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  1. #1
    ME-FRPG only Avatar von Keel'o Vaelsha
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    Standard Raumkreuzer "Progress"

    Raumkreuzer "Progress" – Factsheet

    Die „Progress“ ist ein ehemaliger VIP-Kreuzer der Allianz, welcher ursprünglich hochrangige Politiker und Militärs zu Meetings, Kongressen oder anderen Anlässen geflogen hat, die in den eher repräsentativen Geschäftsbereich der Amtsträger gefallen waren. Daher hatte man in der russischen Reederei beim Bau der „Progress“ darauf geachtet, den Kreuzer nicht zu militärisch aussehen zu lassen, sondern beim Design den Schwerpunkt mehr auf Ästhetik und Formperfektion zu legen. Nach nur drei Flügen allerdings, nachdem in der „Alliance Prime“ – wie der Kreuzer damals noch hieß – der Vorsitzende des Allianzparlaments und ein mittelgroßer Stab an führenden Militärs zur Citadel geflogen waren, verschwand das Schiff aus den Büchern der Allianz und gelangte in die Hände eines, ebenfalls russischen und sehr hochrangigen, Geheimdienstmitarbeiters. Dieser hatte einen Skandal um Zweckentfremdung des Geheimdienstbudgets und die Wirren des Papierkriegs dazu ausgenutzt, das Schiff für den privaten Gebrauch in eine rechtliche Grauzone der Galaxis zu schaffen. Im Zuge eines STG-Einsatzes, der letzten Mission, die Zak für das salarianische Elitekommando durchführen sollte, konnte jener das Schiff für sich gewinnen. Es wechselte also erneut auf mehr oder weniger illegale Weise den Besitzer, was eine Rückverfolgung zur Allianz unmöglich machte. Seit einer Generalüberholung durch einen Schieberring und einigen Gefallen, die der Salarianer bei diversen Dienststellen und Behörden einfordern musste, ist der Kreuzer „Progress“ getauft und auf den Namen Zak Benzoptius in sämtlichen Systemen registriert und zugelassen.

    Zusatzausstattung:
    • Erweiterte Krankenstation
    • Andockbuchten, in denen mehrere Shuttles Platz finden
    • Erweiterter Lagerraum
    • Kantine
    • Verstärkte Schilde
    • Weiträumiges Panoramadeck, dessen Glaskuppel aus Hochdruckpolymerverbindungen eine atemberaubende Rundumsicht bietet
    • Trainingseinrichtungen, inklusive VR-Umgebungen
    • State of the art Kommunikations- und Elektroniknetzwerk, das interstellare FTL-Besprechungen möglich macht und dabei durch hochmoderne Verschlüsselungsverfahren und technische Sicherheitsmaßnahmen höchstmöglichen Schutz vor Eindringlingen bietet
    • Diverse aktive, wie passive Gegenmaßnahmen für eventuelle Raumkämpfe, darunter auch Zielsystem-Jammer und Raketenabwehrmaßnahmen


    Anmerkungen:
    • Verfügt über keinerlei Bewaffnung und ist daher in Systemen mit erhöhter Gefahrenstufe auf Eskorten angewiesen
    • Genaue Besatzungsstärke unbekannt
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  2. #2
    ME-FRPG only Avatar von Keel'o Vaelsha
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    <-- Omega – Nachbarschaft der Effect Zone
    10:04 Uhr


    Majestätisch und dabei absolut regungslos ruhte das strahlend weiße und durch seine Größe durchaus imposante Schiff in seiner Andockbucht Omegas. Keel’o und Megan hielten geradewegs darauf zu und der Quarianer war sich sicher, dass seiner Begleiterin die Wachen nicht entgangen waren, die in den offenen Hangarschächten oder auf dem ein oder anderen Vorsprung Ausschau hielten. Keinem geübten Blick entging das. Keel’o beruhigte dieser Anblick, denn es bedeutete, dass Zak die Warnung ernst genommen und mehr Männer postiert hatte, um eventuelle Angreifer des Blood Pack vorzeitig ausfindig zu machen. Die Kroganer waren zwar nicht die hellsten Köpfe der Station, aber die Verbindung zwischen ihm und Keel’o herzustellen, das bekamen sogar diese Spatzenhirne auf die Reihe.
    „Wow“, staunte Megan und blieb stehen, stemmte dabei ihre Arme in die Hüfte. Keel’o hingegen marschierte einfach weiter, ließ die Söldnerin dabei stehen, während die Amerikanerin sich ein paar Mal wiederholte. „Wow“ war das einzige, was sie zu dem Anblick sagen konnte, schien es Keel’o, doch irgendwann riss sie sich vom Anblick der „Progress“ los und joggte dem Quarianer hinterher, um wieder mit ihm aufzuschließen.
    „Ist Zak Single?“
    „Nein“, erwiderte Keel’o ernster als er gewollt hatte und fügte gedanklich noch ein quasi hinzu. Dieses Thema war gleichermaßen ein schwieriges für Zak, wie für Keel’o. Auch trotz all der Jahre war der Salarianer noch nicht über den Verlust hinweggekommen. Zwar machte er im alltäglichen Umgang wieder den Eindruck von früher, doch Keel’o kannte seinen Freund gut genug, um zu wissen, dass Zak nachts wach in seinem Bett lag und auch der letzte Drink nicht helfen konnte, in einen erholsamen Schlaf zu sinken. Und wenn er es tat, dann würden ihn vermutlich Träume von ihr plagen. „Selbst wenn er es wäre: in einer ménage à trois ziehe ich es vor, dass einzige männliche Element zu sein.“ Keel’o versuchte, etwas zu scherzen, um über seinen kurzzeitigen Kontrollverlust hinwegzutäuschen, doch er war sich nicht sicher, ob es ihm gelungen war. Megan war nicht dumm, das wusste er. Gemeinsam mit der Söldnerin passierte er mehrere von Zaks Männern, die den Haupteingang des Schiffes bewachten und die beiden ungehindert passieren ließen.
    „Wenn uns die richtige über den Weg läuft…“, murmelte die Söldnerin und schenkte dem Quarianer ein kokettes Grinsen, während das Duo einen längeren Gang passiert hatte und nun in einer Art Foyer angekommen waren, welches mit großen Bildschirmen, Zierpflanzen und diversen Sitzgelegenheiten ausgestattet war. Noch ehe der verwunderte Keel’o seine Begleiterin fragen konnte, wie sie das meinte, wurde er unterbrochen.
    „Mister Vaelsha?“ Er drehte sich um, neugierig, zu welchem Gesicht die weibliche Stimme gehörte, die das Geräusch von Absätzen übertönte, die ihm aus einem anderen Gang entgegenkamen.
    „Scheint, als hätten wir gar nicht lange suchen müssen.“ Der Kommentar Megans verschwamm für Keel’o zu einem uninteressanten Silbenbrei, der im Nirwana umherdümpelte, während seine gesamte Aufmerksamkeit von jenem Wesen auf sich gezogen wurde. Es war eine menschliche Frau, relativ jung, vielleicht 25 oder ein, zwei Jährchen älter, die in einem Bürokostüm und einem aktivierten Omnitool auf ihn zukam. Ihre Kleidung war hauteng, umspielte dabei jede ihrer Kurven schmeichelnd und so kam es, dass sogar die Verbissenheit, mit welcher sie augenscheinlich einen Terminkalender auf ihrem Omnitool zu überprüfen schien, bezaubernd auf Keel’o wirkte. Das elektronische Allzweckwerkzeug tauchte durch das kräftige Orange die ansonsten sehr helle, marmorfarbene Haut in ein warmes Licht, wodurch die ohnehin schon hellen, kastanienbraunen Korkenzieherlocken noch mehr auffielen. Zwar waren die Haare zu einem korrekten Dutt hochgesteckt, doch raubte dies der Frau nicht ein Stück ihrer atemberaubenden Schönheit. Wäre dies ein Film, so dachte Keel’o bei sich, dann wäre dies ein Zeitlupenmoment, der von einer Windmaschine und Engelsfanfaren begleitet werden würde. Sie war perfekt.
    „Sir?“, fragte sie etwas verwundert nach, als sie von Keel’o keine Antwort erhalten hatte. Der Quarianer wäre beinahe zusammengezuckt, konnte sich jedoch beherrschen.
    „Ja, der bin ich“, erwiderte er schließlich nach einigem Zögern, „ich möchte zu Zak.“
    „Selbstverständlich. Ich bringe Sie zu Mister Benzoptius. Er erwartet Sie bereits. Wenn Sie mir folgen würden.“ Die Frau drehte sich um und ging wieder in die Richtung aus der sie gekommen war. Keel’o und Megan folgten ihr stumm, tauschten dabei vielsagende Blicke aus, nachdem der Quarianer bemerkt hatte, dass nicht nur ihm der Anblick gefiel. Megan schien die Sekretärin ebenfalls anziehend zu finden. Die Söldnerin sah zu Keel’o und biss sich auf die Unterlippe, wobei sie die Augen zusammenkniff und vielsagend nickte. Er wiederum tat so, als ob er der Frau vor ihm einen saftigen Klaps auf den Hintern geben würde. Oh ja… war wohl der Gedanke Megans, als ihre Lippen stumm die Worte „That ass“ formten.
    „Mein Name ist Aphrodite“, bemerkte die Sekretärin über die Schulter, wobei sie sich leicht zu Keel’o umdrehte und ihm so mehr von ihrem makellosen Gesicht zeigte. Das Duo hatte selbstverständlich schlagartig mit den obszönen Gesten aufgehört. Aphrodite, ein himmlisches Wesen aus längst vergangenen Zeiten, die Gottheit der Liebe, Schönheit und Begierde. Ein exotischer Name, aber sehr passend, wie er fand. „Entschuldigen Sie, dass ich mich nicht schon früher vorgestellt habe.“
    „Kein Problem, schöne Frau“, antwortete Megan an Keel’os Stelle und zauberte so ein Lächeln auf die attraktiven Lippen der anderen, „aber lassen wir das Sie. Ich bin Megan. Sehr erfreut, dich kennen zu lernen.“ Sie streckte der anderen die Hand hin, welche zögerlich ergriffen wurde. Eine Strähne der Locken löste sich und fiel Aphrodite ins Gesicht, welche sie mit einer grazilen, äußerst sanften Handbewegung wieder an ihren angestammten Platz strich und schließlich zu Boden sah.
    „Die Freude ist ganz meinerseits, Megan“, erwiderte sie beinahe kleinlaut und räusperte sich nach einem kurzen Moment des Schweigens, „bitte hier entlang. Mister Benzoptius empfängt Sie in der Krankenstation.“ Das Trio ging weiter durch die Gänge und passierte dabei zwar kaum andere Personen, jedoch zahlreiche Türen und Abzweigungen. Das Weiß, welches als Farbe dominierte, wirkte durch den Zusatz eines warmen Beige oder Ocker alles andere als steril, sondern vielmehr einladend, edel und beruhigend. In Kombination mit den geschickt platzierten Bildschirmen, Gemälden, Plakaten oder sonstigen Dekorationen fühlte man sich beinahe wie in einem Hauptsitz irgendeiner großen Firma, die regelmäßig die wichtigen CEOs anderer Konzerne empfing. Das alles nahm Keel’o schon gar nicht mehr wahr, schließlich war er schon unzählige Male durch diese Korridore geschritten, aber auf Megan musste das Interieur mächtig Eindruck machen. Er jedenfalls war zu sehr damit beschäftigt, mit seinen Augen auf Aphrodite zu hängen. Jede einzelne Bewegung sog er in sich auf, jede Geste studierte er mit einem Eifer, der ihn selbst etwas verwunderte. Für ihn gab es nichts anderes mehr als diese Frau – keine Progress, keine Andockbuchten, kein Omega. Das Alles verschwamm hinter und neben ihr zu einer unwichtigen Dunkelheit, ein nachtschwarzes Nichts, verursacht durch die atemberaubende Schönheit dieser Sekretärin. Und jäh zerriss diese auch schon eben jene Leere mit lediglich einer Handvoll Wörter.
    „Hier befinden sich die Trainingseinrichtungen der Mannschaft“, erklärte Aphrodite, die mit einer beiläufigen Bewegung zur Seite deutete. Artig folgte Keel’o mit seinem Blick ihrer Geste. Eine etwas größere Tür stand offen und dahinter waren mehrere Männer verschiedener Rassen zu sehen, die an modifizierten Gewehren herumhantierten. Einer der Soldaten, ein Mensch, fiel Keel’o dabei besonders auf. Nicht nur, weil er ein pinkfarbenes Camouflage-Bandana auf dem Kopf hatte, sondern auch weil er im Gegensatz zum Rest der Meute keine Augen für Aphrodite, sondern für Megan hatte.
    „Lust auf eine Runde, Kleines?“, fragte er mit einem Lächeln und nickte dabei hinter sich. Die Söldnerin schnalzte mit der Zunge.
    „Vielleicht ein andermal, Big Boy.“
    „Ich bin hier nicht so schnell weg“, lachte er und streichelte über sein Gewehr, welches durch ein paar Modifikationen für die Übungsumgebung angepasst wurde, „wenn du es dir also anders überlegst…“
    „Gotcha“, erwiderte sie und musterte ihn für einen Moment. Ihr Blick sagte viel, mehr als tausend Worte, doch mehr konnte sie nicht sagen. Aphrodite führte die beiden weiter.
    „Die Gewehre arbeiten mit Lasern und über der Rüstung trägt man ein Gewebe, in welches feine Sensoren eingearbeitet sind, die Treffer registrieren. Neueste Technologie und macht auch sehr Spaß, habe es selbst mal ausprobiert.“
    „So?“, meinte Keel’o, „Ich dachte, diese Trainingseinrichtungen wären dem Sicherheitspersonal vorbehalten.“
    „Eigentlich schon, doch wir nutzen sie auch zur Erholung.“ Aphrodite blickte über ihre Schulter und der Quarianer meinte, etwas wie ein hämisches Grinsen in ihrem Gesicht erkennen zu können. „Und wenn man richtig Spaß haben will, dann nimmt man den Gasaufsatz und arbeitet mit Farbkugeln. Allerdings eine Höllenarbeit, die Uniform nachher wieder sauber zu kriegen.“
    Keel’o tat sich schwer dabei, sich Aphrodite in einer Sitzung vorzustellen, geschweige denn, dass sie eine Waffe im Ernstfall überhaupt führen konnte, doch wo er gedanklich gerade bei phantastischen Wesen war, wieso sollte sie dann neben einer Liebesgöttin nicht auch eine Walküre sein? Dass letztere mit Aphrodites Namensgeberin nichts zu tun hatten, wusste Keel’o nicht, aber er sollte es zu einem späteren Zeitpunkt herausfinden, nachts vor seinem Terminal, halbtrunken von turianischem Whiskey.
    „Wir sind da, Mister Vaelsha.“ Vor den dreien befand sich eine große Schiebetür, auf der das standardisierte Zeichen der Krankenfürsorge lackiert war. Mit einem einfachen Knopfdruck öffnete sie sich und dahinter kam ein weiterer Gang zum Vorschein, von dem ebenfalls Räume und Untergänge abzweigten, doch waren diese nicht durch Türen, sondern lediglich durch Glasscheiben vom Hauptkorridor abgetrennt. Außerdem wechselte hier die Farbgebung: auf einen beigen Zusatz hatte man verzichtet und so kam es, dass die Wände, sowie der Boden in purem Weiß gehalten waren. Es unterstrich den klinischen Charakter dieses Abschnitts.
    „Mister Benzoptius befindet sich in der Leichenhalle. Ich werde Sie zu ihm bringen.“ Aphrodite schritt wieder voran und Keel’o folgte mit der Amerikanerin artig. Nur ab und an lief ihnen jemand über den Weg, denn in der Krankenstation war kein reger Betrieb, in Ermangelung eines Feuergefechts oder einer Epidemie. Lediglich der ein oder andere Soldat war zu sehen, wie er geimpft wurde oder Medikamente erhielt, während das restliche medizinische Personal in einem Aufenthaltsraum auf einen großen Bildschirm glotzte und Nachrichten sah. Man berichtete gerade über die Schlacht, welche Omega tags zuvor noch auf so wundervolle Weise geeint hatte.
    „Hier befindet sich die Leichenhalle.“ Aphrodites Stimme wurde leiser und Keel’o kam es vor, als würde sie andächtig, beinahe mit Pietät in der Stimme sprechen. „Wir haben den Toten die Anzüge abgenommen und sie in einem separaten Raum gelagert. Ich hoffe, das ist in Ordnung.“
    „Ja“, erwiderte der Quarianer nun ebenfalls mit belegter Stimme, „sehen wir uns an, was Zak herausgefunden hat.“ Ihm ging jeder Tod eines Quarianers nahe, das stand fest, doch irgendwie mischte sich in diesem Fall noch ein weiteres Gefühl der Mulmigkeit dazu, welches seinen Verstand und auch seinen Magen umspielte. Ihm gefiel das alles nicht, er hatte diese Vorahnung, dass es nicht nur bei diesen Leichen bleiben würde. Er sollte Recht behalten.
    Die Leichenhalle war nicht besonders groß. Es war ein isolierter Raum, von dem – bis auf die Eingangstür – lediglich eine weitere Tür abzweigte und in welchem sich mittig zwei Obduktionstische befanden. Eine Seite des Raumes war gespickt mit kleinen Schiebetürchen, auf denen Displays angebracht waren. Keiner von ihnen zeigte einen Namen an, obgleich Keel’o wusste, dass natürlich Männer bereits ihr Leben unter Zaks Kommando gelassen hatten. In der rechten Wand waren Bildschirme eingelassen, die Informationen über die Obduzierten anzeigten, während sich in der linken Ecke ein durch Glas abgetrenntes Büro mit Terminal befand. Links war die angesprochene Tür eingelassen, hinter der sich wohl eine Art Lager für medizinische Ausrüstung befand. Zak stand grübelnd und mit dem Rücken zum Trio zwischen den beiden Tischen, auf welchen die Leichen lagen, jeweils von einem weißen Tuch verdeckt. Wegen des Zischens der sich öffnenden Tür drehte sich der Salarianer um und nickte dem Quarianer sogleich zu.
    „Gut, dass du hier bist. Wie geht es dir?“
    „In Ordnung. Könnte besser sein.“ Stumm wechselte der Blick des Salarianers zwischen Keel’o und Megan. Der Quarianer verstand erst nicht recht und es dauerte etwas, bis ihm ein Licht aufging.
    „Oh, tut mir Leid“, meinte er dann, „das ist Megan, mein Begleitschutz. Megan, das ist Zak.“
    „Hi Zak. Keel hat schon viel von dir erzählt.“
    „Ich hoffe, nichts allzu schlechtes“, erwiderte Zak ein wenig irritiert ob des sehr lockeren Umgangstons und des direkten Duzens, doch der Salarianer verlor dabei weder seinen Schneid, noch seine lässige Natur, die er im Umgang mit Frauen stets zu bewahren vermochte. Eine Eigenschaft, um die ihn Keel’o schon immer beneidet hatte.
    „Ich hoffe, das hat er sich für später aufgehoben.“
    „Was habt ihr herausgefunden?“ Keel’o wechselte möglichst schnell und dabei auch sehr direkt das Thema, da er vermeiden wollte, dass Megan mit dem Salarianer zu flirten begann. Etwas, worauf er in diesen Räumlichkeiten tatsächlich verzichten konnte.
    „Wir haben unter anderem die Todesursache feststellen können“, begann Zak und zog das Tuch von einer der Leichen. Darunter kam die jüngere der beiden Quarianerinnen zum Vorschein, diesmal mit geschlossenen Augen und Mund. Hinter seinem Visier zuckten Keel’os Mundwinkel und für ein paar Sekunden schloss er seine Augen, während der Salarianer fortfuhr.
    „Die beiden wurden durch einen Kopfschuss getötet, vermutlich hingerichtet. Die Löcher in den Helmvisieren kommen jedoch nicht von den Schüssen, da die Risse nicht mit dem Splitterbild einer Patrone übereinstimmen. Wir vermuten, dass im Zuge der Folter die Visiere schon vorher eingeschlagen wurden.“ Keel’o nickte. Die Todesursache hatte ihm Eve schon sagen können, jedenfalls einen ersten Verdacht hatte sie ihm geben können, weshalb er nicht sonderlich erstaunt war.
    „So seht ihr also unter der Maske aus?“, fragte Megan hörbar erstaunt und Keel’o nickte, „irgendwie hatte ich mir euch anders vorgestellt… aber habt ihr für den Kopfschuss wirklich eine Obduktion gebraucht?“ Die Amerikanerin spielte damit auf den gut sichtbaren Eintrittspunkt des Projektils an, der sich sehr zentral auf der Stirn der Quarianerin befand.
    „Du hättest recht, wären da nicht die zahlreichen anderen Wunden“, erwiderte Zak, „Blutergüsse, Quetschungen, einige Rippen, die an- oder gänzlich gebrochen sind. Ich wollte sichergehen, Keel. Und da wäre noch etwas.“ Zak ging in das kleine Büro und holte vom Schreibtisch ein Datenpad, mit dem er wieder zu den anderen kam.
    „Das würde ich jedoch gerne mit ihm besprechen, allein.“ Zak blickte Megan dabei zu Megan, anschließend zu Aphrodite.
    „Alles klar, schon verstanden. Wir verziehen uns.“ Megan hatte die Hände gehoben und war zur Tür gegangen, wo sie auf die Sekretärin wartete.
    „Aphrodite, wenn Sie so nett wären und Megan das restliche Schiff zeigen würden? Ich bin mir sicher, dass Megan gerne mal die Pancakes unserer Kantine probieren möchte.“ Die beiden verließen die Leichenhalle und Zak wartete, bis sich die Türen geschlossen hatten, ehe er fortfuhr.
    „Wer ist die Kleine?“
    „Megan? Wie gesagt, meine Leibwächterin.“
    „Du weißt, was ich meine.“
    „Eine Söldnerin, die ich im Afterlife kennen gelernt habe. Ehemaliger Allianz-Marine, war mal im Knast. Genauer überprüft habe ich sie nicht.“
    „Traust du ihr?“
    „Ja und nein. Auf der einen Seite hat sie mir heute schon zwei Mal das Leben gerettet, auf der anderen Seite ist sie eine Söldnerin, die für Geld alles macht. Ich hatte keine Zeit für Vertrauen, ich brauchte eine möglichst große Kanone an meiner Seite.“ Keel’o senkte leicht den Kopf und steckte seine Hände in die Hosentaschen. Er schwieg.
    „Du möchtest, dass ich sie überprüfe“, stellte Zak treffend fest und der Quarianer nickte.
    „Ja. Sicher ist sicher. Aber was hast du da jetzt?“
    „Das sind Blutprobenanalysen, die wir von den beiden angefertigt haben. Es finden sich darin Rückstände eines Cocktails aus verschiedenen Drogen. Das Zeug versetzt dich in ein Delirium, beinahe wie in einen Fiebertraum, und deine Zunge wird lockerer.“
    „Ein Wahrheitsserum?“
    „So könnte man es nennen. Wir haben das Zeug früher anders genannt.“
    „Früher? Du meinst, als du noch bei der STG warst?“
    „Genau. Da haben wir das in einer leicht abgewandelten Form bei turianischen Gefangenen eingesetzt, doch anscheinend ist es auch auf Quarianer anwendbar. Hat wohl mit dieser Aminosäuren-Sache zu tun.“
    Keel’o beugte sich über die jüngere und runzelte die Stirn. Wieso sollte jemand harmlosen Pilgerreisenden ein solches Serum injizieren? Welche Informationen erhoffte sich jemand von ihnen? Fakten über die Flottille? Vielleicht, doch diese konnte man über andere Wege beschaffen, ganz zu schweigen davon, dass Pilgerreisende ohnehin keine hohen Stellungen innehatten. Doch was sonst? Keel’o fiel nichts anderes ein, doch ihm gefiel der Gedanke nicht. Zum einen fiel somit T-Bone als Hauptverdächtiger aus, denn der Kroganer konnte aus solchen Informationen keinen Gewinn erzielen. Zum anderen bedeutete das, dass T-Bone entweder für einen Hintermann arbeitete oder es sich um einen gänzlich neuen Verdächtigen handelte. So oder so waren das schlechte Nachrichten für den Quarianer, denn das hieß, dass er von vorne anfangen musste. Allerdings war da noch die Wohnung des Kroganers beziehungsweise das, was davon übrig geblieben war. Wenn er wirklich nichts damit zu tun hatte, wieso sprengte er dann seine Wohnung in die Luft? Keel’o starrte auf die Leiche, er durchdrang sie förmlich mit seinem Blick. Die Verbindung lag direkt vor ihm, gekühlt, obduziert und ohne einen letzten Tropfen Blut in den Adern. Diese Frauen waren das fehlende Bindeglied, der „missing link“ zwischen ihm und dem Täter, doch er hatte keine Ahnung, was sie so besonders machte. Wieso gerade sie? Waren sie zur falschen Zeit am falschen Ort oder war das so gewollt? Was hatten sie getan? Was wussten sie?
    „Wer waren diese Frauen?“, sprach er schließlich seinen finalen Gedanken aus und richtete sich wieder auf.
    „Für die Klärung dieser Frage bräuchten wir die Omnitools“, schaltete sich Zak ein.
    „Die sind heute direkt vor meiner Nase in die Luft geflogen…“
    „Was?“
    „Das ist das, worüber ich mit dir reden wollte.“ Keel’o erzählte seinem salarianischen Freund von den Ereignissen des Tages, wie er in T-Bones Wohnung die Omnitools gesehen hatte, wie die Wohnung gesprengt wurde und wie die Sache mit Pekat gelaufen war. Selbst die Puff-Sache ließ er nicht außen vor, sodass Zak im Bilde war. Geduldig hatte sich der Salarianer angehört, was ihm sein Freund zu sagen hatte und zwischendurch genickt, als Zeichen, dass er mitkam.
    „Verstehe“, meinte Zak schließlich, „das ist natürlich genau das, was wir verhindern wollten, doch unsere Lage könnte schlimmer sein. Nach der Schlacht auf der Invisible Hand sind alle Gangs geschwächt und man wird andere Gedanken haben, als uns nachzusetzen, doch das schafft uns höchstens ein paar Tage. Das Gute ist, dass meine Männer T-Bone festgenagelt haben. Wir überwachen ihn rund um die Uhr, jedoch würde ich einen Zugriff am Abend durchführen, sollte die Situation sich nicht drastisch verschärfen. Dann wird er müde sein, ausgelaugt, gestresst. Ergo wenig Widerstand, vielleicht sogar gar keiner, wenn wir Glück haben.“ Keel’o lächelte erleichtert, als er seinen Freund so sprechen hörte. Ohne ihn für sein Verhalten in irgendeiner Weise rügen zu wollen, plante er direkt das weitere Vorgehen und verwies dabei sogar auf das optimale Verhalten in ihrer Situation. Allein, dass es sich laut Zak schon um „ihre“ und nicht um Keel’os Situation handelte, sprach schon Bände.
    „Gut. Ich würde mit dir gerne die Ausführung planen, solange wir noch Zeit dazu haben. Wenn ich dich nicht von irgendetwas abhalte.“
    „Wir sind nicht auf Illium, Keel. Aber ich würde das gerne in einer etwas angenehmeren Atmosphäre machen.“ Der Salarianer ging zur Tür, die aus der Leichenhalle in die Gänge der Krankenstation zurückführte und öffnete sie, Keel’o jedoch blieb stehen und musterte seinen Freund von hinten.
    „Zak?“, meinte Keel’o noch und sein Freund drehte sich um, „Danke.“
    „Wir halten immer zusammen. Du weißt, dass das selbstverständlich ist. Und jetzt komm.“
    Keel’o folgte Zak eilig, blieb jedoch im Türrahmen noch ein letztes Mal stehen, um sich umzudrehen und einen Blick auf die Leiche zu werfen. Friedlich lag sie da, die namenlose Jungfer, deren Tod wohl viel zu früh und in jedem Falle unverdient kam – ein Bild, das ihn nachdenklich trauern ließ, so sehr, dass er einige Momente wartete, ehe er mit gesenktem Haupt das Licht ausmachte. Und irgendwo auf der Migrantenflotte weinte Arm in Arm ein Elternpaar – die Tränen um ihre Viael so laut, dass sie das gesamte Schiff andächtig schweigen ließen.

