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Thema: Citadel

  1. #1031
    ...Nun... Avatar von plasma13
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    Schweigend fuhren sie weiter und genau wie bei ihrer Flucht aus dem Diner stellten sie ihre Karre irgendwo ab um dann anderweitig zurück zur Wohnung zu kommen.
    „Verrat mir was!“ begann Kahn während er die Schlüsselkarte zur Wohnung herauskramte und sah dabei zu Gisele. „Wer ist wirklich hinter dir her und warum?“
    Die Latina sah ihn erschrocken an „Ich …ich weiß nicht…..irgendwelche Kartell-Kerle?!?“ sie versuchte dabei selbstsicher zu wirken. Ihre Lippen schienen ein wenig zu zucken und sie schluckte schwer.
    „Erzähl mir keinen Scheiß Mann!“ mischte sich Krom aufgebracht ein und drückte die Frau grob gegen die Wand „Ein Drogenkartell will eine poplige Assistentin umlegen um ihre Prinzipien klarzustellen und ein Killerkommando fängt an in einem Club um sich zu ballern und legt dabei einen Haufen Unschuldiger um! Nur um eine Hilfskraft wegen?“ Krom schrie nicht allerdings war er auch nicht gerade leise als er sich wütend vor der Frau aufbaute. Ungehalten sah er auf Gisele herab als er den Abstand zwischen den beiden nochmals verringerte sodass nun nicht einmal mehr eine Hand zwischen die beiden passte. „Ist das nicht ein wenig übertrieben?“ Gisele antwortete nicht sondern begann eher am ganzen Körper zu zittern, zog die Schultern hoch, nahm die Arme schützend vor die Brust und senkte den Blick. „Und dann noch ein verschissener Allianz Heini! HEY! NA LOS MACHS MAUL AUF!“ nun wurde Krom laut und klatschte unmittelbar neben Giseles Kopf die Hand gegen die Wand sodass die Latina ein weiteres Mal zusammenzuckte

    „Das macht uns jetzt ein wenig neu…..“ Kahn sah in die geöffnete Wohnung und direkt in das Visier des N7 Destroyers. Der Allianzsoldat packte Kahn und schleuderte ihn an sich vorbei in die Wohnung wo er krachend in einigen Möbeln einschlug und reglos liegen blieb. Unmittelbar darauf packte er Krom der hinter Kahn gestanden hatte. Die gepanzerte Faust schloss sich um den Hals des Söldners und hob ihn von den Füßen.
    Krom bekam kaum noch Luft aber anstelle in Panik zu geraten versuchte er ruhig zu bleiben. Weder strampelte er mit den Füßen noch versuchte er den festen Griff zu brechen. Stattdessen hielt er sich lediglich mit der rechten Hand am Schulterpanzer des Soldaten fest und stemmte die Füße gegen die schwer gepanzerte Hüfte. Mit der freien Hand zog er eines seiner Messer aus der Gürteltasche. Er glaubte schon den Soldaten unter dem Helm auflachen zu hören als dieser das einfache Messer sah, dass nicht einmal über eine Monomolekulare Klinge verfügte. Krom begann rot anzulaufen, er hatte nicht mehr viel Zeit und ein letztes Mal konzentrierte er sich und lauschte auf das Surren der Servomotoren. Schließlich stach er zu. Nicht etwa einfach so, obwohl es so aussehen musste. Erst beim dritten Stich erwischte er den Armaktivator der sich unter dem großen Schulterpanzer befand.
    Schwere Rüstungen konnte man nur mithilfe von Servomotoren bewegen und diese reagierten auf die Signale der Aktivatoren die die Muskelbewegungen in Signale für die Servomotoren umwandelten. Ohne Aktivator – keine Bewegung.
    Mit einem mechanischen Seufzen erlosch das Geräusch der Servomotoren und der Arm gab Krom frei. Der Söldner hatte ungefähr anderthalb Herzschläge Zeit bevor das Backup des Soldaten den Arm wieder beweglich machte. In einer Bewegung zog er sich die Motorradjacke aus und brachte Distanz zwischen sich und dem Soldaten und trat in den Flur hinaus.
    Er begann schelmisch zu grinsen und winkte den Soldaten zu sich „Komm schon Prinzessin! Zeig was du kannst!“
    Der wiedererwachte Arm des Soldaten spuckte ein Omniblade aus und tatsächlich trat der Destroyer in den Flur. Schneller als Krom es erwartet hatte machte der Riese einen Satz auf ihn zu und schlug mit dem Omniblade nach ihm. Gekonnt duckte sich Krom unter dem Schlag weg und schlug mit der flachen Hand so fest er konnte gegen den Helm des Soldaten sodass dessen Kopf ordentlich durchgeschüttelt wurde. Erneut schlug der Soldat nach Krom blieb aber an der Wand hängen. Größe und Kraft war nicht alles. Ein zweites Mal schlug der schnellere Söldner mit der flachen Hand gegen den Helm des Soldaten. Der Destroyer zog mit der freien Hand ein Kampfmesser und schlug nun mit beiden Klingen nach Krom. Dem ersten Schlag konnte er ausweichen, den zweiten konnte er mit einer Drehung entgehen. Er beendete die Drehung und bekam den Schulterpanzer des Soldaten zu fressen. Seine Lippen platzten auf und er wurde einen guten Meter zurückgeschleudert. Krom spuckte ein paar Zähne aus und schwang sich wieder auf die Beine. Augenblicklich war der Destroyer wieder bei ihm und begann mit einer ganzen Serie an Angriffen. Zwar begrenzte der enge Flur den Soldaten aber zeitgleich auch die Ausweichmöglichkeiten für Krom. So gut es ging wich der an Angriffen aus und nutzte dabei seinen Vorteil der Beweglichkeit voll aus. Mit einer Drehung und einem kühnen Hechtsprung gelang es ihm in den Rücken des Soldaten zu gelangen. Der Destroyer wirbelte herum und schlug nach Krom. Erneut duckte er sich flink wie ein Wiesel weg und rannte auf die Wand zu. Mit Schwung griff er nach dem Helm des Soldaten und beschleunigte zeitgleich ein letztes Mal. Sich am Soldaten abstützend erklomm er die Wand mit den Füßen und stieß sich dann ab. En Schwung ausnutzend baute er genug Masse auf um den Destroyer zu Fall zu bringen. Mit einem Satz war Krom wieder auf den Beinen und trat dem Allianzler das Kampfmesser aus der Hand. „Wichser!“ zischte er und trat dem Allianzsoldaten mit der Sohle brutal gegen den Kopf.
    Doch mit einmal wechselte sich das Blatt. Der Destroyer packte das Standbein von Krom und brachte ihn zu Fall. Die Pranke des Soldaten packte Krom am Hals und schleuderte ihn gegen die gegenüberliegende Wand. Keuchend wälzte sich der Söldner auf den Rücken nur um die gepanzerte Faust des Soldaten in den Magen zu bekommen. Krom bekam keine Luft mehr und er klappte wie ein Messer zusammen und als er aufsah sah er in die Omniklinge die keine zwei Fingerbreit von seinem Gesicht entfernt war und dessen Hitze er deutlich spüren konnte. Jedoch zögerte der Soldat. Krom bemerkte erst nicht warum dann viel ihm die merkwürdige Kopfhaltung des Soldaten auf. Warum hielt er den Kopf so schief? Grund dafür war Kahn der links des Destroyers stand und seine Schrotflinte gegen den Kopf des Soldaten drückte.
    Für einen Moment herrschte Stille. Es war schließlich Krom der die Stille brach
    „Und? Was jetzt?“
    Do not turn away my friend! Like a willow I can bend. No man calls my name, no man came. So I walked on down away from you, maybe your attention was more than I could do. One man did not call. He asked me for my love and that was all!
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    "...Fotzenverein!" - Otto von Bismarck

  2. #1032
    Wie Feuer... Avatar von Milky_Way
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    Untere Bezirke
    (Grey/ Hellon/ Trent)

    James hatte sich mittlerweile einigermaßen beruhigt und untersuchte mit einem finsteren Gesichtsausdruck die Wohnungstür. Aurix ist im Skycar geblieben, um den Zugang zu dem Wohnkomplex zu überwachen.
    Grey schaute verstohlen zu dem Destroyer. Wenn sie die Tür aufbrechen - und sie war sich sicher, dass das kein Problem für ihren Vorgesetzten darstellte -, werden die Söldner gewarnt sein und hauen ab. Trent kam wohl auf den gleichen Trichter, denn er fluchte lautstark.
    "Lieutenant, ich hätte einen Vorschlag", meinte sie vorsichtig.
    James drehte den Kopf zu dem Chief: "Tatsächlich?"
    Ohne etwas zu sagen aktivierte sie das Universalwerkzeug und scannte die Wohnung auf Lebenszeichen. Niemand da. Der Destroyer schaute ihr wortlos zu, während sie das Schloss hackte. Die Tür stand offen.
    "Nett." James deutete auf ihren Arm. "Kann das Ding noch mehr?"
    "Ja."
    Trent nickte zufrieden: "Sobald sie vor der Tür stehen, sagst du mir Bescheid."
    "Das wird nicht notwendig sein", entgegnete Grey und griff zu einer Tasche am Gürtel. Sie öffnete die Faust: ein kleiner Roboter lag dort, nicht mal einen Zentimeter groß. Sie warf ihn direkt über der Wohnungstür an die Decke, wo er sich festkrallte, aktivierte die Sensoren des Spid-Bots und verband die Universalwerkzeuge des Teams miteinander. Das Weitwinkelbild der Überwachungskamera lag jetzt bei jedem von ihnen auf dem HUD.
    Trent zog die Augenbrauen hoch: "Ich wusste ja nicht, was so in dir steckt, Chief. Gute Idee."
    "Wie ist der Empfang?", fragte die Infiltratorin und führte eine letzte Justierung durch.
    "Klar", meinte Aurix.
    "Bestens." James betrat die Wohnung. "Mischt dich nicht ein, bis ich es sage, Grey", warf er über die Schulter.
    Sie bestätigte es, und James schloss leise die Tür hinter sich. Sie blickte sich um: ein paar Meter weiter lag ein kurzer Flur, der zu der Wohnung 2B führte. Noch ein Scan. Entweder waren die Bewohner nicht anwesend, oder die Bude stand von vornherein leer. Grey zog sich in den Korridor der anderen Wohnung zurück und spielte an den Einstellungen des taktischen Scanners herum. Warten war etwas, was ihr normalerweise keine Schwierigkeiten bereitete, aber diesmal war es anders, sie war zu angespannt. Es dauerte jedoch nicht lange, da meldete sich der Ghost.
    "Macht euch bereit."
    "Ich sehe sie", gab Trent durch.
    Das Trio näherte sich der Wohnungstür und unterhielt sich, wobei 'Unterhaltung' übertrieben war, denn hauptsächlich redete der kahlgeschorene Söldner - wütend fuhr er die Frau an und drückte sie gegen die Wand.
    "Wenn diese Typen wüssten, in was für einer Scheiße sie bis zum Hals stecken", meinte Aurix amüsiert.
    "Ruhe." Die blecherne Stimme von James duldete keinen Widerspruch.
    Kahn zog eine Schlüsselkarte durch und die Tür ging auf. Grey starrte gebannt auf das HUD, und James enttäuschte ihre Erwartungen nicht, denn er krallte sich Kahn ohne ein Wort zu verlieren und schmiss ihn hinter sich in die Wohnung, als würde der Söldner nichts wiegen. Bevor Krom reagieren konnte, wurde er von Trent am Hals gepackt und hoch gehoben. Oh, Scheiße... Die Assistentin stieß einen unterdrückten Schrei aus und rannte den Weg zurück, den sie gekommen war.
    "Stehenbleiben", hörte Grey die leise Stimme des Turianers. Noch ein Schrei, gefolgt von einem gedämpften Schlag, dann herrschte Ruhe.
    James reagierte nicht, er war allzu sehr mit Krom beschäftigt.
    "Aurix?", fragte sie nach.
    "Ms Fernandez", kam es spöttisch von dem Ghost, "wollte uns verlassen. Ich habe sie vom Gegenteil überzeugt. Sie ist unversehrt."
    Sie grinste. Mittlerweile waren die Kampfgeräusche in dem engen Flur kaum zu überhören. James war in seinen Bewegungen eingeschränkt, allerdings war es der Söldner ebenfalls. Irgendwann krachten sie zusammen auf den Boden. Der wesentlich kleinere und beweglichere Söldner sprang wieder auf, trat dem Destroyer zuerst das Messer aus der Hand und dann gegen den Kopf. Grey richtete sich alarmiert auf, aber jetzt ging alles ganz schnell und Trent gewann die Oberhand. Für eine kurze Zeit. Verdammt... Sie tarnte sich.

    Ein zweiter Fehler an einem Tag war eindeutig einer zu viel. James knirschte mit den Zähnen. Krom lag zwar da, wo er ihn haben wollte und das Omniblade war an der richtigen Stelle, allerdings stand Kahn, der viel zu schnell zu sich gekommen ist, neben ihm und drückte ein Schrotgewehr an seinen Helm.
    "Und? Was jetzt?", fragte Krom.
    James Lippen verzogen sich zu einem kalten Grinsen. Lyn war zwar nicht da, aber er hatte Alternativen. "Chief."
    "Bin direkt hinter dir, Lieutenant", kam die knisternde Antwort, dann aktivierte die Soldatin das Außenmikro des Helms. "Runter mit der Waffe, wenn du nicht wie eine Frau schreien willst." Ihr Tarnfeld deaktivierte sich. Sie stand halb hinter Kahn, das schwarze Messer war auf seinen Schritt gerichtet, die Spitze der Klinge ragte vorne zwischen seinen Beinen hervor, und die Carnifex bohrte sich von unten in seinen Kiefer. "Los", zischte sie dem Söldner ins Ohr.
    "Was ist mit der Frau?" Aurix hörte sich ungeduldig an.
    "Komm mit ihr hoch", entgegnete James.
    "Unterwegs."
    Kahn senkte das Schrotgewehr, als Grey ihrer Forderung stumm Nachdruck verlieh, und James riss es ihm aus der Hand, ohne das Omniblade auch nur um einen Millimeter von Krom weg zu bewegen, und steckte es in eine freie Halterung ein.
    "Mit dem Gesicht zur Wand", meinte Grey zu Kahn. Der Söldner rührte sich nicht. "Du brauchst wohl eine Extraeinladung." Sie verpasste dem Mann einen unsanften Schubser mit dem Knauf des Messers. Unwillig tat er, was sie befahl. "Beine spreizen und die Hände flach anlegen." Wiederum zögerte er. "Ich werde es nicht wiederholen."
    "Ich an deiner Stelle würde tun, was sie verlangt. Sonst wird es hier ganz schnell ungemütlich für dich werden." Aurix hatte soeben den Flur betreten, Fernandez hing bewusstlos über seiner Schulter und ihre Gliedmaßen waren mit Plastikhandschellen gefesselt.
    James erhob sich, das Omniblade blieb nach wie vor auf Krom gerichtet, und trat dem Liegenden urplötzlich mit Schwung in die Rippen: "Wehe, die Panzerung ist beschädigt… Wichser!" Der Söldner krümmte sich. "Fesseln." James fuhr das Blade ein und hob sein Kampfmesser auf.
    Langsam setzte der Ghost seine Fracht ab und lehnte die Frau gegen die Wand. Er näherte sich Krom, kniete sich auf seine Beine nieder und schloss die Handschellen. Mit den Händen verfuhr er genauso und durchsuchte den Mann nach Waffen, fand aber keine, dann stand er auf, zog das Phaeston und legte auf Kahn an, der mittlerweile verstanden hatte, dass ihm wohl nichts anderes übrig bleibt, als den Aufforderungen der Soldatin Folge zu leisten.
    Grey lächelte in sich hinein, rief den Spid-Bot zurück - das winzige Ding fand selbsttätig den Weg zu ihr zurück -, verstaute das Messer und sicherte die Pistole in der Halterung. "Du machst das nicht zum ersten Mal, was?" Sie tastete seine Arme und Beine ab, sauber. Jetzt kam der Rumpf dran, in der Jackentasche fand sie zwei blutige Schlagringe, die sie an sich nahm. "Erschreck dich nicht", meinte sie, griff dem Söldner in die Hosentaschen und fuhr über seinen Schritt. "Hm, also viel hättest du aber nicht zu verlieren..." Sie war fertig mit der Durchsuchung und die Pistole drückte erneut gegen Kahns Hinterkopf. Die Schmerzen in der Schulter meldeten sich langsam wieder. Sie sollte besser nicht übertreiben.
    "Du weißt gar nicht, was dir entgeht", antwortete unerwartet der Söldner, drehte den Kopf zur Seite, musterte die Infiltratorin und grinste schief.
    "Halt die Klappe", grinste Grey zurück und bohrte den Lauf der Waffe tiefer. "Augen nach vorn."
    Aurix schnaubte bei diesem Wortwechsel leise auf und starrte den Söldner an. Idiot...

    Währenddessen beobachtete James die Assistentin. Sie bewegte sich und rollte mit den Augen. Er hockte sich zu ihr hin, entspiegelte das Visier, packte sie an der Schulter und rüttelte sie wach. Als sie ihn sah, stieß sie einen spitzen Schrei aus, zog die Beine eng an sich und versuchte, in die Wand zu kriechen.
    "Hallo, Ms Fernandez. Die Allianz hat ihre Anwesenheit vermisst."
    "Wa... Was?", stotterte Gisele.
    "Nun, wir dachten, Sie seien tot", tat James besorgt. Das Lächeln in seinem Gesicht war alles andere, aber sicherlich nicht besorgt. "Sie sollten froh sein, dass wir Sie gefunden haben." Er schaute kurz zu den beiden Söldnern rüber und erntete einen verständnislosen Blick der Assistentin. "Sie wissen wohl nicht, was das für Typen sind, oder?", legte Trent den Kopf schief.
    Fernandez beäugte zuerst den gefesselten Krom, bevor sie Kahn ansah und sich wieder James zu wandte: "Sie haben mir geholfen…" Ihre Stimme zitterte.
    "Es war mit Sicherheit nicht umsonst. Nehmen die beiden Ihre Credits oder Sie als Bezahlung? Oder beides?", fragte der Destroyer trocken.
    "Was??", stutzte die Assistentin.
    "Sie haben schon richtig verstanden." James aktivierte das Universalwerkzeug, öffnete die Akte von Krom und zeigte sie Fernandez, nur ganz kurz, lang genug jedoch, um die Frau erbleichen zu lassen. Ihr Blick schoss zu dem liegenden Söldner und dann zu Kahn. "Bei dem anderen sieht es genauso aus."
    "Madre de dios…", flüsterte die Frau erschrocken.
    "Das können Sie laut sagen." James Grinsen verschwand. "Warum sind Sie weggelaufen?"
    Gisele schluckte und versuchte zu sprechen, scheiterte aber im ersten Anlauf. Sie räusperte sich und versuchte es erneut: "Das geht Sie nichts an."
    James kam ihr näher: "Sie sollten besser kooperieren, sonst lasse ich Sie bei diesen Männern."
    "Nein… Bitte, Sie verstehen nicht, ich kann Ihnen nichts sagen. Die… Die werden mich töten…", flehte die Frau und griff verzweifelt nach James Arm.
    Trent blickte auf die schmale Hand runter und befreite sich unsanft davon: "Wer wird Sie töten?"
    Fernandez schüttelte unwillig mit dem Kopf, die vollen Lippen waren zu einem Strich zusammengepresst: "Ich kann nicht…"
    Jetzt reichte es, er war lange genug nett gewesen. James stand ruckartig auf, packte die Frau an den gefesselten Armen und zog sie hoch. Sie schrie und wand sich, als der Destroyer sie in die Wohnung zerrte.
    "NEIN! Nein, lassen Sie mich los!!"
    James knallte Gisele gegen die Wand: "Reden Sie! Wer ist hinter Ihnen her?!"
    Die Assistentin war kreidebleich. Ihre Augen waren weit aufgerissen und blickten den Soldaten entsetzt an: "Cerberus." Ihre Stimme war kaum zu hören. Sie ließ den Kopf hängen und versteckte das Gesicht hinter den Händen. Ihr Kleid saß nicht mehr so, wie es sollte, aber sie merkte es nicht mal.
    James ließ die Frau los und sie rutschte an der Wand runter. Ganz langsam zog er seine Eagle, trat einen Schritt zurück und zielte zwischen die Augen der Frau: "Erzählen Sie mir alles, was Sie wissen, oder Sie werden hier und jetzt sterben. Ich habe keine Zeit für irgendwelche Spielchen."
    Geändert von Milky_Way (18.10.2014 um 15:00 Uhr)

    ME-MPFRPG Charaktere:
    Aeona Grey, Infiltratorin
    Aurix Hellon, Ghost
    James TrenT, Destroyer
    ME-FRPG Charaktere:
    Nadeschda W. Sokolowa, mittlerweile Ex-Patientin der Asylum

  3. #1033
    ...Nun... Avatar von plasma13
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    Der Cerberusattentäter war in diesen Stunden ein vielbeschäftigter Mann. Sorgfältig baute er eine Kulisse, einen Schleier aus dreisten Lügen, Halbwahrheiten und bewussten Verknüpfungen von einzelnen Ereignissen auf, die eigentlich nichts miteinander zu tun hatten.
    Seine Recherche was diesen N7 Soldaten vom Nachtclub betraf hatte erstaunliche Ergebnisse zutage gefördert. Der Mann hörte auf den Namen James TrenT und das Ungewöhnliche gehörte zur Konstanten im Leben des Soldaten.
    Es war nicht leicht für den Attentäter gewesen die Identität des Mannes herauszufinden. Allerdings gab es immer Mittel und Wege, sei es Verbindungsleute von Cerberus in den Reihen der Allianz oder versteckte Würmer und Spionageprogramme die tief in den Systemen der Allianz schliefen und auf ihre Aktivierung warteten.
    Wirklich interessant war dieser James aber nicht. Er war unterm Strich lediglich ein Vollstrecker, ein Soldat. Viel aufschlussreicher war wer hinter dem Soldaten steckte. Eine alte Jugendfreundin von TrenT. Pia Lyn. Ebenfalls N7 und Offizier beim militärischen Geheimdienst der Allianz. Sie war es die die Fäden in den Händen hielt und tief verstrickt war in die dunkelsten Geheimnissen der Allianz.
    Sie war sein tatsächlicher Gegner wie er feststellen musste und sie war ein gefährlicher, gerissener Feind. Ausschalten konnte er sie nicht, zumindest nicht in nächster Zeit also war er gezwungen subtil vorzugehen. Er würde sie für einige Zeit auf Eis legen. Er würde allen Beteiligten die seine Zielperson derzeit schützten isolieren und ihnen ihre Ressourcen nehmen, ihre eigene Stärke gegen sie verwenden. Er würde es aussehen lassen als ob TrenT und Lyn verdeckte Cerberusagenten wären und Kahn und Krom würde er als Schwerverbrecher hinstellen lassen was nicht besonders schwer war bei deren Vorgeschichte.
    Gekonnt fälschte er Kommunikationsprotokolle zwischen Lyn, TrenT und einem Cerberusrelais über das Geheimkommunikation von Cerberus lief. Das Relais befand sich seit kurzem im Visier des Allianzgeheimdienstes und schon bald würde man es finden. Des Weiteren erstellte er ein Konto mit passenden Geldbewegungen die über 10 Jahre zurückführten. Einige dieser Kontobewegungen führten auch zu einem Cerberuskonto. Ein Cerberusagent der vor kurzem ins Netz der Zielfander des Asari Geheimdienstes gegangen war lieferte wohl in diesem Moment die nötigen Informationen zu dem Cerberuskonto.
    Um den Verdacht gegen Lyn zu erhärten ließ er die Zahlungen an die Söldner die im Nachtclub und im Diner für ihn gearbeitet hatten über dieses Konto gehen. Darüber hinaus erstellte er noch Kommunikees zwischen den Söldnern aus dem Club und einem Extranetaccount den er geschickt mit Lyn und TrenT in Verbindung brachte. Auch TrenT brachte der Attentäter ins Licht der internen Ermittlung der Allianz. So Überwies er ihm eine großzügige Summe auf eines der Geheimkonten das TrenT beruflich nutzte, nur um das Geld dann rasch auf ein anderes, verdecktes Konto zu überweisen.
    Überrascht hatte der Attentäter feststellen müssen, dass Lyn mehr mit Cerberus zu tun hatte als er dachte. Umso besser, viel es ihm dadurch doch nur noch einfacher seinen Plan durchzuführen.
    Bei den Söldnern Kahn und Krom war es einfach. Innerhalb weniger Minuten erstellte der Attenäter einen Haftbefehl für die Beiden und fügte es mittels einem Schleusprogramms ins System von C-Sicherheit ein.
    Ungewöhnlich war auch die Begleitung von TrenT. Seit kurzem wurde der N7 Soldat von einem Turianer und einer Allianzsoldatin begleitet. Über den Turianer gab es nichts von Interesse aber bei der Soldatin gingen einige Warnleuchten an. Anscheinend überschnitten sich hier zwei Cerberusoperationen. Aufschlussreich aber ändern an der Situation tat dieser Umstand nicht.
    Der Turianer und die Soldatin würden durch ihre Verbindung zu TrenT und Lyn ebenfalls ins Visier der Behörden geraten.
    Der Cerberusattentäter lehnte sich zurück und überlegte ob er etwas vergessen oder nicht perfekt gemacht hatte. Ihm war bewusst, dass bei einer intensiven Überprüfung seiner Kulisse man herausfinden würde, dass alles nur Lug und Trug war aber es reichte. Es würde für einen handfesten, dringenden Anfangsverdacht reichen der Lyn und TrenT und ihre Gefolgsleute für ein paar Tage außer Gefecht setzen würde und ein paar Tage waren mehr als er brauchte. So wie er seinen Gegner einschätzte würde dieser sich nicht durch eine einfache dienstliche Anweisung von der Jagd nach Cerberus abbringen lassen und stattdessen sich über die Anweisungen hinwegsetzen. So würde sich der Verdacht nur noch verstärken.
    Mit wenigen Eingaben fügte er seine Kulisse ein, klappte seinen tragbaren Rechner ein und verließ die Monorail bei der nächsten Station wobei er peinlichst darauf achtete immer eine Person zwischen sich und den Überwachungskameras zu halten. Er hatte noch viel Arbeit vor sich und genau wie bei den anderen Gelegenheiten hätte selbst ein geschultes Auge den Attentäter nach nur wenigen Metern in der Masse an Passagieren aus den Augen verloren.

    Kahn und Krom waren dann doch überrascht wie viel Aufmerksamkeit man ihnen schenkte. Nicht, dass ein N7 Destroyer gereicht hätte, nein auch noch Turianer und eine Soldatin mit sexy Stimme, mischten sich plötzlich ein.
    Die beiden Söldner sahen sich an. Über die Jahre hatten die beiden gelernt sich lediglich mit kleinen Gesten zu verständigen. Ein Schulterzucken hier, eine Handbewegung da, ein Zucken mit den Mundwinkeln, ein Zwinkern oder auch ein kaum wahrnehmbares neigen des Kopfes.
    Kurz sprachen sich die beiden auf diese Weise ab und entschieden sich fürs erste mitzuspielen. Wenn die beiden hier ein Blutbad anrichten würden, würden sie keine Antworten auf ihre Fragen erhalten und wohlmöglich noch die Wohnung wechseln müssen.
    „Glänzend!“ kommentieret Kann flüsternd die Tatsache, dass der Destroyer ihnen die Tour mit der heißen Latina vermassen wollte indem der der Frau ihre Akte zeigte. Doch schließlich ließ der Hühne die beiden Söldner mit den beiden Bewachern allein. Kahn musterte den Turianer, das verächtliche Schnauben hatte er gehört als er mit der Soldatin etwas geschäkert hatte. Er sah zu Krom der gefesselt am Boden lag. Er nickte kaum merklich in Richtung des Turianers woraufhin Krom die Augenbrauen hoch zog und leicht den Kopf schüttelte.
    Kahn atmete tief durch während die Tussie ihm noch immer ihre Knarre an den Kopf hielt, genau wie der Turianer der noch immer mit seinem Gewehr auf ihn zielte. Nicht unbedingt eine kluge Entscheidung wie Kahn fand. Auch sonst machte diese Truppe den Eindruck, dass da mehr Schein als Sein dahintersteckte.
    „Hey Kleine“ begann Kahn und drehte seinen Kopf leicht in Richtung der Soldatin. „Ich glaube wir haben hier falsch angefangen! Wir stehen doch auf derselben Seite oder?“ doch als Antwort drückte ihm die Frau lediglich die Waffe noch stärker gegen den Kopf und befahl ihm abermals zur Wand zu sehen. Kurz überlegte Kahn die Soldatin zu überwältigen. Spontan vielen ihm drei Möglichkeiten ein, entschied sich dann aber doch dagegen, so etwas würde nicht ohne Tote gehen.
    „Kommt schon! Das ist doch nicht nötig!“ sprach Kahn weiter. Nun war es der Turianer der sich einmischte. „Halt deine Schnauze!“ fuhr in der Mann an
    Kühl musterte Kahn den Turianer und ließ so abschätzig wie möglich seinen Blick über den hochgerüsteten Soldaten schweifen
    „Oder was?“ antwortete er prompt und drehte sich um wobei der die auf ihn gerichtete Pistole ignorierte. Er starrte den Turianer wütend an „Oder was? Hä? Knallst du mich sonst ab Vogelkopf?“ bohrte er patzig weiter nach und stemmte die Hände in die Hüfte. „Typen wie dich haben wir am Kaltwasser übereinander gestapelt und als Sandsäcke benutzt!“

    Kaltwasser. Kaltwasser war der Name eines Flusslaufs irgendwo in den Tiefen der Terminussysteme. Die Armiger Legion der Turianer hatte versucht einen Brückenkopf jenseits des Flusses zu errichten und war auf erbitterten Widerstand durch Söldnerverbände gestoßen. Nicht das die Turianer überrascht gewesen wären dort auf Widerstand zu stoßen jedoch kostete die turianische Mentalität der Armiger Legion sehr viele Leben. Immer wieder hatten die Turianer angegriffen und immer wieder versucht durch massive Angriffe den Feind zu zerschmettern. Tagelang hatten Kahn und Krom in einem Loch der turianischen Artillerie getrotzt genau wie der Rest der Söldnerverbände. Die Söldner hatten sich sorgfältig auf die Turianer vorbereitet und da diese nicht gerade für eine kreative oder subtile Gefechtsführung bekannt waren – den Feind durch eine massive Überlegenheit an Feuerkraft und Anzahl überwältigen – liefen die Turianer immer wieder, Welle für Welle gegen die Stellungen der Söldner an. Überlappende Schussfelder, Minen, Sprengfallen, Drohnen, Sperren aller Art, Ausweichstellungen, Wechselpositionen, schnell verlegbare Einheiten, eigene Artillerie, Auffanglinien. Die Verluste unter den Turianern waren entsetzlich und als sie es schließlich schafften die Verteidigungslinie der Söldner aufzuhebeln mussten ab da an für jeden gewonnen Meter mit Blut zahlen. Nach gut zwei Wochen konnten die Turianer das Gefecht für sich entscheiden was aber nicht an deren überragende Taktik lag sondern vielmehr an ihren fast unerschöpflichen Reserven.

