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  1. #11
    Let's Play-Gucker Avatar von Kimaya'Baato nar Saralesca
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    Omega, Industrieanlage (West)

    Uhrzeit: 12:22 Uhr


    „Es ist offen! Schnell, schnell!“

    Kiba stürmte die dreckigen Metallstufen hinab und richtete dabei ihre alte, klapperige Schrotflinte auf die Schiebetür, die sich gegen das dazwischen geklemmte Sturmgewehr drückte und so einen kleinen Spalt bildete. Ihre hastigen Schritte hallten dumpf zwischen den Treppenwänden wider, ebenso wie die angestrengten Atemzüge ihrer menschlichen Begleiter, die dicht folgten, aber unbewaffnet nur das Schlusslicht bilden konnten, was Kiba einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte.

    'Warum nur ich? Was, wenn da unten ein Feind lauert?', schoss es ihr panisch durch den Kopf, doch noch ehe ihre Gedanken sich fortspinnen konnten, erblickten ihre eisblauen Augen einen faltigen, spindeldürren Batarianer, der seine merklich irritierten Augenpaare auf den wenige Zentimeter breiten Türspalt richtete.

    'Verdammt!'

    Gerade blickten die dünnen Schlitzaugen des batarianischen Söldners erschrocken durch die Türöffnung, da erreichte das quarianische Mädchen die letzte Stufe, strauchelte die wenigen Schritte bis zur Schiebetür nach vorne und donnerte die Mündung der Schrotflinte durch den engen Spalt.

    Peng.

    Dunkles, zähflüssiges Blut und bleiche Hirnmasse spritzte durch den Türschlitz und noch im gleichen Augenblick stürzte der schlaffe Leichnam des batarianischen Sicherheitsmannes zu Boden, wo der leblose Körper den feinen Staub aufwirbelte.

    'Ich...Es ist für Kate...ich musste es tun...'

    Kiba stolperte unbeholfen zurück zu den Stufen und presste sich dort an das kalte Geländer, um sich für einen kurzen Augenblick festhalten zu können.

    Sie atmete tief durch.

    'Du musst dich beherrschen, Kiba. Du wirst hier noch oft töten müssen, also gewöhne dich besser früher als später daran', versuchte sich das junge Mädchen selbst zu beschwichtigen, doch schon wenige Sekunden später wandte sich Kiba an den menschlichen Blondschopf und bat:

    „Könntest du zuerst hineingehen und...und ihn beiseite schaffen?“

    Uhrzeit: 12:23 Uhr
    Geändert von Kimaya'Baato nar Saralesca (09.08.2009 um 00:49 Uhr)

  2. #12
    Let's Play-Gucker Avatar von Jacob Fisher
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    12:23 Uhr
    Industrieanlage West
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    Dem Mann mit den stahlblauen Augen war schnell klar, was passierte. Kiba bewies ein weiteres Mal, dass sie stärker gewesen sein musste als sie selbst von sich vermutete. Sie löste einen Schuss aus ihrer bewährten Schrotflinte und nur Augenblicke später polterte es auf der anderen Seite der massiven Stahltür, die noch im selben Moment wieder zuknallte. Jedenfalls beinahe. Das Gewehr, das Switt in den Spalt legte, blockierte den Mechanismus und es sollte nun keine Schwierigkeit mehr darstellen, reinzukommen.

    „Switt,“ huschte es dem 25-jährigen plötzlich über die Lippen, als er sich zu dem Salarianer drehte, „Danke.“ Sprach er mit ehrlicher Stimme. Wenn alles gut ging, hatte dieser großäugige Kerl ein Leben gerettet – sehr wahrscheinlich sogar noch weitaus mehr als nur dieses eine. „Grüßen Sie Ihre Familie.“ Lächelte Jacob ihm abschließend zu und empfing ein aufrichtiges „Das werde ich.“, bevor Switt in der Dunkelheit der Lagerhalle verschwand.

    Weiter, weiter, weiter. spornte sich Fisher selbst an, war sich stets bewusst, dass ihnen vermutlich schon weit über die Hälfte der verfügbaren Zeit gestohlen worden war. Es zählte spätestens von nun an jede Sekunde. Kate sah bereits selber ein, dass sie kaum noch Kraft hatte, ihre Konzentration verschwand. Unter normalen Umständen, das wusste Jacob, hätte sie das nie getan. All das führte ihn immer tiefer in einen Korridor, dessen Ende schon seit Ewigkeiten zu sehen war, es aber einfach nicht erreicht werden konnte.

    „Könntest du zuerst hineingehen und...und ihn beiseite schaffen?“ wandte Kiba sich an den Südafrikaner. Irgendwas verriet ihm, dass auch in ihr ein kleiner Kampf stattfand. Er wusste nicht, ob es der gleiche Kampf war, der auch in Fishers Kopf tobte. Irgendwo war es ihm auch egal.
    Wortlos kam er der Bitte der jungen Quarianerin nach, trat vor die Tür und stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen, um das schwerfällige Stahl weit genug zu öffnen damit er zuerst hindurchgehen konnte, nachdem er das Gewehr vom Boden aufhob. Ohne von der Tür abzulassen, schob der 25-jährige die entstellte Leiche des Batarianers mit dem Fuß zu Seite, sodass nun auch seine beiden Begleiterinnen problemlos eintreten konnten. Als sie dann beide außerhalb des Schwenkbereichs waren, wich Jacob von der Tür und hechtete regelrecht zu den anderen beiden, bevor sich das massive Stahl wieder laut knallend in seine Ausgangsposition begab.

    Leicht pustend und mit einem erneut verstärkten Stechen in Brust und Rippe blickten die stahlblauen Augen die beiden an. Doch zusammen mit den Schmerzen wuchs auch seine Entschlossenheit. Wenn es eine Rettung gab, waren die drei kurz davor, sie zu finden. „Lasst uns keine Zeit mehr verlieren.“ Sprach der 25-jährige also, legte das Sturmgewehr schussbereit an und deutete auf eine sichtlich leichtere Tür am Ende des dunklen Vorraums, an deren linker Seite er sich wie beim Militär postierte. Und genau in dieser Situation fühlte sich der blonde Mensch wieder an diese Zeit erinnert. Eine Zeit, in der es ebenfalls auf jede Sekunde ankam. In der jeder Fehler tödlich war. In einem Team, das sich untereinander vollkommen vertrauen musste, um erfolgreich zu arbeiten. Und Jacob hatte genau dieses Gefühl: Er hatte Vertrauen in die beiden.

