Es geht weiter. Vala, du denkst ja schön über die Story nach. Vielleicht kann dir dieses Kapitel ein paar Antworten geben.
VIII
[http://www.youtube.com/watch?v=Kjs1KCJTTwE]
Dickflüssig und zäh floss die Kaffee aus dem Automaten in den Becher, den Takasch in der Hand hielt. In der anderen hielt er einen mit klarem Wasser gefüllt. Endlich war der Becher voll und er ging zurück in die Sitzecke, wo Sam auf ihn wartete. Der Rest der Mannschaft musste draußen warten, sie saßen direkt von dem OP-Raum.
„Hier.“
Erst jetzt sah die junge Asari auf. Sie griff den Becher mit dem Wasser, den Takasch ihr hinhielt, sagte aber nichts. Sie zitterte stark und war blass. Takasch ließ sich auf einen kräftigen Stuhl neben ihr fallen und entschied sich ihr Mut zu machen.
„Die flicken ihn schon wieder zusammen.“
Sam nickte nur, sagte aber nichts. Sie waren vor gut einer Stunde in der Mordin-Solus-Klinik angekommen. Mit wem Jackson auch immer gesprochen hatte, durch ihn war Noel sofort in einen OP verlegt worden. Nur zwei Leute durften den Bereich davor betreten und warten. Niemand hätte Sam dieses Privileg ausgeschlagen und Takasch sah es als seine Pflicht als Captain an, dass er hier war. Er nippte an seinem Kaffee.
„Bah, ist ja widerlich.“
„Zweimal.“
Takasch sah von seinem Kaffee zu Sam, die ihren Wasserbecher anstarrte.
„Was hast du gesagt?“
„Zweimal musste Asanti in wiederbeleben. Zweimal wäre er fast gestorben.“
„Sam, diese Leute hier sind super ausgestattet, es ist die beste Klinik von ganz Omega.“
„Ja, von Omega. Wir hätten ihn zur Citadel bringen müssen.“
„Dafür war keine Zeit mehr.“
Sam schluckte nur und stellte den Becher zur Seite. Wieder liefen dicke Tränen ihre Wangen hinab, sie schluchzte leise.
„Ich weiß doch, aber...“
Takasch beugte sich und legte ihr freundlich und sanft die kräftige Hand auf den Oberschenkel.
„Du willst, dass es ihm gut geht. Ich verstehe das. Aber er wird das schon packen.“
Sam blickte zu ihm und er lächelte sie an.
„Und jetzt trink einen Schluck.“
Er drückte ihr den Becher mit dem Wasser in die Hand und sie nippte wirklich daran. Glücklich lehnte sich Takasch zurück. Eine Weile schwiegen sie sich an, lauschten den Schritten der Schwestern und Pflegern um sich herum. Nach einer Weile schaute Sam wieder zu Takasch.
„Takasch, kann ich dich was fragen?“
„Was du willst, kleine Asari.“
„Wie hast du Noel eigentlich kennengelernt?“
Takasch lächelte. Mit dieser Frage hatte er gerechnet. Er überschlug seine massigen Beine und holte tief Luft.
„Gut, ich erzähle es dir.
Ich war Söldner des Blood Packs, habe im Reaperkrieg an der Seite von Urdnot Wrex gekämpft. Balrock, Klix und Harto haben damals auch unter mir als Söldner gearbeitet. Vor einigen Jahren griffen ein paar von unseren Freundin eine turianische Ärztin auf Tutchanka auf. Sie wollte sich um ein paar kranke Babys kümmern.“
„Das... das war doch sehr nett.“
„Ja, dachte ich auch. Aber unser damaliger Boss sah das nicht so. Er wollte die Turianerin erschießen lassen. Ich sprang dazwischen und beschützte sie. Balrock, Harto und Klix waren sofort auf meiner Seite, wie stellten uns gegen unseren Boss. Dieser hielt mir die Waffe ins Gesicht und brüllte, dass er mich auch erschießen werde, wenn ich nicht sofort gehe.“
Sam zuckte beim Gedanken daran zusammen.