    Man konnte deutlich sehen wie der Turianer mit seiner Selbstbeherrschung kämpfen musste. Es war dann die Soldatin die ihm mit der Pistole ins Gesicht schlug, genauer gesagt auf seine frisch gebrochene Nase. Kahn verzog schmerzhaft das Gesicht und wankte einen Schritt zurück.
    Das vertraute Klacken eines Feuerzeugs zog die gesamte Aufmerksamkeit auf Krom. Der Söldner hatte sich still und heimlich von seinen Fesseln befreit und lehnte sich nun locker gegen die Wand und zündete sich eine Zigarette an. Man konnte noch deutlich die orangenen Linien seines Omnitools sehen und wie sich die Omniklinge wieder einfuhr. Alles hatten die Soldaten den beiden Söldnern abgenommen nur nicht ihre Omnitools, ein klassischer Anfängerfehler!
    „Ernsthaft!“ begann Krom noch mit der Kippe im Maul „Ich denke wir sind hier fertig!“ genussvoll zog er an seinem Glimmstängel bevor er sich von der Wand abstieß „Ich weiß nicht wies euch geht aber ich könnte ein Bier vertragen!“ Für einen Moment ließ Krom seine Worte wirken uns starrte dem Turianer der nur eine Armeslänge von ihm entfernt stand mit einem völlig ausdruckslosen Gesicht an. Doch dann wurden seine Züge weicher.
    Gesagt getan denn Krom ging einfach am Turianer vorbei in die Wohnung wo er den Destroyer und Gisele vorfand. Er ging an den Beiden vorbei zur Küche „Hey Großer!“ rief er den Destroyer an „Willst du auch Was? Bier? Cola? Hab auch nen Pfeffi da!“
    Kahn schüttelte währenddessen mit dem Kopf „Tz tz tz tz tz……“ noch immer den Kopf schüttelnd ging er an der Soldatin vorbei „Hey Krom! Warum vergessen diese Pfeifen immer die Universalwerkzeuge!“ rief er seinem Kumpel zu während er die Wohnung betrat „Kommt schon!“ rief er den beiden im Flur zu „Macht die Tür hinter euch zu“
    „Puh!“ kam die Antwort aus der Küche von Krom „Ich denk mal das ist so wie mit der Mun! Da denkt auch keiner dran die sauberzumachen! An die Knarre, Fahrzeug und die Ausrüstung denkt jeder aber wer reinigt schon seine Munitionsgurte? Ist halt so ne Erfahrungskiste!“ antwortete Krom, tauchte mit seinem Kopf in der Durchreiche zwischen Küche und Wohnzimmer auf und warf Kahn einen Eisbeutel zu den er sich auch gleich an die gebrochene Nase hielt.
    Geändert von plasma13 (07.11.2014 um 15:46 Uhr)
    Do not turn away my friend! Like a willow I can bend. No man calls my name, no man came. So I walked on down away from you, maybe your attention was more than I could do. One man did not call. He asked me for my love and that was all!
    Kunstprojekt falsch zugeordnete Zitate:
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  4. #1034
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    Untere Bezirke/ Wohnung der Söldner
    (Grey/ Hellon/ Trent)

    Kaum war James außer Sichtweite, begann Kahn auf Grey einzureden. Kleine?? Das fehlte noch, ein Söldner mit einem Riesenego.
    "Augen gerade aus", befahl sie tonlos und presste die Waffe fester gegen seinen Kopf, was ihn jedoch nicht davon abhielt, weiter zu quatschen. Versuchte er tatsächlich einen auf gut Freund zu machen? Hatte er nicht eine Kleinigkeit vergessen, wie zum Beispiel, dass sein Kumpel Trent einfach umgefahren hatte? Diesen Typ von Söldnern kannte Grey nur zu gut, auf Omega gab es sie in Hülle und Fülle. Bei diesen beiden Verbrechern steckten hinter der großen Klappe blutige Tatsachen dahinter, was sie noch gefährlicher machte - und zu allem Übel mischte sich jetzt Aurix ein. Nicht doch... Sie kannte seine Einstellung zu Söldnern, an einer Auseinandersetzung hatte sie allerdings keinen Bedarf. Die letzten Tage waren beschissen genug gewesen und sie war müde. Ihre Schulter machte ihr mittlerweile richtig zu schaffen, die betäubende Wirkung der Drogen ließ nach. Trotz der Pistole drehte sich Kahn zu dem Turianer um und giftete ihn an. Mist. Sie hörte ein tiefes Knurren. Es kam von Aurix, der sich abrupt kerzengerade aufrichtete und das Sturmgewehr fester umfasste. Was war jetzt los? Wovon, zum Teufel, redete Kahn da? Sie hatte keine Ahnung, aber es hatte eine verblüffende Wirkung auf den Ghost, der so angespannt da stand, dass sie davon ausgehen konnte, dass er gleich das Feuer eröffnen wird. Sie hob die Pistole und traf mit voller Absicht Kahns angebrochene Nase, damit er schweigt. Jetzt musste es ordentlich wehtun und Kahn wird Aurix, der sich keinesfalls unter Kontrolle hatte, nicht mal ein bisschen, eine Weile nicht mehr reizen.
    Bevor sie etwas sagen konnte, klackte es merkwürdig. Auch das noch... Als sei nichts gewesen, lehnte Krom rauchend an der Wand. Trent wird ihnen die Hölle heiß machen, und das war wahrscheinlich noch untertrieben. Grey verdrehte die Augen, fluchte vor sich hin, senkte den Waffenarm und hörte Krom zu, der fand, dass sie fertig seien. Ja, das fand sie auch. Sie hatte die Schnauze gestrichen voll. Idiotische Fehler, die nicht passieren dürften! Aurix konzentriert sich den Falschen und sie... Die Universalwerkzeuge, daran hätte sie denken müssen! Jeder Söldner, der etwas auf sich hielt und an seinem Leben hing, hatte eins. Krom verkündete, dass er ein Bier will, starrte Aurix an, der mit schräg geneigtem Kopf auf den Mann herab blickte und ausnahmsweise das einzig Vernünftige tat, nämlich gar nichts, und verschwand in der Wohnung. Bier, na klar, was sonst. Der Chief schüttelte mit dem Kopf. Söldner waren eben Söldner, ein anderer Schlag Mensch. Ihr hatte es gefallen einer zu sein, größtenteils zumindest, sie schätzte die Freiheit - der Turianer, der aufgehört hatte zu knurren, sah das völlig anders. Grey steckte die Waffe weg. Kahn hielt eine kleine Rede über, welch ein Wunder, dämliche Anfänger, und folgte seinem Kumpel.
    Toll, echt toll, lief ja alles prima. Ungehalten drehte sie sich zu Aurix um: "Warum hast du ihn nicht im Auge behalten?" Sie zog den Helm ab und starrte den Ghost an, der die Waffe nach wie vor krampfhaft umklammert hielt. Sie wartete auf eine Antwort, eine Minute, zwei. Nichts.
    Aurix verlegte den Blick auf die Frau und verstaute die Waffe ohne ein Wort zu verlieren. Es gab nichts zu sagen, denn sie hatte Recht, er hatte schon wieder etwas Dummes getan. Als Kahn anfing, über diesen Schandfleck in der Geschichte der Legion zu sprechen, konnte der Ghost an nichts anderes mehr denken und wollte nur eines tun: dem Kerl eine Kugel durch den Kopf jagen. Der Schlag des Chiefs hatte es verhindert.
    "Hey! Hörst du mir überhaupt zu?", erhob sie die Stimme, als der Turianer keinerlei Reaktion zeigte.
    Kaltwasser. Ja, so nannten es die Menschen. Der Chief verstand es nicht, sie war nicht dabei gewesen, und auch sonst war es nichts, was man weiter erzählen sollte. Aber die, die dabei waren, wussten Bescheid. Diese beiden Söldner... Aurix knirschte mit den Zähnen.
    "Weißt du was? Bleib doch einfach hier, wenn du nicht reden willst!", fügte sie einen weiteren Satz diesem einseitigen Gespräch hinzu. Sie umrundete den schweigenden Turianer und stoppte neben ihm: "Und du willst mir helfen? Ich glaube, du brauchst selbst Hilfe, Aurix, dringend sogar." Sie betrat die Wohnung.
    Der Ghost fluchte lautlos, lief ihr hinterher und schloss die Tür hinter sich. Weit kamen sie allerdings nicht.

    Währenddessen…
    Gisele schielte in den abgenutzt aussehenden Lauf der großen Pistole und erstarrte. Von Waffen hatte sie sich schon immer ferngehalten, so dass sie gerade mal wusste, wie eine Pistole oder ein Sturmgewehr aussehen – ihr reichte es, wenn sie den Schaden, den diese Tötungsinstrumente verursachten, auf dem Behandlungstisch zu sehen bekam. Zumindest war es in der Unfallklinik, in der sie früher beschäftigt war, so gewesen, bevor sie anfing für Doktor Shawn in der Rekrutierungsstelle zu arbeiten, denn in den unteren Bezirken waren Schussverletzungen keine Seltenheit. Bei der Allianz hingegen war alles klinisch sauber, was ihr wesentlich besser gefiel. Nein, das war nicht richtig: gefallen hatte. Jetzt war alles vorbei. Ihr Blick kroch zu dem Helm mit dem schmalen Visier, aber das Gesicht dahinter konnte sie bestenfalls erahnen. Der Soldat wollte Informationen und wenn sie ihm diese nicht gibt, erschießt er sie. Sie sollte sich nichts vormachen, zu tief steckte sie in dieser ganzen Geschichte mit drin. Die Allianz hatte sie gefunden und Cerberus wird es früher oder später auch schaffen, Krom und Kahn sorgten lediglich für eine Verzögerung des Unausweichlichen. Jetzt fiel ihr ein, wie die beiden Söldner reagieren werden, wenn sie erfahren, mit wem sie sich wirklich in dem Diner und in Puls angelegt hatten. Das, was sie in der Akte von Krom gelesen hatte, war gelinde gesagt erschreckend, und dieser Mann vor ihr war vielleicht der einzig mögliche Ausweg - wenn sie kooperiert. Sie öffnete den Mund, aber es kam kein Ton heraus, die eigene Stimme hatte ihr den Dienst quittiert.
    Der Destroyer runzelte die Stirn, denn die Frau hatte solche Angst, dass sie wie paralysiert wirkte. So wirst du nichts erreichen, Kleiner… Sie war bloß eine Zivilistin, die zur falschen Zeit am falschen Ort war. James hielt für einen Moment inne, steckte die Waffe zurück in die Halterung und zog den Helm aus. Gewohnheitsmäßig fuhr er mit der Hand über die kurzen Haare und klemmte den Helm an den Gürtel.
    Die Assistentin blinzelte, als würde sie aus einem Traum aufwachen. Der riesige Kerl hatte strahlend grüne Augen und ein kantiges, von Narben gekennzeichnetes Gesicht. Jetzt kniete er sich zu ihr hin und musterte sie aufmerksam. Unbewusst zupfte sie ihr Kleid zurecht.
    "Ms Fernandez", begann James mit einer ruhigen Stimme. "Ihnen ist bewusst, dass Sie in Gefahr sind." Das war nicht als Frage gedacht.
    Gisele nickte und versuchte erneut zu sprechen, und diesmal klappte es, mehr oder weniger. "Ja."
    "Dann sagen Sie mir, was Sie wissen." Der Ton wurde etwas schneidender.
    Gisele verzog den Mund, als ob sie weinen wolle, biss sich auf die Unterlippe und antwortete aufgebracht: "Ich weiß doch überhaupt nichts! Ich habe bloß diese verdammte Datendisc an mich genommen… Das ist alles!"
    James Augen verengten sich: "Welche Disc?"
    "Na, diese hier." Giseles Hände griffen in den Ausschnitt des Kleides, fummelten kurz und zauberten einen kleinen, runden Datenträger hervor.
    Er starrte die Disc etwas ungläubig an und nahm sie an sich. Sie war warm. Trent aktivierte das Universalwerkzeug, überspielte die Dateien - es waren nur zwei - und öffnete sie. Das erste Dokument war eine unvollständige Liste mit den Namen und Dienstgraden der Versuchspersonen. Nur die Cat6-Kanditaten tauchten dort auf, wie James nach einem Abgleich mit Scotts Liste feststellte. Die zweite Datei bestand aus Bildern ohne Text. Übersichtsaufnahmen von Gehirnen, jeweils mit einem deutlich sichtbaren Implantat, das sich wie ein Parasit an das Rückenmark schmiegte. So etwas befand sich in Greys Kopf? Scheiße, ich sollte sie erschießen. Es folgten diverse Vergrößerungen aus verschiedenen Ansichtswinkeln, auf denen man auch die mikroskopisch kleinen Filamente, die zum Gehirn führten, sah. Das also wollte Cerberus haben. Und die Allianz. James hob den Kopf und schaute Gisele in die Augen: "Sie hatten es die ganze Zeit bei sich?"
    "Ja. Immer. Nachdem..." Sie stockte und senkte den Blick.
    "Nachdem was?", bohrte James nach.
    "Nachdem Victor, ich meine Dr Shawn, verschwand", ergänzte sie den Satz und sah wieder hoch. "Keiner wusste, wo er war. Die C-Sec nicht, und auch die Allianz nicht. Niemand. Es ist ja nicht so, dass sie besonders gründlich gesucht hatten, sonst hätten sie die Disc gefunden."
    "Wo haben Sie sie her?"
    "Aus einer Schublade in seinem Schreibtisch, sie war an der Rückwand befestigt", gab Gisele kleinlaut zu.
    James Mundwinkel hoben sich nach oben: "Sie haben geschnüffelt."
    "Es blieb mir nichts anderes übrig. Keiner wunderte sich darüber, dass ein Arzt, der so gut wie nie fehlte, plötzlich nicht bei der Arbeit erschien. Ich schon. Eine Vermisstenanzeige hat leider keine Priorität, davon gibt es hunderte. Jeden Tag."
    "Sie beide waren liiert", stellte Trent fest.
    Die Assistentin lächelte unsicher: "Also... Na ja, es war eher eine lockere Bekanntschaft. Keine Verpflichtungen, verstehen Sie?"
    James nickte schweigend.
    "Ein paar Tage später wurde seine Leiche gefunden, jemand hatte ihm in den Kopf geschossen. Es sah nach einem schiefgegangenen Raubüberfall aus, weil alle seine Wertsachen fehlten, er trug eine teure, antike Uhr und einen goldenen Siegelring - aber ich glaubte nicht daran."
    "Warum?", fragte der Destroyer interessiert. Er kannte die Akten, sowohl die der Allianz wie auch der C-Sec, dennoch ließ er die Frau reden. Sie war praktisch eine Augenzeugin, das war unter Umständen mehr wert als Berichte.
    "Weil Victor nie freiwillig in die Fundamente absteigen würde, und laut dem Ermittler der C-Sec wurde er dort gefunden, wo er umgebracht wurde. Das habe ich diesem sturen Bullen auch gesagt, aber es schien ihn nicht zu interessieren. Es gab nicht mal einen Verdächtigen!"
    "Was, denken Sie, ist passiert?"
    "Ich denke, es war entweder die Allianz oder Cerberus", entgegnete Gisele und verschränkte die Finger ineinander. "Als ich erfuhr, dass Victor tot ist, habe ich die Dateien auf der Disc geöffnet. Ich war mir sicher, dass es damit zusammenhing, warum sonst sollte er die Disc verstecken? Sie war geschützt, aber als seine Assistentin kannte ich die üblichen Passwörter, und besonders originell war er nicht. Ich hätte sie nicht öffnen sollen... Ich hätte diese verfluchte Disc nicht mal anfassen dürfen!" Sie blickte zu Boden.
    "Es war nicht die Allianz, Ms Fernandez. Sie hätten sich den ganzen Ärger erspart, wenn Sie es gemeldet hätten", meinte James trocken. Dass die Allianz zwei Monate früher von Scotts Verrat erfahren hätte, war eine andere Sache. "Waren Sie dabei, als diese Soldaten untersucht wurden?"
    "Nein. Nein, ich war nie dabei, Victor hat mich immer fortgeschickt. Er meinte, meine Sicherheitsstufe sei nicht hoch genug. Ich wusste gar nicht, dass ich eine habe. Ich kenne niemanden von dieser Liste und dieses Implantat… So etwas habe ich noch nie gesehen."
    "Hm", rieb sich James nachdenklich das Kinn. Die Schwellung von Aurix Schlag war deutlich zu spüren. "Haben Sie Kopien davon angefertigt?", hielt er die Disc hoch. "Oder es jemand gezeigt?" Kurzerhand steckte er das runde Teil in die Brusttasche ein und schickte die Informationen an Lyn weiter.
    "Nein", schüttelte Gisele verneinend mit dem Kopf. "Keine Kopien. Und ich habe es niemand gezeigt, nicht mal diese beiden Söldner wissen es..." Dies entsprach nicht der ganzen Wahrheit. Sie hatte eine einzige Kopie gemacht, für den Fall, dass ihr etwas zustoßen sollte. Was mit den brisanten Informationen geschehen sollte, darüber hatte sie nicht nachgedacht, denn dazu blieb keine Zeit mehr, sie musste untertauchen. Die Disc war gut versteckt, hoffte sie.
    James zog die Augenbrauen hoch, und in diesem Moment marschierte Krom an ihm vorbei. Was zur…?? Sollte der Typ nicht bewegungsunfähig auf dem Boden liegen? Der Destroyer erhob sich und starrte dem Mann hinterher. Was trieben Grey und Hellon da draußen? Krom lief schnurstracks in die Küche und fragte gut gelaunt, ob James etwas trinken will. Das kann ja nicht wahr sein. Er starrte Krom immer noch nach, als Kahn sich an ihm vorbei zwang. Trent presste die Lippen aufeinander. Ganz ruhig. Er drehte sich zu Gisele um und zog das Messer. Die Frau erschrak und zuckte zurück.
    "Keine Angst", beschwichtigte er sofort, beugte sich runter, durchschnitt ihre Fesseln und hob die Frau mit einem Ruck auf die Beine. "Sie können nicht einfach wieder verschwinden, das ist Ihnen wohl klar. Was in diesem Club vorgefallen ist, war mit Sicherheit das Werk von Cerberus."
    "Ja, ich weiß", entgegnete Gisele geknickt und steuerte das Sofa an. Nach zwei Metern blieb sie stehen und warf über die Schulter zu dem Soldaten: "Wie heißen Sie?"
    "James Trent", entgegnete der Destroyer automatisch und drehte sich den leisen Schritten zu, die hinter ihm erklangen. Es war der Chief, dicht gefolgt von Aurix. Grey sah sauer aus, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was gerade in dem Destroyer vorging. Es war, als wäre ihm jemand in den Rücken gefallen und hätte dort ein Messer reingerammt. Der Chief blieb vor ihm stehen und blickte hoch. Sie wusste, dass sie es vermasselt hatte, das sah er ihr an. Umso besser. James ballte die Fäuste bis die Knöchel knackten und zwang sich, nicht loszubrüllen. Das brachte nichts bei Grey, und auch Aurix ließ sich nicht einschüchtern, er musste es anders angehen. Er wird den beiden einfach die Wahrheit unter die Nase reiben, damit sie darüber nachdenken können, wo sie eigentlich stehen. Er schaute zu Aurix, sah aber nur eine Spiegelung der Wohnung, und meinte: "Zieh den verdammten Helm ab."
    Der Turianer zögerte einen Augenblick und tat, was James verlangte.
    Trent kniff die Augen zusammen, denn der Ghost hatte ein völlig leeres Gesicht. Nicht, dass turianische Gesichter viel Ausdruck besäßen. James näherte sich Aurix bis auf wenige Zentimeter und legte den Kopf schief: "Könntest du mir freundlicherweise erklären, wie Krom es in diesen Raum geschafft hat, obwohl er gefesselt war??? Nein, antworte nicht, es ist unwichtig. Ich war ja nur in eben diesem Raum und glaubte, du könntest zwei Schläger unter Kontrolle halten, aber da lag ich wohl falsch." Seine Stimme wurde immer leiser, tiefer und drohender.
    Aurix senkte den Kopf, ohne James aus den Augen zu lassen, und schwieg.
    Trent verlegte seinen Blick auf Grey, fixierte sie lange und stumm, bis die Frau nervös schluckte, und trat dann einen Schritt zurück. "Armiger-Legion. N-Programm", schaute er abfällig seine Teammitglieder an. "Die Allianz und das Oberkommando der Hierarchie mussten verflucht verzweifelt gewesen sein, als sie euch dort aufgenommen haben…" James wartete nicht auf ihre Kommentare, sondern schüttelte mit dem Kopf und rief Krom zu: "Jetzt nehme ich ein Bier!"

    Aurix linste unauffällig zu dem Chief, als diese derb fluchte, sich an die rechte Schulter packte und ihn ansah. Unter dem Blick der dunklen Augen wurde ihm richtig mulmig zumute, etwas was Trent nicht mal annähernd erreicht hatte. Er wich zurück.
    Grey starrte finster den Turianer an. Was sollte sie mit ihm machen? Eins war sicher: weitere Fehler dürften sie sich nicht erlauben. Oder eher: sie dürfte es nicht. Aurix konnte jederzeit gehen, er war nicht verpflichtet hier zu sein, sie aber hatte keine Wahl. Sie hatten Glück, denn die Söldner hätten auch völlig anders reagieren können. "Wenn du nochmal so etwas abziehst, kriegst du mit mir ein Problem, nicht nur mit Trent. Habe ich mich klar ausgedrückt?"
    Aurix Augen verengten sich: "Dann sollten wir die beiden Typen loswerden." Sie verstand es einfach nicht. Wie soll sie auch? Sie weiß nichts davon…
    "Aber sicher, wir töten einfach jeden, der dir nicht in den Kram passt", meinte sie sarkastisch. Auf Worte von Kahn ging sie bewusst nicht ein, es war nicht der richtige Zeitpunkt.
    "Das stimmt doch nicht!", protestierte der Turianer.
    "Ach, wirklich? Und was war mit Hawk? Oder… oder mit mir? Als ich dir gesagt habe, dass ich bei Cerberus war?", fragte sie gereizt. "Hättest du da eine Waffe in der Hand gehabt, hattest du abgedrückt, oder?"
    Aurix schüttelte zunächst mit dem Kopf und hörte langsam damit auf, als ihm bewusst wurde, dass er sich nicht sicher ist, ob sie nicht doch Recht hatte. Er ließ die Schultern hängen.
    Oh, man… "Aurix?", sagte sie leise, und er schaute sie an. "Du musst dich konzentrieren. Sonst werden wir alle draufgehen. Willst du das?"
    "Nein, natürlich nicht", entgegnete er.
    Lange blickte sie ihn an: "Lass uns zu den anderen gehen. Und reiß dich zusammen, okay?"
    Der Turianer befestigte den Helm an dem Gurt: "Ich werde es versuchen."
    "Nein, nicht versuchen, Aurix. Tue es. Ich muss mich darauf verlassen können", widersprach sie energisch. "Trent ebenfalls, du hast ihn gehört", fügte sie hinzu.
    Aurix biss die Zähne zusammen und presste hervor: "James ist ein… Eine passende Beleidigung kenne ich nur auf turianisch."
    Der Chief grinste schief: "Versuche, sie zu übersetzen. Das würde mich echt interessieren. Komm."
    Aurix schmunzelte und folgte ihr.


    Präsidium, Büro von Major Kirilow, Allianz-Geheimdienst


    Kirilow starrte auf das Datenpad in seinen Händen und las immer und immer wieder die Informationen ab - und konnte es nach wie vor nicht fassen. Aber die Beweise waren unwiderlegbar. Er prüfte sie von vorne bis hinten, und dann nochmal und nochmal, und fand nichts, keine Lücke. Zumindest auf den ersten Blick, und sein Blick war immer kritisch. Er musste handeln, die Ermittler der Internen Sicherheit hatten sich in dieser Hinsicht unmissverständlich ausgedrückt. Wenn er es nicht tut, werden sie es machen, dann wird es aber bei weitem nicht so zivilisiert ablaufen, wie sie sich ausgedrückt hatten, nicht bei diesem Verdacht. Er prüfte zum wiederholten Male die Daten, aber es half nichts.
    Mutlos aktivierte er die Konsole, loggte sich ein und suchte die Akten von Lyn und Trent heraus. Er wusste, dass der Lieutenant momentan genau gegen die Organisation vorgeht, in welcher er scheinbar Mitglied war. Er schloss Trents Akte, mit dem Destroyer wird er sich später befassen. Lyn war wichtiger. Zwangsläufig musste er an ihre letzte Operation denken. Ist da etwas passiert, wovon sie nicht berichtet hatte? Der Commander war schon immer verschwiegen, aber Kirilow wusste - oder glaubte zu wissen -, dass sie der Allianz gegenüber immer loyal eingestellt war. Bei Trent verhielt es sich nicht anders, er war der Mann für die Drecksarbeit und extrem gefährlich, weil er völlig ohne Skrupel war. Nicht, dass der Commander anders wäre. Kirilow glaubte sogar, dass Lyn die Gefährlichere von den beiden ist, auf eine andere Art und Weise. Wenn das Duo zusammenarbeitete war mit Zerstörung zu rechnen, die mal größer, mal kleiner ausfiel. Bis heute hatte er an diesen beiden Soldaten, die die Allianz praktisch großgezogen hatte, nie gezweifelt. Jetzt wurde ihm bewusst, dass Lyn und Trent, hauptsächlich aber der Commander, über Geheiminformationen verfügten, die in mehreren Fällen vielleicht für keine Staatsaffäre, aber für handfeste Skandale sorgen würden. Das konnte sich die Allianz nicht leisten, jetzt sowieso nicht. Er fiel eine Entscheidung und verfasste einen knappen Befehl an Lyn, sich umgehend in seinem Büro zu melden. Er setzte die Priorität der Nachricht auf die höchste Stufe und schickte sie ab.

    ME-MPFRPG Charaktere:
    Aeona Grey, Infiltratorin
    Aurix Hellon, Ghost
    James TrenT, Destroyer
    ME-FRPG Charaktere:
    Nadeschda W. Sokolowa, mittlerweile Ex-Patientin der Asylum

  5. #1035
    ...Nun... Avatar von plasma13
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    Kahn presste sich den Eisbeutel an seine Nase und kramte zusätzlich aus einem der Küchenschränke noch etwas Iboprofen. Sich an einen Küchenschrank lehnend legte er den Kopf in den Nacken während Krom neben ihm sich sein Shirt etwas hochgezogen hatte und den großen Bluterguss begutachtete dem er dem Destroyer zu verdanken hatte.
    „Heul nich rum! Is nur nen blauer Fleck!“ meinte Kahn woraufhin der Angesprochene kurz nasal auflachte.
    Krom zog sein Shirt wieder runter und ging in die Hocke um einige Bierflaschen auf die Arbeitsfläche zu stellen. Zusätzlich zog er noch eine Pistole aus dem Fach und steckte sie sich hinten in den Hosenbund. Prüfend sah er über die Arbeitsfläche zu ihren Gästen während er das T-Shirt über die Pistole zog.

