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  1. #41
    Newbie Avatar von James Herlock
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    James Herlock
    Erinnerungen


    Seit über vier Stunden nun, stand Jim am Fenster des Lofts und starrte in die Citadel. Beobachtete die kleinen Ameisen, die ihrer Arbeit nachgingen. Die Menschen, die hektisch versuchten ihren Anschlusszug zu erwischen. Die Keeper, wie sie unbeirrt ihre nicht nachvollziehbare Arbeit verrichteten. Die Stege, die an der Decke entlang liefen. Die Monirail, die einmal die Stunde am Eingang zur Dockingbucht hielt. Er beobachtete die ein- und ausfliegenden Schiffe auf der anderen Seite der Bucht. Verfolgte die Shuttles, die kreuz und quer durch die Citadel jagten. Kurzum, Jim wartete. Er wartete darauf, endlich in das Café zu gehen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Tomasz Grezkowczic keine genaue Zeit genannt hatte. Auf der Notiz war lediglich gegen Abend geschrieben. Jim wurde sich langsam bewusst, dass es wieder nur eine Falle sein würde, in die er hineinlaufen würde. Doch er ging recht in der Annahme, dass Mike das schon lange Durchschaut hatte. Er und das Team waren bereits aufgebrochen, um den Schauplatz auszukundschaften. Sie gingen bereits jetzt in Stellung. Mike war wieder voll in seinem Element. Und was konnte Jim tun? Nichts und das wurmte ihn. Er nahm auf der Couch platz. Sein Blick fiel ins Leere. Außer ihm, war nur noch Callhan an Board. Mike vertraute ihr. Eigenartig, denn sie war erst einige Tage bei ihnen. Das zeugte von großem Respekt, den sie sich binnen kürzester Zeit verdiente. Linnéa diente jetzt als Vermittlerin zwischen dem Delta-Team und der C-Sec. Bei ihr liefen alle Fäden zusammen.

    Callhan betrat das Loft. Sie hatte zwei Sandwiches dabei. Eines für Jim, eines für sich selbst. In der Mitte des Sandwiches thronte ein Zahnstocher mit einer erdolchten Olive. Der Belag bestand aus Schinken, Ei, Remoulade, Eisbergsalat und Tomaten. James kannte diese Sandwiches. Seine Mom hatte sie gern gemacht, als er noch klein war.
    „Danke.“, flüsterte er fast ungehört. Sie sah betroffen aus. Ihren Gesichtsausdruck konnte er nicht wirklich einordnen.
    „Ein altes Rezept meiner Mom.“, begann sie das Gespräch: „Ein guter Mitternachtssnack und ein guter Aufhänger für Gespräche.“
    Ein Lächeln begleitete ihre Worte.
    „Wollen sie mir von ihr erzählen?“
    „Nicht wirklich...“, zögerte Jim. Er erzählte eigentlich gern von sich und seiner Familie. Auch wusste er, dass er im Extranet nicht Inkognito unterwegs war, also kam man mit ein bisschen Suchen auch so an Informationen über ihn und seine Familie, aber er wollte einer wildfremden Frau nicht sein Herz ausschütten.
    „Verstehe.“
    Sie genehmigte sich einen Happen und verschluckte sich prompt. Jim stand auf, half ihr so gut es ging und schließlich würgte sie den Krümel dann doch durch die Speiseröhre herunter. Er ging zur Bar. Sich goss er einen seiner heißgeliebten Whiskey ohne Alkohol ein, ihr einen Cognac. Abgefüllt im Jahr 2012..
    „Hier, bitte. Ein guter Jahrgang.“
    Daina hustete ein paar mal, nahm das Glas dankend an und nippte kurz daran, um das Unbehagen herunter zu spülen.
    „Passt aber nicht gerade zum Sandwich, Boss.“
    Sie lächelte. Jim nippte ebenfalls nur kurz an seinem Drink, ehe er ihr etwas sarkastisch antwortete, dass der Brandwein überall zu passte, wenn man sich die Mühe machen würde, sich des Geschmacks anzunehmen. Er schwenkte seinen Whiskey und hielt das Glas gegen das Licht.
    „Es gab eine Zeit, da habe ich mich mit billigstem Fusel abgeschossen.“
    Er wusste nicht, warum er es ihr erzählte. Bis auf Li-Ann, kannte so gut wie niemand diese Geschichte.
    „Kurz nach dem Tod meiner Frau, versuchte ich meine Sorgen in billigem Alkohol zu ersaufen. Dummerweise musste ich feststellen, dass die Biester verdammt gute Schwimmer sind. Ich habe versucht alles zu vergessen. Das sie nicht mehr da war, riss ein riesiges Loch in mein Leben. Ich wusste, was auch immer ich dort draußen erlebt oder getan habe, Zuhause wartet meine Frau auf mich und würde Verständnis haben. Doch plötzlich war sie weg. Nicht mehr da. Alles was mir von ihr geblieben war, war ihr Ring.“
    Er griff sich an den Hals. Sharon machte sich nie wirklich viel aus Schmuck. Sie besaß nur eine kleine Auswahl. Zu besonderen Anlässen lieh sie sich immer welchen, von Jims Mutter.
