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  1. #51
    ME-FRPG only Avatar von Keel'o Vaelsha
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    18:00 Uhr


    Während Megan und Zak ihre Waffen überprüften, frische Thermoclips einsetzten und die Zielkalibrierung checkten, saß Keel’o ihnen regungslos gegenüber, den leeren Blick ziellos aus dem Fenster des fliegenden Shuttles gerichtet. Seine Hände waren in seinem Schoß zusammengefaltet. Er war sich nicht wirklich sicher, was er von diesem Gespräch, das sie gerade geführt hatten, halten sollte. Yuri hatte sich als ein sehr gewiefter Junge herausgestellt, der ein außerordentlich loses Mundwerk hatte. Umso enttäuschter war Keel’o, als sich herausstellte, dass er wohl nur ein Schürzenjäger war, der einem jungen Mädchen nachgestellt hatte. Das gab ihm keinen Grund, ihm für seine Frechheit ein paar raubeinigere Gesellen aufzuhetzen – nach all den Jahren war Keel’o noch ein Mann mit Prinzipien und Yuri noch immer ein Quarianer. Einer der seinigen, denen er Unterstützung geschworen hatte. Nein, er musste mehr über diese andere Tote herausfinden. Sie war keine Pilgerreisende mehr, also war es wohl am wahrscheinlichsten, dass sich die beiden auf Omega kennengelernt hatten. Wer war diese Frau? Keel’o rief erneut die Daten auf, die er von Zak erhalten und auf sein Omnitool überspielt hatte. Sie war um einige Jahre jünger wie er, ausgehend von den Daten der Obduktion, aber doch alt genug, um davon auszugehen, dass sie wusste, wie der Hase im Universum und vor allem in den Terminus-Systemen lief. Er war versucht, die medizinischen Unterlagen und ein Bild an die Flottille zu schicken, damit dort nach Angehörigen für eine angemessene Identifizierung des Leichnams gesucht werden könnte, aber er verdrängte den Gedanken schnell wieder. Sie war keine Pilgerreisende mehr und auch nicht auf der Flottille. Von offiziellen Operationen, etwa der Marines, wurde Keel’o in der Regel unterrichtet, was bedeutete, dass es sich wohl um eine der wenigen Quarianerinnen handelte, die ein Leben außerhalb der Flottille wählten. Außerdem starb sie auf Omega, dessen Tötungsrate pro Tag so hoch war, dass er sich manchmal fragte, wieso man überhaupt noch dorthin fahren sollte. Seine Anfrage würde in einer Flut von wichtigerem untergehen, also versuchte er es gar nicht erst. Er hatte schon genug Feinde innerhalb der Flottille – und doch war er bereit, alles für sie zu geben. In dusteren Stunden, wenn die Einsamkeit ihn mit voller Wucht traf, fragte er sich, wo der Sinn in all dem lag. Er fragte sich, was die Flottille getan hatte, dass sie diese Art von Aufopferung von ihm verdient hatte. Das waren auch die Momente, in denen er die monatealten Chatlogs und eMails von Rin ausgrub, um sie noch einmal durchzulesen. Es schmerzte ihn zwar, schon so lange nicht mehr mit ihr gesprochen zu haben, doch nichtsdestotrotz genügte ihm das als Motivation, weiter zu machen und all seine Energie darin zu setzen, der Flottille zu dienen – und wenn das bedeutete, zur Abwechslung „nur“ einen Mord zu rächen.
    „Keel.“ Es war Zaks feste Stimme, die ihn beinahe aufschrecken ließ.
    „Was? Tut mir leid, ich war nicht ganz bei mir.“
    „Du bleibst draußen. Megan und die Männer können mich begleiten.“
    „Auf keinen Fall“, widersprach Keel’o heftig, um sogleich im Shuttle aufzustehen. Aus einem der Waffenschränke holte er die Locust hervor, die Maschinenpistole seiner Wahl. Keel’o hatte schlechte Erfahrungen mit Sturmgewehren, Schrotflinten und dergleichen gemacht, da er sich oft in der Situation wiederfand, ganz einfach zu schwach zu sein, um mit solch großkalibrigen Waffen ordnungsgemäß umgehen zu können. Er bevorzugte für gefährlichere Einsätze, so wie diesen hier, ein SMG, welches einen angemessenen Kompromiss aus der leichten Handhabe einer Pistole und der Feuerkraft eines Sturmgewehrs bot. Auf die M-12 war er bereits auf Illium gestoßen, doch größtenteils war sie auf Omega zum Einsatz gekommen.
    „Du bist nicht ganz auf der Höhe. Wir-“
    „Zak, ich habe uns in diese Geschichte reingeritten, also lass mich auch dabei sein, wenn wir uns da wieder rausziehen.“ Erlauben Sie mir die Bemerkung, aber im Nachhinein ist diese Aussage recht amüsant, wenn man bedenkt, wie weit entfernt diese Truppe doch war, diese… Affäre hinter sich zu lassen.
    „Na gut“, seufzte schließlich Zak, der wohl sehr genau wusste, dass es keinen Zweck hatte, seinem Freund die Idee ausreden zu wollen, „du bleibst dicht bei mir.“
    „Ich bin kein Kind. Wir haben das schon öfter gemacht“, raunte Keel’o und lud die M-12 durch, „gib mir lieber einen Überblick darüber, wie der Plan aussieht.“
    „Er ist simpel“, begann der Salarianer und projizierte mit seinem Omnitool einen dreidimensionalen Lageplan des Lagerhauses in das Shuttle, „es gibt nur einen Zugang zum Gebäude, hier. Wir werden gemeinsam mit dem Observationsteam reingehen und das untere Stockwerk sichern. Meine Männer konnten T-Bone mittels Wärmebildaufnahmen im zweiten Stock ausmachen, jedoch nicht die genaue Position ermitteln. Wir werden also mehr oder weniger blind da reingehen, weshalb wir vor allem im Obergeschoss aufpassen müssen.“
    „Ich denke, er wird genau das erwarten, wenn er nicht komplett dumm ist“, warf Megan ein und umkreiste den Eingangsbereich der Lagerhalle mit ihrem Zeigefinger, „Wir wissen nicht, was er im Erdgeschoss alles für uns aufgestellt hat. Postieren wir deine Männer lieber vor dem Haupteingang, während wir uns ein Hintertürchen bauen und ihn überraschen.“
    „Nein“, erwiderte Zak mit einem Kopfschütteln, „wir haben nicht die Zeit, die nötigen Sprengmittel herbeizuschaffen.“
    „Bullshit. Du und deine Privatarmee, ihr könnt in maximal zwanzig Minuten das Zeug von den Andockbuchten zum Lagerhaus bringen.“ Keel’o lächelte. Egal, wie lange ihre militärischen Vergangenheiten schon zurücklagen, manche Angewohnheiten wollte man nie so wirklich verlernen. Ihm gefiel es zu sehen, wie problemlos die beiden bei der Planung des Zugriffs zusammenarbeiten konnten. Beide waren voll und ganz in ihrem Element.
