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Thema: Bannorn

  1. #1
    Newbie Avatar von Luana Vindariel
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    Standard Bannorn

    das Bannorn – Großgrundbesitzer Anwesen
    Tag 2 - 21:42 Uhr


    Die Halle war nicht so imposant wie die prachtvollen Häuser in Orlais, für die Verhältnisse Fereldens war es aber schon beeindruckend. Das verzierte Holz und die gewebten Teppiche, ließen dieses Gebäude edeler wirken, als es wohl eigentlich war. Der lange Gang war ruhig und leer, nur sehr wenige Wachen, was wohl an der späten Stunde lag. Luana trug wie bei den meisten Auftragen dieser Art ihr grünes Seidekleid. Die zwei einzigen Soldaten schauten sie nur kurz an und gaben sich damit zufrieden. Was wohl an ihrer
    Begleitung lag. Sie war ein Gast. Der Gast vom Spross des Besitzers diverser Höfe in der Gegend. Es waren genau gesagt drei, also ehr ein unwichtiger Grundbesitzer aus Fereldischer Sicht, aber dennoch ein Auftrag.

    Diesmal war es wieder verhältnismäßig einfach in die Behausung ihres Ziels zu kommen. Luana hätte sicher auch einbrechen könne, was aber den zweiten Teil ihres Auftrags erschwert hätte. Deswegen zog sie diesmal auch wieder die Verführung der Gewalt vor. Man konnte schon sagen, dass Luana in den letzten Jahre ein Profi auf diesem Gebiet wurde. Als sie vor nicht einmal einer Stunde in eine etwas betuchtere Schenke einkehrte dauerte es keine zwei Minuten und sie stellte den ersten Augenkontakt mit ihrer Mittelsperson her. Vier Minuten später saß sie schon an deren Tisch und keine weiteren fünf Minuten später konnte ihr Ziel kaum noch die Finger von ihr lassen.

    Nun war sie also im besagten Haus. Luana sah sich um, merkte sich dunkle Ecken, schätzte die Strecken ab, taxierte die Wächter, es war nur etwas schwer, denn ihr „Rendezvous“ zog sie ungeduldig hinter ihr her. Die Tochter des Hausherren war ganz aufgeregt, drehte sich immer um und lächelte ganz verlegen. Sie kamen eine lange Treppe hoch, Luana fasste diese hart ins Auge. Als sie nun im ersten Stock waren schaute die Elfe eine größere Tür an:

    „Ist das hier dein Zimmer?“, flüsterte sie ganz sanft.
    Das Menschenmädchen begann zu kichern und versicherte, dass dies das Gemach ihres Vaters sei… genau die Information wollte Luana haben.
    „Aber mein Zimmer ist gleich nebenan“, plapperte das junge Ding und zog ihren Gast weiter hinter sich her. Sie waren dann auch gleich in einer geräumigen Kammer. Viele weiche Felle und eine nicht entzündete Feuerstelle. Luana wollte sich umsehen und alles einfangen was wichtig sein könnte, da schob sie das Mädchen schon fast
    energisch in Richtung ihres Bettes. Die Elfe drehte sich fordernd um. Die Tochter war fast schockiert und verstand nicht ganz, aber Luana lächelte nur zog ihr Gesicht an sich heran und küsste sie.

    Was wie ein wundervoller Akt der Leidenschaft wirkte, war nur eine etwas zeit verzögernde Taktik. Während des Kusses konnte sich die Elfe noch etwas genauer umsehen und entdeckte noch einige wichtige Punkte in diesem Raum. Dann lehnte sie sich zurück und schritt langsam zu dem offenen Fenster. Das Mädchen stand fast erstarrt in der Mitte ihres Zimmers. Luana lehnte sich auf das Fensterbrett, schaute nach links und recht und grinste siegessicher.

    „Eine schöne Nacht“, sagte die Elfe während sie sich umdrehte.
    „Mit dir ist sie noch besser“, schwärmte das junge Mädchen und setzte sich auf ihr Bett.

    Luana blickte noch einmal aus dem Fenster, verzog kurz etwas angewidert das Gesicht und knotete dann die Bänder von ihren Schultern auf. Als das Kleid von ihrem Körper glitt, versank das Mädchen fast in Luanas Schönheit. Alles wurde ein emotionaler Traum voller Sinn und Freude.

    Eine ganze Weile später lagen die beiden Damen im Bett. Luana hatte den Arm um ihr Nebenan gelegt. Auch dies war keineswegs etwas Liebevolles. Die Elfe wollte nur ganz genau wissen, wann sie fest eingeschlafen war. Wenn ihre Brust sich beim atmen regelmäßig hebt, wenn aus ihrer Nase und dem Mund im Takt dieselben Geräusche kommen, war es kein Halbschlaf mehr. Als der Moment gekommen war, verließ sie das Bett, zog sich ihre Unterwäsche an und ging auf das Fenster zu, ihr Kleid konnte sie bei der folgenden Kletteraktion nicht gebrauchen.

    Sie stieg auf den Fenstersims und presste sich an die Wand, es sah sehr gefährlich aus, aber Luanas Fähigkeiten, machten diese Kletterpartie zu einem Spaziergang. Der Grund warum sie vorhin so grinste, war die Tatsache, dass das Fenster des Nebenzimmers offenstand. So schlüpfte sie galant ins Gemach des Hausherrn. Dieser schlief alleine in einem Ehebett. Luana schlich zum Schreibtisch und untersuchte dort einige Papiere und Briefe. Sie suchte einen Gesetzesentwurf mit einem grünen Emblem darauf. Sie musste sich beeilen, niemand wusste wie tief genau jemand schläft… oder wann er plötzlich aufwacht. Aber Luana flinke Finger fanden bald ihr Ziel.

    Mit dem Schriftstück in der Hand trat sie ihren Rückweg an. Auch mit einer vollen Hand, war der knappe Pfad in luftiger Höhe kein Hindernis. Schnell war sie wieder im Zimmer der Tochter. Sie legte das Dokument auf ihr am Boden liegendes Kleid. Dann blickte sie kurz auf und beobachtete das schlafende Mädchen. Luana ging um das Bett herum und sah eindringlich ihren „Weg“ in diese Behausung an. Sie legte ihre Hände sanft auf das ruhige Gesicht. Dann sah Luana langsam auf das Dokument und im nächsten Moment zog sie mit Ruck den Hals ihres Opfers zur Seite und brach ihr das Genick.

    Das war ein weiterer Teil ihres Auftrags. Der Gesetzesentwurf sollte aus dem Bestand des Landherrn verschwinden. Ein Gesetz das den Schmugglern an den Kragen gehen würde. Eigentlich etwas Gutes, aber nicht für all die illegal Beschäftigten. Und die Tochter… ein Gesetz nur zu entfernen reicht nicht. Man würde schnell ein neues aufsetzen. Aber wenn der Herr über diese Höfe sein einziges Kind verliert, wird er lange Zeit nicht klar denken können… und wenn es wieder soweit ist, wird er nur die Sachen knapp erledigen die auf
    seinem Schreibtisch herumliegen.

    So gesehen ist dieses Mädchen ein unschuldiges Opfer, aber in Luanas Augen ist sie auch nur eine Art Adelige und somit etwas Schlechtes. Doch ihre Arbeit ist noch nicht getan. Dieser Auftrag beinhaltet einer der schwersten Zusätze: „Es muss wie ein Unfall aussehen“.

    Immer wieder eine bittere Herausforderung… aber dennoch lösbar. Die Elfe ging zur Feuerstelle und nahm ein altes Kantholz. Dann kehrte sie zum Bett zurück und schlug gewisse Stellen ihres Körpers mit dem kantigen Balkenstück. Dann schulterte sie das Mädchen und trug sie in den Flur. Luana sah in die kleine Halle und beeilte sich. Sie legte den Leichnam ans Ende der
    Treppe, ging dann wieder zurück und holte einen Becher Wasser. Sie goss das Gefäß am oberen Ende der Treppe aus und legte den Becher daneben. Mit ihrem Fuß strich sie das Wasser etwas in Richtung Treppe. Vielleicht achtet keiner auf die Wasserspuren, oder die nachgemachte Treppenstufen Abdrücke, aber Luana achtete darauf, dass alles einwandfrei wirkte.

    Dann floh sie schnell. Luana wickelte das Dokument in ihr Kleid ein und sprang fast in derselben Bewegung aus dem Fenster, an den Baum den sie vorhin sah. Teils kletterte, teils rutschte sie dem Stamm hinunter. Am Boden angelangt spurtete sie nach links zu dem Zaun, den sie am Abend zuvor untersucht hatte. Fast in einer Bewegung sprang sie an die Holzlatten
    und zog sich an der kürzesten hoch. Dann spurtete sie hastig zu einem großen Busch, kauerte sich hin und schob einen Haufen Laub beiseite. Darunter verbarg sich ein Stoffbündel.

    Es waren Luanas Sachen. Sie zog rasch, aber ordentlich ihrer Lederrüstung an, band ihre Haare zu ihrer üblichen Frisur und legte ihre Waffen an. Das Kleid legte sie sauber zusammen und packte alles samt Dokument in
    den Beutel. Dann war es soweit: Auftrag soweit erfüllt, nur noch die Bezahlung musste abgeholt werden. Sie ging ganz normal zu einem kleinen Bauernhof. Sie rannte nicht, schlich nicht durch die Schatten sondern lief wie ein unschuldiger Bürger, durch die Nacht. Der Hof war ruhig und kein Licht leuchtete, das war aber alles nur Fassade. Im Keller dieses Hauses war eine kleine, illegale Taverne, dort wartete ihr Auftraggeber auf sie.

    Luana ging zum Hintereingang, sie klopfte und verlangte nach fünf Sack Korn, das Losungswort um reinzukommen. Die Elfe schritt gleich eine Treppe runter, der Türsteher folgte ihr. Eine weitere Tür am Ende der Stufen führte direkt in den Schankraum, es waren nur sieben Leute und der Wirt darin. Alle glotzten sie an, als Luana zur Theke schritt.

    „Hat alles funktioniert?“, fragte der Wirt.
    Luana hakte ihren Rucksack an einer Schulter aus, griff hinein und legte etwas unsanft den Gesetzesentwurf auf den nassen Tresen. Der dicke Getränkeverteiler nahm das Schriftstück und erkannte sofort das korrekte Siegel.
    „…und seine Tochter?“, harte er nach.
    „Ist unglücklicher weise die Treppe runtergestürzt und brach sich den Hals“, antwortete Luana völlig emotionslos.

    Der Wirt lachte und packte das Dokument hinter sich auf einen Beistelltisch.
    „Ha! Das macht alles viel einfacher… bei der Trauer wird er wohl kaum an neue Gesetze denken… vielleicht dankt er sogar ab und einer von unseren Leuten übernimmt das Ruder!“
    „Ist mir egal“, unterbrach Luana ihn rüde, „Ich bin nur wegen meinem Lohn hier!“
    Der Dicke nickte: „Natürlich. Einen Moment“.
    Er kramte unter dem Thekenbereich herum: „Wie hast du es eigentlich geschafft ins Zimmer zu kommen?“
    „Das ist total unwichtig! Der Auftrag ist zur vollsten Zufriedenheit erledigt worden!“
    „Ja, ja! Ich bin ja nur neugierig. Mit Gewalt oder mit… na ja. Gewaltloser Bardenarbeit?“
    Das verschmitzte Grinsen missfiel Luana sehr.
    „Du weißt schon…“
    „Mein Geld! Wirt!“

    Der unbefriedete Mann zuckte mit den Schultern und legte einen kleinen Beutel auf die Theke. Luana nahm das Säckchen, kippte es sofort aus und zählte nach.

