mit Legion?¨, fragte sie schnell.
    ¨Er lebt. Es geht ihm gut. Nicht so wie dir. Du hast nicht nur dein Leben auf´s Spiel gesetzt sondern auch das unseres Kindes. Jane, tu das nie wieder¨, befahl er beinahe schon und jetzt hörte sie die Wut in seiner Stimme.
    ¨Tut mir Leid¨, wiederholte sie ehrlich und sah ihn entschuldigend an. ¨Auch… Dass ich es dir nicht gesagt habe. Ich wusste nicht wie du reagieren würdest. Ich meine... Wir hatten ja nicht gerade den besten Start¨, erklärte sie.
    ¨Der Start war gut, nur was danach kam...¨, entgegnete er und verzog auf turianische Art und Weise das Gesicht. ¨Es war unnötig. Unsere Streitereien, die Diskussionen... Wir hätten einfach...¨, er verstummte.
    ¨Miteinander schlafen sollen? Regelmäßig? Täglich? Ja, ich glaube, das wäre besser gewesen¨, Jane grinste schelmisch und erntete nur einen ernsten Blick ihres Partners.
    ¨Ich meine es ernst, Jane. Sex ist nicht die Lösung für alles¨, erwiderte er und sie verdrehte die Augen.
    "In unserem Fall wäre es aber eine Lösung gewesen, Schatz", erwiderte sie. Obwohl ihre Glieder schmerzten, ihr Kopf hämmerte und sie das seltsame Gefühl, jemand habe ihr mit aller Kraft in den Bauch geschlagen nicht losbekam, fühlte sie sich unheimlich erleichtert und glücklich. Zwischen ihnen war wieder alles in Ordnung. Größtenteils zumindest.
    "Hm", erwiderte er nur und schien noch nicht so ganz überzeugt zu sein.
    "Sobald ich aufstehen darf - und ich gehe einfach mal davon aus, dass ich das noch nicht darf - gehen wir in unser Quartier. Und dann lasse ich dich nicht mehr gehen. Wenn, dann nur um uns was zu essen zu holen", meinte sie, schmunzelte und grinste schließlich als er ihr Grinsen erwiderte.
    "In deiner Aussage versteckt sich doch ganz offensichtlich die Aufforderung zu Sex. Wieso erst in deinem Quartier? Ich schätze, die Krankenstation lässt sich auch gut verriegeln", raunte er, beugte sich etwas weiter hinab zu ihr und lehnte seine Stirn vorsichtig an ihre.
    "Das klingt viel besser als mein Vorschlag", erwiderte sie und sah ihn lüstern an. "Du weißt ja gar nicht wie oft ich das schon machen wollte", meinte sie, stützte sich auf ihre Ellenbogen und gab ihm einen langen, intensiven Kuss. Garrus genoss ihren Geschmack auf seiner Zunge, versuchte die kleine Entfernung zwischen ihnen noch etwas zu verringern und zog Jane sanft in seine Arme.
    Sie gab einen unzufriedenen Laut von sich und erst dann ließ er von ihr. "Hast du Schmerzen?", fragte er besorgt.
    "Nein, doch, egal, diese Position ist nur einfach extrem ungemütlich", grummelte sie. "Leg dich zu mir", schlug sie vor und es klang fast schon nach einem Befehl. Garrus lachte leicht über die Ungeduld in ihrer Stimme und legte sich dann vorsichtig zu ihr unter die Decke.
    "Also, du bist schwanger... Spürst du schon etwas von unserem... Baby?", fragte er und hielt Jane fest in seinen Armen. Sie riss die letzten Schläuche aus ihren Armen und kuschelte sich näher an ihn.
    "Ich glaube, das hättest du besser lassen sollen", meinte er und klang schon wieder viel zu besorgt.
    "Ach was, mir geht's gut und nein, ich spüre eigentlich noch nicht viel von unserem Baby. Lediglich hin und wieder ein Ziehen...", erklärte sie und küsste ihn sanft auf seine vernarbte Wange. "Ich liebe dich", flüstere sie liebevoll, "Und ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, dass wir wirklich ein Kind bekommen werden."
    "Endlich mal eine gute Nachricht", erwiderte er glücklich "Und ich liebe dich auch, Jane", erwiderte er und deutete einen Kuss an ihrer Schläfe an. "Dir ist aber hoffentlich bewusst, dass ich dich nicht mehr aus den Augen lassen werde. Keine Missionen, nichts was auch nur annähernd gefährlich für dich sein könnte¨, meinte er ernst und lehnte seine Stirn an ihre. Wie sehr er das vermisst hatte...
    Jane stöhnte. ¨Das kann doch nicht dein Ernst sein! Du hörst dich schon an wie Mordin¨, ächzte sie und kuschelte sich noch etwas näher an ihn. ¨Wirklich, Garrus, ich bin Commander, ihr könnt von mir nicht erwarten, dass ich die nächsten Monate nur rumsitze und nichts tue. Dafür bin ich nicht geschaffen¨, fügte sie noch hinzu und legte wieder die Stirn in Falten.
    ¨Schätzchen, übergib das Kommando an Kaidan oder sonst wen. Es gibt genügend andere Crewmitglieder, die dir gerne unter die Arme greifen würden¨, schlug er vor, bekam aber nur ein unzufriedenes Knurren zur Antwort. ¨Apropos nächste Monate... Wie weit... Bist du denn schon?¨, fragte er und sah sie neugierig an.
    ¨Garrus, ich habe absolut keine Ahnung, wie das hier ablaufen wird. So etwas gab es noch nie und selbst Mordin weiß nicht, wie lange die Schwangerschaft gehen wird. Momentan bin ich im vierten Monat. Ich weiß allerdings nicht... Wie lange gehen denn turianische Schwangerschaften?¨, fragte sie und merkte wie ihr Herz schneller schlug, als er vorsichtig über ihren Bauch fuhr.
    ¨Sieben Monate¨, erwiderte er schnell und registrierte erst jetzt, wie nahe sie der Geburt schon waren. Sollte es auf turianische Art ablaufen...
    ¨Sie-Sieben Monate?!¨, fragte sie entsetzt und er bemerkte die aufkommende Angst in ihren Augen. ¨Was?! Ich dachte... Oh Gott...¨, stammelte sie panisch und saß auf. ¨Himmel, Garrus, dann haben wir nur noch drei Monate!¨
    ¨Jane-¨, begann er aber sie hörte gar nicht auf ihn.
    ¨Ich hab doch keine Ahnung von Babys, ich weiß gar nicht was es brauchen wird! Oh Gott, ich war noch nie dafür geschaffen Mutter zu werden. Wusstest du, dass Thessia mich nicht leiden kann? Bei den Geistern, Garrus, ich werde eine furchtbare Mutter!¨, erwiderte sie und warf ihm einen ängstlichen Blick zu. ¨Ich kann das nicht.¨
    ¨Jane, natürlich kannst du das¨, erwiderte er und nahm vorsichtig ihre Hände in seine. ¨Schatz, es wird alles gut. Nur weil du mit Thessia nicht klar kommst, heißt das noch lange nicht, dass unser Baby dich nicht lieben wird¨, fügte er hinzu und Jane begann panisch etwas schneller zu atmen.
    ¨Ich kann das nicht¨, wiederholte sie und er bemerkte, wie sie begann zu zittern.
    ¨Schätzchen¨, sagte er beruhigend und zog sie wieder in seine Arme. ¨Es wird alles gut. Ich bin bei dir, wir schaffen das¨, meinte er leise, liebevoll und strich ihr eine Strähne hinter das Ohr. ¨Ich liebe dich.¨
    Jane schlang ihre Arme um seine schmale Taille und presste ihren Körper fester an seinen. ¨Lass mich nicht los...¨, bat sie ebenso leise.
    ¨Niemals¨, versprach er. Und er wusste, dass er dieses Versprechen halten würde. Egal was auf sie zukam - er liebte Jane und er würde alles tun um sie und ihr Baby zu beschützen.
    Man muss nicht selber in der Pfanne brutzeln, um über ein Schnitzel schreiben zu können.