„Bei der Göttin.“
Takasch zuckte nur mit den Schultern.
„Mein Leben hätte vorbei sein können. Da eröffnete jemand mit einem Maschinengewehr das Feuer in unsere Gruppe. Es war Noel, er stand auf einer Erhöhung an einem Standgewehr und hatte das alles mitangesehen. Als er unsere Aufmerksamkeit hatte, kam er zu uns runter und debattierte meinen Boss an die Wand. Er argumentierte ihn in Grund und Boden, bis er ging und uns alleine ließ.“
„Aber, was hat Noel auf Tutchanka gemacht?“
„Habe ich ihn auch gefragt. Er erzählte mir, dass er auf der Durchreise sei. Sein Ticket hatte nur bis nach Tutchanka gereicht und jetzt verdiente er sich sein Geld für den Weiterflug damit, dass er für einen Händler das Ungeziefer von seiner Ware fernhielt.“
Sam grinste. Sie konnte es sich irgendwie nicht so richtig vorstellen, wie Noel an seinem Standgewehr stand und auf Ungeziefer schoss. Das passte gar nicht zu ihm. Takasch fuhr fort.
„Ich war ihm dankbar und schlug ihm vor, dass er mich auf meinen Schiff begleiten durfte. Ich wollte nur weg, bevor mein ehemaliger Boss auf die Idee kam mich trotzdem umzubringen. Auch die Turianerin begleitete uns.
„Asanti.“
Takasch nickte.
„Genau. Und, bevor zu fragst. Necar und Jackson traf ich auf der Citadel. Necar war ein Drell, der nach Abenteuern suchte und ich bot sie ihm. Und Jackson. Tja, der saß nach seiner Ausbildung zum Piloten heulend in einer Bar und lamentierte über sein Leben. Er würde doch keinen Job wegen seiner beschissenen Behinderung finden und könnte sich doch gleich hier und jetzt von einer Brücke stürzen. Ich ließ mir seine Referenzen zeigen und bot ihm an mitzukommen.“
„Du hast doch einen Piloten gesucht, oder?“
„Nö, aber hat mir Leid getan. Und Harto fand ihn nett.“
Sam lächelte. So langsam wurde ihr Noels Vergangenheit, also das, was er nach seiner Flucht von Pakasch getan hatte, immer klarer.
„Du schuldest ihm etwas, oder Takasch?“, hakte sie nach.
Der Kroganer nickte.
„Er hat mir das Leben gerettet und das nicht nur einmal. Er ist ein Teil meines Krants. Du natürlich auch, Sam.“
Das ließ das Herz der jungen Asari hüpfen. Sie wusste was der Krant eines Kroganers für ihn war und ein Teil davon zu sein war eine große Ehre für sie. Die Tür vor ihnen glitt auf und ein salarianischer Arzt trat heraus.
„Gehört einer von ihnen zu Mr. Caspar?“
„Ich.“
Sam sprang auf. Der Arzt musterte sie.
„Sie sind?“
„Seine Freundin.“
Takasch grinste, sagte aber nichts. Er nahm einen Schluck Kaffee und bereute es sofort. Angewiderte verzog er das Gesicht. Der Arzt gab sich schließlich mit Sams Antwort zufrieden.
„Gut, dann folgen Sie mir.“
Er ging den Gang nach rechts runter. Sam schaute zu Takasch, der lächelte und nickte.
„Geh nur, ich komme irgendwann nach.“
Sam nickte und folgte dem Arzt den Gang runter.
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Es war ein Montagabend. Ich stoppte das Skycar von meinem Vater, das er mir für diesen Abend geliehen hatte, und stieg aus. Die Fenster der Kneipe waren noch erleuchtet, ich stieß das auf und ging den Weg runter. Ich klopfte an der Tür und stieß sie dann auf. Der Schankraum war niemand mehr, ein Kroganer putzte die Tische. Als er mich hörte, sah er auf und lächelte.
