In einem anderen Thread habe ich bereits versprochen, dass ich mich sofort an ein kleines Review setzen werde, wenn ich das Spiel beendet habe. Nunja, dieser Fall ist gerade eingetreten. Und ich muss sagen: Prince of Persia erzählt eine unglaublich schöne und gleichzeitig tragische Geschichte. Und dieser Punkt, der mir auch am besten gefällt, ist gleichzeitig auch der größte Kritikpunkt. Denn wenn ich es auch als Spiel betrachte, bin ich alles andere als begeistert. Aber dazu später mehr.

Ich vermute, jeder, der das hier liest, weiß in etwa worum es geht. Ansonsten fasse ich ganz kurz zusammen: Der (neue) aber ebenfalls namenlose Prinz kehrt gerade von einem seiner Plünderungszüge zurück als er mit seinem Esel Farah und seinen Schätzen in seinen Sandsturm gerät. Als hätte er nicht sowieso schon zu wenig Glück, kommt dann auch noch das Pech dazu und er fällt eine Schlucht hinab. Wenige Augenblicke später trifft er auf die geheimnisvolle aber schöne Prinzessin Elika, die vor ein paar Wachen auf der Flucht ist. Ohne zu wissen, wohin, folgte der Prinz ihr bis in einen mystischen Tempel. Es stellt sich heraus, dass die Wachen von Elikas Vater, dem König, entsendet wurden. In dem Tempel kommt es zum Kampf zwischen dem Prinzen und dem König, während dem der Baum des Lebens, das Gefängnis des Gottes der Dunkelheit Ahruman, zerstört wird. Das Land wird von der Dunkelheit befallen und Ahruman ist kurz davor, sein Gefängnis verlassen zu können. Nun ist es an dem Prinzen und Elika, genau dies zu verhindern.

So viel zu der eigentlich recht simplen Handlung. Bevor ich jetzt noch weiter auf gewisse Handlungsaspekte eingehe, mache ich erstmal mit der Präsentation weiter: Die optische Aufmachung gefällt mir unglaublich gut. Der Cell-Shading-Look erinnert mich dabei an Borderlands (das habe ich zuerst gespielt, sonst wäre es andersrum), zieht mich aber noch mehr in seinen Bann. In PoP ist er einfach schöner umgesetzt. Vor allem nach den Heilungen, die man in jedem Gebiet vollziehen muss. Die Farbpracht, die sich dann dem Auge des Spielers bietet, sieht schlichtweg unglaublich schön aus. Da kann die Dunkelheit leider nicht ganz mithalten. Natürlich werden die infizierten Gebiete in dunklen Grau-Tönen gehalten und es ist dementsprechend auch gar nicht gewollt, es schick aussehen zu lassen. Unter diesen Umständen geht der wortwörtliche Kontrast also in Ordnung.
Auch von seiner tontechnischen Seite zeigt sich Prince of Persia sehr gut. Vom Vogelzwitschern über das markante Geräusch der Kralle des Helden, mit deren Hilfe er sich mühelos an längeren Wänden herunterrutschen lassen kann, bis hin zu den klirrenden und schppernden Schwertern wird alles geboten, was eine gute Soundkullise braucht. Dazu gehört natürlich auch ein Soundtrack. Dieser ist dem Szenario entsprecehnd orientalisch angehaucht und möglicherweise nicht jedermanns Sache. Aber auch er passt wunderbar in das Geschehen und einzelne Tracks, die ich im Augenblick gar nicht näher benennen kann, gehen wirklich gut ins Ohr - ud bleiben da.
Was mich jedoch am meisten überrascht hat, war die deutsche Synchronisation. Ich hätte das Spiel gerne auf englisch gespielt, weil Nolan North - bekannt durch seine Rolle als Nathan Drake aus Uncharted - den Prinzen vertont. Das ist mit der deutschen Spielversion allerdings nicht möglich. Aber: Die deutsche Synchronisation kann sich sehen bzw. hören lassen, wenn man von den Wachen ganz am Anfang des Spiels absieht. Emotionen werden tatsächlich mal hörbar und bis auf einen einzigen Aussetzer, konnte ich auch keine Lautstärkeprobleme feststellen. Auch hier wurde tatsächlich gute Arbeit geleistet.