    Tief atmete er ein letztes Mal durch und sprach dann voller Bereitschaft: „Gut, dann los!“


    12:23 Uhr

  3. #13
    ME FRPG only Avatar von Kate Devereaux
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    Industrieanlage West

    Es stellte sich heraus, dass Kimaya einen übereifrigen Batarianer des Sicherheitspersonals erschossen hatte und anschließend Jacob bat die Überreste aus dem Weg zu räumen. Danach analysierte er den vor ihnen liegenden, kleinen Raum und entdeckte eine weiterführende Tür. Er postierte sich an eine Seite und kündigte seine Bereitschaft an. „Gut, dann los!“ ‚Wie viel Zeit bleibt mir noch? Eine Stunde? Was ist, wenn die Behandlung – wenn es überhaupt eine gibt – länger dauert?’ Immer wieder kreisten die gleichen Gedanken durch Kates Kopf.

    Die drei stürmten in den nächsten Raum, der vom aussehen eher auf die Citadel, denn zu Omega passte. Klinisches weiß war die vorherrschende Farbe und wurde nur von den teilweise silbernen Geräten unterbrochen. Er erstreckte sich über viele Meter und ein größer Teil, war mittels eines durchsichtigen Plastikvorhangs abgetrennt und man kam nur durch eine Schleuse hinein. Die Decke beherbergte neben einer Vielzahl von Leuchtpanelen, die den Raum in helles Licht tauchten, auch eine komplexe Belüftungsanlage, die scheinbar dafür sorge trug, dass Schmutzpartikel aus der Luft gefiltert wurden.

    Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf den Lippen von Kate ab, denn sie waren hier bestimmt richtig. Und es lagen keine Unüberwindbaren Hindernisse mehr zwischen ihr und den Wissenschaftlern, die diesen abartigen Wirkstoff entwickelt hatten. Wenn sie schon nicht gerettet werden konnte, so konnte sie hier die weitere Entwicklung ein für alle Mal beenden.

    Die Biotikerin konnte auf den ersten Blick über zehn Personen, die an verschiedensten Stationen mit ihr unbekannten Instrumenten arbeiteten, erkennen. Einige hatten die Eindringlinge entdeckt und entfernten sich fluchtartig von ihrer Arbeit um hinter den Tischen und Schränken Deckung zu suchen. Durch den allgemeinen Tumult wurden auch die anderen bald aufmerksam und taten es ihnen gleich. ‚Verkriecht euch nur, ihr Tiere!’

    Zu Kates großer Verwunderung waren hier keine weiteren Sicherheitskräfte anwesend. Nur eine menschliche Frau mit hellbraunen Haaren näherte sich ihnen seitlich. Sie wirkte im Gegensatz zu den anderen anwesenden Personen jedoch keineswegs überrascht. Hinter ihr hatte das Labor eine weitere Türe, die offen stand und den Blick in ein säuberlich eingerichtetes Büro freigab.

    12:24

  4. #14
    Let's Play-Gucker Avatar von Jacob Fisher
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    12:24 Uhr
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    Gedanken, die sich mit dem Labor und seinem Inhalt beschäftigten wurden allesamt augenblicklich abgebrochen und aus Jacobs Kopf verbannt. Stattdessen fraß sich eine einzige Frage durch seinen Verstand: Was zur Hölle? Es dauerte einige, lange Sekunden, bis der 25-jährige überhaupt anfing, zu realisieren, was er eigentlich gerade durch die stahlblauen Augen sah. Die junge Frau mit den hellbraunen Haaren und dem selbstsicheren Auftreten warf ihn komplett von der Rolle. Ihre dunkelbraunen Augen betrachteten eindringlich das Trio. Doch dann, als sie nur noch wenige Meter trennten, verblasste sie urplötzlich – zusammen mit Jacob, dessen Schock ihm deutlicher als alles andere zuvor ins Gesicht geschrieben war. Er erstarrte regelrecht, schaute mit Tunnelblick, vergaß alles um ihn herum. Die eigentlich so kühle Luft in dem hellen Raum verwandelte sich für ihn in erdrückende Hitze.

    Ungläubig und unbewusst senkte er das Sturmgewehr, als sein Unterbewusstsein ihm mitteilte, dass es in dem Raum keinerlei Gefahren mehr zu befürchten galt. Der Südafrikaner wusste nicht, ob er diesem Unterbewusstsein trauen konnte. Doch seine Gedanken waren woanders. In einer bereits vergangenen Zeit…



    Erfrischende Nachtluft durchzog die Straßen der Citadel unter dem sternenklaren Nachthimmel nahezu ungestört. Es herrschte ungewöhnlich viel Ruhe, nur vereinzelt waren leise Stimmen oder andere Geräusche zu hören. Eine regelrechte Harmonie beherrschte Körper und Geist des 24-jährigen Tony Forth – wenn da nicht dieses eine Problem gewesen wäre.
    Die klaren, blauen Augen schauten die nah an seiner Seite gehende Bella Bates erleichtert an. Damals war es für den jungen Mann fast schon ein Wunder, dass er sie je wieder lebendig treffen würde. Doch er bezahlte einen hohen Preis, betrat einen Pfad, den kein Mensch jemals betreten wollte. Aber er war bereit. Bereit, seine Vergangenheit für immer hinter sich zu lassen. Zumindest glaubte er es. Er hoffte es.

    Mit gezwungenem, sturem Blick ließ der gerade erst ins Leben gerufene Jacob Fisher das vor ihnen liegende Shuttle nicht aus den Augen. Ihm war klar, dass es nach dem ersten Schritt in dieses Shuttle keinen Weg zurück in sein altes Leben mehr gab. Er musste alles aufgeben, alles hinter sich lassen. Alles, wofür er kämpfte, wem er diente. Und wen er liebte.

