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  1. #1
    Newbie Avatar von Javert
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    Standard Forschungsschiff Nephthys

    Fakten zum Schiff

    Die Nephthys, benannt nach der altägyptischen Göttin des Südens, ist ein modernes aber im Vergleich eher ein mittelgroßes Forschungsschiff. Die Besatzung und die Technik an Board ist dafür ausgelegt und spezialisiert Planeten zu erkunden. Die Routen der Nephthys wird von der System Allianz meist vorgegeben. Um so die Erforschung besser zu koordinieren. Die Krankenstation ist auf dem modernsten Stand der für Menschen verfügbaren Technik.

  2. #2
    Newbie Avatar von Jean-Luc Javert
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    Tief blickt er ihr in die hellblauen Augen, während sie mit beiden Händen sein Gesicht hält. So zart und warm ist die Berührung, dass alles andere in Vergessenheit gerät.
    „Ich…“, beginnt sie, doch beendet sie ihren Satz nicht.
    „Wie geht es ihm?“, fragt sein Vater.
    „Mir geht es…“, beginnt er seine Antwort, doch wird von seiner eigenen Mutter unterbrochen.
    „Hervorragend. Er sollte bald aufwachen.“
    Verwirrung steigt in ihm auf.
    „Von wem redet ihr? Was ist los?“
    Bevor eine Reaktion auf seine Frage kommen konnte, verändert sich die Örtlichkeit. Weg von dem kargen Gang mit den Neonröhren, befindet er sich nun wieder in dem alten Haus in Afrika. Verängstigte Kollegen und bewaffnete Sicherheitskräfte um ihn herum. Die meisten verletzt und alle erschöpft.
    „Das sind gute Neuigkeiten“, spricht einer von ihnen leicht außer Atem.
    Noch immer steht sie vor ihm und hat ihre Hände an seinen Wangen. Sie steht vor ihm, obwohl sie nie an diesem Ort gewesen war.
    „Javert“, sagt sie.
    Bevor er noch einmal fragen konnte was hier los sei, wirbelt eine Explosion staub durch die Fenster. Alle versuchen in Deckung zu gehen. So gut sie können. Als er sie nun fragen wollte ist sie verschwunden. Das letzte was er hört sind ihre Worte, die aus der Staubwolke zu kommen schienen.
    „…liebe dich.“


    Wie nach einer gewöhnlichen Nacht öffnete Javert seine Augen. Nur war der Schlaf, von dem er erwachte, nicht gewöhnlich. Er wusste nicht wo er war und ließ seine Augen durch das Zimmer streifen. Weiße karge Wände, mit einem großen Bildschirm auf der Gegenüberliegenden. Zu seiner Rechten sah er weitere, kleinere Bildschirme, die unter anderem seinen Herzschlag anzeigten. Die Maschinen die er sah konnte er nicht zuordnen, doch vermutete er bereits, dass er in einem Krankenhaus sei. Damit lag er gar nicht mal so falsch, wie er später noch erfahren sollte. Eine der Maschinen, der Neuroscanner, erfasste das Erwachen von Javert durch die erhöhten Hirnfunktionen. Diese Information gab das medizinische Gerät an das Büro der Krankenabteilung weiter. So wusste Frau Dr. Cole sofort Bescheid, dass ihr Patient aufgewacht war. Sofort machte sie sich auf den Weg zu ihm. Mit einem Tablet unterm Arm betrat sie den Raum. Javert, der nicht wusste wo er war oder wer da gerade hereinkam, drehte seinen Kopf zu ihr. Doch er fühlte sich noch zu schwach um zu sprechen, weshalb er einfach abwartete.
    „Hallo“, begann die 51-Jährige. „Mein Name ist Doktor Cole. Sie befinden sich auf einer Krankenstation. Wie fühlen sie sich?“
    Mit schwacher Stimme und trockenen Lippen antwortet Javert ganz ruhig.
    „Scheiße.“
    „Ok“, schmunzelte sie. „Sie haben sicher Hunger und Durst.“
    „Ja.“
    „Das wird sich geben. Meine Kollegin wird ihnen nachher etwas bringen.“
    Währenddessen setzte sich die Doktorin auf einen kleinen Hocker, der an der linken Seite des Bettes stand.
    „Was ist passiert?“
    „Nun, das würden wir gern von ihnen wissen.“
    Beide schauen sich für einen Moment an. Doch Javert, der gern etwas sagen würde, wusste nicht was er sagen sollte.
    „Ich habe einige Fragen an sie um ihre Identität zu klären und ihr Gedächtnis zu testen.“
    „Gut.“
    Sie zückte das Tablet und begann zu fragen.
    „Wie ist ihr Name?“
    Bevor er antworten konnte, stellt er fest, dass er sich nicht sicher sei.
    „Ja…“, begann er. „Javert.“
    „Gut. Und ihr Vorname?“
    Suchend schaute er im Zimmer umher, doch fand er keine Antwort. Dr. Cole wollte ihn auf die richtige Spur bringen. Von den wenigen Informationen die man hatte, wusste man immerhin den ersten Teil seines Vornamen.
    „Jean.“
    „Luc“, gab Javert schnell zur Antwort.
    „Gut. Sehr gut. Sie scheinen sich zu erinnern“, sprach sie lächelnd, während sie die Daten auf ihrem Tablet vervollständigte.
    „Können sie mir sagen wo sie geboren wurden?“
    Jean-Luc überlegte und überlegte, doch fand keine Antwort.
    „Bordeaux.“
    „Ja. Jetzt wo sie es sagen.“
    Sie schmunzelte noch einmal.
    „Haben sie eine Freundin, eine Frau?“
    „Ich glaube ja.“
    „Können sie mir ihren Namen sagen?“
    Wieder überlegte er.
    „Ich glaube der hört mit A auf.“
    „Ja. Weiter. Sie schaffen das.“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Sie haben auf ihrem Rücken eine große Tätowierung. Da steht Victoria.“
    „Das ist sie. Sie ist blond. Sie... sie hat blaue Augen. Hellblau.“
    „Das ist gut. Weiter.“
    „Mehr fällt mir nicht ein.“
    „Ok. Haben sie Kinder?“
    „Ich glaube nicht.“
    „Was ist das letzte woran sie sich erinnern können?“
    „Wie sie vor mir steht und mein Gesicht hält. Sie sagt, dass sie mich liebt.“
    „Wo war das?“
    „Keine Ahnung.“
    „Jetzt noch eine letzte sehr wichtig Frage. Danach können sie sich erst einmal wieder ausruhen. Später kommt die Kollegin mit Essen und etwas zu trinken.“
    Sie holte noch einmal tief Luft bevor sie die Frage stellte.
    „Können sie mir ihr Geburtsdatum nennen?“
    Sie behielt diese Frage bis zum Schluss, da die Daten die sie hatte, den Monat und vor allem das Jahr, anscheinend fehlerhaft waren. Wieder schüttelte Javert den Kopf nachdem er wieder im ganzen Raum nach der Antwort suchte. Die Frau Doktor gab ihm einen Denkanstoß.
    „Januar.“
    Nach einigen weiteren Sekunden des Überlegens fand er die Antwort.
    „2040. 26. Januar 2040.“
    „Sind sie sicher?“
    „Ja. Warum?“
    Ein weiteres Mal holte die Doktorin tief Luft.
    „Hören sie mir jetzt genau zu und bewahren sie Ruhe.“
    „Was ist los?“
    „Jean, sie waren weit über 100 Jahre eingefroren.“
    „Was?“
    „Wir haben sie in einem Kryobehälter gefunden. Wir haben das Jahr 2184. Das sind 144 Jahre nach ihrer Geburt.“
    Geändert von Jean-Luc Javert (22.06.2013 um 18:21 Uhr)

  3. #3
    Newbie Avatar von Jean-Luc Javert
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    „Nein“, Jean-Luc holt tief Luft. „Nein!“
    Dr. Cole wusste, dass eine solche Nachricht niemand leicht aufnehmen würde. Sie streckte kurz ihre Hand nach ihrem Patienten aus, war sich aber unsicher ob sie ihn sacht berühren sollte, um ihn zu beruhigen. Javert begann leicht zu hyperventilieren und seine Blicke streiften wild im Zimmer umher. Er erwartete, dass der Raum, wie in einem Traum, zusammen fallen würde und er erwache.
    „Nein!“
    Im Gesicht der Doktorin stieg Beunruhigung auf. Atmung, Puls und Hirnaktivität stiegen an. Dem medizinischen Monitor über dem Bett von Javert, konnte Dr. Cole die Werte genau entnehmen. Sie hoffte mit ein paar Worten den Zeitreisenden zu beruhigen.
    „Jean, Jean. Es ist alles gut.“
    „Das kann nicht sein. Sowas geht nicht.“
    „Es ist alles gut.“
    Zuvor war die Stimme der Doktorin sehr warm und angenehm. Ein Segen für jeden Patienten. Doch nun hörte man die Besorgnis, welche man zuvor nur in ihrem Gesicht erkennen konnte.
    „NEIN!“
    Javert versuchte aufzustehen. Noch bevor er seinen Oberkörper richtig heben konnte, hielt die Ärztin ihn an beiden Armen und drückte diese aufs Bett. Kalt war das schwarze karbonähnliche Material, aus dem Jeans Arme teils bestanden. Er wehrte sich. Heftig schüttelte er seinen Kopf hin und her und hob immer wieder seine Schultern um sich zu befreien. Spucke fiel umher und hing ihm aus dem Mund, während er weiterhin, auch innerlich, kämpfte.
    „Es wird alles… alles gut.“
    Auch die Anstrengungen, den jungen Mann ins Bett zu drücken, stand ihr nun im Gesicht. Sie ließ einen der beiden kalten Oberarme los, um Druck auf eine seiner Schultern auszuüben. Doch bevor sie seine Schulter greifen konnte, gelang es Javert sie wegzustoßen. Um nicht zu stürzen ging Dr. Cole wenige Schritte zurück. So konnte sie ihre Balance halten, stieß aber den Hocker hinter ihr um. In seinem unkontrollierten Anfall schob Jean-Luc seinen Körper mit den Armen und nur ein wenig mit seinen, im Moment, schwächlichen Beinen vom Bett. Er fiel auf den kalten hellgrauen Fussboden. Tränen liefen seinem Gesicht hinunter und tropften auf den Boden. Ein Faden Spucke ebenso. Sein Puls sank langsam wieder in den Normalbereich. Noch immer atmete er etwas schwerer. Javert blickte starr vor sich hin.

