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    ...Nun... Avatar von plasma13
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    Standard Pandora Wüstengürtel

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    Allgemein:
    Eine Wüste in der die Sonne erbarmungslos alles Leben niederbrüllt. Der Gürtel besteht aus heißen Sandwüsten bis zu gemäßigten Gesteinswüsten. Angeblich sollen hier protheanische Ruinen unter dem Sand begraben liegen aber so manche Expedition ist in einem der gewaltigen Sandstürme spurlos verschwunden
    Geändert von plasma13 (16.06.2012 um 19:29 Uhr)
    Do not turn away my friend! Like a willow I can bend. No man calls my name, no man came. So I walked on down away from you, maybe your attention was more than I could do. One man did not call. He asked me for my love and that was all!
    Kunstprojekt falsch zugeordnete Zitate:
    "...Fotzenverein!" - Otto von Bismarck

  2. #2
    ME-FRPG ONLY Avatar von Zoey Lancaster
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    Einstiegspost 1/2

    „Jetzt bleib endlich stehen, du Dreckssack!“
    Hastig spurtete die schwergepanzerte Frau dem Mann hinterher. Er war agil, das musste man ihm lassen, doch die Soldatin war das Gewicht der Rüstung gewohnt. Regelmäßiges Training und harte Einsätze forderten eben diese Fitness. Dennoch kam sie nicht an ihn ran. Mülltonne um Mülltonne, Karton um Fernsehgerät flogen in ihren Weg. Ein Hürdenlauf war es für sie. Ein vermaledeiter Hürdenlauf. Der Mann meinte es ernst. Er legte noch einen Zahn zu. Das atmen fiel schwerer. Langsam aber sicher kam sie an ihre Leistungsgrenze. Langsam wurde sie sich nur noch ihrer letzten Möglichkeit bewusst. Allein schon der Gedanke daran ließ Kopfschmerzen aufkeimen. Kurz stolperte sie, drohte von ihm abgehängt zu werden, da sah sie ihren Ausweg. Es war nur noch ein kurzes Stück. Sie legte ihren Arm aus, öffnete ihre Hand und kaschte aus dem Lauf heraus den etwa faustgroßen Stein auf, der gerade aus einer nahen Wand herausbröckelte. Hinter der letzten Ecke verschwand er, so auch sie. Er hatte ein ganzes Stück gutgemacht und rannte auf eine Asari zu. Die im Kampfanzug steckende, blaue Schönheit stand ihm mit zugewandtem Rücken gegenüber, war tief in einem Gespräch versunken. Die Verfolgerin holte aus und warf. Volltreffer: Der Stein traf ihn genau auf dem linken Schulterblatt. Er geriet ins straucheln. Kurz darauf wurde er auch schon von einem anderen mit einem Tackle zu Boden geworfen der jeden Footballspieler hätte neidisch werden lassen können. Der schwere Turianer lag auf dem Menschen, der nicht wusste, was letztendlich mit ihm geschehen war. Der außerirdische Soldat stand langsam auf und fesselte den Mann auf den Boden.
    „Ich hab doch gesagt: Bleib stehen. Das hast du nun davon, Dreckssack.“
    Ein Tritt in die Rippen des am Boden liegenden Mannes beendete die Verfolgungsjagd.
    „Chief, da sind Sie ja endlich!“, stellte die Asari wenig überrascht fest. Sie war ein Captain der Galactic Foreign Legion. Genauer gesagt, war sie die Anführerin des Charger-Squads. Ein sieben Mann starker Trupp, der den Parakommandos der IV. Kompanie der GFL angehörte.
    Außer Atem und sich auf die Knie stützend, hob die angesprochene Frau kurz den Kopf und deutete auf den Mann am Boden: „Ziel gesichert, Cap.“
    Der Mann wandte sich am Boden. Es schien, dass er starke Schmerzen hatte.
    „Du hast mir die Rippen gebrochen, Schlampe. Du hast mir tatsächlich die Rippen gebrochen!“
    „Halt die Schnauze, Arschloch, sonst sind deine gebrochenen Rippen dein kleinstes Problem.“
    „Master Chief. Hier spielt die Musik.“
    „Ja, Ma’am.“
    „Also, was ist passiert?“

    Einige Stunden vorher.

    Mit der Schulter grub sie sich tief in die Massen ihres Sparringpartners. Sie hob ihn hoch und warf ihn über die Schulter hinweg hinter sich. Leicht in die Knie gebeugt und die Fäuste vor die Brust gehoben wartete sie darauf, dass er sich wieder aufrappelte. Sie, das war Master Chief Zoey Lancaster. Zoey war eine gute Soldatin, hatte einmal bei der Allianz gedient. Dort war sie in einem Spezialkommando, welches auf den biotischen Frontkampf spezialisiert war. Doch das alles lag schon einige Zeit hinter ihr. Sie war nun Unteroffizier in einer anderen anerkannten Armee. Sie war der GFL beigetreten und diente seitdem dort im Charger Squad unter dem Kommando von Captain Karr, eine Asari die schon mehr Kämpfe erlebt hatte, als ihr Team alt war. Sie war bekannt dafür, ihr Team in die brenzligsten Situationen zu führen, sie aber immer wieder daraus zu boxen. Vor ihrer Zeit bei der GFL war sie Mitglied in verschiedenen Spezialeinheiten. Zuletzt war sie beim asarischen Psikommando. Sie war also kein Sandkastenspielkamerad. Der Captain hatte Zoey, als einzige weitere Biotikerin in ihrem Squad, unter ihre Fittiche genommen und meditierte regelmäßig mit ihr zusammen, um ihr Potential zu entfalten. Sie wusste, dass der Mensch das nicht mochte, doch es war ihr egal. Zoey akzeptierte das, wenn auch nur widerwillig. Immerhin hatte sie in diesem Squad ihre Familie gefunden und wie in jeder Familie üblich, gab es immer mal wieder kleinere Reibereien zwischen den einzelnen Partizipanten und jeder musste ein mehr oder weniger großes Stück der Hausarbeit erledigen. Immerhin musste sie nicht spülen. Da ließen sich die Kopfschmerzen gleich viel einfacher ertragen.
    Ihr Sparringpartner, ein Turianer namens Ares, im Rang eines 1st Lieutenant, stand wieder auf den Beinen und ging zurück in Grundstellung.
    „Guter Move, Breach.“, sprach er und lies den Kopf durch den Nacken rollen.
    „Quatsch nicht rum, komm her.“, neckte sie ihn darauf hoffend, dass er seine Deckung vernachlässigte. Doch der der Turianer ging nicht darauf ein. Neuerdings gab er sich lieber besonnen und ließ der Dame den Vortritt.
    Ares war ein brachiales Monster, also im Endeffekt wie Zoey, nur turianisch, männlich und ohne Biotik. Aber da wo er hinschlug, wuchs auch kein Gras mehr. Er war, wenn Zoey es beurteilen musste, ihr bester Freund. Dank ihm schaffte sie schnell die Integration in die Truppe und dank ihm hatte sie immer wieder was zu lachen. Ares war vor seiner Zeit bei der Legion ein angesehener Soldat im turianischen Militär gewesen. Warum genau er seinen Posten dort aufgab und was seine Beweggründe waren der GFL beizutreten behielt er allerdings für sich allein. Eine Einstellung, die nicht jeder guthieß, aber Akzeptanz unter seinen Kollegen fand. Es war schließlich seine Sache und nicht jeder musste es unbedingt wissen.
    Zoey ging schließlich auf seine ablehnende Haltung ein und machte einen Satz auf ihn zu. Doch der Kraftvolle Tritt wurde von dem Außerirdischen erwartet. Er griff ihr Bein und zog es an sich. Die großgewachsene Frau war darauf nicht wirklich vorbereitet und landete direkt im Spagat vor ihm.
    „Argh! Verdammt.“, schnauzte sie.
    „Hahaha. So geht das, Mensch!“, lachte er.
    Ares reichte ihr die Hand und half ihr hoch, was Zoey ihrerseits ausnutzte, um den massigen Turianer wieder in den Dreck zu werfen. Sie umklammerte seinen Arm und drohte ihn zu brechen. Doch der Lieutenant lies sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Er schaffte es sich wieder aufzurichten und griff mit seiner freien Hand in das Top seiner Gegnerin. Mit einem langen, vor Kraft strotzenden, dumpfen Stöhnen hob er sie gute zwei Meter über den Boden. Es war klar, dass er sich aus ihren Griff befreien wollte, indem er sie auf den Boden werfen wollte, doch so weit kam es nicht. Kurz bevor er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, wurden sie vom Captain unterbrochen.
    „Hey, es gibt Arbeit.“
    Die beiden Schläger schauten sich kurz an, ehe Zoey den Griff freigab und der Turianer sie absetzte. Er rollte den Arm in der Schulter auf und ab, als er sich für das Training bedankte.
    „Ares, du kommst mit mir. Chief, trommle die Leute zusammen.“
    „Ja, Cap.“, quittierte sie die Order, während der Turianer nur nickte und ihr folgte.

    Die Zwillinge waren schon ein komisches Gespann. Zwei optisch gleiche Männer, der eine etwas muskelbepackter als der andere, doch dieser dafür im höheren Rang. Jeff und John Gracer waren unabhängig voneinander in die Legion geraten und von da an auch auf unterschiedlichen Wegen in das Squad gelangt. Die beiden Männer waren, seitdem sie sich hier wiedergefunden hatten, unzertrennlich gewesen und avancierten recht schnell zu den Klassenclowns der Gruppe. Sie waren die beiden kleinen Brüder, die Zoey niemals haben wollte. Beide waren gut eineinhalb Köpfe kleiner als sie, doch ihre Kompetenzen machten diesen Größenunterschied wett. Jeff war ursprünglich beim Fahrdienst der Allianz. Alles was einen Motor hatte und in irgendeiner Art und Weise zur Bewegung fähig war, egal ob zu Lande, zu Wasser, in der Luft oder nonplanetär, er war die ideale Besetzung dafür. Sein umfangreiches Wissen über jegliche Art von Fahrzeugen machten viele Situationen einfacher und steigerten die Überlebenschancen in schwierigen Momenten enorm. Sein Bruder John hingegen mochte es etwas mehr spezialisiert: Vor seinem Eintritt war er jahrelang beim SOD als TMO tätig. In der Pararescue Kompanie hatte er viele Einsätze erlebt. Nach seinem Wechsel in die Legion wurde sein Können dann für gleich mehrere Spezies auf die Probe gestellt. John machte umfangreiche Schulungen für Exophysiologie und -biologie mit und profilierte sich recht schnell mit seinen Fähigkeiten im Feld. Captain Karr bedurfte es einige Versuche und viel Überzeugungsgeschick bis er in ihr Squad versetzt wurde.
    Sie lachten und grölten. Die Jungs lagen in dem Sofa vor der Spielekonsole, auf der gerade der Arsch einer dieser überperfekten Weltraumtussies in einer großen Nahaufnahme in die Kamera gehalten wurde. Zoey rollte mit den Augen. Diese Spiele konnten sich auch nur über ihre Titten verkaufen. Sie waren der Hauptgrund dafür, warum die eigentliche Zielgruppe für diese Art von Spielen männliche Pubertierende waren.
    „Lieutenant Gracer, Sergant?“, unterbrach sie die Zwei. „Der Cap hat Bereitschaft befohlen. Wir ziehen ins Feld.“
    „Argh, Nicht doch. Gerade dann wenn es spannend wird.“, maulte der Sergant und schaltete das Spiel ab.
    „Sieh’s positiv, Jeff. Jetzt kommt der spaßige Teil.“, kommentierte Zoey mit einem Lächeln.
    „Spaßig wird es nur, wenn wir danach mal eine Runde spielen, Master Chief.“, grinste er.
    „Treib’s nicht zu weit, Jeff.“
    „So weit Sie wollen, Chief. So weit Sie wollen.“
    Sie schüttelte den Kopf: „Los, hol deine Sachen und mach dich bereit.“

    Zoey zog weiter. Gefolgt von den beiden Männern ging sie in die Garage, wo sich die ehemalige STG-Agentin Jenah Coh’an an den Computern des MAKOs zu schaffen machte. Sie wollte die Systeme optimieren und die Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs steigern. Wie sie zur Legion gekommen war? Ganze einfach: Sie stand zu guter Letzt auf der Abschussliste ihres alten Vereins. Noch immer glaubten die Salarianer wohl, dass ihr Attentat auf diese fähige Echse erfolgreich war, doch ihre Hologramme waren wohl einfach zu überzeugend.
    „Hey Speedy. Mach dich fertig. Es geht raus.“, rief Zoey in die Maschine.
    „Nur noch einen Augenblick, Master Chief.“
    „Lass dir nur Zeit. Davon hast du ja genug.“, neckte sie.
    „Fertig.“
    Sie stolzierte aus dem Fahrzeug.
    „Was hast du mit meinem Baby gemacht, Wire?“
    „Dem MAKO geht es gut, Dancer. Ich habe nur die Energieverteilung der Kompensatoren neu justiert.“
    „Du hast was!?“
    „Ich habe mir schon gedacht, dass dein Verstand nicht in der Lage ist, das zu verstehen, Mensch, daher will ich es dir in einer einfacheren Variante darstellen: Wenn du nun durch ein Schlagloch fährst, fühlt sich das nicht mehr so an, als ob dir dein Sexualpartner in deinen Arsch tritt, sondern so, als ob er ihn küsst.“
    Er grinste: „Hey, das klingt doch gar nicht so… schlecht. Aber das nächste Mal, sag bitte vorher bescheid.“
    „Negativ. Das würde die Effizienz meiner Einheit beeinträchtigen.“
    Zoey begutachtete die Echse. Sie war bereits in voller Montur. Ihr Helm lag auf dem Tisch neben dem Fahrzeug.
    „Wie ich sehe, bist du schon fertig, Speedy.“
    „Ja, Master Chief. Ich habe den Captain gesehen, wie sie schnurstracks Richtung Trainingsplatz lief. War nicht schwer eins und eins zusammenzuzählen.“
    „Du kannst zählen?“, stellte der Fahrer überrascht fest.
    „Ja. Sogar besser als du, Jeff.“
    „Ha.“
    „Gut. Wo finde ich Brock?“
    „Wahrscheinlich in der Waffenkammer. Er sagte, er hatte ein Date mit Batsy.“
    Zoey lächelte. „Alles klar, danke.“
    „Kein Problem, Master Chief.“