    „Ich war völlig fertig mit der Welt. Während meines Landurlaubs habe ich zuerst die Bar daheim geplündert und anschließend den Supermarkt um die Ecke. Mir war egal was es war. Hauptsache es knallte.“
    Bedauern schwang mit seiner Stimme mit. Callhan hörte interessiert zu. Sie schwieg, schwenkte ihren Brandwein und genehmigte sich hin und wieder einen Bissen ihres Sandwiches.
    „Ich war in einer Todesspirale gefangen. Bin betrunken zum Dienst erschienen. Ich hab schon so manchen Alkoholiker vom Dienst suspendieren lassen. Nie hätte ich gedacht, einmal selbst so zu sein. Aber...“, Er überlegte lang.
    „Aber?“, wollte sie wissen.
    „Aber ich kann mittlerweile gut verstehen, was einen Großteil der Leute dazu bewegt hatte. Und glauben Sie mir, die Grenze dahin ist schmal. Doch dann kam Li-Ann.“
    Ein lächeln bildete sich auf Jims Gesicht. Seine Mundwinkel fingen langsam an, gen Himmel zu reisen.
    „Ich habe mich selbst dazu entschieden, den Dienst zu quittieren. Ich merkte, Gott sei Dank, früh genug, dass es nicht mehr ging. So konnte ich eine unehrenhafte Entlassung umgehen. Wahrscheinlich hätte ich mich zu Haus nur weiter in Alkohol eingegraben und niemanden mehr an mich ran gelassen. Doch meine Lilly war hartnäckig genug, mir diesen Entzug und die Besuche bei den Anonymen Alkoholiker aufzuzwingen. Sie nervte mich Tag ein Tag aus damit. Solange bis ich endlich nachgab. Sie tat es aus Liebe. Nicht unbedingt für mich, soweit will ich nicht gehen. Wahrscheinlich eher für ihre Mom. Sie wusste, das Sharon niemals gewollt hätte, das ich mich selbst zu solch einem Wrack verkommen ließ. Sie ist bemerkenswert. 'Das Leben geht weiter.', sagte sie immer, 'Mom hätte nicht gewollt, dass du aufhörst zu leben.'. Diese Sprüche führten mich zurück. Sie rettete mich.“
    Stille. Keiner traute sich etwas zu sagen.
    „Sie ist...“, das 'ist' betonte er auf eine beängstigend ernste Art und Weise, „die Tochter meiner Frau. Ich bin Stolz auf sie. Wussten Sie, dass ihr Team drei mal hintereinander Virgina State Champignon im Volleyball war? Oder das sie Silber bei der Climb 'n' Fight Northern Conference geholt hat? Wussten Sie, dass sie einen Notendurchschnitt von 1,9 auf dem Collage hatte, keine 2. 1,9! Oder das sie das fliegen fast so sehr liebt, wie ich die Sterne?“
    „Nein, wusste ich nicht. Sie scheint ja sehr begabt zu sein, Sir.“
    „Das ist sie... Und all das, was sie hier sehen, verdanke ihrem Einsatz, mich zu retten.“
    Er hielt noch immer das Glas in der Hand.
    „Wissen sie, was eine Flasche dieses alkoholfreien Whiskeys kostet und warum ich diesen überhaupt trinke?“
    Callhan schüttelte den Kopf: „Nein, tut mir leid.“
    „430 Credtis die Flasche und ich trinke ihn, weil ich es ihr schuldig bin. Ich habe es ihr versprochen.“
    Jim wurde ruhig. Er stellte das Glas ab und suchte wieder einen Punkt außerhalb des Schiffes, den er fixieren konnte. Callhan verstand, dass er allein sein wollte. Er war ihr dankbar fürs zuhören. Jim wusste es nur nicht. Daina schon. Es tat jedem Menschen gut, sich auszusprechen.
    „Weil ich es ihr schuldig bin.“, wiederholte er leicht flüsternd.
    „...schuldig...“
    Den Blick nicht vom Fenster genommen, stand er langsam auf und tätschelte nach seinem Whiskey. Er gönnte sich nochmals einen Schluck.
    „Weil ich es ihr schuldig bin!“, fing er an zu brüllen.
    Das Glas zersprang in tausende Scherben, als es das undurchdringliche Sicherheitsglas der Scharons Desire versuchte erfolglos zu durchdringen. Jim warf es voller Wut dagegen. Tränen füllten seine Augen und ein leises Schluchzen den Rest des Schiffes.

    ---> Die Citadel: Das Präsidium
    Geändert von James Herlock (10.08.2012 um 22:09 Uhr)


  2. #42
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    Rear Admiral a.D. James Herlock
    Meine geliebte Frau Sharon


    <-- Die Citadel: Bezirke #2

    Jim war außer sich vor Wut. Was er in den Unterlagen gelesen hatte, war ihm mehr als nur unangenehm. Aus den Kontobewegungen ging eindeutig hervor, dass alle Zahlungen aus seinem näheren Umfeld getätigt worden waren. Das grenzte den Kreis der Verdächtigen enorm ein und ließ sogleich auch zu, dass er sich seiner überhaupt nicht mehr sicher sein konnte. Er wollte es nicht, aber musste seine Erkenntnisse mit seinem besten Freund teilen. Jim fächerte die Pads aus und erklärte Mike jede Einzelheit in diesen Daten. Dann sah er nur noch, wie der Ex-Major sein Blick abwandte und versuchte seine Tränen zurückzuhalten.