„Ah, Noel, du bist pünktlich.“
„Sicher doch.“
„Sam ist gleich fertig, wartest du hier.“
Ich nickte nur und setzte sich mich auf einen der Stühle. Sams Vater und ich schwiegen uns an, wir hatten uns nie viel zu sagen. Nach einigen Minuten hörten wir Schritte aus Richtung des Wohnraumes des Familie. Ich stand auf und rückte meine Krawatte zurecht. In diesem feinen Anzug kam ich mir noch immer sehr komisch vor, so ungewohnt. Aber es war ein Tanzabend, was sollte ich also machen. Immerhin durfte ich meinen roten Schal tragen. Sam hatte ihn mir vor einigen Jahren geschenkt.
Eine junge Asari erschien im Türrahmen. Sie trug ein langes, hellblaues Kleid. Es schien zu fließen und passte ihr perfekt. Ich lächelte und sie lief etwas rot an.
„Hallo, Sam.“
„Hi, Noel. Wollen wir?“
Ich nickte nur, unfähig etwas zu sagen. Sie sah einfach wunderschön aus. Wir verabschiedeten uns von Sams Vater und verließen die Kneipe. Draußen rannte ich vor, riss die Tür zum Skycar auf und holte etwas heraus.
„Sam, warte, ich...“
Mit Worten war ich nie gut gewesen, also hielt ich es ihr einfach hin. Es war eine Halskette mit einem Mond als Anhänger. Sam lächelte, nahm die Halskette und ließ sie sich von mir anlegen.
„Danke, die ist wunderschön, aber...“
„Sag nichts, ich will das gar nicht hören.“
Ich hielt ihr die Tür zum Skycar auf und wartete, bis sie eingestiegen war. Dann schloss ich die Tür und setzte mich auf die Fahrerseite. Sam schaute mich erstaunt an.
„Dein Vater hat dir das Skycar geliehen?“
„Nur für heute Abend. Ich habe aber auch ordentlich gebettelt.“
Ich grinste und Sam schüttelte nur den Kopf. Wir fuhren die Straße entlang bis zur Schule. Diese war hell erleuchtet, laute Musik schallte uns entgegen, als wir auf dem schuleigenen Parkplatz parkten. Ich rückte nervös meine Kleidung zurecht und blickte zu Sam. Sie strahlte, wirkte aber auch etwas nervös.
„Gehen wir rein?“, fragte sie.
Ich nickte und griff ihre Hand.
Einige Stunden später eilte ich den Weg zum Eingang der 'Blauen Rose von Illium' hoch. In einer Sitzreihe vor diesem saß Sam und weinte. Ihr wunderschönes Kleid war mit einem großem Fleck aus Punsch und Dreck beschmiert. Ich stieg die Stufen hinauf.
„Sam?“
„Hau ab!“
Sie schaute auf, ihre Augen waren rot vom Weinen. Ich blieb auf halbem Weg stehen, einen Fuß auf die höchste Stufe gesetzt. Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen, sie an mich gedrückt.
„Sam, ich...“
„Du bist ein Arschloch, Noel. Erst lädst du mich ein mit dir auf den Ball zu gehen und dann hältst du nicht zu mir, als die anderen...“
Sie konnte nicht weiter reden, Wut und Tränen verschlugen ihr die Stimmen. Ich ballte die Hände zu Fäusten und senkte meinen Blick.
„Es... es tut mir Leid.“
„Hau einfach ab!“
Sie schrie mich an und ich verstand. Mit gesenktem Kopf schlich ich zurück zum Skycar und fuhr davon.
Flammen, überall Flammen. Ich schreie, ich brülle. Doch überall diese Flammen, diese Schmerzen. Und dieser Gesang um mich herum. Er steigerte sich in einen Wahn hinein und ich sehe nichts außer Flammen.