    Die Gruppe teilte sich auf. Während Wire, zuständig für Technik und Kommunikation in den Bereitschaftsraum ging, waren die Zwillinge in ihre Unterkünfte unterwegs, um sich dort ihre Ausrüstung zu besorgen. Zoey hingegen musste noch den Letzten im Bunde ausfindig machen und dieser versteckte sich wohl in der Waffenkammer. Eine schwere Panzertür trennte sie vom letzten Squadmitgleid. Brock war ein ehemaliger batarianischer Pirat, der seine wenig glorreiche Karriere zugunsten eines sinnerfüllten Lebens aufgab. Dieser Mann, Wilkinson mit Vornamen war ein gut ausgebildeter Soldat. Geboren auf einem der zahllosen, batarianischen Schiffe wurde er schon früh in die Schiene des Soldaten gedrängt. Er war bei vielen Übergriffen auf Zivilisten beteiligt und weitestgehend immer einer der Effektivsten seiner Zunft. Allerdings nur so lange, bis er bei einem Angriff ein Auge verlor und sich über die Unsinnigkeit seines Handelns klar wurde. Dieser letzte Einsatz markierte einen Wendepunkt in seinem Leben und Wilkinson wollte sich läutern indem er sich auf die Seite der Guten stellte. Leider waren Batarianer nirgends gern gesehen. So blieb ihm nur die letzte Möglichkeit bei der Legion einzusteigen. Hier zeigte sich, dass er ganz genau wusste, wie man sich in beengten Situationen zu verhalten hatte und wie man dabei überlebte. Das Schicksal meinte es gut es mit. Nach einigen Einsätzen in den regulären Truppen wurde Captain Karr auf ihn aufmerksam. Sie setzte sich für den Mann ein und ähnlich wie bei Lieutenant Gracer, wollte sein vorheriger Kommandant ihn nicht hergeben. Doch heute stand er vor Zoey. Sein Spezialgebiet waren schwere Waffen, Sprengstoffe und generell die Versorgung des Teams mit allem nur erdenklichen Gütern.
    „Hey, Brock. Mach dich fertig. Wir gehen raus.“, sagte sie ihm, während sie durch die Tür lugte.
    Brock stand an der Werkbank und modifizierte – wie immer - sein Maschinengewehr. Das laute Klicken der einzelnen Teile und der Geruch von frischem Waffenöl durchsetzen den Raum. Es bedurfte weitere drei Versuche von Zoey ihn aus seinem Trott zu holen. Brock hatte sich mit der Musik, die ihm in den Ohren stecke von der Außenwelt abgeschottet.
    „Corporal.“, harschte sie ihn so sehr an, dass dieser zusammenzuckte.
    „Ma’am!“ Er hielt den Lauf wie ein Baton in der Hand und zog sich gleichzeitig die Ohrstöpsel heraus.
    „Sie haben mich erschreckt, Chief.“
    „Dann stell die verdammte Musik leiser, Brock!“
    Tief versenkte sie ihren Zeigefinger in seine Brust. „Ich hab nichts dagegen, wenn du sowas hörst, aber du musst immer ansprechbar sein. Und nun komm: Pack deine Sachen, wir gehen raus. Besprechung ASAP.“
    „Aye, Master Chief.“
    Die Soldatin schüttelte den Kopf und verschwand auf ihre Stube.
    Es herrschte strenge Geschlechtertrennung. Völlig unverständlich für Zoey. Sie hing Tag und Nacht mit ihren Jungs herum und sie kannten sich gegenseitig besser als jeden anderen. Sie wussten alle um die kleinen Nachteile ihrer physischen Hülle und die Wehwehchen des jeweils anderen. Aber dennoch: Vorschrift war Vorschrift. Dafür musste sich Zoey ihren Vier-Mann-Raum nur mit Jenah teilen. Es war ein karger, liebloser Raum mit einem kleinen Fenster. Der Ausblick war nicht prickelnd. Es gab meilenweit nichts zu sehen, außer der Patrouille, die in regelmäßigen Abständen am Grenzzaun vorbei fuhr. Ein einfaches Bett mit knarzendem Stahlrahmen, was schon mehr Komfort bot als es manch andere Kaserne tat, ein hölzerner Tisch und zwei Stühle die aussahen als hätten sie schon zwei Kriege überstanden, sowie für jeden Soldaten zwei Schränke. Mehr Einrichtung war nicht zu bewundern. Der eine Schrank war für Kleidung und Uniform gedacht, der andere für Rüstung und Panzerung. Zoey öffnete die Schranktüren und kramte die Schwere Einsatzpanzerung heraus. Die Teile des grauweißen Ungetüms legte sie auf ihr Bett. Vom Kleiderbügel nahm sie das schwarze Druckflies. Es war eine Art Ganzkörperstrampler. Das Druckflies lag hauteng an. Es sollte den Träger unterstützen und fungierte unter anderem als Thermoflies und nahm flüssige Körperausscheidungen auf. So war der Träger immer ideal klimatisiert und bot dem Träger einen stets trockenen Rückhalt. Es war außerdem die Hülle, die den Träger vor dem Luftleeren schützen sollte, sollten sie mal im Orbit agieren müssen. Weiterhin war es wie eine alte kugelsichere Weste: Sie war durchstoßsicher und hinderte die meisten handgetrieben Klingen daran das Gewebe zu durchdringen, was aber nicht hieß, dass auch die Kraft des Stoßes abgefangen würde. Zoey hatte diese Erfahrung schon einige Male machen müssen. Noch nie war eine Klinge durch den Stoff gegangen. Das schlimmste, was sie sich dabei jedoch zuzog war ein Bruch von mehren Rippen.
    Sie entledigte sich ihrer Kleidung und zog das „kleine Schwarze“ an. In den Gelenken und der Leistengegend war der Strampler verstärkt, was den Komfort etwas einschränkte und nicht wirklich angenehm auf der Haut war, aber es gehörte mittlerweile dazu wie der Masseneffektkern zum Raumschiff. Gefolgt von der Beinpanzerung und den Stiefeln, legte Zoey Teil für Teil ihrer Rüstung an. Durch die hohen Solen legte sie gleich noch einmal ein paar Zentimeter an Körperhöhe zu und durch die Wuchtigkeit der Panzerungsteile auch an Masse. Zoey musste den Kopf einziehen, als sie durch die alte tharkadische Kasernentür ging und ihre Schritte hallten die kargen Flure hinunter. Den Helm in der Hand haltend ging die Soldatin in Richtung Briefingraum, um die aktuellen Informationen zum bevorstehenden Auftrag zu erfahren.
    Der Briefingraum war ein dunkles Loch. Einige Lampen erhellten ihn zwar, wirklich hell war er aber dennoch nicht. Die kargen, mausgrauen Wände, viele dunkle Tafeln aus der Anfangszeit des tharkadischen Militärs und dunkle Holzmöbel waren die dominierenden Effekte im Briefingraum 3 für die GFL. Im Raum warteten bereits Speedy und die Zwillinge. Brock folgte kurz darauf.
    „Worum es wohl geht?“, wollte der Batarianer wissen.
    „Wir werden es gleich erfahren.“, antwortete die Salarianerin. „Übe dich in Geduld.“
    „Oh ja, Wire. Das ist ja auch deine Stärke.“, scherzte Jeff, der gleichzeitig die Bewegungen eines Hamsters mit koffeinschock nachahmte. Alle lachten kurz auf und auch Wire schüttelte kurz fassungslos den Kopf, ehe sie zu einem Konter ansetzte: „Im Gegensatz zu euch Menschen, habe ich kein Problem damit Zeit als sie selbst anzuerkennen. Euer verlangsamter Metabolismus macht euch ineffizient.“
    Jaulendes Gegröle.
    „John? Hat sie mich etwa…?“
    Er klopfte ihm auf die Schulter: „Ja, Jeff. Hat sie.“
    „LT? Wissen Sie genaueres?“ Brock nickte in die Richtung des Medics. Der Batarianer schien der aufgeregteste von allen zu sein. Doch der Mann zuckte nur mit den Schultern.
    „Frag doch den Master Chief. Sie hat uns doch alle zusammengetrommelt.“
    Jeff hatte sich mittlerweile zu Zoey gesellt und mimte noch mal den Hamster, versuchte die Soldatin anzunagen und so ihre Aufmerksamkeit zu erregen, was ihm auch gelang. Sie schob ihn lachend beiseite.
    „Chief?“, rief sie der Lieutenant wieder in die Gegenwart. „Ne Ahnung worum es geht?“ „Nein, Sir. Keine Ahnung. Ich sollte nur die Truppe zusammentrommeln.“
    Gemeinsam warteten sie noch zehn Minuten bis Ares und der Captain in den Raum eintraten und mit der Aufklärung des Teams begannen. Ares begann direkt damit einen Projektor in der Mitte des Raumes anzuwerfen. Zunächst wurde in einem sanften Blau der Planet dargestellt, welcher innerhalb weniger Eingaben auf das nächste Einsatzziel einschwenkte und diesen hervorhob.
    Captain Karr erklärte den Hintergrund: „Dies ist unser Zielgebiet: Eine Ruinenstadt in der Nähe der Wüstenoase Genesis. Während der ersten Jahre der Kolonialisierung war sie der Ausgangspunkt für viele Expeditionen in die Pandora, ehe sie von Lormando, an der Nordgrenze der Wüste, abgelöst wurde.“
    „Sieht nicht besonders freundlich aus.“, bemerkte Jeff. „Wenig natürliche Deckung. Leicht einzusehen und baufällige Gebäude.“
    „Richtig, Sergant. Die Stadt ist seit fast zwanzig Jahren unbewohnt.“
    „Was ist dann unser Ziel, Captain?“
    Ares setzte fort. Er machte einige Eingaben auf seinem Omnitool. Das Bild eines Mannes erschien. Ein Mensch mittleren Alters. Eine markante Hakennase stand ihm aus dem sonst flachen Gesicht. Giftgrüne Augen lagen in seinen Höhlen und dünne Lippen waren aufeinander gepresst.
    „George Daclan a.k.a. George Muscletoe.”
    “Muscletoe?”, fragte der Medic ungläubig nach.
    „War wohl mal ein begabter Marathonläufer auf Eden Prime.“
    „Also mit dem Namen ganz bestimmt.“ Sie lachten kurz.
    „Unsere Aufgabe ist es den Mann dort zu finden und zu extrahieren. Er versteckt sich in einem der zentralen Gebäude. Durch den Sandeinfall in den letzten Jahren werden wir mit dem MAKO nicht all zu nah herankommen können. Bedeutet also, dass wir uns ab einem Gewissen Punkt nur noch zu Fuß weiterbewegen können. Wir durchsuchen Gebäude für Gebäude, lokalisieren ihn, sichern ihn und schaffen ihn daraus. Schnell und schmerzlos. Irgendwelche Fragen?“
    „Feindpräsenz?“, schaltete sich Zoey sofort ein.
    „Unser letzter Scan konnte keine Feinde ausmachen. Dennoch maximale Bewaffnung.“
    „Verstärkung?“
    „Der Rest der Kompanie befindet sich bereits in der Wüste und ist voll eingespannt. Daher können wir nicht mit eigener Hilfe rechnen. Es stehen uns im Notfall aber zwei Allianzjäger zum Abruf bereit.“
    „Captain, warum ist der Mann so wichtig?“, fragte Brock.
    „Tut mir leid, Wilkinson. Aber das liegt zurzeit noch über deiner Gehaltsklasse. Seh’s einfach so: Er ist wichtig für die Allianz, die den Auftrag an uns weitergab. Damit ist er wichtig für die GFL. Der Rest der Kompanie steckt bereits tief in der Wüste. Die starken Sandwinde machen eine Kommunikation nahezu unmöglich. Da wir noch nicht bei den anderen sind, hat man uns beauftragt den Mann zu finden. Also ist er nun für Charger wichtig. Da ich der Captain des Charger-Squad bin, ist er für mich wichtig und da ich dein Captain bin, ist er auch für dich wichtig. Einverstanden.“
    Brock schluckte kurz und begann dann zu lächeln.
    „Ich liebe ihn schon jetzt wie einen Bruder, Ma’am.“
    „Gut. Weitere Fragen?“
    Zoey schaute kurz in die Gesichter der Anwesenden, ehe sie die Vorhut übernahm und mit einem eindeutigem „Nein, Ma’am.“ für die Gruppe sprach.
    „Gut. Dann holt eure Waffen und sattelt auf. Weitere Instruktionen gibt es unterwegs.“
    „Aye aye, Ma’am.“

    Zoey verließ den Raum als erste.
    „Endlich wieder Action.“, rief sie in den Flur hinein. Die Truppe ging geschlossen zur Waffenkammer nahe den Garagen. Dort übernahm der Batarianer die Führung und übergab die Ausrüstungen an seine Kameraden weiter.
    „Bitte sehr, Captain. Poliert und versiegelt. Wie Sie es am liebsten haben.“, scherzte Brock, als er der Asari ihre Dienstwaffen reichte, die sie direkt in die Hohlster verstaute. Zoey war die letzte im Bunde, die ihre Waffen erhielt. Im Lager lagen ihre Sachen nämlich immer unten.
    „Eine M-8 Avenger und eine Carnifex, Ihr Sprengstoff und…“ es klapperte unüberhörbar „Ihr Einsatzschild, Ma’am.“
    Brock stöhnte demonstrativ. Er wollte damit unterstreichen, wie schwer das Ding war. Zoey nahm es von der Theke auf, schüttelte den Kopf, als sie das aus ultrahochfesten Metallen bestehende Einsatzschild in die Hand nahm, ihre Waffen holsterte und dann gefolgt vom Corporal zum MAKO marschierte. Der Schild war besonders. Er war eine Taktik aus den alten Zeiten, als es noch keine Schildgeneratoren gab. Zoey benutzte ihn gern. Gegner fühlten sich zumeist unwohler, wenn eine Wand zulief und auch nur mit schwerem Beschuss zu stoppen war. Brock hatte recht: Der Schild war schon schwer, aber die kleinen Servomotoren in ihrer Panzerung unterstützten sie beim Tragen.
    Zoey war die letzte die einstieg. Sie klemmte das Schild in eine Tragevorrichtung direkt hinter der Heckklappe des Fahrzeugs. Wenn diese sich dann öffnete, brauchte sie nur noch ihren Arm einhaken und konnte direkt los, ohne erst umständlich in die Kampfposition zu wechseln. Außerdem bot das Schild den Aussteigenden eine halbwegs gute Deckungsmöglichkeit, sollten sie unter Feuer absetzen müssen.
    Die Klappe schloss sich, das Fahrzeug fuhr los.
    „Ladies und Gentleman, willkommen an Bord des MAKO GFL-581-C2. Hier spricht ihr Kapitän Sergant Jeff Gracer. Die voraussichtliche Fahrzeit bis zu unserem Ziel beträgt… hmpf… ganz lange. Bitte bringen Sie ihre Sitze in eine aufrechte Position und kotzen Sie mir nicht in die Karre. Während der Fahrt haben Sie die Gelegenheit nichts zu genießen. Unser Onboard-Service besteht wie immer aus einer feinen Prise Humor, einem gehörigen sarkastischen Unterton und jede Menge Oldschool-Rock.“
    Kaum hatte er dies ausgesprochen, begann auch schon die Musik zu spielen.
    Wie angekündigt dauerte die Fahrt zum Ziel einige Stunden, also machte Zoey die Augen zu und holte sich etwas Schlaf.

