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  1. #1
    All I did was dream Avatar von General-Osiris
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    Standard SSV Robert Koch - Frachtdeck

    Das Frachtdeck der SSV Robert Koch ist kein einzelner Raum per se, sondern ein System von modularen, unterschiedlich großen Zellen, die in Wabenform dem Frachtraum seine charakteristische Form geben und denen er im Slang der Crew den Spitznamen „Bienenstock“ verdankt. Ein ausgeklügeltes System aus einer Kombination von Unterdruckröhren, verzweigten Schienennetzwerken und einer Vielzahl von Drohnen mit virtuellen Intelligenzen sorgt dabei für einen reibungslosen Warenverkehr. Im Frachtraum befinden sich ebenfalls die Dienstzimmer des Versorgungsoffiziers und seiner Einheit. Dieser ist mit seinen Chiefs und Mannschaftsdienstgraden dafür verantwortlich, dass auf der Robert Koch jeder zu jeder Zeit mit ausreichend Handwerkszeug ausgerüstet ist – seien es Milchtüten für die Truppenküchen oder sieben Tonnen schwere Wolframgeschossblöcke für die H-MACs.
    We had a good ride. - The best.

  2. #2
    ME-FRPG only Avatar von Barney Gray
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    Standard

    <--- SSV Robert Koch – MD-S

    Chaos. Das war das erste Wort, das Barney in den Sinn kam, als er das Frachtdeck betrat und die Wirren von umherschwirrenden Dronen, Gabelstaplern und dergleichen vor sich sah. Er war zwar schon auf dem ein oder anderen Schiff gewesen, doch ein solches Ausmaß an Betriebsamkeit war ihm bisher noch nicht unter die Augen gekommen. Ein unüberschaubares System von Röhren hing über ihm, durch welche sporadisch kleine Zylinder flogen und parallel dazu verliefen Magnetschienen, die das Leitsystem für die Drohnen darstellten. Da gerade die Midway gelandet war und die Fregatte wohl gerade gelöscht wurde, nahm Barney an, dass hier ansonsten etwas weniger los war.