    „Die zwanzig Minuten haben wir aber unter Umständen nicht. Das Team war vorher recht eindeutig, dass jetzt schnell gehandelt werden muss und-“ Der Salarianer stockte. Er schien wieder einen Funkspruch über sein Earpiece zu erhalten. Nach einigen Momenten schnalzte er mit der Zunge und runzelte die Stirn.
    „Was?“ Keel’o mochte den Gesichtsausdruck seines Freundes ganz und gar nicht.
    „Schlechte Neuigkeiten“, raunte Megan und der Salarianer nickte, um ihre Vermutung zu bestätigen.
    „Er hat das Observationsteam entdeckt und das Feuer eröffnet.“


    Das Shuttle landete direkt neben einem anderen, das ebenfalls mit dem Logo von Zaks Männern verziert war und die Tür öffnete sich mit einem lauten Zischen. Geduckt lief das Trio zum Observationsteam, das sich dahinter verschanzt hatte. Es war ein Drell und eine Asari, die mit Sturmgewehren bewaffnet waren.
    „Geben Sie mir einen Lagebericht!“, befahl Zak sogleich, als er neben dem Drell in Deckung gegangen war. Keel’o und Megan waren hinter ihnen und der Quarianer ließ seinen Blick zu der Asari schweifen, die hinter einer Säule in Deckung gegangen war.
    „Es gab Bewegung in der oberen Etage“, erwiderte der Drell und über ihren Köpfen schlugen mehrere Kugeln in der Verkleidung des Wagens ein. Die Asari kam hinter ihrer Deckung zum Vorschein und erwiderte das Feuer mit einer kurzen Salve, ehe sie sich gleich wieder verschanzte.
    „Wir konnten vom Wagen aus nichts Genaueres erkennen und haben versucht, eine höher gelegene Position zu erreichen, da hat das Ziel das Feuer eröffnet. Sir, es ist anscheinend jemand bei ihm.“
    „Was?“, kam es aus Zaks und Keel’os Mündern unisono, jedoch fuhr der Salarianer alleine fort, „wie konnte das geschehen und wieso erfahren wir erst jetzt davon?“
    „Wir haben es gerade erst visuell bestätigen können, Sir“, der Drell reichte Zak ein Fernglas und sah kurz über seine Schulter zu der Asari, „Lara, Sperrfeuer!“ Die Asari belegte ein Fenster des Lagerhauses mit mehreren Salven aus ihrem Gewehr, während Zak sich über den Wagen beugte und mit dem Fernglas die Häuserfront absuchte. Keel’o kam neben ihn.
    „Was siehst du?“, fragte er ungeduldig.
    „Er hat eine Asari dabei. Sie steht im Fenster, bietet ihm so Schutz.“
    „Zeig her.“ Zak gab ihm das Fernglas und Keel’o schnalzte abfällig mit der Zunge, als er Farrheya erkannte, „was macht die denn hier?“
    „Du kennst sie?“
    „Eine Prostituierte, zu der er recht gerne gegangen ist. Von ihr haben wir den Tipp gekriegt, er sei hier.“
    „Hat vielleicht versucht, ihn zu warnen“, raunte Zak und Keel’o legte das Fernglas weg.
    „Ich könnte in den gegenüberliegenden Block gehen“, schaltete sich Megan ein und deutete auf ein Wohnhaus, das auf der anderen Seite der Straße lag, „von dort könnte ich freie Schussbahn haben.“
    „Wir töten keine Unschuldigen“, stellte Keel’o bestimmt fest. Er sah in die Runde. Zak sagte nichts, dafür kannte der Salarianer ihn schon zu gut und Keel’o wusste, dass er mit ihm einer Meinung war. Megan begann jedoch, zu widersprechen. „Ich werde nicht zulassen, dass diese Station mich und meine Werte verändert“, fuhr er fort, bevor die Söldnerin etwas sagen konnte, „bezieh in dem Gebäude Stellung, aber du schießt nur, wenn ich es dir sage. Haben wir uns verstanden?“ Megan nickte und Keel’o ebenfalls zufrieden. Sie stand auf und zückte ihr Präzisionsgewehr, während sie sich geduckt zum Eingang des Hauses aufmachte.
    „Wir müssen uns auf ein langes Patt einstellen, Keel.“
    „Sir, er hat nicht genug Munition oder Wasser, um nennenswerten Widerstand leisten zu können“, korrigierte der Drell seinen Chef, „schon bevor Sie hier waren, haben Lara und ich gesehen, wie das Ziel nervös wurde. Er wird Fehler machen, darauf gebe ich Ihnen mein Wort, Sir.“
    „Ausgezeichnet, Krill.“
    „Sir.“ Der Drell nickte Zak zu und dieser drehte sich zu Keel’o, während Krill, so war anscheinend der Name des Drells, sich wieder dem Beobachten des „Schlachtfelds“ widmete. Keel’o gefiel der Mann, dessen militärischen Schneid jener auch trotz seiner Tätigkeit als privater Dienstleister für Zak nicht abgelegt hatte.
    „Ich hoffe nur, das Blood Pack funkt uns nicht dazwischen, Keel“, seufzte Zak, während er sich auf dem Boden absetzte und sich mit dem Rücken an der Wand, die den beiden die ganze Zeit über schon Deckung bot, anlehnte, „jede Minute, die wir hier sitzen, macht uns zu einem potenziellen Ziel.“
    „Du weißt, dass Dinge mit mir im Schlepptau immer dazu neigen, etwas komplizierter zu werden“, erwiderte Keel’o mit einem Lächeln und nahm neben seinem Freund Platz. Es war still geworden um sie herum. Gelegentlich fielen Schüsse, die von den beiden Soldaten Zaks sogleich erwidert wurden, doch größtenteils hielt die Feuerpause, was sie versprach: Ruhe und die Möglichkeit, sich zu erholen – für beide Seiten. Keel’o versuchte sich vorzustellen, wie sich T-Bone gerade fühlte. Alleine, von Freunden und Verbündeten verlassen, gehetzt, auf der Flucht? Er wusste es nicht. Er konnte nur raten, aber soweit er die Lage beurteilen konnte, so musste es wohl der absolute Horror für T-Bone sein. Auf der anderen Seite war er ein Kroganer und noch dazu ein Mitglied des Blood Pack. Dieser Mann war vermutlich durch wesentlich schlimmere Höllen gegangen; Keel’o wusste von einer seiner Operationen auf einer dünn besiedelten, alles andere als lebensfreundlichen Welt der Terminussysteme, als T-Bone damit beauftragt wurde, eines der unzähligen Eclipse-Nester auszuheben. Es endete alles in einem einzigen Desaster, T-Bones Team wurde niedergestreckt und er war der einzige, der den Planeten lebend verließ. Jedoch mit dem Zünder einer Bombe in der einen Hand und dem Kopf des örtlichen Eclipse-Bosses in der anderen. Das war sein Ticket gewesen in die höheren Führungsriegen des kroganischen Gangstersyndikats und zugleich auch der Grund, weshalb Keel’o froh war, Zak dabei zu haben, wenn sie ihn festnehmen würden. Es würde sicherlich alles andere als einfach ablaufen.