    „Ich bin ja froh, dass die endlich diese widerlich bunten Rüstungen abgeschafft haben.“
    „Ja. Endlich fühlt man sich nicht mehr so, als hätte man ´ne Zielscheibe aufm Rücken.“
    „Ich finde die Lösung mit dem kleinen, dezent farbigen Rangabzeichnen wesentlich gelungener.“
    „Ja, stimmt. Die einheitliche Rüstungsfarbe lässt uns auch endlich wie eine richtige Armee aussehen und nicht mehr wie ein loser, zusammengewürfelter Haufen Söldner.“
    „Jap, stimmt.“

    „Hey, hast du dir das Shuttle gekauft, Ares?“
    „Nein, noch nicht. Hab‘s mir erstmal reserviert.“
    „Glaubst du, dass es noch immer da ist, wenn du hier fertig bist?“
    „Wenn nicht, wird er es sich wünschen. Ein 27er HP-1? Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Dieses Fahrzeug: Es ist eines der edelsten Transitmaschinen die der Mensch je gebaut hat.“
    „Musste das sein, Doc? Jetzt hört der nicht mehr auf. Ich hab keine Lust mehr mir ständig eure Diskussionen über Scycars anzuhören.“
    „Bei allem Respekt, Sergant. Aber das ist kein Scycar. Dieses Shuttle ist noch weit von einem modernen Scycar entfernt. Die Menschen haben es damals benutzt um von der Erde aus innerhalb des Sol-Systems zu pendeln. Die Herlock Yacht Construction, damals noch Herlock Transport Inc. hatte es gebaut. Es war das erste nicht kommerziell genutzte Shuttle der Firma und der Einstieg für sie in die Edelyachtenbranche. Eines zu finden und zu besitzen ist wie ein Sechser im Lotto.“
    „Wusste gar nicht, dass Sie sich so für irdische Raumfahrzeuge interessieren, Lieutenant.“
    „Ha. Tja, Cap. Irdische Maschinen sind faszinierend. Ich finde sie wesentlich interessanter als turianische Gefährte. Die Designs, die Technik und an einen solchen Oldtimer zu kommen… Ich freu mich so auf die Kiste. Lediglich der Preis ist etwas happig.“
    „Was zahlt man denn für so was?“
    „Hmpf:“
    „So viel!?“
    „Ja…“
    „Und wie wollen Sie das bezahlen, Lieutenant?“
    „Bitte… Hört einfach auf damit. Dann zahle ich auch die Hälfte dazu.“
    „Bist du sicher, Wire?“
    „Ja. Nur hört bitte, bitte auf damit. Meine Gehörgänge entzünden sich von diesem elenden Geschwafel.“
    „Okay. Dann haben wir einen Deal, Sergant.“
    „Danke.“
    „Was denn für ein Geschwafel, Wire? Es gibt doch nichts geileres als Autos, außer vielleicht Frauen.“
    „Keelah! Nicht jetzt du auch noch, Jeff!?“

    „Hey, aufwachen, Prinzessin.“
    Es war John, der ihr schräg gegenüber saß und gegen ihr Knie klopfte. Zoey ließ sich aber nicht davon beirren und hielt die Augen geschlossen.
    „Hey, Breach. Wir sind da.“
    „Stimmt nicht. Wir fahren noch.“, nuschelte sie und machte es sich einmal eine Spur bequemer.
    „Aufwachen, Master Chief.“, harschte er sie schließlich etwas lauter an und Zoey tat wie ihr geheißen.
    „Aye aye, Lieutenant. Wach und Einsatzbereit.“
    Der Captain wandte sich von ihrem Terminal ab und gab letzte Instruktionen an das Squad.
    „Wir werden den MAKO nahe der Ruinen parken und werden dann die Gebäude untersuchen. Sextus, Lancaster, Mr. Hyde - Feuerteam Foxhound: Ihr nehmt euch diese zwei Gebäude vor. Durchsucht sie penibel aufs kleinste Detail. Ich will keine bösen Überraschungen. Der Rest - Feuerteam Sigint: Ihr kommt mit mir. Wir überprüfen die anderen beiden intakten Gebäude. Verstanden?“
    „Foxhound hat verstanden.“, gab Ares bekannt.
    „Gut. Noch irgendwelche Fragen?“
    „Ma’am, was machen wir, wenn Daclan nicht alleine ist?“, erkundigte sich die Salarianerin.
    „Daclan ist das Ziel und nur Daclan. Jede Abweichung von diesem Ziel ist inakzeptabel.“
    „ETA 2 Minuten.“, schallte es aus der Fahrkanzel.
    „Okay, macht euch fertig. Helme auf und versiegeln.“, befahl die Asari.
    Der MAKO hielt an. Schwerfällig senkte sich die Klappe. Währenddessen griff sich Zoey das Schild, zog ihre Pistole und stürmte über die Rampe in die Anfänge der Wüste.
    Weit und Breit nichts als Sand und sengende Hitze. Ein laues Lüftchen wirbelte hier und dort ein bisschen Sand von einer zur anderen Düne, aber nach Leben sah hier nichts aus. In der ersten Minute geschah nicht viel. Das gesamte Team hatte sich um den MAKO versammelt und sicherte die nähere Umgebung. Schließlich gab die Asari den Marschbefehl und der Kleine Feuertrupp um den Turianer, der Biotikerin und dem Fahrer setzte sich in Bewegung. Sie brauchten einen Augenblick, ehe sie die sanddurchfluteten Ruinen erreichten.
    „Okay. Gebäude 1. Breach, du gehst vor. Mr. Hyde, du deckst die Sechs. Achtet auf eure Ecken.“, befahl der Turianer mit dem Codenamen Six.
    „Aye.“, quittierten beide unisono.
    Zoeys griff um das Schild verstärkte sich, als sie als erste in das Gebäude eindrang. Die Türe war schon seit Jahren aus den Angeln gefallen. Sie knarrte kurz unter ihrem Gewicht. Das Licht änderte schlagartig seine Intensität, sodass ihr Helm dieses Ungleichgewicht erst einmal ausgleichen musste. Das Visier erhellte sich binnen einer Millisekunde und gab den ungefilterten Blick auf diese trostlose Einöde wieder. Das Gebäude stand im Zentrum einer ehemals größeren Stadt. Es gehörte zu den wenigen Bauten die noch standen. Dem Augenschein nach war dieses hier eine alte Bar. Ein hölzerner Tresen stand vor einem großen zerbrochenen und mittlerweile stumpfen Spiegel. Sand lag in den Ecken und überall auf dem Boden verteilt die verrotteten Holzmöbel. Zoey blickte hinter die Tresen. Nichts außer noch mehr Sand, der sich in die Ecken verkroch.
    Geändert von Zoey Lancaster (11.05.2014 um 22:27 Uhr)

  3. #3
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    „Gesichert.“, schallte es durch den Gruppenfunk. Der Raum war sauber. Neben der Eingangstür führte nur eine weitere Tür in den Raum. Der Turianer stand bereits in Position und schob die verbleiben Holzbalken zur Seite. Eine Treppe führte ins Untergeschoss. Doch dort unten waren neben einem leergeplünderten Lager nur noch die Toiletten zu finden.
    „Ob es noch Alk gibt?“, wollte Jeff wissen.
    „Keine Ahnung. Guck doch nach.“, schlug der Turianer vor.
    „Kannst du knicken, Dancer.“ Zoey hielt zwei gekappte Schlauchleitungen in der Hand, die offensichtlich zu den Zapfanlagen führten. „Die haben alles mitgenommen.“
    „Verdammt.“
    „Okay. Weiter geht’s. Wir haben noch ein Gebäude zu durchsuchen.“, drängte der Lieutenant zur Eile.
    „Captain, wir haben das erste Gebäude inspiziert. Keine Hinweise auf unser Ziel.“
    „Verstanden. Sucht im anderen Gebäude weiter.“
    „Aye, Captain. Sind schon aufm Weg.“
    Wieder setzte sich der Trupp in Bewegung. Gut, dass die Rüstungen klimatisiert waren, so war die Hitze halbwegs erträglich. Die kleine Truppe lehnte nun an der Wand nahe dem Eingang zum zweiten Gebäude. Zoey hielt wieder das Schild vor ihre Brust und machte den ersten Schritt ins Gebäude. Doch der Eindruck von diesem Gebäude war einer ganz anderer im Gegensatz zur Bar. Es war nicht nur besser im Schuss als die Bar, es war auch gesichert. Einige Kameras beobachteten sie. Alte Überwachungstechnik aus längst vergangen Zeiten. Eine Hand klopfte auf die Schulter der Soldatin. Das Zeichen, dass sie vorrücken konnte. Zoey ging langsam voraus. Mit dem Schild drückte sie gegen die Tür, welche ohne großen Widerstand nachgab und sich öffnen ließ. Ein langer Korridor eröffnete sich ihnen. Durch vergatterte Fenster drang schemenhaft das Licht von draußen herein und erhellte die einzelnen Räume, die sich an den Korridor anreihten. Raum für Raum wurde von den Soldaten untersucht. Langsam stellte sich heraus, dass es sich bei dem Gebäude um eine alte Bank handelte. Über mehrere Stockwerke erstreckte sich das Gebäude in die Tiefe, wo mit großer Wahrscheinlichkeit die Schließfächer und Tresore zu entdecken waren.
    „Irgendein Hinweis auf Daclan?“
    „Nein, Sir.“
    „Warum? Warum kann nicht eine Mission unkompliziert ablaufen?“, ärgerte sich Jeff.
    „Warts erstmal ab, Sergant.“, versuchte Zoey zu beruhigen. „Lieutenant, irgendwelche Infos von Sigint?“
    „Augenblick. Captain, hier Six. Gebäude 2 ist verlassen. Kein Hinweis auf unser Ziel.“
    „Verstanden, Lieutenant. Stand-By für weitere Befehle.“
    „Stand-By für weitere Befehle. Aye, Captain.“
    „Das gibt’s doch nicht.“, maulte der Zwilling und ließ enttäuscht den Kopf hängen. Zoey setzte sich indes auf einen der herumstehenden Tische. Sie waren im letzten Stockwerk der Bank angekommen und befanden sich direkt vor dem leergeräumten Tresor. Eine schwere Stahltüre mit ebenso stabilen wie verrosteten Scharnieren, die in einer dicken Betonwand steckten, prägte das Bild der ehemaligen Bank. Ein Angriff von Außen wäre sicher sehr schwer gewesen, da sich der Tresor mehrere Meter unter der Erde befand und sich der Raum, in dem Sie sich befanden zusätzlich mit zentimeterdickem Stahl ummantelt war.
    Plötzlich knackte und krachte es. Und ehe sich Zoey versah, tat sich der Boden unter ihr auf. Keine Chance sich irgendwo festzuhalten. Zoey raste in die Tiefe hinab.

