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  1. #41
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Leirâ schaute Juliette an.
    "Nachdem ich geboren wurde zog mein Klan Zeit meines bisherigen Lebens durch Ferelden. Aber Zwerge...", sie zuckte nur mit den Schultern. Und mit einem unsicheren Blick umher meinte sie:
    "wahrscheinlich haben sie soviel Angst vor dem Himmel, wie ich vor diesen Mauern."
    Einen Moment lang lag eine unglaubliche Schwere in Leirâs Blick, die man bei der recht jungen Dalish so wohl nicht vermutete hätte. Dann schaute sie aber wieder neugierig in der Kämpferin Antlitz, sie wollte das Gespräch nicht einfach so verkommen lassen.
    "Weißt du, dass du mir gar nicht so unähnlich bist? Ich erhielt diese,", sie fuhr die Vallaslin mit dem rechten Daumen nach, "Nach einem Kampf um zu zeigen, dass ich nun erwachsen bin. Und du hast die.", sie deutete auf die Narben der Duellantin.
    "Woher eigentlich?"

    Doch Juliette kam kaum dazu Antwort zu geben, da ertönte hinter ihr ein:
    "Da steckst du, Leirâ, ich habe nun schon den ganzen Zirkel nach dir abgesucht.", richtete Alrik das Wort an sie. Und bekam prompt von allen Seiten Zurechtweisungen, er möge doch bitte still sein oder die Bibliothek verlassen.
    Der Bursche entschuldigte sich überschwänglich in alle Richtungen, dann trat er zu den beiden Frauen hin.

  2. #42
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    Die Orlaisianerin nickte dem Neuankömmling kurz freundlich zu ehe sie wieder zu Leirâ sah und sprach.
    „Ach, wisst i`r, diese Narben…“, meinte Juliette seufzend. Es war nichts worauf sie stolz war. Fleischgewordene Merkmale ihrer Unachtsam- oder Dummheit und es waren weit mehr als nur die beiden in ihrem Gesicht. Erst als sie die beiden fragenden Augenpaare ihrer Begleiter auf sich gerichtet bemerkte, registrierte sie dass sie nach diesen Worten geschwiegen hatte weshalb sie kurz den Kopf schüttelte um die aufkeimende Trübsinn zu vertreiben.
    „Die `ier“, sie deutete auf die Schramme neben ihrer linken Augenbraue. „´at mir irgendein fereldischer Bastard in einer Kneipenschlägerei zugefügt. Bekam misch in einem Moment der Unachtsamkeit zu packen und rammte meinen Kopf gegen eine Tischkannte.“
    Dass sie besagte Schlägerei selbst im angetrunkenen Zustand ausgelöst hatte wollte sie lieber nicht erwähnen, dass war ihr zu peinlich.
    „Nach dieser“, sie stricht mit ihrem lederumhüllten Zeigefinger über den Kratzer der sich von ihrer Oberlippe bis neben ihr rechtes Nasenloch zog. „wurde mir klar das isch misch in diesem verflucht…ähm anderem Land bedeckt `alten sollte. Das `at mir ein verdammter, läscherlisch verbo`rter, fereldischer Patriot mit einem Dolch zugefügt, bloß weil isch aus dem Land stamme gegen das sein Großvater im Krieg fiel.“
    Über Juliettes sehnigen Körper zogen sich noch einige andere Narben, doch Juliette wusste ehrlich gesagt nicht mehr von wem oder was sie stammten. Nicht selten hatte der Alkohol mitgewirkt als sie sie bekam und das fand sie entsetzlich erbärmlich, etwas über das sie nicht einmal nachdenken wollte, geschweige denn darüber reden.

    „Was war das für ein Kampf, über den i`r spracht, Leirâ? Hoffentlisch nischt gegen einen unschuldigen Wanderer den i`r anschließend euren Göttern geopfert `abt.“, fragte Juliette erst neugierig dann aber grinsend und mit einem deutlich scherzhaften Ton, damit die Dalish es nicht missverstand.

