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  1. #31
    DA-FRPG only Avatar von Rhaego Alcaryen
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    Zirkel der Magier, Ferelden
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    Badezimmer? Rhaego verstand nicht, warum die Templer das so lustig fanden. Er hatte Leirâ auf dem Weg zu der Bibliothek zwar in der Nähe dessen getroffen, dennoch war ihm der Witz nicht klar. Die Dalish reagierte gereizt und zog fast ihr merkwürdiges Messer. Einen Sekundenbruchteil lang wünschte er, sie würde damit auf die Templer losgehen. Dann holte sein Verstand ihn wieder ein und er atmete beruhigt aus, als sie sich wieder entspannte. Sie hatte keine Chance gegen zwei Templer, selbst wenn sie größer und kräfiger wäre. Glücklicherweise ließ sie sich aber von der Bibliothek ablenken und fragte nicht weiter nach, ob die Magier gerne im Turm waren oder nicht.
    Rasch versuchte Rhaego sie - um seinerselbst willen - noch weiter von dem Thema abzubringen. Zielstrebig ging er los, zu der Abteilung, in der alles über Sprachen gesammelt war.
    Währenddessen korrigierte er sie: "Um genau zu sein, gibt es hier recht wenig Schriftrollen. Sie verbrauchen zu viel Platz, daher hat man die meisten in gebundene Bücher umgeschrieben."
    Von ihr gefolgt ging er durch die engen Gänge zwischen den Regalen. Am frühen Nachmittag war in der Bibliothek am meisten los, da auch die Langschläfer inzwischen wach geworden waren und ihre Studien weiterbetrieben. Er versuchte, Zusammenstöße mit anderen Magiern zu verhindern, was dadurch extrem erschwert wurde, dass die meisten, denen er begegnete, offenen Mundes an ihm vorbei auf die Dalish starrten. Durch die schweren Tritte der Templer - ein Geräusch, dass jeder Magier im Schlaf erkannte - zogen sie auch noch die restliche Aufmerksamkeit auf sich, bis schließlich die ganze Betriebsamkeit der Bibliothek aufhörte, weil alle Magier die kleine Dalish anstarrten.
    Rhaego zog sie weiter und flüsterte ihr zu. "Ihr müsst ihnen verzeihen, wir kriegen nicht oft Besuch". Einer der Templer blieb stehen und schaute demonstrativ in die Runde.
    "Habt ihr keine Arbeit zu erledigen?", fragte er mit einem leicht drohenden Unterton. Mit viel Geraschel widmete sich sofort jeder Magier wieder seinen eigenen Dokumenten - allerdings nicht ohne Leirâ mit verstohlenen Blicken zu mustern, wenn sie glaubten die Templer würden nicht hinsehen. Auch Leirâs Blick wichen sie aus, während sie Rhaego geradezu mit Blicken bombardierten, jeder einzelne eine Erklärung fordernd. Die Templer hinter ihm hielten sie allerdings von Fragen ab und so kamen sie endlich bei den Regalen an, die Rhaego suchte. Während er die Regalreihen nach geeigneten Titeln absuchte, erklärte er der Elfe abwesend: "Ihr seht hier das gesammelte Wissen des Zirkels - sicher die größte und umfangreichsten Bibliothek Fereldens."
    Entwicklung zwergischer Sprache, das schien doch vielversprechend zu sein. Auch ein Lexikon der Runen zog er aus dem Regal. Gab es auch etwas über ältere Zwergenschriften? Aufzeichnungen des Hjalmar. Er erinnerte sich, dass dieser Magier sich vor einigen Jahrzehnten mit zwergischen Inschriften auseinandergesetzt hatte. Während er mit dem Finger an den Buchreihen entlangstrich, fügte er über die Schulter hinzu: "Ihr könnt Euch hier gerne umschauen, aber seid vorsichtig mit den Büchern. Viele der Schriften sind unbezahlbar."
    Mit einem Arm voller Bücher ging er zu einem freien Tisch und legte sie dort vorsichtig ab. Als er merkte, dass die Dalish ihm gefolgt war, meinte er: "Falls ihr noch Fragen habt, hilft Euch sicherlich jeder der Magier weiter." Und sei es auch nur aus Sensationsgier. "Ich habe leider etwas zu tun. Die Templer wünschen und wir führen aus", fügte er mit einer leichten, ironischen Verbeugung vor den anwesenden Rüstungsträgern hinzu. Obwohl einer von ihnen den Magier mit leicht zusammengekniffenen Augen musterte, war er sich scheinbar nicht sicher, ob Rhaego es ernst meinte oder nicht. Um seine Unsicherheit zu überspielen, schnauzte er die Dalish an: "Am besten geht Ihr und lenkt ihn nicht länger ab."

  2. #32
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Es war furchtbar. Jeder starrte sie an, jedes verdammte Auge in der Bibliothek schien auf sie gerichtet zu sein. sie spürte sie förmlich auf der Haut, auch wenn sie immer rasch die Köpfe abwandten, so sie zurückblicken wollte. Zwar versuchte Rhaego das Verhalten seiner Artgenossen zu entschuldigen, aber Leirâ wusste dass es nichts damit zu tun hatte dass sie ein besuch war, sondern dass sie anders war. So anders in der Fremde.
    sie lauschte dem Magier nur mit einem Ohr zu und war etwas verdutzt, als er sie einfach so abservierte. Bisher war er immer höflich, wenn auch kurz angebunden gewesen und jetzt das. Na ja, Leirâ zuckte mit den Schultern, wandte sich um und zog wahllos eines der 'Bücher' aus einem der Holzgestelle. Zunächst drehte und wendete sie es neugierig in der Hand, dann klappte sie es auf. Und hielt erschrocken all die Pergamentfetzen fest, die herauszufallen drohten. Rasch schaute sie sich um, aber wieder wandten nur alle den Kopf als sie ihren Blick bemerkten. Richard schaute sie teils belustigt und teils herblassend an, der andere Templer war bei Rhaego geblieben. Sie schaute nur herausfordernd zurück, was dem Mann ein müdes, überlegenes Lächeln ab rang.
    Sie schaute sich eine der Seiten an, die heraus gefallen war und kam zu dem Schluss, dass diese Schriftzeichen alle irgendwie gleich aussahen. Sie stellte das buch zurück an seinen Platz und ihre Augen blickten in große, grüne Pupillen. Dieser Magier wendete die Augen nicht ab. Augen, welche beinah so groß waren wie ihre eigenen. Augen, die unter einer leicht vorgelagerten Stirnpartie lagen, in einem Gesicht das auf nur schmalen Schultern ruhte. Auch wenn jegliche Zeichen im Gesichte fehlten, so erkannte Leirâ einen Elfen. Sein dunkelbraunes Haar war strikt zurückgekämmt und reichte ihm kaum bis zum Hals. er stand auf der anderen Seite des Holzaufbaus und schaute sie an, seine Augen folgten den Vallaslin in ihrem Antlitz. Ein spöttisches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.
    "Willst du nur gucken oder sagst du auch mal was?" Die Augen weiteten sich im Schrecken und der Elf verschwand. Die Dalish schaute ihm nach, das Buch verschwand wieder an seinem Platz und sie lief los in die Richtung, in welcher sie den Mann vermutete. Sie lief an einigen Holzgebilden vorbei, bog ab und hörte ein:
    "He! Was glaubt ihr, was ihr da tut, Elfe?", hinter sich, als Richard ihr nicht mehr zu folgen vermochte. Sie drehte sich um und wollte gerade eine scharfe Erwiderung vom Stapel lassen, als eine Hand auf ihren Mund gedrückt wurde und sie um eine Ecke gezerrt wurde. der Elf von eben, knapp einen halben Kopf größer als sie schaute ihr in die Augen. Dann schaute er in die Richtung, aus der Richards wütende Stimme kam.
    "Kommt am Abend zum Zimmer am Ende des Ganges und versucht, ohne den Templer zu erscheinen.", zischte dieser mit rauer Stimme, dann war er verschwunden. Noch ehe die Jägerin ihm folgen konnte klatschte eine schwere Hand auf ihre Schulter. sie verdrehte die Augen und fuhr den Templer, noch ehe dieser den Mund öffnen konnte an:
    "Habe ich irgendetwas unhöfliches oder Misstrauen erregendes getan?"
    er schaute verdutzt zurück. Er hatte seit Ende seiner Ausbildung nur mit Magiern zu tun gehabt, und die hatten zu gehorchen, dass jemand so mit ihm redete...
    "Ihr seid fortge..."
    "Fortgelaufen?", höhnte sie, "Die Treppe war dort hinten, wenn ich dich erinnern darf. Und jetzt nimm deine Hand von mir!" sie wischte die Hand beiseite, der Manns starrte sie nur mit offenem Mund an, ehe er seien Fassung zurückgewann.
    "Versucht so etwas nicht noch einmal.", zischte er und lehnte sich wieder gegen einen der Holzbauten und versuchte, einschüchternd zu wirken. Leirâ ignorierte ihn und schaute nachdenklich in die Richtung, in die der andere Elf verschwunden war.
    Was sollte das...?