  7. #67
    Toss a coin... Avatar von Drellinator92
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    Awww, wie süß und interessant geschrieben

  8. #68

    Standard

    Danke!

    Kapitel 37: Gewitter

    Als Kaidan mit Liara, Tali und Thessia die Normandy betrat musste er erstaunt feststellen, dass sein Commander ihn gar nicht empfing. Nachdem Kaidan Jeff fragte, wo sich Shepard aufhielt, warf er dem Major nur einen ziemlich zerknirschten Blick zu und murmelte „Krankenstation“. Zuerst waren die vier etwas überrascht, aber EDI nahm ihnen schnell die Sorge um Shepard. Sie informierte die kleine Gruppe, dass sich der Rest des Squads in der Kantine aufhielt, unter ihnen auch Jane. Allem Anschein nach ging es ihr schon besser. Was auch immer passiert war… Sie fuhren gemeinsam runter auf das Crewdeck und waren etwas verwirrt, Shepard mit dem Rest des Teams an einem großen Tisch sitzen zu sehen. Eigentlich gab es selten Momente, in den die ganzen Crew anwesend war.
    Tali hatte ihrer Freundin eigentlich um den Hals fallen wollen, aber da entdeckte sie auch schon Legion, der sie unschuldig musterte. Sie spürte förmlich wie ihr ein Stein vom Herzen fiel und lief schnellen Schrittes zu dem Geth.
    ¨Legion!¨
    Sie umarmte ihn herzlich und Jane musste sich ein Grinsen verkneifen. Es war schön zu sehen, dass die Quarianerin sich so sehr über Legions Anwesenheit freute.
    ¨Schöpferin Tali‘Zorah...¨, erwiderte der Geth ein wenig perplex, legte nach einigen Sekunden dann aber seine Arme um die Quarianerin. Jane fragte sich einen Moment lang, ob Tali ihm das beigebracht hatte - umarmen - oder ob er das selbst recherchiert hatte.
    ¨Dann hat alles funktioniert?¨ Liara setzte sich neben Shepard an den Tisch in der Kantine und musterte den Commander mit einem fragenden Blick. ¨Ich meine, wir haben den Alarm ausgelöst, Legion ist wieder funktionsfähig und ihr seid alle hier.¨
    Jane überlegte einen Augenblick lang, ob sie der Asari erzählen sollte, was passiert war, bevor sie aber auch nur zu einer Antwort ansetzen konnte, unterbrach Zaeed sie.
    ¨Shepard hat 'n Braten in der Röhre¨, grinste der Söldner und Liara zog erst einmal irritiert eine Augenbraue hoch. Tali verstand diese Redewendung auch nicht und blieb weiterhin an Legion gekuschelt stehen. Kaidan konnte das kaum glauben und sah Jane verwirrt an.
    ¨Was heißt das?¨, fragte die Quarianerin ahnungslos.
    Jane schüttelte den Kopf und konnte mal wieder kaum fassen, wie taktlos der Söldner war.
    ¨Vakarian hat sie gevögelt und jetzt ist sie schwanger¨, erklärte er genauer und erinnerte Shepard wieder daran, warum sie so ungern über ihre persönlichen Beziehungen sprach. Um genau solche peinlichen Situationen zu vermeiden.
    ¨Zaeed!¨, schimpfte Tali über seine vulgäre Ausdrucksweise und dem Söldner fiel erst jetzt auf, dass die kleine Thessia unsicher neben Tali stand. Garrus deutete dem kleinen Mädchen zu ihm zu kommen und obwohl Jane das gar nicht so genau sagen konnte, glaubte sie ein richtig glückliches Strahlen im Gesicht der kleinen Quarianerin zu sehen. Sie kletterte auf Garrus' Schoß und schmiegte sich fest an ihn.
    Liara war beeindruckt und fassungslos. Schwanger? Jane? Von Garrus? ¨Das... Ist doch gar nicht möglich¨, stammelte sie erstaunt. Die Asari hatte in ihrem langen Leben schon viel gehört, aber von einem Menschen, der ein gemeinsames Kind mit einem Turianer austrug noch nicht.
    ¨Ich weiß auch nicht so genau, warum das jetzt auf einmal...¨, stammelte Jane ein wenig nervös und sah schnell auf ihre Hände. Sie war es sich gewohnt, angesehen zu werden, aber normalerweise taten andere das, weil sie Respekt vor ihr hatten, ihre Geschichte kannten. Aber in diesem Moment wurde sie von ihren Freunden angesehen, als wäre sie ein Wunder in Person und nicht nur das, Zaeed grinste wissend über beide Ohren und auch Wrex schien Gefallen an ihrer Verlegenheit zu finden. Sie hasste es, auf diese Art und Weise angesehen zu werden.
