Kahlee war rastlos und ihr Knie zitterte unter ihrem Schreibtisch. Vor einigen Stunden waren die Studenten von Eden Prime wiedergekommen. Die Eltern waren bereits informiert und einige hatten sich bereits auf den Weg gemacht. Dank einer glücklichen Fügung des Schicksals waren die Eltern der drei verletzten Studenten nett und sehr verständnisvoll. Nicht auszudenken, wenn es so ein neureiches Koloniepärchen wäre, dass nur aus Spaß jeden verklagen würde. Aber auch diesen drei Studenten ging es an sich gut. Zwei hatten einen Streifschuss, der nicht der Rede wert war und das gebrochene Bein hatte sich auch nur als Verstauchung herausgestellt. Javik kam mit den Schülern an, er hatte es sich nicht nehmen lassen zu helfen. Zudem war er auch ganz glücklich, einige Momente nicht von Wissenschaftlern und Archäologen umzingelt zu sein. Der Protheaner war wie immer sehr gefasst und ruhig. Das hatte ein wenig Einfluss auf Kahlee, aber eben nicht viel. „Wann wird David hier sein?“, fragte die Frau ehr sich selbst. Javik, der solche Marotten langsam kennenlernte nahm es nicht zu antworten: „Nicht mehr lange. Die Normandy ist schnell und sie haben das Massenportal ja schon vor einer Weile erreicht.“ Kurz nach diesem Gedankenaustausch ertönte die Stimme von Mike über den Lautsprecher in Kahlees Büro: „Miss Sanders. Wir haben noch eine Anmeldung für eine Landeprozedur“ – „Das wissen wir“, kam es hektisch von der Leiterin, „die Normandy ist bereits unterwegs.“ Mike schien sich zu räuspern: „Nein, die Normandy ist grade dabei anzudocken. Die Anmeldung ist von einem anderen Allianzschiff.“ Kahlee war zu nervös um verwundert zu sein. Zudem hatte die Information, dass die Normandy da war, ihr einen ziemlichen Glücksschub beschert: „Ja, ja. Anmeldung gewährt! Lassen Sie David und wer sonst noch dabei ist ohne weitere Kontrollen zu mir“ – „Wird gemacht“, damit schloss Mike den Kanal. Javik nickte: „Sehen Sie. Alles wird sich irgendwie regeln“ – „Ich hoffe sie haben Recht“, kam es mehr als nur unsicher von Kahlee. Sie hatte sich schon oft um Freunde und bekannte Sorgen gemacht. David, Gillian, Hendel, ihrem Vater… aber Jack war ihre beste Freundin geworden und das machte sie fast wahnsinnig. Es dauerte nicht allzu lange, da konnten die beiden Personen im Büro sehen, wie sich Liara, Jane und David ihnen nährten. Kaum ging die Bürotür auf, stürzte sich Kahlee auf ihren Freund und umarmte ihn heftig. Dieses Gefühl verloren zu sein war für einen Moment vollkommen vergessen. Anderson erwiderte die Umarmung, kurz danach lösten sich die beiden und Kahlee wischte sich hastig eine Träne aus dem Augenwinkel. Sie sah zu Jane und Liara und nickte knapp aber höflich. Shepard begrüßte Javik überraschend herzlich, Liara war wiederum etwas distanziert. Auch wenn viele meinten, es läge an der Tatsache, dass sie vor einiger Zeit obsessiv dem Protheaner verfallen war und irgendwann einen Denkzettel verpasst bekommen hatte, lag es doch schlicht und einfach an der Tatsache, das Javik und ihr Vater intim waren, was sich Aethyta gerne mal raushängen ließ.