    Mit beiden Händen hält sie sein Gesicht. Beide schauen sich tief in die Augen. Hinter ihr drei an die Wand gekoppelte Kryobehälter. In allen drei liegt ein Mensch eingefroren. Menschen ohne Gesichter. Er nimmt ihre Hände von seinem Gesicht, geht an ihr vorbei und auf die großen Behälter zu.
    „Javert.“
    Javert blickt nach rechts. Mit dem Sturmgewehr auf dem Schoß, in Wüstentarnkleidung, Blut das unter seinem Helm hervor läuft und Dreck im Gesicht, sitzt ein Soldat auf dem Boden. Er ist geschafft. Mit schwachem Blick schaut er Jean an und nickt.
    „Wachen sie auf“, spricht er mit kraftloser Stimme.
    „Ich hab ihn erschossen“, antwortet Javert.
    „Wach auf. Es war richtig.“
    Eine Explosion wirbelt staub in den Raum. Die Sicht verringert sich auf wenige Zentimeter. Auch Javert sitzt nun auf dem Fussboden. Die Kryobehälter werden vom Dreck verschluckt und verschwinden. Javert wendet sich ab und schließt seine Augen. Nach ein paar Sekunden öffnet er sie ein wenig. Noch immer liegt der dichte, gelbe Dreck in der Luft.
    „Ich bin schwanger“, ertönt es aus dem stickigen Nebel.
    Schüsse erschallen im Hintergrund. Geschrei. Plötzlich kniet sie vor ihm und wieder hält sie mit beiden Händen sein Gesicht.
    „Javert, Javert.“
    Mit Kraft in der Stimme schreit sie ihn fast an. Schüttelt ihn.
    „Es ist alles gut.“
    Jean-Luc atmet immer schneller. Tränen bahnen sich ihren Weg.
    „Es war ok. Es war richtig so.“
    „Ich hab ihn erschossen“, entgegnet Javert.
    „Lieber er als du.“
    „Wach auf“, wirft der Soldat ein.
    Immer schwieriger wird es Luft zu bekommen. Er atmet hastig. Seine Atemwege verschließen und Javert ist am ersticken. Ein letztes Mal holt er tief Luft. Seine Arme gehen wild umher. Suchend nach greifbarer Hilfe. Seine Sicht verschwimmt. Es wird Dunkel.


    Noch immer auf dem Boden liegend, in Rückenlage, kam Jean wieder zu sich. Frau Dr. Cole war über ihn gebeugt.
    „Hören sie mich?“
    Ein kurzer Blick auf den Bildschirm des Neuroscanners verriet ihr, dass er wieder bei Bewusstsein sein musste.
    „Sie müssten mich hören“, sprach sie mehr zu sich als zu Javert.
    „Ja“, antwortete er leise.
    Ein kleines Lächeln überkam ihr.
    „Das ist gut.“
    Sie holte tief Luft, während sie kurz überlegte wie sie ihn wieder ins Bett bekommt.
    „Ich hole kurz meine Kollegin. Dann heben wir sie wieder ins Bett.“
    „Ok.“
    Es wirkte als würde Javert, dass im Moment nicht interessieren. Als wäre es ihm egal gewesen auf dem Boden zu liegen.
    „Ich komm gleich wieder", sprach Dr. Cole mit einem Lächeln.
    Bevor sie aufstand und den Raum verließ, klopfte sie leicht mit der Hand auf seinen Bauch. Sie wollte ihm so wohl ein gutes Gefühl vermittelten. Javert genoss es währenddessen schon fast wieder normal zu atmen. Ruhig ließ er seine Blicke wieder an der Decke entlang, durch das karge Zimmer streifen. Er dachte nicht darüber nach ob er es allein wieder ins Bett schaffen würde. Es viel ihm auch schwer einen richtigen Gedanken zu fassen. Konzentriert über seine Vergangenheit oder seiner Situation zu denken, war ihm einfach nicht vergönnt. Das einzige was ihm in diesen Moment zu seiner Lage einfiel, sagte er leise vor sich hin.
    „Scheiße.“
    Geändert von Jean-Luc Javert (22.06.2013 um 18:18 Uhr)

  4. #4
    Newbie Avatar von Jean-Luc Javert
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    Nach nicht mal zwei Minuten betraten Frau Dr. Cole und Cassandra, eine junge Krankenschwester, mit schwarzem Haar und grünen Augen, den Raum.
    „Na los. Heben wir sie auf“, sprach die 51-Jähige und beugte sich zusammen mit ihrer Kollegin nach unten. Javert griff mit der linken Hand nach dem Bettgestell, um sich mit hinauf zuziehen. Schwester Cassandra hob seine Beine und Dr. Cole Jeans Oberkörper hoch. Nach dem Kraftakt der beiden Frauen, schüttelte die Schwester noch das Kopfkissen durch und deckte Javert wieder zu.
    „Warum hab ich keine Kraft in meinen Beinen?“
    Die Frau Doktorin antwortete auf seine Frage, während sie den Hocker wieder ans Bett stellte und sich hinsetzte.
    „Die meisten Muskeln müssen sich erst wieder an eine Belastung gewöhnen. Es sollte…“
    Cassandra unterbrach sie.
    „Brauchen sie noch etwas?“
    „Nein, danke.“
    „Es... Mit der richtigen Physiotherapie sollte es nicht lange dauern. Dann sollten alle Muskeln wieder belastbar sein. Die Muskeln sind nicht abgeschlafft. Sie waren eingefroren. Man könnte sagen konserviert. Ihre Arme betrifft das natürlich…“
    „Warum kann ich mich nicht richtig erinnern?“
    Wieder wurde die Doktorin unterbrochen. Leise vollendete sie noch ihren Satz, leckte sich kurz die Lippen und antwortete erneut auf Javerts Frage.
    „Soweit ich weiß, können Gedächtnisstörungen ein Nebeneffekt von der Kryostase sein. Das gibt sich meist aber wieder.“
    „Es wird also alles wieder zurück kommen.“
    In dem Blick, den Jean-Luc der grauhaarigen Frau zu warf, erkannte sie seine Hoffnungen. Diese musste sie jedoch schmälern.
    „Es ist wahrscheinlich. Kann aber lange dauern. Und der Behälter, in dem wir sie fanden, war ziemlich beschädigt. Und laut dem Neuroscann, haben sie eine leichte Gehirnerschütterung erlitten, die womöglich das Langzeitgedächtnis ebenfalls beeinflusst hat.“
    Javerts Blick barg nun auch ein Funken Traurigkeit.
    „Ich denke schon, dass sie ihr Gedächtnis zu, so in etwa 95 %, wieder erlangen. Nur wird dies wohl sehr lange dauern.“
    Er atmete tief durch und versuchte auch diese Nachricht zu verarbeiten.
    „Wir müssen noch einige medizinische Untersuchungen machen. Nur um zu sehen ob wirklich alles in Ordnung ist. Das meiste konnte wir auch schon, während sie geschlafen hatten untersuchen. Zumindest das Physische.“
    „Ok.“
    „Wollen wir gleich beginnen?“
    „Irgendwas Schmerzhaftes dabei.“
    Dr. Cole lächelt und zieht einen kleinen Stift hervor.
    „Nein.“
    Die Ärztin stand auf, begab sich zum Fußende des Bettes und schlug die Decke um.
    „Fangen wir gleich mit ihren Beinen an. Wackeln sie mal mit den Zehen.“
    Ohne Anstrengungen konnte Javert Folge leisten.
    „In welchem Krankenhaus bin ich eigentlich? Also in welcher Stadt?“
    Die große schlanke Frau schaute ihn an und holte kurz Luft.
    „Wir sind auf der Nephthys.“
    „Auf der? Ein Schiff?“
    „Ja.“
    „Ein Raumschiff?“
    Diese Information war für Javert wesentlich leichter zu verarbeiten.
    „Spüren sie das?“ fragte die Doktorin zwischendurch als sie mit dem medizinischen Stift über seine Fußsohle fährt.
    „Na klar. Ja. Ja“, reagierte er nebenbei auf die Frage und fuhr fort. “21… was war's?“
    „84.“
    „Genau. 2184.“
    „Anspannen.“
    „So?“
    „Ja. Gut so.“
    Danach untersuchte Dr. Cole die Waden und drückte dabei mit dem Stift auf verschiedene Punkte. Javert ließ das Ganze über sich ergehen. Auch wenn er nicht verstand, was genau sie untersuchte, fragte er nicht nach. Fragen hatte er dennoch einige.
    „Wir fliegen jetzt gerade durch den Weltraum?“
    „Ja.“
    In Javert stieg Begeisterung auf.
    „Das ist ja sowas von cool. Warum hab ich eigentlich kein Fenster?“
    Wieder lächelte Dr. Cole.
    „Daneben befinden sich nur weitere Räumlichkeiten. Die Krankenstation ist doch recht Zentral gelegen. Wir haben hier keinen einzigen Raum mit Fenstern. Da müssen sie später zum Beispiel in die Kantine gehen.“
    „Kantine? Essen klingt jetzt gar nicht schlecht. Hoffentlich gibt’s noch was, was ich kenne.“
    „Sieht gut aus. Alle Beinmuskeln die ich getestet habe geben Gegendruck, wenn ich sie belaste.“
    „Super. Also, Kantine?“
    „Nein“, antwortete sie erneut mit einem Lächeln. „Noch nicht. Soll ich was holen lassen?“
    „Das wär mal was.“
    Javert gelang es nicht weiter drüber nach zudenken, dass er über 100 Jahre in Kryostase sich befand. Das ermöglichte ihn sich auf andere wichtige Aspekte bzw. Fragen zu konzentrieren. Dazu kam noch der Hunger der langsam immer größer wurde. Doch vor allem konnte er unbeschwerter mit der Situation umgehen, solange er nicht direkt darüber nachdachte.
    „Ich komm gleich wieder.“
    „Jap.“
    Erneut verließ die 51-Jährige den Raum. Javert viel in dem Augenblick ein, dass sie nicht besprachen, was er essen wolle. Er setzte dazu an sie zu rufen, entschied sich aber anders. Es dauerte wieder nur wenige Minuten bis sie zurück kam.
    „Ist unterwegs.“
    „Super. Und was gibt’s?“
    „Was Gesundes.“
    „Hab's befürchtet“, scherzte Jean-Luc, dessen mentale Verfassung sich langsam besserte.
    Die Doktorin schlug die Decke wieder über die Beine und das Deckenende vom Oberkörper zurück.
    „Ich muss jetzt ihren Oberkörper untersuchen.“
    „Ok.“
    Sie öffnete den Patientenkittel an der Seite und zog ihn unter der Decke hervor, wodurch sie freie Sicht auf Javerts Bauch und Brust bekam.
    „Wir haben sicher auch schon andere Planten besiedelt, oder?“
    „Anspannen.“
    Wieder drückte sie mit ihrem Stift, um die Muskeln zu belasten.
    „Gut so. Ja, haben wir.“
    „Und…“
    Frau Dr. Cole unterbrach ihn.
    „Wir müssen sie jetzt rum drehen. Schaffen sie das mit dem Oberkörper? Dann helf ich bei ihren Beinen.“
    „Ja. Können wir so machen.“
    Während Javert sich auf seinen rechten Arm stützte, zog die grauhaarige Ärztin seine Beine nach.
    „Was ich fragen wollte. Hab wir intelligentes Leben entdeckt?“
    „Wenn es nur das wäre, was wir entdeckt haben.“
    Javert machte große Augen und war neugierig auf Mehr.
    „Also da draußen gibt’s wirklich andere intelligente Arten, so wie wird. In etwa.“
    Für Dr. Nancy Cole waren Außerirdische nichts Besonderes. Erst im zweiten Augenblick wurde ihr wieder bewusst, dass es zu der Zeit ihres Patienten, Mitte des 21. Jahrhunderts, noch keinen Kontakt zu Aliens gab.
    „Ja. Wir haben sogar welche an Bord.“
    „Echt?“
    „Ja.“
    Nachdem sie gemeinsam Javert wieder herumdrehten, zog sie ihm den Kittel an und deckte ihn wieder zu. Zur selben Zeit betrat Cassandra mit einem Tablett das Zimmer.
    „Wie sehen sie aus?“
    „Das werden sie noch sehen“, antwortete Dr. Cole während sie ein kleines Schränkchen mit integrierten Tabletthalter heranzog.
    Schwester Cassandra stellte das Essen ab, wünschte „Guten Appetit.“ und verließ wieder den Raum.
    „Guten Hunger.“ wünschte die Doktorin und wollte ebenfalls das Zimmer verlassen.
    „Warten sie. Ich hab noch ein Haufen Fragen.“
    „Jetzt wird erst mal gegessen. Einverstanden?“
    „Ja“, nickte Javert und schaute sein essen an. „Was ist das?“
    „Bauernfrühstück. Das müssten sie doch kennen.“
    „Ja, das meint ich auch nicht“, und deutete auf das Glas dunkelgrüner Flüssigkeit. „Ich meinte das.“
    „Das ist salarianisch und sehr lecker. Vor allem aber gesund.“
    „Sala… das ist nicht von diesem Planeten. Unserem Planeten.“ Korrigiert Javert sich selbst.
    Die Doktorin lächelt.
    „Nein. Aber es ist wirklich lecker. Probieren sie einfach. Und wenn es nicht schmeckt lassen sie es stehen.“
    Noch skeptisch nahm Javert ein Schluck. Er war überrascht. Die Doktorin hatte recht.
    „Stimmt.“
    Erfreut nickte Nancy Cole ihm zu und verließ den Raum, während Jean begann hastig zu essen.
    Geändert von Jean-Luc Javert (22.06.2013 um 18:37 Uhr)

