Ergebnis 1 bis 2 von 2
  1. #1
    emergency induction port Avatar von Aquarius
    Registriert seit
    19.06.2008
    Ort
    NRW
    Beiträge
    3.591

    Standard Östliches Waldgebiet

    Im östlichen Abschnitt des Brecilianwaldes überwächst die örtliche Flora etliche alte tevintische Stadtruinen.

  2. #2
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
    Registriert seit
    30.10.2011
    Beiträge
    94

    Standard

    Einstiegspost
    Östliches Waldgebiet
    Tag 1 - 02:16 Uhr

    Die kühle Waldluft war erfüllt von dem unaufhörlichen Plätschern der Regentropfen auf dem dichten Blätterdach. Es war tiefste Nacht in diesem Wald, vermutlich nahe Lothering oder Ostagar und einige wenige Tiere streiften unbekümmert umher. Vor ein paar Stunden noch hatte es in Strömen geregnet, Blitze hatten den bewölkten Nachhimmel durchzuckt und für wenige Augenblicke erhellt als die Schlacht begann, die wohl das Schicksal von ganz Ferelden bestimmen würde, doch war der Schauplatz des Geschehens weit entfernt und hier herrschte Frieden. Inzwischen hatte sich das Gewitter gelegt und der Regen hatte sich gemindert doch selbst wenn der Erbauer vorhatte das ganze Blut, ob es nun verdorben war oder nicht, das während der Schlacht vergossen wurde und vermutlich das gesamte Schlachtfeld rot gefärbt hatte, fortzuspülen würde man die Regentropfen hier im dichtesten Wald, unter dem vielschichtigen Blätterdach eher hören als fühlen. Kein normaler Mensch würde sich so tief in dieses Refugium des Waldes hereinwagen und schon gar nicht zu dieser späten Stunde, wer wäre schon so verzweifelt oder dumm genug sich so zu verirren? Doch plötzlich ertönte ein Rascheln, ein Knacken und ein vor Wut gepresst klingender orlaisischer Fluch. Aus den Schatten eines Dornenbusches stolperte, die unliebsamen Äste mit ihren spitzen Dornen, wenig erfolgreich bei Seite schiebend, eine offensichtlich gereizte menschliche Gestalt und stolperte beinahe über eine fiese Wurzel worauf ein neuer Fluch ertönte.

    Juliette wurde genau in dem Moment als ihr zum gefühlten tausensten Mal ein weiterer Ast ins Gesicht schlug, bewusst wie sehr sie dichten und unberührten Wald doch hasste und scheinbar beruhte das auf Gegenseitigkeit. Als ob sich der Wald gegen ihr anscheinend frevelhaftes Vordringen wehren wollte stellten sich ihr die Pflanzen, nach Juliettes Ansicht, sicherlich absichtlich und provokant entgegen und trachteten nur danach sie zu Fall zu bringen oder zu kratzen oder sonst wie aufzuhalten. Dünne Zweige kratzen über ihr hübsches Gesicht wie die Krallen einer sadistischen Kreatur und hinterließen hier und da kleine Spuren. Zu ihren bereits vorhandenen und auffälligen Narben gesellten sich rote Striemen die zusammen mit ihren intensiv stahlgrauen und vor Wut blitzenden Augen einen wilden Eindruck von ihr erschufen. Als sie schließlich völlig entnervt war schlug sie mit ihrem Säbel die gröbste und nervigste Vegetation kurzerhand ab was es aber auch nicht viel besser machte. Trotz der Holzsplitter und des Harzes welches auf der Klinge hängen blieb und all der Äste die abgeschlagen wurden kratzte die Vegetation unnachgiebig an ihren Kleidern, ihrer Haut und vor allem an ihrem immer kürzer werdenden Geduldsfaden. Wäre ihre Kleidung nicht ordentliche, orlaisische Handarbeit wäre sie sicher schon beschädigt aber auch so sah sie mitgenommen aus. Ihre Kleidung war durchnässt, sie halb durchgefroren, so schrecklich hungrig und furchtbar müde. Zudem würde sie vermutlich auch noch ihr vermaledeites Gewissen plagen wenn sie gerade nicht so gereizt wäre. Es wäre wirklich das allerletzte Mal dass sie so etwas mitmachen würde, das schwor sie sich.

    Einfach rein und wieder raus. Was kann da schon passieren?, hatte er, dieses Kretin, so selbstsicher und doch so unwissend gemeint. Einfach das Amulett nehmen wenn niemand hin schaut und schon bist du wieder weg.
    Wütend schnaubte die zornige Adlige als sie sich durch Gebüsch, Gestrüpp und Geäst kämpfte und fragte sich zornentbrannt was er wohl nun sagen würde, wenn er erkannte was eben doch passiert war, dass es doch nicht so einfach war.