Jane lehnte sich leicht gegen Kahlees Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust: „Wissen wir schon was Neues?“ Die Leiterin der Akademie sah zu Javik, der sofort nickte: „Anscheinend hat sich ein fremdes Schiff im Radarschatten des Frachters der Akademie versteckt“, begann der Protheaner, „die Tarnsysteme waren nicht die Besten, aber da sie sich nah bei dem Frachter befand, konnten sie nicht gesehen werden. Erst als sie in die Atmosphäre geflogen waren, aber der Angriff dauerte keine fünf Minuten und sie waren nach knapp sieben Minuten wieder verschwunden.“ Jane nickte: „Klingt sehr professionell. Das waren keine Amateure“ – „Wir haben noch etwas“, fügte Kahlee hinzu und zeigte den Pfeil, den Javik auf der Lichtung gefunden hatte. Liara nahm ihn in die Hand und Jane betrachtete ihn: „Was ist das?“ – „Eine Art Projektil, nutzbar als Pfeil, ich habe Jacks DNS daran gefunden“, erklärte Javik und Kahlee ging sofort zu ihrem Terminal und tippte einige Befehle ein: „Darin befanden sich Reste einer Substanz, die beim Auftreffen auf ihr Ziel wohl freigesetzt wurde.“ Nach einem Moment erschienen einige Tabellen und Diagramme an der Bürowand. Ein paar Sekunden sahen alle interessiert hin, bis Jane etwas verwirrt den Kopf schüttelte: „Ich bin Technikerin und keine Biologin! Was ist das?“ Kahlee zeigte auf einige Objekte an der Wand: „Man kann es grob als leichtes Nervengift bezeichnen, mit einigen Nanorezeptoren, die ich sehr gut kenne“ – „Was meinst du damit?“, wollte David wissen. Kahlee drehte sich um und sah besorgt aus: „Diese Rezeptoren haben wir in unseren Stunnern und Beruhigungsmitteln für die Biotikstudenten, natürlich nicht in dieser großen Konzentration.“ Jane nickte: „Also wussten sie wer Jack war, dass sie eine starke Biotikerin ist und haben sie mit diesen Pfeilen geschwächt“, sie lächelte fast, „das ist gut“ – „Was soll bitte gut daran sein!“, platzte es patzig aus Kahlee heraus. David legte seiner Freundin sachte die Hand auf die Schulter: „Beruhige dich. Wenn sie Beruhigungsmittel für Jack benutzt haben, heißt das, dass sie sie lebendig wollen.“ Kahlee entschuldigte sich hastig bei Jane und nickte. „Ähm? Misses Sanders?,“, kam es verwirrt durch die Lautsprecher von Mike. Diese reagierte genauso: „Warum so verwirrt?“ – „Zum einen haben wir noch eine Andockanfrage, aber diesmal nicht von einem Allianzschiff, ich lasse die Prozeduren nach Vorschrift ablaufen.“ Kahlee nickte: „Gut. Und weiter“ – „Zum anderen ist das andere Allianzschiff, dass vorhin die Andockanfrage geschickt hat die SSV New Delhi.“ Shepard, Kahlee und David stand der Mund plötzlich weit offen. Liara und Javik waren etwas verwirrt, bis Anderson das auflöste: „Die SSV New Delhi ist ein sehr bekanntes Schiff, auf dem viele berühmte Persönlichkeiten Dienst hatten“ – „…und jetzt ist es das Schiff von Fleetadmiral Hackett“, schloss Jane an. Sie wandte sich gleich wieder an David: „Was macht er denn hier?“ – „Keine Ahnung“, bekam sie als Antwort, „ich habe ihm nur die Mitteilung gegeben, dass wir Irune vorerst nicht besuchen, das war alles.“
Es dauerte nicht lange, da sah man schon wie der Fleetadmiral alleine durch die Gänge schritt und sofort in das Büro einbog. Die Menschen im Raum salutierten. Steven nickte nur, was ein Zeichen dafür war, dass jeder bequem stehen durfte. „Was machen sie denn hier, Sir?“, fragte Jane sehr überrascht, „falls es um Irune geht, muss ich sagen es ich wirklich…“ – „Sie sollten mich besser kennen Shepard“, kam es als Antwort von Hackett, „zudem bin ich auch der Meinung, dass diese ganze Sache mit den besuchen der Normandy zu weit geht. Nein ich bin aus anderen Gründen hier.“ Die Verwirrung nahm weiterhin zu. Hackett legte die Hände gewohnt an den Rücken und betrachtete die kleine Gruppe in dem Büro: „Jack war eine der Personen die viel Wichtiges im Krieg geleistet hatten, zudem ist sie wohl die beste Lehrerin für biotische Kinder die wir je hatten, es ist verständlich, dass wir dem ein großes Maß an Aufmerksamkeit geben.