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  1. #11

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    Vielen Dank!!

    Kapitel 9: Die Ruhe vor dem Sturm

    „Jane, Schatz ich muss ganz dringend mit dir reden. Bitte, Süße, hast du Zeit?“, Hannah Shepard klang wirklich sehr nervös. Jane zog eine Augenbraue hoch und setzte sich an die Kante ihres Bettes. Normalerweise brachte nichts ihre Mutter so schnell aus der Ruhe. Jane glaubte ja fest, dass sie diese Ruhe von ihrer Mutter irgendwie geerbt hatte. Soweit sie sich an ihren Vater erinnerte war immer er derjenige gewesen, der Jane zu Recht wies und ihr erklärte was es für schlimme Dinge da draußen auf den anderen Planeten gab.
    „Klar. Was ist los, Mum?“, fragte sie und ging zu ihrem Schreibtisch. Sie würde wohl nie fünf Minuten in Ruhe auf ihrem Bett liegen können.
    „Schatz, ich hatte vorhin ein… Gespräch mit Mordin. Er hat dir ja sicher erzählt, dass wir zusammen arbeiten. Gott, Jane, es ist schon wieder viel zu viel Zeit vergangen. Ich habe dir doch gesagt, dass du mich bitte öfter anrufen sollst.“, schimpfte ihre Mutter und Jane grinste nur schuldbewusst. Sie warf einen kurzen Blick auf ihren Kalender, in welchem wöchentlich ein Tag rot eingekreist war mit einer kleinen Notiz ‘Mum anrufen‘.
    „Tut mir leid. Es ist alles immer so stressig und ich bin ständig unterwegs…“ – was stimmte, aber irgendwie nicht ganz so glaubwürdig klang – „…außerdem weißt du ja, ich muss die Galaxie retten, Reaper töten, uralte Feindschaften aus der Welt schaffen… das ist ein harter Job.“, Jane nippte an ihrem Kaffee und nahm ihr Datenpad in die Hand. „Außerhalb davon hättest du mich genauso gut kontaktieren können.“, fügte sie hinzu.
    „Hat dich die VI nicht informiert, dass ich das mindestens zehn Mal erfolglos versucht habe?“
    Jane schwieg wieder. ‘Mist‘, dachte Jane, ‘das hatte ich ganz vergessen‘.
    „Gut, tut mir leid. Ich werde mich bemühen in Zukunft öfter auf meinen Kalender zu schauen. Was für ein Gespräch hattest du denn mit ihm? Wenn es um irgendwelche komplizierten Worte geht, die er benutzt hat, kann ich dir leider auch nicht weiterhelfen.“, erklärte Jane und öffnete eine Nachricht auf ihrem Datenpad.

    Hey Schätzchen,
    geht es dir besser? Hast du etwas herausgefunden? Miranda war so schnell weg… hast du heute Abend Zeit?
    In Liebe,
    Garrus

    Jane lächelte, legte sich auf ihr Bett und schrieb ihm zurück. Es gefiel ihr, dass Garrus sie inzwischen auch öfter um Treffen bat.
    „Schatz, ich mache mir Sorgen um dich.“, eröffnete ihre Mutter und Jane verdrehte die Augen. Wie oft hatte sie diesen Satz in den letzten zehn Jahren hören müssen? Ihr Vater hatte nie derart an ihr gezweifelt nur ihre Mutter hatte immer wieder nachgehakt ob das was Jane tat auch nicht zu gefährlich für sie war. Natürlich verstand Jane die Sorgen ihrer Mutter irgendwie, immerhin hatte sie tatsächlich schon viel einstecken müssen, aber andererseits sollte sie auch wissen, wie stark sie war und was sie schon alles vollbracht hatte. Jane war schließlich nicht aus Glas. Und seit ihr Vater gestorben war, war ihre Mutter noch um einiges schlimmer geworden.
    „Mum, es geht mir gut.“, erwiderte sie nur gelangweilt und öffnete den Chat mit Garrus.
    „…“, nachdem Jane keine Antwort mehr bekam, stand sie auf und ging verwirrt zu ihrem Terminal um die Verbindung zu überprüfen. „Mum, bist du noch da?“, fragte sie.
    „Ja.“
    Schweigen.
    Jane seufzte. „Was ist los, Mum? Bist du wütend?“, fragte Jane und setzte sich auf den Stuhl um die Verbindung im Auge zu behalten.
    „Nein… nicht wirklich. Ich…“
    Es musste sich schon um etwas sehr Ernstes handeln, dass ihre Mutter so herumdruckste. War sie doch sonst nicht so. Janes Mutter war eigentlich eine gesprächige Person und umso überraschter und besorgter war Jane, dass sie nun so still war.
    „Mum, ehrlich. Jetzt machst du mir ein bisschen Angst. Was ist denn los?“, das ständige Nachhaken ging Jane langsam auch gehörig auf die Nerven.
    „Ich habe gehört, dass du mit dem… äh… mit Garrus zusammen bist.“
    Oh Gott.
    „… Und?“
    Jane wusste absolut nicht was sie dazu sagen sollte. Wie sehr hatte sie sich gewünscht, nie mit ihrer Mutter darüber reden zu müssen! Und ausgerechnet heute, wo sie doch schon so viel verwirrende und teils auch komplizierte Dinge erfahren hatte müssen, musste ihre Mutter sie auch noch auf Garrus ansprechen. Was hatte Mordin ihr erzählt?
    „Ich... ich halte das nicht für richtig, Jane.“, und da war er wieder. Dieser typische Mutterton, den Hannah Shepard ausgezeichnet beherrschte. Jane fühlte sich beinahe in ihre Jugend zurückversetzt und legte frustriert das Gesicht in die Hände.
    „Mum, ich bin 29. Tut mir leid, aber ich glaube kaum, dass ich noch deine Erlaubnis brauche um mich mit jemandem zu treffen.“, erwiderte sie und konnte kaum glauben, dass sie das ihrer Mutter sagen musste.
    „Das weiß ich doch, Schatz, und das erwarte ich auch gar nicht von dir. Aber… ein Turianer? Konnte es kein… ich hatte von einem Drell gehört und ich muss ehrlich sagen, dass mir das lieber gewesen wäre.“
    Jane konnte kaum glauben, wie unverschämt ihre Mutter manchmal sein konnte. Und in diesem Moment dachte sie auch gar nicht daran, dass Hannah ja gar nicht wissen konnte, dass Thane tot war.
    „Mum, du gehst zu weit.“, meinte sie wütend und brach die Verbindung ohne ein weiteres Wort ab.

    Garrus wollte sich eben auf dem Weg zu Janes Kabine machen, und hatte schon fast den entsprechenden Schalter gedrückt, als er eine weitere Nachricht von seiner Partnerin empfing.

    Sorry Liebling, ich muss mit Admiral Hackett sprechen. Vielleicht können wir uns später sehen? Ich schreibe dir.

    Er seufzte und lehnte sich frustriert an die Wand des Fahrstuhls. Kurz bevor sich die Tür schloss, schlüpfte noch Kaidan herein. Allem Anschein nach hatte er auch mit Jane sprechen wollen, denn sein Finger kreiste einige Sekunden lang über dem Schalter zu Janes Kabine.
    „Garrus.“, sagte der Major nur zur Begrüßung und der Turianer nickte bloß. „Wo wollen Sie denn hin? Sie haben gar keine Etage gedrückt.“, Kaidan warf Garrus einen fragenden Blick zu.
    „Kommandozentrale.“, erwiderte er nach einigem Nachdenken, vielleicht könnte er Jane ja doch noch irgendwie abfangen.
    „Sie wollten also nicht zu Shepard?“, fragte der junge Mann und betätigte den Schalter.
    „Sie ist nicht in ihrer Kabine.“, antwortete der Turianer wissend.
    „Achso. Na dann muss ich wohl auch zur Kommandozentrale.“, stellte er fest und grinste leicht. Die Normandy war mit großem Abstand das beste Schiff der Allianz und trotzdem war der Fahrstuhl extrem langsam. Am Schlimmsten war es natürlich wenn man dann auch noch mit jemandem drin steckte, den man gar nicht so gut leiden konnte. Und Kaidan und Garrus hatten sich noch nie so gut verstanden. Also schwiegen sie, obwohl Garrus das Gefühl hatte, dass Kaidan etwas auf der Seele brannte. Er seufzte resigniert.
    „Wollen Sie mit mir über irgendetwas reden?“, fragte der Turianer und starrte strikt auf die Anzeige des Fahrstuhls.
    „Über die Kultur und Traditionen der Menschen? Tut mir leid, aber da bin ich die falsche Adresse. Ich rede nicht so gerne mit Turianern.“, erwiderte Kaidan leicht bissig.
    Garrus war erstaunt über den so aggressiven Unterton des Majors. War Kaidan doch sonst nicht so zu ihm.
    „Habe ich Sie irgendwie beleidigt?“, fragte er deswegen und konnte immer noch nicht fassen, dass der Fahrstuhl so lange brauchte.
    „Nein. Sie haben Jane verletzt.“, erwiderte Kaidan überraschend ehrlich. Dann hatte er also von dem Vorfall auf der Party Wind bekommen. Gut, Garrus hatte sich so wieso ein wenig gewundert, dass ihn bisher niemand sonst darauf angesprochen hatte. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Zaeed die Klappe hielt, wenn es darum ging irgendjemanden in die Pfanne zu hauen.
    „Sie haben also davon gehört…“, erwiderte Garrus und er überlegte wie er aus dieser unangenehmen Situation nur wieder rauskommen sollte. Kaidan warf dem Turianer einen wütenden Blick zu.
    „Wenn Sie mit ihr zusammen sein wollen, sollten Sie verhindern sich Feinde zu machen. Shepard bedeutet allen sehr viel. Und ich mag es gar nicht, wenn man Personen verletzt, die mir etwas bedeuten.“, meinte Kaidan immer noch bissig.
    „Sollte das eine Drohung sein, Major?“, entgegnete Garrus kühl. Natürlich gab er sich auch selbst ein wenig die Schuld an Janes gesundheitlichem Zustand, der ganz offensichtlich noch ein wenig auf ihrer allergischen Reaktion beruhte, aber er würde sich von Kaidan ganz sicher nichts sagen lassen, der seine Jane auf Horizon einfach so hatte im Regen stehen lassen. „Erzählen Sie mir nicht, dass sie Ihnen etwas bedeutet, ich erinnere Sie nur zu gerne daran, dass Sie Jane den Rücken gekehrt haben, als sie Sie am meisten gebraucht hat. Ich war immer bei ihr und das werde ich auch immer sein. Daran können Sie mich nicht hindern. Denn im Gegensatz zu Ihnen liebe ich Jane und bin ihr treu. Vielleicht sollten Sie sich erst einmal Gedanken um Ihre eigenen Handlungen machen – Kaidan – bevor Sie mich kritisieren.“, sofort herrschte Stille in dem kleinen Aufzug und Kaidans Blick verriet, dass er unsicher war. Dann öffnete sich endlich die Türe und Garrus verließ den Aufzug. „Ach ja und, ich habe sie nicht verletzt. Sie hat allergisch reagiert. Das ist etwas vollkommen anderes. Ich würde Jane nie verletzen.“, Kaidan warf Garrus noch einen letzten giftigen Blick zu bevor er um die nächste Ecke bog.

    „Commander Shepard.“, Admiral Hacketts Hologramm sah Jane stolz und zuversichtlich an. „Der Tiegel ist fertig gestellt. Wenn Sie so weit sind kann ich die Truppen bereit machen.“, erklärte er und Janes Blick sprach Bände. Jetzt war es also so weit. Sie hatten es geschafft. Sie hatten den Tiegel fertig gestellt und Jane würde nun endlich den letzten Kampf anführen.
    „Admiral…“, begann sie. Obwohl sie in den letzten Monaten so oft an den Kampf gegen die Reaper gedacht hatte, und sich diesen Tag beinahe herbeigesehnt hatte, überkamen sie jetzt Zweifel. Wie sollte sie das nur schaffen? „Gut, wir wissen wo sich dieser Kai Leng aufhält. Wir fliegen hin und holen uns die Daten für den Katalysator. Wir werden höchstwahrscheinlich auf ziemlich heftigen Widerstand stoßen, aber das ist mir egal. Ich will diesen Mistkerl tot sehen.“, erklärte Jane und das Hologramm nickte zustimmend.
    „Gut, dann gebe ich das so weiter. Viel Glück, Commander.“, damit verschwand Hacketts Bild und Jane war wieder allein in dem kleinen Kommunikationsraum. Sie gab die Daten und Koordinaten weiter an Joker und der bestätigte ihr, dass sie in 16 Stunden beim Hauptquartier von Cerberus sein würden.
    „Jane?“
    Überrascht wandte sie sich an ihren turianischen Freund. „Das mit dem Anschleichen hast du ja wirklich hervorragend drauf. Thane wäre sicher neidisch.“, meinte sie, wollte die Stimmung eigentlich auflockern sah aber, dass Garrus diese Bemerkung ernst nahm.
    „Entschuldige.“, murmelte er und kam näher. Er hielt direkt vor ihr inne und nahm sanft ihre Hände in seine. „Ich weiß du… möchtest jetzt vermutlich noch ein wenig Ruhe haben aber… ich weiß nicht wie viel Zeit uns noch bleibt, Jane…“, er sah sie aus seinen traurigen blauen Augen an. Sie lächelte leicht und legte eine Hand an seine vernarbte Wange.
    „Wir schaffen das schon.“, meinte sie, konnte sich aber nicht einmal selbst überzeugen. Sie hatten solange auf diesen letzten Kampf hingearbeitet und jetzt endlich war es so weit und sie hätte sich am liebsten in irgendeiner kleinen Ecke verkrochen.
    Garrus lehnte seine Stirn an ihre. Jane schloss die Augen und horchte seinem gleichmäßigem Atem.
    „Es sind noch 16 Stunden…“, sagte sie leise.
    „Das ist nicht lange.“, erwiderte er und klang dabei ein wenig eingeschnappt. „Gibt es noch irgendetwas das du tun willst, bevor wir gehen?“, fragte er leise, legte seine Arme um ihre Hüfte und zog sie fest in seine Arme.
    „Hm… ich weiß nicht. Es gäbe da ein paar Leute die ich noch gern auf den Mond schießen würde. Ansonsten... ich habe da von einem sehr attraktiven Turianer gehört.“, Jane grinste Garrus schelmisch an. Der ehemalige C-Sec-Officer lachte.
    „Bevor wir damit anfangen… wen wolltest du denn auf den Mond schießen?“, fragte er und Jane hörte nicht zum ersten Mal diesen leisen, angenehmen Ton von ihm, der ihr jedes Mal einen wohligen Schauer über den Rücken jagte.
    „Meine Mutter, Khalisa, teilweise auch diesen komischen unbekannten Absender der seltsamen Mail…“, sie seufzte als sie wieder an das Gespräch mit ihrer Mutter dachte und ihre kindische Reaktion einfach die Verbindung abzubrechen. Eigentlich war Jane nicht der Typ für solche Aktionen, aber ihre Mutter hatte sie mit einem Mal auf 180 gebracht. Wie konnte sie nur so rassistisch sein? Sie kannte Garrus ja nicht einmal.
    „Wieso deine Mutter?“, fragte er irritiert und Jane bereute sofort, dieses Problem erwähnt zu haben. Sie wusste, dass er wenn es um Familie ging immer sehr empfindlich war.
    „Ist nicht so wichtig…“, meinte Jane und küsste Garrus demonstrativ auf den Mund.
    „Jane, Schätzchen, bitte, ich will nicht, dass du dich mit deiner Mutter streitest. Du wirst das unheimlich bereuen sollte irgendetwas schief gehen…“, er legte den Kopf schief. Garrus wusste nicht wieso aber Jane hatte ihm schon oft gesagt, dass sie es unheimlich süß fand wenn er das tat. Sie stöhnte, lehnte ihren Kopf wieder an seine Schulter und grummelte ein wütendes „Ja schon klar.“ vor sich hin. „Du kommst aber mit.“, beschloss sie, ohne dass Garrus sich auch nur ansatzweise hätte wehren können.

    „Fertig. Großer Erfolg. Tiegel bereit zum Einsatz.“, Mordin strahlte mit der Sonne um die Wette. Hannah lächelte. Sie verstand vollkommen wieso der Salarianer so stolz war, hatte sie die Fertigstellung des Tiegels wirklich unheimlich viel Kraft, Zeit und Nerven gekostet. Erst dann bemerkte sie das grüne, blinkende Licht ihres Universalgeräts. Eine Nachricht von Jane.

    Hey Mum,
    Lass uns noch mal reden. Bitte. LG Jane.