    Fisher schaute erneut zu der fast einen Kopf kleineren Bella herunter. So vieles ging ihm durch den Kopf. So vieles wollte er ihr sagen. Er wollte ihr helfen, wieder richtig auf die Beine zu kommen. Er wollte ihr zur Seite stehen, wenn es Probleme gab. Die junge Frau war das Einzige, was ihm diesen Abschied so wahnsinnig erschwerte. Er liebte diese junge Frau mit dem Namen Bella Bates. Doch sie sollte es nie erfahren. Nie fand Jacob den Mut, den er brauchte, um es ihr zu sagen. Vielleicht sprachen seine jüngsten Taten für sich und Bates wusste es bereits. Doch nie sollte sie es von ihm ins Gesicht gesagt bekommen.

    „Na dann…“ seufzte die junge Frau mit gesenktem Kopf, bevor Jacob genau diese Worte wiederholte, es aber nicht dabei beließ: „Hey.“ Flüsterte er und trat näher an sie heran, „Kopf hoch. Das hier ist kein Weltuntergang. Du lebst und wirst uneingeschränkt weiter leben können. Das ist das Einzige, was für mich zählt.“ Die Brünette schaute zu Fisher auf und offenbarte ihre feuchten Augen. „Und ich verdanke nur dir, dass ich überhaupt noch leben darf.“ Fügte Jacob aufrichtig lächelnd hinzu, doch Bella war den Tränen sichtlich nahe.

    Liebevoll umarmte der Südafrikaner das mit sich kämpfende Mädchen. Eine Hand ruhte auf ihrem schmalen Rücken, die andere strich ihr sanft durch das hellbraune Haar. Ihr Kopf lehnte leicht auf seiner Brust. Ein nahezu endloser Augenblick, der dem damals 24-jährigen für immer im Gedächtnis bleiben sollte. Doch gleichzeitig stellte dieser Augenblick ein weiteres Mal klar, wie es in ihm aussah. Er wollte sie nicht verlassen. Er sorgte sich um sie. Vor allem aber liebte er sie.

    Bella hatte sich nach einiger Zeit in seinen kräftigen Armen wieder beruhigt und die Umarmung löste sich langsam. „Es wird Zeit für mich zu gehen.“ Sprach Jacob leise und spürte, wie sehr ihm das leid tat, wie sehr es ihn schmerzte. „Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder.“ Sie beide wussten ganz genau, dass die Chance gleich null war. Doch wirklich zugeben wollte es keiner. „Da bin ich mir sicher.“ Entgegnete Bella bemüht ruhig. „Lebe wohl.“ Verabschiedete Fisher sich schließlich und wandte sich ab, um es nicht noch schwerer zu machen.

    Bereits einige Schritte mit dem schweren Gepäck waren auf der Rampe zurückgelegt, da betrat Jacob das Innere des Shuttles – das Tor in sein neues Leben. Resigniert warf er die Tasche unter die Sitze und wollte gerade platznehmen, da ließ ihn Bellas Stimme ein letztes Mal herumwirbeln. „Tony!“ rief sie ihm zu, „Ich…ich liebe dich.“




    Immer noch regungslos und mit weit geöffneten Augen starrte Jacob mit leerem Blick und ließ seinen Geist langsam wieder in die Realität zurückkehren. Mit diesen Worten aus ihrem Mund vor über einem Jahr hatte er nie gerechnet. Nicht mal das Gefühl hatte er. Ebenso wenig dachte er im Traum daran, Bella irgendwann wiederzusehen. Doch so schön und schrecklich gleichzeitig diese Erinnerungen waren, so zweischneidig waren auch die Umstände ihres Wiedersehens.

    „Jacob?“ erklang plötzlich diese so vertraute Stimme, „Du? Bist du…wirklich?“ Bella! rief die eine Hälfte seines Kopfes erfreut. Was zur Hölle tust du hier? hinterfragte die andere die Situation. „Bella…“ Ein eiskalter Schauer lief dem 25-jährigem beim Aussprechen dieses Namens über den Rücken. „W-was machst du hier?“ Dasselbe wollte ich dich gerade fragen. meldete sich das Misstrauen wieder zu Wort.

    Doch gleichzeitig rief ihre Frage wieder das Drumherum zurück ins Bild. Plötzlich war Jacob wieder bewusst, warum er hier war, dass er gegen die Zeit spielte. Vor allem aber war ihm bewusst, dass er nicht die Hauptrolle in diesem Kampf gegen die Zeit spielte. Sein Leben stand nicht auf dem Spiel. Ein viel Bedeutenderes stand auf der Kippe. Doch die Frage blieb die Gleiche und Bella wiederholte sie, korrigierte sich dabei gleichzeitig noch selbst: „Was machst du hier und wer sind die beiden? Jacob, die Quarianerin da hat gerade jemanden umgebracht!“ Ein Hauch von Panik schlich sich gegen Ende in die weibliche Stimme.

    Sie kann ihr helfen. Mach schon! wies Jacobs innere Stimme ihn an und tatsächlich antwortete er ohne zu zögern: „Okay. Ich habe nur eine Frage.“ Bella wurde hellhörig. „Bist du verantwortlich für den biotischen Hemmstoff? Bitte sei ehrlich.“ Die brünette Frau zögerte lange, nickte dann aber. Warum sie es auch tat, Jacob war es egal. Ihm – Kate lief die Zeit davon. Das war bereits Grund genug, keine Fragen mehr zu stellen. „Ok. Ihr…“ Er deutete auf eine schwächelnde Kate, „...wurde dieser Hemmstoff gespritzt und wir kennen die Nebenwirkungen.“ Jacob trat bewusst nur wenige Zentimeter vor Bella. „Kann man es aufhalten?“ fragte er flüsternd. Zunächst herrschte Stille, dann erntete er ein fast schon hinterhältiges Grinsen.

    „Jacob. Du hast dich kein bisschen verändert. Du bist zu gut für diese Welt.“ Misstrauisch legte Fisher den Kopf zur Seite. „Du stirbst schon wieder für ein Mädchen in Lebensgefahr? Es ist ja nicht so, dass ich dir für das damals nicht dankbar bin. Und nachdem ich dir gestern Bescheid gesagt habe, tut es mir echt weh, das sagen zu müssen. Aber diese Projekt unterliegt strengster Geheimhaltung.“ Jacob ahnte bereits richtig, was nun kommen würde. „Ich kann euch hier nicht lebend raus lassen.“ Doch gleichzeitig war er von diesen Worten geschockt.