“ Jane weitete die Augen und Kahlee stammelte ein ‚danke’. Lediglich Anderson betrachtete seinen alten Freund misstrauisch. Er kannte Steven von den Anwesenden am Längsten und er spürte irgendwie, dass er etwas verheimlichte. Grade als er das ansprechen wollte. Meldete sich Mike wieder: „Misses Sanders? Der neue Besucher ist bereits auf dem Weg zu ihnen“ – „Was?“, kam es fast wütend von Kahlee, „ich muss gefragt werden, wenn unbekannte Schiffe hier andocken!“ – „Das ist mir klar“, erwiderte Mike, „aber bei dieser Person habe ich denke ich mal richtig gehandelt.“ Kaum ausgesprochen, kam in das Büro eine Frau gehetzt, deren Blick förmlich raste. Wieder waren alle schwer überrascht, als plötzlich Miranda Lawson vor ihnen stand. Ihre Haare waren wild, und ihre übliche Weiße Kleidung schien sporadisch angezogen zu sein. „Was ist passiert? Würde mir das bitte mal jemand sagen!“, die Stimme war zornig, aber auch besorgt. Kahlee traute weiterhin ihren Augen nicht: „Ich… wie kommst du denn hierher, ich hatte dich doch gar nicht erreicht!“ Steven trat einen Schritt vor: „Ich habe sie informiert, das schien mir richtig“ – „Sie, Sir?“, wunderte sich Jane, „warum haben grade Sie Miranda angerufen?“ Davids Misstrauen wurde vergrößert. Miranda wirkte logischerweise noch rastloser als Kahlee, weswegen sie wieder fast aus der Haut fuhr: „Ich habe gefragt, was passiert ist!“ Jane hob beschwichtigend die Hände: „Wir wissen auch nur, dass Jack entführt wurde. Wir versuchen…“ – „Hackett!“, unterbrach Miranda und sah zum Fleetadmiral, „hat das was mit meiner Arbeit zu tun?“ Wieder gab es mehr Fragezeichen als alles andere. Steven wirkte unsicher: „Wir können das nicht mit Sicherheit sagen“ – „…aber auch nicht ausschließen!“, ergänzte Miranda, woraufhin Steven nickte.
Jane schüttelte irritiert den Kopf: „Wie Arbeit? Ich dachte Miranda ist Datenverarbeiterin für die Allianz?“ Hackett betrachtete Jane und sah dann zu David, der den misstrauischen Blick sofort erkannte. Steven drehte sich wieder zu Jane: „Tut mir leid, Shepard. Aber diese Information ist nicht in ihrer Rangklasse.“ Nun riss auch Jane der Geduldsfaden: „Dann frage ich sie eben als Spectre! Was geht hier vor?“ Steven wirkte etwas wütend: „Ist das ihr Ernst, Captain?“, das letzte Wort betonte er ganz genau, damit Jane mitbekam, wo sie in der Allianz stand. Die Angesprochene nickte: „Ich spiele die Spectrekarte ungern aus, schon gar nicht gegenüber der Allianz, aber hier geht es um eine Freundin!“ Hackett nickte: „Wie sie wünschen“, er sah zu Kahlee „Miss Sanders, General Javik und Miss T’Soni? Ich muss sie bitten den Raum zu verlassen. Anderson? Sie können aufgrund ihres Ranges bleiben.“ Nach kurzer Verwirrung bewegten sich alle zum Ausgang des Büros. Kurz bevor sich die Tür schloss, erwähnte Hackett noch etwas laut genug, damit es alle hören konnten: „Und Anderson? Es versteht sich wohl von selbst, dass sie die Information, die ich ihnen gleich gebe, nicht brühwarm weitererzählt werden!“, dabei blickte er Kahlee im Türrahmen an. David nickte und die Tür zum Büro schloss sich. Steven stellte sich so, dass er die drei Menschen betrachten konnte: „Die Informationen die sie jetzt bekommen sind hochgradig geheim und streng genommen inoffiziell! Während des Reaperkrieges, kurz nach der Schließung der Zuflucht, hat Misses Lawson sich freiwillig gestellt und mit wichtigen Informationen gegen Cerberus großartig geholfen. Dann informierte mich Captain Reynolds, der für die Beobachtung von Misses Lawson eingestellt war, dass einige Basen von Cerberus durch ‚private Spezialtruppen’ zerstört worden waren“, er blickte Miranda an, „Basen über die wir kurz vorher von Misses Lawson informiert wurden.