    Es dauerte einige Minuten, bis sie wieder zu sich kam. Der Fall war hart, doch ihre Panzerung hatte sie beschützt. Schmerzen hatte sie dennoch einige. Aber immerhin schien nichts gebrochen zu sein. Ein gutes Zeichen. Langsam setzte sie sich auf. Offensichtlich war das ein Fall über mehrere Ebenen gewesen. Es waren also noch mehr Stockwerke vorhanden. Doch nirgends war ein Hinweis darauf zu sehen. Zoey versuchte ihren Trupp anzufunken. Ohne Erfolg. Der Funk knackte nur laut. Aber anscheinend war dort unten kein Empfang möglich. Sie stand auf und schaute sich um. Dunkelheit und Stille umhüllte sie. Irgendwie war es ihr unheimlich. Also zog sie ihre Pistole und war sichtlich überrascht, als ihr Griff ins Leere ging. Sofort checkte sie sich und stellte schnell fest, dass fast all ihre Waffen weg waren. Von ihrem Gürtel nahm sie die Taschenlampe, klemmte sie an ihren Helm und schaltete sie ein. Es war ein hoher Raum. Keine Chance irgendwie heraus zu klettern. Der einzige Weg führte durch eine kleine Tür, die sperrangelweit offen stand. Ob Einladung oder Falle, das würde sich nur herausfinden lassen, wenn sie das Risiko einging. Zoey zog ihr Messer aus der Scheide an der Brustplatte und hielt es in einer Abwehrhaltung vor sich. Weder Schild noch Feuerwaffen waren da. Irgendwas stimmte nicht.
    Langsam bahnte sie sich ihren Weg durch dieses dunkle, unterirdische Labyrinth. Solange bis sie vor einem großen Schott stand. Ein richtiges Schott, wie eines für eine Basis. Keine einfache Tür. Sie stand vor einem Schott und Zoey wusste, dass hinter diesem Ort noch ein weiteres Geheimnis auf seine Lüftung wartete. Sie berührte das Hologramm und das Schott öffnete sich. Zoey traute ihren Augen nicht. Eine vollausgestattete Waffenkammer. Sie stand im Paradies.
    „Bin ich tot?“, staunte sie die vielen Waffen an.
    „Noch nicht.“, tönte es plötzlich hinter einem Tisch hervor.
    Ein Mann trat heraus. Ihre Avenger auf sie gerichtet.
    „Das ist doch jetzt ein Witz oder?“, bemerkte sie und deutete auf den Mann. Plötzlich schlug ihr HUD Alarm. Es hatte die Übereinstimmung mit dem Ziel gemeldet.
    „Daclan?“, fragte sie.
    „Wer will das wissen?“
    „Ich habe den Auftrag, Sie hier abzuholen.“
    „Sind Sie von Cerberus?“
    „Cerberus? Nein, ich…äh…Sind die hier?“
    Er deutete auf die Waffen, die im ganzen Raum verteilt waren und den Inhalt der Waffenkammer bildeten.
    „Das ist ‘ne Cerberus-Waffenkammer? Shit. Was suchen die hier? Moment.“
    Der Mann kam auf sie zu, weiterhin die Waffe auf sie gerichtet.
    „Wenn sie nicht zu Cerberus gehören, wer sind Sie dann?“
    Er stand direkt vor ihr. Die Waffe eine Armlänge von ihrer Brust entfernt. Das HUD hatte die Waffe wieder gefangen und zeigte einen irreparablen Schaden an der Munitionsversorgung an. Die Waffe war hin.
    Zoey hob die Hände und binnen eines Wimpernschlages entwaffnete sie den Mann, zwang ihn auf die Knie und hielt ihm das Messer an die Kehle.
    „Wenn Sie mich schon mit einer Waffe bedrohen wollen, Daclan, nehmen Sie nicht die, die gerade zig Stockwerke in die Tiefe gefallen ist, wobei sie sich in einer Waffenkammer verstecken!“
    Sie ließ ihn los, trat ihm in den Rücken und suchte eine passende Waffe. Eine Mattock fiel ihr ins Auge. Sie wollte schon länger eine andere Waffe haben. Nun hatte sie aber endlich einen triftigen Grund dafür. Kurz überprüfte sie die Waffe auf irgendwelche Restriktionen, es war aber keinerlei Beschränkung auszumachen.
    „Jetzt kann es losgehen.“, flüsterte sie leise.
    Der Mann rappelte sich langsam auf. Tränen rollten seine Wangen hinab. Offensichtlich war er mit der Situation überfordert. Zoey schüttelte den Kopf, als sie an ihm vorbeiging und hinter ihm ihre Pistole und das Schild wiederfand.
    „Korrigiere: Jetzt kann es losgehen.“, sagte sie nun laut, als sie ihre Sachen aufnahm. Doch dann machten ihr Geräusche einen Strich durch ihre Rechnung. Ein Intervall, der immer kürzer wurde, deutete auf eine Mine hin. Die Frau packte sich den Mann, warf ihn aus dem Raum und folgte ihm sogleich, denn einen Augenblick später legte die Mine die Waffenkammer in Schutt und Asche.
    Die Staubwolke legte sich und der Daclan hustete stark. Der Schild hatte wohl verhindert, dass die Mine vorher ausgelöst werden konnte. Ihr Glück.
    „Wahnsinn. Das ist doch alles Wahnsinn!“, brüllte sie der Mann an.
    „Alter, beruhig dich! Ich bin hier, um dich zu retten.“
    „Sind Sie sich da sicher?“
    Zoey verstaute ihr Schild wieder auf dem Rücken und zog den Mann am kragen hoch.
    „Ich wollte das schon immer mal sagen, also: Komm mit mir, wenn du leben willst.“
    Der Mann hörte nicht auf zu jammern. Letztendlich riss Zoey der Geduldsfaden. Die gepanzerten Handschuhe der Soldatin gruben sich tief in die zerschundene Kleidung des aufgelösten Mannes vor sich. Sie begann ihn zu rütteln und zu schütteln.
    „Hey! Komm mal wieder klar! Ich bin hierher geschickt worden, um dich abzuholen. Wieso? Weshalb? Warum? – Ist mir scheißegal. Wichtig für mich und meinen Captain ist es, dich lebendig hier raus zu bringen. Also halt deine verdammte Fresse und bleib nah bei mir, sodass ich dich beschützen kann! Klar?“
    Sein Atem beschlug auf ihrem Visier. Langsam setzte sie Daclan wieder auf die Füße ab. In ihrer Rede hatte sie den Mann mit der markanten Hakennase in die Lüfte gehoben. Er begann zu pusten, hatte wohl nicht damit gerechnet, hier unten jemanden zu begegnen, der ihm wohlgesonnen war. Zoey schaute sich um. Der Gang schien schon länger nicht mehr benutzt worden zu sein. Durch ein, zwei Ecken drang gedämpftes Licht von oben herab in den sonst dunklen Gang. Überall lagen provisorische Barrikaden, wie Tische, Bänke oder Vorratskisten herum. Geröll versperrte den Weg in mehrere angrenzende Bereiche. Was immer hier unten war, es schien vor langer Zeit heftig umkämpft gewesen zu sein. Und nun hatte sich Cerberus hier unten eingenistet.
    Zoey griff wieder nach dem Schild. Sie musste den Mann hier herausbringen. Seinem äußeren nach zu urteilen, geisterte er wohl schon einige Tage lang hier unten herum. Zerrissene Kleidung, aufgeschlagene Knie, aufgeplatzte Lippen einige Schnitt- und Schürfwunden. Sein allgemeiner Zustand bedurfte auf jeden Fall der Dienste des Docs.
    Sie seufzte: „Also gut, pass auf: Du nimmst den Schild und die Taschenlampe und folgst mir. Bei Gefahr Schild hoch und Deckung suchen. Verstanden?“
    Daclans Tränen, oder zumindest die Reste von ihnen versiegten und er erkannte, dass wohl nun jemand da war, der ihm tatsächlich helfen wollte. Er nickte mehrfach und nahm den Schild und die Taschenlampe an sich.
    Die Soldatin ging voraus. Mit ihrem neuen Gewehr in der Hand und eingeschalteter Restlichtverstärkung schlich sie langsam und vorsichtig von Ecke zu Ecke, jederzeit darauf gefasst aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden. Mehrere Versuche ihr Squad anzufunken blieben erfolglos. So blieb ihr nichts anders übrig, als den Mann alleine aus diesem unterirdischen Labyrinth zu führen.
    Es war eine riesige Anlage. Sie irrten gefühlte Stunden durch die verschiedenen Hauptkorridore. Doch es schien nirgendwo hinaus zu gehen.
    „Was ist das hier für eine Anlage?“, fragte Zoey nach einiger Zeit des Schweigens aus Neugier.
    „Eine ehemalige Bunkeranlage. Sie war aber schon im ersten Krieg gefallen. Nachdem Lormando im Norden immer mehr an Wichtigkeit zugenommen hatte verkam diese Stadt schlussendlich.“
    Daclan schien sich tatsächlich beruhigt zu haben.
    „Wer schickt Sie eigentlich?“
    „GFL.“
    „Gott sei dank.“
    „Das hat nichts mit Gott zu tun.“
    „Egal. Ich bin dennoch froh, dass Sie endlich da sind.“
    „Hm.“
    „Ne Ahnung was Cerberus hier unten will?“
    „Es gibt noch weitere Ebenen unter uns. Die betrieben hier vor einiger Zeit eine Forschungsanlage. Die Waffenkammer war nur eine von vielen. Es gibt einige hier.“
    „Dafür ist es aber ziemlich ruhig.“
    „Ja. Vor ein paar Wochen gab es einen Unfall. Das Gesamte Personal wurde evakuiert.“
    „Alle, bis auf Sie, nehme ich an?“
    „Korrekt.“
    „Was haben Sie hier unten gemacht?“
    Zoey deutete auf den Schutt, der überall in der Gegend herumlag.
    „Die Anlage unter uns, ist nicht so wie hier. Sie ist sauber, aufgeräumt und stabil. Ich habe da geforscht. Aber wenn ich Ihnen jetzt erklären würde wonach oder woran genau, würden wir morgen noch hier unten herumirren. Bringen Sie uns lieber hieraus.“
    „Also gut. Sagen Sie mir nur eins: Wenn Sie schon hier unten gearbeitet haben, wo befindet sich dann der nächste Aufzug zur Oberfläche?“
    „Ähm. Es gibt verschiedene Aufzüge zur Bunkeranlage. Den, den wir genommen hatten, lag immer etwas außerhalb der Stadt und fuhr direkt bis zu meiner Etage. Ich hab leider keine Ahnung, wo genau wir uns hier jetzt befinden.“
    „Na toll.“
    „Hey, das ist nicht meine Schuld.“
    Zoey blieb abrupt stehen. Der Mann lief direkt in sie hinein. Langsam drehte sie sich um und starrte von oben auf ihn herab.
    „Genaugenommen ist es deine Schuld. Du hast irgendwie einen Notruf abgesetzt und um Rettung gebeten. Deinetwegen wurde mein Team in diese elende Dreckswüste ausgesandt. Und deinetwegen bin ich in diesem scheiß Bunker gelandet! Also behaupte nie wieder, das alles hier wäre nicht deine Schuld!“
    „Ist ja gut. Ist ja gut. Okay, okay. Es ist meine Schuld. Aber Sie werden doch genau für so was bezahlt, oder nicht?“
    Zoey schüttelte den Kopf. Sie hatte sich zwar Aktion gewünscht, aber doch nicht damit gerechnet, dass sie in einem Irrgarten landen würde. Sie hasste Irrgärten. Sie waren berüchtigt dafür, dass sie Biotik erforderten. Und sie mochte Biotik nicht unbedingt.
    „Ja.“, grummelte sie und ging weiter.
    Sie bogen noch dreimal ab, bis ihr Funkgerät knackte und die Stimme der Salarianerin zu hören war.
    „Charger4, bitte kommen. Charger4, Lagebericht.“
    Zoey griff sich instinktiv an den Helm, um den Lautsprecher näher an das Ohr zu pressen. Schnell versuchte sie zu Antworten, bevor die Verbindung wieder verschwinden würde.
    „Hier Charger4. Können Sie mich hören?“
    „Breach, da sind Sie ja.“
    Zoey lachte.
    „Charger4, hier ChargerLead. Status?“
    „ChargerLead, habe das Ziel lokalisiert. Befinden uns in einer unterirdischen Bunkeranlage. Es gibt wohl verschiedene Zugänge, aber keinen über die Zentralen Gebäude. Was ist mit der Bank? Können wir darüber zurückgelangen?“
    „Negativ. Nach Ihrem Absturz, kam kurze Zeit später das Gebäude runter. Der Zugang ist verschüttet.“
    „Verstanden. Wie geht es Foxhound?“
    „Gut. Die stehen neben mir.“
    „Alles klar. Ma’am, laut Aussage des Ziels befindet sich ein Aufzugschacht etwas außerhalb der Bunkeranlage. Cerberus hat diesen wohl vor kurzem noch verwendet. Wir werden versuchen, dorthin zu gelangen.“
    „Wiederholen Sie Charger4. Sagten Sie…Cerberus?“
    „Positiv. Bestätige Cerberuseinrichtung in unterirdischer Bunkeranlage. Sie haben einen eigenen Eingang etwas außerhalb der Stadt. Wir werden versuchen diesen zu erreichen.“
    Sie wartete auf Antwort. Doch die blieb aus.
    „Verdammt.“
    Sie schaute sich um, sah in das hoffnungsvolle Gesicht des Mannes. Zoey war froh, den Helm zu tragen, so konnte zumindest ihr abschätzender Blick seine Motivation nicht dementieren. Sie wollte endlich raus aus diesem Labyrinth. Sie hasste es alleine in dunklen Gängen nach der Nadel im Heuhaufen herumzustochern. Sie schlichen weiter. Um jede Ecke herum ging sie nur vorsichtig. Überall könnte der Tod lauern. Es dauerte einige Zeit, bis die beiden Menschen das Ende eines der Ausläufer des Bunkers erreichten. Den Schluss bildeten zwei kleinere Räume. Der linke war verschüttet. Kein hereinkommen möglich. Der rechte Raum versprach allerdings verheißungsvoll zu sein. Er war nahezu unberührt. Lediglich der Staub und der Zahn der der Zeit waren diesem Raum Herr geworden. Zoey wischte den Staub von der Tafel an der Tür ab - Gebäudemanagement. Sie ging hinein.
    Der alte Schreibtisch, der unter der dicken Staubschicht zu erkennen war, sah aus, als wäre er bis zur letzten Minute gebraucht worden. Die Bilder an der Wand waren heruntergefallen und einige Schranktüren hingen nur noch in einer Angel. Die Bioterkin untersuchte die Schränke und fand alsbald einen zylindrischen Karton. Der Deckel war schnell entfernt.
    „Jackpott!“, rief sie mit gedämpfter Stimme.
    „Was ist los?“, fragte Daclan.
    „Lagepläne, Gebäudestrukturen und Blaupausen. Endlich hab ich meine Karte.“
    Zoey breitete die Pläne auf den Tisch aus. Ihr Omnitool scannte die Zeichnungen und übersetzte es in eine 3D-Karte. Schnell markierte sie markante Positionen, Orte, wie die Cerberus-Waffenkammer und verschüttete Passagen und Gänge. Demnach war der Ort, an dem sie in den Bunker geraten war, eine zentrale Kammer. Es führte nur noch ein Gang dorthin. Dieser zweigte gegen Ende in zwei Richtungen. Eine Richtung beherbergte die Waffenkammer, die andere einen weiteren Gang. Zoey lachte ungläubig.
    „Natürlich werd ich inmitten des Labyrinthes abgesetzt. Argh. Wie ich das Hasse.“
    Sie begutachtete weiter die Pläne. Es gab insgesamt vier Zugänge zur Oberfläche. An bereits drei Ausgängen sind sie vorbeigekommen und alle drei waren verschüttet. Der vierte lag hinter einer massiven Stahltür. Zoey sah nur wenige Chancen, ob des Zustandes des Bunkers, die Tür zu sprengen. Dann fielen ihr zwei Wartungsschächte auf, die in die unteren Ebenen, der vermeintlichen Cerberusanlage zu führen schienen.

    Sich mittlerweile gewahr, dass sie auf dieser Ebene die einzigen beiden Lebewesen waren, neben Ratten oder anderes Getier, gingen sie zügig zum ersten Wartungsschacht, nur um festzustellen, dass dieser offensichtlich ebenfalls seit mehreren Jahren verschüttet war. Ihr Weg führte sie also zurück in die zerstörte Waffenkammer. Zoey verstand nun die Einrichtung eben dieser genau an diesem Ort. Er war denkbar ungünstig gewählt für eine vernünftige Verteidigung, aber im Falle eines Falles war er Ideal versteckt. Zu zweit entfernten sie die Abdeckung über dem Schacht. Zoey schaute sich noch einmal um und bemerkte, dass große Teile des Schutts beiseite geräumt wurden. Irgendetwas stimmte nicht. Es war wohl doch noch jemand anderes da.
    „War hier noch jemand?“, fragte sie leise, fast schon flüsternd und ernst den Mann neben ihr.
    „Nein, nur ich. Wieso?“
    „Klettere runter. Wir treffen uns da.“
    „Was geht…“
    „Kletter runter. Sofort!“
    Er tat wie ihm geheißen. Zoey griff sich einige der runtergefallenen Granaten und suchte im Schutt nach einem dünnen Faden, welchen sie kurz darauf auch fand. Sie kletterte dem Mann hinterher und stellte etwaigen Verfolgern auf halber Höhe der Leiter eine Falle, indem sie die Fäden zwischen der Leiter einigen Rohren spannte und an deren Enden die Granaten anbrachte und scharf machte. Entweder kamen sie durch die unteren Ebenen wieder raus oder sie würden dort ihr Ende finden. Sie würde sich aber nicht kampflos ergeben wollen. Zoey sprang die letzten Sprossen herunter und staunte nicht schlecht, als sie die hell beleuchtete Forschungsanlage erspähte. Eine große Halle mit verschiedenen Arbeitsplätzen und jeder Menge Material erstreckte sich vor ihnen. Die Stromversorgung der Anlage schien noch völlig intakt zu sein, auch die Belüftung war in Ordnung. Das einzige, was nicht stimmte war ein Ausschlag des Geigerzählers. Zoey war sich im Klaren darüber, dass die Schilde ihres Anzugs sie schützen würde, Daclan würde aber mit sehr großer Wahrscheinlichkeit tödlich verstrahlt werden. Daher beschloss sie, ihm vorerst nichts zu erzählen.
    Sie griff sich ihn am Kragen und schob ihn vor sich her.
    „Wir müssen weiter.“
    Vorbei an vielen leeren, hell erleuchteten Büros und Labors wirkte dieser Komplex unheimlich, wie aus einem Horrorfilm entsprungen. Das einzig gute an dieser Anlage war die Tatsache, dass sie nun wesentlich schneller vorankamen. Die Karte wies ihnen den Weg. Und das, was auf der Karte fehlte, konnte von Daclan ergänzt werden.
    Plötzlich krachte es laut hörbar. Offensichtlich war irgendjemand oder irgendwas in ihre Falle Getappt. Der Mann neben ihr blieb stehen und schaute sich um. Zoey unterband das sofort und schob ihn weiter.
    „Nicht stehen bleiben. Wir müssen weiter.“
    „Aber…“
    „Ich weiß. Weiter. Los.“
    Widerwillig lies sich der Mann von ihr weiterschieben. Er blickte sich noch einige Male um, ehe sie vor einer gesicherten Türe halt machen mussten. Sie war definitiv verschlossen. Vor der Tür lagen einige Leichen. Menschen die ebenfalls der Strahlung zum Opfer gefallen waren. Offensichtlich versuchten sie zu entkommen und wurden hier unten zum sterben zurückgelassen. Merkwürdiger Weise blieb der Mann ungewöhnlich gelassen, als er die Leichen sah.
    „Also, was ging hier vor sich?“, wollte Zoey wissen.
    „Ich denke, ich komme hier so oder so nicht mehr lebend raus, oder?“, er kniete sich nieder, um die Toten zu untersuchen: „All ihre Symptome lassen nur auf eines schließen: Tot durch eine überhöhte Strahlendosis.“
    „Richtig, aber deine Überlebenschancen sind größer wenn wir uns JETZT weiterbewegen. Also, wie kommen wir hier raus?“
    „Gar nicht.“, er ließ sich nun ganz auf den Boden sacken: „Ich bin doch schon tot.“
    Tränen rannen seine Wangen hinunter und Zoey bemerkte, wie er sich zunehmend aufgab. Dennoch blieben ihre tröstenden Worte aus. Sie hasste solch ein selbstmittleidiges Verhalten. Es zischte kurz. Zoey blickte auf und erkannte, wie nicht weit entfernt ein Mann in einem gelben Schutzanzug eine Schleuse öffnete. Er zog eine Waffe und feuerte und ehe Zoey reagieren konnte, war Daclan tot und der Mann bereits in der Schleuse.
    „Was zum…?“
    Sie schloss sich. Ein Dekontaminationsnebel legte sich auf den Schutzanzug nieder und der Mann nahm die Maske ab. Über den Monitor konnte Zoey alles verfolgen. Wieder schlug ihr Gesichtserkennungsprogramm im HUD Alarm. Bei dem Mann handelte es ebenfalls um Daclan. Sie schaute den Mann auf dem Boden an. Kabel hingen aus seinem Kopf. Er war ein Roboter. Ein verdammt gutes Replikat. Die Soldatin versuchte zu verstehen, was vor sich ging, konnte es aber nicht. Also griff sie sich ihr Schild und machte sich auf den Weg zur Schleuse. Es dauerte einen Moment, bis sich diese öffnete. Der Soldatin war klar, dass der Mann sie beobachtet haben musste. Sie verstand aber sein Verhalten nicht.
    Der Nebel reinigte ihre Rüstung und ihr Schild von eventuellen Strahlungsrückständen. Schließlich konnte sie gefahrlos weitergehen. Die Strahlung war auf ein ungefährliches Niveau gesunken. Sie versuchte den zweiten Daclan ausfindig zu machen. Er stand nun in einer weiteren Schleuse.
    „Daclan?“, rief sie ihm hinterher. Er drehte sich um, lächelte ihr eiskalt ins Gesicht als sich das Schott schloss. Zoey blieb nichts übrig, als den Mann ziehen zu lassen, bis sich die Schleuse für sie öffnen würde. Er hatte demnach genau eine Minute Vorsprung. Sie musste sich also ranhalten. Endlich kam sie wieder an der Oberfläche. Endlich wieder an die frische Luft und die sandgespülte, sengende Hitze. Die Spuren im Sand verrieten ihr, dass er rechts herum in Richtung der Ruinen rannte. Zoey spurtete hinterher. Er war verdammt schnell und die vielen Richtungswechsel machten einen Waffeneinsatz unmöglich. Muscletoe hatte er sich wohl redlich verdient gehabt. Schlussendlich holte sie aber ein und ihr Squad konnte ihn übermannen.