  5. #5
    Newbie Avatar von Jean-Luc Javert
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    Javert holte tief Luft. Sein traurig wirkender Blick schweifte erneut durch das Zimmer.
    “Ok, und was nun? Was mach ich dann?“
    Er hielt einen kurzen Moment inne mit seinen Gedanken und fuhr dann fort.
    “Victoria. Victoria.“
    Krampfhaft versuchte er sich an sie zu erinnern. An ihr blondes Haar und ihre blauen Augen. An ihre zarte Haut und ihr Stimme, die er immer wieder in seinen Träumen hörte.
    “Victoria.“
    „Oh, das sieht doch gut aus.“
    Javert bemerkte nicht, dass Dr. Cole inzwischen den Raum betrat.
    „Was?“
    „Sie haben fleißig aufgegessen“, und deutete auf den leeren Teller und das leere Glas.
    „Hatte auch Hunger. Das grüne Zeug schmeckt wirklich.“
    „Hab ich ihnen doch gesagt“, antwortete die Doktorin mit dem gelockten grauen Haar. „Bereit für ein bisschen Sport?“
    „Was genau?“
    „Wir stellen sie aufs Laufband.“
    „Ok.“
    Dr. Cole schob das kleine, weiße Schränkchen mit dem Tablett wieder in die Ecke und verließ den Raum.
    „Gleich wieder da“, rief sie noch, während sie durch die, sich automatisch öffnende Tür ging.
    Kaum ein Augenblick später kam die Doktorin, zusammen mit Schwester Cassandra samt einem Rollstuhl, wieder herein.
    „Wirklich?“
    „Ja“, entgegnete die Ärztin.
    Gemeinsam hoben die beiden Frauen Javert in den Rollstuhl. Während Cassandra ihn über den Gang fuhr und Dr. Cole nebenher lief, fing Jean-Luc wieder an Fragen stellen. Verständlich, in seiner Situation.
    „Sind wir weit von der Erde weg?“
    „Nein“, antwortete die 26-Jährige Krankenschwester, bevor es ihre Vorgesetzte tun konnte.
    „Bringen sie mich dann wieder zur Erde?“
    Auch Cassandra schaute die Doktorin fragend an.
    „Das Allianz-Kommando weiß von ihnen. Die werden sich darum kümmern, dass sie zur Erde kommen. Ich glaube nicht, dass die Nephthys vom Kurz abweichen wird. Ihre Rückreise allerdings, müssen sie mit dem Captain klären.“
    „Stopp!“, rief Javert.
    Die beiden Frauen erschraken und hielten sofort an. Sie waren für einen Moment irritiert.
    „Die Person war blau.“
    Der schwarzhaarige Patient deutete auf eine Tür in einem Quergang. Damit wollte er zeigen wo die gemeinte Person sich hin begab.
    „Das war sicher eine Asari.“
    Sie setzten sich wieder in Bewegung.
    „Asari?“
    „Ja, wir haben zwei von ihnen an Bord. Wissenschaftlerinnen.“
    An dem interessierten Blick von Javert konnte Dr. Cole erkennen, dass er mehr über die Asari wissen wollte.
    „Die Asari sind ein Frauenvolk.“
    Javert machte große Augen.
    „Ein Frauenvolk?“, fragte er nach.
    „Ja. Sie pflanzen sich durch eine Art Parthenogenese fort.“
    „Parth...eno…genese?“
    „Ja.“
    „Ok, das schlag ich später nach.“
    Die beiden Frauen schmunzelten und Cassandra fuhr für Frau Dr. Cole mit dem Gespräch fort, während sie Javert mit dem Rollstuhl in den medizinischen Fitnessraum schob.
    „Sie können bis über 1.000 Jahre alt werden.“
    „Wow.“
    „Sie sind eine der fortschrittlichsten Spezies in unser Galaxis.“
    „Ich komm mir vor wie einem Science Fiction-Film“, lächelte Javert.
    Mit seinen Armen hielt er sich an den beiden Griffschienen, links und rechts des Laufbandes, und zog sich hoch. Auf beiden Armen abstützend lief er langsam, Schritt für Schritt, vorwärts bis er mittig auf dem Laufband stand.
    „Können sie sich halten?“, fragte Dr. Cole nach.
    „Ja. Kein Problem.“
    „Gut. Ich schalte es nun an und sie werden einfach versuchen ein Schritt nach den anderen zu setzten. Aber halten sie sich fest. Ihr Beine tragen sie noch nicht.“
    „Ok.“
    Die Doktorin schaltete das Laufband in der geringsten Geschwindigkeitsstufe an. Javert folgte den Anweisungen seiner Ärztin und schaute dabei auf den Bildschirm vor ihm, wo er unter anderem seinen Puls verfolgend konnte.
    „Wo haben sie eigentlich ihre Arme her?“
    Nachdem er kurz zu Dr. Cole schaute, als sie ihm die Frage stellte, schaute er seine Arme an und musste nur kurz überlegen bis er ihr eine Antwort geben konnte.
    „Keine Ahnung. Sind aber im Moment sehr praktisch.“
    „Nicht einmal ein Ansatz von Erinnerungen?“
    Er schüttelte den Kopf, während er langsam weiter ging und sich auf seine Arme abstützte.
    „Ein…“, begann er und überlegte weiter, während ihn Bildfetzen vor sein geistigen Auge erschienen. „Ein Krieg oder sowas.“
    Sicher war er sich nicht.
    „Waren sie vielleicht Soldat?“
    Javert blickte vor sich ins Nichts und versuchte sich intensiv zu erinnern. Sein Blick wurde immer leerer.

    Er atmet schwer. Sitzt auf den Boden im Dreck, während er sich an eine Steinsäule lehnt. Hektisch gehen Javerts Blicke umher. Um ihn herum sitzen und liegen Soldaten, Sicherheitskräfte und Zivilisten. Teils verwundet und alle erschöpft. In seinem Gesicht ist diese Erschöpfung gut zu erkennen. Ebenso gut wie seine mittlerweile getrockneten Tränen und wie sie ihre Bahnen durch den Dreck in seinem Gesicht zogen. Ein Soldat kommt auf ihn zu gelaufen.
    „Ok, wir müssen weiter. Nimm sie und komm!“
    Javert schaut zu seiner Rechten, auf den Boden und sieht eine Maschinenpistole unter seiner Hand im Dreck liegen.
    „Los Leute! Los! Los! Los!“, ruft der Soldat durch den ganzen Raum.
    Derweil ist das laute Geräusch eines Helikopters zu hören, während gleichzeitig auch Schüsse zu vernehmen sind.
    Im nächsten Moment ist Javert schon draußen und rennt unter dem von Säulen gehaltenen Vordach eines anderen Gebäudes entlang. Während der Helikopter Staub aufwirbelt und Kugeln an ihm vorbei fliegen und die Hauswand sowie in die Steinsäulen einschlagen. Eine große Explosion lässt alles im Staub und Rauch verschwinden, durch den sich noch ein Schrei bohrt.
    „JAVERT!“


    „Javert?“, sprach die Doktorin ihn ein weiteres Mal an.
    Sein Blick wieder mit Leben erfüllt, schaute er suchend umher.
    „Sie waren wohl weggetreten. Ist alles in Ordnung?“
    „Ja, glaub schon“, antwortete er noch etwas irritiert.
    „Ist ihnen etwas eingefallen?“
    „Wie ich gesagt hab.“
    Dr. Cole nickte.
    „Ich würde eine Stufe hoch stellen. Es sieht bisher gut aus. Soll ich?“
    „Ja. Können sie.“
    „Ich vermute, dass sie ihre Augen und die Narbe ebenfalls da her haben.“
    Er musste kurz überlegen. Erinnerte sich aber recht schnell daran, dass seine Augen nicht echt waren und er eine sechs Zentimeter lange Narbe am Kopf hat.
    „Ich glaube ja.“
    „Ok“, antwortete die Medizinerin und vermutete, dass selbst wenn sich ihr Patient daran erinnern würde, er wohl nicht darüber reden möchte.
    Mittlerweile bei Stufe 3 angekommen, gewöhnten sich Javerts Beinmuskeln wieder an die Belastung. Um sich von diesen unangenehmen Erinnerungen nicht auffressen zu lassen, versuchte Jean-Luc sich auf aktuellere Dinge zu konzentrieren.
    „Sie haben vorhin was von Allianz erzählt.“
    „Die menschliche Allianz meinen sie?“
    „Denk ich mal.“
    „Die Länder der Erde haben eine Allianz gegründet.“
    Bevor sie weiter sprechen konnte unterbrach Javert die Ärztin.
    „Wann?“
    „Vor mittlerweile 35 Jahren. 2149.“
    „Ziemlich spät find ich. Hab immer gehofft, dass wir unser mein-Land-dein-Land-System endlich mal über den Haufen werfen.“
    Er holte tief Luft und fragte weiter.
    "Und die ersten Außerirdischen?“
    „Oh, ich glaube das war…“, sie musste kurz überlegen. „58. Oder 57.“
    „158?“
    „Ja. Irgendwann um 2158“
    „Und wie viele Arten gibt es?“
    „Außerirdische Arten? Keine Ahnung. Einige. Ich hab sie noch nicht gezählt.“
    „Zumindest sind es nicht nur zwei oder drei.“
    „Nein. Das sind schon definitiv mehr.“
    Inzwischen konnte sich Javert immer mehr auf seine Beine abstützen.
    „Ich glaube es geht wieder.“
    „Ok. Wollen sie es probieren?“
    „Ja“, blickte er sie an.
    „Wenn sie merken, dass es nicht geht dann stützen sie sich wieder ab.“
    Jean-Luc nickte bevor er langsam versuchte sich von allein auf den Beinen zu halten.
    „Ok. Etwas wacklig.“
    „Langsam.“
    „Ja“, lachte er. „Klappt.“
    „Super“, freut sich auch Dr. Cole. „Versuchen sie mal zu gehen. Aber vorsichtig.“
    „Ja.“
    Ein Fuß vor dem anderen, begann Javert langsam und vorsichtig sich zu bewegen und sich auf den Beinen zu halten.
    „Sieht gut aus.“
    „Hätte nicht gedacht, dass das so schnell wieder geht.“
    „Wie ich sagte. Ihre Muskeln waren nur eingefroren nicht abgeschlafft. Die mussten auch erst mal wieder aufwachen und sich nicht erst wieder entwickeln.“
    Die Doktorin war zufrieden, was man ihr auch sofort ansah.
    „Gehen sie noch ein Stück. Ich sag dem Captain kurz Bescheid.“
    „Ok.“
    Javert schaute der Doktorin zu wie sie aufstand und zu einer Kommunikationseinheit an der Wand ging. Sie drückte ein paar Tasten und jemand von der Brücke meldete sich.
    „Hier ist Dr. Cole aus der Krankenstation. Unser Patient ist wieder auf den Beinen.“
    „Das klingt sehr gut“, Sprach eine leicht maschinell verzerrte Männerstimme.
    „Noch ein paar Übungen und dann werd ich ihn auf die Brücke bekleiden.“
    „Haben sie vielen Dank Doktor.“
    „Ok“, beendete sie das Gespräch.
    Geändert von Jean-Luc Javert (22.06.2013 um 18:54 Uhr)