    Relativ zügig navigierte sich der Operations Chief durch das Gängesystem vorbei an diversen Frachträumen und Dienstzimmern, bis er schließlich bei der Poststelle angekommen war. Etwas gewöhnungsbedürftig, da die Gänge keine Neunzig-Grad-Kurven machten, sondern aufgrund der Wabeneinteilung alle etwas verkorkst ineinander zweigten – fast so, als hätte jemand ganz willkürlich die Korridore gezogen. Vor der Poststelle jedenfalls angekommen, blieb Barney reflexartig stehen: eine lange Schlange aus augenscheinlich genervten Soldaten hatte sich davor gebildet. Er war also nicht der einzige, der seine Ausrüstung holen wollte… widerwillig reihte sich der Texaner ein, wobei er auf einem Ohr mithörte, was die anderen wartenden so sprachen. Zwei Marines sprachen davon, wie es immer wieder dasselbe mit diesem Corporal war, der augenscheinlich für die Gepäckausgabe verantwortlich war, und wie dieser Typ sich anscheinend „daran aufgeilte“, Leute wegen Kleinigkeiten Stunden lang im Teufelskreis der Bürokratie hängen zu lassen. Barney seufzte. Das konnte ja was werden. Schließlich war auch er an der Reihe und betrat die Poststelle.
    Was dem Texaner sofort auffiel, war die Tatsache, dass der Raum über keine Wände verfügte – zumindest über keine sichtbaren. Überall verliefen die Röhrensysteme, durch die in unregelmäßigen Abständen immer wieder Zylinder huschten, was deutlich machte, dass der Raum, in dem er sich gerade befand, nicht die ganze Poststelle war, sondern in einem anderen Teil des Frachtdecks wohl ein ganzer Rattenschwanz an ihr hing.
    „Operations Chief Barney Gray, A15177G090148. Ich möchte meine Ausrüstung empfangen.”
    „Von welchem Schiff kommen Sie?“, leierte der Corporal genervt herunter.
    „SSV Midway.“
    Ein vielsagender Blick von hinter dem Tresen. Barney musterte den Soldaten genauer. Der Texaner schätzte ihn auf etwa Ende Zwanzig und das erste, was dem Operations Chief auffiel, waren die großen Löcher im Ohrläppchen des Corporals. Barney schätzte, dass da sogar ein Finger durchpasste und angewidert zuckten seine Mundwinkel. An seiner Brust trug der Corporal ein Tätigkeitsabzeichen für Versorgungs- und Nachschubpersonal – eine Auszeichnung, die man je nach geleisteten Dienstjahren in der entsprechenden Verwendung in verschiedenen Stufen verliehen bekam. Der Corporal trug es in Silber.
    „Midway… Midway…“, murmelte der Corporal, nachdem er Barney kommentarlos irgendein Formular vorgelegt hatte und sich jetzt in den Datenbanken seines Terminals vergrub.
    „Okay, ich habe das Paket gefunden“, sagte der Soldat schließlich.
    „Wunderbar. Eine Frage nur: hier auf dem Formular kann ich den Punkt drei nicht ausfüllen, da ich keine Versetzung erhalten habe.“
    „Sie haben keine Versetzung erhalten?“
    „Nein, ich bin direkt mit Anlegen der Midway in meine neue Einheit überstellt worden. Der COB hat das über das Personalsystem geregelt.“
    „Dann kann ich Ihnen die Ausrüstung nicht ausgeben.“
    „Wie bitte?“
    „Ich kann Ihnen Ihre Ausrüstung nicht ausgeben, wenn Sie das Formular nicht ausfüllen können.“
    „Aber die Daten finden Sie doch im System! Ich habe sie bloß nicht als eigene Ausfertigung erhalten.“
    „Ohne Ausfertigung keine Ausrüstung, so einfach ist das.“
    Barney schnaubte. Dieser hochnäsige Tonfall ging ihm langsam auf den Keks.
    „Wie stellen Sie sich denn das vor, Corporal?“, fuhr ihn der Texaner lauthals an, „wenn ich mich jetzt gleich bei meinem Chef melde und wir auf den Tharkad verlegen, soll ich dann hier oben bleiben oder wie?“
    „In der Einheit wird schon Ersatz für Sie sein und wenn nicht, dann geht Ihr Chef eben mit einem Mann weniger runter. Das ist nicht mein Problem.“
    Das war der Punkt, als Barney endgültig der Hals platzte. Wütend schlug er mit der flachen Hand auf den Tresen, sodass es nur so krachte und schepperte. Der Corporal zuckte erschrocken auf.
    „Sagen Sie mal, haben Sie einen Knall?“, dröhnte der Texaner und mit einem Mal war es totenstill in der Warteschlange hinter ihm. Einige Gesichter lugten hinter seinem Rücken durch die offene Tür und der Corporal sah ihn mit weit geöffneten Augen an.
    „Sie sind Dienstleister für mich, verdammt nochmal! Ohne mich hätten Sie keinen Job, also wenn ich mich jetzt bei Major Schleifer melde, dann werde ich das mit vollzähliger Ausrüstung tun, ja?“ Barney funkelte den Corporal an. „Oder muss ich dienstlich werden, Corporal?“
    „Nein, müssen Sie nicht, Operations Chief“, kam es aus einem anderen Dienstzimmer und der Versorgungsoffizier kam mit einer Kaffeetasse in der Hand in den Raum geschlendert, wobei er den militärischen Gruß Barneys nur halbherzig erwiderte. Wären sie nicht auf einem Kriegsschiff der Allianz, hätte Barney vermutet, er hätte mit seinem Gedonner gerade den Versorgungsoffizier aus seinem Mittagsschlaf geholt.
    „Wo ist das Problem, Corporal?“
    Der Mannschaftsdienstgrad erläuterte dem bereits ergrauten Staff Commander die Sachlage und dieser schüttelte nur den Kopf, deutete auf den Bildschirm des Terminals und fachsimpelte mit dem anderen Soldaten für einige Augenblicke, ehe drei Formulare ausgedruckt wurden und der Corporal über eine Tür in einen anderen Raum verschwand.
    „Die Sabotagefälle in der Fliegerstaffel halten im Moment den ganzen Kahn auf Trab und das Kompetenzen-Wirrwarr auf der Midway macht die Sache auch nicht einfacher, Chief“, erklärte der Versorgungsoffizier und machte auf den Formularen Kreuze dort, wo Barney zu unterschreiben hatte, „Sie können Ihre Ausrüstung bei der Ausgabe empfangen. Wenn Sie rausgehen, rechts halten. Einen schönen Tag noch.“
    „Gleichfalls, Sir.“
    Damit verschwand der Stabsoffizier wieder in seinem Dienstzimmer, aus dem leise Radiomusik zu hören war, während Barney eine Ausfertigung der unterschriebenen Formulare mitnahm und die Poststelle wieder verließ.
    „Herzlichen Dank, Corporal“, sagte Barney bei der Ausgabe, genau so laut, dass eine ganze Warteschlange voller grinsender Gesichter es hören konnte. Mürrischer als zuvor brach Barney jetzt mit einem großen Rucksack und zwei noch größeren Seesacken in Richtung seiner neuen Einheit auf: Kompanie Schleifer.

    ---> SSV Robert Koch – Bereitschafts- und Briefingräume

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