Seite 20 von 20 ErsteErste ... 10181920
Ergebnis 191 bis 200 von 200
  1. #191
    Newbie Avatar von Claire Santiago
    Registriert seit
    13.04.2010
    Ort
    AS Nebiros
    Beiträge
    13

    Standard

    Antirumgon

    Narshad - Raumhafen, Pilotenlounge


    "Sorry", platzte es dazwischen, "Claire Santiago, richtig?"

    Schläfrigkeit. Claire drückte die frisch angezündete Zigarette aus. Migräne. Aus den Augenwinkeln heraus beäugte die Schmugglerin die Asari, die sich an den Tisch gesellte – zwei Schusswaffen an den Rücken geschnallt, harte Gesichtszüge, die grau-grünen Augen kalt und verbittert, die schlanke Gestalt in ein Lederoutfit gekleidet. Sie schien gut informiert, kannte einige Eckdaten über Claire, doch das war auf Antirumgon eigentlich gängig, ergo wenig suspekt. Claire glaubte, eine gewisse Rastlosigkeit in ihrer Stimme hören zu können - offensichtlich schien ihr die Reise zur Asarikolonie wirklich wichtig und eilig – weshalb die Schmugglerin gleich zum Geschäft kam, straight to business:

    "Es gelten genau zwei Regeln – erstens, Sie geben Ihre Waffen an mich ab, solange Sie sich in meinem Schiff aufhalten, zweitens, Sie verbringen die Reise in einer abgeriegelten Kabine. Transportkosten belaufen sich auf 55 000 Credits zusätzlich Zuschläge, falls wir Sie in Nos Astra einschleusen sollen. Wenn Ihnen das nicht gefällt, fliegen wir alleine."

    Claire lehnte sich lässig zurück. Pokerface. Sie fragte sich, ob die Asari den überteuerten Preis wirklich akzeptierte, aber wenn es tatsächlich um 'Leben und Tod' ging, wenn es tatsächlich so dringlich war, wie die Asari schilderte, schien es zumindest wahrscheinlich – eine perfekte Angriffsfläche für Creditausbeutung, die Claire auch ausnutzte. Antirumgon beherbergte hauptsächlich Kriminelle – Claire war praktisch selbst eine – deshalb war ein schlechtes Gewissen hier auch gänzlich fehl am Platz.

    "Also, haben wir einen Deal?"
    Geändert von Claire Santiago (17.04.2010 um 12:17 Uhr)

  2. #192
    ME-FRPG only Avatar von ME-NPC 4
    Registriert seit
    12.04.2010
    Beiträge
    50

    Standard

    Name: Laryna Caryalan
    Zugehörigkeit: keine
    Spezies: Asari
    -------------
    Antirumgon: Narshad - Raumhafen
    Pilotenlounge
    16:16 Uhr


    „Es gelten genau zwei Regeln – erstens, Sie geben Ihre Waffen an mich ab, solange Sie sich in meinem Schiff aufhalten, zweitens, Sie verbringen die Reise in einer abgeriegelten Kabine. Transportkosten belaufen sich auf 55 000 Credits zusätzlich Zuschläge, falls wir Sie in Nos Astra einschleusen sollen. Wenn Ihnen das nicht gefällt, fliegen wir alleine.“

    Die Asari ließ ein kurzes, verbittertes Lächeln sehen. Die Waffen abzugeben war sinnvoll, ja. Aber dass man sie einsperren wollte wie eine gemeingefährliche Kriminelle – die sie ja eigentlich auch war… - gefiel ihr so gar nicht. Im Endeffekt würde das bedeuten, dass sie acht verdammte Stunden allein in einer Kabine sitzen und sich langweilen würde…

    Andererseits, welche Wahl hatte sie? Sie musste nach Nos Astra, um jeden Preis. Unbedingt. Sie hätte auch 100 000 Credits dafür bezahlt. Oder 200 000. Jede Summe, wenn sie nur endlich ihre Rache bekommen konnte.

    „Also, haben wir einen Deal?“

    Ein Teil in ihr riet ihr, zu feilschen, den eigentlich unverschämt hohen Preis etwas zu drücken oder zumindest zu verlangen, dass man sie nicht einsperren würde wie einen tollwütigen Varren.

    Andererseits war sie niemals besonders gut im Feilschen gewesen, und sie hatte auch keine Lust, sich zu streiten und damit möglicherweise ihre Passage nach Illium zu verlieren.

    „Okay“, erwiderte sie aus diesem Grunde schließlich. „Das passt schon.“ Ist schließlich nur ein kleiner Preis für meine Rache. „Brauchen Sie die Credits jetzt oder wollen Sie sie später?“

    16:16 Uhr
    Geändert von ME-NPC 4 (15.04.2010 um 11:08 Uhr)

  3. #193
    Newbie Avatar von Claire Santiago
    Registriert seit
    13.04.2010
    Ort
    AS Nebiros
    Beiträge
    13

    Standard

    Antirumgon

    Narshad - Raumhafen, Pilotenlounge


    "Sie überweisen die erste Hälfte vorab auf mein Konto, die zweite erst dann, wenn wir Nos Astra erreicht haben", antwortete Claire kühl, "wir erledigen das gleich am Shuttle."

    Coop hingegen grinste die Asari freundlich an, "Ich bin Ihr Pilot, Ma'am", verbeugte sich höflich, wie es die japanische Etiquette vorschrieb, "Sie können mich Coop nennen, wenn Sie möchten", ehe er das qualitativ minderwertige, dafür sündhaft teure Synthetikzeug bezahlte. Claire rollte nur die Augen. Wie konnte er sich nur so amateurhaft verhalten? Kopfschütteln. 'Typisch Coop.' Sie schnappte sich das Paket, ihre eigentliche Lieferung, quälte sich auf, fühlte die Schläfrigkeit wie eine Flutwelle über sich schwappen. Schlaf. Sie brauchte unbedingt ein wenig Schlaf.

    "Lasst uns gehen."

    Es ging zurück in Richtung des Einganges, quer durch die Lounge, hinaus in die kalte Hafenanlage, wo die AS Nebiros knapp fünfzig Meter entfernt ankerte. Es dauerte einige Sekunden, bis das ungleiche Trio die Parkfläche des Assault Shuttles erreichte. Anthrazitfarbig lackiert, die beiden Tragflächen senkrecht in die Höhe geklappt, mochte die AS Nebiros zwar ein wenig alt wirken, doch ihr früherer Halter und gleichzeitig Claires einstiger Mentor, Eugene Sokolow, hatte das Shuttle sehr gut behandelt, genauso wie Coop zur Zeit, weshalb das Alter eigentlich keine wirkliche Rolle spielte.

    "Ihre Mitfahrgelegenheit", meinte Claire trocken.

    Coop hingegen stiefelte bereits zur Einstiegsluke. Er klappte die Schutzhülle des Lukenschaltpultes auf, tippte einige Codes ein, die die Einstiegsluke öffneten, ehe er den Steg hinauf marschierte, der in die AS Nebiros hineinführte. Claire vermutete, dass er das Shuttle sofort starklar machen wollte.

    "Gut, lassen Sie uns die erste Credithälfte transferieren", sagte die Schmugglerin an die Asari gerichtet, wobei ihre Augen die beiden Schusswaffen anstarrten, die die hellblaue Tentakelfrau auf ihren Rücken gebunden trug, "die können Sie mir auch gleich geben."

    Es diente nur zum eigenen Schutz, genauso wie die abgeriegelte Kabine. Es gab nämlich genug Leute, die logen, bis sich die Balken bogen, zuerst die halbe Transportgebühr zahlten, dann aber inmitten des Fluges die Crew erschossen und das Schiff klauten, was Claire sich eigentlich ersparen wollte. Sie nannte ihrer Passagierin die nötigen Kontodaten.

    Uhrzeit: 16:18 Uhr
    Geändert von Claire Santiago (17.04.2010 um 12:17 Uhr)

  4. #194
    ME-FRPG only Avatar von ME-NPC 4
    Registriert seit
    12.04.2010
    Beiträge
    50

    Standard

    Name: Laryna Caryalan
    Zugehörigkeit: keine
    Spezies: Asari
    -----------
    Antirumgon: Narshad – Raumhafen
    Pilotenlounge
    16:16 Uhr


    „Sie überweisen die erste Hälfte vorab auf mein Konto, die zweite erst dann, wenn wir Nos Astra erreicht haben“, lautete Claires kühle Antwort, „wir erledigen das gleich am Shuttle.“

    Die Asari zuckte nur mit den Achseln, ihr war es eigentlich egal, wie die Zahlung abgewickelt wurde, solange sie nur irgendwie nach Nos Astra kam.

    Claires jugendlicher Begleiter schien das ganze lockerer zu sehen, denn er schenkte ihr ein freundliches Lächeln und stellte sich mit „Ich bin Ihr Pilot, Ma’am. Sie können mich auch Coop nennen, wenn Sie möchten“ und einer Verbeugung vor.

    Die Kopfgeldjägerin belohnte sein Bemühen, nett zu sein, mit einem kurzen nicht unfreundlichen Grinsen. „Laryna“, nannte sie knapp ihren Namen.

    In dem Augenblick schaltete sich auch bereits Claire wieder dazwischen. „Wir sollten gehen.“

    Das sollten wir wirklich, jede vergeudete Minute könnte das Aus für meine Rache bedeuten
    , stimmte Laryna der Menschenfrau gedanklich zu und folgte ihr aus der Pilotenlounge zum Hangar.