  6. #6
    Newbie Avatar von Jean-Luc Javert
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    Dr. Cole begab sich zurück zu Javert, der noch immer auf dem Laufband stand.
    „Wie fühlen sie sich?“
    „Gut soweit.“
    „Ich schalt jetzt ab.“
    Mit einem Tastendruck kam das Laufband langsam zum stehen. Jean-Luc war in der Lage sich ohne Abzustützen auf beiden Beinen zu halten.
    „Glauben sie, sie können mit meiner Hilfe bis zu ihrem Bett laufen?“
    „Warum Bett? Wie wär‘s mit Kantine?“
    „Haben sie etwa schon wieder Hunger?“
    Javert überlegte kurz. Hunger hatte er keinen mehr. Und einen Außerirdischen konnte er sicher auch wo anders begegnen.
    „Dann zur Brücke?“
    Die Ärztin schmunzelte.
    „Sie sollte sich erst einmal ausruhen. Und soweit sollten sie vielleicht noch nicht alleine laufen.“
    Nur noch ein wenig wackelig, verließ Javert ohne fremde Hilfe das Laufband. Er blickte dabei auf den Boden und seinen Füßen, um zu sehen ob er in der Lage wäre wieder normal zu gehen.
    „Sieht doch gut aus.“
    „Das Risiko gehe ich aber nicht mit ihnen ein.“
    Javert seufzte.
    „Bett, Schlafen und dann können wir ein Rundgang machen.“
    „Sie hören sich an wie meine Mutter.“ Entgegnete Jean-Luc scherzhaft und ohne zu überlegen.
    Darüber nachgedacht, wie seine Mutter war, hatte er nicht. Als er den ersten Schritt tätigte, um zu seinem Zimmer zu laufen, fiel ihm dies selber auf. Doch bevor er anfangen konnte nun zu überlegen und sich womöglich an seine Mutter zu erinnern, spürte er wie Dr. Cole nach ihm griff. Er erschrak kurz.
    „Was…?“
    „Ich will sie nur stützen.“
    „Warum?“
    „Wollen sie es wirklich allein probieren?“
    „Ja sicher.“
    Die Doktorin zog ihre Arme zurück und sah zu wie Javert ein Schritt nach dem anderen ging. Zum Glück folgte sie ihm, da er nach nur wenigen Metern etwas ins Straucheln kam. Schnell reagierte Nancy Cole und konnte ihn vor einem Sturz bewahren.
    „Ok. Vielleicht haben sie recht.“
    „Ganz so schnell geht es dann wohl doch nicht.“
    An dem Blick, welchen Javert ihr zu warf, konnte sie erkennen wie er ein Funken Hoffnung verlor. Vielleicht war es aber auch die Enttäuschung, dass es alles nicht so schnell voran ging wie er sich es womöglich erhofft hatte.
    „Ich bring sie in ihr Zimmer. Na los. Ganz in Ruhe.“
    Unter dem Arm stützend half Dr. Cole ihm bis zu seinem Zimmer. Sie redeten kein Wort, während Javert Ausschau hielt, um mit etwas Glück einen Außerirdischen zu sehen. Ohne Erfolg. Angekommen setzte sich der junge Mann auf das Bett. Er ist doch etwas erschöpft gewesen, wie er sich gegenüber zugeben musste.
    „Brauchen sie noch irgendetwas?“
    Javert schüttelte mit gesenktem Blick den Kopf, bevor die ältere Frau sich von ihm abwandte und dabei war den Raum zu verlassen.
    „Dr. Cole?“
    „Ja?“
    Er hob seinen Blick während die Ärztin wieder auf ihn zu kam.
    „Wie… wie ist es heute auf der Erde?“
    Die Doktorin erkannte in seinen traurigen Augen, Jeans Hilf- und Ziellosigkeit. Bevor sie antwortete schluckte sie. Immerhin musste sie sich genau überlegen was sie sagen sollte. Obwohl sie geübt im Umgang mit Patienten war, viel es ihr nie leicht, derartig sentimentale Gespräche zu führen.
    „Es ist wunderschön auf der Erde. Wie es schon immer war.“
    Javert setzte an, doch wusste er nicht was er darauf sagen sollte.
    „Seit Jahren steigt wieder der Baumbestand. Es gibt viele Naturschutzgebiete“, überlegte sie weiter. „Große moderne Städte.“
    Nicht viel war es, was der Doktorin einfiel.
    „Ich weiß nicht was ich dann machen soll.“
    Mit Schwermut in der Stimme und in den Augen, wünschte er sich etwas Hoffnung zu bekommen.
    „Ich…“, schüttelte er den Kopf. „Weiß nicht wo ich hin soll.“
    Mittlerweile neben ihm sitzend, legte Nancy Cole ihre Hand zum Trost auf seine Schulter.
    „Die Allianz wird ihnen dabei helfen. Sie wird ihnen Möglichkeiten zeigen, die sie wahr nehmen können. Und vielleicht kann man ihnen auch helfen Verwandte zu finden. Sie könnten wieder nach Bordeaux gehen.“
    Mit einer Träne, die sich über seine Wange abrollte, nickte Javert zustimmend. Er fand diesen Funken Hoffnung wieder.
    „Ok“, antwortete er und wischte sich die Träne vom Gesicht. „Danke.“
    „Alles gut?“
    „Ja“, lächelte er. „Mir war grad danach,“ versuchte Javert zu scherzen.
    Die Doktorin erwiderte sein Lächeln.
    „Ok. Und jetzt wird geschlafen.“
    „Ja.“
    Dr. Cole stand auf, sah noch kurz wie Javert sich hinlegte und zudeckte, bevor sie den Raum verließ. Es dauerte noch einige Momente bis Jean-Luc einschlief. Diese Minuten verbrachte er damit wieder an die Decke zu starren. Gedankenlos lag er da bis die Müdigkeit ihn überkam.

    „Javert“, sagt der kleine afrikanische Junge in seinem roten dreckigen Shirt und seiner hellbraunen ebenso dreckigen, kurzen Hosen.
    „Javert“, wiederholt er.
    Als Javert ihn sieht und erkennt, läuft eine Träne über sein Gesicht. Ihn zu sehen irritiert ihn.
    „Ich…“, setzt er an.
    „Ja, ich“, antwortet der Junge.
    „Ich hab…“
    „Und warum?“
    Einige Neonröhren in dem kalten Gang, begannen zu flackern.
    „Du… du bist doch selber schuld.“
    „Ach ja?!“
    Plötzlich hielt der Junge, in einem ungefähren Alter von 11, eine Pistole in der Hand. Er hebt seinen Arm und zielt genau in Javerts Gesicht.
    „Nein.“
    Die Angst in seiner Stimme ist nicht zu überhören.
    „Selber schuld“, sind die letzten Worte des Jungen bevor eine Explosion ihn verschwinden lässt.
    Es wirbelt Staub auf. Die Scheiben des Autos hinter dem Javert nun steht zerbrechen. Der Versuch sich abzuwenden ließ ihn nun auf den Boden schauen, bringt allerdings nicht so viel Schutz wie er hofft. Ein Fragment des explodierten Fahrzeugs streift ihn am Kopf. Langsam kroch das Blut an seinem Haupt hinunter. Die ersten Tropfen fallen schon zu Fußboden. Plötzlich spürt er wieder ihre warmen Hände, die seinen Kopf hoben. Noch immer schwebt Dreck und Rauch in der Luft. Kleine Teile die von der Explosion in den Himmel geschleudert wurden, vielen ringsherum zu Boden.
    „Ich bin schwanger.“
    Wortlos stierte er sie an. Es vergeht ein langer Moment bis sich Javert plötzlich in einem Saal voller Studenten befindet.
    „Javert“, sprach der Professor ihn an.
    Noch immer war die rechte Seite seines Kopfes von Blut überströmt. Es scheint nur niemanden zu interessieren.
    „Sie wollen mich wohl wieder blamieren?!“
    „Ich hab ihn umgebracht.“
    „Das ist keine Ausrede“, sprach der Professor, während er wieder langsam die Treppe hinunter zu seinem Tisch läuft.
    „Hey“, flüstert Javerts Sitznachbar.
    Er wendet sich zu ihm.
    „Der will anderen Leuten schaden. Das sieht man ihn doch an. Der will jemand killen.“
    Der junge Mann neben ihn deutet währenddessen auf die große Leinwand, die mit dem Bild eines Mannes mittleren Alters, von einem Beamer beworfen wird.
    „Er will sich umbringen“, entgegnet Jean-Luc, der noch immer blutet.
    „Lassen sie uns an ihrem Gespräch teilhaben?“, warf der weißbärtige Professor ein.
    „Er will sich umbringen“, sagt Javert lauter.
    „Sieht das noch jemand so?“, fragt der Professor in den ganzen Saal hinein.
    Wieder flüsterte der junge Mann neben ihm.
    „Nein, ich glaube der will jemand umbringen. Wahrscheinlich mit einem Messer.“
    „Was?“, fragte Javert während er sich zu seinem Nachbarn wendete und plötzlich ein Mann auf ihn zu rennen sieht.
    Mit einem Buschmesser schlägt er nach Jean-Luc. Der nun plötzlich wieder in dem alten Haus in Afrika sitzt. Die Steinsäule hinter ihm. Der Dreck auf dem Boden. Javert sitzt nur da und starrt vor sich in die Leere. Bewaffnete Soldaten und Sicherheitskräfte schießen aus den Fenstern oder bringen Verletzte in den Raum. Große Hektik überall. Schüsse und Schreie bilden Lärm. Einige Stellen im Haus sind schon nach wenigen Sekunden vom Blut Verletzter und Toter gedrängt. Wenn ein Schuss in eine Mauer schlägt wirbelt Dreck auf. Wenn er in einen Menschen einschlägt spritzt das Blut umher. Geduckt rennt ein Soldat in den Raum, kniet vor Javert, packt mit beiden Händen seinen Kopf und schreit ihn an.
    „Javert! Javert!“
    Aus der Starre befreit fließen schnell Tränen Javerts Gesicht hinunter. Er hyperventiliert. Ist in Panik. Wild schaut er umher, doch findet keine Ruhe in dem Chaos. Der Soldat schüttelt ihn.
    „Es ist alles gut. Es war richtig so.“
    Javert schaut noch immer panisch und weinend in das dreckige, unrasierte und markante Gesicht des Soldaten.
    „Ich hab ihn erschossen.“
    „Lieber er als du“, entgegnet der Soldat mit rauer, hektischer Stimme.
    „Ich…“
    „Du musst dich zusammen reißen.“
    „Ich hab ihn umgebracht.“
    Die Nase zu und mit immer neuen Tränen verzieht Javert heulend das Gesicht.
    „Ich hab dir gesagt, ich hol dich hier raus. Aber dabei musst du mir helfen“, sagt der Soldat in seiner straffen Art.
    Er lässt das Gesicht los und legt seine Hände auf Javerts Schulter. Noch immer blutet Javert am Kopf. Da wo ihn der Soldat mit seiner linken hielt. Diese ist nun ebenso vom Blut überströmt. Aber eben von Jean-Lucs Blut.
    „Haben wir uns verstanden?“
    Nur mit einem leichten Kopfschütteln reagiert Javert, noch immer schwer atmend und mit rot unterlaufenen Augen, auf die Frage. Der Soldat stand auf und ging zu einem der Fenster um das Feuer zu eröffnen. Javert will ihm hinterher schauen, als plötzlich der kleine afrikanische Junge mit der gezogenen Pistole vor ihm steht. Rundherum waren alle weiter in großer Hektik, doch es wurde Still. Nur sehr dumpf waren einschlagende Kugeln und Menschengeschrei noch zu hören.
    „Mörder“, ist sein letztes Wort bevor er abdrückt.
    Ein lauter Knall durchschneidet die Stille und alles wird dunkel.