    Die Bella, die er vor über einem Jahr kannte, wäre nicht mal auf die Idee gekommen, ihre Hilfe zu verweigern. Im Gegenteil, sie hätte sich voll und ganz dafür eingesetzt, dass es klappte. Doch diese Bella schien verschwunden. Sie war auf einmal so kalt, gefühlslos und vor allem so unheimlich berechnend.

    Plötzlich brannte in Jacob eine Sicherung durch. Du hast deine Seele verkauft! brüllte er in Gedanken. „Bella…“ Mit ernstem Blick richtete er das Gewehr auf sein Gegenüber, „Vielleicht hast du Recht. Vielleicht bin ich zu gut für diese Welt.“ Wesentlich leiser, sodass es nur noch für Bella hörbar war, fuhr er fort, „Aber für diese Frau werde ich durch die Hölle gehen, um ihr Leben zu retten. Und wenn du mich dazu zwingst…ich sehe hier noch ein paar andere.“ „Du wirst mich nicht erschießen.“ Fauchte Bates ihm lautstark entgegen.

    Jacob zögerte. Sie wusste genau, dass sie Recht hatte. Töten würde er sie auf keinen Fall. Dafür hatte sie zu viel für ihn getan. Doch dann drang jemand anders in seinen Kopf ein und legte eine neue Möglichkeit offen. „Du hast Recht. Ich werde es nicht.“ Er pausierte kurz, fragte dann bereits entschlossen: „Also, ein letztes Mal: Wirst du ihr helfen?“ Kein Wort verließ ihren Mund. „Verdammt Bella!“ schrie er, flüsterte dann bedrohlich: „Du verschwendest meine Zeit. Und Bella…ist tot.“ Auf einmal wuchsen die Augen seines Gegenübers. Irgendwas schienen diese Wort in ihr bewirkt zu haben. Doch die Zeit des Denkens, der Gnade und der Kompromisse war für Jacob nun vorüber. Er hatte seine Prioritäten gesetzt. Er wusste, für wen er kämpfte. Er wusste sogar, warum er kämpfte. Kate war seine Priorität und Bella war auf einmal nichts weiter als ein weiteres Hindernis auf dem hektischen Weg zu Kates Rettung.

    Sein Entschluss war also gefasst und noch bevor überhaupt irgendjemand reagieren konnte, brachte er Bates mit einem einzigen Schlag mit dem Gewehrkolben zu Boden, wo sie augenblicklich das Bewusstsein verlor. Fast schon angewidert schaute er zu ihr hinunter. Nichts weiter als eine Nutte des Geldes… Es war ihm nicht egal und er war keineswegs zufrieden mit dem, was er tat und was er dachte. Doch er hatte keine Wahl. Menschen, die ihm wirklich etwas bedeuteten, starben bereits. Kate Devereaux sollte kein weiterer Teil dieser Gruppe werden…


    12:26 Uhr

  5. #15
    ME FRPG only Avatar von Kate Devereaux
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    Industrieanlage West

    Plötzlich stockte die Frau, die auf sie zukam, und ihr Blick war starr. Als Kate den Augen folgte, erkannte sie, dass Jacob ihr Ziel war und der junge Mann ebenso erstarrt war. Die Biotikerin wusste nicht was das zu bedeuten hatte, aber da die Frau unbewaffnet war und scheinbar auch kein weiteres Securitypersonal anwesend war, kümmerte es sie nicht wirklich. Bis die beiden zu sprechen anfingen. Es war Bella, die Frau, wegen der Jacob überhaupt hier war und die Frau, mit der Kate am Tag zuvor verwechselt wurde.

    Aufmerksam verfolgte Kate das Gespräch, zuerst mit der Hoffnung, dass sie Unterstützung von der braunhaarigen Frau erhalten würden. Jedoch legte sich die Hoffnung, als sie erkannte, dass Bella voll und ganz hinter der Entwicklung von Conatix stand. Auch Jacob schien dies erkannt haben, denn er raubte ihr mit einem unsanften Hieb des Gewehrkolbens das Bewusstsein und zerstreute somit auch Kates Befürchtungen, dass er in der Sache nicht handeln konnte. Denn sie selbst war unbewaffnet und wie sich Kimaya in diesem Fall verhalten hätte, wusste sie auch nicht.

    Kate zögerte nicht und sprach sofort einen der Wissenschaftler an, der neugierig hinter einem großen Gerät hervorlugte. „Sie da, kommen Sie raus!“ Der Mann nickte beim Anblick von Jacobs und Kibas Waffe und kam auf wackeligen Beinen zum Vorschein. „Ja?“, fragte er mit zittriger Stimme.

    „Wie Sie vermutlich mitbekommen haben, wurde mir dieses…“ Kate griff in die Hosentasche und zog die Ampulle, die sie mitgenommen hatte hervor. „…Scheißzeugs injiziert. Geben Sie mir ein Gegenmittel oder sonst was. Wenn ich das hier nicht überlebe, wird es auch keiner von euch tun!“ Dass sie die gesamte Anlage mit allen Beteiligten so oder so eliminieren wollte, verschwieg sie in diesem Augenblick noch. Während sie sprach, wurde das Gesicht des Mannes immer blasser und er wirkte ein wenig verzweifelt.

    „Es gibt kein Gegenmittel und keine Behandlung.“, brachte er stotternd hervor. „Das Mittel hätte in diesem Zustand nie eingesetzt werden dürfen. Es tut mir Leid.“
    „Mich interessiert es nicht ob es Ihnen Leid tut oder nicht! Ich bin vor einer Stunde infiziert worden, das heißt Sie haben noch eine Stunde um etwas dagegen zu unternehmen, oder Sie sind genauso tot wie ich.“, herrschte Kate den Mann an. Dieser war bei ihren Worten einen Schritt zurückgewichen und öffnete nun den Mund, als ob er etwas sagen wollte, tat es dann aber doch nicht. Der Wissenschaftler zuckte nur mit den Schultern und schüttelte leicht den Kopf.

    Plötzlich gesellte sich ein weiterer, jüngerer Forscher zu ihm. Dieser hatte seine sterile Kopfbedeckung abgenommen und er kratzte sich mit einer Hand an seinem Kopf. Seine Blonden Haare standen in alle Richtungen ab, aber das schien er nicht zu bemerken. Mit nervöser Stimme sprach er den anderen Mann an. „Henry… Die sterben doch alle wegen den Überladungen des Implantats, oder?“

    „Ja, da die Energie nicht freigesetzt werden kann und weitere Fehlfunktionen des Implantats erzeugen immer stärkere Überladungen… Bis sie so stark werden, dass das Subjekt stirbt.“ ‚Subjekt? Biotiker sind doch keine Laborratten! Aber vermutlich sind die so auf ihre Arbeit fixiert, dass sie gar nicht erkennen, dass sie hier mit Lebewesen zu tun haben… Als ob mich das bei meiner Arbeit kümmern würde… Zumindest bin ich intelligent genug, dass ich das den Leuten nicht direkt auf die Nase binde!’ Der Ärger zeichnete sich deutlich auf Kates Gesicht ab, aber sie unterbrach die beiden nicht, da sie möglicherweise an einem funktionierenden Lösungsweg arbeiteten.

    Der Blonde zappelte regelrecht vor Aufregung, als er seine Idee präsentierte. „Ja genau! Und wir müssten nur diese Überlastung des Implantats verhindern. Mit einem Mittel geht es ja nicht, das haben wir ja schon in der Entwicklung festgestellt. Aber hier könnten wir ja manuell eingreifen und somit das Implantat entladen. Wenn das passiert ist, dann muss man nur noch abwarten bis der Hemmstoff seine Wirkung…“ ‚Ja!’

    „Lucas, das funktioniert nicht. Wir haben hier nicht die medizinische Ausrüstung um bis zum Implantat vorzudringen.“ Die ernüchternden Worte von Henry versetzten Kate einen Stich und auch Lucas sackte in sich zusammen, da er erkannte, dass sein Vorschlag nicht umsetzbar war. Einige Sekunden der Stille machten sich breit und Kate wollte soeben vorschlagen in der verbleibenden Zeit die medizinische Ausrüstung heranzuschaffen. Doch erneut mischte sich noch jemand in das Gespräch ein.

    „Es ist trotzdem möglich, Henry.“, sprach eine ruhige weibliche Stimme. Diesmal kam eine Asari zum Vorschein. „Wir nehmen den Biotikverstärker ab und führen die Entladung über die Schnittstelle durch.“ „Ja, ja, ja!“, entgegnete Lucas enthusiastisch. „Henry, das klappt!“ Die Asari ließ sich von der Begeisterung nicht anstecken und wandte sich nun ebenso ruhig an Kate. „Wir können es nicht garantieren und wir haben hier keine Narkotika. Sie wären bei der ganzen Behandlung bei Bewusstsein. Aber es könnte funktionieren.“ ‚Bei Bewusstsein, während die in meinem Kopf herumstochern? Aber wenn es anders nicht geht…’

    „Wie hoch stehen die Chancen, dass es funktioniert?“, fragte Kate nach. „Das geht!“, antwortete Lucas wie aus der Pistole geschossen. „Die Chancen stehen tatsächlich hoch.“, meinte auch die Asari und Henry nickte. „Also gut. Dann gehen wir es an.“
    Auch die anderen Forscher halfen mit und schnell war ein Tisch abgeräumt und das Werkzeug sowie die Instrumente hergerichtet. Eines der Geräte konnte sogar Gehirnströme messen, nachdem zwei Elektroden an Kates Stirn angebracht waren.

    Schließlich lag die Biotikerin mit dem Bauch auf dem Tisch, so dass die Wissenschaftler an ihr Implantat kommen konnten. Bevor sie sich ihrem Schicksal hingab, blickte sie nochmals auf und ihre Freunde an. Kibas Gesichtszüge konnte sie durch das rote Visier nicht erkennen, aber in Jacobs Augen machte sich zuerst tiefe Besorgnis bemerkbar. Als er jedoch erkannte, dass Kate ihn ansah, nickte er ihr aufmunternd zu und sie meinte auch ein kleines warmherziges Lächeln zu entdecken. Anschließend griff sie hinter ihren Kopf und strich die Haare nach vorne und legte so die winzige Schnittstelle zum Biotikverstärker frei.

    Resignierend und sich auf alle Eventualitäten vorbereitend, legte Kate die Hände nur seitlich neben ihren Körper. Als Henry mit dem passenden Werkzeug den Biotikverstärker ergriff spürte sie ein leichtes Zupfen, das sich dann aber zu einem deutlich spürbaren Schmerz steigerte. Doch das war in Ordnung, diese Prozedur kannte sie bereits. Allerdings war sie nicht auf das gefasst, was danach kam. Sie hatte den Eindruck, als ob ihr jemand einen Dolch durch die Schnittstelle in den Kopf trieb und plötzlich verlor sie ihr Gefühl für ihre Arme und Beine. ‚Ah… Ich hätte… ah… doch noch ein… ein Betäubungsmittel organisieren sollen!’

    Der Schmerz steigerte sich weiter und Kate wollte aufschreien, aber ihr Körper reagierte überhaupt nicht. Als wären alle Teile des Gehirns nur damit beschäftigt ihr die Schmerzen zu melden. ‚Nein, nein, nein!’ Und plötzlich wurde ihr wieder schwarz vor den Augen. ‚Dableiben!’ Sie japste noch ein paar Mal nach Luft, aber auch das rettete sie nicht mehr von der unendlichen Leere. ‚Ich will nicht sterben! Ich darf meine Freunde nicht enttäuschen! Ich will…’ Plötzlich waren die Schmerzen verschwunden, aber auch jeglicher Gedanke.

    Kate bekam nicht mehr mit, wie die eigentlich ruhige Asari immer aufgeregter wurde. „Lucas, sitzen die Elektroden noch?“, fragte sie den blonden Mann. „Ja!“, entgegnete dieser. „Verflucht! Wir verlieren sie! Die Anzeigen werden immer schwächer! Henry, wie weit bist du?“
    „Es ist ein L2 Implantat und es macht Schwierigkeiten. Irgendwie…“ „Henry!“, nun schrie die Asari regelrecht, denn das Gehirnwellenmuster auf der Anzeige kam zum Erliegen. Lucas griff sich mit beiden Händen an den Mund, Schweißperlen standen auf seiner Stirn. „Scheiße!“
    Auch Henry zog das feine Werkzeug aus der Schnittstelle. Sein Blick war ebenso auf die stille Anzeige gerichtet. Langsam und in Erwartung des Schlimmsten, drehte er sich zu Jacob und Kiba um. „Wir… Sie ist… Sie ist tot.“, stammelte er und sein Gesicht war kreidebleich.

    12:42

  6. #16
    Let's Play-Gucker Avatar von Jacob Fisher
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    12:42 Uhr
    Industrieanlage West
    Omega



    Zwanzig schier endlose Minuten vergingen mit nur einem einzigen Gefühl: Besorgnis. Es wäre nicht weiter schlimm gewesen, wären seine Sorgen nicht plötzlich war geworden. Doch in dem Moment, in dem Henry sich völlig erblasst und stotternd umdrehte, änderte sich für Jacob Fisher alles. Sämtliches Blut schien zu gefrieren. Sein Körper erstarrte, käsige Haut versteckte Fleisch und Knochen. Stechende Schmerzen fuhren nun nicht mehr nur durch die Brust. Sie ergriffen förmlich Besitz von dem 25-jährigen, der wie gelähmt da stand.

    …Tot…? Fragte er sich selbst ungläubig. Alles, wofür er die letzten Stunden kämpfte, war umsonst? Und wenn ja, war es sogar seine eigene Schuld. Er hatte doch die Möglichkeit, Kate daran zu hindern, so ungestüm ihre Deckung zu verlassen. Doch er tat es nicht und ließ nur darum zu, dass sie dieser Hemmstoff überhaupt erreichen konnte. Und nun war sie tot.

    Die stahlblauen Augen ließen nicht mal einen Bruchteil einer Sekunde von dem viel zu jungen, leblosen Mädchen ab. Das hübsche Gesicht von den dunkelbraunen Haaren verdeckt, der Nacken dafür komplett offen gelegt. Der Anblick war mehr als nur schmerzhaft für den Südafrikaner. Doch selbst, wenn er ihn umbringen sollte, hätte er nicht wegschauen können. Vielleicht wollte er es nicht mal. Er dachte nicht daran. Er dachte eigentlich überhaupt nicht. Eine endlose Leere, die nur von ebenso endlosen Schmerzen gefüllt wurde, zerriss ihn innerlich.

    Plötzlich löste sich das Sturmgewehr von seinen Fingern, hallte noch etliche Augenblick in seinem Kopf nach, bevor die vom Tod geprägte Stille zurück kehrte, aber noch fast im selben Moment von einem wachgerüttelten Jacob unterbrochen werden sollte: „Sie… Sie haben Ihr Bestes getan.“ Flüsterte er besänftigend, wurde dann aber schnell forscher: „Und jetzt weg! Verschwinden Sie, solange Sie die Möglichkeit haben!“

    Eigentlich war es dem 25-jährigen egal, ob sie seiner Anweisung folgen würden, als er die wenigen Schritte zu Kates leblosem Körper machte und voller Verzweiflung vor dem Tisch auf die Knie fiel. Der kurze Schmerz in selbigen wurde sofort wieder von dem viel größeren in seinem Kopf verdrängt. Doch viel wichtiger…ihm wurde etwas bewusst. Etwas, das er wahrscheinlich schon länger in sich trug, ohne irgendwas davon zu wissen. Vielleicht war es auch nur die übliche Reaktion auf die Situationen. Menschen erkannten immer erst dann, was sie hatten, wenn es verschwand. Doch ein Jacob Fisher glaubte nicht an eine solche Reaktion.

    Vorsichtig fuhr seine Hand zu Kates und umklammerte fest ihre so fragilen wie leblosen Finger und die noch warme Handfläche. Es war wohlmöglich die letzte Wärme, die sie jemals geben würde. Doch was ihn wesentlich mehr beunruhigte war die Vermutung, dass es gleichzeitig das erste Mal war, dass sie Wärme schenkte – überhaupt schenken konnte. Vielleicht sogar das erste Mal, dass sie Wärme wirklich empfing.
    Jacobs zweite Hand kam nun ebenfalls dazu, sodass nun beide ganz sanft Kates Linke umhüllten. Sie taten genau das, was Fisher versuchte: Sie beschützten. Doch all das – es kam alles viel zu spät.

    Kate… stotterte Jacob aufgelöst in Gedanken, kam jedoch nicht weiter. Er fand keine Worte. Sie fehlten ihm. Außer ihrem Namen wollte ihm nichts mehr einfallen, was er zumindest denken konnte. Lediglich noch die jungen Erinnerungen an die kurze Zeit mir ihr waren da. Vom ersten Augenblick im Shuttle auf Narshad bis zu den letzten Sekunden ihres Lebens. Alles spielte sich vor seinem Auge ab, als würde es jetzt gerade passieren. Mit jedem Detail, jedem Wort, jedem Gedanken und jedem Gefühl.
    Doch so war es nicht. Die Realität, die Gegenwart sah grausam aus. Kalt, gedankenlos, verzweifelt… und tot.

    Verdammt Kate! Wir können diese Scheiße doch nicht umsonst mitgemacht haben! Wir haben nicht umsonst gekämpft. Du darfst nicht umsonst gekämpft haben!
    Salzige Tränenflüssigkeit stieß dem 25-jährigen, der sonst so viel aushielt, in die leeren, blauen Augen.
    Ich hab‘ versprochen, auf dich aufzupassen. Ich hab‘ dir versprochen, dass wir das hier zu Ende bringen. Aber doch nicht so! Nicht ohne dich. Scheiße! Was soll ich jetzt machen, hm? Morgen aufwachen und so tun, als hätte ich dich nie gekannt? Ich habe dich verdammt noch mal mehr als nur gekannt. Und du… du stirbst hier vor meinen Augen, weil ich unfähig war, dich aufzuhalten. Kate verdammte Scheiße!

    Ein Moment der Gedankenleere, der Regungslosigkeit verging. Doch dann führte Jacob Kates Hand vorsichtig zu sich, umfasste sie für einen kurzen Moment noch mal fester und sprach mit zerbrochener Stimme: „Es…es tut mir so leid. So verdammt leid.“ Hörst du? wollte er noch krächzen, doch seine Stimme verstummte. Nicht ein einziger Ton wollte seinen Mund verlassen. Nicht mal mehr weitere Gedanken wollten in seinen psychisch völlig gebrochenen Kopf.
    Alles war plötzlich weg. Die Stimme, die Gedanken und sogar die körperlichen Schmerzen verschwanden. Doch ihr Erbe quälte Jacob weitaus mehr. Denn Kate... Kate war verschwunden.


    12:43 Uhr
    Geändert von SpeechBubble (11.08.2009 um 21:34 Uhr)

  7. #17
    Let's Play-Gucker Avatar von Kimaya'Baato nar Saralesca
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    Omega, Industrieanlage (West)

    Uhrzeit: 12:42 Uhr


    'Sie...ist tot...?'

    Kiba blickte in das kaltfeuchte und kreidebleiche Gesicht ihres Gegenübers und spürte, wie die Schrotflinte einfach so aus ihren zittrigen Fingern glitt.

    'Nein...das kann nicht sein...das darf nicht sein...!'

    Ihre wackeligen Beine knickten ein, die Knie prallten auf den sterilen Laborboden.

    'Das muss eine Lüge sein!'

    Sie fühlte, wie salzige Tränen aus ihren Augen quollen, die ganz glasig und zittrig Kate anstarrten. Die brünetten Haare bedeckten ihr ganzes Gesicht, nur die cremige Haut ihres Nackens lag frei, wo noch vor einigen Sekunden merkwürdige Werkzeuge die Schnittstelle ihres Biotikimplantats zerfressen hatten.

    „Verdammt...“, schluchzte Kiba leise, als ihre tränenfeuchten Augen sahen, wie Jacob völlig desillusioniert das Laborteam anschrie, danach apathisch zu Kate an den Operationstisch stolperte und dort ebenfalls in die Knie sackte, „verdammt! Verdammt!“

    Sie ballte ihre knochigen Hände zu Fäusten und schlug dann verzweifelt gegen die Bodenplatten, 'Verdammt...!', immer und immer wieder, 'Verdammt!', bis ihre Handballen ganz taub waren und frei von Schmerz.

    'Wir haben versagt...ich habe versagt...'

    Kiba fühlte keine Trauer. Sie spürte keinen Schmerz.

    Da war nur 'Leere...Was ist das nur für eine Leere...?', die sich durch ihren Brustkorb kaute wie ein kalter, unstillbarer Hunger und ihr die Lungen ruckartig zuschnürte.

    Uhrzeit: 12:43 Uhr

  8. #18
    ME FRPG only Avatar von Kate Devereaux
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    Industrieanlage West

    Kate fühlte sich schwerelos. Die Dunkelheit war noch immer da, aber ihre Schmerzen waren wie weggeblasen und sie fühlte sich richtig gut, bis sie sich an die letzten Minuten erinnerte. Das Entfernen des Biotikverstärkers und der Eingriff mit den extremen Schmerzen und dann die Leere. Jetzt war sie total verunsichert, war sie am Leben oder doch tot? ‚Öffne die Augen, dann siehst du, ob du noch lebst oder nicht…’

    Ihre Augen ließen sich aber nicht öffnen, doch nach und nach kehrte die Realität zurück und auch der schmerzfreie Zustand verschwand langsam. Als erstes spürte Kate leichte Kopfschmerzen und als nächstes brannten die Lungen. ‚Atmen! Du musst atmen!’ Tatsächlich hatte ihr Körper vergessen Luft in die Lungen zu befördern und sie musste sich selbst darauf konzentrieren. Gleichzeitig mit dem Sauerstoffmangel bemerkte sie auch eine Berührung an ihrer Hand. Es war ein sanfter Druck, der sie schließlich wieder aus dem Delirium holte. Sie schlug die Augen auf und das vom Boden reflektierte Licht blendete sie. Im selben Moment schnappte sie auch nach Luft. ‚Ich lebe!’

    „Hat…“, Kate musste sich räuspern, denn ihre Stimme versagte. „Hat es geklappt?“ Langsam hob sie den Kopf und versuchte zu erkennen, wer oder was ihre Hand hielt, doch noch immer war alles zu verschwommen, als dass sie etwas erkennen hätte können.

    12:43

  9. #19
    Let's Play-Gucker Avatar von Jacob Fisher
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    12:43 Uhr
    Industrieanlage West
    Omega



    Was zur?! blickte Jacob erschrocken an Kates Körper herunter. Da war doch… Hatte er sich das nur eingebildet? Sie hat gezuckt! versuchte er sich verwirrt zu bestätigen. Irgendwas bewegte sich für einen Bruchteil in seiner Sekunde. Und es war auch zwischen seinen Händen. War er das vielleicht selbst? Aus Wut? Trauer? Eine einfache unbewusste Bewegung, die ihn übermannte? Erneut lieferten sich Verstand und Gefühl einen kleinen Kampf. Kate war tot, so sein Verstand. Aber was, wenn sie es nicht war? Erklärungen gab es sicher keine. Doch ein Jacob Fisher hatte sich an diesem Tag mehrmals bewiesen, dass Hoffnung jede logische Erklärung über den Haufen werfen konnte.

    Regungslos wartete er ab. Wartete auf irgendwas, das seine Hoffnung bestätigt – oder sie vollends zerstörte. Was es auch war, er wollte Gewissheit. Ohne die hätte er diesen Raum vermutlich nie wieder verlassen.

    Dann aber, schien er zum ersten Mal wirklich Glück gehabt zu haben. Er bekam diese Gewissheit schneller als erwartet. Und es war eine durchweg positive Gewissheit. Eine zittrige, zerschlagene Stimme, die Fisher trotzdem unter tausenden wiedererkannt hätte, ertönte plötzlich. Anfangs noch kaum hörbar, im zweiten Ansatz wurde es aber besser.