    Hangar

    Das Raumschiff Claires’ war ein anthrazitfarbenes Assault Shuttle mit nach oben geklappten Tragflächen. Das Shuttle war nicht mehr ganz jung, sah aber gut gepflegt aus und würde daher seinen Zweck, sie nach Illium zu bringen, gut genug erfüllen.

    „Ihre Mitfahrgelegenheit“, kam es trocken von Claire, während der Pilot – Coop – bereits zur Einstiegsluke ging und einen Code eingab.

    „Gut, lassen Sie uns die erste Credithälfte transferieren“, fuhr Claire sofort mit dem Geschäftlichen fort, um dann mit einem Blick auf Larynas Waffen hinzuzufügen: „Die können Sie mir auch gleich geben.“

    Laryna biss die Zähne zusammen – sie wollte ihre Waffen nicht abgeben, wer wusste, ob sie die überhaupt jemals wieder sah? – und kämpfte für zwei Sekunden gegen ihren Stolz, ehe sie widerwillig das modifizierte Sturmgewehr, das Schrotgewehr und das lange, gezackte Messer das in einer Scheide an ihrem linken Unterarm befestigt war, an die Menschenfrau übergab.

    „Aber passen Sie gut darauf auf und wenn ich meine Waffen nach dem Flug nicht wieder zurück bekomme, häute ich Sie lebendig!“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, ehe sie die erste Credithälfte auf Claires Konto überwies.

    Ohne ihre Waffen fühlte sie sich widerwärtig schutzlos. Nackt. Das fehlende Gewicht an ihrem Rücken und ihrer Hüfte kam ihr falsch vor. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Verdammt, seit über hundert Jahren war sie praktisch ständig bewaffnet herum gelaufen. Sie schlief sogar bewaffnet!

    „Transfer abgeschlossen“, knurrte sie. „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben mich gerade um 27 500 Credits erleichtert. Und ja, ich kann rechnen, ich bin schließlich nicht blöd.“

    Komm runter, Hunter, du hast immer noch Biotik. Bi-o-tik. Du bist nicht wehrlos und du kannst immer noch mit der Faust zuschlagen. Du bist niemals wehrlos, verdammt, geht das nicht in deinen Schädel rein?

    „Also, sperren Sie mich jetzt ein?“, fragte Laryna streitsüchtig, ehe sie sich auf die schon wieder trockenen Lippen biss und die Arme vor der Brust verschränkte. „Bringen wir es hinter uns.“

    16:19 Uhr
    >>> Die unendlichen Weiten der Galaxis: Assault Shuttle Nebiros (AS Nebiros)
    Geändert von ME-NPC 4 (17.04.2010 um 10:21 Uhr)

  5. #195
    Newbie Avatar von Claire Santiago
    Registriert seit
    13.04.2010
    Ort
    AS Nebiros
    Beiträge
    13

    Standard

    Antirumgon

    Narshad - Raumhafen, Hangar


    Laryna schnallte ihre Schusswaffen ab, zog die Zickzackklinge aus ihrer Schutzhülle, überreichte es widerwillig an Claire, die das ganze Zeug kaum halten konnte. Kieferknochen mahlten. Fingerkuppen zuckten. Nervosität mischte sich in Larynas harte Augen. Sie reagierte recht typisch, so taten es fast alle Fluggäste, die Claire durch die Galaxis transportierte, fühlte sich vermutlich schutzlos, was Claire auch sehr gut verstehen konnte, doch es führte partout kein Weg daran vorbei – die Sicherheit der Crew hatte ganz einfach oberste Priorität.

    „Aber passen Sie gut darauf auf", knirschte die Asari giftig, denn sollte Claire das Waffenrepertoire für sich behalten, "...häute ich Sie lebendig!", dann ballte Laryna zwei zittrige Fäuste. Claire aber zeigte sich gleichgültig.

    "Ach, tun Sie sich keinen Zwang an", zeigte daraufhin auf die zwei Narben, die sich quer durch ihre Stirn, die linke Augenbraue sowie das Ohrläppchen fraßen, "aber ich gebe kein gutes Leder ab."

    Auf überflüssige Streitigkeiten konnte die 37-Jährige mittlerweile ganz gut verzichten, es ersparte ihr einfach so einige Nerven, da es zickige oder streitlustige Passagiere wie Vorcha auf Omega gab. Sie zuckte deshalb nur die Achseln, wartete geduldig ab, bis Laryna die erste Credithälfte transferierte, natürlich begleitet von giftigen Zickereien, doch das kratzte Claire herzlich wenig.

    "Also, sperren Sie mich jetzt ein?", fragte Laryna streitsüchtig, "Natürlich. Ich kann Sie auch gerne fesseln, wenn Sie das möchten", konterte Claire und fühlte sich köstlich unterhalten, doch da peitschte die Migräne wieder durch ihren Kopf, was ihr die Laune deutlich vermieste. Sie bleckte die Zähne, machte kehrt in die Richtung des Shuttles, den klapperigen Steg hinauf in den Hauptgang.

    "Erste Kabine rechts", erklärte Claire über die rechte Schulter hinweg, "Sie können die Minibar und die Sanitäranlage ruhig benutzen", tippte das Passwort für den Waffenschrank ein, natürlich so, dass die Asari keinen einzigen Blick darauf werfen konnte, verstaute das Waffenrepertoire darin und riegelte den Schrank direkt ab. Laryna trottete inzwischen in die gemütlich eingerichtete Kabine, die eine automatisch ausklappbare Schlafcouch, einen flachen Couchtisch, die bereits erwähnte Minibar sowie ein altes TV-Gerät beinhaltete. Links konnten die Fluggäste die eng gebaute Sanitäranlage durch eine Schiebetür betreten.

    "Fragen? Wünsche?", fragte Claire, die an die Kabinentür trat, wortkarg.

    Uhrzeit: 16:21 Uhr

    >>>> UWG, Assault Shuttle Nebiros (AS Nebiros)
    Geändert von Claire Santiago (17.04.2010 um 12:16 Uhr)

  6. #196
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
    Registriert seit
    09.02.2010
    Beiträge
    121

    Standard

    <---Unendlichen Weiten der Galaxis, Shuttle Ax
    ---> Narshad, Raumhafen

    Tag 6: 29:00

    Die Tüte brauchte Arseni knapp nicht. Ihm war nach der skandalösen, beinahe Bruch-Landung zwar jegliche Orientierung abhandengekommen und auch fühlte sich sein Magen fahl und überspannt an, aber Arseni kriegte es gerade noch so hin. Etwas Spucke tröpfelte aber trotzdem in die Tüte, das meiste musste er allerdings mit den Ärmeln selbst abstreichen, denn einiges blieb leider in seinem Drei-Tage Bärtchen hängen. „Puh“, bekam er nur raus und brauchte seine Zeit bis er ohne Schwierigkeiten stehen konnte; zuerst war es ein Wackelvorgang auf weichgespülten Beinen, dazu der ruckhafte Muskelkater, den ihm Ax durch die Landung eingebracht hatte, und ihm die Befürchtung vermittelte, er hätte sich gar was gebrochen. Doch alles war okay, langsam fand er die Balance. Als ihm Calix die Atemmaske zuwarf, fing er sie und sie fiel ihm fast aus der Hand und seine liebe Mühe beim Überstülpen der Ausrüstung zeigte, dass Arseni immer noch nicht ganz zu hundert Prozent da war. Aus seinem Koffer schnappte er sich noch Handschuhe und einen Pullover, tauschte das einigermaßen stinkende Hemd aus und überlegte sogar eine neue Unterhose anzuziehen, aber irgendwie sahen die alle nicht so einladend aus; die frischeste trug er schon. Mit dem Vorhaben beim nächsten längeren Aufenthalt mal wieder ordentlich seine Wäsche zu reinigen, stieg er raus aus dem Shuttle. „Ciao, Ax. Bis später“, vertröstete er das Schiff mit einem freundschaftlichen Gruß und folgte Calix durch den Schnee zum Wartungsschleuse.

    „Ganz schön… leer“, folgte Arsenis plumpe Zusammenfassung des Areals nach dem sie sich durch den engen Wartungsschacht gemogelt hatten, der wohl generell für große Container-Lieferung gedacht war. Zumindest Calix entsprach diesem Profil dann doch ein wenig mit seiner massigen Figur, Arseni hungerte sich hingegen die letzten paar Tage mitten rein ins Untergewicht. Wenn man mal vom Schnitzel auf der Citadel absah. Sie sprangen vom Fließband herunter, welches noch tiefer in die Lagerhallen des Raumhafens führte und befanden sich jetzt wohl in einem Hinterzimmer der Verwaltung, wo die ankommenden und hinausgehenden Lieferungen sortiert und weiterverladen wurden. Container standen keine herum und das obwohl der einzige Zweck der Halle darin bestand für einige Minuten oder Stunden ihnen eine Unterkunft zu bieten. Weiter oben war ein Kontrollhäuschen, dessen Licht nicht an war und da alle Türen scheinbar sich im Lockdown befanden, schritten Calix und Arseni dort hinauf. Die Systeme waren heruntergefahren. Es brauchte zwar nur zwei, drei Knopfdrücke um alles wieder normal herzustellen und die unten verbarrikadierten Tore zu öffnen, doch merkwürdig war das schon. „Scheint mir ganz so als hätte jemand alles lahmlegt. Weshalb auch immer.“ Jedenfalls würde es gut in die Theorie hineinpassen, wonach keine Nachrichten von Narshad mehr zu hören waren seit mehr als 3 Tagen. „Anderseits, es ist schon verdammt spät. Vielleicht ist schon Feierabend.“ Er spähte auf sein Omni-Tool, wo die aktualisierte Zeit geduldig voranschritt. 29 von 32 Stunden waren vorbei. Er wusste nicht mehr wie die Uhren genau auf Antirumgon liefen, vorstellbar war eine schlafende Kolonie aber allemal bei derlei harten Bedingungen.