  3. #33
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    -> Myrddins Arbeitszimmer
    Gästezimmer
    Tag 3 - 14:24 Uhr


    Nachdenklich betrachtete Juliette ihren unverhüllten Körper in dem großen Spiegel der in dem geräumigen Gästezimmer stand, das ihnen der alte Magier zur Verfügung gestellt hatte. Es war ein großes Zimmer in dem unter anderem drei komfortable Betten aneinander gereiht, mehrere Kommoden und Schränke, ein niedriges Tischchen mit ein paar Sesseln darum herum vorhanden waren und, was Juliette am besten gefiel, auch über eine Badewanne verfügte. Diese befand sich hinter einer mit Wandteppichen verhangenen Wand welche etwas hinter der Mitte des Raumes stand, wodurch ein praktischer Sichtschutz geschaffen war, und der Duft der Seife lag noch immer in der Luft. Anders wie auf den Fluren und in den Hallen des Turmes, oder zumindest in denen die Juliette bisher war, war die Luft nicht vom Rauch der Fackeln verpestet, da hier Laternen für die nötige Beleuchtung sorgten. Eine angenehme Abwechslung wie sie fand.

    Nachdem der strohblonde kleine Knabe, den Myrddin herbeigerufen und ihn als einen seiner Novizen vorstellte, die beiden Gäste des Zirkels in ihr Quartier führte fragte er nasekräuselnd ob die Ritterin oder der Gesandte möglicherweise baden wollten. Erst war Juliette kurz davor gewesen empört zu fragen ob sie etwa stinke und hatte dafür schon den Mund geöffnet doch kurz bevor sie den Jungen für diese Unhöflichkeit zu Recht gewiesen hätte stockte sie. Mit einer Mischung aus fassungsloser Vorfreude fragte sie ihn wie entgeistert ob ihnen wirklich eine Badewanne zur Verfügung stand. Der Novize hatte sie verwundert angesehen, als hätte sie gefragt ob der Himmel blau wäre, und unsicher bejaht. Daraufhin war ein Leuchten über Juliettes vernarbtes Gesicht gegangen, die sogleich das Bad gerichtet war Alrik höflich aber bestimmt aus dem Zimmer jagte. Es war nun schon Monate her das die Duellantin einmal gründlichst mit sauberem Wasser und mit Seife baden konnte und das hatte sie sich auf keinen Fall nehmen lassen wollen. Nicht das Alrik ihr mit dem Baden zuvorkommen wollte, er meinte er habe schon letzten Monat gebadet, was Juliette beinahe mit „Das riecht man.“ kommentiert hätte. Aber die Adlige wollte nun mal keine männliche Gesellschaft wenn sie sich in die Fluten stürzte, jedenfalls keine die sie kaum kannte.
    Etwas unwohl war ihr schon dabei sich hier im Zirkel zu entkleiden. Sie mahnte sich das sie hier langsam paranoid wurde und das sich nicht alles um sie drehte aber tief in ihrem nervösen Verstand fragte sie sich ob diese Magier möglicherweise durch Wände sehen konnten. Nicht das sie vor Scham im Boden versunken wäre, wäre es diesen Gestalten tatsächlich möglich, sie war selbstbewusst genug, aber der Gedanke gefiel ihr dennoch nicht. Jedoch war das dampfende Wasser dann doch verlockend genug um ihre Bedenken verstummen zu lassen.
    So hatte sie gut und gerne mehr als eine Stunde der Körperpflege gewidmet oder einfach nur in der Wanne gelegen und das Gefühl des warmen Wassers das sie umgegeben hatte genossen. Es war natürlich nichts im Vergleich dazu was sie früher in Orlais als baden bezeichnet hätte aber nach so langer Zeit, kam es ihr so vor als schwebte sie im siebten Himmel…jedenfalls bis das Wasser so langsam kalt wurde. Enttäuscht das es schon vorbei war erhob sie sich aus dem kühlen Nass und trocknete sich mit einigen Tüchern ab ehe sie sich, mit noch immer nassen Haar, im besagten Spiegel betrachtete. Davor hatte sie sogar noch ein Rasiermesser vorgefunden und sich des unerwünschten Bewuchses an ihrem Körper entledigt.

    Es kam ihr so vor als stünde eine Fremde vor ihr, eine fremde vernarbte Kämpferin, eine Frau über die sie sich früher, im Kreise ihrer Freunde und Speichellecker, wohl durchaus lustig gemacht hätte. Damals noch wäre sie fest davon überzeugt gewesen, dass das was sie nun da sah ein Trugbild wäre, dass das nicht sie war, dass sie sich mit einen bösen Streich oder eines Sinnestäuschung konfrontiert sah. In Anbetracht dessen, dass sie sich hier im Turm der Magier befand erschien ihr der Gedanke wirklich vor einem Trugbild zu stehen gar nicht mehr so unmöglich. Für einen dieser magischen Bastarde dürfte es doch möglicherweise ein leichtes sein Illusionen zu weben und fast schon fühlte sie sich verlockt diesen absonderlichen Gestalten die Schuld zuzuschieben und sich in dem reizvollen Gedanken zu wiegen noch immer auf denselben Luxuskörper wie früher stolz sein zu können. Doch die Duellantin wusste das Wunschdenken die Realität nicht verändern würde. Die sehnige Gestalt im Spiegel war definitiv sie.
    Die Fremde im Spiegel tat es Juliette gleich und seufzte trübsinnig während sie langsam an ihrem Gegenüber herabsah. Der Adligen gefiel das was sie sah definitiv nicht. Trainierte Muskeln und etliche Narben, von denen seinerzeit nicht wenige hatten genäht werden müssen, von zahlreichen Kämpfen zogen sich über ihre sportlich aussehende Gestalt. Sie war noch immer schlank und ihre weiblichen Rundungen waren noch immer vorhanden doch im Vergleich zu früher hatte sie deutlich abgenommen. Damals war sie zwar nie mollig oder gar fett gewesen aber sie hatte doch eine Schicht mehr auf den Rippen gehabt als heute, gerade mal so viel damit sie nicht aussah als hole Mann sich blaue Flecken wenn er mit ihr schlafen würde. Vielleicht übertrieb sie, sie neigte dazu ihre eigene körperliche Beschaffenheit in ihren eigenen Augen etwas hochzubauschen, aber aus ihrer Sicht sah sie aus als bestreite sie beruflich Armdrücken gegen breite Kerle. Besonders als sie ihren rechten Arm, ihren Schwertarm, erhob und nach oben angewinkelt anspannte wurde ihr klar dass sie wohl nie wieder als zarte Dame beschrieben sein würde. Dafür sah sie nun einfach zu zäh aus und da ihr der Anblick ihres sichtbar hervortretenden Bizepses fast schon die Tränen in die Augen trieb ließ sie ihren Arm wieder sinken, wobei ihr Blick dann aber auf ihre Schultern fiel. Es erfühlte sie mit Wehmut zu sehen dass sie ihr Lieblingskleid, das sie früher so oft trug, nie wieder anziehen könnte, selbst wenn sie es noch hätte. Für ein Kleid mit so einer Schnittweise und vor allem mit so einem Ausschnitt waren ihre Schultern nun deutlich zu breit und ihre Brüste eine Nummer zu klein.
    Erneut versuchte sie sich von diesem deprimierenden Anblick fortzureißen aber ein weiteres Mal blieb ihr Blick an ihr selbst hängen, diesmal an ihrem Bauch. Langsam ließ sie ihre einst zierliche Hand über die sichtbare Bauchmuskulatur gleiten an der nicht ein Gramm Fett zu sehen war. Es war einfach zum verrückt werden. Zum Glück war die unerwünschte Behaarung an ihren Beinen und ihren Armen vor allem entfernt, sonst war sie sich sicher, wie das Klischeebild einer Frau die sich zu anderen Frauen hingezogen fühlte auszusehen. Einerseits waren diese Muskeln für sie überlebenswichtig, da sie fast tagtäglich auf sie angewiesen war aber andererseits war noch viel ihres alten Denkens in ihrem Verstand verblieben, unter anderem der Wunsch schön zu sein. Früher etwas das für sie auch nicht gerade unwichtig gewesen war. Ihr kalter Vater hätte keine Verwendung für eine hässliche Tochter gehabt also war es für sie damals ähnlich überlebenswichtig gut auszusehen.