    „2 Sovereigns!“
    „Klar! Danke noch mal!“
    „Es waren 5 ausgemacht!“
    Der Wirt öffnete seine Haltung und guckte überrascht: „N…nein! Zwei! Das ist doch eine ganze Menge!“
    Luanas Blick wurde stahlhart: „Wir standen genau an dieser Stelle und haben uns auf 5 geeinigt!“
    „Na ja… mehr haben wir nicht! Das ist alles! Das ist doch kein Problem? Oder?“
    Die Elfe sah aus ihren Augenwinkeln wie die Kneipengesellschaft sich erhob und langsam bewegte. Luana war weise genug um schnell zu handeln.

    Sie ergriff den Kragen des Wirts. Er war schwer und Luana nicht die Stärkste, aber die Überraschung und die Haltung des Dicken sorgten für einen kleinen Flug über den Tresen. Dann drehte sie sich schnell um und spurtete auf den Gegner mit der kürzesten Entfernung zu. Sie rutsche durch seine Beine, entging so einem Schwerthieb und stellte sich sofort hinter ihm wieder auf die Füße. Blitzschnell zog sie ihren Dolch und ihr Sachs hervor und rammte sie ihrem Ziel durch den Rücken ins Herz und die Lunge.

    Er atmete schwer und fiel torkelnd um. Ein anderer Angreifer rannte auf sie zu. Bevor er etwas machen konnte, schlug sie ihm mit dem Dolchgriff hart gegen den Adamsapfel. Japsend beugte er sich vor und Luana trat im kräftig ins Gesicht. Seine Nase brach und er klappte zusammen.

    Die anderen Männer wurden nun vorsichtig bis ängstlich. Doch Luana musste ihren Willen komplett brechen, nur so würden sie verstehen, dass niemand sie betrügt. So hechtete sie über einige Tisch und gelangte zu zwei überraschten Messerträgern. Beiden rammte sie jeweils den Dolch und das Sachs in die Kniescheiben. Sie brachen zusammen und einige andere ergriffen die Flucht und wollten durch die Tür entkommen.

    Luana zückte eines ihrer Wurfmesser und schleuderte es zur Tür. Das Metall blieb im Türrahmen hängen. Sofort stoppte die Meute und mit Angstschweiß auf der Stirn, erstarrten sie. Die Elfe wusste sie könnte die Fliehenden nicht aufhalten, sie hatte nur noch zwei Wurfmesser, und so exakt werfen konnte sie nicht… aber das wussten ihre Opfer ja nicht.

    „Amateure!“, knurrte sie und ging galant zu dem Schankwirt. Der zitterte wie Espenlaub. Sie kniete sich auf seinen Oberkörper, wischte ihren Dolch und das Sachs kurz ab, steckte sie in die Halfter und sah dann den Fettsack an:
    „Mein Geld!“
    Der Wirt nickte eifrig und alle kramten nach ihren Münzen. Einer untersuchte die „Gefallenen“, ein Anderer suchte hinter dem Tresen.
    Alles im allen waren es dann insgesamt 3 Sovereigns und ein bisschen Silber.

    Luana packte ruhig ihr Geld weg und sah dann den Wirt an:
    „Das war unklug!“
    „Ich weiß“, stotterte der Mann.
    „Ich sollte euch alle umbringen… aber ihr seid Kunden! Ihr habt gesehen wie gut ich bin. Vielleicht besorgt ihr mir neue Aufträge… deswegen bleibt ihr am Leben“
    Sie blickte auf den Kämpfer mit dem durchstochenen Herzen:
    „Zumindest die Meisten von euch!“

    Alle nickten mit einem verzweifelten Lächeln. Süffisant grinste Luana den Wirt an und strich sich langsam ihr Pony zur Seite. Dann zog sie flink ihren wertvollen Dolch aus Drachenknochen und stach in die Stirn des Dicken. Dann riss sie die Klinge quer über das Linke Auge und zerschnitt es.
    Brüllend vor Schmerz wand sich der Wirt als Luana aufstand, den Dolch säuberte und zur Tür schritt. Sie starrte alle noch einmal eindringlich an und zog dann ihr Wurfmesser aus der Tür.

    „Wenn mir auch nur einer folgt“, drohte die Elfe und sah funkelt über ihre Klinge hinweg, „komme ich zurück und kastriere jeden einzelnen von euch Mistkerlen!“
    Diese Drohung zeigte Wirkung. Die Elfe schritt überaus zufrieden… wenn auch mit weniger Geld, die Treppe hoch. Sie ging zu dem Stall der nicht weit entfernt war. Sie knackte das Schloss und ging zu den Pferden.

    Sie streichelte jedem über den Kopf. Das Tier, welches am wenigsten zurückscheute sattelte sie und nahm sie mit. Kurz blickte Luana sich um und öffnete jeden Pferdeverschlag. Zwei rannten davon, der Rest blieb treudoof stehen.

    Die Elfe ritt in die Nacht und dachte wieder nach. Wahrscheinlich würde sie sich Tage oder gar Wochenlang dafür schelten. Schon wieder hatte sie ein paar potentielle Kunden vergrault… die würden sie wohl kaum wieder beauftragen. Nun ritt sie erstmal weg von dieser Hofansammlung. Nach kurzem überlegen zog sie die Zügel nach links und ritt Richtung Demerin... schluss mit den billigen Aufträgen.

    In Demerin würde sie Arbeit finden... und Kneipen und Geschäfte. Denn, auch wenn sie es ungern offen zu gab, sie mochte es ihr geld mit offenen Händen auszugeben..

    23:03 Uhr --> Demerin
    Geändert von Luana Vindariel (26.03.2011 um 22:16 Uhr)

  2. #2
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    Standard

    -> Die Südhügel
    Das Bannorn
    Tag 2


    Juliette schwieg mit eisig abweisender Mine auf Alriks zum Scheitern verurteilten Versöhnungsversuch. Und wie sie es gemeint hatte und was erlaubte sich der Bursche für sie zu sprechen? Sie war wohl offensichtlich noch Adlige genug um das als äußerst störend zu empfinden. Tief in ihrem Hinterkopf wagte ihr sonst so unerbittliches Gewissen schüchtern zu vermelden das sie ziemlich unhöflich gewesen war und sich so langsam beruhigen sollte aber ihr Zorn erstickte diesen Vorschlag. Soweit kommt es noch das ich mich auf Geheiß eines Geringeren, wie freundlich er auch sei, bei einer ungebildeten Wilden entschuldige. Normalerweise hätte sie das sicherlich nicht auf sich sitzen lassen aber mit Alrik wollte sie sich, soweit möglich, gut stellen, schließlich würde sie noch eine möglicherweise nicht unerheblich lange Zeit mit ihm Reisen und später auch die angepriesenen Reichtümer teilen. Da würde es nie schaden wenn man sich zumindest ansatzweise vertragen würde.

    Aber als er versprochen hatte eben diese Reichtümer mit der Elfe zu teilen war es der Adligen sauer aufgestoßen. Es gefiel Juliette schon nicht Leirâ weiter als bis zum Zirkel mitschleifen zu müssen aber bei dem Gedanken nun auch noch durch drei teilen zu müssen schrumpften ihren erträumten Schätze um eine beträchtliche Größe, sehr zu ihrer Empörung. Aber als die Dalish ablehnte hielt sie sich mit ihrem Protest der ihr beinahe entwichen wäre zurück. Es schien für sie schleierhaft was dieses Klingenohr dann eigentlich wollte. Die Geschichte die dieser Fetzen verbirgt erfahren? So ein Quatsch! Von einer Geschichte kann man nicht leben., dachte sie sich und nahm sich vor argwöhnisch zu bleiben. Irgendwie glaubte sie zu wissen dass diese Elfe nur Ärger machen würde, allein schon ihre Manieren gaben Juliette mehr als genug Grund das zu mutmaßen. Wie sie sich wohl in Gegenwart der Magier und der Templer verhalten würde? Undenkbar!

    Ohne ein Wort zu sagen drehte sich die Dalish um und lief voraus. Dass sie nichts sagte störte Juliette nicht im Geringsten, von ihr aus könnte sie nun bis zum Ende der Welt stumm bleiben, aber dass sie einen Weg mitten durch die Landschaft dieses verfluchten Waldes einschlug, das störte sie. Das machte sie doch garantiert um die Söldnerin zu ärgern. Etwas überrumpelt setzten die beiden Menschen der schnellen Elfe, die über den mit verschiedensten Hindernissen übersäten Waldboden nur so zu fliegen schien, nach. Alrik kam etwas besser voran und setzte der Elfe ausdauernd nach während Juliette, die über gefühlte tausend Wurzeln stolperte, das Schlusslicht bildete. Kurzzeitig mutmaßte die Duellantin all die verfluchten Äste und Zweige die ihr erneut ins Gesicht und an andere Stellen schlugen seien mit der Dalish irgendwie im Bunde aber den Gedanken verwarf sie wieder. Das war doch viel zu abstrus…oder vielleicht doch nicht?
    Bevor sie sich dessen aber sonderlich viel Sorgen machen konnte gelangten sie endlich aus dem Wald heraus in eine hügelige Landschaft in der hier und da Ruinen des alten Reiches von Tevinter lagen, die an die vergangene Macht dieses sündigen Reiches erinnerten. Nachdem sie die Elfe keuchend eingeholt hatten verbrachten sie den Rest des Tages damit größtenteils schweigsam durch das Bannorn zu reisen, wobei sie nur gelegentlich rasteten. Hin und wieder holte Alrik Leirâ ein um sie über diesen Dalish-Quatsch der ihn zu faszinieren schien auszufragen aber ansonsten redeten sie nicht viel. Die kleine Gruppe kam relativ schnell voran und kam an weiteren alten Gemäuern, Hügeln und einigen vereinzelten Bäumen vorbei und begegnete keinerlei anderen Reisenden da sie mitten durch die Landschaft gingen. Während des ganzen Gewaltmarsches nagte der Hunger unaufhörlich an Juliette aber obwohl sie schon den lieben, lieben langen Tag nichts gegessen hatte verkniff sie es sich zu maulen, auch wenn ihre Laune von Stunde zu Stunde schlechter zu werden schien. Diesen Triumph, dass die Wilde länger marschieren könnte als sie, wollte die Duellantin ihr nicht im Geringsten gönnen. Gegen Abend schlugen sie ihr Lager in einem lichten Wäldchen, in der eine weitere tevintanische Ruine ihr einsames Dasein fristete, auf. Durch die Bäume und Büsche vor ihnen und die alten Mauern im Rücken schien dieser Lagerplatz geschützt genug um die Nacht zu verbringen.
    Während Alrik und Juliette Holz für ein Lagerfeuer sammelten und selbiges kurz darauf richteten verschwand Leirâ für etwa zwei Stunden um zu jagen. In der Zwischenzeit schlug der Bursche der Orlaisianerin höflichst vor sich bei ihrer elfischen Begleiterin zu entschuldigen aber trotz der guten Manieren Alriks sorgte es für Empörung bei der Duellantin. Er meinte dieses eisige Schweigen war nicht gut für die kleine Gruppe und da man zusammen reisen würde sollte man sich zumindest etwas vertrauen, geschweige denn miteinander auskommen. Jedenfalls ließ Juliette in ihrer Gereiztheit dennoch nicht erweichen und klammerte sich regelrecht an ihre Wut.
    Später kehrte die Elfe mit einem erlegten Reh zurück. Eigentlich drehte sich allein bei der Vorstellung das tote Tier in Stücke zu schneiden Juliette der Magen um aber glücklicherweise übernahm Leirâ das oder wohl eher bestand sie darauf. Dass machte die Orlaisianerin aber nun wieder misstrauisch auch wenn das Klingenohr behauptete es nur aus ihren religiösen Gründen zu tun. Es war, nach Juliettes Ansicht, schlichte Verschwendung, gutes Fleisch einer fremden Gottheit zu opfern die nicht mal auf die Gebete ihrer Gläubigen antwortete und ja, Juliette war was andere Religionen angeht nicht gerade tolerant. Sie war schließlich nicht dazu erzogen worden tolerant zu sein, sondern nur den ihr anerzogenen Idealen treu zu bleiben. Doch zur Abwechslung sagte sie nichts und dachte sich ihren Teil und verschlang wie ein hungriges Raubtier das zubereitete Fleisch. Bei ihrem beträchtlichen Hunger schien das Fleisch das Beste und wohlschmeckendste der ganzen Welt zu sein.