    ¨Dann haben Sie's schon öfter versucht? Kein Wunder hingen Sie ständig auf dem Gefechtsstand rum¨, Zaeed lachte und Wrex stimmte schnell in das herzliche Lachen des Söldners ein. Jane hätte sich am liebsten in ihrem Quartier verkrochen und wäre nie wieder rausgekommen. Das war verdammt noch mal nicht lustig.
    Garrus schien das Ganze auch nicht gerade so angenehm zu sein. Er legte Jane beruhigend, unter dem Tisch, eine Hand auf das Bein. Sie sollte verstehen, dass sie das hier zusammen taten und nicht alleine.
    ¨Jane ich... Darf ich dich mal untersuchen? Ich würde das wirklich zu gerne sehen¨, fragte Liara fasziniert. Sie konnte ihren Blick gar nicht von Janes Bauch abwenden und dem Commander wurde die ganze Situation zunehmend unwohl.
    ¨Später, okay?¨, wimmelte sie ihre Freundin ab und versuchte sich erst einmal auf diese Besprechung zu konzentrieren. Sie hatten gewartet bis Tali mit Liara und Kaidan ebenfalls zurück waren um über ihre nächsten Handlungen zu sprechen. Eigentlich. Aber natürlich hatte Zaeed herausposaunen müssen, dass sie schwanger war. Und jetzt die vollkommene Aufmerksamkeit und Konzentration ihrer Crew zu gewinnen war beinahe unmöglich. ¨Also, ich wollte eigentlich nicht über... Das Baby reden. Wir haben schließlich immer noch einige Probleme, die gelöst werden müssen. Angefangen bei der Genophage¨, - über ihre Hochzeit und Aufnahme in den Vakarianclan.
    ¨Sehr schön, dass du's ansprichst.¨, stimmte Wrex zu und grinste Jane dankend an. ¨Ich lehne keine Hilfe ab. Wer möchte, kann sich gerne an der Heilung der Genophage beteiligen¨, meinte der Clanführer und sah einmal prüfend in die Runde. Tali löste sich etwas von Legion, hielt aber weiterhin seine Hand.
    ¨Ich helfe so gut ich kann¨, sagte sie und Wrex nickte seiner Freundin anerkennend zu.
    ¨Hey, Moment Mal ich hab ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden¨, mischte sich Jack ein, die mit bedächtigen Schritten aus der Krankenstation kam. Jane stand sofort auf um ihre Freundin zu stützten.
    ¨Nichts da, Jack. Du bleibst auf jeden Fall hier¨, befahl Jane und maß ihre Freundin mit einem ernsten Blick, der keinen Widerstand duldete. Jack ließ sich kaum von ihrer Freundin stützen und setzte sich einfach neben James an den Tisch.
    ¨Das kannste vergessen Janey¨, erwiderte sie nur ruhig und machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Jane musterte die Biotikerin kurz mit einem unzufriedenen Blick. Wieso hörte hier eigentlich keiner auf sie? ¨Jack, du hast eine schwere Operation hinter dir. Bitte, ich will nicht riskieren dass-¨
    ¨Dass mir was passiert? Mir ist schon was passiert, Sheps. Ich will endlich diese Schweine finden und ihnen die Fresse polieren¨, ekrlärte Jack.
    Tali machte wieder einen warnenden Laut und die Biotikerin zuckte nur mit den Schultern. Thessia hatte mit Sicherheit schon schlimmere Ausdrücke gehört. Die kleine Quarianerin saß unfassbar ruhig auf Garrus Schoß und schmiegte sich ganz nahe an ihn. Es war ein richtig rührender Anblick, wie sehr die Kleine den Turianer mochte. Aber Jane gefiel das irgendwie nicht.
    ¨Das versteh ich ja aber...¨, entgegnete Jane und verstummte kurz.
    ¨Commander?¨
    Auch das noch. ¨Ja, EDI?¨
    ¨Admiral Han'Garrel ist auf der Videoleitung verfügbar. Er möchte Sie umgehend sprechen¨, informierte die KI ihren Commander.
    Jane schüttelte kurz fassungslos den Kopf und stand dann auf. ¨Entschuldigen Sie mich. Ich bin gleich zurück¨, meinte sie und machte sich, ein einstimmiges Nicken später, schon auf den Weg zum Aufzug. Garrus folgte ihr, mit der inzwischen schlafenden Thessia in seinen Armen. Beim Aufzug hielt Jane inne, musterte ihren Partner kurz mit einem undeutbaren Blick und lächelte dann sanft.
    ¨Du musst nicht mitkommen¨, meinte sie und streichelte der kleinen Thessia liebevoll den Kopf.
    ¨Es macht mir keine Umstände, falls du das meinst¨, erwiderte er und wog das kleine Mädchen vorsichtig hin und her.
    ¨Schon gut. Es wird wahrscheinlich eh nicht lange dauern¨, entgegnete sie, legte ihm behutsam eine Hand an die Wange und gab ihm einen liebevollen Kuss. ¨Ich bin gleich zurück¨, sagte sie überzeugt.