    Sie schnaubte ärgerlich. Wie herzlos musste man eigentlich sein um die eigene Tochter an jemanden zu verheiraten den sie kaum kannte und vor allem verabscheute und in ihr überhaupt nur eine Ressource zu sehen. Die aristokratischen Züge der Fremden im Spiegel verzogen sich gereizt. Es machte sie so wütend wenn sie darüber nachdachte. Gewisser Weise konnte sie es nachvollziehen. Die Ehe mit diesem peinlichen Trottel, Kylian, hätte den angefressenen Ruf der Familie Ludin wieder hergestellt, es hätte der Familie, oder wohl eher ihrem Oberhaupt, viele Gelegenheiten eröffnet zu noch größeren Wohlstand und Einfluss zu kommen aber es am eigenen Leib zu erfahren das der eigene Vater in einem nur ein Mittel zum Zweck sah, war mehr als nur niederschmetternd. Juliette hatte nie einfach so besondere Zuneigung seinerseits erfahren, darum war es auch immer eine erheiternde Belohnung gewesen wenn er einmal doch, wenn auch meist nur knapp, lächelte oder sie anders lobte. Doch mittlerweile hatte sie erkannt dass dies auch nur eine Zweckmäßigkeit gewesen war, um sie bei der Stange zu halten.
    Als ihr diese Erkenntnis kam, vor ein paar Jahren, die Flucht aus ihrer Heimat lag noch nicht lange zurück, trieb es den Schmerz tief in Juliettes Seele und zum Teil war er noch immer vorhanden. Tiefste Depressionen hatte sie durchgemacht, hatte angefangen zu trinken und ernsthaft über Selbstmord nachgedacht. Das Leben dass sie bis dahin geführt hatte war fort und bedeutungslos geworden, sie war bettelarm und im Begriff noch ärmer zu werden, sie war kurz davor alle Hoffnung fahren zu lassen. So schleppte sie sich wochenlang durch das Land, von einer Taverne zur nächsten und soff sich beinahe nicht nur um den Verstand und um ihr letztes Geld sondern auch um ihr Leben. Doch irgendwann einmal, Juliette musste zugeben dass sie nicht mehr wusste wann und warum, ließ die schmerzliche Trauer nach. So war diese aber nicht verschwunden, sie existierte noch heute, gar nicht mal so tief in Juliettes Seele, aber sie war so weit zurück gegangen das es ihr wieder möglich war nach vorne zu sehen. Unter anderem half ihr ihr Glaube über die tiefsten Depressionen zu kommen, etwas an dem sie früher doch stark gezweifelt hätte. Es war beruhigend etwas zu haben an das man sich klammern konnte und sei es nur ein goldener Anhänger der Kirche und Hirngespinste, wobei sie selbst das so nie gesagt hätte.

    Plötzlich riss sie ein Geräusch aus ihren Gedanken. Jemand war in das Zimmer eingetreten und kam langsam näher.
    „Lady Juliette?“, ertönte Alriks Stimme vorsichtig fragend. „Seid ihr fertig?“
    Rasch schnappte sie sich einen Bademantel der neben dem Spiegel hing und warf ihn sich um, während sie drohend die Stimme erhob als die Schritte näher kamen.
    „Wenn i`r auch nur einen Schritt `inter diesen Sischtschutz macht, seid ihr tot!“
    Während die Duellantin den Bademantel, der ihr bis zu den Knöcheln reichte, zuschnürte und darauf achtete das er so wenig freie Haut wie möglich zeigte, antwortete Alrik verunsichert: „Äh…Tut mir Leid. Ich wollte euch nicht…“
    „Schon gut, isch `abe es nischt ernst gemeint.“, antwortete sie schon freundlicher während sie in ein paar Pantoffeln schlüpfte.
    Lediglich mit besagter Aufmachung trat sie mit offenem noch nassem Haar um den Sichtschutz, hinein ins eigentliche Gästezimmer. Alrik, der sein Schwert und seinen Schild zusammen mit seinem Rucksack in einer Ecke verstaut hatte, stand wie angewurzelt mitten im Raum und errötete leicht als er die gelassen Eintretende erblickte.
    „Oh verzeiht. Ich…“, haspelte er nervös, aber unbeeindruckt an ihm vorbei gehend in Richtung der Sessel, unterbrach Juliette ihn.
    „Wie gesagt: Schon gut. Wollt i`r auch baden?“, fragte Juliette leicht hoffnungsvoll während sie sich auf dem am komfortabelsten aussehenden Sessel setzte und die Beine überschlug, wobei sie aber darauf achtete das der Bademantel genau da blieb wo er sein sollte.
    Der Bursche schüttelte kurz den Kopf, aber wohl nicht als Antwort auf ihre Frage.
    „Nein, nein. Zu oft Baden ist ungesund.“, entgegnete er wieder etwas gefasster, wobei Juliette in Gedanken seufzte. Schade. „Sonst dringt doch zu viel Wasser durch die winzigen Löcher in der Haut ein.“
    Leicht überrascht zog Juliette die Augenbrauen ein Stück hoch, aber bevor sie fragte „Welcher Trottel hat euch denn das erzählt?“ verkniff sie es sich lieber. Fereldische Sitten und Aberglaube. Was war das doch für ein unwissendes Pack aber da sie Alrik eigentlich ganz gut leiden konnte sah sie darüber hinweg und antwortete stattdessen: „Wie i`r meint.“
    Der Bursche zog die Nase hoch und setzte sich ihr gegenüber ebenfalls auf einen Sessel.
    „Aber euch scheint es gut getan zu haben.“, meinte er freundlich. „Ihr seht gut aus.“
    „Ach was.“, antwortete sie verdrießlich nachdem sie sich seufzend eine Strähne aus dem Gesicht schob und den Blick senkte. „Isch se`e doch aus wie eine Schlägerin.“
    „So würde ich das nicht sagen.“, sagte Alrik aufmunternd. „Eine Kämpferin, vielleicht oder nein: Eine Kriegerin! Das ist doch etwas Ehrbares.“

    Juliette schnaubte. Für sie klang Kriegerin keinen Deut besser, eher deutlich primitiver und barbarischer als Schlägerin und aus ihrer Sicht war weder das eine noch das andere ehrbar. Ihrer Meinung nach sollte es keine Kriegerinnen geben, Krieg war schließlich die Aufgabe der Männer, etwas auf das die Adlige dankend verzichten könnte. Diese Ansicht wurde auch größtenteils in Orlais vertreten aber hier in Ferelden war das anders. Hier hatte man diese ach so tolle Gleichberechtigung, die dafür sorgte das in Kriegszeiten, auch Frauen, sofern sie kräftig genug waren, eingezogen wurden. Die Adlige fand diese gesellschaftliche Einstellung, besonders als sie noch neu in diesem Land war, ziemlich fragwürdig, aber da dieses intolerante Pack immer gleich so giftig wurde wenn sie, besonders als Orlaisianerin, deren Sitten und Gebräuche hinterfragte, selbst im höflichsten Ton, hatte sie sich abgewöhnt zu hinterfragen.

    „Isch will aber nischt wie eine Kriegerin ausse`en.“, entgegnete sie halblaut, noch immer den Blick zu Boden gerichtet.
    „So wie ihr darüber redet, könnte man glauben das sei etwas Schlechtes.“
    Juliette sah wieder auf, in das jugendliche Antlitz ihres Gegenübers und antwortete selbstsicher.
    „Kriegerinnen bringen Leute um. Was soll denn daran gut sein?“
    „Ja, das tun sie aber in den Geschichten die mir unteranderem mein Großvater erzählte werden Kriegerinnen immer als Heldinnen beschrieben. Edle Gestalten, zu denen man aufsieht.“, antwortete er in einem aufmunternden Ton.
    Liegt vermutlich daran das die Geschichten meist aus der Sicht der Sieger erzählt werden. , dachte sich Juliette trotzig. Es gefiel ihr nicht mit Heldinnen verglichen zu werden, schon allein weil die Bezeichnung doch stark vom jeweiligen Standpunkt abhängig war, aber größtenteils weil sie sich alles andere als heldenhaft vorkam. Im Moment kam sie sich eigentlich sogar ziemlich schäbig vor.
    „Isch bin nischt edel. Isch war es vielleischt mal, aber `eute…“
    „Das ist doch nicht wahr!“, unterbrach er sie entschieden in ihren trübsinnigen Worten. „Ihr habt mich selbstlos vor diesen blutrünstigen Trunkenbolden in Lothering gerettet. Was ist edler als jemanden in der Not beizustehen?“

    Irgendwie fühlte sie sich leicht geschmeichelt aber das Gefühl wurde durch eine unangenehme Erkenntnis verwässert, die dafür sorgte dass sie sich sogar noch schäbiger fühlte. Sie hatte nicht aus Nächstenliebe gehandelt, jedenfalls nicht völlig und das der Bursche glaubte sie habe es doch getan bereitete ihr Scham. Hielt er sie für eine tugendhafte Retterin, wo sie doch einfach nur eine heruntergekommene Sünderin fernab der Heimat war. Es hatte ihr noch nie gefallen andere zu belügen oder zu täuschen, obgleich sie sich schon oft dazu gezwungen sah, sowohl in Orlais als auch in Ferelden schon.
    „Nun ja, i`r `attet eure immens wertvolle Schriftrolle erwä`nt und isch war bar jeder Münze…“
    „Aber dennoch habt ihr mir geholfen und auch nach unserer Flucht habt ihr sie mir nicht entwendet, obwohl ihr dazu sicher in der Lage gewesen wärt.“, meinte er daraufhin erfrischend freundlich. „Was ich sagen will: Warum redet ihr schlecht über euch selbst? Ihr seid edel! Und so schlecht wie ihr anscheinend glaubt, sehr ihr ganz sicher nicht aus.“

