Tag 6,
12:00 Uhr
Zwischen Illium und dem nächsten Massenportal


Es hatte ewig gedauert, Illium hinter sich zu lassen. Die Behörde hatten sie aufgehalten und die Motoren hatten noch in der Atmosphäre gestoppt. Lyria hatte all ihr weniges Wissen über Schiffsmotoren zusammenkratzen und einige Leitungen überbrücken müssen, ehe es weiterging. Wenigstens hatten die Diagnose-Programme keine Fehlfunktion im Massenantriebskern ergeben. Sofern die Programme fehlerfrei waren. Lyria betrat seufzend das Cockpit. Ihr Mantel hing über dem Pilotensitz und ihr Pullover lag auf der Sitzfläche.
War die richtige Entschiedung gewesen, wenn sie so an sich runterschaute. Schmierflecken und Dreckreste klebten an ihrem Oberkörper. Zum Glück hatte sie ihre Handschuhe über gezogen. Und ohne eine Dusche an Bord tat sie nun auch dasselbe mit dem Pulli. dann warf sie sich in den Sitz und lud die Datei über Antirumgon in den Bordcomputer.
Zeit für etwas Reiselektüre.

14:20 Uhr

Die ONformationen waren ncihts allzu besonderes gewesen, ebenso wie Antirumgon selbst: Ein Eisplanet in den Terminussystemen, zuerst ein Bergwerksplanet, dann ehemaliger und heutiger Piratenunterschlupf. Unterirdische Siedlungen, oberflächliche Landemöglichkeiten. Die verschiedenen Ebenen und die Entstehunggeschichte überflog die Asari nur grob, interessanter war da schon, dass es die Erlaubnis eines Piratenanführers bedurfte, um überhaupt landen zu dürfen und nicht von den verborgenen Abwehrgeschützen vom Himmel geholt zu werden. Das Waffenverbot würde sie sowieso ignorieren, bisher war es ihr noch immer gelungen, die leichte Pistole irgendwo rein zu schmuggeln. Auch die Hierarchie der Gesellschaft war keine Überraschung: An der Spitze standen die Piraten, dann kamen Händler und Handwerker, Arbeiter und ganz unten Sklaven und sonstiger Abschaum. Ihr Ziel war Narshad, die größere der beiden Siedlungen.
Vor etwa drei Tagen kehrte ein Händler nach Illium zurück und sprach davon, dass man in Narshad nicht mehr landen könne. Hier tauchte auch die erste Erwähnung der Rotaugen auf.
"Also muss ich irgendwie in eine abgeschottete und bewachte Siedlung eindringen und dann auf einem Schmugglerpiraten eine berüchtigte Bande ausfindig machen...", dachte Lyria laut nach, "...und das in dieser Klapperkiste." Sie musste Grinsen. "Das klingt doch mal nach einer Herausforderung.

15:45 Uhr

Lyria hatte in dem kleinen Frachtraum ihrem Bewegungsdrang anchgegeben und auf eine aus funktionsunfähigen Kabeln und einigen Verpackungsmaterialien zusammengebastelte Puppe eingeprügelt, als die Nachricht aufblinkte, das sie das Massenportal erreicht hatte. Sie schlenderte zurück ins Cockpit und klemmte sich mit den Worten "Mal sehen, ob ich das noch kann.", hinter den Navigationscomputer. Antirumgon lag im Gagarin-System des Armstrong-Nebels. Bei der Göttin, wie lange hatte sie das nicht mehr gemacht...? Sie brauchte länger als gedacht, ehe sie mit den Koordinaten zufrieden war. Dann ging es los.
Es war gar nicht so einfach, nach all der Zeit mal wieder einen Sprung durchzuführen, nicht zu stark abzuweichen, die Geschwindigkeit zu halten und gerade als sie begann zu beschleunigen fing der Motor an zu stottern! Lyria begann, wild fluchend, allen Saft zu geben und alles zuzuschalten was sie hatte.
Lass mich nicht gerade jetzt im Stich, du blöde Klapperkiste! Dann war es soweit, irgendwie hatte sie die nötige Geschwindigkeit erreicht, eine Nachricht bestätigte das Zustandekommen der Energieverbindung zwischen Portal und Schiff und der Antrieb verschwand aus ihren Gedanken. Sie brauchte ihre gesamte Konzentration, um das Schiff auf Kurs zu halten, als es beschleunigt wurde. Alles klapperte, mehrere Warnleuchten sprangen an. Noch 30 Sekunden bis zu den Zielkoordinaten... Mach jetzt bloß nicht schlapp...

16:00 Uhr
"Verdammte, kreuzverfickte Blut pissende Reinbluttochter deren räudige Eltern Geschwister waren!" Es folgten noch weitere Fluchtiraden auf Quarianisch, Kroganisch und Turianisch. Es brauchte eine verdammt lange Weile, ehe Lyria sich wieder halbwegs beruhigt hatte.
Immerhin ist die Klapperkiste nicht auseinander gefallen.
Ja, dafür bin ich Lichtjahre jenseits von meinem Ziel raus gekommen und laufe auf Notstrom!
In großen, freundlichen, gelben Buchstaben blinkte die Nachricht 'Energie wird wiederhergestellt' auf dem Display auf und verschwand wieder. Lyria musste all ihre Willenskraft aufbieten, um nicht auf die Armaturen einzuschlagen. Kleine Blitze zuckten zwischen ihrer Haut und so ziemlich jeder metallischen Oberfläche hin- und her, die sie berührte.
"AuauauAuAuAuAuAUAUAUAU! Fuck!" Die Pilotin schnaubte. BEruhig dich, durchdrehen hilft dir nicht weiter. Und während du noch auf die Wiederherstellung wartest -bitte gnadenreiche Göttin lass die Überbrücker halten-, kannst du dir ja über dein Omni-tool die Akte über die Rotaugen reinziehen. Das tat sie dann auch...