    „Also, was ist passiert? Was hat es mit Cerberus auf sich?“
    Zoey erklärte sich. Sie erzählte dem Team von dem Bunker unter den Ruinen und sie erzählte ihnen auch von dem Cerberuseinrichtung und dem Strahlungsunfall. Und sie erzählte ihnen von den zwei Daclans. Die Asari und der Medic hörten aufmerksam zu, während der Batarianer und die Salarianerin unentwegt Unterlagen in den MAKO luden. Allem Anschein nach hatten sie auch etwas brisantes gefunden.
    „Gut. Wir haben unser Paket, denke ich.“, Karr zog an den Haaren des Mannes und begutachtete sein Gesicht.
    „Packt ihn ein. Wir verschwinden hier.“
    „Gute Arbeit, Master Chief.“, lobte sie Ares.
    „Dein Tackle war aber auch nicht von schlechten Eltern, Six.“
    „Ha, danke. Los komm. Wir sollten uns nicht länger hier aufhalten, als unbedingt notwendig.“
    Er klopfte ihr mit der Faust auf die Schulter und ging dann vor. Zoey folgte ihm. Kurz wurde sie auf irgendwelche Rückstände aus dem Bunker untersucht und für sauber befunden. Sie stieg also wieder als letzte in den MAKO ein. Daclan saß gefesselt auf dem Boden zwischen dem Doc und dem Captain.
    „Hübsches, neues Spielzeug, Master Chief.“, bemerkte der Batarianer.
    „Danke, Blade. Ist mir Bunker übern Weg gelaufen. Hab gedacht: Weist du was? Die nehm‘ ich mit. Ich werde die zuhause wohl erstmal ausgiebig testen.“
    „Klingt gut. Ich bin dabei.“

    --> Der Tharkad - Feldlager „Camp Twycross“
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  4. #4
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    <-- Tharkad – Feldlager „Camp Twycross“

    Diese Hitze. Diese unerträglich heiße Hitze. Es war so warm. In der Luft waberten die Reflektionen der Wüste und vermittelten den geneineigten, durstenden Betrachter die Illusion der Unendlichkeit. Die Hitze an sich war schon schlimm genug, doch die Sonne, sie brannte unerbittlich auf den Wüstenboden hernieder und jeder Strahl bohrte sich tief in den goldgelben und streckenweise kufper- bis rostroten Sand. Keine Wolke stand am Himmel. Weit und Breit war nicht ein Strauch zu sehen. Doch alleine war man in dieser Hitze nie. Über die Jahrhunderte hinweg passten sich verschiedene Tierarten an diese Umgebung an und verschmolzen praktisch mit ihr. Gefährliche, im Sand lauernde und getarnte Wildtiere warteten nur darauf eine unglückliche Seele zu fassen zu bekommen. Und mitten in dieser schier unendlichen Weite und Hitze zog der MAKO seine Wege durch die Wüste, gefolgt von dem Lastschweber, beladen mit unzähligen Kisten an Vorräten und Equipment.
    Zoey hatte die Augen geschlossen gehabt und ein wenig gedöst, während sich die anderen um ihre eigenen Dinge kümmerten. Seit einiger Zeit lief keine Musik mehr. Dancer hatte sich nicht getraut die B-Seite seines doch etwas angestaubten Kassettenrekorders einzulegen. In den Gesichtszügen des Majors konnte Sextus erkennen, dass ihm diese Tatsache gelegen kam. Das bisschen Motivation der Truppe musste ausreichen. Der Turianer legte wieder die gewohnte Autorität auf, die Zoey kannte und doch gestattete sie sich ein wenig Schlaf nachzuholen. Die Stunden schwanden mit unangenehmem Schweigen geschwängert dahin und langsam aber sicher nährten sie sich ihrem Ziel. Jeff Gracer belüftete die Antriebsaggregate, was ein lautes Zischen im Innenraum des MAKOs zur Folge hatte. Zoey wurde dadurch mehr oder weniger sanft aus ihrem leichten Schlaf gerissen und ergriff sofort ihre Waffe, die zwischen ihren Beinen klemmte. Diese Reaktion blieb nicht unbemerkt und eine der Asari-Bodyguards des Majors fixierte sofort ihren Blick auf die für menschliche Verhältnisse große Frau. Auf ihren Bein spürte sie die Hand von Ares schwer liegen. Er wollte ihr damit bedeuten, sich zu beruhigen. Zoey folgte dieser Geste, nachdem sie die Situation überblickt hatte. Dennoch stellten sich ihr die Haare im Nacken auf, als sie den Blick der Asari vernahm. Sie wurde belauert wie ein Raubtier und die helle violette Haut sowie die weitaufgerissenen, eisblauen Augen des Alien taten ihr Übriges. Ein langes, genervt wirkendes Seufzen entwich ihr bevor sie sich wieder halbwegs entspannte. Irgendetwas schien sie zu beunruhigen, als fürchteten sie ständig und überall einen Angriff. Normalerweise legten Leute solch ein Verhalten an den Tag wenn sie tatsächlich erst vor kurzem Opfer eines Angriffes wurden. Doch Zoey schlug diesen Gedanken schnell in die Luft. Gerade als sie sich fragte, wie lange sie wohl noch brauchen würden, um den Stützpunkt zu erreichen, meldete sich Jeff aus der Fahrerkanzel: „ETA 45 Minuten.“ Der Major nickte und es schien als ob er sich ein wenig entspannte. Zoey tat es ihm gleich und lies sich wieder tiefer in den Sitz fallen. Wieder schloss sie die Augen und versuchte das letzte bisschen Rest aus den verbleibenden Minuten herauszuschlafen was ihr möglich war.
    Als der Wagen endlich sein Ziel erreichte und sich die Heckklappe absenkte, wollte Zoey ihren Augen nicht trauen. Die Sonne brannte zwar noch immer erbarmungslos vom Himmel hinab, aber das Drumherum hatte sich grundlegend geändert. Sie waren in einer Oase angekommen. Hohe Palmen spendeten Schatten und in dem kleinen Dschungel hörte man das Plätschern von Wasser. „Die gesamte Oase beherbergte mehr Fauna als die letzten Reste des Amazonasregenwaldes der Erde.“, wurde ihnen mitgeteilt. Überall waren Barrikaden zu erspähen. Eine Mischung aus asarischem und turianischem Stützpunktbau. Die Art von Feldbasis, die Zoey schon einige Male zu Gesicht bekam. Leicht zugänglich, aber gleichzeitig nahezu uneinnehmbar angeordnet. Hier konnte niemand ungesehen oder ungehört eindringen. Die Sicherheitsmaßnahmen waren schier übertrieben. Nicht einmal ein furzendes Eichhörnchen entging der Überwachung. In der Ferne hörte man das Brüllen des tharkadischen Blütentiegers. Er war dem irdischen Tiger nicht unähnlich. Sein Fellmuster wies ebenfalls Streifen auf, allerdings war sie nicht orange und schwarz, sondern von vielen bunten Farben durchzogen. Das Tier kroch gern im Unterholz herum und versteckte sich ebenso gern in Büschen mit vielen farbenprächtigen Blüten, daher der Name. Nichtsdestotrotz war dieses Tier ein genauso, wenn nicht sogar noch gefährlicherer Jäger als Tiger der Erde.
    Das Lager wurde am Rande einer Felsformation aufgeschlagen, die den Eingang zu einer riesigen unterirdischen Höhle markierte. Teile des Lagers waren in die Höhe hineingebaut worden. Aus der Luft war die Höhle schwer zu entdecken, da das Blattwerk der hochgewachsenen Palmen den Eingang bestmöglich abschirmte. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil in der Verteidigung dieses Lagers. Zoey und Brock halfen beim Abladen des Lastschwebers während sich die anderen vom Quartiermeister einweisen ließen. Der Major wurde kurz vom Lagerkommandanten begrüßt und ging dann im Trouble des Tagwerks, welches im Lager herrschte unter.
    „Er hätte sich wenigstens bedanken können.“, maulte Brock etwas mürrisch. „Immerhin haben wir ihn und seine beiden Bodyguards kostenlos mitgenommen.“
    Zoey kam nicht umher ein Lächeln zu zeigen. „Ja, stimmt. Aber, ich denke, diese Peinlichkeit wollen wir ihm mal lieber ersparen. Mich hat eh schon gewundert, dass er Jeff erlaubte die Musik einzuschalten und nicht an die Decke ging, um ihn zurechtzuweisen.“
    „Du kennst doch sein einnehmendes Wesen. Dieser Mensch schafft es doch tatsächlich jeden zu überzeugen.“
    „Glaube nicht, dass das daran lag, Brock.“, gab Zoey zu bedenken. „Denke eher, dass der Major was im Schilde führt.“
    „Was im Schilde führen? Hast du dir den Mann mal angesehen? Die Narben im Gesicht? Ist dir da was aufgefallen? Ich glaub der kann froh sein, wenn er überhaupt noch klar denken kann“, zischte der Batarianer.
    „Zügel deine Zunge, Sergant!“, fuhr Zoey ihn hart an und reichte ihm eine der Kisten. „Der Major weiß was er tut und ja, ich denke er führt was im Schilde. Warum sonst war er wohl so ‚freundlich‘?“
    „Keine Ahnung. Ich glaube immer noch, dass er sie nicht alle beieinander hat.“
    Zoey lehnte sich über die letzte Kiste. Sie war länglich, groß genug um einen Sarg zu transportieren und schwer war sie. Sie lehnte sich weit genug über sie hinweg um dem Batarianer zu flüstern: „Pass auf, dass dich niemand anderes so reden hört, Brock. Sonst landest du eher im Kittchen als dir lieb ist.“
    Er nickte. „Komm, pack mit an.“, schlug Zoey schließlich vor.
    Zoey bezog ihr Quartier in einer Zeltbaracke nahe der Hauptmauer. Auf dem Bett neben ihr lag, wie gewohnt, die Salarianerin. Beide tauschten vielsagende Blicke aus, als Zoey an ihr vorbeistapfte und sich auf das freie Feldbett setzte.
    „Eine Ahnung wie es jetzt weitergehen soll, Chief?“, fragte sie, nachdem sie dem Menschen einen Augenblick zum Durchatmen gönnte. „Wir werden jetzt erstmal eingewiesen und dann wohl zum Patrouillendienst eingeteilt.“, antwortete sie.
    „Hab ich mir schon fast gedacht.“
    Zoey legte sich hin. Müde war sie aber nicht wirklich. Die Fahrt hierher reichte ihr aus. Stattdessen entspannte sie sich kurz. Sie merkte ihren Nacken und fuhr sich mit dem Fingern drüber, um ihn zu massieren. Ihre Fingerspitzen glitten über das metallische Implantat. Sie Umspielten die rechteckigen Konturen, die über ihrem Rückgrat lagen und in der Tiefe ihres Schädels mit den Synapsen ihres Gehirn verbunden waren. Ein Folterinstrument aus vergangenen Epochen, aber für sie noch immer eiserne Realität. Dennoch, davon unterkriegen ließ sie sich nicht. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab, als sie daran dachte, was sie auch ohne die Biotik erreichte. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr setzte sie sich etwas zu schnell wieder auf. Schwindel machte sich breit in ihr und sie musste einen kurzen Wimpernschlag innehalten.
    „Mach dich fertig. Wir müssen los.“
    Der Antritt war eher formlos gewesen. Sie wurden kurz in die Anlage eingewiesen und schon kurz darauf zur Patrouille eingeteilt. Sie mussten sich schnell mit dem Lager vertraut machen. Es gab einige neuralgische Punkte die sie anfahren und routinemäßig untersuchen sollten. Zoey hatte dabei so ziemlich den einfachsten Job, denn sie sollte nur die Umgebung sichern und den anderen als Feuerunterstützung dienen, während diese die verschiedenen Untersuchungen und Messungen durchführen sollten.

  5. #5
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    <--- Asylum

    Frank grub die Finger verkrampft in die Armlehne seines Sessels. Die Straßen der russischen Tundra waren in einem erbärmlichen Zustand, so wie alles rumpelte und krachte. Schoss man noch immer auf sie? Was war das nur für ein Lärm? Herr Vanderlyle stieß herbe Flüche aus, die Frank seltsamerweise alle verstand, obwohl er eigentlich dachte, sein Russisch wäre eher schlecht als recht. Der Ostfeldzug hatte sie wohl alle etwas verändert, ob man es nun zugeben wollte oder nicht.
    Frank sah zur Seite, durch das Fenster der Fahrerkabine und sah nur eine unwirtliche Schwärze vor sich. Es musste Nacht sein. Wenigstens war der Sternenhimmel klar. Doch irgendetwas stimmte nicht. Was brannte dort hinten?
    „Herr Vanderlyle?“, murmelte Frank und lehnte sich nach vorne, um das brennende Monstrum besser erkennen zu können, doch sein russischer Begleiter gab ihm zu verstehen, dass es gerade ein schlechter Moment sei. Völlig richtig, natürlich. Der Mann musste sich auf das Fahren konzentrieren.
    Ein Ruck ging urplötzlich durch das gesamte Fahrzeug und Frank wurde wie eine Spielzeugpuppe durch den Sitz geschleudert, lediglich durch die Sicherheitsgurte festgehalten. Was in drei Teufels Namen?
    „Fallschirme geöffnet, bereit machen zur Landung“, flötete eine weibliche Stimme und Frank sah sich verwirrt um. War das ein Funkspruch? Und wieso landeten sie? Das hier war doch kein Flugzeug!