  3. #43
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Leirâ und Juliette waren wirklich nicht so verschieden, hatten sie doch beide aufgrund ihrer Herkunft hier in Ferelden mit Vorurteilen zu kämpfen, dennoch erschütterte es Leirâ wie die Shemlen ihresgleichen behandelten. Zwar unterschieden auch die Elfen strikt nach Herkunft, ob Dalish oder Flachohr, würden dem jeweils anderen aber niemals Zuflucht oder Gastfreundschaft verwehren. Nun, zumindest die Dalish nicht. Diese Überlegung brachte die Jägerin dazu sich zu fragen, wie viel sie eigentlich noch über ihre entfremdeten Vettern wusste, sie musste nur an ihre Erlebnisse des Vortages denken, als sie feststellen musste dass diese noch nicht einmal mehr die Sprache des Volkes beherrschten.
    So grübelte sie eine Weile in die Leere blickend vor sich hin, ehe sie antwortete:
    "Nein, nichts derart einfaches: Ich musste mich in eine Siedlung schleichen und eines eurer Kinder stehlen. Dummerweise erwischte mich eine eurer Wachen und ich war gezwungen, die Waffen sprechen zu lassen."
    Sie grinste spöttisch, konnte sie doch nicht an ihrem Fehlerhaften Tonfall festmachen, dass sie das Gesagte nicht ernst meinte.
    "Mythal, nein! Ich bin eine Jägerin und musste in Andurils Namen ein Tier erlegen, das einem erwachsenen Jäger als Beute würdig war. Nach drei Tagen hatte ich einen gigantischen Bär erlegt, wobei ich mich zwischendurch mit einem Wolfsrudel messen musste..."
    Sie musste wieder lächeln.
    "Und dann war da noch der Kampf mit mir selbst, durfte ich doch während der Zeichnung keinen Ton von mir geben, derweil mein Vater mir die Zeichen in die Haut schnitt. Narben zu haben bedeutet, zu wachsen."
    Nchdem sie geendet hatte sahen sie sowohl Alrik als auch Juliette eine Weile an ohne ein Wort zu sagen. Irgendwann meinte Leirâ dann:
    "Sagt mal, bekommt ihr nicht auch langsam Hunger?"

  4. #44
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    Auch wenn Juliette es irgendwie niedlich fand, dass die Elfe meinte sie seien sich gar nicht so unähnlich, und sie nun gar nicht mehr so schlecht über die Dalish dachte, wagte sie diese Aussage doch anzuzweifeln. Es gab Parallelen, ja. Sie wurden beide aus ihrem vertrauten Umfeld gerissen, in ein Land voller intoleranter, stinkender Bastarde die sich für zivilisiert hielten und beide hatten sie mit eben diesem niederen Pack zu kämpfen doch es gab auch Unterschiede. Leirâ war keine Ausgestoßene, keine Schande für die eigene Familie, Mörderin ihres Ehemannes, Witwe in so jungen Jahren schon und nicht kaum mehr als eine herumstreunende Söldnerin, die von der Hand in den Mund leben musste. Diese Erkenntnis zog Trübsinn mit sich welcher sich wie Nebel langsam aber sicher in Juliettes Gedankenwelt ausbreitete und sie verfinsterte, ihr die Gedanken vergiftete.
    Doch zugleich fragte sie sich warum sie denn gleich nach Unterschieden suchen musste, wo sie sich doch eigentlich ganz gut verstanden? Was spräche dagegen sie wirklich als Freundin anzusehen? Sie wusste keine Antwort auf diese Frage, doch trotzdem blieben die Unterschiede der Orlaisianerin im Gedächtnis. Zu lange schon glaubte sie niemand vertrauen zu können, immer allein zu sein und das nagte an ihr. So ein denken konnte man nicht einfach so ablegen.
    Auch hatte das Sprechen über ihre Vergangenheit Erinnerungen aufgerüttelt, die sie belasteten, ihr vor Augen führten wie jämmerlich sie doch eigentlich war.
    Trotz ihrer aufkeimenden Schwermut hatte sie der Elfe noch zugehört. Das Gesagte, dass sich dann aber dem Erbauer sei Dank dann doch als Scherz entpuppte, klang fast so als meinte Leirâ es ernst, weshalb Juliettes Gesichtsausdruck erst etwas verunsichert wurde sich dann aber wieder leicht belustigt aufhellte, als die Elfe erklärte.