Der Prinz und Elika: Zwei Menschen wie sie verschiedener gar nicht sein könnten. Prinzessin Elika, jung und schön aber ebenso unerfahren. Sie hat bisher nichts von der Welt Gesehen, blieb stets im bemerkenswert kleinen Königreich. Und auf der anderen Seite der namenlose Prinz. Ein draufgängerischer Abenteuer. Immer auf der Suche nach Gold, Geschmeide und Gespielinnen. Schon bei der ersten, eher unfreiwilligen Begegnung mit Elika wird klar, dass er neben seinem Geschmack bei Kopfschmuck auch Geschmack bei Frauen hat. Eindeutig ist jedenfalls, dass der Prinz schon viel erlebt hat, von dem sogar einige Narben in seinem Gesicht zeugen. Über ihn erfährt man jedoch nicht viel mehr. Das macht auch nichts, immerhin gibt es eine Welt zu retten. Auf dem Weg zum großen Finale macht jedoch sowohl das Verhältnis der beiden als auch Elika selbst eine ordentliche Entwicklung durch. Letztere wird nämlich von einer auf ihr Schicksal fixierten Frau zu einer durchaus unterhaltsamen Weggefährtin, die eigentlich nichts mehr möchte, als die Welt zu sehen. Das gibt auch dem Verhältnis zwischen den beiden Charakteren die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln. Aus der anfänglichen Abweisung gegenüber dem Prinzen wird bald ein großes Interesse. Weitere Ausführungen setze ich mal in Spoiler. Nur eines sei gesagt: Das Ausmaß, das diese Beziehung schließlich annimmt, ist absolut passend.

Spoiler:
Denn jeder weiß spätestens kurz vor dem Ende, dass es auch auf Elikas Seite ordenlich gefunkt haben muss. Das gibt sie zwar nicht zu, allerdings halte ich das für bewiesen. Deswegen ist es umso tragischer, dass sie sich am Ende doch ihrer Pflicht hingab und sich opferte. Der Gang nach draußen mit ihr auf dem Arm, während die Credits am linken Bildschirmrand spielen, ist wohl ein Moment, der mir noch sehr, sehr lange im Gedächtnis bleiben wird.
Jedenfalls bin ich mit der Ausarbeitung der Beziehung so durchaus einverstanden. Es ist eben irgendwie ein (Tragisches) Märchen aus 1001 Nacht und wer hier "mehr" erwartet, erwartet einfach zu viel.



Die Handlung:
Wie eingans bereits beschrieben, ist die Handlung recht simpel. Man muss mal wieder die Welt vor dem Bösen retten. Das gestaltet sich sogar als relativ einfach, weil es nur darum geht, ein paar Gebiete mithilfe von Elikas Zauberkräften von der Dunkelheit zu befreien. Moment, habe ich einfach gesagt? Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Die Dunkelheit ist vorbereitet und hat dem Prinzen die vier Verdammten geschickt, die nichts sehnlicher wollen, als ihn zu töten. Bis auf den Krieger. Aber darauf gehe ich jetzt nicht weiter ein.

Im Grunde kann man sagen, dass die gesamte Geschichte innerhalb von wenigen Stunden abläuft. Vielleicht sogar in Echtzeit. Man ist sofort drin, erlebt die Geschichte und ist dann auch ebenso schnell wieder draußen. "Schnell" heißt dabei aber glücklicherweise um die 13 Stunden. Jedenfalls waren es bei mir so ungefähr 13. Für die Profis und Trophiesammler gibt es auch eine Belohnung, wenn man es in unter 12 schafft. Im ersten Durchgang halte ich das jedoch für absolut unmöglich.
Aber zurück zur Handlung: Man reinigt also anch und nach alle Gebiete des Königreichs. Dabei darf man sich die Reihenfolge sogar frei aussuchen. Am Ende kommt es dann zum großen Finale "gut gegen böse". Und lasst euch eins sagen: Es ist ein großes Böse.


Bevor ich jetzt weiter mache, möchte ich noch etwas zum Ende sagen:
Ich habe hier schon gelesen, dass sich sehr viele über das Ende des Spiels aufregen. Diese betrifft auch unmittelbar die beiden Hauptcharaktere. Ich muss sagen, dass ich den Schluss so überaus passend finde. Ich werde auch diese Details wieder in Spoiler setzen.

Spoiler:
Man steht eben vor der Wahl: Lässt man alles noch mal von vorne beginnen, um Elika so zu retten? Hätte sie das so gewollt? Und was will man selbst? Oder lässt man sie ihren Frieden finden und sich selbst weiterziehen, auch wenn es schwer fällt? Weiterziehen ist hierbei natürlich relativ. Immerhin ist das Spiel ja zuende, wenn man sich nicht für die Wiederbelebung entscheidet.
Wie gesagt: Ich bin mit dem Ende so durchaus einverstanden. Es ist ein tragischer Schlusspunkt einer im Kern ebenso tragischen Geschichte.
Trotzdem werde ich mir, sobald das PSN wieder läuft, den Epilog-DLC holen, um noch einmal einen Ausflug nach Persien machen zu dürfen.