    Zufrieden und gesättigt lehnte sie sich im Sitzen an die alte Mauer hinter ihr und nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Trinkschlauch. Seit sie aus Orlais hatte flüchten müssen waren die glücklichsten Momente ihres Lebens wenn sie richtig satt war und solche Momente waren ziemlich rar geworden. Einen Herzschlag lang saugte sie den Wein aus ihrem Trinkschlauch ehe sie ihn absetzte und sich undamenhaft den Mund mit ihrem Handrücken trocken strich. Bis heute Mittag, als sie heute zum ersten Mal daraus trank, war sie sicher gewesen sie hätte ihn mit Wasser gefühlt aber offensichtlich hatte sie in ihrer letzten, vom Alkoholrausch geprägten Nacht, so einiges getan an das sie sich nicht mehr erinnerte. Aber solange sie in nächster Zeit nicht plötzlich schwanger würde konnte sie bis jetzt damit leben keinerlei Erinnerung daran zu haben.

    Etwas nachdenklich beobachtete sie den Rauch der vom Lagerfeuer in den mit Sternen gespickten Nachthimmel stieg. Auch wenn das Firmament einen malerisch schönen Anblick bot mochte Juliette solche Momente nicht. Er machte sie nachdenklich, ließ sie sich reuig und sehnsüchtig daran erinnern was sie doch früher alles hatte bevor sie nach dieser unglückseligen Hochzeitsnacht aus ihrer Heimat hatte fliehen müssen, was sie alles verloren hatte. Das machte sie immer so depressiv. In ihrem Geiste erschienen all die gespielt glücklichen und fröhlichen Minen ihrer Hochzeitsgäste, ihr würdevoller aber dennoch eiskalter Vater der scheinbar stolz schmunzelte als die Ja-Wörter ausgetauscht wurden und die hässliche Visage von Kylian de Rozier, ihrem Ehemann für einen Tag. Sie erschauderte instinktiv bei der Vorstellung seiner trüben und ausdruckslosen Augen und den von Schuppen vollhängenden, fettigen Haar. Er wäre wohl der Liebling eines jeden Fischhändler geworden, sah er doch aus wie deren Ware. Allein der Gedanke daran das er mir ihr hatte schlafen wollen ließ ihr die Nackenhaare vor Abscheu aufrichten. Doch seinen Tod bereute sie dennoch, nicht nur aus eigennützigen Gründen. Es wog wie eine zehnterschwere Last auf ihren Schultern und immer wenn sie dabei war in Trübsinnigkeit zu verfallen sah sie sein Gesicht, wie es lüstern grinste, vor ungläubigen Entsetzten erstarrte und im Tode eigentümlich verzerrt wurde. Ihn und auch einige andere hatte sie auf dem Gewissen, ihn und die meisten anderen auch in Notwehr getötet aber das machte es nicht erträglicher. So oder so hatte sie Leben beendet. Söhne und Väter ihren Familien entrissen, Todsünden begangen. Wie schon so oft fragte sie sich selbst wie sie eigentlich noch damit leben könnte und nahm einen weiteren Schluck aus ihrem Trinkschlauch.

    Alrik streckte sich zufrieden und bedankte sich bei Leirâ für die Mahlzeit aber Juliette bemerkte die beiden im Moment nicht wirklich und blickte trübsinnig in die Ferne.

    Es gab wohl nichts was sie sich mehr wünschte als das es wieder so wäre wie früher, vor der Verlobung, vor den Komplikationen, als die Welt noch heil war. Das sie wieder unbeschwert in den Tag hinein leben könnte, den Luxus der Obrigkeit genießen und sich schon auf den nächsten Tag freuen. Ihr jetziges Leben schien nur aus trübsinnigem Herumlungern, dem Begehen weiterer Sünden und im Dreck, ohne eine Münze, aufzuwachen. Es stimmte das man die Dinge erst wirklich zu schätzen begann wenn man sie vermisste und sie vermisste nichts mehr als diese Annehmlichkeiten die für sie früher so selbstverständlich gewesen waren. Als sie bemerkte das wieder dabei war in Trübsinn abzudriften nahm sie einen weiteren kräftigen Schluck und versuchte an etwas anderes zu denken.

    Juliette hatte nicht wirklich darauf geachtet aber Leirâ hatte sich etwas abseits des Lagerfeuers niedergelassen als Alrik zu der Duellantin rutschte und ihr zuflüsterte.
    „Jetzt wäre doch ein guter Zeitpunkt um sich zu entschuldigen, meint ihr nicht?“, meinte er leise mit einem aufmunternden Gesichtsausdruck. Juliette bedachte ihn mit einer abweisenden Mine und versuchte sich wieder an den Zorn zu klammern der sie heute fast den ganzen Tag fest im Griff hatte doch er war verschwunden, wie vom Winde verweht, um es poetisch auszudrücken. Da waren nur noch ihr Selbstmitleid und ihr mahnendes Gewissen, das ihm zustimme. Als sie außerdem Alriks große, bittenden, schon fast noch kindliche Augen sah brachte das ihre Entschlossenheit endgültig ins Wanken.Eigentlich hatte er ja Recht. Sie hatte sich heute sehr unhöflich benommen, das gestand sie sich ein, aber den ersten Schritt zu machen behagte ihr überhaupt nicht.
    „Meint ihr wirklisch?“, entgegnete sie eher abgeneigt doch er ließ nicht nach bis Juliette resignierend seufzte und sich erhob. Es war nicht ihre Art sich zu entschuldigen, schon früher nicht. Wer sich entschuldigte gestand sich einen Fehler ein und wär sich einen Fehler eingestand machte sich bei dem, durchaus mit hungrigen Wölfen vergleichbaren, Adel von Orlais schnell zur Zielscheibe. Am besten war es also natürlich wenn man überhaupt keine Fehler begann aber das schien für Sterbliche wohl ziemlich unmöglich.

    Bedächtig näherte sie sich der Elfe die dem Lagerfeuer und den beiden Menschen scheinbar nachdenklich den Rücken zugewandt hatte und blickte sich noch einmal unsicher zu dem Burschen um mit einem widerwilligen Gesichtsausdruck der sagte „Muss ich wirklich?“. Doch seine Mine schien das unnachgiebig zu bestätigen also setzte sich die Duellantin, im Geiste seufzend, nachdem sie einen weiteren, diesmal kurzen, Schluck nahm, neben das Klingenohr.
    Es war ein respektvoller Abstand zwischen den Beiden und keiner sagte etwas und sie sahen sich auch nicht an. Die Nacht selbst, schien bis auf das Prasseln des Feuers, ebenfalls zu schweigen in gespannter Erwartung dessen was nun gleich kommen würde.
    Juliettes Mundwinkel zuckten kurz doch schlossen sie sich gleich wieder. Erneut versuchte sie etwas zu sagen, holte Luft und schloss den Mund ein weiteres Mal ohne einen Ton herausgebracht zu haben. Irgendwie schienen diese Worte ihr nicht entweichen zu wollen, als wenn sie ihr im Halse stecken bleiben würden. Die etwas verlegene Orlaisianerin musste den Impuls noch einen Schluck Wein zu sich zu nehmen unterdrücken da räusperte sich Alrik hinter den beiden schweigenden Frauen scheinbar zufällig.
    Sie schluckte den Speichel in ihrem Mund herunter und seufzte halblaut.
    „I`r seid eine gute Jägerin.“, sprach sie ohne Blickkontakt mit einer Mischung aus Widerwillen und halbherziger Höflichkeit.
    Doch Angesprochene erwiderte nichts darauf und blickte ebenfalls in die Landschaft. Angestrengt suchte die Söldnerin nach den nächsten Worten doch keine schienen dieses unangenehme Schweigen durchbrechen zu können. Eher schien man mit dem Kopf durch eine Mauer zu kommen, durch eine sehr dicke Festungsmauer.
    Fest entschlossen nahm sie sich vor die Worte laut und deutlich auszusprechen und in ihrem Kopf hatte die Duellantin sie schon fast erklingen lassen aber kurz bevor die Laute ihre Lippen passiert hätten verzog sie diese unangenehm und murmelte unverständlich. Sich Fehler einzugestehen war nicht leicht aber im Moment erschien es Juliette als ein Ding der Unmöglichkeit und das sich ihr Mundwerk ihrem Willen wiedersetzte wie ein sturer Maulesel war auch nicht gerade hilfreich. Es verlangte viel von ihr ab diese Worte begreiflich auszusprechen und es brauchte nicht wenig ihrer Willenskraft um diese unseligen Worte dann auch tatsächlich vernehmbar herauszuwürgen.
    „Isch…“, sie seufzte und schluckte ihren letzten Rest Stolz herunter. Er schmeckte mehr als nur schlecht. „`ört zu, es tut mir Leid wie isch `eut morgen mit eusch umgesprungen bin. Isch `atte einen verflucht schleschten Tag und eine noch schlimmere Nacht `inter mir.“
    Sie sah auf und wandte den Blick zu der schmalen, weißhaarigen Gestalt.
    „Isch war so gereizt das isch nischt darüber nachgedacht `abe was isch sagte.“
    Juliette machte eine kurze Kunstpause um ihren runtergeschluckten Stolz weiteren Speicheln hinterher zu schicken und wählte das nächste Wort mit dem versöhnlichsten Ton zu dem sie fähig war.
    „Frieden?“

    Später Abend - Tag 2 -

  3. #3
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Kaum dass Alrik sie eingeholt hatte, stellte er ihr zahllose Fragen über die Dalish, derweil sie stetig vorankamen. Sie durchwanderten fast das halbe Bannorn und durchquerten, freilich ohne es zu merken, unzählige Jagdgründe verschiedenster Banns welche sie, so sie sie erwischt hätten, wahrscheinlich auf der Stelle gefangen nehmen lassen würden. Doch Mythal schien ihre schützende Hand über sie zu halten, und so erzählte Leirâ dem neugierigen Shemlen vom Volk: Wie sie als Klans durch das Land zogen, niemals ruhend und sich niemals beugend. Dabei versuchte wie gleichermaßen dem Rosenohr die Philosophie dahinter, den Menschen aus dem Weg zu gehen zu vermitteln als auch, jedwede Details über ihren Klan zu vermeiden. Zu frisch waren die Wunden, als dass sie darüber sprechen hätte wollen.