    Sie schritten durch das größte Tor und folgten den Korridoren so gut es ging, sich dabei an Wegpunkte von Ax haltend und den raren Pfadbeschreibungen. Dort ging es zur Halle A und hier durften nur Mitarbeiter des Raumhafens hin und hier war eine Luxus-Lounge für besonders prestigeträchtige Besucher… alles wie gehabt. Zwar sah man nirgendwo eine Seele, aber sonst wirkte alles sehr vornehm und sauber und ordentlich. „Willkommen auf Narshad. Sie befinden sich im Raumhafen auf Ebene 1“, trällerte eine V.I. pflichtbewusst. Arseni fragte ein paar Standardfloskeln, vor allem wo denn die ganzen Leute seien, doch die V.I. konnte sie nicht beantworten. „Keine Informationen liegen vor.“
    „Seit wann liegen denn keine Informationen vor?“
    „2 Tage, vierzehn Stunden, 32 Minuten.“
    „Na zumindest das weißt du.“

    Als die Zwei gemütlich vorangingen und somit die Lage von Narshad zusehends unterschätzten in ihrem geduldigen Trott von Korridor zu Korridor, kamen ihnen erst in der Eingangshalle zwei alte Männlein entgegen. Hier und da mussten sie Schaltkonsolen erneut aktivieren um ein Tor zu entriegeln und wenn dies nicht ging, so war es meist über eine Notfalllucke möglich voranzukommen. „Was zum…“, fauchte sie der erste an, als das meterdicke Metalltor zur Eingangshalle langsam aufging. „Da waren noch Leute drin.“ Die beiden waren in orangen Overalls gekleidet, auf deren Vorder- und Rückseite das Symbol Narshads prangerte, welches Arseni und Calix schon oft genug im Laufe der kleinen Wanderung durch den Raumhafen bestaunen durften und mittlerweile locker eingeprägt hatten. Pflichtbewusst schossen die zwei Männer aus ihren Stühlen heraus und dabei flog das Kartenspiel, welchem sie sich gewidmet hatten, durch die Luft.
    „Ja, wir sind jetzt schon… zwei Tage herumgeirrt.“ Arseni hielt es für besser nicht gleich rumzuschreien, dass sie eben erst angekommen waren. „Und ihr lungert so arbeitsuntätig herum?“
    „Tja. Befehle, von ganz oben… äh von ganz unten?“, verriert der Dümmlichere und Zahnlosere der Beiden.
    „Hinweisend: Wir müssen auch nach unten.“ Calix forderte sie somit auf den Weg zu zeigen oder zumindest indirekt Platz zu machen.
    „Da haltet euch keiner auf. Wenn dann wollen die Leute nämlich raus. Und jetzt wo das Tor offen ist, schaut es ja endlich wieder gut aus.“
    „Wieso ist denn der Raumhafen im Lockdown?“
    „Lockdown, häh? Hehe – wie kommt ihr denn da drauf?“, fragte der Kahlgeschorene der Beiden und hob seine Brust an, so als müsste jetzt eigentlich eine stolzerfüllte Ansprache folgen, doch gleich darauf senkte er sie schon wieder und sprach weiter: „Ach, es fehlt doch nur an Energie den Raumhafen instand zu halten. Die meisten Experten vom Raumhafen sind schon abgehauen, jetzt ist nur eine Handvoll da um im Notfall Tosh das Überleben zu sichern.“
    „Energieeffizientes Sparen, nennt man sowas“, warf der andere ein.
    „Genau. Seit dem die Kell Hounds die unteren Ebenen zu einem Schlachtfeld erkoren haben, gibt es hier ständig Energiefluktuationen. Wir sind schon froh wenn die Fahrstühle zwischen den Ebenen fleißig ihren Dienst abliefern; glaubt mir, ihr wollt nicht stundenlang in einem dieser scheiß Dinger drin stecken. Einen Kumpel von uns hat es auf dem Weg zur Arbeit erwischt und als endlich die Tür aufging, lag da nur eine erfrorene Leiche drin herum. Man würde meinen eine solch ausgebaute Kolonie würde mit ordentlichen Heizungssystemen ausgestattet sein, aber sobald man mal irgendwo feststeckt ohne Energie… tja, da könnte man dann auch gleich nackt draußen campieren, käme auf dasselbe hinaus.“
    „Er ist nicht erfroren, da verwechselt du was“, erläuterte der Andere. „Er ist erschossen worden und die Leiche haben sie uns extra raufgeschickt. Unser anderer Kumpel ist draußen erfroren als er was repariert hat und der Raumhafen hat ihn dann nicht mehr reingelassen. Ziemlich gruselig.“
    „Ach ja, stimmt, genau. So war das.“
    „Ihr scheint mir ja herrlich im Bilde zu sein.“ Die zwei nahmen dies als Kompliment auf und luden Calix und Arseni sogar auf ein Kartenspiel an. Doch man lehnte ab, ging stattdessen die Wartehalle mit all den Stühlen, Bänken, Terminals und Schaltern entlang, Richtung Ausgang. Hinter ihnen fuhr plötzlich das große Metalltor wieder zu, klatschte einfach ohne Vorwarnung zusammen und wäre jemand dazwischen gestanden, ihn hätte es gewiss zerquetscht.
    „Na toll, da fahrt jetzt auch der letzte Funken Energie aus dem Raumhafen heraus. Hm, vielleicht sollten wir Tosh in Kenntnis darüber setzen?“
    Arseni und Calix hörten noch wie die zwei Overalls die Situation besprachen. Aus Calixs beinahe undeutbarer Mimik, die Arseni mittlerweile doch verstehen mochte, las Arseni heraus, dass der Elcor lieber sicher gehen wollte und die zwei Lakaien gerne umgelegt hätte. Vielleicht hatte Calix aber auch nur Hunger. Arseni winkte ab und gemeinsam riefen sie einen der Aufzüge herbei, der sie auf die erste Ebene bringen würde, hinein in das Herz von Antirumgon – Narshad, dessen erster Eindruck nicht gerade auf das vereiste Juwel im Armstrong-Nebel schließen ließ.

  7. #197
    ME FRPG only Avatar von Calix
    Registriert seit
    01.11.2010
    Beiträge
    75

    Standard

    <--- UWG, Shuttle Ax
    ---> Antirumgon Raumhafen



    Als sich die Fahrstuhltüren vor ihnen öffneten, erwartete Calix beinahe einen Schlägertrupp der ihnen entgegenstürmte. Es wäre sicherer gewesen die beiden zu eliminieren, aber nein, er hatte ja versprochen nichts Unüberlegtes zu machen. Ein Elcor der versprach nichts unüberlegt zu machen, hatte das schon jemand gesehen? Er auf jeden Fall noch nicht.
    Als die Türen gänzlich offen waren, seufzte Calix halb enttäuscht, halb erleichtert, als klar war, dass sich auch wirklich niemand in den Ecken versteckt hatte. Ein andern Mal. Er ließ sich eine Übersichtskarte der ehemaligen Mine in sein Hud einblenden: Erste Ebene: Zivile Bereiche, mit Wohnungen für die ärmeren, Geschäften und alles was dazu gehörte, zweite Ebene: Vergnügungsviertel. Über die dritte und vierte Ebene waren keine Informationen verfügbar. Zumindest wurde deren Existenz nicht geleugnet. Das würde das alles vielleicht einfacher machen.

    Der Aufzug setzte sich in Bewegung, fuhr rappelnd und polternd in die Tiefe. Wieder in eine Mine. Zum zweiten Mal in so kurzer Zeit. Calix schluckte, doch konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe, verbannte sein Unbehagen irgendwo in die Ecke.
    Plötzlich ruckte der Aufzug und blieb stehen, das Licht erlosch und jedes elektronische Brummen verstummte.
    „Wir sind schon froh, wenn die Fahrstühle funktionieren“, murmelte Calix gepresst. Inkompetenz machte ihn wütend.
    Es knackte in den Lautsprechern und eine freundliche V.I. meldete, dass überhaupt kein Grund zur Sorge bestehe. „In spätestens 60 Minuten ist die Energie wiederhergestellt“, es knackte erneut und sie waren wieder in der Dunkelheit alleine.
    „Scheiße“, fauchte er und hieb mit der Faust gegen die Wand, welche sich der Form der Faust anpasste.
    Ganz ruhig.
    Er atmete tief durch: „Ax, kannst du das hier in Ordnung bringen.“ – keine Antwort. „Ax, hörst du mich?“ – immer noch keine Antwort. „Ax verdammt nochmal, wenn-“
    Das Licht erwachte flackernd zum Leben und der Aufzug setzte seine Reise fort.
    „Bitte“, ertönte Ax‘ elektronische Stimme aus dem Fahrstuhllautsprecher. Calix schüttelte nur den Kopf und wartete, bis der Aufzug ruckelnd zum Stehen kam.