    Hannah atmete erleichtert aus. Sie hatte nach ihrem Gespräch mit ihrer Tochter noch mal im Extranet recherchiert. Es gab zahlreiche Artikel über die Beziehung von Jane und Garrus wobei man die Hälfte davon nicht ernst nehmen durfte, aber wenn auch nur ein Bruchteil der Behauptungen wahr waren, hatte Hannah Jane und insbesondere Garrus Unrecht getan. Sie hatte den Turianer völlig falsch eingeschätzt. Nachdem sie auch noch genauer mit Mordin über ihre Tochter und deren Partnerschaft gesprochen hatte war sie überzeugt davon, dass Garrus gar nicht so übel war.
    „Hat Shepard immer beschützt. Ihr nie widersprochen. Hat in einem Gespräch mit mir erwähnt, dass er Shepard – Moment – liebt. Scheint ihm ernst zu sein. Würde ihn im Bezug auf Jane nicht provozieren.“, das war nur ein Teil von Mordins Beschreibung, aber es reichte Hannah um zu wissen, dass der Turianer gut für Jane war.
    „Schatz, es tut mir leid.“, meldete sie sich. Sie hatte außerdem gelesen, dass der Drell bei dem Versuch den Rat zu beschützen umgekommen war. Noch ein Grund für eine Entschuldigung.
    „Schon gut, Mum. Ich habe vielleicht auch ein wenig überreagiert.“, meinte Jane. „Außerdem… sollte ich dir vielleicht ein bisschen mehr über mich erzählen.“, lenkte ihre Tochter ein. „Also hast du noch Zeit für einen kurzen Aufenthalt auf der Normandy?“
    „Ich würde dich liebend gern noch mal sehen, Süße, aber ich fürchte, dass das nicht möglich ist.“, Hannah wirkte wirklich unheimlich traurig darüber, Jane nicht mehr sehen zu können.
    „Du schaffst das, meine Kleine, ich bin unheimlich stolz auf dich und ich will, dass du weißt, dass ich dich sehr liebe und bete, dass du diesen Kampf heil überstehst.“
    Erst jetzt wurde dem Commander bewusst, dass diese Unterhaltung womöglich die letzte war, die sie mit ihrer Mutter führen würde. Jane merkte wie sich ihr Herz bei diesem Gedanken zusammenzog und ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend ausbreitete. Sie lehnte sich an Garrus und starrte weiterhin auf das Terminal.
    „Mum, ich liebe dich auch…“, erwiderte sie und versuchte den Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken. Jetzt war nicht der Zeitpunkt um über verpasste Gelegenheiten zu trauern. Sie würde ihre Mutter wiedersehen. Und es würde ihr gut gehen, daran musste sie einfach glauben. „Und wenn wir schon dabei sind, ich glaube, ich habe dir viel zu wenig von meinem Privatleben erzählt.“ Obwohl Jane bewusst war, wie sehr sie ihre persönlichen Konflikte, Beziehungen immer unter Verschluss gehalten hatte, fühlte es sich jetzt falsch an, nie mit ihrer Mutter darüber geredet zu haben. „Also…“, Jane schaltete auf Videoübertragung und ihre Mutter sah viel besorgter aus, als sie gedacht hatte.
    „Sie sind also Garrus.“, Hannah lächelte ehrlich.
    "Ja, ich hoffe ich enttäusche Sie nicht.", erwiderte der Turianer.
    "Ganz und gar nicht. Inzwischen habe ich viel von Ihnen gehört. Und meine kleine Jane scheint ja auch sehr begeistert von Ihnen zu sein. Ich erwarte nur, dass Sie gut auf sie aufpassen werden. Sie ist alles was ich noch habe.", ihre Mutter klang wirklich überraschend ernst. Garrus erwiderte ihren Blick ebenso ernst und nickte.
    "Selbstverständlich. Sie können sich auf mich verlassen.", versprach der ehemalige C-Sec-Officer. Hannah sprach noch ein wenig mit Garrus, erkundigte sich nach seinen Absichten und wurde schließlich früher als erwartet zurück zu Mordin gerufen. Sie verabschiedete sich mit einem unguten Gefühl und wünschte ihrer Tochter alles Gute. Sie bat Jane gut auf sich aufzupassen und legte auf.

    Jane seufzte und lehnte sich leicht an Garrus. Umso länger sie hier stand, desto deutlicher wurde ihr wie wenig Zeit Sie eigentlich noch hatten. 16 Stunden. Genug um noch ein wenig zu schlafen. Wobei Jane gar nicht so sicher war ob sie jetzt überhaupt schlafen konnte. Zu viele Szenarien gingen ihr durch den Kopf und sie fragte sich immer wieder ob sie überhaupt eine realistische Chance hatten diesen Kampf zu gewinnen. Nach all den Niederlagen die sie in letzter Zeit hatte einstecken müssen fühlte sie sich für diesen letzten Angriff alles andere als bereit. Sie seufzte resigniert und musste unwillkürlich lächeln als sie Garrus' Arm um ihre Taille spürte. Er wusste dass es ihr schlecht ging und er wusste genau wie er sie beruhigen könnte.
    "Willst du lieber allein sein oder soll ich dir noch etwas Gesellschaft leisten?", fragte er und sprach dabei mit einer so sanften Stimme, dass Jane sicher war, dass ihm jetzt niemand hätte widersprechen können.
    "Du liest meine Gedanken.", erwiderte sie und gab ihm einen liebevollen Kuss auf den Mund. Garrus vertiefte diesen innigen Moment mit ihr und zog Jane noch etwas fester in seine Arme. Mehr als je zuvor wurde ihm bewusst, wie sehr er sie beschützen wollte. Diese starke, faszinierende Frau, die sein Herz mit Leichtigkeit erobert hatte. Er wusste, dass er, sollte er Jane verlieren, nie wieder jemanden finden würde, den er ansatzweise so lieben könnte wie Jane. Einen schönen Augenblick lang, in welchem die Beiden einfach nur eng umschlungen in dem kleinen Raum standen, fragte er sich, ob sie sich überhaupt bewusst war, wie sehr er ihr verfallen war.
    "Jane...", setzte er an, vergaß dann aber schnell wieder was er eigentlich sagen wollte. Jane ließ kurz von ihm, nahm seine Hand und zog ihn Richtung Bett. Er erkannte an ihrem Blick, dass sie traurig war, und das gefiel ihm überhaupt nicht. Wenn er die letzten Stunden mit ihr verbrachte dann wollte er, dass sie glücklich war und nicht ständig an das dachte was noch vor ihnen lag. Garrus setzte sich an die Kante des Bettes und zog Jane auf seinen Schoß. Ihr Blick verriet wie verwirrt sie war.
    "Jane, Schätzchen, ich wollte dich noch etwas fragen, bevor wir...", er musterte seine Partnerin mit einem seltsamen Blick. Eigentlich hatte Jane gedacht sie hätte sich an die Gestik der Turianer gewöhnt, und irgendwie hatte sie auch erwartet inzwischen zumindest fast immer aus Garrus‘ Blick lesen zu können, wie er sich fühlte. Aber in diesem Moment war sie mehr als nur ratlos.
    "Okay.", Jane wusste zwar nicht was es jetzt noch zu besprechen geben könnte, aber sie merkte, dass er leicht besorgt war. Hoffentlich bat er sie nun nicht in diesem letzten Kampf nicht zu viel zu riskieren, denn sie wusste, dass sie ihm das nicht versprechen könnte.
    "Ich habe mich noch ein wenig über die Menschen informiert und...", er setzte Jane kurz auf das Bett, so als würde sie nichts wiegen und ging nochmal zur Türe. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass er etwas mitgebracht hatte.
    "Genaugenommen gibt es zwei Dinge...", Jane verfolgte Garrus mit einem neugierigen Blick als er sich wieder neben sie setzte. Er hielt ein kleines Kästchen in der einen, und ein anderes verziertes Gefäß in der anderen Hand. Hätte Jane es nicht besser gewusst hätte sie gesagt, dass es turianisch ist. "Das ist... Unsere Clanfarbe. Normalerweise gehört ein bestimmtes Ritual dazu, wenn sich ein Turianer mit seiner Partnerin... Verbindet. Aber ich bin mir nicht mal sicher ob wir den morgigen Tag überleben werden, also...", bevor Garrus weiterreden konnte legte Jane ihm einen Finger auf den Mund.
    Sie konnte gar nicht fassen, was er da eben gesagt hatte. Soweit sie wusste, gingen Turianer diese besondere Verbindung nur ein, wenn sie auf immer und ewig zusammen sein wollten. Und das war um einiges ernster als das Heiraten bei Menschen. Und Jane hatte vor wenigen Wochen noch daran gezweifelt dass er sie liebte? Das konnte sie jetzt kaum mehr glauben. Sie brauchte einen Moment um ihre Sprache wieder zu finden.
    "... Wenn du nicht möchtest, kann ich das verstehen...", fügte Garrus nach einigen Minuten des Schweigens hinzu. Anscheinend glaubte er wirklich, dass er sie damit eingeschüchtert hatte, dabei wusste sie einfach nur nicht wie sie ihm antworten sollte.
    "Nein oh Gott Garrus, ich will doch, ich bin nur so... Ich hatte gar nicht damit gerechnet.", erwiderte sie schnell und starrte auf das kleine blau-graue Gefäß. Es wirkte mit den vielen Verzierungen unheimlich wertvoll.
    "Es gäbe auch noch eine andere Möglichkeit...", er öffnete das andere kleine Kästchen und dann kamen Jane endgültig die Tränen. Er wollte sie heiraten?
    "Jane?!", fragte er fast panisch, mit schlechtem Gewissen, vielleicht etwas Falsches gesagt oder getan zu haben. Sie lachte leicht und konnte gar nicht fassen wozu ihr turianischer Freund alles im Stande war. Garrus strich ihr sanft über die feuchte Wange. "Alles in Ordnung?"
    Jane nickte leicht. "Ja... Ich... Ich weiß nur gar nicht was ich sagen soll...", sie kam sich unheimlich blöd vor, wie sie ihm da gegenüber saß und gar nicht aufhören konnte zu weinen.
    "Weißt du, ich bin jetzt auch ein bisschen planlos. Eigentlich hatte ich alles Mögliche mit einkalkuliert, aber nicht, dass du jetzt plötzlich anfängst zu weinen.", er strich Jane eine nasse Strähne hinters Ohr. "Ist die Vorstellung so schlimm, mich zu heiraten?", fragte er scherzhaft und lachte leicht. Jane lächelte.
    "Nein, ganz im Gegenteil...", murmelte sie und schniefte. Garrus ging zu ihrem Schreibtisch und reichte ihr ein Taschentuch.
    "Also... Ist das ein 'Ja, ich will'?", fragte er und wirkte dabei extrem unsicher.
    Jane nickte nur und fing wieder an zu schluchzen. Nie hätte sie gedacht wirklich mal jemanden zu treffen den sie heiraten wollte. Als sie damals zum Militär gegangen war, hatte sie das getan in dem Glauben sich für immer zu verpflichten. Sie hatte nie daran gedacht irgendwann mal eine Familie zu gründen, und eigentlich hatte sie das auch nie gewollt. Aber seit sie mit Garrus zusammen war, hatte sie immer öfter an Kündigung gedacht. Dass sie sich einfach irgendwo mit ihm niederließ. Vielleicht auf der Citadel, oder Palaven, oder vielleicht sogar die Erde...
    "Ich liebe dich...", murmelte sie und ließ sich von ihm küssen.
    Er nahm den Ring aus dem Kästchen und beäugte ihre Hand einen Moment lang. Menschen hatten unnötig viele Finger, dachte er kurz, an welchem kam nochmal der Ring? Jane bemerkte sein Zögern und lächelte wieder. "Der Zweite von links."
    Garrus tat so als hätte er das gewusst und streifte ihr sanft den Ring über den Finger. "Ich habe gelesen, dass dazu eigentlich auch so eine Art Ritual gehört..."
    "Das ist aber auch in Ordnung. Dann sind wir vorerst mal eben nur verlobt. Wir können ja nach dem Kampf richtig heiraten.", schlug sie vor.
    "Und dich in meinem Clan aufnehmen...", fügte er dazu.
    "Ja.", erwiderte sie und Garrus glaubte, Jane noch nie so glücklich Lächeln gesehen zu haben. "Jetzt habe ich einen guten Ansporn gesund zurück zu kommen.", meinte sie und lachte leicht.
    "Den hättest du vorher auch schon haben sollen.", erwiderte Garrus grimmig zwischen zwei Küssen.

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    Kapitel 10: Das Cerberus Hauptquartier

    Eigentlich war es nicht das erste Mal, dass EDI Jane begleitete. Allerdings schien sie trotzdem irgendwie nervös zu sein. Der Commander dachte daran, dass es vielleicht auch daran liegen könnte, dass EDI in dem Cerberus-Hauptquartier erschaffen wurde. Aber EDI schien etwas anderes zu beunruhigen. Sie flogen mit einem Shuttle direkt in den Hangar der Cerberus Basis. Nachdem Jane mit EDI und Garrus die ersten feindlichen Truppen ausgeschaltet hatte, hackte die VI sich in das System und ließ einen der Cerberus Jäger direkt gegen die Wand fliegen. Somit öffnete sie einen direkten Durchgang zum Kern der Basis. Jane und Garrus waren beeindruckt von EDIs Idee und folgten ihr tiefer in das Innere des Gebäudes.
    Admiral Hackett hielt Funkkontakt mit dem Commander. Er hatte einige seiner Truppen den Cerberus-Angreifern auf den Hals gehetzt um sie abzulenken und Jane und ihrem Trupp eine reale Chance zu geben bis zu dem Unbekannten vorzudringen.
    Während EDI die Verschlüsselung der nächsten Tür überbrückte, wurde Jane ganz mulmig. Irgendetwas stimmte hier nicht. Das alles war verdächtig einfach und die Art wie der Unbekannte seine Leute wie Kanonenfutter behandelte ging ihr auch gehörig gegen den Strich. Garrus bemerkte Janes plötzliches Schweigen und warf ihr einen besorgten Blick zu.
    "Alles in Ordnung?", fragte der Turianer und nachdem Jane nicht reagierte, strich er ihr behutsam über die Wange. "Schätzchen?"
    Der Commander wandte den Blick an ihren Partner. "Entschuldige. Ja, es ist alles in Ordnung. Ich habe nur eben an Hackett gedacht...", meinte sie leise und war in Gedanken ganz bei dem Admiral. Sein Ablenkungsmanöver funktionierte. Die Cerberustruppen waren viel zu sehr damit beschäftigt Admiral Hacketts Angriffe abzublocken. Vielleicht hatte Jane auch deswegen so leichtes Spiel. Trotzdem bekam sie das Gefühl nicht los, dass irgendetwas an dieser Sache faul war.
    "Ich hab's.", meldete sich EDI zu Wort.
    Sie folgten der Zerstörung des Jägers, kämpften sich durch weitere Cerbetustruppen und betraten schließlich einen großen Raum. Der Aufgang führte über eine Art Gerüst, das um die Überreste des Menschenreaper gebaut worden war.
    "Unglaublich, dass sie von diesem Mistding so viel bergen konnten... Die ganzen Kolonisten sind darin verarbeitet. Und damit kann der Unbekannte leben?", Garrus schüttelte angewidert den Kopf. Er hatte Recht, fand Jane. Das Ganze war moralisch total verwerflich und einfach nicht richtig. Jane fühlte sich unwohl in der Nähe dieses Monsters, schließlich hatten sie vor einigen Monaten noch gegen dieses Ding kämpfen müssen.
    "Wir sollten weiter.", meinte Jane so ruhig wie möglich und führte ihren Trupp weiter nach oben.
    Einige weitere Kämpfe später kamen sie zu einem schmalen, langen Gang, der steil nach oben führte.
    Als sie den Raum betraten, hatte Jane eigentlich fest damit gerechnet gleich dem Unbekannten gegenüber zu stehen, aber stattdessen stand da nur ein leerer Stuhl inmitten des Raums mit perfektem Blick auf die glühende Sonne des Systems.
    EDI begann sofort die Datenbank zu hacken, sie suchte nach den übrigen Daten des Katalysators und kurz darauf erschien das Hologramm der Protheaner-VI von Thessia.
    "Sie kämpfen also immer noch.", stellte die beschädigte VI fest.
    "Ja und wir brauchen ihre Hilfe. Sie wissen doch, was der Katalysator ist.", sagte Jane ernst.
    "Der Katalysator ist die Citadel.", antwortete das Hologramm.
    Jane zog irritiert beide Augenbrauen hoch und ein Blick auf ihre ahnungslosen Begleiter verriet ihr, dass diese ebenso verwirrt waren wie sie. Was wollte der Protheaner ihr damit sagen?
    "Was?", fragte Jane also einfach nur. Einen Moment lang ging ihr der Gedanke durch den Kopf, dass der Unbekannte die VI vielleicht umprogrammiert hatte um sie in die Irre zu führen. Aber andererseits konnte er dafür doch gar nicht mehr die Zeit gehabt haben, oder?
    "Sie können den Tiegel nur mit der Citadel als Waffe nutzen.", erklärte der Protheaner.
    "Sie wollten die Reaper mit ihren eigenen Waffen schlagen.", meinte EDI erstaunt.
    "Ja, aber unser Zyklus hatte den Tiegel nicht fertigstellen können.", ergänzte der Protheaner.
    "Und das soll wirklich funktionieren? Tut mir leid, aber es fällt mir wirklich schwer das zu glauben...", meinte Jane und warf der VI einen zweifelnden Blick zu. Jane wollte diesen Kampf gewinnen, um jeden Preis, aber sie würde nichts riskieren was sie alle umbringen könnte.
    "Ja. Der Unbekannte ist aber bereits auf der Citadel. Er hat die Reaper informiert und sie haben den Katalysator in ein anderes System gebracht, das sie Sol nennen.", erklärte er weiterhin.
    "Sol? Ist das nicht das System der Menschen?", fragte Garrus und überlegte warum die Reaper ausgerechnet dort anfangen wollten. Waren die Kroganer oder die Turianer nicht eine viel größere Gefahr?
    "Die Erde.", sagte Jane und stellte mit Schrecken fest was ihre Handlungen gegen die Reaper ausgelöst hatten. Sie wollten die Menschheit als erstes ernten, weil Jane sie provoziert hatte. Und viel Zeit würde ihr nicht mehr bleiben, den Heimatplaneten ihrer Spezies zu retten.
    Plötzlich erlosch das Hologramm.
    "Hier ist Schluss.", Kai Lengs raue Stimme hallte durch den Raum und Jane spürte sofort Wut in ihr aufsteigen. Dieser Mann hatte Thane auf dem Gewissen. Am liebsten hätte sie ihm sofort einen sauberen Kopfschuss verpasst, aber da war er auch schon direkt vor ihr, mit seinem Schwert direkt auf sie gerichtet. Jane ließ ihre Universalklinge hervorschnellen und blockte den Angriff ab. Garrus und EDI bedeckten ihren Feind sofort mit Schüssen. Kai Leng vollführte einen Salto rückwärts und Jane hatte keine Ahnung wie das geschah, aber plötzlich befanden sich überall um sie herum Phantome und andere Angreifer von Cerberus. Jane konzentrierte sich jedoch nur auf Kai Leng. Der Gedanke an ihren engen, toten Freund war permanent präsent, sodass sie ihren Feind ständig auf den Fersen war. Dieses Mal würde er nicht davon kommen. Sie würde es hier und jetzt beenden. Für Thane. Für Kolyats Vater. Das war sie ihm schuldig.
    Der Cerberusagent war schnell, wich Janes Kyrostrahl und anderen biotischen Angriffen aus, allerdings war er nicht stark genug um sich gegen Jane und ihrem Squad zu behaupten. Jane warf ihn mit ihrer Biotik gegen die Wand. Keuchend und blutend ging Kai Leng zu Boden.
    Jane fühlte sich gut, sehr gut sogar. Sie wollte, dass dieses Schwein litt bevor er starb und sie war kurz davor ihm mit seinem eigenen Schwert die Kehle durchzuschneiden, als Garrus sie daran erinnerte warum sie eigentlich hier waren. Sie setzte sich auf den Stuhl des Unbekannten und lud die Daten über den Katalysator herunter. Gleichzeitig schickte sie Admiral Hackett eine Nachricht über die Citadel. Sie wusste dass Kai Leng noch am Leben war und aus den schlurfenden, leisen Geräuschen schloss sie, dass er noch einen letzten Versuch unternehmen würde, sie zu töten. Und kurz bevor sein Schwert Jane traf, blockte sie seinen Angriff mit ihrer Universalklinge ab und rammte ihm diese in die Brust.
    "Das war für Thane du Hurensohn!", zischte sie und Kai Leng ging gurgelnd und sich vor Schmerz krümmend zu Boden. Jane musterte den toten Mann noch einen Moment lang und spürte ein seltsames Bedürfnis noch einmal ganz sicher zu gehen dass er auch tot war. Sie zielte mit ihrer Waffe auf seinen Kopf und verharrte in der Bewegung als Garrus sanft seine Hand auf ihren Arm legte.
    "Du weißt doch sicher noch was Thane immer gesagt hat, oder?"
    Jane wusste worauf der Turianer anspielte. Der Drell hatte ihr erzählt warum er immer so sauber getötet hatte. Selbst als er auf seinem Rachefeldzug für seine Frau viele Leben genommen hatte, hatte er ihre Leichen nie schlimm zugerichtet. Es war ein sauberer Angriff gewesen, nie mehr. Jane verstand was Garrus ihr sagen wollte. Thane würde nicht wollen, dass sie ihre Wut an dem toten Kai Leng ausließ.
    Jane ließ ihre Waffe sinken und starrte voller Hass auf den toten Körper herab. Er hatte so einen schnellen Tot nicht verdient, dachte sie und merkte, wie ihr eine heiße Träne über die Wange lief.
    "Jane...", Garrus versuchte sie in seine Arme zu nehmen, aber Jane stieß ihn sanft weg, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und ging zurück zu dem Terminal.
    "Sie werden die Reaper nicht besiegen können.", meinte die Protheaner VI wieder als EDI sie erneut aufrief. "Sie werden die Menschen ernten."
    "Ich halt sie auf.", sagte Jane fest entschlossen und immer noch voller Wut.
    "Nachdem die Reaper von ihrem Vorhaben wissen ist die Chance extrem gering dass sie-"
    "Ich halt sie auf.", widerholte Jane und verließ ohne ein weiteres Wort die Cerberusbasis.