    Dann trat plötzlich ein kurzes Schweigen ein, und die drei Gefährten saßen und standen einfach nur da bis Leirâ fragte ob sie nicht langsam Hunger bekämen.
    Juliette dachte kurz nach, während sie versuchte ihr Trübsinn aus ihren Gedanken zu verbannen, es aber lediglich schaffte die reuigen Gedanken in ihren Hinterkopf zu verfrachten, wo sie lauerten und nur darauf warteten wieder auszubrechen. Eigentlich verspürte sie bereits ein gewisses Hungergefühl, schließlich hatte sie das letzte Mal heute Morgen etwas gegessen, aber da sie es gewohnt war länger als lediglich einen Vormittag lang nichts zu beißen zu haben hatte sie es noch gar nicht wirklich bemerkt. Aber da sie nun darüber nachdachte erschien es ihr gar nicht so abwegig etwas zu sich zu nehmen, am besten noch mit etwas Bier. Unter anderem würde letzteres ihre anbahnende Schwermut vertreiben können, wenn sie genug davon trank, und das schien auf einmal ziemlich verlockend.
    „Ein bissschen vielleischt.“, antwortete Juliette nachdenklich ehe sich ein knappes Lächeln auf ihr vernarbtes Gesicht schlich. „Lieber würde isch nun ein Bier trinken.“
    „Das klingt doch gut.“, meinte Alrik. „Dem würde ich mich anschließen.“

  5. #45
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Die Jägerin runzelte nachdenklich die Stirn und schaute über Juliette hinweg, -was nur möglich war da sie immer noch auf dem Tisch saß- zu den Templern. Die starrten finster zurück und Leirâ meinte nur halblaut:
    "Glaubt ihr denn, dass hier Bier ausgeschenkt wird?"
    Alrik folgte ihrem Blick, ebenso Juliette, und die Templer begannen zu kichern. Doch kicherten sie nicht wie man es über einen Witz tut, mehr über jemanden und das mit aller Gehässigkeit.
    "Natürlich, wenn die Damen und Herr uns folgen würden.", meinte einer der drei spöttisch und verneigte sich übertrieben. Was die anderen beiden dazu veranlasste, ziemlich laut los zu prußten.
    "Nun reicht es aber, wer..", erschall eine Stimme und einer der Magier, Leirâ erkannte dies daran dass er wie die anderen ein Kleid trug, kam um die Ecke, die buschigen Augenbrauen zuerst wütend zusammengezogen, dann beim Anblick der Templer weiteten sich die Augen und er stammelte etwas in seinen dichten Bartring, eher er sagte:
    "Verehrte Templer, bei allem Respekt: Dies ist ein Ort der Stille und Bedachtheit, ganz der Gelehrsamkeit gewidmet. Ich würde euch, und auch euch, werte Besucher"; Den Blick, den er ihnen zuwarf, fand Leirâ undeutbar, "würde ich bitten diesen Ort zu verlassen. Er ist nicht für Unterhaltungen bestimmt."
    Die Dalish zuckte mti den schmalen schultern, machte einen Satz vom Tisch herunter.
    "Na, dann sagt uns wo wir etwas Essbares finden und wir sind schon wieder weg."

  6. #46
    DA-FRPG only Avatar von Rhaego Alcaryen
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    Warum mussten Frauen eigentlich so viel reden? Das ständige Gemurmel in seinem Ohr lenkte Rhaego so langsam wirklich ab.
    Natürlich sprach nichts dagegen, ein zwei Worte zu wechseln, aber immerhin waren sie in einer Bibliothek!
    Mit beträchtlichem Aufwand, zwang er sich, seine Konzentration wieder auf das Pergament zu richten. Mittlerweile fiel es ihm leichter, die Satzkonstruktionen zu verstehen, auch wenn er die meisten Runen nicht kannte. Es war so mühsam, immer jedes Zeichen nachzuschlagen.
    Die nächste Rune zeigte einen Bezug auf eine andere. "Adern aus Stein?", murmelte er, während er das Wörterbuch wieder zuschlug.
    In diesem Moment ertönte ein lautes Gelächter von den Templern, die auf die Reisenden aufpassen sollten. Der blonde Magier konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen. In diesem Moment kam Aescon, der inoffizielle Aufseher über die Bibliothek, um ein Regal geeilt und rief zornig: "Nun reicht es aber, wer.."
    Erst dann bemerkte er die Templer. Es war dem Magier deutlich anzusehen, dass ihm die neue Situation nicht behagte. Rhaego konnte ihn voll und ganz verstehen. Einen Templer aus Versehen anzuschnauzen - das war nichts, wovon ein Magier träumte. Außer in seinen Albträumen vielleicht.
    Insofern war er froh, dass Aescon eingegriffen hatte und die Templer zum Schweigen gebracht hatte. Er selbst hätte sich das nie getraut. Wenigstens war jetzt vermutlich bald Ruhe und er würde sich ganz dem Text widmen können - ohne sich irgendwelches Gewäsch über Tiere, Narben oder Bier anhören zu müssen.
    Wo war er stehen geblieben?
    Ach ja.
    "Adern aus Stein". Er verstand nicht ganz, was damit gemeint war, allerdings schien das immer noch die sinnvollste Übersetzung zu sein. Dann würde dieser Abschnitt "der Ort, an dem unser Blut durch Adern aus Stein floss" bedeuten. Sehr pathetisch. Rhaego fügte es seiner Übersetzung hinzu.