    Javert öffnete seine Augen. Er blickte kurz durch das noch immer karge Zimmer. Tief Luft geholt, leckte er kurz seine Lippen und schluckte. Noch immer fühlte er sich müde und blieb einfach im Bett liegen.
    Geändert von Jean-Luc Javert (22.06.2013 um 19:11 Uhr)

  7. #7
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    Freudestrahlend betrat Cassandra den Raum. Sie war ein typischer Guten-Morgen-Mensch.
    „Morgen“, begrüßt sie den Patienten.
    Noch verschlafen antwortete Javert.
    „Hey.“
    Er kniff noch einmal seine Augen fest zusammen, während er tief einatmete und sich streckte. Die junge Krankenschwester stellte ein Tablett auf dem kleinen weißen Schränkchen, wie schon am Vortag, ab. Ein helles Brötchen, kleines Näpfchen Marmelade, Stückchen Butter sowie ein Stück Wurst und Käse füllten den ebenfalls weißen Teller. Daneben befand sich ein Glas des grünen salarianischen Saftes sowie eine Tasse schwarzen Kaffee. Cassandra schob das Schränkchen an das Bett von Javert, der sich währenddessen aufrichtete und somit im Bett saß.
    „Lassen sie es sich schmecken.“
    „Danke.“
    „Sie müssen nachher noch mal aufs Laufband. Danach wird sich zeigen ob sie auch ohne Hilfe gehen können.“
    „Ok, danke“, lächelte Javert sie an.
    Sie erwiderte das Lächeln, leckte sich kurz die Lippen und nickte. Es schien als wolle sie noch etwas sagen. Doch sie wandte sich schon zur Tür, bevor Jean sie ansprach und somit davon abhielt.
    „Cassandra?“
    „Ja?“
    „Cassandra war doch richtig?“
    „Ja.“
    „Ist das Ding da ein Fernseher“, fragte er und zeigte auf den großen Bildschirm auf der gegenüberliegenden Wand.
    „Ähm, ja. Ich glaube aber nicht, dass wir hier irgendetwas empfangen. Wir sind zu weit entfernt von dem nächsten bewohnten Planeten oder einer Raumstation.“
    „Wozu ist der dann da?“
    Die Schwarzhaarige schaute ihn kurz fragend an.
    „Ich meine, wenn ihr dauernd umher fliegt und selten Empfang habt, dann ist das Ding doch eher überflüssig.“
    „Oh“, sie begriff nun was er meinte. „Die Bildschirme sind glaub ich so groß damit, wenn ein Mitglied der Forschungsabteilung verletzt ist, sich dann noch aktuelle Forschungsergebnisse anschauen kann.“
    Javert hebt seine Augenbraue und nickt kurz.
    „Ergibt natürlich Sinn.“
    Das Fünkchen Sarkasmus erkannte Cassandra nicht und lächelte nur freundlich.
    „Also lohnt es sich nicht das Ding anzuschalten?“
    „Nein, wohl eher nicht“, schüttelte sie verneinend ihren Kopf.
    „Ok. Danke“, lächelte er zurück.
    Nachdem die attraktive Krankenschwester den Raum verließ, begann Jean-Luc in Ruhe zu frühstücken. Die Stille in dem Raum bekam ihn allerdings nicht. Selbst während des Essens überkam ihn eine gewisse Langeweile. Zwischendurch wackelte er flüchtig mit den Zehen und spannte für einen Moment seine Beinmuskulatur an. Er hoffte nach einem kurzen Training auf dem Laufband wieder normal gehen zu können. Ebenso groß war seine Hoffnung heute einen Außerirdischen zu sehen und zu erfahren wie er wieder auf die Erde kommt. Und natürlich wie man ihn helfen wolle, wieder ein normales Leben zu beginnen. Kurz bevor er fertig mit seinem Frühstück war, betrat nun Frau Dr. Cole das Zimmer.
    „Guten Morgen.“
    „Ich find das toll, dass ich nur von Frauen besucht werde“, scherzte Javert und erwiderte die Begrüßung. „Morgen.“
    Der Medizinerin fuhr ein breites Lächeln auf das Gesicht.
    „Es scheint ihnen wesentlich besser zu gehen.“
    „Ja.“
    „Und der Saft ist wieder alle.“
    Die Doktorin nickte in Richtung des leeren Glases auf dem Tablett.
    „Ja, davon nehm ich dann gern noch eins. Nur den Kaffee mag ich nicht.“
    „Zu stark?“, fragte sie nach.
    „Ich bin nicht so der Kaffeetrinker“, antwortete der gut gelaunte Patient und steckte das letzte Stückchen Brötchen in den Mund.
    „Wenn sie bereit sind können wir aufs Laufband gehen.“
    Javert schluckte runter und fragte nach.
    „Sonst keine Tests mehr?“
    „Nein. Wie schon gesagt konnten wir das meiste schon erledigen. Außerdem scheinen sie ansonsten vollkommend gesund zu seinen. Nur eben das mit dem Gedächtnis steht noch im Raum. Doch da können wir ihnen wohl nicht helfen. Aber auf der Erde kann man das bestimmt.“
    „Ach ja? Und wie?“
    „Ich nehme mal an mit einer Art Psychotherapie.“
    Plötzlich wandte sich Javert nachdenklich von seiner Ärztin ab. Er starrte vor sich hin und überlegte. Irgendetwas kam ihm gerade sehr vertraut vor.
    „Alles in Ordnung?“
    Jean reagierte mit einem leichten Kopfschütteln auf die Frage. Ohne Erfolg kramte er gedanklich in den Schubladen seiner Erinnerungen.
    „Ist ihnen etwas eingefallen.“
    „Nein“, antwortete er enttäuscht. „Egal.“
    Er atmete kurz tief ein.
    „Kann los gehen.“
    „Super.“
    Die Doktorin schob das Schränkchen wieder in die Ecke und stellte sich vor Javert. Sie wollte ihn die Chance lassen, allein aufzustehen und ein Stück zu gehen.
    „Und was zum anziehen brauch ich auch noch“, sagte er, während er die ersten Schritte recht souverän meisterte.
    „Da wird sich was finden. Sieht gut aus.“
    Dr. Cole griff Javerts linke Hand und gab ihm somit ein wenig Halt. Draußen auf dem Gang angekommen, machte sie ihm noch einmal Mut.
    „Sieht sehr gut aus.“
    Wieder streifen seine Blicke umher, in der Hoffnung einen kurzen Blick auf ein Alien zu haschen. Wieder vergebens. Doch ihm war klar, dass er noch heute eins sehen würde. Gedanken wie er dann reagieren sollte, hatte er sich noch keine gemacht. Am Fitnessraum angekommen merkte Dr. Cole, dass Javert sie los lassen wollte.
    „Soll ich los lassen? Wollen sie es versuchen?“
    „Ja.“
    „Ich bin da. Ich kann sie jederzeit auffangen.“
    „Ja“, antwortete er nebenher.
    Seine ganze Konzentration fokussierte sich nun darauf einen Schritt vor den anderen zu setzten und so ohne Hilfe den Raum zu betreten. Ohne einen Wackler oder gar einen Sturz erreichte der 30- bzw. 144-Jährige das Laufband.
    „Sehr gut.“
    Javert grinste zurück. Nancy Cole drückte wieder nur eine Taste um das medizinische Fitnessgerät in Bewegung zu setzen. Ohne Probleme und mit aufrechter Körperhaltung lief Jean-Luc los.
    „Sieht wirklich gut aus.“
    „Und dann zur Brücke“, sagte er voller Vorfreude.
    „Und dann zur Brücke“, widerholte die Ärztin mit einem dicken Lächeln.
    Nach etwas mehr als zehn Minuten war Dr. Cole klar, dass ihr Noch-Patient wieder ohne Stütze laufen konnte. Sie stand ihm gegenüber und war bereit das Laufband abzuschalten.
    „Wenn sie wollen können wir aufhören. Sieht alles hervorragend aus.“
    „Na, dann.“
    Mit einem Tastendruck kam das Band zu erliegen.
    „Also mit dem hier“, zupfte Javert an seinem Patientkittel rum, „werd ich sicher nicht auf die Brücke gehen.“
    „Gehen sie zurück auf ihr Zimmer und ich lasse ihnen was bringen.“
    „Ok.“
    „Eine bestimmte Farbe?“
    „Kunterbunt.“
    Leicht entsetzt schaute sie ihn an.
    „Scherz“, schmunzelte er.
    „Ok“, erwiderte sie ebenfalls schmunzelnt.
    Beide verließen den Raum. Während die Doktorin das gegenüberliegende betrat, ging Javert in Richtung seines Zimmers. Immer wieder schaute er umher und überlegte ob er nicht mal einen Abstecher in einen anderen Raum wagen sollte. Wegen seiner aktuellen Kleidung jedoch entschied er sich dagegen. Kaum war er angekommen, betrat Cassandra das Zimmer.
    „Ich hoffe es passt.“
    „Danke.“
    Jean-Luc nahm die Kleidung entgegen und begann sich umziehen, nachdem die Krankenschwester wieder ging. Eine schwarze Boxershorts, kurze weiße Strümpfe, weiße Turnschuhe mit einem orangen Streifen, eine fast schwarze, lange Stoffhose und ebenfalls weißes, anliegendes T-Shirt mit einem dicken, orangen, vertikalen Balken auf der linken Brustseite. Dazu noch den Schriftzug der Nephthys auf der rechten Brust, komplettierte das Shirt. Die Sachen passten nicht nur, sie gefielen ihm noch dazu. Javert schaute kurz an sich herunter und war zufrieden. Er verließ das Zimmer und ging zum Büro der Krankenstation, gegenüber dem Fitnessraum. Davor angekommen öffnete sich die Tür automatisch und die Blicke von Cassandra und Dr. Cole wanden sich zu Jean-Luc.
    „Äh…“, begann er zögerlich. „Fertig.“
    „Ok.“
    Die Doktorin stand auf und schaute ihn an.
    „Schick.“
    Er reißt seine Augenbraue hoch und antwortet.
    „Ja.“
    „Na dann los.“
    Dr. Cole ging vor und noch immer voller Vorfreude folgte Javert ihr. Von einen Gang in den nächsten und eine Treppe hinauf, doch er konnte noch immer kein Außerirdischen ausmachen. In seinen Blicken durch die Glaswände einiger Labore vertieft, fällt ihn zunächst gar nicht auf, dass Dr. Cole plötzlich stehen geblieben war.
    „Javert?“, sagte die Doktorin und konnte ihn so davon abhalten gegen eine Person zu laufen.
    Er riss seinen Kopf wieder nach vorn und sah plötzlich eine Asari vor sich stehen.
    „Hallo“, begrüßte sie ihn freundlich.
    „Blau“, war das einzige was ihm in diesen Moment einfiel.
    Weder höfflich noch intelligent war die Reaktion von ihm. Doch die Asari nahm ihn das nicht übel.
    „Du musst der Eismann sein.“
    „Der Eis…“, riss Javert die Augenbraue erneut hoch. „Nein ich bin doch nicht… doch der… der Eismann. Ja“, lächelte er und schien für die Asari etwas verwirrt zu sein.