    Einerseits war sich Jane fast schon sicher, dass die Quarianer irgendwie wütend auf sie waren. Immerhin hatte sie die Geth zurückgeholt - aber andererseits würden sie sich vermutlich auch, durch die Blume, für ihre Vorsicht bei ihr bedanken. Schließlich war bei ihrer Aktion kein einziger Quarianer zu Schaden gekommen und wenigstens das, verlieh ihr ein gutes Gefühl. Endlich lief mal etwas nach Plan. Sie hakte gedanklich die Geth auf ihrer Liste ab und widmete sich schon vollkommen ihrem nächsten großen Problem, als mit einem Zischen das Hologramm des Quarianers vor ihr erschien.
    ¨Admiral Garrel¨, begrüßte sie ihn mit ihrer starken Stimme. Auch wenn es ein, zwei Dinge gab, die sie noch etwas verunsicherten, hatte sie insgesamt ein ziemlich gutes Gefühl.
    ¨Shepard¨, spie er bloß und sie wunderte sich über diesen verächtlichen Ausdruck. Was sollte das?
    ¨Sie... Sind ganz offensichtlich ein bisschen wütend...¨, meinte sie und grinste schuldig. Immerhin wusste sie, welche Rivalitäten noch zwischen den Quarianern und Geth herrschten.
    ¨....wütend? Ein Bisschen? Sie haben die Geth wieder eingeschaltet!¨, begann er und der Commander ließ das einfach mal über sich ergehen. Sie würde zu ihrer Entscheidung stehen, allein das Bild von Tali und Legion, wie sie ihn so fest umarmt hatte, bestärkte diesen Gedanken. ¨Sie sind zu weit gegangen, Shepard!¨
    Jane schüttelte den Kopf.
    ¨Ich habe nur getan, was ich für richtig hielt. Und Admiral Tali`Zorah vas Normandy steht dabei auch vollkommen hinter mir¨, erwiderte Jane selbstsicher.
    ¨Haben Sie denn überhaupt kein Gewissen?! Ihre unnötig brutale Aktion hat unzählige von Leben gekostet!¨, zischte er. ¨Sie Bosh'tet konnten doch nicht wirklich glauben, Sie könnten die Geth einschalten, ohne dass das irgendwelche Folgen hätte!¨
    Jane stutzte einen Moment. Das war unmöglich! Sie hatten doch nur Betäubungsmunition verwendet. Dabei dürfte niemand um´s Leben gekommen sein. Es sei denn...
    ¨Admiral, ich versichere Ihnen, wir haben nur Betäubungsmunition benutzt. Durch unsere Hand ist ganz sicher niemand gestorben¨, erwiderte sie und ihr so starkes, selbstbewusstes Auftreten bröckelte. Was sollte das heißen? Was war auf dem Gethschlachtschiff geschehen, nachdem sie den Konsens betreten hatte?
    ¨Ja, das dachten Sie wohl, nicht wahr?! Aber dafür hatten Sie ihren Squad wohl nicht ganz so gut im Griff. Es gab 23 Tote, Commander. 23 Männer, die lediglich ihr Volk beschützen wollten¨, erklärte er und es klang viel bitterer als Jane erwartet hatte. Das konnte nicht wahr sein! Sie hatte ihren Freunden ausdrücklich befohlen, niemanden umzubringen! Und sie vertraute ihnen, wusste, dass niemand ihren Befehl missachten würde.
    ¨Admiral ich-¨
    ¨Ich will nichts mehr von Ihnen hören, Bosh´tet! Ich wollte Sie lediglich informieren, dass unsere Zusammenarbeit bis auf Weiteres beendet ist. Wir sind keine Verbündeten mehr und das werden wir auch nie wieder sein. Sie sind für mich gestorben und ihr ehrenwerter Squad ebenso. Wagen Sie es nie wieder, auch nur ein Fuß auf eines unserer Schiffe zu setzen! Und sagen sie Tali´Zorah, dass wir ihr noch einmal die Wahl lassen. Entweder sie kommt umgehend zurück zur Migrantenflotte, oder sie bleibt bei Ihnen und wird unverzüglich von unserem Volk verstoßen. Wir werden sie nicht länger als eine die unseren ansehen¨, erklärte er und hätte er gekonnt, hätte er Shepard wahrscheinlich persönlich den Hals umgedreht.
    Jane fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen und wusste überhaupt nicht was sie darauf erwidern sollte. Er war mehr als nur wütend, das was sie in seiner Stimme hörte grenzte schon an Hass. Sie hatte ihn ja noch nie leiden können, aber jetzt hatte sie es wohl oder übel für immer versaut.
    ¨Admiral ich...¨, begann sie noch einmal, fand aber keine Worte um irgendetwas noch besser zu machen.
    ¨Kein Wort mehr, Commander. Sie sind für uns gestorben¨, knurrte er und bevor sie auch nur irgendetwas erwidern konnte, kappte er die Verbindung.
    Jane brauchte einen Moment um wieder etwas zu Sinnen zu kommen. Hatte er sie eben wirklich... Was war nur in ihn gefahren! Was auch immer auf dem Schlachtschiff vor sich gegangen war, es war garantiert nicht ihre Schuld! Und ihr Squad hatte damit bestimmt auch nichts zu tun. Jane musste erfahren, was wirklich passiert war. Sie verließ den Kommunikationsraum und fuhr mit dem Aufzug wieder runter auf das Crewdeck, wo sich immernoch der Rest der Crew aufhielt.
    Sie setzte sich wieder neben Garrus, der Thessia immernoch fest an sich gedrückt auf seinem Schoß hielt und ihr einen fragenden Blick zu warf. ¨Ist alles in Ordnung?¨, fragte er leise, ohne die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu ziehen.
    ¨Ich weiß nicht so Recht...¨, murmelte sie verwirrt.
    Garrus deutete den anderen ruhig zu sein, bis sie alle gespannt zu Shepard sahen.
