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  1. #191
    ME-FRPG only
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    „Wow wow wow! Ganz langsam jetzt!“, mischte sich der Kopfgeldjäger energisch ein als sich die beiden Hacker anfingen gegenseitig anzublaffen und sich gegeneinander wie zankende Kinder zu stemmen. Er hatte erst noch ein paar Sekunden gebraucht um die letzten Worte des Doktors vollständig zu erfassen. Es gab ein Heilmittel! Es gab ein Heilmittel für ihn!
    Viel hatte der Kitteltragende Mistkerl in seiner Abschiedsnachricht darüber nicht verloren, doch war es genug gewesen um Bardans Hoffnung als auch seine Beunruhigung zu stärken. Diese Kopfschmerzen die ihn in letzter Zeit, geradezu in regelmäßigen Abständen quälten, rührten also tatsächlich von dem Mittel das Juusik im verabreicht hatte. Es schien wohl doch einiges mehr mit ihm anzustellen als sein Äußeres dermaßen zu verunstalten. Bardan wollte gar nicht wissen was sonst noch alles kommen würde. Wenn man Juusiks Worten Glauben schenkte würde es wohl noch deutlich schlimmer werden. Aber nicht wenn er das Heilmittel in die Finger bekäme.

    „Dieser Sack hat gerade etwas von einem Heilmittel für mich geschwafelt! Und das ich nicht mehr viel Zeit habe! Sucht gefälligst danach!“, befahl er den beiden herrisch.
    Amaya war es die antwortete, ohne von der Tastatur aufzusehen.
    „Wir haben alle nicht mehr viel Zeit, wenn ich die Selbstzerstörung aufhalten soll. Und ich muss noch die Forschungsdaten sichern, sonst sind sie verloren!“
    „Und was ist mit dem Heilmittel!?!“, blaffte Bardan heftig zurück.
    „Ich weiß nicht ob dafür dann noch Zeit ist.“
    Kurz verschlug es dem Menschen den Atem. Der Rest der Gruppe wär ähnlich still und lauschte, wie ein stilles Publikum. Selbst Luseym schien, obgleich er immer noch versuchte den Bemühungen der Quarianerin entgegen zu treten, mit einem Ohr zu zuhören. Der Biotiker achtete gar nicht darauf.
    „Was?!?“, entfuhr es ihm schließlich. Wut schwang in seiner Stimme.
    Sie zögerte mit ihrer Antwort. Schien sich die Worte erst abringen zu müssen.
    „Ich glaube nicht, dass ich das Heilmittel rechtzeitig finden werde. Nicht wenn ich die Forschungsdaten sichern will.“
    „Du wirst mich einfach verrecken lassen, für dein verdammtes Geschenk?“
    „E-es ist ein Geschenk wie es, es noch nie gegeben hat.“, war ihre wacklig werdende Antwort, während sie stur auf den Bildschirm blickend weitertippte. „Es ge-geht hier um mein ganzes Volk. Es könnte so viel bewirken!“
    So war es also. Bardans Enttäuschung und Bestürzung wurden nur von seiner Wut übertroffen.
    „Und was ist mit mir?“, fragte er nun schon fast ruhig klingend.
    „Ich…Ich…vielleicht hat er gelogen. Vielleicht gibt es kein Heilmittel. Vielleicht will er uns nur gegeneinander ausspielen. Ich kann das einfach nicht riskieren.“, sie zögerte. Ihre Worte klangen wohl selbst in ihren eigenen Ohren hohl und sie wandte den Blick nach hinten zu ihm, wollte ihm ins bleiche Gesicht sehen, doch sie schien den Blickkontakt nicht ertragen zu können. „Es geht um so viel…es tut mir Leid.“
    Dann wandte sie sich ab von ihm, setzte ihre ganze Aufmerksamkeit darin sich ihr Pilgergeschenk zu ergattern und sich gegen Luseym zu stemmen. Als wäre sie allein mit ihm im Raum. Als gäbe es nichts anderes in der Galaxie.
    Für eine Sekunde entglitt Bardan der Gesichtsausdruck und alle seine Emotionen, wie widersprüchlich sie auch waren, glitten auf einmal über seine entstellten Züge. Trauer, Enttäuschung, doch vor allem Zorn. Sie hatte sich also entschieden. Gegen ihn.
    Und sie blieb nicht die einzige.

    Ein leises Klicken ertönte hinter Bardan, der die Quarianerin, immer noch anstarrte. Es war mehr einem Gefühl, einer Ahnung zu verdanken das der Mensch noch rechtzeitig reagierte.
    Ein Knall fuhr durch die eben noch vorhandene Stille. Hätte Bardan nur eine Sekunde später zur Seite gedreht, wäre sein Schädel in einer rötlichen Wolke explodiert, durch den Schuss der quasi aufgesetzten MP der Asari. Stattdessen zischte der Schuss gar nicht mal so weit von den beiden Hackern entfernt vorbei während Bardan mit einem kräftigen Schlag auf ihre Hand Sarriz entwaffnete. Während die MP schlitternd über den Boden rutschte setzte der Mensch gleich nach und schlug nach der frustriert knurrenden Asari.
    Sarriz blockte jedoch Bardans wilden Hieb und trat ihm mit einem Beinfeger zu Boden. Hart landete Bardan auf den Rücken, sodass ihm die Luft weg blieb, während Sarriz gleich darauf nachsetzte um auf ihren Gegner einzutreten.
    Rasch holte Bardan liegend nach hinten aus und stieß seine bläulich schimmernde Faust nach vorne. Sarriz versuchte biotisch zu kontern doch kam ihre Gegenmaßnahme zu spät und sie wurde mehrere Meter zurück geschleudert. Geübt schossen Bardans Beine in die Höhe nur um gleich darauf wieder nach unten zu schnellen, während er gleichzeitig sein Gewicht auf seine Schultern verteilte. Den Schwung nutzend und mit den Armen unterstützend kam der Mensch in einer einzigen fließenden Bewegung wieder auf die Füße, quasi Angesicht zu Angesicht mit Brok…oder besser gesagt mit seinem Sturmgewehr.
    „Schieß doch endlich!“, schrie die Asari zornig als gleich darauf auch schon das mittlerweile vertraute Rattern der Waffe einsetzte. Nur mit einem Hechtsprung gelang es dem Menschen noch in allerletzter Sekunde in Deckung zu hechten, hinter einen der Labortische, sodass die geballte Ladung des Gewehrs lediglich den Kunststoffboden aufriss.
    Hastig erneuerte, der in der Deckung kniende und fluchende Mensch, seine angeschossene Barriere. Das Sarriz, die gerade zu ihrer verlorenen MP rannte, ihm in den Rücken fiel überraschte ihn nicht wirklich. Das der gerade nachladende Kroganer sich ihr gleich darauf anschloss auch nicht. War schließlich nicht das erste Mal das sie auf ihn schossen. Das alles war nur eine Frage der Zeit gewesen. Die einzige Tatsache die ihn fluchen ließ waren die Umstände und dass er es nicht hatte kommen sehen.
    „Hier endet es, Bardan!“, brüllte der Kroganer sein Sturmgewehr auf den Tisch ausrichtend. „Du wirst niemanden mehr etwas zu Leide tun!“
    In der Unterzahl und das auch noch gegen eine Biotikerin und eine Zwei-Meter-Kampfechse, dachte sich Bardan sarkastisch, seine Pistole mit beiden Händen fest umklammernd. Besser geht’s nicht.
    „Dachte das hätten wir hinter uns!“, entgegnete er schnippisch als er sich auf den Kampf bereit machte.

  2. #192
    ME-FRPG only Avatar von Bendorin Luseym
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    Kugeln flogen durch die Luft. Schreie schallten in der Halle wieder. Das alles wurde für die beiden an der Konsole zu einem Rauschen in ihren Rücken. Das donnern der Gewehre wurde zunehmend von den Geräuschen der Universalwerkzeuge in ihrer Arbeit gegen das jeweils andere verdrängt. Bendorin geriet mehr und mehr in Verzweiflung. Er hatte zu Beginn versucht die Quarianerin mit blanker Geschwindigkeit auszustechen und parallel mit ihr zu arbeiten. Aber hinter der kalten Glasmaske ihres Umweltanzugs verbarg sich eine wahre Daten-Diva, welche noch dazu etwas von ihrem Handwerk verstand. Sie war nicht einfach nur schneller als er, zusätzlich hatte sie auch noch sämtliche systemeigenen Sicherheitsprotokolle auf ihn gehetzt. Der Salarianer musste auf eine offensivere Strategie zurückgreifen, wenn er noch Zugang zu den Forschungsdaten erlangen wollte. Er versuchte ihren Zugang zu sperren, aber Amaya fand in weniger als einer Sekunde ein Schlupfloch um ihre Verbindung aufrecht zu erhalten. Bendorin seufzte kurz. Er hatte diese Reaktion leider erwartet, wenn auch nicht erhofft. Da er sie nicht vom System trennen konnte musste er direkt auf sie eingehen. Er startete einen Überlastungsangriff auf ihr Universalwerkzeug.
    „Hey!“, schrie sie plötzlich auf, als sie die Überlastung auf momentan unnötige Nebensysteme umleitete. Sofort startete sie einen ähnlichen Angriff, aber Ben war darauf vorbereitet. Er leitete die Offensive auf sie zurück und zum ersten Mal schien er sie unvorbereitet getroffen zu haben. Leise fluchend riss ihre Verbindung kurz ab, jedoch war ihr Werkzeug nicht wie gewünscht außer Betrieb gesetzt. In Kürze würde sie wieder Verbindung zur Konsole hergestellt haben. Der Vorsprung, den sich der Agent verschafft hatte, gab ihm gerade mal genug Zeit sich durch die Firewalls des Doktors zu arbeiten. Gleich würde er wieder Kopf an Kopf mit ihr um die Daten streiten, und so einen Glückstreffer würde er sicher nicht noch einmal geschenkt bekommen. Sie war besser als er. In diesem Hackerwettstreit würde er klar den Kürzeren ziehen. So kann ich ihr nichts anhaben. Mit meinen Waffen wäre sie keine Herausforderung, aber so… Moment mal!

    Mit einer fast schon beiläufigen Bewegung zog er seine Pistole und drückte sie Amaya ins Gesicht. Ihr ganzer Körper zuckte mit der Realisierung der auf sie gerichteten Waffe zusammen und sie hielt ihre Hände defensiv in die Höhe. Es war nicht schwer zu erkennen, dass sie sich noch mit Schrecken an die letzte Situation erinnerte, in der der Salarianer ihr Leben überraschend bedrohte. Ihre Haltung wurde stocksteif, die Arme angespannt und unbeweglich, die Finger zitterten. Innerhalb einer Sekunde hatte er die Kontrolle über die Situation zurückgewonnen.
    „Es liegt ganz an dir.“, begann er langsam aber entschlossen. „Entweder du entscheidest, dass dein Rückkauf-in-die-Flottille-Geschenk es wert ist sich eine Kugel einzufangen, oder du gehst zurück die Türen verriegeln. Vielleicht gebe ich dir dann sogar eine Kopie der Dateien, aber keine Versprechungen. Was sicher ist, ist dass die Geschosse dieser Waffe dich nicht einfach töten, sondern die Hälfte deines Anzuges in dein Fleisch brennen, auf dass du wehrlos am Boden sabbernd an der erstbesten Allergie krepierst, die die Luft in diesem Drecksloch für dich bereit hält. Also, wie entscheidest du dich?“
    Bendorin konnte selbst nicht nachvollziehen, woher und wie leicht er diese Worte hervorgebracht hatte. Anscheinend schien die Waffe – sein vertrautes Gebiet – ihm Selbstsicherheit zu geben. Die Quarianerin zögerte kurz. Man konnte die Zahnräder hinter ihrer Glaskugel von Visor förmlich hören, wie sie nach einem Ausweg aus der Lage suchte. Oder vielleicht auch wie sie die gegebenen Möglichkeiten abwog. Nach ein paar, gefühlt ewig andauernden Sekunden gab sie dann jedoch nach und drehte sich zu den Türen. Ben nahm ihr das Gewehr von der Rückenbefestigung und schaute ihr noch ein paar Meter hinterher. Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend wendete er sich wieder der Konsole zu. Ein Mädchen mit einer Schusswaffe zu bedrohen war nichts worauf man nach Bens Ansicht auch nur im Geringsten Stolz sein konnte. Aber er hatte leider nicht den Luxus wählerisch zu sein. Er musste jetzt noch nebenher auf seine Umgebung achten um nicht aus dem Hinterhalt doch noch von Amaya überrannt zu werden und gleichzeitig die Dateien sicherstellen. Und bei Gelegenheit war da ja noch die Sache mit der Selbstzerstörung. Verdammt, wo ist dieser überdimensionierte, rote Notfallknopf wenn man ihn mal braucht!

