Die Welt der Shemlen war anstrengend:
Nicht nur, dass sie Leirâ mitten in der Nacht aufschreckte und von ihr verlangte, reisefertig zu werden, nein. Dann zwang sie die Jägerin auch noch zu Geduld, denn 'Lady Juliette' hatte sich in einer kleinen Kammer eingeschlossen, die der Jägerin zuvor gar nicht aufgefallen war. Und so standen sie da und warteten....
...Und warteten...
...Und warteten.

"Wo müssen wir eigentlich als nächstes hin, um euren Schatz zu finden?", brummte Leirâ irgendwann in Alriks Richtung. Neben der Tatsache, dass eine Unterhaltung ihr die Zeit verkürzen würde, sickerte die Erkenntnis in ihr Bewusstsein, dass sie dies ohnehin erfahren musste.
"Na, zu den Zwergen. Ins Frostgipfelgebirge."
Zwar tat die Dalish diese Antwort mit einem Nicken ab, doch in ihr regte sich noch mehr:
In diesem Gebirge, so hatte ihr Vater ihr erzählt, war sie geboren worden. Als Dalish kannte Leirâ so etwas wie 'Heimat' nicht, dennoch würde sie an den Ort ihrer Geburt zurückkehren. Ein eigenartiger Gedanke. Und mit Bestimmtheit auch einer für spätere Morgenstunden.
Und endlich trat Julilette reisefertig vor sie. Und wäre Leirâ nicht so müde und verstimmt gewesen, sie hätte Juliette deren 'hochgeborenen' Spruch in den Hals zurückgerammt. Solch ein Gehabe war der Jägerin einfach zu Wider. Doch sie beschränkte sch sich auf ein Augenrollen und folgte den beiden.

In einer großen Kammer wurde ihnen der Templer Gillean vorgestellt, der sie von nun an begleiten würde. Leirâ war zu müde für Disskusionen, desweiteren war ihr bewusst, wie weit sie bereits gekommen waren, sodass sie nichts weiter dazu sagte. Stattdessen musterte sie den Blondschopf nur mit mürrischem Blick. Der Kreiger sah aus wie eine dicke Shemwurst, die man in eine breite Rüstung gequetscht hatte.
Elgar'nan, in dem Ding kann sich dieser ungelenke Kerl doch sicher noch weniger bewegen, als all die anderen Gepanzerten. Tatsächlich dachte sie das schon eine ziemlich lange Weile: Die Krieger des Volkes trugen leichte Holzrüstungen, welche in Bändern angeordnet waren. darunter gepolsterte Kleidung, sodass kaum ein Hieb durch zu brechen vermochte. Gegen Stiche und Pfeile sah das zwar anders aus, doch wusste die Jägerin aus Erfahrung, dass ein heftiger Stich oder ein auf kurze Entfernung geschossener Pfeil auch durch die Plattenrüstungen der Rosenohren zu brechen vermochte. Dann stießen noch Myrddin und Rhaego zu ihnen, letzterer mit einem sichtlich vollgestopften Rucksack. Die Jägerin grinste und war gespannt, wie weit dieser schmale Mann, der sein Leben in einem Turm verbracht hatte, das Ding zu tragen vermochte. Und dann endlich verließen sie den Turm.
Als sie die Pforte hinter sich ließen und ihr seit einer Ewigkeit endlich einmal wieder, der Wind durch das Haar ging, sie das rauschen des Wassers hörte und der Blick auf den Horizont endlich nicht mehr versperrt war, wurde der Dalish schwindelig. Ein Prickeln breitete sich über ihren Körper aus, in der Ferne wogte ein Meer aus Blättern im Wind. Sie schloss die Augen und ließ das Gefühl auf sich wirken. Alrik tippte sie an und wies auf das Boot, die Jägerin folgte. Auf dem selbigen rutschte die kleine Elfe ganz nach vorn, lies eine Hand in das kalte Wasser hinab hängen und entspannte sich seit Wochen, so fühlte es sich an, endlich einmal wieder gänzlich.

-----------> Port Calenhad