Seit ich das letzte mal hier war haben sich einige neue interessante Geschichten angesammelt. Da nun jedoch das alte Thema randvoll ist eröffnen ich die literarische Disskusionsrunde an dieser Stelle neu um auch weiterhin den Austausch an Ideen und sonstigen geistigen Ergüssen zu fördern



Möglicherweise errinert sich noch manch einer an meine ersten Seiten des Buches "Sumpfnächte" (Arbeitstitel) das ich hier reinstellte. Inzwischen habe ich das bisherige Material überarbeitet, und betrachte gut 50 Seiten als finish.
Hier ein kleiner Ausschnitt aus dem zweiten Kapitel

David kam die ganze Situation so absurd vor das er sich einen kleinen Kommentar nicht verkneifen konnte.
"Hast du es schon mit Humor versucht?"
Wo war seine sonstige Selbstbeheerschung geblieben. Gar nichts sagen war eigentlich besser.
Einen entsprechenden Schlag ins Gesicht kassierte er dafür. Scott's Augen röteten sich vor Wut, ihm musste wirklich etwas schlimmes zu Ohren gekommen sein wenn er derart die Fassung verlor.
Zumindest schlimm für ihn.
Normalerweise zeigte Scott außer milder Belustigung und Hohn keine Regung wenn er jemanden zusammenstauchte.
Sein Gegenüber holte zu einem weitern Schlag aus diesesmal mit eindeutig aller Kraft.
Panik erfasste David.
Er diagnostizierte sich schon einmal im vorraus einen Kieferbruch und ausreichend Kopfschmerzen. Scott's Faust fuhr zurück. Die Knäuchel knackten als sich die Finger zu einem Hammer formten der in zerschmettern würde. In diesem Augenblick geschahen drei Dinge in mikrosekundenschnelle.
Erstens: seine Angst erreichte eine absoluten Höhepunkt.
Zweitens: ein schmerzhaftes Ziehen zog sich durch seinen ganzen Körper.
Drittens: eine sehr schnelle reflexartige Kopfbewegung brachte seinen Schädel aus der Schußbahn der heransausenden Faust die stattdessen den Stamm der Eiche traf, ein Ziel das eindeutig besser für so eine Begegnung gerüstet war.
Nach Luft schnappend taumelte Scott zurück.
Von seiner Rechten tropfte Blut aus gemein aussehenden, schmutzigen Platzwunden. Doch seine Wut schien ungebrochen. Knurrend und ein wenig unbeholfen aber mit genausoviel Wucht wie beim ersten Mal schoß nun seine Linke vor. Doch während Scott noch vor Schmerz und Wut um Fassung rang hatte David voll wilder Freude bereits verstanden was soeben passiert war. Gelassen aber blitzschnell fing er den Arm seines Gegeners auf halber Strecke ab.
"Tut mir Leid, aber du hasst es provoziert", fauchte er gefährlich und bohrte seine wachsenden Krallen in das Fleisch des Unterarms. Bevor seine Stimme föllig versagte flüsterte er Scott schnell noch etwas zu.
"Schrei und bist tod"
Das war seine letzte Handlung als Mensch.
Dann breitete sich ein Kribbeln in seinen Ganzen Körper aus, als würden tausende von Ameisen auf ihm Marathon laufen. Es begann in seinem Nacken, schlängelte sich seinen Rücken hinunter und breitete sich in seinen Armen und Beinen aus.
Das Gefühl intersivierte sich.
Und dann bissen alle Ameisen gemeinsam zu.
Stöhnend, aber mit dem Willen es zu ertragen konzentrierte sich David ganz auf Scott der immer noch nicht ganz zu begereifen schien was hier passierte. Andererseits, so dachte er sich, mochte in seinem Innerern bereits ein Sturm toben, bemerkte man seine Verwandlung bisher aber kaum in seinem Äußeren. Doch dann brach es förmlich aus ihm heraus.
Bei vollem Bewusstsein spürte er wie sich seine Glieder verformten, wie seine Kiefer sich verlängerten und reihenweise neue Zähne bildeten, seine Brust sich vorwölbte um den riesigen Lungen platz zu machen und wie sich aus seinem Steißbein ein Schweif entwickelte der die Hälfte seiner Gesamtlänge einnahm. Ein Geräusch wie von Kieselsteinen die in einem Fluss aneinander reiben war zu hören als sich seine Knochen verschoben und verformten.
Nebenbei wuchs er immer weiter bis es den Großteil seiner Kleidung einfach zerriss und Stofffetzen durch die Luft segelten. Da er nicht in Ohnmacht fiel nahm er an das die Schmerzen nicht so schlimm waren wie beim ersten mal doch auch so war es ein Martyrium das seines Gleichen suchte und ihn kaum einen klaren Gedanken fassen ließ. Blitze schienen von seinem Kopf in die Körperteile zu schießen die sich gerade veränderten. Seine Klauen zitterten, und einmal verlor er Scott aus seinem Griff, der war jedoch zu gelähmt von dem Anblick der sich ihm bot als das er die Chance genutzt hätte.
Zum Ende seiner Verwandlung jagte noch einmal eine fiese Welle durch seinen ganzen Körper, wie zur Bekräftigung seiner neuen Form, dann erlosch das Feuer des Peins.
Stille.
Nur das leise tröpfeln der Regentropfen auf dem umliegenden Laub und Davids angestrenktes Atmen war zu hören.
Dann trat an die Stelle des Feuers ein wachsende Flamme aus Blutgier und Rachsucht.
Auch sein Geist hatte sich verändert, die Instinkte und niederen, impulsiven Regungen des Jägers waren wieder da, und sie schrien nach Gewalt. David spürte den Drang zu töten, zu zerreißen, die Beute deren Beute er so lange gewesen war zu zermalmen, das Blut zu saufen und sich am frischen noch zuckenden Fleisch zu laben, bis sich die Emotionen erschöpft hätten.