    Die Quarianerin hatte ganze Arbeit geleistet. Sie hatte sich Administrationsrechte für ihren Zugang beschafft und konnte so alles bearbeiten und nebenher die Versuche des Salarianers, sich Zugang zu verschaffen, abblocken. Mit einer Archivbombe hatte sie Juusiks Sicherheitsprogramm lahmgelegt, welches jetzt dabei war eine extrem komprimierte Datei zu untersuchen. Zusätzlich verlangsamte die Belastung das System, was ihnen Zeit bis zum großen Knall verschaffte. Leider zögerte dieser Umstand auch die Zeit hinaus, die Bendorins Suchprogramm brauchte um die Forschungsdaten zu finden. Verzweifelt blätterte er gleichzeitig von Hand durch die Dateien, in der stillen Hoffnung einen Glückstreffer zu landen. Nebenbei überschlug er die Zahlen und verglich die Zeit seines Programms gegen den Countdown, bis sie alle zu einem Häufchen Asche verbrannt werden sollten. Mit einem unzufriedenen Knurren biss er sich auf die Lippe. Die Ergebnisse seines groben Vergleichs waren nicht gerade zufriedenstellend. In vier Minuten würden die ersten Geräusche auf den Reaktionsbeginn hinweisen. Anderthalb Minuten später würde die Raumtemperatur spürbar angestiegen sein und Warnsignale würden beginnen auf zu hohen Druck in den Leitungen hinweisen. Keine dreißig Sekunden darauf gäbe es einen finalen Knall und sie wären schließlich alle in der ersten Reihe bei Omegas größter Grillparty. Wenn man noch die Zeit dazu rechnete, die sie für eine nicht geplante Flucht aufbringen mussten, bräuchten sie schon einen Zauberer um in einem Stück aus der Todeskiste herauszukommen. Bendorin zählte langsam im Sekundentakt von 360 herunter.

    Ein leiser Signalton führte Bens Aufmerksamkeit wieder zurück auf die Konsole. Seine Augen weiteten sich als er die Juusiks gesammelte Forschungsergebnisse vor sich sah. Dass er die Ergebnisse so früh fand, schenkte ihm wertvolle Minuten. Sollte er tatsächlich einmal Glück haben? Das wird auch verdammt nochmal Zeit! Noch 340 Sekunden.
    Ohne zu zögern kopierte er die Dateien. Nebenher schaute er kurz über seine Schulter um nach Amaya zu sehen. Die Quarianerin war noch mit der Tür beschäftigt und ahnte nichts von seiner Entdeckung. Das nebenher Carter noch mit Brok und Sarriz die Inneneinrichtung neu ordnete, war eine zusätzliche Ablenkung. Als der Kopiervorgang beendet war, nutzte er die letzte Waffe seines Universalwerkzeugs: Ein Lösch-Programm. Systematisch nahm es den gesamten Speicher der Konsole auseinander.

    Er blickte noch einmal zu den drei Kämpfenden, die einander bearbeiteten wie ausgehungerte Wölfe, die sich um ein Stück Fleisch streiten. Erst jetzt bemerkte er das Chaos, das im Labor die Oberhand gewonnen hatte. Sein Blick blieb schließlich auf dem Menschen haften. Sein Gesicht war wieder einmal zu einer Grimasse aus Zorn, Hass und Euphorie angeschwollen. Konnten Menschen wirklich zu solchen Kampfbestien werden, wie es nur die wenigsten Kroganer vermochten? Oder aber hatten die Experimente des Doktors zu der Entstehung dieses Ungetüms beigetragen? Wenn ja, dann lag in den Forschungsdateien nicht einfach nur das Heilmittel zu seinem physischen, sondern auch zu seinem psychischen Zustand. So hatte Bendorin die Möglichkeit ihm und allen die ihm über den Weg laufen sollten zu helfen. Wenn diese Vermutung jedoch falsch war, dann würde Carter nicht vorzeitig an den Nebenwirkungen der medizinischen Spielereien sterben und ungestört weiter ein Blutbad nach dem anderen anrichten. Es war das klassische Dilemma: Etwas zu unternehmen konnte mindestens genauso verheerende Auswirkungen haben, wie untätig daneben zu stehen. Aber der Salarianer war nicht hier, weil er gerne Zuschauer spielte. Er war Agent, war ins Herz Omegas vorgedrungen, hatte Söldnern und anderen Übeln die Stirn geboten eben weil er aktiv auf der Bühne mitspielen musste. Er war schon einmal als Ausbilder daneben gestanden, nur um sich schließlich doch eingestehen zu müssen, dass er es nicht konnte. Aber dieses Mal nicht. Es lag an ihm und er hatte die Entscheidung schon lange gefällt. Noch etwa 260 Sekunden.
    Mit ein paar Eingaben auf seinem Omni-Tool öffnete er Juusiks Notizen zu Testsubjekt R/6 alias Bardan Carter. Die Aufzeichnungen waren überraschend wirr und schlecht geordnet für einen strukturierten Wissenschaftler, wie der Doktor es trotz allem war. Vielleicht war ihm die Zeit seine Gedanken zu ordnen mit dem Angriff auf sein Versteck ausgegangen. Ganz am Ende war eine Randnotiz enthalten: potenzielles Antiserum – T/71.

  3. #193
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    Eine ganze Reihe Reagenzgläser zerbarst ihren Inhalt verspritzend als Brok sein Sturmgewehr dorthin abfeuerte wo Bardan vor einer Sekunde nach hervorgespäht hatte. Leise fluchend und die Augen mit der freien Hand vor dem Glassplitterregen abschirmend hastete der Mensch geduckt hinter dem Labortisch entlang. Der Kroganer gab ihm keine Gelegenheit zurück zu schießen ohne selbst eine ganze Ladung Kugeln abzubekommen. Bardan kannte mittlerweile die Durchschlagskraft von Broks Gewehr. Das würde seine Barriere nicht lang mitmachen.
    „Jetzt bist du tot!“, brüllte die Asari weiter hinten im Raum hervor. Scheinbar hatte sie wohl wieder ihre MP gefunden.
    Die Zeit lief ihm davon, erkannte Bardan die Zähne grimmig zusammen beißend.

    Schnell stieß er sich mit einer biotischen Bewegung von seiner momentanen Position ab. Das biotische Leuchten verriet zwar seinen Gegnern seine Position doch rasch landete er hinter einem weiteren Labortisch um blitzschnell aus einer unerwarteten Richtung anzugreifen. Der Kroganer fuhr herum doch bevor er sich neu ausgerichtet hatte gab der Mensch bereits einen Schuss mit seiner Phalanx ab. Der Schuss krachte in Broks linke Schulterpanzerung und riss ihn herum doch unbeeindruckt feuerte er sein Sturmgewehr zwangsweise einhändig auf den Biotiker ab. Rasch gab dieser noch ein paar Schüsse ab ehe er sich wieder hinter die Deckung zurückziehen musste als auch Sarriz das Feuer auf ihn eröffnete. Die Warnanzeige seiner Schilde und Barriere blinkten Lichterloh. Wie er Kroganer doch hasste.
    Sein einziger Trost war es das er Brok verletzt zu haben schien. Nutzlos hing sein linker Arm herab und nahm ihm so erheblich die Zielgenauigkeit. Ein kleiner Vorteil immerhin.
    Er kam jedoch nicht dazu ihn auszunutzen als sich Sarriz nun einschaltete.

    „Schnapp ihn dir!“, war die tiefe wütende Stimme des sich in Deckung zurückziehenden Kroganers zu hören als dieser an seiner beschädigten Schulterpanzerung zu nesteln begann. Kurz darauf preschte die Asari, ganz ihrer aggressiven Kampftaktik folgend, an ihm vorbei auf Bardans Position zu.

    Mit geübten Bewegung steckte Bardan rasch seine Pistole weg und holte die erbeutete Schrotflinte hervor. Seiner Erfahrung nach die beste Entgegnung gegen Frontkämpfer.
    In ihrer Wut unvorsichtig geworden preschte die Asari um Bardans Deckung um ihn mit Kugeln voll zu pumpen, doch begrüßte sie Bardan mit einer geballten Schrotladung. Jedoch reagierte sie blitzschnell mit einer biotischen Ausweichbewegung und warf sich bereits wieder zurück als Bardan den Abzug betätigte.
    Nur knapp zischte die Schrotladung pfeifend an ihr vorbei als sie ihrerseits ungezielt, doch durch die Nähe und den Zielcomputer der Waffe, dennoch verheerend das Feuer erwiderte. Instinktiv wollte sich Bardan hinter die nächste Deckung zurückziehen als schon die Kugeln in seine Barriere einschlugen. Alarmierend schrillte Bardans Schilddisplay als die Barriere kurz davor war zusammen zu brechen und die pure Wucht der Kugeln den Menschen nach hinten taumeln ließ. Hektisch, doch durch den Beschuss, ungenau stieß Bardan seine leuchtenden Fäuste beide nach vorne und traf die darauf unvorbereitete Asari, was ihm das Leben rettete. Der Angriff war rudimentär und ohne jede Finesse doch reichte seine Stärke noch gerade dazu aus um die Söldnerin von den Füßen zu reißen.
    Schnell wollte Bardan, durch dessen Blut das Adrenalin nur so strömte, nach setzen und der am Boden liegenden mit einer Ladung Schrot den Gar ausmachen doch entsetzt sah er das Brok wieder stand und wieder mit beiden Händen auf ihn zielte…und schoss.

    Die Wucht der Kugeln warf Bardan regelrecht zurück, schleuderte ihm die Schrotflinte aus der Hand als auch gleich darauf seine Barriere zusammenbrach und sich die Ladung in seine Panzerung fraß.
    Er wäre zu Hackfleisch verarbeitet worden wäre er nicht zwischen zwei der Tische getaumelt und mit letzter Kraft dahinter gekrochen. Peinigende Schmerzen quälten ihn. Wütend knurrte er vor Schmerz als er mit kurzem Erschrecken feststellte das die Panzerung an seiner linken Schulter durchschlagen war und Blut zwischen den aufgerissenen Panzerplatten hervorsickerte. Von seiner restlichen Panzerung war ebenfalls nicht mehr viel übrig. Rasch versuchte er seinen Arm zu bewegen und zischte vor heißem Schmerz. Immerhin waren also keine Sehnen oder Knochen zerstört. Vielleicht lag es aber auch nur am Adrenalin.
    Er hatte schon Menschen mit gebrochenen Beinen noch rennen sehen.

    Bardan kam jedoch nicht dazu die Wunde mit Medigel zu behandeln. Er hörte Sarriz bereits nahen.
    Eilig richtete er sich grunzend vor Pein auf. Sein Verstand schrie ihn an sich in Sicherheit zu begeben doch sein Kopf schwirrte regelrecht. Als er jedoch Sarriz Stiefel über den Boden trampeln hörte rauschte ein weiterer Adrenalinschub durch seine Adern und verbannte seine Schwäche. So einfach würde er es ihr nicht machen, schwor er sich zähnefletschend.
    Anfangs noch leicht schwankend und eine Hand auf seine verletzte Schulter gepresst humpelte er los, gerademal tief genug hinter der Deckung um nicht getroffen zu werden. Er wusste er musste hier raus. Übersichtlich wie das Labor war und in Unterzahl würde er den beiden nicht mehr lange entgehen können, selbst ohne Verletzung und zerschossener Panzerung. Der die Hand wieder von seiner Wunde nehmende Mensch hatte allerdings keine Ahnung ob diese Käferdinger noch da draußen lauerten und ihnen in seinem Zustand in die Arme zu laufen wäre sein Ende. Ein hoch unrühmliches wie er fand, doch von diesen beiden Flitzpiepen zu Hackfleisch verarbeitet zu werden war auch nicht besser.
    Kaum hatte er die beiden Tische hinter sich gelassen tauchte Sarriz auch schon auf und feuerte wutentbrannt. Nur durch eine hektische Seitwärtsrolle hinter den nächsten Tisch verkraftete er die Ladung die sich bereits in seine Rückenpanzerung gefressen hatte. Keuchend und grunzend kam er wieder auf die Füße und hastete weiter.
    Himmel war er froh das Juusik hier so viele Tische aufgestellt hatte. Doch nun wusste Sarriz wohin er wollte.

