<--- The Lost Souls
---> Narshad, zweite Ebene


Er atmete reflexartig tief durch, als er das Lost Souls verließ, bis ihm wieder auffiel dass er immer noch von Tonnen an Gestein bedeckt war. Er schüttelte das Gefühl der Beklemmung ab und konzentrierte sich darauf Bilder von herabstürzenden Steinen zu verdrängen. Er lies den Atem diesmal bewusst entweichen.
Die Umgebung um das Lost Souls war wie ausgestorben, trotz des ganzen Lärms, den sie verursacht hatten und trotz der Dampfschwaden, die sich ihren Weg nach draußen bahnten. Das dumpfe Wummern aus anderen Clubs in der Nähe tönte zu ihnen herüber, aber es fehlten sämtliche Anzeichen von Leben. Das Vergnügungsviertel wirkte wie ausgestorben. Dutzende Neonleuchten flackernden zwar überall, aber die Leere verlieh der Atmosphäre etwas Surreales.
Calix sog die in der Luft liegende Spannung in sich auf und konzentrierte sich darauf der Asari zu folgen, die überraschenderweise ziemlich zielstrebig voranschritt.
Sie liefen zuerst durch Hell erleuchtete Straßen. Ein paar Ratten huschten von ihnen weg, um die Ecken klapperten Mülltonnen. Musik kam aus anderen genauso ausgestorbenen Bars. Eine Söldnergruppe begegnete ihnen auf der Straße. Calix wollte sich schon auf sie stürzen, sie niedermachen, doch die Männer nickten ihnen kurz zu, grummelten was von Tosh und Arschlöchern, gingen weiter und verschwanden hinter der nächsten Gasse. Kurz wollte er ihnen nach, warum konnte er selber nicht sagen, doch er schob den Drang beiseite und folgte der Asari weiter durch die Gänge.
Er dachte an die letzten Stunden. Irgendwas stimmte nicht mit ihm. Dass seine krampfhaft verdrängten Erinnerungen wieder hervorbrachen, war eine Sache. Dass er dabei vollkommen instabil wurde, war eine andere – und zutiefst beunruhigend dazu. In den vergangenen Jahren war er immer vollkommen kalt und beherrscht gewesen. Immer etwas impulsiver und streitlustiger als seine langweiligen Artgenossen, aber nie wahnsinnig. Und jetzt hast du Visionen, metzelst Leute in Fahrstühlen ab, nur weil sie dich provozieren und rastest wegen jeder kleinen Sache komplett aus. Sehr gut Mister. Sie sind auf dem Weg der Besserung. Er schmunzelte. Zumindest war er noch zynisch. Es gab also noch Hoffnung.
Mittlerweile hatten sie hatten die hell erleuchteten Gebiete hinter sich gebracht. Lyria führte sie jetzt durch dunklere, engere und vor Dreck strotzende Gassen. Mal hierhin mal dorthin. Hier und da lagen Gestalten am Rand auf den Boden. Einige bewegten sich schwach, andere gar nicht.
Als ihm auffiel, dass die Gänge immer enger wurden, wollte er sich spontan die Asari schnappen und sie ungeachtet irgendwelcher biotischen Zaubertricks fragen, wo sie sie eigentlich hinführte.
Er schloss die Augen.
Öffnete sie wieder.
Der Impuls war verflogen
Sie verließen die Gasse und waren nun auf einem spärlich beleuchteten Platz und gingen weiter. Funktioniert doch: Calix der Meister der Selbstbeherrschung.

Ein Schrei ertönte in der Ferne. Sofort erinnerte er sich an die Frau, die in seinen Armen gestorben war. An seine Kindheit. Dann ein Knall. Dann Nichts. Etwas in ihm wollte losstürmen und irgendwas angreifen und zerstören. Wieder war Lyria das Erste, was ihm einfiel. Eine Sekunde später war das Gefühl wieder verflogen.
„Omega ist besser als das hier“, kommentierte er die Stille und überspielte seine innere Unruhe. Zwanghaft dachte er an die Kälte der Oberfläche und den Schneesturm, durch den sie gekommen waren und der Ax den Rest gegeben hatte. Zwei Tage hatte er der VI und somit auch Zet gegeben. Zwei Tage, die er hier nun fest hing. Ax musste mittlerweile bei dem Quarianer angekommen sein. Vielleicht wurde an seinem treuen Shuttle schon rumgebastelt.
Er wurde ruhiger. Zum ersten mal seit Stunden. Er nahm die Kälte von der Oberfläche und schloss sie in sein Inneres ein. Konzentrierte sich auf die Vorstellung von einem eiskalten Schneesturm der durch sein Inneres raste und sein inneres Feuer nicht auslöschte sondern einfror, es bewahrte und hütete. Eine gute Vorstellung.
Augen zu. Augen auf. Gefühl speichern.

Sie waren an einem Bereich angekommen wo Treppen in den Fels gehauen waren und nach unten verschwanden oder sich die Wände hochzogen. Die Rampen, die neben den Aufzügen den offiziellen Weg nach oben oder unten bildeten, waren nirgends zu sehen.
„Und das führt wirklich nach unten?“, fragte er und sah die enge Treppe, die nach unten führte, skeptisch an. Geniale Frage. „Also zur dritten Ebene?“, fügte er hinzu und betrachte skeptisch den für seinen Geschmack viel zu engen Abgang.