“ Jane und David sahen Miranda an und Hackett fuhr fort: „Misses Lawson hatte einen F-Klasse Jäger von uns erhalten und sich mit einigen alten Kollegen getroffen, mit denen sie wohl einen kleinen Privatkrieg gegen Cerberus führte“, Jane weitete die Augen, Miranda hingegen stand fast emotionslos da, „auch wenn Cerberus abartige Dinge getan hat, so ist die Allianz doch noch eine militärische Einrichtung, die an Gesetze gebunden ist, weswegen wir das nicht gutheißen konnten…“ – „…offiziell!“, ergänzte David und sein alter Freund nickte: „Genau. Wir haben ihre Aktionen gedeckt, aber nicht unterstützt.“ Danach trat Miranda vor: „Nach dem Krieg hat mich Hackett zu sich gebeten und gefragt ob ich diese inoffizielle Arbeit fortsetzen möchte, damit wir Cerberus endlich auslöschen können!“ Jane wirkte immer noch verwirrt: „Wie jetzt? Cerberus gibt es noch“ – „Natürlich“, merkte Miranda an, „wie gesagt: Cerberus operiert mitunter in Zellen, die getrennt voneinander arbeiten. Einige Basen die wir aushoben, wussten nicht mal, dass der Krieg vorbei war. Andere Zellen bestanden nur aus Menschen, die aufgrund der Zerstörung der Reaperimplantate bewegungsunfähig waren oder verrückt geworden sind!“
Jane musste das erstmal verdauen: „Das heißt: Immer wenn du nicht zu Hause warst, hast du alleine Jagd auf Cerberus gemacht?“ Miranda schüttelte den Kopf: „Nicht alleine.“ Hackett schloss an diese Bemerkung mit an: „Wir haben ein größeres Team, worunter auch Mitglieder der STG, der Asari Kommandoeinheit und andere Vertreter der Spezies sind. Alle operieren inoffiziell und im Geheimen.“ Jane schüttelte wieder den Kopf: „Das glaube ich alles nicht!“ Steven nickte: „Das ist sehr viel auf einmal, ich weiß. Technisch gesehen ist das ein Kriegsverbrechen, aber nach allem was Cerberus der Galaxie angetan hat, mussten wir etwas unternehmen.“ Jane sah zu Miranda: „Und jetzt glaubst du, Cerberus hat Jack?“ – Das ist immerhin möglich. Aber wie Steven schon sagte, es ist nicht sicher!“ Shepard nickte: „Da hast du Recht, zudem müssen wir ehrlich sein“, ihr Blick wanderte zu Mirandas wilden Augen, „Jacks Vergangenheit ist bunter, als ihr Körper, sie hat mir einige Male davon erzählt. Sie hat sich in ihrem kriminellen Leben viele Feinde gemacht.“ Miranda verstand das. Oft übersah sie Jacks Vergangenheit, wenn sie mit ihr so liebevoll zusammen war. Zudem schien Jane mehr über Jack zu wissen, als Miranda selbst. Shepard sah, dass es in Miranda haderte: „Wenn auch nur ein Teil ihrer ehemaligen Feinde, den Krieg überlebt hat, gibt es sicher immer noch genug, die Gründe haben ihr etwas anzutun!“ Miranda legte die Hand vor die Augen, aber sie hielt tapfer die Tränen zurück. „Was tun wir also?“, kam es von David. Miranda schluchzte kurz: „Kann Liara nicht ihre Feeds benutzen?“ Jane schüttelte den Kopf: „Sie ist doch nicht mehr der Shadow Broker.“ Miranda sackte etwas zusammen: „Stimmt… ich vergaß…“ Liara hatte sich, nachdem ihr Name sehr bekannt wurde und viele wussten, wer sie war, daran gemacht ihre Netzwerke zu löschen, alle ihre Agenten auszuzahlen und das Amt des Shadow Brokers zu vernichten. Die Asari war nun eine Professorin an einer Universität auf Thessia in Serrice. Miranda schien der Boden unter den Füßen wegzubrechen. Weswegen Jane sich an Hackett wandte: „Wenn auch nur eine winzige Möglichkeit besteht, dass Cerberus hinter Jacks Verschwinden steht, will ich in Mirandas Team und ihr helfen!“ Der Fleetadmiral sah Shepard an: „Damit habe ich fast gerechnet. Sollten Sie das tun, müssen sie aber wissen, dass ich sie nicht mit der Normandy in diesen Einsatz schicken kann und auch nicht mit ihrer Crew“, Jane nickte, „keiner der Allianz darf dabei sein und auch nicht Mr. Vakarian und Miss ’Zorah, denn sie gehören zu Militärs der Ratsspezies! Zudem operieren sie als Spectre und nicht als Captain der Allianz!“ Shepard nickte: „Einverstanden!“ Miranda wirkte immer noch verloren, aber sie fasste ein kleines bisschen Mut, nachdem Jane sich ihr angeschlossen hatte. Sie machte sich schreckliche Sorgen um ihre Frau. Zudem war noch nicht mal sicher, ob wirklich Cerberus hinter der Entführung steckte. Sie standen momentan mit Nichts da, und das machte Miranda fertig.