  7. #47
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    -> Speisesaal

    Ob nun verehrte Gotteskrieger oder nicht, diese Templer waren unhöfliche Kindsköpfe, entschied Juliette für sich als sie die drei gepanzerten Gestalten mit herablassenden Blicken bedachte. Wie gerne hätte sie nun ihre Autorität von früher wieder dann würde sie es ihnen heimzahlen können doch da dies leider nicht möglich war beschränkte sie sich darauf die Drei von nun an zu ignorieren und sah stattdessen zu diesem Magier der eben herbeigeschossen kam.
    Er schien der Aufforderung der Elfe nicht wirklich nachkommen zu wollen. Er schwieg als ob er über eine andere Möglichkeit die ungebetenen Gäste los zu werden nachdachte aber als ihm auch nach ein paar Herzschlägen des Nachdenkens nichts einfiel meinte er resignierend: „In Ordnung. Folgt mir bitte.“
    So folgten die drei Abenteurer dem alten Magier begleitet von den amüsierten Templern heraus aus der Bibliothek in die langen Gänge des Zirkels, bis sie schließlich in einen weiteren großen Raum ankamen.
    Lange Tische mit Bänken standen geordnet im ganzen Raum der wie fast alle Räumlichkeiten des Turmes mit Fackeln erhellt war. Offensichtlich handelte es sich hierbei um einen Speisesaal, in welchen die Magier ihre Mahlzeiten zu sich nahmen aber da das Mittagessen schon einige Zeit zurück lag war der Saal so gut wie menschenleer.
    Ihr schweigsamer Führer, der alte Magier drehte sich zu ihnen um ehe er sprach:
    „Sucht euch einen Platz, ich frage solang in der Küche nach ob noch ein paar Reste übrig sind.“
    Danach ging er ohne ein weiteres Wort weg und ließ die ungebetenen Gäste und ihre Aufpasser zurück.
    Juliette zuckte gedanklich mit den Schultern und setzte sich an den erst besten Tisch gefolgt von Alrik und Leirâ. Doch dann kam ihr ein unangenehmer Gedanke den sie auch gleich, zu ihren Begleitern sehend, aussprach:
    „Meint i`r wir müssen für das Essen beza`len?“

  8. #48
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Diese Shemlen waren wahrhaft ein seltsames Volk, und das entscheiden öfter auf die unangenehme Art denn die angenehme. Man servierte doch Gästen keine Reste! das war etwas für Gefangene. Aber Leirâ erinnerte sich ihres Versprechens und verkniff sich jeden Kommentar dazu. So gelangten sie in den langen, langen Saal mit der gigantischen Tafel darin und setzten sich, während der Magier verschwand. Und dann fragte Juliette ihre Begleiter etwas, um das zu verstehen die Elfe einige Augenblicke brauchte, ehe sie Antwort zu geben vermochte. Sie schob ihr Gesicht ganz nah an das der Duellantin heran, sie wollte den Templern nicht noch mehr Anlass zur Belustigung geben was sie immer zu tun schien, kaum dass sie den Mund aufmachte.
    "Bezahlen?", fragte sie dann auch unsicher. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie überhaupt verstanden hatte was die Kämpferin wissen wollte.
    Und das gereichte zumindest Alrik zur Belustigung, der wieder breit grinste.
    "Es tut mir leid, wenn ich nicht alle Wörter eurer von Dirthamen verfluchten Sprache beherrsche.", zischte die Jägerin ihm scharf zu. Ein ernster Ausdruck kehrte in des Jungen Augen zurück, der dann aber nur Hilfe suchend zu Juliette blickte.

