Dreck.
Leirâ stemmte die Hände in den Boden und spuckte aus.
Was ist geschehen? Sie blinzelte ins weiße Sonnenlicht. Ihr war kalt. Erinnerungsfetzen hingen von den Wänden ihres Schädels, flatterten in einem flüchtigen Windstoß und wurden wieder von dichten Nebelschwaden verhüllt. Gedankenverloren kaute die Dalish auf einem Klumpen Erde herum, der sich noch in ihrem Mund befand.
Dalish. Vom Volk Der Elvhenan, Einsam gehen wir die Wege, bis die Shemlen diese Welt verlassen haben.
„Vir Assan. Vir Bor’Assan. Vir Adahlen.“ Ruhe breitete sich in ihr aus, als sie die Worte ihres Volkes sprach und langsam gelang es ihr, sich wieder an ihre Herkunft, ihre Identität zu erinnern. Sie spuckte den Klumpen Dreck erneut aus.

Doch was war als letztes Geschehen? Woran…
Leirâs Augen wurden leer, ihr Blick glitt in die Ferne. Doch immer, wenn es ihr gelungen war, ein Bild vor ihrem geistigen Auge heraufzubeschwören, immer, wenn sie sich zu erinnern drohte, entglitten ihre Gedanken. Sie schüttelte den Kopf.
„Komm zu dir, Dirthara-ma!“
Sie musterte ihre Umgebung. Bäume, verdreht, kahl und knorrig umgaben sie, dazwischen verdorrtes, totes Unterholz und da... Die Quelle der Kälte: Gigantische Eiszapfen, aus dem Boden gewachsen wie Geysire. Dieser Anblick erinnerte die Elfe an… irgenwas… Aber was bloß? Ein heller Pfiff riss sie aus ihren Gedanken. In einer fließenden Bewegung zog sie Pfeil und Bogen, richtete die Waffe in die Richtung, aus der das Geräusch ertönt war.
„Ts ts ts.“ Ein Mann schnalzte mit der Zunge, sehen konnte sie noch niemanden.

„Andaran Atish’an, Da’len.“
Leirâ blinzelte. Diese Stimme kannte sie, das war…
„Valeran.“ Der schlanke Elf schlenderte hinter einem Baum hervor. Er grinste spitzbübisch, wie er es immer getan hatte, wenn sie sich zu zweit getroffen hatten, fernab des Lagers.
„Ar lath ma.“ Leirâ wurde schlagartig rot. Sein Liebesgeständnis. Aber…
„Das if…“ Sie spuckte Dreck auf den Boden. Den Bogen hatte sie bereits sinken lassen.
„Das ist Jâre her, Emma lath.“ Valeran legte den Kopf schief, kicherte und strich sich über das spitze Kinn. „Aber aber, Emma lath. Wî konntest du uns so rasch vergessen?“
„Aber das habe ich nicht!“, entgegnete sie scharf. Sie erinnerte sich an das Liebesgeständnis, dass sie ihm am See gemacht hatte. Aber… da war eine Art… Stich in ihrem Nacken bei dem Gedanken daran.
Valeran kam näher, während die Jägerin ihn ungläubig, mit schlaff herabhängenden Armen, anstarrte. Seine rauen Hände strichen ihr sacht über die Wange. „Komm.“ Sie verstaute ihre Waffen und legte den Kopf schief.
Irgendwas hieran ist… Ihr steckte Dreck im Hals, den sie einfach nicht heraufzuwürgen vermochte. So zögerte sie, während ihre Kindesliebe am Rande der Lichtung stand, die Hand ihr entgegengestreckt.
„Was hast du?“, fragte er.