    „Erinnert mich irgendwie an Neshir“, raunte Zak und grinste. Keel’o tat es ihm gleich.
    „Ein wenig, ja. Das waren noch Zeiten, hm?“ Der Quarianer sah zu seinem Freund, der die Augen geschlossen hatte. Neshir war ein rauer, staubiger Planet, besiedelt von einigen hundert Batarianern und anderen Freischärlern; unter Piraten als zweites Antirumgon gehandelt, nur wärmer und wesentlich steiniger. Als er noch auf Illium gewohnt hatte und dort gerade in der Hochphase des Aufbaus seines Netzwerkes war, da hatte Keel’o mit Zak einen Ausflug dorthin gemacht. Sie wussten, dass ein Konkurrent dort eine Zweigstelle errichten wollte und zu diesem Zweck eine ressourcenreiche Operation einige Kilometer außerhalb der Hauptsiedlung gestartet. Er und Zak hatten sich eingebildet, ihn so ausschalten zu können und zugleich das Budget ihres eigenen Unternehmens aufzubessern. Wie töricht sie damals doch gewesen waren… auf Neshir hatte sich herausgestellt, dass es sich bei diesem „Konkurrenten“ um einen Agenten des Shadow Brokers gehandelt hatte und die Söldner auf Neshir verdammt gut auf Keel’os Truppe und deren Angriff vorbereitet gewesen war. Noch heute wusste er nicht, ob der Tipp nicht sogar vom Broker selbst gekommen war, um sie in eine Falle zu locken.


    „Die restliche Strecke sollten wir zu Fuß zurücklegen, Kapitän.“
    Der Wüstenwind zerrte an Keel’os Schal und feine Sandkörner rieselten über das Visier seines Helms. Die Klimaanlage seines Anzugs arbeitete war auf Hochtouren, doch er schwitzte dennoch unglaublich, während die eisblaue Sonne im Zenit über ihnen stand. Keel’o hatte den für sein Volk so charakteristischen Anzug um seine Kapuze erleichtert und sich ein sandfarbenes Shemag um den Hals gebunden. Es war ein Modestück von der Erde, welches die Menschheit schon vor ihrer Reise zu den Sternen zum Schutz vor Sonne, Hitze und vor allem Staub eingesetzt hatte. Keel’o trug es, um zu verhindern, dass die feinen Sandkörner sich in die zahlreichen Nischen und erst recht in seinen Mundfilter fraßen. Sein Blick wanderte über den Horizont, der sich unter dem wolkenlosen Himmel erstreckte. Es war eine nicht enden wollende Steinwüste, durch die er sich mit Zak und einem handverlesenem Team seiner wenigen Männer in einem Klasse-III-Tomkah bohrte, doch endlich schienen sie dem Ziel ihrer Reise näher zu kommen: unter ihnen, zwischen zwei Hügeln und am Fuße eines dritten, lag ein Lagerhaus, das von außen einen sehr unscheinbaren Eindruck machte, hinter welchem sich Keel’o jedoch einen entscheidenden Beitrag zu seiner endgültigen Übernahme der Unterwelt Illiums versprach.
    „Also gut“, erwiderte er schließlich auf die Feststellung des Batarianers und drehte sich um zu ihm, „Kratt und Velas, ihr tarnt den Tomkah“, befahl er, woraufhin sich der Batarianer (Kratt) und ein Turianer (Velas) entfernten und damit begannen, den massiven Transporter, welchen sie hinter einem riesigen Felsbrocken versteckt hatten, mit braunen Tarnnetzen zu überziehen. Wenn man genauer hinsah, würde man das Fahrzeug mühelos erkennen können, aber Keel’o dachte daran, die Aktion so schnell durchzuziehen, dass ein Beobachter für einen zweiten Blick gar keine Zeit mehr hätte. Zak kam mit einem weiteren Salarianer wieder, mit welchem er die Basis, ihr Ziel, ausgekundschaftet hatte. Beide waren mit Sturmgewehren bewaffnet und in einem ähnlichen Aufzug wie Keel’o, um sich vor der gnadenlosen, omnipräsenten Sonne zu schützen. Zak trug etwas, dessen menschliches Äquivalent wohl eine Baseball-Cap wäre und seine großen Augen waren durch eine Sonnenbrille verdeckt. Der zweite Salarianer schützte seine Augen durch einen verspiegelten Visor, der genauso blau wie der Himmel über ihnen war.