18:00 Uhr
Endlich, ENDLICH war die Energie wieder soweit hergestellt, dass sie den ÜLG-Antrieb anwerfen konnte. Wurde auch verdammt noch Mal Zeit! Die Rotuagen Datei hatte diesen Namen einfach nicht verdient. Alles was darin stand lies sich auf einige, wenige Fakten zusammenfassen:
-Vor einigen Monaten war das erste Mal eine Piratenbande unter einer Asari namens T’risha aufgefallen, wegen Sklavenhandel
-Vor knapp zwei Wochen landeten sie auf Antirumgon
-Gerieten hier in Konflikt mit mehreren lokalen Banden, unter anderem den ‚Kell Hounds’ und eienr Gruppierung namens ‚Tosh’.
Und ja, das war’s auch schon. Kein Wunder, dass Silent mehr Informationen über diese Entwicklungen wollte. Aber warum die Rotaugen? Warum nicht die Anführer der Kell Hounds oder der Tosh? Die beiden waren schon eine ganze Weile vor den Sklavenhändlern dort.
Nun ja, mal angenommen, hinter Silent verbirgt sich wirklich ein Informationsmakler. Oder eine Gruppe, die mit Informationen handelt, dann besitzen sie über diese Banden wahrscheinlich bereits ausführliche Akten. Und dieser Trauerzug von einer Datei soll jetzt von mir mit Inhalt gefüllt werden. Ja doch, das ergab durchaus Sinn. Mit einem Schulterzucken programmierte sie den Kurs. Das sie wegen dem verdammten Energieverlust weit vor dem Massenportal wieder entschleunigt hatte, würde es ncohe ine ganze Weile dauern, ehe sie den Eisplaneten erreichte...

25:00 Uhr (Antirumgon-Zeit)
Zu guter Letzt hatte sie den verdammten Planeten erreicht.
"Ich hoffe bloß, ich muss so einen verdammt zähen Trip nicht so bald wiederholen!", knurrte sie. Obwohl ihr die Pause ganz gut getan hatte, die Schwellung in ihrem Nacken war stark zurückgegangen, Kopfschmerzen hatte sie wo gut wie keine mehr und die kleinen Stromstöße wenn sie die Beherrschung verloren erreichten allmählich wieder ihre alte Intensität.
So, dann wollen wir doch Mal sehen... Och nee. Die Sensoren zeigten einen Schneesturm über Narshad an. Und die Messinstrumente waren zu alt und ungenau, um eine Prognose über die Dauer abzugeben. Seufzend lies die Asari sich in ihrem Sitz zurückfallen. Sie hatte zu viel Erfahrung, um jetzt da runter zu fliegen. Kein Pilot bei Verstand würde das tun, und sie hatte alle Zeit des UNiversums. Also warum ein unnötiges Risiko eingehen? Es gab überhaupt keinen Grund dazu...
Nein, Süße.
Was, 'Nein'? Ich wollte nicht...
Du musst niemandem was beweisen, der Schneesturm ist höchstwahrscheinlich zu heftig für diese Schrottlaube. Lass es!
Aber ich könnte...
LASS ES!

Sie hatte recht. Es war Selbstmord. Unnötig. Überflüssig. Nicht nötig. Und nach einem langen, inneren Kampf gab Lyria nach und lehnte sich zurück. Wie von selbst fand die Fotografie ihrer Vaterfamilie ihren weg in die Hände der Asari.
Hast keine Närrin großgezogen, Vater. Sie drückte einen kleinen Kuss auf das Holodisplay, dann presste sie es an ihre Brust. Sie vermisste sie, und der Gedanke daran, dass er schon fast.. waren es 30? Ja, 30 Jahre tot war. Und wie war immer noch hier. Sie würde noch hier sein, wenn seine Urenkel an Altersschwäche starben. Nicht zum ersten Mal fragte Lyria sich, wie es wohl sein würde, ihre matriarchalische Phase zu erreichen. So alt zu werden, all die toten Freunde...

27:23 Uhr (Antirumgon-Zeit)
Da, sie war eingenickt! Lyria zuckte zusammen und fuhr im Sitz empor. Wie sah es aus...
Die Scanner zeugten an, dass der Sturm stark nachgelassen hatte. Er war zwar noch nicht vollkommen vorbeigezogen, aber die maximale Windgeschwindigkeit betrug 'nur' noch um die 60-70 km/h. Damit wurde sie fertig.
"Also dann, Schrotthaufen. Jetzt musst du noch einmal durchhalten, dann darfst du dich zur ewigen Ruhe legen..." Und sie gab Schub...

>>> Narschad, Raumhafen