    Es tat einen Knall und erneut schleuderte es Frank durch den Sitz. Ihm wurde schwarz vor Augen und Sterne tänzelten umher, verwirrten den benommenen Offizier so nur noch umso mehr, ehe dieser den Kopf schüttelte und sich so wieder zu fangen versuchte. Schlechte Idee… ein höllisches Dröhnen war die Antwort, die er darauf erhielt. Laut stöhnte er und hielt sich die Stirn. Was zum Teufel war passiert? Hatten Sie einen Unfall gehabt? Benommen drückte er auf einen Knopf, um die Sicherheitsgurte zu lösen und entgegen seiner Erwartungen, im Sitz zu bleiben, fiel er „nach oben“ zur Decke der Fahrerkanzel. Na Klasse, sie hatten sich überschlagen. Frank stöhnte erneut und bekam gerade so den Namen seines Begleiters über die Lippen, den er jedoch nirgendwo sehen konnte. Ihm war zwar auch schwarz vor Augen geworden, aber es war außerdem das Licht in der Kabine ausgefallen, weshalb alles in einer seltsamen Dunkelheit lag, die nur durch das Licht der Anzeigen und Instrumente durchbrochen wurde. Es zischte erneut und Frank sah erschrocken zur Seite. Eine kreisrunde Tür bewegte sich in ihrer Halterung um einige Zentimeter ins Wageninnere, drehte sich dann einmal im Kreis, ehe es wieder knallte, diesmal jedoch eher leise und beinahe sanft und schließlich die Tür aus ihrer Halterung flog. Kleine Treibladungen, die einen Ausgang eröffneten… die Russen waren manchmal raffinierter, als Frank annahm.
    Sonnenstrahlen schienen ins Innere der Kabine und Frank hielt sich schützend die Hand vor die Augen. War es gerade eben nicht noch Nacht gewesen? Der Schlag auf den Kopf musste wohl ein wenig mehr angerichtet haben… vielleicht war er kurz ohnmächtig gewesen? Er sah zur Seite und erkannte Herrn Vanderlyle, der einen Tornister mit allerhand nützlichem Kleinkram packte. Was auch immer, es galt nun erst einmal, aus der Kabine heraus zu kommen. Unter lautem Stöhnen zog sich Frank durch die kreisrunde Öffnung hinaus. Der Gang durch das Feuer, das Trümmergrab und all die anderen Strapazen der letzten Stunden zollten nun ihren Tribut. Frank fühlte sich geschunden und wie durch einen Spießrutenlauf gescheucht. Jeder Teil seines Körpers schmerzte. Schließlich biss er jedoch die Zähne zusammen und wuchtete sich aus der Öffnung heraus, nur um dann den Halt zu verlieren und von der Kabine zu fallen. Der weiche Wüstensand dämpfte jedoch zum Glück seinen Fall. Moment… Wüstensand? Frank lag auf dem Rücken und blinzelte gegen die Sonne, zog sich die Schirmmütze tiefer ins Gesicht und drehte sich auf den Bauch, um schließlich auf alle Viere hochzukommen. Zwischen seinen Fingern rannen feine Körner hindurch und bereits jetzt spürte er zahllose von ihnen in jeder Furche, Nische und jeden Schlitz seiner Kleidung. Verwirrt nahm er eine Handvoll und ließ sie zwischen seinen Fingern hindurch rieseln. Sand… in Russland?

  6. #6
    ME-FRPG Avatar von Ikarus Vanderlyle
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    Die Wucht der letzten Meter zwang Ikarus dazu die Augen zu schließen. In der Armlehne verkrampften sich seine Finger, hart umgriffen sie den letzten Funken Vernunft. Für einen Moment war er überzeugt zu sterben. Dann riss es ihn nach oben, rüttelte ihn durch. Der Nacken schlug nach vorne und nach hinten.

    Der Aufprall sorgte für einen kleinen Krater, die veraltete Rettungskapsel wiederum schafft es nicht alles zu halten. Draußen prallte eine Hülle ab, aber alles blieb okay. Ikarus atmete tief aus. Der Ritt war zu ende. Die Asylum endlich hinter ihnen. Endlich wieder richtigen Boden unter den Füßen. Er gönnte sich den Moment und sah zu Frank. Der Patient war sichtlich verwirrt ob der Situation. "Ruhig", scherzte Ikarus und wandte sich den Vorräten vor. Eine Tasche mit Wasser, Medizin und einigen weiteren nützlichen Materialien würde ihnen wenigstens ein wenig Ruhe gönnen, bis zum nächsten Ort würde es wohl ein bitterer Fußmarsch werden. Frank stolperte aus der Kapsel raus und wunderte sich sichtlich über den Sand, rieb sich darin am Boden. Ikarus folgte ihm. Die Sonne hell am Firmament. Ach, tat es gut wieder richtigen Boden unter den Füßen zu haben... Es war zwar heiß und stickig, aber die Luft war trotzdem herrlich. Ikarus umstreifte den Mantel. Bei seinem Glück würde er innerhalb weniger Stunden einen dicken Sonnenbrand haben. Nun, vielleicht würde es auch Frank sein, und so bot er dem Patienten seinen Mantel an.

    "Hier, nimm paar Schlücke", riet er Frank anschließend. Mit dem Omni-Tool versuchte er sich zu orientieren. Er war im Extranet-System des Tharkads, wollte aber keinesfalls das GPS aktivieren. Es sollte wirklich niemand das Signal zurück verfolgen zu ihnen, schon gar nicht Raven und seine Kohorte der Verfluchten. Nun. Tip tap. Er suchte die Wüste ab. Tip tap. Irgendwo musste es doch so etwas wie eine Siedlung geben. Wo bloß... wo bloß..."Ahja. Hier. Bereite dich schon mal auf einen längeren Fußmarsch vor, hoffentlich schaffen wir es vor der Nacht." Dann wollte er das die ungefähre Route ausfindigmachen. "Maria Voll Der Gnade. Klingt wie ein Jahrmarkt aus dem 18. Jahrhundert." Doch die Suche dauerte erst einmal an. Und an.
    Geändert von Ikarus Vanderlyle (29.10.2015 um 00:18 Uhr)

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  7. #7
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    <-- Tharkad, Raumschiff Asylum


    Wie lange sie halb in den Gurten hing, wusste sie nicht genau. Als sie wieder zu sich kam, tat ihr alles weh, als wäre der Körper ein riesiger blauer Fleck mit ordentlichem Muskelkater dazu. Vorsichtig bewegte sie alle Gliedmaßen, aber es war nichts gebrochen. In ihrem Kopf feierte gerade eine Kroganerhorde eine wilde Party, von reichlich Ryncol und einer verrückt gewordenen Blaskapelle begleitet. Sie würde ihren Arsch darauf verwetten, dass sie eine Gehirnerschütterung hatte, denn ihre Sicht verschwamm, als sie ganz sachte hoch schaute, bevor sie den Blick einigermaßen fokussieren konnte. Die Kapsel stand schief und die aufgesprengte Tür deutete wohl darauf hin, dass die unmittelbare Umgebung von den internen Sensoren als 'sicher' eingestuft wurde. Dass die Sensoren überhaupt noch funktionstüchtig waren, wunderte sie doch arg: die ganze Kapsel war nur noch eine einzige Katastrophe. Nichts wie raus hier!

    Vorsichtig öffnete sie die Sicherheitsgurte, hielt sich daran fest und ließ sich auf die schräg stehende Wand der Kapsel fallen. Ihr Kopf dankte ihr dafür mit einem Brummen, welches sich gewaschen hatte. Etwas wankend aktivierte sie das HUD und suchte nach irgendwelchen Stims, die die Panzerung in ihren Systemen haben musste. Zumindest hoffte sie es. Tatsächlich fand sie auch etwas, mit einer ihr unbekannten Bezeichnung. Tja, entweder Versuchskaninchen spielen - oder das ständige Hämmern im Kopf... Die Entscheidung fiel schnell. Die Injektionsstelle im Nacken brannte zunächst etwas, bevor sie sich wie betäubt anfühlte, und eine merkwürdige Kälte breitete sich in ihrem Körper aus. Die Schmerzen verschwanden wie weggewischt. Egal, was es war, es wirkte.
    Sie sah hoch und kletterte langsam an den Sitzen zu der Tür hinauf. Draußen war es so grell, dass sie geblendet die Augen zusammen kniff, trotz des verdunkelten Visiers. Als sie wieder etwas sehen konnte, brachte es nicht allzu viel: nichts als Sand um sie herum, eine Düne nach der anderen, keine Pflanzen oder sonstiges Leben. Sie war in einer verdammten Wüste gelandet. Na prima! Vom Regen in die Traufe hieß das Sprichwort doch, oder? Ein derber Fluch entwich ihren Lippen, diesmal auf batarianisch. Das HUD zeigte eine Außentemperatur von 55°C an, die Luftfeuchtigkeit lag bei nahezu 0%. Scheiße. Nadja überprüfte sofort die Wasservorräte der Panzerung. Das sah nicht gut aus, sie hatte noch etwa einen Liter zur Verfügung. Viel zu wenig. Sie presste die Lippen aufeinander, blickte hoch und begann an der Rettungskapsel hoch zu kraxeln. Einen besseren Aussichtspunkt wird sie so schnell nicht finden.
    Oben angekommen richtete sie sich auf. Der Standardhelm verfügte nicht über die Möglichkeiten eines Zooms, also drehte sie sich langsam um 360 Grad und nahm die Umgebung genau in Augenschein. In Richtung Norden, Osten und Westen erstreckte sich die Wüste so weit, wie das Auge reichte, nur im Süden war am Horizont etwas zu sehen, das wie eine Bergkette aussah. Die Luft flimmerte vor Hitze und Nadja kam die Idee, dass die angeblichen Berge einfach auch eine Fata-Morgana sein könnten. Sie markierte die Position der Bergkette, hockte sich hin und rutschte langsam an der schrägen Seite der Kapsel nach unten. Der Sand fühlte sich weich an und die schweren Stiefeln versanken darin. Sie umrundete die Rettungskapsel, setzte sich im Schatten hin und zog den Helm ab. Die Atmosphäre war atembar für die menschliche Spezies, wie ihr das HUD sagte, eine etwas andere Zusammensetzung der Gase, aber das tat nichts zur Sache. Daran wird sie nicht sterben, schon eher an dem, was ihr entgegen schlug, als sie den Helm auszog. Trotz des Schattens brannte die Luft auf ihrer Haut. Sie genehmigte sich einen der Energieriegel, es war schon Stunden her seit ihrer letzten Mahlzeit, und zog sogleich den Helm wieder über. Die interne Kühlung der Panzerung war eine wahre Wohltat und zur Feier des Tages trank sie einen winzigen Schluck aus der Wasserblase.
    Also, was machst du jetzt?
    Das Omnitool des Söldners überprüfen. Sie holte es aus der Brusttasche heraus und tippte dagegen. Ein orangenes Fenster baute sich auf. Viele Universalwerkzeuge wurden mittels einer bestimmten Geste oder Wortes ge- und entsichert, die natürlich nur der Besitzer kannte - scheinbar war es auch hier der Fall, denn Nadja wurde zur Eingabe des Passwortes aufgefordert. Sie seufzte tief und tippte auf die Fläche 'Passwort vergessen'. Ein neues Fenster ging auf: Sicherheitsfragen. Nadja berührte wiederum die entsprechende Fläche und hielt inne. Sie wusste, dass sie jetzt ein kleines Programm schreiben musste, um eine Hintertür in der Sicherheitssoftware zu öffnen - bloß wusste sie nicht, wie... Entmutigt ließ sie den Kopf sinken und verstaute das Omnitool wieder. Mit ihrem Omnitool brauchte sie nicht mal zu versuchen, irgendwelche Positionsbestimmungen oder sonstiges zu tun – das Ding war bloß eine Taschenlampe mit einem eingebauten Translator, mehr aber auch nicht. Sie ließ sich auf den Rücken fallen, starrte in den Himmel, der ohne jedes Wölkchen war, und dachte nach.
    Viele Alternativen hatte sie nicht. Hierbleiben bedeutete, ohne etwas unternommen zu haben zu sterben. Das hatte keinen Stil. Loszuziehen, in der Hoffnung, dass die möglichen Berge nicht allzu weit entfernt sind, klang da deutlich besser. Noch ein paar Minuten dachte sie nach, während sie sich wieder aufsetzte, automatisch die Einstellungen der Waffen checkte und entsprechend veränderte, bevor sie aufstand. Kurz schaute sie noch zu der Kapsel hoch und bewunderte den Einschlagskrater. Dann machte sie sich auf den Weg.

    Sie lief stur geradeaus, nur gelegentlich überprüfte sie ihre Position im Verhältnis zu den Bergen. Mittlerweile hasste sie den Sand. Gut an einem Strand mit Palmen, mit plätscherndem Ozean und einem eisgekühlten Mojito in der Hand, aber hier... Das Vorwärtskommen glich eher einem Kraftakt. Manchmal versank sie bis zu den Knien in dem weichen Untergrund und musste sich mühsam da heraus kämpfen. Bisher ist ihr nichts Lebendiges unter die Augen gekommen außer etwas Geschupptem, was sich wie eine Schlange fortbewegte. Das längliche Tier fauchte sie laut an, als sie darauf trat. Es lag vergraben im Sand und verschwand in einer blitzschnellen Bewegung sofort wieder unter der schützenden Schicht.
    Die Sonne, die den Zenit längst überschritten hatte, brannte nach wie vor erbarmungslos auf sie herunter. Nadja hatte die Panzerung komplett versiegelt, wie auf einem Weltraumeinsatz, und die interne Klimasteuerung hielt die Temperatur bei angenehmen 22°C. Auf solche Umgebung war diese Panzerung jedoch nicht ausgerichtet, nicht mal annähernd. Irgendwann wird die Kühlung nicht mehr mit der Hitze mitkommen und einfach ausfallen - und draußen herrschten immer noch an die 50 Grad.

    Die Berge am Horizont verschwanden ständig aus ihrem Blick, wenn sie schon wieder eine Düne hinauf laufen musste. Dies kostete sie immer mehr Kraft und sie merkte, dass sie langsam eine Pause brauchte, und dabei war sie erst seit etwa zwei Stunden unterwegs. Es kam ihr vor, als wäre sie schon den ganzen Tag in dieser trostlosen Ödnis.
    Sie blieb stehen und trank mehrere Schlucke. Langsam wurde ihr klar, dass diese Wüste hier, auf einem ihr unbekanntem Planeten, ihr Grab sein wird, also tat ein Schluck mehr oder weniger nichts mehr zur Sache. Mittlerweile war sie sich auch sicher, dass die Bergkette wesentlich weiter sein musste, als es auf den ersten Blick schien. Und die Berge dort mussten riesig sein. Sie fiel auf die Knie, es konnte ja nichts passieren, alles war ja so verflucht weich, und schloss für einen Moment die Augen. Sogar durch die geschlossenen Lider und mit dem Visier hatte sie das Gefühl, die Sonne verbrennt ihre Netzhaut.
    "Komm schon, steh auf!", schimpfte sie mit sich selbst. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, welches in ein viel zu hohes Kichern überging, und sie musste sich zwingen, damit aufzuhören. Sie hörte sich schon so an, wie die Irren auf der Asy... "Genauso ist es. Du bist genauso irre." Jetzt redete sie schon mit sich selbst. Das Kichern stieg wieder in ihrer Kehle auf, sie konnte es nicht zurückhalten. Plötzlich hörte sie abrupt auf. Von einer Sekunde auf die andere liefen heiße Tränen ihre Wangen hinab, sammelten sich unter ihrem Kinn und rannen in die Halspanzerung hinein. Und hier wirst du sterben.
    Sie weinte nicht um ihr verpfuschtes Leben. Zur Allianz konnte sie niemals wieder zurück, dafür war sie zu 'beschädigt', aber ihren Großvater hätte sie gerne noch ein letztes Mal gesehen. Ob er immer noch das kleine Café auf der Citadel besaß? Sein Koch war damals ein junger Salarianer mit einem völlig unaussprechlichen Namen, der einfach von jedem Squeezer genannt wurde, weil er, wie jeder Salarianer, immer unter Druck stand. Nadja erinnerte sich noch gut, als sie 'Pavlow' - so hieß das Café – das letzte Mal besuchte. Der Salarianer, an diesem Tag gerade frisch eingestellt, stellte sich so schnell vor, dass sie kein einziges Wort verstanden hatte. Die Amphibie schaute anschließend etwas verunsichert zwischen ihr und Oleg hin und her, weil sich die Beiden zunächst grinsend anschauten, dann zu dem Salarianer hinüber sahen, nur um gleichzeitig in schallendes Gelächter auszubrechen. Ihr Großvater schlug dem Alien kumpelhaft auf den Rücken und führte ihn zu seinem neuen Arbeitsplatz, also in die Küche. Squeezer entpuppte sich als ein talentierter Koch, der die traditionelle russische Küche schnell in seine Kochkünste integrierte und dabei auch gerne neue Sachen ausprobierte, und bald sprach sich das herum. Pavlow war seitdem immer gut besucht, auch von den Allianzsoldaten, und der Rubel rollte, wie ihr Großvater zu sagen pflegte. Wie gerne würde sie...
    "Hör auf zu Heulen und reiß dich endlich zusammen, Soldat!", brüllte sie sich selbst wütend an. Es funktionierte, irgendwie. Die Tränen versiegten. Nadja rappelte sich auf. "Du wirst jetzt einen Fuß vor den anderen setzen, hast du verstanden?" Schon wieder redete sie mit sich selbst, aber diesmal zuckte sie bloß mit den Schultern, bevor sie langsam und auf allen Vieren die große Düne hoch krabbelte. Na bitte, geht doch! Sie lächelte durch die zusammengebissenen Zähne.