    „Schlechte und gute Neuigkeiten“, begann Zak sogleich, „nur zwei Wachen im Außenbereich, die Kratt mühelos ausschalten kann, aber die Basis liegt so, dass wir gezwungen sind, in einen Flaschenhals zu laufen. Das muss wirklich schnell gehen oder eine einzige Granate bringt uns alle um.“
    „Wir werden hier keinen Urlaub machen“, erwiderte Keel’o und lud seine Maschinenpistole durch, „ich plane nicht, lange hier zu bleiben, Zak.“
    „Kapitän, wir haben den Tomkah getarnt.“
    „Gut. Kratt, du gehst voraus. Ich will zwei makellose Treffer, Slesh soll dir ein Update geben. Velas, du bleibst bei mir. Los geht’s.“ Keel’o hatte Kratt auf Illium kennengelernt, ihn jedoch das erste Mal bereits auf der Citadel getroffen. Batarianischer Ex-Militär und so ziemlich der beste Scharfschütze, den Keel’o in dieser Galaxis auftreiben konnte. Hatte sich sogar mal für die Special Interventions Unit beworben, doch es stellte sich heraus, dass seine Akte alles andere als sauber war. Was genau vorgefallen war, wusste Keel’o nicht, da Kratt ungern darüber sprach. Er ließ nicht mehr durchblicken, als dass seine Vergangenheit auf Elysium und Torfan ihn einzuholen begonnen hatte. Keel’o hatte es gewundert, dass die recht skrupellosen Batarianer bei ihrem Militär so etwas überhaupt überprüften, aber andererseits wusste er auch nicht wirklich, was für dieses Volk „nicht sauber“ bedeutete. Kratt schmiss jedenfalls hin und begann die Terminus-Systeme unsicher zu machen, ehe er von Keel’o für dessen Pläne gewonnen werden konnte. Ein raubeiniger, manchmal etwas grantiger Typ. Slesh war das genaue Gegenteil: etwas arrogant, große Klappe und total hektisch, wie alle Salarianer eben, vor allem die jungen. Zak hatte ihn irgendwo aufgegabelt, vermutlich über seine STG-Kontakte. Keel’o hatte er erzählt, dass er auf seinem Radar aufgetaucht war, nachdem der grauhäutige Salarianer erfolgreich zwei Bankennetzwerke gehackt hatte und beide derart an der Börse aufeinander hetzte, dass eine der beiden sogar Insolvenz anmelden musste. Der dritte und letzte Begleiter des Duos Zak und Keel’o war der Turianer Velas. Eine treue Seele, der er nach Zak am meisten vertraute. Wie alle, bis auf Slesh, war er ein ehemaliger Soldat. Nahkampfspezialist, treu wie ein Hund und zäh wie Leder. Sein überkorrektes Verhalten ließ Keel’o anfangs daran zweifeln, ihn für sich gewinnen zu können, doch es stellte sich heraus, dass es einen Grund gab, weshalb Velas ein „bareface“ war, also ein Turianer ohne Markierungen: verantwortlich gemacht für einen Mord, den er schwor, nicht begangen zu haben, schmiss man ihn aus seiner Einheit und machte ihn zum Gejagten. Man zwang ihn, eine neue Identität anzunehmen, eine gänzlich neue Person zu werden und hatte ihn dabei, was wohl am schwersten wog, all seiner Ehre und Rechte beraubt. Rachegefühle trieben ihn durch die Kneipen der Terminus-Systeme und führten ihn von einem Blutbad zum nächsten, nur um dann erneut ohne Antworten dazustehen. Seiner Loyalität war sich Keel’o sicher, nachdem dieser ihm die Möglichkeit gegeben hatte, jene Rachegelüste zu befriedigen. Das Blutbad war grauenhaft, doch es waren die Turianer selbst, die dieses Monster erschaffen hatten. Sie waren es, die einem Mann alles in seinem Leben genommen hatten und so den blinden Zorn eines einsamen Wolfes auf sich gezogen hatten. Er war wie perfekt für Keel’os Team.
    Die fünf Abenteurer – denn nur so konnte man diesen eigentlich bunt zusammengewürfelten Haufen, der nicht so recht wusste, was sie da eigentlich taten, nennen – nutzten das Terrain zu ihrem Vorteil, näherten sich den Wachposten im Schatten des rechten Hügels, sodass es viel zu spät war, als sie die Angreifer bemerkt hatten. Einer hatte bereits ein Loch in der Stirn und der zweite folgte sogleich, als sein Kamerad noch nicht einmal ganz den Boden berührt hatte. Es lief alles nach Plan, stellte Keel’o damals zufrieden fest.

    Von wegen. Drei Stunden später waren sie der Basis gerade einmal sieben Meter näher gekommen. Es hatte sich herausgestellt, dass im Sand der Hügel und auf dem Dach des Lagerhauses ein ganzes Bataillon schießwütiger Söldner der Alpha Chimera lauerte. Ohne zu zögern hatten sie das Feuer eröffnet und die Angreifer so in Deckung gezwungen. Seitdem herrschte eine tödliche Stille in dem kleinen Tal, die nur durch den ein oder anderen Windstoß oder einen verwirrten Schuss unterbrochen wurde. Letztere lösten meist eine Vergeltung in Form von kürzeren Feuerstößen aus, doch änderten diese nichts an der Tatsache, dass die Fronten verhärtet waren. Ein Scharfschütze war dabei das größte Problem der Bande und Kratt hatte so seine Probleme, diesen auszuschalten.
    „Wenn das keine Falle war, dann fresse ich daheim einen Besen. Mit Salz“, raunte der Batarianer unzufrieden und versuchte, von seiner Position aus einen besseren Blick auf die Verteidiger erhaschen zu können, wurde jedoch sofort durch mehrere Kugeln dazu gezwungen, in Deckung zu gehen. Keel’o sah zu ihm. Er war nur eine Armlänge von dem Granitfelsen entfernt, an dem der Quarianer mit seinem Rücken lehnte. Er hatte es schon lange aufgegeben, einen Blick auf die andere Seite erhaschen zu können. Sitzend und die Maschinenpistole dabei auf seinem Schoß sah er Kratt dabei zu, wie er einen erneuten Anlauf startete und diesmal sogar Erfolg zu haben schien. Der Batarianer lag direkt neben einer kleinen Sanddüne, die mit einem erbärmlichen Büschel Wüstengras verziert war, und sein Gewehr lugte dabei nur wenige Zentimeter hervor. Jede Bewegung war einstudiert und lief dabei ab wie in Zeitlupe.
    „Kapitän“, es war Velas, der sich neben Keel’o setzte und dabei ein wenig schwerer atmete als sonst, „ich denke, ich habe einen Weg gefunden.“ Endlich. Vor einer Stunde hatte Keel’o den Turianer losgeschickt, um nach einem Ausweg zu suchen. Er nickte, um ihm so zu signalisieren, dass er sprechen sollte.
    „Ich habe ein Heliumlager entdeckt. Eine geschickt platzierte Granate könnte ein ausreichendes Überraschungsmoment erzeugen, um uns einen Vorstoß zu ermöglichen und die feindlichen Kräfte auszuschalten.“
    „Wir sind ihnen drei zu eins unterlegen“, schaltete sich Zak ein.
    „Die einzig andere Option ist ein Rückzug“, erwiderte Velas, „und dann ist das für die Jungs wie Tontaubenschießen.“
    „Slesh, überlade die Schilde der Söldner“, befahl Keel’o schließlich, „Velas, du wirfst die Granate. Der Rest gibt Deckung!“
    „Probiert auch diesen Heckenschützen rauszulocken“, brummte Kratt.