    ¨Was ist passiert, nachdem ich den Konsens betreten habe?¨, fragte sie und warf insbesondere Grunt, Zaeed und Mordin einen intensiven Blick zu.
    ¨Wir mussten Sie da raus schleppen¨, erklärte der Söldner gelassen.
    Jane schluckte. Irgendwie bekam sie das blöde Gefühl nicht los, dass der mit seinen Anschuldigungen Admiral gar nicht mal so falsch lag.
    ¨Und das heißt..?¨, hakte sie nach.
    Zaeed nahm noch ein Bissen von seinem Steak, kaute gemütlich und antwortete erst als er den Happen runtergeschluckt hatte. ¨Wir haben sie in die Luft gejagt.¨
    Augenblicklich herrschte Stille. Jane warf dem Söldner einen entsetzten, ungläubigen Blick zu.
    ¨Wie bitte?¨
    ¨Was sehen Sie mich jetzt so an? Ich hab Ihnen den Arsch gerettet und dafür auch noch meine besten Granaten verbraucht. Halten Sie mir jetzt ja keine Moralpredigt, Shepard¨, erklärte er etwas genauer und schnitt den Rest seines Steaks in kleine Stücke.
    Garrus merkte, wie sehr sich Jane anspannte und der bläuliche Schimmer um ihre zusammengeballten Fäuste, wirkte auch nicht gerade beruhigend.
    ¨Schatz¨, sagte er leise um sie etwas zu beruhigen, aber ihr Blick sprach Bände.
    ¨Sie haben sie gesprengt?!¨, Shepard klang alles andere als begeistert und Zaeed erwiderte ihren Blick nur mit einem unschuldigen Nicken. ¨Sie...Sie....¨, stammelte Shepard fassungslos und bevor sie vollends ausrasten konnte, traf Garrus einige Vorkehrungen und setzte die kleine Thessia Wrex auf den Schoß um eingreifen zu können, sollte Janes Zustand ungemütlich ausarten.
    ¨Sie verdammter Bastard!¨, fluchte Jane, fuhr so schnell von dem Stuhl hoch, dass er nach hinten auf den Boden krachte und wäre in nur wenigen Sekunden bei Zaeed gewesen, hätte Garrus sie nicht gepackt und zurückgehalten. ¨Lass mich los!¨, kreischte sie, aber der Turianer wusste worin das enden würde, sollte er wirklich auf ihren Befehl hören.
    ¨Jetzt kriegen Sie sich mal wieder ein! Wen interessiert schon was mit den Behelmten abgeht¨, erwiderte Zaeed locker und fügte noch ein gemurmeltes ¨Nichts für ungut, Süße¨ an Tali gerichtet hinzu. Die Quarianerin traute sich allerdings überhaupt nicht irgendetwas zu sagen und schüttelte nur leicht den Kopf.
    Jane versuchte sich aus Garrus' Griff zu lösen, musste aber schnell feststellen, dass er sie erst loslassen würde, wenn er wusste, dass sie Zaeed nicht umbringen würde. ¨Lass mich los, Vakarian, oder du bist der nächste der in die Luft gesprengt wird¨, zischte sie und der Turianer glaubte ihr das sogar auf der Stelle. Er war aber dennoch nicht gewillt, sie jetzt auf den Söldner los zu lassen.
    ¨Das würde ich nur zu gerne sehen¨, lachte Zaeed und Jane war kurz davor ihm ihre gesamte Biotik ins Gesicht zu jagen.
    ¨Schätzchen, das bringt doch nichts. Beruhige dich¨, erwiderte Garrus nur leise und ihre biotische Aura begann sogar ein wenig zu brennen.
    ¨Lass. Mich. Los¨, wiederholte sie ein letztes Mal.
    ¨Sie sollten vielleicht besser das Weite suchen. Garrus ist der einzige, der zwischen Ihnen und Ihrem sicheren Tot steht¨, schlug Wrex vor und Zaeed seufzte nur genervt.
    ¨Dann verschieben wir den Scheiß auf später? Ist mir auch Recht, immerhin muss ich jetzt wieder das ganze Extranet nach passenden Komponenten für meine Granaten durchforsten...¨, grummelte der Söldner und stand auf. James hielt ihn auch für einen kurzen Moment für komplett lebensmüde, als Zaeed nur wenige Zentimeter von Shepard entfernt an ihr vorbei lief und ihr noch ein amüsiertes ¨Dieses Furien-Gehabe steht Ihnen¨ zuraunte.
    Tatsächlich hätte Garrus seine Partnerin in diesem Augenblick nur zu gerne losgelassen, denn niemand sprach so über seine Verlobte, aber seine Vernunft hielt ihn davon ab und er ließ Jane erst los, als er hörte, wie sich die Aufzugtüren schlossen.
    ¨Ich bring ihn um!¨, fluchte sie und sah Garrus wütend an. ¨Warum hast du mich zurückgehalten?! Er hat es verdient!¨
    Der Turianer schüttelte leicht den Kopf. ¨Ich sag das wirklich nur ungern, aber ohne Zaeed wären wir nie so schnell da raus gekommen¨, erklärte er.
    Sie machte einen verächtlichen Laut und verschränkte die Arme vor der Brust. ¨Es hätte garantiert eine andere Lösung gegeben¨, meinte sie überzeugt.
    ¨Glaube nicht¨, mischte sich Mordin ein und Grunt nickte nur.
    Wut schnaubend sah Jane von Mordin zu Grunt und dann schließlich wieder zu Garrus. ¨Das kann nicht euer Ernst sein!¨
    Garrus versuchte erneut sie zu beruhigen und nahm vorsichtig ihre Hände in seine. Hoffentlich hatte ihr Wutausbruch keine negativen Folgen für ihr Baby... ¨Wir mussten dich so schnell wie möglich zurück zur Normandy bringen¨, erklärte er und Jane warf ihm nur einen beleidigten Blick zu.
    ¨Schieb das jetzt nicht mir in die Schuhe¨, zischte sie, bevor sie ihm ihre Hände entriss und zum Aufzug stapfte.