    Obgleich Juliette schon unterbewusst den Mund geöffnet hatte um zu wiedersprechen, drang kein Wort aus ihrer Kehle. Es war lange her dass sie einmal sprachlos gewesen war, dafür war sie meist viel zu gefasst, dass musste man hier zu Lande in ihrer gesellschaftlichen Position sein, aber Alriks Aussage hatte es geschafft. Er sagte es so überzeugt, ohne einen Hauch von Hochmut, dass ihr einfach nichts einfiel was sie erwidern könnte und sie fühlte sich dazu verleitet ihm tatsächlich Glauben schenken und nicht einmal unbedingt weil sie sich nun tatsächlich geschmeichelt fühlte.
    Als sie sich ihres offen stehenden Mundes und der Tatsache bewusst wurde knapp drei Herzschläge fassungslos geschwiegen zu haben, riss sie den Blick schnell von dem Fereldaner weg und starrte auf den Boden, genauer gesagt auf den eher halbherzig gefertigten Teppich unter ihnen. Am Hofe des Hochadels ihrer Heimat ein gefährlicher Fehler, der immense Scherereien mit sich gezogen hätte, etwas das der Adligen früher nie passiert wäre. Früher und auch hier in Ferelden brachte sie so leicht nichts in Verlegenheit, auch nicht Schmeicheleien oder Komplimente, aber dennoch war ihr kurzzeitig eine milde Röte ins Gesicht gestiegen, die sich aber kaum einen Augenblick später wieder löste als sie den Blickkontakt wieder aufnahm.
    „Danke, Alrik.“, sagte sie mit einem aufrichtigen Lächeln auf ihren vollen, aber auch zerkratzen Lippen. Er lächelte freundlich zurück und schien taktvoll zu tun als ob er ihre kurzeitige Verlegenheit nicht bemerkt hätte, etwas wofür sie ihm dankbar war.

    -> Bibliothek

  4. #34
    DA-FRPG only Avatar von Rhaego Alcaryen
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    Rhaego hatte die Dalish schon wieder halb vergessen, als er sich über das vergilbte Pergament beugte. Er ging die Runen erneut durch, ob irgendetwas an ihnen auffällig war. Das Problem war, dass er einfach nicht genug Erfahrung über das Zwergische hatte, um richtig mit den Runen umzugehen. Er schlug eines der Bücher auf, dass er mitgebracht hatte. Soweit er wusste, stand in dessen Vorwort einiges, was ihm bei der Übersetzung helfen würde. Allein die Satzstrukturen hatten sich in der zwergischen Schrift in den letzten hundert Jahren extrem geändert.
    Plötzlich gab es in der Nähe Lärm. Entnervt blickte der Magier auf. Das hier war eine Bibliothekk! Manche Leute wollten hier arbeiten! Er sah gerade noch, wie die Dalish, gefolgt von ihrem Templer um ein Regal eilte. Natürlich. Sie war ja ganz nett, aber anscheinend wirklich eine Wilde. Mit einem leichten Seufzer wandte er sich wieder dem Buch zu und las mehr über Prädikatsstellung, verzweigte Runen und mehrdeutige Attribute. Als das Vorwort sich dem Ende zu neigte, wechselte er zu einem Aufsatz über die Veränderung der Zwergenschrift und -Sprache in der letzten Zeit. Erst dann fühlte er sich gerüstet für den ersten Satz. Mühsam quälte er sich mit einem Lexikon durch die Zeichen und schrieb für jedes Wort die verschiedenen Bedeutungen heraus. Er brauchte einen Kontext, um die gemeinte Aussage des Wortes richtig zuzuordnen.
    Nachdem er den esten Satz durch hatte, starrte er auf ein halbes Blatt voller möglicher Bedeutungen der einzelnen Runen. Er hatte auch schon mal leichtere Texte vor sich gehabt. Er beschloss, es als Herausforderung zu sehen. Mühsam ordnete er die passenden Bedeutungen einander zu, achtete auf bestimmte Wortstellungen, die es leichter machten, Bedeutungen auszuschließen und strich schließlich die Übersetzungen, die nicht passten.
    Bei dem ersten Satzteil, war er sich recht schnell sicher: So höret nun fing der Text an.
    Doch schon danach war Rhaego nicht mehr ganz klar, wie es gemeint war. Es ging um etwas, was später kam. Konnte man sagen die, die danach kamen? Aber das traf den Kern nicht ganz. So in der Richtung. Er merkte es sich so gut es ging und wandte sich dann dem weiteren Text zu. sobald der Zusammenhang stand würde auch das klar werden.

  5. #35
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    -> Gästezimmer
    Mit weitaus besserer Laune als vor ein paar Minuten, schloss Juliette, gekleidet in ihre nun frisch gewaschene Duellkluft und wieder mit Haarband fixierten Haar und ihrem gekonnt selbstgeflochtenen Zopf, die hölzerne Tür zum Gästezimmer hinter sich. Alrik hatte es doch tatsächlich geschafft sie aus ihrem Trübsinn herauszuholen, eine beachtliche Leistung bei ihrem vor Selbstmitleid zerfressenen Gemüt, was dazu führte das sie ihm deutlich wohlgesinnter war. Ob sie ihn nun tatsächlich einen Freund nennen könnte war sie sich nicht sicher. Nach all der von Misstrauen und Ablehnung geprägter Zeit hier in Ferelden, fiel es ihr nicht leicht schon so weit zu denken. Auf jeden Fall war sie sich sicher dass er ein guter Kerl war und was sprach dagegen sich mit ebenso einen gut zu verstehen? Von der Sorte gab es in Ferelden jedenfalls nicht allzu viele.

    Nachdem der Bursche der Adligen aus dem erstickenden Wirbel ihrer Trauer geholfen hatte, ging er erst mal mit der Begründung er wolle nach Leirâ und der Schriftrolle sehen. Erstere hatte er aus den Augen verloren, von letzterem wusste er das der Magier gedachte sie in der Bibliothek zu übersetzen. Eigentlich hatte Juliette gehofft der Blondschopf würde das verflixte Ding schnell übersetzen können aber scheinbar wurden ihre Hoffnung durchkreuzt und da er vermutlich noch einige Zeit benötigen könnte entschloss sie sich einen anderen Zeitvertreib zu suchen als in ihrem Gästezimmer zu warten und sich gelangweilt zu kämmen. Nebenbei bemerkt etwas das sie schon lange nicht mehr getan hatte und das merkte sie deutlich als der kleine hölzerne Kamm durch ihr dunkelbraunes, verfilztes Haar glitt. Wehmütig kam ihr in den Sinn das ihr Haar früher viel schöner, seidiger und länger als heute war, damals ging es ihr fast bis zur Hüfte. Ihre Mutter hatte immer gesagt Mit viel Haar, kann man viel anstellen und das hatten sie damals. So viele kunstvolle und ausgefallene Frisuren, es hatte nicht selten Stunden in Anspruch genommen ihre Mähne in die richtige Position zu bringen aber das Ergebnis war immer wieder etwas Neues gewesen. Heutzutage trug sie ihr Haar nur noch gescheitelt mit Zopf, damit sie ihr nicht in die Quere gelangen konnten, wenn sie kämpfen musste. Aber da der Gedanke in ihr wieder Kummer aufrüttelte lenkte sie ihr Augenmerk schnell aus etwas anderes.

    Freundlicherweise hatte Myrddins Novize ihre Kleidung reinigen lassen, auch etwas das seit langem einmal überflüssig gewesen war und so genoss sie das Gefühl seit langer Zeit endlich einmal wieder vollkommen sauber zu sein. Wie genau ihre Kleidung nun gewaschen worden war, ob nun mit herkömmlichen oder magischen Mitteln, wollte sie gar nicht wissen.