    „Verletzt er deine Ehre?“
    „Halt die Fresse, Slesh…“

  2. #52
    ME-FRPG only Avatar von Keel'o Vaelsha
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    Keel’o war beinahe so, als ob ihm heißer geworden wäre. Als ob da wieder dieses knirschende Geräusch unter seinen Füßen war, das der Sand verursachte, wenn er sich bewegte. Doch er war wieder auf Omega, dort gab es keinen Sand. Die Situationen glichen sich so sehr, dass Keel’o beinahe eine Woge der Nostalgie überkam, auch trotz der Gefahr, der sie sich damals ausgesetzt gesehen hatten. Manchmal vermisste er die alten Zeiten und vieles würde er geben, um diese Tage erneut erleben zu können. Damals, als er mit Zak noch auf Reisen gegangen war oder Operationen auf Illium durchführte. Mittlerweile war er beinahe zu einem Schreibtischtäter geworden, der andere die Drecksarbeit erledigen ließ. Nun, die Situation, in der er sich gerade befand, stellte da natürlich eine Ausnahme dar. Seit Stunden saßen sie hier, im Dreck dieser Station und warteten darauf, dass T-Bone einen Fehler beging; dass die Müdigkeit die Oberhand über seinen Körper gewann; dass seine Reflexe nachließen; dass sie eine Schwachstelle in seiner Taktik fanden und jene gnadenlos ausnutzen konnten. Bisher war nichts dergleichen geschehen. Das sollte sich ändern.
    „Sir, er will reden“, es war Krill, der zu Zak und Keel’o gekommen war, „mit Ihnen.“ Der Drell sah Keel’o direkt in die Augen und dieser wusste im ersten Moment nicht so recht, was er sagen sollte. Die reptilienartigen, pechschwarzen Augen ließen keine Emotion durchblicken und auch die restliche Mimik des Drell war vollkommen ausdruckslos.
    „Keel“, hallte es keine Sekunde später vom Lagerhaus zu ihnen herüber, quasi wie um die Forderung noch zu unterstreichen, „ich weiß, dass du hinter dieser Scheiße steckst, Keel! Komm raus, zeig dich!“
    „Er ist verzweifelt“, brummte die Asari, „sie werden immer verzweifelt, wenn es etwas länger dauert… Weichei.“
    Keel’o sah zu Zak, der die Stirn runzelte.
    „Es könnte eine Falle sein“, raunte der Salarianer.
    „Es könnte auch ein Weg sein, das ganze unblutig zu lösen.“ Die beiden Männer blickten sich gegenseitig in die Augen, wodurch für einige Sekunden eine vielsagende Stille entstand. Nur in der Entfernung war das Gebrüll T-Bones zu hören, der immer wieder nach Keel’o verlangte. Schließlich meldete sich Megan zu Wort.
    „Was geht da unten vor? Hat ihm jemand in seinen Ryncol gepisst oder warum schreit der Junge so durch die Gegend?“ Lara, die Asari, lachte hämisch über Megans Kommentar, während sie neben ihrer Deckung stehend auf das Lagerhaus zielte.
    „Er will mit Keel reden“, erwiderte Zak auf die Frage Megans, die durch das Funkgerät mit einem knackenden Geräusch dem Gespräch beigetreten war, „und der wird es probieren.“
    „Bullshit. Der Kerl hat versucht uns in die Luft zu jagen!“
    „Zak wird mit seinen Leuten versuchen, unbemerkt in das Gebäude einzudringen, während ich mit ihm rede“, sagte Keel’o und Zak nickte, „Megan, behalte ihn einfach gut im Auge.“
    „Gut“, knirschte die Söldnerin schließlich grimmig, „aber wenn er irgendetwas lustiges probiert, dann drücke ich ab.“
    Keel’o kommentierte diese Bemerkung nicht weiter und erhob sich schließlich, wobei er die Maschinenpistole Zak gab und anschließend den Anzug glatt streifte. Der Quarianer machte ein paar Schritte auf das Lagerhaus zu und suchte die Front ab, konnte den Kroganer jedoch nirgends entdecken. Erst auf den zweiten Blick sah er, wie T-Bones massige Gestalt in einem der mannshohen Fenster erschien, direkt neben ihm Farrheya. Er trug nicht seine übliche Blood-Pack-Rüstung, sondern eine weiße, silbern glänzende, die wohl aus seiner privaten Sammlung stammte. In Keel’os Augen unterstrich das seinen Ausgestoßenen-Status, doch er hütete sich, voreilige Schlüsse zu ziehen.
    „Keel.“ Der Kroganer baute sich mit seiner gesamten Gestalt über ihm auf und wog die Schrotflinte, die in seiner Hand ruhte.
    Das hier muss nicht mit Gewalt enden“, eröffnete Keel’o und breitete seine Arme aus, um dem Kroganer so zu zeigen, dass er zum einen unbewaffnet war und zum anderen ohnehin keine Intention hatte, ihn anzugreifen, „vielleicht finden wir zwei einen Weg aus dieser Situation, der uns beide am Leben lässt. Wie klingt das?
    „Nenn mir einen Grund, weshalb ich dir vertrauen sollte, Keel.“ Die Stimme des Kroganers klang hasserfüllt und selbst auf diese Entfernung konnte Keel’o erkennen, dass sämtliche Muskeln in dessen Körper zum Zerreißen gespannt waren. Der Quarianer musste seine nächsten Worte sehr sorgfältig wählen, wenn er nicht mit einem halben Dutzend Einschusslöcher in der Brust enden wollte.
    „Du kennst mich“, erwiderte Keel’o schließlich, „du weißt, wie ich bin. Du weißt, dass ich nicht auf diese Station passe, weil ich ein Blutvergießen verhindern will, wann immer es möglich ist. Und du weißt auch, dass im Moment mehr Läufe auf dich zielen, als du an einer Hand abzählen kannst.“
    T-Bones Augen zuckten und dahinter musste es wohl höllisch anfangen zu arbeiten; spätestens jetzt, fand Keel’o, denn es zeichnete sich mehr und mehr ab, dass der Kroganer in die Ecke gedrängt war und es keinen anderen Ausweg mehr gab. Der massige Kiefer der Echse arbeitete, ehe schließlich geantwortet wurde. Der Quarianer hoffte nur, dass die Echse seinen Bluff nicht durchschauen würde – oder zumindest dass Megan im Fall der Fälle eine gute Präzisionsschützin war.
    „Lass mich von Omega verschwinden, Keel“, brummte die Echse und senkte schließlich den Kopf. Es musste nicht leicht für ihn sein, den Quarianer darum zu bitten. Aus den Augenwinkeln konnte Keel’o Zak und seine Leute sehen, die über die Flanke kamen und gerade hinter einem hüfthohen Mauerstück in Deckung gegangen waren. Farrheya hatte sie auch gesehen und Keel’o fluchte innerlich. Die Asari wollte nicht aufhören, das Trio anzustarren.