    Als die Dämmerung erste Schatten an den Himmel malte hielten sie die Augen nach einem geeigneten Rastplatz offen, der war bald gefunden. Zwischen einer der zahllosen Ruinen -Alrik lies den Namen 'Tevinter' fallen und nach einigem Nachgrübeln und einer Frage kam die Jägerin dahinter, dass es sich dabei um das große, alte Menschenreich handeln musste von dem sich ihre Ahnen befreiten um in die Dales zu gelangen- und einigen alten Bäumen. Die Aufgaben waren rasch aufgeteilt: Die Dalish ging Jagen derweil der Bursche Holz für das Feuer sammelte und Juliette... nun, die legte die Füße hoch. Leirâ quittierte das mit einem Augenrollen, steckte einige Pfeile in den Seitenköcher und bespannte den Bogen. Sie vertraute den beiden noch nicht genug, ihre Waffen und Habe im Lager zu lassen, nicht dass sie gedacht hätte dass diese sie stehlen und damit fortrennen würden, aber es bereitete ihr irgendwie Unbehagen, alles zurück zu lassen.
    Die Jagd dauerte lang, zwar fand sie Hasen- und Fuchsspuren, doch musste sie immerhin für drei Schießen. Unweit eines Flussbettes stieß sie auf die Spuren einer Wildschweinrotte, doch erschien es ihr zu gefährlich sich unweit ihres Lagers auf in ähnliches Abenteuer wie zu der Zeit einzulassen, als sie ihre Vallaslin erhalten hatte. Damals hatte sie im Herzen gewusst, dass sie den Keiler schießen konnte ohne von der Rotte niedergetrampelt zu werden, und diese Gewissheit fehlte ihr heute. So zog sie weiter.
    sie musste das Waldstück verlassen um endlich eine Fährte zu finden, die gute Beute versprach: Rehe. Oder Hirsche, nur an den Hufenabdrücken unmöglich zu sagen, doch das war unerheblich. Sie erklomm einen steilen Hügel und sah sie in der Ferne, unweit eines Sees graste die Herde. Nun wurde es schwierig: Sie musste ohne gesehen oder gewittert zu werden auf Bogenschussweite heran, ohne sich im schützenden Mantel des Waldes verbergen zu können. Sie schätzte:
    Der Bogen trägt den Pfeil gut vierzig oder fünfzig Schritt, um es mit einem Schuss erlegen zu können müsste ich auf etwa dreißig heran. Sie atmete tief ein und schloss die Augen.
    "Andruil, lenke meine Schritte und führe meine Hand.", verließ ein Flüstern ihre Lippen und sie ging tief in die Knie. langsam näherte sie sich ihrer Beute, nur ihr Kopf und die Schultern ragten aus dem hohen Gras heraus. Der Wind drehte und augenblicklich lies sie sich fallen, darauf hoffend dass sie nicht gut zu wittern war und falls doch, dass die Tiere ihren Augen mehr vertrauten denn ihren Schnauzen. Als der Wind verstummte, hob sie langsam den Kopf. Sie waren noch da, sie schätzte die Entfernung auf etwas über dreißig Schritt. Doch sie wagte sich nicht näher heran, also legte sie den Pfeil an und fixierte das größte Tier. Sie atmete ruhig ein und aus, hörte wie der Wind sacht das Gras streichelte. Ihre Augen waren im schwindenden Licht strikt auf das Reh gerichtet, sie Kniete, der Pfeil musste über das Gras fliegen um die Beute erreichen zu können. Wieder atmete sie ein, dann schoss sie:
    IN einer fließenden Bewegung hob sie den Bogen, blickte zwei Liedschläge lang am Schaft entlang, verlagerte das Gewicht leicht auf das vordere Bein, schob den Oberkörper sacht zur Seite, überprüfte ein letztes Mal den Weg, dann zog sie die Sehne, hakte den Daumen am Kiefer und den Mittelfinger am Mundwinkel ein und entließ den Boten des Todes. Dieser zischte über das Gras hinweg, die Beute drehte den Kopf und dann wurde ihr Hals durchschlagen, die restlichen Tiere stoben erschrocken auseinander, während das Verwundete zusammenbrach. Die Dalish sprang auf und zog beim Laufen das Dar'Misu und erlöste das Tier so rasch von seinem Leid wie sie vermochte. Kurz dankte sie dem Tier und sprach einige Worte die der Mythologie des Volkes nach dessen Seele darauf vorbereiteten, ein Teil der ihren zu werden sobald sie es verzehrte. Dann entfernte sie den Pfeil und machte sich daran, das Tier zurück zu schleppen, was sich als äußerst schwer herausstellte. Immer wieder musste sie pausieren und als sie das Lager erreichte war die Sonne bereits verschwunden.
    Zwar bot Alrik sich an, ihr zu helfen doch sie lehnte ab, es war ihre Aufgabe das Tier auszuweiden und einen Teil für die göttliche Jägerin als Abschluss ins Feuer zu werfen, doch das erst nachdem alle gegessen hatten -Was ihr einige unverständliche von Alrik und einige verächtliche von Juliette einbrachte-. Und Schweigen machte sich breit. Während Juliette das Fleisch in sich hineinstopfte wie ein hungriger Wolf und Alrik auch nicht ohne Gier aß, aß Leirâ langsam. Dabei verputzte sie eine Portion die etwa halb so groß war wie die der anderen und das ohne sich den Bauch voll zuschlagen, sie aß nur bis sie keinen Hunger mehr hatte. Alrik streckte sich lang aus und bedankte sich überschwänglich während sie den letzten Rest Fleisch dem Feuer und damit Andruil übergab, während Juliette gedankenverloren in den Himmel blickte. Leirâ zog ob der aufkommenden Kälte ihren Mantel fester um die schmalen Schultern und schaute in den Wald. Trotz des schwachen Feuerscheins konnte sie noch beinah alles erkennen, Elfenaugen waren nicht grundlos größer als die der Menschen, sie konnten auch bei wesentlich weniger Licht noch gut sehen, wenn auch ein Zwerg darüber gelacht hätte. Sie grübelte, sie hatte Alrik bereits so viel vom Volk erzählt und er kam ihr ehrlich und aufrichtig vor. Vielleicht war er es, den sie gesucht hatte. Vielleicht, nur vielleicht war er derjenige, der sie zu den Leuten, ob Shem oder Elf, führen würde die würdig waren ihre Geschichten zu vernehmen. Doch das musste gut überlegt werden, trotz allem war er ein Shem und die waren schwer einzuschätzen. So in Gedanken versunken bemerkte sie Juliette erst, als diese sich, in gebührendem Abstand, neben ihr niederließ. Die Elfe starrte nur weiter geradeaus und überlies es der Kriegerin, den ersten Schritt zu tun. So saßen sie da, Stille hing wie ein bleischweres Gewicht über den beiden, doch die Dalish würde sie nicht brechen, das musste dies war an der Shemlin. Und nach einigem Gestammelrang diese sich tatsächlich eine Entschuldigung ab. Leirâ schaute ihr in die Augen, als das Wort "Frieden" ihre Lippen verlies. Die letzten Flammen spiegelten sich dunkle in ihren großen Augen, die in der Dunkelheit so eulenhaft wirkten. Diese Frau war sehr unhöflich und selbst jetzt meinte Leirâ einen gewissen Widerwillen hinter deren Worte zu spüren, aber immerhin hatte sie sich entschuldigt. Dennoch hatte die Dalish den Eindruck, dass sie Elfen geringer achtete als Menschen und das nagte an ihr, lies sie der Frau nicht endgültig verzeihen.
    "Mir war nicht bewusst dass wir uns im Krieg befinden.", gab sie trocken zurück.
    "Ihr solltet euch nun niederlegen, es ist spät.", Ein Lächeln stahl sich in ihr Gesicht.
    "Wir wollen ja nicht, dass ihr fern eurer heiß geliebten Zivil- Zivilisa..." Dirthamen, was für ein Wort!"Zivilisation zusammenbrecht."
    Immer noch schaute sie der Kriegerin in die Augen.

  4. #4
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    Juliette lächelte knapp zurück als die Elfe die Entschuldigung annahm und sie erlaubte sich, sich etwas zu entspannen, wenn auch nicht viel. Wenn man bedachte dass sich vor ein paar Jahren jeder, der der Adligen untergeordnet war, sich geehrt fühlen durfte wenn Juliette sie überhaupt bemerkte war das nun schon ein ganz schöner Sprung. Als ihre Flucht aus ihrer Heimat noch nicht allzu lang her war fiel ihr das ziemlich schwer, wieder mit Leute der niederen Stände zu reden. Selbst jetzt noch verlangte es viel von der Duellantin ab, auch wenn das nur noch gegenüber Leuten derer sie doch eher abgeneigt war zutraf, so wie bei dieser Elfe. Obgleich Leirâ wohl nun doch nicht ganz so unausstehlich war wie Juliette zuerst dachte, behielt sie sich ganz genau im Hinterkopf das sie nach wie vor eine unzivilisierte Wilde war. Daran würde man nichts ändern können, egal wie nachsichtig sich die Elfe erwies.

    Schon fast instinktiv suchte Juliette, ohne es sich anmerken zu lassen, geübt nach verräterischen, unterbewussten Zuckungen oder aufschlussreichen Regungen sowohl in den großen, hellblauen Augen als auch in der restlichen, von abstrakten Linien durchzogenen Gesichtspartie der Dalish. Erst als sie merkte dass sie etwas durchdringend und einen Herzschlag zu lang die Mimik ihrer Begleiterin musterte wandte sie den Blick ab und erhob sich. Sie wollte schließlich kein falsches Signal senden oder sich selbst verraten.
    „Da sind wir uns einisch.“, antworte Juliette scheinbar zufrieden als sie der Elfe anerkennend zunickte und sich dann näher beim Feuer, in einem höflichen Abstand zu ihren Begleitern, wieder niederließ, wie als ob sie kurz davor war sich bequemste Stelle auf dem Boden zu suchen und einfach zu schlafen.

    Kurzeitig hatte sie sich bei diesem Blickwechsel fast schon wie zurück nach Orlais versetzt gefühlt, auf einen der vielen Bälle wo das berüchtigte und unscheinbar wirkende Kräftemessen der Obrigkeit praktiziert wurde, auch bekannt unter der verharmlosenden Bezeichnung „das Spiel“. Jener inoffizielle, gesellschaftliche Wettkampf um Ansehen und Einfluss, der länger und wohl, natürlich ganz unauffällig, blutiger abgehandelt wurde, und noch immer wird, als jeder Krieg den das Reich von Orlais jemals gefochten hatte.
    Man verbarg die eigenen Gefühle indem man sie hinter einer höflichen Maske versteckte und suchte seinerseits ganz unauffällig nach meist ebenfalls verborgenen Gefühlen seiner Widersacher, die ebenfalls kultiviert zu lächeln schienen. Und das war erst der Anfang der in Orlais schon tagtäglichen ränkeschmiedenden Spielchen. Die nächsten Schritte waren es Gerüchte in die Welt zu setzen, sie auszuschmücken und sich so weit wie möglich hochschaukeln lassen, bis man seinen Gegnern andere Hindernisse in den Weg warf, von einfachen Sticheleien bis hin zu Sabotage, dem Suchen nach schmutzigen Geheimnissen und andere Bloßstellungen. Das war der Hauptteil dabei: Der Skandal. Aber sie schweifte beinahe ab.
    Sie war damals in ihrer Jugend nicht weiter gekommen als Gerüchte zu verbreiten und dabei hatte sie sich immer schlecht gefühlt. Juliette empfand es als falsch zum Teil so schlimme Lügen herumzuerzählen aber man hatte ihr keine Wahl gelassen. Beim ersten Akt des Spiels hingegen, der Scharade in der man seinen Widersachern Gefühle vorspielte und die Stärke des anderen abschätzte, war sie weitaus besser gewesen und auch wenn sie mit den Jahren des Saufens und Sündigens in Ferelden doch deutlich eingerostet war glaubte sie in den Augen der Dalish einiges erfahren zu haben.
    Das was die beiden Frauen eben geschlossen hatten war kein Frieden und auch wenn Juliette sich ehrlich entschuldigt hatte und Leirâ die Entschuldigung annahm, war das bestenfalls ein zeitweiliger, instabiler Waffenstillstand der jederzeit gebrochen werden könnte.

    Juliette, die sich müde in sitzender Haltung streckte, glaubte sich sicher zu sein dass sie eine Widersacherin gefunden hatte und es kam ihr die ungute Erkenntnis dass sie sich durch ihren eindringlichen Blick womöglich verraten hatte. Unbemerkt von der Duellantin schmunzelte Alrik zufrieden über die vermeintliche Versöhnung seiner beiden neuen Bekannten und lächelte erfreut erst Leirâ und dann zu Juliette, während letztere angestrengt nach einer Möglichkeit, dem nächsten Schachzug sozusagen, sann sich ein Alibi für ihre eingehenden Blicke zu erstellen. Während sie das für und wider einiger Aussagen im Geiste abwog spürte sie den leisen Stich ihres Gewissens, dem diese hinterhältigen Täuschungen noch nie gefallen hatten doch sie schob es grob beiseite. Dafür war nun kein Platz und dann kam ihr doch noch die rettende Idee. Eine geniale Idee eines genialen Verstandes der es immer noch packte, wie sie zugegebenermaßen nicht ganz frei von Selbstverliebtheit meinte.
    „Wenn i`r die Frage erlaubt, Madame…“, begann Juliette neugierig klingend während sie im Schneidersitz zu der Dalish herüber blickte. „…und isch `offe eusch mit meiner Frage nischt irgendwie zu verärgern aber…“, sie fuhr imaginäre Linien über ihren aristokratischen Zügen nach. „…was sind das für Tätowierungen?“

  5. #5
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Juliette starrte zurück, ohne eine Miene zu verziehen, lange starrten die beiden Frauen sich in die Augen, ehe die Kriegerin sich erhob und sich selbstzufrieden über die angenommene Entschuldigung gab. Leirâ machte diese Gestik, die sie nicht ganz einschätzen konnte stutzig und schaute dann grübelnd ins Feuer.
    Was für ein Spiel spielst du, Juliette? Alriks zufriedenes Lächeln quittierte sie mit einem Nicken. Diese Frau benahm sich sehr seltsam, selbst für ein Rosenohr. Nie war die Dalish sich sicher, ob diese nun aufrichtig oder hinterhältig war, hinzu kam dann noch dass sie die Sprache der Menschen ganz anders sprach als Alrik. Nur bei einem war sie sich sicher: dass diese Entschuldigung eben nicht völlig ernst gemeint war, ebenso wie dieses Frieden-Angebot. Sie hatten keinen Frieden, wenn auch keinen Krieg. Irgendetwas dazwischen und die Jägerin musste auf der Hut sein.
    Mythal, gib mir Kraft. Da erhob sich Juliette, die sie schon als schlafend abgestempelt hatte plötzlich und fragte sie nach den Vallalslin.
    "Ja, das würde mich auch interessieren. Habt ihr denn am ganzen Körper solche Tätowierungen?", mischte Alrik sich in das Gespräch ein.
    Leirâ schaute von einem zum anderen, dann nachdenklich ins Feuer. Und auch wenn sie die Sprache der Shemlen nicht allzu gut beherrschte, lag nun ein Klang in ihrer Stimme den sie sich von ihrem Vater abgeschaut hatte; Dieser ganz besondere Klang den nur Geschichtenerzähler treffen konnten:

    "Wenn wir unseren Wert für das Volk bewiesen haben, sind wir bereit erwachsen zu werden. Als Jägerin brach ich damals zu einer mehrtägigen Jagd auf, an deren Ende ich den gewaltigsten Eber erlegte den ihr euch vorstellen könnt." Sie hob den Blick, Schatten wanderten unruhig wie das Feuer das sie warf über ihr Antlitz.
    "Ich brachte ihn zurück und nachdem die Hüterin und der Bewahrer unseres Klans diese Beute für würdig befunden hatten war ich bereit für die Vallaslin." Ihre Stirn legte sich in Falten. "'Zeichen des Blutes' würde sie wohl in eurer Sprache heißen. Sie zeigen, dass wir erwachsen geworden sind. Ich zog mich für einige Stunden zurück, um Zwiesprache mit den Göttern zu halten, die mich darauf vorbereiten sollte." Sie hob die linke Hand zum Himmel, "Als der Mond am höchsten Stand trat unser Bewahrer, mein Vater zu mir ins Zelt. Und er begann, die Symbole auf meinen nackten Leib auf zu tragen." Ihr entging nicht Ariks abschätzender Blick über ihren schlanken Leib, dessen Antlitz mit einem mal roter zu werden schien als es vom Schein der Flammen sein konnte. Juliettes Blick war schwerer zu lesen, es drängte sich der Elfe mehr und mehr der Eindruck auf, dass sie eine Maske aufgesetzt hatte.
    "Es wurde völlig still im Zelt, denn hätte ich auch nur einen Laut von mir gegeben, so wäre ich ín dieser Nacht nicht erwachsen geworden. Ich hätte noch einige Zeit warten müssen, bis Hüterin und Bewahrer mich erneut für würdig befunden hätten. Den Schmerz zu zeigen bedeutet, schwach zu sein und ein schwaches Mitglied stellt für den Klan keine Bereicherung, sondern eine Behinderung dar." Sie hatte während des Sprechens die Symbole auf ihrer Haut mit einem Finger nachgefahren, übers Gesicht, das verschlungene Pfeilsymbol zwischen ihren Brüsten, die Linien auf ihrem Schlüsselbein und das einem Gürtel nicht unähnliche Zeichenwerk, welches ihre Hüften zierte. Alriks Kopf hatte mittlerweile die Farbe einer überreifen Kirsche.
    "Das bedeuten die Vallalsin: Dass wir Erwachsene des Volkes sind, keine Menschen und nicht die Elfen, die ihr euch untertan gemacht habt."
    "und sind sie wirklich aus... Blut?", fragte Alrik zögerlich.
    Leirâs Antwort war ein undurchsichtiger Blick und ein Lächeln, das einem Raubtier gut gestanden hätte.
    Geändert von Leirâ Ven (21.01.2012 um 17:12 Uhr)

  6. #6
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    Scheinbar interessiert hatte Juliette, mit verschränkten Armen und aufmerksamer Mine, der Elfe gelauscht und blickte kurz geschauspielert nachdenklich ins Feuer als Leirâ endete. Es fiel ihr leichter als erwartet die gefesselte Zuhörerin zu spielen aber daran lagen wohl weniger ihr, seit Jahren brach liegendes, schauspielerisches Können sondern viel mehr das sie tatsächlich, wenn auch nur zum Teil, gebannt von den Worten der weißhaarigen Frau gewesen war. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt wirklich zuzuhören, schließlich dröhnte ihr ohnehin schon der Kopf von diesem ganzen Dalish-Quatsch welche die Wilde schon den ganzen Tag verzapft hatte, aber irgendwie schaffte das Klingenohr ihre Erzählung interessanter zu machen als sie eigentlich waren, so hatte sie ohne es überhaupt mitzubekommen tatsächlich zugehört. Es war bei ihr wohl bei weitem nicht alles hängengeblieben, beispielsweise hatte sämtliche ketzerische Ausführungen über irgendwelche heidnischen Götter mit einem geistigen Schnauben quittiert und auch schon wieder vergessen, aber der Rest war ihr ihm Gedächtnis geblieben. Juliette kam nicht darum herum Leirâ zuzugestehen das sie wusste wie man eine Geschichte zu erzählen hatte aber natürlich sprach sie das nicht laut aus. Vermutlich war das aber auch nicht verwunderlich. Wenn diese Leirâ ein Musterbeispiel einer Dalish war, und für Juliette war sie das da sie keine andere Dalish kannte, hatte dieses fremde Volk keine Ahnung vom Lesen oder Schreiben. Um daher Informationen festzuhalten oder sie weiterzugeben mussten sie auf die primitive Option zurückgreifen das Wissen am Leben zu erhalten indem sie es mündlich weitergaben. Von daher erschien es der Orlaisianerin nicht sonderlich überraschend das Leirâ eine Geschichtenerzählerin war. Nebenbei bemerkt fand sie dieses Verfahren aber gelinde gesagt unpräzise.
    Geschichten, genauso wie Gerüchte, bauschten sich mit der Zeit und mit denen die sie verbreiteten immer höher bis man nicht mehr sagen konnte was Wahrheit war und was Hirngespinste. Das einzige alte Wissen auf das man sich verlassen könne war das welches in ebenso alten Büchern festgehalten wurde. Alles andere bestand oft mehr aus dazu gedichteten Absurditäten als aus Fakten, auf die man bauen konnte. Höchstwahrscheinlich war das Wissen dieses absonderlichen Elfenvolkes also mehr Tagträumereien als handfeste Wahrheit. Jedenfalls war das Juliettes Ansicht und da sich diese höchstwahrscheinlich mit der Leirâs nicht vereinen ließ behielt sie die Söldnerin für sich.

    Wie das Klingenohr seine Ausführung aber beendete ließ die nachdenkliche Fassade der Orlaisianerin beinahe bröckeln. Schon wieder warf Leirâ ihnen haltlos vor, wenn auch diesmal indirekt, ihre Vettern zu unterdrücken dabei hatte sie keine Ahnung ob und wie Alrik und Juliette mit eben diesen umgegangen waren. Wie es bei dem Burschen war wusste die Duellantin nicht aber sie war sich felsenfest sicher zu ihren elfischen Untergebenen ausgesprochen gut gewesen zu sein, schließlich hatten die Klingenohren, soweit die Adlige jedenfalls gehört hatte, sie wohlwollend als gütig und verständnisvoll beschrieben. Vielleicht sollte sie der Dalish mal davon berichten wenn sie erneut die Schuldkeule schwang.

    "und sind sie wirklich aus... Blut?", fragte Alrik zögerlich worauf Juliette beinahe hätte grinsen müssen. So etwas Absurdes hatte sie ja noch nie gehört. Sie vermutete eher es handelte sich um eine ganz normale Tätowierung die lediglich durch diese abergläubische Beschreibung etwas verschroben wirkte aber bei dem Blick und dem Lächeln dass das Gesicht der Elfe zierte wurde ihr ganz anders. Sogar ihr gekünstelter Gesichtsausdruck geriet ins Wanken und wich einer etwas verunsicherten Mine als sie zu der Elfe aufblickte doch sie verkniff es sich im letzten Moment darauf einzugehen. Es wurde ihr schon früh deutlich abgeraten Unsicherheiten offen zu zeigen, ganz besonders in Gegenwart möglicher Widersacher. Darum verbarg die Duellantin ihre Verunsicherung rasch hinter einer höflichen Mine während sie das Gesagte ihre Gedanken grob passieren ließ.
    Es klang auf jeden Fall nach einem schmerzhaften Vorgang und das man eben diesen Schmerz nicht zeigen durfte klang ziemlich hart, eher schon barbarisch. Juliette entschied für sich selbst die genaue Vorgehensweise gar nicht wissen zu wollen und da sprach nicht ihre Erziehung aus ihr. Wenn das stimmte was das Klingenohr also sagte, war sie kein schwaches Mitglied ihres Clans sondern vermutlich sogar ein Wichtiges, immerhin konnte sie gut jagen und angeblich solle sie einen großen Eber für ihre Leute erlegt haben. Wobei Juliette aber doch bezweifelte dass das erlegte Tier so groß wäre wie sie sich nur vorstellen könne. Sie konnte sich vieles vorstellen aber wer sagte denn das Leirâ nicht flunkerte? Außerdem: Bei der geringen körperlichen Größe der Elfe wirkte diese angepriesene Beute sicherlich auch noch einmal größer.
    Jedoch drängte sich der Duellantin dann die Frage auf was sie dann hier mit ihr und Alrik machte. Wurde sie nicht zu Hause gebraucht um ihren abergläubischen Hokuspokus nachzugehen anstatt den eigentlichen Feinden ihres Volkes Geschichten zu erzählen? War da also möglicherweise etwas faul an diesem Gerede oder an der Dalish selbst? Konnten die beiden Menschen ihr überhaupt trauen? Vermutlich nicht, das schien für die Orlaisianerin außer Frage zu stehen, aber diese Fragen wollte sie dennoch beantwortet haben, immerhin würden sie diese Wilde eine ganze Weile noch an der Backe haben.

    Für diese Frage brauchte Juliette keine Maske aufzusetzen, nicht zu schauspielern. Das einzige was sie tat war ihr erneut anschwellendes Misstrauen hinter einem ernst fragenden Gesichtsausdruck in Schach zu halten, während der Trinkschlauch erneut in ihre Hände wanderte.
    „Warum seid i`r dann nischt bei euren Leuten und lauert stattdessen Ahnungslosen am Wegesrand auf?“, fragte Juliette diplomatisch wobei die aber gegen Ende der Frage knapp grinste um den kleinen Scherz zu verdeutlichen.

  7. #7
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Und dann stellte Juliette die Frage, über die Leirâ nun wirklich überhaupt nicht nachdenken, geschweige denn sprechen wollte. Sie schaute Juliette nur ausdruckslos an, die ebenso ausdruckslos zurückstarrte, während Alrik sich interessiert aufsetzte.
    "Ja, das würde ich nun auch gern wissen."
    Die Dalish schaute nur von einem zum anderen.
    Schon ulkig, ging es ihr durch den Kopf, so im Mittelpunkt zu stehen. Ja, für Alrik schien sie schon seit sie sich zum ersten Mal getroffen hatten zum Zentrum dessen Welt geworden zu sein, und auch Juliette zeigte mehr als nur flüchtiges Interesse an ihrer Person. Zudem war sie müde von der langen Wanderschaft und der Jagd, außerdem fand sie dass sie bereits genug erzählt hatte. Da kam ihr eine Idee und sie musste lächeln. Da sie diesen für aufrichtiger hielt wendete sie sich zunächst an Alrik:
    "Haltet ein und nehmt Rücksicht auf mich, ja? Ihr löchert mich schon den ganzen Tag, deßweiteren bin ich ziemlich müde. Also mache ich euch einen Vorschlag."
    Sie schaute verschmitzt von ihm zu ihr, wieder zurück zu ihm.
    "Eine Geschichte gegen eine Geschichte. Ich habe gerade eine erzählt, also ist nun einer von euch dran. Wie wäre es, wenn ihr mir erzählt, wie ihr überhaupt an dieses...", sie wedelte mit der Hand hilflos in der Luft herum, während sie nach dem Wort suchte..."Schriftrolle gekommen seid?"
    Der lächelte und fuhr sich mit der Hand durch seine Gesichtshaare.

    "Klingt fair. Also gut:
    Meine Familie, die Riversides haben schon seit Generation im südlichen Bannorn Greifenfeste im Hinterland gelebt. Mein Vater und dessen Vater,", er erhob sich, "kämpften gegen die Orlaisianer für die Freiheit Fereldens! Jawohl!" Er reckte sein Schwert, ein altes, schartiges Ding, in die Höhe, so stand er da. Es dauerte seine Zeit, ehe ihm einfiel dass er der einzige richtige Fereldaner an diesem Lagerfeuer war, und so setzte er sich wieder, mit hochrotem Kopf, nieder.
    "Nun... Also... Ich bin der Dritte Sohn von Urfaran Riverside, meine beiden Brüder, Branwen und Gabriel halfen immer auf dem Hof. Und wir hatten den größten Hof unseres Dorfes, Riverside, und..."
    "Heißen denn alle aus eurem Dorf Riverside?", konnte Leirâ sich nicht zurückhalten. Er blickte sie an als hätte sie gefragt ob der Himmel blau sei.
    "Ja natürlich. Alle fünfzig Einwohner. Jawollja, beim Erbauer! Wo war ich... Ach ja:
    Also, während meine Brüder also all diese langweilige Feldarbeit verrichteten, wusste ich bereits früh in meinem Leben, dass ich zu höherem berufen war. Ja, ich wollte ferne Länder sehen, reisen und Abenteuer bestehen, wie die Helden aus den alten Geschichten! Und auch wenn..." er schaute betreten zur Seite. Und auch wenn es der Dalish immer noch schwer fiel, die Mimik der Menschen zu lesen so war Alrik beinah ein offenes Buch für sie, auch wenn diese komischen Haare seine Mundpartie entstellten.
    "Auch wenn mein Vater und meine beiden Brüder das nicht so ganz unterstützten. Aber mein Opa, der wusste was ich wusste! Eines Tages nahm er mich beiseite und überreichte mir dies Pergament, er hatte es in einem Gefecht gegen die orlaisianischen Ra... -Hüstel- die Orlaisianer, als er in eine Felsspalte gestürzt war gefunden. Zwar konnte er es nicht entziffern, aber die mit Edelsteinen beschlagene Schatulle, in der er es gefunden hatte, zeugte davon dass sie große Reichtümer versprach. Natürlich konnte er die nicht mitnehmen, die hätten die anderen Soldaten ja gefunden, orlaisianische wie fereldische und hätten ihr Stück vom Kuchen haben wollen.
    Nach dieser Schlacht kehrte er aber zu meiner Oma zurück und hielt die Schriftrolle versteckt. Warum er sie dann mir und nicht meinem Vater, Onkel Butch oder Tante Grimhild, weder Branwen noch Gabriel gab sagte er: 'Von all meiner noch lebenden Verwandtschaft bist du, Alrik, der Einzige der genug Mumm in den Knochen und Feuer im Herzen hat, um diesen Schatz zu finden. Ich habe meinen schon vor langer Zeit gefunden'; damit meinte er Oma Gertrud, 'also zieh los und suche dein Glück.' Und das tat ich. In Lothering hat Juliette mich dann vor einer Horde Säufer gerettet, danach haben wir uns verlaufen und euch getroffen."

    Obwohl die Elfe der Geschichte mit ehrlicher Neugier gelauscht hatte, konnte sie kaum noch die Augen offen halten. Nicht so Alrik, der gerade wieder richtig wach geworden war und nun Juliette anstarrte.
    "Ihr seid dran."
    Leirâ legte den vorletzten Holzscheit auf und schaute die Kriegerin neugierig an, derweil sie begann sich zu entspannen. All dies, das Sitzen am Lagerfeuer, das gegenseitige Erzählen erinnerte sie an ihre Jugend. Nacht um Nacht waren sie wach geblieben und hatten sich immer größer ausgeschmückte Geschichten erzählt, Mythal, sie hatten mehr elfische Helden erfunden als je auf Thedas gewandelt hatten, aber es hatte Spaß gemacht und nicht nur das, es hatte sie zusammengeschweißt. Und etwas ähnliches, wenn auch sehr viel langsamer und bedächtiger, geschah auch nun mit dieser bunt zusammen gewürfelten Reisegruppe. Doch nun war es an Juliette, eine Geschichte zu erzählen und so richtete die Jägerin ihre Aufmerksamkeit auf die Shem-Frau.

  8. #8
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    Juliette war sich nicht sicher ob die Elfe absichtlich von sich ablenken wollte oder einfach nur müde war. Vielleicht umging sie die Frage der Orlaisianerin absichtlich weil es ansonsten offensichtlich wäre das ihr nicht zu trauen war aber vielleicht wurde Juliette so langsam auch nur paranoid. Lieber paranoid sein als ein Messer oder einen Pfeil im Rücken!, entschied sie grimmig für sich selbst. Wenn sie eines in Ferelden gelernt hatte dann war es das sie als Orlaisianerin niemanden trauen konnte und daran würde sie festhalten, bei der Güte des Erbauers nochmal.

    Ihren Argwohn verbergend lauschte sie Alriks Worten. Zum Teil hatte sie das eine oder andere seiner Geschichte schon von ihm erfahren aber hier und da mischte er ein paar weitere Informationen unter seine Ausführungen über die Juliette aber geteilter Meinung war. Beispielsweise seinen patriotischen Ausruf über seinen Vater und seinen Großvater im Kampf gegen Orlais quittierte sie mit einer ausdruckslosen Mine, auch wenn sie da etwas gemein hatten. Ihr Vater hatte nie mit etwas anderen als mit Worten gekämpft, ihr Großvater, Lord Mathéo de Ludin, hingegen hatte ebenfalls im Krieg gegen Ferelden gekämpft und war in der Heimat sogar als patriotischer Held gefeiert worden. Er war der stolze Kommandant mehrerer Schwadronen berittener Elitesoldaten gewesen aber da es von fereldischer Seite hieß er und seine Männer hätten grausame Massaker angerichtet erwähnte sie gegenüber Alrik lieber nicht das sie die Enkelin eines angeblichen Massenmörders, der dutzende seines Volkes getötet hatte, war. Das würde wohl nur ein falsches Licht auf sie werfen. Kurz dachte sie darüber nach ob der in seine Enkelin vernarrte, liebevolle alte Mann wirklich solche Gräueltaten begangen haben könnte und entschied sich rasch dagegen, als sie sich an sein freundliches, faltiges Antlitz erinnerte das immer zu strahlen schien wenn er sie sah. Das konnte und wollte sie sich nicht vorstellen. Sie sinnierte noch darüber was er wohl nun sagen würde wenn er wüsste was aus ihr geworden war. Vermutlich würde er sich im Grab umdrehen und bei der Scham die ihr, bei dem Gedanken, über sie kam verbannte sie ihn zumindest für eine Weile aus dem Gedächtnis und lauschte lieber Alrik.
    Nachdem der Bursche endete kam das was Juliette schon befürchtet hatte: Man erwartete nun von ihr dass sie ebenfalls von ihrer Vergangenheit berichtete. Zum einen verbat ihr ihre Erfahrung die sie in diesem, in jeder Hinsicht, zurückgebliebenen Land gemacht hatte, darüber zu sprechen und zum anderen würde sie wenn sie darüber sprechen würde unweigerlich in Trübsal abdriften. Etwas auf das sie eigentlich verzichten könnte. Aber da wahrscheinlich weder die Elfe noch der Bursche, die beide neugierig zu ihr sahen, Ruhe geben würden bis sie ausgepackt hatte sprang sie über ihren Schatten. Zum Glück hatte sie ja noch genug Wein.

    Sie seufzte und nahm einen Schluck aus dem Trinkschlauch ehe sie anfing.
    „Das ist eine traurige Geschischte.“, begann Juliette in einem schicksalsergebenen, trübsinnigen Ton. „Mein voller Name, oder zumindest ein Teil davon, lautet Lady Juliette de Ludin die souveräne Wohltäterin des siegreischen Streiters von Tremmes, drittes Kind des ehrwürdigen Lords Maxime de Ludin und der gütigen Lady Marie de Ludin und so weiter und sofort.“
    Die Orlaisianerin schwieg kurz um ihre Zuhörer das Gesagte verdauen zu lassen und vermied es bewusst den gesamten Titel zu nennen, da es eine gute Minute gebraucht hätte um die komplette Anrede herunter zu rattern und da sie durch ihre Enterbung wohl sowieso nicht mehr ganz korrekt war. Die Emotionen der Dalish zu lesen viel ihr schwer aber bei Alrik sah man deutlich das er erstaunt war.
    „Siegreicher Streiter von Tremmes?“, fragte er neugierig während er sich etwas bequemer hinsetzte.
    Bevor sie antwortete schnaubte Juliette verächtlich und starrte nachdenklich ins Feuer.
    „Bloß ein stumpfsinniger Idiot mit übersteigerten Ego, der mit me`r Glück als Verstand das Turnier gewonnen `at. Es war bloß ein Schachzug meines eiskalten Vaters ihm etwas Geld in meinem Namen zukommen zu lassen aber isch schweife ab.“, da Alrik schon um ihrer Nationalität wusste sah sie auf und blickte zu Leirâ. „Vielleischt `abt i`r es bereis an meine Aksont erkannt. Isch komme nischt aus diesem…“ stinkenden Sündenpfuhl „…diesem Land sondern nenne das Nachbarland, Orlais, meine `eimat.“
    Sie blickte kurz einmal wieder zu Alrik und dann wieder traurig in die Flammen.
    „Meine Familie ge`ört dort zu den Mäschtigsten, den Angese`ensten und zu den Reischsten. Mein Vater `atte genug Geld um unser ganzes riesiges Anwesen von einer `alben Legion kampferprobter Chevaliers pausenlos bewachen zu lassen und bei dem Taschengeld das isch bekam `ätte isch mir wohl `alb Lothering kaufen können.
    Darüber `inaus `atte isch auch alles was ich wollte: Schmuck, Kleider, Freunde auch wenn diese sisch als falsche Freunde entpuppten. Isch durfte fast den ganzen Tag tun und lassen was isch wollte und jeder der mir nischt gleischgestellt war `atte vor mir zu krieschen und das taten sie, obwohl isch es nischt einmal verlangte. Und wenn isch noch mehr wollte bekam isch es auch, das heißt solang isch tat was mein Vater von mir verlangte aber meistens war er sehr zufrieden mit mir.
    Es war ein `errlisches Leben, besonders so weit davon entfernt wird mir das klar aber mit der Zeit nahm isch es einfach als selbstverständlisch. Vielleischt war das was kommen sollte ja eine Strafe des Erbauers für meine Arroganz.“

    Sie schwieg kurz und strich sich geistesabwesend mit einem Finger über den Kratzer der ihr aristokratisches Gesicht verschandelte und wunderte sich wie leicht diese Worte über ihre Lippen kamen und das es ihr gar nicht so viel Kummer bereitete wie sie zuerst befürchtet hatte. Vielleicht lag es am Alkohol oder das es ihr gut tat sich das Ganze endlich einmal von der Seele zu reden. Erst jetzt fiel ihr auf dass sie noch nie mit jemanden darüber gesprochen hatte da sie sich all die Jahre nur von Feinden umringt fühlte. Vielleicht lag es aber auch irgendwie an Alrik. Juliette konnte sich nicht erklären warum. Irgendwie brachte er sie dazu ihm zu vertrauen, ließ sie glauben er sei ein anständiger Mensch, trotz seiner niederen Herkunft. Die Duellantin hoffte inständig dass sie sich nicht in ihm täuschte, aber irgendwie konnte sie sich das auch gar nicht vorstellen dass er sie hintergehen würde. Dafür schien er einfach zu ehrlich, etwas dass sie anfing zu schätzen.

    „Was ist denn passiert?“, riss sie der Bursche wissbegierig aus ihren Überlegungen.
    Jetzt kam der Teil der Juliette nun doch noch in die Melancholie versinken ließ und sie seufzte deprimiert ehe sie den Blick ihrer stahlgrauen Augen einmal zwischen den beiden Zuhören hin und her wandern ließ.
    „Es gab gewisse Komplikasionen.“, meinte Juliette bedrückt. „Als isch ins `eiratsfä`ige Alter kam wurde mir eröffnet das isch bald `eiraten würde und zwar den `ässlichsten, peinlischsten Tölpel der Thedas je verpestet `at.“
    Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken herab bei den Gedanken an Kylian und sie verscheuchte ihn sofort wieder aus ihren Gedanken da sie ansonsten Gefahr lief die letzte Mahlzeit wieder hoch zu würgen. Die Abscheu war ihr deutlich anzusehen.
    „Isch war i`m angeblisch schon seit meiner Geburt versprochen aber das machte i`n nischt erträglischer. Allein sein Ver`alten `at misch wahnsinisch gemacht.“
    Sie zögerte einen Moment und wog ab ob sie tatsächlich die Wahrheit auszusprechen sollte, verraten dass sie bereits mit so jungen Jahren Witwe, nein schlimmer, eine Mörderin geworden war doch sie entschied sich dagegen. Sie konnte doch selbst kaum mit dem Wissen leben, wie würden erst der Bursche und die Dalish darauf reagierten eine Mörderin bei sich zu haben? Auch wenn sie Alrik durchaus leiden konnte, sie kannte ihn nicht gut genug um ihm das anzuvertrauen und der Dalish wollte sie es schon zweimal nicht sagen.
    „Also bin isch eines Nachts geflo`en, mit kaum mehr als den Sachen die isch an`atte und schlug misch durch bis nach Ferelden, da isch misch dort vor den Häschern meines Vaters sischer wägte. Dann folgten Jahre voller Entbehrungen und Sünden in denen isch versuchte als Söldnerin zu überleben. Denn Rest, wie isch nun `ier `ergekommen bin, kennt i`r ja.“
    Damit beendete die Orlaisianerin ihre Erzählung und um das aufwallende Selbstmitleid zu ertränken stürzte sie den Rest des Weines herunter. Sie hätte schwören können, dass da mehr drin gewesen war.

  9. #9
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    „Das ist eine traurige Geschischte.“, begann Juliette ihre Geschichte, was Leirâ bereits stutzig machte. So begann man doch keine Geschichte, das nahm zu viel Spannung weg, das... Nein, so ging das nicht. Dann folgte ein Satz, in dem Juliette ihren Namen nannte und die Dalish bald den Faden verlor, weil sie immer mehr Titel nannte. Als Alrik dann noch mal kurz nachfragte erschloss sie sich, dass das wohl die Namen der Väter oder Verwandten von Juliette gewesen sein mussten. Als sie dann erfuhr, dass Juliette aus Orlais stammte, brannten ihr wieder neue Fragen unter den Nägeln, auch wenn es erklärte warum sie so anders sprach als Alrik -und immer schwerer zu verstehen war, je mehr Wein sie trank-, deßweiteren wollte sie die leicht reizbare Frau nicht unterbrechen oder provozieren. Was ihr schwer fiel.
    Als die Kriegerin ihr Leben in ihrer Heimat beschrieb nickte die Elfe hie und da mal kurz weg, es bereitete ihr unglaubliche mühen die Augen offen zu halten, sodass sie ab der Hälfte rücklings gegen einen Baum gelehnt und mit geschlossenen Augen zuhörte.
    Und diesen ganzen Prunk hast du auf Kosten deiner Diener und Sklaven bekommen. Von denen die Hälfte von deiner art vom Volk entfremdet wurden. Dass aber Menschen auch ihresgleichen als Diener hielten stimmte sie nachdenklich. Konnte es sein, dass sie versuchten die Elfen gut zu behandeln, aber einfach nicht verstanden, wie wichtig die alten Wege für sie waren? Aber sie zu müde, sowohl um diesen Gedanken weiter zu verfolgen als auch um mit Juliette darüber zu diskutieren. Was sie aber wunderte war, dass Juliette eine Adelige -ihr Vater hatte ihr einmal erzählt, dass alle Dalish den alten Adelslinien Arlathans abstammten, sodass sie mit diesem Begriff überhaupt etwas anfangen konnte- gewesen war. Sie hatte gedacht, dass sie, ähnlich den Dalish, von klein auf zur Kriegerin ausgebildet worden war. Dass sie aber mal eine reiche, verwöhnte Göre gewesen war, passte zumindest zu ihren Umgangsformen. Wie meinte ihr Vater einmal?
    Adel beginnt nicht im Blute, es beginnt im Herzen.

    Da gelangte Juliette bei den 'Komplikationen' an, warum sie ihre sichere und kleine Welt verlassen musste, worüber sie jedoch nur sehr schwammig berichtete. Leirâ schlug mit einem mal die Augen auf. Diese Geschichte, diese ungenaue Erzählweise erinnerte sie an eine ganz bestimmte Person:
    Sie selbst.
    Anscheinend hatten die beiden Frauen mehr gemein als sie zunächst vermutete hatte. Das stimmte sie wieder grüblerisch, derweil Juliette ihre Erzählung mit einem kräftigen Schluck aus ihrem Trinkschlauch schloss. Rötlich schimmerten ihre Wangen und aus ihren grauen Augen sprach der Alkohol. Leirâ schaute, die Lieder auf Halbmast, zu Alrik herüber. Auch der zeigte endlich Anzeichen von Müdigkeit. Die Jägerin lehnte sich gegen den Baum und lies den Blick zum Himmel gleiten. Hell glitzerten die Sterne in der Nacht und es war ihr beinah, als wollten sie ihr Mut zusprechen. Als würden sie leise flüstern: 'Siehst du, kleine Tochter des Volkes, schon hast du Weggefährten gefunden. DU musst nicht völlig allein durch die Welt wandeln. Und ohne es selbst richtig zu bemerken, schlief sie ein.
    Mitten in der Nacht wurde sie noch einmal wach, das Feuer war gerade herunter gebrannt, ihre beiden Begleiter wälzten sich unruhig im Schlaf.
    "Ja, meine Schöne, ich bin der Held von dem ihr gehört habt,...", hörte sie Alrik halblaut sagen. Um Juliettes Lager herum lagen all ihre Waffen -und sie hatte wirklich viele davon- mit Ausnahme dieses geschwungenen Schwertes. das sie wie ein Baby in den armen hielt. Von dort vernahm sie nur unverständliches Gebrabbel. Was sie aufgeweckt hatte war ihr Köcher: Sie war darauf eingeschlafen. Sie legte diesen und das Schwert, sowie Bogen und Gürtel mit allen Taschen ab und neben sich, packte eine Decke aus und faltete sie unter ihren Kopf, während sie den Umhang enger um die schmalen Schultern zog. Und schlief ein.

    Tag 3 - früher Morgen

    "He! Leirâ, nun wacht schon auf!"
    Die Dalish wedelte nur genervt mit der Hand neben ihrem Gesicht und murmelte: "Wenn ich schon im Exil leben muss, kann ich auch ausschlafen..." Sie drehte sich auf die andere Seite, war sie doch im Schlafe ohne es zu merken vom Baumstamm in eine liegende Position gerutscht.
    "Hey!" Alrik packte sie an der Schulter und ihre Reflexe übernahmen die Kontrolle.
    Plötzlich hatte sie das Dar'Misu in der Hand, welches sie IMMER bei sich hatte, auch wenn sie schlief. Die Spitze zeigte auf des Burschen Kehle noch ehe die Elfe die Augen ganz geöffnet hatte.
    Die Elfe hob den Kopf, ihr Haar stand in wirren Locken von ebendiesem ab. Und sie schaute in Alriks weit aufgerissene Augen. Verschlafen legte sie die Klinge zur Seite.
    "Ach, ihr seid’s." Sie gähnte laut und lang, dann hob sie den Kopf. Ihre beiden Begleiter waren bereits Reisefertig...

  10. #10
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    Als sich die dunklen Schwaden verdichteten, sie umschlangen und drohten zu ersticken schreckte Juliette verschwitzt aus dem Albtraum auf, wollte aufspringen, die Augen weit aufreißen, sich davon vergewissern das der Traum vorbei war, doch stattdessen schlug sie sich selbst in halbsitzender, halbliegender Haltung den Messingknauf ihres Säbels, den sie schon die ganze Nacht umklammert hielt, ins Gesicht und sackte stöhnend zurück auf den Boden. Ächzend ließ sie die Waffe los und hielt sich die schmerzende Nase, während sie sich, mit angewinkelten Beinen, auf die Seite rollte. Wie lieblich das Vogelgezwitscher, das die kleinen Piepmätze munter auf den Bäumen der Lichtung trällerten, auch war, für die stöhnende Orlaisianerin wirkte es wie Höllenlärm, der drohte ihren Kopf der ohnehin schon kurz vor dem Platzen schien, den Rest zu geben.

    Die allseits bekannten Fragen wallten in ihr auf und einen kurzen schrecklichen Moment wusste sie nicht weder wo sie war noch warum. Als sie ihre blutunterlaufenen Augen durch den Lagerplatz schweifen ließ, während sie sich immer noch die Nase hielt, beruhigte sie sich wieder und ließ sich erleichtert zusammensacken. Es gab wirklich angenehmere Arten aufzuwachen. Was sie nun nur alles geben würde wenn das ganze hier wirklich nur ein Alptraum wäre oder einfach nur für ein Bett. Man lag auf einem Säbel nicht gerade bequem. Aber auch wenn ihr Rücken es ihr nicht dankte würde sie wohl nicht anders schlafen können. Diese heißgeliebte, schmuckvolle Waffe war eines der letzten Relikte aus ihrer rosigen, von Reichtum geprägter Vergangenheit, die sie so sehr vermisste. Sie verband so vieles damit, zwar auch schlechte Dinge, wie Übermut, Ungeduld und natürlich Töten aber auch ihr Können, ihre edle Herkunft und nicht zuletzt Erinnerungen. Wie sie ihn damals bekommen hatte, wie sie ihre Gegner im Fechtunterricht und später in den Wettkämpfen mühelos schlagen konnte und ihre Überlegenheit stolz gegenüber den anderen, oft neidischen, Schülern des Fechtmeisters beweisen konnte. Es klang albern kitschig, wie sie fand, aber der Säbel war zu einem Teil von ihr geworden. Er hatte ihr so oft die Haut gerettet und irgendwie glaubte sie sich durch ihn mehr daran zu erinnern wer sie eigentlich war: Nicht eine verabscheuungswürdige, kaltblütige Mörderin sondern eine edle Frau von noch edleren Blutes die nun einmal vom Pech verfolgt wurde und tat was sie tun musste um zu überleben. Fast schon schien es als spiegelte er sie wieder. Mitgenommen, zerkratzt und nur noch ein Schatten seiner Selbst aber immer noch schneidig, tauglich und vor allem: immer noch edel.

    Während sie noch ein paar Minuten ruhig atmend da lag versuchte sie sich daran zu erinnern was an diesem Traum eigentlich so schrecklich gewesen war. Sie konnte sich aber lediglich nur noch an lächerlich blumige Dinge erinnern. Irgendeine Mischung aus gewaltigen Schätzen, noch gewaltigeren Riesenspinnen und das Alrik das ganze Geld schlussendlich verschenkt hatte. Und dann war da noch irgendwas mit Kylian gewesen der auf einmal zaubern konnte und sie hatte ersticken wollen.
    Mit ihrem Bewusstsein kehrte aber auch die vertraute Last ihrer Schuldgefühle zurück in Begleitung von scheußlichen Kopfschmerzen. Leise brummend richtete Juliette sich auf und streckte sich müde ehe sie sich die Schläfen massierte. Mit verschlafenen Augen stellte sie fest das Leirâ noch selig schlief während Alriks Schlafstätte verlassen war aber da die Duellantin noch zu müde war, um sich überhaupt um irgendetwas Sorgen zu machen war es ihr ziemlich egal. Nach einigen Minuten in denen Juliette noch reglos da lag und die Müdigkeit langsam abklingen ließ, tauchte Alrik wieder auf. Munter lächelnd kam er mit einigen Äpfeln im Arm und lächelte der Duellantin fröhlich zu, die ihn ihrerseits im Liegen aber nur neutral, fast schon verständnislos anblickte.
    „Guten Morgen!“, begrüßte er guter Laune während er an ihr vorbei schritt und ihr nebenbei einen Apfel vor sie direkt ins Sichtfeld legte. „Habt ihr gut geschlafen?“
    Angesprochene sog tief Luft ein und starrte den Apfel an als ob er sie langweilte.
    „Se`e isch so aus?“, krächzte sie müde und setzte sich langsam auf und ergriff das Obst. „Wo `abt i`r die `er?“
    „Hab mir nachdem ich aufgewacht bin ein bisschen die Beine vertreten und dann hab ich einen Apfelbaum gesehen.“, meinte er ausgeruht während er die meisten Äpfel in seinem Rucksack verstaute und sich daneben hinsetze. „Dachte mir den einen oder anderen wird man schon nicht vermissen.“
    Es krackte feucht als er großzügig in einen roten Apfel biss während Juliette den Mund leicht verzog. Es war Diebstahl. Vermutlich waren sie inzwischen auf dem Besitz irgendeines dieser jämmerlichen Banns und damit gehörte alles was man hier anfassen, jagen und essen konnte eben diesem. Es war natürlich ein verschwindend geringes Vergehen, für welches sich nicht einmal Juliettes sonst strenges Gewissen einschaltete, aber würde es der Grundbesitzer auch so sehen? Diese Leute konnten fürchterlich kleinlich sein, das wusste Juliette aus eigener unangenehmer Erfahrung. Manche von ihnen sahen es schon kritisch einfach auf ihrem Land zu rasten und mit der Dalish die sie im Schlepptau hätten würden sie wohl nur zu gerne handgreiflich werden, das heißt wenn sie die kleine Gruppe finden würden. Zum Glück schien sich aber auch Alrik dessen bewusst daher machten sie sich bereits zum Aufbruch bereit. Lediglich die Dalish schlummerte noch.

    Juliette war entschieden dafür die schmale weißhaarige Frau aufzuwecken damit sie gefälligst beim Aufbruch helfen würde hingegen meinte Alrik sie doch ruhig noch etwas schlafen zu lassen, doch die Duellantin ließ sich nicht erweichen. Ihr gefiel der Gedanke prinzipiell nicht die Arbeit eines anderen zu machen und nochmal mehr wenn dieser sich auch noch gerade ausruhte. Genaugenommen gefiel ihr Arbeit an sich nicht aber sie hatte gelernt dass hier in Ferelden ein anderer Wind wehte als in Orlais und dass sich die Welt nun mal leider nicht um sie drehte. Daher hatte sie natürlich gelernt selbst anzupacken, wenn es die Lage erforderte, aber diese Denkweise kam ihr immer in Sinn wenn sie körperlich arbeiten musste, obwohl sie wusste das es hier fehl am Platze war, die Prinzessin zu spielen. Aber diese Denkweise konnte man einfach nicht völlig verlieren wenn man einmal so gelebt hatte, zumindest nicht Juliette. Vermutlich würde sie tief in ihr drin für immer das kleine, hochgeborene Gör sein und eigentlich hätte sie nicht im Geringsten etwas dagegen es wieder tatsächlich zu sein. Das dieser Wunsch möglicherweise wahr werden könnte hellte ihre Laune, die ansonsten unter aller Kanone gewesen wäre, wieder auf und so war sie lediglich etwas mürrisch aber bei weitem nicht so reizbar wie gestern.
    Nachdem Alrik die Elfe endlich geweckt hatte und sie ihm dafür ein Messer an die Kehle hielt, wäre Juliette beinahe herbei gesprungen und hätte ihrerseits ihre Waffe gezogen aber als sich klärte das es sich um ein Missverständnis handelte beruhigten sie sich wieder. Jedenfalls schwor Alrik Leirâ nie wieder zu wecken.

    Danach machte sich auch die Dalish rasch fertig und so zogen sie weiter in Richtung Calenhadsee.
    Auch wenn sie der Elfe weiterhin misstraute stellte Juliette fest dass irgendwie ein Teil ihres Argwohnes gegenüber dem Klingenohr von ihr gefallen war. Wäre sie nicht eindeutig nüchtern würde sie das auf den Alkohol schieben. Vielleicht hatte diese voneinander Erzählen gestern Abend etwas von der Fremdartigkeit der kleineren Frau genommen, sich etwas vertrauter gemacht doch die Orlaisianerin war sich nicht sicher ob das gut war. Was wäre wenn Leirâ genau darauf zielte, damit sie der Duellantin leichter in den Rücken fallen könnte? Ein Teil von Juliette schob das auf übertriebene Paranoia aber ein anderer Teil von ihr klammerte sich trotzdem daran und erhielt so das Misstrauen der Söldnerin am Leben. Misstrauische Söldner lebten schließlich länger. Jedenfalls schien sich das Verhältnis zwischen den beiden immerhin gebessert zu haben, zumindest lag keine eisige Kälte mehr zwischen ihnen. Dennoch redeten sie nicht sonderlich viel miteinander, kaum mehr als das was nötig war.

    -> Der Turm des Zirkels
    Geändert von Juliette de Ludin (27.01.2012 um 21:00 Uhr)

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