Als Cels Drohne den Hinterhalt aufspührte löste sich der Knoten der Angst der in Juanas Kehle wie Übelkeit steckte. Die Gänge des Wracks waren nicht länger die Eingeweide eines Ungetüms sondern das verwinkelte Kampfgebiet eines Raumschiffes. Geistesgegenwärtig prüfte sie den Weg auf dem sie gekommen waren, doch in ihrem Rücken war nichts. Keine Pings, kein Flimmern in der Luft, nur Schwärze und Schatten. Als Juana sich wieder umdrehte erhaschte sie gerade noch eine Idee von Cel die in der Tiefe verschwand. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden drängte sie sich an Robert vorbei, der sie nach vorne befahl, damit sie ihr Terminus VIII voll zur Geltung bringen konnte. In einer geschmeidigen Bewegung sank die junge Latina auf ein Knie und brachte ihr Gewehr in Anschlag, bereit Vernichtung zu sehen. Sie wollte gerade abdrücken, da verschwand ihre Welt in grellweißen Flammen. Instinktiv warf sie sich nach hinten und zur Seite. Ein schriller Warnton signalisierte ihr dass ihre Schilde ausgefallen waren, weshalb sie sich an die Wand drückte um dem Kreuzfeuer und den Flammen zu entgehen. Plötzlich versiegte der Flammenstrom und geblendet versuchte Juana sich zu orientieren. Vermutlich hatte jemand den Pyro zerstört. Ihre Augen gewöhnten sich recht schnell wieder an die schummrigen Lichtverhältnisse auf dem Reaper, aber sie brauchte einen Augenblick länger als Barney, der sich bereits mit Todesverachtung auf den Prime zumarschierte und dabei alles um ihn herum ignorierte. Loco cabrón! Fluchte Juana in Gedanken und riss ihre eigene Waffe in den Anschlag. Vollkommen auf die offensichtlichere Bedrohung des Texaners konzentriert fielen der ersten Salve zwei Geth zum Opfer, Nummer drei hatte gerademal die Gelegenheit seinen Kopf in ihre Richtung zu drehen ehe er im Kugelhagel zu Boden ging. Der vierte und letzte der gesichtslosen Gegner machte einen überraschend behänden Seitwärtssprung der seine Existens jedoch nur auch nur um einen Lidschlag verlängerte. Das Gefecht hatte nur wenige Sekunden gedauert und sobald das Adrenalin nachließ spührte Juana den Schmerz an ihrem Oberschenkel. Sie sah an sich herab und konnte überall die Brandspuren sehen die der Flammenwerfer auf ihrer Rüstung hinterlassen hatte. Der mattschwarze Lack hatte an vielen Stellen Blasen geworfen und war abgeplatz. Ihren linken Oberschenkel hatte es am schwersten Erwischt, etwas von dem hochentzündlichen Gel des Flammenwerfers musste dort haften geblieben sein und hatte mit seiner extremen Hitze die Panzerungsplatte teilweise geschmolzen und deformiert. Die Platten und der Synthetikstoff des Stramplers waren zwar nicht entzündlich, wurden aber trotzdem heiß und konnten Anfangen zu schmelzen. Juana kannte diese Art Wunde. Die Hitze hatte die darunter liegende Haut, möglicherweise auch das Fleisch verbrannt. Sie wusste, dass nur das Adrenalin und das vom Anzug automatisch verabreichte Medigel und Painkiller den vollen Schmerz abhielten. Ihr Griff wanderte schon zu ihrem Messer um die an den Brandrändern glühende Platte von ihrem Bein zu entfernen, doch das scharfe Pingen ihres Motion Trackers meldete mehrere Echos. Sie ließ von der Klinge ab, blickte auf und testete ob sie das Bein belasten konnte, es ging schwer. Sie gab sich manuell noch einen Schub Schmerzmittel woraufhin es besser ging und eilte mit der Waffe im Anschlag zum Steg aus deren Richtung die Echos sich schnell näherten.