    „Das geht nicht, T-Bone. Nicht nach dem, was in deiner Wohnung geschehen ist“, antwortete Keel’o äußerlich unberührt und fuhr nach einigen Augenblicken fort, als er sah, wie der Kroganer seine Stirn runzelte, „ich bin wegen der quarianischen Omnitools hier und ich weiß, dass du welche besessen hast.“
    T-Bone öffnete seinen Mund und es schien beinahe so, als ob der Kroganer fassungslos nach Worten suchen würde, ehe er genau das tat, was Keel’o als allerletztes von ihm wollte: er ließ seinen Blick wandern, bemerkte das Starren von Farrheya und spähte schließlich das kleine Team um Zak aus. T-Bone riss seine Augen weit auf und verzog den Mund zu einer wütenden Fratze, während seine Schrotflinte in die Luft riss und auf Keel’o schoss. Dieser schaffte es, gerade noch in Deckung zu hechten, wobei er jedoch die Wucht der Geschosse in seinen Schilden spürte. Ein weiterer Schuss erklang, diesmal jedoch aus Megans Scharfschützengewehr, aber augenscheinlich schien sie nicht getroffen zu haben. Dafür erklang ein schriller, asarischer Schrei.
    „Fahr zur Hölle!“, brüllte T-Bone und dem Klang seiner Stimme nach zu urteilen, schien er sich weiter ins Lagerhaus zurückzuziehen, „du bist auch schon in ihren Fängen! Ich hätte dir nie-“ Der Rest des Satzes war für Keel’o unverständlich, aber er achtete auch nicht weiter darauf, dem Kroganer zuzuhören, sondern er sah direkt zu Zak, der sich über seine Deckung schwang und Keel’o dabei sein SMG zuwarf. Der Quarianer fing es mit einer Hand und sah sofort nach der Asari, die am Boden lag und sich in Schmerzen wandte.
    „Dieser… Mistkerl“, fauchte sie und hielt sich das Bein. Keel’os erste Befürchtung, Megan hätte sie womöglich erschossen, stellte sich als falsch heraus. T-Bone schien sie aus dem Fenster gestoßen zu haben, um sich Zeit zu verschaffen.
    „Ganz ruhig“, brummte Keel’o, während Zak und seine zwei Angestellten neben ihm das Lagerhaus stürmten, „hier, etwas Medigel. Das sollte vorerst helfen. Wir bringen dich später in eine Klinik.“ Keel’o sah ihr in die Augen und bemerkte dabei das Veilchen, das die Asari wegen ihm im Gesicht hatte. Etwas regte sich in ihm. Nicht wirklich Schuldgefühle, aber doch eine gewisse Scham.
    „Wer hat dir das angetan?“, flüsterte sie und ihre Augen wurden feucht, „das waren seine ersten Worte, als er mich gesehen hat. Und genau so hat er mich berührt.“ Sie streckte ihre Hand aus und streichelte über Keel’os Visier, durch das er ihr stumm entgegenblickte. Ihr Blick flehte geradezu danach, T-Bone zu verschonen und sie selbst vermutlich auch. Sie wusste, dass sie genau das getan hatte, was ihr Keel’o ausdrücklich verboten hatte, dass sie einen Fehler begangen hatte, doch im Moment hatte der Quarianer andere Sorgen, als eine asarische Hure für ihren Sozialen zu bestrafen.
    „Bleib hier liegen“, erwiderte dieser trocken, „wir kommen dich gleich holen.“ Keel’o stand auf, entsicherte seine Maschinenpistole und betrat das Lagerhaus, in welchem bereits krachende Kampfgeräusche zu hören waren. Es war ein heruntergekommener Schuppen, der mehr an ein Trümmerfeld, als an ein Lagerhaus erinnerte; unter anderem deshalb, weil es noch an manchen Stellen mit Abbauresten aus Omegas Minen verkleidet worden war und genau diese Gesteinsplatten die ersten Opfer der Korrosion gewesen waren. Vermutlich war es seit Jahren leer gestanden und überall waren die Zeichen der Zeit zu sehen: Rost an den Regalen, Kartons, Zeitungspapier und allerhand Schutt, der durch die Gegend flog, fingerdicke Staubschichten und vor allem das Fehlen jeglichen Lagerguts. Vorsichtig, aber doch eilig erklomm Keel’o die Treppenstufen, die in die zweite Etage führten. Oben bot sich ihm ein ähnlicher Anblick wie im Erdgeschoss, doch der Quarianer hielt sich nicht lange damit auf, die Umgebung zu analysieren. Ein schnalzendes Knistern erklang, der klassische, unverwechselbare Ton von Schilden, die überladen wurden. Keel’o sah, wie Zak bei einem Türrahmen stand und in den Raum feuerte, während von Krill und der Asari keine Spur war. Mit wenigen Schritten war er neben seinem Freund angekommen, um ebenfalls das Feuer zu eröffnen. T-Bone war hinter einem umgestürzten Regal in Deckung gegangen, während Krill ihn von einer anderen Position unter Beschuss nahm und der Asari so Zeit erkaufte, die Deckung zu wechseln. Gerade als jene jedoch hervorkam, stürmte auch T-Bone mit einem innigen Kampfschrei hervor, um die Asari mit einem kräftigen Bodycheck zu Boden zu befördern. Ohne zu zögern packte T-Bone sie am Kragen, hob sie mühelos auf und schleuderte sie geradewegs in ohnehin schon recht instabil aussehende Überreste eines Lagerregals, welches über ihr zusammenstürzte.
    „Lara!“, rief der Drell und erhob sich, feuerte mit seinem Sturmgewehr hemmungslos auf die Schilde des Kroganers ein, der sich nur unbeeindruckt diesem zuwandte und kurz davor war, den Abzug seiner Schrotflinte zu betätigen. Dann schritt Keel’o ein. Der Quarianer machte einen Schritt in den Raum hinein, feuerte dabei unentwegt auf den Kroganer, um so dessen Schilde in Mitleidenschaft zu ziehen, während er seinen Geist auf die Schrotflinte in T-Bones Hand konzentrierte. Mit einer Bewegung seiner linken Hand, die von einem blauen Flackern umgeben war, riss Keel’o die Schrotflinte T-Bones in die Höhe, sodass der gelöste Schuss wirkungslos die Decke durchlöcherte. Eine weitere Bewegung später war die Schrotflinte direkt auf T-Bones Bauch gerichtet und keine Sekunde später ertönte ein ohrenbetäubender Knall. Keel’o hatte das gesamte Thermomagazin mit einem einzigen Schuss in T-Bones Magengegend entleert und den Kroganer, welcher in seiner Rüstung wohlgemerkt eine knappe Tonne wiegen musste, so einige Meter durch die Luft segeln ließ, ehe dieser mit einem dumpfen Krachen gegen einen Pfeiler donnerte und an diesem angelehnt liegen blieb. Staub rieselte von der Decke herab und kleineres Geröll kullerte neben T-Bone über den Boden. Der Kroganer stöhnte, bewegte sich aber kaum noch. Der Schuss hatte ihn nicht umgebracht, das wollte Keel’o gar nicht und seine Schilde, sowie die Panzerung hätten das vermutlich auch nicht zugelassen, aber die geballte Ladung der Schrotflinte aus dieser Nähe abzubekommen, das konnte sogar einen gestandenen Kroganer wie ihn kampfunfähig machen. Ein paar innere Blutungen und gerissene Primärorgane vielleicht, jedoch nichts Wildes für einen Giganten wie ihn. Für den Moment sollte es jedoch genügen.
