Einstiegspost

"Gehe stets davon aus das dein Feind bereit ist in den Krieg zu ziehen, sobald er dich als Gegner erkennt. Die wahre Kunst liegt darin dein Gegenüber im Glauben zu lassen du wärst sein Freund; bis es zu spät ist."
Kapitel 1; Vers 1; The Principles of War von Elizabeth Rhana Seymour

"Ah, Lormando. Dieser gottlose Flecken Erde, ein Pickel auf dem Arsch einer Welt die selbst nicht näher an selbigem der Galaxie sein könnte." Liz nahm noch einen letzten Zug von ihrer Zigarette bevor sie sich mit beiden Händen von der Ladefläche des Pick-Ups stieß, mit welchem sie die letzten Stunden die Hangstraße entlang des Faringar erklommen hatten. "Irgendwie mag ich es hier."

Sie und ihr 3-Mann starker Trupp hatten den weiten Weg von Tatyana hier her eingeschlagen, um gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Punkt 1: Etwas außerhalb der Stadt sollten sie einen lokalen Waffenschieber treffen, der sie mit Equipment versorgen würde, welches wiederum ermöglichte die nachfolgenden Aufträge zur Zufriedenheit der Kontakte zu erfüllen. Punkt 2: Informationen rund um Rodrik Corso sammeln. Den lokalen Warlord, der nun schon viel zu lange sein eigenes Spiel gespielt hatte und damit nicht nur der Allianz, sondern auch allen anderen Warlords des Tharkad gehörig auf den Sack gegangen war.

Elizabeths Stiefel gruben sich in den Schlamm als sie vom Truck sprang. Es hatte die letzten zwei Tage durchgehend geregnet. An und für sich kein unübliches Wetter für die Region, aber aus irgendeinem Grund war ihr Fremden Führer der festen Meinung gewesen das es sich dabei um ein schlechtes Omen handelte. 'Pff, schlechtes Omen. Wenn der wüsste...'
"Rodrigez, Callahan, Meyers, sammeln!" bellte sie durchdringend. Die drei Soldaten waren quasi bereits bei ihr bevor sie den Befehl zu Ende gesprochen hatte. Liz legte großen Wert darauf das ihre Männer wussten, was ihre Offizierin von ihnen wollte noch bevor sie es selbst wusste und auf die drei war definitiv verlass.

Rodrigez war ein Tier von einem Mann. Zwei Meter zehn groß und mindestens genauso breit. Einer von dem Kaliber, dem man es ohne zu zögern zu trauen würde das er ein Auto umwerfen oder einen Baum aus dem Boden reißen würde. Im krassen Kontrast stand dazu sein gut gebräuntes Babyface, das er jedoch schlauerweise unter einem gepflegten Zwei-Wochen-Bart zu verstecken wusste. Wenig überraschend also das Rodrigez der Support-Gunner der Einheit war. Sein einziges Laster? Der Alkohol. Und betrunken zum Dienst zu erscheinen ist vielleicht einmal witzig. Aber wenn es zur Norm wird? Dann verdient man sich ganz schnell ein Kreuz bei der Allianz und einen Job bei Cat-6.

Callahan hingegen war schon eher von derselben Statur wie Liz selbst. Hob sich aber vom Rest des Trupps durch sein geschundenes Gesicht ab. Den meisten Leuten bot sich der Vergleich zu einem menschlichen Boxer-Hund an. Wenn es nicht so abwegig klingen würde, der Gedanke das man ihm direkt nach seiner Geburt mit einer Schaufel ins Gesicht geschlagen hatte, nur um ganz sicherzugehen das er auch ja kein hübscher Brite wird, könnte dem ein oder anderen durchaus durch den Kopf gegangen sein. Callahan war der Medic der Gruppe. Seines Zeichens von der Allianz verwießen weil sie irgendwann Wind davon bekommen hatten, das er über die Jahre zu seinem eigenen besten Kunden geworden war.

Meyers wäre vermutlich Truppführer des Sabre Squads geworden, wenn es Lizzie nicht gegeben hätte. Charismatisch, gut gebaut, einen guten Kopf größer als die meisten anderen aber bei weitem nicht so ein Gigant wie Rodrigez. Wenn seine Soldaten Laufbahn nicht wäre, er hätte wunderbar auch sein Geld als Schauspieler in Erwachsenen-Holos machen können. Aber, und wie er selbst gerne immer wieder betonte, Krieg war seine Bestimmung. Und genau deshalb hatte er auch seinen Dienst bei der Allianz quittiert bekommen. Meyers war ein Kriegstreiber. Deeskalation lag einfach nicht in seiner Natur. Und man hatte es ihm sehr krumm genommen das er es darauf angelegt hatte einen "diplomatischen Zwischenfall mit den Turianern" zu provozieren und nur beinahe und mit einer Menge verdammt guter PR hatte man ein zweites Shanxi verhindern können.

"Also gut Leute, die Verschnaufpause ist vorbei. Ihr kennt das Briefing, aber ich wiederhole es nochmal damit es diesmal auch niemand vergisst. Wir treffen unseren Kontakt um fünfzehnhundert genau hier. Das ist in zwanzig, falls ihr eure Uhr vergessen habt. Meyers, du parkst den Wagen da hinten, damit unser Freund auch genug Platz zum Rangieren hat. Rodrigez, das Dach. Guter Blickwinkel über die Straßen und wenn vorzeitig weitere 'Freunde' von dem Dealer auftauchen... Fragen wir später warum. Callahan, du bleibst bei mir und zeigst unserem neuen besten Kumpel auf dem Tharkad dein bestes Lächeln. Fragen?"


Ein kurzer bedrückender Moment Stille. Sie wusste, dass es jede Menge Fragen gab, denn ihr Plan war furchtbar. Zu viele Variablen. Kein Zeichen von professionellen Soldaten, sondern viel mehr von Amateuren mit zu viel Geld und einem noch größeren Ego. Doch genau das war der Eindruck, den sie bei dem Waffenhändler hinterlassen wollte.

"Ich nehm das dann mal als nein." Sie lächelte breit und zufrieden. "Also, auf eure Positionen, hopp hopp. Wir wollen doch nicht das die Show ohne uns anfängt und wir sind eh schon viel später dran als ursprünglich angenommen."