    ---> Antirumgon, Erste Ebene
    Geändert von Calix (10.07.2013 um 00:41 Uhr)

  8. #198
    ME-FRPG-only Avatar von Lyria Barian
    Registriert seit
    15.08.2010
    Beiträge
    57

    Standard

    <<< Die unendlichen Weiten der Galaxis
    27:30 Uhr
    Über dem Raumhafen


    Es war schwierig aber bisher nicht weiter gefährlich oder anstrengend, den Transporter auf Kurs zu halten. Lyria musste zwar immer wieder den Kurs korrigieren und betete bei jeder Böe, dass das Schiff in einem Stück runterkommen würde, aber es ging. Sie schaltete den Kommunikator ein:
    "Hallo? Landezentrale Narschad, bitte kommen." Nichts, nur Rauschen und Knacken. Sie hatte damit gerechnet, aber wenigstens hatte sie es jetzt versucht. Ob es an der Abriegelung oder einfach am Unwetter lag konnte sie nicht sagen, und es war ihr fürs erste auch egal. [I]Einen Schritt nach dem Anderen[/I
    Plötzlich konnte sie fühlen wie das Schiff sich drehte, die Kollisionswarnung schrie auf und ihre Gedanken kehrten zu dem Moment zurück. Sie flog frontal auf einen Berghang zu! Ihre antrainierten Reflexe übernahmen die Kontrolle:
    Vollen Schub auf die seitlichenSteuerdüsen, Stabilisator ausschalten, Hauptantrieb auf halben Schub. Sie drehte den Transporter, versuchte, eine Fassrolle zu fliegen. Dummerweise war dieses Manöver für den luftleeren Raum gedacht und nicht für die stürmische Atmosphäre einer Eiswelt. Und für einen wendigen Jäger, nicht für einen mehrere Jahrzehnte alten Transporter!
    So trudelte sie auf weitere Berge zu, Eine Feuerwarnung flammte auf. Egal, sie konnte weder Hitze noch Rauch wahrnehmen, also unkritisch. die Landeplattform musste irgendwo unter ihr sein. Wild fluchend lenkte sie gegen, drehte sie den Transporter zurück, ein heftiger Schlag schüttelte sie durch als sie an einem felsigen Hang entlang schrammte!
    "Jetzt komm schon, halt noch durch!" Sie korrigierte die Trudelbewegungen mit den Steuerdüsen, dann verebbte der Hauptantrieb mit einem Stottern und befand sich im freien Fall! Ein schneller Blick auf die Sensoren bestätigte ihre Hoffnungen. Sie befand sich direkt über der Plattform. Eine Hitzewelle kroch ihren Nacken hinauf.
    Das Feuer.
    Nicht jetzt!
    Düsen neu justieren, Vollen Schub.

    „Komm schon du kreuzverfickter –Übersetzung unmöglich- Antrieb. KOMM SCHON!“
    Es rumpelte, sie verlor rapide an Höhe, doch dann sprang irgendeine vergessene Überbrückung an. Der abrupte Stopp brachte jedes Teil im Inneren und Äußeren des Schiffes zum klappern und brechen. Lyria hatte alle Mühe, sich im Pilotensitz zu halten und in genau dem Moment gab es einen Knall, einen Schmerz und Dunkelheit.

    Das schrille Kreischen des Alarms brachte sie wieder zu Bewusstsein. Sie schmeckte Kupfer auf der Zunge und spürte, dass sie lag. Als sie den Kopf hob, zog sich ein schmaler Speichelfaden von ihren Lippen zum Boden. Einzelne Tropfen Blut drangen aus ihrer Nase.
    "Brlabwas?" Ihre Zunge war taub und lag wie ein Fremdkörper in ihrem Mund. Lyria spukte aus und stemmte sich hoch. Was war geschehen? Der Aufprall... Rauch drang aus dem Frachtraum. Sie begann, ihr Zeug zusammen zu packen, zog den Mantel über.
    Schätze, ich wollte mich biotisch stabilisieren und hab dabei nen Kurzen verursacht. Sie hasste es, wenn ihre Kräfte sich unbewusst einschalteten. Aber...
    "Nicht schlecht für mich." kommentierte sie anerkennend, was ihr die verbliebenen Armaturen bestätigten: Sie war sauber gelandet. Irgendwie. Zwar mit einem abgebrochen Fuß und in leichter Schieflage mit einem brennenden Schiff, aber sauber. Sie durchsuchte noch rasch den Spint neben dem Durchgang zum Frachtraum.
    "Na, wie geil ist das denn?" Eine alte Pilotenbrille -zwei Diademe für neben die Augen die dann kreisrunde Hologläser über denselben erschienen ließen- lagen dort. Neben einer gepolsterten Jacke und einem Schal. Lyria stellte die Farbe der Brille auf rot und aktivierte sie. Hinten, vom Antrieb her züngelten Flammen herüber. Den Schal umgebunden und die Jacke eingesteckt tätschelte sie noch einmal die Armaturen.
    "Jetzt hast du's hinter dir." Dann trat sie in die Kälte hinaus.
    Hinter ihr gab es eine kleine Explosion während sie durch den Schnee stapfte und sich umschaute. Schneeflocken tanzten über der glatten, metallenen Fläche die fast bis zu den Knöcheln im Schnee versunken war. In einer Entfernung erregte etwas ihre Aufmerksamkeit. war das...? Ja, tatsächlich. Ein Schiff. Sie war also nicht die Einzige, die nach der Absperrung der Siedlung hier eingetroffen war. Sie musste Lächeln.
    "Na, das passt doch. Irgendwie müssen die ja rein gekommen sein..." Wieder schaute sie sich um. Da waren einige Schleusen in den Berghang eingelassen. Doch falls Ihr Vorgänger oder ihre Vorgänger diesen weg genommen hatten, war diese hinter ihm/ihnen wieder verriegelt worden. Die Asari schnaubte wütend.
    "Wäre auch zu einfach gewesen..."
    Als sie die Schleuse erreicht hatte sah sie keinerlei Öffnungsmechanismus. Nur eine virtuelle Türkonsole, auf der immerfort die Worte 'Passwort eingeben' zu sehen waren. Sie schnaubte und zog den Mantel enger. Viel länger würde sie es hier draußen nicht aushalten und vom Hacken verstand sie nichts. Blieb ihr nur eine Möglichkeit. Sie baute sich auf, die Füße etwa schulterweit auseinander. Dann hob sie die Hände, fixierte die Schleuse und begann, sich zu konzentrieren.
    Okay, du hast das Mal trainiert. Du packst das.
    Einatmen, Ausatmen.
    Du hast die Kraft in dir. Den Sturm. Entfessle den Sturm.
    Sie reichte in Gedanken tief in sich hinein, stellte sich einen violetten Tornado vor. blau-violette Nebel begannen, ihre Gestalt zu umspielen und ein dumpfer Schmerz pochte hinter ihrer Nasenwurzel. EIn schnmaler, grellblauer Blitz zuckte von irher Gestalt zu der Schleuse udn sie knickte ein.
    Behalt die Kontrolle, entfessle den Sturm. DU lenkst den Sturm.
    Du kannst es Süße. Du lenkst den Sturm.
    Ich lenke den Sturm!

    Ein blaues Schimmern entstand am Rahmen der schleuse, als das Masseneffektfeld sich auf zu bauen begann. Die Schwierigkeit bestand darin, den Stoßeffekt auf der Innnenkante des Portals zu erzeugen, sodass die Schleuse nach Außen geöffnet wurde. Das Ding nach Innen zu schleudern würde ihr wenig bringen, bei diesen Temperaturen. Sie kniete. Ihre Muskeln zitterten, der Schmerz pochte immer heftiger. Aber SIE kontrollierte den Sturm.
    "DA!" In ihrem Kopf legte sich ein psychischer Schalter um, ein weiterer Blitz, Schmerzen und die Luke brach mit einem lauten Kreischen auf. Sie hing in den angeln und sprang halb auf. Lyria dampfte und schwitzte am ganzen Körper. Die Nebel verzogen sich, das erzeugte Feld löste sich auf. SIe atemte tief durch.
    Nichts wie raus aus der verdammten Kälte!

    Innen erwartete sie eine Leiter und zu ihrer Überraschung Energie. Die Beleuchtung war an, die Tore geöffnet. Schulterzuckend setzte sie ihren Weg fort. Dank der übersichtlichen Markierungen gelagnte sie nach knapp einer Viertelstunde Weg in eine große Halle. Zu ihrer Linken befanden sich irgendwelche Kontrollen und hinten in der Ecke stand ein Tisch, an dem zwei Menschen saßen. Lyria hob eine Hand.
    "Bleibt ruhig sitzen. Hier hinten geht's weiter zu den tieferen Ebenen?"
    Einer der beiden murmelte etwas von wegen 'Ist hier heute Besuchertag oder was?', doch die Asari beachtete ihn nicht weiter. Zu ihrer Überraschung fand sie am Ende der Halle einen funktionierenden Aufzug vor. Sie vermutete, dass irhe Vorgänger dafür verantwortlich waren, den beiden Mechanikern da hinten traute sie so viel Arbeitseifer nicht zu. Während sie den Aufzug aktivierte dachte sie darüber nach, dass sie bisher keinen besonders guten Job machte was das Sammeln von Informationen anging. Sie zuckte mit den Schultern.
    Was soll's? Erst Mal such ich mir ne Bleibe, schlafe aus und dann kümmer ich mich darum.