    Kaum hatte sie sich aus dem Gästezimmer bewegt heftete sich auch schon ein Templer an ihre Fersen. Er trug die typische Templermontur, zusammen mit geschlossenem Helm und folgte ihr wachsam auf Schritt und Tritt. Wäre sie nicht darüber informiert dass sie, genauso wie Alrik und Leirâ, ständig unter Aufsicht sein würde wäre sie nun wohl ziemlich beunruhigt, aber sie war sich sicher dass die Templer dies nicht umsonst veranlasst hatten. Sie wussten schließlich was sie taten, da war sich die Duellantin sicher.
    Erst nach mehrmaligen Nachfragen, fand sie endlich den Weg in die Bibliothek, was den Gerüsteten hinter ihr bei jedem Fragen schmunzeln ließ. Es behagte ihr nicht sich durch die verwinkelten Korridore des Turmes zu wandeln, zum einen da sie die Anordnung ziemlich verwirrend fand und zum anderen da viele der Magier sie so neugierig ansahen. Aber andererseits hatte Juliette wenig Lust im Gästezimmer zu versauern also hatte sie sich vorgenommen in einem Buch zu schmökern, dafür waren sie schließlich da.
    Es war offensichtlich dass diese Robenträger schon lange keine Besucher mehr von außerhalb des Turmes gesehen hatten aber das machte es der Duellantin auch nicht gerade angenehmer. Die meisten beschränkten sich darauf neugierig und gewissermaßen diskret zu schauen aber der eine oder andere, meistens männliche Magier schaute ihr etwas mehr interessiert nach oder lächelte ihr auch zu. Sie hingegen sah dann meist einfach ungerührt, manchmal auch ziemlich eisig weg. Es gefiel ihr nicht so viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Normalerweise bedeutete dass für sie das Schwierigkeiten auf sie zukamen und außerdem wollte sie sich mit keinem dieser Sonderlinge unterhalten müssen. Wie es wohl erst Leirâ mit ihrem schneeweißen Haar und ihren abstrakten Linien im Gesicht erging? Jedoch sorgten vermutlich unter anderem der Templer als auch ihr abweisender Blick das Juliette keiner ansprach, genauso wie sie es sich erhofft hatte. Es gab wohl nichts Effektiveres als einen unnahbarer Gesichtsausdruck und einen kräftigen Begleiter um sich unliebsame Gesprächspartner vom Leib zu halten. Eine Vorgehensweise die sie schon in ihrer Jugend anwandte. Schließlich nach einigem Umherirren kam sie in einem großen, langen Raum an, dessen Wände gesäumt von hohen Regalen voller Bücher waren und etliche Magier, sowohl Elfen als auch Menschen, gingen geschäftig umher. Erstaunt ließ die Adlige den Blick über das schiere Ausmaß des gesammelten Wissens gleiten. Sie hatte geahnt dass die Magier viele alte Schriftwerke aufbewahrten, aber dass es gleich so viele sein würden hatte sie sich kaum vorstellen können. Ratlos fragte sie sich was sie nun eigentlich lesen sollte als sie sich wieder des wartenden Templers zu ihrer Seite gewahr wurde. Dieser schien gelangweilt und verschränkte, leise seufzend die Arme hinter dem Rücken.
    „Verzei`t, Ser Templer?“, fragte sie ihn höflich als sie sich zu ihm umdrehte. Er blickte zurück, wie konnte die Orlaisianerin nicht sagen aufgrund seines Helmes, doch er schien ihr zuzuhören. „`abt i`r auch zufällisch Büscher auf orlaisisch?“
    Juliette war zwar des Fereldischen mächtig und dazu in der Lage flüssig zu sprechen doch beim Lesen tat sie sich öfters etwas schwer. Es mangelte ihr wohl einfach an Übung, da sie als mittelose Söldnerin verständlicherweise nicht oft ein Buch in die Hand bekam.
    „Keine Ahnung.“, antwortete der Gepanzerte kurzbündig und sah wohl in der Überzeugung genug gesagt zu haben wieder ziellos in die Gegend.
    Auch wenn sie es als fragwürdig betrachtete über einen Vertreter des geehrten Ordens der Templer der Kirche schlecht zu denken kam sie nicht darum herum ihre Mundwinkel missbilligend ein Stückchen nach unten zu ziehen. Offensichtlich waren nicht alle Templer, die tugendhaften Recken wie man sich erzählte. Darüber war sie sich zwar bereits im Klaren gewesen, es gab schließlich überall schwarze Schafe, aber das der Gerüstete gleich so an Manieren mangeln lassen musste, reichte um ihn für die Adlige deutlich unsympathischer zu machen. Er hätte wenigstens etwas entgegenkommender antworten können und irgendwie glaubte sie ihm nicht dass er keine Ahnung hatte. Schließlich musste er sich doch in Ausführung seiner Pflicht ständig im Inneren des Zirkels aufhalten, da könnte er doch durchaus gröbste Kenntnisse über die Bibliothek haben oder zumindest wissen wenn sie fragen könne.
    Aber andererseits: Vielleicht konnte er selbst nicht lesen, dank der mehr als mangelnden Bildung dieses Landes, oder er war einer dieser verbohrten Patrioten, die sämtlichen Orlaisianern die Jahrzehnte zurückliegende Besatzung seines Landes vorwarf, und solchen dann prinzipiell in keinster Form helfen wollte. Wenn die Orlaisianerin so darüber nachdachte machte ihr keine der genannten Möglichkeiten den Templer angenehmer.

    Lautlos seufzend ging Juliette wieder weiter, vorbei an langen Holztischen an denen hier und da ein Magier saß und über alte Bücher brütete, und vorbei an den vollgestopften Regalen. Um nun doch noch etwas passende Lektüre zu finden, musste sie nun wohl also doch einen dieser Bücherwürmer ansprechen, etwas das ihr wenig gefiel. Zum zweiten Mal an diesem Tag wünschte sie sich das Louanne, ihre ehemalige Sekundantin und unteranderem auch eine Freundin, wieder bei ihr wäre und das sie in Juliettes Namen sprechen könnte. Sie war zwar immer ein bisschen schüchtern gewesen aber man hatte sich auf sie verlassen können und sie hatte ihre Herrin oft mit nützlichem Rat beigestanden. Kurz fragte sie sich was wohl nun aus ihr geworden war. Vermutlich hatte Juliettes Vater sie mitleidslos auf die Straße gesetzt, jetzt wo er keine Verwendung mehr für sie hätte. Grausam aber da sie nicht wieder wütend werden wollte und es ohnehin wie aus einer anderen Epoche schien, verdrängte sie diese Gedanken wieder und überlegte sich lieber welchen dieser Magier wohl nun ansprechen sollte. In ihrem Geiste sprach sie die Bezeichnung dieser Sonderlinge noch immer mit kühler Abscheu aus, als wenn es sich bei den Magiern um eklige Insekten handelte.

    Nachdem sie also scheinbar planlos zwischen diesen meterhohen Wänden aus geschriebenem Wissen geschlendert war musterte sie diskret die Magier die dort geschäftig wie Bienen in ihrem Stock umherstreiften. Bei den meisten kam sie zum Schluss mit ihnen kein Wort wechseln zu wollen. Nicht weil sie zu arrogant war oder sich zu fein war mit niederem Volk zu reden, damit hatte sie kein Problem, sondern weil etliche Aspekte ihrer Erziehung dagegen aufbegehrten mit einem Magier überhaupt zu reden. Sie hoffte irgendwann mal einen zu sehen der so wenig Abscheu wie möglich in ihr weckte, der so normal wie möglich wirkte.
    Schließlich fiel ihre Wahl auf einen relativ kleinwüchsigen Knaben, der gerade mit dem Rücken zu ihr, Bücher ins Regal stellte. Die in rötlichen Tönen gehaltene Robe schien ihm fast eine Nummer zu groß zu sein und sein ungekämmtes schwarzes Haar hing in wirren Strähnen in alle Richtungen. In einem diskreten Abstand stellte sie sich hinter ihn und räusperte sich hörbar, doch es gab darauf keine sichtbare Reaktion. Er schien etwas in sich gekehrt und murmelte kaum hörbar während er weiterhin seiner Tätigkeit nachging.
    Genervt verdrehte die Adlige die Augen bevor sie neutral klingend das Wort erhob.
    „Ihr! Magier!“
    Plötzlich zuckte Angesprochener erschrocken zusammen und riss beinahe die Bücher die er soeben eingeräumt hatte wieder herunter und konnte dies nur verhindern indem er die kippenden Bücher hektisch wieder zurück auf ihre Plätze schob. Mit gehetztem Blick drehte er sich zackig zu der etwas herablassend blickenden Duellantin um.
    „Beim...Ich….Was…“, stotterte er undeutlich bis seine, seltsam groß wirkenden grüne Augen den gelangweilten Templer neben der Adligen bemerkte. „Was es auch ist, ich war es nicht!“
    „Verzei`t, isch wollte eusch nischt erschrecken.“, meinte Juliette noch immer diplomatisch, während der Templer belustigt gluckste. Beim Erbauer, was für ein schreckhaftes Exemplar, dachte sie sich halbwegs amüsiert als sie ihn etwas näher musterte. Irgendwie wirkte er seltsam und seine Stimme klang nicht so jung wie man es anhand seiner Größe erwartet hätte. Erst jetzt registrierte Juliette das seine Gesichtspartie stellenweise, für menschliche Verhältnisse unnatürlich war, beispielsweise Nasenrücken oder Stirn. Diese erinnerten irgendwie an einen Elf, genauso seine Ohren, auch wenn sie nicht so lang und die Form einer Klinge hatten, sondern eher lediglich wie ein angespitztes menschliches Ohr wirkten. Als sie all das im Geiste zusammen setzte begriff Juliette, dass sie einen Halbelf vor sich hatte. Sie hatte schon einmal davon gehört das tatsächlich Kinder aus einer unsittlichen Zusammenkunft von Mensch und Elf hervorgehen konnte, etwas das in den meisten gesellschaftlichen Kreisen nicht gerade angesehen war.
    „Wa-Was…kann ich für euch tun, H-herrin?“, haspelte er nervös als Antwort nach einem verunsicherten Seitenblick auf den Gepanzerten zu Juliettes Rechten.
    Laut ihrer Erziehung hätte Juliette nun eigentlich ohne ein Wort davon gehen sollen. Es gehörte sich nicht für eine Hochadlige mit so jemand zu reden aber so dachte sie schon lange nicht mehr. Sie sah sich schließlich nicht länger von adligen Rivalen, von denen einige vorgaben Freunde zu sein, umringt für die es ein gefundenes Fressen wäre und wer war sie, dass sie den Burschen aufgrund seines Aussehens verurteilen könnte? Früher hätte sie wohl anders gedacht, aber wie erwähnt: So dachte sie schon lange nicht mehr. Irgendwie hatte sie schon immer Mitleid für solche Ausgestoßene übrig gehabt, schließlich hatte dieser Halbelf sich ganz sicher seine Eltern nicht ausgesucht, weshalb ihr Blick etwas sanfter wurde als sie weitegehend emotionslos antwortete.