  9. #49
    DA-FRPG only Avatar von Rhaego Alcaryen
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    Bibliothek des Turmes, 19:07

    Stöhnend rieb Rhaeo sich den verkrampften Nacken. Endlich war er fertig. Es hatte ja auch lange genug gedauert.
    Mittlerweile hatte Dämmerung die Bibliothek erfasst und wurde nur durch die zahllosen Kandelaber, Kerzenhalter und Laternen zurückgehalten.
    Der Magier streckte sich und sah dann auf sein Blatt herab. Das einst so sorgfältig sauber beschriebene Pergament war nun dunkel vor Tinte und beinahe unleserlich. Immer wieder hatte er etwas durchgestrichen und ergänzt, ganze Satzstrukturen umgeändert, weil sich der ganze Kontext verschoben hatte.
    Daneben lag ein halbes Dutzend weiterer Blätter, die mit unzähligen Notizen vollgekritzelt. Und zwischen, unter und über dem Durcheinander lagen die verschiedenen Bücher und Lexika, die er benötigt hatte, quer über den ganzen Tisch verteilt.
    Kopfschüttelnd über das Wirrwarr an Papier raffte er erst seine Notizen zusammen, stapelte dann die Bücher ordentlich auf einer Seite und nahm sich dann ein neues, weißes Blatt Pergament, dass er sorgfältig vor sich legte. Dann begann er, die Übersetzung noch einmal sauber zu aufzuschreiben.