    Jim saß auf glühenden Kohlen. Der Flug dauerte ihm eindeutig zu lange. Callhan hatte mit Linnéa gesprochen und mit ihr ausgemacht, das Schiff startklar zu machen. Sie mussten von der Station herunter. Nur so waren sie sicher. Denn im Wust des Verkehrs um die Citadel herum, der strengstens überwacht war, war es schlichtweg unmöglich sie anzugreifen.
    „Skipper, wir sind startklar.“, kommentierte Randy ihr eintreffen.
    „Alle Mann auf Posten, wir starten, sobald alle an Bord sind.“, gab er durch.
    Sie waren zu viert. Das hieß, dass einer vor der Schleuse warten musste, ehe alle an Bord der Yacht waren. Callhan meldete sich freiwillig. Doch dieses Heldentum beanspruchte Mike für sich, schon seit jeher. Callhan versuchte Mike davon zu überzeugen, dass es besser sei, dass sie die letzte wäre, die das Schiff betrat.
    „Ich bin entbehrlich.“, konstatierte sie trocken.
    „Niemand ist entbehrlich.“, konterte Mike, fast schon wütend: „Ich bin hier die ranghöchste Fußtruppe und meinen Befehlen ist folge zu leisten, haben wir uns Verstanden, Callhan.“
    Sie blies die Wangen auf, wollte wohl ebenso energisch ihre Argumente vortragen, doch der Blick des dunkelhäutigen Mannes ließ keine Widerworte zu.
    „Ja, Sir.“, gab sie klein bei und landete den Shuttle vor der Yacht. Tamara, Jim und Callhan betraten die Schleuse, als ein weiterer Shuttle landete. Mike riss die Waffe in die Luft und zielte auf die Eindringlinge. Callhan tat es ihm gleich. Sie schob Jim und seine Technikerin tiefer in die Schleuse hinein und startete den Druckausgleich. Bevor sich die Tür jedoch schloss sprang sie gekonnt hinaus und verschanzte sich hinter einer der Ecken der Yacht.
    Jim sah nur noch, wie sich das Schott hinter ihm schloss. Ein feines Aerosol aus Dekontaminierungsflüssigkeiten umschloss das Paar. Es trocknete schnell und war für die Besatzung nicht giftig. Man konnte es also problemlos einatmen. Das innere Schott öffnete sich. Linnéa hieß die beiden willkommen und brachte sie sofort in den Salon. Jim allerdings ging noch einen Raum weiter, riss den Stuhl vom Schreibtisch weg und schaltete das Terminal ein. Viel konnte er nicht sehen. Zwei Shuttles, die vor der Yacht geparkt waren, aber keine Leichen oder verschanzte Männer. Jim wurde unruhig, dann hörte er die Schleuse arbeiten.
    Gebannt starrte er auf den Eingang zum Schiff. Das Schott öffnete sich und als nach einer ewig wirkenden Sekunde endlich ein Fuß aus der Schleuse trat, löste sich der Klos, der sich in seinem Hals gebildet hatte.
    Doch anders als erwartet, stiegen nicht zwei, sondern drei Leute aus der Schleuse. Mike brachte nicht nur Callhan mit, sondern auch seine ihm angetraute Frau. Jims Schwester Kacy, war die Dritte im Bunde und fiel ihrem Bruder direkt in die Arme.
    „Oh Gott, Jim. Ich hab mich sofort auf den Weg gemacht, als ich das von Li-Ann gehört habe. Wie geht es dir?“, erkundigte sich besorgt bei ihm.
    „Mir geht es den Umständen entsprechend.“
    „Ich kann mir nicht vorstellen, was du für Höllen durchleiden musst, James.“
    „Das willst du auch nicht, kleine Schwester.“, Jim nahm sie in den Arm und richtete dann seinen Blick auf: „Randy, wir starten.“
    „Aye, Aye, Skipper.“
    „Was? Wo willst du denn hin? Was ist mit Li-Ann? Solltest du nicht hier bleiben, falls es neue Infos zu ihrem Verbleib gibt?“
    „Sie ist nicht mehr auf der Citadel.“, sprach er tonlos: „Außerdem droht gerade die ganze Firma vor die Hunde zu gehen. Wenn ich nichts unternehme, wird es in Kürze nichts mehr geben, zudem sie zurückkehren kann.“
    „Aber..“
    „Kein aber, Kacy.“
    „Du warst schon immer so stur gewesen, Jim. Genau das mochte Daddy an dir. Du gehst deinen Weg, so steinig er auch sein mag.“
    Jim nickte und überantwortete seine kleine Schwester wieder ihrem Ehemann.
    „Komm her, Schatz. Komm erst mal in Ruhe an.“, umgriff er ihre Schultern und führte sie zum Loft.
    Jim entkleidete sich, ging ins Bad und nahm zunächst einmal eine heiße Dusche. Aufgelöst sank er zu Boden. Das heiße Wasser rann seinen Rücken herab. Die Beine angezogen, überkamen ihn all die schrecklichen Ereignisse der letzten Tage. Mehrere hundert Male flehte er Lilly um Vergebung an, ehe ihm vor Erschöpfung die Augen zufielen.