    Die Frage ob alles in Ordnung sei, stand der ihr förmlich im Gesicht, weshalb Dr. Cole sich in das bisher eher komisch verlaufende Gespräch einbrachte.
    „Er hat noch nie eine Außerirdische gesehen, geschweige eine Asari.“
    „Oh, verstehe.“
    Javert musterte das blaue Wesen in weißer, enganliegender Laborkleidung von oben bis unten.
    „Äh, ja. Das ist so cool“, freute er sich.
    „Mein Name ist Alana.“
    „Darf ich sie mal anfassen“, entgegnete Javert ganz ungeniert.
    Wieder Blickte die Wissenschaftlerin verwundert und fragend.
    „Ich…“, besann er sich. „Ich meinte mal berühren. Also wie sie sich anfühlen. Die Haut.“
    „Ok.“
    Sie hob ihre Hand, nach der er griff und mit seinen Fingern über ihre Haut strich. Nachdem er diese bewunderte, blickte er ihr tief in die Augen. Als würde er darin nach allen wichtigen Information zu ihrer Spezies suchen und aufnehmen.
    „Die Brücke wartet“, unterbrach Dr. Cole.
    Bevor Javert darauf richtig reagieren konnte, sprach Alana ihn erneut an.
    „Bekomm ich meine Hand zurück?“
    „Oh, ja. Entschuldigung.“
    „Kein Problem“, antwortete die Asari, bevor die Doktorin sich wieder einbrachte.
    „Los, kommen sie.“
    „Ja. Tschau.“
    „Wiedersehen“, verabschiedete sie sich mit ihrer warmen Stimme.
    Alana betrat das gläserne Labor, während die Ärztin und ihr ehemaliger Patient sich weiter in Richtung Brücke begaben. Es dauerte nicht lange bis sie ankamen. Gemeinsam betraten sie den großen Raum auf den mehre Bestatzungsmitglieder vor Computerterminals standen oder saßen und ihrer Arbeit nachgingen. Der Captain bemerkte die beiden und kam sofort auf sie zu. Mit seiner tiefen Stimme und einem arabischen Dialekt begrüßte er seine Schiffsärztin und den Gast.
    „Guten Tag.“
    „Hi.“
    „Sie sind also Javert.“
    „Ja.“
    Bevor das Gespräch weiter gehen konnte, sah der Gast einen weiteren Außerirdischen. Keine Asari. Das amphibienähnliche Alien mit den riesigen Augen kam ebenfalls auf ihn zu. Jean-Luc war wie erstarrt in seiner Faszination.
    „Ein Salarianer“, erklärte die Doktorin.
    „Die mit dem grünen Saft.“
    Auch hier war es eine eher komische Reaktion. Trotz, dass der Salarianer den Blick und die Begeisterung von dem Menschen erkannte, lief er Schnurstracks an ihm vorbei.
    „Keine Zeit. Noch viel Arbeit. Viel Arbeit“, sprach er im Vorbeigehen in einer, für Javert komisch klingenden Stimme.
    Bis sich die Tür automatisch schloss, schaute Jean dem Außerirdischen hinterher. Danach erst wandte er sich wieder dem dunkelhäutigen Kapitän zu.
    „Also“, begann dieser. „Sie haben sicher viele Fragen.“
    „Oh, ja. Sorry.“
    „Das ist kein Problem. Ich kann es verstehen. Es gibt für sie viel Neues zu entdecken.“
    „Ja.“
    „Ich geh dann wieder“, warf Nancy Cole dazwischen.
    „Ja, danke Frau Doktor“, sprach Captain Dawud, bevor Javert und die Ärztin sich lediglich zu nickten.
    Der Kapitän wandte sich dann ausschließlich seinem Passagier zu.
    „Kommen sie mit. Ich werde ihnen erklären wie es für sie weiter geht.“
    Jean-Luc folgte dem groß gebauten Mann in dunkelblauer Allianz-Uniform in einen Nachbarraum. Dort angekommen deutete dieser auf einen Stuhl. Er selber setzte sich auf die andere Seite des schmalen Tisches.
    „Sie wollen sicher wieder zurück zu Erde.“
    „Ja.“
    „Ich hab noch ein paar Fragen. Doktor Cole teilte mir schon mit das sie sich an nichts erinnern können.“
    Javert nickte zustimmend.
    „Dennoch muss ich sie fragen.“
    „Ist ok.“
    „Ihren Namen und ihr Geburtsdatum wissen sie.“
    „Ja. Und Geburtsort.“
    „Gut. Sie wissen auch wie sie hier gelandet sind.“
    „Ich befand mich wohl in einer Kryokapsel, sofern ich das richtig mitbekommen hab.“
    „Ja. Wir fanden den Behälter zwischen einigen Asteroiden.“
    Der Zeitreisende lauschte interessiert dem Kapitän.
    „Der Behälter war in Takt aber hatte einige Kratzer und Dellen. Wir konnten keine Nummer oder ein Firmenname oder –logo auf ihm aus machen. Sie verstehen worauf ich hinaus will?“
    „Wer hat das Teil gebaut und ich da rein gesteckt?“
    „Genau“, nickte der Kapitän zustimmend.
    Mit dem Ellenbogen auf dem Tisch gelehnt, wischte Javert sich einmal kurz durchs Gesicht. Die Stirn in Falten gelegt, schüttelte er leicht den Kopf und gab den Schiffskapitän so zu verstehen, dass er diese Frage nicht beantworten konnte.
    „Keine Ahnung. Ich weiß es wirklich nicht.“
    „Das glaub ich ihn. Das ist nicht so schlimm.“
    „Als was hatten sie den gearbeitet?“
    Wieder runzelte er die Stirn.
    „Boah. Nein, tut mir leid.“
    „Das ist ok.“
    Dawud stand auf
    „Nun gut. Kommen sie.“
    Javert tat es ihm gleich und folgte ihn paar Schritte in einen etwas größeren, runden Bereichs des anfangs schmalen Raumes.
    „Computer, mit Admiral Wang verbinden.“
    >Verbindung wird hergestellt<, antwortete eine elektronische Stimme.
    Kurz darauf bildete sich ein bläuliches, lebensgroßes Hologramm vor den beiden Männern.
    „Hier spricht Admiral Wang.“
    Das Hologramm zeigte einen mittelgroßen, alten Asiaten mit langen, dreiecksförmigen, grauen Bart in Admiralsuniform.
    „Ich möchte ihnen unseren Zeitreisenden vorstellen.“
    Auch wenn die Hologrammtechnologie zu seiner Zeit noch nicht so fortgeschritten war, brach Jean-Luc nicht in Begeisterung aus. Er rechnete mittlerweile damit auf Technologie zu stoßen die wesentlich weiter ist.
    „Hallo.“
    „Ah, gut. Es freut mich sie kennen zu lernen.“
    „Danke. Mich auch.“
    „Wie geht es ihnen?“, fragte Hua Huy Wang mit seiner alten, etwas rauen Stimme.
    „Super soweit.“
    „Sie freuen sich sicher wieder auf die Erde zu kommen.“
    „Ja.“
    „Hören sie zu. Die Nephthys ist ein Forschungsschiff und hat klare Ziele. Sie kann wegen ihnen nicht einfach umkehren. Wir haben aber eine sichere Mitfahrgelegenheit für sie gefunden. Ein Handelsfrachter mit einer Zuverlässigen Besatzung wird sie aufnehmen und sie zur Erde bringen.“
    „Ok.“
    „Wenn sie hier sind werden wir sie noch einmal durchchecken und dann versuchen wir Verwandte von ihnen zu finden. Und natürlich werden wir schauen was sie können, um ihnen einen Job zu verschaffen. Vielleicht auch bei der System Allianz. Und natürlich müssen wir ihrem Gedächtnis wieder auf die Sprünge helfen.“
    „Klingt toll.“
    „Gut“, nickte die Holographie, bevor sie sich dem Kapitän zu wand.
    „Captain, sie haben die Koordinaten für das Rendezvous?“
    „Ja, Herr Admiral.“
    „Hervorragend. Dann viel Erfolg. Herr Javert, wir sehen uns auf der Erde.“
    „Danke, Herr Wang. Admiral.“
    „Wang Ende.“
    Das Hologramm verschwand und der Kapitän wandte sich den 30-Jährigen zu.
    „Kommen sie. Ich hab noch etwas für sie.“
    Javert folgte ohne nachzufragen, vorbei an der Brückenbesatzung in einen Fahrstuhl hinein. Eine Offizierin sprang noch schnell mit hinterher, bevor sich die Fahrstuhltür schloss.
    „Wo möchten sie hin?“, fragte sie der Kapitän.
    „Maschinendeck, Captain.“
    Ohne auf die Antwort einzugehen, drückte der große Mann zwei Tasten an der Bedienkonsole. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung und alle standen still da. Die Ruhe hielt nur kurz an, dann öffnete sich die Tür und der Kapitän stieg aus, worauf hin ihn Javert folgte. Während sie den Gang entlang gingen, begann der Mann in der Allianz-Uniform das Gespräch fort zu führen.
    „Wir haben ihren Behälter natürlich noch im Lagerraum. Wir konnten außerdem noch einige Frackteile sammeln. Darunter auch drei verschlossene Kisten.“
    Während er weiter sprach betraten beide den Lagerraum und liefen direkt auf die genannten Teil zu. Der Raum war groß und beinhaltete einige große Kisten mit Vorrat und technischen Geräten. Durch das Betreten des Lagers gingen automatisch die Lampen an, wodurch der ganze Raum hell erleuchtet wurde.
    „Sowie“, fuhr der Kapitän fort, „diese Behälterabdeckung. Sie scheint von einem weiteren Kryobehälter zu stammen.“
    Javert näherte sich der besagten aus Glas bestehenden Abdeckung. In ihm stieg ein seltsames Gefühl auf.
    „Ich war also nicht der einzige.“
    „Anscheinend nicht.“
    Er atmete tief durch.
    „Ihr Behälter enthielt gespeicherte Daten zu ihrer Person. Diese waren allerdings zum Teil beschädigt oder einfach für uns nicht lesbar. Es ist immerhin ein altes Format.“
    „Und was?“
    „Alles was sie jetzt schon wissen. Wir konnten nicht mehr herausholen.“
    Javert schwieg und starrte ein Teil nach dem anderen an.
    „Wir haben auch in die Kisten geschaut, konnten aber nichts Verwertbares finden. Schauen sie doch mal rein. Vielleicht finden sie etwas das Erinnerungen wach ruft.“
    Javert nickte.
    „Gute Idee.“
    „Sie kommen zurecht? Ich würde mich dann wieder auf die Brücke begeben.“
    „Ja. Alles ok.“
    „Geben sie Bescheid wenn sie was brauchen. Neben der Tür ist eine Kommunikationseinheit.“
    „Mach ich.“
    Der Kapitän drehte sich um und verließ den Raum. Seine Schritte hallten durch das Lager. Währenddessen näherte sich Javert einer der Kisten und öffnete sie per Knopfdruck. Ein zischendes Geräusch ertönte bevor die Klappe ein kleines Stück aufsprang. Er wusste nicht was er erwarten sollte und hob den Deckel an.