    Zurück auf der Normandy ging Jane direkt in den Kommunikationsraum, obwohl Garrus sie bat noch kurz mit ihr unter vier Augen zu sprechen. Jane meinte nur sie hätte keine Zeit und sobald sie sich alleine in dem kleinen Kommunikationsraum widerfand überkam sie ein schlechtes Gewissen. Garrus machte sich Sorgen um sie und er wusste, dass ihnen kaum noch Zeit blieb miteinander zu reden und was tat sie? Sie stieß ihn von sich. Seufzend schüttelte sie den Kopf und nahm sich vor noch einmal kurz mit ihrem Verlobten zu reden bevor sie runter auf die Erde gehen würden.
    Bevor sie länger darüber nachdenken konnte, meldete sich auch schon Captain Anderson zu Wort
    "Was ist passiert, Commander?", fragte er und Jane hörte die Besorgnis in seinr Stimme. Für den Captain war sie immer wie eine Tochter gewesen, so wie er für sie immer ein besserer Vater war.
    "Die Reaper wissen, dass wir wissen, dass sie wissen was wir vorhaben.*", erklärte Jane und war selbst ein wenig erstaunt wie kompliziert ihre Erklärung klang. Vermutlich war sie einfach nur noch etwas zu sehr durch den Wind um jetzt eine bessere Erklärung abgeben zu können. Aber Anderson kannte Jane gut genug und verstand was sie ihm sagen wollte.
    "Das ist schlecht, spielt jetzt aber keine große Rolle mehr. Wir werden trotzdem gegen sie kämpfen und wir werden siegen, auch wenn sie wissen was wir planen. Shepard, wir sehen uns in London. Tun Sie mir den Gefallen und seien Sie vorsichtig. Ohne Sie ist der Kampf gleich verloren. Und ich auch.", bat der Captain und Jane war ganz gerührt von seinen Worten. Sie versuchte zu Lächeln.
    "Selbiges gilt für mich Anderson.", erwiderte sie und hätte nun alles gegeben um ihren Captain zu umarmen. Das Hologramm nickte zustimmend und mit einem letzten "Viel Glück" erlosch es.
    Jane machte sich auf den Weg zu den Shuttles. Sie machte noch einen letzten Halt auf dem Crewdeck und ging geradewegs zu Garrus auf den Gefechtsstand.
    Er stand wie immer an dem Terminal und kalibrierte vermutlich die Waffen der Normandy. Er reagierte überhaupt nicht und das verstärkte ihr schlechtes Gewissen enorm. Jane verschloss die Türe manuell, sie wollte nicht, dass jetzt noch irgendjemand reinkam und sie störte. Dann lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und seufzte. "Es tut mir leid...", murmelte sie und hoffte, er würde ihr nun irgendeine beruhigende Antwort geben.
    Garrus tat nichts, er stieß sie nicht weg, nahm sie aber auch nicht in den Arm, was sie nun wirklich gebraucht hätte. "Garrus...", sie wollte nicht so in den letzten Kampf gehen. Gestern hatten sie noch so einen schönen Abend miteinander verbracht und ausgerechnet jetzt musste sie das zu Nichte machen.
    Der Turianer spürte Janes Anspannung und Unsicherheit. Er wusste nicht was er sagen sollte, schließlich war sie diejenige, die nicht reden wollte. Nun gab er ihr diese Distanz und jetzt wollte sie doch auf einmal reden? Garrus merkte, dass er wohl noch so viel über Menschen lesen konnte, er würde aus ihnen nie schlau werden. "Ich dachte du wolltest nicht mit mir reden.", erwiderte er und klang dabei beleidigter als er es beabsichtigt hatte. Jane zuckte etwas zusammen.
    "Doch.", sie versuchte ihre plötzliche Sensibilität zu ignorieren. Normalerweise war sie nicht so nahe am Wasser gebaut. Normalerweise stritt sie aber auch nicht mit ihm. Dabei fiel ihr auf, wie harmonisch es zwischen den beiden bisher gelaufen war. Tatsächlich konnte sie sich an keine einzige Auseinandersetzung mit dem Turianer erinnern.
    Und endlich drehte er sich zu ihr und legte sanft seine Hand an ihre Wange. "Jane, wir kämpfen alle gemeinsam gegen die Reaper. Du bist nicht allein. Bitte, mach das nie wieder.", meinte er ernst und Jane wusste, das er meinte, nicht wieder von ihr weggestoßen zu werden.
    "Tut mir leid.", entschuldigte sie sich und kuschelte sich an ihn. Er nahm seine Arme um sie.
    "Du solltest dich nicht von deiner Wut leiten lassen, Jane. Wenn du so weitermachst... Dann nimmt das alles kein gutes Ende.", meinte er und wünschte sich in diesem Moment sie küssen zu können. Schade, dass Turianer so etwas nicht richtig konnten. Zumindest nicht so wie Jane es konnte, mit ihren sanften, weichen Lippen.... Er merkte schnell, dass er mit seinen Gedanken zu diesem vollkommen unpassenden Moment abdriftete und schüttelte leicht den Kopf.
    "Alles in Ordnung?", fragte Jane und jetzt wo er sie wieder so ansah, ihren heißen Atem auf seinem Gesicht spürte, rief sie seine unangebrachten Gedanken gleich wieder zurück. In diesem Augenblick verfluchte er Mordin, dass er ihm damals gesagt hatte, dass Menschen und Turianer ähnlich in Stresssituationen reagierten. Wenn er das nicht gewusst hätte, hätte er sich vermutlich besser beherrschen können, er hätte Jane nicht so eng an sich gepresst, ihre wilden Küsse nicht erwidert, ihr nicht unter ihr Shirt gefasst, ihrer weichen Haut und ihren fordernden Küssen einfach wiederstanden. Aber der Gedanke an das amüsierte Grinsen des Salarianers als er vom gemeinsamen Stressabbau gesprochen hatte, machte die Situation für Garrus nicht gerade leichter. Und dass Jane auch noch alles erwiderte, gab ihm den Rest. Er aktivierte schnell die Tastensperre auf dem Terminal und setzte Jane darauf. Obwohl sie erst letzte Nacht miteinander geschlafen hatten, schien es als konnte er nicht genug von ihr kriegen.
    Jane keuchte als er sich zwischen ihre Beine stellte und ihr sanft in den Hals biss. Inzwischen war sie sich seine ungezügelte Leidenschaft gewöhnt und sie gab sich ihm vollkommen hin. Sie genoss ihre Zweisamkeit so sehr, dass sie komplett vergaß eigentlich schon längst im Hangar sein zu müssen, wo James mit Cortez vor dem Shuttle stand und sich fragte wo sein Commander wohl blieb...

    "Ernsthaft Esteban, sollten wir Lola nicht mal anfunken? Sie wollte doch schon vor 15 Minuten hier sein.", James starrte unzufrieden auf die Uhr seines Universalgeräts. Er wollte so schnell wie möglich runter auf die Erde und kämpfen, schließlich zwickte seine Ausrüstung hier und da etwas unangenehm und er wollte eigentlich sofort wieder da raus.
    Steven Cortez zog ebenfalls besorgt eine Augenbraue hoch. Es war absolut unüblich für den Commander zu spät zu kommen. Und dann ausgerechnet jetzt, wo es doch wirklich um mehr ging, als sonst. "Vielleicht haben Sie Recht...", meinte er und tippte auf seinem Universalgerät herum. Nachdem er Shepard allerdings nicht erreichen konnte, schlich sich der bittere Gedanke in seinen Hinterkopf, dass sie vielleicht aus Angst vor den Reapern nicht kam. Cortez verwarf diesen Gedanken jedoch gleich wieder, immerhin sprach er hier von Shepard, die mutigste und stärkste Frau der ganzen Galaxie. Sie würde vor keinem Kampf Halt machen. "Wen wollte sie denn noch mitnehmen?", fragte Steven und las sich die Kontaktliste der Normandy durch. Vielleicht könnte er das zweite Squadmitglied erreichen, dass komischerweise auch noch fehlte.
    "Das fragen Sie noch, Esteban? Natürlich Garrus... Vermute ich zumindest. Er war doch bisher immer dabei.", und da hatte James eine Eingebung. Der Commander würde doch nicht etwa jetzt noch auf dem Gefechtsstand mit Garrus...? "EDI können Sie mir sagen wo sich Shepard eben aufhält?", fragte James und machte sich schon auf den Weg zum Aufzug. Nicht zu fassen, sie wollten jetzt endlich die Erde zurück erobern und Shepard dachte nur an Sex? James schüttelte fassungslos den Kopf. Das durfte einfach nicht wahr sein.
    "Natürlich Lieutenant. Shepard befindet sich gerade auf dem Gefechtsstand mit Officer Vakarian.", antwortete die synthetische Stimme und James nuschelte nur ein genervtes "Ich wusste es" bevor sich die Aufzugtüre hinter ihm schloss und einen verwirrten Steven Cortez zurück ließ.
    James ignorierte Kaidan, der ihn noch fragte, was er denn noch auf der Normandy zu suchen hatte, sollte er nicht schon längst mit dem Shuttle unterwegs sein? Er beachtete auch Liara nicht, die ihn ebenfalls mit einem verwirrten Blick musterte.
    Die Türe zum Gefechtsstand war verschlossen, natürlich. James war nun wirklich nicht der beste Techniker, und so brauchte er auch eine Weile, bis er das Abschließsystem der Tür überbrückt hatte. Und als sich die Türe endlich öffnete stand er vor Jane, deren zerzaustes Haar so ziemlich alles sagte, und vor Garrus, der ihn komischerweise extrem gelassen ansah und im Gegensatz zu Jane, die leicht außer Atem war nicht ansatzweise so überrascht wirkte. Erstaunlicherweise waren beide angezogen und James fand sie auch nicht in irgendeiner absurden Stellung wieder. Eigentlich verriet nur Janes momentaner Zustand was die beiden eben noch getrieben hatten.
    "James… Ich weiß wir sind zu spät. Ich hole nur schnell meine Ausrüstung, dann können wir gehen.", meinte der Commander unschuldig, gerade so als hätte sie eben nicht noch wilden Sex mit ihrem turianischen Partner gehabt. James verschlug es die Sprache. Für wie dumm hielt sie ihn eigentlich?
    "Ich begleite Sie zu den Shuttles, Lieutenant.", meinte Garrus zu allem Überfluss noch, so als wäre er schon die ganze Zeit startklar gewesen und als hätte er sich nur noch kurz von Jane verabschieden wollen. James war unfähig irgendetwas zu sagen. Jane ging an ihm vorbei, wohl wissend, dass James als auch Garrus ihr nachsahen und verschwand dann im Aufzug.
    "Sie haben doch eben noch...", meinte James verwirrt darüber, wie schnell die Beiden anscheinend gewisse Vorkehrungen getroffen hatten um nicht von ihm in flagranti erwischt zu werden.
    "Was, Vega?", fragte Garrus und tat überzeugend so, als hätte er keinen blassen Schimmer wovon der Lieutenant sprach. James schüttelte den Kopf. Das war ja mal wieder typisch...

    ---

    Ich hoffe die Kapitel gefallen wieder
    Man muss nicht selber in der Pfanne brutzeln, um über ein Schnitzel schreiben zu können.

  2. #12
    Toss a coin... Avatar von Drellinator92
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    Hahaha, super Arbeit

  3. #13

    Standard

    Vielen Dank an Drellinator92

    Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!

    Kapitel 11: Die Erde

    Massaker. Dieser Gedanke schoss Jack öfter durch den Kopf als sie ihre Schützlinge bewachte, welche die Fronttruppen konzentriert mit ihren biotischen Barrieren unterstützten. Anfangs hatte sie die jungen Biotiker noch fluchen hören, wenn jemand unter ihrem Schutz starb. Aber inzwischen war das so oft geschehen, dass eine kalte Stille eingekehrt war. Die Meisten konnten den Mund nicht einmal mehr aufmachen. Jack beobachtete ihre Kids, versuchte sie immer wieder anzustacheln sich zu konzentrieren, dabei viel es ihr selbst schwer nicht an dem Anblick eines verstümmelten Soldaten hängen zu bleiben. Es war ein schrecklicher, blutiger Kampf. Jack hatte schon so viel Tot gesehen aber nichts das vergleichbar gewesen wäre mit diesem Bild der Zerstörung. Rodriguez fing an zu weinen. Sie schluchzte unter der Anstrengung, der Angst wieder das Leben unter ihrem Schutz zu verlieren.
    „Hier wird nicht geheult, Rodriguez! Das ist was ihr wolltet! Ihr wolltet Action und keinen Spielplatz. Halte deine Barriere gefälligst aufrecht!“, brüllte Jack und sah wie die junge Frau unter jedem einzelnen Wort zusammenzuckte.
    „Ich kann nicht mehr…“, murmelte sie und fing an zu zittern. Sie weinte ununterbrochen und Jack merkte, dass sie hier so nicht weiter kam. Sie stellte sich hinter Rodriguez und legte ihre Hände auf ihre.
    „Sie sollten manchmal vielleicht ein bisschen rücksichtsvoller sein, Jack. Ihre Schüler sind doch noch sehr jung, oder nicht?“, das hatte Shepard zu ihr gesagt und zum ersten Mal hielt sie sich an Janes Rat.
    „Ganz ruhig, Rodriguez. Schließ einfach die Augen, okay? Du kannst deine Biotik auch benutzen ohne hin zu sehen.“, sagte Jack so beruhigend wie sie konnte. Die Biotikerin verstärkte Rodriguez Biotik und unterstützte die junge Frau. Sie hörte auf ihre Lehrerin und schon fühlte sich alles viel besser an. Sie musste nicht mehr zusehen, wie Soldaten starben.
    „Gut so.“, als Jack sicher war, dass Rodriguez die Barriere auch ohne sie aufrechterhalten konnte ging sie wieder ein paar Schritte zurück. Einige andere ihrer Schüler nutzten ebenfalls ihren Rat und Jack spürte, dass die Barrieren nun um einiges stärker waren. Sie lächelte zufrieden und zog dann irritiert eine Augenbraue hoch. Da war etwas, weit weg, das extrem hell schien. Zuerst fragte Jack sich, was das sein konnte, aber als das rote, grelle Licht den gesamten Himmel erleuchtete und drohte immer näher zu kommen, glaubte sie, dass es keine Rolle mehr spielte zu wissen was es genau war. Jack sah nur wie einige Reaper unter dem Licht in sich zusammen fielen. Und dieser Anblick gefiel ihr zunehmend.