    Logischerweise kam keine Antwort, da das besagtes Kretin, sie geschickt hatte, statt selbst diesen scheinbar kinderleichten Auftrag zu erledigen und saß nun vermutlich selbstzufrieden vor einem prasselnden Feuerchen in irgendeiner Schenke mit einem guten Bier, warmen Essen und netter Gesellschaft während er darauf wartete das die mal wieder blanke Hochgeborene vor der er eigentlich zu kriechen hätte sein Eigentum oder das eines anderen brachte, wie ein treues Hündchen einen geworfenen Stock zum Herrchen. Die Wut pulsierte in Juliettes Schädel sodass sie die kleinen Kratzer die die Äste und Zweige hinterließen gar nicht bemerkte. In ihrem Zorn stellte sie sich vor wie sie diesem Mistkerl sein verfluchtes Amulett ins Gesicht schlug oder ihn vor Wut gepackt erwürgte, hatte er sie für diesen Schund nach Ostagar in das Lager der Armee des Königs geschickt. Es wäre sehr wertvoll für ihn, meinte er, und sein derzeitiger Besitzer würde es ohnehin nicht vermissen, gestohlen solle er es auch haben und unfreundlich soll er auch gewesen sein und weiß der Erbauer sonst noch alles. Sicher erschlug der dreiste Dieb in seiner freien Zeit kleine Kinder und verspeiste sie zum Abendbrot nachdem er sie mit geübter Hand gehäutet hatte und traf dann die schwarze Göttliche mit einer Koalition von Blutmagiern, Abtrünnigen und Abscheulichkeiten zum gemeinsamen Plausch über die Übernahme der Weltherrschaft!
    Juliette schnaubte verächtlich.

    Der von Juliette gerade vielfach verfluchte Mann, war ein stämmiger, leicht gebräunter Händler mit einem halbherzig gepflegten Bart und den für Fereldaner so typischen, penetranten Geruch nach nassem Hund gewesen. Ein Soldat der in der Armee diente habe ihm sein Schmuckstückchen gestohlen als er mit seiner Einheit auf dem Weg zu der uralten Festung war, in der sie sich gegen die dunkle Brut stemmen wollten, und scheinbar war es so wertvoll das es sich lohnte eine Söldnerin oder Tagelöhnerin, wie er meinte, darauf anzusetzen es ihm zurück zu bringen. Es war unter Juliettes Würde einen bezahlten Diebstahl zu begehen und es war Diebstahl gewesen egal was er behauptete, rechtfertigte oder schönmalte. So etwas war zum einen, ihrer Meinung nach, moralisch fragwürdig und zum anderen erbärmlich, erniedrigend und somit ihrer Person nicht wert, sie war schließlich von edlen Blute, eine Tochter eines angesehenen und mächtigen Lords aber leider war sie auch genauso abgebrannt gewesen und hätte vermutlich bald Mundraub begehen müssen also hatte sie sich darauf widerstrebend eingelassen, immerhin würde sie versprochene Bezahlung ihr für eine ganze Weile über die Runden helfen wenn sie nicht wieder alles in der nächsten Schänke für Glücksspiele oder Alkohol verprassen würde, was aber in der Vergangenheit schon oft genug geschehen war. Sie wusste sie würde sich mies, schäbig und schlecht fühlen, spätestens nach begangener Tat, aber lieber fühlte sie sich wie eine deprimierte aber gesättigte Diebin die sich eine weitere Sünde auf die Schultern lud als wie eine tugendhafte aber am verhungernde Habenichts die zwar ein reines Gewissen ihr eigen nannte aber von Essen nur träumen konnte. So war sie, trotz anfänglicher Bedenken, in das Lager kurz vor der Schlacht geschlichen, hatte nach ewig erscheinenden Suchen und unauffälligen Herumfragen das Zelt des diebischen Soldaten gefunden und das Amulett an sich genommen. Die Söldnerin war, als sie besagten Schmuck betrachtete, dann aber der Ansicht das es die Bezeichnung Amulett nicht ganz traf, dafür sah es viel zu billig aus, Amulett klang viel zu edel. In Orlais könnte man so was schon als Beleidigung auffassen wenn man so etwas geschenkt bekam.
    Während sie noch sehnsüchtige Gedanken an die Heimat und das wunderschöne Geschmeide von damals aufkommen ließ tauchte plötzlich der Soldat zusammen mit drei seiner Kameraden im Zelt auf. Ein Herzschlag der Verwunderung starrten die verdutzten Neuankömmlinge auf den ungebetenen und in Schockstarre verharrten Gast mit einem Amulett in der Hand bis sie begriffen dass sie eine dreiste Diebin auf frischer Tat ertappt hatten und griffen wütend zu ihren Waffen als die Ertappte sich aus dem Staub machen wollte. Was folgte war eine hektische Hatz durch das ganze Lager die schließlich damit endete das die Diebin in den nahegelegenen Wald flüchtete und dort ihre Verfolger endlich abschütteln konnte. Und hier war sie nun. Ohne Verfolger die einem für offensichtlichen Müll an die Gurgel wollten dafür aber durchnässt, frierend und weit von ihrem geplanten Rückweg abgekommen. Die arme Juliette hatte also einen ziemlichen üblen Tag hinter sich, vorsichtig ausgedrückt natürlich.
    Im Moment wirkte sie also wie eine wütende Furiere mit ihrem Säbel den sie wild umherschwang und durch die unartikulierten Flüche die sie ausstieß aber sie könnte auch ganz anders. Wenn sie gerade nicht vor Zorn triefende Gedanken hegte oder sich spät nachts durch einen gottlosen Wald schlug konnte sie sogar sehr manierlich und sittsam sein, was unter anderem ihrer strengen Erziehung aber auch ihrer Erscheinung zu verdanken war. Sie nannte lange wohlgeformte und auch trainierte Beine ihr Eigen, die ihr einen sicheren und meist selbstbewussten Gang ermöglichten aber sollte es nötig sein es auch möglich machten lautlos zu schleichen oder elegant daher zu schreiten, wie sie es früher auf den häufigen Bällen getan hatte. Ihre Brüste waren unter ihrem Lederwams sittlich verstaut und waren nur als Ausbeulungen auf dem Leder zu erkennen. Ihre dunkelbraunen Haare trug sie vorne gescheitelt und hinten in einem zweckdienlichen und geflochtenen Zopf so dass ihr ihre Haare nicht in die Quere kamen wenn sie vielleicht kämpfen musste, eine Kampffrisur also, wie ihre Mutter früher immer sagte.