    >>> Narschad, Erste Ebene

  9. #199
    ME FRPG Only Avatar von Kain Thalia
    Registriert seit
    14.07.2010
    Beiträge
    39

    Standard

    Die unendlichen Weiten der Galaxie – Piratenfrachter „Albatross“ <<<<<<<<

    Landeanflug Antirumgon
    31. 36 Uhr


    Leichtfüßig wie ein Kind, das im Regen spielte, tanzte Bintho um die Pfützen auf dem Boden im Inneren des Frachters herum. Nur war es kein Wasser, sondern Blut, welches den Untergrund sowie auch einige Teile der Wände zierte. Langsam folgte der Drell seinem Gefährten, die Beine waren ihm immer noch schwer, doch wenigstens hatten sich die Kopfschmerzen gebessert. Auch die mysteriöse Frauenstimme war schlagartig verstummt. Während es der vorausgeeilte Salarianer vermied sich die Toten anzusehen, untersuchte der fachmännische Blick des Assassinen die Leichen, welche sich auf ihrem Weg in das Cockpit des Schiffes befanden. Nichtsdestoweniger behielt er die Ergebnisse seiner schauderhaften Feldstudie lieber für sich um seinen Freund nicht unnötig in Aufregung zu versetzen. Tosh’s Stoßtrupp musste einiges an Feuerkraft besessen haben, so viel stand nach der Untersuchung fest. Ebenso hielt es Kain für schwer vorstellbar, dass dieser Angriff spontan initiiert worden war, zu schnell war der Kampf dafür vorbei gewesen. Thalia hielt kurz inne und betrachtete einen Schmuggler, der aus seinen leblosen Augen ihn anstarrte. Das Ergebnis einer Affekthandlung hätte andere Wesenszüge angenommen.

    Mit einem merkwürdigen Geräusch, welches wohl ein Zeichen der Erleichterung darstellen sollte, ließ sich Bintho in den CO-Pilotensitz fallen und schnallte sich an. Wenige Wimpernschläge später hatte Kain sich zu ihm gesellt und nahm Platz auf der Sitzgelegenheit neben dem Amphibienwesen. Die feingliedrigen Finger des Drell huschten über das Armaturenbrett und starteten die Systemanalyse. Nichts geschah. Als der Ex-STG-Agent die verzweifelten Bemühungen seines Kumpels bemerkte, schlug er mehrmals auf die Gerätschaften ein. Nichts geschah. „Schau mich nicht so an, Fischkopf. Ich mag zwar ein Technikspezialist sein, aber auch die verwenden manchmal herkömmliche Methoden“, verteidigte sich dann der Salarianer als die kalten Augen des Attentäters auf seinem Gesicht ruhten. Manchmal glaubte Nereus wirklich, dass die geistige Entwicklung seines Freundes seit seinem 10. Lebensjahr stagnierte. Vielleicht war auch gerade dies ein Grund dafür, weshalb man ihn vorzeitig vom Dienst suspendiert hatte? Thalia versuchte sich erneut mit der Eingabe des Analysebefehls und wurde sogar für seine Geduld belohnt. Mit einem lauten Knacken setzten sich die Gerätschaften in Bewegung und auf den Bildschirmen flimmerten unzählige Zahlenreihen auf. „Sieht so aus als hätten sie uns den Antrieb gegrillt. Oder zumindest dessen Energie abgezwackt“, gab Bintho zu verstehen, als er sich mit angestrengtem Blick zu Kain herüber gebeugt hatte um sich die relevanten Daten anzuschauen. Der Drell rückte an den äußersten Rand seines Pilotensitzes. „Ha! Mit dem Schrotthaufen hier kannst du nur noch Gleitflug betreiben, was sich angesichts der Wetterdaten von Antirumgon sicherlich nicht allzu einfach gestalten sollte“, fuhr der Salarianer fort und machte sich einen Spaß daraus dem befreundeten Attentäter noch näher auf die Pelle zu rücken, in dem er nun mit ausgestrecktem Arm auf einen Bildschirm deutete, „Es muss wohl einen Sturm vor kurzem gegeben haben, die Daten zeigen immer noch etwas Aktivität dort unten“

    Die Hand des Meuchelmörders legte sich fest und bestimmend, aber nicht grob, um das salarianische Handgelenk und führte es langsam vom Körper ihres Besitzers weg. Binthos Gesicht schmückte ein entschuldigendes Lächeln, welches genauso dümmlich wie auch albern wirkte. Scheinbar waren kindische Späße die Art und Weise wie der ehemalige STG-Agent mit grausamen Erlebnissen umzugehen versuchte. Retrospektive wurde Kain nun so manches klar. „Ich öffne mal einen Comm-Kanal, damit die Affen uns anfunken können“, meinte der Co-Pilot in Form von Bintho und tippte wild auf den entsprechenden Knöpfen herum. Nereus hatte seinen Blick hingegen auf den runden Planeten gerichtet, welcher sich kaum merklich in den Weiten der Galaxie um die eigene Achse drehte. Das strahlende Grün, welches Antirumgon versprühte, sah einfach nur imposant aus. Ein Piepen war zu vernehmen und Bintho nahm den eingehenden Funkspruch an.

    „Scheinbar haben sie sich im Cockpit schon häuslich eingerichtet, meine Herren“, erklang die Stimme des kleinen menschlichen Anführers, der noch wenige Minuten zuvor die gesamte Mannschaft des Frachters hatte töten lassen, „Ich wollte sie nur darüber informieren, dass wir nun mit dem Landeanflug auf den Planeten beginnen. Glücklicherweise hat sich der heftige Sturm etwas zurückgezogen, so dass wir sie nicht unterwegs abkoppeln müssen. Einen angenehmen Flug, wünsche ich daher. Ende.“

    „Zu freundlich“, warf der Salarianer noch hinterher nach dem die Verbindung zwischen den beiden Schiffen unterbrochen worden war, “ Räudiger Mensch. Hält sich wohl für etwas Besseres! Diese Arroganz mochte ich noch nie an den Fleischsäcken!“ Bintho holte kurz Luft. „Wir sind zwar noch total grün hinter den Ohren, aber trotzdem sind wir schon jetzt die Größten. Kniet nieder, Völker des Rates! Seht uns an, wir , die Menschen, sehen nicht alle gleich aus und haben sogar Nasen“, fuhr er dann in einer anderen Stimmlage fort, die wohl an einen Menschen erinnern sollte. Nereus ignorierte ihn und starrte weiterhin fasziniert auf den Planeten. Was ist nur damals dort unten geschehen?

    Ein Aufheulen der Triebwerke war zu hören, als mehrere starke Vibrationen den rostigen Frachter durchschüttelten. Das Schiff der Angreifer setzte sich demnach in Bewegung und nahm Kurs auf den Planeten, welcher in der Scheibe des Cockpits langsam näher zu rücken schien. „Kain, findest du nicht auch, nach allem was wir jetzt durchgemacht haben, dass mal wieder ein Erinnerungsanfall deinerseits ganz angebracht wäre? So wüsste ich gerne, wieso ich dich erst ausziehen musste und dann der Kerl an dir rumgefummelt hat“, harkte der Salarianer, dem diese Frage wohl schon die ganze Zeit auf der Seele gebrannt hatte, nach. Nereus starrte weiterhin den Planeten an.

    „Nein“, lautete seine Antwort.

    „Nein?“, wiederholte Bintho ungläubig, „Das wundert mich aber, sonst bist du doch auch nicht um ein ausführliches Gespräch verlegen. Wie kommt es zum plötzlichen Sinneswandel?“ Die letzten Worte des plappernden Salarianers waren deutlich von Sarkasmus geprägt.