    Selten war Shepard der Art ausgerastet. Sie erinnerte sich an ihren letzten Ausbruch auf der Erde, als sie erfahren hatte, wie es zu diesem zweiten Lager gekommen war. Damals hatte sie sich auch kaum beherrschen können und sogar Wrex bedroht. Die ganze Sache hatte immer noch einen verdammt bitteren Nachgeschmack. Der Clanführer hatte sie zwar nie darauf angesprochen und Jane hatte auch hin und wieder gedacht, dass er es vielleicht vergessen hatte oder keine besondere Bedeutung zu sprach, aber sie wusste es besser. Sie kannte Wrex einfach viel zu gut und bemerkte, die Sorge in seinem Blick, die permanent anwesend war. Sie schrie wütend auf und ließ ihrer Biotik freien Lauf. Gott sei Dank hielt das Glas ihres Aquariums stand, nur die Vitrine, die ihre Schiffsmodelle beinhaltete, zerbrach in unzählige Stücke und beförderte dessen Inhalt an die gegenüberliegende Wand. Jane knirschte wütend mit den Zähnen und verfluchte Zaeed mitgenommen zu haben. Sie hatte diesen ganzen Mist perfekt geplant gehabt, niemand sollte zu Schaden kommen. Die Geth wären endlich wieder eingeschaltet und könnten mit den Quarianern Frieden schließen. Aber nein, Zaeed hatte ihr ja einen verdammten Strich durch die Rechnung machen müssen. Jane war so unsagbar sauer, sie hätte den Quarianern Zaeed am liebsten persönlich ausgeliefert, damit sie ihn nach quarianischem Recht bestrafen konnten, aber andererseits wusste sie, dass sie das Kommando hatte und für ihren Squad gerade stehen musste. Natürlich hatte Zaeed die Granaten geworfen, trotzdem musste sie sich dafür verantworten.
    Sie fluchte, zum ersten Mal so richtig schlimm. Jane hielt nicht viel von vulgären Ausdrücken aber in diesem Moment fielen ihr kaum andere Worte als ¨Fuck¨ und ¨verdammte Scheiße¨ ein. Sie hatte wirklich gedacht, dass sie auf einem guten Weg waren. Die Geth einschalten, Frieden mit den Quarianern schließen, die Genophage heilen und dann - endlich - Garrus heiraten und mit ihm eine Familie gründen. So hatte ihr beschissener Plan ausgesehen und jetzt? Die Quarianer hatten jegliche Zusammenarbeit mit ihr persönlich untersagt. Und sie konnte ihnen das nicht einmal übel nehmen...
    Sie schloss einige Sekunden lang die Augen und versuchte sich zu beruhigen. So ein verdammter Mist. Dann nahm sie das Schiffsmodell der Quarianischen Flotte und schmiss es mit voller Kraft an die Wand.
    ¨Shepard.¨
    Sie gab einen kurzen erschrockenen Schrei von sich, als sie sich an ihr kroganisches Ziehkind wandt und ihn mit großen Augen anstarrte. ¨Grunt¨, erwiderte sie übrrascht. Sie bemerkte wie er sie prüfend musterte, und schließlich an ihren blauschimmernden Händen hängen blieb. ¨Ich würde dir raten ganz schnell wieder runterzufahren, ich kann im Moment für nichts garantieren¨, meinte sie so ruhig wie möglich. Jane wusste selbst nicht, warum ihre Biotik sich im Moment besonders stark anfühlte, ob es an ihrer Wut lag oder einfach daran, dass sie sie seit Monaten nicht mehr eingesetzt hatte. Jedenfalls war sie sich nicht sicher, ob sie ihre Kraft momentan im Griff hatte.
    Grunt ignorierte Shepards Warnung und kam zögernd etwas näher ¨Hab mir Sorgen um Sie gemacht¨, murmelte er leise.
    Jane starrte ihn einen Augenblick lang erstaunt und auch etwas verwirrt an. Grunt war eigentlich nicht der Typ für solche sentimentalen Anwandlungen. Genaugenommen hatte er ihr noch nie gesagt, dass er sie mochte oder Ähnliches. Sie wusste zwar, dass er zu ihr aufsah und einen ziemlich großen Respekt vor ihr hatte, aber dass er sich Sorgen machte... Sie wusste nicht was sie sagen sollte und sah ihn einfach nur an.
    ¨Haben Sie Schmerzen? Soll ich Zaeed kaputt hauen?¨, fragte er schließlich und hoffte, Shepard damit einen Gefallen tun zu können. Eigentlich hatte er nichts gegen den Söldner, im Gegenteil, er war für einen Menschen erstaunlich kroganisch. Auf dem Gethschlachtschiff hatten sie gut zusammen gekämpft und Zaeed verstand was vom Töten, aber wenn es Jane dadurch besser gehen würde, müsste sie nur ein Wort sagen und er würde ihm den Kopf abreißen.
    Jane schüttelte schnell den Kopf.
    ¨Nein...nein das... Das ist nicht nötig...¨, stammelte sie und seufzte. Sie schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen aber allein der Gedanke an Zaeed, entfachte ihre Wut auf´s Neue. ¨Grunt, bitte geh. Ich will dich nicht verletzen...¨, meinte sie leise, merkte, wie ihre Stimme beinahe brach und ignorierte die Tatsache, ihr Förmlichkeit nicht länger zu wahren. Was sollte sie sich jetzt noch darum kümmern? Sie fühlte sich furchtbar und Grunt würde das schon verstehen. Sie konzentrierte ihren Blick auf ihre blauschimmernden Hände, aber sie merkte, dass dieses Bild immer verschwommener wurde. Ob das auch an ihrer Schwangerschaft lag? Das sie so extrem sensibel war und ständig kurz davor zu weinen? Sie hoffte es.
