Lothering

Koudelka hatte sich grade erst hingesetzt und auch wenn es ein unbehagliches Gefühl war, so spürte sie wie ihr Körper ihr für jegliche Entlastung ein wenig dankte. Und als ob dieses Zeichen der Schwäche nicht schon genug war, belehrte sie der Fremde unnötigerweise auch noch über die Art und Weise, wie sie mit dem Störenfried umgegangen war. „Du hättest ihm jedoch auch sein zweites Ohr abschneiden sollen, damit er sich immer an diese Begegnung erinnert.“, bevor die Chasind dem Krieger einen scharfen, hasserfüllten und zugleich, ob seiner weichen Methoden, spöttischen Kommentar entgegen fauchen konnte, wechselte er jedoch das Thema. „Was hast du jetzt vor?“

Was ich jetzt vor habe? Was glaubst du, was ich vor habe? Für einige Momente erwiderte die Kriegerin auf die Frage nur einen skeptischen Blick, woher sie dann aber die Gelassenheit für ihre tatsächliche Antwort nahm, war ihr ein Rätsel. „Hör mir zu, Sixtus vom Stamm der Juniper aus dem Frostgipfelgebirge – sehe ich so aus, als wüsste ich, was ich nun vor habe?“, die Sekunden kurze Pause, die Koudelka einlegte, reichte lediglich aus, um in ihren skeptischen Ton einen leicht sarkastischen hinzu zu mischen. „Aber wenn du mich so fragst, ich denke ich werde mich hier irgendwo niederlassen. Ein ruhiges Leben führen.“, ein weiterer Atemzug trennte diesen Satz von ihrem nächsten, der wieder in vollkommener Trockenheit über ihre schmutzigen Lippen kam. „Vielleicht gründe ich sogar eine Familie.“

So schnell wie Koudelkas Motivation für die vorlauten Antworten gekommen war, so schnell verschwand sie aber auch wieder – für Spott und Späße hatte sie grade eigentlich überhaupt keine Nerven über. Zu ihrem Vorteil schien Sixtus, in seinem offenbar viel zu großen Kopf, noch darüber nachzudenken, wie er jetzt auf sie reagieren sollte und somit blieb der Chasind nochmals eine Chance, etwas zu sagen. Die Ernsthaftigkeit ihrer Worte hob ihre Stimme dabei deutlich von dem zuvor ausgesprochenem ab. „Du willst wissen, ob die Brut eine Gefahr für dich ist? Das ist sie. Geh nach Süden und sieh sie dir an, wenn du mir nicht…“, der Abrupte Abbruch ihres Satzes überraschte die Chasind vermutlich genauso wie ihren Zuhörer.
In ihrem Kopf hatte sich ein Einfall manifestiert. Fliehen und überleben war der Weg eines Feiglings, doch Standhaft bleiben und Fallen der eines Schwächlings. Egal wie die Kriegerin es drehte, sie war weniger Wert, was auch immer sie tat. Wenn sie sich jedoch ein weiteres Mal gegen die Brut stellen würde, dann könnte sie diesem stinkenden Ungeziefer zumindest beweisen, dass sie keine Angst vor ihnen hatte. Es war keine Lösung für ihre rastlose Situation. Keine Antwort auf das, was sinnvoll wäre, als nächstes zu tun. Doch es war ihr eine liebere Alternative, als wie ein wertloser, fereldischer Köter immer weiter und weiter zu fliehen.

„Ich habe eine bessere Idee.“, setzte sie nun endgültig ihren Satz fort. „Ich werde sie dir zeigen. Außer natürlich, du willst als Fremdling alleine durch die Korcari-Wildnis streifen, doch wenn dich die Brut dann nicht überrascht, dann tun es die Hexen.“