Assault Shuttle Dashor

Zu ihrem Leidwesen lehnte Vanessa die großzügige Einladung zum Kuscheln ab, war jedoch anständig genug, einen zweiten Guten Morgen!-Kuss als Entschädigung abzugeben. Noé ließ sich damit nur zu gern besänftigen und verkroch sich – nach einem gleichermaßen verlegenen sowie verliebten Kichern – wieder vollkommen in dem verlockend warmen Bett.
Aus dem hinterlistigen und heimlichen Plan einfach weiter zu schlafen wurde jedoch nichts. Kaum hatte ihre Freundin nämlich die Dusche betreten, verbreitete sich ein deutlicher, aber dafür auch nicht besonders aufdringlicher, Lärm. Noé versuchte noch einige langsame Atemzüge lang diesem terroristischen Angriff durch diverse Ausweichmanöver zu entgehen, nach dem es jedoch auch nichts brachte, den Kopf unter der Decke und dem Kissen zu verbergen, gab sie es schließlich resignierend auf.
Das hast du davon, wenn du nicht machst, was Vanvan will., rieb die Neunzehnjährige sich mental unter die Nase und mühte sich dabei ein wenig mürrisch aus dem Bett. Erst jetzt fiel ihr dabei ein bedeutendes Detail auf, welches sie vorher zwar gespürt, aber trotzdem nicht so wirklich wahrgenommen hatte. Sie war nackt. Noé, du Schlampe!, hallte es in ihrem Kopf wieder, wobei sie sich durch den empörten Aufruf ihres quasi zweiten Ichs nicht wirklich beleidigt fühlte. Stattdessen lief sie bei den aufkommenden Erinnerungen an die letzte Nacht rot an und schlüpfte aus dem Bett, um ihre Kleidung zu suchen, solange Vanessa noch in der Duschkabine war.

„Du bist dran.“ Verkündete die Pilotin und brachte Noé damit in gewisser Weise in Verlegenheit. Sie selber saß in ihren Hot Pants und dem übergroßen Hoodie auf der Bettkante und kaute auf einem ihrer verstreuten – und wiedergefundenen – Fertigsnacks rum. Vanessa dagegen verließ nun grade die Dusche, wobei sie das splitternackt und ohne jegliche Scheu tat.
Super Noé!, ohrfeigte sich die Neunzehnjährige nun zum dritten Mal. Van sieht das offenbar ganz locker und du stellst dich an als wärest du im Knast oder so. Und hör auf sie anzustarren! Der letzte gedachte Satz war ein Schlüsselmoment, denn erst durch ihn kapierte Noé, dass sie mit all ihrem Tun innegehalten und stattdessen einfach nur die andere Frau angestarrt hatte.
„Eh… ehm…“, begann sie sofort los zu stottern und senkte dabei hastig den Blick ab. „Sorry… ähm...“ Einen Moment lang herrschte nur Stille und die Neunzehnjährige nahm einen tiefen Atemzug nach dem anderen, bis sie endlich genug Mut fasste, den Kopf wieder etwas anzuheben. Was sie sah beruhigte sie ungemein, brachte sie aber gleichzeitig noch mehr in Verlegenheit. Zum einen schien Vanessa den kleinen Zwischenfall eher amüsant oder gar niedlich zu finden, zum anderem änderte das nichts an der puren Peinlichkeit und sozialen Inkompetenz, mit welcher Noé sich grade konfrontiert sah. Geh einfach., hallte es in ihrem heißen Kopf wieder und da es offenbar das einzig sinnvolle war, mit dem ihr Verstand grade aufwarten konnte, befolgte sie den Rat ausnahmsweise.

Die lauwarme Dusche half Noé ungemein dabei sich abzukühlen und sich über das kleine Missgeschick, wenn man es denn so nennen wollte, bewusst zu werden. Ich hatte mein erstes Mal vorhin mit Vanessa, wieso stelle ich mich eigentlich so an? Sie hat mich nackt gesehen, ich hab sie nackt gesehen und wir haben beide noch was ganz anderes gemacht, als uns nur anzusehen. Sich diese Erkenntnis nochmal vor Augen zu führen half der Neunzehnjährigen ungemein und somit fühlte sich gleich weniger unbehaglich, als sie die Dusche wenige Minuten später wieder verließ. „Fertig!“, verkündete sie nun wieder wirklich munter, glücklich und unbeschwert, während sie sich ihre Pants und den Hoodie wieder anzog.