    Wrex brüllte ein paar Befehle, während Grunt neben ihm stand und das Ausmaß der Zerstörung beobachtete. London sah aus wie Tuchanka, dachte der junge Kroganer, groß, schmutzig, kaputt und es stank nach verbranntem Fleisch. Er fragte sich unwillkürlich warum Jane sich damals so negativ über seinen Heimatplaneten geäußert hatte, sah ihrer ja kein Stück besser aus.
    "Hmm.... Ich will was töten, Wrex...", grummelte Grunt und trat von einem Fuß auf den anderen. Er wollte mit seinen Brüdern an der Front kämpfen. Er war ein Soldat, nicht Wrex' linke Hand, die nur das Schlachtfeld beobachtete und den Clanführer auf wichtige Details hinwies. Dafür war er einfach nicht geschaffen und das wusste Wrex auch.
    "Nerv nicht, Urdnot Grunt. Ich habe hier Wichtigeres zu tun als deinem Genörgel nachzugehen. Außerdem nehme ich Shepards Worte sehr ernst und wenn sie will, dass ich dich schütze, tu ich das auch.", Wrex musste grinsen als er an Janes mütterlichen Ton dachte, als sie ihn darum gebeten hatte gut auf Grunt aufzupassen. Er sei ja noch so jung und handelte manchmal etwas unbedacht. Sie würde sich große Sorgen machen. Wrex hatte den Jungen beiseite genommen und ihn neben sich platziert. Er wusste, dass der junge Kroganer ein guter Soldat war, einer der Besten sogar, aber er wollte sich Janes Zorn auch nicht zuziehen, also glaubte er, es wäre eine gute Lösung Grunt als seinen Bodyguard fungieren zu lassen, auch wenn Wrex der Meinung war, das gar nicht nötig zu haben.
    Grunt grummelte wieder unzufrieden vor sich hin. Eigentlich hatte er sich sogar auf diesen Kampf gefreut, töten ohne Limit, geradezu ein Traum für ihn! Und dann musste seine Kampfmeisterin ihm das natürlich zu Nichte machen.
    Wrex brüllte einen weiteren Befehl und beorderte eine Truppe von kroganischen Frontkämpfern weiter nach hinten.
    Grunt beobachtete einfach weiterhin das Schlachtfeld, mehr als zusehen blieb ihm ja nicht übrig. Und dann entdeckte er etwas Seltsames. Von weitem zeichnete sich der Strahl, der die Menschen zur Citadel beförderte, klar am Horizont ab. Aber irgendetwas geschah da vorne und als das weiße Licht plötzlich rot wurde, musste der Kroganer erst ein paar Mal blinzeln um sicher zu gehen, dass er nicht nur halluzinierte. Nein, das rote Licht drohte wirklich näher zu kommen. Es sah aus wie eine Art Lichtkuppel, die mit einer gewaltigen Geschwindigkeit auf sie zuraste.

    Tali seufzte. Sie war eines der wenigen Crewmitglieder, das noch auf der Normandy war. Der Rest war auf der Erde, kämpfte an der Front oder half aus der Distanz, aber Shepard hatte der Quarianerin verboten das Schiff zu verlassen. Nach ihrem Gespräch mit dem Commander hatte Tali versucht Kal nochmal zu erreichen, aber aus welchem Grund auch immer hatte sie ihn nicht kontaktieren können. Keelah, sie betete, er würde bei diesem schrecklichen Krieg nicht ums Leben kommen! Tali war so in ihren Gedanken vertieft, dass sie gar nicht mitbekam, wie Legion das Maschinendeck betrat und sich hinter sie stellte.
    "Schöpferin Tali.", begann er zögernd.
    Die junge Technikerin erschrak ein wenig und wandte sich dann an den nervösen Geth.
    "Legion!", erwiderte sie überrascht und fühlte sich gleich ein wenig unbehaglich. Sie hatte ihm noch gar nicht richtig für sein kleines Geschenk danken können und irgendwie war sie wegen ihren Gefühlen immer noch so durcheinander, dass sie gar nicht wusste wie sie mit ihm umgehen sollte. Jane hatte Legion bestimmt damit beauftragt, auf Tali aufzupassen. 'Vielen Dank, Shepard, das war bestimmt dein Werk', dachte Tali und wusste nicht ob sie ihrem Commander dankbar oder böse sein sollte. Sie dachte mit Sicherheit, dass die Quarianerin wegen ihrer Schwangerschaft eingeschränkt war und sich nicht richtig verteidigen könnte, sollte etwas schief gehen. Sie verdrehte die Augen, was Legion nicht sehen konnte und seufzte.
    "Hat Shepard dich damit beauftragt, mich zu beschützen?", frage sie und klang dabei nicht sehr erfreut.
    Legion schwieg einen Moment, tat irgendwas mit seinen Fingern was für Tali ein bisschen nach Däumchen drehen aussah und sah sie dann wieder an.
    "Nein. Wir -... Ich habe Commander Shepard darum gebeten bei... Dir zu bleiben.", erklärte Legion ehrlich und Tali musterte ihn erstaunt. Er hatte sie eben geduzt. Bisher hatte der Geth das noch nie getan obwohl sie ihm gesagt hatte, dass er das ruhig tun konnte. Tali war ganz gerührt. Er war nicht auf Befehl von Shepard hier sondern aus freiem Willen, vermutlich weil er sie mochte und deshalb beschützen wollte.
    "Legion... Ich... Danke.", sie lächelte leicht, blinzelte ein paar Tränen weg und umarmte den Geth dann. Er war gar nicht so kalt oder hart, wie sie erwartet hatte. Die metallene Oberfläche war überraschend weich, gab an einigen Stellen sogar leicht nach als sie sich an ihn drückte. Außerdem ging von seinem Körper eine angenehme Wärme aus und Tali musste wieder Lächeln, als Legion langsam, bedächtig seine Arme um sie legte.
    Vielleicht begann er ja langsam zu verstehen, was Zuneigung war. Was es bedeutete, eine Person zu lieben. Und vielleicht könnte er, wenn dieser schreckliche Krieg vorbei war zusammen mit Tali nach Rannoch gehen. Bevor er diesen Gedanken weiterführen konnte, wurde das Schiff plötzlich von irgendeiner Art Kraftfeld erschüttert und Legion und Tali verloren das Gleichgewicht. Die Quarianerin landete etwas unsanft auf dem Geth, der seine Arme schützend fester um sie genommen hatte.
    "Keelah, was war das?", fragte Tali und sah in das schwache Licht in Legions Gesicht. „Legion, ist alles in Ordnung?“, fragte sie und hatte irgendwie das mulmige Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Tali saß auf und musterte den Geth einige Sekunden lang. Er antwortete ihr nicht mehr.
    „…Legion?“, fragte sie besorgt und beugte sich etwas über ihn. Und schließlich erlosch das Licht des Geth vollkommen. "LEGION!"

    Mordin war um einiges taktvoller als Hannah erwartet hatte. Er merkte, wie nervös und besorgt sie wegen Jane war und blieb die ganze Zeit bei ihr. Er sprach mit Absicht nur über die Dinge, die gut liefen, dass Jane es mit ihrem Squad geschafft hatte, den Reaper vor dem Strahl zu vernichten. Und ab und zu sang der Salarianer auch, wobei Hannah überzeugt war, dass er das oft auch unbewusst tat oder eben aus Nervosität. Und plötzlich schwieg er.
    "Mordin?", fragte Hannah und sah auf sein Universalgerät. Es war eine Videoübertragung von Admiral Anderson. Er hatte es auf die Citadel geschafft und das was Hannah dort sah, schockierte sie zu tiefst. Da waren Berge von toten, blutverschmierten Menschen, ein Keeper der den Helm eines toten Soldaten in den Händen hielt. Der Admiral sagte etwas, Mordin versuchte sein Universalgerät lauter zu machen, allerdings war die Übertragung so schlecht, dass man das Gesprochene nur erahnen konnte. Er sprach mit Jane. Hannah atmete erleichtert auf, es ging ihrer Tochter also gut, sie war noch am Leben. Mordin und Hannah befanden sich auf Admiral Hacketts Schiff und sollten eigentlich die Funktionalität der Kanonen im Auge behalten aber Mordin hatte es irgendwie geschafft eine Verbindung zu Admiral Anderson herzustellen.
    Er sprach nun etwas deutlicher und Mordin hörte erneut Janes Namen und dann erschien sie auf der Bildfläche, ihre Rüstung zerfetzt, schwer verletzt. Sie hatte eine Hand auf eine blutende Wunde an ihrer Seite gedrückt und ihr Blick verriet, dass sie starke Schmerzen hatte. Der Admiral sagte noch etwas und dann mischte sich eine dritte Stimme ein. Jemand schien die Kontrolle über Janes Körper zu übernehmen, denn sie richtete ihre Waffe direkt auf den Admiral. Es wurden noch mehr Worte ausgetauscht. Worte, die Mordin nicht verstand, nicht filtern konnte, irgendetwas ging dort oben vor sich aber er konnte absolut nicht sagen was. Und dann ein lauter Knall, die Kamera war einige Sekunden lang zu Boden gerichtet. Hannah sog scharf die Luft ein, hielt die Hände vor das Gesicht und konnte gar nicht fassen wovon sie da eben Zeugin geworden war. Mordin klärte sie schnell auf, erzählte das Nötigste von den Reapern, ihre Art die Kontrolle zu übernehmen.
    Der Admiral richtete sich wieder auf und Hannah und Mordin sahen wieder Janes geschocktes Gesicht und die Träne, die ihr über die Wange lief. Beweis genug, dass sie das nicht hatte tun wollen.
    Dann gab es noch einen Knall und der Admiral ging zu Boden. Mordin und Hannah schwiegen einen Moment lang, dann kam Jane wieder in das Bild, sie ging zu dem Terminal, aktivierte etwas und die Citadel öffnete sich. Dann schleppte sich Anderson zu einer Art Stufe und Jane setzte sich neben ihn. Sie sprachen ein paar Worte miteinander und dann, war es nur noch Jane die sprach. Kurz ertönte Admiral Hacketts Stimme und Jane versuchte mit letzter Kraft nochmal zu dem Terminal zu gelangen. Hannah konnte gar nicht mit ansehen wie ihre Tochter litt. Sie schüttelte fassungslos den Kopf. Wollte ihr am liebsten sagen, dass sie einfach dort verschwinden sollte und dann brach Jane zusammen. "Nein!", schluchzte Hannah und ging in die Knie. Sie konnte gar nicht glauben, dass das eben wirklich geschehen ist.
    "Moment. Shepard nicht...tot. Licht.", sagte Mordin einfach nur und betrachtete weiterhin das Bild, wie Jane auf einer Art Plattform aus dem Raum verschwand. Dann war es still. Der Admiral bewegte sich nicht mehr und es geschah eine ganze Weile lang auch nichts mehr. Bis ein seltsames rotes Licht den Raum erfüllte und der Kontakt zu Andersons Universalgerät abbrach.

    "Bei den Geistern, Kaidan, wir müssen zurück! Wir können Jane nicht alleine lassen!",Garrus begann zu husten und Kaidan schleppte seinen Kollegen zur nächstbesten Sitzfläche.
    "EDI können Sie Dr. Chakwas in den Hangar beordern? Garrus ist schwer verletzt und ich könnte auch ein wenig Medigel vertragen.", sagte Kaidan sachlich und ignorierte Garrus' Beschwerden. Der Turianer stand wieder auf und wollte sich zu einem der Shuttles schleppen, spürte einen heftigen, betäubenden Schmerz der wie ein Blitz durch seinen ganzen Körper fuhr und brach keuchend zusammen. Himmel, er hatte sich noch nie auch nur annähernd so tot gefühlt wie in diesem Moment. Er stöhnte, versuchte sich wieder aufzurichten aber seine Verletzungen waren einfach zu schwer.
    "Herrgott Garrus Sie sturer Idiot!", fluchte Kaidan und zog den Turianer zu den Terminals um ihn wenigstens aufrecht hinsetzen zu können. "Ich weiß, Sie glauben mir das nicht, aber Shepard bedeutet mir auch verdammt viel. Ich würde auch lieber zurückgehen und mit ihr kämpfen aber wir können das nicht mehr Garrus, verstehen Sie mich?! Sie können ja kaum noch stehen, das hat keinen Wert!", schimpfte Kaidan und drückte seine verletzte Hand auf die stark blutende Wunde an Garrus' Seite. Es sah übel aus. Kaidan hatte die Berichte über Garrus 'Archangel' gelesen, er wusste, dass er schon viel einstecken hatte müssen, aber das konnte alles nicht so schlimm gewesen sein, wie diese Verletzungen. Garrus war geradezu blutüberströmt und wäre turianisches Blut nicht blau hätte Kaidan sicher auch schon brechen müssen. Der Turianer röchelte und der Major dachte schon er würde jetzt gleich unter seinen Händen wegsterben.
    "Kaidan... Sie verstehen das nicht...", murmelte Garrus benommen. Sein Körper fühlte sich taub an, es war als würde er langsam einschlafen. Aber das konnte er sich nicht erlauben. Er musste wieder zu Jane koste es was es wolle, er würde nicht tatenlos herumliegen und sich von Dr. Chakwas behandeln lassen, ehe er sicher war, dass Jane diesen Kampf heil überstand.
    "Doch, das tue ich.", erwiderte der junge Mann nach einer Weile. Er konnte Garrus nicht in die Augen sehen. Er war eifersüchtig, dass der Turianer das geschafft hatte, wozu er sich nie getraut hatte, er beneidete ihn für den goldenen Ring an seinem Finger, der mehr sagte als irgendwelche Worte es je könnten. Und er beneidete Garrus für die Art und Weise wie Jane ihn ansah. Es war mehr als Liebe, es war etwas, dass es bislang noch nicht gegeben hatte und für das es keine Worte gab.
    "Sie... Hat mich gebeten, dass ich dafür sorge, dass Sie gesund werden, wenn sie im Kampf verwundet werden sollten. Bevor wir in den Jeep gestiegen sind, hat sie mit mir gesprochen Garrus und sie hat gesagt, wie wichtig Sie ihr sind. Ich weiß jetzt, dass Sie ihr gut tun und so schwer es mir auch fällt das einzusehen, weiß ich jetzt, dass sie zu ihr gehören und ich werde ihre Beziehung nie wieder in Frage stellen. Aber bitte Garrus, tun Sie mir den gefallen und helfen sie mir Janes Bitte zu erfüllen. Das ist das einzige was wir jetzt noch für sie tun können. Lassen Sie sich verarzten...", Kaidan sagte das alles mit so einem Ernst in der Stimme, dass Garrus ihm im ersten Moment gar nicht widersprechen konnte.
    Zum ersten Mal wusste Garrus genau was der Major dachte und in diesem Augenblick war er dankbar für seine Ehrlichkeit. Auch wenn sie bisher nicht gut miteinander ausgekommen waren, gab es wohl keinen Moment in dem sie sich besser verstanden wie jetzt. Garrus dachte über seine Worte nach, blendete den Schmerz aus und versuchte Kaidans Worte richtig zu interpretieren. Er wollte also, dass er nicht mehr zur Erde ging, dass er hier auf der Normandy blieb und sich von Dr. Chakwas verarzten ließ. Zuerst wollte Garrus ihm widersprechen, dann dachte er aber wieder daran, dass das das letzte war, um was Jane Kaidan gebeten hatte.
    Bei den Geistern, wie konnte sie ihm das nur antun? Wie konnte sie von ihm verlangen sie alleine zu lassen? Dabei wusste Jane ganz genau, dass er ohne sie nicht leben könnte.
    Garrus seufzte. "Das werde ich ihr nie verzeihen..."

