Zitat von
Stefan Weiss
Entwickler Bioware wollte mit Inquisition das bislang größte Dragon Age-Abenteuer liefern, und das ist den Entwicklern auch gelungen. Nicht nur, dass man in Sachen Story, Charaktere und Dialogsystem stark aufgebohrten und gut inszenierten Content erlebt, in dem es haufenweise spielrelevante Entscheidungen zu treffen gibt. Nein - da packt Bioware auch noch haufenweise Gameplay-Inhalte dazu, die einen Spiele wie Skyrim oder auch die Assassin's Creed-Reihe erinnern. Dazu zählt zum Beispiel der ganze Aufbauteil in Sachen Inquisitionsfestung, das umfangreiche Crafting, oder der hohe Erkundungsfaktor. Sicher kann man darüber meckern, dass es keine zusammenhängende Spielwelt gibt, doch stört mich das kaum. Das liegt hauptsächlich daran, dass die einzelnen Areale groß genug und abwechslungsreich gestaltet sind - jedenfalls die meisten. Inquisition mit den beiden Vorgängern direkt vergleichen zu wollen, fällt schwer - da jedes der drei Rollenspiele deutlich andere Schwerpunkte bietet. Teil 1 bleibt für mich in Sachen Charaktereinführung und den damit verbundenen Herkunftsgeschichten (Origins) unangefochten. Dazu stellt es noch am ehesten die Verbindung zu "klassischen" Rollenspielen dar, in denen man noch von Hand Attribut-Punkte verteilte und auch abseits von Kampf und Abenteuer mit sozialen Skills seine Charakterfigur aus- und erlebte. Dragon Age 2 stellte das Konzept ziemlich auf den Kopf und bot auf reichlich Action getrimmte Kost, was in rasant inszenierte Kämpfe mündete. Zwar mit vielen RPG-Tugenden brechend, mochte ich es trotzdem ganz gern, da es sich schnörkellos, geradlinig und am Stück unterhaltsam spielte.
Inquisition nun ist weder das eine, noch das andere - und das ist ein spannender Ansatz, der eine gänzlich neue Erfahrung im Dragon Age-Universum bietet. Inquisition fühlt sich über große Strecken vertraut an, und macht dabei doch vieles anders. Das fällt zum Beispiel bei den Kämpfen auf - die versprühen enorme Wucht und bieten bei actionreichen Spieleinstellungen auch ähnliche Rasanz wie im Vorgänger. Aber eben nur fast - dank der einstellbaren Taktik-Kamera etwa, die durchaus auch ihre Macken hat, und dem integrierten Block-Barriere-Gesundheitssystem stand oft genug die Taktik an vorderster Stelle in meinen Kämpfen. Zusammen mit den ganzen anderen Inhalten - dem Crafting, der eigenen Festung, den intensiveren Gesprächen und vieles mehr fühlt sich Inquisition auch nach zig Stunden für mich ein bisschen wie ein schwer zu zähmendes Biest an. Ein wenig wie in Skyrim und Co fühlt man sich aufgrund der massiven Questflut auch schnell mal verloren. Und ähnlich wie in der Assassin's Creed-Reihe weiß man vor lauter Content schon bald nicht mehr, was man eigentlich als Nächstes tun soll. Das nimmt Dragon Age schon eine ordentliche Portion "Leichtigkeit" - nicht im Sine eines Schwierigkeitsgrades, sondern vielmehr in der Art und Weise, wie es sich konsumieren lässt. Inquisition ist ein dicker Brocken, der mich beständig auf Trab hält. Nicht alles dabei ist fehlerfrei oder gar perfekt für den PC umgesetzt, bietet aber bislang das für mich intensivste Dragon Age-Erlebnis in der Spielreihe.