    So höret nun, ihr, die ihr meine Erben und Nachfolger seid; mein Tod kam zu früh, denn die Wahrheit darf nicht mit mir sterben. Sehr prosaisch. Irgendwie klang eine Jahrhunderte alte ausdrucksweise immer beeindruckend. Es folgten nun noch einige Erklärungen allgemein, von wegen alte Familie und so. Geschichte, Prahlerei, Hintergrund, alles mögliche. Alles sehr gehoben und ausschweifend.
    Der verlorene Thaig war mehr als nur die ewige Heimstatt unserer Familie, mehr als der Ort, an dem unser Blut durch Adern aus Stein floss.
    In den steinernen Tiefen gab es eine Halle, gewaltig und wunderschön, von Paragons erbaut und vom Stein selbst geheiligt. In ihrem Zentrum lag die Essenz der Berge
    -Er hatte zwar keine Ahnung, was die "Essenz der Berge" sein sollte, aber das war ja auch nicht seine Aufgabe. Seine Feder tanzte weiter - durch den Stein geschützt und...
    Er hielt inne. Ein Gedanke wälzte sich durch sein Bewusstsein. Diese Gruppe... sie schien ja diesen Schatz wirklich haben zu wollen. Und sie waren die ersten seit einer langen Zeit, die es in den Turm geschafft hatten. Vielleicht... Vielleicht konnten sie auch jemanden aus dem Turm bringen, wenn sie glaubten, ohne die Hilfe eines Magiers niemals ans Ziel zu kommen. Vielleicht... Aber wenn die Templer es herausfanden, dann würde es Ärger geben, extremen Ärger. Und doch - das war die Gelegenheit, auf die er so lange gewartet hatte. Er musste sie nur noch ergreifen. Die Spitze der Schreibfeder zögerte noch einen Moment über dem Pergament, dann schrieb er entschlossen weiter: durch den Stein geschützt und durch unser Wissen - und jetzt fügte er das alles entscheidende ein, - und durch schreckliche Magie - das war alles, nur diese drei Wörter - verteidigt, damit kein Unwürdiger in ihre Nähe kommen kann.
    Er lehnte sich zurück und betrachtete sein Werk. Es würde niemandem auffallen, aber wenn er Glück hatte, würden die Gefährten sich fragen, wie sie gegen die Magie ankommen könnten. Und wenn er ihnen und den Templern klar machen konnte, dass diese Suche ohne einen Magier zum Scheitern verurteilt war, dass sie nicht nur seine Magie, sondern auch sein Wissen brauchten... Vielleicht würden sie ihn dann gehen lassen. Seine Mundwinkel zuckten. Wahrscheinlich würde dieser komische Kauz, Alrik, wieder mit seinem Bann Fasado von Baumgreif ankommen, oder wie auch immer der hieß. Er musste es jetzt nur noch richtig anstellen, dann war ihm ein Ausweg aus dem Turm so gut wie sicher.
    Aber zuerst musste er seine Reinschrift beenden. Er tauchte die Feder in das nun fast leere Tintenfässchen und schrieb weiter.
    Und wir achteten auf sie, wir hüteten sie und verehrten sie, doch wir haben gefehlt. Welch große Sünde müssen wir begangen haben, damit der Berg uns so bestraft. Er jagte Kreaturen aus dem Schatten auf uns, so böse, dass selbst die Mutigsten unter uns alle Kraft verließ. Und doch stellten wir uns und kämpften, vermengten unser Blut mit dem Stein und versuchten zu verteidigen, was unser war. Aber gegen das Böse kann niemand siegen und niemand kann seinen Klauen entreißen, was es einmal für sich beansprucht hat.
    Lang und breit erzählte der Zwerg, wie sein Thaig untergegangen war. Einen Moment lang stockte Rhaego. Ganz sicher würden die Gefährten dorthin gehen. Wollte er wirklich sich in eine solche Gefahr stürzen? Doch als er sich an die Templer erinnerte, schwand die Entschlossenheit. Alles war besser als dieses Gefängnis hier, diese steinernen Mauern, die vorsorglich die Außenwelt von den Magiern fernhalten sollte. Und außerdem - er musste ja nicht bei der Gruppe bleiben, wenn der Turm erst hinter ihnen lag. Dann gab es nichts mehr, was ihn daran hiderte, seinen eigenen Weg zu gehen.
    Mit einem zufriedenen Lächeln schrieb er rasch noch den letzten Satz auf das neue Pergament.
    Dies ist die Wahrheit über unseren Niedergang, wie wir alles verloren, was einst unser war, selbst das, was nicht verloren werden darf.
    Dann streckte er sich erneut, stand auf und räumte die Bücher weg, ehe er mit seinen Unterlagen auf dem Arm zu dem gelangweilten Templer marschierte, der dazu verdonnert worden war, ihn zu bewachen.
    "Ich bin fertig", erzählte er dem Gerüsteten.
    Der schreckte halb hoch. "Wer? Was? Womit?"
    Rhaego zog die Augenbrauen hoch und verkniff sich ein Grinsen. "Mit dem Auftrag, den Dylan mir gegeben hat. Ihr erinnert Euch? Die Übersetzung."
    Ein leicht verwirrter Ausdruck erschien auf dem Gesciht des Templers, ehe er das Wichtigste erfasst hatte. "Dylan? Ja, dann müssen wir ihm das erzählen... " Er fing sich wieder. "Genau. Auf geht's, Magier, trödelt hier nicht so rum!"
    Und mit einem raschen Stoß setzte er Rhaego in Bewegung auf die schweren Türen der Bibliothek zu.
    Rhaego verzog das Gesicht. Nein, es war sicher kein Fehler, diesen Ort verlassen zu wollen.
    Geändert von Rhaego Alcaryen (17.03.2012 um 17:33 Uhr)

  10. #50
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Gegen Abend in den Gängen des Zirkels