    Vom kalten Wasser aufgeweckt, das Schiff ließ nach einer Stunde nur noch kaltes Wasser aus den Duschen laufen, um unnötiger Wasserverschwendung entgegenzuwirken, fasste Jim neuen Mut. Er musste die Hintergründe aufklären. Doch hatte er das ja schon fast. Die Kontobewegungen zeigten eindeutig, dass die Zahlungen aus seinem näherem Umfeld getätigt wurden. Der Kreis der Verdächtigen wurde allein durch diese Erkenntnis extrem eingegrenzt. Macht über die Konten seiner Firma hatte nicht jeder. Abgesehen von der Buchhaltung waren da nur noch einige wenige Personen.
    Es klopfte. Jim wandte sich vom Spiegel ab, schloss damit, seine Naben zu untersuchen und warf sich einen Bademantel über. Langsam schritt er durchs Schlafzimmer und öffnete die Tür. Seine Schwester stand vor ihm und setzte sich dann aufs Bett.
    „Wie geht es dir wirklich?“
    „Ich fühle mich beschissen.“
    Kacy war eine großartige Hilfe. Sie half ihm nicht das erste Mal durch solch eine Krise. Jim musste sich eingestehen, dass seine Schwester besser als jede Seelensorge der Galaxie war. Sie brachte Verständnis für Dinge auf, von denen Jim nie im Leben gedacht hatte, sich jemals dafür rechtfertigen zu müssen. Sie war immer für ihn da.
    „Warum kümmere ich mich nicht darum, meine Tochter zu finden? Warum mache ich diesen ganzen Scheiß hier, Kacy?“
    Sie überlegte kurz, nahm ihren Bruder wieder in die Arme und streichelte sanft über seinen Kopf.
    „Vielleicht weil du weißt, dass du Li-Ann nicht unmittelbar helfen kannst. Du weißt nicht, wo sie ist. Du weißt nicht, wer sie entführt hat und du weißt auch nicht, warum das alles passiert ist. Vielleicht versucht, du erst die Hintergründe zu begreifen, um ihr dann direkt helfen zu können. So wie es ein guter Admiral immer tut. Erst alle Fakten beieinander sammeln und dann agieren. So bist du nun mal, James. Du bist und bleibst ein Rear Admiral der Systems Alliance.“
    Jim nickte. Langsam löste er sich aus ihrem Griff und wandte sich wieder auf.
    „Was den Entführer angeht, so kann ich dir sagen, dass ich den ersten erledigt habe. Es geht hier um den zweiten. Doch da bin ich auch schon einen Schritt weiter und weiß, dass Cerberus sie hat.“
    „Cerberus!?“, fragte sie aufgeregt nach.
    „Ja. Die Höllenhunde wollen wahrscheinlich die Firma übernehmen. Denk daran, dass Lilly die Hälfte der Anteile besitzt.“
    „Gut möglich.“
    „Aber ich weiß nicht, was sie mit der Firma vorhaben. Zumindest noch nicht.“
    „Okay und was hast du dir dahingehend gedacht?“
    Jim kramte nach dem Amulett und gab es Kacy in die Hand.
    „Oh, das kenne ich. Das gehörte Sharon.“
    „Ja.“
    „Sie hatte es immer getragen. Du hast es ihr mal zum Hochzeitstag geschenkt, richtig?“
    „Richtig, zum zweiten Hochzeitstag.“
    „Wo hast du es her?“
    „Li-Ann.“
    „Verstehe.“, sie schien in Gedanken versunken.
    „Verstehe was?“, Jim war irritiert.
    „Ach nichts.“, winkte sie ab: „Erkläre mir mal lieber, was du mit dem Amulett vor hast.“
    Jim lächelte. Irgendwie wusste er, dass er mit dem Amulett am längeren Hebel saß.
    „Das ist der Schlüssel zu allem hier. Das erklärt mir die Hintergründe. Das Ding...“, er nahm es zurück und wedelte mehrfach damit hin und her: „.. zeigt mir, warum hier alles aus dem Ruder läuft.“
    Jim stand auf, legte es zurück auf seinen Schreibtisch und ging zum Schrank. Er kramte nach seiner Wäsche, als er ein leises, aber dennoch markantes Klacken hörte.
    „Ich hatte so sehr gehofft, dass ich mit meiner Vermutung daneben lag.“
    Langsam drehte sich Jim um und blickte in den Lauf seines Revolvers. Jim hatte die Waffe von Marshall zurückbekommen und sie bei der Ankunft auf der Yacht, auf seinen Schreibtisch gelegt. Jim hatte noch keine Zeit gefunden, den Revolver wieder in den Safe zu legen. Der lauf zitterte unruhig. Kacy hatte den Hahn gespannt und zielte mit verweinten Augen auf ihren Bruder.
    Sie versuchte sich zu erklären: „Es tut mir Leid, Jim, aber ich kann das alles hier nicht zulassen. Die Entdeckung, die wir gemacht haben, muss geschützt werden und die Forschung, die Sharon betrieben hatte, war Ketzerei. Wir dürfen sie nicht publik werden lassen. Sonst werden wir unsere Erlösung niemals erhalten, Jim. Bitte verstehe mich doch. Es war notwendig und was Li-Ann passiert ist, wollte ich nicht. Es ist, wie du schon sagtest, alles aus dem Ruder gelaufen.“
    „Kacy, bitte leg die Waffe weg. Noch ist es nicht zu spät.“, versuchte Jim sie zu beruhigen.
    „Zu spät?“, fragte sie empört nach: „Es war für Sharon und Daddy zu spät. Ich musste handeln. Sie wollten die Entdeckung der Allianz übergeben.“
    „Welche Entdeckung denn, Kacy?“
    „Ein Artefakt. Ein wunderbares Artefakt. Wir haben es beim Bau unserer Prototypenwerkstatt kurz außerhalb des lokalen Clusters gefunden.“
    Jim war verwundert. All das, was Kacy ihm erzählte, wusste er nicht. Er wusste noch nicht einmal, dass die HYC eine Prototypenwerkstatt außerhalb von Sol besaß.
    „Wir dachten zunächst, dass es protheanischen Ursprungs war. Doch unsere Techniker stellten schnell fest, dass es wesentlich älter als 50.000 Jahre war. Wir studierten es. Ich habe es mir persönlich sehr oft und lange angesehen und untersucht. Schnell hab ich festgestellt, dass es eine Kommunikationsbarke sein musste. Ich hörte Stimmen. Sie sprachen mit mir in einer unterbewussten Ebene. Sie nannten sich selbst: ,Die Reaper'. Jim, die Reaper sind unsere Erlösung. Über kurz oder Lang, wird eine Katastrophe die ganze galaktische Bevölkerung auslöschen. Die Reaper haben uns einen Ausweg aufgezeigt. Sie wollen uns zu ewigen Leben verhelfen. Michael, mir, unserem Jungen, sowie dir, Sharon und Li-Ann. Alles was wir dafür tun mussten, war mit der Forschung nach neuen Antrieben aufzuhören. Doch Sharon wollte nicht. Sie sagte mir immer und immer wieder, dass diese Forschung wichtig sei, für die Menschheit und sie so wie so kein ewiges Leben erhalten wollte. Sie sagte, dass so etwas niemanden in der Galaxie zustünde.“
    Sie machte eine kurze Pause, lächelte kurz.
    „Noch nicht einmal den Asari oder den Kroganern. Also wandte ich mich an Dad und was musste ich feststellen?“
    Kacys Gesicht verzog sich zu einer angewiderten Fratze: „Er dachte genauso, wie Sharon. Steckte sein ganzes Vertrauen in sie und wollte das Artefakt loswerden. Ich war außer mir vor Wut. Diese ganze Arroganz kotzte mich an. Glaubten Dad und deine Frau doch tatsächlich daran, dass ich Verrückt sei, also musste ich handeln. Ich schmierte den Lotsen, der für das Unglück verantwortlich war und zog somit die Forschung ein für alle Mal aus dem Verkehr. Leider nicht alles. Als ich einen Tag später in meine Mails schaute, prangte da eine Nachricht von deiner Frau: ,Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, meine Liebe. Gruß Sharon.' und als ich dann auf ihrer Beerdigung deine Tochter mit dem Amulett um den Hals gesehen habe, wusste ich, dass ich versagt hatte und ihre Forschung nicht vernichtet sei. Ich wusste, dass sie mich noch aus dem Tod heraus verhöhnte. Ich konnte ihr das nicht durchlassen. Ich musste also wieder handeln. Erst versuchte ich dich auf meine Seite zu ziehen, doch dann hast du die HD101-1 entdeckt und entzogst dich so meinem Einfluss. Ich war also gezwungen mit härteren Bandagen zu kämpfen. So hab ich mich auf die Suche nach deiner Vergangenheit gemacht und hab sie auch gefunden. In Form von Grezkowczic und wieder wurde ich Enttäuscht. Da dachte ich mir, jetzt muss ich es selber machen. Jim, es tut mir so leid. Ich wollte nicht, dass es so läuft. Bitte verabscheue mich nicht.“
    In Jims Kopf griffen Zahnräder ineinander. Shepard sagte also die Wahrheit. Die ganze Zeit über, sagte der Lieutenant Commander die Wahrheit was die Reaper betraf. Darum übergab Li-Ann das Amulett erst jetzt ihrem Vater. Sie wartete den passenden Zeitpunkt ab.
    „Ich verabscheue dich nicht, Kacy. Komm gib mir die Waffe.“, Jim streckte die Hand aus: „Lass dir von mir helfen, so wie du mir geholfen hattest.“
    „Du hast gesehen, was ein Schiff mit der Citadel anrichtete, Jim. Was denkst du, wie viele es benötigt, um eine ganze Galaxie auszulöschen. Die Reaper werden kommen, Jim und ich werde sie empfangen. Es tut mir leid, großer Bruder.“
    Sie krümmte ihren Finger und kurz darauf hörte Jim einen alles entscheidenden Knall. Als er die Augen wieder öffnete, hoffte er endlich seine Frau wiederzusehen. Doch dem war nicht so. Anstelle dem Antlitz seiner geliebten Sharon, erblickte er das der blauvioletten Asari. Tief in seinem Inneren wusste Jim, was passiert war. Er brauchte nicht zur Seite zu sehen, um wissen, dass nun auch seine Schwester gestorben war. Er hörte es am Schluchzen ihres Ehemannes, seines besten Freundes und Schwagers. Mike war der, der schoss. Er verfolgte das Gespräch über die installierte VI des Schiffes und als er Kacy drohte ihren Bruder zu töten, schritt er ein und erschoss sie stattdessen. Wieder rannen Jim die Tränen herab. Langsam stand er auf und legte seine Hand auf die Schulter seines nun mehr Ex-Schwagers. Dann beorderte alle aus dem Schlafzimmer heraus, gab Mike einen Moment der Ruhe und Einkehr, ließ ihn alleine mit dem Leichnam seiner Frau.
    Im Vorbeigehen griff er sich das Amulett und verließ den Raum in den Salon hinein. Um die Hintergründe der ganzen Szenerie erhellt, umgriff er das Amulett fester.
    „In einem Punkt hatte sie recht.“, sprach er im Begriff neuen Mut zu fassen: „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“
    Linnéa blickte ihn fragend an. Jim lächelte sanft. Die Umstände waren nicht die besten, aber immerhin wusste jetzt, wie er die Verschlüsselung knacken konnte.
    „Meine Frau liebte Rätsel.“, erklärte er: „Wahrscheinlich hatte sie gehofft, dass es zu solch einer Auseinandersetzung kommt und sie mir die Worte nennt, die ich brauchen würde, um das Siegel zu knacken.“
    Er wiegte das Amulett in der Hand. Dann ein weiterer Knall und Jims Augen weiteten sich. Erschrocken rieb er sich über die Bartstoppel in seinem Gesicht.
    „Oh, Gott!“, schrie er fassungslos. Dann rannte er los, riss die Tür auf und fand das blanke Entsetzen vor. Mike hatte sich selbst gerichtet. Die Schusswunde in seiner Brust, ließ jeglichen Hilfeversuch im Keim ersticken. Er war tot. Michael lag neben seiner Frau auf dem Bett. Ohne die Schusswunden und dem Blut sah es aus, als ob sie nur schlafen würden. Doch Jim wusste es besser. Er wusste, dass dies ein Schlaf war, aus dem sie nie wieder aufwachen würden. Er griff nach dem Revolver und der Dienstwaffe von Mike, übergab sie an Julia und schickte allesamt heraus.
    „Ich brauche einen Moment.“
    Keiner rührte sich.
    „Bitte.“, mühte er sich kleinlaut ab, dann ließ er sich in seinen Stuhl fallen. Die Tür schloss sich und Jim brach erneut in Tränen aus. Dieses Mal aber aus Trauer um seine geliebte kleine Schwester und ihrem Ehegatten, der stets das Beste für sie wollte.
    „Sie sind gestorben, weil wir nie da waren, Mike. Ich verstehe, warum du das tatest. Ich hoffe, ihr findet nun den Frieden, den ihr sucht und euch schon solange erhofft hattet.“, flüsterte er sanft.
    Schließlich stand er auf und hauchte beiden noch einen letzten Kuss auf die Wangen.
    Eigenartiger Weise fühlte sich Jim weder schwach noch mutlos. Diese ganzen Aktionen hier, zeigten ihm, dass er stark sein musste und es nichts brachte, sich selbst zu opfern, wenn kein höherer Zweck dahinter steckte. Einmal noch atmete er tief durch. Dann ging er wieder zurück zu seinen Mitarbeitern in den Salon.
    „Mike und meine Schwester sind tot.“, begann er die Lagebesprechung: „Meine Tochter wird vermisst und wir müssen etwas tun.“
    Er blickte in die Runde. Jedem einzelnen, sogar Callhan konnte er die Trauer aus dem Gesicht lesen.
    „Wir werden nicht scheitern. Wir haben einige Stellen, die nach meiner Tochter suchen und ich werde jetzt einige Umstrukturierungen vornehmen, die der aktuellen Situation entsprechen sollen. Julia, Sie werden das Team leiten, dass nach meiner Tochter suchen wird. Halten Sie sich an den serbischen Hundeführer Milijan Sacobic. Daina, ich möchte Ihnen anbieten, die neue Sicherheitschefin der Herlock Yacht Construction zu werden. Allen anderen möchte das Angebot machen, mit mir auf die Anchorage zurückzukehren, sobald sie sich in einem meiner Trockendocks befindet.“
    James lächelte. Dann wandte er sich an seine blauviolette Begleitung: „Linnéa, Ihnen möchte ich anbieten, die kaufmännische Leitung der Firma zu übernehmen.“
    Sie war sichtlich überrascht von dem Angebot und konnte nicht in Worte fassen, was sie gerade fühlte.
    „Irgendwelche Fragen oder Anmerkungen?“
    Er schaute weiter in die vielen Gesichter. Nahm jede noch so kleine Regung in ihrer Mimik auf.
    Dann meldete sich Randy: „Sir, ich denke, ich spreche jetzt für jeden einzelnen hier, indem ich sage, dass wir alle zu hundertzwanzig Prozent hinter Ihnen stehen und Ihr Angebot gerne annehmen würden.“
    Der Anwesenden nickten, bereit dem nächsten Feind in die Eier zu treten. Lässig klopfte der erste Offizier auf die Schulter der Domina, die neben ihm stand und noch immer mit der Frage, ob Allianz oder Privatwirtschaft haderte.