    Die Sonne begann sich dem Horizont zu nähern, als Nadjas Körper aufgab. Schon längst waren die Wasserreserven erschöpft. Das Einzige, was die Ex-Soldatin auf den Beinen hielt, war ihre Sturheit – und der Gedanke an ihren Großvater. Die Kühlung hatte ebenfalls in der immensen Hitze kapituliert, es waren immer noch 45°C. Nadja kippte einfach um und blieb auf dem Rücken liegen. Sie öffnete das Visier, die Sonne verschwand langsam und die ersten Sterne tauchten blinkend auf. Nadja lächelte und ihre spröden Lippen platzten auf. Die Nacht brach schnell an und es kühlte schlagartig ab. Immer mehr Sterne blinzelten ihr zu, ein ganzes Meer aus kleinen, bunten Lichtern, eine ganze Galaxie. Manchmal verschwamm ihr Blick und dann sah der Nachthimmel aus, als hätte ihn jemand verwischt. Sie nickte mehrere Mal ein, bevor sie endgültig das Bewusstsein verlor.

    ......

    Kühler Fahrtwind in ihrem Gesicht.
    Nadja versuchte sich aufzurichten, war aber viel zu schwach. Jemand legte eine Hand auf ihre Schulter, hielt sie zurück. Leise, beruhigende, männliche Stimme: "Nicht bewegen, du bist stark dehydriert." Etwas wurde an ihre Lippen gehalten, sie spürte das kühle Nass. Wasser. Sie versuchte zu trinken, viel zu gierig, verschluckte sich und musste husten, fast übergab sie sich, obwohl sie nichts im Magen hatte.
    "Schön langsam." Wieder die gleiche Stimme. Nadja versuchte die Augen zu öffnen, es gelang ihr nicht, sie waren total verkrustet. Jemand hielt daraufhin ihren Kopf hoch und flößte ihr die Flüssigkeit in winzigen Portionen ein. Danach driftete sie wieder weg.

    "Funk den Doc an, er soll die Krankenstation vorbereiten!" Der Hilfssheriff namens Miller drehte sich zu dem kahlen Piloten des alten Transport-Skycars um.
    "Aus welchem Bett soll ich ihn herausklingen?", kam eine kichernde Frage.
    "Was?" Miller reagierte ein wenig ungehalten und die weiteren Worte fielen ziemlich scharf aus. "Du wirst ihn schon finden. Worauf wartest du noch?"
    "Ja, ja... Ist ja gut!", antwortete brummend der Pilot, der sich Fynn nannte. "Wer ist sie?", warf er einen Blick nach hinten zu der bewusstlosen Frau.
    Miller kniff die Augen zusammen und zischte den älteren Mann an: "Kümmer dich gefälligst darum, dass wir heil ankommen! Und informiere Vulkan über den Fund." Der Hilfssheriff betrachtete stoisch die dreckige Panzerung der fast verdursteten Frau, die Pistole und die MP, auch das blutige Messer ist ihm nicht entgangen. Kurz überlegte er, die Bewusstlose zu durchsuchen, aber damit würde er seine Kompetenzen überschreiten. Das stand Vulkan zu, es sei denn, der Kroganer erlaubte es ausdrücklich. Als sie die Leuchtspur am Himmel entdeckt hatten, war der Deputy gerade auf einer Patrouille weit im Wüstengürtel und die Verbindung dorthin war aufgrund der Lage der Siedlung schon immer sehr bescheiden gewesen. Es dauerte etwa drei Stunden, bis der Kroganer wieder daheim eintraf, und eine weitere halbe Stunde, bis Vulkan Miller auf die Suche schickte. Der Tag neigte sich schon fast dem Ende zu und im Dunkeln in dem Gürtel herum zu tappen war gefährlich, auch für Leute wie Miller, die schon seit über zehn Jahren hier lebten. Als sie die Kapsel fanden, folgten sie den Fußspuren. Eine einzelne Person, die in eine völlig verkehrte Richtung lief, weg von Maria Voll Der Gnade und zu den Bergen hin, die noch über siebenhundert Kilometer entfernt lagen. Die schwarzhaarige Frau wäre dort niemals angekommen.
    "Fahr schneller!", schnauzte Miller den Piloten an.
    Bis zur Ankunft in der Siedlung verlor er kein Wort mehr, sondern beobachtete aufmerksam die Frau, die zu schlafen schien. Andauernd murmelte sie etwas leise, ihre Augenbrauen waren gerunzelt und ihr Kopf bewegte sich leicht hin und her.



    -->Tharkad, Pandora Wüstengürtel, Maria Voll Der Gnade
    Geändert von Nadeschda W. Sokolowa (05.11.2015 um 00:50 Uhr) Grund: Weiterführenden Link eingefügt

  8. #8
    ME-FRPG Avatar von Ikarus Vanderlyle
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    Na gut. Frank unter seinem Cape und Vanderlyle mit verdutztem Blick und dem Versuch irgendwie Orientierung zu gewinnen. Nord, Süd.. Hier war er, großer Abenteuer und Kenner aller Welten, Bewältiger jedweder Fauna und Flora und Eroberer so mancher mysteriösen Bastion egal ob im All oder in der Tiefsee, und er stand hier und gaffte seinen Schatten an, um sich der Situation zu vergegenwärtigen. "Gar nicht mal so einfach ohne direkte.."
    "Norden ist da", meinte Frank und zeigte mit fast schon lächerlicher Selbstverständlichkeit auf ein mächtiges Gebirge, weit weit entfernt von ihnen.
    "Echt?", fragte Ikarus verdutzt nach, realisierte dann aber Franks Zustand und verwischte den Gedanken ganz schnell. Nein, so einfach war es dann leider doch nicht. Wie war die Laufbahn der Sonne, wo gefiel sich der Tharkad am besten und wie weit war Maria Voll Der Gnade nun genau entfernt? Ohne diese Antworten wollte Vanderlyle nicht aufbrechen, keine Lust und fast schon Angst davor auch nur einen Schritt zu viel zu machen. Hier in dieser Mittagssonne konnten sie es sich nicht leisten, weder Frank noch er hatten genügend Kraft nach diesem extravaganten Abenteuer übrig um mal eben ein paar hundert Kilometer die falsche Strecke nachzulaufen. Und vor dem Einbruch der Nacht hätten sie ohnehin gerne ein feines Plätzchen gehabt.

    Scan, scan.. piep, piep. Beide hockten mittlerweile unter dem Verschluss der Kapsel, der nach oben geklappt war und so wenigstens ein wenig Schatten spendete. In die Kapse wollte keiner wieder rein, durch die Sonne hatte sich das Relikt grauer Vortage zu einer Sauna entpuppt und war mindestens genauso gefährlich wie der nächstbeste Sandsturm, der sie dann ohnehin wegtreiben würde. Scan, scan, piep, piep... Das Extranet war lahmarschig hier, die Daten irgendwie veraltet und nichts wollte recht funktionieren. So warteten sie auf die Aktualisierung. Und warteten bloß darauf zu starten. Ein wenig Smalltalk kam gerade recht um die Wartezeit zu verkürzen, aber nach den letzten aufregenden Stunden blieb es für beide fast schon mehr beim Versuch. Weder Frank noch er konnten groß scherzen, auch wenn Ikarus es mit ein paar flapsigen Sprüche versuchte. Wie zum Beispiel: Wieso waren eigentlich kaum Frauen dort, wohl weil keine Küchen in der... "Ach, vergiss es... ist eigentlich gar nicht so lustig..", seufzte Ikarus und schloss die Augen um ein wenig die Sonne zu ignorieren. Unter seiner Schutzbrille waren die Augen müde und fahrig geworden und ihm kam all die Wartezeit wie eine Wartestelle zum Sterben vor.

    Frank meinte, er würde lieber bald loswandern bevor sie hier im Warten sterben würden. Ikarus stimmte ihm bei. Dann piepste es endlich. Die Verbindung war hergestellt. Maria Voll Der Gnade war dort, dort im Westen... Oder wie es auf dem Tharkad nannten. Bestimmt gab es dafür einen eigentümlichen Extra-Begriff, den sich jeder auf dem Tharkad-Geborene gerne auf die Schulter tätowiert hätte, während Touristen und Zugereiste schon mal gern mit den Augen rollten. Beide warfen sie ihren Kram über die Schulter. Immer noch Mittag. Insgesamt hatten sie wohl doch bloß eine halbe Stunde vergeudet, aber nun wussten sie wohin die Reise ging. Diese Wanderung ins Ungewisse war es nun vergönnt ein Ziel zu haben. M.V.D.G. Herr je. Das hätte man sich mal auf die Schulter tätowieren können. Gemeinsam und irgendwie frohen, aber verdrießlichen Mutes setzten sie ihre Schritte in den Wüstensand, einen nach dem anderen, die Spuren bald schon vom Wind verwischt.

    ---> Maria Voll der Gnade
    Geändert von Ikarus Vanderlyle (03.11.2015 um 22:15 Uhr)

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  9. #9
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    Name: Oliver Williams/Frank Schneiderholm
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    Frank benetzte seine Lippen mit der Zunge, doch so recht wollte auch das nicht gegen das trockene Gefühl helfen. Zwar hatte ihm Herr Vanderlyle einen Schluck aus seiner Flasche angeboten, ein Angebot, das der Offizier dankend angenommen hatte, doch bereits wenige Minuten danach war er bereits wieder so durstig wie zuvor, während ihm die gleißende Sonne den Schweiß aus den Poren trieb. Mit einem erschöpften Stöhnen zog er sich die Mütze tiefer ins Gesicht und neben ihm studierte Herr Vanderlyle die Karte. Wo auch immer sie hier waren, es musste verdammt weit ab vom Schuss sein. Wo hatte man ihn hingebracht?
    Aus den Versuchen Herrn Vanderlyles, Frank in belanglose Gespräche zu verwickeln, wurde kaum etwas, da sich der Offizier so weit wie möglich in den Schatten zurückgezogen hatte. Sein Schädel pochte und der Brustkorb schmerzte. Es waren kleine Andenken an ihre Flucht aus den Fängen des… Frank fing sich, hütete sich den Namen auch nur zu denken, um nicht wieder diese Kopfschmerzen zu kriegen. So wie Sie es ihm gesagt hatte. Jedenfalls war er kaum frei aus Seinen Fängen, da gab es schon das nächste Problem.
    „Wir sollten hier nicht herumsitzen, Herr Vanderlyle“, sagte Frank mit geschlossenen Augen, „leichtes Ziel und uns geht das Wasser bald aus.“
    Der Soldat stimmte ihm zu und ein Piepsen erklang. Herr Vanderlyle klang erleichtert und murmelte etwas von Entfernungen, Strecken und Routen, ehe er wieder seufzte. Es schien also, als ob die beiden noch einen guten Fußmarsch vor sich haben würden.

    Dabei war die Strecke gar nicht mal das Schlimmste. Aus dem anfangs noch stolzen und zielstrebigen Gang des Duos, das jetzt endlich wusste, wohin es wollte respektive musste, waren mittlerweile mehr oder weniger trotzige, kurze und fast schlurfende Schritte durch den Sand geworden. Die Landschaft war trostlos und zeigte sich nur von einer Seite: Sand. Überall nur Sand und hier und da schroffe Klippen und Berge. Es war ein Nirgendwo, das Frank wie eine fremde Welt vorkam. War es Afrika, der Kontinent des Wüstenfuchses? Unmöglich, das war viel zu weit weg und eine Verlegung dorthin hätte man vor Frank nicht verheimlichen können.
    Das homogene Bild, das die Landschaft bot, war jedoch nicht Grund ihrer Strapazen. Es war der Durst, der die beiden Männer immer schweigsamer werden ließ. Wo sie am Anfang ihres Marsches noch den ein oder anderen Satz ausgetauscht hatten, waren sie mittlerweile in eine Lethargie des Schweigens verfallen, die lediglich der Wüstenwind und die entfernten Laute wilder Geier unterbrachen. Noch kreisten sie nicht über ihnen, was Frank für ein gutes Zeichen hielt.
    „Dort ist es“, sagte Herr Vanderlyle schließlich und deutete voraus auf den Eingang einer mickrigen Schlucht inmitten der Sandmassen, die sie gerade umgangen hatten. Frank runzelte die Stirn, blieb jedoch nicht stehen. Der Offizier stieß ein Stoßgebet zum Himmel, dass man in diesem Kaff ihre Sprache verstand. Ansonsten hatten sie ein Problem.