    "Verdammt, kann mal jemand dieses verdammte Ding übernehmen?!", fragte Joker und funkte alle Jäger in seiner Umgebung an. Seit er Garrus und Kaidan von der Erde abgeholt hatte, wurde er von einigen kleinen 'Mistviechern' wie er die Reaperdronen gerne nannte verfolgt. Mit den Geschützen der Normandy konnte er sie nicht erledigen, dafür waren sie zu klein, zu wendig. Mit einem angepissten Knurren lenkte Joker die Normandy weiter weg von dem Kampf. EDI neben ihm schien ein wenig nervös zu sein. Joker hatte ihr versprochen sie nach dem Kampf in das erste wiederaufgebaute Restaurant auszuführen und mit ihr zu tanzen, sollten sie diese Scheiße hier überleben. EDI hatte gelächelt und ihm einen Kuss gegeben, mit der Begründung, das solle Glück bringen.
    Seitdem saßen sie seit Stunden in ihren Sesseln und manövrierten die Normandy durch die halbe Milchstraße.
    Joker war nur froh, dass die Normandy so verdammt gut ausgerüstet war. Ansonsten hätten ihre Schilde sicher schon längt versagt und sie hätten das gesamte Schiff evakuieren müssen.
    "Jeff, siehst du das auch?", fragte EDI und Joker musste gar nicht fragen was sie meinte. Da war ein gigantisches Licht, das von der Citadel aus ging, und jeden Reaper zerstörte den es erreichte.
    "Oh scheiße!", fluchte Joker und versuchte mit dem letzten bisschen Treibstoff das ihm zur Verfügung stand den ÜLG Sprung auszuführen bevor das Licht auch ihn erreichte. Urplötzlich befanden sie sich in einem anderen System und Joker seufzte schon erleichtert als er glaubte, diesem ungeheuren Strahl entkommen zu sein. „
    Das war mal n' Ritt, was EDI?", fragte er und grinste zu seiner synthetischen Partnerin rüber. EDI erwiderte seinen Blick mit einem Kopfschütteln.
    "Ich bezweifle, dass es das schon war, Jeff.", meinte sie und sah irritiert auf die Anzeigen der Normandy. "Jeff, irgendetwas stimmt nicht."
    Joker stöhnte. "Ach komm schon, Süße, ich habe uns allen eben den Arsch gerettet. Was soll da denn noch sein?", meinte Jeff genervt und musterte ebenfalls die Anzeigen. EDI hatte Recht. Irgendwie schien alles verrückt zu spielen. "EDI...? Schatz, ist alles okay bei dir?", fragte Joker nun mit echter Besorgnis und warf seiner Partnerin einen fragenden Blick zu.
    "Ich weiß nicht Jeff, da ist....", begann sie und Jeff meinte Schmerz in ihren Gesichtszügen zu lesen. Gut, sollte die Normandy doch drauf gehen, in diesem Moment war ihm nur wichtig, dass es EDI gut ging. Und nachdem sie nicht antwortete, überließ Joker die Steuerung komplett seiner Freundin und quälte sich aus dem Sitz. Das durfte doch nicht wahr sein. EDI konnte doch nicht einfach so... Und bevor der Flight Lieutenant den Körper der VI erreichen konnte, wurde die Normandy von einer gigantischen Druckwelle erfasst. Joker kam hart auf dem Boden auf, fluchte als er sah wie das rote Licht durch das ganze Schiff jagte und so ziemlich jedes Programm lahm legte, dass die Normandy am Laufen hielt.
    Geändert von Sally78 (10.05.2015 um 19:54 Uhr)
    Man muss nicht selber in der Pfanne brutzeln, um über ein Schnitzel schreiben zu können.

  4. #14
    Newbie Avatar von xsm4sh3r
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    Wahnsinns Story immer wieder feselnd, größte Hochachtung vor deinen Schreibkünsten, freu mich auf weitere Kapitel

  5. #15
    Casual-Gamer Avatar von B0n3cru5h3r
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    Mein Kompliment, Sally78, es liest sich total flüssig, und auch ich freue mich auf weitere Kapitel


  6. #16

    Standard

    Ein ganz großes fettes Danke an xsm4sh3r und hoschi347 <3 Ich weiß das wirklich zu schätzen

    Und nächstes Kapitel:

    Kapitel 12: Die Erde – Teil II

    Es ging schnell. Unerwartet schnell. Jane zielte, drückte den Abzug, ein Mal, zwei Mal. Ein ohrenbetäubender Knall, ein rotes Licht und auf einmal war alles vorbei. Jane wurde von der Wucht der Explosion zurückgeschleudert, stieß mit dem Kopf an etwas Hartes und spürte einen kurzen Moment lang einen sengenden Schmerz und dann kam die Dunkelheit über sie.
    Zuerst glaubte Commander Shepard tot zu sein. Alles war weiß, friedlich. Es gab weder Anfang noch Ende, einfach nur ein endloses Meer aus weiß und sie stand mitten drin. Es fühlte sich an wie ein Traum und Jane hoffte nun bald die Stimmen ihrer Freunde, Familie zu hören. Zumindest hatte sie gehofft, dass der Tod angenehm war. Aber da war nichts nur weiß und Stille. Sie hörte nicht einmal ihren eigenen Atem und irritiert musste sie feststellen, dass sie gar keinen richtigen Körper besaß. Urplötzlich stand wieder der kleine Junge vor ihr.
    "Warten Sie, ich gebe Ihnen Ihre alte Form."
    Und schon stand Jane wieder mit beiden Beinen auf festem Untergrund. Hatte sie es denn nicht geschafft? War sie etwa nicht tot? Verwirrt musterte sie die hellblaue schimmernde Gestalt vor ihr.
    "Lebe... Ich noch?", fragte sie und das erste was ihr auffiel war die Tatsache, dass sie gar nicht mehr so schrecklich krächzte wie vor ein paar Sekunden noch.
    "Ja.", antwortete der Katalysator bloß. Keine Erklärung, keine Ausreden. Er starrte sie einfach nur an.
    "Gut... Okay und wo sind wir hier?", fragte sie.
    "Im Licht. Eine Art Zwischenwelt.", erklärte der Junge. Er nahm Janes Hand und begann zu laufen. "Folgen Sie mir."
    Jane tat wie ihr geheißen und hoffte bald möglichst irgendwelche sinnvollen Antworten zu bekommen.
    "Ich will jetzt nicht undankbar klingen, aber warum lebe ich noch? Ich dachte, ich müsste sterben...", meinte sie verwirrt und plötzlich tat sich vor ihr eine Art Portal auf. Jane sah ein kleines turianisches Haus, mit einem Garten der sehr der Architektur der Menschen ähnelte und mittendrin einen kleinen turianischen Jungen, der mit einem Normandymodell spielte. Dann stand auf einmal Garrus neben ihm und sprach mit ihm.
    "Die Zukunft, die Sie sich so sehr wünschen.", erklärte der Junge nachdem Jane sich auch noch selbst sah, wie sie dem kleinen Turianer einen liebevollen Kuss auf die Wange gab.
    "Adoption?", fragte Jane mit einem Anflug von bitterem Sarkasmus und dachte daran, dass das nicht wirklich der Zukunft entsprach die sie sich mit dem Turianer immer gewünscht hatte.
    "Nein, Ihr leibliches Kind.", ergänzte der Katalysator.
    Jane verstummte. Das war doch gar nicht möglich. Wie oft hatte sie sich selbst dabei erwischt, wie sie im Extranet nach einem Turianer-Mensch-Kind gesucht hatte. Ein Wunder, dass irgendwo in der Galaxie geschehen sein konnte. Aber da hatte es nichts gegeben, es war schlicht und ergreifend unmöglich. Und jetzt wo sie keine Ahnung hatte, wo sie eigentlich war und ob sie Garrus jemals wiedersehen würde spielte das alles doch gar keine Rolle mehr. Was für ein schmerzender Gedanke...
    "Wir haben über Sie nachgedacht. Wie Sie die ganze Galaxie vereint hatten um sich gegen uns aufzulehnen. Sie haben dabei viel verloren und am Ende wollten Sie sich sogar selbst opfern. Mit so einer Selbstlosigkeit hatten wir nicht gerechnet.", setzte der Junge an. "Die Ernte ist keine Lösung mehr für das Chaos."
    Jane hörte dem Jungen ruhig zu und beobachtete ihre imaginäre Familie. Garrus sah so stolz und glücklich aus als er seinen Sohn in die Arme nahm. Wie gern hätte Jane ihm dieses Kind geschenkt, wie sehr sehnte sie sich nach ihrem Partner... Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Er hatte sich diese Familie gewünscht und Jane wusste, dass er ein verdammt guter Vater gewesen wäre. Sie wollte ihn so gerne sehen…
    "Das haben Sie schon gesagt. Aber Sie sagten auch, dass es alternativ nur diese drei Möglichkeiten gäbe.", meinte Jane und versuchte bei dem Gedanken an Garrus, sein Liebesgeständnis bevor sie ihn verlassen hatte, nicht zu weinen. "Und ich sollte sterben."
    "Nein. Ja. Das geht aber nicht. Sie sind das erste organische Wesen, das so einen großen Wiederstand geleistet hat. Wir haben viele Zyklen gesehen und nie war der Widerstand so stark gewesen wie dieses Mal. Wir haben Sie beobachtet, Mensch, Sie sind stur und Sie wollen leben. Aber nicht nur Sie, Sie wollen auch das andere überleben und das ist Ihnen wichtiger als Ihr eigenes Leben und das ist neu.", erklärte er und trat durch das Portal auf die kleine Familie zu. Jane folgte ihm und nachdem sie durch das Portal gestiegen war, verschwand die andere Jane. Der kleine turianische Junge sah zu ihr, die gleichen blauen Augen wie Garrus. "Mama!", rief er freudig und rannte auf Jane zu. Ohne ihr bewusstes Dazutun, kniete sie sich zu ihm und nahm ihn fest in die Arme.
    "Wir glauben eine andere Lösung gefunden zu haben. So viel Frieden...", der Katalysator verstummte wieder und beobachtete Jane.
    "Und was hat das zu bedeuten?", fragte sie und streichelte sanft die viel zu echte Illusion Ihres Sohnes.
    "Die Gefahren dieses Zyklus bestehen nicht in den synthetischen Wesen. Es gibt keinen Krieg mehr zwischen synthetischem und organischem Leben. Es gibt eine andere Gefahr, die das gesamte Leben des Universums bedroht. Wir glauben, dass Sie diese Gefahr auslöschen können. Darum sind Sie noch am Leben."
    Jane starrte den Katalysator verdutzt an.
    "Ich verstehe nicht.", erwiderte sie ehrlich. Jane war doch nur ein Mensch, ein Zyklus dauerte über 50.000 Jahre! Wie sollte sie denn da für Frieden sorgen?
    "Ich habe meine Hülle Ihnen überlassen. Sie umgibt Sie und friert die Zeit ein. Ähnlich wie eine Stasiskapsel der Protheaner, nur dass meine Hülle Sie noch um einiges länger beschützen könnte. Sie werden meine Hülle solange behalten, bis Sie jemand findet und in Sicherheit bringt.", erklärte der Junge.
    "Und wenn ich dann in Sicherheit bin? Was soll ich dann tun? So Leid es mir tut aber ich habe langsam die Nase voll davon ständig die Galaxie retten zu müssen. Sie wissen doch was ich will.", Jane sah den Katalysator wütend an. Sie wollte doch nur noch mit Garrus zusammen sein, das war alles. Mehr verlangte sie gar nicht.
    Der kleine Turianerjunge in ihren Armen schmiegte sich etwas näher an sie. „Sie haben schon mit Ihnen Bekanntschaft gemacht", begann der Katalysator und ignorierte Janes Einwände komplett. "Sie erhielten eine Nachricht, eine Drohung.", erkläre der Junge und Jane fand den Gedanken, dass die Reaper selbst persönliche Nachrichten verfolgen konnten sehr unangenehm. Sie wusste selbstverständlich was er meinte. Dieses Bild würde sie in hundert Jahren nicht aus dem Kopf bekommen.
    „Na schön Wir konnten den Absender aber nicht ausmachen. Wir haben keinen Anhaltspunkt.“, meinte Jane und klang verzweifelter als sie beabsichtigt hatte. Außerdem wollte sie einfach nicht mehr. Dieser Krieg hatte sie genug Nerven gekostet. Sie hatte einfach keine Lust mehr, wieder um die Leben ihrer Freunde, Familie, Lieben zu bangen. Es war genug. Für jetzt und für den Rest ihres Lebens. Sollte sich jemand anders mit dieser neuen ¨Bedrohung¨ beschäftigen. Sie würde sich ganz sicher nicht mehr darum kümmern.
    Der Katalysator schwieg einen Moment lang. Dann sah er sich um. Er schien nach irgendetwas zu suchen.
    „Da kommt jemand.“, sagte er bloß und irgendwie fand Jane das gruselig. Wenn sie sich tatsächlich in einer Art Zwischenwelt befanden, wer war dann noch hier? Wer konnte überhaupt noch hier sein? Sie dachte an Captain Anderson und sofort kamen ihr die Tränen.
    „Oh Gott...“
    „Mama?“, der kleine Junge in ihren Armen starrte sie entsetzt an.
    „Schon gut.“, murmelte Jane, obwohl ihr bewusst war, dass er nur eine Illusion war, nicht echt. Trotzdem glaubte sie, dieses unschuldige Kind beschützen zu müssen.
    „Wir können nicht länger mit Ihnen reden. Suchen Sie den Würfel. Das ist alles was ich Ihnen in diesem Moment sagen kann. Wir wurden erschaffen um die Ordnung in der Galaxie zu erhalten, nun wird sie von etwas anderem bedroht, dass wir nicht mehr aufhalten können. Sie haben uns zerstört, Mensch, nun müssen Sie mit den Konsequenzen leben. Wenn Sie Ihre Freunde beschützen wollen, müssen Sie kämpfen. Ich kann Ihnen nicht mehr sagen. Die Ordnung des Universums liegt nicht mehr in meinen Händen.“, sagte der Katalysator noch bevor er mit einem leisen Zischen verschwand.

    Und dann ging alles ganz schnell.
    Das Haus, der Garten, ihr Sohn alles löste sich in Millionen kleine Teile auf, riss Jane aus der endlosen weißen Welt und zurück in die Realität. Die Schmerzen kehrten zurück, das Hämmern in ihrem Kopf, der rostige Geschmack von Blut auf ihrer Zunge.
    Sie stöhnte, fasste sich an die Seite und merkte erst jetzt, dass sie von irgendjemandem über den Boden geschleift wurde. „Hey...“, stieß sie hervor, verlor ihre Stimme dann aber in einem heftigen Hustanfall. Jane wurde losgelassen und als sie die Augen wieder öffnete, sah sie in die grellgelben Augen eines Vorcha.
    „Arrrr. Commander Sheparrrrd.“, sagte er und Jane hatte keine Ahnung wie sie seinen Blick deuten sollte. Dafür hatte sie weiß Gott viel zu wenig Erfahrung mit Vorcha gemacht.
    „Wer... Wer bist du...?“, fragte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht und vergaß dabei alle Höflichkeiten.
    „Zurr versteht Sie nicht...“, antwortete er und Jane war überrascht. Allem Anschein nach, hatte er keinen Translator. Na das fing ja super an. Sie hatte die Galaxie gerettet, war jetzt auf irgendeinem fremden Planeten und das erste Lebewesen was ihr über den Weg lief war ein Vorcha der keinen Translator hatte. Das konnte ja heiter werden.
    „Okay. Ich habe Anscheinend echt Glück, dass ich dich verstehe. Kannst du mich hier... Wegbringen?“, erst jetzt nahm Jane ihre Umgebung richtig wahr. Irgendwo in der Ferne erkannte sie die Überreste eines Hochhauses menschlicher Architektur. Sie befand sich also vermutlich irgendwo in der Milchstraße, mit viel Glück auf der Erde. Aber was suchte dann, der Vorcha hier? Sie hatte zwar von Wrex gehört, dass er einige Vorcha hatte überreden können, bei diesem Krieg mit zu kämpfen, aber sie hatte nicht erwartet, ausgerechnet hier von einem Vorcha geweckt zu werden. Zumal sie sich mehr tot wie lebendig fühlte. Jane hatte sich vorgenommen, als sie damals zum Militär gegangen war, gegenüber den anderen Spezies keine Vorurteile zu haben. Schließlich waren sie alle Bewohner der Galaxie und irgendwie wollten alle ja das gleiche: leben. Also hatte Jane sich gegenüber jeder Person egal ob Mensch oder Turianer, Quarianer oder Salarianer, gleich verhalten. Zumindest hatte sie das versucht. Aber Vorcha hatten irgendwie etwas... Gefährliches, unbedachtes an sich. Sie versuchte ihr Misstrauen zu ignorieren. Immerhin war sie auf Zurr angewiesen.
    Nachdem Jane ihre Umgebung ausgiebig begutachtet hatte zog der Vorcha sie am Arm wieder ungeduldig hinter sich her. Einen Moment lang glaubte sie, er bringe sie zu seinem Lager um sie anschließend zu braten und zu essen. Komischerweise würde sie das dem Vorcha voll und ganz zutrauen. Ihre Beine gaben nach und Jane stolperte über irgendeinen undefinierbaren Gegenstand. Genaugenommen war sie zwar froh gewesen, dass er sie nicht mehr hinter sich her geschliffen hatte, schließlich war der Dreck der Erde nicht gerade sehr angenehm, aber so hektisch, wie er sie nun am Arm hinter sich her zog, war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie über irgendeinen Gegenstand stolperte. Als sie fiel rammte sich etwas Scharfes in ihr Knie und Jane stöhnte auf vor Schmerz. "Verdammt.", fluchte sie. Der Vorcha kniete sich zu ihr und sah dabei ein wenig hilflos aus.
    "Arr, Schmerzen?", fragte er und Jane hoffte das ein Nicken bei Vorcha die gleiche Bedeutung hatte wie bei Menschen. Zurr verstummte und starrte eine Weile die offene Wunde an Janes Knie an. Ihre Rüstung war teilweise zerrissen und an einigen Stellen klebte noch getrocknetes Blut. Allgemein fand sich Jane so wieder, wie sie sich zuletzt auf der Citadel befunden hatte, als sie mit dem Katalysator gesprochen hatte. Einerseits war das eine ganz gute Nachricht, immerhin schien ja nicht allzu viel Zeit vergangen zu sein, aber andererseits waren die Schmerzen an manchen Stellen wirklich kaum auszuhalten.
    „Arr...“, Zurr dachte nach. Er wollte dem Commander helfen, schließlich war sie für jede Spezies eine Heldin. Aber der junge Vorcha befürchtete, sie könnte Angst vor ihm haben oder schlimmer noch, denken er wolle sie angreifen. Er dachte an die anderen aus dem Lager. Diese blöde Asari hatte ihn des Diebstahls beschuldigt, dabei hatte er überhaupt nichts getan. Aber selbstverständlich wollte ihm keiner glauben. Nein, man hatte ihn sogar verbannt, als wäre er ein Schwerverbrecher oder hätte wie so viele andere Kannibalismus betrieben. Dabei war er ein anständiger Vorcha. Er konnte zwischen richtig und falsch sehr gut unterscheiden.
    Jane stöhnte und drückte ihre schmutzige Hand auf die blutende Wunde. Zurr überlegte, was er schon alles über Menschen gehört hatte. Er konnte nicht lesen, darum musste er sich auf die vielen Erläuterungen seiner Mitstreiter verlassen. Menschen wogen demnach nicht sehr viel. Vielleicht könnte er Jane den restlichen Weg bis zum Lager tragen. Anscheinend verstand sie ja was er sagte. „Kann Sie tragen, arr.“, schlug er also vor und Jane warf dem Vorcha einen überraschten Blick zu.
    Vielleicht meine Zurr es ja wirklich nur gut mit ihr. Eigentlich konnte der Commander sich das zwar nicht vorstellen, aber sie musste zugeben, dass sie bisher noch nicht sonderlich viel mit Vorcha zu tun gehabt hatte. Also nickte sie nur wieder und Zurr packte sie erstaunlich behutsam auf seinen Rücken. Jane war noch nie in ihrem gesamten Leben einem Vorcha so nahe gewesen. Allem Anschein nach traf sie oft auf Ausnahmen verschiedener Spezies. Erst Wrex, der ein unheimlich gutes Herz hatte, dann Mordin dessen Größe des Herzens gar keine Grenzen kannte und sogar Kroganer mit einschloss und jetzt auch noch Zurr der für einen Vorcha extrem umgänglich war. Jane wusste nicht was sie sagen sollte. Er fühlte sich ein bisschen an wie Garrus. Sie hatte zwar gedacht, dass Zurrs Haut weicher wäre aber diese leicht raue Oberfläche ließ sie wieder an ihren turianischen Freund denken. Wie ging es ihm? Hatte er es rechtzeitig geschafft mit der Normandy von der Erde zu verschwinden? Er war schwer verletzt gewesen als sie ihn zurück auf ihr Schiff beordert hatte. Jane machte sich Sorgen, merkte wie ihr die Unwissenheit das Herz zuschnürte. Sie wollte ihn sehen. Sich vergewissern, dass er gesund war.