    „Wie gehen wir vor?“ fragte Krom leise während er weiterhin diese komische Truppe im Auge behielt
    „Wir werden die Typen los!“ antwortete Kahn und sah zu seinem Kumpel doch dieser schüttelte den Kopf
    „Nein! Hast du gehört was die gesagt haben? Cerberus! Dabei handelt es sich wohl nicht um die Standardheinis die wir sonst immer aufs Korn nehmen. Das hier wird was großes sein und denk mal nach!
    Wenn wir uns bei denen mit einschalten können wir vielleicht einen Behördenauftrag an Land ziehen außerdem bleiben wir so an Miss Loco dran!“
    Kahn zögerte mit einer Antwort man konnte ihm ansehen, dass er Blut sehen wollte „Der Turianer schmeckt mir nicht! Der hat sich nicht im Griff!“ nun hatte sich sein Gesichtsausdruck zu einer ausdrucklosen Maske verwandelt
    Krom starrte seinen Kumpel eine Weile an bevor er antwortete „Ok, aber nicht hier und nicht jetzt.“ Er sah zum Turianer der wohl gerade eine Standpauke vom Destroyer bekam „Wir finden dafür einen passenden Moment aber bis dahin….“ Er sah wieder zu Kahn „…zeigen wir uns von unserer charmantesten Seite!“ er begann zu strahlen und richtete sich auf.

    „Jetzt nehme ich ein Bier!" verkündete der große Destroyer und schon war Krom mit einigen Bieren in der Hand auf dem Weg zu ihren Gästen.
    Während sich die Schwarzhaarige deutlich abgekämpft auf das Sofa fallen ließ, verhielt sich der Turianer völlig umgekehrt. Der Mann war offensichtlich aufgewühlt und versuchte dies zu verdecken indem er so tat als würde er nur ruhig dastehen wobei er aber deutlich Mühe hatte nicht permanent irgendwie zu zappeln. Der Destroyer auf der anderen Seite schien ein Pol innerer Ruhe zu sein und vermied es ebenfalls sich zu setzen. Auch er stand im Wohnbereich und versuchte die beiden Söldner nicht aus den Augen zu lassen.
    „So stell ich mir das vor! Hab ich mir doch gedacht, dass man mit euch was anfangen kann!“ Die Gruppe wandte sich nun den beiden Söldnern zu. Krom verteilte die Flaschen wobei er der schwarzhaarigen zuzwinkerte. Der Turianer ging leider leer aus.
    „Tja mein Freund hast halt die falschen Aminosäuren!“

    Kahn warf den Eisbeutel mit einem Seufzen in die Spüle und griff sich einen der Äpfel die in einem Obstkorb lagen. Mit einem scharfen Küchenmesser bewaffnet gesellte auch er sich zur Gruppe wo Krom dabei war den Couchtisch von PDAs und anderem Kram zu befreien. Hätte jemand einen Blick auf die Lektüre geworfen hätte er erkannt, dass es sich um Fachbücher über Wirtschaftsrecht gehandelt hatte.
    Die Sessel und die Couch befanden sich bündig zur Wand und die Entertainmentanlage befand sich auf der gegenüberliegenden Seite. Der Wohnbereich wirkte schon fast familiär was wohl durch den großen Teppich und dem Flügel erreicht wurde denn die Regale die links und rechts der Anlage standen waren bis ein paar Dutzend PDAs leer. Links und rechts der Couch befanden sich insgesamt drei Gitarren in passenden Ständern.
    Vom Sofa aus gesehen zur rechten Hand führte eine Tür in den Flur der nach links zur Wohnungstür und ins Badezimmer führte. Im Flur befand sich bis auf einen Spiegel lediglich eine Kommode in die Kahn gesegelt war. Links vom Sofa gelangte man zur Küche die durch einen offenen Durchgang und durch die Durchreiche mit dem Wohnraum verbunden war und in dem einen Esstisch stand an dem gut und gerne eine kleine Familie Platz finden konnte. Neben dem Durchgang zur Küche befand sich die Tür zum Schlafzimmer in dem ein großes, hölzernes Dinosaurierskelet die Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde sofern die Tür offen gewesen wäre.
    Neben dem Fernseher stand der Destroyer, der Turianer hatte sich neben der Couch positioniert und die Frau saß erschöpft auf dem Sofa neben Gisele.
    Kahn stellte sich zwischen den Destroyer und bot seinen Apfel der Gruppe an.
    „Will jemand was?“ fragte er wobei er mit dem Küchenmesser der Reihe nach auf jeden einzelnen zeigte doch niemand reagierte. Mit einem Schulterzucken schnitt er sich ein erstes Stück ab und schob es sich in den Mund.

    Mit einer blitzschnellen Bewegung zog er die Klinge durch das Gesicht des Destroyers und schob ihn dann in einer kraftvollen Bewegung hinter sich zwischen sich und dem Turianer. Während er den geblendeten Destroyer herumschob zog er ihm das Kampfmesser aus der Scheide und schleuderte es dann auf den Turianer der sich zur Seite verschoben hatte um auf den Söldner feuern zu können. Mit Wucht bohrte sich das Messer in den Hals des Turianers und röchelnd brach der Mann zusammen. In der Zwischenzeit hatte sich die Schwarzhaarige erhob nur um durch zwei Kopftreffer aus Kroms Pistole mit einem Seufzen zusammenzusacken. Den blinden Destroyer erlöste Kahn mit einer weiteren Messerattacke während Krom sich um den sterbenden Turianer kümmerte.

    „Nein danke!“ antwortete der Destroyer und riss Kahn damit wieder in die Gegenwart. Kurz sah der Söldner noch den Destroyer emotionslos an bevor er sich von seiner Phantasie endgültig löste und einen Schritt zurückwich wo er dann begann scheibchenweise seinen Apfel zu verdrücken.
    Krom nahm sich in der Zwischenzeit auch ein Bier und ließ sich auf einem des Sessel nieder. Er presste seinen Handballen gegen den Kronenverschluss der Flasche und in einer kraftvollen und zugleich grazilen Bewegung schob er seine Hand nach außen wobei der Verschluss sich zischend öffnete und schließlich elegant durch den Raum segelte.
    Kahn sah konzentriert die Soldatin an und schmatzte dabei nachdenklich. Die Frau schien nicht ganz bei der Sache zu sein und wirkte auf einmal nicht mehr so selbstsicher und professionell wie im Flur. Sie hielt sich den rechten Arm in einer Art Schonhaltung. Der Söldner sah dann noch kurz zum nervösen Turianer der ihn nur wütend anstarrte und dann zum Destroyer der einen auf cool und unnahbar machte. Schlussendlich sah er noch zu Krom dem diese Details ebenfalls nicht entgangen sind.

    „Also eins muss man euch lassen. Ihr seid wirklich ein seltsamer Haufen!“ sagte Kahn schließlich und nahm mit den Angesprochenen der Reihe nach Blickkontakt auf wobei er sich ein weiteres Stück Apfel in den Mund schob. Der Turianer kämpfte nun überdeutlich mit seiner Selbstbeherrschung und Kahn konnte fast schon die Mordlust des Mannes körperlich spüren. Er grinste den Turianer provozieren an „Bist du sicher, dass du keinen Apfel willst?“

    „Also gut wo fangen wir an?“ begann nun Krom und zog die Aufmerksamkeit auf sich. Er rieb sich über den Bluterguss „Wer seid ihr eigentlich und was wollt ihr hier?“.
    Do not turn away my friend! Like a willow I can bend. No man calls my name, no man came. So I walked on down away from you, maybe your attention was more than I could do. One man did not call. He asked me for my love and that was all!
    Kunstprojekt falsch zugeordnete Zitate:
    "...Fotzenverein!" - Otto von Bismarck

  6. #1036
    Wie Feuer... Avatar von Milky_Way
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    Serpent-Nebel

    "Commander", blickte die Asari zu Lyn hoch, die halb hinter dem Pilotensessel stand und sich an der Deckenhalterung des Shuttles festhielt. "Wir haben Landeerlaubnis. Der Kapitän erwartet Sie schon."
    "Verstanden", kam es blechern von Lyn. Sie war in voller Montur und bewaffnet. Vor ihnen schälte sich die schlanke Silhouette der Fregatte aus dem Nebel. Lyn senkte den Kopf zum linken Arm, als eine Nachricht mit höchster Priorität rein kam, ließ die Stange los und aktivierte das Universalwerkzeug. Kirilow? Sie öffnete die Mitteilung. Was zum Henker... "Wenden Sie, fliegen Sie zur Citadel zurück", meinte sie.
    "Was?", fuhr der Kopf der Pilotin zu Lyn herum. "Sind Sie sicher?"
    "Ja. Geben Sie dem Kapitän der Astella durch, dass er weitere Befehle abwarten soll", entgegnete Lyn und starrte die Nachricht nachdenklich an. Kirilow war nicht dafür bekannt eigene Order kurzfristig über den Haufen zu werfen.


    Präsidium, Büro von Major Kirilow, Allianz-Geheimdienst

    "Das ist ungeheuerlich, Sir. Nichts davon entspricht der Wahrheit, das wissen Sie." Lyn stand mit geballten Fäusten vor dem Schreibtisch des Majors, ihr Helm lag auf der hölzernen Tischplatte. Der sonst äußerst bequeme Besucherstuhl stand verlassen da, sie hatte gerade mal zwei Minuten darin ausgehalten. "Zeigen Sie es mir", verlangte sie und streckte die Hand nach dem Datenpad voller Lügen aus. "Sofort."
    Kirilow schluckte.

    Der Commander erschien eine gute halbe Stunde nach Kirilows Befehl in seinem Büro. Als der Major direkt zur Sache kam und steif anfing, die Anschuldigungen gegen sie und Trent vorzubringen, ist Lyn ganz langsam aufgestanden und hatte ihm schweigend zugehört, nur ihre Handknöchel knackten laut. Nach fünfzehn Minuten war er fertig und schaute zu dem Commander hoch, die ihn mit ausdrucksloser Miene anblickte. So stand sie da, bis er die unangenehme Stille durchbrach: "Haben Sie nichts dazu zu sagen?"

    Kirilow händigte ihr das Pad aus, natürlich tat er das, das schuldete er ihr. Dass das Stück Plastik in Lyns Hand sie zum Feind abstempelte, interessierte ihn nur am Rande. Die Reaktion des Commanders war das denkbar schlechteste Szenario, welches eintreffen konnte, aber letztendlich hatte er nichts anders erwartet. Diese Ruhe kannte er, sie bedeutete nie etwas Gutes - und er war derjenige, der Lyn gleich kalt stellen wird. Dass es so schwer sein wird, daran hatte er nicht gedacht.
    "Mit sofortiger Wirkung werden Sie vom Dienst suspendiert", begann er. "Aufgrund der Verdienste, die Sie sich während Ihrer Dienstzeit erarbeitet haben, wird die Allianz für die Dauer der Untersuchung von einer Haft absehen, Sie dürfen die Station natürlich nicht verlassen. Dasselbe und alles Nachfolgende gilt auch für Lieutenant Trent."
    Lyns Augen verengten sich leicht.
    "Ihre Zugangs- und Freigabecodes gelten ab jetzt nicht mehr, der Extranetzugriff wurde eingeschränkt und ist nicht mehr für berufliche Zwecke nutzbar, Sie können keine priorisierten Anfragen stellen und die Kommunikation findet auf den zivilen Kanälen statt. Ihre Ressourcen stehen Ihnen nicht mehr zur Verfügung", zählte er weiter die Anordnungen der Internen Sicherheit auf. "Ihre Waffen, Commander", nickte er stellvertretend in Richtung der Eagle an der Hüfte seines Gegenübers.
    Lyn bohrte den Blick in Kirilow. Ihre Waffen gab sie nie ab.
    "Commander, bitte. Machen Sie es nicht schlimmer, als es ist", versuchte der Major die furchtbare Situation zu entkräften.
    "Schlimmer?", fragte Lyn eisig. "Warten Sie ab, bis Trent das erfährt, was Sie mir soeben mitgeteilt haben. Ich denke, ich weiß, wie er reagieren wird. Vorausgesetzt, dass diese Komiker da draußen ihn finden, empfehle ich wärmstens mehrere Teams zur Unterstützung mitzunehmen." Drei Mann werden nicht ausreichen, wenn James beschließt, nicht mitkommen zu wollen. Wenigstens wusste sie jetzt, warum diese Typen im Warteraum vor Kirilows Büro sie so aufdringlich angestarrt haben.
    Kirilow blinzelte, er fühlte sich unwohl in seiner Haut. "Wo ist der Lieutenant?"
    "Denken Sie, ich sage es Ihnen?" Ab dem Moment, als ihr Chef anfing zu sprechen, wusste Lyn, dass sie und James auf sich alleine gestellt sind. Als sie die vermeintlichen Beweise sah, verstärkte sich ihre Annahme umso mehr. Ganz offensichtlich pinkelte ihnen jemand ans Bein. Cerberus. Wenn sie denjenigen in die Finger kriegt... Der Major runzelte die Augenbrauen, und sie zwang sich, mit dem wölfischen Grinsen aufzuhören.
    "Pia." Kirilow hatte den Commander bisher nur ein einziges Mal beim Vornamen genannt. Er blickte auf die zwölf kleinen Abzeichen der Special Forces unter dem N7-Logo, es war nach diesem Einsatz. Trent trug identische Abzeichen unter seinem Logo. "Ein entsprechender Befehl ging soeben an James raus. Wenn er sich nicht freiwillig meldet, wird das den Verdacht nur erhärten. Sie werden ihn finden, es ist nur eine Frage der Zeit."
    "Na dann, viel Glück", meinte Lyn gelassen.
    Scheiße... Den Commander von Gegenteil zu überzeugen, wenn sie etwas beschlossen hatte, war sinnlos. Der Major stand auf, stützte sich auf dem Tisch ab und meinte leise: "Wie sind Sie eigentlich auf die Spur von Scott gekommen?"
    Lyn schaute ihrem Boss - oder auch Ex-Boss - in die müden und besorgten Augen und verschränkte demonstrativ die Arme.
    "Die Ermittler haben keine Unterlagen, die mit Scott in Verbindung stehen, auf Ihrer Konsole gefunden, denn sonst würden Sie jetzt nicht vor mir stehen. Wo sind die Daten? Und wo befindet sich Scott?", fragte Kirilow pro forma, denn er kannte die Antwort bereits. Ob er hinter seinem Schreibtisch sitzen bleiben wird, war ihm relativ egal. Er wusste, dass die Arbeit seiner Abteilung notwendig ist und dass manchmal harte Entscheidungen getroffen werden mussten, die vielen bei der Allianz nicht gefallen würden. Bei den Missionen, die er genehmigte, konnte man schon fast damit rechnen, dass irgendwelche Vorschriften gebrochen werden - sich an der Grenze der Legalität zu bewegen gehörte zum Job.
    Der Commander schwieg.
    Der Major trat unruhig auf der Stelle. Die übliche Arbeitsweise bei Aufträgen, die in keiner offiziellen Akte auftauchten und zu denen keine Berichte im üblichen Sinne existierten, war es, alle Spuren zu beseitigen, und genau das hatte Lyn getan. Wahrscheinlich besaß Trent als Einziger die heiklen Informationen, denn so waren sie mobil und schwer greifbar. Alle wichtigen Details befanden sich in Lyns Kopf, sie brauchte keine Gedächtnisstütze. Der inoffizielle Befehl, den Kirilow ebenso inoffiziell bestätigt hatte, war der Internen Sicherheit unbekannt - und General Scott wird mit Sicherheit nie wieder auftauchen, um über seine Verbindungen zu Cerberus zu berichten, denn in Leute verschwinden lassen war Lyn mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser.
    "Verdammt nochmal, Lyn!" Er umrundete den Schreibtisch, während ihm die unbeteiligten Augen des Commanders folgten, und stellte sich neben sie. "Was ist mit dieser Chief Grey?", hackte er weiter nach, obwohl es aussah, als sei das Gespräch beendet. "Ich habe sie überprüft, weil Sie sie für diesen Einsatz empfohlen haben."
    "Es gab gute Gründe, dies zu tun", entschloss sich Lyn zu antworten.
    "Ja. Gründe, die scheinbar nur Ihnen bekannt sind. Wussten Sie, dass Grey erst seit einigen Monaten der Allianz angehört, oder eher: wieder angehört?" Erwartungsvoll schaute er Lyn an und als sie nichts sagte, fügte er hinzu: "Sie wurde in einem Cerberus-Shuttle aufgegriffen, hatte eine plausible Erklärung dafür - und ein paar Tage später war sie im Dienst. Wissen Sie etwas darüber, Commander?"
    Lyn legte den Kopf schief.
    Der Major wartete eine Weile und atmete tief durch: "Nun, gut. Wie Sie meinen... Ich werde diese Geschichte mit den Implantaten vorläufig für mich behalten müssen. Wie überaus praktisch, dass Sie mir so gut wie keine Details genannt haben."
    "Sie wissen selbst, was 'inoffiziell' bedeutet. War Ihre eigene Anordnung, Sir", entgegnete Lyn trocken.
    "Ja", sagte er lang gezogen und fügte nach einer Pause hinzu: "Im Normalfall wäre ich mit Ihrer Vorgehensweise auch einverstanden." Er wartete ab, ob der Commander doch noch etwas sagen möchte, aber es war vergeblich. "Also gut. Ihre Waffen, Lyn. Wenn ich mich wiederholen muss, sehe ich mich leider gezwungen, diese Komiker zu rufen."
    Wortlos zog Lyn die Pistole und legte sie gesichert auf dem Schreibtisch ab, mit der Vailant verfuhr sie gleich.
    "Alle Waffen", meinte Kirilow.
    Betont langsam zog sie die Messer und schaute den Major dabei an. Bei dem Schwert zögerte sie kurz, legte es aber zu den anderen Waffen hin. Schlechtes Timing... Zu den Waffen gesellten sich noch diverse Spreng- und Blendgranaten.
    "Ist das alles?"
    "Ja. Wollen Sie nicht mein Universalwerkzeug?", spottete Lyn.
    "Nein", beugte sich Kirilow vor und betätigte einige Tasten an seiner Konsole. "Alle militärischen Funktionen wurden gesperrt. Sie können es behalten, es ist jetzt eine bessere Taschenlampe mit Audio- und Videofunktion."
    Lyn strafte die Schultern und begegnete dem Blick des Majors: "Sind wir hier fertig?" Sie griff nach ihrem Helm und befestigte ihn seitlich am Gürtel.
    "Ja. Der Ermittler der Internen wird noch Ihre offizielle Aussage aufnehmen", sagte er und aktivierte den Komlink zu dem Mann: "Lyn kommt gleich raus, sie ist unbewaffnet. Keine unnötige Gewaltanwendung."
    "Wenn sie sich benimmt", kam die unfreundliche Antwort.
    Lyn wandte sich zum Gehen um.
    "Commander?"
    Die eindringliche Stimme von Kirilow ließ sie innehalten.
    "Ich persönlich glaube kein Wort von diesen Vorwürfen. Ich kenne Sie. Und ich kenne Trent. Leider zählt meine persönliche Meinung in dieser Angelegenheit nicht allzu viel. Die Interne Sicherheit wird Sie nach einem schnellen Prozess in einem Gefängnis verrotten lassen. Sie haben wenig Interesse, der Sache auf den Grund zu gehen", sagte der Major.
    "Tatsächlich?", warf Lyn über die Schulter.
    "Die Bestätigung der Unschuld zweier Soldaten - egal wer es ist - ist nicht von Bedeutung während eines Krieges."
    Lyn drehte sich um: "Sie meinen also, ich muss mich selbst um das Problem kümmern, Sir?"
    Der Major starrte den Commander an: "Sie hatten es doch eh vor, oder?"
    "Das wissen Sie doch", entgegnete Lyn und lächelte andeutungsweise. Ihre Augen lächelten nicht.
    "Vermeiden Sie... Verluste. Auf unserer Seite zumindest", meinte Kirilow. Dem Commander Glück zu wünschen war nicht angebracht.
    "Kommt ganz darauf an, Major. Sie kennen mich." Lyn musterte den älteren Mann aufmerksam.
    "Ja, das ist es ja. Verschwinden Sie jetzt."
    Lyn nickte ihm zu und verließ das Büro.
    Kirilow blickte lange auf die verschlossene Tür und konnte sich des Gefühls nicht erwehren, einen riesigen Fehler begangen zu haben. Von den Ermittlungen wurde er als unmittelbarer Vorgesetzter von Lyn ausgeschlossen, er dürfte nur einige recht unverschämte Fragen zu Lyns und Trents Arbeit beantworten. Er lehnte sich nach hinten, deaktivierte das Störungsfeld, welches er eingeschaltet hatte, sobald der Commander sein Büro betreten hatte, und starrte düster die Decke, die einen neuen Farbanstrich vertragen könnte, an. Früher oder später wird er von Trent und Lyn hören, und es wird ihm bestimmt nicht gefallen...

    Der Geheimdienst war so freundlich und stellte den internen Ermittlern den eigenen Verhörraum zur Verfügung. Nach zehn Minuten waren sie fertig - Lyn schwieg zu den Anklagepunkten und beantwortete keine einzige Frage. Der Chefermittler drohte ihr mit Gefängnis, woraufhin sie entgegnete, dass er sich gefälligst an seine Befehle zu halten habe. Der Mann lief rot an und schmiss sie faktisch hinaus. Sie solle sich zu seiner Verfügung bereithalten, brüllte er ihr ungehalten hinterher. Sicher doch. Kaum hatte Lyn den Gebäudekomplex verlassen, aktivierte sie das Universalwerkzeug und schickte an James Notfall-Postfach einen kurzen, alphanumerischen Code. Nur er und sie wussten, welche Bedeutung er hat. Zivile Kanäle, so eine Scheiße, ich brauche etwas Schnelleres... Und Waffen, das ist ja wie nackt herumlaufen. So gesehen hatte sie den Status einer Zivilperson. Unwillig verzog sie die Lippen und machte sich zu ihrem Quartier auf - im gebührenden Abstand folgte ihr ein schlanker Mann, der in modischen Klamotten steckte und sich wie ein Soldat bewegte. Amateur... Dass sie beschattet wird, war zu erwarten gewesen, sie hatte nicht zum ersten Mal mit der Internen zu tun. Lyn grinste schief und beschleunigte ihre Schritte, als sie um die Ecke bog.

    ME-MPFRPG Charaktere:
    Aeona Grey, Infiltratorin
    Aurix Hellon, Ghost
    James TrenT, Destroyer
    ME-FRPG Charaktere:
    Nadeschda W. Sokolowa, mittlerweile Ex-Patientin der Asylum

  7. #1037
    ...Nun... Avatar von plasma13
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    In zusammenarbeit mit Milky_Way entstanden
    Bezirke - Wohung von Kahn + Krom

    Jetzt schnaubte der Turianer laut auf, bevor er jedoch etwas erwidern konnte, kam ihm Trent zuvor: "Dieser schlecht gelaunte Kerl heißt Aurix Hellon."
    Der Ghost starrte James an und meinte sarkastisch: "Ist ja toll..."
    James lächelte verschmitzt und stellte die Bierflasche auf irgendeinem Teil der Unterhaltungselektronik ab: "Was denn? Es stimmt doch." Er deutete auf das Sofa: "Dies ist Aeona Grey." Der Chief verzog keine Miene, sondern beobachtete die beiden Söldner. "Ich bin James Trent. Wie ihr sicherlich gemerkt habt, gehören wir dem Militär an." Sein Lächeln verschwand: "Und was wir wollen, haben wir schon gefunden." Er blickte die Assistentin durchdringend an. Die Frau saß zusammengekauert auf der Couch und hatte die Arme um den Oberkörper geschlungen, als ob ihr kalt wäre, aber James konnte sich denken, warum sie sich so klein machte: sie hatte Angst. Sein Blick wanderte zu dem Chief, die ihn ihrerseits ansah und ihm unmerklich zunickte.
    "Eure Klientin", malte er Anführungszeichen in die Luft, "hat etwas ganz Dummes getan." Er erntete den erschrockenen Blick von Ms Fernandez, die sich noch kleiner machte und näher an den Chief heranrückte. James hob die Augenbrauen, denn die Soldatin stand auf und schirmte die Assistentin ab.
    "Chief?", murmelte Aurix. Das war nicht gut, was sie da machte, sie sah fertig aus.
    "Ruhe", kam es leise von Grey. "Lass ihn ausreden." Ihr gefiel die ganze Sache hier immer weniger. Sie senkte den linken Arm. Das Messer war in greifbarer Nähe, aber sie hoffte, dass sie es nicht benutzen muss.
    James grinste kalt und blickte Krom und Kahn abwechselnd an: "Und deswegen hattet ihr so viel Spaß im Puls - und wahrscheinlich auch in diesem Diner -, denn Cerberus möchte das, was die werte Ms Fernandez hat mitgehen lassen, unbedingt haben. Neben der Allianz selbstverständlich."

    Die Blicke der beiden Söldner trafen sich. Beide waren sich sicher, dass diese komische Truppe vor ihnen eher einer Zeitbombe als einem eingespielten Team glich. Zum anderen lagen die beiden mit ihrer Annahme richtig, dass hier mehr vor sich ging als es auf den ersten Blick erschien.
    Viel wichtiger war aber, dass sie es hier nicht mit regulärem Militär zu tun hatten, wenn überhaupt. Klare Verhältnisse sahen anders aus. Vielleicht hatten sie es hier tatsächlich mit Militärs zu tun, wahrscheinlicher eher dem Geheimdienst. Fürs erste gingen die beiden davon aus, dass jedes Wort dieser Truppe und von diesem Trent eine Lüge war. Es konnte genauso möglich sein, dass sie hier eine Truppe von Cerberus vor sich hatten oder eine Truppe, die ohne es zu wissen für die Organisation arbeitete.
    Dieser James lächelte kalt, etwas wozu den beiden Chaoten im Moment überhaupt nicht zumute war. Die ganze Situation war viel zu unübersichtlich. Genau genommen wussten die beiden Söldner nicht einmal genau, auf welcher Seite sie im Moment standen.
    Und in diese Situation kam nun diese seltsame Truppe und erzählte ihnen was vom Pferd. Zwar gehörte es quasi zum Berufsrisiko, als freier Söldner sich schneller als man glaubt als Bauernopfer auf dem Spielfeld wiederzufinden, und die beiden hatten sich schon mehr als einmal in dieser Rolle wiedergefunden, aber man musste sein Schicksal ja nicht unbedingt bei jeder sich bietenden Gelegenheit herausfordern.
    Krom starrte weiterhin Kahn an und mahlte dabei mit den Zähnen. Sein Blick ging zur Latina, die krampfhaft versuchte ihn zu ignorieren. Er war nicht sauer, dass sie angelogen wurden. Die Frau war in einer Ausnahmesituation und hatte improvisieren müssen. Ein letztes Mal sah er wieder zu Kahn, und die beiden sprachen sich abschließend ohne Worte ab.
    "Ich geh mich mal um meine Nase kümmern", erklärte Kahn, der wieder angefangen hatte zu bluten. "Soll ich mir mal deinen Arm ansehen, oder willst du nur was gegen die Schmerzen?", fragte er Aeona.
    Kein Kampf... Grey entspannte sich augenblicklich und sah zu James, der nicht mehr grinste. "Ich werde mich um die Wunde kümmern, Lieutenant", meinte sie. Sie ging an Aurix vorbei und murmelte leise: "Halte die Augen offen."
    "Du auch, Chief", entgegnete der Turianer ebenso leise.
    Sie blieb kurz stehen und blickte zur Seite: "Sicher."

    Der Destroyer nickte dem Chief zu und verlagerte den Blick auf Krom: "Ich weiß ja nicht, was ihr jetzt vorhabt, aber eure Kundin seid ihr los."
    Kroms Antwort bestand lediglich darin, abermals mit den Zähnen zu mahlen und den Blick des Soldaten stoisch zu erwidern. Es war offensichtlich, dass es dem Söldner nicht gefiel. Schlussendlich nickte er jedoch und lächelte sanft, als ob er etwas wissen würde.
    Grey verschwand hinter Kahn im Flur und James ging gemächlich auf den Turianer zu, dessen nach wie vor wütender Blick an ihm klebte. Unwillkürlich zuckten Trents Mundwinkel nach oben, denn diese beiden Söldner gefielen ihm von Minute zu Minute besser. Dafür, dass sie jetzt ebenfalls ins Visier von Cerberus geraten waren, blieben sie erstaunlich gelassen. Er beäugte die Assistentin, die tat, als sei sie nicht anwesend, und blickte zurück zu Krom: "Falls du und dein Kumpel Cerberus eins auswischen wollt, seid ihr bei mir an der richtigen Adresse. Lass mich nur kurz etwas klären." Er blieb in einem Meter Entfernung vor Hellon stehen.
    Aurix hörte wohl nicht richtig. Wollte der Destroyer diese beiden Menschen tatsächlich anheuern? "Ist das dein Ernst, James?", zischte er und richtete sich auf.
    Trent musterte den Ghost: "Ja."
    Der Turianer starrte sein Gegenüber mit gesenktem Kopf an und atmete tief durch. Nicht. Aufregen. Als ob das so einfach wäre... Die Söldner waren gut, das stand außer Frage - und ohne jegliche Skrupel. "Sie sind gefährlich", meinte er leise mit zusammengebissenen Zähnen.
    "Sie sind genau richtig für diese Mission, das weißt du", entgegnete Trent ruhig. "Und du weißt, dass ich dich nicht um Erlaubnis fragen muss."
    Der Ghost nickte langsam. "Wir werden es noch bereuen", gab er zu bedenken und lehnte sich wieder gegen die Wand an. Es war James Operation. Gut, dann soll es so sein.
    "Höchstwahrscheinlich", bestätigte James und schaute zu Krom runter. "Interesse an einem neuen Job? Es wird euch gefallen. Oder auch nicht." Er verschränkte die Arme und lächelte schief.

    Nachdenklich schmatze Krom etwas und begann die Bierflasche zwischen seinen Händen zu drehen. Er entschied sich für die ehrliche Tour.
    "Ob es uns gefällt oder nicht, hängt davon ab, was du anzubieten hast." Was er meinte, war klar und auch der Destroyer wusste es. Scheiße, sogar der Turianer wusste es und sie alle wussten, dass dies Zeiten waren, in denen man entweder mit Barem um die Ecke kam oder mit etwas wertvollen.
    Trent sah kurz zu Aurix, der nur mit den Schultern zuckte, und begann in dem Zimmer auf und ab zu gehen. Nach einer halben Minute blieb er stehen, weil sein Universalwerkzeug blinkte. Er überprüfte den Absender und ließ die Nachricht ungelesen. Dieser erbärmliche Haufen Paragraphenreiter der Internen konnte ruhig warten, sehr lange, wenn es nach ihm ging, und es ging nach ihm, wenn er im Einsatz war. Nur eine Person konnte ihn dazu bewegen, jetzt etwas anderes zu tun - und sie war nicht hier. Er schaute Krom an: "Wie wäre es mit..." Kurz dachte er nach und überschlug seine Finanzen. "Für den Anfang fünf Tausend pro Kopf. Falls ihr euch bei dem ersten Job gut anstellt, können wir neu verhandeln. Ich bin flexibel."
    "Flexibel ist gut!", antworte Krom und richtete sich auf. "Leg noch drei N7-Steuergeräte für Rüstungen drauf und wir sind im Geschäft. Die fünf Riesen seh ich jetzt und die Steuergeräte nach Abschluss und...", sein Blick glitt für einen Moment zum Turianer, "...den Rest besprechen wir am besten unter vier Augen. Schick mal deinen Homie kurz eine rauchen!"

    Kroms Worte hatten eine unverhoffte Wirkung auf Aurix. Er erinnerte sich wieder daran, warum Söldner einfach nur verachtenswert waren und seinen Hass letztendlich nicht wert: gierig bis zuletzt, obwohl die Galaxie in Schutt und Asche lag, egoistisch und selbstsüchtig. Diese beiden Männer waren nur sich selbst und demjenigen loyal, der zahlte. Sie werden sie bei der erst besten Gelegenheit verraten und James wusste es. Aber der Turianer wusste auch, warum James sie haben wollte: nur die, die skrupellos genug sind, werden überleben - wenn auch nur für kurze Zeit, falls die Reaper diesen Krieg gewinnen. Er verlegte den Blick auf den Soldaten, dessen Gesicht einen leeren Ausdruck annahm, und wartete auf seine Entscheidung.
    Trent schaute Krom leidenschaftslos an: "Die Steuergeräte werdet ihr euch erst verdienen und ich werde entscheiden, wann es sein wird. Darüber werde ich nicht diskutieren. Wenn du einer anderen Meinung bist, verschwinden wir. Mit ihr." Er nickte in Richtung der Assistentin, die ihn vorsichtig anlächelte. "Die Credits kannst du sofort haben."
    Der Destroyer ging auf Krom zu und blieb vor ihm stehen. Er schaute auf den Söldner herab: "Der Turianer geht nirgendwo hin. Vielleicht verstehst du eines Tages, warum. Wenn nicht, ist auch egal." Kurz blickte er zu Aurix, der ihn gelassen ansah. "Entscheide dich. Wenn du mit deinem Partner reden muss, nur zu. Aber lasst euch nicht allzu lange Zeit. Ich habe zu tun." Er trat von dem Söldner weg und nahm das Bier von der Musikanlage. Mit großen Zügen machte er die Flasche leer und rülpste.
    "Bevor ich es vergesse: solltet ihr auf die blödsinnige Idee kommen, mich zu hintergehen, ist Cerberus eurer geringstes Problem. Ich werde euch beide töten und alles von euch verschwinden lassen. Ihr werdet nie existiert haben und niemand wird je wissen, dass es euch gab, was, zugegeben, kein großer Verlust wäre. Sollte mir oder einem meiner Leute etwas zustoßen, was auf euch zurückfällt, wird euch etwas jagen, was schlimmer ist, als der Tod. Haben wir uns verstanden?", ergänzte James und lächelte Krom humorlos an. Schon wieder blinkte sein Universalwerkzeug, diesmal allerdings in einem ganz speziellen Rhythmus. Er runzelte die Augenbrauen, denn die eingehende Nachricht wurde über einen öffentlichen Kanal verschickt, was nicht normal war. Er entschlüsselte die Mitteilung umgehend und starrte regungslos auf den kurzen Code. Scheiße. Das letzte Mal hatte er ihn vor langer Zeit gesehen, nach dem Einsatz in der Cerberusstation. Jetzt öffnete er die Nachricht der Internen Sicherheit, weil ihn ein ganz mieses Gefühl überkam. Sofortige Meldung? Er schüttelte mit dem Kopf. Was, zum Teufel, war los? Er knurrte laut und sah zu Krom: "Ich brauche sofort eure Antwort."

    Der Söldner lächelte kurz verschmitzt, als der Destroyer seine Drohungen äußerte. Krom und Kahn hatten solche oder ähnliche Sätze schon so oft gehört, dass sie sich davon inzwischen überhaupt nicht mehr beeindrucken ließen. Ehrlich gesagt gehörte so etwas bereits zu den Standardkonditionen - Wenn ihr uns verarschen wollt, seid ihr fällig!
    Krom wollte bereits antworten, als Trent eine Nachricht bekam, die ihn offensichtlich verstörte. Der Söldner entschied sich daher, darauf zu verzichten, den angeblichen Allianzsoldaten darauf hinzuweisen, dass dasselbe auch umgekehrt galt.
    Er sah stattdessen eindringlich den Turianer an und seine Mimik, seine Körperhaltung - sprich seine gesamte Ausstrahlung transportierte lediglich eine Nachricht an den Mann: sollten Kahn und Krom den Eindruck gewinnen, Aurix hätte sich nicht im Griff und würde auf die dumme Idee kommen, bei einer sich bietenden Gelegenheit seinem Groll gegen die Söldner freien Lauf zu lassen, würden die beiden Söldner alles tun, um sich zu schützen. Auch wenn sie dafür präventiv handeln müssten.
    Aurix Augen verengten sich leicht, als sich Kroms Aufmerksamkeit von James auf ihn verlegte. Der Ghost hatte gegen genug Söldner und anderen Abschaum gekämpft - und genug von ihnen hatte er ins Jenseits befördert -, um zu erkennen, was ihm Krom ohne ein Wort zu verlieren mitteilte. Er richtete sich auf und verzog den Mund zu einem Lächeln voller spitzer Zähne: "Falls ihr für Trent arbeiten werdet, werde ich mit euch zusammenarbeiten." Wie es nach der Beendigung des Arbeitsverhältnisses aussah, ließ er offen. Krom wird es so verstehen, wie Aurix es meint, davon war er überzeugt.
    Der Söldner sah wieder zu James. Man konnte es zwar dem Soldaten nicht ansehen, aber Krom war sich sicher, dass der Destroyer wusste, wie es um seine Position stand.
    In der kurzen Zeit, in der das Söldnergespann diese Truppe nun kannte, war bereits offensichtlich geworden, dass die beiden Söldner den drei Typen eines voraus hatten. Kahn und Krom waren ein eingespieltes Team, das sich aufeinander blind verlassen konnte.
    Im Gegensatz dazu machte dieses Trio nicht gerade den Eindruck, ein kompetentes Team zu sein, das einander blind vertraute. Es muss dem Destroyer schwer gefallen sein, seine Leute vor den Augen der Söldner zusammenzuscheißen. Kein Einheitsführer gibt vor Fremden gerne Preis, dass er seinen Leuten nicht zu 100% vertraute.
    James hob den Kopf, als Aurix etwas sagte. Er hatte nicht wirklich zugehört, weil sein Gehirn immer schneller ratterte. Etwas stimmte nicht, ganz und gar nicht. Gerade versuchte er auf sein Allianz-Konto zuzugreifen, und der Zugang wurde ihm verweigert. Er versuchte es nochmal, mit dem gleichen Ergebnis: der Code war blockiert. Er versuchte es mit seinem privaten Konto und biss die Zähne so stark zusammen, dass sie hörbar knirschten. Kein Zugriff. Er checkte alle seine Konten. Auf keins konnte er zugreifen. Verdammt...
    "Ich bespreche das Ganze noch mit meinem Geschäftspartner. Aber ich denke, wir kommen überein!", erklärte Krom mit einem leichten Lächeln.
    Der Destroyer blickte Krom an: "Ich fürchte, wir haben ein kleines Problem." Soeben beschloss er, den Söldnern so viel an Fakten zu liefern, wie es nötig war, um den Auftrag ordentlich ausführen zu können, aber wiederholen wollte er sich nicht. Das Geldproblem war momentan nebensächlich, an Credits konnte er jederzeit kommen, wenn es nicht anders ging auch auf illegalem Wege. Da Lyn den Befehl nicht aufgehoben hatte, musste er eben mit der neuen Situation zurechtkommen. Der Commander wird sich zur gegebenen Zeit melden, das wusste er. Wo blieben eigentlich Grey und Kahn? "Ich werde diese beiden jetzt holen", blickte James in Richtung des Flurs. "Wir müssen etwas besprechen." Und dann mussten sie von hier verschwinden.

    Der Chief lief auf Kahn zu und musterte ihn, seine Nase blutete stark. "Mit Schusswunden wirst du dich wohl auskennen, hm?", lächelte sie nicht besonders freudig. "Wenn du willst, sehe ich mir deine Nase an", fügte sie hinzu.
    Kahn musste grinsen und verkniff sich eine Antwort, und bedeutete ihr mit einem Kopfnicken, ihm ins Badezimmer zu folgen, wobei ihm Krom vielsagend zuprostete. Im Badezimmer angekommen zog Kahn sich sein Shirt über den Kopf und betrachtete sich zuerst mal kurz im Spiegel. Er hatte es mal wieder geschafft, sich so richtig herauszuputzen. Er musste etwas kichern und befühlte seine Nase, wobei er kurz schmerzhaft zusammenzuckte, nur umso stärker zu glucksen.
    Greys Augenbrauen wanderten nach oben, als Kahn sich kurzerhand halbnackt machte. Er hatte einiges abbekommen, wie sie mit einem prüfenden Blick feststellte und als er anfing zu kichern, schüttelte sie ungläubig mit dem Kopf. Söldner... Sie zog die Handschuhe ab und steckte sie in die rechte Oberschenkeltasche.
    Er wandte sich nun Aeona zu und ihre Augen glitten über seinen athletischen Oberkörper, der von Narben und Tattoos gezeichnet war. Schließlich zog er einen Hocker ran und setzte sich vor die Frau hin. Mit einem sanften, verführerischen Lächeln sah er zu ihr auf.
    "Na, dann... zeig mal, was du kannst!", flüsterte er und sah sie abwartend an, wobei er natürlich seine Nase meinte.
    Seine Narben waren mindestens genauso zahlreich, wie die Tattoos - der Mann war durchtrainiert, aber das war normal in dem Metier und überlebensnotwendig. Der Chief legte den Kopf schief und lächelte zurück: "Treib es nicht zu weit, Kahn."
    Sie wusch sich sorgfältig die Hände, trocknete sie mit einem frischen, flauschigen Handtuch, das sie von einer der Ablagen nahm, ab und trat wieder an den Söldner heran. Sie umfasste sein Kinn und drehte den Kopf ins Licht.
    "Du hast sie schon gerichtet, was? Hättest du die Klappe gehalten, hätte ich das mit der Pistole nicht tun müssen. Und jetzt wird es wehtun", warnte sie ihn vor, griff zu seiner Nase und tastete sie sachte ab. "Die Knochen sind nicht verschoben", meinte sie und ließ ihn los. Sie befeuchtete eine Ecke des Handtuchs mit lauwarmem Wasser und tupfte das eingetrocknete Blut weg. Neues kam direkt hinterher, ihre Hände waren schon hier und da beschmiert. Einen Moment lang sah sie prüfend auf den Söldner herab, dann langte sie zu ihrem Erste-Hilfe-Kasten am Gürtel, wühlte darin herum und holte das Verbandsmaterial heraus. Es handelte sich dabei um eine Art Spray. Der Söldner erkannte, was es war und atmete einmal tief durch, bevor er ihr mit einem Nicken signalisierte anzufangen.
    Jetzt dürfte sie nicht zögern oder zimperlich sein. Ohne Skrupel schob sie dem Mann das Spray tief in die Nase und betätigte den Auslöseknopf. Ein Zischen war zu hören und Kahn kniff ganz instinktiv die Augen zusammen. Genauso plötzlich, wie sie das Spray angesetzt hatte, zog sie es auch schon nach wenigen Sekunden wieder heraus und ging einen Schritt zurück.
    Deutlich konnte man sehen, dass Kahn Schmerzen hatte.
    Bei dem Spray handelte es sich um eine Mischung aus reaktionsschnellem Medigel und Nanobots, die die Regeneration des Gewebes erheblich beschleunigten. Die gebrochenen Knorpel in der Nase knackten laut hörbar, als sie sich vollends richteten und wieder zusammenwuchsen. Da die chemischen Abläufe hierbei extrem beschleunigt wurden, erhöhte sich selbstverständlich auch die Temperatur. Für den Söldner musste es sich so anfühlen, als ob man ihm die Nase ausbrennen würde. Kahn spannte seinen Körper an und umfasse mit einer Hand das Waschbecken neben ihm, sodass seine Knöchel weiß hervortraten. Seine Nase knackte ein weiteres Mal, und Schwellung und Rötung nahmen sichtbar ab. Kahn warf den Kopf in den Nacken und mit einem lauten "FUCK!" machte er sich Luft.
    Der Chief schmunzelte. DAS tat weh, sie wusste es aus eigener Erfahrung.
    Schließlich sah seine Nase aus, wie es sein sollte, und erleichtert atmete Kahn aus und wischte sich die Krokodilstränen aus den Augen. "Puh...!" Er sah zu Aeona auf und lachte nasal. "Fast so geil wie Ficken, nich wahr?"
    Spinner... Schnell wandte sie sich dem Waschbecken zu, damit Kahn das dämliche Grinsen, das auf ihren Lippen aufblühte, nicht bemerkte, und schrubbte das Blut langsam ab. Gerade kam sie sich vor, als wäre sie wieder auf Omega. "Mehr kann ich für dich nicht tun", warf sie über die Schulter, die mittlerweile rhythmisch pochte.
    Kahn beugte sich auf seinem Schemel vor, sodass er Aeonas Hinterteil genau vor Augen hatte. "Kein Problem!", antwortete er beruhigend und rieb sich nachdenklich das Kinn. Den Arsch der Soldatin konnte man in der Rüstung zwar nicht zur Gänze erkennen, aber seine Erfahrung verriet ihm, dass er hier einen wunderbaren Knackarsch vor sich hatte.
    Im Spiegel sah sie genau, wie sich der Söldner hinter ihr nach vorne beugte. Das kann ja nicht wahr sein... Er starrte ihr unverhohlen auf den Hintern. Sie rollte mit den Augen und griff zum Handtuch, um sich die Hände abzutrocknen. Gerade wollte sie sich umdrehen, als Kahn ihr in die Quere kam. Sie kniff die Augen zusammen und legte das Handtuch zur Seite.
    Mit einem Ächzen erhob er sich und trat hinter die Soldatin, die ihn durch den Spiegel argwöhnisch musterte. Er zündete sich eine Zigarette an und sog den Dunst gierig in die Lungen. "Wegen deiner Schulter! Die harte oder die weiche Tour?" Ein boshaftes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
    Das wurde ja immer besser. Kahn fühlte sich anscheinend wieder so gut, dass er spielen wollte. Es war eindeutig wie auf T'Loaks Station. Sie atmete tief durch: "Hör mal... Ich weiß, du kannst wahrscheinlich gar nicht anders, aber könntest du dir ausnahmsweise einfach meine Schulter ansehen?" Das künstliche Gewebe, welches im Laufe des Heilungsprozesses durch das körpereigene ersetzt wird, wurde in seltenen Fällen wieder abgestoßen. Sie hatte schon mehrfach solche Behandlungen über sich ergehen lassen müssen und bisher gab es nie Komplikationen, aber jede Verletzung war nun mal anders.
    Sie griff zu der Panzerung des rechten Armes und zog sie ab. Schnell entledigte sie sich der beiden Schulterteile und auch der linke Arm war bald frei, wenn auch etwas langsamer. Die Haare fielen ihr ins Gesicht, als sie sich mit dem linken Arm an dem Waschbecken abstützte und den Mann indirekt ansah. Eine dünne, blaue Dunstfahne zog von der glühenden Zigarettenspitze nach oben und verschwand im Abluftschacht.
    "Für Spielchen bin ich zu fertig, Kahn. Ein verdammter Cerberusagent hat ein zusätzliches Loch in meine Schulter hinein gezaubert. Aber weiß du was? Ich hab mich revanchiert, allerdings war sein Kopf ein viel schöneres Ziel..." Wieso, zur Hölle, erzählte sie ihm das? Es interessierte ihn doch überhaupt nicht. Ohne dass sie es verhindern konnte, breitete sich das befriedigende Gefühl, als der Agent tot zur Seite gekippt war, wieder in ihr aus. Hör auf, darüber nachzudenken! Ihre Hand schloss sich krampfhaft um den Waschbeckenrand und sie senkte für einen kurzen Moment den Kopf. Sie drängte die immer stärker werdende Empfindung gewaltsam beiseite und richtete sich auf, löste die Klammern an der Körperseite und die beiden Schalen der Oberkörperpanzerung schlugen dumpf auf dem Boden auf.
    "Hilf mir mit dem Shirt", meinte sie gepresst und blickte Kahn über die Schulter in die Augen.
    Mit Genuss sah er der Frau zu, wie sie sich Stück für Stück vor ihm auszog.
    "Ich wurde angeschossen!", äffte er die Soldatin nach, während er ihr das Shirt abstreifte. "Buhuhu... ich bin das ärmste Mädchen der Galaxie!", stichelte er weiter. Rumgeheule hatte er noch nie leiden können, allerdings wählte er seinen Tonfall sorgfältig, sodass es ersichtlich war, dass er sie nur aufziehen wollte.
    "Sei kein Idiot, Kahn...", verzog sie kurz den Mund, als er das Kleidungsstück zu schnell über die verletzte Schulter schob. "Denkst du, ich beschwere mich, weil es weh tut? Ich beschwere mich, weil ich mindestens eine Woche lang nur diese Scheiß-Pistole benutzen kann!" Ungehalten schlug sie auf das Holster an der rechten Hüfte. Ein Sturmgewehr oder gar ein Präzisionsgewehr an die rechte Schulter anzulegen kam nicht in Frage. Egal, wie viele Schmerzmittel sie schlucken würde, sie würde nicht präzise genug treffen.
    Das Shirt warf er einfach hinter sich. Er schloss für einen Moment die Augen und nahm einen tiefen Atemzug durch die Nase.
    "Lange her, dass ich Schönheit riechen dürfte!", sagte er und verwirrte nun die Frau.
    "Was?!", blinzelte Grey.
    Anstatt, wie vorhersehbar, seine Augen über den halbnackten Körper der Soldatin wandern zu lassen, sah er ihr über den Spiegel direkt in die Augen, und sein sanftes Lächeln und seine Augen strahlten dabei eine Art von Wärme aus.
    Schon wollte sie ihn anblaffen, hielt sich aber im letzten Augenblick zurück. Sie hatte schon immer eine scharfe Zunge gehabt, die ihr mehr als einmal Probleme beschert hatte. Was sollte dieses merkwürdige Lächeln?
    Er riss seinen Blick von den braunen Augen los und wandte sich, einen weiteren Zug vom Glimmstängel nehmend, ihrer Schulter zu.
    So, wie er das Ganze überblicken konnte, hatte die gute Frau Schwein gehabt. Keine verletzten Knochen, lediglich ein glatter Durchschuss. Was beschwerte sich dieses Weib überhaupt? Hätte der Schuss sie nur ein wenig anders getroffen, hätte es ihren kompletten Schulterapparat zerfetzt. Aber nun gut.
    Das künstliche Gewebe hatte schon angefangen, mit dem natürlichen zusammenzuwachsen. Hier und da gab es ein paar Rötungen von ganz normalen Entzündungen.
    Seine warmen Finger begannen nun ganz behutsam, fast schon zärtlich, ihre Schulter abzutasten. Hin und wieder zuckte Aeona leicht, als er eine empfindsame Stelle berührte.
    Sie machte die Augen zu, als sie Kahns Finger auf ihrer Haut spürte. Er war vorsichtig, trotzdem erwischte er ab und an eine Region, die höllisch wehtat. Sie brauchte dringend etwas gegen die Schmerzen. Und ein Bett. Die Wärme, die die Hände des Söldners erzeugten, war ein guter Anfang. Es war angenehm, sehr angenehm sogar... Sie öffnete die Augen und beobachtete ihn im Spiegel.
    Eine gewisse Stimmung machte sich breit, ein Knistern. Nicht, dass Aeona kurz davor war, vor ihm auf die Knie zu gehen, aber auch sie nahm die erotische Stimmung wahr. Dass sie die Stimmung wahrnahm hieß noch lange nicht, dass sie sich darauf einließ, Kahn war kein Idiot. Er sah ihr für einen Moment wieder in die Augen und lächelte warm. So langsam dämmerte es ihm, was ihr fehlte und sie konnte von Glück sagen, dass es nichts Schlimmes war. Kahn wusste, was zu tun war, nur musste Aeona entscheiden, wie heftig es werden würde.
    Wieder lächelte Kahn dieses unpassende, fast warmherzige Lächeln. Für einen Söldner benahm er sich... Sie wusste es nicht genau.
    "Mmm...", brummte er. "Also gut, wie soll ichs machen? Brutal und hart, dafür aber ordentlich, oder die schnelle Nummer, die ein paar Stunden hält?"
    Bevor sie sich bremsen konnte, rutschte ihr ein gemurmeltes "Ordentlich" heraus. Halt die Klappe, halt die Klappe, HALT DIE KLAPPE! Der Söldner stand so dicht hinter ihr, dass sie seinen Körper fast spürte. "Was genau hast du vor, hm?", fragte sie leise, griff schräg nach oben mit dem linken Arm, umfasste sein rechtes Handgelenk und zog die Hand weg. Sie brach den Blickkontakt im Spiegel ab und drehte sich um. Es war nicht allzu viel Platz zwischen ihnen. Sie ließ ihn los und sah ihn an. Ihr Blick wanderte nach unten und wieder hoch. Falls sie nicht alles täuschte, trug Kahn außer seinen Schuhen noch die Hose, sonst nichts. Es war ja nicht so, dass er sich das nicht erlauben dürfte. Sie schluckte langsam, plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals stecken.
    Erneut huschte ihr Blick über seinen Körper. Zweifellos hatte sie schon erkannt, dass Kahn heute auf Unterwäsche verzichtet hatte und seine Hose so tief trug, dass seine V-Line klar zu erkennen war. Was sich weiter tiefer befand überließ er ihrer Phantasie...
    "Grob ausgedrückt, will ich dich ein wenig locker machen!", antwortete er, nahm einen vorsichtigen Zug von seiner Zigarette und blies den Qualm nach oben.
    Locker machen? Sie senkte den Kopf und öffnete leicht den Mund. Ihre Atmung beschleunigte sich geringfügig, als er seine Haltung veränderte, um an der Kippe zu ziehen. Jetzt passte noch eine Handbreit zwischen sie. Warum war es hier auf einmal so verdammt heiß? Schon wollte sie ihn wegschieben, hielt jedoch inne, ohne ihn zu berühren. Ihr fiel plötzlich ein, dass er das vielleicht falsch auffassen könnte. Von Kahns offensichtlicher Gelassenheit spürte sie leider nichts, und seine Nähe war... beunruhigend. Allerdings - das gestand sie sich ein - nicht nur im negativen Sinne. Und das war das Beunruhigendste daran.
    Es kam ihm so vor, als ob er ihre Körperwärme auf seiner leicht behaarten Brust spüren konnte, allerdings konnte dies auch nur Einbildung oder Wunschdenken sein.
    Aeona schien ein wenig nervös zu sein, was wahrscheinlich daran lag, dass sie nicht wusste, wie sie die Situation einzuschätzen hatte. Im Gegensatz dazu war Kahn völlig entspannt und strahlte diese zufriedene Ruhe auch aus.
    Die Allianzsoldatin sah ihn misstrauisch an, woraufhin Kahn lediglich, weiterhin warm lächelnd, den Kopf leicht hob ohne den Augenkontakt abzubrechen.
    Langsam lehnte er sich vor und näherte sich mit seinem Gesicht dem ihren, ohne ihre braunen Augen aus dem Blick zu verlieren. Aeona schien sich augenblicklich anzuspannen und wollte zurückweichen, hatte aber schon das Waschbecken direkt hinter sich.
    Sie stützte sich am Rand des Beckens ab. Er war ihr so nah, dass sie nicht umhin konnte festzustellen, dass seine Augen einen türkisenen Touch hatten.
    Fast im letzten Moment driftete sein Gesicht zur Seite, an ihrem vorbei, und er griff hinter sie. Er öffnete den kleinen Spiegelschrank über dem Waschbecken und holte eine Salbe heraus.
    Verflucht nochmal! Für eine Sekunde hielt sie den Atem an. Reiß dich zusammen, Grey! Der Söldner spielte natürlich bloß mit ihr...
    "Wer auch immer dich versorgt hat, hat gute Arbeit geleistet. Jedoch hat er lediglich die Wunde und die Gewebeschäden behandelt. Die Sekundärschäden im umliegenden Gewebe hat er aber ignoriert. Durch den Schock hat sich deine gesamte Muskulatur plötzlich stark verkrampft, ebenso die ganzen Sehnen. Dadurch wurde einer deiner Nackenwirbel verschoben", erklärte er schon beinahe geschäftsmäßig und entfernte sich einen Schritt von ihr, während er begann seine Hände mit der Salbe einzureiben ohne sie anzusehen.
    Die beiden Söldner waren eine ganze Zeit lang mal mit einem ehemaligen Physiotherapeuten unterwegs gewesen. In Ermangelung von Extranet oder anderen Möglichkeiten für Zerstreuung hatten die beiden von dem Typen so viel gelernt wie sie konnten.
    Sich noch immer die Hände reibend sah er ihr wieder in die Augen. "Leg dich auf den Bauch und leg deine Hände neben deinem Kopf ab. Dann kann ich dich einrenken und die Verspannungen rausmachen." Er nahm noch einen letzten Zug, bevor er die Kippe in die Toilette warf, wo sie zischend erlosch.
    Aeona zögerte zuerst und rieb sich etwas geistesabwesend ihre Schulter. Vielleicht überlegte sie ja, ob Kahn sie reinlegen wollte. Eindringlich musterte die Frau den Söldner.
    "Is deine Entscheidung", erklärte er mit einem leichten Schulterzucken. "Niemand zwingt dich."
    Sie verengte die Augen. Konnte sie ihm trauen? Die Antwort war klar: nein. Aber wenn sie diesen Schmerz loswerden wollte, musste sie es riskieren. Der Söldner wirkte überzeugend bei seiner Erläuterung.
    Mit einem Seufzen legte sie sich schließlich hin und verkrampfte augenblicklich, als sich Kahn auf ihre Hüfte setzte. "Entspann dich! Sonst wird das nie was!", belehrte er sie und begann, die Salbe vorsichtig auf dem kompletten Schultergürtel zu verteilen. Es war eine Wärmesalbe, die mit angenehmer Tiefenwärme dafür sorgte, dass die Muskeln besser durchblutet und weicher wurden.
    Mit beiden Händen suchte er den verschobenen Wirbel und legte die Daumen seitlich daran. "Ach ja, das wird jetzt ein wenig zwiebeln!", warnte er sie, "tief einatmen!" Die Soldatin nahm einen tiefen Atemzug. "Ausatmen!... Einatmen!"
    Kahn beugte sich leicht nach vorn. "Schläfst du eigentlich mit dem Turianer?", fragte er dreist.
    Sie stutzte. "Das geht dich nichts an!", lag ihr schon auf der Zunge, aber Kahn ließ ihr nicht die Zeit, um ihn richtig anzufahren.
    Wütend wollte Aeona etwas erwidern. Kaum hatte sie den Mund geöffnet und den ersten Laut ausgesprochen, als der Söldner den Wirbel mit einem hässlichen Knacken wieder in seine vorgesehene Position schob. Durch die dreiste Frage hatte er sie so abgelenkt, dass sie den Schmerz erst im zweiten Moment richtig wahrnahm. Ihr Gesicht war zu einem stummen Schrei verzerrt, als Kahn nun damit begann die Verspannungen in der betroffenen Muskulatur zu beseitigen. Dazu musste er gezielt viel Druck aufbringen. Der Muskel würde gegen so viel Druck ankämpfen, würde aber nach einigen Sekunden dem punktuellen Druck nicht standhalten können und quasi aufgeben, was dann dazu führte, dass die Verspannung im Muskel verschwand. Nachteil war aber, dass es sehr schmerzhaft war.
    Gut ein Dutzend Punkte musste der Söldner so behandeln, während Aeona unter ihm immer wieder das Gesicht verzerrte und die Hände, beim Versuch sich in die Fliesen zu krallen, verkrampfte.
    Das nächste Mal wird sie sich das zweimal überlegen... Brutal und hart war gar kein Ausdruck für das, was der Söldner da tat. Aber dieses Stechen, welches ihre Bewegungen hinderte, war weg. Sie schloss die Augen und ließ ihn weiter machen.
    Nachdem Kahn fertig war massierte er vorsichtig die geschundene Soldatin, was nochmals die Durchblutung verbesserte und der Frau unter ihm wohl ganz gut tat. Aeonas Gesichtszüge entspannten sich. Zwar waren das Pochen und ein dumpfer Schmerz noch spürbar, was an der verheilenden Wunde lag, aber die großen Schmerzen, die sie die letzten Stunden geplagt hatten, waren verschwunden.
    Immer mehr ließ sie los. Die warmen Hände des Söldners fuhren von ihrer Hüfte langsam zu den Schulterblättern hoch und übten dabei einen gleichmäßigen Druck aus. Sie drehte den Kopf zur Seite und sah ihm aus den Augenwinkeln zu, wie er konzentriert arbeitete. Er schaute sie an, wieder mit diesem seltsamen Lächeln auf den Lippen, beugte sich zu ihr runter und sie stemmte sich auf den Ellbogen hoch, als es plötzlich an der Tür donnerte. Kahn richtete sich wieder auf und gleichzeitig schauten sie in Richtung des Geräusches.
    "Egal was ihr tut, ich komme jetzt rein", hörten sie eine tiefe, ungehaltene Stimme.
    Natürlich war es James. Die Tür seufzte leise, als sie aufging.
    Trent starrte auf das Bild, das sich ihm bot, und wusste im ersten Augenblick nicht, wie er reagierten soll. Im nächsten Augenblick wusste er es. Er bohrte die Augen in Grey und meinte eisig: "Zieht euch an und kommt ins Wohnzimmer. Es gibt etwas zu besprechen." Er wird ihr vor dem Söldner keine Vorträge über ihr freizügiges Benehmen halten, das hieß aber nicht, dass er es tolerieren wird. Er wartete ihre Antworten nicht ab, sondern drehte sich um und stapfte zurück.
    Perfektes Timing, James. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie dem Destroyer danken soll - oder ob sie sauer sein soll. Es war eine Mischung aus beidem. Sie senkte den Kopf und ihre Stirn berührte den kühlen Fußboden. "Steh auf", murmelte sie zu dem Söldner.
    Das Gewicht in ihrem Rücken verschwand nach kurzer Zeit und sie rollte auf die Seite. Der Mann stand über ihr, lächelte einfühlsam - und streckte ihr die offene Hand entgegen. Sie runzelte die Augenbrauen und ergriff zögerlich seine Hand. Mit einem Ruck zog er sie hoch, setzte zu viel Kraft ein und sie prallte gegen ihn. Sein Lächeln wurde breiter, als er sie festhielt, natürlich nur, damit sie das Gleichgewicht nicht verliert. Kahns Blick rutschte kurz zu ihrem Ausschnitt, bevor er ihr wieder in die Augen sah. Er nahm noch einmal einen tiefen Atemzug und genoss den betörenden Duft, den attraktive Frauen verströmen. Sie konnte nicht verhindern, dass sich ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht stahl, dennoch drückte sie ihn von sich weg. Der Söldner ließ sie gewähren und ging einen Schritt zurück, wobei er aber mit seiner Hand an ihrer nackten Hüfte entlang glitt. Er ließ dabei einen Millimeter Platz zwischen Hand und Haut, sodass seine Finger ganz sachte über die vielen kleinen Härchen glitten und wohlige Schauer durch den Körper der Soldatin schickten.
    Fast hätte sie den Mann wieder zu sich gezogen. Sie atmete langsam ein und aus. "Danke... Du hast geschickte Hände, Kahn", sagte sie leise und meinte jedes Wort ernst. Sie blickte sich nach ihrem Shirt um, hob es auf und zog es an. Diesmal bereitete es ihr nicht mehr so viele Schwierigkeiten. Schnell zog sie die Panzerung über, James hörte sich an, als ob sie sich nicht allzu viel Zeit lassen sollten. Das Anziehen verlief zwar nicht ohne Schmerzen, aber diese waren erträglich. Fertig angezogen drehte sie sich zu Kahn um, der sie ohne sich zu rühren beobachtete.
    "Was stehst du da so rum?", fragte sie und lächelte.
    Genau darauf hatte Kahn gewartet. Dieses Lächeln. Dieses absolut feminine Lächeln, das man bekam, wenn man noch im Bett lag und der Frau zusah, wie sie sich fertigmachte.
    "James macht keine Witze."
    "Warum ist es manchmal viel sinnlicher, einer Frau beim Anziehen zuzusehen?", antwortete er.
    Sie sah ihn stumm an, während ihr Lächeln sichtbar schwand. Seine Aussage war wohl rhetorischer Natur und bedurfte keiner Antwort, sonst hätte sie ihm geantwortet, dass die Frau vorher nackt war. Ihr Blick schweifte kurz zu einer interessanten Tätowierung, die auf seiner Brust anfing und sich nach unten zog. Sie verschwand hinter dem Hosenbund. Irritiert über sich selbst schaute sie wieder hoch und ging an Kahn vorbei in Richtung Ausgang.