    „Lara!“, rief Krill erneut und schulterte hastig sein Gewehr, während er sich an dem Schutthaufen in der Ecke des Raumes zu schaffen machte, „hörst du mich?“ Ein unterdrücktes Stöhnen war zu hören, nur leicht, aber es genügte, um den Drell mit Feuereifer die Trümmer beiseiteschaffen zu lassen und schließlich eine sichtbar geschundene Asari zum Vorschein zu bringen.
    „Ich bin okay“, flüsterte sie und stützte sich an der Brust des Drell ab, „ein wenig benommen, aber okay.“
    „Bist du dir sicher? Du könntest innerlich bluten! Wir sollten dich auf die Krankenstation bringen-“
    „Das hat Zeit, ich kann ja noch stehen“, unterbrach sie ihn harsch, aber mit einem Lächeln. Es erreichte zwar nicht die Augen und hatte eine bittere Note, doch angesichts ihrer Verletzung und ihres augenscheinlich ohnehin sehr abgebrühten Wesens war das für Keel’o kein Wunder. Er ließ die beiden Söldner in Ruhe und sah zu T-Bone herab.
    „Bring es zu Ende, wenn du die Eier dazu hast, Keel“, keuchte der Kroganer und Keel’o lächelte. Er sah auf, zu der Wand – oder vielmehr dem, was davon einmal übrig geblieben war. Erst jetzt bemerkte Keel’o so richtig, dass eine ganze Ecke des Raumes fehlte und so den Ausblick auf den Platz vor dem Lagerhaus frei machte. Hier mussten wohl schon so einige Bomben hochgegangen sein, denn das konnte die Verwitterung alleine nicht anstellen. Wenn man in Betracht zog, wie T-Bone sonst gewohnt hatte, so war das hier ein wahres Rattenloch. Andererseits waren sie hier auf Omega, also war das nicht verwunderlich. Dieses Lagerhaus hatte wohl schon die eine oder andere schiefgelaufene Drogenübergabe miterleben müssen. Die Finger des Quarianers strichen über das löchrige Gestein.
    „Noch nicht“, erwiderte er noch immer lächelnd, „wir werden dich mit uns nehmen und dann kannst du mir alles erzählen. Dann sehen wir weiter.“
    „Was willst du hören, du schleimiger-“, ein Zucken durchfuhr den massigen Körper und T-Bone stöhnte auf, fuhr sich über den Bauch. Keel’o wandte sich ab von ihm und gesellte sich zu Zak. Der Salarianer stand noch immer im Türrahmen und sah zu Krill, der Lara abstützte und mit ihr aus dem Raum humpeln wollte. Lara versuchte aufzutreten, sog aber die Luft scharf zwischen den Zähnen ein.
    „Verdammt.“
    „Hey. Ist okay“, murmelte Krill und streichelte ihren Kopf, während die beiden Zak passierten.
    „Wir bringen sie mit der anderen Asari und dem Ziel zur Progress“, sagte der Salarianer zum Drell und dieser nickte. Schließlich kam auch Megan zu ihnen.
    „Wow“, meinte sie und lachte, als sie an Keel’o vorbei zu T-Bone sah, „wer hat den denn so zugerichtet?“
    „Hast du nach Farrheya gesehen?“
    „Ja, es geht ihr gut. Hab ihr eine Portion Medigel gegeben. Der Bruch ist zum Glück nicht offen, also sollte sie bald wieder fit sein. Scheint wohl doch ‘ne Menge für den Jungen empfunden zu haben.“
    „Vielleicht weiß sie-“
    „Was zum Teufel?!“, stieß Megan plötzlich aus und schritt an Keel’o vorbei, wobei sie ihn etwas grob zur Seite stieß. Er folgte ihrem Blick und konnte gerade noch sehen, wie sich eine Gestalt, ein Mensch, plötzlich neben dem Kroganer enttarnte und ein Messer zog.
    „Keine Bewegung!“, schrie Megan und zückte ihre Pistole. Keel’o und Zak taten es ihr gleich und gesellten sich neben die Söldnerin, doch der Mann gehorchte nicht. Mit einem Wink seines Omnitools begann ein Konzert der Warnsignale, als all ihre Waffen gleichzeitig überhitzt waren und durchgeladen werden mussten. Zeit genug für den Unbekannten, mit seinem Messer auf T-Bone einzustechen, wobei er einen gezielten Schnitt hinter der Frontplatte tätigte. Man sagt, ein wuchtiger Stich mit einem entsprechendem Messer hinter die Stirnplatte sei das einzige, wovor sich Kroganer so wirklich fürchteten, denn das war ihre große Schwachstelle; ihre Achillesverse, die dieser Mann in jenem Moment gnadenlos ausnutzte. Ich sage Ihnen, diesen Schrei, der da T-Bones Kehle verlassen hatte, den vergisst man nie.
    „Fuck!“ Megan warf ihre Pistole nach dem Mann und lief los, um ihn im Nahkampf niederzuringen, doch kaum war sie bei ihm, verschwand er schon wieder; geschützt vor Neugierigen Blicken durch sein Tarnmodul.
    „Okay, keiner Bewegt sich“, murmelte Zak, der seine Waffe mittlerweile durchgeladen hatte, „er muss noch im Raum sein.“
    „Dort!“, rief Keel’o und eröffnete das Feuer auf ein kurzes Flimmern. Der Mann kam wieder zum Vorschein, torkelte, als das Projektil ihn in der Schulter traf, gab dabei jedoch keinen Laut von sich und verschwand durch eines der Löcher in der Wand aus dem Raum.
    „Zak, kümmere dich um T-Bone!“, Keel’o sprintete aus dem Raum, warf dabei sein SMG zur Seite und zückte die Pistole, polterte Treppe zwei oder drei Stufen auf einmal nehmend hinunter, vorbei an dem äußerst verwirrt blickenden Söldnerpaar, „Megan, mit mir!“ Der Quarianer wetzte aus dem Lagerhaus, machte eine scharfe Linkskurve und warf sein gesamtes Körpergewicht in den Sprint. Die Arme riss er dabei an seinem Körper vorbei, um so das größtmögliche Bewegungsmoment zu erhalten und seine Lungen arbeiteten auf Höchstleistung. Ein heißes Brennen durchfuhr seinen Torso, doch Keel’o hielt sich an, weiterzulaufen. Megan schloss neben ihm zu ihm auf.