  8. #8
    Newbie Avatar von Jean-Luc Javert
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    Die Kiste geöffnet schaute Javert hinein. Bücher über Botanik, ein Brillenetuis, ein paar Kleidungsstücke und ein Bilderrahmen enthielt die Truhe. Zwischen noch weiteren Gegenständen entnahm er das Bild mit dem Kunststoffrahmen. Eine junge, rothaarige Frau mit einem strahlenden Lächeln schmiegt sich an einen alten, weißbärtigen Mann mit Brille. In Jean weckte das Antlitz des Alten Erinnerungen. Doch wer war er?

    Javert steht in einem Labor. Auf Tischen stehen verschiedene Pflanzen. Teils etwas seltsam anmutend. Laborgeräte wie Erlenmeyer-Kolben und Spritzflachen befinden sich zwischen den Töpfen. Ein alter Mann mit weißem Haar und ebenso weißen Laborkittel, der ihm bis knapp unter die Knie geht, steht vor einem der Tische. Mit einer Sprühflasche befeuchtet er die Blätter einer Pflanze, mit einer rot-blauen Blüte. Beinah erschrocken dreht sich der Professor mit seinem Oberkörper herum. Es dauert eine gefühlte Sekunden bis der alte Mann ihn erkennt.
    „Ah. Gut das du kommst.“
    Weiterhin blickt Javert ihn wortlos an.
    „Hast du dir die Bilder der Sonde mal genauer angeschaut?“
    Aufgeregt geht der Professor zu seinem Schreibtisch. Trotz der großen Begeisterung wirken seine Bewegungen etwas langsamer. Das liegt wohl Alter. Er nimmt ein Blatt Papier mit einer Abbildung und kommt auf seinen Besucher zu.
    „Schau“, zeigt er ihm das Bild. „Die Pflanzen sind grünen. Das ist gut.“
    Noch immer wortlos, aber auch ratlos, schaut Javert den Professor ins Gesicht. Dieser grinst nur und nickt freudig.
    „Ich werde viel zu tun haben wenn wir angekommen sind“, wandte sich der weißbärtige Brillenträger wieder ab.
    Sich wieder seiner Pflanze widmend spricht der alte Professor leise vor sich hin.
    „Schade, dass ich euch nicht mit nehmen kann.“


    Sein starren Blick wieder lösend, legte Javert das Bild wieder zurück und kramte noch etwas in der Kiste. Er konnte aber nichts Interessantes mehr finden. Bevor er sie jedoch schloss, kam ihm die Idee sich die Kleidung näher anzuschauen.
    “Kleidung. Logo.“
    Womöglich könnte auf eines der Kleidungsstücke sich ein Firmenlogo befinden, welches ebenfalls wieder Erinnerungen in ihm weckte. Er holte alle Stücke raus und schaute sie von allen Seiten an. Nichts davon schien eine Art Uniform zu sein. Nachdem er die Kleidung wieder rein knüllte schloss er die Truhe und widmete sich der Nächsten. Wieder das zischende Geräusch, ein kleines Blopp und Jean konnte in die Kiste blicken. Auch hier befanden sich Kleidungsstücke und ein wenig Krimskrams darin. Sowie ein Tablet. Trotz einiger Kratzer und gesplitterten Displays startete das Gerät. Die Bedienung war etwas schwierig, da er nicht alles sehen konnte. Jedoch fand er einige Dateien die zusammen anscheinend ein Tagebuch bildeten. Als Überschrift einer geöffneten Datei stand geschrieben: ‚ 01. Oktober – 31. Dezember 2068. Tagebuch von Eva Grey.‘
    Neben dem Gehäuse und dem Display, waren anscheinend auch die Daten selber von dem Schaden betroffen. Lücken im Text deuteten darauf hin. Er legte das Tablet zur Seite und schaute noch einmal in die Kiste. Nichts Verwertbares. Javert schloss auch diese Truhe, aus der er das Tablet entnahm und beschäftigte sich mit der dritten und letzten Truhe. Alle drei waren mit großen Zahlen beschriftet. Er öffnete bereits die Nummern 171 und 178. Nun stand er vor Nummer 177 und wieder ein Zischen und Blopp. Die Kiste war geöffnet.
    “Ein Bogen“, erkannte er sofort. Er entnahm diesen, welcher dann die beiden Wurfarme ausfuhr. Das Visier und der Stabilisator schnellten hervor und die Sehne spannte sich von Cam zu Cam.
    “Ich war Bogenschütze“, erinnerte er sich.
    Mit Leichtigkeit spannte er für einen kurzen Moment die Sehne und blickte grob durch das Visier. Ein weiterer Druck auf einen bestimmten Punkt der Griffschale lies den Bogen wieder zusammen klappen. Er legte ihn neben dem Tablet auf den Boden und schaute erneut in die Kiste, die anscheinend seine war. Einen Kunststoffköcher samt Sportpfeile entnahm er noch, bevor er auch hier ein Tablet fand. Die Versuche es anzuschalten blieben erfolglos. Dennoch legte er es zu den anderen Sachen die er behalten wollte. Plötzlich viel ihm ein kleiner Plüschbär auf. Hellbraun mit einem hellblauen Herz vor dem Bauch. Javert nahm ihn in die Hände und erinnerte sich erneut.

    Er öffnet langsam seine Augen. Der Raum ist durch das große Fenster hell erleuchtet. Ein Blick auf die Wand verrät ihn die Uhrzeit. Blau leuchtend zeigt diese 08:11. Die Tür neben der Zeitanzeige öffnet sich und Victoria betritt den Raum. Nur im fast durchsichtigen, rosa Nachthemd mit Spitzen kommt sie auf ihn zu. Das Nachthemd endet knapp unter ihrem Hintern und entblößt so fast vollständig ihre schönen Beine. Mit den Händen hinter ihrem Rücken versteckt betritt sie das Bett und setzt sich auf seinen Lenden.
    „Guten Morgen“, sagt sich lieblich mit einem Lächeln.
    Bevor Javert reagieren kann holt sie ihre Hände hervor und zeigt ihm einen kleinen hellbraunen Teddybär mit einem hellblauen Herz vor der Brust. Auch er lächelt nun und beugt sich ihr entgegen um sich einen Kuss zu holen. Ihre Lippen pressen sich fest aufeinander.