    Jacob wusste nicht mehr, was er davon halten sollte. Kate war gestorben. Für einige Minuten war sie tot. Und nun lebte sie wieder? Was zu schön war, um wahr gewesen sein zu können, entpuppte sich aber tatsächlich als die glückliche Realität, in der der 25-jährige für einen kurzen Augenblick alles um sich herum vergaß. Ganze Wellen von Gefühlen durchflossen seinen Körper – sie reinigten ihn förmlich. Von den Schmerzen, von der inneren Schlacht zweier Parteien, die unterschiedlicher nicht sein konnten und nicht zuletzt spülten sie für die wenigen Sekunden alle Sorgen davon.

    Nach außen hin blieb der Südafrikaner weiterhin völlig regungslos. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Am liebsten hätte er sie sofort in seine schützenden Arme genommen, um sie zurück in der Welt der Lebenden zu begrüßen und um ihr die Wärme zu schenken, die er noch vor Sekunden umsonst vermitteln zu versuchte. Doch dieses überwältigende Gefühl unterdrückte dieses Verlangen und schlug es noch augenblicklich vollkommen um.
    Fast schon panisch ließen seine warmen Hände von ihrer ab. Leicht verlegen wünschte er sich, dass sie es nicht mehr spüren konnte. Insgeheim jedoch hoffte er, dass sie es spüren konnte. Dass sie spürte, dass es Leute gab, die sich um sie sorgten und die alles für sie hinschmeißen würden, um ihr zur Seite stehen zu können.

    Langsam aber weiterhin nicht weniger überrascht richtete Jacob sich wieder auf und schaute in Kates braune Augen, deren Lieder sich verkrampft zusammenkniffen. Wahrscheinlich das Licht. dachte Fisher, obwohl es ihm sowieso egal war. „Kate?“ flüsterte seine ungläubige Stimme und überspielte ihre Frage, „Kate, du lebst!“ stellte er nun endlich voller Begeisterung fest. Er wusste nicht, wie, warum und ob es überhaupt realistisch war. Aber es passierte und dieser Tag war einer der Tage, in denen ein Warum schon eins zu viel war.

    Stattdessen reichte er Kate nun wieder gesitteter die Hand, um sie langsam beim Aufstehen zu unterstützen. Als er dann bemerkte, dass Kiba sich ebenfalls um sie kümmerte, meldete Jacob sich für einen Moment ab: „Gleich wieder da.“

    Einen Moment später gesellte er sich zu Henry, Lucas und der Asari. Allesamt legten überraschte aber beruhigte Gesichtsausdrücke an den Tag. „Also, hat alles geklappt?“ fragte Jacob mit sichtlich ruhigerer Stimme. Die Asari nickte als erstes: „Der Hemmstoff ist ausgeschaltet und sie ist außer Lebensgefahr. Demnächst ist sie zumindest kräftemäßig wieder ganz die alte.“ Henry schaltete sich ein: „Der Bioverstärker muss wieder rein.“ Als er Jacobs leicht besorgten Blick sah fügte er schnell hinzu: „Das ist vollkommen ungefährlich. Wenn der wieder da ist, hat sie’s überstanden.“ Worte, die den 25-jährigen durchaus beruhigen konnten. „Also…“ fing er daraufhin an, „Ich hab‘ echt keine Ahnung, wie Sie das hinbekommen haben. Ich will’s auch nicht wissen, weil ich’s eh nicht verstehen würde. Aber… Ich stehe tief in Ihrer Schuld. Sie alle drei haben was gut bei mir.“ Erklärte er der zufriedenen Wissenschaftlergruppe, die gerade ein Leben rettete, das Jacob etwas bedeutete.

    Mittlerweile fast wieder mit normaler Gemütslage wirbelte der 25-jährige herum und wandte sich wieder Kiba und Kate zu, beobachtete aber für die ersten Momente nur das Geschehen.


    12:45 Uhr

  10. #20
    Let's Play-Gucker Avatar von Kimaya'Baato nar Saralesca
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    Omega, Industrieanlage (West)

    Uhrzeit: 12:43 Uhr


    Die kalte, trostlose Leere, die sich durch ihre Eingeweide fraß, zerplatzte aber rasch wieder wie eine Seifenblase, denn schon wenige Sekunden später hörte Kiba eine schlappe, heisere Frauenstimme, die sich räusperte und dann durch die Stille flüsterte:

    „Hat es geklappt?“

    Kiba riss sofort die tränenfeuchten Augen nach oben.

    „Kate...?“, wisperte ihre zittrige Stimme ungläubig und erst als die tot geglaubte Menschenfrau ganz zaghaft den Kopf hob und sich ihre glasigen Augen wie benebelt umblickten, brach ein chaotisches Gedankenwirrwarr in Kibas Kopf aus, das zuerst nicht greifen konnte, was da soeben geschah.

    'Sie lebt...? Kate lebt! Bei den Ahnen, Kate lebt!'

    Es zauberte sich ein überglückliches Lächeln auf ihre Lippen, wie es schon lange dort gefehlt hatte, gefolgt von einem tiefen Seufzer der Erleichterung, der laut über ihre Lippen huschte.

    'Ihr Ahnen, ich bin euch so dankbar...'

    Das quarianische Mädchen rappelte sich hastig auf und beobachtete dabei, wie Kate sich durch Jacobs fürsorgliche Hilfe ganz vorsichtig in eine aufrechte Sitzhaltung postierte, aber noch erschöpft wirkte und leicht schwankte.
    Kiba stolperte unbeholfen hinüber und merkte erst da, wie wackelig ihre Beine noch immer waren, doch das war ihr momentan völlig unwichtig, denn das überschwängliche Gefühl, dass ihre Freundin überlebt hatte, riss sämtliche negative Nebeneffekte von vor wenigen Sekunden an ihren Zügeln fest.

    „Kate...“, wisperte die quarianische Maschinistin ruhig, als sich der hünenhafte Blondschopf wortkarg entschuldigte und die beiden Frauen alleine zurück ließ, „wie geht es dir, wie fühlst du dich?“

    Kiba merkte dabei allerdings nicht, wie sich ihre von ledernen Handschuhen umhüllten Finger um die Hände der Menschenfrau schlossen und diese sanft drückten.

    Uhrzeit: 12:44 Uhr

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