Sie ließ sich in die Deckung einiger massiver Kisten fallen und atmete scharf aus während sie einen flüchtigen Blick auf das Etikett der etwa hüfthohen Kiste warf um sicherzugehen sich nicht hinter was hochexplosivem zu Verschanzen. Es handelte sich um massive Container die Wolfram-Clips enthielten. Eine bessere Deckung als zwei dicke Stahlwände zwischen denen ein Meter tief massive Wolframblöcke gelagert waren konnte man sich kaum wünschen. Das entsprach schon einer besseren Panzerung als so manches Shuttle besaß. Dios! Welcher Loco auch immer die Dinger hier hin geschleppt hat, sie sind ein Geschenk Gottes.
Sie wuchtete sich mit einem leisen Stönen auf, klappte das Zweibein des Terminus aus und legte es ab. Anschließend nahm sie zwei Haftminen und warf diese auf den Steg, danach brachte sie ihr LMG wieder in den Anschlag und presste den Schaft fest gegen ihre Schulter, während sie ihre linke Hand unterstützend von oben auflegte. Nun wartete sie und zählte die Sekunden runter.

Als sich das leuchtende Auge des ersten Geth um die Ecke schob drückte Juana ab. Ihre Waffe bockte leicht auf der Kiste, doch der Rückstoß der Waffe war gut zu kontrollieren wobei die Dämpfer in ihren Armschienen sie unterstützten. Weder die Schilde noch der gepanzerte Körper war ein Problem und bereits nach wenigen Treffern kippte die Maschine nach hinten durch den Gang aus dem sie gekommen war. Doch sofort stiegen zwei weitere der synthetischen Zyklopen über ihren Gefallenen Kameraden hinweg und gaben aus ihren Pulsgewehren Schüsse auf Juana ab. Sie spührte wie ihre inzwischen wieder aufgeladenen Schilde unter dem Beschuss erzitterten während sie mit ihrem Terminus auch diese Feinde mit einer einzigen Salve niederstreckte. „Kontakt! Brauche Unterstützung!“ brüllte Juana in ihr Interkom. Keine Sekunde später stürzte sich Barney mit perfektem Timing in das Gefecht, als Juana sich gerade durch ihren ersten Thermoclip gearbeitet hatte und diesen auswarf. Die Entlüftung des Terminus entließ heißen Dampf aus der Kammer während der Rot glühende Clip heraussprang und wie ein Glühwürmchen in die schwärze des Abgrunds segelte.
Im Gegensatz zu dem grollenden Knurren von Juanas leichtem Maschinengewehr, gab das schwerere Kaliber des Chiefs eher ein brüllen von sich und konnte es nicht mit der hohen Kadenz der moderneren Terminus aufnehmen. „Zwei PEDs auf der Brücke.“ teilte Juana ihrem Vorgesetzten mit während sie wie befohlen ihren Feuerzone auf den linken Bereich verlagerte.
Die Masse der Geth war überwältigend und ohne Frage wären sie einfach überrannt worden, hätten sie ihre volle Masse ausnutzen können. Doch so waren sie durch das Nadelöhr der Tür gezwungen und hatten auf dem Steg keinerlei Deckung. Ein kurzer Blick auf ihren Motion Tracker zeigte eine schier unendliche Zahl an sich überlagernden Echos und sie fragte sich ob es auf diesem riesigen Schiff vielleicht irgendwo eine Fabrik gab. So viele Feinde konnte die verdammte Fregatte doch nicht übergesetzt haben ehe es zerstört wurde.
Plötzlich liefen helle Blitze über Juanas Kampfanzug und sie spührte wie sich ihr die Haare am ganzen Körper elektrisiert aufstellten, im nächsten Augenblick schalteten sich sämtliche Systeme von Juanas Anzug ab. Joder! Wie ein Mann richteten die Geth in der Schlagartigen Dunkelheit ihre zyklopischen Augen und blitzenden Waffen auf sie. Juana warf sich in Deckung spührte aber wie wie Pulsgeschosse auf ihre Panzerung trafen. Zwei auf die Brustplatte, eins auf die Stirn, ein weiteres gegen die Schulter, dann hatte sie erfolgreich über einen Meter Schwermetall zwischen sich und ihre unbeseelten Feinde gebracht. Neben sich konnte die Soldatin hören wie Barney und seine Raptor ihre Anstrengung verdoppelten die Geth in Schach zu halten.