    „Zur Tür, Echse!“, befahl sie harsch als sie routiniert nachladend daran machte Bardan nachzusetzen. „Er will abhauen!“

    Einen, seine Position verratenden, Fluch unterdrückend zog sich der Biotiker einen weiteren Tisch zurück, als der Kroganer sich bereits widerwillig aber überraschend schnell für seine Spezies in Richtung Tür begab. Würde er sich nun ebenfalls in diese Richtung bewegen, geduckt und dadurch zwangsweise langsamer aber dafür in Deckung damit Sarriz ihn nicht mit Blei vollpumpte würde er viel zu lang brauchen. Und Brock würde vor ihm ankommen und hätte gutes Sichtfeld um Bardan seinerseits mit Blei voll zu pumpen. Bliebe der Biotiker stattdessen im Raum…würde er wohl auch mit Blei vollgepumpt werden.
    Was er auch tat, alles schien darauf hinauszulaufen mit Blei vollgepumpt zu werden. Ein ärgerliches Zähneknirschen wanderte über Bardans Gesicht.

    „Du willst doch nicht etwa schon abhauen? Jetzt wo der Spaß doch gerade erst beginnt.“, rief die Asari hämisch in den Raum.

    Bardan verkniff sich die Antwort, zog seine Pistole und hastete geduckt weiter. Spaß würde es machen ihr den Hals umzudrehen…bevor Brock ihn dann wohl durchsiebte. Ein lautloser Seufzer entwich ihm. Er musste erst genügend Raum zwischen sich und den Kroganer bekommen. Dann konnte er sich vielleicht um die Asari kümmern, wenn er schnell genug war. Bemüht darauf keinen Laut von sich zu geben schlich er geduckt weiter.
    Sarriz schien ihn, in dem Gewirr aus Labortischen und Reagenzgläsern, aus den Augen verloren zu haben. Suchend wanderte der Blick ihres einen unversehrten Auges durch das Labor, die MP stets dahin gerichtet wohin sie sah.
    Schleichen lag Bardan nicht, doch er hielt es für seine einzige Chance nah genug an sie heran zu kommen um sie endgültig kampfunfähig zu machen. Um seine Position nicht zu verraten erneuerte er auch seine Barriere nicht. Er würde sich auf seine Schilde verlassen müssen, doch wenn er die beschädigte Anzeige auf seinem Display richtig deutete war seine Rüstung dermaßen angeschlagen das sich die Schilde nicht wieder komplett erneuern könnten. Er war also quasi schutzlos, wie er im Geiste hochfluchend feststellte.
    So hielt er den Atem an, setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen…und trat prompt auf eine Scherbe. Beinahe hätte er auch noch laut geflucht.

    Blitzschnell fuhr die Söldnerin herum und eröffnete prompt das Feuer als Bardan auch schon los sprintete.
    Die Kugeln schlugen nur so um ihn herum ein als er zwischen zwei der Tische entlangrannte. Hastig duckte er sich und lief weiter, doch musste er sein Gesicht vor einem Glassplitterregen abschirmen. Die Salve der Asari zerschmetterte die auf dem Tischen stehenden Reagenzgläser und damit wohl die letzten Intakten Gläser in dem Raum und setzte ihm schon nach um ihn nicht noch einmal zu verlieren.
    Brok schien sich ihr anschließen zu wollen doch bekam er keine freie Schusslinie da die Asari genau zwischen ihm und dem verhassten Mensch lief. Doch trieb sie ihren Widersacher damit tiefer rein in das Labor, weg von dem einzigen Ausgang, in Richtung des großen Tanks mit der undurchsichtigen Flüssigkeit.
    Zu seinem Entsetzen hatte er fast das Ende seiner Deckung erreicht, war fast vor dem Tank, wo nirgends Deckung zu finden war und die Asari schoss immer noch. Ein neuerlicher Adrenalinstoß trieb Bardan noch weiter an, als er erkannte vermutlich gleich Tot zu sein als plötzlich der Beschuss endete. Aufgepeitscht durch das Adrenalin erkannte Bardan das seiner Gegnerin wohl das Magazin leer geschossen hatte und sie stand wohl immer noch zwischen ihm und Brok. Das war die Gelegenheit!

    Begleitet von einem Glassplitterregen kam er rennend zwischen den beiden Tischen hervor und drehte sich verwegen, die Pistole auf sie richtend um als er zuerst voller Überraschung dann Entsetzen feststellte das sie Kraft für einen biotischen Angriff sammelte. Sein radikal auf Kampf getrimmter Verstand erkannte, anhand ihrer markanten Bewegungen, rasch was für einen: Einen biotischen Sturmangriff…auf ihn!
    Hastig brach er den Schuss auf sie ab setzte alle Kraft die er hatte in eine biotische Barriere zwischen ihm. Doch da verschwand sie bereits in einem blauen Blitz um kurz darauf gegen ihn zu krachen. Mit dem Lärmen einer biotischen Explosion als die beiden Kräfte miteinander reagierten wurde Bardan nach hinten geschleudert. Schneller als er begreifen konnte knallte er gegen den Flüssigkeitstank und fiel einen Herzschlag darauf wieder zu Boden. Keuchend und aus dem Mund, von der aufgebissenen Lippe blutend, versuchte er zu begreifen was eigentlich gerade passiert war. Die Reste seiner Panzerung und seine biotische Gegenmaßnahme hatten ihn davor bewahrt an dem Tank zerquetscht zu werden doch er war völlig benommen.
    Er konnte sich nicht wehren als Sarriz näher trat und ihm die Pistole, die er wie durch ein Wunder noch in der Hand hielt, brutal wegtrat. Der Schmerz half Bardan wieder zu sich zu kommen als sie ihn mit einem Tritt in den Bauch zwang sich auf den Rücken zu wenden, nur damit sie ihren Stiefel unsanft auf seiner Brust platzieren konnte. Der mit Adrenalin vollgepumpte Mensch keuchte ehe er wütend schrie, als die Asari, angesengt doch triumphierend lächelnd auf ihn herab blickte. Die biotische Explosion hatte sie angekratzt doch war ihre eigene Barriere stark genug gewesen.
    Jetzt stand sie über ihm in der linken ihre MP während sie mit der rechten ein gezacktes, gemein aussehendes Nahkampfmesser zog.

    „Jetzt zahl ich´s dir heim, du Wichser.“, höhnte sie mit einem gefährlichen Blitzen ihn ihrem einen Auge als ihre Gesichtszüge kalt wurden und absolute Entschlossenheit in ihre Augen trat. Ihre Stimme stand dem in Entschlossenheit und Kälte in nichts nach. „Das werde ich genießen.“
    Bardan hatte eine ungute Ahnung das sie sich seine Augen wohl zuerst vornehmen würde…doch mit einem Blick hinter sie…
    „Und ich erst, Schätzchen.“, war die herausfordernd freche Antwort als der Mensch auf einmal kräftig nach oben trat…jedoch nicht nach ihr. Sondern auf den Tank, der von dicken Rissen durchzogen war wo Bardan aufgeschlagen war. Es klirrte...doch das Glas hielt! Sie musste nicht hinter sich sehen um zu ahnen was er tat.
    „Arschloch!“, brüllte sie als sie sogleich mit dem Messer auf ihn herabstach.
    Der Mensch schaffte es gerade noch den Kopf zur Seite zu neigen als das Messer nur Zentimeter an seinem Gesicht vorbei zischte. Blitzschnell nutzte er die Gelegenheit und schnappte zu. Seine geraden Zähne bohrten sich in das Handgelenk der aufschreienden Asari. Wie bei einer Panzerung für Biotiker üblich waren die Handgelenke vergleichsweise wenig geschützt, um den Träger die nötige Bewegungsfreiheit für seine Fähigkeiten zu gewähren, so schmeckte Bardan Blut in seinem Mund.
    Es schmeckte köstlich. Es schmeckte nach Sieg.
    Schmerzerfüllt schreiend versuchte die Asari nach dem Menschen mit ihrer MP zu schlagen doch er ahnte ihren kopflosen, wilden Angriff voraus und ergriff mit seiner rechten das andere Handgelenk. Ohne zu zögern ließ er von ihrem aufgebissenen Handgelenk ab, ergriff es mit der freien Hand und rammte ihr seine Stirn ins Gesicht. Erneut aufschreiend verlor Sarriz das Gleichgewicht und taumelte zurück als Bardan sie los ließ, rasch aufkam und seine abgelenkte Gegnerin mit einem Beinfeger zu Boden schickte.
    Er meinte den Kroganer wie durch eine dicke Schicht Watte zu vernehmen, wie er ihren Namen schrie. Er war sich nicht sicher. Es war ihm auch egal. Seine Ekstase über ihren Schmerz und den Geschmack ihres Blutes waren einfach zu herrlich. Aufs übelste fluchend lag sie am Boden, ihr blutiges Handgelenkt umklammernd, leicht auszuschalten mit einem einzigen Schuss…wenn sie vielleicht nicht ohnehin schon verblutete. Hatte sie also genug?

    Eigentlich schon, dachte sich Bardan in seiner Gedankenwelt vergnügt und fröhlich. Aber das würde mich ewig verfolgen wenn ich es nicht täte.

    So fixierte er den stark angeknacksten Tank an, aus dem sich schon kleine Fontänen der unbekannten Flüssigkeit ergossen, und zog seine blau schimmernde Hand ruckartig zurück. Die Splitter flogen biotisch gezogen nur so heraus und ein dicker, grünlicher Wasserfall ergoss sich über die Asari. Sie schrie kurz überrascht auf, ehe die Flüssigkeit sie für eine Sekunde bedeckte und Bardan, der rasch einen Schritt zurück getreten war um die Flüssigkeit auf keinen Fall zu berühren, war fast schon enttäuscht als sie plötzlich um sich schlagend und kreischend wieder von dem abfließenden Zeug frei gegeben wurde.

    „Das brennt!“, schrie sie schrill aus vollem Halse, die Augen wie wild reibend als sie versuchte aufzustehen, doch kippte sie hilflos wieder zu Boden, nur um erneut erfolglos versuchen aufzustehen.
    Voller Entsetzen hatte Brok dem Schauspiel beigewohnt, die Augen fast noch weiter als sein aufgerissener Mund. Sehr zu Bardans Enttäuschung schien das Zeug Sarriz jedoch nicht komplett aufzulösen…soweit er das beurteilen könnte. Es schien lediglich empfindliche Stellen anzugreifen, wie offene Wunden oder Augen. Dennoch reichte Sarriz andauerndes, fast schon klägliches Gekreische um dem Kopfgeldjäger selig lächeln zu lassen.
    Dann würde er sich eben später um sie kümmern. Was machte das jetzt noch für einen Unterschied?
    Langsam und mit einen unendlich seligen Lächeln drehte sich Bardan zu dem Kroganer um.

    „Nun zu dir.“, sprach er und zeigte sein schönstes Grinsen. Violettes Blut haftete an seinen Zähnen.

  4. #194
    ME-FRPG only Avatar von Bendorin Luseym
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    Geduckt huschte Bendorin durch den Raum. Langsam bahnte er sich von Deckung zu Deckung um nicht aus Versehen eine verirrte Kugel, der marodierenden Psychopathen, zu fangen. Mit seiner Aufmerksamkeit wieder auf die Umgebung gerichtet, wurde Ben plötzlich bewusst, wie weit sich das Chaos breit gemacht hatte. Die Einschusslöcher waren neben den Schlaglöchern biotischer Explosionen und der wirbelsturmartigen Verteilung der Inneneinrichtung geradezu unauffällig. Noch dazu hatte sich eine seltsame Tankfüllung auf dem Boden frisch verteilt und machte manche Stellen überraschend rutschig. Mehr oder minder in einem Stück, schaffte es der Salarianer zu seinem Ziel: Den zur Hälfte zerschossenen Überresten eines Wandschranks mit der Markierung „T“. Noch grob 200 Sekunden.

    Plötzlich bewegten sich der Schrank und sein Nachbar voneinander weg. Aus der neu entstandenen Lücke trat eine Verstärkerbox hervor, der auch prompt Musik wiedergab. Der ganze Raum wurde mit einem schrillen Girly-Pop erfüllt. Im ganzen Labor war der schmalzige Text, der speziell auf hormonell verwirrte Teenie-Mädchen ausgerichtet war, zu hören. Ben starrte mit einem Ausdruck voller Ungläubigkeit den Lautsprecher an, welcher fröhlich vor sich hin trällerte. Die Vorstellung wie der Doktor seine Experimente an Personen auf den Tischen durchführte und dabei fröhlich zur Melodie mitschwang, war noch verstörender als alles was er sich bisher gewagt hatte auszumalen. Erst als eine Salve Sturmgewehrfeuer ihn streifte, seine Schilde aufblitzen lies und in den Wandschrank donnerte, wurde er wieder zurück ins Geschehen gerissen. Mit einem kurzen Kopfschütteln machte er sich wieder auf seine Suche.