    Immer wieder ertappte sich Frank dabei, wie er den Horizont absuchte und Ausschau hielt. Hätte man ihn gefragt, wonach er denn genau suchte, hätte er es nie zugegeben, aber tief in seinem Inneren wusste er, dass er sich das Mädchen herbeisehnte. Ihre Anwesenheit hatte ihm ein Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit gegeben, was ihn im Lager den Trubel und das Chaos für einen Moment vergessen ließ. Sie hatte gesagt, sie würde nachkommen und sie würden sich „hier unten“ treffen. Was auch immer sie damit meinte, doch Frank hoffte innig, dass sie wusste, auf welches verlassene Fleckchen Erde er gerade zusteuerte. Erst als sie die Schlucht betraten und schließlich die Siedlung erblickten, konnte Frank seine Gedanken in eine andere Richtung lenken. Die Siedlung sah nicht verlassen oder aufgegeben aus, aber dafür äußerst ruhig. Gigantische Maschinen, deren Zweck wohl im Bergbau liegen musste, zeichneten ein merkwürdiges Stadtbild, das zwar einen gewissen Reichtum vermittelte, aber doch klar machte, dass hier der Rubel gewiss nicht zugunsten des kleinen Mannes rollte.
    Als die beiden schließlich den Ortseingang erreichten, verweilten sie einen Moment und musterten die Kulisse, die sich ihnen bot. Während Herr Vanderlyle genau zu wissen schien, wonach er suchte, ließ Frank seinen Blick langsam über die Stadt schweifen. Sein Mund stand dabei offen und die Augen waren halb geschlossen… von außen musste er aussehen wie ein Schwachsinniger. Schließlich blieb sein Blick auf dem Ortsschild hängen und verwirrt legte er den Kopf schief, als er den Namen las.
    Herr Vanderlyle hatte wohl indes die Lage ausreichend sondiert und ging an Frank mit den Worten vorbei, dass sie sich jetzt erst einmal erfrischen sollten, doch der Offizier blieb wie angewurzelt stehen und gaffte weiterhin auf das Ortsschild, dessen Namen er immer und immer wieder las. Maria voll der Gnade. Immer und immer wieder wiederholte er diesen Namen in seinem Kopf.
    „Frank, komm jetzt“, forderte ihn Herr Vanderlyle schließlich auf und der Offizier senkte den Blick vom Ortsschild, um seinem Begleiter in die Augen zu sehen. Erst nach einigen Momenten des Schweigens gelang es Frank, eine Frage zu formulieren.
    „Wo zum Teufel sind wir hier?“

    ---> Tharkad - Maria voll der Gnade/Pandora-Wüstengürtel

  10. #10
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    Auf der Tour durch die Wüste, die einzelnen Checkpoints abklappernd, kam das Charger Squad an so manch beeindruckend langweiliger Sanddüne vorbei. Einmal entdeckten sie einen Schwarm Wüstensegler. Ähnlich wie Möwen am Meer lebten, lebten diese Vögel in der Nähe der Wüsten. Zumindest hier auf dem Tharkad. Die Vögel ernährten sich von allerlei Insekten und anderen Schädlingen, die sich am Rande des Sandes lebten. Wie Geschosse jagten sie gen Boden und rammten ihre massigen Schnäbel in die lockere Sanddecke. Durch den koordinierten Sturz pressten sie die Luft aus ihren Lungen und balgten so Hohlräume in den Sand. Die Luft wollte getreu physikalischer Gesetze den kleinsten Wiederstand nehmen und trieb somit nahe unter der Oberfläche lebende Insekten, die den plötzlich auftretenden Druck nicht leiden mochten ins Freie. So mussten sich die anderen Vögel nur noch bedienen. Das ganze Prozedere lief in dieser Art immer wieder abwechselnd ab. Ein Vogel raste in den Sand, die anderen bedienten sich am Festschmaus. Dann wieder ein anderer Federträger. Mit dem Kopf voran in den Boden, damit sich die vorherigen versorgen konnten und so weiter und so weiter. Es war ein riesiger Schwarm. Über mehrere Kilometer erstreckte sich ihre Anzahl. Wenn sie sich in die Luft erhoben, verdunkelte sich der Himmel und sie waren laut. Sie übertönten den M.A.K.O. um ein vielfaches. Sogar im inneren des Truppenpanzers vernahm man ihr Zetern.
    „Ich kann das Schnattern nicht mehr hören.“, beschwerte sich der Captain leicht genervt und tippe auf ihrer Konsole herum.
    Dagegen habe ich genau das richtige Mittel, Cap“, erklärte Dancer lächelnd aus seiner Fahrerkanzel. Er betätigte kurz einen Schalter und die Boxen begannen zu dröhnen.
    So plötzlich die Musik im Fahrzeug startete, so plötzlich riss Zoey die Augen auf. Sie war nun hellwach und zog in einem tiefen Atemzug die Luft durch ihre Nase ein. Kurz musste sie sich orientieren, dann sah sie Dancer vorn in rhythmischen Abständen mit dem Kopf nicken, genauso wie seinen Bruder, den Turianer und den Baterianer. Wire, die Salarianerin schaute für einen kurzen Moment auch etwas perplex. Scheinbar hatte sie ebenfalls ein wenig geschlafen. Stimmte dann aber mit ein in den Wackelkopfwettbewerb. Captain Karr hingegen, sie seufzte resignierend und studierte weiterhin die Infos auf ihrem Terminal. Es waren noch einige Kilometer bis zu ihrem nächsten Ziel, aber langsam verloren sie den Kontakt zur Außenwelt. Der Funk und die Satellitenaufklärung verabschiedeten sich. Sie betraten das tharkadische Bermudadreieck. Hier gab es keinen Funk, keine Navigation. Die Region war dermaßen mit elektrostatischen Partikeln geladen, dass selbst die Satelliten im Orbit kein klares Bild der Region bekamen.

    Der Michael-Neumann-Flur war ein kleiner Landstrich, nur wenige Quadratkilometer groß zwischen der Wüste und dem Neu Brandenburg Dschungel gelegen, der ob seiner natürlichen Beschaffenheit wunderschön war, seiner besonderen Eigenart aber strategisch sehr wertvoll war. Hier konnte man sich unentdeckt bewegen und das sogar in großen Truppenverbänden. Dem entgegenzuwirken, hatte die GFL ein Kontingent von zwanzig Soldaten abgestellt, die die Passage im Blick halten sollten und bei Gefahr im Verzug in Funksicheres Gebiet abrücken sollten, um zu melden. Außerdem sollten sie den Feind ausbremsen.
    Karr hatte bereits eine handelsübliche Karte ausgepackt dort ihre letzte Position eingezeichnet. Alle machten sich zum erneuten Abrücken bereit, als sie den Befehl dazu gab. Wie gewohnt hakte sich Zoey in den Schild ein und übernahm die Führung aus dem Fahrzeug raus. Sie war die erste, neben dem Panzer selbst, die die Umgebung sicherte.
    „Das gefällt mir nicht.“, murmelte die Asari. Die beiden Lieutenants schlossen zu ihrer Befehlshaberin auf. Man sah, wie sie sich kurz beratschlagten. Schließlich befahl die Asari den Legionären sich zu formieren und in Bewegung zu setzen. „Dancer, du bleibst hier und sicherst die Umgebung mit dem M.A.K.O. Zufälliges Bewegungsmuster. Auf alles, was sich nicht als Freund ausweisen kann, wird geschossen.“
    Der Fahrer nickte und bestätigte knapp den Befehl, ehe er sich wieder in seine Fahrkanzel bewegte, die Einstiegsklappen schloss und losfuhr.
    „Six, Wire, Wilkinson – Feuerteam Sigint. Breach, Doc, ihr kommt mit mir. Feuerteam Foxhound. Wir begeben uns in den Dschungel und überprüfen Team Newman. Ich will wissen, warum sie sich nicht gemeldet haben.“
    Zoey wechselte von Schild und Pistole zum Gewehr und bildete, wie immer, die Spitze des Speeres. Karr folgte ihr in ein paar Metern Abstand. Doc machte den Abschluss und sicherte hinten. Das andere Feuerteam drang in gewissem Abstand ebenfalls in den Dschungel ein und zusammen rückten sie vor.
    Es war heiß und schwül und die Luftfeuchtigkeit schlug sich auf den Kühlkörpern der Rüstungen nieder. Eine gefühlte Ewigkeit verging, ehe sie am vorgeschobenen Feuerstand eintrafen. Mitten im Wald war eine riesige Schneise geschlagen worden. Bäume wurden reihenweise gefällt und zu Barrikaden im Unterholz geschichtet. Schützengräben durchzogen den stehengeblieben Wald und verzweigten sich immer weiter, fast bis zum Rand der Wüste. Die Lichtung sollte dazu dienen, vorrückende Gegner ins offene Feld zu zwingen, um sie dort mit automatischen Waffenanlagen, welche mit optischen Zielsystemen bestückt wurden zu beharken.
    Foxhound kam nahe dem nördlichen Ende der Lichtung an, während Sigint weiter durch den Wald vordrang und sich weiter westlich den Barrikaden nährte. Karr wies zum Halt an. Zoey ging in die Knie und sicherte die Umgebung vor ihr. Die Asari blickte sich um. Geduckt und langsam – kein Ton war zu vernehmen – schlich sie durch das Unterholz. Es war ruhig. Ja schon fast zu ruhig. Aufgrund der Interferenzen, die diesen Ort umgaben, war noch nicht einmal ein Vogel zu hören. Tiere mieden diesen Abschnitt wie die Katz das Wasser und auch Zoey wurde leicht unbehaglich. Auf ihrer Zunge bildete sich ein leichter Eisengeschmack. Fast so, als hätte sie sich auf die Zunge gebissen und würde nun ihr eigenes Blut schmecken. Die gesamte Szenerie gefiel ihr mit jeder Minute weniger. Zumal sie bislang noch nicht aufgefallen waren. Die Späher, die hier stationiert waren, waren allesamt gute Soldaten. Es bedurfte schon einiges an Infiltrationsgeschick, um sie zu blenden. Und über dieses Geschick verfügte Zoey definitiv nicht.
    Es knackte zweimal im Nahbereichsfunk, dem einzigen Kommunikationsnetzwerk, das noch funktionierte: „Sigint, Status?“ Es rauschte zwar stark, aber mit etwas Anstrengung konnte man sie noch verstehen.
    „Noch keine...“, Ares wurde ruhig.
    „Sigint?“ Die Asari schien nicht sicher zu sein, ob gerade der Funk abgebrochen, oder Ares einfach nur die verstummt war.
    „Captain, sie sind tot.“
    Zoey konnte nicht glauben, was sie da hörte und sie merkte, wie auch Doc hinter ihr kurz über die Schulter blickte. Die Soldatin griff instinktiv nach dem Schild auf ihrem Rücken und platzierte es als zusätzlichen Schutz zwischen sich und der offenen Pläne. Wenn wirklich alle tot sein sollten, dann war es gut möglich, dass sich der Feind noch in der Nähe aufhielt. Sorgsam suchte sie die Baumreihen ab. Stück für Stück versuchte sie Unregelmäßigkeiten nahe den Stämmen auszumachen. Doch nichts. Dort war nichts. Oder zumindest nichts mehr.
    „Breach.“, rauschte es und zog sie wieder ins Hier und Jetzt. „Komm her, wir brauchen deinen Schild.“
    „Verstanden. Bin sofort da.“
    Zoey blickte nun das erste Mal hinter die Barrikaden. Die Leichen wurden säuberlich aufgereiht und mit den Decken aus dem versteckten Unterstand zugedeckt. Wer immer dies getan hatte, zumindest hatte er Respekt vor dem Gegner gehabt. Selten heutzutage. Zoey hätte wahrscheinlich anders reagiert und sie einfach liegengelassen, wo sie sie erledigt hätte. Vielleicht wollte man die GFL aber auch nur verhöhnen indem man die Leichen so fein säuberlich drapierte, um den Legionären zu zeigen, dass sie mehr aufpassen mussten. Wie dem auch sei, Zoey hatte die Order zum Captain aufzuschließen und ihren Schild mitzubringen. Sie tat wie ihr geheißen. Schnell legte sie das Schild ab. Der Doc untersuchte jede einzelne Leiche. Das nahm Zeit in Anspruch, aber mit dem Offizier war er fertig. Sein Befund war leicht vorherzusehen und dennoch präzise: „Multiple Schusswunden, massiver Blutverlust. Alle von ihnen. Das war ein hartes Gefecht, Cap.“
    „Mag sein.“, sie wiegte die Erkennungsmarken in ihrer Hand. „Wir laden den Captain auf und verschwinden hier. Wire, beschaffe die Daten aus den Computern. Ich will wissen, was hier passiert ist.“
    Zoey half dabei den toten Kommandanten der Gruppe, einen Salarianer der bemerkenswert schwer für einen seiner Rasse war, auf das zur Trage umfunktionierte Schild zu legen. Brock und der Doc kümmerten sich um den Transport des Toten. Währenddessen hatte Wire die Daten besorgt. Da ein Runterladen nicht möglich war, ob der Schäden, nahm sie kurzerhand die gesamte Rechneranlage mit und platzierte sie neben dem Verstorbenen auf der Trage. Alle zusammen zogen Sie zurück zum Absetzpunkt, dort wo Jeff sie jeden Augenblick wieder aufsammeln würde. Bis dahin hatten sie den Befehl bei Sichtkontakt auf alles zu schießen was sich bewegte.

    „Charger bestätigt.“
    Mit diesen Worten schloss der Captain die Meldung an den vorgeschobenen Posten. Sie rieb sich die Nasenwurzel und überlegte kurz, ehe sie sich an der Rest des Teams wandte. Der Salarianer rumpelte zwischen den Beinen der Legionäre hin und her, stieß mehrfach gegen die Stiefel der menschlichen Soldatin. Irgendwann ging ihr das zu weit und sie stemmte ihren Fuß auf den leblosen Körper, um ihn so auf dem Boden zu fixieren.
    „Wir haben Befehl zum Lager zurückzukehren.“, erklärte Captain Karr.
    „Und der Wachposten?“, fragte John Gracer. „Was ist mit den anderen Toten?“
    „Darum kümmern sich andere. Thanus hat mir zugesichert, Truppen zur Jagd auf den Feind auszusenden und ein weitere zur Verstärkung des Wachpostens. Was dort passiert ist, wird so schnell nicht nochmal passieren.“
    „Ich frage mich, warum die automatische Verteidigung nicht ausgelöst hatte.“, warf Wire zu Bedenken ein.
    „Wahrscheinlich wegen der elektrostatischen Störungen in dem gesamten Gebiet. Du hast gesehen selbst mitbekommen, dass uns die Verbindung zur Außenwelt flöten gegangen war.“
    „Mag sein, aber die Systeme waren mit optischen FFS ausgestattet. Wer immer das war, er muss den Anlagen vorgegaukelt haben mit uns verbündet zu sein oder einer von uns gewesen zu sein.“
    „Das bekommen wir erst heraus wenn wir die Daten extrahiert haben, Wire.“, versuchte Karr das Gespräch zu beenden.
    „Falls wir überhaupt Daten aus diesem Schrott bergen können.“ Demonstrativ hielt sie eine der zerschossenen Festplatten hoch.
    „Das werden wir sehen, wenn wir wieder in der Basis sind. Bis dahin will ich nichts mehr davon hören.“ Die Asari bedachte die Salarianerin mit einem ihrer strengen Blicke. Die Echse versuchte ihr standzuhalten, vermochte es aber nicht.
    „Aye, Cap.“, resignierte sie.
    Sie waren keine zehn Minuten vom Aufsammelpunkt entfernt, als das Näherungsradar bereits freundliche Kontakte meldete. Jede Menge Fahrzeuge und einige Transportflieger kamen ihnen entgegen. Karr blickte von ihrem Bildschirm auf. Sie Öffnete eine der Oberluken und schaute hinaus. Ein Soldat in der Karawane grüßte und sie grüßte zurück. Es waren eindeutig GFLer. Das zeigten die Abzeichen auf den Fahrzeugen. Das Führungsfahrzeug brach aus der Kolonne aus und schloss zu ihnen auf. Kurz unterhielten sich der Offizier und Captian Karr. Zoey konnte leider nicht verstehen worum es ging aber aus der Schnelligkeit des Aussendens der Truppen konnte sie schließen, dass die Basis bereits vorher gewusst zu haben schien, oder zumindest vermutete, dass dort etwas nicht stimmte. Wer immer diesen Außenposten überrannt hatte, sie hatten keine leichte Zeit vor sich. Dafür würden die Massen an Truppen sorgen die nun dorthin verlegten. Sie würden sie jagen und sie zur Rechenschaft ziehen. Und Zoey rang mit ihren Gefühlen, denn sie wollte sich diesen Truppen anschließen. Niemand sollte ungestraft davonkommen, wenn sie ihre Kameraden angriffen. Doch ihre Befehle lauteten anders.

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