    Kahn folgte ihr etwas verzögert. Er trat aus dem Badezimmer, wobei er sich sein T-Shirt lediglich über die Schulter geworfen hatte.
    Krom winkte seinen Partner augenblicklich heran. Die beiden Söldner steckten ihre Köpfe zusammen, wobei Krom weiterhin das Trio im Auge behielt.
    "De Hidas hen a Gig. S'got wohl um Rabatz", flüsterte Krom im typischen Slang, der auf Paradise gesprochen wurde.
    "Wa grobs eh? Le mi spek? Cerberus? Lohnt sichs o könne me us mi de Flock vahzie?"
    "Scho. Füf Sten fü jede et vielleich no drej N7 Sturgrät. De Asch seh me glei de Res na Finsh. Ußdem ises so we imm. I sag da!"
    "Kenn me de Hidas trun? I men..." Kahn schluckte und rückte etwas näher an Krom heran "...ta riech na a Reply de Morbuk Campaign! Wen me hi da saga, denn mü me hi ser vors sen et us genu absprec!"
    "Et me mü de Keule in Ug bhalte, espec de nervus Bub!"
    "Na! I wes net. De sin me a bit vie Obekannt..."
    "Wills te hi rumhocke bi det wi losgoht? Ta dreh me duch, des koh i net et i be nugrieg uf de Gschicht!"
    "I oh! Ba imm a da Regulat denke!"
    "Imm a da Regulat!"
    Beide nickten abschließend und wandten sich dem Trio zu.
    James checkte nochmal seine Konten, während die beiden Männer beschäftigt waren, mit dem gleichen Resultat: kein Zugriff. Gut, es war dann soweit, die Maschinerie lief an. Vor langer Zeit hatte Lyn ein Schwarzgeldkonto eingerichtet, zur Sicherheit. Bisher mussten sie nur selten darauf zugreifen. Jetzt machte der Destroyer genau dies. Es waren dort genug Credits drauf, um sich eine gut ausgestattete Yacht zu leisten - oder eine kleine, bis an die Zähne bewaffnete Armee.
    Trent übertrug eine ordentliche Summe auf sein Universalwerkzeug, nicht nur um die Söldner auszuzahlen, und verlegte sich auf das Beobachten von Grey. Schon seit der Chief das Wohnzimmer betreten hatte, sah James immer wieder zu ihr. Die Soldatin hatte sich in einen der Sessel gesetzt, den Oberkörper nach vorne gebeugt und die Ellbogen auf den Knien abgestützt. Die dunklen Haare verdeckten das halbe Gesicht und sie starrte die Wand an, ohne irgendjemand großartig zu beachten. Nur für einen Moment wanderte ihr Blick zu Aurix, woraufhin sich der Turianer zu ihr gesellte, er stellte sich neben die Frau an die Wand und schaute gelassen die Söldner an, die miteinander leise redeten. Der Ghost wirkte fast wieder so, wie James ihn auf Sesmose kennengelernt hatte: konzentriert und bei der Sache. Es war auch höchste Zeit. Was Grey anging... James wird sich nicht in ihre Privatangelegenheiten einmischen, solange das nicht die Mission gefährdet - und früher oder später wird sie schon von alleine merken, was Kahn war. Allerdings sollten die beiden Söldner wissen, mit wem sie es zu tun haben, bevor sie den Chief versehentlich 'reizen'. Seine weiteren Gedankengänge wurden von Krom unterbrochen.
    "Also, wir sind uns einig. Wir sind im Geschäft!", erklärte Krom und zündete sich eine neue Kippe an, während Kahn sich ebenfalls dem Trio zuwandte und sich neben seinen Partner stellte und einen Arm locker um Krom legte.
    "Ausgezeichnet." Der Destroyer begann wieder auf und ab zu gehen. "Ich werde jetzt nicht erwähnen, dass ihr es nicht bereuen werdet - denn wahrscheinlich wäre es gelogen -, aber es kann sich durchaus für euch lohnen", entgegnete Trent trocken und sah die beiden Männer abwechselnd an.
    "Ich seh schon, das wird bestimmt spannend!", sagte Kahn und schenkte allen Anwesenden ein Lächeln.
    Jetzt lächelte James reserviert zurück: "Du bist ein Optimist, Kahn." Sogar Aurix ließ sich dazu hinreißen kurz aufzulachen, nur der Chief schaute den Destroyer regungslos an, bevor sie zu Kahn linste und sich anschließend wieder dem Beobachten der Wand widmete.
    "Alles, was ich jetzt sage, unterliegt der Geheimhaltung. Haltet euch daran. Sie auch, Ms Fernandez", sah James die Assistentin an, die mehrmals nickte. Er taxierte die beiden Männer. "Es sieht folgendermaßen aus...", fing James mit seinem Bericht an. Er nannte keine Namen oder Orte, denn das war nicht notwendig, um den Job zu machen. Wie Allianz zu den Informationen über die Cerberus-Implantate, deren Wirkungsweise er umriss, kam, war ebenfalls unerheblich, wie auch die Namen der Soldaten aus Scotts Liste. Diese werden die Söldner zu gegebener Zeit erfahren. Er stellte einen Zusammenhang zu Ms Fernandez her und erzählte, worauf Cerberus es abgesehen hatte. Mittlerweile sollte es den Söldnern klar sein, dass James ihnen keine Lügenmärchen auftischte, denn es war ersichtlich, dass Krom ihm bisher zwar aufmerksam zugehört hatte - er James jedoch kein Wort abkaufte, vielleicht bis auf die Sache mit den Credits und den Steuergeräten.
    Trent erklärte den Söldnern nun, was für sie wichtig war. Seine Order lautete, die Soldaten mit den Implantaten zu verhaften oder zu töten - hierbei machte James den Söldnern klar, dass er die zweite Variante vorzieht, und dass Krom und Kahn freie Hand haben, was die Ausführung der Jobs angeht. Es gab nur zwei Bedingungen: James nicht in die Quere kommen und zu tun, was er verlangte, wenn es nötig war, ansonsten können die Söldner tun und lassen, was ihnen beliebt. Sollten sie ungewollt in Schwierigkeiten geraten, werden James und die anderen ihnen helfen - machen sie diese Schwierigkeiten selbst, müssen sie zusehen, wie sie da wieder herauskommen. Um ihre Ausrüstung müssen sie sich natürlich selbst kümmern, erwähnte er, auch wenn es nicht nötig gewesen wäre, die Verbrauchsgüter, wie Thermomagazine, Munition oder Medigel, kriegen sie gestellt. Was die Fähigkeiten der Söldner anging, so konnte man aus ihren Akten folgern, was sie alles können - und der Rest wird sich zeigen -, beendete er seine Ausführungen und blieb stehen.
    Die beiden Söldner sahen sich kurz vielsagend an. Das waren großzügige Regeln, ganz nach dem Geschmack der beiden. Noch war es keinem der Anwesendem klar, doch würde Trent seine Großzügigkeit, was die Regeln anging, schon bald sehr bereuen. Das letzte Mal, als die beiden so viele Freiheiten hatten war, als sie für die Allianz Angst und Schrecken verbreiten sollten.
    "Jetzt komme ich zu dem Problem, das ich vorhin ansprach", fuhr James nach kurzer Pause fort. "Wir müssen untertauchen." Es war nebensächlich, von wem der Befehl stammte. Alle Blicke wanderten zu ihm, auch der von Grey.
    "Was meinst du mit: untertauchen?", fragte die Infiltratorin und runzelte die Stirn.
    "Was ist daran nicht zu verstehen, Chief?", verschränkte Trent die Arme.
    "Alles?", antwortete sie mit einer Gegenfrage. "Das ist doch eine offizielle Operation der Allianz. Warum also verstecken?"
    James legte den Kopf schief und sah sie wortlos an.
    Plötzlich begriff sie, murmelte "Verdammt", und der Destroyer lächelte freudlos. Sie blickte zu Aurix hoch: "Das hast du wohl vergessen zu erwähnen, was?"
    "Ich dachte, das wäre klar...", zuckte der Turianer mit den Schultern.
    Sie presste die Lippen aufeinander und sagte nichts mehr.
    Erneut sahen sich die beiden Söldner vielsagend an. Dass sie so schnell schon untertauchen mussten ließ tief blicken. Für wen oder was dieser Trent arbeitete war den beiden noch nicht so ganz klar, aber im Grunde auch egal. Zumindest solange sie nicht für Cerberus oder die Reaper arbeiteten. In diesen Zeiten war es nicht ratsam für die Bösen zu arbeiten.
    James schmunzelte, der Chief ging mit dieser neuen Information relativ locker um. "Hier sind schon mal die vereinbarten fünf Tausend Credits." Er schickte das Geld an die Söldner. "Sobald ihr eure Sachen gepackt habt, werden wir abhauen, und zwar dorthin. Fürs Erste zumindest." Er tippte auf dem Universalwerkzeug und sendete die Adresse einer sicheren Wohnung in den Fundamenten samt einem Code, um die Sicherheitssysteme zu deaktivieren, an alle beteiligten. "Versucht nicht, an dem Schloss herum zu spielen", zwinkerte er Krom zu, "das wäre nicht ratsam und der Gesundheit abträglich." Früher oder später wird Lyn dort ebenfalls auftauchen. James brauchte Informationen, bevor er über das weitere Vorgehen entscheidet. Und er brauchte Ausrüstung. Die Wölfe waren bestimmt schon dabei, 'Kehrpakete' für Lyn und ihn zu schnüren. Was diese enthielten, kam ganz auf die Situation an: manchmal waren es bloß Credits, oder Waffen - auch solche, die im Ratssektor verboten waren -, und manchmal war es eine gefälschte Identität. Mit den Wölfen arbeiteten Lyn und James immer wieder zusammen und das seit Jahren.
    "Ich schlage vor, wir trennen uns. Kleine Zweiergruppen sind schwerer zu entdecken. Sie begleiten mich, Ms Fernandez", musterte James die Assistentin. "Sie haben doch noch andere Anziehsachen, außer diesem...", der kritische Blick des Destroyers tastete den roten Fetzen ab, "...diesem Kleid?" Trent sah der Frau wieder in die Augen. Wurde sie gerade rot? Er schüttelte mit dem Kopf und sah alle der Reihe nach an: "Der Rest kann sich nach Belieben aufteilen." Kurz überlegte er, ob er etwas vergessen hatte. Nein. "Das wäre vorerst alles. Falls ihr Fragen habt, sollten wir es auf später verschieben. Jetzt bleibt noch eine Sache..." James musterte Kahn, dann Aurix und schließlich kam sein Blick auf dem Chief zu ruhen. Die Soldatin betrachtete wieder unbeteiligt die Wand. "Damit es keine bösen Überraschungen gibt, solltet ihr wissen, dass sich der Name von Chief Grey ebenfalls auf dieser Liste befindet." Er ließ seine Worte wirken und beobachtete die Söldner.
    Grey richtete den Oberkörper ruckartig auf. Dass James es Krom und Kahn mitteilte, lag auf der Hand, jeder würde es wissen wollen, wenn er mit einer tickenden Zeitbombe zusammen arbeiten müsste. Sie spannte sich dermaßen an, dass sie fast aufgesprungen wäre, und hätte Aurix nicht eine Hand auf ihre linke Schulter gelegt und sie so festgesetzt, hätte sie es auch gemacht. Sie sah den Ghost an, und als er kaum merklich den Kopf schüttelte und den Druck seiner Hand erhöhte, gab sie einfach auf. Sie starrte den Boden an und mied jeglichen Blickkontakt.
    Kahn rieb sich nachdenklich die Nase und Krom hatte kritisch eine Augenbraue hochgezogen, während die beiden Aeona anstarrten.
    Der Turianer hatte die Soldatin unter Kontrolle, wie James mit einem zufriedenen Seitenblick feststellte. Wunderbar, so sollte es sein. "Grey ist meinem Kommando unterstellt", blickte er wieder die Söldner an. "Kommt nicht auf die Idee, euch zusätzliche Credits verdienen zu wollen, indem ihr sie beseitigt, denn dann ist unser Vertrag null und nichtig, und ich habe als Belohnung zwei hübsche Kugeln in meiner Eagle für euch."
    "Jajaja... is ja gut!", kommentierte Krom mit einer abwertenden Handbewegung die erneute Drohung des Destroyers und ging gemeinsam mit Kahn zu der Soldatin ohne Trent eines Blickes zu würdigen. Ihr Interesse an Aeona war nun noch größer.
    James verschränkte die Arme und wartete ab, was folgt. Dieses offenkundige Interesse an dem Chief sollte er vielleicht im Auge behalten, die Soldatin kannte die blutigen Details aus den Akten der Söldner nicht und wusste somit nicht, was das für kranke Persönlichkeiten sind. Aber letztendlich... Letztendlich war es ihm egal. Er zuckte mit den Schultern und betrachtete weiterhin die Söldner.
    "So kaputt sieht sie gar nicht aus, oder?", fragte Krom seinen Kumpel, ohne Aeona aus den Augen zu lassen. Der Angesprochene beäugte die Frau lediglich und musterte sie nochmals von Kopf bis Fuß.
    "Und du willst einen Schlächternagel im Schädel haben?", fragte er die Soldatin.
    Sie sah zu ihm auf und auch der Rest zog eine irritierte Mine.
    "Schlächternägel!", wiederholte Krom und sah in die Runde. "Solche Implantate gibt es zuhauf in den Terminusgebieten und sie alle machen mehr oder weniger dasselbe. Schmerzunterdrückung, Aggressivität steigern und so weiter, bla bla bla. Wir haben diese Gestalten schon öfters gesehen", erklärte Krom weiter und sah nun wieder mit einem Schmunzeln auf Grey herab. "Und sie alle hatten mit der Zeit dasselbe Schicksal geteilt. Als hirnlose Irre sind sie alle schließlich dem Wahnsinn verfallen. Ich hab schon mal einen gesehen, der sich das Implantat herausreißen wollte und sich dabei das Stammhirn gleich mitentfernt hat! Nun ja, wollen wir mal für dich hoffen, dass Cerberus mehr kann als vollgedröhnte Bioingenieure von Omega!"
    Grey verengte die Augen, nahm Aurix Hand von ihrer Schulter runter, stand langsam auf und blickte den Söldner scharf an.
    "Weißt du, Krom", begann sie nach etwa fünfzehn Sekunden Stille leise zu sprechen, "ich wäre echt froh, wenn ich einen verfluchten Schlächternagel im Kopf hätte, denn dann wusste ich, was ich tun muss." Unbewusst ballte sie die Fäuste. "Ich kenn die Dinger. Wenn du es einmal drin hast, kannst du nur noch eines tun: dir rechtzeitig eine Kugel in den Kopf jagen... Ich fürchte jedoch", blickte sie zu Kahn und wieder zu Krom zurück, "diesen Gefallen hat mir Cerberus nicht erwiesen."
    Sie setzte sich wieder hin und starrte erneut die Wand an. Ihr kam plötzlich der Gedanke in den Sinn, dass sich der Destroyer das Vergnügen ihres Todes bis zum Ende der Mission aufsparte, denn erst wenn alle Kandidaten tot sind, ist sein Job zu Ende gebracht. Und er wird es höchstpersönlich erledigen.
    James zog dezent eine Augenbraue nach oben. Der Chief kannte die Tech wohl aus ihrer Zeit als Söldnerin, aber davon wussten die beiden Typen nichts. Aus ihrer Akte ging nicht hervor, wo sich Grey drei Jahre lang aufgehalten hatte, vielleicht war sie wirklich auf Omega. Der Destroyer musterte Krom und Kahn aufmerksam. Die Söldner waren nicht auf den Kopf gefallen, das konnte man sich in ihrem Gewerbe nicht erlauben, diesmal irrten sie jedoch.
    Geändert von plasma13 (09.01.2015 um 11:05 Uhr)
    Do not turn away my friend! Like a willow I can bend. No man calls my name, no man came. So I walked on down away from you, maybe your attention was more than I could do. One man did not call. He asked me for my love and that was all!
    Kunstprojekt falsch zugeordnete Zitate:
    "...Fotzenverein!" - Otto von Bismarck

  8. #1038
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    "Leider hat der Chief recht, Krom", bestätigte James ruhig. Die Soldatin und auch der Turianer sahen ihn an. "Das ist nicht diese plumpe Tech, die ihre Träger mit der Zeit in kichernde und sabbernde Idioten verwandelt. Um ehrlich zu sein..." Er stoppte, schaute die beiden Männer abwechselnd an und fuhr nach einer Weile fort: "Um ehrlich zu sein, wissen wir nicht genau, wie die Tech wirkt. Der Chief hat sich bisher... zurückgehalten." Die Infiltratorin blickte ihn finster von der Seite an. "Also bin ich genauso neugierig wie ihr, womit Cerberus uns diesmal überrascht", beendete er und zwinkerte Kahn zu.

    "Nun gut, wenn das alles wäre...", begann Kahn und sah noch einmal in die Runde, "schlage ich vor, wir fangen mal an für unser Geld zu arbeiten! Ich fahr mit Aeona. Lass mich nur noch kurz ein paar Sachen packen!"
    Greys Blick wanderte zu Kahn und dann zu Aurix, sie schwieg aber. Die Söldner zu trennen war selbstverständlich und der Ghost sah es wohl ähnlich, denn er protestierte nicht, sondern lächelte Kahn an. Leider sehen lächelnde Turianer immer aus, als würden sie einen gleich anfallen. "Pass gut auf dich auf, Kahn", meinte er gelassen.
    Was Grey wunderte war, dass Aurix erstaunlich gefasst wirkte. Anscheinend hatte sie etwas verpasst, als sie im Bad war mit... Verdammt. Was war eigentlich mit ihr los? Sie hätte niemals zulassen dürfen, dass Kahn ihr so nahe kommt, das war mehr als unprofessionell. Kurz dachte sie an die Wärme seiner Hände auf ihrer Haut nach, atmete tief durch - und drängte alles beiseite, was im Moment unwichtig war.
    "Tja, das heißt dann wohl, dass wir Hübschen Zeit bekommen, uns so richtig gut kennen zu lernen!", sagte Krom und deutete mit beiden Zeigefingern auf den Turianer.
    Aurix präsentierte noch mehr Zähne und rief dem Söldner hinterher: "Ich kanns kaum abwarten... Wir werden noch die dicksten Kumpel, Krom!" Seine Stimme troff vor Sarkasmus.
    Der Turianer blickte zu dem Destroyer, der gerade die Assistentin von ihrem Platz scheuchte mit der Bitte, sich etwas möglichst unauffälliges anzuziehen. Die Frau ging schnellen Schrittes ins Bad, kam nach etwa einer Minute wieder raus und steuerte die verschlossene Tür neben der Küche an, hinter der auch die Söldner verschwunden waren. Aurix Augenplatten hoben sich hoch. Was, bei den Geistern, war das? Er hatte einen kurzen Blick auf etwas erhaschen können, was groß und aus irgendeinem Holz gefertigt war, und entfernt an einen deformierten Varren erinnerte. Er schüttelte irritiert mit dem Kopf. "James, was ist mit der Karre?"
    Trent rieb sich das Kinn: "Zu auffällig, ich lasse sie verschwinden. Ich hole eben unsere Sachen." Die Rucksäcke hatten sie im Kofferraum gelassen, als sie dem Trio um Ms Fernandez folgten. Der Destroyer lief in den Flur, kurz darauf zischte die Wohnungstür zweimal hintereinander.

    Die beiden Söldner verschwanden im Schlafzimmer und packten ebenfalls ein paar Kleinigkeiten und zogen sich um.
    "Wir müssen noch unser Zeug holen!", begann Kahn.
    "Und darauf bist du ganz allein gekommen?"
    "Ach, fick dich Mann! Du weißt, was ich meine!", antwortete Kahn gereizt. Die Wahrheit war nämlich, dass ihre gesamte Ausrüstung noch verschlossen in den Waffenkammern ihres Söldnerverbands lag.
    "Reg dich ab, du Armleuchter! Einer fährt zu Gravok und holt sich von ihm den Schlüssel oder schafft das dämliche Schwein zur Kaserne!", meinte Krom und packte unverdrossen weiter.
    "Wir sollen mit den Pfeifen ins Ajax gehen? Bist du noch ganz glatt? Der dämliche Turi schafft darin keine 3 Minuten!"
    "Und was willst du jetzt machen? Hä? Ich fahr mit Aurix hin und du fährst mit der Kleinen voraus. Da wir ja schon davon sprechen, was lief da eigentlich?", sah Krom neugierig seinen Partner an.
    Kahn hielt kurz inne mit packen und erwiderte den Blick. "Hab sie eingerenkt, hatte nen Schultertreffer, einfache Fleischwunde. Hat rumgejault wie ein kleines Mädchen. Hat dann auch irgendwie geknistert. Ging alles bemerkenswert schnell..."
    "Vielleicht wegen ihres Schlächternagels", mutmaßte Krom.
    "Is ein wenig seltsam, die Kleine", rätselte Kahn und zuckte schließlich mit den Schultern, "aber vielleicht hat sie ja auch nur Druck! Aber was ist mit dem Turianer?" Er sah wieder zu Krom.
    "Wenn er sich nicht benimmt, ist er fällig!", meinte Krom nur, ohne den Blick seines Partners zu erwidern und packte weiter, als die Tür aufging und Gisele eintrat.

    Die Latina schloss die Tür hinter sich und erstarrte, als sie die beiden Söldner sah.
    "Was?", fragte Kahn. "Noch nie zwei packende Kerle gesehen?"
    "Nein, du Idiot!", korrigierte ihn Krom. "Sie hat nur Schiss vor uns, weil sie unsere Akte überflogen hat!"
    "Ist...", begann die Frau unsicher. "...Ist das denn wahr? Was in der Akte steht?", fragte sie vorsichtig.
    Mit energischen Bewegungen schloss Krom seine Tasche. "Wahrheit!", zischte er voller Verachtung, bevor er sich der Frau zuwandte. "Jetzt hör mal zu, du dummes Schwein!", begann er zornig und ging auf die Frau zu. "Eines haben wir in unserem Leben inzwischen gelernt: Mit der Wahrheit ist es wie mit der Würde - Es gibt sie nicht! Und warum? Weil so etwas nur auf dem Papier funktioniert! Wenns hart auf hart kommt, sieht man plötzlich nichts mehr davon! Also komm mir nicht mit Wahrheit. Für die Wahrheit interessiert sich doch niemand, jeder will doch nur das hören, was er hören will. Hör also auf, dumm rumzulabern und lern lieber auf den Punkt zu kommen. Ist dann zumindest ehrlicher, als ewiges Herumgeeiere!" Inzwischen stand Krom direkt vor der Latina, die spürbar zusammengeschrumpft war, je näher ihr der Söldner gekommen war.
    "Du willst also nun wissen, ob wir Monster sind? Mörder, Vergewaltiger und Diebe? Was soll diese Frage?", begann Kahn sich einzumischen. "Wenn du ehrlich bist, hast du doch im Diner gehofft, dass wir Monster sind! Denn nur Monster können gegen andere Ungeheuer bestehen! Also tu uns den Gefallen und mach nicht so auf überrascht!", sagte Kahn und starrte stoisch in die dunklen Augen der Latina.
    "Aber sei unbesorgt! Wir tun dir nichts, schließlich hast du uns ja bezahlt und außerdem...", begann Krom erneut und näherte sich abermals der Assistentin, "...ist das Verführen einer schönen Frau wesentlich erfüllender für alle Sinne, als die Alternative!"
    "Außerdem solltest du dir eines immer vor Augen halten!", mahnte Kahn. "Bei uns weißt du, woran du bist, denn wir haben keinen Grund zu lügen. Dieses Trio da draußen hingegen, da musst du für dich selbst entscheiden, wie du die einordnen sollst, aber ich kann dir schon mal eines sagen: Die drei sind kein Deut besser als wir, können sich aber hinter ihren Uniformen und Flaggen verstecken, um sich immer wieder reinzuwaschen. Glaub mir, das Böse erkennt Seinesgleichen!"
    Gisele schluckte.