    Leise über jede zur Unleserlichkeit zugerichteten Phiole fluchend, durchstöberte er die Regale. Die Anordnung folgte einem eigensinnigen Muster, welches durch die vielen Lücken noch schwerer zu durchschauen war. Erst ganz unten am Boden wurde er fündig. T/71 war ein Kästchen gefüllt mit kleinen Reagenzgläsern. Das Problem war jedoch nur, dass das Kästchen zur Hälfte in Scherben lag. Der Einschuss, welcher ihn aus dem Staunen über Juusiks Musikgeschmack gerissen hatte, zerschlug gleichzeitig das Kästchen. Ironie des Schicksals… mit lausigem Timing. Bendorin zog eines der intakten Gläser hervor und zum Vergleich die Aufschrift einer der Scherben. Er konnte nicht umhin ein leises Knurren mit zu seiner Erkenntnis abzugeben. Die Hälfte aus verflossenen Gläsern war die, welche als „positiv“ markiert war. Die anderen waren wertlos. Da will man einmal das Richtige tun... Ben zog das ganze Kästchen heraus und durchsuchte verzweifelt jedes einzelne Reagenzglas. Genau in der Mitte war ein Gläschen mit verschwommener Aufschrift.
    Fifty-fifty waren nicht gerade die Traumchancen eines Scharfschützen. Er erinnerte sich lieber an Dinge, wie seinen Punktestand auf der Pinnacle-Station. Aber jetzt starrte er gerade auf dieses kleine Ding, von dem er versuchte seine Aufschrift nach dem Wort „positiv“ oder „negativ“ abzulesen, wie eine nervöse High-School-Schülerin von einem Schwangerschaftstest nach einer unvergesslichen Abschlussballnacht. Nur konnte er die Kennzeichnung nicht ausmachen, und es würde im Gegensatz zu einem Schwangerschaftstest in den nächsten Minuten auch nicht besser werden. Außerdem regte ihn der Pop-Song im Hintergrund zu sehr merkwürdigen Assoziationen an…

    Immerhin besser als nichts. , sagte Bendorin zu sich selbst. Er wollte gerade wieder aufstehen, da machte ihn ein Gewehrschuss auf seine Gedankenlosigkeit wieder aufmerksam. Erneut in Deckung gekauert, plante er seinen Rückweg zur Konsole. Er horchte vorsichtig auf die Geräusche um die Kämpfe genau auszumachen. Hinter den Schüssen und Schreien drängte sich etwas anderes in sein Bewusstsein. Aus einer ganz anderen Richtung, dröhnte ein Zischen. Mit Entsetzen bestätigte ein Blick zur Tür seine Befürchtung: Die Kollektoren waren dabei sich durch die verriegelte Tür zu schweißen! Über die Türsteuerung waren die Käferköpfe nicht weiter gekommen, also nahmen sie den direkten Weg, auch wenn das deutlich mehr Zeit in Anspruch nahm. Amaya hatte ganze Arbeit geleistet, was die technische Blockade anging. Sie selbst war schon wieder von der Tür weg und auf dem Rückweg zur Konsole. Eine halb tote Sarriz klammerte sich jedoch an sie um wieder auf die Beine zu kommen.

    Der Salarianer wollte noch ein paar warnende Worte in die Runde werfen, lies es dann aber doch bleiben. Die Schreie würden nur unnötig Aufmerksamkeit erregen, ohne ihrem Inhalt Gehör zu schenken. Und so wie Bardan und Brok gerade einander bearbeiteten, würde er für seine Warnung vielleicht sogar ein paar Kugeln in lebenswichtige Körperteile zum Dank erhalten. Er steckte das vermeintliche Heilmittel ein und machte sich wieder auf seine Reise von Deckung zu Deckung. Was Sarriz und Amaya miteinander ausmachten, konnte er nicht abschätzen. Aber was immer es auch war, es gab ihm Gelegenheit als erster zur Konsole zu kommen. Den letzten Teil der Strecke sprintete er. Die Zeit war jetzt endgültig zu knapp um sich über Querschläger zu Sorgen. Für irgendwas mussten seine Schilde ja taugen. Außerdem hatten die Schüsse überraschender Weise nachgelassen. Es wäre nicht verwunderlich wenn ihnen mittlerweile die Munition ausgegangen wäre.
    Als er schließlich wieder vor der Konsole stand, war sein grober Countdown bei weniger als einer Minute angelangt. Es war Zeit für den Notfallplan. Ben suchte die Stromversorgung des Gerätes ab. Juusiks Laborgeräte verbrauchten eine gewaltige Menge Energie und ein Sicherheitsfreak wie er hatte zumindest die Notversorgung direkt greifbar. Könnte er der Anlage den letzten Rest Saft abdrehen, würde das den großen Knall verhindern, aber gleichzeitig alle Lichter und Türautomatiken abschalten. Und tatsächlich thronte direkt hinter dem Monitor ein gewaltiger Generator. Es war ein eigenartiges Gerät. Das Design widersprach allem was er je gesehen hatte. Würde er es nicht besser wissen hätte er sogar gesagt sie sei… lebendig. Alle Teile gingen fließend in einander über; nichts stand übermäßig ab oder stach als angeschraubtes Einzelteil heraus. Bendorin spürte geradezu, wie ihre faszinierende Wirkung sich in ihm ausbreitete. Er kniete sich vor ihr hin und streckte eine Hand danach aus. Er hatte das unnachahmliche Verlangen danach zu greifen; es zu verstehen…

    Mit einem donnernden Knall schepperte die aufgeschweißte Tür zu Boden. Aus seinen Gedanken gerissen, griff Ben nach der Hauptleitung und zog der Maschine den Stecker. Im selben Moment tauchten die verloschenen Lichter die Szenerie in eine undurchdringliche Dunkelheit. Nach einer gefühlt niemals enden wollenden Sekunde der Stille wurden gleich wieder Schüsse abgegeben und das Mündungsfeuer erhellte wieder und wieder für wenige Sekundenbruchteile den Raum. Man konnte die Szenerie kaum von einem billigem Nachtclub mit schrecklich unharmonischer Musik und Beleuchtung im Takt unterscheiden. Rein aus dem Gedächtnis heraus rannte der Salarianer im Zick-Zack zur Tür zurück. Ohne zu überlegen sprang er durch den ersten Türrahmen, den er ausmachen konnte. Die Tatsache, dass ihm keine Kollektoren den Weg versperrten, war ihm Hinweis genug, den richtigen Türrahmen gewählt zu haben.

  5. #195
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    Aggression belebte seine müden Glieder und verlieh ihm neue Kampfeslust. Das Ausschalten von Sarriz, die noch immer sich die wie Feuer brennenden Augen reibend am Boden lag, hatte regelrecht einen Damm gebrochen der ihn seine Schmerzen vergessen ließ. Jetzt musste er sich nur noch um Brok kümmern. Doch leichter gesagt als getan.
    Gerade noch rechtzeitig hechtete der angeschlagene Kopfgeldjäger zurück hinter die Labortische um der tödlichen Salve zu entgehen.

    „Verdammtes Monster!“, schrie der Kroganer hasserfüllt über den Verlust seiner Verbündeten. Nun stand er allein gegen seinen einstigen Mitstreiter, dann Gegner, dann wieder Mitstreiter und nun wieder Gegner. Welch wankelhafte Geschichte uns doch verbindet, dachte sich Bardan in einem fast schon philosophischen Anflug und einem raubtierhaften, blutigen Grinsen. Doch heute endet sie endlich.

    Immer noch vor wilder Ekstase breit grinsend, kam der Kopfgeldjäger wie der Blitz aus seiner Deckung hervor. Ratternd entlud er die, von der hilflosen Sarriz entwendete, Maschinenpistole auf seinen kroganischen Feind doch konnte er die starken Schilde des Kroganers nicht durchbrechen. Als wäre er bloß von einem Schwarm Insekten angegriffen worden, schüttelte sich die Kampfechse und feuert zurück. Selbst bei voller Leistungsfähigkeit waren Bardans Schilde bei weitem nicht so widerstandsfähig wie Broks, und durch die erlittenen Schäden hatte sich ihre Wirksamkeit bestenfalls halbiert.
    Ein penetrantes Piepen von der MP riet ihm ebenfalls solche Manöver zu unterlassen. Er hatte gerade seine letzte Munition wirkungslos verschossen.
    Hätte er keine biotische Barriere gewirkt hätte die Salve ihm wohl den Kopf abgerissen. Stattdessen hastete er zurück hinter die Deckung als Brock sich schon auf dem Weg zu ihm machte. Der Bezeichnung „Kampfechse“ alle Ehre machend kam der Kroganer aus vollen Rohren feuernd auf den Menschen zu sodass diesem keine Wahl blieb als sich weiter in das Gewirr der Labortische zurück zu ziehen.

    Bei einem Gefecht auf Distanz schätzte er das er schon bald gegen die größere Feuerkraft des Kroganers den Kürzeren ziehen würde. Im direkten Nahkampf standen seine Chancen wohl auch nicht besser, doch angesichts seiner schwachen Schilde gab es für ihn keine Alternative. Er würde sich also auf seine Beweglichkeit verlassen müssen.

    Sich schnell einen Plan auslegend hastete der mitgenommene Mensch zwischen den Tischen des Labors in Richtung einer mit Schränken vollgestellten Wände, verfolgt von dem rasch vorrückenden Kroganer. Kugeln zischten und schlugen nur wenig von ihm entfernt ein um ihn in Deckung zu halten während Brok vorrückte.
    Der Mensch bekam keine Gelegenheit das Feuer zu erwidern und hastete somit gezwungen hinten den Tischen weiter. Er musste sich die Gelegenheit wohl selber schaffen, doch seine Optionen dafür waren spärlich. Es wäre eine leichte Übung ein biotisches Geschoss auf die ungefähre Position seines Gegners zu werfen ohne sich selbst zum Ziel zu machen, doch das Zittern seiner Muskeln war ein klares Zeichen gegen weiteres biotisches Kräftezehren, wenn es sich nicht vermeiden ließ.
    Eine weitere Kugel detonierte nicht weit seines Kopfes und ließ ihn zusammenzucken. Stücke von zersprengten Glas und Kunststoff flogen ihm um die Ohren als sein Blick auf ein armbandgroßes Gerät auf einem der Tische vor ihm fiel.
    Ein Universalwerkzeug.

    Mehr seinen Instinkten als einem logischen Gedanken folgend griff er danach. Ein weiterer Schuss knallte und Schmerzen schossen durch Bardans Arm als eine Kugel Bardans Barriere, Panzerung und das Fleisch seines rechten Unterarms sauber durchschlug. Das eben ergriffene Universalgerät flog in hohen Bogen ein paar Schritte nach vorne, als Bardan schreiend seinen Arm zurück zog um ihn nicht ganz zu verlieren.
    Der Kroganer war schon viel zu nah.
    Hastig hechtete der Mensch vor und griff nach dem am Boden liegenden Universalwerkzeug und aktivierte es ungeschickt. Wenn man einmal vom üblichen Gebrauch absah hatte er sich nie wirklich mit den Dingern befasst, doch er wusste was man mit den Dingern anrichten konnte. Er hoffte bloß das er etwas ähnliches hinzukriegen oder den Kroganer wenigstens abzulenken könnte.
    Er sah bereits den gepanzerten Rücken der Echse über seiner Deckung aufragen als er das Gerät verzweifelt aktivierte, doch kein Flamenstoß, keine Kältewelle oder Stromschlag entfaltete sich. Stattdessen knallte es dumpf als mehrere Schränke an der Wand in jene zurück gedreht wurden und andere Gerätschaften zum Vorschein kamen, die wenn Bardan sich nicht komplett irrte wie riesige Verstärker aussahen?
    Er schaffte es seine Überraschung nur knapp Herr zu werden.
    Die Echse hielt alarmiert inne und richtete ihr Sturmgewehr auf die erscheinenden Maschinen in der Erwartung einer Falle doch stattdessen dröhnte, kurz nach der Meldung die persönliche Playliste abzuspielen, ein alberner Teenie-Pop-Song, so laut das er schier den ganzen Raum mit der schrillen Stimme der Sängerin füllte.

    Sich seine Verwunderung auf später verschiebend schnellte Bardan, die Abgelenktheit der Echse nutzend hoch und legte all so viel Kraft wie er sich traute in seinen Angriff. Ein biotisches Leuchten ging von ihm aus als er, vor Schmerz die Zähne zusammenbeißend, den verletzten Arm nach Brok stieß. Die schimmernde Welle traf seine gepanzerte Gestalt frontal doch nahm die Schusswunde viel von deren Wucht. Der Kroganer taumelte nur und versuchte mit den Armen rudernd das Gleichgewicht zu halten da stürmte der Biotiker los.

    Die nutzlose MP fallen lassend, sprang er über den Tisch und griff nach dem Gewehr seines Feindes, doch der Griff dieses Kroganers war zu fest. Er lockerte ihn zwar doch der darauf folgende Schwinger der Echse schmetterte ihn hart zu Boden. Keuchend rollte sich Bardan jedoch nach hinten weg und trat in der Rolle dem Kroganer das Gewehr doch noch aus den Klauen. Den Tritten und Schlägen des nachsetzenden Kroganers nur knapp entgehend rollte sich Bardan aus der Reichweite seines Gegners als die nun herrenlose Waffe wenige Meter von ihnen entfernt klappernd wieder aufkam.
    Sie beide hielten kurz inne. Blickten auf die liegende Waffe. Bardan wusste es. Sie würde endlich die Entscheidung in diesem Kampf bringen, doch Brok wusste es auch.
    Wie auf ein unhörbares Kommando stürmten sie beide Hals über Kopf nach vorne los. Bardan war näher dran, nur noch wenige Schritte doch das Stampfen von Broks Schritten verriet dem Menschen das sein Gegner rasch aufholte. Zu rasch.
    Seine letzte Kraft sammelnd hechtete der Biotiker nach vorne die blau leuchtenden Hände nach vorne ausgestreckt. Die Waffe erzitterte, berührt von der nicht materiellen Kraft des Menschen und flog in seine Hände als der sich schon halb zu dem anstürmenden Feind umgedreht hatte.
    Der Kroganer war bereits fast über ihm. Würde ihn einfach mit der Maße seines Körpers zerquetschen. Da feuerte Bardan.
    Das Donnern des Gewehrs ließ seine Ohren klingeln, der Rückschlag seine Arme und vor allem seine Verletzung schmerzen, während das Mündungsfeuer den Raum flackernd erhellte. Instinktiv hatte er die Augen, in Erwartung des zerquetschenden Gewichts des Kroganers geschlossen, doch es kam nicht.
    Rasch öffnete er seine Augen.

    Vor ihm standen mehr als zwei Meter Kroganer, einen taumelnden Schritt zurückmachend als Brok seine Klaue auf seine mit dickem Blut verschmierte Brustpanzerung legte. Auf diese Entfernung hatten selbst Broks dicke Panzerung und Schilde die Salve nicht daran hindern können ihn gleich mehrfach zu durchschlagen.

    Fast hätte sich ein mehr als nur erleichtertes Lachen durch Bardans Kehle gezwängt, bis der Kroganer jedoch uhrplötzlich und blitzschnell nach unten zu Bardan griff. Die Erleichterung verging dem Menschen schnell als die Echse ihn unsanft am Hals packte und wie ein Spielzeug nach oben hob.

    „So einfach nicht!“, knurrte sie mit einem hasserfüllten Blitzen in den Augen. Oranges Blut tropfte an den breiten Mundwinkeln des Aliens herab, als es ausholte und Bardan quer durch den Raum schleuderte.

    Unsanft landete Bardan und vermied nur mehr schlecht als recht mit einer ungeschickten Rolle sich die Rippen zu brechen. Schmerzen schossen nur so durch seinen ganzen Körper und gesellten sich zu dem heißen Brennen seiner Muskeln. Eilig versuchte er wieder aufzustehen doch die Muskeln in seinen Armen, seinen Beinen, seinen Rücken versagten und er blieb kraftlos auf dem Boden liegen. Das war einfach zu viel gewesen.
    Er schaffte es nur noch den Kopf langsam hochzuheben um den sich langsam nähernden Kroganer anzublicken. Blanker Hass schoss durch seine Gedanken als dessen nähernde Gestalt im wechselhaften Spiel der Notbeleuchtung erblickte. Er humpelte, eine Hand auf seine Wunde an der Brust gelegt, doch aufrecht stand er, während Bardan geschlagen am Boden lag. So endete es also für ihn. Besiegt von dem Kroganer den er bereits als die Schande jener Spezies bezeichnet hatte. Die Wut brannte nur so ihn ihm, doch es fehlte ihm die Kraft sie umzusetzen.

    „Du hattest…du hattest doch nicht gedacht…“, höhnte der Kroganer kalt, doch irgendwie seltsam schleppend als er sich näherte. „…das es so einfach…wäre.“

    Er kam noch näher, doch sein Schritt verlangsamte sich zusehens. Dickes, tiefdunkles Blut sickerte zwischen seinen Fingern hervor. Sein Schritt wurde noch langsamer, schleppend, bis er stehend blieb und fast schon verwirrt seine auf die Wunde gepresste Hand hob und ansah. Sie tropfte nur so von Blut und einer weißlichen, öligen Flüssigkeit.
    Erschrockene Erkenntnis glitt über die schuppigen Züge der Echse, nicht mehr als ein Weiten der großen Augen als sie diese auf den am Boden liegenden Menschen richtete, ehe sie, wie ein gefällter Baum umkippte, unfähig noch irgendetwas von sich zu geben.
    Für ein paar Sekunden war es geradezu gespenstisch still im Raum, wenn man mal von der ständig dröhnenden Alarmsirene absah. Bardan starrte nur, langsam wieder zu Atem kommend, auf die massige Gestalt seines vermeintlichen Todesbringers. Bis sich ein Lachen durch seine Kehle zwängte. Zu müde um hämisch zu klingen, zu erleichtert um boshaft zu klingen, zu erschöpft um triumphierend zu klingen.
    Er lachte noch immer als er unter Mühen ächzend wieder aufstand und langsam zu der schwer atmenden Gestalt seines Gegners humpelte. Dem Menschen tat alles weh. Sein Körper fühlte sich an als hätte er sich jeden einzelnen Knochen geprellt, spätestens wenn das Adrenalin sich wieder abgebaut hatte, würde es wohl richtig wehtun, doch daran verschwendete er jetzt keine Gedanken.
    Brok lebte noch immer, doch auch ohne nähere Kenntnisse der kroganischen Physiologie erkannte Bardan schnell das dem nicht mehr lange der Fall wäre. Das Blut tropfte nur so aus der tiefen Wunde des Kroganers als dieser sich um jeden weiteren Atemzug mühen musste.

    „Nein, einfach war es nicht.“, antwortete der Mensch im näher kommen, Broks Waffe immer noch in den Händen. „Umso befriedigender wird das hier.“

    Langsam richtete er den Lauf des Gewehres auf das Gesicht des Kroganers. Es verlangte ihm danach die Waffe direkt auf die Haut des Ungetüms aufzusetzen doch seine Ausbildung riet ihm davon ab den Klauen auch eines sterbenden Kroganers zu nahe zu kommen. So stand er knapp außerhalb der Reichweite des gefallenen Kolosses aber noch nah genug um die Regungen in dessen Zügen noch zu erkennen.
    Auf diesen Anblick hatte er lange gewartet.
    Brok ächzte als er nur mit Mühe weitere Luft in seine immensen Lungenflügel sog. Blut lief ihm auch am Mundwinkel herab. Seine Augen hatten einen Ausdruck angenommen den Bardan schon immer genossen hatte, doch sie bei einem solchen Widersacher zu sehen war einfach köstlich. Die Augen eines Sterbenden, die kurz davor waren sich in den Schädel zurück zu drehen.

    Fast schon traurig, fand Bardan. Sie kannten sich zwar kaum ein paar Tage, doch es kam ihm so viel länger vor. Doch alles endet einmal.
    Der Kroganer holte Luft, wollte etwas sagen, doch stattdessen hustete er nur Blut.
    „Schsch, ruhig Brok.“, säuselte Bardan fast schon beruhigend wäre nicht sein breites Grinsen als er mit Broks eigener Waffe auf diesen zielte. „Spar dir deinen letzten Atem.“
    Er grinste ein weiteres Mal und genoss den Anblick.
    „Und bevor du stirbst verspreche ich dir noch etwas:“
    Er schwieg erneut, kostete es aus und sprach dann ein einzelnes Wort, einen Namen.
    „Ziryna…“
    Mehr sagte er nicht. Mehr brauchte er nicht zu sagen. Dieses Mal war es mehr als nur eine Drohung, eine Verhöhnung. Dieses Mal, oh bei Gott, dieses Mal, war es ein Versprechen!
    Der Schrecken in den Augen des Sterbenden verriet Bardan das er verstanden hatte und das ihm die Kraft fehlte mehr als nur das zu tun. Seine Augen schlossen sich bereits, mit den Gedanken daran dass er sie nicht retten konnte. Daran das Bardan dieses Versprechen halten würde.
    So endete also die Geschichte des kroganischen weißen Ritters. Blutig und zu schwach auch nur seine Freunde zu beschützen.
    Bardan grinste.

    Nichts anderes hatten weiße Ritter verdient.

  6. #196
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    Er kam jedoch nicht dazu den finalen Schuss, den Todesstoß zu setzen.
    Das Grinsen verging ihm als er hinter sich die vor Verzweiflung und Schmerzen schrille Stimme der Asari schreien hörte.
    „Bleib wo du bist, Arschloch!“
    Trotz seiner protestierenden Muskeln drehte er sich blitzschnell um das Gewehr auf den Ursprung der Stimme gerichtet als es ihn wie eine eisige Faust in den Magen traf.

    „Keine Bewegung! Oder ich tu´s!“, kreischte Sarriz energisch, eine Pistole an den Helm der Quarianerin gedrückt. Die Asari hatte Amaya aus ihrer Tätigkeit gerissen und hielt sie wie einen Schutzschild vor sich, einen Arm um den Hals ihres Opfers geschlungen und die Waffe an die Seite des Helms gepresst. Es war Bardans Phalanx die die Asari verwendete.
    Wilde Verzweiflung brannte in den geröteten Augen der Söldnerin. Anspannung verzerrte ihre vernarbten Züge. Es stand außer Frage dass sie schießen würde.
    Die Asari sah kaum noch etwas. Das Brennen in ihren Augen hörte und hörte nicht auf. Dennoch schien sie es mitbekommen zu haben wie ihr Begleiter gefallen war und nun versuchte sie in einem Akt der Verzweiflung noch ihre eigene Haut retten zu.
    Furcht durchlief Bardans Eingeweide, wie sie es schon seit langem nicht mehr war und er verkrampfte sich bei dem Anblick der sich hilflos windenden, ängstlichen Quarianerin.

    Bis der Schuss plötzlich knallte.

    Ob das zähnefletschende Nervenbündel, zudem Sarriz geworden war, in seiner Reaktion einen Angriff sah, ob die Quarianerin es in einem Versuch sich zu befreien selbst auslöste oder ob es das Schicksal selbst war würde Bardan nie erfahren.
    Es durchschlug den Helm, zerriss den Inhalt und trat auf der anderen Seite wieder heraus nur um quarianisches Blut und Hirn in den ganzen Raum zu verteilen. Die Getroffene erzitterte und verkrampfte sich, ehe sie wie eine Marionette ohne Fäden in den Armen ihrer Geißelnehmerin zusammensackte.

    Sarriz kreischte etwas, doch Bardan hörte es nicht. Fühlte nichts. Es war vom Schuss alles wie weggeblasen um nur Leere und Kälte zu hinterlassen. Er sah nur die leblose Gestalt der Pilgerin.
    Trauer war das erste was er wieder spürte. Schmerzliche Trauer die wie eine Saat auf ein Feld geschüttet wurde. Die keimte und wuchs, bis Wut daraus hervor ging. Eine flammende Wut gewässert durch Hass und Zorn, die sein ganzes Wesen auf einmal zu füllen schien. Ein Zorn der in ihm gehrte und ihn neu beflügelte, alle Schmerzen und Erschöpfung wegwischte. Und sich auf die Trägerin der Waffe fokussierte.
    Er wusste nicht wie lange seine Lethargie angedauert hatte, wie lange er sie mit wachsenden Zorn im Blick angestarrt hatte als er los preschte, das Gewehr fallen lassend.

    Sarriz schrie etwas. Sie ließ den leblosen Körper achtlos fallen und schoss auf den im Zornesrausch anstürmenden Menschen. Ob sie traf oder nicht spürte Bardan nicht einmal. Da war nur noch die Wut.
    Er überbrückte die Distanz rasch und schrie seinen Zorn heraus als er seine Schulter mit aller Kraft in den Bauch der Asari schmetterte. Er hob sie vom Boden und riss sie mehrere Meter weiter bis er sie schließlich in einen der Schränke an der Wand schleuderte.
    Er schrie noch immer.
    Ein Schwinger traf sie mitten ins Gesicht und riss ihren Kopf herum. Den nächsten Schlag verhinderte sie nur knapp indem sie die Faust des Menschen ergriff, doch stieß der in Rage versetzte Mensch stattdessen seine Stirn auf sie herab. Mit übelerregendem Knacken brach ihre Nase.
    Sie schrie vor Schmerz doch nicht lauter als er

    Unsanft riss er sie aus dem Schrank hervor und schleuderte sie in den Raum. Nur mit Mühe schaffte sie es sich am Boden aufzufangen, doch bevor sie etwas anderes machen konnte war er bereits über ihr. Ein Tritt in ihren Bauch ließ sie sich zusammenkrümmen, als er sie gleich darauf an den, für ihre Spezies so typischen Auswüchsen packte und quer durch den Raum zerrte.
    Unter Schmerzensschreien verfluchte sie ihn in asarisch auf Übelste doch das hielt den von Zorn erfüllten Menschen nicht auf.
    Brutal zog er sie hoch und schmetterte ihr Gesicht in die Tastatur, einer der durch Beschuss bereits mitgenommenen Konsolen. Immer und immer wieder. Schlag um Schlag hingen mehr abgebrochene Tasten in ihrem Gesicht, während blutige Zahnbruchstücke in der Tastatur lagen.
    Es war eine altmodische Tastatur. Noch mit echten, harten Tasten, statt den holografischen Flächen bei modernen Varianten.
    Er hielt kurz inne blickte ihr voller Hass in das Zerschundene Gesicht. Es war eine zerschundene Ruine, doch das war nur ein Tropfen auf den heißen Stein von Bardans Wut.
    „Bitte…“, ächzte die Söldnerin schwach doch fanden ihre geächzten Bitten kein Gehör und Bardan schlug weiter. Bis sie aufhörte sich zu wehren und das Licht der Notfallbeleuchtung ausging und sie alle im Dunkel zurück ließ.

  7. #197
    ME-FRPG only Avatar von Bendorin Luseym
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    Bendorin raste durch den Gang. Er war vermutlich der erste, was bedeutete, dass sich zwischen ihm und den Kollektoren noch der Rest der angeschlagenen Truppe war. Seinen Vorsprung auszubauen erschien ihm als der beste Weg seine Überlebenschancen zu verbessern. Jetzt war nur noch die eingeschränkte Sicht ein Hindernis. Eine Hand zur Orientierung an die Wand gedrückt schob er sich vorwärts. Die Augen waren weit aufgerissen um jedes mögliche Stückchen vom Weg zu erkennen, doch wirklich etwas sehen konnte man trotzdem nicht. Genauso versuchte er den Raum auf das leiseste Geräusch abzuhören, aber in seinem inneren Ohr spielte noch immer der Girly-Pop des Doktors auf und ab. Plötzlich stieß sein Fuß gegen etwas. Er hielt es zuerst für eine kleine Dose oder etwas Vergleichbares. Aber als er zum nächsten Schritt ansetzen wollte, bemerkte er seine Fehleinschätzung. Wie sich zeigte, war es eine annähernd hüfthohe Kiste über welche er mit einem kurzen, erstickten Aufschrei stolperte. Er rutschte weit genug, um auf der anderen Seite in Deckung zu rollen. Wie auf Befehl heulten sofort Gewehre auf und donnerten durch den Raum. Die Kiste fing das Feuer ab, aber durch die Rolle in Kombination mit den Lichtblitzen und den ohrenbetäubenden Lärm, hatte er das letzte bisschen Überblick verloren.
    Er erlaubte sich mit seinem Universalwerkzeug für den Bruchteil einer Sekunde die Taschenlampe zu aktivieren. Das kurze Licht offenbarte ihm einen Seitengang, keine zwei Meter entfernt vor ihm. Im Kriechgang bewegte er sich vorwärts und um die Ecke.

    Ein paar Schritte ertönten neben ihm. Eine Gestalt huschte an der kriechenden Amphibie vorbei und wieder wurde wild durch die Gegend geballert. Es war ganz klar eine Figur in einfacher Rüstung, also zumindest keiner der Kollektoren. Er versuchte die Richtung des Rennenden auszumachen, aber die kurzen Intervalle aus hell und dunkel machten es unmöglich die Silhouette auch nur kurz zu verfolgen. Immerhin war es eine gute Ablenkung von ihm. Er konnte relativ unbesorgt vorankriechen.
    Ein Stück weit entfernt, wägte Ben sich wieder genug in Sicherheit um den Weg aufrecht weiter zu gehen. Wie auf Befehl gingen in den Fluren wieder vereinzelt Lichter an. Die Lampen flackerten zwar nur leicht, aber es gab ganz klar wieder Energie. Entweder war noch eine zusätzliche Notstromversorgung losgegangen oder ein besonders heller Mitarbeiter von Juusiks Personal hatte einen Weg gefunden die Station mit neuem Saft zu versorgen. Was von den Angestellten aber keiner wusste war, dass die Selbstzerstörung wieder damit in Gang gesetzt wurde.
    Aber der Gedanke erschien bei den wenigsten aufzukommen. Hinter ihm wurde weiterhin eifrig gefeuert. Die Käferköpfe machten weiterhin kräftig Druck. Sie waren nach wie vor die technisch Überlegenen in diesem Gefecht und diesen Vorteil nutzten sie gnadenlos aus. Bendorin zog sein Gewehr und machte sich Schussbereit. Er hatte genug eingesteckt. Jetzt war es Zeit auszuteilen. Er ging in die Knie und wartete auf ein verräterisches Zeichen. Lange musste er darauf nicht warten. Schon wenige Momente später stolperte ein Feind dem Schützen vor die Flinte. Ohne ein Zögern feuerte Ben. Der Rückstoß erinnerte ihn daran, dass dies nicht mehr seine Mantis war. Die Kishok war ein ungezähmtes Biest im Vergleich. Zum Glück zählte das nicht nur für den Salarianer. Den Kollektor am anderen Ende des Weges traf die ungezügelte Wucht eines Harpunengeschosses. Die kinetische Energie durchbrach mit Leichtigkeit die Barriere seines Opfers und nagelte dessen leblose Überreste geradezu nebensächlich an die Wand.

    Vielleicht war es die Wirkung des Abschusses oder einfach nur Zufall, aber erneut verstummten alle Geräusche im Hintergrund. Der Agent kämpfte damit nicht laut zu husten. Er hatte den Rückstoß unterschätzt. Nichtsdestotrotz kämpfte er sich wieder auf die Beine und zog sich mit schnellen Schritten weiter. Eine kleine Erschütterung bebte durch die metallischen Einrichtungen und trieb ihn weiter an. Sie hatten noch Minuten bevor sich hier alles in heiße Luft und Rauch verwandelte. Gäbe es nicht so viele Kurven in seinem Weg, würde er bereits einen Sprint hinlegen.
    Der Gang warnleider klein und verwinkelt. Bendorin kam mit seiner dürren Statur gut voran, aber das viele Abbiegen raubte ihm schließlich den kümmerlichen, letzten Rest seiner Orientierung. Nach ein paar weiteren Schritten, die sich wie ein Teil der Unendlichkeit anfühlten, mündete der Gang in einen kleinen Vorraum. Zu seiner Rechten konnte Ben mehrere andere kleine Zugänge ausmachen, aber interessanter wurde die linke Seite: Dort prangerte unter der schwach beleuchteten Aufschrift „Hangar-Deck“ eine etwas größere Tür. Und an der Tür machte sich ein ihm nur allzu bekannter Mensch bereits zu schaffen. Es war Carter und er schreckte genauso schnell auf wie der Salarianer. Gewehrmündung starrte auf Gewehrmündung, aber noch feuerte niemand.

    Bendorin bereitete sich auf einen Schusswechsel vor. Er sah Bardans verwundeten Arm. Damit konnte er den Rückstoß seiner Waffe vermutlich nicht komplett unterdrücken. Die Streuung einer Salve würde die schlanke Gestalt eines Salarianers nicht vollständig erfassen. Den Teil, der ihn traf, würde höchstwahrscheinlich von den Schilden abgewehrt werden. Mit einem Lichtgewitter aus seinem Universalwerkzeug könnte er die Genauigkeit des Menschen und damit seine eigenen Chancen weiter verbessern. Mit seinem Harpunengewehr zielte er auf den Kopf seines Gegenübers. Sollte er aus seiner geduckten Haltung sich erheben, dann würde er ihn immer noch in den Torso treffen. Wenn die Barriere eines ausgeruhten Kollektors seiner Waffe nicht widerstehen konnte, dann war die angeschlagene Defensive Carters erst recht kein Hindernis. Das einzige was ihn verwirrte war, dass noch keine Kugel geflogen war. Vor nicht einmal fünf Minuten hatte der Mensch noch mit einer Asari und einem Kroganer gleichzeitig gekämpft. Warum machte er jetzt vor einem Salarianer halt? Hatte er etwa keine Munition mehr?
    Bevor seine Fragen beantwortet werden konnten, erbebte die Station erneut. Erst jetzt wurde Ben bewusst, wie sein Blut pochte. Die Temperatur war spürbar angestiegen. Sein amphibischer Kreislauf lief auf hochturen, selbst für salarianische Verhältnisse. Das Zeitfenster wurde immer enger.
    Der Mensch reagierte sofort. Er ließ seine Waffe fallen und blaffte Befehle, ihm mit der Tür zu helfen. Offensichtlich war ihm sein eigenes Überleben wichtiger, als ein letztes Gefecht. Bendorin hingegen wägte die Situation ab. Er gestattete sich seinen Fokus auf die Umgebung weiter auszubreiten. Unweit entfernt lag der leblose Körper eines toten Dockarbeiters. Die Blutlache weitete sich noch immer über den Boden aus. Die Hilfe des Arbeiters schien er nicht gewollt zu haben.
    Den Blick weiter über die Szenerie schweifend bemerkte er jedoch die frisch zerschossene Türsteuerung. Es war klar, dass der Mensch mit seinem verletzten Arm es nicht weit bringen würde. Aber Ben war sich auch nicht sicher, ob er allein bei der Tür mehr Erfolg hätte. Er musste seine Mission beenden und das hatte oberste Priorität. Es war offensichtlich: Wenn sie lebend hier raus wollten, mussten die beiden zusammen schieben. Leicht ernüchtert steckte er ebenfalls seine Waffe weg und machte sich daran mit der Tür auszuhelfen.

    Langsam bewegte sich die sperrige Tür Stück für Stück zur Seite. Doch der Mensch konnte selbst in dieser Situation nicht vollkommen aus seiner Haut. Als der geöffnete Spalt groß genug war, dass man sich hindurchzwängen konnte, warf er den Salarianer zurück und rannte weiter. Bendorin hätte es ahnen müssen, aber er fiel trotzdem wie ein Stein zu Boden und landete… ungewöhnlich weich.
    Ein Stöhnen hallte unter ihm auf und Ben hüpfte wieder auf um die Gestalt auf der er gelandet war zu untersuchen. Er konnte kaum seinen Augen trauen, aber vor ihm lag tatsächlich die fast totgeschlagene Sarriz. Sie musste vom Labor aus bis hierher langsam aber stetig gekrochen sein und war gerade rechtzeitig gekommen um dem Agenten als unfreiwillige Sturzmatte zu dienen.
    Ohne großartig zu überlegen zog er die blutende Asari auf die Beine und ihren Arm über seine Schulter. Wer es in ihrem Zustand soweit geschafft hatte, den konnte er hier nicht einfach so am Boden verbluten lassen. Tief in seinem Innersten steckte noch immer der Soldat, der gerade voller Überzeugung schrie: „Niemand wird zurückgelassen!“ Er machte mit sich selbst einen Kompromiss, dass zumindest sie nicht zurückgelassen wird. Und so zwängte er sich mit ihr im Seitenschritt durch den engen Türspalt.

  8. #198
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    Unkoordiniert hastete der Mensch durch die Dunkelheit Juusiks Basis, verfolgt von den Gedanken an die Käferdinger, ebenso wie dem Anblick der toten Pilgerin. Er hatte noch geschrien, als Sarriz längst regungslos an seiner Faust hing ehe er sie wie einen Sack Reis zu Boden fallen ließ. Er schrie noch als er sich der Toten zu wenden wollte, kurz bevor das Licht ausging. Doch nicht mehr aus Wut. Sondern aus Schmerz.

    Wellen von Emotionen, denen er sich nie gestellt hatte brandeten über ihn und ließ ihn für einen kurzen Augenblick seine Ausbildung vergessen. Er fühlte sich betrogen, zurück gelassen und allein. Eine grausame Vertrautheit, die ihm die Luft abschnürte und fast die Tränen in die Augen trieb kam über seine Gefühlswelt wie ein Orkan.
    Er wollte die tote Quarianerin mitnehmen, selbst ihre Leiche nicht einfach zurück lassen obwohl er wusste dass es für ihn keinen Sinn machen würde. Sie war fort! Sie waren alle fort! Sie waren alle fort um ihn in dem Dunkel dieses real gewordenen Albtraums allein zu lassen! Fast war er schon dabei gewesen den leblosen Körper zu packen und hochzustemmen, da donnerten Schüsse und insektenhaftes Summen erfüllten die Leere.

    Seine hart antrainierte Ausbildung griff, sodass er von der Gefallenen abließ und stattdessen im Stroboskoplicht des Mündungsfeuers ihr Gewehr ergriff. Blind gab er eine Salve in die Richtung der Kollektoren ab. Er sah nicht ob er traf, doch ein Knacken, ein feuchtes Reißen waren zu hören ehe etwas im Dunkel der Basis zu Boden ging.
    Er verblieb jedoch nicht um sich zu vergewissern sondern stürmte durch die Dunkelheit, mehr nach Gefühl als durch seine Sinne geleitet. Beinahe war es ihm egal ob die Insektioden ihn nun erwischten oder nicht.
    In diesem Punkt schien es das Schicksal besser mit ihm gemeint zu haben.

    Wie durch ein Wunder hörte er wie das Gewehrfeuer und das Brummen immer weiter in den Hintergrund trat. Auf Irgendetwas oder Irgendjemand schienen die Dinger noch zu schießen? Vielleicht war es Dymnos? Oder sein Drellkumpel und dessen menschlicher Kumpan? Oder Luseym?
    Bardan wusste es nicht. Bardan scherte es nicht. Die lagen hinter ihm. Sie waren ihm egal.

    Und so stürmte er nun durch die dunklen Gänge, die sich nur vage ihm Licht von Amayas Gewehrlampe abzeichneten. Er hatte das Licht stark gedämmt, gerade Mal genug das er etwas sehen konnte und man ihn wenigstens nicht wie den hellsten Stern am Nachthimmel erblickte. Wie viele Kollektoren hier noch lauerten oder ein paar letzte Söldner von Juusiks Personal wusste er nicht. Doch langsam und vorsichtig vorzugehen war keine Option. Denn er wusste auch nicht wie es mit der Selbstzerstörung der Basis stand.
    Der Strom war zwar scheinbar gekappt worden und die Sache somit hinausgezögert, doch nach und nach leuchtete so manche Lampe sporadisch auf Bardans Weg wieder auf. Irgendeine Notstromversorgung war also daran langsam wieder anzuspringen. So trieb sich der Biotiker zu größerer Anstrengung an.
    Mit der wieder anspringenden Stromversorgung würden auch die Gerätschaften in Juusiks Labor wieder heiß laufen und die Selbstzerstörung der Basis wieder in Gang bringen. Mit etwas Glück hatte das rabiate Herunterfahren die Gerätschaften und die Selbstzerstörung etwas weiter ausgebremst, doch das Glück hatte Bardan heute schon mehr als einmal herausgefordert.

    Es war weniger seinem Orientierungssinn als vielmehr unerhört viel Glück zu verdanken dass er schließlich am Vorraum zum Hangar der Station ankam und das ohne unliebsame Begegnungen mit Überlebenden von Juusiks Mitarbeitern oder schlimmeren. Das Gewehrfeuer das durch die dunklen teils nur zeitweilig beleuchtenden Gänge gehallt hatte verriet ihm das nicht jeder so viel Glück gehabt hatte wie er. Im verwirrenden Geflecht der Gänge war nicht auszumachen aus welcher Richtung die Kampfgeräusche gekommen waren, was ihn jedoch nicht weniger motiviert hatte einen Zahn zuzulegen. Nun stand nur noch die Tür des Vorraums zwischen ihm und dem Hangar in dem er ein Fluchtfahrzeug zu finden hoffte.

    Vorausschauend warf er einen Blick in den mittelgroßen Raum in dem ein paar einzelne Frachtkissen verteilt standen, während über der verschlossenen Tür zum Hangar ein Schild mit der Aufschrift „Hangar-Deck“ und ein leuchtendes Symbol für den Notausgang prangten. Zwei weitere Gänge, nicht besser beleuchtet als der aus dem Bardan gehastet war, mündeten in den Vorraum. Von möglichen Gegnern keine Spur.
    Vorsichtig ging er den Raum, nachdem er die Gewehrlampe ausgeschaltet hatte und taxierte den Raum während er in Richtung der Türsteuerung vorrückte. Plötzlich hörte er jedoch Schritte hinter sich.

    Blitzschnell drehte er sich in die Hocke gehend um, das Gewehr seinem Blick folgend. Es war gerade schnell genug, denn eine Salve Geschosse schlug genau da ein wo er gerade eben noch gestanden hatte. Bardan hielt sich nicht damit auf die Gestalt im Halbdunkel des Ganges näher zu mustern, er schoss und traf deutlich besser als der unbekannte Schütze. Die hochbeschleunigten Kugeln schlugen in die Brust und den Bauch der gepanzerten Gestalt ein und ließen sie vor Schmerz schreiend zu Boden gehen, die Waffe aus den Händen geglitten.
    Nun erkannte der Biotiker seinen Gegner als einen Mitarbeiter von Juusiks Sicherheitspersonal. Offensichtlich hatte der Schreiende, der zusammenzuckte als der Biotiker dessen Todeskampf mit einer weiteren Salve verkürzte, bereits einen Kampf hinter sich. Seine Rüstung war angeschlagen und die Schilde waren inaktiv gewesen, weshalb Bardan ihn auch so schnell hatte ausschalten können.
    Dies als weitere Ermutigung so schnell wie möglich zu verschwinden auffassende Kopfgeldjäger eilte nun zu der Türsteuerung vor, nachdem er sich vergewissert hatte dass er nicht noch mehr Gesellschaft bekommen würde.
    Fast hätte er laut geflucht. Sein Glück schien verflogen.
    Die Salve des Söldners hatte zwar Bardan verfehlt dafür aber ausgerechnet die Türsteuerung zerschossen. Offensichtlich hatte sich das Schicksal nun wieder gegen Bardan gewendet.

    Sich alles in Erinnerung rufend was er in seiner Ausbildung über Überbrückungen gelernt hatte versuchte er die Türsteuerung wieder in Gang zu bringen. Rasch erinnerte ihn dass jedoch wieder daran warum man immer einen Tech-Experten im Team haben sollte. Aber selbst so einer stellte er doch nach wenigen ernüchternden Minuten fest hätte diese in Elektroschrot verwandelte Türsteuerung nicht mehr retten können. Immerhin schien es die Tür nicht blockiert zu haben also musste er stattdessen versuchen sie mit Muskelkraft zu öffnen.
    Die Tür war hoch und breit genug um einen Lastenheber samt Fracht hindurch fahren zu lassen und war so konzipiert dass sie zur Seite aufglitt. Bardan warf noch einmal einen suchenden Blick in seine Umgebung doch war sie noch immer genauso feindfrei wie schlecht beleuchtet. Mit dem Gewehr in einer Hand stemmte er sich gegen die Tür in jene Richtung in der sie normalerweise verschwinden würde, doch sie war schwer und bewegte sich kaum. Dass sie sich zumindest etwas bewegt hatte zeigte dem Menschen, dass sein Plan immerhin nicht ganz aussichtlos war doch dafür brauchte er mehr Kraft. Den Impuls die Waffe nicht sinken zu lassen nur mühsam unterdrückend legte er Amayas Gewehr zu seinen Füßen und drückte sich mit beiden Armen und seinem ganzen Gewicht gegen die Tür. Knirschend bewegte sie sich ein paar Zentimeter, gerade genug das Bardan besseren Halt in dem sich langsam öffnenden Spalt fand. Doch auch so, spürte Bardan wie seine Muskeln angesichts der Anstrengung anfingen zu brennen und seine Verletzung am Unterarm umso mehr schmerzte. Er hatte seinem Körper einiges abverlangt. Nun rächte es sich.

    Eine Erschütterung dass er angesichts seiner Erschöpfung erst nach einem Herzschlag registrierte ließ den Boden der Basis auf einmal erzittern. In unschöner Erwartung das Gesicht verzogen schätzte Bardan das die Selbstzerstörung der Basis nun doch weiter fortgeschritten war als ihm lieb war. Die Minuten die ihm blieben, eher er in einer vermutlich sengenden Explosion wahlweise bei lebendigen Leibe gekocht oder Stücke zerrissen würde, waren an einer Hand abzuzählen…an einer verstümmelten quarianischen Hand…
    Mit einem Mal wurde Bardan jedoch aus dieser unguten Vorstellung gerissen. Weitere Schritte im Dunkel ertönten!
    So schnell es ihm seine protestierenden Muskeln gestatteten griff sich Bardan das Gewehr und richtete es geduckt auf die Geräuschquelle. Geschützt durch das Halbdunkel in dem er stand wurde dieses Mal nicht er überrascht. Doch wie sich herausstellte auch der Neuankömmling nicht.

    Fast schon hätte der Biotiker die erscheinende spindeldürre Gestalt mit Blei vollgepumpt da erkannte er sie nicht nur als Salarianer sondern auch als Luseym der gerade aus dem linken der Gänge gestolpert kam. Er schien außer Atem und von seiner Waffe ging ein dünnes Rauchfähnchen auf. Beinahe zeitgleich wie Bardan ihn erblickt hatte entdeckte der Salarianer den Menschen und richtete ebenfalls seine Waffe auf ihn.
    Bardan sah es in dem Funkeln der großen Augen des Aliens. Auch Luseym hätte fast abgedrückt…und wog es gerade ab es doch noch zu tun…genauso wie Bardan.
    Bevor sich ein Schuss jedoch löste, erzitterte der Boden erneut. Heftiger diesmal. Dass die Luft, die er gierig in seine Lungen einsog, wärmer wurde bildete er sich nicht ein.
    „Nimm das runter und hilf mir diese Scheiß Tür aufzumachen, du Mistkerl!“, schnauzte der Mensch barsch, die Waffe selbst nur sehr widerwillig und langsam senkend.



    Für einen kurzen Moment hatten sie sich stillschweigend angestarrt, als warteten sie nur darauf dass der andere doch noch das Feuer eröffnete. Niemand wollte der letzte sein der schoss…aber niemand wollte den Kampf vom Zaun brechen. Nicht da sie beide wussten das ihr Leben nur noch in Minuten gezählt würde, würden sie sich hier verzetteln.
    Doch Bardan erwog es dennoch als erstes zu schießen. Sein Abzugsfinger zuckte im Dunkel ungesehen. Selbst wenn er den Salarianer töten würde, die Tür würde er alleine nie aufbekommen. Nicht bevor sich die Anlage in ihre Bestandteile auflöste. Aber immerhin würde er in der Gewissheit sterben noch einmal der Stärkere gewesen zu sein, und mit Sicherheit der härteste Mistkerl im ganzen Komplex, vielleicht sogar auf ganz Omega! Hatte er doch seinen Rachefeldzug gegen Juusik gewonnen, den Verrat von Brok und Sarriz blutig heimgezahlt und das nur mit einer Bande von dahergelaufenen Taugenichtsen im Rücken. Seine Überlegenheit gegenüber ihnen bewiesen, allein schon dadurch dass er der einzige war der dieses aberwitzige Unterfangen überlebt hatte und sei es nur für ein paar Minuten! Nur noch Luseym stand dem im Weg, doch das könnte er schnell ändern. Der Gedanke war erschreckend verlockend…
    Aber wer würde davon erfahren? Was war selbst der ultimative Beweis seiner Überlegenheit wert, wenn ihn niemand mehr mitbekam? Was war diese Ideologie dann noch wert?
    Nichts.
    Und tief in seinem Inneren, wusste der Mensch, dass er leben wollte. Ganz egal um welchen Preis. Nichts im Leben ist es wert, dafür zu sterben!, wie sich Bardan, das Gesicht vor Entschlossenheit verzogen, sicher war als er das Gewehr nun doch senkte.

    „Na los!“, setzte er wütend nach als er sich gegen die Tür stemmte.
    Der Salarianer hatte ebenfalls gezögert. Hatte abgewogen nun im Vorteil zuzuschlagen. Diese unkalkulierbare Bedrohung ein Ende zu setzen. Wer konnte es ihm verübeln. Sicherlich hatte er den irren Glanz in den Augen des Menschen gesehen als sie sich über die Läufe ihrer Waffen angestarrt hatten. Doch auch er entschied sich dafür zu leben.

    Beide stemmten sie sich nun grunzend und ächzend gegen das schwere Schott, dass sich unter ihren vereinten Kräften knarrend anfing zu bewegen. Die Erschütterungen traten jedoch in immer kürzeren Abständen auf. Alle Lichter waren wieder angesprungen und fluteten die Räumlichkeiten in ein viel zu grell wirkendes Licht, als Mensch und Salarianer mit Mühen die, noch immer blockierte Tür Zentimeter um Zentimeter aufschoben.
    Die Luft wurde immer wärmer.
    Als der geöffnete Spalt gerade breit genug war sich durchzuzwängen, zögerte Bardan nicht und ließ sofort von der Tür ab, den Salarianer rücksichtslos zur Seite drängend. Jetzt war sich wieder jeder selbst der Nächste und mit reiner Körperkraft und Gewicht hatte das dürre Alien dem Menschen nichts entgegen zu setzen. Hastig zwängte sich der Biotiker durch den Spalt in den Rettung versprechenden Hangar.
    Er schien verlassen, nur bevölkert von achtlos umgeworfenen Frachtkisten, erschossenen Söldnern und Kollektoren die in Lachen ihres eigenen Blutes verteilt dalagen.

    Die Lachen vibrierten nur so von den andauernden Erschütterungen.

    Und in mitten dieses Durcheinanders, stand das wunderschönste Shuttle das Bardan je gesehen hatte, mit geöffneter Einstiegluke und aktivierten Antrieb, als hätte es nur auf sie gewartet. Die meisten der Toten lagen um das Shuttle verteilt, vermutlich hatten sie es startklar machen wollen, waren dann aber von den Kollektoren angegriffen und letztendlich überwältigt worden. Offensichtlich machten die Käfer nun Jagd auf alles was in der Basis noch kreuchte und fleuchte.
    Das als weiteren Anlass zu einer raschen Flucht nehmend, sprang Bardan über die Leichen der Gefallen und sprintete achtlos durch vielfarbige Blutpfützen. Er hatte sicherheitshalber noch einen Blick nach hinten geworfen, im ungutes Prickeln im Rücken verursachende Gefühl, der Salarianer hätte sich nun vielleicht doch noch dafür entschieden ihm eine Haftgranate an den Rücken zu packen, doch tatsächlich war von Luseym nicht zu sehen. Da ihm aber der Luxus, noch mehr Zeit zu verschwenden um nachzusehen fehlte, eilte der Mensch einfach weiter.

    In dem kleinen Shuttle hing ein noch mehr oder weniger lebendiger Söldner auf dem Sitz des Piloten. Königsblaues Blut tränkte den Sitz des nur noch schwach atmenden Turianers und ließ keinen Zweifel daran dass er bereits mit einem Bein im verfrühten Grab stand. Als der letzte Überlebende hatte er, trotz seiner Verwundung, wohl versucht noch das Shuttle zu starten war dann aber der Erschöpfung anheimgefallen, noch bevor er sich anschnallen konnte.

    Mitleidslos riss der Mensch den sich schwach wehrenden Verwundeten aus dem Sitz, als er erkannte dass er nicht von Nutzen wäre, schleifte ihn grob zur Lucke des Shuttles und warf ihn mit Schwung zu seinen toten Kameraden.
    Du stirbst so oder so. Warum also nicht hier? Immerhin `ne nette Show das ganze hier in Flammen zu sehen!, kommentierte Bardan im Geiste kaltblütig sich gleichzeitig aber fragend wo der Salarianer blieb. Er war kaum ein paar Schritte hinter ihm geblieben nachdem sich Bardan grob vorgedrängelt hatte. Nicht dass es ihn sonderlich interessierte ob er mitkam oder nicht…die wichtigste Person auf Omega war ja bereits an Bord.

    Gerade wollte er sich daran machen die Luke zu schließen da erblickte er plötzlich den Salarianer…und seine Wut bei dem Anblick entfachte sich erneut.
    Er hatte keine Ahnung wie sie das geschafft hatte, schließlich hatte er sie halb tot geprügelt, im Dunkeln, umgeben von bösartigen Käferdingern zurück gelassen, doch hier war sie. Sarriz! Die Mörderin von Amaya!
    Gestützt durch den, wohl von fehlgeleiteter Kameradschaft getrieben Luseym, humpelte die übel zugerichtete Asari in Richtung des Shuttles.

    Du also auch., dachte sich der Mensch vor Wut kochend. Auch er hatte sich gegen ihn gestellt.

    Der Biotiker zuckte zusammen, hatte vor Zorn seine Fäuste zusammengeballt das sie biotisch geglüht hatten. Fast hätte er seine Wut in seiner namensgebend Kraft Luft gemacht und beide durch den Hangar geschleudert, doch es fiel ihm etwas Besseres ein.
    Mit hasserfülltem Blick schlug Bardan die Luke zu.
    Sollten sie doch beide im Feuer der Selbstzerstörung vergehen!

  9. #199
    ME-FRPG only Avatar von Bendorin Luseym
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    Ungestüm, aber dafür nicht langsam, humpelte Ben mit seiner Asari über der Schulter durch den leeren Hangar. „Leer“ war hier eine schöne Umschreibung für den mit Leichen von Kollektoren und Sicherheitspersonal gepflasterten Boden, der wie ein gelber Ziegelsteinweg schließlich zu einem kleinen Shuttle führte. Dort war der Mensch bereits dabei das Fahrzeug startklar zu machen. Das war wiederum eine schönere Beschreibung dafür, dass er den toten Fahrer rauswarf.
    Bei dem Anblick bekam Bendorin ein unschöne Vorahnung und beschleunigte sein vorankommen auf etwas, dass man als Rennen zwar nicht bezeichnen konnte, aber wenigstens noch ein wenig schneller war. Kurz vor dem Shuttle wurde seine Ahnung nicht enttäuscht und Carter schlug ihnen die Tür vor der Nase zu. Er hatte den Salarianer noch ein letztes Mal für die Hangar-Tür gebraucht und jetzt war sein nutzen aufgebraucht, so dass man diesen wie eine leere Chipstüte einfach wegwerfen konnte. Aber für genau diese Situation hatte er noch einen letzten Notfallplan, ein finales Ass im Ärmel.

    Ohne sich lang mit der verschlossenen Tür zu befassen, eilte er weiter zum vorderen Teil des Shuttles. Er konnte schon hören, wie die Triebwerke dabei waren hochzufahren. An der Frontscheibe angekommen, hämmerte er gegen das Glas um die Aufmerksamkeit des Menschen für mehr als ein kurzes Grinsen zu bekommen. Für seine Bemühungen bekam er dann ein ausgedehnteres Grinsen, das aber abrupt wieder verschwand. Es verging in der Sekunde, in welcher Ben aus seiner Gürteltasche ein kleines, gläsernes Behältnis zog. Dasselbe Reagenzglas, in dem sich das Heilmittel des Menschen befand. Diesmal musste Bendorin kurz grinsen, als Carter wiederwillig einen Schalter betätigte, mit dem sich der Eingang ins Innere des Shuttles wieder öffnete.
    Wieder zurück an der Tür kletterte der Salarianer endlich ins Innere. Mit Sarriz über der Schulter konnte er vielleicht nicht so triumphierend seinen kleinen Sieg, der ihm vermutlich das Leben gerettet hatte, feiern, aber immerhin hatte es funktioniert. Er legte, nein eher warf er sie aus Erschöpfung unsanfter in einen der Passagiersitze als er wollte und schnallte sie fest. Der Mensch stand lediglich daneben und wartete, wie Charon auf seinen Obolus für die Überfahrt des Styx, mit ausgestreckter Hand darauf, dass Ben ihm sein Heilmittel gab. Mit seiner linken Hand reichte er Carter das Fläschchen, während seine Rechte auf seiner Pistole lauerte. Er erlaubte sich nicht zweimal hintereinander so viel Naivität erlauben zu können und sich der Illusion von Sicherheit in Gegenwart des Kopfgeldjägers dahinzugeben.

    „Du verarscht mich doch auch nicht damit?“, wollte Bardan noch mit hochgezogener Augenbraue wissen. Offensichtlich traute auch er seinem Gegenüber kein Stück weiter als er ihn werfen konnte. Und gerade bei seinem Heilmittel wollte er keine Risiken eingehen.
    „Wir können das jetzt ausdiskutieren bis wir in die Luft fliegen, oder wir können von hier abhauen.“, gab Ben ihm knapp zurück. Er hatte weder Zeit noch Lust sich jetzt auf ein Wortgefecht über „echtes Mittel“ und „falsches Mittel“ einzulassen. Er setzte sich neben Sarriz und gab ein bisschen Medi-Gel auf ihre Wunden. Zumindest auf die Stellen, welche am schlimmsten aussahen. Und selbst nach dieser Selektion war sein eigener Vorrat damit aufgebraucht. Stöhnend und sich selbst qualvoll bei Bewusstsein haltend, versuchte die Asari durch ihre angeschwollenen Augen ihren Notarzt zu mustern. Ben konnte nicht umhin sie ihrer Zähigkeit wegen zu bewundern. Die meisten wären schon lange ohnmächtig in einer Pfütze aus ihrem eigenen Blut ertrunken, aber sie blieb wach und im Geschehen. So erschien es ihm zumindest. Mit mehr Anstrengung als gut für sie war, versuchte sie im unfreiwilligen Flüsterton einen Satz herauszubringen.
    „Wer bist du?“, schaffte sie nach mehreren Anläufen schließlich. Bendorin lehnte sich mit einem Seufzer zurück. Entweder konnte sie durch ihr angeschwollenes Gesicht nichts mehr klar sehen oder ein paar der Stöße gegen den Kopf hatten ihr Gedächtnis in Mitleidenschaft gerissen. Vielleicht wäre letzteres auch besser. Eine kleine Amnesie war, nach allem was sie durchgemacht hatte, psychisch und physisch wohl eher gesund für sie.
    „Mach dir darüber erst mal keinen Kopf und ruh dich aus.“, sagte er schließlich und klopfte ihr kurz auf die Schulter. Er war keine gute Krankenschwester und wollte auch keine sein. Also stand er wieder auf und begab sich nach vorne zu Carter.

    „Sind wir durch?“, fragte er kurz als er bei ihm war und bereute es gleich wieder. Natürlich waren sie durch. Die Tatsache, dass sie nicht ein verkohlter Haufen Asche waren und miteinander reden konnten, hätte genug Hinweis sein müssen. Von der Situation ablenkend zeigte er mit dem Finger auf eine freie Fläche, die etwas abseits lag.
    „Das sieht aus wie ein guter Punkt für einen Zwischenstopp. Du solltest nicht fahren, wenn du dir dein Mittelchen verabreichen willst und ich sollte überhaupt nicht fahren.“, ergänzte er. Widerwillig lenkte der Mensch ein und hielt dort.
    Im Fahrerstuhl betrachtete er ausgiebig sein vermeintliches Heilmittel. Misstrauisch fragte er den Salarianer über alle Details aus. Ben antwortete immer knapp aber wahrheitsgetreu. Es gab keinen Grund ihn anzulügen und nach allem was der Doktor gesagt hatte klang es so, als hätte Carter keine große Wahl. Er würde bald sterben und das Mittel war seine letzte Chance das zu verhindern, auch wenn es ihn vielleicht sogar direkt töten konnte. Schließlich nahm er sich den Erste-Hilfe-Kasten des Shuttles und injizierte sich das Mittel. Die Reaktion war jedoch nicht schön. Carter bekam heftige Krampfanfälle. Es fing mit ein paar kurzen, unkontrollierten Zuckungen an, dann schrie er laut auf und bekam einen kompletten spastischen Anfall. Bendorin drückte ihn an den Schultern in den Sitz, damit er nicht auf dem Boden aufschlug, bis er sich schließlich wieder beruhigt hatte und das Bewusstsein verlor. Der Agent überprüfte noch kurz den Puls, aber er schien stabil zu sein. Er schnallte den ausgeknockten Menschen mit den Gurten im Sitz wieder fest und ging erneut nach hinten. Die Asari war mittlerweile auch weggetreten, auch wenn sie hier und da im Schlaf zusammenzuckte.

    Schließlich öffnete Ben die Tür und verließ das Shuttle. Sein Auftrag war abgeschlossen und wie gesagt: Er war keine Krankenschwester. Die beiden würden ein paar Stunden sabbernd vor sich dahinschlummern und wieder zu Kräften kommen. Dann würden sie diese neue Energie nutzen um sich gegenseitig umzubringen. Für ihn gab es hier nichts mehr zu tun und er war auch sehr glücklich darüber. Jetzt musste er nicht mehr ständig auf seinen Rücken achten und mehrere vorübergehende Verbündete gleichzeitig abwägen. Jetzt musste er lediglich noch Bericht erstatten.

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