    „Ich habe keine genauen Erinnerungen diesbezüglich, Bintho.“, erklärte der Drell. Ein leises Seufzen war zu hören, als Kain den erwartungsvollen Blick auf sich spürte, weshalb er schlussendlich doch etwas mehr erzählte als eigentlich geplant war. „Als Kind betrat ich diese Hölle aus Schnee und Eis. Ich war in Begleitung von Orkarr, dem Kroganer. Meinem Mentor. Ashynn hatte uns hierher entsandt. Er meinte, dass es Leute gebe, die mir im Umgang mit meiner Gabe helfen könnten. Damals war sein Wort für mich Gesetz“, der Dell hielt kurz inne, er hasste sich immer noch abgrundtief für all die Verbrechen, welche er im Namen des Hanar begangen hatte, „Dem Verstand eines Kindes war es unmöglich in diesen Worten einen Sinn zu sehen. Ich habe es nicht hinterfragt“

    Der Frachter wurde nun stärker durchgerüttelt, die Anziehungskraft des Planeten war deutlich zu spüren. Der Widerstand bei Eintritt in die Atmosphäre leider auch und Bintho schaute sich kurz unruhig um, mehrere unangenehme Geräusche waren zu hören. Hoffentlich würde dieses alte Schiff nicht auseinanderfallen oder gar verglühen. Seine Augen fixierten wieder den grünen Schuppenträger, der weiterhin tiefenentspannt in seinem Pilotensitz saß und seelenruhig dem Tanze der Feuerzungen am Cockpit beiwohnte. „Bis heute bin ich im Unklaren darüber von welcher Gabe die Rede war. Eventuell sind meine biotischen Fähigkeiten gemeint. Ist Biotik eine Gabe oder ein Fluch, Bintho?“, erklang die Stimme von Nereus, der nun aufgrund des gestiegenen Lärmpegels, deutlich lauter sprach. Die Leichen im Inneren des Frachters rollten umher, hüpften über den Boden. Bintho schluckte schwer, war ihm dieser Totentanz doch mehr als unangenehm. Der Salarianer wollte gerade die Frage seines Freundes beantworten, doch blieben ihm die Worte im Halse stecken, zu sehr schüchterte ihn der holprige Landeanflug mit Selbstmordcharakter ein. „Ich besitze lediglich bruchstückhafte Fragmente, Fetzen von Erinnerungen an diese alten Tage. Der Korganer und ich haben uns tiefer in die Station gewagt. Die Namen Cevic und Tosh sind damals ebenfalls gefallen“

    Der Frachter durchbrach nun die Wolkendecke und der finstere Nachthimmel erstreckte sich über die verschneiten Gipfel der Berge. Vorsichtig neigte sich das Schiff wieder in die Horizontale, der Sinkflug würde nun nicht mehr so rasant erfolgen. Bintho atmete hörbar auf und schickte trotz seiner konsequenten Ablehnung jeglicher Religion ein stilles Gebet Richtung Himmel.

    „Und die Narben?“, fragte Bintho, der immer noch seine Hände in die Armlehnen gekrallt hatte, aber die drohende Stille ebenso wenig wie diesen alten Frachter, in dem sie sich befanden, leiden konnte.

    „ Ich kann nur Vermutungen diesbezüglich treffen. Ich habe sie erst wirklich nach der Abreise von Antirumgon bemerkt. Wie es sich nun bewahrheitet hat, stellen sie eine Art Markierung oder ein Zeichen dar, das eine Gruppenzugehörigkeit symbolisieren soll“, entgegnete Thalia und ließ den Blick über die weite Ferne aus weißem Schnee, der in dieser Nacht zu funkeln schien, schweifen.

    „Also hast du gar nicht gewusst, ob dieses Ding auf deiner Brust uns überhaupt irgendwie helfen würde?“, setzte der Salarianer verbal nach und ihm war die Ungläubigkeit gänzlich ins Gesicht geschrieben.

    „Nein, es entzog sich meiner Kenntnis. Nach Abwägung aller relevanten Faktoren sowie deren Eintrittswahrscheinlichkeiten, kam ich zu dem Entschluss, dass dies wohl die beste Lösung sein würde um unser beider Leben zu retten. Ein Überleben des Batarianers hielt ich bereits als er unsere Kabine betrat für unwahrscheinlich.“

    „Schön, dass du im Unterricht von deinem Kroganer so fleißig aufgepasst hast“, warf das amphibienähnliche Wesen, welches nun endgültig aus allen Wolken gefallen war, ein.

    „Orkarr war nicht zuständig für….“, setzte Kain an, als Bintho ihn mit einer Handbewegung zur Ruhe ermahnte. „Sieh dir das an“

    Die pechschwarzen Augen Thalias folgten dem Zeigefinger des Salarianers und wanderten vom Cockpitinneren hinaus auf die weiße Planetenoberfläche. Der Schnee war an der Stelle, die dort am Horizont erschien, gesprenkelt von vielen schwarzen und grauen Flecken. Nereus verstand nicht, was sein Freund als erwähnenswert erachtete, da er diese farblichen Unterbrechungen als Felsen im Schnee deutete. Bintho, der ein sehr gutes Gespür für die Gemütslage seiner Umgebung im Laufe der Jahre entwickelt hatte, grinste den Drell wieder breit an. „ Ich weiß nicht wie gut du dich mit der Geschichte des Planeten auseinandergesetzt hast, aber“, der ehemalige STG-Agent sprach weiter während seine Finger flink Befehle in die Eingabesteuerung der Instrumente einhämmerten, „Hier haben wir es! Das sind keine Felsvorkommen!“

    Nereus lehnte sich im Pilotensitz zurück und schlug seine Beine übereinander. „Es sind…“, plapperte der Salarianer aufgeregt weiter. „…die Überreste der Piratenunterkünfte. Niedergebrannt durch die Allianz“, vollendete Kain hingegen den Satz seines Co-Piloten. Die Hand des Attentäters umfasste das Kinn und streichelte es nachdenklich. In der Vergangenheit war er schon öfters mit den Behörden der Allianz in Kontakt gekommen. Manchmal als Verbündeter, wenn er ihnen ein paar heikle Informationen zugespielt hatte, doch in der Mehrzahl war Kain als Feind der Menschen aufgetreten. So waren es doch einige Menschenleben, die durch die Hände des Meuchelmörders beendet wurden. Die Finger kratzten an seinem Kinn. Ehrlich gesagt empfand der Drell viel Ehrfurcht vor dem Volk der Menschen, die sich in kurzer Zeit von der Bauernfigur zu einer festen Größe im interstellaren Schachspiel etabliert hatten.

    „Die werden uns doch nicht direkt in ihr Hauptquartier bringen?“, fragte Bintho nach und riss seinen Gefährten aus den Gedanken, „Denken die wirklich, dass du einer von ihnen bist?“

    „Jemand, der aus der Tarnung heraus andere Schiffe überfällt um Vorräte zu plündern, wird nicht töricht sein. Solch jemand offenbart Fremden nicht seinen sicheren Hafen“, beantwortete der Assassine umgehend die Frage und fuhr in seiner gleichgültigen Stimmlage weiter, „Solch jemand, möchte nicht gefunden werden. Ich hege ernste Zweifel, ob unsere neuen Bekanntschaften sich aus freien Stücken für ein Leben im Schatten entschieden haben“ Der Frachter neigte sich stärker zur Planetenoberfläche, die Ruinen der Piratenbauten waren nun relativ nahe. Anscheinend wollten die Piraten dort landen. Mit bloßem Auge erkannte nun auch der Drell die Silhouetten der alten zerschossenen Unterkünfte, die mitten in einem leichten Schneetreiben gespenstisch wirkten. Ein lautes Knacken. Ein weiteres Knacken. Bintho blickte zu Kain, der aufmerksam den akustischen Ungereimtheiten lauschte. Noch ein Knacken. „Scheiße, Kain. Scheiße, das Ding fällt auseinander“, erklang des Salarianers zartes Stimmchen, „Ich werde heute noch verrückt, das schwöre ich dir“ Thalia checkte die Systemanzeigen, welche zu seinem Erstaunen, aber in keiner Weise auf den physischen Zerfall ihres Transportmittels hindeuteten. „Der Frachter scheint, entgegen des ersten Eindrucks, stabiler als angenommen zu sein. Ich empfehle sich gut festzuhalten“, sagte der Assassine mit Nachdruck und warf einen letzten Blick auf die Höhenanzeige. 70 Meter . Enttäusch uns bitte nicht. Das letzte Knacken hallte noch lange im Gehörgang nach und sogleich war der Frachter abgekoppelt. Thalia packte die Lenkeinheit und hoffte das Schlimmste verhindern zu können. Nicht um seiner Willen, sondern für seinen Freund.



    Piratensiedlung auf der Planetenoberfläche
    00:56 Uhr



    Mühsam kroch der Drell aus dem Frachter, welcher falschherum in einer der Gebäuderuinen steckte. Eine helfende Hand schob sich in sein Sichtfeld und Kain ergriff jene reflexartig. Der sonst so kühle Attentäter erschreckte sich leicht, als er den Besitzer dieser Hand identifizierte und es sich dabei nicht um seinen Freund Bintho handelte. Der menschliche Piratenanführer stand vor ihm. „Wie ich sehe, haben sie sich einen Anzug genommen“, waren seine Worte, die durch das Helminnere nach außen tönten. Tatsächlich hatte der Assassine sich eine im Schiff gefundene Rüstung mitsamt Helm über seine eigentliche Kleidung gestreift, damit die vorherrschende Kälte ihn nicht niederraffen konnte. Auch wenn die Kriegerkluft ursprünglich nicht für eine Expedition in das Eis konzipiert worden war, so würde sie trotzdem eine gewisse Zeit lang den extremen Witterungsverhältnissen standhalten. Mit seinen Fingern tippte Kain seitlich an den Helm und aktivierte das interaktive Interface seines Visieres. Sofort umschmeichelte eine virtuelle Umrandung den Menschen vor ihm. Ebenso wurde nun im doch relativ dichten Schneegestöber ein weiterer Soldat ausgemacht. Als dieser die Hand hob um Thalia zu winken, war ihm sofort klar, wo sich Bintho befand. „Schalten wir auf Helmkommunikation um. Ansonsten werden wir uns hier draußen nicht verständigen können und wir müssen noch etwas Weg zurücklegen. Bleiben sie in meiner Nähe, sonst reißt das Signal ab“, schlug der Mensch vor und deutete mit seiner Hand auf den Helm. Erst jetzt bemerkte Kain das schwere Gewehr in seinen Händen. Nichtsdestoweniger nickte Nereus um non-verbal seine Zustimmung zu symbolisieren.