  3. #3
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    „Progress“ – Zaks Flaggschiff
    Zaks Büro


    Mit verschränkten Armen stand Keel’o vor Zaks Schreibtisch. Vor ihm auf dem Boden lag die gesamte Ausrüstung der Quarianer in einer Art Explosionsdarstellung ausgebreitet und seit geraumer Zeit starrte er jetzt schon auf die Umweltanzüge und die kleinen Kisten, in denen Persönliches und kleinerer Krimskrams aufbewahrt wurde. Er versuchte logische Schlussfolgerungen herzustellen, die unterschiedlichen Gegenstände miteinander in Zusammenhang zu bringen oder zumindest einen kleinen Hinweis zu erhaschen. Bisher blieb die Suche erfolglos.
    „Na?“, meinte Zak, der an der Bar zwei Drinks mischte und damit zu Keel’o kam, „was sagst du?“
    „Weißt du – Danke“, Keel’o nahm das ihm gereichte Glas Whiskey entgegen und trank einen kleinen Schluck davon, ehe er sich wieder den Einzelteilen widmete, „wir haben die Verbindung direkt vor uns liegen. Wir müssen nur genau hinsehen.“ Er setzte das Glas auf dem Schreibtisch ab und ging zu den Einzelteilen, wobei er vorsichtig und mit weiten Schritten balancieren musste, um nicht auf eines der unzähligen Einzelteile zu steigen.
    „Fassen wir mal zusammen, was wir haben“, begann er und deutete auf die Arme der beiden Anzüge, „Nummer eins: fehlende Omnitools. Was sagt uns das?“
    „Quarianer speichern alles auf ihren Omnitools, also wollte da jemand seine Spuren verwischen.“
    „Nummer zwei: quarianische Pilgerreisende.“
    „Leichte Beute.“
    „Aber weshalb der große Aufwand?“
    „Ein Serienkiller mit einem diffusen Fetisch?“
    „Dann passt das Serum nicht ins Bild, das wir in ihrem Blut gefunden haben…“, raunte Keel’o und schritt unruhig zwischen den Anzugteilen auf und ab, „und du bist dir sicher, dass die beiden nicht verwandt sind?“
    „Wir haben das getestet, bevor du gekommen bist“, erwiderte Zak und schüttelte den Kopf. Keel’o schnaubte. Es wäre zumindest ein Anfang gewesen. Er senkte seinen Blick auf das zerbrochene Visier, hinter welchem Stunden zuvor noch eine von Todesangst und Schrecken entstellte Fratze zum Vorschein gekommen war. Plötzlich blieb er stehen. In seinem Kopf formierte sich eine Theorie – nun, Theorie konnte man es nicht nennen. Es war mehr eine Ahnung, ein dumpfes Flüstern, das sich endlich aus der Dunkelheit rührte. Ruckartig drehte sich Keel’o zu Zak um und hob seine beiden Zeigefinger, während er langsam auf seinen salarianischen Freund zuging.
    „Nehmen wir mal an, so als Gedankenspiel quasi, dass T-Bone nicht der Täter ist. Nicht der Haupttäter jedenfalls, sondern dass er von Hintermännern kontrolliert oder beauftragt wird.“
    „Wie kommst du darauf?“, wunderte sich Zak und nahm einen Schluck aus seinem Glas.
    „Naja, was soll T-Bone mit ein paar Quarianern? Klar, er könnte mich provozieren wollen, nachdem ich im Umgang mit ihm zu einem etwas härteren Tonfall übergegangen bin, aber er war sich schon immer bewusst, dass er gegen mich keine Chance hat. Nehmen wir mal an, das war ein Hirnfurz seinerseits, dann wäre das einzige, was er wirklich davon hatte die Omnitools – und die sind in seiner Wohnung in die Luft geflogen. Wäre er also ein Einzeltäter stünde er jetzt vor dem Nichts: er weiß, dass ich nach dem Tod der Quarianer sofort zu seinem Boss gegangen bin und seine Beute, wenn die Omnitools denn wirklich sein Ziel waren, ist auch futsch. Nein, das ergibt alles keinen Sinn. Wieso schnappen wir uns T-Bone nicht jetzt gleich?“
    „Bist du verrückt? Der Typ ist verzweifelt und verfügt über genug Feuerpower, um dir den Oberkörper von den Beinen zu reißen. Wir schlagen zu, wenn er sich in Sicherheit wiegt und schlafen will.“
    „Dann brauchen wir eine neue Spur, denn einfach so herumsitzen und warten werde ich nicht.“
    „Gut. Ich schlage vor, wir fangen bei den persönlichen Gegenständen der beiden an.“
    Ohne zu zögern ging Keel’o zu einer der Kisten, in der die Habe der Jüngeren aufbewahrt wurde, während sich Zak noch einen weiteren Schluck seiens Drinks gönnte, ehe er gemütlich zur zweiten Kiste schlenderte. Viel war es nicht gerade, doch vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass man die beiden ohne jegliche Bewaffnung aufgefunden hatte, war das auch nicht weiter verwunderlich. Er wühlte durch die Kiste, ohne dabei jedoch nach etwas bestimmten zu suchen und wunderte sich dabei immer wieder, was Pilgerreisende so mit sich nahmen, wenn sie die Flottille verließen. Zwischen ein paar Beuteln, die wohl der Aufbewahrung dienten, entdeckte Keel’o die paar Habseligkeiten, die man ihr gelassen hatte, ehe man die junge Quarianerin getötet hatte. Es handelte sich um ein Stück ePaper, eine seit dem Aufkommen der Omnitools und Datenpads nicht mehr so oft anzutreffende Technologie, das zusammengefaltet neben einem Glaskubus lag. Keel’o nahm das Papier und stellte fest, dass es sich um ein Foto handelte. Ein Familienfoto, um genauer zu sein. Es zeigte Vater, Mutter und Kind, vermutlich vor sechs oder sieben Jahren, glücklich vor einem wunderschönen Sternenpanorama des Weltalls. Niemand, noch nicht einmal die so sensiblen Elcor, hätte aus dem vermeintlichen leeren Blick des Visiers Glück herausgelesen, doch das äußerte sich bei diesem Bild in anderen Facetten, die nur einem Quarianer auffielen. Mutter und Tochter zeigten dies mit den Waffenhänden an der Hüfte, die andere am Revers des hellen, farbenfrohen Umhangs, während der Vater beide umarmte und sein Kinn etwas in die Höhe reckte. Keel’o kam nicht umhin zu schmunzeln und nach einigen Momenten drehte er das Bild um. In hellem Blau war auf die Rückseite des Papiers etwas auf Quarianisch geschrieben worden.


    Liebste Yviela, wir sind unglaublich stolz auf dich. Unser kleines Mädchen geht jetzt auf Pilgerreise! Wir wissen, dass du es nicht magst, so genannt zu werden, doch genau das wirst du für uns immer bleiben: unser kleiner Engel, der das heiterste Lachen des Universums hat. Denk immer daran, dass – egal, was auch geschehen mag – wir dich mit all unserer Kraft lieben.


    Keel’o schluckte und faltete das Papier wieder zusammen. Yviela war also ihr Name gewesen… er nahm den Glaskubus in die Hand und hielt ihn gegen das Licht, das sowohl die Sterne, als auch die Beleuchtung der Andockbuchten Omegas durch das große Panoramafenster des Büros warfen. Durch feinste Energiestrahlen ist in das Zentrum des Kubus ein Modell der quarianischen Heimatwelt, Rannoch und dessen Zentralgestirn, gefräst worden, das sogar farbig glomm. Ein mikroskopisch kleiner Schriftzug, der nur auf zweiten Blick zu erkennen war und die Gesamtkomposition des Modells in keinster Weise störte, ließ darauf schließen, dass es der Vater der Toten selbst angefertigt hatte. Keel’o entschloss sich, beides einzustecken und zu gegebener Zeit den Eltern zurückzuschicken.
    „Hast du etwas?“, fragte Zak, doch Keel’o schüttelte nur den Kopf. In den Beuteln waren noch zwei Tuben mit quarianischem Essen, die das Mädchen wohl mit auf die Reise genommen hatte, doch das war es auch schon wieder. Eine traurige Bilanz, wie Keel’o fand, doch gerade als er sich von der Kiste abwenden wollte, stieß er auf einen harten Gegenstand, der sich zwischen den Beuteln versteckte. Es war die Scheide eines quarianischen Militärmessers – die zugehörige Klinge war Yviela vermutlich vor ihrem Tod abgenommen worden. Der Quarianer ergriff die Scheide und wog sie in seiner Hand, wobei ihm ein Anhänger auffiel, der mit einer Schnur an einer Öse befestigt war. Es war eine überniedlich gestaltete Asari, die recht freizügige Klamotten trug und mit ihren Händen das von den Menschen recht erfolgreich in die Galaxis importierte Victory-Zeichen machte. Die Augen, sowie ihr Grinsen waren wie der Kopf überproportional groß, um den Niedlichkeitsfaktor der Figur noch zu erhöhen. Keel’o kannte diese Figuren, ihm wollte aber der Name nicht mehr einfallen. Jedenfalls musterte er die kleine Figur und drehte sie um. Auf der Rückseite der cremefarbenen Jacke (welche nur mit viel Wohlwollen als solche bezeichnet werden konnte, da sie quasi direkt unter den Brüsten aufhörte, den gesamten Bauch sichtbar machte und überhaupt viel zu eng war, um wirklich geschlossen werden zu können) waren zwei rote Buchstaben zu sehen, welche im Licht zu funkeln begannen. Die Buchstaben bildeten die Abkürzung E.Z., wobei man bei dem schnörkeligen Schriftzug schon zweimal hinsehen musste, um das zu erkennen.
    „Sagt dir diese Abkürzung etwas?“, fragte Keel’o und hielt seinem Freund die Scheide samt Figur vor die Nase. Dabei fiel ihm ein Papierstück auf, das zwischen Scheide und die um sie gewickelten Stoffbänder geklemmt war.
    „Effect Zone, vermute ich. Hab auch so eine Figur gefunden“, erwiderte Zak und hielt das kleine Plastikding in die Luft. Es war eine Miniaturversion von DJ Hawk Palaven, dem berühmten Turianer-Star-DJ.
    „Wir sollten definitiv dort hin“, meinte Keel’o und zog das Papierstück hervor, „nachdem wir T-Bone geschnappt haben.“ Es hatte das Format einer normalen Visitenkarte, verfügte jedoch über keinen Aufdruck. Es war lediglich mit einem Stift darauf geschrieben worden.