    Nachdem er auch den Bären bei Seite legte, kramte er ein letztes Mal in der Kiste herum doch fand nichts Persönliches mehr. Nichts was Erinnerungen weckte oder eine Spur zu seiner Vergangenheit sein könnte. Einen ganzen Moment noch schaute er starr vor sich in die Truhe und hoffte noch irgendetwas zu finden. Ohne Erfolg zu haben schloss er sie, hang den Köcher um, steckte den Plüschbären in die Hosentasche und nahm Bogen und die Tablets. Er stand auf und machte sich auf den Weg zur Brücke. Dort angekommen sprach er den Kapitän an.
    „Captain Dawud?“
    Dieser stand gerade vor einem Hologramm der Galaxie, bevor er sich seinem Passagier zu wandte.
    „Ja?“
    „Ich hab hier was gefunden“, und hob die beiden Tablets in seiner linken Hand hoch. „Der eine geht nicht an und bei dem anderen ist das Display kaputt. Anscheinend auch einige Daten.“
    „Die waren in den Kisten?“
    „Ja“, antwortete Javert ebenso erstaunt über die Frage, wie der Kapitän über den Fund.
    „Warum?“
    „Einer meiner Männer hatte nachgeschaut und mir berichtet, nichts Verwertbares gefunden zu haben.“
    Javert schaute kurz auf die zwei Geräte und dann wieder zu Dawud.
    „Also ich find das schon verwertbar.“
    „Ich auch“, stimmte der große Mann zu. „Sie brauchen jemand der die Daten rettet.“
    „Ja.“
    „Kommen sie.“
    Beide verließen die Brücke. Wieder folgte Javert den Kapitän, der sich unterwegs über einen Mann seiner Besatzung ärgerte.
    „Ich versteh nicht wie man diese Geräte in den Kisten übersehen konnte.“
    „Die lagen recht offensichtlich drin.“
    „Dann werde ich ihn mir wohl noch mal zur Brust nehmen müssen. Hier rein.“
    Kapitän Dawud deutete auf die sich mittlerweile automatisch öffnende Tür, vor der beide stehen blieben. Javert betrat den Raum und sah den Salarianer vor einer Bedienkonsole zu sitzen.
    „Ich hab zu tun“, reagierte dieser auf den Besuch noch bevor einer der beiden Menschen sagen konnte, warum sie zu ihm kamen.
    „Es ist wichtig“, entgegnete der Kapitän. „Auf den zwei Geräten sind Daten enthalten die sie extrahieren und formatieren müssen.“
    „Gut, Herr Kapitän“, erkannte der Salarianer die Befehlsgewalt von Dawud an.
    Starr blickte Javert den Außerirdischen an, ohne etwas zu sagen oder die Tablets hinzugeben.
    „Worauf warten sie? Ich habe nicht ewig Zeit.“
    „Äh“, begann Javert, sagte doch nichts weiter.
    Er gab die beiden Geräte hin und schaute fragend zwischen den Captain und dem Salarianer hin und her. Anstatt selber zu fragen, übernahm der Kapitän dies für seinen Passagier.
    „Wie lange wird das dauern.“
    „Mal schauen“, antwortete das Alien. „Dem ersten Gerät kann ich nichts entnehmen. Die Technik ist völlig zerstört. Und ziemlich alt.“
    Hoffnungslos schüttelt Jean-Luc den Kopf. Es war sein Tablet.
    „Hier kann ich noch einige Daten retten. Einen Augenblick“, es vergingen ganze zwei Minuten des Schweigens. “Fertig.“
    „So schnell?“, fragte Kapitän Dawud nach.
    „Ja. Es sind sehr wenige Daten die erhalten waren. Aber viele sind lückenhaft. Soll ich sie auf ein neues Gerät überspielen.“
    „Ja“, antwortete Javert ruhig.
    „Wir haben sicher noch eins, dass wir entbehren können?“, fragte Dawud nach.
    „Solange sie dafür bürgen, Herr Kapitän.“
    „Sicher.“
    „Einen Augenblick.“
    Der Salarianer stand auf holte ein neues, modernes Tablet aus einem Schrank. Es war flacher und hatte keinen Rand mehr.
    Keiner dachte währenddessen daran Ronan Javert vorzustellen. Dem Passagier selber war dies im Moment egal. Ihm ging es nur um die Daten und die Möglichkeit etwas über seine Vergangenheit zu erfahren.
    „Fertig“, sagte Ronan, nachdem er sich wieder setzte und die Daten übertrug. „Die Daten befinden sich auf einem kleinen, externen Speicher. Sie können ihn jederzeit dem Gerät entnehmen.“
    „Danke.“
    Die beiden Menschen verließen den Raum und gingen langsam zurück zur Brücke. Dem Salarianer war es sicher recht, dass nicht erst noch Höflichkeiten ausgetauscht wurden. Es sparte Zeit.
    „Wir werden in etwa 2 Stunden uns mit der Marta treffen.“
    „Wer?“
    „Das Handelsschiff das sie zur Erde bringen wird.“
    „Ok.“
    „Wir werden denen alles mitgeben, dass wir zusammen mit ihnen gefunden haben.“
    Javert nickte nur zustimmend, während Kapitän Dawud stehen blieb und Jean-Luc es ihm gleich tat.
    „Hier drin“, zeigte der Kapitän auf die Tür, vor der sie standen. „Ist ein kleiner Aufenthaltsraum. Dort können sie sich derweil ausruhen. Vielleicht finden sie ja etwas in den Dokumenten.“
    „Ja, danke.“
    Dawud wandte sich von Javert ab und ging weiter in Richtung Brücke. Der Raum, den Javert betrat, war nicht sehr groß. Zwei Liegen und ein runder Tisch mit sechs Stühlen befanden sich darin. Der Raum hatte wie so viele weiße Wände. Allerdings hingen hier zwei Bilder. Es waren Abbildungen von zwei Landschaftsmotiven, wohl aus der Renaissance. Den Bogen und den Köcher legte der Passagier auf den Fussboden, neben eine Liege. Bevor er jedoch sich auf eine der beiden legte, stellte er sich vor das große Fenster und sah in den Weltraum. Sterne über Sterne waren das einzige was er sehen konnte. Auch wenn er sich im Weltall befand sah es nicht viel anders aus, als wenn man auf der Erde in den Nachthimmel schaute. So toll er es dennoch fand, konnte in diesem Moment keine Begeisterung aufsteigen. Zu sehr war er daran interessiert in dem Tagebuch von Eva Grey nach Hinweisen zu suchen. Er wandte sich von den unendlichen Weiten ab, legte sich hin und begann zu lesen.
    ‚01. Oktober 2068. Ich hatte heute verschlafen…‘

  9. #9
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    Immer mal wieder las Javert einige Sätze, Passagen aus dem Tagebuch von Eva Grey. Ihr Name löste keine Erinnerungen in ihm aus. Ebenso wenig wie Ereignisse oder andere Personen von denen sie schrieb. Das meiste vom Text überflog er. Immer wieder traten kleine und große Textlücken auf. Verlorene Abschnitte. Dennoch wusste er inzwischen so einiges aus dem Leben der Frau. Jedoch nichts was für ihn wichtig war. Die Zeit verflog. Erneut bemerkte er zu nächst nicht, dass jemand den Raum betrat.
    „Ah, sie sind noch hier.“
    Javert blickte auf und sah Captain Dawud.
    „Wir haben Blickkontakt zur Marta. Sie sollten ihr Sachen packen.“
    „Alles was ich besitze hab ich hier.“
    „Da brauchen sie wohl noch eine Tasche.“
    „Falls sie eine übrig haben.“
    „Bestimmt. Kommen sie. Lassen sie das alles hier. Wir gehen auf die Brücke.“
    Javert legte das Tablet bei Seite und hob den Bogen und Köcher auf, bevor er auch diese auf die Liege legte. Zusammen mit dem Kapitän verließ er den Raum.
    „Was ist die Marta für ein Schiff?“
    „Ein Handles- und Frachtschiff. Eine Art selbstständiges Unternehmen.“
    „Kein Allianzschiff?“
    „Nein. Haben sie bedenken?“
    „Nein, ich wollts bloß wissen.“
    „Die fliegen mit ihnen direkt zur Erde.“
    „Gut.“
    Nachdem beide auf der Brücke angekommen waren, konnten sie vernehmen wie einer der Brückenoffiziere Kontakt zur Marta herstellte.
    „Hier spricht das Forschungsschiff Nephthys. Wir sind bereit zum ankoppeln. Nutzen sie dazu bitte den Frachteingang 1. Sie erkennen ihn an dem Blinksignal.“
    Mit nur zwei Tasten startete der Offizier das Leuchtsignal. Außen um den besagten Frachteingang blinkten nun einige Lichter.
    „Auf den Schirm“, befahl Kapitän Dawud, der mittlerweile direkt hinter dem männlichen Offizier stand und auf dessen Bildschirm schauen konnte.
    „Ist auf dem Schirm, Sir“, antwortete dieser.
    Javert sah sich alles in Ruhe an. Er war etwas fasziniert von dem ganzen. Bisher kannte er sowas nur von Filmen aus seiner Zeit. Auch wenn er sich an keinen speziell erinnern konnte. Präzise kalibrierten die Besatzungen die Schiffe nebeneinander. Aus beiden Schiffen fuhren große Teile heraus und auf einander zu. Als diese sich trafen gab es ein zischendes Geräusch. Einige der Besatzungsmitglieder auf beiden Schiffen konnten dieses vernehmen. Im Weltraum selber war natürlich nichts zu hören. Nach kurzer Zeit wurde Sauerstoff in den neu entstandenen Raum geblasen. Auf beide Seiten öffneten sich dann die Tore, wodurch die Verbindung zwischen den Schiffen erfolgreich hergestellt wurde.
    „Kommen sie“, sagte Dawud zu seinem Passagier.
    Wieder verließen beide die Brücke und begaben sich zusammen mit einem der Offiziere zum Frachtraum.
    „Ach ja“, fiel dem Kapitän ein. „Ihre Sachen.“
    „Ja.“
    Dawud wandte sich zu dem Offizier.
    „Holen sie eine Tasche für Herrn Javert. Danach kommen sie in den Frachtraum.“
    „Jawohl, Sir“, antwortete der Untergebene und verschwandt kurz.
    „Warten sie hier. Packen sie ihre Sachen wenn er zurück ist und kommen sie dann ebenfalls zum Frachtraum.“
    „Geht klar“, sprach Jean-Luc.
    Javert betrat wieder den Gemeinschaftsraum und wartete auf den Offizier. Kapitän Dawud ging inzwischen in den Lagerraum wo ihn drei Besatzungsmitglieder der Marta schon entgegen kamen. Von Uniformen konnte man nicht sprechen. Es waren typische Kleidungsstücke von Reisenden und Arbeitern oder auch von Söldnern. Nur einer stach mit seinem dunkelroten Jackett heraus.
    „Es tut mir Leid, dass ich sie hier begrüßen muss“, sprach Dawud mit seinem arabischen Akzent.
    „Das ist überhaupt kein Problem. Ich bin solche Räume gewohnt“ antwortete der ältere, dünne Mann in dem Jackett. „Mein Name ist Peter Fock. Ich bin Kapitän der Marta.“
    Beide Kapitäne gaben sich die Hand.
    Währenddessen packte Javert seine wenigen Gegenstände in eine blaue Tasche mit dem Allianzlogo und dem Schiffsschriftzug. Zusammen mit dem Offizier begab er sich nun ebenfalls in den Frachtraum.
    „Wo ist der Passagier“, fragte Kapitän Fock.
    „Er kommt gleich. Wir lauten ihre Befehle?“
    „Befehle?“, lachte der Kapitän auf. „Nichts für ungut. Aber es ist ein Auftrag, kein Befehl. Und dieser lautet einen menschlichen Passagier und etwas Fracht zur Erde zu bringen.“
    „Nun gut. Hauptsache sie werden den Auftrag auch erfüllen.“
    „Ich hab für die Allianz schon einige Aufträge zu bester Zufriedenheit erfüllt. Bei der Allianz weiß ich wenigsten, dass ich auch wirklich bezahlt werde. Da brauch sie sich keine Sorge machen.“
    Dawud nickte zustimmend.
    „Man hätte sie sonst sicher nicht beauftragt.“
    „Genau“, stimmte der Kapitän der Marta zu.
    In diesem Augenblick kamen Javert und der Offizier herein. Letztere stellte sich sofort vor die Martabesatzung und grüßte. Danach wandte er sich an die beiden Begleiter von Kapitän Fock.
    „Wenn sie mir bitte folgen würde.“
    Wortlos kamen sie dem Offizier nach, welcher dann die zu transportierende Fracht zeigte. Mit einem Art breiten Stift klebte der Nephthysoffizier ein Siegel an die Frackteile und die Kisten. Dadurch wurden alle Gegenstände zum Besitz der System Allianz erklärt. Währenddessen stellte Dawud dem anderen Kapitän dessen neuen Passagier vor.
    „Das ist Jean-Luc Javert.“
    „Guten Tag“, reagierte Javert und gab dem Kapitän die Hand.
    „Guten Tag“, erwiderte dieser.
    „Sie bringen mich zur Erde?“
    „Ja. Meine Männer laden nur noch alles auf und dann kann es los gehen.“
    „Hiermit übergebe ich ihnen offiziell unseren Passagier. Sie sind für ihn nun verantwortlich“, brachte sich Kapitän Dawud wieder ein.
    „Verstanden“, erwiderte der Mann in dem dunkelroten Jackett. „Kommen sie?“, wandte sich dieser nun wieder Javert zu.
    Für einen Moment überlegte dieser ob er sich vorher noch bei Dr. Cole verabschieden sollte. Bevor er sich entscheiden konnte, war Dawud schon dabei ihn zu verabschieden.
    „Machen sie es gut. Und viel Glück.“
    „Danke. Und richten sie das bitte auch Dr. Cole aus.“
    „Mach ich.“
    Beide gaben sich die Hände, bevor Jean-Luc sich dem anderen Kapitän zu wandte und mit ihm zusammen die Marta betrat.

    >>> >>>>> >>> Handels- und Transportsportschiff Marta
    Geändert von Jean-Luc Javert (25.06.2013 um 16:04 Uhr)

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