[http://www.youtube.com/watch?v=BNp892d7inc]
„Noel?“
Langsam öffnete er seine Augen, schaute sie blinzelnd um. Eine weiße Decke, ein Krankenzimmer. Sein Körper fühlte sich taub an, das Atmen fiel ihm schwer. Er schaute sich um und entdeckte Sam die neben ihm saß. Ihre Augen waren rot, als hätte sie viel geweint, aber sie lächelte und hielt seine rechte Hand. Zitternd und ungläubig schob er seine Hand in ihre und drückte sie.
„Ich... ich leben?“
„Der Göttin sei Dank.“
Sie beugte sich runter und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Noel war immer noch etwas verwirrt, aber der Kuss löste in seinem Inneren ein warmes Prickeln aus.
„Wie komme ich hierher? Und wo bin ich?“
„In der Mordin-Solus-Klinik auf Omega. Wir haben dich schwer verletzt im Serverraum gefunden und hierhin gebracht. Jackson hat das Zimmer organisiert.“
Noel entdeckte eine Trennwand, die den Raum in der Mitte teilte. Das Zimmer war sehr einfach eingerichtet. Neben seinem Bett stand ein Tisch, auf den jemand eine Vase mit Blumen gestellt hatte. Vielleicht war es sogar Sam gewesen. Ein kleine Tür führte wohl in das Bad, in der Wand war der Schrank eingelassen. Noel wollte mit der freien Hand seine Decke anheben, doch Sam drückte sie nach unten.
„Was... was ist mir passiert?“
„Das musst du mir sagen. Du hast mehrere Stich- und Schnittwunden im Oberkörper gehabt, du...“
Sie biss sich auf die Unterlippe und rang mit den Worten.
„Sam, was bin ich?“
„Zweimal mussten Asanti und ich dich wiederbeleben.“
Er schluckte und ließ sich in sein Kissen fallen. Sam hielt weiterhin seine Hand fest und schaute ihn sorgenvoll an. Mit ihrer freien Hand strich sie sanft über seinen Kopf.
„Mach so etwas nie wieder.“
„Ich... ich wollte diesen Dreckssack für das bestrafen, was er mit dir gemacht hat.“
„Das ist nicht weiter schlimm, Noel.“
„Sam, ich habe dich weinen hören.“
Sie fühlte sich ertappt, schüttelte aber nur den Kopf.
„Das ist egal. Wichtig ist, dass du lebst.“
Jetzt lächelte sie wieder und auch er konnte sich ein Lächeln abringen. Kurz wollte er ihr von seinem Traum erzählen, dieser Ballabend, der so schief gegangen war, aber er stoppte sich. Nein, das würde nur alte Wunde aufreißen. Stattdessen strich er ihr sanft mit dem Daumen über den Handrücken und lächelte.
„Danke, Sam.“
„Wofür denn?“
„Ich... ich weiß einfach, dass du die ganze Zeit bei mir warst. Ich habe das gespürt. Hier drin.“
Er tippte sich an die Brust, genau dort, wo sein Herz war. Sam strich ihm liebevoll über die Wange, ließ ihre Hand an seinem leichten Bart liegen.
„Du bist mein bester Freund. Ich würde es nicht ertragen, wenn du stirbst.“
Mehr brauchte und wollte er nicht hören. Noel war einfach glücklich, dass sie bei ihm war und freute sich über diesen Moment.
„Wir haben blutige Fußabdrücke gesehen. Hast du ihn erwischt?“, fragte Sam.
Noel nickte nur.
„Ja. Ein paar Kugeln haben ihn getroffen. Aber, der Kerl war einfach besser.“
„Das nächste Mal kriegen wir ihn. Zusammen.“
Sie nickte, um ihre eigenen Worte zu bestätigen und er drückte ihre Hand fest.
Die Tür zum Zimmer ging auf, jemand ging mit schweren Schritten auf der anderen Seite des Vorhangs entlang.
„Ich hätte dich verrecken lassen sollen!“
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