Im Gegensatz zu dem großen Rest der Raumstation 'Omega' erstrahlt das Geschäftviertel in ungekanntem Glanz. Helle Lichter beleuchten die Räume, die Korridore und das riesige, fast schon angenehm dekorierte, Foyer.

Genutzt wird das Viertel von wohlhabenden Geschäftsleuten aus allen Branchen. Ob legalisierte Berufe oder nicht macht aber auch hier keinen großen Unterschied. Die wenigen Gesetze der Omega bleiben dieselben. Lediglich die hohe Präsenz des Sicherheitspersonals sorgt dafür, dass es dort zu keinerlei Ausschreitungen kommen kann.



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20:50 Uhr
Geschäftsviertel
Omega



Jacob verdrängte schnell alle Gedanken, die nichts mit der Situation haben, als sie die wesentlich wohlhabendere Gegend betraten. Sofort ließen die helle Beleuchtung, die sauberen Böden und Wände, die besser gekleideten Leute und einige, zum dekorieren benutzte, saftige Pflanzen erahnen, was sie im Zentrum erwarten würde und wie vielversprechend all das wurde.
Die Zeit, um sich das wirklich auszumalen, war Fisher allerdings vergönnt geblieben. Ein kaltes, fast schon gleichgültiges „Da rein und macht keinen Unsinn!“ ging von der schwarzhaarigen Frau aus, die in diesem Moment auf die silbern glänzende Aufzugtür deutete.

Weiterhin folgten sowohl Kate als auch Jacob stets ihren Anweisungen. Warum hätten sie es auch anders machen wollen? Sie waren genau da, wo sie hin wollten und bisher verlief alles nach Plan. Die einzige Sorge bestand nur darin, dass die Flucht später wesentlich schwerer werden würde. Es war nicht leicht, sich angesichts der Größe des Komplexes eine mögliche Anzahl von späteren Gegnern vorzustellen. Hinzu kam ebenso, dass es nicht mal zwingend sein musste, dass alle zu dem gehörten, der Fishers Leben komplett aus der Bahn warf und zusätzlich noch die junge Kate Devereaux, eine ursprünglich vollkommen unbekannte Frau aus den Antillen, mit da rein zog.

Dann fand sich die Gruppe, einschließlich der schwarzhaarigen Frau, in dem hellbeleuchteten, grau-glänzenden Inneren des Aufzugs wieder, der nur wenige Sekunden später den recht langen Weg nach oben antrat.
Die Fahrt selbst verlief äußerst Still. Kein Wort wurde Gesprochen. Selbst die Atemzüge der Anwesenden waren kaum zu hören. Umso deutlicher wurde das monotone Rauschen des Aufzugs, das von außen ins Innere eindrang.

Letztlich nahm dann aber auch das Rauschen ab, an das Jacobs Kopf sich gerade erst gewöhnt hatte, bis es schließlich komplett verstummte und sich kurz darauf die beiden Türhälften zischend zur Seite öffneten. Es bot sich eine freie Sicht auf einen langen, immer noch stark erhellten Korridor – einen leeren Korridor.
„Okay, alle raus jetzt.“ Wies die schwarzhaarige an. Jacob ging als erster. Kate folgte ihm sofort und dann verließen auch die drei anderen den Aufzug. Der Batarianer, dessen Augenpaare jeweils einem der Gefangenen gewidmet waren. Der kräftige Mensch, der noch immer keine Mine verzog. Und eben noch die kaltherzige, teilweise sogar abwesend wirkende, schwarzhaarige Frau, die zugleich den nächsten Befehl erteilte. „Los, durchsuchen!“

Der plötzlich riesig wirkende Batarianer trat demonstrativ vor Fisher, zeigte ein breites, zufriedenes Grinsen. Seufzend hob der 25-jährige die Arme und ließ sich widerwillig von den unangenehm großen, kräftigen Pranken durchsuchen, die nur wenig später auf sein PDA stießen. Sofort nahm der Batarianer es an sich und entfernte sich dann wieder von Fisher. Sorg lieber dafür, dass ich dich nachher nicht mehr sehe… drohte Jacob ihm gedanklich. Der andere Mensch kümmerte sich währenddessen um Kate, die ebenfalls ihr PDA abgeben musste, wie der blonde Mensch aus dem Augenwinkel erkennen konnte.

„Alles klar. Weiter jetzt.“ Wies die schwarzhaarige Frau ungeduldig wie eh und je an. Plötzlich wirkte sie nervös, angespannt. Und zum ersten Mal während der ganzen Aktion überkam Jacob ein ungutes Gefühl, das er aber noch nicht richtig einordnen konnte. Auch nicht, als sie schließlich eine Glastür passierten, die sie in ein geräumiges, luxuriös ausgestattetes Büro führte.


20:56 Uhr