"John? Beeil Dich! Du weist, das ich es hasse, zu spät zu kommen!" Sherlock legte sich seinen Schal um den Hals und lief die Treppe hinunter. Hinter sich hörte er John halblaut fluchen. Dann hörte er auch schon, wie sein Mitbewohner ihm folgte. Sherlock öffnete die Haustür, rief ein Taxi und stieg ein. John war direkt hinter ihm, wie immer. Sie erreichten den Tatort und während Lestrade sich mit Sherlock unterhielt, las John eine SMS, die Harriett ihm geschickt hatte.


"Ich werde am Dienstag etwa um sieben Uhr abends in Heathrow ankommen. Holst du mich ab?"


John runzelte die Stirn und dachte kurz nach.


"Klar, gerne. Ich sage meinem Mitbewohner und unserer Vermieterin Bescheid und erwarte dich dann am Flughafen. Freu mich...<3"


John drückte auf SENDEN und lief zu Lestrade und Sherlock. Unwillkürlich musste er grinsen. Das würde ein interessanter Abend werden.
Sherlock tat, was er immer tat und löste den Fall innerhalb weniger Stunden und auf der Rückfahrt vom Poliziepräsidium hatte John endlich Zeit, Sherlock zu erzählen, dass Harriett am Abend am Flughafen ankommen würde. Sherlock schwieg und sah aus dem Fenster. John seufzte.


"Hör mal, Sherlock, sie wird sowieso nicht lange bleiben. " sagte er und schüttelte den Kopf, als Sherlock noch immer nichts sagte.


"Zum Flughafen, bitte." bat er den Fahrer und lehnte sich wieder in seinen Sitz zurück. Während der Fahrt sagten beide kein Wort. Am Flughafen angekommen, bat John den Fahrer, zu warten und lief ins Innere des Flughafengebäudes. Nach etwas mehr als zwanzig Minuten kam er mit einer hochgewachsenen Blondine und zwei großen Reisetaschen zurück. "Sherlock? Darf ich vorstellen... Harriett. Meine jüngere Schwester." John räusperte sich und wartete auf Sherlock's Reaktion. Aber abgesehen von einem kurzen, prüfenden Blick, kam keine Raktion. John bemerkte Harriett's Blick und schüttelte den Kopf.


Nachdem das Taxi die drei in der Bakerstreet abgesetzt und Harriett sich im Gästezimmer eingerichtet hatte, stand John in der Küchen und wartete darauf, dass der Wasserkocher endlich fertig war. Danach nahm er eine Tasse aus dem Schrank, hängte einen Teebeutel in die Tasse und goss heißes Wasser darüber. Sherlock saß im Wohnzimmer in seinem Sessel und zupfte an den Saiten seiner Violine herum. Als John etwas sagen wollte, hörte er, wie Harriett die Treppe herunter lief.


"Harry? Wo gehst du hin?" rief er aus der Küche und nahm einen Schlick Tee.
Harriett stand im Wohnzimmer, ignorierte Sherlocks Blick und antwortete: "Ich gehe mit den Mädchen in eine Bar. Du solltest auch wieder mal ausgehen. Das würde dir gut tun, denke ich." Sie lächelte ihn an und warf einen Blick auf ihr Handy.


John lachte kurz. "Du meinst, einen Abend lang mit deinen furchtbaren Freundinen zu verbringen? Nein danke!" Er stellte seine Teetasse ab, ging zu seiner Schwester und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. "Viel Spaß mit den Mädchen." sagte er und sah ihr nach, als sie die Treppe hinunter lief. Dann war es wieder still in der Wohnung. John rieb sich die Augen, seufzte gedehnt und lies sich in seinen Sessel fallen. Eine Weile schwiegen beide. Schließlich unterbrach John die Stille.


"Du hättest netter zu ihr sein können!" bemerkte er verärgert und starrte in die Flammen des Kaminfeuers.


John stand auf, nahm seine Teetasse mit und murmelte noch "Gute Nacht, Sherlock." Langsam lief er die Treppe hoch, ging in sein Zimmer und legte sich in sein Bett. John seufzte. War es wirklich erst ein paar Stunden her, dass er und Sherlock sich dieses Bett, dieses Kissen geteilt hatten? Ohne weiter darüber nach zu denken, machte er sich Bettfertig, löschte das Licht seiner Nachttischlampe und versuchte, einzuschlafen. Grade als John fast eingeschlafen war, merkte er, wie seine Schlafzimmertür langsam und leise geöffnet würde. Er hörte nackte Füße, die über das Parkett liefen und spürte, wie Sherlock so vorsichtig wie möglich versuchte, über ihn zu steigen, um ins Bett zu gelangen.


"Du hast vergessen, die Tür zu schließen." flüsterte John, dreht sich um und sah Sherlock an. Obwohl es dunkel war, konnte er trotzdem die Konturen seines Gesichts erkennen. Ohne ein Wort zu sagen, ging Sherlock zur Tür, schloss sie sorgfältig und ging zurück zu Johns Bett. Er hob die Bettdecke an, John rutschte zur Seite und Sherlock legte sich neben ihn.


"Sher..." John kam nicht mehr dazu, den Namen seines sogenannten Mitbewohners vollständig auszusprechen. Sherlock küsste ihn heftig und fuhr mit einer Hand unter John's Unterhemd. John stöhnte leise, wehrte sich aber nicht, als Sherlock ihn erneut küsste. Beide hielten einen Moment inne und sahen sich in der Dunkelheit in die Augen.


"Hast du denn überhaupt eine Ahnung, wie sehr ich dich liebe, John?" flüsterte Sherlock und John glaubte, einen wehmütigen Ton in seiner Stimme zu hören. Statt eine Antwort zu geben, erwiederte er nur Sherlocks Küsse. Sherlock zog ihn an sich und nach einer Weile lagen beide nebeneinander. Während John an Sherlocks Brust lag und ruhig atmete, lag Sherlock wach und strich ihm gleichmäßig über den Rücken.


"Sher?" Johns Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als er die Stille unterbrach. Er hob seinen Kopf, sah Sherlock an und sagte inderselben Lautstärke: "Selbst wenn es dafür Worte gäbe... Ich könnte dir nicht sagen, wie sehr ich dich liebe." Dann legte er seinen Kopf wieder auf Sherlocks Brust und beide schliefen ein.
Am nächsten morgen wurde John von dem Geruch von Kaffee geweckt. Als er die Augen öffnete, kam Sherlock mit zwei Tassen dampfendem Kaffe in sein Schlafzimmer gelaufen, setzte sich auf die Bettkante und reichte John eine der Tassen. John bedankte sich, nahm einen Schluck Kaffee und gähnte. Im Wohnzimmer klingelte ein Handy. John stand auf, holte es und kam zurück in sein Schlafzimmer.


"Lestrade. Er hat wohl wieder Arbeit für uns." John reichte Sherlock das Handy, stellte die Tasse auf seinen Nachttisch und suchte seine Kleider zusammen. Sherlock telefonierte mit Lestrade und beobachtete John aus dem Augenwinkel beim anziehen.


"Es tut mir Leid, Sir, aber Doctor Watson und ich werden etwas länger brauchen." Einen Moment war er still. Dann erwiederte er lächelnd: "Das liegt daran, dass Doctor Watson und ich erst noch eine Kleinigkeit frühstücken. Natürlich nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht." fügte er schmunzeld hinzu und legte auf, ohne Lestrades Reaktion abzuwarten.