„Hijos de puta!“ fluchte Juana auf Spanisch schwer atmend in den Funk, fügte jedoch noch eine nützlichere Meldung hinzu: „Schilde sind unten, brauche Deckung!“
In Gedanken weiterfluchend und den Geth tausend grausame Tode an den Hals wünschend wartete Juana ungeduldig darauf, dass sich ihr Anzug wieder reinitialisierte. Das dauerte eigentlich weniger als 10 Sekunden, dennoch kam es ihr vor als würde sie Minuten dort sitzen. Als der Restlichtverstärker sich wieder einschaltete konnte Juana, mit dem Rücken an den Container gelehnt nochmal ihren Oberschenkel begutachten. Er brannte inzwischen fürchterlich und dort wo sich das Gel in die Panzerung gebrannt hatte glühten die Ränder immer noch nach. Sie musste die Platte entfernen und die Wunde versorgen, wenn sie es nicht tat, bestand eine gute Möglichkeit ihr Bein zu verlieren. Außerdem steigerten sich die Schmerzen durch die Schmerzmittel hindurch weiter. Sie zog ihr Messer und besah sich die zerstörte Panzerung. Das Gel hatte sich scheinbar nicht bis zum Stoff durchgebrannt sondern nur die Oberschenkelplatte selbst in Mitleidenschaft gezogen. Sie setzte ihr Messer an und wünschte sich etwas zum Draufbeissen oder wenigstens einen kräftigen Schlug Tequila, dann biss sie die Zähne zusammen und hebelte die immer noch extrem heiße Beinplatte von ihrem Oberschenkel um die Auswirkungen der Verbrennung nicht noch weiter zu verschlimmern. Sie stieß ein grimmiges Knurren aus, dass selbst den unerschrockensten Straßenköter in die Flucht geschlagen hätte als sich die Oberschenkelpanzerung löste. Mierda!Immerhin hatte der darunter liegende Anzug keinen ernsthaften Schaden erlitten und jetzt wo die zerschmolzene Platte nicht mehr die Leitungen der Heizung zupressten konnte sie spüren wie die VI des Anzugs automatisch die Verwundete Stelle erkannte und kühlte. Zusätzlich wurde weiteres Medigel auf die Brandwunde aufgetragen, was den Schmerz weiter linderte. Sie hohlte noch einmal tief Luft, versicherte sich dass ihre Schilde wieder voll aufgeladen waren, dann griff sie ihr Gewehr fester und richtete sich auf um das nicht unerhebliche Gewicht ihres Terminus in die Waagschale des Gefechts zu legen.

Die beiden Support Gunner ergänzten sich gut bei ihren Bemühungen den synthetischen Feind auf Abstand zu halten. Die gut um ein drittel höhere Kadenz des Terminus zerfetzte die Schilde der Geth-Truppen wie ein hungriger Schwarm Piranhas während die schweren Geschosse aus dem Raptor häufig mehrere Gegner durchschlugen und schweren Schaden anrichteten. Sie würden verlieren, dass wusste Juana es war nur eine Frage der Zeit. Irgendwann hatten sie keine Thermoclips mehr, was vermutlich der Grund warum sich die Geth so bereitwillig und ohne zu zögern in das vernichtende Kreuzfeuer der beiden Maschinengewehre begaben.
Inzwischen stapelten sich die noch lebloseren Roboterkörper übereinander und hinderten mit ihren gerundeten Körpern das Vorrankommen der übrigen Geth die auf den glatten Körpern keinen sicheren Tritt fanden, dafür hinter den zerstörten Robotern behelfsmäßige Deckung. Der Beschuss der den beiden Allianzsoldaten entgegenschlug wurde stärker und unerbittlich gewannen die Geth durch schiere Masse an Raum.