    „Beweg dich hierüber, Salarianer, wenn du nicht festfrieren möchtest!“, befahl der Pirat und stampfte dann durch den Schnee vom Frachter weg. Nereus folgte ihm und sah sich interessiert inmitten der Geisterstadt um. Wenige Wimpernschläge später war Bintho zu den anderen beiden dazu gestoßen und komplettierte das Dreiergespann. „Werden Gefangene immer nur von einem einzigen Mann eskortiert?“, meldete sich Nereus über Funk. Der Fremdenführer, welcher seine Waffe nun locker im Anschlag hatte, wand sich zu seinem neugierigen Gast um. „Der Schein vermag zu trügen“, krächzte der Mann, die Verbindung war aufgrund des Sturmausläufers, der durch die zerstörten Häuserschluchten pfiff, deutlich eingeschränkt, „Nur haben sie sich mit ihrer Bruchlandung nicht gerade diskret verhalten. Daher wollen wir nur ungern für weiteres Aufsehen sorgen. Antirumgon ist nicht blind und taub, Herr Drell“

    Vorsichtig legte Kain seine Hand auf die Mauer einer zerstörten Unterkunft. Wie gebannt wagten die toten Augen des Drell einen Blick in das Innere des Gebäudes. „Muss ich sie erst höflich bitten?“, drang die Stimme des Menschen an das Ohr des Salarianers, der zuweilen aufmerksam seinen schuppentragenden Begleiter beobachtete, „Was macht ihr Freund dort?“ Langsam hob der Attentäter ein Bein und stieg über die niedrigen Überreste einer Mauer. Bintho blickte zum Piraten und zuckte demonstrativ mit den Schultern. „Wenn er sich zu weit von uns entfernt, verlieren wir sein Signal. Hier draußen wird er sterben. Wäre nicht der Erste, der sich hier verirrt“, gab der Mann mit dem Gewehr in der Hand zu bedenken und drehte um, damit er dem Drell nachgehen konnte.

    Der Wind zischte durch die Häuserschluchten, wisperte zauberhafte Worte während Kain tiefer in einen verrotteten Gebäudekomplex vordrang. Jegliche Gedanken an Bintho und den Piraten rückten in Weite ferne. „Verdammt, wo sind sie?“, war das letzte was er über Funk gehört hatte. Irgendetwas tief in ihm war geweckt. Etwas, das ihn zum Weitergehen antrieb. Etwas, das jeglichen rationalen Gedanken verbot. Ein Schatten huschte an der Wand entlang. Nereus drehte sich um, wollte sehen von wo er gekommen war. Nichts. Wieder ein Schemen, doch dieses Mal befand er sich an der anderen Seite des zerstörten Wohncontainers. Ein Lachen war zu hören. Oder nicht?

    Thalia kam in ein altes Zimmer, in dessen Mitte sich ein Tisch befand an dem drei Stühle zu finden waren. Lediglich eine der Sitzmöglichkeiten war noch zu gebrauchen, die anderen beiden lagen durchgebrochen auf dem schrägen Untergrund, des abgesackten Hauses. Behutsam setzte der Meuchelmörder einen Schritt vor den anderen, näherte sich dem Tisch, auf dem ein großer Haufen Schnee lag. Ein Blick nach oben verriet auch wie dieser hier hereingekommen war. Der Sternenhimmel von Antirumgon war verdeckt von einer dicken Wolkendecke, die manchmal ein paar kleinere Löcher aufwies. Eine Notbeleuchtungslampe flackerte außerdem feuerrot in der Ecke des Raumes. Die Hände des Drell begannen zu schmerzen. Das Feuer des Schmerzes breitete sich rasch aus, die Gliedmaßen fühlten sich an als würden sie glühen. Die finsteren Iriden senkten sich nieder, inspizierten die vermeintlich brennenden Hände, als plötzlich ein heller Lichtblitz das Sichtfeld bis zur Unkenntlichkeit erleuchtete. Benommen kam Kain langsam zu sich und sah wie drei kartenspielende Männer um ihn herum an dem Tisch saßen. Sie lachten, der Gestank von billigem Fusel biss in der Nase und keiner beachtete ihn. Einer der drei jubelte gerade, wahrscheinlich hatte er gewonnen, als eine Sirene ertönte. Die Minen der Anwesenden verfinsterten sich, sie eilten zur anderen Seite des Raumes. Nereus schaute ihnen nach. Selbst er, der emotionslose Killer, schluckte schwer, als er das Inferno der Raketen, den Tod aus der Luft, betrachtete. Etwas riss ihm die Beine fort, die Welt um ihn herum bebte, eine unerträgliche Hitze erfüllte den Raum. Es gab keine Luft zum Atmen mehr und diese Hitze zog einem das Fleisch von den Knochen. So fühlte es sich also an, wenn man bei lebendigem Leibe verbrannte.

    Schleichend schoben sich die grünen Augenlider zurück. Thalia lag seitlich mit der Wange auf dem Boden. Er spürte wie ihn etwas am Kragen packte, starke Hände rissen ihn hoch. Es kam ihm so vor als würden die Urgewalten selbst ihn zurück auf seine Beine schleudern. Das verschwommene Bild schärfte sich allmählich, zeigte die bösartige Fratze des Kartenspielsiegers. Immer noch kämpfte der Drell mit der Atemnot. Eisige Finger klammerten sich um seinen Hals, schnürten ihm die Luftröhre zu. Seine Füße hatten keinen Kontakt mehr zum Boden. Und immer wieder stach der brennende Blick des Kartenspielers mitten in sein Herz. Trotzdem blieb der Attentäter ruhig, seine Instinkte übernahmen das Kommando. Nereus deutete einen biotischen Angriff an um seinen Gegner zu verunsichern, war er doch längst zu erschöpft um wirklich seine mächtigen Kräfte zu entfesseln. Sein Plan war von Erfolg gekrönt und der Gegenspieler wich eingeschüchtert einen Schritt zurück. Wieso verspürte er innerlich den Drang auf den Tisch schauen zu müssen? Als Thalia aber das Messer dort liegen sah, zögerte er keinen Moment und griff zur Waffe. Die kurze Schneide vergrub sich schmerzhaft im Bauch des unbewaffneten Kontrahenten, der ungläubig von dem Messer direkt in Kains Augen schaute. Die beiden Blicke trafen sich. Dann sackte der Mann tot zusammen, während Nereus auf seine blutverschmierten Hände starrte. Kain gehörte ebenfalls zu den Toten. Er war schon vor langer Zeit mit all seinen Opfern von dieser Welt gegangen. Plötzlich kreischte eine schreckliche Dissonanz im Kopf des Drell. Spitze Fingernägel zerrissen sein Trommelfell und hinterließen tiefe Furchen im Gehörgang. Dieser andauernde, unwirkliche Schrei zwang ihn auf die Knie. Immer noch blickte er auf seine blutigen Hände. Sein Herz pochte wild und mit jedem Schlag vergrößerte sich Schmerz und Leid.

    „Ich habe ihn gefunden!“, rief der Pirat zu Bintho, während er das Gebäude betrat. Das Gewehr war auf den Drell gerichtet, als der Salarianer auf der Bildfläche erschien. „Was ist mit ihrem Freund los?“, fragte der Erdbewohner und man konnte deutlich die Unsicherheit in seiner Stimme mitschwingen hören. „Ich….ich“, stotterte der Salarianer, „weiß es nicht“ Das Gekrächze eines vogelartigen Wesens war zu hören, woraufhin der Pirat sein Gewehr herumriss und keineswegs entspannt wirkte. Als er erkannte, dass keine Gefahr drohte, richtete sich das Laservisier wieder auf die Stirn des Drells.

    Der Vogel setzte sich auf den Rand des Gemäuers und blickte von oben herab auf die drei Personen, welche ihn heute Nacht so furchtbar aus seinem Schlaf gerissen hatten. Er verstand nicht, was sie hier suchten, kamen doch längst nicht mehr so viele von ihnen hier her wie es früher der Fall gewesen ist. Das Tier legte den Kopf zur Seite und piepste leise. Es war froh über seine Federn, denn sie boten ihm Schutz gegen die Kälte. Wieso hatte dann der Grüne von den Dreien sein Federkleid ausgezogen und neben sich gelegt? Das Vögelchen kannte solche Federkleider und wusste, dass sie sehr robust und hart waren, saß er doch früher öfters mal auf der Schulter seines Freundes, der in diesem Haus gewohnt hatte. Es wusste auch, dass sein Freund es ausgezogen hat, wenn er nicht mehr der Kälte ausgesetzt war. Der Grüne aber kniete mitten im kalten Schnee und das machte für ihn keinen Sinn. Der Vogel flog hinüber und landete am Loch in der Decke direkt über dem sonderbaren Besucher. Erst jetzt erkannte es, dass der arme Kerl verletzt war. Ein Streifen seines Blutes floss über die Handflächen in denen er einen Gegenstand hielt. War er hier raus gekommen um zu sterben?