    „Auf eure Posten, Leute. Wir erreichen gleich das Massenportal.“, schloss Randy das Gespräch.
    „Keine Sorge, Callhan. Ich werde das mit Mattock klären.“
    Sie schmunzelte kurz.
    „Linnéa, würden Sie mir bitte dabei helfen, für Kacy und Mike ein angemessenes Begräbnis zu organisieren?“
    Sie nickte.
    Erst als Jim sicher war, dass die beiden Leichname sicher verstaut waren und alle Spuren des Todes beseitigt worden waren, erst dann informierte er Marshall über die neuen Wendungen und veranlasste über ihn, eine Erklärung an die Öffentlichkeit über den Tod der Chefin und den des leitenden Sicherheitsangestellten herauszugeben.
    „Die Herlock Yacht Construction, die schon mal den Tod ihrer Führung durchleben musste, gab sich bestürzt über den Unfalltod von Kacy und Michael Rocks. Der ehemalige Rear Admiral der Systems Alliance und Teilinhaber der Schiffswerft James Herlock war bislang zu keiner Stellungnahme gegenüber uns bereit.“, verlautete es in jeder Nachrichtensendung der Galaxie.
    Damit konnte er leben. Ihre Leichen lagen nun in der Tiefkühlung. Bis sie die Erde erreichen würden, würde noch ein wenig Zeit vergehen. Solange mussten die Leichen konserviert bleiben. Das war auch der Grund, warum es nun Eis im Überfluss gab, das vertilgt werden wollte. Eigentlich waren es Überbleibsel der Geburtstagsfeier und nicht mehr so ansehnlich, wie noch zuvor auf dem ganzen Buffettisch drapiert, aber es schmeckte noch immer sehr gut.
    James saß im Loft. Es war nur noch eine Sache zu tun, ehe er alles wusste, was hinter der ganzen Sache steckte. Er kannte nun Kacys Version, aber was war mit der Version seiner Frau. Immerhin begann das ganze als Komplott gegen sie. Er war es ihr schuldig.
    Jim nahm das Amulett aus der Tasche, hielt es vor sein Gesicht und überlegte kurz. Es war eine Wortfolge, die er aufzusagen hatte, damit sich die Verschlüsselung auflöste und Jim kam die Nachricht seiner Frau an Kacy in den Sinn.
    „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, meine Liebe. Gruß Sharon.“, flüsterte er und dann traf es ihn, wie ein Blitzableiter den Blitz anzog.
    „Ich liebe dich, Sharon.“
    Es waren die Worte, die Sharon am liebsten von ihm hörte. Es waren die Worte, die er ihr immer und immer wieder nach einer Rückkehr vom Einsatz in ihr Ohr flüsterte.
    Das Amulett leuchtete und um Jim herum wurde es dunkel.
    „Eine Holographie.“, bemerkte er unnötiger Weise.
    Sharon stand vor ihm. Sie sah gut aus, obwohl sich ein Schleier der Besorgnis über ihre Augen gelegt hatte.
    „Hallo James.“, begann sie. Jim konnte nicht fassen, was er da sah. Sie war es. Sie hatte dieses Amulett tatsächlich als Botschaft missbraucht. Eine geniale Frau, seine Frau, stellte er wie so oft fest. Sie saß auf dem Tisch vor ihm, die Beine überschlagen und die Hände gefaltet in den Schoß gelegt.
    „Wenn du das hier siehst, bin ich vermutlich schon tot.“
    In ihren Augen sammelten sich Tränen. Sie glitzerten und reflektierten das vorhandene Licht. Es war, als würde sie mit ihm in diesem Raum sitzen, im Hier und Jetzt.
    „Ich habe diese Aufzeichnung hier als Lebensversicherung verstanden. Ich möchte dir nun einiges erklären. Ich gehe zweifellos davon aus, dass Kacy dir von dem Artefakt erzählt hat, also kennst du den groben Hintergrund schon. Ich möchte dir nun etwas aus meiner Sicht dazu erzählen. Hör mir bitte zu und unterbreche diese Nachricht nicht zu oft. Ich kenne dich dafür zu gut.“
    Jim leistete folge. Praktisch war er schon im Begriff, die Aufzeichnung anzuhalten und ihr Antlitz zu würdigen, doch nach diesen Worten hielt er inne und konzentrierte sich auf das gesagte.
    „Das Artefakt ist verflucht. Es beginnt mit Kopfschmerzen und endet im Wahnsinn. Glaub mir, ich hab es gesehen. Anfangs hielten wir es für ein protheanisches Artefakt. Wir stellten aber schnell fest, dass die verwendeten Materialien wesentlich älter als die der protheanischen Technologie waren, also fühlten wir uns im ersten Augenblick nicht dazu verpflichtet, diese Entdeckung mit der Allianz zu teilen. Wir untersuchten es. Unsere Wissenschaftler begannen sich innerhalb kürzester Zeit unnatürlich zu verhalten und sabotierten ihre eigenen Forschungen. Einige begingen Selbstmord. Wir mussten handeln und mit wir, meine ich deinen Vater und mich. Aus Sorge, Kacy könnte sich angesteckt haben, informierten wir die Allianz. Wir haben ein Treffen arrangiert und werden Artefakt bald übergeben. Doch wahrscheinlich wird es dazu nicht mehr kommen. Ich konnte ein Gespräch zwischen Hannibal und Kacy abhören, in dem sie eindeutige Drohungen aussprach. Ich werde in naher Zukunft sterben, Jim.“
    Sie hielt kurz inne, rann mit den Tränen und hob ihre Hand, wollte die ihres Ehegatten erspüren. Doch sie griff ins Leere, also fuhr sie fort. Wenn auch mit einem leisen Schluchzen zwischendurch.