    „Dort ist er!“ Der Attentäter verschwand in einer Seitengasse, wobei sein schwarzer Mantel weit flatterte.
    „Er darf auf keinen Fall entkommen“, keuchte Keel’o. Die beiden bogen ebenfalls in die Gasse ein und konnten gerade noch sehen, wie der Attentäter über eine Leiter auf das Dach eines kleineren Hauses kletterte. Keel’o legte mit seiner Pistole an, auch Megan, und beide eröffneten das Feuer.
    „Stehenbleiben!“, rief Megan zu ihm hinauf und der Assassine gehorchte sogar. Er drehte sich um und sah zu den beiden hinunter.
    „Wer hat Sie beauftragt?“ Keine Antwort. Keel’o knirschte mit den Zähnen. „Kommen Sie runter zu uns!“
    Der Assassine sah sie noch einen Moment an, ehe er sich umdrehte und vom Dach sprang. Gerade rechtzeitig, um in einem vorbeifliegendem Shuttle zu landen und davonzusausen. Keel’o und Megan eröffneten zwar noch das Feuer, konnten jedoch nichts gegen das Fahrzeug ausrichten und waren schließlich gezwungen, das Feuer einzustellen. Megan fluchte lauthals, während Keel’o sich erschöpft auf den Knien abstützte.

    „Ich brauche mehr Medigel, Krill!“, rief Zak durch den Raum, als Keel’o mit Megan zurück zum Lagerhaus gekommen waren. Der Drell kramte hastig in einem kleinen Koffer herum, während Lara die Beine des Kroganers fixierte. Farrheya saß vor dem Raum, völlig in Tränen aufgelöst. Megan nahm neben ihr Platz, während Keel’o in den Raum spurtete. Zak war kaum zu verstehen, so laut brüllte T-Bone.
    „Wie sieht es aus?“, fragte er sogleich und ging gegenüber von Zak neben T-Bones Kopf auf die Knie.
    „Nicht gut. Er verliert viel Blut und redet nur noch wirres Zeug.“
    „Keel!“, stieß der Kroganer schließlich aus und packte den Quarianer am Kragen.
    „Ich bin hier“, erwiderte Keel’o und nahm die Hand des Kroganers, um dann so fest wie möglich zuzudrücken, „warum will dich jemand tot sehen?“
    „Ich… die haben es nicht auf mich abgesehen“, röchelte er.
    „Was haben die Omnitools in deiner Wohnung gesucht?“
    „Ich hatte keine Omnitools“, krächzte T-Bone, während Zak eine weitere Dosis Medigel auf die blutende Wunde gab, „ich bin heim, gestern, nachdem ich bei dir war. Da war er wieder, aber ich wollte aufhören!“ Er schluckte. „Ich wollte nicht mehr, weil du mir gedroht hast.“
    „Wer? Wer war da?“
    „Es war… es war mein Kontakt. Sie wollen Quarianer, suchen nach Ihnen. Ich war nur dafür da, sie verschwinden zu lassen. Hab immer eine Nachricht gekriegt. Ugh…“ Er krampfte und Zak sah mit einem Kopfschütteln zu Keel’o.
    „Hey! Du bleibst bei mir! Verreck mir hier nicht weg, hörst du?“ Keel’os Stimme war mittlerweile ein einziges Schreien gewesen, genauso wie T-Bone unter Schmerzen brüllte. Als wäre das nicht schon ein Durcheinander, kläffte Zak noch allerhand Befehle durch den Raum und Farrheyas Schluchzen machte das Chaos schließlich perfekt.
    „Keel, du musst mir verzeihen. Die haben mir gedroht, so wie du. Die haben mir zuhause aufgelauert, mich geschlagen, mir… Dinge angetan“, der Kroganer hustete, „du musst mir verzeihen, hörst du? Verzeih mir.“
    „Ist okay“, schrie ihn Keel’o an, „es ist alles okay! Ich brauche dich noch, also rede weiter! Rede mit mir!“
    „Die wollten, dass du mich verdächtigst. Diese Mistkerle haben mich reingelegt, uns beide“, keuchte T-Bone, „du musst aufpassen… die sind nicht von Omega. Die spielen nicht nach unseren Regeln.“
    „Warum tun sie das?“
    „Das musst du doch am besten wissen!“, brüllte T-Bone, der sich für einen Moment aufbäumen konnte, „einer von deinen Leuten arbeitet für sie, war mein Kontakt. Er weiß mehr.“
    „Wer? Wer?!“
    T-Bone erwiderte nichts, sondern sah nur stumm in Keel’os Augen.
    „Du bist ein verdammtes Arschloch, aber in Ordnung, Keel“, röchelte er schließlich, „lass sie bluten.“
    „Nein!“, stieß Keel’o aus und sah etwas hilflos über T-Bones Körper, während ihm so war, als würde etwas in T-Bones Augen flackern. Langsam, aber sicher schwand jegliche Spannung aus dem Kroganer und schließlich fiel die Hand regungslos zu Boden.
    „Verdammte Scheiße!“, stieß Keel’o frustriert aus und erhob sich. Dabei fiel ihm auf, dass er etwas in der Hand hatte. Etwas, das T-Bone ihm wohl gerade noch in die Hand gedrückt hatte. Es war eine von Yuris Figuren. Keel’o schwieg und starrte auf das kleine Plastikding in seiner Hand.
    „Habt ihr das Kennzeichen des Shuttles erkennen können?“, fragte Zak, der sich ebenfalls erhoben hatte, „wir müssen jetzt herausfinden, wer dieser Attentäter-“
    „Der stumme Assassine kann warten“, erwiderte Keel’o kalt und drehte sich zu Zak um, „wir müssen einem ganz besonderem Quarianer einen Besuch abstatten.“ Er hielt die Figur hoch und Zak musterte sie. Sein Gesicht regte sich kein Bisschen, als er erkannte, worum es sich handelte, lediglich ein Nicken kam von ihm als Antwort. Die Stille zwischen den beiden wäre Antwort genug für Keel’o gewesen. Beide waren sich einig, dass die Schonzeit vorbei war und jetzt härtere Töne angeschlagen wurden. Beginnend mit Yuri, dem verräterischen Quarianer.

    21:19 Uhr
    --> Effect Zone
    Geändert von Keel'o Vaelsha (06.03.2012 um 17:22 Uhr)

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