    21°° -> Yuri <3

    Keel’o runzelte die Stirn und drehte die Karte öfter in seiner Hand um zu sehen, ob nicht auf der Rückseite noch etwas geschrieben stand, doch mehr als diese paar Zeichen waren darauf nicht zu sehen. Die etwas schnörkelige Handschrift, sowie das Herz neben dem Namen ließen Keel’o darauf schließen, dass das Opfer die Notiz geschrieben hatte.
    „Glaubst du, dort neue Hinweise zu finden?“
    „Ja. Bisher ist das der einzige Anhaltspunkt, den wir haben. Und nebenbei bemerkt auch die einzige Verbindung zwischen den beiden.“ Keel’o stand ruckartig auf. Ihm war etwas eingefallen, ein kleines Detail, das er unterbewusst schon in der Gasse wahrgenommen, jedoch jetzt erst gänzlich realisiert hatte.
    „Zak, ruf mal die Aufnahmen der beiden auf den Schirm“, meinte er und ging neben dem Salarianer in die Hocke, um den Anzug der anderen Quarianerin zu untersuchen. Zak stand auf und tippte zwei, drei Befehle in die in seinen Schreibtisch eingelassene Konsole, woraufhin zwei Bilder und eine ganze Menge Text auf das Panoramafenster projiziert wurden.
    „Sie ist keine Pilgerreisende“, raunte Keel’o und deutete dabei auf das rechte Bild, das die ältere der beiden Toten zeigte.
    „Wie kommst du darauf? Wir haben keinerlei Unterlagen-“, warf Zak zurecht ein, doch Keel’o unterbrach ihn kopfschüttelnd.
    „Stimmt, aber sieh dir den Anzug an. Genauer gesagt ihren Umhang. Sie trägt das Exemplar eines Erwachsenen, eines vollwertigen Mitglieds der quarianischen Flotte. Verdammt, ich hätte das schon viel früher bemerken sollen, schon in der Gasse. Das bedeutet, andere Sachen könnte ich ebenfalls übersehen haben-“ Keel’o wurde unruhig, schritt vor dem Fenster auf und ab und wusste dabei nicht so ganz, wohin mit seinen Händen. Mal verschränkte er die Arme vor der Brust, mal fuhr er sich damit über das Visier und schließlich steckte er sie wie so oft einfach in die Hosentaschen.
    Hey! Ganz ruhig“, schritt Zak ein, der Keel’o fest an den Schultern packte, „das heißt gar nichts. Die anderen Opfer waren auch nicht alle Pilgerreisende, sie stellen nur eine Mehrheit dar. Du bist ausgelaugt, warst vermutlich verkatert, als ich dich in die Gasse gerufen habe, also ist das kein Wunder, Mann. Mach dich nicht selbst fertig…“, Zak griff hinter sich und drückte Keel’o seinen Drink in die Hand, „… und trink erstmal was!“ Keel’o gehorchte und trank. Viel. Der Drink war stark, zum Glück, und als das Glas schließlich geleert war, stellte der Quarianer es harscher als beabsichtigt ab.
    „Ich mach dir noch einen.“
    „Sie war so jung. Unschuldig. So wunderschön“, krächzte Keel’o und starrte dabei auf den Anzug der Jüngeren. Auf Yvielas Anzug. Der Quarianer fühlte sich plötzlich elend, erschöpft, ja beinahe kraftlos. Was er jetzt wollte, war ein Bett, nur noch in ein Bett, aber er musste hier bleiben, bei Zak. „Was für ein Kranker macht so etwas? Wer legt an etwas so Wunderschönes seine Hand an?“
    „Wir werden es bald wissen, Keel“, raunte Zak und drückte ihm einen weiteren Drink in die Hand, „glaub mir, ich will es diesem Kerl so zeigen, wie du. Du musst aber einen kühlen Kopf bewahren.“
    Stumm stimmte Keel’o seinem Freund zu. Er wusste auch nicht so recht, was ihn gerade geritten hatte, aber vermutlich lag es an den Drinks, die er sich an diesem Tag schon wieder gegönnt hatte. Sein Blick fiel auf das Glas in seiner Hand. Der Alkohol war mittlerweile zu mehr als einem bloßen Laster geworden, es war ja nicht so, als ob sich Keel’o vor diesem Fakt verschließen wollte, und oft fragte er sich, woran das lag. An Rins Verschwinden und der Tatsache, dass er seit Ewigkeiten nichts mehr von ihr gehört hatte? An seinen gescheiterten Versuchen, eine Lösung für die causa Geth zu finden? An dem Gefühl der übermächtigen Ohnmacht, das er verspürte, sobald einer seiner Lösungsansätze wieder einmal aufs Neue scheiterte? An Omega und seiner maroden Gesellschaft, die nun wieder zwei weitere tote Quarianer verzeichnen konnte? Keel’o nahm einen Schluck von seinem Drink, diesmal jedoch einen wesentlich moderateren, und kam dabei zu der Überlegung, dass es wohl eine Kombination aus alledem sein musste, die ihn immer mehr in eine stumme Depression, einen melancholischen Weltschmerz fallen ließ. Viele Menschen würden es Misanthropie nennen; Keel’o hingegen würde eher den portugiesischen Begriff Saudade bevorzugen, der in seiner vagen und doch so präzisen Vielfältigkeit wohl am ehesten das Gefühl einfing, das ihn bedrückte. Eine Schande, dass Keel’o von diesem Wort nichts weiß, nicht? So hätte er zumindest gewusst, woran er war. Nun lassen Sie uns aber zu ihm und seinem Drink zurückkehren. Keel’o stellte das Glas erneut auf Zaks Schreibtisch ab und sah aus dem weiträumigen Panoramafenster des Büros. Auch er hatte zwar in seiner Yacht, der Callisto, ebenfalls Panoramafenster, doch beneidete er seinen Freund doch ein wenig um dieses. Es war nicht wirklich ein Fenster, da es quasi die abschließende Wand ersetzte und man das Gefühl hatte, direkt im All zu stehen, wenn man hinaus sah. Das Büro war oberhalb des Schiffs angebracht, am Ende eines etwas längeren Towers, den Keel’o anfangs für die Brücke gehalten hatte. Diese lag tatsächlich jedoch direkt unter ihnen und war nur über einen Fahrstuhl zu erreichen.
    „Wo hast du eigentlich Aphrodite aufgegabelt?“ Keel’o durchbrach mit dieser kontextlosen Frage die Stille, die sich zwischen ihm und Zak aufgebaut hatte und im Augenwinkel nahm der Quarianer wahr, wie Zak ihn ansah und begann zu lächeln.
    „Sie gefällt dir, eh?“, fragte er, doch Keel’o sah unbeirrt aus dem Fenster. Das Gespräch drohte, sich einem Thema zu nähern, über das Keel’o gar nicht erst sprechen wollte, doch Zak kannte ihn gut genug, um es möglichst diplomatisch zu umschiffen. „Ich habe sie während meines letzten Illium-Aufenthaltes eingestellt“, fuhr der Salarianer schließlich fort, „wirkt manchmal etwas unbeholfen oder schüchtern, aber ich bereue keinen Tag seit ihrer Einstellung.“ Andere hätten in diese Aussage wohl in einem sehr sexistischen Kontext gesteckt, doch Keel’o wusste, dass Zak nur einer Frau verschrieben war – und jene war vor Jahren gestorben. Seitdem war er zwar noch immer der Gentleman, der er damals schon gewesen war, doch war er für die Reize des anderen Geschlechts gänzlich unempfänglich geworden, mutmaßte Keel’o. Jedenfalls hatte es keine Frau bisher geschafft, ihn wirklich für sich zu gewinnen und jedes Mal schmerzte es ihn, wenn sie sich dann bei ihm ausheulten oder sich über ihn aufregten, weil er so distanziert wirkte oder ihre Gefühle nicht erwiderte oder was auch immer sie dann über Zak ausgruben. Selbstverständlich betrank Keel’o sich nach solchen Gesprächen stets überproportional, doch damit wollte er wohl nur seine Sorge um Zak ertränken.
    „Achja“, stieß Keel’o nach einem erneuten Schweigen aus und stieß sich dabei von seinem Tisch ab, „wie sieht es auf Illium aus?“ Er blickte dem Salarianer tief in die Augen, der wohl genau wusste, wovon Keel’o da sprach beziehungsweise worauf dieser hinauswollte. Zak war vor ein paar Wochen erst auf Illium gewesen und demnach vielleicht neuere Informationen über ihr altes Netzwerk.
    „Unverändert. Ich hatte keine Zeit, mich mit einer der Zellen zu treffen. Sie werden wohl noch selbstständig weiterarbeiten, gemäß der letzten Anweisung.“ Keel’o nickte. Schade. Hätte ja sein können, dass Zak ihm etwas hätte erzählen können. Der Quarianer gähnte lauthals und mit einem Mal kam es ihm so vor, als würden seine Knochen so viel wiegen wie T-Bone zu seinen besten Zeiten, was in etwa an das Gewicht einer turianischen Haubitze aus dem 20. Jahrhundert herankam. Erschöpft nahm der Quarianer auf einem Stuhl Platz. Wieso überkam ihn jetzt diese unglaubliche Müdigkeit?
    „Keelah, ich bin so geschafft, ich kann es dir gar nicht sagen“, seufzte er und streckte sich etwas.
    „Bist du krank?“
    „Bist du verrückt?“, stellte Keel’o die Gegenfrage und lachte, „nein, natürlich nicht. Ich glaube, ich brauche nur etwas Schlaf. Wäre das in Ordnung für dich?“
    „Ich kann den Zugriff auch ohne dich erfolgen lassen…“
    Keel’o richtete sich in dem Sitz schlagartig auf und starrte seinem Freund ins Gesicht. Zak wollte ihn ärgern, das musste es sein. „Auf gar keinen Fall!“, warf der Quarianer dementsprechend entrüstet ein, „ich will… ich muss dabei sein! Wir treffen uns ganz einfach um 21 Uhr wieder hier, ja?“
    Zak schüttelte lächelnd den Kopf. „Du schläfst selbstverständlich hier, wo du viel sicherer bist, als in deinem persönlichen Schiff.“
    „Aber-“
    „Wenn sich irgendetwas tut, dann wecke ich dich.“
    „Also gut“, raunte Keel’o und stand auf, „ich weiß, wo die Gäste untergebracht sind. Sieh du lieber, ob du nicht noch etwas über die beiden Toten herausfinden kannst“, gerade als Keel’o den Fahrstuhl betreten wollte, der ihn wieder zurück auf die Brücke befördern sollte, blieb er zwischen Tür und Angel noch einmal stehen und drehte sich zu Zak um, „im Übrigen: Planänderung. Wir schauen uns die Effect Zone doch schon vor dem Zugriff an. So gegen 17 Uhr melde ich mich bei dir über das Interkom.“ Zak nickte und mit einem leisen Zischen schlossen sich die Aufzugtüren.
    Geändert von Keel'o Vaelsha (21.01.2012 um 18:08 Uhr)

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    Sogleich zückte der Quarianer sein Omnitool und verfasste eine Nachricht an Megan. Er wollte wissen, wo sie steckte. Die Antwort kam sofort: auf dem Panoramadeck mit Aphrodite. Er lächelte und schrieb zurück, dass er sich eine Weile aufs Ohr legen würde und sie sich mit dem Rundgang nicht beeilen mussten. Dabei wäre Keel’o beinahe in einen der Navigationsoffiziere auf der Brücke gelaufen; ein Zeichen für die fortgeschrittene Müdigkeit, die seinen Leib zu überfallen drohte. Er murmelte etwas, das einer Entschuldigung gleichkam, verschwand jedoch sogleich wieder von dem Kontrollmodul des Schiffes und streifte mit gesenktem Blick durch die Gänge – ihm kam es mehr wie ein Schweben vor, da sich langsam auch die Wirkung der Drinks zu seiner Müdigkeit gesellten. Als der Gang sich an einer Kreuzung aufgabelte, sah Keel’o erstmals wieder vom Boden auf, um einen Blick auf die Tafeln zu werfen. Rechts kam er zurück zu den Trainingsmodulen, doch dort wollte er jetzt gewiss nicht hin. Er bog nach links ab, wo neben der Kantine des Schiffs auch noch sechs Kabinen für Gäste untergebracht waren. Es war ein kleinerer Abschnitt des Schiffs, doch Keel’o interessierte sich dafür gerade herzlich wenig. Mit wenigen Tastatureingaben öffnete er eine der Türen und zum Vorschein kam eine Kabine, die man beinahe für ein Hotelzimmer hätte halten können. Die Einrichtung bestand aus einem Kleiderschrank, einem Bett, einem Terminal, sowie einem Fernseher. In der Ecke war eine Tür, die in ein Bad führte. Schlicht, edel, klassisch. Keel’o mochte es, hielt sich jedoch nicht lange damit auf, die Einrichtung zu begutachten. Er ließ sich sogleich in das Bett fallen, wobei er sogar darauf verzichtete, den Anzug auszuziehen. Anders als erwartet schlief er jedoch nicht sofort ein. Ihn plagten Gedanken, hauptsächlich über Yviela, die jüngere der beiden Toten. Keel’o spielte in seinem Kopf mehrere Szenarien zu einem Treffen mit T-Bone ab, besonders weil er nicht wusste, was er der Echse sagen sollte. Sollte er ihm erst die Geschichte der Mädchen erzählen, ihm klar machen, was er mit den Morden angerichtet hatte, oder ihm gleich in die Schulter schießen, damit Zaks Männer ihn mitnehmen konnten? Viel wichtiger war jedoch, wie sie weiter vorgehen sollten, wenn sie T-Bone erst einmal in ihrer Gewalt hatten. Das Leben eines Kleinkriminellen auf Omega war hart, sehr hart, also würden wohl die meisten Foltertechniken bei ihm nicht fruchten. Zak wäre dafür ein guter Ansprechpartner gewesen, doch dafür war später auch noch Zeit. Keel’o versuchte, die Gedanken endlich aus seinem Kopf zu vertreiben, um wenigstens für ein paar Stunden Ruhe zu finden und nach einer gefühlten Ewigkeit gelang es ihm endlich. Er fiel in den ersehnten Schlaf, der jedoch alles andere als erholsam sein sollte…


    Wie lief es wohl ab? Der erste Tag auf Omega… was würde passieren? Nein, die Frage musste anders formuliert werden: was war passiert? Vielleicht war sie mit einem Schiff von einer der Randwelten gekommen; höchstwahrscheinlich auf einem Frachter, der sie als Maschinistin angeheuert hatte. Es musste wohl ein schöner Tag auf Omega gewesen sein. Die örtliche Sonne hatte wohl die Andockbuchten mit ihrem tiefen Rot-Orange durchflutet, als der Kahn andockte. Zischend hatten sich die Türen der Luftschleuse geöffnet und zwischen den batarianischen Matrosen, die wild kläffend Lagerroboter beschafften und mit diesen wieder zurück in den Frachtraum fuhren, stach ein junges Mädchen hervor, dessen silberner Schutzanzug durch die Sonnenstrahlen, die er so kräftig zu reflektieren vermochte, ebenfalls diesen zähen, schleppenden, ja beinahe triefenden Farbton annahm, in den das auf die Station niederbrennende Zentralgestirn Omega tauchte. Zögerlich schritt sie hinaus und man hätte meinen können, sie war sich nicht ganz sicher, als sie einige Sekunden wartete, ehe sie die Landebrücke verließ und mit den Füßen auf dem Andocksteg auftrat. Diese Füße… umspielt waren sie von dem gleichen silbernen Schutzanzug, der auch den Rest des quarianischen Körpers vor der allgegenwärtigen Gefahr einer Infektion schützte, der ihr Volk ausgeliefert war. Und genau in dem Moment, als diese grazilen Füße den Grund Omegas betraten, so wirkte es, als ob sich auf der Station etwas veränderte. Als ob sich im kollektiven Unterbewusstsein der Bewohner etwas regte, das lange für längst vergessen oder gar nicht existent hielten. Omega, eine Station, auf der es zum guten Ton gehörte, vorbestraft zu sein, und die mehr als jede andere tragische Geschichten geschändeter Jungfrauen zu erzählen vermochte, schien ob der Reinheit dieses Wesens als Ganzes erschüttert zu werden. Und so kam es, dass niemand es wagte, Hand an sie, Yviela, zu legen, während sie ein wenig verloren zwischen all den geschäftigen Matrosen und Lagerarbeitern wirkte. Unter anderen Umständen wäre ein Mädchen wie sie nach keinen zwei Minuten angepackt worden, man hätte ihr schmutzige Dinge hinterhergerufen und vielleicht wäre keine Stunde vergangen und sie wäre bereits in eine schmutzige Gasse gezogen worden. Doch nicht heute. Nein, nicht heute. Denn auf Omega war soeben ein Engel herabgefahren.

    „E-entschuldigen Sie…“
    „Hm?“ Das Grunzen des Kroganers, der in eine Zeitung vertieft an einer Straßenecke stand, hätte animalischer nicht sein können. Er sah gar nicht erst von dem Artikel auf, als sie ihn ansprach.
    „Eh, ich suche nach einer Unterkunft“, brachte sie schließlich hervor und lächelte, „ich bin noch etwas neu hier und weiß nicht, wo ich mir ein Zimmer mieten kann.“
    „Das Aragia ist direkt die Straße hinunter. Augen aufmachen hilft.“
    Das Mädchen kam sich etwas vor den Kopf gestoßen vor und wusste nicht wirklich, was sie darauf antworten sollte, also lachte sie. Wie sie es wohl oft getan hatte, wenn sich eine etwas unangenehme Stille in einem Gespräch aufgebaut hatte, dann lachte sie einfach.
    „Ja, das hätte ich wohl auch selbst herausfinden können. Entschuldigen Sie die Frage.“ Sie ging weiter, kam jedoch nicht weit, da der Kroganer sie aufhielt.
    „Wenn du jedoch länger bleiben willst“, meinte er und senkte die Zeitung, wobei er zum ersten Mal sah, wen er vor sich hatte, „dann schau dich in den Wohnmodulen um.“ Er hatte keine Ahnung, wieso er das sagte oder wieso er ihr half, doch er tat es einfach. Er war ohnehin nie jemand gewesen, der groß darüber nachdachte, was nun richtig war oder nicht – er handelte einfach.
    „Danke, das werde ich mir merken! Einen schönen Tag!“ Sie drehte sich wieder auf dem Absatz um und ging weiter, direkt ins Aragia, wo sie eincheckte. Vielleicht war Omega nicht das erste Ziel ihrer Pilgerreise gewesen, weshalb sie Geld hatte und auch mit den Abläufen in einem Hotel bereits vertraut war. Wenn man sie nach ihrem Namen fragen würde, unter dem eingecheckt werden sollte, so würde sie mit einem breiten Lachen und einem simplen „Yviela“ antworten, was die Rezeptionistin jedoch kalt gelassen hätte.
    „Das erste Mal auf Omega?“ Ein Gesichtsloser sprach sie an, als sie auf den Aufzug wartete.
    „Entschuldigen Sie?“
    „Na, bist du das erste Mal hier? Siehst mir danach aus.“
    „Das stimmt, ja. Man sieht es mir wohl wirklich an“, erwiderte sie und kam nicht umhin zu kichern. Jedoch geschah es diesmal aus einer Nervösität, die sie beim Anblick des Anderen verspürte.
    „Als Neuer auf Omega sollte man sich schnell Freunde suchen, denn das hält dich hier am leben“, wäre wohl der nächste Satz des Gesichtslosen gewesen. Es deckte sich mit dem, was Keel’o dachte, also hätte es genauso gut sein können, dass es lediglich dessen Unterbewusstsein war, das da hineinpfuschte, doch wer wusste das schon. Welchen Unterschied würde es überhaupt machen? Es war alles hypothetisch, ein einziges Theoriegebäude, das mit einem simplen Gedanken zum Einsturz gebracht werden konnte. Vielleicht war er auch deswegen gesichtslos, eine schwarze, fleischlose Hülle, die lediglich mit Worten gefüllt war. Ein Platzhalter, der genügend Raum für Spekulationen ließ, um auch von Keel’o selbst dargestellt zu werden.
    „Freunde findest du am schnellsten hier“, würde der Gesichtslose dann mit einem Flyer in der Hand fortgefahren haben, „ich bin heute Abend auch dort. Solltest du dir nicht entgehen lassen, wenn du nichts anderes vorhast.“
    „Die Effect Zone?“, wiederholte sie seine Worte und nahm den Flyer entgegen, um ihn eingehend zu studieren, „he, da ist ja sogar ein Gutschein dabei!“
    „Der gilt aber nur heute Abend.“
    „Das ist sehr nett von dir“, erwiderte sie und steckte den Flyer ein, „ich werde da sein.“
    Was der Gesichtslose daraufhin erwidert hätte, blieb außen vor. Es fand keine Erwähnung, schließlich war es auch nicht weiter wichtig. Yviela hatte bereits eingewilligt zu kommen und damit wohl ihr Schicksal besiegelt. Sie verabschiedete sich wahrscheinlich von ihm und betrat den Aufzug, der sie auf ihr Zimmer bringen sollte. Ihr Zimmer war im zweiten Stock und bot freie Sicht hinaus auf die geschäftigen Straßen Omegas, die so ungewöhnlich pulsierten. Sie waren lebendiger als alles, was Yviela wohl vorher je zu Gesicht bekommen hatte. Und während ihr Blick über die Straßen glitt, holte sie den Flyer hervor, betrachtete diesen mit einem verträumten Lächeln und fuhr sachte darüber. Erst seit fünf Minuten auf dieser Station und schon einen ersten Freund gefunden, wird sie sich gedacht haben. Noch am selben Tag sollte sie es bereuen, seiner Einladung gefolgt zu sein – noch am selben Tag sollte Omega einem Engel das Leben nehmen.



    Mit einem erstickten Schrei auf den Lippen fuhr Keel’o hoch, um sich aufrecht in seinem Bett sitzend vorzufinden. Was war das denn gewesen? Es war ein Traum, dessen war sich der Quarianer sicher, doch nie hatte er etwas so realistisches geträumt. Etwas, das sich so „echt“ angefühlt hatte, dass er seine Zeit brauchte zu realisieren, wieder aufgewacht zu sein. Er keuchte und gab sich selbst noch einige Momente, ehe er aufstand und den Anzug glatt strich. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es kurz vor 17 Uhr sein musste. Gähnend öffnete er eine Verbindung zu Zak, der noch immer (oder wieder?) in seinem Büro war.
    „Ich wäre dann soweit“, brummte er und der Salarianer nickte, ehe Keel’o fortfuhr, „wir machen das unauffällig. Nur du, ich und Megan. Einverstanden?“
    „In Ordnung. Wir treffen uns in der Lobby.“ Keel’o schloss den Kanal und verfasste bei Verlassen des Zimmers erneut eine Nachricht an Megan, dass er sie abholen komme. Sie war bei den Übungseinrichtungen für die Crew, dort wo Aphrodite vorher einen Zwischenstopp mit ihm und Megan eingelegt hatte. Keel’o grinste. Immer dort, wo Action war. Das Panoramadeck hatte die Amerikanerin vermutlich kalt gelassen, aber das war auch nicht weiter schlimm. Keel’o blieb vor der breiten Tür, die zu den Trainingseinrichtungen führte, stehen und musterte den Schriftzug darüber. Eine voll funktionstüchtige und dabei auch noch sehr leistungsstarte VR-Umgebung. Gab es eigentlich etwas, über das dieser Kreuzer nicht verfügte? Keel’o hatte es sich schon öfter gefragt, aber auf der anderen Seite handelte sich um die Alliance Prime, das ehemalige Vorzeigeschiff der Menschen. Vor allem bei Turianern konnte man mit dieser Technologie punkten. Mittlerweile diente sie aber einem eher praktischen Zweck, nämlich diesem, dass Zaks Männer nicht aus der Übung kamen und jederzeit einsatzbereit waren. Der Quarianer öffnete die Tür – eine sehr breite Tür, die mit einem gelb-schwarzen Warnmuster lackiert war, wobei das jedoch eher ein Scherz der Mannschaft darstellen sollte, als wirklich auf eine Gefahr hinzuweisen – und tat einige zögerliche Schritte hindurch. Es dauerte nicht lange und er machte Megan aus, im Gespräch mit dem Soldaten von vorher vertieft. Er hatte noch immer sein pinkes Bandana auf dem Kopf, machte diesmal jedoch einen wesentlich verschwitzteren Eindruck. Megan musste den Jungs wohl ordentlich eingeheizt haben. Keel’o lehnte sich mit einem Lächeln im Türstock an und betrachtete die beiden aus der Ferne. Sie erzählte gerade irgendetwas, gestikulierte dabei recht wild mit ihren Händen, wobei sie öfters so tat, als hätte sie dabei ein Gewehr in der Hand und würde irgendwo hinzielen, und der Soldat hörte ihr aufmerksam zu; nur gelegentlich unterbrach er sie durch Einwände oder ein herzhaftes Lachen. Leider konnte der Quarianer nicht hören, worüber die beiden sprachen. Schließlich traf sich der blick des Soldaten mit dem von Keel’o und mit einem Nicken in dessen Richtung sagte der Mensch etwas zu Megan, nur zwei oder drei Worte, woraufhin sich die Amerikanerin umdrehte. Er winkte sie zu sich, doch die Söldnerin gab ihm mit einer Geste zu verstehen, noch einen Moment zu warten. Sie drehte sich wieder zu dem Soldaten um und tauschte noch zwei, drei Sätze mit diesem aus, ehe sie ihr Omnitool aktivierte und es ihm so hinhielt, dass beide raufsehen konnten. Er schien etwas auf seinem zu notieren und schließlich trennten die beiden, wobei sie ihm auf den Oberarm klopfte, während er mit zwei Fingern an der Stirn einen flüchtigen Salut andeutete.
    „Man, diesen Scheiß solltest du auch mal machen“, meinte Megan, als sie bei Keel’o war, „hat wirklich einen mordsmäßigen Spaß gemacht.“
    „Ein andermal“, krächzte Keel’o und räusperte sich.
    „Schlecht geschlafen, Dornröschen?“
    „Ging schonmal besser“, raunte er, lachte aber dann, „aber ich komm schon klar.“
    „Noch ein Kater von gestern?“ Ein hämisches Grinsen lag auf Megans Gesicht und Keel’o zuckte mit den Schultern.
    „Eventuell“, erwiderte er. Er haderte, die nächsten Worte auszusprechen und zögerlich, ja beinahe schüchtern sah er zur Seite, zu Megan, die fröhlich neben ihm spazierte. „Na, Nummern ausgetauscht?“
    „Eifersüchtig?“, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen und ohne ihn dabei anzusehen, „ich war jedenfalls in Spiellaune.“
    Er nickte. Megan war eine Frau, die sich nahm, was sie wollte und das dann auch meistens bekam. Wohl einer der Gründe für ihr unerschütterliches Selbstbewusstsein.
    „Übrigens“, flüsterte sie nur eine Handbreit von Keel’os Helm entfernt und hakte sich dabei bei ihm unter, „ich könnte Aphrodite ja mal aushorchen, ob sie nicht mal mit dir und mir… natürlich nur wenn du willst.“
    Keel’o blieb wie angewurzelt stehen, während Megan lachte und unbeirrt weiter ging. Es war eher ein tänzeln, doch Keel’o war zu sehr damit beschäftigt seine Kinnlade wieder zu schließen.
    „Sag mir nicht, ihr habt-“
    „Glaubst du ernsthaft, ich hätte den Tag damit verbracht, mir dieses Schiff anzuschauen und die Jungs im Paintball fertig zu machen?“, erwiderte sie und lachte erneut auf.
    „Du nimmst mich auf den Arm“, erwiderte Keel’o selbstsicher. Zwar nicht so sehr, wie er es sich gewünscht hätte, aber es war ein Anfang.
    „Tue ich das?“ Die Unschuld in Megans Stimme passte nicht zu ihr, ganz und gar nicht, was ihn unsicher werden ließ. Er ging weiter und langsam kamen die beiden in die Lobby.
    „Nein, du hast nicht-“
    „Na erzählst du mir jetzt endlich, wohin wir fahren oder muss ich dir alles aus der Nase ziehen?“ Keel’o schüttelte den Kopf und seufzte resignierend. Später. Er musste sie später fragen. Vermutlich würde sie es ihm ohnehin von alleine erzählen.
    „Ich erzähle es dir auf dem Weg“, raunte er, nachdem er Zak erblickt hatte, der einige Worte mit einem seiner Männer wechselte und den Quarianer zu sich winkte. Im Moment hatte er andere Sorgen, also mussten Megans Anspielungen warten. Vorerst.

    17:14 Uhr
    --> Omega - Effect Zone
    Geändert von Keel'o Vaelsha (21.01.2012 um 18:27 Uhr)

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    <--- Omega – Wohnkomplexe
    22:50 Uhr


    Stille. Bis auf das leise, kaum wahrnehmbare Surren des Holotisches war kein Laut in dem Besprechungsraum irgendwo in der „Progress“ zu hören und keiner der Anwesenden änderte etwas daran. Megan lehnte mit verschränkten Armen und einem angewinkelten Fuß lässig neben der Tür an der Wand, Zak stand ebenfalls mit verschränkten Armen vor dem Panoramafenster und sah nachdenklich zwei Asteroiden des Omega umgebenden Gürtels beim Zusammenstoß zu, während Keel’o sich mit beiden Armen an dem Holotisch in der Mitte des Raumes abstützte und dabei den Kopf hängen ließ. In wirren Formationen schwirrten die geborgenen Nachrichten und sonstige Informationen, die Keel’o aus dem Omnitool extrahieren konnte, über den Bildschirm des Holotisches vor ihm, doch der Infobroker schenkte dem nicht wirklich seine Aufmerksamkeit. Sein Blick hatte sich vielmehr an der Tischkannte festgebissen. Fast als ob sie ihm die Lösung für sein Dilemma geben würde, starrte Keel’o sie an und knirschte dabei nachdenklich mit den Zähnen.
    „Du brauchst einen Plan.“ Endlich! Keel’o war heilfroh darüber, dass jemand diese eiserne Stille durchbrach und noch dazu, dass Zak es war, der sich einschaltete. Der Salarianer drehte sich um, noch immer die Arme vor dem Oberkörper verschränkt.
    „Vielleicht sogar das Netzwerk.“ Keel’o sah auf, blickte seinem Freund verwundert ins Gesicht, auch wenn dieser die in Falten gelegte Stirn nicht sehen konnte.
    „Ich werde die Flottille verständigen“, erwiderte er schließlich auf Zaks Bemerkung und mit einem Mal war seine Sprachlosigkeit wie weggewischt, „die Admiralität muss wissen, was hier vor sich geht. Diese ganze Sache ist ein Skandal! Das übersteigt das Netzwerk. Ich hole mir die gesamte verdammte Flotte ins Boot, um diesem Wahnsinn Einhalt zu gebieten.“
    „Moment, von was für einem Netzwerk redet ihr zwei hier?“
    „Von unserem einzigen Ass im Ärmel bei dieser Sache“, meinte Zak, bevor Keel’o etwas sagen konnte und ein ernster Blick traf das quarianische Visier. Keel’o schluckte. Diese Worte konnten nur eines bedeuten: Zak war dabei. Er war verdammt nochmal dabei bei diesem Höllenritt. Zum einen fiel Keel‘o ein Stein vom Herzen, denn die Unterstützung seines Freundes war verdammt viel wert, doch andererseits nagten Zweifel an ihm.
    „Nicht das einzige, aber… Megan, lass uns einen Moment alleine“, raunte Keel’o, ohne dabei den Blick von seinem salarianischen Freund zu nehmen.
    „Okay“, erwiderte die Söldnerin nach einigem Zögern, zog die Augenbrauen hoch und verließ den Raum über die einzige Tür, die direkt hinaus auf einen der zahlreichen Gänge des Kreuzers führten. Keel’o hingegen musterte Zak und räusperte sich.
    „Zak, dich bei dieser Geschichte dabei zu haben, erleichtert mich ungemein und bitte versteh mich nicht falsch, ich wüsste niemanden, den ich bei einer solchen Sache lieber als Verbündeten wüsste, aber…“, der Quarianer schluckte. Er hasste sich jetzt schon für das, was er gleich sagen würde, „aber tu es nicht für sie. Tu es nicht für… das macht sie auch nicht wieder-“
    „Hör auf.“ Zak fiel ihm nicht laut ins Wort. Er schrie nicht, er sah nicht einmal von dem Bildschirm auf, welchen Keel’o vorher die ganze Zeit über angestarrt hatte, und doch hatte seine Stimme etwas derart präsentes, gar dominantes, dass Keel’o beinahe sofort aufhörte zu sprechen. Einige qualvolle Sekunden hielt diese Stille an, ehe Zak in derselben Tonlage fortfuhr.
    „Ich helfe dir, weil wir Geschäftspartner sind. Ich helfe dir, weil wir ohne den jeweils anderen nicht dort stehen würden, wo wir heute sind. Am wichtigsten ist jedoch, dass ich dir helfe, weil du mein Freund bist und ich dir immer den Rücken decken werde“, der Salarianer schluckte hörbar und sah jetzt endlich auf, geradewegs in Keel’os Augen, „aber tu mir einen Gefallen. Unterstelle mir niemals, dass Rin oder unsere Tochter etwas mit den Gründen meines Handelns zu tun haben. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“
    Keel’o gab sich Mühe, den Blick seines Freundes zu erwidern, als er stumm nickte.
    „Dann sieh zu, dass du deine Yacht so schnell wie möglich von dieser Station kriegst. Megan soll ihren Jäger im Hangar der Progress parken. Mit der Flottille kannst du sprechen, wenn wir das System verlassen.“ Mit diesen Worten wandte sich Zak der Türe zu und verließ den Raum. Keel’o versuchte erst gar nicht, mit ihm Schritt zu halten, sondern blieb neben Megan stehen, die auf dem Gang mit Erscheinen der zwei Männer soeben ein Telefonat beendet hatte.
    „Dicke Luft?“, fragte sie ohne Umschweife und Keel’o schnalzte mit der Zunge. Ihm fiel auf, dass er das in letzter Zeit öfter tat. Ein weiterer Tic, großartig.
    „Wer war das?“, stellte er etwas gereizter, als er eigentlich wollte die Gegenfrage mit einem Nicken in Richtung ihres Omnitools.
    „Ich will ein paar Kontakte auf Illium abklopfen; sehen, was die Jungs und Mädels für mich in Petto haben, denn das Feuer unter’m Arsch werd ich hierbei wohl gebrauchen können, eh?“
    Keel’o warf Zak noch einen letzten Blick nach, als der Salarianer gerade um eine Ecke verschwand und einem seiner Männer unverständliche Befehle erteilte, ehe auch er sich abwandte und mit Megan gemeinsam in Richtung Besucherlobby aufbrach.
    „In erster Linie werden wir versuchen, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden und nach Illium zu springen, um dort dann Verbindung mit der Admiralität aufzunehmen und sie über die aktuelle Lage zu unterrichten. Das weitere Vorgehen entscheiden wir dann dort, aber bereite dich darauf vor, dass es hier in ein paar Tagen vor Quarianern nur so wimmeln wird.“
    Keel’o passierte gemeinsam mit Megan den Empfang und damit auch Aphrodite, die gleichzeitig telefonierte, sowie Einträge an einem Terminal und auf ihrem Omnitool machte. Dieser plötzliche Rückzug musste für Zak eine logistische Herausforderung sein, doch der Quarianer war sich sicher, auch diese Hürde nehmen zu können. In misslichen Lagen zu sein, war für den Salarianer quasi zum Tagesgeschäft geworden.
    „Dazu wirst du mit deinem Jäger an der Progress andocken“, fuhr Keel’o schließlich auf dem Landesteg fort, wo er seinen Schritt auch bereits beschleunigte und einem Turianer auswich, der Kisten verlud. Über ihren Köpfen rauschten Shuttles vorbei, vermutlich jene, die bei dem Wohnkomplex bereits im Einsatz gewesen waren, und auch am Boden herrschte rege Betriebsamkeit in Form von Verladungen und ähnlichen logistischen Aufwendungen.
    „Und was machst du in der Zwischenzeit?“
    „Ich werde meine Yacht startklar machen und zusehen, schnellstmöglich von dieser Station zu verschwinden. Rendezvous-Punkt wird das Sahrabarik-Massenrelais sein, von wo aus wir nach Illium springen. Weitere Fragen?“ Megan verneinte und Keel’o nickte zufrieden. Es musste jetzt alles verdammt schnell gehen, vor allem angesichts der Tatsache, dass das Blood Pack wohl alles daran setzen würde, ihr Verschwinden zu verhindern, und zu viele Fragen konnte sich dabei niemand leisten. Das Duo verließ den Landesteg der Progress und betrat das Terminal der Andockbuchten, von wo aus man die anderen Stege betreten konnte. Bedingt durch die Tatsache, dass es sich bei Omega um eine alte Mine handelte, ähnelte dieses Terminal mitnichten dem, was man von zivilen Raumhäfen wie Illium oder der Citadel erwarten konnte, sondern mehr einer Verladestelle industrieller Bauart, die mit der Zeit notdürftig und improvisiert zu einer Passagierabfertigung umgebaut wurde – was aber auch nur bedeutete, dass Verladekräne und Lieferbänder durch notdürftige Sitzgelegenheiten oder den ein oder andere Kiosk ersetzt worden waren. Hier und da zogen kleine Grüppchen oder fragwürdige einzelgängerische Gestalten durch die schmutzige Ankunftshalle und Keel’o ertappte sich dabei, wie er immer wieder den Sitz seiner Pistole überprüfte. Die Locust hatte er im Shuttle gelassen, mit dem sie zur Progress geflogen waren und irgendwie bereute er das jetzt. Zwar sah es im Moment nicht danach aus, als ob das Blood Pack bereits hier wäre, aber dennoch hätte sich Keel’o zweifelsohne sicherer gefühlt, hätte er die leichte Maschinenpistole bei sich, statt der einzelnen Pistole. Umso erleichterter war er, als er mit Megan schließlich durch eine Tür einen Gang betraten, der zu den restlichen Landestegen und Luftschleusen angedockter Schiffe führte, wo auch die Bolter – Megans Jäger – sowie Keel’os Yacht vor Anker lagen.
    „Nur eine Sache noch“, meinte Megan, als die zwei gerade dabei waren, sich zu trennen, „sicher, dass ich dich nicht zur Yacht eskortieren soll?“
    „Wir müssen uns so schnell wie möglich zurückziehen, runter von Omega kommen, denn dann sind wir auch außerhalb der Machtsphäre des Blood Packs. Ich werde auf mich aufpassen können, jetzt los!“ Die Söldnerin nickte und joggte den Landesteg hinunter, der geradewegs zu ihrem Jäger führte, welcher noch immer unbewegt in seiner Bucht lag. Keel’o sah ihr einen Moment hinterher, ehe er sich abwandte und sich ebenfalls auf den Weg zu seinem Schiff machte. Seine Umgebung nahm der Quarianer dabei kaum wahr, driftete sein Geist doch immer wieder zu den Geschehnissen des Tages ab oder den Versuchen, diese zu verarbeiten, und beinahe wäre er sogar an dem Zugang zu seinem Landesteg vorbeigelaufen. Er schüttelte den Kopf bei dem Versuch, Klarheit in seine Gedanken zu bringen, doch dies gestaltete sich schwerer als erwartet. Seitdem er aufgestanden war, war dies der erste Moment, in dem er wirklich alleine mit seinen Gedanken über die Mordserie war, geschweige denn über das, was er vom CD-Mann erfahren hatte. Vor seinem inneren Auge blitzten Schlüsselmomente ihres Gesprächs auf: Das Schmunzeln, mit welchem der Geschäftsmann die Treppe hinuntergestiegen war. Die Arroganz in seinen Augen, als er davon sprach, wie er und seine Firma Geschichte schreiben würde, dabei nicht merkte, wie er in Verblendung und Selbstüberschätzung seinen eigenen Wert für die Firma viel zu hoch ansetzte. Die Verachtung in seiner Stimme, als er von einem quarianischen Widerstand sprach. War Yviela eine von ihnen gewesen? War sie eine Guerillera, die in ihrem jugendlichen Eifer für diese revolutionäre Bewegung einfach zu begeistern gewesen war?


    Das junge, quarianische Mädchen saß am Tresen des Afterlife und trank gerade einen alkoholfreien Drink, während sie auf einem Datenpad diverse Artikel über das quarianische Leben außerhalb der Flottille las. Ihr silberner Anzug glitzerte im diffusen Licht des Nachtclubs, der zu dieser Zeit mäßig besucht war. Genug Gäste, um Aria die Anlage laut aufdrehen zu lassen, aber zu wenige, um den Laden wirklich zu füllen. Sie seufzte und strich sich über das Visier, nahm einen weiteren Schluck. Zerschlagen waren ihre Visionen und Träume davon, andere Pilgerreisende zu treffen, die Offenheit des Universums und die Exotik fremder Kulturen kennenzulernen… es war ihr zweiter Tag auf der Station, der zweite Tag umgeben von Raub und Mord, Elend und Dreck, Hass und Verzweiflung, der dem jungen Mädchen mit Schrecken klargemacht hatte, wie gut es ihr auf der Flottille ging und wie besonders die Schwachen an Orten wie diesen täglich ums Überleben kämpfen mussten, Quarianer im Speziellen. Ursprünglich wollte sie neue Freunde finden, Abenteuer erleben und sich gehen lassen, zumindest die ersten Wochen, doch wollte es nicht so recht klappen, hier Fuß zu fassen. Man begegnete ihr entweder mit Gleichgültigkeit oder blankem Hass. Sie seufzte erneut.
    „Ist dieser Platz frei?“
    Erstaunt sah sie auf, blickte zur Seite, wer sie da ansprach und das noch dazu in einem solch freundlichen Tonfall. Es war eine andere Quarianerin, dem Anzug nach bereits älter und schon längst keine Pilgerreisende mehr. Stumm nickte Yviela und die andere nahm Platz, um sich sogleich einen Drink beim Barkeeper zu bestellen. Die jüngere der beiden wusste nicht, was das für ein Getränk war, doch der Name ließ sie irgendwie an die Flottille denken. Er erinnerte sie an die weiten Biotope der Liveships, im Prinzip fliegende Farmen und der einzige Ort, wo ein Quarianer noch echte Freiheit, wirklichen Platz erleben konnte und sich nicht mit dutzenden Crewmitgliedern die engen Korridore des Schiffes teilen musste. Ein Gefühl des Heimwehs überkam sie und stumm verzog sie ihr Gesicht zu einer traurigen Maske, ehe sie wieder auf das Datenpad sah. Keine der Schlagzeilen schaffte es, in ihrem Gedächtnis hängen zu bleiben, so sehr versank sie in ihrer melancholischen Sehnsucht nach ihrem Zuhause. So merkte sie erst gar nicht, wie sie die Ältere ansprach.
    „Die erste Woche?“, fragte die Quarianerin, setzte nach einem Schluck aus ihrem Getränk und einem ahnungslosen Blick Yvielas nach, „weg von zuhause?“
    „Noch nicht ganz“, kam es leise zurück und ein sehnsüchtiger Blick traf das Bild der Rayya, das von einer Schlagzeile umrahmt in der Mitte des Pads thronte.
    „Die erste Woche ist die schlimmste. Du bist überfordert mit dem, was auf dich einprasselt; hast eigentlich keine Ahnung, wohin du sollst und womit du zurückkommen kannst; vermisst die strenge Ordnung und Disziplin; fühlst dich hilflos, weil dir niemand mehr sagt, was du zu tun und zu lassen hast.“
    Yviela sah zögerlich zur Seite, betrachtete die andere schüchtern im Profil. Sie konnte unter dem Helm die Konturen ihrer Nase und die Bewegungen ihrer Lippen ausmachen, zwar nur als dunklen Schatten, doch das genügte ihr schon. Sie schätzte sie auf Mitte dreißig, vielleicht sogar älter, und ihre Bewegungen zeugten von einem harten Tag, so schwerfällig waren sie. Die Art, wie sie über die Pilgerreise sprach, zeugte von einer Narbe, das Ergebnis einer tiefen Wunde und vielleicht auch der Grund, weshalb sie nicht zur Flottille zurückgekehrt war, sondern lieber ein Leben als Ausgestoßene verbrachte. Viele Geschichten von diesen Exilanten kursierten auf der Flottille, die meisten von ihnen erfüllt von Verachtung. Man bezeichnete sie als Kriminelle, als Verräter, die ihr Volk im Stich ließen, um sich ein Leben im Luxus von ihrem Dolchstoß zu erkaufen. Diese machte jedoch keinesfalls einen solchen Eindruck. Nein, sie mutete eher wie jemand an, der vor seiner Vergangenheit floh und Yviela war ein klein wenig erstaunt darüber, wie viel sie aus all diesen Kleinigkeiten zu lesen vermochte. Die andere sprach noch immer, doch Yviela hörte ihr gar nicht mehr so recht zu. Zu sehr war sie in den Bann der anderen gezogen, spürte dabei die Anziehung ihrer Ausstrahlung, ja man könnte fast sagen, ihrer Aura, die die ältere umgab. Sie strahlte Erfahrung aus, Versiertheit, wenn man so wollte. Sie war keine Quarianerin, die hilflos durchs All pendelte und dabei an allen Enden aneckte, weil sie nichts von der Galaxis wusste. Sie war niemand, der sich plump im Umgang mit anderen Kulturen verhielt oder als Greenhorn regelmäßig übers Ohr gehauen wurde. Nein, sie war jemand, der wusste, wie es in der Galaxis lief. Jemand, der die richtigen Leute kannte, der es wusste, sich durchzuschlagen. Selbst an einem Ort wie diesem.Sie war jemand, zu dem Yviela jetzt schon aufsah und das, obwohl sie kaum ein Wort mit ihr gewechselt hatte.
    „… und irgendwann stehst du auf und du blickst zurück auf dein Leben“, Yviela zuckte unmerklich, als sie realisierte, überhaupt nicht zugehört zu haben, was ihr die Schamesröte ins Gesicht trieb, „das ist der Punkt, an dem du merkst, dass sie dir in der Flottille so viel verheimlichen und vor so vielem die Augen verschließen… entweder man macht dasselbe und geht irgendwann zugrunde daran oder man entschließt sich, die Dinge in die eigene Hand zu nehmen.“ Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen beiden aus, als Yviela nicht wusste, was sie sagen sollte. Die andere blickte auf, sah der Jüngeren direkt ins Gesicht. „Redest nicht viel, was? Erzähl mir etwas von dir, Kleines.“
    Und so begann Yviela zu erzählen. Anfangs tat sie sich noch etwas schwer, einen Einstieg zu finden, doch mit jedem Wort fiel es ihr leichter, mit dieser Fremden über ihr kurzes, ereignisloses Leben zu sprechen. Es tat gut, mit jemandem zu reden, der verstand, was gerade in ihr vorging und so kam es, dass die Minuten und Stunden ins Land zogen, in denen beide am Tresen saßen und gemeinsam lachten, weinten und in Erinnerungen an die Flottille schwelgten. Aus den Kommentaren der anderen meinte Yviela stets etwas wie Zynismus oder eine gewisse Verbitterung herauszuhören, doch das hielt die Jüngere im silbernen Anzug nicht davon ab, von ihrer Kindheit zu schwärmen, ihr davon zu erzählen, wie sehr sie ihre Eltern und ihre Freunde vermisste, wie sehr sie sich wieder in die Bequemlichkeit ihrer Kajüte zurückwünschte. Die andere hörte geduldig zu, warf hier und da einen ihrer zynischen Kommentare ein, und begann nun ihrerseits Anekdoten ihres Lebens zu erzählen. Schnell kamen sie von persönlichen Eindrücken ins politisieren, verstrickten sich in eine hitzige Diskussion über die Geth, über die Einstellung der Admiralität und vor allem die Zukunft der Flottille. Yviela war überrascht gewesen von sich selbst, wie sie im Gespräch aufging. Um sie herum kamen und gingen die Gäste, doch Yviela und ihre neue Bekanntschaft blieben unverändert sitzen, bestellten neue Getränke und verloren sich dann doch irgendwann in einer Stille, die jeden für einen Moment alleine mit seinen Gedanken ließ; ob über das Gespräch, den jeweils anderen oder die eigene Vergangenheit, war ihnen dabei selbst überlassen.
    „Du scheinst ein ganz helles Köpfchen zu sein, Yvi“, durchbrach schließlich die Ältere wieder die Stille, „und irgendwie mag ich dich. Was hältst du davon, wenn ich dich ein paar Freunden vorstelle?“
    „Freunde? Andere Quarianer?“, fragte Yviela begeistert, neugierig und doch zugleich etwas vorsichtig, denn die hässliche Fratze Omegas hatte sie nun schon zur Genüge kennenglernt, um zu wissen, für was die Leute hier zu lügen bereit waren – oder zu schlimmeren Dingen.
    „Auch“, erwiderte die Ältere und leerte ihren Drink, „Leute, die so denken wie du und ich. Wir haben uns hier ein kleines Netzwerk aufgebaut. Ich möchte dich ein wenig herumführen und vielleicht gefällt es dir ja dort. Was meinst du?“
    Yviela wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Zum einen war ihr die andere sehr sympathisch geworden und das Gespräch mit ihr hatte die junge Pilgerreisende derart euphorisiert, dass sie all die Probleme um sich herum gänzlich vergessen hatte, doch ein leiser Zweifel in ihrem Hinterkopf blieb bestehen. Da war dieses Flüstern, das sie davor warnte, ihr zu folgen. Sie ignorierte es, als beide aufstanden, zahlten und hinaus in die Nacht Omegas gingen. Zu groß waren ihr jugendlicher Tatendrang und die neu erweckte Rebellin in ihr gewesen. Hätte sie doch nur auf ihre innere Stimme gehört… doch die trat in Anzug und mit frisch poliertem Visier in den Lichtkegel einer Lampe, hilflos und ohne Möglichkeit, einzugreifen.


    23:06 Uhr
    ---> PSY Callisto

  6. #6
    ME-FRPG only Avatar von Keel'o Vaelsha
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    <--- UWG – PSY Callisto (Fortführung)
    Angedockt im Trockendock Yankee Niner, Orbit um Illium


    „Willkommen zurück, Mister Vaelsha.“
    Es war Aphrodite, die mit ihrer zuckersüßen Stimme den ankommenden Gast begrüßte, auch wenn im Moment alles ein wenig stressig war. Sie schien gewissermaßen der Ruhepol des Schiffs zu sein, so wie jede Firma ihren Fels in der Brandung im Büro brauchte. Keel’o begrüßte sie ebenfalls mit einem freundlichen Nicken, so viel Zeit nahm er sich dann doch noch, obgleich er am liebsten auf allen Vieren in den Kommunikationsraum gefetzt wäre, und fragte sie, wo Zak zu finden sei. In seiner Unterkunft sei er, nicht unweit des Krankenflügels. Keel’o bedankte sich und machte sich sogleich auf den Weg. Zaks Unterkunft lag, wie alle anderen auch, in einem eigens dafür vorgesehenen Komplex, auch dort, wo Keel’o vor dem Besuch bei Yuri, dem verräterischen Quarianer geschlafen hatte, und im Gegensatz zu manch anderem Schiffskapitän, verzichtete Zak auf ein großartiges, gar pompöses Schloss, sondern begnügte sich mit einem Kämmerchen von normalem Format. Natürlich verfügte er über den ein oder anderen Luxus, den der gemeine Maat an Bord nicht hatte, wie etwa ein Einzelzimmer oder ein eigenes Bad, doch das war auch irgendwo wieder der Standard, der sich so im Laufe der Zeit galaxisweit eingebürgert hatte.

    Keel’o klopfte und auf ein kurzes „Herein“ trat er ein. Ihm fiel auf, dass er noch nie so wirklich in Zaks persönlicher Unterkunft gewesen war, sondern ihn meist nur in irgendeinem anderen Teil des Schiffs aufgelesen hatte. Es war eine recht große Kabine, deren Boden mit feinem Teppich ausgekleidet war, während die Wände mit dem Holz einer salarianischen Mammutbuche verkleidet waren. Neben einer Kommode mit Fernseher darauf, befand sich in dem Raum noch ein Sessel, ein Doppelbett, sowie ein Schreibtisch, neben welchem Zak stand, in der einen Hand ein Getränk, die andere in der Hosentasche. Sein Kopf war gesenkt, der Blick im Glas verloren und Keel’o zögerte etwas, blieb schließlich ganz stehen.
    „Alles in Ordnung?“, fragte er seinen Freund, der nur bestätigend brummte, ohne dabei von seinem Glas aufzusehen, „machst aber nicht den Eindruck.“
    „Es sind nur Erinnerungen, Keel“, seufzte der Salarianer, der seinen Drink mit einem Mal hinunterstürzte und sich dann seinem quarianischen Freund zuwandte, ihm dabei ein schwaches, schlecht aufgesetztes Lächeln schenkte, „die Vergangenheit, du weißt. Es wird aber nicht im Weg sein, ich verspreche es dir.“
    Keel’o schluckte. Natürlich. Zak hatte genau wie er seine Vergangenheit mit der Flottille. Er tat zwar immer so, als habe er mit ihr abgeschlossen, doch das eingerahmte Bild auf seinem Schreibtisch sagte etwas anderes aus. Keel’o wollte ihn gerade darauf ansprechen, ihn fragen, ob er sich wirklich sicher war, bereit hierfür zu sein, doch Zak schien auf das Thema nicht weiter eingehen zu wollen. Er forderte Keel’o stattdessen dazu auf, diese Sache endlich hinter sich zu bringen, damit sie alle wenigstens für ein paar Stunden schlafen könnten, ehe die Damen und Herren Exzellenzen hier aufkreuzen würden. Keel’o schnaubte. Er warf sich also wieder ganz in seine alte Schale, das passte zu ihm. Entgegen seines ersten Impulses, seinen salarianischen Freund darauf anzusprechen, verhielt Keel’o sich ruhig und folgte ihm stattdessen, wobei er es Zak gleich tat und schwieg.

    Ein letztes Mal korrigierte er den Sitz seines Anzugs, als Keel’o an der Seite von Zak mit weiten, stürmischen Schritten den Gang entlang marschierte, dabei stets den Kommunikationsraum als Ziel vor Augen. Dabei verwunderte ihn, dass jeder Schritt, der ihn näher an das ÜLG-Kommunikationsgerät und damit einer Unterhaltung mit Stellvertretern des Admiralitätsrates brachte, mehr Ruhe in seinen Geist kehren ließ, während er eigentlich vom genauen Gegenteil ausgegangen war, nämlich dass seine Nervosität zunehmen würde, je näher das Gespräch mit seinen Vorgesetzen rückte, wobei man sie nicht wirklich so nennen konnte, da sein Arbeitsverhältnis ein sehr loses war. Eine Tatsache, die ihm in der Flottille nicht nur Freunde beschert hatte, kam doch so der Eindruck auf, er lebte gedeckt durch die Flottille auf großem Fuß, ohne dabei die Anstrengungen seiner Artgenossen erleiden zu müssen. Ohnehin hatte Keel’o den Eindruck gewonnen – nicht nur, weil er den Stab um die Admiralität und seine Mitglieder gut kannte, sondern weil er auch eigene Quellen an entsprechenden Stellen sitzen hatte – nicht mehr das zu sein, was ihm zu Dienstbeginn, wenn man es so bürokratisiert ausdrücken wollte, verkauft wurde. Seine Machenschaften auf Illium zum einen, aber auch sein Aufbruch nach Omega zum anderen hatten dafür gesorgt, dass er unpopulär wurde und damit langsam, aber sicher nicht mehr tragbar für die offiziellen Stellen. Keel’o schnaubte gedanklich bei dem Gedanken daran. Sie nannten sich Soldaten, bezeichneten sich als die großen Krieger ihres Volkes, die sich der Flottille gänzlich verschrieben hätten, doch am Ende waren sie doch nur Politiker, die den Ernst der Lage von ihrem gepolstertem Bürostuhl aus völlig verkannten und nur ihre eigene Karriere im Sinn hatten. Der Quarianer erinnerte sich an einen Abend auf Illium, es musste einer seiner letzten auf diesem wunderschönen Planeten gewesen sein, ehe er mit Zak nach Omega aufgebrochen war. Wie so oft hatte die Abendsonne erbarmungslos auf die zu jener Uhrzeit nur noch spärlich besuchten Marktstände hinunter gebrannt, dem ohnehin schon staubtrockenem Klima auf Illium noch mehr Wüstencharakter verliehen – obgleich nicht ein Sandkorn in Sichtweite war – und die Klimaanlage in Keel’os Anzug hatte auf Hochtouren gearbeitet, wenn er sich recht entsann. Zu gut hatte er noch das Surren im Ohr, das das Geräusch seiner energischen Schritte auf und ab im Wohnzimmer im Hintergrund begleitete, während Keel’o gerade in eine hitzige Diskussion mit mehreren Quarianern verstrickt gewesen war, verbunden durch eine Videokonferenz. Was seine Abreise zu bedeuten hätte, hatten sie ihn gefragt und ob sie mit dem Aufbau seines Netzwerks zu tun hätte, „dieser ‚Shadow Broker light‘ Unternehmung“, die ihn doch nur von seinen Aufgaben ablenke und mehr Geld koste, als einbringe. Keel’o hatte sich den Mund fusselig geredet, auf die im Sahrabarik-System herrschenden Umstände und daraus resultierende Folgen für Pilgerreisende aufmerksam gemacht, doch man wollte nicht hören. Nein, ganz im Gegenteil, man begann sogar, ihm Dinge zu unterstellen, um so irgendeinen Wahlkampf auf seinem Rücken austragen zu können und ignorierte dabei gänzlich seine Beteuerungen, sich vom Netzwerk trennen zu wollen – denn das wollte er wirklich zu jener Zeit. Es war zu lange her, als dass sich Keel’o an den genauen Wortlaut des Gesprächs erinnern konnte, doch ein Satz blieb ihm wie eingebrannt im Gedächtnis: „Überschätzen Sie Ihre Rolle nicht und seien Sie froh, dass wir Sie auf diesem Posten abstellen konnten.“ – ausgesprochen von Harran‘Teli vas Kalatta, seines Zeichens Kapitän einer kleinen Fregatte und erbittertster Gegenspieler Keel’os, wenn es um dessen Berufung ging. Hätte vas Kalatta einzig das Sagen gehabt, so wäre Keel’o schon längst per Zwangsmaßnahme in die Flottille rückgeführt worden, um dort an irgendeinen Schreibtisch gefesselt zu werden und das „in ihn investierte Kapital“ (Anführungszeichen, da es davon eigentlich kaum welches gab, vas Kalatta jedoch gewiss als fadenscheiniger Grund genügt hätte) wieder zu erarbeiten. Kalatta war ein ehemaliger Fleet Marine und hatte mit seiner winzigen Fregatte, die kaum mehr als über zwei Dutzend Mann an Besatzung verfügte und als Mitglied in einem Sicherungsschwadron der Patrol Fleet die Aufgabe hatte, andere, zivile Schiffe vor Übergriffen durch Piraten und andere Gefahren von außen zu schützen, meist nur sporadisch in seinem eigentlichen Aufgabenbereich zu tun und damit genügend Zeit, sich in seiner Nebentätigkeit als Stabsoffizier mit politischen Ambitionen eingehend mit der casa Vaelsha zu beschäftigen, in welcher er wohl eine Art Sprungbrett für seine Karriere sah. Zu Keel’os Glück bestand jedoch die Runde seiner Vorgesetzten aus drei Leuten, einer magischen Zahl, die sich durch sämtliche größere Gremien der Galaxis zog, um so ein Unentschieden gar nicht erst zustande kommen zu lassen. Neben vas Kalatta gab es da noch Mal’Karran vas Neema, einen wissbegierigem und in den Treffen mit Keel’o meist nur halb anwesenden Forscher der Gruppe Spezielle Projekte, welcher sich stets von der dritten Person im Bunde zu einem Urteil zugunsten Keel’os hinreißen ließ: Tund’Peley vas Rayya, ein Navigationsoffizier von Keel’os Heimatschiff und mit mehr Schneid als ein gesamter Zug Fleet Marines ausgestattet, war ein Mann, der wie Keel’o Prinzipien hatte und nur in äußerst schweren Fällen von der Linie seines ursprünglichen Crewmitglieds abgewichen war – was bisher ein einziges Mal vorgekommen ist, als Keel’o erste Andeutungen gemacht hatte, das Netzwerk als halboffizielle Unternehmung der Quarianer auf Illium in größerem Rahmen fortzuführen (oh, wie jung und stürmisch er damals noch gewesen war!). Tund war genau der Richtige, um vas Kalatta in diesem Triumvirat ein notwendiges Paroli zu bieten und Vernunft in ihrem Kreise einkehren zu lassen. Gerade angesichts der für Keel’o ungünstigen innenpolitischen Lage war Tund ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Faktor, der ihn in seiner Gleichung des diplomatischen Taktierens noch im Spiel hielt. Er war es auch, der Keel’os Transit nach Omega durchbringen konnte und ihn so in die Position brachte, in welcher der Infobroker heute war. Rückblickend würde Keel’o sagen, er würde eine solche Reise auch ohne die Erlaubnis der Versammlung unternehmen und eventuelle Strafen hinnehmen, doch er hatte sich verändert im Gegensatz zu früher. Das Leben auf Omega hatte ihn verändert.
    Keel’o hoffte beim Betreten des Kommunikationsraumes, das Gespräch würde dieses Mal anders ablaufen als damals auf Illium, als Keel’o in seiner Wut gegen seine Vorgesetzten beinahe Besuch von der Militärpolizei bekommen hatte, hätte Tund nicht eingelenkt und die anderen Gemüter beruhigen können, doch da sie diesmal wohl zusammen arbeiten würden und gemeinsam an einem Strang ziehen würden (was, wie Keel’o in jenem Moment amüsiert zur Kenntnis nahm, eine wirkliche Seltenheit war), schüttelte er über sich selbst schmunzelnd den Kopf. Der Infobroker freute sich richtig darauf, mit dem alten Hasen Tund mal wieder das ein oder andere Wort wechseln zu können. Wie lange war es nun her, das letzte Mal mit der Versammlung gesprochen zu haben? War es nicht sogar dieses Streitgespräch gewesen oder hatte er sie kurz nach seiner Ankunft auf Omega noch einmal kontaktiert? So oder so, es lagen Jahre zwischen dem letzten Gespräch mit dem Stab und dem jetzigen Moment. Der Rest war stets über vorgefertigte Formblätter für Berichte abgelaufen, die im Grunde genommen auch nicht von Keel’o persönlich an die Kapitäne übergeben worden waren, sondern von seiner VI an irgendeine Bürokraft geschickt wurden, welche diese dann einer vorgegebenen Kette entsprechend nach oben weiterreichte. Wer dabei wen auf Abstand halten wollte, war in dieser Situation nicht immer ersichtlich gewesen, doch das alles hatte jetzt nichts mehr zu bedeuten. Es lag alles in der Vergangenheit – jetzt sollte er über den nächsten großen Schritt in die Zukunft entscheiden.
    Beinahe ein wenig ungeduldig umkreiste Keel’o die ÜLG-Kommunikationseinrichtung, welche sich inmitten des Raumes befand, welchen er und Zak gerade betreten hatten. Es war ein kleines Abteil, wenn man so wollte, welches etwas abseits des Panoramadecks lag. Der runde Raum war in einer Art Burggraben entlang der Wand über und über mit Pflanzen befüllt, überwiegend blütenlose Farne und anderer Schattenpflanzen, die lediglich aus grünen Blättern bestanden, sodass man sich eher vorkam wie in einem Botanikum, als in einem Kommunikationsraum. Über den Köpfen der beiden Männer erstreckte sich ein kleines Glasdach, eine Kuppel, die den gewaltigen Sternenhimmel über ihnen freigab, jedoch zum Großteil von den, ja man konnte fast sagen wuchernden, Pflanzen verdeckt wurde. Inmitten dieses Dickichts stand die ÜLG-Einrichtung, welche über ein Eingabeterminal für den Kommunizierenden verfügte, sowie über ausreichend Projektoren, um sogar kleinere Lagen im planetaren Ausmaß anzuzeigen, während im Kreis entlang der Beete Sitzbänke platziert waren, um eventuelles Publikum begrüßen zu können. Es war eine äußerst angenehme Atmosphäre und Keel’o befand sie für einen solch geschichtsträchtigen Moment für angemessen. Schließlich könnte es sein, dass sich am heutigen Tage die Flottille zum ersten Mal seit dreihundert Jahren auf ein Neues auf dem galaktischen Parkett der Politik blicken ließe. Die Frage nach dem Tanzpartner war zwar noch nicht geklärt, denn den Verdacht, dass Corefield nicht eigenständig handelte, wurde der Quarianer nicht so wirklich los, doch das waren schon Gedanken, die um zehn Schritte in der Zukunft lagen. Keel’o fokussierte seine Gedanken auf das hier und jetzt, als er zu Zak sah, welcher ihm nur bestätigend zunickte und auf der Sitzbank gegenüber von Keel’o Platz nahm. Falls er ihn als Zeugen brauchen sollte, würde er so für die Versammlung nicht sogleich einsehbar sein. Keel’o strich schließlich mit zittrigen Händen über das Terminal, drückte einzelne Knöpfe, um schließlich die Flottille, genauer gesagt den für ihn zuständigen Stab, auf einer eigens für Fälle hoher und höchster Dringlichkeit eingerichteten Frequenz zu kontaktieren. Ein Nachrichtenoffizier meldete sich und Keel’o gewann ein weiteres Mal an Entschlossenheit.
    „Ihr Signal kennzeichnet Sie als ein privates Schiff. Identifizieren Sie sich.“
    Keel’o lächelte sanft, als er begann, seinen persönlichen Identifizierungscode, wenn man so wollte, vorzutragen:

    „Ich wandere zwischen Gestirnen,
    fern meiner Heimat;
    doch wo auch immer ich stehe,
    blickt hinauf zu den Sternen
    und ich werde bei euch sein.“

    Es war ein altes Pilgerlied seines Volkes, welches die Reisenden kurz vor ihrem Abflug mit ihrer Familie sangen, um sich so die Angst vor der Trennung von Freunden und Familie zu nehmen, doch vor Keel’os Hintergrund bekam das Volkslied einen ganz anderen Charakter, wie er fand.
    „Authentifizierung erfolgreich. Guten Tag, Keel’o Vaelsha. Nennen Sie Ihr Anliegen.“
    „Ich muss sofort mit dem Stab für Auswärtiges sprechen. Videokonferenz auf ÜLG.“
    „Spezifizieren Sie.“
    „Die Flottille ist in Gefahr. Ich habe bereits einen Bericht eingeschickt.“ Keel’o straffte automatisch seine Körperhaltung beim Aussprechen dieser Worte und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Das war seine Aufgabe, sein Job, seine Berufung. Er war in seinem Element.
    „Verstanden, ich setze Sie in eine Konferenzschaltung.“
    Das Gesicht des Nachrichtenoffiziers verschwand und wich drei stilisierten Abbildungen der Flottillen-Standarte, die über die Apparatur projiziert wurden. Keel’o verschränkte die Arme vor der Brust und tippte ungeduldig mit dem Fuß auf dem Boden. Was ließen sich diese Leute vom Stab auch immer so viel Zeit? Wozu hatte man diese Frequenz geschaffen, wenn man sich am Ende doch die Füße in den Bauch stand? Kurz bevor sich der quarianische Infobroker dann dazu hinreißen lassen konnte, doch auf einer der Bänke Platz zu nehmen, wichen zwei der drei Standarten dem jeweiligen Konterfeit.
    „Ich hoffe, Sie haben einen guten Grund, mich aus einer Sitzung mit dem Kommandeur des Geschwaders zu holen, Keel’o Vaelsha!“
    Zur Enttäuschung unseres quarianischen Antihelden war es Harran‘Teli vas Kalatta, der mit Mal’Karran im Schlepptau in die Sitzung gepoltert kam.
    „Sie haben doch meine Nachricht sicher erhalten, Harran‘Teli“, erwiderte Keel’o kühl, „doch wir sind noch nicht vollständig. Wo ist Tund?“
    „Tund’Peley ist nicht mehr Teil dieses Ausschusses.“
    Die Arroganz und Selbstgefälligkeit in Harrans Worten trafen Keel’o mit der Wucht eines Faustschlages in den Magen und der Infobroker musste schwer mit sich ringen, nicht von der völligen Fassungslosigkeit gelähmt zu werden. Er warf einen kurzen Blick zu Zak, der sich jetzt interessiert nach vorne gelehnt hatte und dabei seine Ellbogen auf seinen Oberschenkeln abstützte, die Finger dabei zu einer Raute geformt.
    „Wie bitte?“
    „Sie scheinen seine Abkommandierung nicht erhalten zu haben, Keel’o, aber wir wissen ja alle, wie die Infrastruktur im Omega-System ist. Er wird jedenfalls durch ein neues Mitglied vertreten. Darf ich vorstellen…“
    Die Projektion des Banners löste sich auf und Keel’o ließ ungläubig die verschränkten Arme sinken, als er sah, wer das neue Gremiumsmitglied war.
    „… Rinnalya’Gazu vas Tonbay, Kopf des Ingenieurskorps auf ihrem Schiff. Sie kennen sich ja.“
    „Rin“, flüsterte Keel’o ungläubig und aus den Augenwinkeln sah er, wie sich auch Zak bedächtig erhob, jedoch außerhalb ihres Sichtbereichs blieb.
    „Hallo Keel“, begrüßte sie ihn ebenso zaghaft, wenn auch mit lauterer, festerer Stimme.
    „Du… du bist jetzt… aber… warum hast du mir nichts gesagt?“
    „Wir haben dir eine Benachrichtigung zugeschickt, aber es muss wohl technische Schwierigkeiten gegeben haben.“
    Irgendetwas stimmte nicht. Rin fühlte sich nicht wohl in ihrer Rolle, das spürte Keel’o auch trotz der Distanz durch den ÜLG-Feed. Sie spielte ständig an irgendeinem Gegenstand oder ihrem Anzug herum und jedes ihrer Worte klang wohlüberlegt, beinahe zurechtgelegt, während jeder Satz, der vom Muster abwich, nur sehr holprig über ihre Lippen kam. Hätte es wirklich technische Schwierigkeiten gegeben, wäre ihr das aufgefallen. Sie hätte das nicht einfach so hingenommen, dafür war sie zu klug. Außerdem sollte sich Keel’o eigentlich freuen, sie zu sehen, doch sämtliche Alarmglocken in ihm schrillten lauthals auf.
    „Möchten Sie uns jetzt vielleicht diese ominöse Meldung erklären?“
    Keel’o sah noch einen Moment Rin an, ehe er sich Harran zuwandte.
    „Bei der Meldung handelt es sich um Daten“, erwiderte Keel’o äußerst kühl und distanziert, „Daten, die ich einem Mitarbeiter der Firma Corefield Design, einem Terraformer in menschlicher Hand, entwenden konnte. Dieser Mitarbeiter, welcher wiederholt Quarianer umbringen ließ, die angeblich in einem Widerstand im Untergrund gegen seine Firma arbeiteten, eröffnete mir ebenfalls, dass Corefield plane, den Perseus-Nebel zu erkunden und Planeten in diesem Sektor gemäß ihrer Kolonialisierbarkeit zu kartographieren. Meine Damen und Herren, Corefield versucht unsere Heimat als Gut auf dem freien Markt verfügbar zu machen… oder schlimmeres. Dies erfordert ein schnellstmögliches Eingreifen seitens der Flottille. Dazu schlage ich Illium als Ausgangspunkt vor, da Corefield hier eine Niederlassung betreibt. Als Ortskundiger biete ich mich als Berater an.“
    Keel’o atmete tief aus. Jetzt war es gesagt und es lag jetzt am Stab, zu handeln. Es fühlte sich gut an, endlich mit jemandem darüber gesprochen zu haben und zudem endlich in großem Maßstab zu handeln. Mit jemandem, der von einem solchen Skandal unmittelbar betroffen war, vor allem. Er blickte zu Rin, die die ganze Zeit über zu ihm gesehen hatte. Was sie wohl dazu sagen würde?
    „Das ist ja die Höhe!“, stieß Harran aus und Keel’o nickte zustimmend, war doch seine erste Reaktion ähnlich ausgefallen, „und Sie glauben wirklich, dass ich Ihnen diesen Schwachsinn glauben soll?“
    So jedoch nicht. Keel’o blinzelte verwirrt und machte eine fragende Geste mit seinen Händen, was der Kapitän genau damit meine.
    „Das ist kein Schwachsinn, Harran! Sie haben die Beweise doch vor sich liegen!“
    „Ich bitte Sie, die Flottille macht selbst Geschäfte mit dieser Firma. Was ich vor mir liegen habe, ist irgendein Text, den ein größenwahnsinniger Schreibtischhengst vermutlich der Aufmerksamkeit willen selbst geschrieben hat, um Sie hinters Licht zu führen und sich nebenbei noch eine Beförderung einzuheimsen. Bei den Kontakten, die Sie pflegen, würde mich das nicht wundern, schließlich umgeben Sie sich ja gerne mit Kriminellen und dergleichen.“
    „Sie können zu meinen Methoden stehen, wie Sie wollen, Harran, aber hier handelt es sich um einen Angriff gegen die Flottille! Das können Sie unmöglich verkennen.“
    „Nun übertreiben Sie mal nicht, Keel’o“, schaltete sich zum ersten Mal Mal’Karran, der abwesende Forscher, ein, „Ihre bisherigen Beweise überzeugen mich noch nicht wirklich. Es könnte sich genauso gut um einen einfachen Korrupten handeln, der Verwirrung auf dem freien Markt stiften will. Haben Sie nicht mehr vorzulegen?“
    „Was brauchen Sie denn noch an Beweisen? Sie haben die Nachricht des Octavian Visconti, wie könnte Ihnen das als Beweis nicht reichen? Sie verkennen die Lage!“
    „Verkennen? Wissen Sie, was ich denke? Sie wollen diese Sache als Vorwand nutzen, wieder zu Ihren kriminellen Wurzeln zurückzukehren, falls Sie diese jemals hinter sich gelassen haben, und dieses… Kartell oder wie auch immer Sie diese Mafia genannt haben, wiederauferstehen zu lassen. Dass Sie dazu die Mittel der Flottille zweckentfremden wollen ist eine Frechheit sondersgleichen! Das war es damals und das ist es heute noch!“
    Keel’o sah den Kapitän fassungslos an und schüttelte nur mit dem Kopf.
    „Rin, du glaubst mir doch, nicht? Bring diesen Badewannenadmiral doch bitte zur Vernunft!“
    „Das ist ja unerhört!“ Keel’o ignorierte ihn. Er blickte fest auf Rin, die seinem Blick auswich und sich mit ihrer Antwort Zeit ließ.
    „Keel, er hat recht. Selbst wenn das nicht deine Absicht wäre, die Nähe zu deiner Vergangenheit lässt das alles unglaubwürdig wirken.“ Damit senkte sie ihren Kopf und für Keel’o blieb für einen Moment die Zeit stehen. War Rin ihm gerade wirklich in den Rücken gefallen? Nein, das konnte unmöglich sein… oder?
    „Es tut mir Leid.“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern und obwohl die Worte an Keel’os Ohr drangen, so verstand er sie nicht. Was war hier los?
    „Damit wäre das auch erledigt“, schaltete sich Harran wieder ein, lautstark und beinahe triumphierend, „wenn es keine weiteren Punkte gibt, verbleiben Sie vor Ort auf Omega und kümmern sich weiter um Ihre Angelegenheiten.“
    Keel’o fühlte, wie sich sein Magen krampfend zusammenzog und bitterer Speichel sich in seinem Mund sammelte. Er blickte auf, sah Zak in die Augen, der mit tödlichem Ernst im Gesicht den Blick erwiderte. Sie brauchten sich einander nichts zu sagen. Ihre Blicke drückten mehr als tausend Worte aus. Sie wussten was zu tun war. Sie verstanden.
    „Diese Sache ist nicht vom Tisch“, sagte Keel’o, wobei es aus seinem Mund wie eine Feststellung klang, als er an Festigkeit in seiner Stimme gewann und sich fühlte, wie ein niedergeschlagener Gladiator, der sich vor seinem Gegner ein letztes Mal aufbäumte, zu stur, um die Niederlage zu akzeptieren, „ich weigere mich, einen derartigen Skandal unter den Teppich zu kehren.“
    „Ihnen bleibt aber nichts anderes übrig, Keel’o.“
    Ein kaltes Lächeln, vielmehr das Fletschen der Zähne eines Jägers, huschte über Keel’os Lippen, ehe er antwortete: „Das glaube ich nicht, Harran“, ein verdutztes „Wie bitte?“ war das einzige, was dem Stabsoffizier dazu einfiel, ehe Keel’o fortfuhr, „ich werde Corefield aufhalten. Ich werde den Widerstand auf Illium unterstützen. Ich werde unsere Heimat beschützen, um jeden Preis.“
    Harran lehnte sich nach vorne, stützte dabei seine Ellbogen auf dem Tisch vor ihm ab und legte seinen Kopf etwas schief. Damit schien er nicht gerechnet zu haben.
    „Und wie gedenken Sie das anzustellen? Sie sind Lichtjahre vom Ort des Geschehens entfernt.“
    „Ich bin nicht mehr auf Omega“, antwortete Keel’o und das Lächeln in seinem Gesicht wurde immer breiter, als sich der Spieß drehte und der Triumph auf seiner Seite war, „ich befinde mich im Orbit von Illium. Ich werde das Netzwerk reaktivieren, sollte mir die Flottille keine Ressourcen gewähren.“
    Harran schlug mit den Händen auf den Schreibtsich, erhob sich empört, wobei er den Stuhl, auf welchem er saß, nach hinten katapultierte und einige Datenpads zu Boden schmiss. Der Kapitän war außer sich.
    „Wie können Sie es wagen, sich einer direkten Anordnung des Stabes zu widersetzen?“, keifte er entrüstet, „das ist Hochverrat! Ich fordere Sie auf, umzukehren!“
    „Ich habe einen Eid geleistet!“, schrie Keel’o aufbrausend, was Harran den Kopf etwas zurückziehen ließ, während der Infobroker näher an das Kommunikationsterminal herantrat und mit einer ruhigeren Stimme fortfuhr, „diesem bin ich verpflichtet. Ich werde Corefield aufhalten.“
    „Ihr Eid beinhaltet auch Gehorsam und Loyalität, Keel’o. Ist Ihnen Ihr Verbrechersyndikat wichtiger als die Flottille? Ich wiederhole meinen Befehl“, knirschte Harran und deutete dabei mit seinem rechten Zeigefinger auf Keel’o, fast als wollte er ihn damit gefügig machen wie ein naives Haustier, „kehren Sie um.“
    „Keel, bitte“, flehte Rin, doch Keel’o beachtete sie gar nicht.
    „Sie hören von mir, sobald ich den Widerstand kontaktiert habe. Dann kriegen Sie Beweise ohne Ende.“
    „Das wird nicht nötig sein“, Harran richtete sich jetzt zu seiner vollen Größe vor dem Schreibtsich auf und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Keel’o runzelte verwirrt die Stirn. Der Kapitän begann damit, Eingaben auf seinem Terminal zu tätigen, wobei er dem ungewöhnlich stillen Mal’Karran ein Nicken zuwarf und dieser ebenfalls begann, sein Terminal zu benutzen. Einzig Rin tippte nichts, sondern sah fassungslos den beiden Männern zu.
    „Keel’o Vaelsha vas Callisto nar Rayya, Sie haben sich wiederholt den Befehlen Ihrer unmittelbaren Vorgesetzten widersetzt und entgegen Ihrer Anweisungen Ihren Dienstposten verlassen, um ein Verbrechersyndikat wieder aufzubauen“, fuhr schließlich Harran fort und Rin sprang auf.
    „Harran, nein!“, flehte sie beinahe, doch der Kapitän sprach unbeirrt weiter, Rins Beteuerungen und Flehen ignorierend.
    „Sie haben damit Ihren Eid gebrochen und gegen das Wohl der Flottille gehandelt.“
    Keel’o schluckte. Ihm dämmerte, was bevorstand und das Gefühl der Ohnmacht, vielleicht sogar der Reue, so weit und damit vor allem zu weit gegangen zu sein, trieb ihm die Röte ins Gesicht und den Schweiß auf die Stirn. Endgültig schnürte es ihm die Kehle zu, als Harran seine letzten Worte aussprach, ehe der Kapitän der Patrol Fleet die Verbindung beendete.
    „Ich befinde Sie des Hochverrats am quarianischen Volk für schuldig und schicke Sie hiermit ins Exil. Leben Sie wohl, Keel’o Vaelsha vas Callisto.“

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    Es war still im Kommunikationsraum. Niemand wagte es, das Schweigen zu brechen, welches sich über sie alle gelegt hatte, nachdem Kapitän Harran‘Teli vas Kalatta über Keel’o die Verbannung ausgesprochen hatte. Lediglich das Surren der Projektoren, leise und kaum hörbar, brachte noch Leben in den Raum, wo sogar die Pflanzen andächtig zu schweigen schienen.
    „Keel, lass mich mit ihm reden, ich kann ihn überzeugen“, schaltete sich schließlich nach einigen Momenten des Schreckens, die für Keel’os Empfinden länger angedauert hatten, als es tatsächlich der Fall war, Rin ein, die sich ihrem Tonfall nach zu urteilen noch nicht wirklich eingestehen wollte, was gerade geschehen war. Keel’o hingegen starrte geradewegs durch das Banner der Flottille hindurch, welches nun die Projektion des vas Kalatta ersetzte, wobei der Infobroker versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Ruhiger und vor allem kalkulierter als gedacht, analysierte Keel’o die Situation und spielte das Geschehene noch einmal vor seinem inneren Auge ab, um gänzlich verstehen zu können, was gerade passiert war. Rin hingegen wollte gar nicht so recht aufhören mit ihren Beteuerungen. „Ich kann ihn überzeugen“, zum einen und „Das war alles nur ein Missverständnis“, zum anderen. Nach einigen Minuten sah Keel’o schließlich auf, behielt jedoch die Arme noch immer vor der Brust verschränkt.
    „Rin, ist schon gut“, fiel er ihr schließlich mit beruhigender Stimme ins Wort, „ist schon gut.“
    „Wie meinst-“
    „Das Urteil ist gefällt. Damit müssen wir, damit muss ich jetzt leben“, für einen Moment drohte Keel’os Stimme zu versagen, doch mit einem Räuspern fing sich der Quarianer wieder, „so ist es nun eben.“
    „So ist es nun eben?! Keel, ich werde nicht zulassen, dass du aus der Flottille verbannt wirst! Nicht nach all dem, was du für uns getan hast“, auch ihre Stimme begann zu brechen, erste Tränen flossen ungesehen von den anderen, „nicht nachdem, was du für mich getan hast.“
    Sie begann zu schluchzen, doch Keel’o fand komischerweise ein tröstendes Lächeln, selbst wenn sie es nicht sehen konnte. Zu gerne hätte er sie einfach umarmt, ihr so Geborgenheit gegeben und Halt, doch die Distanz ließ es nicht zu. Es schmerzte ihn, sie so zu sehen.
    „Ich bin nicht allein. Ich habe noch Illium, kenne dort genug Leute, habe Freunde“, ein flüchtiger Blick zu Zak, der augenscheinlich noch nicht bereit war, sich zu erkennen zu geben, „mach dir keine Sorgen um mich.“
    „Wenn Sie mir die Anmerkung erlauben“, schaltete sich Mal’Karran wieder ein, der bisher geschwiegen hatte, „ich sehe in Keel’o Vaelshas Verbannung sogar einen Vorteil.“
    „Was?! Wie können Sie nur-“, fauchte Rin aufgelöst, doch Keel’o hatte eine Ahnung, worauf der Wissenschaftler hinauswollte. Er wusste es sogar, wollte es sich bisher nur noch nicht eingestehen, dieselben Gedanken von jemandem zu hören, den er bisher für einen Widersacher gehalten hatte – oder zumindest für einen Mitläufer selbiger.
    „Rin“, brachte er seine Freundin deshalb sanft zur Ruhe, welche nur verwirrt zu ihm sah, ehe Mal’Karran fortfuhr.
    „Keel’o verfügt über diverse Ressourcen auf Illium. Gewiss nicht genug, um ein Unternehmen wie Corefield zu Fall zu bringen, doch sollte es reichen, sie entscheidend zu schwächen und vor allem den Widerstand zu unterstützen. Ich denke, es gibt in der Tat keinen Anlass, sich Sorgen um ihn zu machen.“
    „Sie unterstützen seine Pläne? Wieso stimmten Sie dann für die Verbannung?“ Rin war außer sich und dieser Anblick amüsierte Keel’o. Dieses ungestühme, wilde, temperamentvolle stand ihr. Vermutlich auch etwas, was Zak an ihr gefallen hatte, damals…
    „Losgelöst von den Regulationen der Flottille kann sich Keel’o in dieser Operation besser bewegen“, fasste Mal’Karran Keel’os Gedanken trefflich zusammen und der Infobroker legte erneut erstaunt die Stirn in Falten angesichts seines neuen Verbündeten, wenn man so wolllte, „politische Querelen und interne Machtkämpfe haben dabei nichts zu suchen. Im Exil hat er für die vor ihm stehenden Aufgaben den nötigen Handlungsspielraum…“, Mal’Karran sah zu Keel’o, nickte diesem zu, was der Infobroker erwiderte, „… und ich wünsche ihm viel Glück dabei. Keehlah se’lai.“
    Das Hologramm des Forschers löste sich auf, noch während Rin verwirrt und vermutlich auch aus Reflex das quarianische Lebewohl wiederholte, um schließlich zu Keel’o zu sehen.
    „Hast du darauf spekuliert?“ Ihre Frage klang beinahe vorwurfsvoll.
    „Nein“, antwortete Keel’o ehrlich, „und ich würde alles dafür geben, das Urteil rückgängig zu machen. Aber er hat Recht. Das weißt du.“
    „Keel, jetzt komm mir nicht so. Wir zwei waren lange genug unterwegs, um-“
    „Lass es gut sein.“ Es war Zak, der sich zu Keel’os Überraschung einfach dazwischenschob. Langsam betrat der Salarianer das Aufnahmefeld und Keel’o konnte sehen, wie sich Rins gesamter Körper verkrampfte, um dann augenblicklich wieder völlig entspannt zu sein. Langsam senkte sie ihre Hände, schwieg dabei und hinter dem Visier konnte man sehen, wie sich ihre Augen weiteten.
    „Hi Rin“, flüsterte Zak. Mit ihr zu sprechen kostete den Salarianer mehr Kraft, als wohl angenommen. Sein Körper war in sich geknickt, er hatte die Hände in den Hosentaschen und sein Blick war gesenkt. Nichts zeugte mehr von dem vor Selbstbewusstsein und Bestimmtheit strotzenden Ex-Offizier. In seiner jetzigen Rolle sah Zak vielmehr aus wie ein gescheiterter Ehemann und Vater, der sich den Bruch mit seiner Familie nie verzeihen konnte. Genau das war er im Moment aber auch.
    „Zak…“, keuchte sie und fasste sich an die Befestigung ihrer Kapuze, „hast du-“
    „Ja, ich habe die ganze Zeit zugehört. Tut mir Leid.“
    „Ich lasse euch zwei mal alleine“, flüsterte Keel’o, doch Zak hielt ihn zurück. Er brauchte ihn wohl jetzt. Keel’o schluckte, blieb, versuchte jedoch dem Gespräch so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu schenken, sondern sich mehr um seine eigenen Probleme zu kümmern. Selbstverständlich gelang das einer Person wie Keel’o nicht und so kam es, dass er unweigerlich mithörte, wie die beiden sich nach einer Ewigkeit mal wieder in die Augen sahen und sich aussprachen.
    „Was machst du hier?“
    „Mir geht es auch gut, Rin“, erwiderte er ruhig, „Keel hat auf seiner Yacht keinen ÜLG-Kommunikator und ich war gerade frei.“
    Betretenes Schweigen. Keel’o hatte sich von der Szenerie abgewandt, sich mit beiden Händen auf der Reling vor den Pflanzenbeeten abgestützt, um nach vorne gebeugt auf die Pflanzenwand zu starren, doch er wusste auch so zu gut, wie es hinter ihm aussah. Zwei Erwachsene, zwischen denen zu viel vorgefallen war, zwischen denen zuviel Trauer herrschte, zwischen denen stets und auf ewig dieses eine einschneidende Erlebnis in ihrem Leben stehen sollte, welches sie dann auch schlussendlich auseinander getrieben hatte; sie in der Blüte ihres Lebens voneinander trennte und so für ungelöste Gefühle auf jeder Seite sorgte. Man könnte sagen, dass man das stärker liebt, was man seltener sieht. Passte das gerade überhaupt? Wie auch immer.
    „Geht es dir gut, Rin?“
    „Ja“, antwortete sie knapp, realisierte dann, dass er sich mehr erhoffte und fuhr schließlich fort, „ich komme gut zurecht mit den Leuten auf der Tonbay und die Arbeit macht auch Spaß… tut mir Leid, das hier ist nur so ungewohnt.“
    „Nein, mir tut es Leid. Ich hätte nichts sagen sollen“, Rin seufzte protestierend, wollte gerade etwas darauf erwidern, doch Zak ließ sie nicht, „es ist nur so, dass ich noch immer an dich denke.“
    Keel’o kniff die Augen zusammen und sah flüchtig über seine Schulter zu Zak, der nervös mit seiner Fußspitze über den Boden strich und dabei den Kopf gesenkt hatte; wie er deshalb nicht sehen konnte, dass Rin nach ihm die Hände ausstreckte, versucht, tröstend über seine Wangen zu streicheln und ihm so zu sagen, es sei schon in Ordnung, es dann jedoch sein ließ und ihre Hand wieder senkte. Sie schwieg.
    „Und noch immer an Mona.“
    Keel’o senkte seinen Blick wieder, ließ den Kopf gar komplett durchhängen, während ihm die Tränen in die Augen stiegen. Zak konnte seine Tochter nicht so einfach gehen lassen, auch Rin mit Sicherheit nicht, doch war sie es, die dieses Thema stets gemieden hatte, während er darüber reden musste. Das war es auch, was ihre Ehe auseinandergetrieben hatte, auch wenn Zak nicht wirklich daran Schuld war, belastete es beide doch gleichermaßen und machte es ihnen so unmöglich, sich einander so zu lieben, wie sie es früher getan hatten. Früher, wann war das? Es schien Keel’o schon so lange her, doch an jenen Tag konnte er sich noch genau erinnern. Nie würde ihn das prasselnde Geräusch von Regen loslassen, der auf den in jener Nacht kalten Stahl Illiums herniederstürzte, und selbst auf Planeten fern von Illium und Omega, wenn er denn geschäftlich einmal nicht auf der Citadel der Terminus-Systeme unterwegs war und in ein Unwetter geriet oder sich ganz einfach einen Film ansah, in welchem es regnete, stets verfolgte ihn das Bild von jener Nacht, als er Monas kleinen, leblosen Körper in den Händen hielt.


    Es gewitterte und krachte nur so über den Dächern Nos Astras, als Zak mit einem kleinen Wesen in den Armen durch die Schwingtür des Krankenhauses polterte, dabei einen Pfleger zu Boden stieß und noch mit Tropfen am Kinn, die von seiner ledrigen Haut fielen, durch die gesammte Lobby brüllte, dass sie einen Arzt bräuchten, während Keel’o im Hintergrund Rin in den Armen hielt und mit einer eisernen Selbstbeherrschung die völlig aufgebrachte, kreischende, in Tränen aufgelöste quaranische Frau zu beruhigen versuchte.


    Dreißig Minuten zuvor…


    Ein einzelnes Shuttle rauschte über das meterhohe Gras, brachte das saftige Grün mit seinen Triebwerken in Wallung und scheuchte die darunterliegende Fauna mit seinem Fauchen auf, sodass seine Ankunft von einem Sammelsurium sämtlicher bekannter Tierlaute begleitet wurde. Im matten Licht der sich zwischen zwei Wolken hindurchkämpfenden Sonne erstrahlte das Logo der glorreichen, aber auch geheimnisvollen Spectre auf den Shuttletüren zwar nicht in seinem gewohnten Silberglanz, doch nahm dies dem Shuttle keineswegs etwas von seiner Eleganz. Ganz im Gegenteil, dieses ungewollte Understatement unterstrich den besonderen Charakter des Gefährts sogar, musste sich darin doch unweigerlich einer jener mystischen Helden befinden, die jeden Tag aufs Neue das Wohl aller an vorderster Linie der Front verteidigten.
    „Commander, die Sensoren zeigen einen Kontakt vor uns“, funkte die junge Pilotin und ihre mechanische Stimme hallte von dem Grasdickicht unter ihrem Shuttle wider, „das muss sein Versteck sein. Fertigmachen zur Landung!“
    Das Shuttle verlor an Höhe und begann jetzt, die gigantischen Grashalme unter sich mit seinen Leitwerken zu kitzeln, als sich plötzlich zwei gigantische Säulen vor ihm auftaten. Nein, keine Säulen, sondern Füße! Riesige, quarianische Füße!
    „Zeit zu gehen, Schatz.“
    „Mama!“
    Das Spielzeugshuttle wurde ins fein gestutzte Gras eines Vorgartens von Nos Astra fallen gelassen und stattdessen schlangen sich die quarianischen Hände jetzt euphorisch um die Hüften ihrer Mutter, welche lachend über die Kapuze ihres Mädchens strich.
    „Danke, dass du auf sie aufgepasst hast, Klay.“
    Die Asari, Besitzerin des zum Vorgarten gehörigen Hauses winkte ab; es sei nicht der Rede wert, man habe die Zeit mit ihr wie immer genossen und sowieso würde die Kleine doch mittlerweile zur Familie gehören. Die beiden Mütter lachten, während etwas abseits zwei Männer am Gartentor warteten.
    „Willst du nicht zu ihr?“, fragte Keel’o, doch sein salarianischer Freund winkte ab.
    „Manchmal reicht es mir schon, sie einfach nur anzusehen“, murmelte er und konnte sich dabei ein Schmunzeln nicht verkneifen, „es kommt mir dann immer so vor, wie ein Fenster in eine andere Welt, weißt du? So als ob wir eine ganz normale Familie wären.“
    „Ihr seid eine ganz normale Familie, Zak.“
    „Erzähl das mal dem Familienministerium“, scherzte der Salarianer, wurde dann jedoch schnell wieder ernst, „wenn wir nicht gerade Dossiers verkaufen oder Geld waschen, dann brechen wir bei unseren Konkurrenten ein und beklauen sie, Keel. Das ist nicht normal.“
    „Du hast Angst, sie in Gefahr zu bringen.“
    „Ständig. Sie sind meine Achillesverse. Wenn du selbst mal Kinder hast, wirst du es verstehen.“
    „Ich versuche es jetzt schon, aber…“, Keel’o legte tröstend seine Hand auf die Schulter des Salarianers, „…denk daran, was ich dir auf dem Rückflug gesagt habe! Nicht mehr lange und diese Geschichte ist durchgestanden. Keine Einbrüche mehr, keine riskanten Deals, kein schmutziges Geld.“
    „Ich weiß. Es ist nur komisch, dass es endlich soweit ist; dass der Moment so nahe ist.“ Zak zündete sich eine Zigarette an und krazte sich am Kinn, ehe er fortfuhr: „vor allem mit Rin, gemeinsam mit ihr. Ich habe viel mit ihr geredet. Ohne sie…“ Der Salarianer beendete seinen Satz nicht, doch Keel’o wusste, was er sagen wollte. Er verstand.
    „Sie ist eine wundervolle Mutter.“
    „Und eine wunderbare Frau“, ergänzte ihn Zak, wobei er lächelnd den Rauch über seine Nasenlöcher ausstieß, „ich denke oft darüber nach, wie es mit uns weitergeht, wenn wir hier fertig sind.“
    „Und?“
    „Ich dachte erst, vielleicht mit ihr auf Virmire ein Haus zu bauen, aber sie möchte zur Flottille zurück…“ – „Oh.“ – „…und ich denke, ich gehe mit ihr.“
    Keel’o sah seinen Freund überrascht an, worauf dieser nur lächelte, jedoch den Blick fest erwiderte.
    „Sie und Mona sind mein ein und alles.“
    „Wow“, erwiderte Keel’o und erst nach ein paar Sekunden des Schweigens wurde ihm klar, wie offensichtlich seine Niedergeschlagenheit, seine Trauer, seine Kapitulation vor dieser Entscheidung durch seinen Tonfall drangen, weshalb er noch schnell ein „das freut mich für euch“ hinterherwarf, auch wenn es in diesem Kontext kaum Sinn ergab und auch kaum glaubwürdig klang. Zak bemerkte dies natürlich sofort.
    „Rin hat mir erzählt, dass nur sie zur Flottille zurück kann und du unterwegs bleiben musst. Es tut mir Leid, Keel-“
    „Nein, hör auf, Zak, das ist schon gut so“, unterbrach ihn Keel’o, der sich auch trotz der Brüchigkeit seiner Stimme noch ein Lächeln abringen konnte, „es ist deine Familie.“
    Zak blickte seinen quarianischen Freund fest an, huschte dabei mit seinen großen, schwarzen Augen über Keel’os Gesicht, fixierte abwechselnd die Augen seines Gegenübers, hin und her, hin und her, ehe er wohl die passenden Worte gefunden hatte: „Und du gehörst dazu.“
    Damit griff Zak seinem Freund mit der Hand ins Genick und zog ihn zu sich, schloss ihn so fest in die Arme, verharrte einen Moment in dieser Position, ehe er sich wieder löste, tief durchatmete und schließlich einen erlösenden Zug von der Zigarette nahm.
    „Wir wären dann soweit, Jungs“, lächelte Rin, die der Asari noch ein letztes Mal zum Abschied zuwinkte und Zak beeilte sich, genau so wie Keel’o, einen möglichst normalen Eindruck auf die Quarianerin zu machen; sich zusammenzureißen, wie sie es eben immer taten – oder ab sofort er.
    „Papa!“, rief das Mädchen in den Armen Rins und streckte seine kindlichen Arme nach dem Salarianer aus, der sie auch gleich in den Arm nahm und auf ihr Visier küsste.
    „Hallo Schatz. Ich habe dich tierisch vermisst“, flüsterte er ihr unter die Haube und die kleinen Mädchenhände kniffen für eine Sekunde etwas fester in die Kleidung des Salarianers. Keel’o lächelte tonlos bei diesem Anblick, tat dies jedoch mehr aus Gewohnheit und einem sozialen Reflex heraus, als dass es wirklich ernst gemeint war; unter anderem wegen dem, worüber sie gerade eben noch gesprochen hatten.
    „Sieh mal, Onkel Keel ist auch da.“ Keel’o streichelte dem Mädchen ebenfalls über die Kapuze und schenkte ihm ein Lächeln, dieses Mal jedoch mit mehr Ehrlichkeit dahinter.
    „Was hältst du von Eis, Mona?“, fragte er das Mädchen, fast so, als ob es da noch wirklich einer Antwort bedürfte, und dementsprechend war das Echo: tosender Jubel seitens des Kindes, gespieltes Überlegen und Grübeln der Eltern, ob das denn jetzt wirklich in Ordnung wäre.

    Keine fünf Minuten später befanden sie sich natürlich schon bei einer der unzähligen Eisdielen, welche die Märkte Nos Astras säumten und Keel’o hörte sich geduldig eine der unzähligen Heldengeschichten an, die Mona mit Commander Nihlus Kryik erlebt hatte, während „Papa mit dir, Onkel, auf Ne… Ne… Nes…“ – „Neshir.“ – „Neshir einen bösen Mann gefangen hat!“
    Erste Regentropfen fielen auf sie herab und Zak sah unter einem kleinen Vordach hervor gen Himmel, wo sich dustere Wolken zusammenrafften.
    „Sieht nach einem Gewitter aus“, murmelte er besorgt und zog die Stirn kraus, „wir nehmen das Eis lieber mit nach Hause. Keel, du bleibst doch zum Abendessen, nicht?“
    „Wenn es euch keine Umstände macht.“
    „Oh bitte, Keel“, lachte Rin und berührte ihn an der Schulter, was dieser mit einem freundlichen Lächeln erwiderte. Sie hatte doch Recht, schließlich würde es eines ihrer letzten Essen zusammen sein…
    „Mona, pass auf, ja?“, rief Zak von der Straßentheke zu seiner Tochter, die neben dem geparkten Shuttle der Familie mit ihrem Spielzeug spielte und dabei lauthals Triebwerksgeräusche von sich gab.
    „Woher dieses Mädchen nur all diese Energie nimmt“, seufzte er kopfschüttelnd und bestellte die letzte der drei Portionen bei dem Mitarbeiter der Eisdiele.
    „Oh, als ob du jemals etwas gegen quarianisches Temperament gehabt hättest“, tadelte ihn Rin und hakte sich bei dem Salarianer unter. Keel’o wandte sich ab und schlenderte etwas hinaus auf den Vorplatz vor dem Lokal. Der Gedanke daran, nicht nur Rin, sondern auch Zak und damit seine wichtigsten Freunde zu verlieren, während er noch immer ohne Geschenk dastand und dadurch wegen des Kodex seines Volkes an einer Rückkehr gehindert wurde, machte den Quarianer traurig, aber auch wütend über sein eigenes Unvermögen, diese Reise endlich hinter sich zu bringen und mit ihnen gehen zu können; es würde heißen, dass er völlig allein auf Illium war, abgesehen von Bekanntschaften und Partyfreunden, mit denen er sich umgab, die jedoch lange nicht das ersetzen konnten, was er mit Zak und Rin hatte: wahre Freundschaft – Familie, wagte er gar zu sagen. In seinen wehleidigen Gedanken versunken sah er auf, über die Skyline Nos Astras, die jetzt, unter dem Schattenmantel der aufziehenden Gewitterwolken, ausnahmsweise einmal nicht im strahlenden Licht der Sonne blitzte, als er das Aufheulen von Shuttleleitwerken hörte. Dann den Schrei, den er sofort einem Gesicht zuordnen konnte, es jedoch im ersten Moment nicht wollte. Auf dem Absatz wirbelte er herum, um gerade noch zu sehen, wie ein kleines Wesen gegen das geparkte Shuttle von Zak geschleudert wurde, während ein anderer Gleiter mit rauchenden Triebwerken beschleunigte und in den blitzenden und donnernden Himmel abhob.
    „Nein“, keuchte der Quarianer und begann zu laufen, „nein!“
    Er wurde schneller, rempelte erste Gaffer an und war schlussendlich dabei, im vollen Sprint völlig rücksichtslos durch die sich verdichtende Zuschauermenge zu preschen, welche sich um den kleinen Tatort versammelt hatte.
    „Mona!“, brüllte er und ging neben dem kleinen Kind in die Hocke. Das Mädchen lag der Länge nach flach auf der Seite, das Spielzeugshuttle noch fest umklammert und seltsamerweise intakt, und Keel’o berührte sie sachte an der Schulter, um sie umzudrehen.
    „Mona“, flüsterte er und erstickte mühevoll einen entsetzten Schrei, als er ihr völlig zerbrochenes Visier erblickte. Dahinter war ein helles, beinahe bleiches Gesicht zu sehen, dessen Züge kindlicher nicht hätten sein können: Stupsnase, volle Wangen, große Augen, die jedoch jetzt nur unter schwerfälligen Lidschlägen geöffnet werden konnten und eine Weile zu brauchen schienen, ehe sie Keel’o gänzlich fixieren konnten.
    „Onkel“, keuchte sie, „meine Beine tun weh.“
    „Alles wird gut, Kleines“, versuchte er sie zu beruhigen, wobei die Hektik in seiner Stimme kaum zu überhören war. Sachte hob er ihren Kopf an und legte den anderen Arm unter ihre Beine, um sie langsam emporzuheben. Kaum war er aufgestanden, konnte er schon Zak ausmachen, der sich mit Rin im Schlepptau durch die Menge prügelte – wortwörtlich.
    „Meine Tochter! Lassen Sie mich sofort zu meiner Tochter durch!“, brüllte er immer wieder, während Keel’o nach einem Arzt rief. Erste Passanten begannen, auf ihren Omnitools Eingaben zu machen und Zak sprang die letzten Schritte beinahe auf Keel’o zu, welcher noch immer das verletzte Kind in den Armen hielt.
    „Großer Gott, Mona“, rief er und nahm Keel’o das kleine, plötzlich so zerbrechlich wirkende Wesen ab, um dem Mädchen die gröbsten Glassplitter aus dem Gesicht zu wischen.
    „Papa…“
    „Ich bin da, Kleines, ich bin da.“
    „Papa, meine Beine tun mir jetzt nicht mehr weh, aber mir ist kalt…“
    „Ein Arzt!“, brüllte Keel’o und ein Turianer nickte ihm zu, gab ihm mit einer Handgeste zu verstehen, dass er gerade dabei war, selbigen zu rufen, während neben ihm Rin beim Anblick ihrer Tochter stehen blieb und in einer Art Schockstarre einige Sekunden brauchte, um die ganze Situation zu begreifen; nur, um dann auf wackeligen Füßen Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht zu bekommen. Noch ehe die Plastiktüte mit dem Eis, welche ihr aufgrund des Schocks aus der Hand geglitten war, auf dem Boden aufgeschlagen war, stand Keel’o schon bei ihr, um sie in die Arme zu schließen, ihr die nötige Sicherheit und Halt zu geben, doch unterschätzte der Quarianer hoffnungslos die Raserei einer Mutter, die ihr Kind in Gefahr sah. Tobend und fauchend, weinend und kreischend, schreiend und immer wieder Stoßgebete in den Himmel schickend, es könne doch nicht wahr sein und wieso man ihrer Mona etwas solches nur antun konnte, schlug sie auf Keel’os Brust ein oder versuchte sie sich, aus seinen Griffen zu befreien. Ein paar Mal schaffte sie es, doch nach einigen wenigen Momenten, die ob ihres Temperaments und ihrer Rage für Keel’os Empfinden ewig gedauert hatten, gab sie es auf und sank kraftlos in seinen Armen zusammen, der nur verbittert Zak dabei zusah, wie er seine Tochter beruhigte und sporadische Erste Hilfe leistete. Kaum einer der Zuschauer rührte sich oder half ihnen, einige erdreisteten sich sogar, mit ihren Omnitools Aufnahmen der Szenerie zu machen, weshalb Keel’o sich zwischen seinen sanft geflüsterten Beruhigungsphrasen zu derben Verbalattacken hinreißen ließ oder gar den ein oder anderen beiseite schubste, sofern es Rin in seiner Umarmung zuließ.
    „Wo bleibt denn dieser scheiß Arzt?!“, brüllte Zak über die Köpfe aller und über sämtlichen Lärm hinweg, „wo bleibt er, he? Verdammt, mein Mädchen verreckt mir hier!“



    Keel’o fuhr sich über das Visier. Die Erinnerungen waren plötzlich wieder so frisch; es kam ihm beinahe so vor, als ob das Brüllen Zaks von den Wänden widerhallte und seine Stimme nicht wie jetzt gerade sanft auf Rin einredete. Sie waren dann selbst mit ihrem Shuttle zum nächsten Krankenhaus geflogen; hatten sämtliche Regeln des Straßenverkehrs gebrochen und beinahe selbst noch einen weiteren Unfall gebaut, um zum Hospital zu kommen, wo die Ärzte dann aber nicht mehr viel machen konnten und den Eltern die schlimmste aller Prognosen machen mussten. Nicht einmal verabschieden konnten sich Rin und Zak von ihrem Kind, welches kurz darauf seinen Verletzungen erlegen war. Nie in seinem Leben war Keel’o derart niedergeschlagen gewesen, als er mit seinen zwei besten Freunden einen Sarg für das Kind aussuchen musste und die restliche Beerdigung organisierte. Noch heute krampfte sich sein Magen zusammen, wenn er daran dachte, wie vor der kleinen Trauergemeinde ein kleiner, schneeweißer Sarg beigesetzt wurde. Er hatte schrecklich viel getrunken an jenem Tag, wobei er nicht wusste, ob er es aus Trauer, Wut, wegen der Vorwürfe, die er sich machte oder einer Kombination aus alledem getan hatte. Das Gespräch zwischen Rin und Zak bekam der Quarianer schon gar nicht mehr mit, so sehr war er in Gedanken versunken. Er zwang sich dazu, sich abzulenken und sich um Probleme im Hier und Jetzt zu kümmern, denn über die Vergangenheit lamentieren, das konnte er auch später noch, so hart sich das jetzt auch anhörte. Jetzt galt es erst einmal darüber nachzudenken, wie es weitergehen sollte. Der Quarianer musste all seine Selbstdisziplin und emotionale Kälte zusammenraffen, um sich halbwegs auf das zu konzentrieren, was im Moment wichtig war: als Keel’o sich wieder seine Verbannung ins Gedächtnis rief, war sie doch im Wirrwarr um das Wiedersehen mit Rin und die Erinnerungen an Mona untergegangen, stieg ihm diese unangenehme Hitze ins Gesicht und kalter Schweiß perlte über seine Stirn. Ihm wurde schlecht. Er wollte schreien, irgendetwas gegen die Wand schmeißen und den Verantwortlichen für diesen Schwachsinn ins Gesicht schlagen, so aufgebracht war er – innerlich. Äußerlich stand er noch immer unverändert mit den Armen auf der Reling abgestützt und starrte auf eines der tiefgrünen Farnblätter vor ihm.
    „Ich finde es schön, mal wieder mit dir zu reden, auch wenn die Umstände besser sein könnten“, sagte Zak mit leiser und sanfter Stimme, „das letzte Mal war viel zu lange her…“
    „Ja“, war die einzige Antwort von Rin, die ihre Hände ineinander wrang und zu Boden sah, „pass auf Keel auf. Er wird sicher versuchen, Dummheiten zu machen.“
    „Du kennst ihn.“
    „Wie geht es denn eigentlich weiter?“, fragte sie jetzt den quarianischen Infobroker, „was willst du jetzt tun?“
    Keel’o ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Ein Plan oder vielmehr eine Überlegung war in seinem Kopf gereift, während sein Freund mit seiner Ex-Frau gesprochen hatte. Es fehlte jeder Vorbereitung oder jedem Konzept, aber es war ja auch nicht so, dass Keel’o großartig Zeit gehabt hatte, sich auf eine derartige Situation vorzubereiten. Ganz im Gegenteil, er musste jetzt improvisieren. Nie hätte er mit einer solchen Reaktion des Stabes gerechnet, doch scheint es, als hatte man ihn loswerden wollen und nun in diesem Vorfall einen Vorwand gefunden. Keel’o atmete tief durch.
    „Das, was Mal’Karran vorgeschlagen hat“, antwortete er schließlich, wobei er sich umdrehte, „wir werden auf Illium landen und dort weitermachen wie geplant. Wir werden das Netzwerk wiederbeleben und den Widerstand unterstützen. Wir werden alles in unsere Macht stehende tun, Corefield zu schwächen und ihre Pläne zu vereiteln.“
    Während seines Monologs war Keel’o mit langsamen Schritten wieder zu Zak gegangen und so wieder in den Projektionsbereich getreten. Er fühlte sich erhaben, beinahe wie ein König, der die Unabhängigkeit seines Landes ausrief und damit zum Krieg blies. Er fühlte sich wie am Anfang von etwas epischem.
    Nach einer rhetorischen Pause fuhr er schließlich fort: „und wenn wir soweit sind; wenn wir Corefield bezwungen haben und über die entsprechenden Ressourcen verfügen…“, Keel’o sah Zak fest in die Augen, „…dann werden wir ihnen zuvorkommen. Wir werden in den Perseus-Nebel aufbrechen und wiederholen, was uns gehört.“
    Zak runzelte verwundert die Stirn, genau wie wohl Rin, welche ihre Verwunderung mit einem „Was?“ zum Ausdruck brachte.
    „Wir werden eine Bastion gegen die Geth errichten; eine Exklave; ein outer haven für alle, die sich uns anschließen wollen. Die Viscontis haben den Rubicon überschritten – jetzt werden sie sehen, was sie über sich gebracht haben.“

  8. #8
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    „Du willst dich also mit Corefield anlegen? Ganz allein?“
    „Ich habe das Netzwerk“, erwiderte Keel’o auf Rins Frage, „wenn der Stab mir seine Unterstützung nicht zusagen will, dann muss ich es eben ohne ihn machen. Je nach dem wie ausgeprägt dieser ominöse Widerstand ist, werden wir auch dort Verbündete finden. Es ist machbar.“
    „Dann schätze ich, dass das der Abschied ist“, seufzte Rin und strich sich mit beiden Händen über das Visier, „Bitte mach keine Dummheiten. Ich weiß, du willst es nicht und ich weiß, du würdest dich mit aller Macht dagegen sträuben, aber ich werde – egal, was du sagst – versuchen, deinen Ruf zu retten und deine Verbannung rückgängig machen… nur bitte pass auf dich und Zak auf. Gott, ich vermisse dich… ich vermisse euch so sehr… Keehlah se’lai, Keel.“
    Sie war den Tränen nahe – bei diesem Anblick umschloss eine eiskalte Hand Keel’os Herz und drückte es mit einem kräftigen Griff zusammen. Er schluckte.
    „Keehlah se‘lai. Wir werden uns wiedersehen, Rin.“
    Ihre Antwort war nur ein angedeutetes Lächeln, nein, vielmehr ein Schmunzeln, das aus nicht mehr als einem Zucken der Mundwinkel bestand und in ihren Gedanken vermutlich von einem trockenem „Lügner“ begleitet wurde. Woher Keel’o das trotz Visier wusste? Weil er selbst genauso auf den Satz reagiert hätte.
    Schweren Herzens trat er aus dem Projektor heraus und überließ es Zak, sich von seiner Ex-Frau zu verabschieden. Was sie sagten, konnte der Infobroker nicht hören, aber das war in Ordnung so. Sie würden länger nichts mehr von sich hören werden, wenn überhaupt. Da war etwas Privatssphäre durchaus angemessen. Der Quarianer beobachtete seinen salarianischen Freund dabei, wie er irgendetwas flüsterte, er schließlich gemeinsam mit Rin zaghaft lächelte, dann jedoch wieder ernst wurde und sie beide die Hand des anderen ergriffen; die Projektion brach in tausende Strahlen und Lichtpunkte unter seinen Fingern, als er über ihren Handrücken streichelte und Rin ihre andere Hand auf seine Finger legte. Einen Lidschlag später verschwand nun auch Rins Projektion und eine ungewohnte Dunkelheit, die nur durch das diffuse Sternenlicht über ihnen erhellt wurde, legte sich über den Raum. Keel’o wagte es nicht, das Wort zu erheben.

    Kurze Zeit später betraten die beiden Männer gemeinsam mit Megan das Büro von Zak. Die Stimmung war, um es etwas untertrieben zu formulieren, angespannt, was komischerweise weder an Keel’o, noch an Zak lag.
    „Ihr wollt das also einfach so hinnehmen und euch rausschmeißen lassen?“, fragte Megan aufgebracht, „nach allem, was du für die Typen gemacht hast?“
    Sie blickte mit Feuereifer in Keel’os Gesicht, der nur mit den Schultern zuckte, dabei aber auch über Megans Temperament ein klein wenig amüsiert war.
    „Du brauchst dich nicht so aufregen“, beschwichtigte er sie, woraufhin sie nur finster dreinblickend die Hände in die Hüfte stemmte und ihre Lippen schürzte, „ich habe noch so das ein oder andere Ass in der Hinterhand.“
    „Und du wirst weiterhin bezahlt, also ist für dich ohnehin alles in bester Ordnung“, kommentierte Zak trocken die Unterhaltung, während er sich einen Drink ins Glas goss. Sein Blick wanderte flüchtig über den Schreibtisch und blieb an jenem Portrait hängen, welches Keel’o schon vor ihrem Gespräch mit dem Stab gesehen hatte: es zeigte ihn mit seiner Familie am Esstisch. Noch bevor Keel’o mehr sehen konnte, hatte Zak es schon umgedreht und verkehrt herum auf dem Tisch abgelegt. Seine Füße legte Zak auf dem Tisch ab, überschlug sie dabei sogar noch lässig und blickte mit seiner Zunge schnalzend in das Glas, um es schließlich hinunterzustürzen.
    Megan indes blickte ihn beinahe entrüstet an, doch war der Zorn noch immer fest in ihr Gesicht gemeißelt.
    „Was hast du denn für ein verdammtes Problem, he?“
    „Mein Problem ist-“
    „Kommt mal runter, ihr zwei“, schaltete sich Keel’o ein und stellte sich demonstrativ zwischen die beiden, „ich weiß, die letzte Zeit war äußerst anstrengend und ich habe viel von euch verlangt. Sowas zehrt an den Nerven. Hört zu, der nächste Schritt wird jetzt etwas länger dauern, da ich mit Zak ein paar alte Bekannte abklappern muss, aber das heißt auch, dass wir etwas mehr Freilauf kriegen werden. Wir sollten uns sobald wie möglich mal etwas Zeit für uns gönnen. Sobald die ganze Sache hinter uns liegt, quasi. Was haltet ihr davon, hm?“
    Die beiden funkelten sich einen Moment aufgebracht an, ehe Megan es war, die zu Keel’o sah und schließlich nickte.
    „Also gut, befohlenes Feiern“, fuhr sie in einem durchaus ruhigerem Ton fort und Keel’o lächelte erleichtert, „an mir soll es nicht scheitern.“
    „Wunderbar. Dann geh doch schon einmal zu meiner Yacht. Sobald ich mit Zak alles abgesprochen habe, landen wir auf Illium und erledigen dort die nächsten Schritte.“
    Megan schürzte ihre Lippen, verzog sie zur Seite zu einer Schnute und zog auch ihre Augenbrauen nach oben, als Keel’o davon sprach, mit ihr gemeinsam zu landen.
    „Eigentlich wollte ich mit meinem Jäger landen“, wandte sie ein und erklärte weiter, als Keel’o verwirrt den Kopf zur Seite neigte, „da ist mein ganzes Zeug drinnen. Ich wohne in dem Ding.“
    „Na gut“, sagte der Quarianer schließlich, „wir treffen uns dann in der Ankunftshalle des Raumhafens. Sollte es dort noch diesen kleinen Kaffeestand geben, der hausgemachte Bagels verkauft, treffen wir uns dort, ansonsten rufe ich dich an.“
    Megan nickte, warf Zak noch einen letzten Blick zu, den Keel’o aber nicht deuten konnte, und verließ schließlich das Büro wieder. Noch im selben Augenblick, als die Tür ins Schloß fiel, drehte sich Keel’o zu seinem Freund um und stützte seine Hände auf dessen Schreibtisch ab.
    „Zak, ich weiß, dass das Gespräch mit Rin für dich bestimmt hart gewesen ist, meine Verbannung hat mir schließlich auch ganz schön den Kopf verdreht, aber das solltest du nicht an Megan rauslassen.“
    „Mir gefällt der Gedanke nicht, eine Söldnerin, die du gerade einen Tag kennst und von der wir praktisch gar nichts wissen, dabei zu haben, wenn wir unser bestes Ass ausspielen.“
    Keel’o lehnte sich zurück und schnaubte etwas überrascht.
    „Du traust ihr nicht. Sie hat mir das Leben gerettet und das mehr als einmal.“
    „Ich weiß, ihre Taten sprechen für sie“, lenkte der Salarianer ein, „mir ist das Netzwerk nur so verdammt wichtig, Keel. Wir sind es ihnen allen schuldig, extra vorsichtig zu sein.“
    Der Quarianer lächelte. Daher wehte also der Wind. Er klopfte aufmunternd mit seiner Hand auf die Fußgelenke seines Freundes.
    „Du hast Recht. Gerade jetzt sollten wir bei unserem weiteren Vorgehen besonders aufpassen. Kannst du ein paar alte Kanäle abklopfen, während ich das Organisatorische mit Megan erledige? Du weißt schon, um zu sehen, was sich alles so in unserer Abwesenheit getan hat.“
    Der Salarianer nickte und Keel’o lächelte.
    „Dann wünsch mir jetzt mal viel Glück mit der Anmeldung meiner Yacht“, seufzte der Quarianer und wandte sich zum Gehen, „ob sie wohl noch immer einen Last-Minute-Aufschlag verlangen?“
    Die beiden Männer lachten kurz und der quarianische Infobroker verließ das Büro endgültig in Richtung seiner Yacht.

    Nach einigen Momenten erst, als er bereits auf dem Gang war und um die Ecke in Richtung Ausgang schlenderte, wurde Keel’o bewusst, was sich gerade ereignet hatte. Nun, da er mit seinen Gedanken alleine war und niemanden hatte, der ihn ablenkte oder mit dem er sich in irgendein Gespräch vertiefen konnte, wurde ihm die Konsequenz seines Handelns klar. Er war nicht mehr Teil der Flottille – so simpel dieser Satz niedergeschrieben auch anmutete, er traf Keel’o mit der Wucht eines kroganischen Faustschlags ins Gesicht. All das, wofür er sein Leben lang gelebt, gekämpft und gelitten hatte, wurde ihm jetzt weggenommen; aus dem Herzen gerissen und er selbst verblutend zurück gelassen. Seine Gesichtszüge verzogen sich zu einer trauernden Maske. Heimat… er würde sie nie wieder sehen. Seine Eltern, seine Freunde, Rin. Sie waren weg, auf ewig von ihm getrennt.
    Aphrodite beiläufig und gedankenverloren zum Abschied zunickend verschwand er hinaus ins Trockendock. Wieso sollte er überhaupt noch etwas für sie tun, diese Admirale mit ihren Stäben? Wären sie nicht selbst für den Verlust der Heimatwelten verantwortlich, wenn sie ihm nicht vertrauten und ihn gar verbannten? Sollte er sich nicht zurücklehnen und dem Schauspiel zusehen, während er sich selbst noch das Leben mit all seinen Vorzügen auf der Zunge zergehen ließ? Auf dem richtigen Planet wäre er dafür ja… Nach uns die Sintflut.
    Er ballte die Fäuste. Nein, das hatte sein Volk nicht verdient. Der Stab war es, der ihn aufgrund politischer Spielereien verbannt hatte, nicht der gemeine Maat, der seinen Dienst auf einem der unzähligen Schiffe der Flottille verrichtete und dabei jedes Mal sehnsüchtig nach einer Heimat in die Sterne blickte. Es war keine Raya, Tochter zweier als Taugenichtse verschrienen Besatzungsmitglieder der Nessada, die den Bann über ihm ausgesprochen hatte; kein Neren’Enar, bester Freund seiner Sandkastenfreundin und späteren Jugendliebe Rahja’Virrs, der Keel’o mit Verachtung das Schlimmste angetan hatte, was einem jeden Quarianer nur passieren konnte; keine Teeyla, eine Verwandte des quarianischen Infobrokers, von der jener sich sicher war, dass sogar sie, eine der Ewigreisenden – wie er diejenigen nannte, die ihre Pilgerreise freiwillig nie beendeten – noch mächtig etwas für die Flottille übrig hatte, tief in ihrem Inneren, ja nicht einmal sie war es, die Keel’o in die ewige Leere des Alls verscheucht und von seinen Wurzeln getrennt hatte. Es war der Stab gewesen, er war der Feind – sie konnten machen, was sie wollten, Keel’o würde niemals aufhören, niemals stoppen, niemals zurückweichen. Immer vorwärts, alles für die Flotte. Non sibi sed classis. Er war ein Loyalist, der in stiller Wacht über sein Volk im Verborgenen, im Dunkeln, im Abseits (nicht nur im gesellschaftlichen Sinne) für sie alle kämpfte.

    Keel’o atmete tief aus und lockerte seine Hände wieder, die er beim Gedanken an die Flottille noch verkrampft zu Fäusten geballt hatte. Ja… genau das war er. Doch wenn er jetzt nicht alles richtig machte, dann würde es bald keine Flotte mehr geben, die es zu retten galt. Bilder blitzten vor seinem inneren Auge auf: das süffisante, arrogante Lächeln des CD-Mannes; wie seinen Lippen die Worte des Verrats entwichen: „unsere Waffen sind Sonden, Satelliten und Sensoren. Hochtechnologie, die wir nutzen, um hinter jenen Vorhang zu blicken, hinter welchen kein Lebewesen mehr geblickt hat… seit ihre Vorfahren vor Ihn getreten waren.“ Die Schießerei, das Röcheln des sterbenden Bürohengstes der Terraformer, der Keel’o dem Tode nahe noch irgendwelche hohlen Warnungen vor seinem gigantischen Imperium und jenen, die ihn jagten, mitgeben wollte. Es war, als ob alles so weit weg, so fern in der Vergangenheit liegen würde, doch in Wahrheit war all dies nur wenige Stunden zuvor geschehen.
    „Schon unglaublich“, murmelte der Quarianer und passierte zwei Dockarbeiter, die einem ihrer Kollegen beim Verladen eines großen Containers halfen. Es war so viel geschehen in den letzten Stunden… Ereignisse, die sonst ganze Tage füllen konnten, überschlugen sich jetzt im Stundentakt. Keel’o, Zak, Megan, sie alle waren erschöpft und vielleicht sogar ein klein wenig überfordert von all dem, was sich in so kurzer Zeit ereignet hatte. Sie waren ständig auf der Jagd gewesen, waren von Punkt zu Punkt gesprungen und waren immer wieder anderen Fährten hinterhergehetzt… quer durch Omega hatte er seine Gefährten gescheucht, doch rückblickend musste er sagen, dass es den Aufwand wert gewesen war: von Corefields wahren Machenschaften zu erfahren und ihnen dabei noch einen empfindlichen Treffer zu verpassen, das war ein wichtiger Erfolg gewesen in ihrem Kampf gegen die Firma. Das beste daran war jedoch, dass vermutlich niemand von ihnen auch nur den Hauch einer Ahnung hatte, was in Form von Keel’o und Zak mit ihrem Netzwerk auf Corefield Design zukam.

    Und mit diesem Gedanken betrat Keel’o seine Yacht, die ihn mit ihrer Luftschleuße und Dekontamination herzlich Willkommen hieß. Völlig an ihm vorbeigegangen war hingegen die Gestalt außerhalb, die verborgen im Schatten eines geparkten Ladekrans den quarianischen Infobroker beobachtet und verfolgt hatte. Mit dem Verschließen der Schleusentüren drehte sich der Beobachter um und entfernte sich wieder von dem Anlegeplatz.
    „Mission control, hier Echo Alpha Rainbow“, funkte die Gestalt ihren Auftraggeber an, „Missionsparameter haben sich geändert, Ziel ist auf Illium gelandet, wiederhole: Ziel ist auf Illium gelandet. Over.“
    „Echo Alpha Rainbow, hier Mission control, verstanden, Ziel auf Illium gelandet“, kam prompt die Antwort, während der vermummte Beobachter in einer Traube von Dockarbeitern des Schichtwechsel untertauchte, „halten Sie sich bereit für Lagebesprechung mit Schreckgespenst. Out.“

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