    „Kain, was ist los?“, brüllte Bintho zu seinem Lieblingsattentäter, der sich aber nicht rührte. Selbst als er ihn am Arm packte, bewegte sich der Drell nicht. „Warum hast du deine Rüstung ausgezogen und hälst ein Messer in der…..Mist, du blutest ja!“, drang die besorgte Stimme nur sehr undeutlich und dumpf an die Ohren des Assassinen. Jemand anderes hatte nämlich gerade seine ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich gezogen. „Scheiße, ein weiterer Sturm zieht auf“, gab der namenlose Pirat zu bedenken während er auf die Anzeige an seinem Handgelenk schaute, „Wir schaffen ihn ein paar Häuser weiter, dort ist ein Einstieg, der uns über Tunnel nach Narshad führt. Hoffentlich verreckt uns der Bastard nicht unterwegs“

    Thalia ließ sich Treiben und spürte nicht was mit ihm geschah. Er hatte keine Kraft sich dagegen aufzulehnen. All seine Sinne konzentrierten sich nur noch auf sie. „Schön, dass du wieder zuhause bist, mein Kind“, kicherte die gespenstische Frauenstimme in seinem Kopf.
    Geändert von Kain Thalia (24.11.2013 um 01:18 Uhr)

  10. #200
    ME FRPG Only Avatar von Kain Thalia
    Registriert seit
    14.07.2010
    Beiträge
    39

    Standard

    Piratensiedlung – Unterirdische Überreste eines Schutzbunkers
    1:39 Uhr


    „Ich habe von Anfang an gewusst, dass es eine beschissene Idee war euch beide nicht abzuknallen“, erklang eine menschliche Stimme in dem kleinen spärlich beleuchteten Raum mit den eintönigen Wänden, „Verdammte Scheiße, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass man einen Piratenfrachter überfällt und auf einen Kerl wie ihn trifft?“

    „Wie denkst du, habe ich den Deppen kennen gelernt?“, entgegnete der Salarianer dem Menschen, welcher sich über den leblos wirkenden Drell-Attentäter beugte, der auf einer uralten Pritsche lag.

    „Erspar mir bitte die Einzelheiten eurer Männerromanze“, würgte der Piratencaptain das Gespräch scharf ab als der Drell unter ihm zu zucken begann. Nachdenklich fasste Bintho sich an das Kinn und dachte darüber nach wieso die meisten Fremden denken, dass Kain und er mehr als nur eine Freundschaft pflegten. Dann riss der Mensch ihn wieder aus seinen Gedanken. „Das Omnitool sagt, dass sich seine Vitaldaten wieder stabilisieren“, lauteten die Worte, welche den Salarianer wieder in das Hier und Jetzt beförderten, „Du kannst aufhören dir Sorgen um deinen Freund zu machen, Plappermaul“ Und doch war es der Mensch, welcher sich im nächsten Moment Sorgen machen musste.

    Mit weitgeöffneten Augen starrte der Mann sein grüngeschupptes Gegenüber an. Das kühle Metall der Klinge brannte wie Feuer an der nackten Haut seiner Kehle. Ihm war die Verwunderung in das Gesicht geschrieben. „Na das nenne ich mal ein Comeback“, krächzte der Unterlegene während Bintho die gerade angezündete Zigarette aus dem Mundwinkel gefallen war. Kain atmete schwer. Sein Brustkorb hob und senkte sich unrhythmisch, die Bewegung seines Körpers glich eher einem unkoordinierten Zucken als einer kontrollierten Atmung. Insgesamt wirkte Nereus wie ein aufgescheuchtes Tier, das man abrupt aus seinem Schlaf gerissen hatte. Ein Tier, welches bereit war sein Leben zu verteidigen. „Beruhig dich“, war der verbale Rettungsversuch des Piraten zu vernehmen, „Sie waren bewusstlos. Wir haben sie in Sicherheit gebracht. Ich weiß nicht was du dort draußen gesehen oder gemacht hast, aber hier passiert uns nichts. Wir sind in einem Schutzbunker“

    Die tiefschwarzen Iriden von Kain wanderten durch den Raum. Sie verstanden nicht was sie sahen, konnten sich keinen Reim auf die Umgebung bilden. Umso erfreulicher war der Anblick der versteinerten Salzsäule, die eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem salarianischen Freund besaß. Dem aufmerksamen Beobachter, der Kain nun einmal war, fiel auf, dass Bintho keinen Schutzanzug mehr trug. Daraufhin wanderte sein Blick tiefer, glitt über die eigenen Arme. Wieso trug er ebenfalls keinen Schutzanzug mehr? Die Überlegung endete gewaltsam, als plötzlich ihn ein widerliches Gefühl durchfuhr. Ein Blitz schoss durch seine Synapsen, hinterließ eine Spur der Asche. „Alles wird gut. Töte ihn nicht, mein Drell“, hauchte wieder die weibliche Stimme im Kopf des Assassinen. Thalia zuckte aufgrund der Schmerzen zusammen, versuchte aber dabei eine unüberlegte Bewegung seiner Hand mit Todesfolge für den Menschen zu unterlassen. Ein grelles Licht blendete ihn, verschwand aber sofort wieder. „Lass ihn gehen, er wird dir und deinem Freund nichts tun“, fuhr die unheimliche Frauenstimme fort und krallte sich mit ihren eisig schwarzen Fingernägeln in die Gehörgänge des Drell. Er gab sein Opfer frei und stieg von dem Menschen, dessen Oberkörper er zuvor mit seinem Oberschenkel am Boden fixiert hatte. Eine feine Linie des roten Lebenssaftes rann am Hals des Piraten hinab. Trotzdem atmete dieser erleichtert auf. Ebenso Kain, dessen Qualen langsam abebbten.

    „Für einen Halberfrorenen sind sie verdammt schnell“, stellte der Mensch fest und fasste sich vorsichtig an den Hals um seine Wunde abzutasten, „Umso mehr wundert es mich, dass sie unser Zeichen tragen und ich nichts von ihnen weiß. Jemanden wie sie könnten wir hier unten gebrauchen“ Nereus gab daraufhin keine Antwort, sondern saß auf der Pritsche und starrte in die Dunkelheit. Ein Moment der Stille kehrte ein, den aber Bintho relativ schnell zu zerstören wusste. „Was hast du eigentlich an der Oberfläche in diesem Haus gesucht? Und wieso hast du dir in die Hand geschnitten?“, richtete er das Wort an seinen Drell, der beinahe in der Eishölle von Antirumgon erfroren wäre. Kain blickte weiterhin leblos in die Finsternis, obgleich er um die unsägliche Neugierde seines Begleiters wusste. Bintho brannten diese Fragen sicherlich schon seit einer geraumen Zeit auf der Seele. Nereus schenkte ihm aber keine Erlösung, er fühlte sich leer und verwundet. Nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Er würde diese Fragen nicht beantworten. Woher kam diese Vision in dem Haus? Der Kampf mit dem fremden Mann wirkte so real. Zwar kannte der gefühlskalte Attentäter weder Furcht noch Angst und doch war sein Zustand seitdem er sich Antirumgon genähert hatte mehr als bedenklich in seinen Augen. Er war zu einem Risikofaktor gewachsen und normalerweise eliminierte der kühl kalkulierende Meuchelmörder solche aus seinen tödlichen Berechnungen.

    „Diese Fragen werden uns nicht in die warme Station bringen. Daher würde ich vorschlagen, wir gehen weiter, sofern sie in der Lage sind“, klinkte sich der menschliche Fremdenführer ein und erhob sich von der Pritsche um sein Gewehr zu ergreifen, dass an der Wand lehnte, „An diesen Bunker ist ein Tunnelsystem angeschlossen, welches uns in die unteren Ebenen von Antirumgon führt. Mir gefällt es zwar nicht euch zwei Chaoten im Rücken zu haben, aber als einziger der den Weg kennt, werde ich dann wohl vorausgehen“ Der Mann schaltete die Lampe an seinem Gewehr an und öffnete die Tür neben sich. Fragend schaute der Salarianer zu seinem Freund rüber. „Darf ich die Herrschaften bitten“, drängte dann der Pirat, der nun direkt unter der uralten flackernden Lampe an der Tür stand. Nereus musterte seine Handfläche. Es fiel ihm schwer seine Gedanken zu ordnen. Sein Geist war verwirrt und die Wunde an seiner Hand wollte für ihn so gar keinen Sinn ergeben. Bintho meint ich hätte mich selbst geschnitten. War es passiert als ich den Mann erstochen habe?, überlegte der Drell während seine Augen sich auf den schmutzigen Lappen konzentrierten, welcher als provisorischer Verband um seine Hand geschlungen war. Jemand musste ihn während seiner Ohnmacht verarztet haben und sein eigenes Drellblut war es wohl gewesen, das dem ursprünglich grauen Stoff eine unnatürliche Färbung gegeben hatte.

    Der Salarianer zündete sich eine zweite Zigarette an und lief an dem Menschen vorbei um hinaus in den Tunnel zu treten. Manchmal verhielt sich Bintho kindisch, so naiv um zu glauben, dass er seinen Freund nun mit Worten zum Weitergehen animieren zu können, war er aber jedoch nicht. Kain war ein elendiger Varren, er würde sich durchbeißen. Nichtsdestoweniger blieb auch dem Salarianer nicht verborgen, dass irgendwas seit ihrer Reise nach Antirumgon sich mit ihm verändert hatte. Insgeheim beschloss der ehemalige STG-Agent also diese Entwicklung genauer im Auge zu behalten.


    >>>>>Antirumgon- Zweite Ebene

Seite 20 von 20 ErsteErste ... 10181920

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •