Hi alle miteinander!
Es ist ein "neues" Wort in der Gamingwelt aufgetaucht, das immer mehr Gewicht zu haben scheint. Wie ein Parasit schleicht es sich in die Konzepte der Spieleschmieden, zeigt sich am News-Horizont wie ein finsterer Vorbote, wie ein schlechtes Omen und wie ein dunkler Schatten legt es sich auf Hoffnung und Vorfreude. Und es ist bei weitem keine Seltenheit mehr. Immer häufiger ist das Wort zu lesen, immer öfter wird das Verbotene ausgesprochen: CASUAL....
...und wir zittern bei dem Klang!
Aber jetzt mal im Ernst! Die Bezeichnung "casual" kommt tatsächlich in den letzten Jahren bei immer mehr Produkten aus der Spieleindustrie zur Sprache und sorgt vor allem bei leidenschaftlichen Spielern und Fans alter Serien für Unmut. Aber was bedeutet das wirklich für uns und ist es wirklich immer etwas schlechtes?
Geprägt haben den Ausdruck "Casual" unter anderem die sogenannten Pausenspiele. Es sind Games, die ein Jedermann/frau spielen kann und keine zu große Herausvorderung darstellen, um Frustmomente bei Gelegenheitsspielern zu minimieren. Heute weitet sich der Begriff und kommt vor allem bei großen Titeln immer häufiger zur Sprache. Die Gaming-Branche ist ein hart umkämpftes Pflaster. Ein nur mäßig erfolgreiches Game kann schon das Aus für einen Spielehersteller bedeuten. Um mit ihren Produkten wettbewerbsfähig zu bleiben und sie einem möglichst großem Zielpuplikum zugänglich zu machen, wird oft ein Konzept angewandt, das viele Fans Casualisierung nennen, also das "hinterhältige Beschneiden ausgefeilter Spielmechanismen bis auf einen rudimentären Stumpf langweiliger Banalitäten. Dabei wird das Wort "Casual" meist nicht von den Machern der Spiele selbst in den Mund genommen, sondern kommt eher aus unseren Reihen. Man spricht von einer Anpassung an den breiten Markt, was für viele Fans wohl das gleiche zu bedeuten hat.
Ja, bei der sogenannten "Anpassen an den breiten Markt" kommen schon mal Spiele heraus, die einiges von ihrem alten Charme und ihrer Originalität einbüßen mussten. Auch die etwas lieblose Portierung mancher Spiele gehört leider auch dazu, aber dies ist nicht die Regel. Im allgemeinen geht es hierbei unter anderem um die "usability" (Benutzbarkeit, Bedienung) und diese wird bei einem so umkämpften Markt immer wichtiger.
Ich bin kein Gelegenheitsspieler; ich spiele leidenschaftlich gerne und bin bei der Wahl meiner Spiele recht anspruchsvoll. Und mit meinen 28 bin ich mit all den großen Klassikern aufgewachsen. Aber warum muss ein RPG ein so unübersichtliches Menü haben, um gut zu sein? Warum darf es kein Chanremix sein? Warum darf ein gutes RPG keine gute Grafik bieten oder spannende Kämpfe die nicht rundenbasierend sind und auf kleinen Quadraten statt finden? Wo man sich in Foren umsieht, werden die Entwickler beschimpft und über die sinnlosesten Features getrauert. Ich bin keine Vierzehnjährige, die das Spiel vom großen Bruder ausprobieren möchte, oder ein 45 jähriger gestresster Arbeitnehmer, der am Abend eine kurze unkomplizierte Unterhaltung sucht, aber ich will mich trotzdem nicht durch umständliche Menüs kämpfen müssen.
"Dem Markt anpassen", wie im Fall von ME3, heißt nicht "Casual" und dass aus einer erfolgreichen Serie ein "Moorhuhn" gemacht werden soll. Es bedeutet, mit der Konkurenz in Bezug auf das Spielerlebnis mithalten zu können. Es bedeutet die Menüführung übersichtlich zu gestalten, unnötige Funktionen herauszunehmen und dafür die wichtigen zu optimieren.
Natürlich beschweren sich viele Fans, dass man ihnen kein Gehör mehr schenken würde und den Spielemachern ein Neueinsteiger wichtiger sei, als ein treuer Fan. Aber das stimmt nicht. Wir Fans sind nur nicht die einzigen, die das Spiel spielen sollen. Vor allem, wenn ich lese, was sich ausgerechnet Fans teilweise für Features wünschen würden, wird mir oft ganz schlecht. Die Spielemacher sind nicht taub und blind, sie wägen ab und müssen innerhalb ihres eigenen Konzepts bleiben. Ansonsten wird es ein zusammengewürfeltes Feature-Paket, indem viel drinsteckt, aber nichts wirklich ausgereift ist und auch das sehen wir oft genug in fertigen Spielen.
Wir sollten den Machern ein wenig Vertrauen entgegenbringen, Anregungen in einer angemessenen Form vorbringen und uns nicht gleich auf jede Meldung im Internet verlassen, die uns weismachen will, den Spielemachern wären die Fans egal und "Casual" sei nun das neue schwarz. Wir sollten neuen Konzepten ein wenig offener begegnen. Einem Shooter tut eine gute Story und ein paar RPG-Elemente gut und einem Rollenspiel schaden gut inszenierte Kämpfe und eine Spielmechanik für die ich kein 200-Seiten-Handbuch benötige wirklich nicht. Wir sollten weniger voraussetzen und verlangen und dafür unvoreingenommen das fertige Spiel genießen und uns wirklich darauf einlassen.
Und ist ein Spiel für sich gesehen wirklich mal misslungen, dann gibt es immernoch genug Platz in den Foren um sich nach dem Durchspielen "auszusprechen".
Hier ist noch ein guter Beitrag zum Thema von alceleniel.