    Das Lager war noch einige Meter weit entfernt aber die improvisierten Mauern (bestehend aus großen Metallplatten, die eventuell mal zu der Wand eines Hauses gehört haben könnten), konnte man schon von Weitem sehen. Jane war erstaunt. Sie war doch gar nicht lange weg gewesen... Oder etwa doch? Die Zeit in der sie bewusstlos in dem Dreck gelegen hatte, kam ihr vor wie höchstens ein paar Stunden. Sie glaubte auch, irgendetwas geträumt zu haben, allerdings erinnerte sie sich nicht mehr daran.
    Das letzte was sie wusste war, wie sie auf diese rote Maschine geschossen hatte, alles in die Luft ging und sie nach hinten geschleudert wurde. Dann war alles schwarz. Und als nächstes war sie hier aufgewacht. Jane fragte sich wie viel Zeit wohl vergangen war. Die Erde brannte nicht mehr, der Himmel verriet nicht viel über die Tageszeit, er war grau und irgendwie düster. Jane vermutete, dass es Nachmittag war. Es war still um Zurr und sie herum und Jane überlegte, wie das alles so schnell hatte enden können. Sie sah nicht einmal irgendwelche Reaperüberreste...
    „Gleich da, arr.“, sagte Zurr und trug sie noch etwas näher zu den Barrikaden.
    Jane sah eine bewaffnete Asari die über die Mauer schaute und den Commander und ihren Begleiter mit einem geradezu entsetzten Blick musterte. „Commander Shepard...“, sagte sie und es verschlug der jungen Asari die Sprache.
    „Ja äh ganz recht. Könnten Sie uns bitte reinlassen?“, fragte Jane und so wie die Asari die beiden ansah, glaubte Jane, sie könnte gleich von der Mauer fallen. Sie starrte Jane an, als sei sie ein Geist oder etwas Ähnliches. Und eigentlich sollte Jane das gar nicht wundern, sie blickte drein als verstehe sie kein Wort.
    „Ich hole Lieutenant Vega.“, sagte sie und verließ ihren Posten. Die Tore blieben leider trotzdem versperrt. Jane begutachtete das Tor vor ihr ein wenig genauer. Die Konstruktion war simpel aber stabil. Auch wenn sie keine Ahnung von Architektur hatte, diese Mauern und vor Allem diese Türe war ganz sicher nicht in ein paar Tagen erbaut worden. Dann öffnete sich endlich das Tor und James kam direkt auf sie zu.
    „Commander...!“, sagte auch er mit einem Ton in der Stimme als könnte er nicht glauben, dass sie nun hier war.
    „James!“, erwiderte sie mit einem Lächeln. Es war schön, mal wieder ein bekanntes Gesicht zu sehen. Der Lieutenant erwiderte ihren Blick, schüttelte fassungslos den Kopf und zog sie schließlich in seine Arme.
    „Ich hatte geglaubt, Sie wären tot.“, entgegnete er und Jane konnte nicht verhindern enttäuscht zu sein. Da war sie gerade mal vielleicht drei Stunden weg und schon wurde sie abgeschrieben? Das war ja nun wirklich nicht sehr angebracht. Hatte James ihre Akte denn nicht gelesen? Wusste er nicht wie viel sie schon überlebt hatte? Klar, die Citadel ist allem Anschein nach explodiert. Trotzdem. So lange konnte das ja nicht her gewesen sein.
    „Ich bitte Sie, James. Sie wissen hoffentlich mit wem Sie hier reden.“, erwiderte Jane leicht beleidigt und überlegte ob sie etwas wegen dem Vorcha sagen sollte. Er hatte sie gerettet. Irgendwie fand sie, verdiente er eine Belohnung.
    James lachte leicht, ein wenig nervös wie Jane fand. „Natürlich, Commander. Ich dachte nur... Wir haben ewig nach Ihnen gesucht, Lola.“, sie merkte, wie er einige Sekunden lang zögerte und ihr dann ganz sanft eine Hand an die Wange legte. „Sie sehen richtig scheiße aus.“, fügte er hinzu und Jane musste lachen. Lachen war allerdings gar nicht gut. Ihr Magen zog sich zusammen und sie spürte wieder einen heftigen Schmerz in ihrer Seite.
    „Au, Mist... Bringen Sie mich ja nicht noch mal zum Lachen, James...“, ermahnte sie ihn konnte sich ein schelmisches Grinsen aber nicht verkneifen. „Wo sind wir hier? Wo sind die anderen? Was ist mit der Normandy?“, fragte sie und James schüttelte schon nach der ersten Frage den Kopf.
    „Ganz ruhig, Lola, ich habe das Gefühl, dass Sie keine Ahnung haben was hier eigentlich läuft.“
    Jane sah James irritiert an, dann kurz zu Zurr der nur mit den Schultern zuckte, und dann wieder zu ihrem Lieutenant.
    „Was meinen Sie damit?“, fragte Jane und befürchtete das Schlimmste.
    „Nachdem Sie auf der Citadel waren und weiß Gott was damit angestellt haben, ist die ganze Technik verreckt. Wir hatten überhaupt keine Chance mehr zu kommunizieren. Wissen Sie wie sich kroganisch anhört? Oder salarianisch? Ich habe nichts verstanden. Es herrschte das reinste Chaos. Ich bin froh, dass wir inzwischen einigermaßen ein System einführen konnten. Dank Ihnen hab ich hier das Sagen.“, James grinste leicht, Jane sah ihm aber an, dass es ihm alles andere als gut ging. „Wir können von Glück reden, dass wir ein paar Salarianer haben, die so ziemlich jede Sprache sprechen oder verstehen. Ohne die wären wir längst aufgeschmissen.“, er seufzte. „Und übrigens, ich habe Sie nicht sofort aufgegeben, Commander. Ich habe täglich Teams daraus geschickt um Sie zu finden. Aber nach sechs Monaten ist die Wahrscheinlichkeit eben sehr gering, dass Sie-“
    „Sechs Monate?!“, unterbrach Jane ihn. Ihr Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben und James war überrascht, dass sie so erstaunt darüber war.
    „Ja, sechs Monate. Ich habe versucht das Beste daraus zu machen. Wir haben das Lager in ein paar, nun ja, mehr oder weniger Abteilungen aufgeteilt. Einfach damit es keine Streitereien zwischen den Spezies gibt. Bisher hat das auch eigentlich ganz gut geklappt. Die Salarianer - unsere Dolmetscher - beschweren sich nur ab und an über ihren Job. In jedem Camp haben wir einen stationiert, damit wir für Notfälle immer jemanden parat haben. Commander, es ist die reinste Hölle. Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll. Unsere Techniker arbeiten seit einer gefühlten Ewigkeit an unseren Translatoren, damit wenigstens die wieder funktionieren, aber wir haben seit Anfang ihrer Forschung so gut wie keine Ergebnisse erzielt.“, James schüttelte wieder den Kopf.
    Jane konnte kaum glauben was sie da hörte. Sie wusste zwar, dass James sprach, aber sie verstand kaum ein Wort davon. Sechs Monate? So lange? Ihre Bewusstlosigkeit hatte sich angefühlt wie zwei, drei Stunden! Wie hatte so viel Zeit vergehen können? Jane schüttelte den Kopf. Ihr wurde schwindelig und ihre Knie fühlten sich an wie Pudding. Sie schwankte ein wenig rückwärts und James versuchte sie sofort ein wenig zu stützen. „Wow, hey, Lola. Ganz ruhig. Ich bringe Sie erst mal zur Krankenstation. Sie müssen unbedingt behandelt werden... Wie können Sie mit der Verletzung überhaupt stehen?“, fragte er und begutachtete ihr Knie.
    „Ich weiß nicht... Ich...“, antwortete Jane nur. Sie wusste nicht was sie sagen sollte, konnte. Das alles hier war ihre Schuld, oder nicht? Sie hatte die Reaper zerstört und somit vermutlich irgendetwas ausgelöst, dass die gesamte Technik lahm legte.
    Ohne dass Jane es richtig wahr nahm, trug James sie schnellen Schrittes durch das halbe Lager. Hier und da hörte sie leise Stimmen respektvoll ihren Namen flüstern und dann hörte sie eine Stimme, die ganz besonders herausstach.
    „SHEPARD!!!“
    James wusste, was da auf sie zukam und stellte Jane schnell wieder auf die Beine. Selbstverständlich blieb er dicht bei ihr stehen, sollte sie wieder das Gleichgewicht verlieren. Sie sah schrecklich aus, fand er und fühlte sich irgendwie schuldig. Er hätte auf der Erde mit ihr zu diesem Strahl laufen sollen. Vielleicht hätte er sie beschützen können...
    „SHEP-....SHEPARD!!!“
    Jane blinzelte ein paar Mal und sah nun ganz deutlich, wer da auf sie zu gerannt kam. Es war Wrex. Ihr guter alter Freund, Wrex. Jane starrte den Kroganer einen Augenblick lang fassungslos an, dann spürte sie, wie er sie fest in seine Arme nahm und einmal hoch in die Luft hob. Jane lachte, konnte gar nicht glauben wie rührend der Clanführer sein konnte und spürte erneut einen verdammt heftigen Schmerz in ihrer Hüfte.
    „Ah, Wrex, Sie tun mir weh...“, murmelte sie und fühlte sich fast ein wenig schuldig, dieses schöne Wiedersehen so zerstören zu müssen. Der Kroganer verstand kein Wort, hörte aber an ihrem Ton, dass sie irgendwie Schmerzen haben musste und stellte sie wieder auf die Erde.
    „Shepard ich... Ich kann’s gar nicht glauben... Nein ich habe nie an Ihnen gezweifelt¨
    Der Commander lachte wieder ignorierte ihre vielen Verletzungen und umarmte den Kroganer noch einmal. Sie hatte ihn auch vermisst und zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, dass wirklich mehrere Wochen vergangen waren. Seit sie aufgewacht war, hatte sie kaum Zeit gehabt sich Gedanken um den Rest ihrer Crew zu machen. Sie hatte nur Zurr gesehen, der ihr irgendwie ein wenig unheimlich war auf seine ganz eigene Weise aber auch liebenswert und sonst hatten die Schmerzen ihre Gedanken fast permanent betäub. Jetzt wo der große Kroganer sie so fest hielt, wollte sie irgendwie nur noch weinen. Diese Bedrohung, welche die Reaper dargestellt hatten, war verschwunden. Sie waren besiegt. Sie hatten es geschafft, zusammen. Und Wrex war von Anfang an dabei gewesen. Er hatte sie immer unterstützt.
    „Shepard, was ist passiert? Wo waren Sie? Ich habe ständig nach Ihnen gesucht. Von einigen meiner Truppen habe ich bis heute nichts gehört. Aber ich habe nie aufgehört nach Ihnen zu suchen. Der Pyjak hat behauptet, Menschen könnten nicht so lange ohne Nahrung überleben. Ich hab ihm nicht geglaubt und ich hatte Recht.“, Wrex meinte selbstverständlich James, der die Beleidigung aber aufgrund seines defekten Translators nicht hörte und somit überhaupt nicht antwortete.
    „Wrex, ich freue mich Sie zu sehen. Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass Sie da sind. Jetzt verstehe ich gar nicht mehr, warum James so einen Aufstand macht. Mit Ihnen an der Seite müsste doch alles eigentlich ganz gut laufen.“
    „Lola, das Problem besteht immer noch, dass wir uns nicht verständigen können. Allem Anschein nach sind Sie die einzige, die einen intakten Translator hat.“, erklärte James leicht gereizt.
    Der Kroganer sah Jane eindringlich an.
    „Ich weiß ja nicht ob der Mensch es Ihnen schon gesagt hat, aber wir verstehen kein Wort von dem was Sie sagen. Hört sich für mich an wie Varrengeheule. Hätte nie gedacht, dass Sie so reden würden.“, meinte Wrex und grinste leicht. Irgendwie fühlte sich das alles noch richtig surreal an, fand Jane. Sie musterte ihren Freund und warf dann noch mal einen Blick auf James und hinter ihm zu Zurr, der ihnen leise gefolgt war. Jane begann den Vorcha zu mögen. Er schien auf sie aufpassen zu wollen.
    „Haben Sie einen Dolmetscher hier, James? Ich würde gerne ein bisschen mit Wrex reden.“
    James starrte Jane einen Moment lang an und sie glaubte in seinem Blick so etwas wie Missbilligung oder Neid zu sehen.
    Der Lieutenant musterte Jane und Wrex ein wenig verständnislos. Da hatte er Jane umarmt nachdem sie sich seit Monaten nicht mehr gesehen hatten, sie hatte diese Umarmung nicht mal erwidert und jetzt kuschelte sie den Kroganer als sei er ihr persönliches Stofftier. Ein wenig enttäuscht war er schon. Er hatte geglaubt mit Jane eine etwas... Persönlichere Beziehung zu haben.
    „Selbstverständlich, Commander.“, antwortete er also nur und konnte den gereizten Unterton nicht verstecken. Zuerst wunderte sich Jane darüber, sprach ihn aber vorerst mal nicht darauf an. Vielleicht sollte sie sich auch noch ein wenig Zeit nehmen um mit dem Lieutenant zu sprechen, schließlich schien es als hätte er sich auch sehr große Sorgen um sie gemacht.
    Ein dürrer, kleiner Salarianer gesellte sich zu ihr und Wrex.
    „Grüße Commander Shepard. Mein Name ist Sorlan Adle. Ich bin hier im Lager der Kroganer für die Kommunikation untereinander verantwortlich. Ich habe meine Ausbildung bei der STG gemacht und mich auf die kroganische Sprache und Kultur spezialisiert. Sagen Sie mir einfach Bescheid, sobald Sie sich mit einem Kroganer unterhalten wollen.“, stellte sich der Salarianer vor und Jane musste unwillkürlich lächeln. Er sprach so schnell und nervös, dass er sie sofort an Mordin erinnerte. Ah, sie vermisste den Professor.
    „Vielen Dank. Äh ich würde gerne wissen, was passiert ist. Aus Wrex‘ Sicht.“, meinte sie und der Salarianer übersetzte alles in kroganisch. Für Jane wirkte das alles wieder lächerlich absurd, schließlich verstand sie absolut alles. Aber für Wrex war der Salarianer selbstverständlich sehr hilfreich.
    „Hmpf. Schwer das alles so zusammen zu fassen. Also, wir haben gekämpft, genauer gesagt habe ich die Truppen angeführt und Grunt stand neben mir. Ich hab auf Sie gehört Shepard, weiß ja, dass Sie sich Sorgen gemacht haben. Grunt hat genervt aber das hab ich irgendwann ignoriert. Und dann war alles auf einmal rot. Und die Reaper sind einfach zusammengeklappt. Als hätte jemand den Stromstecker gezogen.“, er grinste breit, „Da war mir klar, dass Sie irgendwas angestellt haben. Keine Feinde mehr, zumindest keine lebenden mehr. Die Kroganer waren alle ganz glücklich, gab im ersten Moment totale Siegesstimmung. Aber nachdem der Salarianer der neben mir stand nur noch Kartoffelsalat gesagt hat, ist mir irgendwann die Leitung durchgebrannt. Erst als wir die anderen Spezies auch nicht mehr verstanden haben ist mir bewusst geworden, dass anscheinend irgendwie die Technik hinüber war.“, erklärte er und als er das mit dem Salarianer erwähnte, sah er fast schon etwas reumütig zu Boden. Er wusste, dass Jane es gar nicht gut hieß, wenn Unschuldige ums Leben kamen. „Ja und dann war alles durcheinander. Ich musste meine Truppen zusammenhalten weil die alle irgendwie durchgedreht sind, nachdem die ihre Mitstreiter nicht mehr verstanden haben. Wir haben uns zusammengerafft und haben nach den anderen gesucht. Also einfach Leute die überlebt haben. Irgendwann hab ich dann den äh Lieutenant getroffen. Kann mir Ihre blöden Titel nicht merken. Auf jeden Fall hatte der schon ein paar Salarianer um sich geschart die kroganisch sprachen und das war dann so der Anfang des Lagers. Wir haben uns zusammengetan, hauptsächlich ich und der Pyjak. Und dann hab ich natürlich meine Truppen los geschickt um Sie zu suchen. Wusste ja, dass Sie am Leben sind. War nur eine Frage der Zeit bis wir Sie finden.“, ergänzte er und lachte leicht.
    Jane schüttelte den Kopf. Das klang alles so... Viel schlimmer als sie gedacht hatte. Eigentlich hatte sie gehofft, die Reaper zu zerstören, wäre eine gute Lösung. Die Beste. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass das solche Konsequenzen haben könnte.
    „Also der Kroganer sagt, dass sie-„
    „Schon gut, kein Problem, ich verstehe ihn.“, unterbrach Jane den jungen Salarianer. Er guckte sie nur aus großen bewundernden Augen an. Anscheinend glaubte er, dass sie kroganisch verstand. Jane verdrehte die Augen, hatte aber keine Lust noch mehr zu erklären.
    „Und was ist sonst passiert? Wo sind die ganzen anderen? Wissen Sie was mit der Normandy passiert ist? Fragen Sie ihn das.“, bat Jane mit vielleicht etwas zu viel Nachdruck. Der Salarianer wandte sich sofort an Wrex und fragte ihn schnell, was Jane ihm befohlen hatte.
    „Weiß nicht. In der dritten Woche nach dem Kampf haben wir Jack gefunden, diese irre Biotikerin. Und Grunt habe ich vor drei Tagen mit meinen Truppen losgeschickt um Sie zu suchen. Aber das ist ja jetzt nicht mehr nötig. Er wird vermutlich sowie so demnächst zurück sein. Ich hab die Normandy nur ganz kurz gesehen und dann war sie weg. Seither... Nichts mehr. Keine Shuttles mehr am Himmel, keine Jäger. Der Himmel ist wie tot.“, erklärte Wrex. Er guckte kurz demonstrativ in den grauen Himmel und dann wieder zu Jane. Er gab ihr ein zerknülltes Papier, das Jane schnell als Liste erkannte.
    „Was... Was ist das?“, fragte sie. Der Salarianer übersetzte schnell.
    „Eine Liste. Kriminalitätsrate soll sehr hoch sein, laut dem Lieutenant. Glaub ich zwar nicht, immerhin ging’s auf Tuchanka nicht anders zu aber gut… Wir haben die Leute verbannt, die gestohlen oder getötet haben. Ich wollte sie ja gleich erledigen, aber der Pyjak meinte, dass Gewalt nur noch zu mehr Gewalt führen würde. Daher haben wir sie eben rausgeschmissen.“, Wrex zeigte auf die Namen der Liste.
    Das waren Janes Meinung nach definitiv zu viele Namen. Aber eigentlich war die momentane Situation sehr verständlich. Schließlich herrschten Armut und Hunger. Es gab ihres Wissens nach kein Medigel, das hieß die Ärzte mussten auf herkömmliche, traditionelle Methoden zurückgreifen um die Verletzten zu behandeln. Und außerdem sah die Situation mit der Nahrung auch nicht gerade sehr üppig aus.
    „...Können wir irgendetwas dagegen tun?“, fragte Jane und studierte die Liste. Allem Anschein nach hatte ein Mensch Protokoll geführt. Kroganisch hätte sie nun wirklich nicht lesen können. Sorlan war das dolmetschen langsam Leid, das merkte sie.
    „Hm... Bezweifle ich. Hab schon versucht den Leuten irgendwie ein bisschen Moral einzubläuen. Die Kroganer hören auf mich, aber der Rest irgendwie nicht so… Die Dolmetscher können aber auch nicht so schreien wie ich.“, erklärte er und warf einen Blick auf die anderen Kroganer. Einige saßen an einem Feuer, grillten irgendetwas Undefinierbares oder sprachen über den Krieg.
    „Vielleicht kann ich ja irgendwas bewirken...“, meinte Jane leise und musterte ihren alten Freund mit einem kritischen Blick.
    Wrex musste gar nicht wissen was sie eben gesagt hatte, er las aus ihrem Blcik, dass sie schon wieder irgendwas unternehmen wollte und er wusste, dass sie bei Weitem noch nicht dazu im Stande war, jetzt groß zu handeln. „Sie sollten sich vielleicht erst mal behandeln lassen. Ich hab ja nun wirklich nicht viel Erfahrung mit Menschen gemacht, aber ich glaube, dass Sie nicht gerade sehr gesund aussehen. Sie bluten.“, erwiderte Wrex und Jane glaubte tatsächlich eine Art von Sorge in seiner Stimme gehört zu haben. Und jetzt wo er es erwähnte, spürte sie auch wieder den stechenden Schmerz in ihrer Seite und das unangenehme Pulsieren in ihrem Knie.
    „Könnte zumindest nicht schaden.“, entgegnete sie mit einem schiefen Lächeln. Der Kroganer bat ihr an, sie bis zur Krankenstation zu begleiten aber Jane schüttelte nur dankend den Kopf. Sie würde diese paar Meter ja wohl noch selbst laufen können. Außerdem hatte sie noch Zurr bei sich, der ihr ja auf Schritt und Tritt folgte.
    „Was ist eigentlich mit dem Vorcha?“, fragte sie und deutete auf Zurr. Sah er sie immer noch als eine Art Trophäe? Wollte er sie gegen Nahrung oder etwas Ähnlichem eintauschen? Eigentlich traute sie ihm das inzwischen aber gar nicht mehr zu. Er war viel zu freundlich als dass er so schlecht von ihr denken könnte.
    „Hm... Wie ist denn sein Name?“, fragte Wrex und musterte den Vorcha mit einem abschätzenden Blick.
    „Zurr.“, erwiderte Jane. Insgeheim hatte sie sich schon so an den Salarianer gewöhnt, dass sie immer wieder vergaß, dass er ihre Worte ja erst noch übersetzen musste.
    Wrex gab Jane noch mal die Liste. „Sie können das wesentlich besser lesen als ich.“, erwiderte Wrex. „Ich würde ja noch weiter mit Ihnen reden, aber ich muss mich um meine Truppen kümmern, bevor die wieder irgendwas in Brand stecken.“
    Jane nickte und ließ den Kroganer gehen. Dann ging sie die vielen Namen auf der Liste durch und bei Zurr blieb sie stehen. Diebstahl. Sie schüttelte fassungslos den Kopf.
    „Du hast gestohlen?“, fragte sie und der Vorcha reagierte nicht. Selbstverständlich. Sie musste erst jemanden finden, der dem Vorcha ihre Worte übersetzen könnte. Als sie James wieder sah und nach einem Dolmetscher fragte, sagte der bloß, dass sie keinen hätten. Anscheinend würden ein paar wenige Kroganer die Vorcha noch verstehen, konnten aber selbst nicht mit ihnen sprechen. Jane konnte das kaum glauben, musste sich damit aber zufrieden geben. Zurr folgte ihr weiterhin.
    Man muss nicht selber in der Pfanne brutzeln, um über ein Schnitzel schreiben zu können.

