Stoker



India Stoker (Mia Wasikoska) ist gerade 18 Jahre alt geworden, genießen kann sie ihren Geburtstag aber nicht, denn ihr Vater kam bei einem Autounfall ums Leben. Ihre Mutter (Nicole Kidman) ist hochgradig depressiv und starken Gefühlsschwankungen unterworfen, ein Umstand der durch Indias morbides Verhalten noch verstärkt wird. Wenige Tage später steht Charlie (Matthew Goode), Indias Onkel auf der Türschwelle. Er verbrachte einige Jahre in Europa und reiste immer viel, wodurch er seine Nichte noch nie zu Gesicht bekam. Als schließlich die Haushälterin spurlos verschwindet, baut sich in der Dreierbeziehung eine bedrohliche Dynamik auf.

Stoker ist einer dieser Filme auf die man sich einlassen muss. Die Geschichte beginnt sehr behäbig und baut in der ersten Stunde langsam Spannung auf. Hintergrundinformationen werden sehr vorsichtig gestreut und die Figuren werden wie mit Pinselstrichen sehr behutsam skizziert. Die drei Darsteller liefern dabei sehr unterschiedliche Charakterinterpretationen ab. Matthew Goode spielt Onkel Charlie sehr zurückhaltend, charmant, aber auch mit unterschwelliger Bedrohlichkeit. Mia Wasikowska stellt India als verschlossene, morbide und zurückhaltende Persönlichkeit dar, wodurch sie ihrem Onkel in manchen Dingen ähnelt. Die von Nicole Kidman gespielte Mutter fällt da ein wenig aus dem Raster. Da Charlie ihrem verstorbenen Mann ähnelt, stürzt sie sich auf ihn, um einen Anker in der stürmischen See ihrer Depression zu erhalten. Es gibt zwar auch Szenen an Indias Schule, aber der hauptsächliche Anteil des Films funktioniert als Kammerspiel im Haus der Stokers.

Ein besonderes Lob verdient der unterkühlte, klassische Look des Films. Auch der Schnitt wurde genial gelöst, mit weichen Übergängen, Bild in Bild Kompositionen und satten Farben, die förmlich ineinander fließen. Untermalt wird das Ganze von einem stimmungsvollen Soundtrack.