    Grey blickte dem Lieutenant hinterher, stand auf und bedeutete dem Ghost, ihr zu folgen, während sie sich etwas von dem Sessel entfernte. Er tat, was sie wollte und schaute zu ihr runter.
    "Warum bist du so... So ruhig?", fragte sie leise.
    Aurix lächelte schief und entgegnete ebenso leise: "Du hattest recht."
    "Ach ja? Womit denn?", lächelte sie leicht zurück.
    "Es lohnt sich nicht, meine Energie für diese Söldner zu verschwenden", meinte er ernst. Sein Lächeln erstarb. "Ich hätte auf dich hören sollen, dann wären wir jetzt nicht in so einer Lage."
    Grey ging näher an den Ghost ran und legte den Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen blicken zu können: "Jetzt sind wir aber in dieser Lage. Also... machen wir das Beste draus."
    Der Turianer nickte, streckte eine Hand aus und strich beiläufig mit einer Kralle ein paar verirrte Haarsträhnen aus ihrem Gesicht: "Lass dich von Kahn nicht provozieren..." Er lächelte sie wieder an.
    Sie nickte nur, ohne etwas zu erwidern.
    Der Ghost beugte sich zu ihr runter und taxierte, nach wie vor lächelnd, Kahn über ihre Schulter hinweg. Der Mensch lief in der Wohnung umher. "Und kehre ihm nicht den Rücken zu", flüsterte er ihr ins Ohr.
    Grey blinzelte. Dieser Ratschlag kam etwas zu spät.
    Aurix richtete sich wieder auf, als die Wohnungstür wiederholt zischte.
    Trent betrat das Wohnzimmer, beladen mit drei großen Militärrucksäcken. Zwei legte er ab, schulterte den größten und musterte Ms Fernandez, die soeben wieder erschien. Die Assistentin hatte eine schwarze, eng anliegende Stoffhose an, eine dunkelgrüne Bluse unter einer leicht taillierten Jacke und schwarze, hohe Stiefel ergänzten das Outfit. Die Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und auf dem Rücken der Frau war ein kleiner Rucksack befestigt. James lächelte: "Fertig für das Abenteuer, Ms Fernandez?"
    Gisele schluckte bedrückt: "Ich fürchte, nein..."
    Der Destroyer nickte verständnisvoll, die Frau war keine Soldatin, trotz ihres Dienstes bei der Allianz. "Tun Sie das was ich sage, dann wird Ihnen nichts geschehen", meinte er beruhigend.
    Die Assistentin presste die Lippen aufeinander und nickte.
    "Kommen Sie", winkte James sie zu sich heran und ging in Richtung Ausgang. Im Flur blieb er stehen, drehte sich nochmal um und zog gleichzeitig den Helm über. "Haltet möglichst Funkstille, und falls doch etwas Unvorhergesehenes passiert..." Er schickte jedem einen kurzen Code und die Adresse des anonymen Notfall-Postfachs. "Schickt es ab, dann weiß ich, dass ich euch abschreiben kann." Er grinste schief, was die anderen nicht sehen konnten, wandte sich um, meinte zu seiner Begleiterin: "Bleiben Sie immer hinter mir", und verließ mit Ms Fernandez im Schlepptau die Wohnung.

    Aurix schüttelte bloß entnervt mit dem Kopf - James konnte einem echt Mut machen - und rief Krom zu: "Beeil dich, wir sind die Nächsten!" Er zog den Helm an und hob seinen grauen Rucksack auf.
    Der Chief schnappte sich ihren alten, abgenutzten Rucksack, dessen Farbe mittlerweile ein ausgeblichenes Schwarz war, und legte den Riemen über die linke Schulter. Den Helm klemmte sie sich unter den Arm. Sie lehnte sich an die Wand neben der Unterhaltungsanlage an, winkelte ein Bein an und projizierte ein dreidimensionales Bild der Citadel über dem Universalwerkzeug.
    Aurix behelmter Kopf drehte sich zu ihr, die Stimme aus dem Außenmikro klang etwas blechern: "Checkst du die Route?"
    Sie nickte. "Mit dem Skycar wäre es ein Flug von ein paar Minuten. Die Wohnung liegt an anderem Ende der Citadel, von hier aus gesehen."
    Der Ghost brummte undeutlich. "Nein."
    "Ja, ich weiß...", murmelte sie. "Keine belebten Straßen, überwachte Bereiche meiden, keine öffentliche Beförderungsmittel, und so weiter. Es sind etwa fünfzehn Kilometer Fußmarsch durch die unteren", prüfte sie nach, "und teilweise oberen Bezirke. Bei den ganzen Flüchtlingen, die sich hier mittlerweile tummeln, Söldnern und der C-Sec... Das wird sicher ein Spaß!" Sie lächelte den Ghost schief an, denn sie freute sich tatsächlich, endlich etwas zu tun zu haben.
    Aurix lachte auf, sagte aber nichts. Er war froh, dass es dem Chief deutlich besser als vorhin ging. Sie hielt ihre Schulter in relativ normaler Position. Was auch immer Kahn getan hatte, es zeigte Wirkung.
    Beide Söldner hatten sich umgezogen und ihre Sachen gepackt, wobei sich ihre äußere Erscheinung kaum geändert hatte.
    "Also, wollen wir?", fragte Kahn lächelnd.
    Grey musterte zweifelnd die beiden Kerle von Kopf bis Fuß und schüttelte etwas ungläubig mit dem Kopf, zog wortlos den Helm über und folgte Kahn als Letzte. Hinter ihr schloss sich die Wohnungstür leise.
    Do not turn away my friend! Like a willow I can bend. No man calls my name, no man came. So I walked on down away from you, maybe your attention was more than I could do. One man did not call. He asked me for my love and that was all!
    Kunstprojekt falsch zugeordnete Zitate:
    "...Fotzenverein!" - Otto von Bismarck

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    Bezirke/ Fundamente
    (Trent)

    Das Böse erkennt Seinesgleichen... Der Satz von Kahn hallte zum wiederholten Mal in ihrem Kopf wider und Gisele linste vorsichtig zu dem schweigsamen Riesen in dem Pilotensitz neben ihr. Sie saßen in dem Skycar, das vor der Wohnung der Söldner geparkt war, allerdings wusste Gisele nicht, wo sie sich momentan befinden, denn der Soldat benutzte keine offiziellen Flugkorridore und wechselte andauernd die Richtung.

    Kaum waren sie eingestiegen, brach der Destroyer mit einem einzigen, kräftigen Ruck die versiegelte Abdeckung der Mittelkonsole auf, steckte die gepanzerte Hand in die blinkende Elektronik hinein und wühlte drin herum. Es knirschte leise und er zog die Hand raus. Etwas steckte zwischen seinen Fingern, ein längliches, metallisches Etwas. Trents Faust schloss sich um das seltsame Ding und es knirschte nochmal.
    "Jetzt können wir nicht geortet werden", meinte er lächelnd, öffnete das Fenster und warf den zerstörten Transponder weit weg, in eine dunkle Ecke.
    Nichtsdestotrotz musste er den Wagen bald irgendwo stehen lassen, denn der Schriftzug des Mietunternehmens war allzu deutlich an jeder Seite des Skycars zu sehen und der Mietvertrag ist schon seit drei Stunden abgelaufen. Der Wagen wurde schon bestimmt vermisst, aber der Taxiunternehmer wusste, dass sich Kunden manchmal mit der Rückgabe verspäteten, und konnte ganz einfach den Standort überprüfen. Da er dann feststellen wird, dass das nicht möglich ist, wird er den Wagen als gestohlen melden und die Nummer - sie war in großen Buchstaben auf dem Dach des Skycars angebracht - an die C-Sec durchgeben. Aber bis dahin konnten sie einen Teil der Strecke bewältigen.

    Gisele lehnte sich zurück und schaute aus dem Fenster. Hatte Kahn recht mit seiner Aussage? Der Soldat hatte sie mit der Waffe bedroht und war auch sonst nicht sonderlich freundlich gewesen. Handelten Soldaten so? Eigentlich dachte sie, dass sie dazu da wären, um Leute wie sie zu beschützen. Na, du lebst doch noch, oder? Ja, das tat sie, aber das war der Verdienst der beiden Söldner. Sie atmete tief durch und rieb sich nachdenklich die Stirn.
    "Alles in Ordnung bei Ihnen?", fragte Trent, ohne den Blick von der Umgebung vor ihm zu nehmen. Die Assistentin war merkwürdig still, seitdem sie die Wohnung verlassen hatten.
    "Ja", log sie. "Ich bin bloß müde. Die letzte Zeit war... anstrengend."
    Trent nickte: "Das glaube ich Ihnen." Er beugte sich nach vorne, denn er hatte gefunden, was er gesucht hatte: eine möglichst weit ab vom Schuss gelegene Tiefgarage. Die Nase des Skycars senkte sich nach vorne, und mit einer sanften Kurve nahm der Wagen Kurs auf die Einfahrt.
    "Wo fliegen wir hin?", fragte Gisele, als sie das kaum beleuchtete Gebäude erblickte.
    "Wir parken", entgegnete James gelassen. "Wir müssen zu Fuß weiter." Die verwinkelte Architektur der Bezirke trug nicht gerade dazu bei, dass man sich unmotorisiert schnell bewegen konnte - und sie mussten alle Bereiche meiden, die überwacht werden konnten. Keine leichte Aufgabe mit einer Person, die es nicht gewohnt war Befehle zu befolgen.
    "Oh... Natürlich", meinte Gisele. "Ist es weit?"
    "Etwa zehn Kilometer", antwortete James beiläufig. Er musste sich auf die Steuerung konzentrieren, die Garage war ziemlich eng, und der Wagen klebte förmlich am Boden. Sie waren auf der untersten Ebene angelangt und Trent lenkte das Skycar in die dunkelste Parkbucht, die er finden konnte. Das Geräusch des Antriebsgenerators erstarb langsam. James langte nach hinten, sammelte seinen Rucksack von der Rückbank auf und stieg aus, auf Gisele wartete er jedoch vergeblich. Er seufzte, ging um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür. Die Assistentin rührte sich nicht.
    "Wollen Sie hier sitzen blieben?", fragte er die Frau.
    "Ich sehe nichts", meinte Gisele leise.
    "Was?" Plötzlich fiel es ihm ein. "Aber ja, was bin doch für ein Idiot...", murmelte James mehr zu sich selbst als zu seiner Begleiterin. Er streckte den Arm aus, ergriff die rechte Hand der Assistentin und half ihr beim Ausstieg. "Ich werde Sie führen, okay?"
    "Ja, aber... Lassen Sie mich nicht los!" Ein leichter Anflug von Panik stahl sich in ihre Stimme.
    Auf dieser Ebene funktionierte das Licht nicht. James hatte es nicht mal gemerkt, denn sobald sich die Sichtverhältnisse verschlechterten, kompensierte es der Anzug. Für ihn war es hier so hell wie an einem bewölkten Tag, für die Assistentin musste hier die finstere Nacht herrschen. Er lief langsam los und Ms Fernandez umschloss krampfhaft seine Hand.
    "Hey, wollen Sie mir die Finger brechen?", scherzte James.
    "Tut mir leid...", murmelte Gisele.
    Der Druck nahm ab. "Keine Sorge, ich lasse nicht los", beruhigte er die Assistentin. Vor ihnen lag der Zugang zu einem Treppenhaus, das an die Oberfläche führte. "Wir haben es fast geschafft, noch ein paar Meter." James öffnete die Sicherheitstür und ließ die Frau durchgehen. "Jetzt kommen Treppen. Vorsichtig, die erste Stufe..."

    Ab der dritten unterirdischen Ebene verlief der Aufstieg an die Oberfläche wesentlich schneller, denn ab da funktionierten teilweise die an der Wand angebrachten Lampen. Dass es hier Probleme mit der Energieversorgung gab, war nichts Ungewöhnliches, Wartungsmaßnahmen lohnten hier kaum, denn alles was nicht niet- und nagelfest war, wurde geklaut, um es irgendwo auf dem Schwarzmarkt zu verscherbeln.

    Die Gasse, die sie betraten, war leer und voller Schatten. Gisele blickte sich um. Es gefiel ihr hier nicht. Sie ist in den unteren Bezirken aufgewachsen und hatte im Laufe der Zeit ein feines Gespür für die Gefahr, die dort immer gegeben war, entwickelt - auch wenn sie nichts davon bewusst wahrnahm. Das merkwürdige Kribbeln in ihrem Nacken, das sie gerade spürte, war ein Anzeichen davon.
    "Wollen Sie meine Hand weiter halten?"
    Die ironische Frage des Destroyers brachte Gisele ins Hier und Jetzt zurück. "Verzeihung", meinte sie beschämt und ließ den Mann los.
    James lächelte schief. Die Assistentin fühlte sich sichtbar unwohl. "Das wird schon wieder, Ms Fernandez", sagte er ruhig. "Kommen Sie, wir müssen weiter." Er lief los.
    Gisele schaute ihm nach und beeilte sich aufzuholen, als er schon zwanzig Meter weiter hinter der nächsten Ecke verschwand. Sie erreichte ihn nie.
    "Stehen bleiben, meine Schöne..."
    Die männliche Stimme, die zu der großen Gestalt, die sich aus einem der Hauseingänge rechts herausschälte, gehörte, stellte sich Gisele in den Weg und ließ sie auf der Stelle innehalten. Auf Anhieb erkannte sie eine Waffe in seiner Hand. Er trat in einen helleren Bereich. Ein Batarianer in einer dunklen, schmutzigen Panzerung ohne irgendwelche Zugehörigkeitszeichen, wahrscheinlich freischaffender Söldner oder sonstiger Tagelöhner.
    "He, Jungs", sagte er. "Das nenne ich einen Fang!" Er grinste breit.
    Gisele blickte über ihre Schulter. Zwei weitere Gestalten, Menschen diesmal. Einer von ihnen lachte rau und packte Gisele von hinten in der Mitte. Sie erstarrte.
    "Und jetzt: her mit den Credits!", meinte der Batarianer und kam ihr näher. "Na los!"
    Gisele atmete erleichtert und kaum hörbar auf. Sie wurde schon mehrfach auf der Straße ausgeraubt, die Bewohner der unteren Bezirke gehörten nun mal zu denjenigen, denen das Leben nichts schenkte. Die beste Vorgehensweise in solcher Situation war, ihnen das Geld zu geben. Einmal wurde sie von einem jungen, verwahrlost aussehenden Paar mit einer Waffe bedroht, und als sie ihm die wenigen Credits, die sie dabei hatte, gab, bedankten sie sich tatsächlich leise bei ihr, bevor sie schnell in der Dunkelheit verschwanden. Wahrscheinlich trieb sie der Hunger zu dieser verzweifelten Tat. "Moment", senkte Gisele den Kopf und kramte nach den letzten Creditschips in ihrer Jackentasche. Viel hatte sie nicht mehr übrig, nachdem Kahn ihr das Geld abgenommen hatte.
    "Loslassen. Sofort."
    Gisele blickte hoch und auch die Räuber wandten sich der Stimme zu. Der freistehende Mensch fluchte leise und richtete die Waffe auf Trent.
    "Misch dich hier nicht ein!", blaffte der Batarianer den Soldaten an und nahm ihn mit der Pistole aufs Korn.
    James senkte den Kopf. "Loslassen", wiederholte er emotionslos. Auf ihn zu zielen war eine sehr dumme Idee, das konnte er nicht leiden.
    "Verzieh dich!", fügte der Mann, der Gisele festhielt, hinzu. Er wollte noch etwas sagen, aber zwei Schüsse lösten sich und Gisele wurde mit Blut und Gewebestückchen überschüttet. Der Mann sackte zur Seite weg, in seinem Kopf prangte ein großes Loch. Die Assistentin wendete langsam den Kopf in James Richtung, der mit ausgestrecktem Waffenarm in etwa vier Meter Entfernung von ihr stand.
    "Verflucht!!", schrie der Batarianer Trent an. "Bist du komplett irre?! Wir wollen bloß ihr Geld!"
    "Scheiße, Mann... Lass uns abhauen, sterben stand heute nicht auf meiner Tagesordnung!", meinte der verbliebene Mensch mit einem erschrockenem Blick zu dem Batarianer und senkte das Schrotgewehr.
    "Zu spät", kam es teilnahmslos von James, er trat aus dem Schatten und erschoss den Mann. Dann fuhr die Eagle in einer flüssigen Bewegung zu dem Batarianer.
    Das Vierauge starrte den Destroyer mit aufgerissenen Augen an und streckte beschwichtigend die Hände nach vorne aus: "Hey, Kumpel, hör zu... Wir hätten ihr nichts getan! Die Waffen sind bloß zur Abschreckung da!" Gegen den Allinzsoldaten hatte er nicht die geringste Chance, das wurde dem Mann plötzlich mit aller Deutlichkeit bewusst. Er wich zwei Schritte nach hinten, als sich der Soldat wortlos in Bewegung setzte, und steckte die Pistole weg. Gisele hörte ein leises Lachen des Destroyers, und ihr lief es eiskalt den Rücken runter. Der Batarianer wich immer mehr zurück. Die Assistentin rührte sich nicht, als Trent an ihr vorbei ging, sie drehte sich auch nicht um, als sie die flehende Stimme vernahm. Es fiel wieder ein Schuss, dann noch ein zweiter, dritter und vierter, und sie hörte, wie etwas Schweres auf dem Boden aufschlug.
    James betrachtete kurz den toten Körper und drehte sich zu Gisele um. Er ging auf sie zu und baute sich vor ihr auf: "Ich habe Ihnen gesagt: bleiben Sie direkt hinter mir. Warum fallen Sie zurück?"
    Gisele schaute zu dem verspiegelten Visier hoch und fing zu zittern an. Kahn hatte die Wahrheit gesagt. Der Soldat hatte die Typen erschossen, obwohl sie praktisch aufgegeben haben, und es machte ihm scheinbar gar nichts aus, er erwähnte es nicht mal!
    Verdammt…. Hast du ja mal wieder prima hinbekommen, James, hörte er schon fast Lyns amüsierte Stimme in seinem Kopf. Die Assistentin hatte nicht nur Angst - so, wie sie aussah, konnte sie unmöglich herumlaufen. Die rechte Körperseite hatte einen neuen Anstrich bekommen, sogar in den Haaren der Frau klebten Gehirnreste und Knochenstückchen. Er atmete tief durch und meinte leise: "Weichen Sie nicht nochmal von meiner Seite."
    Gisele bewegte sich nicht, sondern starrte den Mann an.
    "Kommen Sie", sagte James und als die Assistentin keine Reaktion zeigte, packte er sie ungeduldig am Arm und zog sie hinter sich her. Sie folgte ihm widerstandslos.

    Nach zwanzig Minuten fand James ein billiges Stundenhotel und mietete ein Zimmer mit Dusche für eine Stunde. Der Mann hinter der Theke schaute nicht mal von seinem Monitor hoch, als James ihm die dreißig Credits rüber schob, völlig in irgendeine obskure Filmserie vertieft. Als James Gisele, die er im Flur warten ließ, nach oben führte, zeigte der Hotelbesitzer genauso viel Interesse, was dem Destroyer natürlich gelegen kam.

    Er verriegelte die Tür und sah Gisele an, die mitten in dem kargen Zimmer mit dem überdimensionierten Bett stand. Ein anatomisch detailliertes Bild, das ein Asari-Paar beim Sex zeigte, zierte die Wand über dem Bett und an der Decke war ein großer Spiegel angebracht. "Gehen Sie duschen", meinte er.
    Gisele erwachte zum Leben und wendete sich dem Destroyer zu: "Warum haben Sie sie erschossen?"
    "Wie bitte?" James runzelte die Stirn und zog den Helm ab. "Sie können ja Fragen stellen."
    "Sie haben sich ergeben!", schrie sie ihn plötzlich an. "Und... Und Sie erschießen sie einfach!?!", brüllte sie noch lauter. "Was sind Sie bloß für ein Soldat?! Warum haben Sie das getan?!" Gisele ballte die Fäuste. Sie war so wütend, allerdings hauptsächlich auf sich selbst, weil sie so naiv gewesen war.
    James Augen verdunkelten sich. "Sie waren mir im Weg. Gehen Sie duschen", entgegnete er tonlos.
    Gisele blinzelte ungläubig. "Kahn hatte Recht! Sie sind genauso wie sie!" Anklagend zeigte sie mit dem Finger auf ihn.
    James bohrte den Blick in die Frau, und sie trat einen Schritt nach hinten. Langsam ging er auf sie zu und sie wich so lange zurück, bis sie die Wand im Rücken hatte. "Sie wollen also wissen, ob ich so bin, wie Ihre zwei Beschützer?", fragte er leise.
    Gisele schluckte und nickte.
    Er beugte sich zu ihr runter und fixierte sie kalt. "Ich bin noch viel schlimmer, denn mir stehen Möglichkeiten offen, von denen Ihre Söldner nur träumen dürfen", raunte er ihr zu und richtete sich wieder auf. "Und da wir das jetzt geklärt haben, gehen Sie endlich duschen!!"

    Gisele floh regelrecht ins Bad und schloss sich dort ein. Sie stützte sich, immer noch zitternd, mit beiden Armen auf dem Waschbecken ab und blickte in den Spiegel. Wo ist sie bloß hinein geraten? Nur durchgeknallte Wahnsinnige um sie herum - und sie mittendrin. Sie starrte ihr Spiegelbild an. Wie sah sie bloß aus? Mit zwei Fingern fischte sie ein Knochenstück aus ihrem Haar, das mit einem leisen Geräusch im Waschbecken aufschlug. Noch mehr Knochen folgten, Gisele riss sich die dreckigen Klamotten runter und sprang unter die Dusche. Das heiße Wasser lief und lief, und verschwand rot gefärbt in dem Abfluss. Sie nahm eine kleine Gratisprobe eines Duschgels von der Ablage, schraubte die Flasche auf und kippte den gesamten Inhalt in ihre Hand. So gründlich wie es nur ging schrubbte sie sich ab und hatte trotzdem das Gefühl, schmutzig zu sein. Sie spülte den süßlich riechenden Schaum von ihrem Körper ab und stellte das Wasser ab.
    "Beeilen Sie sich!", klopfte es an die Tür.
    Sie trocknete sich schnell ab und suchte im Rucksack nach frischen Sachen. Unterwäsche und Hose fand sie auch, aber wo waren bloß ihre Oberteile? Entmutigt setzte sie sich auf die Toilette. Als sie das Schlafzimmer in der Wohnung der Söldner betrat, wollte sie eigentlich wieder hinausgehen - es war ihre verdammte Neugier, die sie da bleiben ließ. Sie wollte wissen, ob die Söldner es wirklich getan haben, was in der Akte stand, und gleichzeitig hatte sie Angst davor, dass es stimmt. Und als die beiden Söldner ihr das alles an den Kopf geworfen hatten, schnappte sie sich wahllos ein paar Klamotten von ihrer Shoppingtour, die auf dem großen Doppelbett verstreut lagen, und flüchtete aus dem Zimmer. Und jetzt war ihr zum Heulen zumute.
    Es klopfte wieder, drängender diesmal: "Kommen Sie da raus!"
    Gisele stand auf, entsperrte die Tür und zog sie einen Spalt breit auf. Der Soldat lief im Zimmer auf und ab und blieb stehen, als er sie sah. "Wie lange noch?", fragte er unwirsch.
    "Ich habe nichts anzuziehen...", gab sie leise zu. "Ich habe meine Blusen vergessen."
    James starrte die Frau entgeistert an, stellte seinen Rucksack auf dem Bett ab und wühlte drin herum. "Hier!", warf er ihr ein hellgraues T-Shirt zu, das irgendwann in der Wäsche eingelaufen und ihm etwas zu klein war.
    Sie fing es auf und verschwand wieder im Bad. Eine Minute später kam sie raus, das Shirt war natürlich viel zu groß, und Gisele hatte den Gürtel drumherum gebunden und eine Art Tunika daraus gemacht. Das feuchte Haar hing ihr unordentlich ins Gesicht. Unter dem Arm hielt sie die blutigen Klamotten, zu einem Knäuel zusammen gebunden.
    "Sind Sie soweit?", fragte James.
    Gisele nickte.
    "Geben Sie es mir." Er trat an sie heran und wollte ihr das blutige Päckchen abnehmen, aber sie wich von ihm zurück. James stoppte und sah die Frau eindringlich an. Sie hatte Angst vor ihm. "Hören Sie, Ms Fernandez...", begann er ungehalten, "manchmal müssen Dinge getan werden, die getan werden müssen. Und deswegen gibt es Leute wie mich."
    "Das verstehe ich nicht", meinte Gisele.
    James runzelte die Augenbrauen: "Natürlich nicht, wie könnten Sie auch..." Er wand ihr die dreckigen Sachen aus den Händen, um sie irgendwo unterwegs zu entsorgen. "Ab jetzt werden Sie immer in einem Meter Entfernung hinter mir bleiben. Verstanden?"
    "Ja. Ja, ich habe verstanden", entgegnete Gisele kleinlaut. Was wollte ihr der Soldat mit dieser merkwürdigen Erklärung sagen? Fragen konnte sie nicht mehr, weil er den Helm anzog und sich zum Gehen um wandte. Sie rannte ihm hinterher.

    Nach acht Kilometer strammen Marsches hatte Gisele Blasen an den Füßen und war am Ende ihrer Kräfte. Trent legte ein Tempo vor, mit dem sie gerade so mithalten konnte, er wurde jedoch mit jedem gelaufenen Meter nicht langsamer, sondern noch etwas schneller. Wie er das mit dieser Panzerung schaffte, blieb sein Geheimnis. Gisele hielt an, und als ob der Soldat es spüren würde, drehte er sich um.
    "Was ist?", fragte er.
    "Ich... kann nicht mehr", entgegnete die Assistentin außer Atem, lehnte sich gegen eine Wand, beugte den Oberkörper nach vorne und stützte die Arme auf den Knien ab. Sie versuchte, ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Es gelang mehr schlecht denn recht.
    "Es ist nicht mehr weit", meinte James, griff nach ihrem Arm und zog sie hinter sich her. "Sie können sich dort ausruhen." Mittlerweile sind sie auf Schleichwegen in den Fundamenten angelangt, und auch wenn sich die dortigen Bewohner sonst einen Dreck um ihre Mitmenschen scherten, so erregte das ungleiche Paar doch eine Gewisse Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit, die James vermeiden wollte. Deswegen verfiel er fast in einen Laufschritt, ungeachtet der leisen Proteste der Frau. So ging es noch etwa anderthalb Kilometer weiter, bis Gisele immer wieder über die eigenen Füße stolperte und sie dadurch langsamer wurden.
    "Verdammt nochmal! Soll ich Sie tragen?!", blieb James stehen und sah missmutig zu der Assistentin.
    Gisele schüttelte bloß kommentarlos mit dem Kopf.
    James ließ sie los und zeigte mit dem Daumen unbestimmt hinter sich. "Sehen Sie den hellen Häuserblock da hinten?"
    Gisele nickte.
    "Da müssen wir hin."
    Sie nickte nochmal und setzte sich in Bewegung. James scheuchte sie vor sich her und als sie vor dem Hauseingang standen, musste sie sich an der Wand festhalten, denn sonst wäre sie umgefallen.
    Der Destroyer beugte sich zu dem kleinen Steuerungspaneel runter und übermittelte den Eingangscode.
    "Willkommen daheim, James", erklang eine leise, männliche Stimme irgendwo über ihnen und Gisele hob verwundet den Kopf.
    "Hey, Alter." So hatte er die VI getauft, Lyn fand es zwar albern, aber mittlerweile hatte sie sich dran gewöhnt. "Das ist Gisele Fernandez, sie ist ein Gast." Ein breit gefächerter, grüner Scannerstrahl tastete die Assistentin von oben bis unten ab.
    "Biometrische Datenerfassung abgeschlossen. Willkommen, Ms Fernandez. Sie können sich innerhalb der Wohnung frei und sicher bewegen", bestätigte die VI.
    "Was ist DAS?", zeigte Gisele in die Richtung, aus der die Stimme kam.
    "Das Haus", entgegnete Trent achselzuckend und betrat durch die sich öffnende, dick gepanzerte Tür den Flur.
    Das Haus? Gisele lief dem Soldaten hinterher.

    Die Wohnung war modern ausgestattet und geräumig. Trotzdem entschuldigte sich Gisele, ohne sich umzusehen, und fragte, wo sie sich hinlegen kann. Wortlos deutete der Destroyer auf eins der Schlafzimmer und die Assistentin verschwand aus seinem Blick. James zog den Helm ab und warf ihn auf die Couch, steuerte die Küche an, holte eine gut gekühlte Wasserflasche aus dem Kühlschrank raus und trank, noch an der Küchenzeile stehend, die Hälfte mit gierigen Schlucken aus. Schon viel besser, diese Lauferei machte durstig. Er schraubte die Flasche zu, ging ins Wohnzimmer und ließ sich in das Sofa fallen, welches protestierend knirschte. Er fuhr sich durch die Haare und stand wieder auf. Er könnte ja mal zur Abwechslung die Panzerung ausziehen, fiel ihm ein. Unterwegs zu der Waffenkammer begann er die Oberkörperschalen aufzumachen, verstaute die Einzelteile in seinem Spind, streckte sich genüsslich, bis alle möglichen Sehnen laut knackten, und marschierte nur mit T-Shirt und Shorts gekleidet zurück ins Wohnzimmer. Er kramte in seinem Rucksack, holte eine schwarze Cargohose raus und zog sie an. Er setzte sich wieder hin, nippte an dem Wasser und dachte an Lyn. Schwing deinen Arsch hierüber, verdammt!

    ME-MPFRPG Charaktere:
    Aeona Grey, Infiltratorin
    Aurix Hellon, Ghost
    James TrenT, Destroyer
    ME-FRPG Charaktere:
    Nadeschda W. Sokolowa, mittlerweile Ex-Patientin der Asylum

  10. #1040
    ...Nun... Avatar von plasma13
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    "Wartet hier!", sagte Kahn, als die Vier draußen vor dem Gebäude waren, und die beiden Söldner verschwanden kurz hinter dem Haus. Nach ein paar Minuten hörten die beiden Soldaten das helle Heulen leistungsstarker Triebwerke und die beiden Söldner erschienen mit ihren Skybikes.
    Der Turianer sah zu dem Chief runter, zuckte mit den Schultern und meinte lakonisch: "Besser als laufen." Das schwarze, gemietete Skycar war weg.
    Kahn richtete sich auf seiner Maschine auf und richtete sich kurz seine Frisur.
    Grey verschränkte die Arme und legte den Kopf schief. Kahn war also eitel.
    "Wir werden einen kurzen Umweg fahren. Wir müssen da noch ein paar Sachen holen!", erklärte er grinsend und bedeutete Aeona mit einem Kopfnicken aufzusitzen.
    Hoffentlich meinte Kahn mit 'Sachen' Ausrüstung und Waffen, denn sie hatte keine Lust Trent zu erklären, warum sie alleine in der sicheren Wohnung aufkreuzte. 'Kahn hat es nicht geschafft' hörte sich, gelinde gesagt, merkwürdig an. Ach, was solls? "Also dann...", grinste sie zurück, "...zeig, was du drauf hast!"
    Flink schwang sich die drahtige Soldatin hinter dem Söldner auf das Bike und hielt sich an seinen Schultern fest, woraufhin Kahn ihre Hände nahm, um sie sich um die Hüften zu legen. Grey verdrehte die Augen, was er natürlich nicht sehen konnte, und schlang die Arme fester um ihn, vielleicht einen Tick zu fest. Kahn nickte noch kurz seinem Kumpel zu, bevor er Gas gab und rasch verschwand.

    "Na, Aurix!", begann Krom, "Komm schon, schwing deinen scheißgeilen Arsch hier rauf, oder willst du den Bus nehmen?"
    "Aber gerne doch", grinste Aurix breit, sprang auf das Bike und packte den Söldner in der Mitte, um sich festzuhalten. Die Bikes hatten die Gewohnheit, in den Kurven etwas unberechenbar zu sein - und wie es mit Kroms Flugkünsten stand, wusste der Turianer natürlich nicht. Sicher ist sicher. "Sag, wenn es zu fest ist..." Sein Grinsen wurde breiter und er fügte nach einer Sekunde hinzu: "...Mein Hübscher! Na los, worauf wartest du? Flieg schon los!"


    Raumdocks/ Ajax
    (Krom/ Hellon)

    Das Ajax war eine Kaschemme in der Nähe der Raumdocks und war schon immer eine schmierige Absteige gewesen, die Anlaufpunkt für Söldner, Tagelöhner und anderes fahrendes Volk war. Es ging dort schon vor Ausbruch des Krieges eher grob zu, doch seitdem Söldner und anderes Personal aus den Terminusgebieten ständig auf der Citadel waren, hatte sich die Kneipe zu einem noch gefährlicheren Ort entwickelt. Die neuen Gäste hatten nicht nur Durst, sondern auch ihre Verhaltensweisen aus den Terminusgebieten mitgebracht. Selbst die C-Sec ließ sich hier nur selten blicken und wenn, dann rückten sie massiv auf.
    Es hatte schon einmal ein Ajax auf der Citadel gegeben, doch nachdem dessen Besitzer ermordet worden war, hatte der Laden geschlossen.

    Krom ließ sein Skybike auslaufen und hielt vor dem Ajax. Gemeinsam mit Aurix stieg er ab und ließ kurz seinen Blick über die schlecht beleuchtete Szenerie schweifen. Links und rechts neben der Tür, über der der Name mit Leuchtreklame prangte und vor sich hinsummte, standen kleine Grüppchen zwielichtiger Gestalten, die leise miteinander redeten und die beiden Neuankömmlinge argwöhnisch beäugten. Die Gesichter der Männer und Frauen waren kaum zu erkennen und wenn, dann nur, weil die Glut von Zigaretten ein schwaches Licht auf die Gesichtszüge warf.

    Krom mahlte kurz mit den Zähnen und wandte sich an den Turianer.
    "Hör zu! Wir gehen da jetzt rein und... Und hoffentlich sind wir schnell wieder draußen. Tu mir einen Gefallen und versuch...", musterte er den Ghost und knirschte hörbar mit den Zähnen, "...versuch einfach nicht...", überlegte Krom, "...versuch dich nicht provozieren zu lassen! Wir sind hier nicht in einer vornehmen Kneipe auf Omega, Ratsjunge! Hier gelten die Regeln der echten Terminusgebiete!" Er sah dem Turianer direkt in die Augen und klopfte ihm schließlich aufmunternd gegen die Schulter, bevor er das Ajax betrat.
    Der Ghost rollte mit den Augen: "Du redest zu viel. Ich benehme mich schon." Er haute Krom ordentlich auf den Rücken und folgte ihm. Dass ihm Terminusgebiete bestens bekannt waren, musste der Söldner ja nicht wissen. Aurix war schon mehrmals in den etwas zweifelhaften Genuss des Besuches so einer Kneipe gekommen - einmal sogar unfreiwillig. Er lächelte schief, als die Erinnerung langsam auftauchte, aber weiter kam er nicht, denn sie standen schon mitten in dem Hauptraum.

    Die Frage, die sich nun so manchem stellte war: Was unterschied eine echte Söldnerkneipe von anderen?
    Die Unterschiede waren subtil und steckten eher im Detail. Der offensichtlichste Unterschied war bereits an der Eingangstür, es gab keinen Türsteher. An und für sich war jeder willkommen, man war aber auch für seine eigene Sicherheit verantwortlich. Wie in den Terminusgebieten üblich, musste man sich selbst helfen, wenn man in Schwierigkeiten geriet.
    Ein weiterer Unterschied war, dass Söldnerkneipen in der Regel ruhig waren. Die Söldner kamen hierher um zu entspannen, nur manchmal ging es hier laut und heftig zu, dann, wenn die Söldner feiern wollten.
    Generell galt hier: Alles kann - nichts muss! Was auch der größte Unterschied zu den Bars und Kneipen auf Omega war. Es gab keine Regeln, keinen ungeschriebenen Codex oder Verhaltensweisen. Gut möglich, dass man einen schönen Abend in solchen Kneipen verbringen konnte, aber genauso möglich war es, dass man ohne irgendeinen Grund erschossen wird und zwar nur, weil irgendjemand anders gerade dazu Lust hatte.
    Mindestens eine Gemeinsamkeit gab es aber zu den Bars auf Omega: Soldaten aus dem Ratsgebiet, auch Reguläre genannt, waren nicht willkommen.

    Die Spelunke war angenehm warm beleuchtet, nicht zu dunkel, aber auch nicht zu grell. Musik ertönte aus ein paar Lautsprechern, die an der Decke befestigt waren.
    Im krassen Gegensatz dazu waren die Wände schon eher geschmückt. Eine Wand war über und über mit Fotos, Gekritzel und sehr vielen Zetteln zugekleistert. Mal waren es Nachrufe an Tote, mal festgehaltene Erinnerungen an besondere Ereignisse oder Erlebnisse. An einer anderen hingen einige Dartscheiben in verschiedenen Ausführungen und Größen.
    Gegenüber der Eingangstür befand sich der Tresen, vor dem Barhocker und dahinter eine große Auswahl an günstigen Spirituosen standen. Der Bereich links von der Tür war frei, lediglich eine Musikbox und eine leicht erhöhte Bühne, auf der einige Musikinstrumente standen, fielen dort einem ins Auge. Rechts der Tür waren zahlreiche Stuhl- und Tischkombinationen.
    In der Kneipe waren lediglich etwa zwanzig Personen, die in kleinen Grüppchen zusammen an den Tischen oder am Tresen saßen. Einige blieben auch für sich. Hinter dem Tresen stand ein mürrisch aussehender Barkeeper, der gerade dabei war die Zapfhähne zu reinigen und sich ein Küchentuch über die Schulter geworfen hatte.
    Es fiel einem sofort ins Auge, dass keiner der Anwesenden Rüstung trug oder offensichtliche Waffen. Offensichtlicher dagegen war aber, dass alle Anwesenden den Söldner und den Turianer streng im Auge behielten.
    Als der Barkeeper den gerüsteten Turianer sah, schüttelte er lediglich warnend mit dem Kopf, wobei er den Ghost eindringlich ansah.
    Aurix zuckte mit den Schultern, zog den Helm ab und schaute sich um. Die Kneipe war eben eine Söldnerkneipe, nichts Besonderes. Eigentlich war an jedem derartigen Schuppen nur interessant, wo man etwas zu trinken bekam, alles andere war zweitrangig. Der Turianer ließ unbeteiligt den Blick über die anwesenden Söldner schweifen, deren Reaktion ziemlich vorhersehbar war: Soldaten waren immer unwillkommene Gäste. Das war nichts Neues. Er sah zu seinem Begleiter. Warum sie hier waren, hatte Krom ihm nicht verraten und für Fragen blieb jetzt keine Zeit. Also musste er einfach abwarten, was kommt.
    Krom schob seine Basecap etwas weiter in den Nacken, als ihm eine kleine Gruppe von drei Turianern auffiel, die um die Jukebox herumstanden.
    Stimmengewirr war aus der Ecke zu hören und schließlich konnte Krom einen vierten Turianer, eine Turianerin, erkennen, die auf der Jukebox saß und sich deutlich zu amüsieren schien, und tatsächlich trug sie einen Zylinder.
    Ihr Blick traf seinen und kurz verengten sich misstrauisch die Augen, bevor sie sie euphorisch aufriss.
    Die Turianerin trug neben dem schwarzen Zylinder eine Tarndruckhose, Stiefel, unauffälliges Top und darüber eine Jacke. Sie schwang sich von der Jukebox und ging zielstrebig auf Krom zu.
    "DIE GENTLEMEEEENNNNNN!", rief sie überschwänglich und breitete die Arme aus.
    "DIE GENTLEMEEENNN!", rief Krom zurück und machte eine übertriebene Verbeugung, welche die Turianerin erwiderte, wobei sie dabei fast den Zylinder verlor. "Is nen Insider!", raunte er dem Turianer zu.
    Aurix Augenplatten hoben sich zweifelnd nach oben. Er verschränkte die Arme vor der Brust, legte den Kopf schief und schaute sich das Theater, welches Krom und die Turianerin veranstalteten, an.
    Sie packte Krom und begann ihn leidenschaftlich zu küssen. Sie presste ihren Mund so fest gegen seinen, dass es wehtat. Krom erwiderte den Kuss, und drückte sie, mit einer Hand an ihrer Hüfte und mit der anderen an ihrem Hintern, noch fester gegen sich. Die drei Turianer an der Jukebox sahen dem Ganzen mit einer Mischung aus Verwunderung und Missgunst zu.
    Gerade wollte Aurix Krom vorschlagen, dass sich der Söldner vielleicht ein Zimmer nehmen soll, und er trinkt so lange das ein oder andere Bier in diesem wunderbaren Etablissement, aber die beiden hörten wohl langsam mit dem gegenseitigen Besteigen auf und ließen schließlich voneinander ab.
    "Ich liebe menschliche Männer!", verkündete sie, leckte sich über die Mandibeln und packte Kroms Gesicht mit beiden Händen. "Mit eurer weichen Haut und eurem Fell auf dem Kopf und im Gesicht!"
    Jetzt grinste Aurix. Der Söldner sah etwas mitgenommen aus.
    Als Antwort leckte sich Krom nur kurz über seine blutigen Lippen. Schmerzhaft war er daran erinnert worden, dass Turianerinnen auch immer blutige Zungen, Lippen, etc. bedeuteten.
    "Was machst du hier? Ich dachte, du würdest den Krieg genießen?", fragte sie und ließ von ihm ab.
    "Die Arbeit bringt mich her, Pedia", antwortete Krom und nickte in Aurix Richtung.
    "Arbeit? Ohne deinen Lebensabschnittsgefährten?", lächelte Pedia süffisant und sah kurz zu Aurix.
    Krom sah Pedia für einen Moment scharf an: "Der arbeitet auch. Springt Gravok hier irgendwo rum?"
    "Glaub schon. Müsste grad auf dem Klo sein", antwortete sie, wobei sie den Ghost nicht aus den Augen ließ. "Was willst du denn von ihm?"
    Aurix verengte leicht die Augen. Was starrte ihn die Frau so an?
    "Den Scheiß-Schlüssel!"
    "Den wird er dir nicht so einfach geben", warnte ihn die Söldnerin.
    "Ich denke schon, ich werde ihn ganz lieb darum bitten!" Kroms Gesicht wurde ein Tacken ernster.
    "Hat dein süßer Freund hier auch einen Namen?", wechselte Pedia das Thema.
    Krom sah kurz von Pedia zu Aurix und zurück. Für turianische Verhältnisse war Pedia weder besonders hübsch noch hässlich, hatte aber für einen Söldner eine ganz angenehme Ausstrahlung.
    Krom brummte verstimmt und ging zielstrebig zu den Toiletten.

    Für einen Moment blickten Pedia und Aurix noch dem Söldner nach, bevor sich die Turianerin vorstellte.
    "Hi, ich bin Pedia", zwinkerte sie dem Ghost zu.
    "Aurix", antwortete der Angesprochene reserviert.
    "Was bringt so einen hübschen Legionär wie dich hierher?", fragte sie weiter und strich mit der Hand über das Verbandsabzeichen der Legion.
    Der Turianer schaute auf ihre Hand und dann wieder hoch: "Das geht dich nichts an." Er drehte sich von der Frau weg. Söldnerinnen waren schlimmer als ihre männliche Variante... Er stoppte, als sie seinen Arm überraschend kräftig festhielt, und sah argwöhnisch zu der Frau, deren Gesichtsausdruck nun jede Form von Humor verloren hatte.
    "Hör zu, ich weiß nicht, wer du bist, aber ich glaube, du bist ein ganz netter Kerl. Deswegen will ich nur sicher gehen: Du weißt schon, wer das ist?", fragte sie und blickte zu der WC-Tür, durch die Krom verschwunden war.
    "Ich kenn die Akte", antwortete Aurix trocken.
    Pedia lachte humorlos auf: "Akte? Als ob die Terminusgebiete für ihre strenge Aktenführung bekannt wären. Hör zu, in den Akten steht lediglich die Hälfte!"
    Aurix riss sich los. "Was willst du von mir?", zischte er die Frau an.
    Sie begann wieder zu lächeln und übermittelte ihm ihre Nummer. "Sagen wir so, wenn du mich mal anrufst und mich einlädst, dann verrat ich dir was über die beiden!", abwartend sah sie Aurix an.
    Der Ghost trat etwas näher an sie heran, beugte sich runter und schnurrte ihr entgegen: "Wieso verrätst du es mir nicht jetzt, hier und auf der Stelle, hm?"
    Die Söldnerin lächelte breiter und murmelte: "Mmm... Fast könnte ich schwach werden, aber... nein. Krom taucht bestimmt gleich wieder auf." Sie fuhr mit der Hand über seine Brustpanzerung.
    Aurix schnaubte verächtlich, ließ sie stehen und entfernte sich einige Schritte in Richtung der Theke. Wahrscheinlich hatte sie überhaupt nichts zu sagen und wollte ihn bloß anmachen.
    "Wusstest du, dass die beiden schon mal im Knast saßen?"
    Aurix hielt inne und drehte sich zu der Söldnerin um.
    "Wo, weiß ich nicht, aber beide saßen ein paar Monate, bevor sie ausbrechen konnten!"
    Er musterte erneut die Söldnerin, eindringlicher diesmal.
    "Wie gesagt, ruf mich doch mal an", schlug die Söldnerin vor, bevor sie ein kurzes Stück rückwärtsging ohne Aurix aus den Augen zu lassen, um sich dann vollends wieder den drei Turianern an der Jukebox zu widmen.
    Der Ghost blickte ihr nachdenklich hinterher. Einen Gefängnisaufenthalt hatte James nicht erwähnt.

    Krom kam wieder von der Toilette zurück, es war offensichtlich, dass er aufgebracht war, und er rieb sich seine Knöchel. Es wurde an der Zeit von hier zu verschwinden, bevor die anderen Söldner in der Kneipe herausfanden, dass Aurix allein war. Der einzige Grund, warum der Turianer noch nicht angemacht wurde war, dass die Söldner dachten, dass noch weitere Legionäre irgendwo warteten. Doch lange würde es nicht mehr dauern, bis die Söldner von selbst darauf kämen, dass Aurix allein auf weiter Flur war und sich weit aus dem Fenster gelehnt hatte.

    "Und Hübscher, hast du Gravok gefunden?", fragte Pedia, als Krom auf sie zukam.
    "Ja!", antwortete Krom. "Der Typ hat nen ganz schönen Schädel!"
    "War er wieder besoffen oder wie?", fragte die Turianerin nach.
    "So in etwa!" Vor Kroms innerem Auge lief erneut ab, wie er den Kopf des Batarianers immer wieder so heftig gegen die Kloschüssel schmetterte, bis diese zerbrach.
    "Du willst schon gehen?", fragte Pedia enttäuscht, als Krom in Richtung Tür ging. "Ich dachte, du bleibst noch ein bisschen! So wie früher!"
    Krom blieb erst gar nicht stehen, sondern ging an der Turianerin vorbei, wobei er Aurix mit einem Kopfnicken aufforderte, ihm zu folgen.
    Der Ghost lief dem Söldner hinterher, wendete allerdings noch kurz den Kopf zu der Turianerin und musterte die Frau. Wusste sie wirklich etwas? Natürlich glaubte er ihr kein Wort, aber wenn an ihrer Behauptung etwas dran sein sollte, dann sollte er dem vielleicht nachgehen... Er verlor fast den Anschluss zu Krom, der wohl bekommen hatte, was er wollte, und es auf einmal ziemlich eilig hatte, und schloss zu dem Söldner auf.
    "Jaja! Früher war alles besser", antwortete Krom. Es tat ihm schon ein wenig Leid, Pedia einfach so stehen lassen zu müssen. Sie sah zwar nicht danach aus, aber sie hatte eine schöne Gesangsstimme und zu dritt hatten sie schon so manche Nacht durchgemacht. Sie am Mikrophon und die beiden Söldner an den Instrumenten. Gemeinsam mit Aurix verließ er die Kneipe.

    "Hey, schickes Bike!", wurden sie außerhalb angequatscht, als die beiden Schicksalsgefährten auf das Skybike stiegen. Krom ignorierte die anderen Söldner, die sich anschickten, sich langsam zu nähern.
    "Ihr seid ja wirklich ein hübsches Pärchen!", fing ein anderer Söldner an.
    Aurix sah die Männer an, zog er den Helm über und tippte an Kroms Schulter. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt zu verschwinden.
    Mit einem Heulen startete das Bike, und Krom starrte nun direkt die anderen Söldner an und grinste übertrieben. "Danke!", presste er hervor und fuhr dann rasant los, wobei die anderen Söldner zur Seite springen mussten, um nicht umgefahren zu werden.


    Söldnerunterkünfte
    (Kahn/ Grey)

    "Na, kick mal einer an! Wat hamer denn da?", fragte der Mann, der den Zugang zur Söldnerkaserne regelte.
    Der gesamte Söldnerverband war in einem ehemaligen Asylbewerberheim untergebracht, oder eher zusammengepfercht. Das Tor, an dem der Zugang zum Gelände lag, wurde um diese Zeit von einem kleinen Team bewacht. Der Söldner am Tor steckte in einem schwarzen Regenponcho, sodass sein Gesicht unter der dunklen Kapuze lediglich zu erahnen war. Mit einer Taschenlampe leuchtete er in die Gesichter der beiden Schicksalsgefährten und war doch recht erstaunt eine Allianzsoldatin hier zu sehen.
    "Lass das gefälligst!" Aeona kniff irritiert die Augen zusammen, als der Idiot sie blendete. Das Visier verdunkelte sich automatisch. "Noch nie 'ne Soldatin gesehen?"
    Zwar wedelte Kahn schon die ganze Zeit über mit seiner ID-Karte, die ihn als Mitglied des Söldnerverbandes auszeichnete, doch der Pförtner zeigte mehr Interesse an Aeona.
    "Lass doch mal dein hübsches Gesicht sehen!", forderte der Pförtner die Frau auf.
    Grey seufzte lang gezogen. Immer das Gleiche, die meisten Typen hatten ihr Gehirn zwischen den Beinen. Bevor sie etwas erwidern konnte, eilte ihr ihr Begleiter zur 'Hilfe'.
    "He, Schwachkopf!", fing Kahn aufgebracht an. "Mach jetzt das Scheißtor auf!"
    "Oder was?", konterte der Pförtner.
    Kahns Stimme wurde zu einem Flüstern: "Irgendwann komm ich hier wieder rein, irgendwann muss ich wieder hier rein, und dann finde ich dich und tu dir weh!"
    Jetzt musste Grey doch schmunzeln, der Söldner war leicht aus der Fassung zu bringen. "Immer mit der Ruhe, Kahn", murmelte sie, schob das Visier hoch und blickte den Pförtner direkt an. "Zufrieden? Mehr gibt es für dich nicht zu sehen."

    Der Pförtner ließ sie schließlich doch noch passieren, und vor einem der großen Wohnblöcke hielten sie dann.
    Vor dem Eingang stand eine Gruppe Menschen, keiner der Männer und Frauen, die dort standen, war auch nur einen Tag älter als sechzehn, höchstens siebzehn oder achtzehn.
    Die Infiltratorin blickte hoch, das Haus könnte eine Renovierung vertragen - obwohl es wahrscheinlich billiger wäre, es komplett abzureißen und neu zu bauen. Die kleine Truppe Jugendlicher, die davor herumlungerte, wurde augenblicklich auf sie aufmerksam. Typisch, sie ließen sich keine Gelegenheit entgehen, Ärger zu machen, lag wohl an den überschäumenden Hormonen... Einfach nicht beachten.
    "Hey, Baby, wohl verlaufen, oder willst du hier mal bei richtigen Kerlen abhängen?" Natürlich schossen sie sich sofort auf die Allianzsoldatin ein. Die kleine Gruppe ignorierend betraten die beiden das Gebäude, wobei sie das Gelächter der Halbstarken noch ein wenig verfolgte.
    Im Gebäude selbst war außer den Echos von dumpfen Bässen, die aus den Stockwerken über ihnen zu kommen schienen, nichts zu hören. Über eine Treppe gelangten sie in den Keller und zu den Waffenkammern.
    Der lange Flur, der sich vor ihnen erstreckte, roch nach billigem Linoleum und Waffenöl. Links und rechts lagen gesicherte Türen, die in diverse Waffenkammern oder Lagerräume führten.
    Vor einer dieser Türen machten sie halt. Nun hieß es warten, warten darauf, dass Krom mit dem Schlüssel aufkreuzte.
    Die Tür gegenüber war offen und leise Musik ertönte aus der anderen Waffenkammer.
    Die Soldatin schaute sich um: unzählige, verschlossene Türen gingen von dem Flur, der menschenleer war, ab. Sie zuckte mit den Schultern - diesmal gab es fast keine Schmerzen -, lehnte mit dem Rücken an die Wand und verschränkte die Arme.

    Kahn lehnte sich entspannt gegen die Wand und zündete sich eine Zigarette an. Es waren salarianische, die im Gegensatz zu menschlichen nicht rund sondern rechteckig waren.
    "Willst du deinen Helm die ganze Zeit auf lassen? Glaub mir, so wie sich der Große angehört hat, werden wir noch lange genug die Angstmütze anhaben!"
    Der Große? Damit meinte er wohl Trent. Sie atmete tief durch, denn der Söldner dürfte leider Recht haben, zog den Kopfschutz ab und befestigte ihn am Gürtel. "Besser?", fragte sie ironisch.
    Kahn kniff die Augen etwas zusammen, atmete tief ein, und lümmelte sich noch etwas mehr an die Wand, ganz so, als ob er sich in eine wärmende Decke kuscheln würde. Er genoss den Anblick der braunen Augen.
    Sie runzelte kurz die Stirn, denn der Söldner benahm sich eigenartig.
    Er neigte den Kopf etwas zur Seite und musterte seine Begleitung: "Was macht die Schulter?"
    "Danke, tut nur noch ein bisschen weh, nicht erwähnenswert", entgegnete sie schief lächelnd und betrachtete Kahn eingehend. "Du musst da rein, schätze ich, hm?", deutete sie mit einem Kopfnicken die Tür an, ohne den Söldner aus den Augen zu lassen. "Soll ich nachhelfen?", zog sie bedeutungsvoll eine Augenbraue hoch.
    Kahn lehnte sich etwas zur Seite und schielte in die offene Waffenkammer, ohne aber was Interessantes zu sehen.
    "Nein", antwortete er lächelnd. "Wir warten auf Krom. Oder bis ich die Geduld verliere. Je nachdem, was zuerst eintri..." Eine Haarsträhne, die sich auf Aeonas Gesicht verirrt hatte, lenkte ihn ab. Kurz presste er die Lippen aufeinander und machte ein ernstes, angestrengtes Gesicht. Er schnippte die Kippe weg, stieß sich von der Wand ab und ging auf Aeona zu.
    Ihr Lächeln wurde immer kleiner, je näher er kam, und als er vor ihr stand, war es vollständig verschwunden. Sie richtete sich auf und wollte aus einem Impuls heraus ihre Hand auf den Pistolengriff legen, aber sie tat es nicht, sondern ließ die Arme locker an den Seiten hängen.
    "Du hast da..." Er streckte die Hand aus, ließ sie aber dann doch sinken. Stattdessen ergriff er ihre Hand.
    Sie blinzelte, als sich Kahns Hand unverrichteter Dinge wieder senkte, und blinzelte gleich nochmal, als der Söldner ihre Hand in seine nahm. Unbewusst schob sie mit der freien Hand die ungehorsame Haarsträhne hinters Ohr.
    Er legte ihre Hand in seine, umschloss sie mit seiner anderen Hand bevor er seine eine Hand wieder wegnahm, um ihre Hand, die im gepanzerten Handschuh steckte, zu betrachten.
    Aeonas Gesichtsausdruck stellte eine Mischung aus Verwunderung und Zweifel dar. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und schloss ihn wieder, weil sie nicht wusste, was sie sagen soll.
    Etwas lieblos begann er damit, ihre Handreflexzonen zu massieren und vermied es dabei, ihr in die Augen zu sehen.
    "Ich...", begann er. "Ich würde jetzt gern da weitermachen, wo wir vorhin aufgehört haben!" Er sah ihr wieder in die Augen.
    Etwa eine halbe Minute schaute sie den Söldner stumm an, bevor sie langsam ihre Hand aus seiner zurückzog. Sie sah zum Boden, nein, wollte sie, aber er versperrte ihr die Sicht, also blickte sie zur Seite und schüttelte mit dem Kopf. "Kahn...", fing sie leise an und hielt inne. Sie sah ihn an, runzelte die Augenbrauen und meinte noch leiser: "Das... Das ist keine gute Idee."
    Wieder wanderte ihr Blick nach unten, genauer gesagt kam er irgendwo mittig auf seiner Brust zum Ruhen. Sie kaute unschlüssig auf der Unterlippe, bevor sie gerade noch hörbar meinte: "Du spielst doch bloß mit mir..."
    Kahn lachte kurz nasal auf. "Ein Spiel...", wiederholte er leise und entfernte sich einen Schritt von Aeona. "Ein Spiel?", musterte er die Soldatin kurz und fing dann kurz an lauthals zu lachen.
    Sie starrte ihn finster an, ohne etwas zu sagen.
    "Ach, komm schon! Hör auf, mich zu verarschen!" Er schüttelte leicht den Kopf. "Ich glaube eher, du spielst mit mir! Ich nehm dir nicht eine Sekunde diese Nummer des kleinen, schüchternen Mädchens ab. N-Programm, Schlächternagel im Hirn... Nie im Leben!" Er schüttelte erneut mit dem Kopf. "Hinter dieser...", deutete er grob mit einer kreisenden Bewegung auf Aeona, "...Fassade bist du ein Killer! Genau wie ich." Kurz ließ er die Worte wirken.
    Du hast ja keine Ahnung, was ich bin, wollte sie sagen, hörte ihm aber stattdessen zu. Was hätte es auch gebracht? Ihn interessierte nur eine Sache, wie er weiter in aller Deutlichkeit ausführte.
    "Aber ich schweife ab! Ich will nicht mit dir spielen, ich will mit dir Sex haben! Denn eines habe ich im Leben gelernt: Es braucht nur ein...", schnippte er mit den Fingern, "...und du bist tot! Also warum sollte ich nicht versuchen, jeden Moment zu nutzen? Du bist hübsch, Aeona, und ich wäre doch ein Idiot, wenn ich da nicht meinen Hut in den Ring werfen würde."
    Kahns Worte bewirkten, dass sich ihre Fäuste krampfhaft und unwillkürlich zusammenschlossen. Bei unserem Scheißjob können wir schon morgen tot sein! Sie hörte die tiefe, leicht vibrierende Stimme und die wütenden Worte so klar und deutlich im Kopf, als würde er neben ihr stehen, was absolut nicht möglich war, weil das, was von ihm übrig blieb auf Palaven begraben wurde. Was vor seinem Tod passierte... Keine Sekunde hatte sie ihre Entscheidung bereut. Dieser verdammte Söldner... Sie konnte Kahn nur noch reglos anstarren - weil er Recht hatte, mit allem, was er von sich gab.
    "Bevor du jetzt was sagst, will ich noch eines loswerden: Mir geht es nicht darum, dich flach zu legen und dann damit zu protzen, oder dich irgendwie demütigen zu wollen. Viel eher..." Er suchte nach den richtigen Worten. "...Wenn du morgen sterben würdest - was in Anbetracht der Umstände gar nicht so abwegig ist -, würdest du es dann nicht bereuen, nicht noch einmal Leidenschaft, echte Begierde gespürt zu haben? Den salzigen Schweiß eines anderen zu schmecken, berührt zu werden, jemanden zu spüren. Ein anderes Herz zu hören, ganz nah zu spüren..." Er hätte gerne den Abstand zu Aeona verringert während er sprach, hielt sich aber zurück - noch.
    "Fremde Lippen auf deinen, Hände, die mal suchend, mal fordernd dich berühren und deinen Körper zu erforschen scheinen. Wie der Atem schneller wird, die Pupillen sich weiten, gepresste Worte, die kaum hörbar ausgestoßen werden bis zum ultimativen Klimax, wo du glaubst, deine Muskeln müssten gleich reißen!"
    Er breitete die Arme aus und ging auf Aeona zu und blieb schließlich einen Schritt vor ihr stehen. "Das ist es, was ich von dir will! Diesen Moment mit dir zu teilen. Wir sind keine Reaper, Aeona, wer seinen Trieb verleugnet, der verleugnet seine Menschlichkeit!" Er sah sie abwartend an und ließ sein letztes Argument unausgesprochen. Aeona kannte es sowieso. Wer wusste schon, wie viel Zeit ihr blieb, bevor das Cerberusimplantat sie in ein blutrünstiges Ungeheuer verwandelte, dass nur noch Zorn, Hass und Mordlust empfinden konnte?
    "Verrat mir doch mal was! Wie lang ist es bei dir schon her?"
    Während er sprach, senkte sie den Kopf und betrachtete ihn durch den dunklen Vorhang aus Haaren hindurch. Sie hatte ihn nicht mehr aus den Augen gelassen, seitdem er anfing zu reden.
    "Viel zu lange...", antwortete sie heiser. Kurz dachte sie an grüne, leicht schuppige Haut und die schwarzen, undurchdringlichen Augen in der viel zu warmen Wohnung auf Omega nach, dann packte sie mit beiden Händen Kahns Jacke am Kragen, zog den Mann zu sich runter und küsste ihn. So heftig, dass ihre Zähne aneinander stießen. Sie prallten beide gegen die Wand, als sie sich an ihn drückte und ihn aus dem Gleichgewicht brachte.
    Ungeduldig befreite sie den Söldner von der Jacke, die sie einfach achtlos fallen ließ, und biss ihm leicht auf die Unterlippe, als sie sich von ihm kurz löste, um über seine Schulter in den gegenüberliegenden, offenen Raum zu blicken.
    "Was ist da drüben?", murmelte sie Kahn ins Ohr.

    Sie presste ihren Mund so hart gegen seinen, dass es wehtat. Es war genau nach dem Geschmack des Söldners. Leidenschaft so heftig, so heiß, dass es wehtat, wehtun musste!
    Er schlang seine Arme um die Soldatin und drückte sie eng an sich.
    Wie Feuer..., schoss es ihm durch den Kopf.
    "Vergiss da drüben!", antwortete er gepresst, bevor er seine Jacke aufhob und Aeona an der Hand hinter sich herzog. Er wusste wohin!
    "Hoffentlich ist es nicht allzu weit", meinte sie und lächelte verschmitzt, als er sich nach der Jacke bückte. Nett, konnte sie noch denken, da packte Kahn sie schon und zerrte sie mehr oder weniger hinter sich her, fast schon rannte er. Weit war es tatsächlich nicht. Der Söldner drehte sich um und zog sie zu sich. Sie fielen förmlich in die Tür hinter ihm, weil er sie so heftig an sich drückte, dass sie den Bodenkontakt verlor und sich an ihm festhalten musste. Die Tür der Stube schwang kraftvoll auf und die beiden stolperten fast schon wie Betrunkene in das Zimmer. Mit dem Fuß schaffte Kahn es, die Tür zuzuschlagen, während er einfach nicht genug von dieser Frau bekam.
    Eng umschlungen hinterließen sie auf dem Weg zum Bett eine Spur aus Kleidern und Rüstungsteilen.
    Zum Bett schafften sie es nicht, denn Aeona stoppte urplötzlich. Sie müsste ihn küssen, jetzt sofort - und sie tat es auch. Die Lippen des Söldners öffneten sich bereitwillig, sie schmeckte seine Zunge in ihrem Mund, auf ihren Zähnen, überall eigentlich. Er biss ihr spielerisch in die Zunge, woraufhin sie sich in seine Haare krallte, und sie fielen beide auf die Knie. Mit zitternden Händen streifte sie ihm das T-Shirt über den Kopf, strich mit den Fingerspitzen über die Narben und die Tattoos auf seiner Brust, ihre Hände rutschten tiefer und nestelten an seiner Hose herum.
    Er ergriff ihr eng anliegendes Funktionsunterhemd und stülpte es Aeona über den Kopf. Als das Hemd ihre Nase passiert hatte und noch immer die Augen verdeckte, hielt er mit sanfter Gewalt ihre Arme fest und küsste sie leidenschaftlich. Sein Mund ging auf Wanderschaft und liebkoste ihren Hals, bevor er sich ihr entzog.
    Blind spürte sie seine Nähe und schob ihren Mund vor, nur um ins Leere zu treffen. Er näherte sich abermals mit seinen Lippen, und wieder ging sie leer aus, bevor er die Farce beendete und ihr endgültig das Hemd abstreifte. Gekonnt zog er sie an sich und während ihre Lippen erneut verschmolzen, öffnete er ihren Sport-BH.
    Sie spürte seinen warmen Oberkörper, seine Hände auf ihrem Rücken, seinen Mund auf ihrem - aber es war einfach nicht genug. Sie tastete nach den Verschlüssen der Beinpanzerung und begann sie aufzumachen, da drückte er sie sachte zu Boden und half ihr dabei.
    Sein Herz schlug stark gegen seine Brust. Sein Atem ging stoßweise, und was in seinem Kopf vorging, war kaum zu erklären.
    Die letzten Rüstungsteile flogen achtlos in den Raum. Während sich Aeona mit gerötetem Gesicht und schnellem Atem ihres letzten Kleidungsstückes entledigte, tat Kahn es ihr gleich und streifte seine Hose herunter.
    Ihr hungriger Blick schweifte über seinem durchtrainierten Körper, verweilte etwas länger zwischen seinen Beinen, bevor sie ihm wieder in die Augen sah, und da beugte er sich wieder zu ihr herunter und sie hob erwartungsvoll ihr Becken leicht an.
    Kahn war ein erfahrener Liebhaber und hatte in dieser Hinsicht hohe Ansprüche an sich selbst.
    Aeona sah etwas enttäuscht aus, als er wider Erwarten mit seinen Lippen Küsse auf ihren flachen Bauch hauchte. Noch enttäuschter war sie, als er sich mit seinen Küssen nach oben vorarbeitete.
    Als er schließlich an ihrem Hals angekommen war, packte sie ihn erneut. Diesmal waren die Küsse nicht so heftig, sondern eher leidenschaftlich. Ihre Hände berührten seinen Nacken, fuhren langsam den breiten Rücken runter - auch hier spürte sie Verhärtungen, die nur von Narben stammen konnten -, rutschten noch tiefer, und plötzlich löste sie den Kuss auf: "Stimmt etwas nicht?"
    Er sah ihr tief in die Augen und strich ihr durch die Haare. Er genoss das Gefühl, wie ihre Haare durch seine Finger glitten. Seine Hand fuhr durch die unordentliche Mähne und fand ihren Weg über ihr Ohr und ihren Hals zurück.
    "Entspann dich! Lass dich gehen!", hauchte er ihr zu, bevor er ihren Mund mit seinem verschloss und dann mit seinem Kopf wieder verschwand. Seine Nasenspitze streifte an ihrem Brustbein entlang, entlang ihres Bauches und noch tiefer. Er küsste die Innenseiten ihres Oberschenkels entlang in Richtung Hüfte, während seine freie Hand suchend Aeonas Körper jenseits des Bauchnabels erkundete und schließlich auch das Gesuchte fand.
    Ihr schoss nur durch den Kopf, dass sie genug Zeit vergeudet hatte, aber sie sagte es nicht laut, weil der Söldner endlich dort angekommen ist, wo er hin sollte. Sie bog den Oberkörper durch, ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie seinen Mund spürte, und seine Hand, die mal hier, mal dort über ihre Haut strich, schien aus Feuer zu bestehen - zumindest fühlte sie sich so an, als sie sich um ihre Brust schloss. Sie stöhnte auf und ihr Atem wurde schneller, als er mit seinen Lippen die heiße Nässe liebkoste. Immer wieder schob sie ihm ihr Becken entgegen und krallte sich mehr als einmal in seinen Haaren fest.
    Zu seinen Lippen gesellten sich nun seine Zunge und eine Hand. Ihr Aufstöhnen wurde durch eine spürbare Kontraktion ihrer Muskeln begleitet.
    Ihre Beine schlossen sich hinter seinem Rücken, ohne dass sie es bewusst wahrnahm, so, als wollte ihr Körper ihn nicht mehr entkommen lassen. In ihrem Kopf überlagerten sich unzusammenhängende Bilder, fügten sich zu einem Mosaik aus nackten Leibern zusammen - und sie gab die Kontrolle auf. Seine geschickte Zunge und die Hand verdrängten jegliche störende Gedanken. Es war wie eine Befreiung.
    Er schielte zu ihr auf. Er genoss es, wie sie mit geschlossenen Augen, den Kopf leicht schief haltend, anfing stoßweise zu atmen. Seine freie Hand war noch immer damit beschäftigt, den Rest ihres Körpers zu genießen. Ein wenig Druck hier, ein Zupacken dort und dazwischen noch eine Zärtlichkeit, je nachdem, wo es eher passte.
    "Nicht... nicht aufhören...", flüsterte sie so leise, dass er es unmöglich hören konnte, und drückte seinen Kopf fester gegen ihren aufgeheizten Unterleib. Das nächste Wort ging in ein lang gezogenes Stöhnen über, als er genau die richtige Stelle traf. Sie begann zu zittern. Unverständliche, fordernde Worte verließen stoßweise ihren Mund. Ihr Atem wurde schneller. Kahn entzog sich ihr, richtete sich auf. Sie schlug die Augen halb auf, als er aufhörte, und sah ihn zwischen ihren Beinen knien, die sie in gespannter Erwartung weit öffnete. Seine Finger bohrten sich in sie ein, irgendwo zwischen der Hüfte und den Oberschenkeln.
    Er sog ihren betörenden Duft tief ein, bevor er, ihr ein Lächeln schenkend, seine Hüfte vorschob.
    Aeona zog scharf die Luft ein, als Kahn anfing - lächelte dennoch gleichzeitig zurück, weil sie nicht anders konnte. Der Söldner war... Fieberhaft suchte sie nach einem passenden Vergleich. Ja, das war gut: er war wie Honig. Schwer und fast schon unerträglich süß, hinterließ noch lange einen rauen und angenehm scharfen Nachgeschmack auf der Zunge. Sie liebte Honig... Und als er jetzt anfing, behutsam, Stück für Stück vorzugehen, da zerfloss sie förmlich - wie der eben erwähnte Honig -, denn der Söldner war kein sechzehnjähriger Bengel mehr, dessen Verhalten egoistisch war und eher einer Nähmaschine glich. Nein - einfühlsam ging Kahn vor, er zog sich auch mal zurück, bevor er weiter vordrang. Schließlich verharrte er, sein Becken zur Gänze an ihres gepresst.
    Ihr Blick traf seinen. Die Welt, nein, das Universum schien in diesem Moment nur aus diesem Raum zu bestehen und sie waren die einzigen Lebewesen darin.
    Sie blinzelte und öffnete leicht den Mund, weil die Zeit stehen geblieben ist. Sie sah, wie sich Kahns Pupillen weiteten. Ihr war so heiß, aber es war der Söldner in ihr, von dem die größte Hitze ausging, er glühte. Langsam begann er sich zurück zu ziehen, nur um dann wieder sein Becken an ihres zu pressen. Er konzentrierte sich ganz auf Aeona und das Gefühl. Er nahm ihre Hand, legte sie auf seine Brust und die Soldatin spürte das Hämmern seines Herzens. Immer wieder variierte er. Er spielte mit Tempo, Stärke, Winkel und entzog sich ihr sogar ein paar Mal zur Gänze, nur um von außerhalb Akzente zu setzten. Sie umschlang seine Hüfte mit ihren Beinen und presste ihn so noch enger an sich, und passte sich seinem recht unsteten Rhythmus an und ließ ihn das tun, was er wirklich gut konnte - so gut, dass sie sich darauf konzentrieren musste, nicht auf der Stelle zu kommen. Wie Honig... Sie lächelte in sich hinein.
    Ein dünner Schweißfilm hatte sich auf ihren Körpern gebildet und Kahn musste sich beherrschen, um seinen Ansprüchen Genüge zu tun. Er legte den Kopf in den Nacken, als auch sein Atem immer schneller wurde. Er schloss die Augen und verharrte für einen Moment, bevor er sich wieder ganz und gar seiner Partnerin widmete.
    Sie schaute ihn an, den zurückgelegten Kopf - die schwarzen Haare standen wild in alle Richtungen ab -, die geschlossenen Augen, und kam seinen Stößen entgegen, bis ihr Atem erneut anfing schneller zu gehen. Er griff nach ihr und zog sie mit einem Ruck auf sich. Sie umschlang seinen Hals und presste sich eng an ihn. Deutlich konnte er ihren schnellen Herzschlag spüren. Ihr Stöhnen kam gepresst mit immer höherer Frequenz und ihre Fingernägel gruben sich in seinen Rücken, als sie sich noch enger an ihn schmiegte. Sie biss ihn in den Nacken, weil sie sonst schreien würde, ihre Zähne bohrten sich tief in den Muskel hinein, aber sie ließ sofort von ihm ab, weil es bestimmt wehtat. Sie versteckte das Gesicht an seinem Hals, und schrie jetzt doch leise auf, denn seine Bewegungen waren hart und fordernd und schließlich war es soweit. Ihr Atem ging immer schneller und kurz bevor Aeona den Gipfel erreichte legte er sie wieder ab und legte sich eines ihren schlanken Beine auf seine Schulter. Auch in dieser veränderten Position begann er damit, ihrem Klimax entgegen zu arbeiten.
    Nicht doch... Fast empört schaute sie ihn an, weil er sie so unterbrach, aber er machte weiter, langsamer und intensiver, und schaute sie dabei an.
    Er war viel zu weit weg, sie wollte ihn näher an sich haben, und wollte schon die Arme nach ihm ausstrecken - aber da beugte sich Kahn zu ihr runter, als ob er Gedanken lesen konnte. Er stützte sich seitlich von ihr auf den Ellbogen ab, umfasste ihre Schultern mit starkem Griff, wobei er die verletzte Stelle mied, und küsste sie. Ihr Bein klemmte einfach zwischen ihnen, und der Söldner saugte sich regelrecht an ihren Lippen fest, biss leicht hinein, als er sich wieder von ihr löste, um seine Stirn auf ihrer abzustürzen. Es kostete ihn Überwindung, nicht die Augen zu schließen und sich dem Gefühl der heißen Enge völlig auszuliefern. Nein. Kahn wollte mit allen Sinnen genießen. Er blickte ihr in die dunklen Augen und wurde ein wenig schneller, seine Stöße wilder. Aeona stöhnte mittlerweile richtig laut, schloss aber nicht die Augen, sondern blickte in seine, ihre Fingernägel steckten so tief in seinem Rücken, dass es an der Grenze zum Schmerz sein musste. Seine Nackenmuskeln spannten sich an, als sich ihre Nägel noch fester in ihn rein bohrten, als ob sie sich gegenseitig verschlingen wollten.
    Wie Feuer...
    Sie hielt für eine Sekunde inne und schrie laut auf, er spürte, wie sie kam, wie stark sich ihre Muskeln zusammen zogen. Er genoss die Schönheit dieses Augenblicks. Ihr Gesicht, lustvoll verzerrt. Das unstete Spiel der drahtigen Muskeln unter der weichen Haut. Sein Griff um ihre Schultern wurde fester, und er hörte nicht auf, wurde schneller. Sein Atem ging nun stoßweise durch die Nase. Mit fast gläsernen Augen küsste er sie, und folgte ihr, denn länger konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Seine Finger krallten sich in ihren Leib als er, einem uraltem Instinkt folgend, seine Hüfte ein letztes Mal so eng an ihre presste, wie er nur konnte. Jeder Muskel in seinem Leib war bis zum Zerreißen gespannt und passend zu den Wogen der Lust, die durch seinen Körper jagten, erzitterte er.
    Aeona presste sich an den Söldner, ihr Herz schlug mindestens so schnell wie seines, sie fühlte die Hitze, die sich in ihr ausbreitete, fuhr ihm durch die Haare, schlang die Arme um seinen Nacken und hielt ihn fest. Sein Atem hörte sich an, als hätte er einen Marathon absolviert, mit schwerem Gepäck - und dennoch lachte er leise, drückte sich an die Soldatin, die mit einem schiefen, verträumten Lächeln die Decke anblickte, bevor sie ihn ansah. Er hörte und sah nichts. Lediglich ein Rauschen in seinen Ohren und explodierende Sterne vor seinen Augen. Der Söldner musste mehrmals tief Luft holen, bevor der Schleier verschwand. Er stützte sich auf einem Ellbogen ab, beugte sich runter und küsste sie sanft auf den leicht geöffneten Mund, löste sich von ihr, um ihr die Haare aus dem Gesicht zu streichen - und küsste sie gleich nochmal.
    Sie erwiderte seinen Kuss lange, schmeckte nochmal seine weichen Lippen, die ungezogene Zunge, die Zähne, bevor dieser Augenblick, den sie hier miteinander teilten, unwiderruflich vorbei sein wird. Ihre Hände fuhren über seinen Körper, sie löste den Kuss auf und tastete mit dem Blick sein Gesicht ab, sie sah nun die dicke Narbe, die quer über seinen Hals verlief, in aller Deutlichkeit, und runzelte kurz die Augenbrauen, bevor sie einen Kuss auf das vernarbte Gewebe hauchte. Kahn stieß ein wohliges Brummen aus und streichelte über den vollendeten Leib dieser Frau. Sie flüsterte ein leises "Danke..." in sein Ohr.
    Ihre neuerlichen Berührungen, ihr Kuss auf seinen Hals, aber am Ende waren es die gehauchten Worte, die erneut erregende Schauer bei ihm erzeugten. In seinen Augen war wieder diese Gier. Er wollte mehr von dieser Frau. Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, musste aber zuerst mehrmals schlucken, zu trocken war seine Kehle.
    "Bedank dich nicht zu früh!", kam es krächzend aus seinem Mund. Sie beide lachten und erneut küsste er sie, wobei er ihre Arme über ihren Kopf führte und sie dort mit seinen Händen am Boden festhielt.
    "Hm?", kam es von Aeona, da ihr Mund mit etwas Besserem als reden beschäftigt war. Sie wollte ihre Arme befreien, um ihn näher an sich zu ziehen - aber Kahn hatte wohl etwas anderes im Sinn, denn er verstärkte den Griff. Gut, dann eben anders... Sie schlang die Beine um seine Hüfte, lächelte schelmisch in den Kuss hinein und biss ihm zur Strafe in die Zunge, während sie gleichzeitig ihr Becken fester an seines drückte.
    Erneut begann er sich rhythmisch zu bewegen, als ein penetrantes Klingeln ertönte. Es war sein Omnitool. Jemand rief ihn an und Kahn war es völlig egal, obwohl er sich vorstellen konnte, wer da gerade anrief. Es konnte nur Krom sein.
    "Stell es ab", murmelte sie undeutlich und versuchte erneut, ihre Arme frei zu kriegen. Kahn wollte nicht. Sie versuchte es gleich nochmal, hörte ihn leise lachen, und er erhöhte noch etwas den Druck, wobei er seine Bewegungen nicht unterbrach. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Mann über ihr, auf die Wärme seiner Haut, die Reibung, die zwischen ihnen entstand, als sie wieder gestört wurden, denn zu Kahns Omnitool gesellte sich nur wenig später auch das von ihr. Beide hielten inne. Beide stöhnten fast gleichzeitig auf. Nicht vor Lust, sondern eher vor genervter Enttäuschung.
    Zuerst wollte Kahn nicht aufhören, doch dann senkte er resignierend den Kopf. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Nein. Der Moment war perfekt gewesen. Jetzt mehr zu fordern wäre falsch. Ein abschließendes Mal fiel er fast über die Soldatin her. Gierig küsste er sie, ihre Brüste, ihren Bauch, ihre strammen Schenkel. Sie presste sich gegen ihn, gegen den fordernden Mund - und die scharfen Zähne. Er hielt nach wie vor ihre Arme fest und seine freie Hand fuhr zärtlich, aber nicht ohne Kraft die Konturen ihres Körpers ab. Es fühlte sich so gut an, wie sehr hatte sie es vermisst. Sie atmete tief durch, und schaute Kahn an, der gerade in ihren unteren Regionen beschäftigt war. Er hatte ihre Hände losgelassen, um sie kurz woanders einzusetzen, und das machte er wirklich... Sie warf den Kopf zurück, biss die Zähne zusammen und zog ihn zu sich hoch. Sie lächelte ihn an, küsste ihn zum letzten Mal innig und drückte ihn sanft von sich weg. Er half ihr auf und konnte nicht anders, als sie ein weiteres Mal zu sich zu ziehen.
    "Ich glaube, ich muss eher dir danken!", raunte er ihr zu. "Das gerade war perfekt!" Er ließ seinen Blick über ihren nackten Körper gleiten. "Wie Feuer!", flüsterte er.
    Feuer? Sie schlang die Arme um ihn, vergrub den Kopf an seinem Nacken, küsste die weiche Haut dort und murmelte: "Honig."
    Seine Hände glitten über ihren Rücken weiter runter, schmeichelten den femininen Rundungen. Er ließ sie seine erneute Erregung deutlich spüren, bevor er sich mit schier unendlich viel Willensanstrengung von ihr löste.
    Mit einem schiefen Lächeln schaute sie zu, wie er seine Hose aufhob und überzog, bevor sie sich nach ihren Sachen umschaute. Sie schmunzelte, denn sie hatten eine hübsche Spur aus ihren Rüstungsteilen und seinen wenigen Klamotten bis zur Tür hinterlassen. Tief seufzend, weil es leider schon vorbei war, begann sie sich anzuziehen.

    Krom starrte auf sein Mobiltelefon und sah erneut zu Aurix, der es ihm gleich tat. Der Turianer schüttelte den Kopf. Seit gut zehn Minuten standen die beiden Männer vor den Waffenkammern des Söldnerverbandes und warteten auf Kahn und Aeona. Es wunderte den Söldner, denn eigentlich hätten die anderen vor ihnen hier sein müssen.
    Der Ghost schaltete sein Universalwerkzeug unverrichteter Dinge ab. Wo steckten die beiden bloß? Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf den Helm, der an seinem Gürtel hing.
    "Du dämliches Schwein!", presste Krom zwischen den Zähnen hervor, während er auf das Display starrte.
    "Was ist ein Schwein?", lag Aurix schon auf der Zunge, aus dem Augenwinkel bemerkte er jedoch eine Bewegung und drehte den Kopf. Endlich.
    Krom war kurz davor, in der anderen Waffenkammer nachzufragen, als er Schritte hörte. Tatsächlich kamen Kahn und Aeona just in diesem Augenblick die Treppe runter. Argwöhnisch musterte er Kahn, irgendetwas passierte hier gerade und noch konnte er es sich nicht erklären.
    Krom ignorierend stieß sich der Turianer von der Wand, an welcher er lehnte, ab und ging auf die beiden zu. Schon den ganzen Flug über grübelte er darüber nach, was er wegen der turianischen Söldnerin unternehmen soll, und langsam kam er zu dem Schluss, dass nichts zu tun nicht in Frage kam, denn je mehr Informationen sie über die Söldner besaßen, desto besser. Aber Trent davon zu berichten wäre verfrüht, schließlich hatte er noch nichts in der Hand, also hatte er sich entschieden, mit dem Chief über Pedia zu sprechen. Am liebsten würde er es jetzt sofort tun, es ließ ihm keine Ruhe. Er blieb vor Aeona und Kahn, die gerade die Treppe verlassen hatten und sich der Kammer näherten, stehen. Die beiden hielten ebenfalls an, Aeona hatte einen seltsamen Gesichtsausdruck.
    "Wo wart ihr?? Ach, ist auch egal. Wir müssen reden." Aurix sah von ihr kurz zu Kahn und wieder zurück. "Alleine."
    Aeonas Blick wanderte für eine Sekunde zu Kahn, bevor sie den Ghost ansah: "Gut. Hier?"
    Aurix überlegte kurz. "Äh, nein, zu unsicher", entgegnete der Turianer bestimmt und trat einen Schritt näher an die beiden. Aeona und Kahn sahen sich fast gleichzeitig an. Aurix verengte plötzlich die Augen und musterte den Chief eindringlicher. Waren ihre Haare schon vorher so unordentlich gewesen? Und warum war sie so rot im Gesicht? Er blickte zu dem Söldner, der irgendwie fast genauso aussah, und wieder zum Chief, sog tief die Luft in die Lungen ein - und stellte augenblicklich fest, dass an der Soldatin ein fremder Geruch haftete. Er legte den Kopf schief, kam den beiden noch etwas näher, atmete nochmal tief ein und starrte Kahn an, sehr lange, und seine Miene wurde immer finsterer dabei.
    Kahn wurde aus dem Turianer nicht schlau. Was war denn nun wieder sein Problem? Die Aggressivität, die der Legionär ausstrahlte, war schon fast körperlich zu spüren und stoisch und ernst erwiderte Kahn den Blick. Genau beobachtete er jede Bewegung des Turianers, jedes verräterische Muskelzucken.
    Aeonas Augen weiteten sich. Ob der Söldner wusste, dass Turianer über einen ausgezeichneten Geruchssinn verfügen, um Längen besser, als der der Menschen? In der nächsten Sekunde hörte sie ein Knurren, und da machte Aurix schon einen Schritt in Kahns Richtung.
    "Nein!" Sie stellte sich Aurix in den Weg, der sie dermaßen wütend anblickte, dass sie fast von ihm zurückwich. "Hör sofort auf!"
    Als Antwort bleckte der Turianer die Zähne und starrte weiterhin Kahn an.
    "Aurix!" Keine Reaktion.
    Dem Ghost rauschte gerade das Blut in den Ohren und Aeonas Worte hörten sich merkwürdig gedämpft an, als würde er mit dem Kopf unter Wasser stecken. Er konnte nicht fassen, was sie getan hatte mit… Mit ihm!? Er konnte sie riechen, alle beide. Er sah zu ihr runter, schnaubte laut auf, drehte sich weg und wollte zurück zu Krom gehen, bevor er noch etwas furchtbar Dummes tut - die Söldnerin hatte er völlig vergessen - und stieß beinahe mit Krom zusammen, der sich schräg hinter ihm positioniert hatte und genau wie Kahn jede Bewegung des aufgebrachten Soldaten im Auge behalten hatte. Die Blicke des Söldners und des Turianers trafen sich.
    Mit einem abfälligen Schnauben schob sich der Ghost an dem Söldner vorbei, der ihn aber am Arm festhielt. Mit einer harschen Bewegung riss er sich frei.
    "Ich dachte, wir hatten das Thema bereits?" Kroms Worte klangen nicht nur nach einer Frage. Ohne ihm zu antworten ging Aurix weiter, und lehnte sich mit verschränkten Armen in mehreren Meter Entfernung gegen die Wand an. Kroms Blick wanderte zu Kahn, bevor der Söldner die Waffenkammer öffnete.
    "Heilige Scheiße", murmelte Grey und ließ den Kopf sinken.
    Kahn presste die Lippen aufeinander und wendete seine Aufmerksamkeit weg von Aurix auf Aeona. Die Soldatin hielt den Kopf gesenkt. Unwillkürlich fragte er sich, ob Aeona Schuldgefühle hatte oder sich sogar dafür schämte, mit ihm geschlafen zu haben. Er wusste aber nicht wieso, auch nicht warum der Turianer so aggressiv reagiert hatte. Vielleicht war Aurix lediglich eifersüchtig?
    Do not turn away my friend! Like a willow I can bend. No man calls my name, no man came. So I walked on down away from you, maybe your attention was more than I could do. One man did not call. He asked me for my love and that was all!
    Kunstprojekt falsch zugeordnete Zitate:
    "...Fotzenverein!" - Otto von Bismarck

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