    Der junge Kroganer blieb allerdings trotzdem an Ort und Stelle stehen und machte keine Anstalten ihre Kabine zu verlassen.
    ¨Shepard, Sie können mich nicht verletzen. Dafür sind Sie viel zu schwach¨, meinte er und lachte leicht.
    Jane wusste, dass er das nur gut meinte, dass er sie damit auf keinen Fall beleidigen, viel mehr aufmuntern wollte, aber in diesem Augenblick wurde ihr bewusst, wie Recht er damit hatte. Und dann brach es einfach über sie herein. Sie begann zu weinen, haltlos, nahm die Hände vor ihr Gesicht und schluchzte. Da hatte sie gedacht, endlich wieder alles einigermaßen im Griff zu haben und jetzt lief erst wieder alles aus dem Ruder. War sie etwa die einzige die an galaktischem Frieden interressiert war? Wieso machten die anderen Spezies es sich auch so dermaßen schwer?
    Grunt wusste überhaupt nicht, was er jetzt tun sollte. Er hatte Shepard nur einmal so gesehen, auf der Erde und damals war er froh gewesen, dass sie die anderen angefahren hatte und nicht ihn. Und sie hatte nicht geweint, zumindest nicht so. Er wusste nicht was er mit ihr anfangen sollte, er war noch nie einer weinenden Frau gegenübergestanden. Er starrte sie einfach nur hilflos an. Was konnte er überhaupt tun?
    Shepard weinte, und Grunt hoffte, dass sie von selbst irgendwann aufhören würde, aber nach einigen Minuten zweifelte er daran. Die biotische Aura um ihre Hände verschwand und sie stand einfach nur mit bebenden Schultern vor ihm.
    ¨Shepard...¨, stammelte er und legte ihr schließlich zögernd eine Hand auf die Schulter. Er überlegte ob er Wrex holen sollte. Sein Clanführer kannte sich schließlich mit solchen Situationen besser aus wie er, aber dann nahm sie die Hände von ihrem Gesicht und umarmte ihn. Ihn. Grunt. Er wusste immer noch nicht was er tun sollte, ließ sich einfach von ihr drücken. Spürte den so schwachen Griff um seinen Oberkörper und fragte sich, ob diese Schwäche vom Weinen kam. War das bei Menschen immer so? Er wusste gar nicht wie lange sie so da standen, aber es kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor. Grunt war nicht gut in zwischenmenschlichen Angelegenheiten und für einen kurzen Moment, wünschte er sich, sie hätte ihn gebeten Zaeed umzubringen. Das wäre auf jeden Fall leichter gewesen, als jetzt mit der weinenden Jane umzugehen.
    Nach einer Weile kam Grunt auf die Idee, diese Geste einfach zu erwidern. Also legte er seine Arme um sie und prompt kuschelte sich der Commander näher an ihn. War das eben eine Einladung gewesen, ihn jetzt so fest zu drücken? Er wusste es nicht, gab nur ein leichtes Knurren von sich und blieb einfach so lange mit ihr stehen, bis sie aufhörte zu weinen.
    Wenigstens tat sie es nicht wegen ihm. Grunt wäre dann vermutlich noch um einiges ratloser gewesen, wenn sie auf ihn wütend gewesen wäre. Insofern dankte er dem Söldner beinahe schon.
    ¨Sind Sie sicher, dass ich ihn nicht töten soll?¨, fragte er schließlich und Shepard löste sich ein wenig von ihm. Nicht viel, nur so weit, dass sie ihn ansehen konnte.
    Sie lachte leicht, schniefte und schüttelte den Kopf.
    ¨Ja. Wissen Sie, ich kann nicht einfach die Leute töten, die mir das Leben schwer machen. Das wäre definitiv zu einfach...¨, antwortete sie und lehnte ihre Stirn an seine Schulter. Das kalte Metall seiner Panzerung tat richtig gut. ¨Es tut mir Leid...¨, murmelte sie und inzwischen gab sie auf mitzuzählen, wie oft sie sich nun schon entschuldigt hatte. Sie hatte die verdammte Galaxie gerettet und sich in den letzten Monaten trotzdem häufiger entschuldigt als in ihrem gesamten Leben. Das klang so absurd, dass sie darüber nur lachen konnte.
    ¨Sie müssen sich nicht entschuldigen¨, meinte Grunt und stütze sein Kinn auf ihrem Kopf ab. Aus welchem Grund auch immer, schien er zu wissen, was okay war und was nicht. Jane lächelte leicht. Sie hatte viel zu wenig Zeit mit dem Kroganer verbracht, dabei war er für sie ja... Eben beinahe wie ihr eigener Sohn.
    ¨Danke¨, erwiderte sie leise und schloss die Augen.
    Kroganer atmeten um einiges lauter als Menschen, aber es wirkte auf sie viel beruhigender als sie gedacht hatte. Einige Zeit lang war das auch das einzige was sie hörte, während sie hier, nahe an Grunt gekuschelt in ihrer Kabine stand. Sie hätte ja nie gedacht, dass es mal dazu kommen würde.
    ¨Ich will Sie ja jetzt nicht nerven aber... Ich hab Hunger, Shepard.¨, grummelte Grunt leise und Jane lachte wieder. Genaugenommen hatte Grunt vorhin mit den anderen gemeinsam in der Kantine etwas essen wollen, aber nachdem Shepards gesundheitlicher Zustand nicht wirklich festgestanden hatte, hatte er kaum einen Bissen runtergebracht. Jetzt war sie aber wieder gesund - zumindest körperlich - da meldete sich sein leerer Magen wieder.
    ¨Ich auch.¨, stimmte sie zu und löste sich schließelich vollends von ihm. Grunt sah sie noch einen Moment lang an, bevor Shepard ihm deutete ihr zu folgen und die beiden in den Aufzug stiegen.

    Kaum hatten Grunt und Jane den Fahrstuhl betreten, informierte EDI sie auch schon, dass der turianische Ratsherr über die Videoleitung verfügbar wäre und um ein dringendes Gespräch mit Jane gebeten hatte. Shepard verdrehte die Augen und seufzte nur genervt, stimmte aber schließlich zu und ließ Grunt alleine zur Kantine runter fahren.
    Eigentlich hatte Shepard jetzt wirklich die Nase gestrichen voll von negativen Nachrichten, sie wollte endlich mal etwas Ruhe haben, Frieden. Nur einen Tag oder wenigstens ein paar Stunden, in den sie sich nicht ständig um die Probleme anderer Völker sorgen müsste. Aber allem Anschein nach meinte es die Galaxie nicht gerade gut mit ihr denn es fiel ihr unheimlich schwer den Blick des turianischen Ratsherrn zu deuten.
    ¨Shepard¨, begrüßte der sie auch schon und Jane bemühte sich, ihren genervten Unterton zu verstecken.
    ¨Ratsherr¨, erwiderte sie so ruhig wie möglich.
    ¨Es ist inzwischen zwar lange her, aber ich hatte bis jetzt keine Möglichkeit Kontakt mit Ihnen aufzunehmen. Ich wollte Sie für ihr strategisches Handeln im Bezug auf die Genophage loben. Ich weiß, dass sie die Heilung nur vorgetäuscht haben und dafür danke nicht nur ich Ihnen sondern mit Sicherheit auch der Rest der Galaxie. Sie haben nicht nur den Krieg mit den Reapern beendet, sondern auch einen weiteren verhindert¨, sprach er und klang dabei überraschend ehrlich.
    Jane stutzte erneut. Was? Sie konnte ihre Verwirrung gar nicht verstecken und sah Sparatus mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Er nahm sie auf den Arm, oder nicht? Zuerst fragte sie sich, wie zum Teufel noch mal er davon erfahren konnte und dann stellte sie fest, dass das keine Rolle spielte, schließlich wollte sie immer noch die Genophage heilen. Und dass sie ihren Plan damals nicht richtig durchführen konnte, hatte nichts an ihrem Vorhaben geändert. Wie konnte er nur denken, sie wäre wirklich so hinterhältig und würde Wrex der Art hintergehen..
    Sie räusperte sich verlegen. ¨Ratsherr, ich schätze, das ist ein Missverständnis. Ich hatte nie in Betracht gezogen, die Heilung der Genophage zu sabotieren. Ich hatte damals keine andere Wahl, aber jetzt stehen wir den Reapern nicht länger gegenüber und ich werde weiterhin alles daran setzen die Genophage zu heilen¨, erklärte sie und der Turianer sah sie nur irritiert an. Er schien das überhaupt nicht nachvollziehen zu können und einen Moment wirklich zu glauben, sie nehme ihn nur auf den Arm.
    ¨Commander, das kann nicht Ihr Ernst sein¨, erwiderte er nur entrüstet.
    ¨Tut mir Leid, Ratsherr, aber ich habe ein Versprechen gegeben, und das werde ich so gut es geht auch einhalten¨, entgegnete sie.
    Sie hatte keine Ahnung wie es auf Tuchanka aussah, ob der Rest der Bevölkerung schon darauf gekommen war, dass die Genophage nicht geheilt war. Aber sie wollte diesen Umstand auf keinen Fall so lassen. Immerhin hatte sie das Wrex versprochen und sie würde ihren Freund nicht hintergehen.
    Sparatus maß sie mit einem undeutbaren Blick. Ernst, streng, enttäuscht. ¨Commander, Sie sind immer noch ein Spectre und sie handeln im Sinne des Citadel-Rats. Ich verbiete Ihnen, die Krankheit aus der Welt zu schaffen. Sie wissen gar nicht, was das für Folgen hätte¨, knurrte er schließlich und Jane kannte diesen typisch turianisch beleidigten Unterton schon von Garrus. Sie verschränkte unbeeindruckt die Arme vor der Brust und erwiderte den Blick des Ratsherrn.
    ¨Wenn das so ist kündige ich. Mir hat der Titel als Spectre schließlich nie viel bedeutet¨, erwiderte sie kalt.
    Die Augen des Turianers weiteten sich und Jane sah ihm förmlich an, wie sie ihn in die Enge trieb. Er hatte nichts gegen sie in der Hand und das schien ihm langsam aber sicher bewusst zu werden. Auch wenn sie ihren Titel als Spectre verlor, wurde sie schließlich immer noch von allen als Heldin angesehen. Sie hatte die Reaper besiegt, dank ihr hielt sich die Zerstörung in Grenzen. Niemand würde es gut heißen, wenn der Rat sie einsperren lassen würde, nur weil sie die Genophage heilte und nicht auf den Rat hörte.
    Und das schien ihm auch langsam zu dämmern.
    ¨Das können Sie nicht tun...¨, stammelte er entsetzt.
    ¨So leid es mir auch tut, Ratsherr, ich habe schon den Befehl gegeben, Kurs auf Tuchanka zu setzen¨, erwiderte sie. Ein leicht, boshaftes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und Jane bereute kein einziges ihrer Worte. Sie hatte Recht, mit dem was sie sagte und Sparatus würde sie auch nicht vom Gegenteil überzeugen können.
    ¨Sie sind verrückt. Das wird Krieg geben, Shepard. Denken Sie wirklich, die Kroganer würden keine Rache nehmen wollen? Wir haben durch den Krieg mit den Reapern unzählige Verluste hinnehmen müssen, einen weiteren würden wir nicht überleben...¨, entgegnete er und Jane hörte die aufkommende Verzweiflung in seiner Stimme. Einerseits verstand sie seine Angst, er hatte Recht, die Turianer hatten verdammt viel verloren - das wusste sie allein schon, weil Garrus sie damals regelmäßig auf dem Stand gehalten hatte - aber die Kroganer verdienten nach wie vor ihre Heilung. Jane hatte es versprochen. Und sie war sich sicher, dass Wrex einen Krieg verhindern würde. Er war nicht wie der Großteil seiner Spezies. Außerdem war Garrus sein bester Freund, allein aus diesem Grund würde er gar keinen Krieg anfangen wollen.
    ¨Ich glaube nicht, dass die Kroganer nach Allem was passiert ist noch großes Interesse an einem weiteren Krieg haben, Ratsherr¨, versuchte sie ihn zu besänftigen. Aber Sparatus schien das gar nicht mehr richtig wahrzunehmen.
    ¨Sie wissen nicht, was sie damit anrichten, Shepard¨, erwiderte er immernoch fassungslos.
    ¨Ich bitte Sie, tun Sie das nicht!¨
    Jane ließ kurz den Blick durch den kleinen Kommunikationsraum schweifen und sah das Hologramm dann wieder entschlossen an. ¨Ich habe mich bereits entschieden.¨
    Sparatus bebte vor Wut. Jane sah, wie sehr er um das Überleben seines Volkes fürchtete und zischte nur noch ein zorniges ¨Das werden Sie bereuen¨ bevor er die Verbindung kappte.


    ----

    Wir nähern uns leider langsam einer Schreibblockade, die ich schon seit Wochen versuche zu bekämpfen ._. (+ dem Ende der Story)

    Frage meinerseits: würde euch denn eine Fortsetzung interessieren?
    Ursprünglich hatte ich die Geschichte auf zwei Teile angesetzt.
    Man muss nicht selber in der Pfanne brutzeln, um über ein Schnitzel schreiben zu können.

  9. #69
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    also ich kann nur von meiner warte aus sprechen aber mich würde definitiv eine Fortsetzung interessieren

  10. #70
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    Mir würde auch eine Fortsetzung interessieren.

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