Das Gameplay:
Und hier kommen wir zu der größten Schwäche des Spiels. Denn so schön die Geschichte auch ist, so eintönig und vor allem frustrierend ist sie als Spiel. Das hat gleich mehrere Gründe: Das ganze Spiel ist folgendermaßen aufgebaut: Gehe in ein Gebiet, klettere, hüpfe, gleite, rätsle (ab und zu) und aktivierebunte Spezialkräfte-Platten durch ein fast schwarz-weißes Level zu der Heilungsstätte und absolviere dann einen Bosskampf. Heile das Gebiet, gehe den ganzen Weg zurück und sammle dabei kleine Lichtkeime ein, die du unbedingt brauchst, um weiter zu kommen. Mache das 24,5 mal und du hast Prince of Persia. Das, liebe Entwickler, geht heutzutage einfach nicht mehr. Egal wie schön die Geschichte und die Optik sind.
Neben dieser Eintönigkeit sorgen aber noch viel mehr die Steuerung in Kombination mit teilweise absolut unfairen Chekpoints für Frustration. Vor allem auf dem Weg zum Showdown im Tempel habe ich wirklich kurz überlegt, ob es mir das wert ist. Denn wie viel man da auf dem Weg zu den äußerst spärlich verteilten Chekpoints alles falsch machen kann ist enorm und meiner Meinung nach untragbar. Ein einziger falscher Knopfdruck oder eine ziemlich unpräzise Richtungsweisung per Analogstick und schon darf man die letzten 2-3 Minuten noch mal machen. Wenn das dann auf dem Weg öfter passiert, nagt das trotz dem Unsterblichkeit-dank-Elika-System schon ordentlich.

Auf der anderen Seite sind dafür die Kämpfe umso besser. Davon gibt es nämlich nur sehr wenige, dafür aber umso spektakulärere. Das blockbasierte Kampfsystem, in dem jeder Button einen anderen Angriff darstellt, ist schnell erlernt, geht sehr gut von der Hand und sieht auch noch hübsch aus. Leider unterscheiden sich die Gegner - bis auf den Golem-ähnlichen Krieger - nur in ihren Animationen. Die Strategien, um sie zu besiegen, sind immer die gleichen. Das ist zwar schade, macht aber in Anbetracht der zahlreichen Kletterpassagen trotzdem Spaß.


Fazit:
Prince of Persia erzählt die Geschichte von Gut gegen Böse auf eine charmante, ansprechende und passend lustige Weise, vergisst dabei aber nicht, um was es in der Handlung geht. Die Tragik kommt also keineswegs zu kurz, obwohl ich mir hier doch noch einen Tick mehr Emotionen erhofft hatte. Aber das ist es eben auch. Eine wunderschöne Geschichte. Aber kein wunderschönes Spiel. Zu eintönig. Darüber hat auch die frei wählbare Reihenfolge der Level nicht hinweg täuschen können. Auch der Wiederspielwert ist gering. Es sei denn, man möchte die wunderschöne Geschichte ein weiteres Mal hören.
Ich bin trotz allem unglaublich froh, mir das Spiel geholt zu haben. Die Chemie zwischen dem Prinzen und Elika, die Handlung, das Ende. All diese tollen Dinge hätte ich verpasst.

Mir bleibt jetzt bloß noch zu sagen: Hoffentlich ist das PSN bald wieder da. Ich muss doch den Epilog spielen.
Dazu gleich mal eine Frage:
Spoiler:
Spielt es eine Rolle, ob man Elika am Ende wiederbelebt hat? Ich habe schon nach dem ersten von mir zerstörten Baum gesehen, worauf es hinaus läuft und dann sofort abgebrochen. Elika ist mir zwar ans Herz gewachsen, allerdigns wollte ich (vorerst) einen Abschluss finden.


Achso: Ich würde mich übrigens sehr über Kritik freuen. Für mich war es jetzt relativ schwer, dieses Review zu schreiben. Immerhin ist das Spiel ja schon den einen oder anderen Tag auf dem Markt und eigentlich weiß ja fast jeder hier, worum es geht. Trotzdem würde mich mal interessieren, was ihr davon so haltet. Einerseits inhatlich (teilt ihr meine Meinungen?), andererseits aber auch mein Schreibstil etc. Verbesserungsvorschäge nehme ich immer gerne an.