    „Isch suche Werke auf orlaisisch. Wisst i`r zufällisch wo isch solche `ier finden kann?“
    Der Halbelf dachte kurz nach und nachdem er unruhig schluckte antwortete er.
    „Si-Sicher. Gleich hier um die Ecke. Soll ich euch schschnell dort hinführen?“
    Während Juliette nickte und dem nervösen Magier folgte fragte sie sich ohne sich etwas anmerken zu lassen was denn mit ihm los sei. Sah sie denn so einschüchternd aus? Sicher, die Narben in ihrem Gesicht ließen sie nicht gerade ungefährlich wirken aber sie hatte ihre Bewaffnung nach Aufforderung der Templer in ihrem Quartier gelassen. Vielleicht lag es aber auch an diesem Bücherwurm, mutmaßte die Adlige, oder an dem Templer der hinter ihr her trottete. Bevor sie sich aber dessen allzu viele Gedanken machen konnte, waren sie bereits an einigen Regalen vorbei, belgeitet von manch einem neugierigen Blick, und der Halbelf blieb stehen.
    „Wir haben nicht viele Bücher in eurer Sprache, Herrin. Aber die, die wir haben, sind hier.“, erklärte er während er sich umdrehte und auf das Regal zu seiner Seite deutete. „Größtenteils handelt es sich um Berichte über den Krieg oft aus der Sicht orlaisischer Kommandanten aber wir haben auch einige…“
    „Zu freundlisch, Magier.“, unterbrach sie den Halbelf. Sie rechnete ihm zwar an dass er hilfsbereit war und sie korrekt ansprach aber man musste auch nicht gleich übertreiben. Er hatte ihr gezeigt wo Bücher auf orlaisisch waren und das genügte bereits. Juliette stellte fest das sie sich in Gegenwart von Magiern scheinbar grundsätzlich nicht sonderlich wohl fühlte, darum wollte sie dieses Gespräch so kurz wie möglich halten. „Isch finde misch schon zu Rescht.“
    „Ach so…Natürlich. Kann ich wieder an meine Arbeit?“, fragte er noch etwas unsicher mit einem kurzen Blick auf den Templer. Vielleicht hielt er die Adlige für eine Respektsperson, immerhin wurde sie von einem Templer begleitet und überhaupt hatte man sie, trotz der Sperre, in den Turm gelassen, zumindest vermutete Juliette das. Es würde auch erklären warum er auf eine Erlaubnis wartete sich entfernen zu dürfen, doch da Juliette keine Respektsperson war überließ sie es dem Kirchenkrieger zu antworten und ließ ihren Blick über die Bücher schweifen.
    „Ist mir egal, Spitzohr.“, antwortete der Templer abwertend und noch immer ziemlich gelangweilt klingend.
    „Verstehe…Dann einen…schönen Tag noch.“, murmelte das „Spitzohr“ ehe es sich schlurfend entfernte.

    Im Geiste mit den Schultern zuckend ging Juliette die einzelnen Buchtitel durch. Das meiste handelte sich tatsächlich um den letzten Krieg aber daran hatte die Orlaisianerin kein Interesse und nicht mal unbedingt weil ihr Heimatland damals verloren hatte sondern weil sie Krieg prinzipiell schrecklich fand, genauso wie Mord und Totschlag. Unglücklicherweise erlebte sie letztere öfters jeden Tag, da brauchte sie nicht auch noch darüber zu lesen. Ansonsten standen nur einige langweilige oder, für sie, unnütze Themen, wie Kräuterkunde -Gewusst wie-, Orlaisisch für Anfänger oder eine Abhandlung über die frühe Geschichte von Orlais. Schließlich fiel ihr Blick auf in rotbraunen Leder eingebundenes Buch. Es war etwa eineinhalb Handbreit dick und ein, zwei Finger kleiner als die Bücher die es umgaben. Hinten auf dem Einband war eine seltsame Kreatur mit Messing abgebildet, welches Juliettes Interesse geweckt hatte. Neugierig zog sie es heraus.
    Es stellte sich als eine Sammlung verschiedener orlaisischer Sagen und Legenden heraus. Zuerst überlegte sich die Adlige es einfach wieder zurück zu stellen aber dann müsste sie sich erst einmal noch ein weiteres suchen und da sie das Gefühl hatte das man sie hier irgendwie anstarrte, wollte sie sich einfach nur irgendwo hinsetzen, damit sie diese neugierigen Bücherwürmer ignorieren könnte.

    So nahm sie es unter den Arm und hielt auf den nächsten Tisch zu. Allzu interessante Lektüre würde es vermutlich nicht sein, Juliette fand kaum etwas an irgendwelchen alten Geschichten, aber es schien vorerst keine Alternative zur Verfügung zu stehen.
    Seufzend setzte sie sich an einen freien Tisch und schlug das Buch auf, als ihr auffiel, das am selben Tisch wenn auch sehr viel weiter hinten, der Magier der mit der Übersetzung der Schriftrollte betraut war, dieser Rhaego, dort saß und scheinbar konzentriert an der ihm zugewiesenen Aufgabe arbeitete. So in Gedanken, sich irgendwo hinzusetzen, um die restlichen Magier ausblenden zu können hatte sie gar nicht darauf geachtet. Hätte sie es getan, hätte sie sich wohl an einen anderen Tisch gesetzt aber da es wohl komisch wirken würde, würde sie einfach gleich wieder aufspringen, blieb sie hier. Die Adlige beschränkte sich darauf mit einer eisigen Miene weg zu schauen, nämlich in das aufgeschlagene Buch.
    Dieser Kretin konnte ihr gestohlen bleiben und wo sie gerade bei Kretins war…obwohl, nein. So schlimm ist sie nicht…jedenfalls im Vergleich zu ihm…wo war Leirâ eigentlich?