    Die Dalish bewegte sich unsicher durch die engen Gänge, doch starrte sie stets stolz in die Augen der Leute, die ihr entgegen kamen und das waren nicht eben wenige. Beinah alle senkten den Blick. Hinter ihr lies der Templer, welcher ihr immer noch folgte ein lautes, unverhohlenes Gähnen ertönen.
    "Wie lange willst du denn noch hier umherwandern, Klingenohr?", meinte er verächtlich, "ich hätte bereits nach dem Essen Dienstschluss für heute gehabt.", fügte er grummelnd hinzu. Leirâ wandte sich um und starrte ihn finster an.
    "Wenn es dir so unangenehm ist, mir zu folgen, dann geh doch einfach. Ich komme schon zu Recht."
    "das hättest du wohl gern, was? Lass das mal schön sein, ich könnte dir das als Verschwörungsversuch gegen uns Templer und unsere Ordnung auslegen!" Der Elfe Lippen stürzten sich vor Wut.
    "Oh ja, eure innig geliebte Ordnung, euresgleichen wie Sklaven zu behandeln." Richard schnappte nur nach Luft und die Jägerin drehte sich wieder um um dem Flur weiter zu folgen. Dabei versuchte sie verzweifelt sich zu orientieren.
    Irgendwie sieht hier alles gleich aus. Andruil, hilf mir.
    Sie hatte sich gleich nach dem Essen von den anderen beiden verabschiedet, während Juliette noch immer Bier kippte und Alrik ihr dabei Gesellschaft leistete. Leirâ war sich dabei nicht ganz sicher, ob der Shemlen nicht auf mehr aus war als der Kriegerin bloße Gesellschaft, aber das war nicht ihre Angelegenheit. Dann war sie kurz in der ihnen zugewiesenen Kammer gewesen um ihre Waffen, Mantel und Bogen dort abzulegen, wobei sie das Dar'Misu allerdings behalten hatte. Ob aus Misstrauen, Unsicherheit oder mangelnden Vertrauen gegenüber den Rosenohren vermochte sie selbst nicht zu sagen. Und nun wanderte sie verloren durch diese ewig gleich aussehenden Gänge auf der Suche nach dieser Tür, die ihr der Elfenmagier in der Bibliothek erwähnt hatte. Doch dieser hatte sie auch gebeten, nach Möglichkeit ohne den Templer zu erscheinen, was sie vor gleich zwei große Probleme stellte:
    Erstens musste sie diese Tür, von der der Mann gesprochen hatte überhaupt erst einmal finden und
    Zweitens Richard loswerden und das nach Möglichkeit auf eine Art, auf die sie weder das Misstrauen noch die Feindschaft der Templer erntete, und gerade zu letzterem wollte ihr wirklich nichts mehr einfallen.
    Doch die Entscheidung wurde ihr abgenommen: Gerade als sie meinte, den Gang gefunden zu haben vernahm sie eine laute, herrische Stimme:
    „Beim Erbauer, seid ihr noch bei Trost? Ihr kennt die Regel zur Versammlung, und nun seid froh dass ich so nachsichtig bin und euch nur zum Kommandanten bringe!“ Vorsichtig lugte die Jägerin um die Ecke, sie verspürte wahrlich kein Verlangen wieder in einen Streit mit den Shemlen zu geraten. Und erschrak als sie sah, wie zwei Templer drei Magier, darunter die beiden Elfen die sie heute Mittag in der Bibliothek getroffen hatte, vor sich her stieß.
    Mythal, dass diese Magier so mit sich umspringen lassen... zwar hatte sie selbst keinerlei Erfahrung in den arkanen Künsten, allerdings wusste sie was Magier zu tun vermochten. Sie hatte die Hüterin ihres Clans und ihren Ersten die Erde erschüttern und über Pflanzen gebieten sehen. Und nun beugten diese sich dem herrischen Worte einiger Shems in Rüstungen? Ein tiefer Seufzer formte sich tief in ihrem Geiste, nahm den weg über ihren Stimmapparat und verließ schließlich ihren Mund. Ihre verirrten Vettern schienen wahrlich allen Stolz verloren zu haben. Zunächst flammte Wut in ihr auf, der Funke entsprang im selben Herd wie der Seufzer, doch beherrschte sie sich. Mit einem Blick auf Richard, der ihr immer noch folgte wurde ihr dann auch schmerzlich bewusst, dass sie den Flachohren nciht zu helfen vermochte, ohne sich, Alrik und Juliette in Schwierigkeiten zu bringen, aus denen selbst der charmante Fereldener sie nicht heraus reden hätte können.
    das Leder ihrer Handschuhe knirschte, als die die Fäuste ballte, aber dann schnaubte sie nur.
    Zwar behandeln sie mich nicht besser als eine Fremde, doch das ist nicht ihre Schuld. Aber diese Elfen, die sich wie Hunde von den Rosenohren anketten lassen sind es auch nicht wert, meine beiden Begleiter in Schwierigkeiten zu stürzen.
    Einen kalten Stich spürte sie im Kopfe, ihrem Herzen. Es war eigentlich nicht ihre Art auf andere herab zu sehen, doch dieser Turm stellte ihre Ansichten auf eine harte Probe, wie auch die gestrigen Erfahrungen mit Flachohren und Menschen. Und so verschloss sie die Augen vor Elend, das sie ihrer Meinung nach besser nciht kümmerte, denn sons würde sie ihre weitere Reise durch diese fremde Welt, die von den Shemlen beherrscht wurde, zerbrechen. Sie ging mit bitterem Gesichte in eine andere Richtung uns sah Juliette samt Alrik ihr entgegen kommen...

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