  7. #17
    Newbie Avatar von xsm4sh3r
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    Standard

    Wahnsinns Kapitel sehr fesselnd, ich danke dir das du diese Story zum leben erweckt hast, freu mich auf mehr.

  8. #18

    Standard

    Vielen Dank xsm4sh3r!

    Ich versuche täglich ein Kapitel hochzuladen

    Und das nächste:

    Kapitel 13: Am anderen Ende der Milchstraße

    Joker hatte das Gefühl, sein Kopf wäre von tausenden von Nadeln durchstochen. Er stöhnte und versuchte aufzusitzen. Alles um ihn herum war dunkel. Keine roten Alarmlampen mehr, keine Geräusche die ihn auf irgendwelche kritischen Systemfehler hinwiesen. Es war einfach nur stockdunkel in dem Cockpit und als er sich umsah auch auf der Brücke und in der gesamten Normandy.
    „Was zum Henker...?“, er versuchte aufzustehen, hörte dann aber, dass irgendetwas in seinem rechten Bein böse knackte und verharrte sofort in der Bewegung. Also gut, aufstehen kam nicht in Frage. Er legte sich einfach ruhig auf den Boden und versuchte nochmal durchzugehen, was zuletzt passiert war. Da war diese seltsame Druckwelle, das System hat verrückt gespielt und EDI war auf einmal... EDI! Joker saß nun doch auf und warf einen Blick zu dem leblosen Körper seiner synthetischen Freundin. In der Dunkelheit konnte er sie nur schemenhaft ausmachen, aber er wusste, dass sie da war. „EDI?“, fragte er leise, ächzte als er sich zu ihrem Sitz kämpfte und an der Armlehne hochzog, sodass er wenigstens halbwegs auf einem Bein stehen konnte. Die VI antwortete nicht. Auch nicht, nachdem er sanft über ihre kalte, metallene Wange strich. Er versuchte nicht daran zu denken, aber so sehr es ihm auch widerstrebte, kam ihm immer wieder der Gedanke, dass sie tot war. Da war nichts mehr. Keine Wärme, keine sanfte Stimme die ihn aus den Gedanken reißen würde, gar nichts. Einfach nur Stille.
    „Scheiße...“, fluchte er und lehnte seinen Kopf an ihre Schulter. „Verdammt...“, er hatte mit so vielem gerechnet, mit Verlusten im höchsten Maße aber nie im Leben hätte er gedacht, EDI auf so eine Art und Weise verlieren zu können. Und mehr wie je zuvor, wurde ihm jetzt bewusst, dass sie einfach nur eine KI war. Ein Programm, dessen Strom man einfach nur abschalten musste und schon würde sie sich nicht wieder mit ihm unterhalten können. Er hatte sich von Anfang an gesagt, dass es unrealistisch war, mit ihr eine Beziehung einzugehen. Aber jetzt... Auch wenn Joker gedacht hatte, es eigentlich gewusst zu haben, merkte er, dass dem nicht so war. EDI war viel zu menschlich gewesen um sie “nur“ als Programm zu sehen. Sie war ihm wichtig gewesen, hatte ihm unsagbar viel bedeutet und verdammt, sie war die einzige die es je geschafft hatte, dass er seine Krankheit auch wenn es nur für einen kurzen Moment war, vergaß. In ihrer Gegenwart, hatte Joker sich immer wie ein normaler Mann gefühlt. Nicht weniger...
    „Scheiße, scheiße, scheiße...“, fluchte er und lachte dann bitter. Was für ein scheiß Leben... Schön und gut, dass die Reaper nun offensichtlich keine Gefahr mehr darstellten, aber EDI zu verlieren… da war der Preis zumindest für Joker einfach zu hoch.
    „Joker!“, der Flight Lieutenant bemerkte gar nicht, wie Liara auf die Brücke gestürmt kam. Sie kniete sich neben ihn und versuchte ihm aufzuhelfen. „Joker... Was ist passiert? Ich hatte plötzlich lauter Fehlermeldungen auf meinem Schirm. Und dann ist die Normandy irgendwie...“, sie verstummte als sie seinen verletzten Blick sah.
    „Ich will nicht drüber reden.¨, sagte er stand auf und humpelte Richtung Galaxiekarte. Liara sah kurz zu EDI, verstand und folgte ihm dann.
    „Das gesamte System ist lahmgelegt, nicht wahr? Wir sind auf irgendeinem fremden Planeten gestrandet, wenn ich das richtig verstehe...“, Liara besah den Rest der Crew. Ein paar saßen auf dem Boden, hatten durch den heftigen Aufprall auch irgendwelche Verletzungen oder Beschwerden. Es war wohl eine wirklich unschöne Landung gewesen. Liara konnte von Glück sprechen, dass ihr nichts weiter passiert war.
    „Ich hab keine Ahnung was genau passiert ist. Ich weiß nur, dass das alles scheiße ist.“, erwiderte Joker grimmig und begann an einem Stromkasten herum zu nesteln...
    „Jeff, ich bezweifle, dass das irgendetwas bringt.“, meinte Liara und legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter. Was auch immer es gewesen ist, Liara hatte erst durch die Nottreppe nach oben kommen können. Der Aufzug funktionierte nicht mehr. Genauso wenig wie so ziemlich der Rest der gesamten Normandy. Sie bemerkte zwei Crewmitglieder die eben dabei waren die Türe zur Kommandozentrale aufzuschweißen.
    „...KIs können doch nicht sterben... Oder Liara? Ich meine, wenn das System heruntergefahren wird und man es wieder hochfährt... Dann ist sie doch noch die gleiche...?“, Joker hielt inne und sah konzentriert auf den Boden. Er wollte einfach nicht glauben, dass EDI nicht mehr zu ihm zurückkommen würde.
    Die Asari überlegte einen Moment. Sie hatte keine Ahnung mit welcher Art Systemabsturz sie es hier zu tun hatten. Sie glaubte nicht, dass die gesamte Technik versagt hatte, schließlich konnte sie Joker noch einwandfrei verstehen, ihre Translatoren hatten also nichts abbekommen. Aber dass der Rest der Normandy so zu sagen außer Betrieb war, war natürlich schon sehr seltsam. „Ich weiß es nicht, Jeff. Aber ich denke, wir sollten einfach mal nach unten gehen. Tali versucht sicher schon, alles wieder in Takt zu bringen.“, schlug Liara vor und ging wieder zur Nottreppe.
    Jeff nickte, folgte ihr aber nicht.
    „Gehen Sie schon mal vor.“, meinte er nur mit einem gespielten Lächeln.

    „Legion! Wach auf!“, Tali rüttelte den Geth und stellte schnell fest, dass er ihr nicht mehr antworten würde. „Oh Keelah, das darf nicht wahr sein...“, sie versuchte sich zu beherrschen, jetzt bloß nicht anzufangen zu weinen und ging schnell zum Antriebskern der Normandy. Es fiel der jungen Quarianerin schwer das Geländer im Dunkeln auszumachen aber andererseits hatte sie auf dem Maschinendeck unheimlich viel Zeit verbracht, da kannte sie fast jede noch so kleine Ecke des Raums. Sie setzte sich auf den Boden und untersuchte die Kabel. Was war nur geschehen? Warum hatte die Normandy auf einmal den Geist aufgegeben? Waren sie getroffen worden? Und wieso hatte Tali von all dem nichts mitbekommen?
    Sie wusste nicht wie lange sie schon da saß und die verschiedenen Kabel anstarrte, aber irgendwann kamen Liara und Kaidan reingestürmt.
    „Tali!“, rief Liara erleichtert und setzte sich zu der Quarianerin auf den Boden. Sie nahm sie kurz in den Arm und fragte dann, ob alles in Ordnung war.
    „Nein, Legion.... Er...“, Tali wollte nicht das Wort “Tot“ verwenden also starrte sie einfach nur auf den Boden. Außerdem wusste sie nicht einmal, ob er wirklich tot war. Ob Geth starben, so wie Quarianer oder Menschen. Sie wusste nicht einmal, wie sie ihn wieder einschalten konnte, sollte es an seinem System liegen. Tali schüttelte nur den Kopf und wusste nicht mehr was sie tun sollte.
    Kaidan kniete sich zu dem Geth und untersuchte ihn.
    „Wir kriegen ihn schon wieder hin.“, meinte Liara und lächelte Tali so gut es ging aufmunternd an. „Wird schon wieder. Bist du verletzt?“, fügte die Asari hinzu und begutachtete ihre Freundin mit einem kritischen Blick.
    „Nein. Ich glaube zumindest nicht. Legion hat mich...“, Tali schüttelte wieder den Kopf. Das war alles so ungerecht. Erst hatte Kal sie verlassen, dann hatte sie sich an den Gedanken gewöhnt, dass Legion eben nicht nur eine Programmierung war und jetzt wurde er ihr auch noch genommen. Und Jane war auch nicht da. Wie sollte sie das Ganze nur durchstehen? „Was ist mit den anderen? Der Antriebskern ist... Ich weiß nicht, was passiert ist, er lässt sich nicht mehr einschalten. Es ist als wäre die ganze Energie einfach...weg.“, erklärte die Quarianerin und sah zu der großen Konstruktion auf.
    „Joker hat ein paar Verletzungen, ich glaube er ist zu Dr. Chakwas auf die Krankenstation gegangen. Und Garrus-“
    „Garrus? Ich dachte...“, Tali sah kurz zu Kaidan und dann wieder zu Liara. „Wo ist Shepard? Ich dachte Kaidan und Garrus wären mit ihr auf der Erde und...“, sie verstummte, starrte die Asari nur aus ungläubigen, entsetzten Augen an. Hieß das etwas dass Shepard...? Nein...
    Liara antwortete vorerst mal nicht. Sie hatte sich auf dem Weg zum Maschinendeck kurz mit Kaidan über die Ereignisse auf der Erde unterhalten können. Demnach hatte Shepard es auf die Citadel geschafft und ihn und Garrus auf die Normandy zurück beordert. Von Alldem hatte sie nicht besonders viel mitbekommen. Als sie gehört hatte, dass der Squad wieder auf dem Schiff war, hatte sie gehofft auch Shepard wiederzusehen. Aber anscheinend, war sie mit der Citadel...
    Liara schüttelte den Kopf.
    „Wir wissen es nicht... Garrus war schwer verletzt als er mit Kaidan zurück auf die Normandy kam. Er ist auch auf der Krankenstation. Ich hoffe nur, dass Dr. Chakwas irgendetwas tun kann. Das Medigel funktioniert auch nicht mehr und soweit ich weiß, haben wir nicht gerade viele Medikamente die auf dextro Aminosäuren anspringen...“, erklärte Liara.
    „Keelah.... Das darf doch alles nicht wahr sein... Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Tali mit einem leicht verzweifelten Unterton.
    „Wir sollten erst einmal herausfinden, auf welchem Planeten wir eben gelandet sind. Dann können wir uns Gedanken darüber machen, wie wir hier wieder weg kommen. Aber zuerst sollten wir uns vergewissern, dass wir nicht in Gefahr sind.“, meinte Kaidan und gesellte sich zu den beiden Frauen. Tali nickte. Sie bat den Major, Legion auch zur Krankenstation zu bringen, sie bestand geradezu darauf. Kaidan konnte ihr nicht widersprechen und brachte den Geth zu Dr.Chakwas.

    Liaras erster Gedanke als sie die Normandy verließen war, wie froh sie darüber war, auf einem sauerstoffhaltigen Planeten gelandet zu sein. Egal wo sie hinsah, überall wucherten Pflanzen, Bäume, alles Mögliche. Selbst auf den höchsten Bergen am anderen Ende des Tals. Genaugenommen hatte es sie gar nicht mal so schlecht erwischt. Liara kannte einige Früchte und erklärte Kaidan, dass sie notfalls, sollten ihre Essensvorräte ausgehen, einfach diese Früchte sammeln und kochen könnten. Der Major war froh über Liaras Anwesenheit. Sie kannte sich einfach richtig gut aus in der Galaxie und machte die ganze Situation gleich viel leichter für ihn.
    „Sehr schön. Können Sie auch bestimmen, auf welchem Planeten wir gelandet sind?“, fragte er und musterte eine purpurne Pflanze die in alle Richtungen wuchs und sich über den ganzen Boden erstreckte. Interessantes Gewächs.
    „Hm, nein, das ist schwierig. Diese Pflanzen hier wachsen so ziemlich auf jedem sauerstoffhaltigen Planeten. Ich weiß nicht genau wo wir sind. Aber ich schätze, dass wir noch irgendwo in der Milchstraße sind.“, antwortete die Asari und warf einen Blick in den Himmel. Er strahlte hellblau, es waren kaum Wolken zu sehen und die zwei Monde verrieten schon mal, dass sie nicht auf der Erde waren.
    „Mist...“, Kaidan schwieg wieder. Er hatte gehofft, auf der Erde zu sein. Dann hätte er vielleicht nach Jane suchen können. Sie finden und retten können... Er seufzte und machte sich Vorwürfe nicht auf Garrus gehört zu haben. Sie hätten die Normandy noch mal verlassen sollen, Shepard folgen.... Vielleicht wäre dann alles ganz anders gekommen.
    Auf einmal öffnete sich wieder die Türe der Normandy und Garrus kam Wut schnaubend heraus. Bei der Göttin er sah schrecklich aus. Liara erwischte sich bei dem Gedanken, noch nie einen derart zugerichteten Turianer gesehen zu haben, schüttelte schnell den Kopf und kam ihm entgegen.
    „Garrus, kommen Sie sofort zurück!“, Dr. Chakwas war dem Turianer dicht auf den Fersen und hatte ihn fast eingeholt, als der mit einem Stöhnen zusammenbrach.
    „Garrus!“, rief Liara und kniete sich zu ihm. „Garrus, hören Sie mich?“, fragte sie und versuchte ihn zu stützen.
    „Wo sind wir...?“, fragte er nur und hustete.
    „Wissen wir nicht. Wir mussten notlanden. Irgendetwas ist schief gegangen, die Normandy hat überhaupt keine Energie geschweige denn Treibstoff mehr.“, erklärte Liara so gut es ging und versuchte Garrus aufzuhelfen. Dr. Chakwas hatte ihm bereits an manchen Stellen Verbände angelegt.
    „Wir müssen zurück... Auf die Erde... Jane...“, meinte der Turianer. Liara merkte, wie schwer ihm das Atmen fallen musste und sie schüttelte wieder den Kopf. Er würde nirgends hingehen, ehe er nicht behandelt wurde und sich vollständig auskuriert hatte.
    „Es tut mir leid, Garrus, aber Shepard wird vorerst mal warten müssen. Sie sind schwer verletzt, Sie müssen sich erst einmal ausruhen.¨, meinte Liara und half Dr. Chakwas den verwundeten Turianer wieder auf die Krankenstation zu bringen.

    Karin untersuchte ihn, sagte ihm immer wieder wie schlimm seine Verletzungen waren und wie lange er sich ausruhen sollte. Garrus allerdings hörte kaum zu. Es spielte für ihn keine Rolle, wie schlimm zugerichtet er war, es war ihm schlicht und ergreifend egal. Er wollte nur Jane finden koste es was es wolle, er würde nicht aufgeben bis er sie gefunden hatte. Selbst nachdem Karin ihm sagte, dass sie nicht mehr auf der Erde waren, änderte das nichts an seinem Vorhaben.
    „Dann müssen wir die Normandy so schnell wie möglich wieder zum Laufen bringen.“, erwiderte er nur und Dr.Chakwas konnte nur den Kopf schütteln. Er war sturer wie jeder Kroganer! Joker der auf einer anderen Liege gegenüber von Garrus lag, lachte nur über seinen Kommentar.
    „Bitte, Garrus? Wie denn? Der Antriebskern ist komplett hinüber und die Stromkasten haben auch überhaupt keine Notenergie mehr. Das war’s. Wenn wir nicht irgendwo ein bisschen Treibstoff herbekommen, sitzen wir hier für immer fest. Oder bis irgendjemand anders uns findet… wobei… wir können ja nicht einmal ein Notsignal senden… Scheiße, wir sind echt im Arsch.“, murmelte Joker und starrte unbeeindruckt an die Decke. Er hatte einen kurzen Moment lang wirklich Hoffnung gehabt, dass Tali das alles gemeinsam mit Techniker Adams hinbekommen würde. Aber nachdem die Quarianerin nur den Kopf geschüttelt hatte, war so ziemlich alle Hoffnung dahin.
    „Jetzt beruhigen Sie sich beide mal! Wir haben die Reaper besiegt, ist das denn gar nichts wert? Egal auf welchem Planeten wir hier sind, solange wir Wasser zum Trinken und genügend Nahrung haben, können wir die Normandy auch irgendwann wieder reparieren. Jetzt lassen Sie sich beide erst einmal behandeln. Dann sehen wir weiter.“, meinte Karin und drückte Garrus zurück in die Kissen. „Und vor allem Sie, Garrus, bleiben liegen.“, ergänzte sie mit einem warnenden Unterton.
    Der Turianer verdrehte die Augen, konnte kaum fassen, dass er auf dem Befehl dieser Frau hörte und schmollte. Sobald er wieder normal laufen konnte würde er sich an einen Plan machen, die Normandy wieder zum Laufen zu bringen. Er würde hier nicht ewig liegen bleiben.
    Nachdem Dr. Chakwas die Krankenstation verlassen hatte, waren Garrus und Joker alleine in dem dunklen Raum. Die Ärztin hatte bis eben noch ein paar Kerzen benutzt, alle aber ausgeblasen, als sie das Zimmer verlassen hatte.
    „Ist beschissen, nicht wahr?“, fragte Joker in die Dunkelheit hinein. Er glaubte, dass Garrus so ziemlich der einzige war, der seinen bescheidenen Gemütszustand nachvollziehen konnte. Die Galaxie war gerettet – Juhu! Und was hatte er davon? Die einzige Frau die ihm je was bedeutet hatte, war bis auf weiteres tot. Garrus musste so ziemlich dasselbe fühlen. Schließlich war Shepard entweder tot, oder unerreichbar für ihn.
    „Wir werden zurückfliegen.“, erwiderte Garrus ohne jeglichen Unterton.
    Joker zog irritiert eine Augenbraue hoch. Eigentlich hatte er geglaubt, den Turianer inzwischen gut zu kennen. Er hatte auch gedacht, seine Tonlagen interpretieren zu können, aber so wie er eben gesprochen hatte, war da gar nichts. Keine Wut, keine Trauer, nichts.
    „Ich will jetzt echt nicht wie ein Spielverderber klingen, Garrus, aber bei allem was Recht ist, so schnell kommen wir hier nicht mehr weg.“, entgegnete er und starrte wieder an die Decke.
    „Ich werde Jane nicht aufgeben.“, meinte Garrus tonlos.
    „Ja, das haben Sie eben schon gesagt. Zumindest so ähnlich. Und glauben Sie mir, das hat keiner hier vor, aber es ist unwahrscheinlich, dass wir sie oder sonst wen in nächster Zeit erreichen werden.“, erwiderte der Flight Lieutenant und warf Garrus, dessen Gesicht er nur schemenhaft ausmachen konnte einen genervten Blick zu. Das war – zumindest für den Moment – zu viel Ehrgeiz für ihn. Er war stinksauer und zugegeben auch deprimiert. Er hatte einfach keine Lust jetzt zu kämpfen. Das hatte er in den letzten Jahren zu genüge getan.
    Der Turianer sagte nichts mehr und nach einigen Minuten glaubte Joker auch, dass er eingeschlafen war und gönnte sich auch ein wenig Schlaf. Die letzten Stunden waren heftig genug gewesen…

    „Wir können Ihn nicht reparieren, Tali.“, erklärte Liara zum gefühlt hundertsten Mal. Die Quarianerin stand neben dem Geth an einem der vielen Betten auf dem Crewdeck und sah Liara wütend an.
    „Wieso nicht? Du hast doch jahrelang alle Kulturen der Galaxie studiert, du kannst mir nicht erzählen, dass du nicht weißt wie Geth funktionieren!“, erwiderte Tali aufgebracht. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass es das gewesen sein soll. Nach all den nervenzerreibenden Jahren die sie hinter sich hatte, der ganze Kampf mit den Geth… und jetzt soll Legion einfach so tot sein? Und der ganze Rest seiner Spezies auch? Wie konnte Liara so eine Vermutung auch nur anstellen!
    „Ich weiß, du bist wütend. Aber Geth haben keinen An- und Ausschalter. Ihr System ist viel komplexer, das weißt du doch selbst.“, erwiderte die junge Asari und hatte das Gefühl, Tali würde bald anfangen zu weinen. Komischerweise verhielt sie sich viel unberechenbarer als Liara gedacht hatte.
    Und nachdem die Quarianerin nicht mehr antwortete, sondern anfing zu schluchzen bestätigte sich Liaras Verdacht. Das war wohl alles ein bisschen zu viel für sie. Wenn sie sich richtig erinnerte war Tali neben Jack auch das jüngste Mitglied hier auf der Normandy. Mit ihren 25 Jahren war es nur zu verständlich, dass ihr das alles irgendwann über den Kopf wuchs. Zumal Liara glaubte zu wissen, wie sehr die Quarianerin den Geth mochte.
    Die Asari konnte gar nicht mit ansehen, wie ihr Tali gegenüberstand und weinte. „Hey…“, sie nahm die junge Mechanikerin in den Arm. „Das wird schon wieder. Wir schaffen das, mach dir keine Sorgen…“
    Die Asari stand eine Weile einfach nur inmitten des Raumes und hielt Tali fest. Bei allem was Recht war, sie musste auch zugeben, dass sie mit all dem nicht gerechnet hatte. Dass dieser Krieg solche Auswirkungen haben würde. Liara wusste nicht einmal genau, was passiert war. Sie konnte sich nur an Kaidans Erklärungen halten. Aber selbst die hielten sich in Grenzen.
    Shepard war also auf der Citadel gewesen… bei der Göttin, wenn sie nur an diese gigantischen Reaper dachte, die den Strahl auf der Erde beschützt hatten! Und da soll Jane durchgekommen sein? Und das auch noch überlebt haben? Diese Frau war wirklich beeindruckend. Aber andererseits hatte Kaidan auch gesagt, dass er von der Normandy aus beobachtet hatte, wie die Citadel explodiert war. Konnte Jane dann überhaupt überlebt haben?
    Liara schüttelte den Kopf. Sie durfte jetzt nicht daran zweifeln. Die Crew war so oder so schon am Boden zerstört, da durfte sie ihnen nicht auch noch die Hoffnung nehmen, dass ihr Commander überlebt hatte.
    Tali beruhigte sich wieder, schniefte noch ein paar Mal und bedankte sich dann bei der Asari. „Danke…Ich mache mir einfach… ich kann nicht anders, Liara. Legion hat mich beschützt, er wollte mir nur helfen und jetzt ist er…“, sie verstummte wieder und sah auf den leblosen Körper des Geth.
    „Wir bekommen ihn wieder hin. Ganz bestimmt.“, erwiderte Liara aufmunternd. Ja, sie war mit Abstand die einzige, die nicht so deprimiert war wie der Rest der Crew. Tali hatte schnell bemerkt, dass es nicht nur ihr so ging, alle schienen irgendwie ziemlich fertig zu sein. Keiner konnte so richtig glauben, dass sie auf einem fremden Planeten waren. Geflohen vom Kampf mit den Reapern. Auch wenn Tali das nie vor Joker sagen würde, war es doch genau das, was sie getan hatten, oder nicht? Sie waren geflohen. Zwar auf Shepards Befehl aber das machte es nicht gerade besser. Tali war auf der Normandy gewesen um in genau diesem Krieg mitzuhelfen und dann, als Shepard sie vielleicht gebraucht hätte, hatten sie sie auf der Erde zurückgelassen. Tali bemerkte, wie ihr schlechtes Gewissen wuchs. Sie fühlte sich verantwortlich. Vor Allem nachdem sie an ihr letztes Gespräch mit dem Commander dachte. Sie hatte sie aufgebaut wegen ihrem Kind, wegen Legion, wegen Kal… und jetzt war sie weg und Tali fühlte sich richtig gehend alleine.
    Ohne dass sie es richtig mitbekam, legte sie vorsichtig eine Hand auf ihren Bauch. Bis jetzt konnte sie noch gar nichts von dem Kind spüren. Sie wusste nur, dass es da war. Und es würde in eine Welt hineingeboren, in der es keine Reaper gab. Eigentlich eine schöne Aussicht. Aber die Tatsache, dass die Technik vollkommen versagt hatte, machte ihr diesen schönen Gedanken gleich wieder zu Nichte. Und natürlich, dass Legion immer noch reglos auf der Liege lag.
    „Alles in Ordnung, Tali? Hast du Schmerzen?“, fragte Liara besorgt und sah kurz auf die Hand der Quarianerin, die sie immer noch schützend auf ihrem Bauch hielt.
    „Nein… es… es geht mir gut.“, sagte sie nur und warf einen letzten Blick auf Legion, bevor sie mit der Asari wieder das Zimmer verließ.


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    Ich hab mich mal an einer Skizze für ein Cover für meine ff versucht

    http://40.media.tumblr.com/aebee7e52...ijjo1_1280.png
    Geändert von Sally78 (12.05.2015 um 18:07 Uhr)
    Man muss nicht selber in der Pfanne brutzeln, um über ein Schnitzel schreiben zu können.

  9. #19
    Toss a coin... Avatar von Drellinator92
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    Sehr schöne Geschichte Sally, weiter so

  10. #20
    Wie Feuer... Avatar von Milky_Way
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    Die Skizze ist toll - wie übrigens deine Geschichte!

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