  6. #36
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Die Dalish stand noch immer in irgendeinem Winkel der Bibliothek und schaute verwirrt dem Elfen hinterher, der ihr gerade bedeutet hatte ihn später zu treffen. Dann hob sie den Blick und schaute den Templer an, der nur giftig zurückstarrte. Dennoch hielt sie ihren Blick auf dessen Augen gerichtet, fest entschlossen nicht zu wanken. Es war ein regelrechtes Wettstarren, denn keiner der beiden wollte dem gegenüber die Genugtuung zusprechen überlegen zu sein. So hätten sie wohl noch Stunden da gestanden, wäre Ser Richard etwas älter oder erfahrener gewesen im Umgang mit Leuten, die ihm nicht schon von Rechtswegen unterstellt waren. also wandte er, sobald er ein Geräusch vernahm das über das übliche, leise Rascheln oder verhaltene Schritte hinausging, den Blick ab. Und handelte sich einen überlegenen Blick von der kleinen Jägerin ein.
    Die setzte sich dann wieder in Bewegung, allmählich hatte sie genug von engen Gängen, staubiger Luft und neugierigen Blicken. Vor allem letztere wurden mehr und mehr zu einer Qual, zumal ein jeder augenblicklich den Blick abwendete sobald er oder sie das Gefühl hatte, dass Leirâ den Blick bemerkt hatte.
    Sie schnaubte und ging wahllos in eine Richtung und irgendwie kam sie dazu sich zu fragen, was sie eigentlich noch mal hier tat? Warum hatte sie sich Alrik und Julliette überhaupt angeschlossen, auf der Suche nach diesen Reichtümern? Was sollte sie mit Reichtümern? Begleitete die die Beiden etwa nur aus Ermangelung besserer Alternativen? Falls ja, wäre nun der Punkt erreicht, an dem sie weiterziehen sollte. Diese Enge, dieses.... Angestarrtwerden, zu einem Schauobjekt geworden zu sein war ein mehr als nur guter Grund die Sachen zusammen zu packen und weiter zu reisen. Wer würde sie schon vermissen? An dieser Stelle kassierte der Templer wieder einen abschätzenden Blick.
    Weder er noch einer seiner Kumpanen, darauf möchte ich wetten. Und Julliette sicher auch nicht. Bleibt noch Alrik. und beim Gedanken an den freundlichen, aufgeschlossenen jungen Mann kam ihr in den Sinn, dass sie nicht nur aus Notwendigkeit mit ihm reiste, da war noch etwas anderes... da war die Neugier auf die Welt der Menschen, oder was es mit den Zwergen und ihrer Schriftrolle auf sich hatte? Die Zwerge... sie hatte noch nie einen vom kleinen Volk getroffen, doch ihr Vater hatte ihr von ihnen erzählt. Klein und breit, keiner von ihnen sollte mehr messen denn anderthalb Schritt, und das auch nur die Größten ihrer Art. Zudem sollten sie sehr behaart sein, gar kein Vergleich zu den Shemlen. So würde sie mit ihren Begleitern wohl nicht nur erstmals das kleine Volk zu Gesicht bekommen, sondern auch noch eines ihrer alten Geheimnisse ergründen...
    Dirthamen, welchen Fad auch immer du für mich ausersehen hast, es scheint interessant zu bleiben. stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht.
    Also würde sie bleiben, auch, um sich all denen zu beweisen, die sie nur wie ein seltsames Tier sahen, das man nach Gutdünken begaffen konnte. Da geschah es erneut: Ein Tuscheln drang an ihr Ohr, ihr Blick erfasste zwei Magierinnen, eine davon eine Elfe gar, die sie anstarrten und rasch die Augen senkten. Sie starrte nur zurück, hielt entschlossenen Schrittes auf die beiden zu, die sich gerade um eine Ecke drücken wollten.
    "Was habt ihr zu sagen? So sagt es mit ins Gesicht!", fuhr sie die beiden an, bekam dafür jedoch nur ein:
    "Zügelt euch, das hier ist ein Ort der Ruhe und des Lernens. Wenn ihr Lärmen wollt, so tut das woanders." von Rechts, wo ein Shem in einem der Zaubererkleider hinter einem der Holzkonstrukte hervor trat. Sie schaute diesem fest in die Augen.
    "Ich bin bereit eure Bräuche zu akzeptieren, so ihr mich akzeptieren könnt.", noch immer lag diese Schärfe in ihrer Stimme, welche des Magiers Augen groß werden lies. Dieser fuhr sich über den blanken Schädel, nur über den Ohren und am Hinterkopf hatte er noch langes, graues Haar und seine Mundpartie zierte einer dieser Bärte.
    "Seht es ihr nach, es war unsere Schuld, Verzauberer Tondar.", mischte sich die andere Elfe ein. sie war größer als Leirâ, schlacksiger. Ihr Magierkleid schien ihr nicht so recht zu passen, lockiges, braunes Haar fiel ihr über die elfischen Züge. Sie schaute den Verzauberer Tondar aus hellbraunen Augen an. Der lupfte eine seiner unglaublich buschigen Augenbrauen, grummelte irgendetwas so leise, dass nicht einmal Leirâ es verstand und stapfte davon.
    "Unsere schuld? diese Wilde hat hier rumgeschrien.", mischte sich die Shemzauberin mit scharfem Zischen in das Gespräch ein. Sie trug ihr blondes, langes Haar als Zopf, ähnlich Julliette. Ihre Augen, von derselben Farbe wie die der Dalish, wenn auch deutlich kleiner, blitzten wütend auf. Die Elfenzauberin hob beschwichtigend die Hand.
    "Wir haben sie angestarrt."
    "Das ist kein Grund für diese Wilde, hier so herumzubrüllen."
    Es bereitete Leirâ Mühe, aber sie ermahnte sich ihres Versprechens an Alrik und schwieg, denn hätte sie geredet wäre wie nur wieder laut geworden.
    "Sie ist eine Dalish, keine Wilde. Sie ist von meinem Volk.", erwiderte die Elfe scharf. die Shemfrau rollte nur mit den Augen.
    "Sie ist nicht von deinem Volk, sie ist eine Wilde. Aber bitte, wenn dir ihre Gesellschaft lieber ist als die meine, nur zu!", und schon war sie verschwunden. Richard hinter Leirâ gluckste nur belustigt. So langsam aber sicher begann er der dalish gehörig auf die Nerven zu fallen.
    "Verzeiht mir bitte, ich wollte nicht unhöflich sein. Es ist nur so... Ich habe so viel über unser Volk gelesen, und nun seid ihr hier, da...", richtete die größere Elfe nun das Wort ans sie.
    Die Jägerin schaute der Magierin fest in die Augen und führte dann die Linke vom Herzen im Halbkreis vor den Körper.
    "Aneth ara.", grüßte sie mit ruhiger Stimme, "Ich bin Leirâ Ven vom Klan der Klingen des Langen Weges."
    Zunächst schaute die Zauberin nur verdutzt zurück, dann verschränkte sie die Arme vor der Brust und neigte das Haupt.
    "Ich grüße euch, Leirâ Ven. Ich bin Ragana Ogg, Magierin des Zirkesl von Ferelden." sie schauten sich in die Augen.
    „Doch was treibt euch um, hier im Zirkel und das ohne euren Klan? Ich dachte, unser Volk wäre nie allein?“
    Leirâ lupfte eine Augenbraue. Was du alles nicht ahnst, verirrte Schwester
    „Ich reise in Gesellschaft einiger Shemlen, Flachohr. Und du bist nicht vom Volk, du warst es einmal.“, trotz der ausgesprochenen Beleidigung war der Jägerin Stimme ruhig und sanft. Sie fuhr sich mit dem linken Zeigefinger über das Gesicht.
    „Du trägst keine Vallalslin, verirrte Schwester, das zeichnet dich als Flachohr aus.“
    Raganna schaute sie an, in ihrem Blick lag eine Mischung aus Verärgerung und Belustigung. Dann griff sie sich mit Daumen und Zeigefinger an die Spitze ihres linken Ohres.
    „So viel flacher als eure sind sie nicht.“, dann schaute sie der Dalish wieder ernst ins Gesicht, „Das sind also die Vallalsin? Ich habe Zeichnungen davon gesehen, aber die euren sehen so anders aus…“
    „Sie sind alle einzigartig, ein Muster für jeden vom Volk.“, Leirâ verschränkte die Arme vor der Brust, während die Magierin weiterhin fasziniert den Linien folgte.
    „Und… Werden sie wirklich aus dem Blut der bei der Geburt verstorbenen Kinder gemacht?“
    „Was?“, der Jägerin entglitten die Gesichtszüge. Etwas derart abstruses hatte sie nun wahrlich nicht erwartet.
    „Aus Blut, ja. Aber doch nicht das Blut der Kinder, das ist… eklig…“
    „Tut mir leid, verzeiht, ich wollte euch nicht verärgern und…“
    „Ma nuvenin, du hast mich nicht verärgert. Ich bin nur erschüttert, was man sich in der Welt der Shemlen über uns erzählt.“ Raganna sah sie neugierig an.
    „Was bedeutet dieses Wort? ‚Shemlen’?“
    Leirâ hatte kaum Luft geholt, da erhob Richard die Stimme.
    „Nun ist es aber genug. Hast du nichts Besseres zu tun als dich für Dinge zu interessieren, die du eh nie wieder brauchen wirst?“ Raganna blicke verschreckt auf, verneigte sich hastig und ging davon, ohne sich auch nur zu verabschieden. Leriâ schaute derweil Richard wieder an, mit diesem Beute-Blick. Der zeigte ein verächtliches Gesicht.
    „Und du hörst auf, hier die Magier aufmüpfig zu machen, Klingenohr.“ Sie schnaubte nur. Die Jägerin hatte gerade schon wieder genug von Zirkel und stapfte wütend um die nächste Biegung, nur um fest zu stellen dass sie im Kreis gelaufen war:
    Hier war platz zwischen den Buch-Ruheplätzen und dort stand ein langer Tisch, an dessen oberen, Leirâ gegenüberliegenden Ende Rhaego noch über dem Pergament brütete. Direkt vor ihr saß Juliette und hatte eines dieser ‚Bücher’ aufgeschlagen. Neugierig trat die Elfe hinter die Kämpferin.
    „Wenn du das… Wie war das Wort noch mal? Verdammt… Ähem…. Verstehen kannst, wieso brauchen wir dann die Hilfe von Rhaego?“, fragte sie, ihren Kopf direkt neben dem der Orlaisianerin.

  7. #37
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    Juliette zuckte etwas zusammen als plötzlich Leirâs helle Stimme weniger als eine Armlänge von ihr entfernt ertönte und diese sich ziemlich nahe an Angesprochene stellte. Normalerweise war sie nicht allzu schreckhaft, in der turbulenten Zeit in Ferelden hatte sie sich an böse Überraschungen weitegehend gewöhnt, aber eben hatte sie sich auf eine alte orlaisische Volkssage konzentriert und die Dalish hatte einen leisen Schritt inne, sodass die Adlige sie unmöglich hatte hören können bis sie die Stimme erhob.
    Die Orlaisianerin schaute etwas verständnislos in das liniendurchzogene Gesicht zu ihrer Seite und dachte kurz über die Frage nach. War das eine Art Fangfrage oder warum fragte die Dalish etwas derart dummes? Als ob Juliette der Deutung alter zwergischer Runen fähig war. Sie tat sich ja schon bei fereldischen Texten schwer. Wäre sie so schlechter Laune wie gestern, hätte sie genauso abfällig wie eben gestern auch geantwortet, doch eigentlich war die Duellantin gar nicht mal so schlecht drauf. Sie hatte sich gründlichst mit Seife und sauberen Wasser waschen können, ihre Kleider waren ebenfalls gereinigt, wären die ganzen verfluchten Magier nicht hier, wäre ihre Stimmung sogar außergewöhnlich gut. Daher antwortete sie mit einem distanzierten Lächeln und halbwegs freundlich.