    „Ich weiß, du willst das nicht hören, James, aber so ist das nun mal. Seit Monaten sabotiert sie meine Forschungen, sie torpediert ihren eigenen Vater, indem sie ihm ständig in unangenehme Situation bringt und Kunden vergrault. Das ist nicht mehr die warmherzige, freundliche und aufgeschlossene junge Frau, die ich kennen und schätzen gelernt habe. Sie ist ein,... ein... Monster geworden, Jim. Es tut mir leid, das ich so was sagen muss, aber ich finde einfach keine sanftere Beschreibung. Sie redete die ganze Zeit von irgendwelchen Reapern und das sie unsere Erlösung seien. Sie sagte mir sogar, dass ich meine Forschung einstellen soll, damit sie uns ewiges Leben gewähren. Ich lachte nur und sagte, ihr dann, dass niemand ewiges Leben verdient hatte. Nichteinmal die Asari oder die Kroganer. Ich habe ihr nahegelegt, sich vom Artefakt fernzuhalten und einen Psychiater aufzusuchen, aber das schlimmste waren ihre Augen. Ihre Augen. Sie waren so voller Hass und Missgunst. Ich habe Angst vor ihr, Jim. Ich wünschte du wärst hier. Den Lagerort und alles wissenswerte zum Artefakt habe ich beigefügt.“
    Wieder machte sie ein Pause. Aus dem Hintergrund holte sie ein Taschentuch und trocknete sich die Augen.
    „Ich weiß, dass dich meine Forschung interessiert und darum habe ich auch alle meine Ergebnisse an diese Nachricht beigefügt. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass ich Pläne für einen Antrieb habe, kann ich aber nicht. Ich kann dir aber sagen, dass ich bislang sehr gute Grundlagen für solch einen Antrieb erforschen konnte. Wir sind in Bereichen der Quantenmechanik und der Schwarzen Materie erheblich weitergekommen. Alles in allem sehe ich Potenzial innerhalb der nächsten einhundert bis einhundertfünfzig Jahren einen funktionalen Antrieb zu bauen. Vielleicht könnte Lilly...“, sie schmunzelte leicht: „Ich meine, vielleicht könnte ja Li-Ann, mein Werk zu Ende bringen, wenn du meine Forschung weiter vorantreibst.“
    Ihre Augen drückten Zuversicht aus. Sie wünschte sich nichts sehnlicheres, als die Menschheit unabhängig von der Masseneffekt-Technologie zu machen. In ihren Augen, war das eine Möglichkeit zur Fortbewegung, aber nicht die einzige.
    „Ich schicke das Amulett an Lilly. Sie soll es verwahren und dir in einem geeigneten Moment zukommen lassen. Auf Arcturus ist es momentan am sichersten vor den Händen deiner Schwester geschützt. Bitte verzeih mir, dass ich nicht direkt mit dir spreche.“
    Wieder schluchzte sie mehrfach. Man sah ihr an, dass ihr das ganze Thema naheging.
    „Bitte tue gutes, Jim. Lass das Artefakt den Behörden zukommen. Erkläre denen die ganze Situation und wappne dich für einen Kampf. Kacys Äußerungen war zu entnehmen, dass da was großes kommen wird. Jim, kannst du dich noch an die Frage erinnern, die einst an Li-Ann stelltest. Was ist ein Stern? Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich diese kleine Mädchen, dass sich in die Arme ihres Vaters flüchtete, weil sie sie Vorwürfe machte. Ich weiß, dass du ihr Halt gibst. Sie wird dir vertrauen und dir immer Verständnis entgegen bringen. Jim, sorge bitte dafür, dass es unserer Li-Ann gut geht. Viel Glück. Ich liebe dich, euch beide.“
    Jim musste das gerade gehörte erst einmal verdauen. Er griff in den Schrank und förderte eine Flasche seines alkoholfreien Whiskys heraus, goss sich ein Glas ein und lehnte sich zurück. Aus der Schatulle auf dem Tisch genehmigte sich der grau melierte Mann eine Zigarre. Doch bevor er einen Schluck trank oder sich einen Zug der Zigarre nahm, überkam ihn die Einsicht, dass er das nicht mehr müsse. Er hatte nun andere Prioritäten. Erste war es, seine Tochter zu finden und in Sicherheit zu bringen. Dann war der Kampf gegen diese Reaper an der Reihe. Doch um das zu bewerkstelligen, brauchte man funktionales Werkzeug. James stand auf, ging an sein Terminal im Schlafzimmer und öffnete, nachdem er die Herausgabe des Artefakts an die Allianz veranlasst hatte, eine neue Projektdatei.
    „Kennung: HM101-1,. Projekt: Herlock Military. Grundlage: SSV Anchorage. Autorisierung: Rear Admiral James Herlock.“
    Geändert von James Herlock (10.10.2012 um 20:13 Uhr)


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