    „Isch glaube i`r verwechselt da etwas. Isch kann zwar lesen aber doch keine zwergischen Runen, wie auf der Schriftrolle.“
    Während sie sprach musterte Juliette das elfische Gesicht, das ihrem im Moment ziemlich nahe war. Auf dieser geringen Entfernung sahen ihre Tätowierungen und ihre Gesichtszüge noch einmal seltsamer und fremder aus, allen voran ihre unmenschlich großen Augen. Die hellblaue Iris schien fast das ganze Auge mit einem himmelblauen, nicht unschönem Muster auszufüllen während diese neugierig, zumindest glaubte Juliette sie sahen neugierig aus, auf das aufgeschlagene Buch und dann zu ihr sahen.
    Ungewollt sog die Adlige ziemlich viel Geruch von der Dalish ein, doch zum Glück stank sie nicht so erbärmlich wie das Groß der Fereldaner, auch wenn sie nicht gerade gut roch. Jedenfalls würde Juliette diesen irgendwie holzigen, leicht modrigen Geruch, denn sie spontan „Wald“ taufte nicht als wohlreichend bezeichnen. Vielleicht sollte Leirâ auch einmal baden.
    Kurz musste die Adlige den Blick abwenden ehe sie weitersprach. Es bereitete ihr irgendwie ein mulmiges Gefühl sich selbst so deutlich in den Augen ihres Gegenübers spiegeln zu sehen.
    „Se`e isch denn etwa schon so schlimm aus das i`r misch für eine Zwergin `altet?“, fragte sie kurzeitig etwas mehr lächelnd um den kleinen Scherz zu verdeutlichen.

  8. #38
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Leirâ fiel erst jetzt, wo sie ihres Gegenübers Antlitz so nah sehen konnte all die Unterschiede auf, welche die Shemlen von den Dalish unterschieden, am deutlichsten diese winzigen Augen. Julliettes stahlgraue Augen spiegelten sich im sanften Blau der Ihren und all die kleinen Feinheiten des Gesichtes der Adligen fielen ihr auf. Zugleich steig ihr der angenehme Geruch der Kämpferin in die Nase. So angenehm hatte nur selten eine Person gerochen, und dann auch nur zu Festtagen, wenn die Elfen ihres Klans sich mit Duftkräutern einrieben. Der Duellantin war hübsch, diese kleinen Narben an der Lippe und der Braue rückten es beinahe in die Nähe eines von Vallaslin verziertes Antlitzes. Die Elfe brauchte so etwas länger, ehe sie auf das Gesagte eingehen konnte:
    "Ich habe noch nie Zwerge gesehen. Also verzeiht, falls ich da etwas verwechselt habe.", sie lächelte, ihr Körper bewegte sich derweil ihr Kopf unverändert nah an dem der Adligen blieb. Dann machte sie einen plötzlichen Satz und saß auf dem Tisch, nun richtete sich auch ihr Oberkörper auf.
    "Aber nachdem, was ich über das kleine Volk weiß, seht ihr einer Zwergin überhaupt nicht ähnlich. Ihr seid zu schlank. Und dabei noch größer als ich, wobei die Bewohner der Berge sogar mir.", sie hob die Rechte auf Höhe ihrer Brüste, "kaum bis zur Brust reichen sollen."
    Nun grinste sie breit. Woher diese plötzliche Gelassenheit rührte, mit der sie Julliette begegnete vermochte sie selbst nicht zu sagen. Irgendwie war eine Unterhaltung mit der Kämpferin noch das Angenehmste, seit sie diesen von allen Göttern verfluchten Turm betreten hatten. Desweiteren war dies das erste Mal, dass sie und die Adlige sich beinah mit so etwas wie Respekt begegneten und sich nicht, wie jedes Mal zuvor, drauf und dran waren sich gegenseitig eine Klinge in den Leib zu rammen.
    Hinter Juliette spannten Richard und der Templer, der Julliette begleitet hatte sich an, fixierten die kleine Dalish, die als Einzigste der Unterwarteten Gäste des Zirkels nach wie vor ihre Waffen trug, doch war ihre einzige aktive Handlung bisher, ihre Hände auf die Griffe ihrer Schwerter zu legen.
    So blickte die Dalish wieder der adligen in die Augen.

  9. #39
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    „`ier in Ferelden sie`t man `in und wieder durschaus einen Zwerg. Meistens sind das fa`rende ´ändler oder dergleischen.“, meinte Juliette nun ehrlich lächelnd. „Klein ist finde isch noch untertrieben und `aarig sind sie.“
    Auch wenn sie die Elfe nun gar nicht mehr so unangenehm, wie sie vorher dachte, empfand war sie doch etwas erleichtert das Leirâ etwas mehr auf Abstand ging. Das Misstrauen hatte sich schon vor Jahren tief in Juliettes Verstand verankert, weshalb sie solche Nähe nur ernsthaft tolerieren konnte wenn sie betrunken war und dafür brauchte es einiges an Alkohol.
    Aber dennoch gefiel es ihr wie ruhig und vernünftig sie sich mit der Dalish unterhalten konnte, wo sie bis jetzt doch mehr schlecht als recht mit einander ausgekommen waren. Vielleicht gefiel es ihr aber auch mit jemand reden zu können der kein Magier war oder sie nicht so misstrauisch wie die Templer beäugte.
    Schwer zu sagen, aber Juliette nahm sich vor einfach gar nicht zu genau darüber nachzudenken, sondern es einfach gerade so zu nehmen wie es war:
    Einfach nur ein freundliches Gespräch zwischen Weggefährtinnen.
    „Isch `abe einmal ge`ört das sie sisch angeblisch vor dem offenem `immel fürschten.“, meinte Juliette grinsend als sie sich leicht vorbeugte. „Sie befürchten in den ´immel zu stürzen. Wie kann man vor so etwas nur Angst `aben, frage isch misch.“

  10. #40
    DA-FRPG only Avatar von Rhaego Alcaryen
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    Verwirrt starrte Rhaego das Zeichen an. Scheinbar harmlos lungerte die Rune vor ihm auf dem Pergament. Doch ihn Wirklichkeit war sie extrem ärgerlich. Er hatte mehrmals das wörterbuch durchgeblättert und dennoch kein passendes Äquivalent zu dem Zeichen gefunden. Lediglich einige, die ihr extrem ähnlich waren. Doch die Bedeutung dieser Runen war unterschiedlich, sie stammten auch von verschiedenen Wörtern ab. Er hatte keine Ahnung, was nun die richtige Übersetzung war. Also musste er doch zuerst Basis-Arbeit machen. Konzentriert verglich er die Runen, bei deren Übersetzung er sich sicher war, mit ihrem heutigen Gegenstück und sammelte die Unterschiede. Wie er schon wusste, hatte die Basis verschoben, ebenso hatte die Richtung der begrenzenden Striche sich verändert. Doch das half ihm nicht, um die Rune exakt ihrem modernen Gegenstück zuzuordnen. Mühsam folgte er jeder einzelnen Linie, verglich Krümmung, Ausrichtung ebenso wie Anfangs- und Endpunkt miteinander.
    Nun hatte er einen Ansatz der Veränderungen in der zwergischen Schrift. Als er zu der Rune zurücksprang, die ihn vor diesses Problem gestellt hatte, konnte er nun die Feinen Striche in seiner Vorstellung entsprechend anpassen. Rasch schlug er das Lexikon auf und suchte nach einer entsprechenden Eintragung. Als er eine fand, die zu passen schien, atmete er erleichtert aus. Diese Hürde war genommen. Nun kamen die nächsten.
    Kurze Zeit später hatte er die Bedeutung der einzelnden Worte des nächsten Teilsatzes herausgeschrieben. Während er versuchte, sie in einen sinnvollen Kontext zu stellen, ließ er abwesend seinen Blick schweifen. Wenn man das mit einem temporalen Sinn übersetzte und dann das causal...
    Sein schweifender Blick blieb an der Kriegerin hängen, die auf einmal nicht weit von ihm entfernt am Tisch saß und in ein buch starrte. Seit wann saß sie denn da? Er hatte sie gar nicht bemerkt. Doch er war froh, dass sie sich selbst beschäftigen konnte und nicht ander Magier - oder gar ihn selbst - mit irgendwelchen Fragen oder Kommentaren belästigte. Er war auch so schon genügend beschäftigt, ohne sich mit arrogasnten Orlaisianerinnen herumschlagen zu müssen.
    Wo war er grad stehen geblieben? Ach ja. Das hier causal, dann würde der Satz ungefähr...
    „Wenn du das… Wie war das Wort noch mal? Verdammt… Ähem…. Verstehen kannst, wieso brauchen wir dann die Hilfe von Rhaego?“ Eine leise Stimme, einige Meter entfernt, so dass er sie gerade noch verstehen konnte, riss ihn erneut aus seinen Gedanken. Er sah auf. Leirâ war aufgetaucht und sprach nun mit Juliette. Rhaegos Mundwinkel zuckten missbilligend. Die Bibliothek war ein Ort des Lernens und des Wissens und nicht des endlosen Geplappers zwischen zwei Frauen. Wahrscheinlich hatte die Dalish keine Ahnung davon, immerhin hatte sie eben durch diese frage bewiesen, wie ungebildet sie war. Dennoch nervte die leisen Stimmen neben ihm. Beinahe wäre er aufgestanden und hätte sich weggesetzt, doch die vielen Bücher, die er mitschleppen müsste, schreckten ihn ab. Also versuchte er, die frauen auszublenden und wandte sich wieder seinem Text zu. Langsam tauchte er seine Feder in die Tinte und schrieb sorgfältig auf das fast leere Pergament, auf dem er seine Übersetzung notierte, die uralten Worte, die nun zum ersten Mal wieder den Lebenden zugänglich gemacht wurden: Mein Tod kam zu früh, denn die Wahrheit darf nicht mit mir sterben.

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