    Sie trug wie einst, als sie noch in ihren Fechtunterricht ging, ihre früher einmal edle aber mittlerweile deutlich gebrauchte Duellkluft, bestehend aus feinen, dunkelbraunen, oben elegant umgekrempelten Lederstiefeln die ihr bis unter die Knie gingen, einer dunklen Stoffhose aus reisfesten und dickem Material und einen Lederwams aus ordentlich bearbeiteten, hellbraunen Leder. Unter ihrem Wams trug sie ein weites und, größtenteils, noch weißes Hemd aus tauglichen Leinen und ab etwas unter ihren Ellenbogen wurden ihre Hände und Unterarme durch farblich zu den Stiefeln passende Lederhandschuhe geschützt, die an den Rändern, ebenso wie die Stiefel, mit einem goldgelben Saum verziert und großzügig umgekrempelt waren. Um ihre Hüfte trug sie eine Schärpe aus sonnengebleichten, roten Stoff und etwas darüber einen breiten Ledergürtel mit einer, ebenso breiten eisernen Gürtelschnalle. An ihrem Gürtel hingen sowohl ihre Ledertasche mit ihren wenigen Habseligkeiten, ihre Schwertscheide für ihren Säbel, ein lederner Trinkschlauch und ein langer Stahldolch. Um ihre Schultern war ein ebenfalls lederner kurzer Überwurf geschlungen der an den Enden gleicherweise mit einem goldgelben Saum geschmückt war. Quer um ihre Brust trug sie einen weiteren Gürtel an dessen Vorderseite zwei handliche und daher kleine Wurfdolche prangten, die sie allerdings eher dort trug um gefährlicher zu wirken anstatt sie tatsächlich zu benutzen.

    Mit einem Rascheln durchquerte sie eine Wand aus Ästen, Blättern und Gestrüpp und trat heraus aus den Wald auf eine matschige Landstraße vor einer üppigen Aue, deren nasse Gräser im Mondlicht glänzten und glitzerten. An einer Stelle durchbrach das Licht des Mondes die Wolkendecke und hüllte die Straße und die Wiese dahinter in ein malerisches Licht und fast schon hob der Anblick die üble Laune der jungen Adligen etwas doch als sie abgelenkt von dem Anblick in einen Haufen Hundekot trat schlug das schnell ins Gegenteil um. Undeutliche Verwünschungen an das vermaledeite Mistvieh welches diesen Unrat hinterlassen hatte in ihren nicht vorhandenen Bart murmelnd streifte sie das gröbste an einem größeren Stein ab ehe sie am Wegrand einen Wegweiser ausmachte. Im Mondschein konnte sie das Wort Lothering auf dem morschen Holz gerade noch ausmachen und setzte mürrisch ihren Weg fort. Allzu weit konnte es also nicht mehr sein, immerhin.

    Vermutlich waren inzwischen die Armee des Königs und die Horde der dunklen Brut aufeinander geprallt und vielleicht war die Schlacht auch schon entschieden, doch zu wessen Gunsten? Nach allem was die Duellantin gehört hatte bestand die Dunkle Brut aus schrecklichen und blutgierigen Monstern, die in einer gewaltigen Zahl rastlos und unaufhaltsam alles in ihrem Weg vernichtete, verschlang und verderbte weshalb ein endgültiger Sieg gegen sie, wie manche sagten, unmöglich sei. Zwar waren die vergangenen Schlachten bisher alle zu Gunsten der fereldanischen Armee geschlagen worden doch die Horde der verderbten Monstren schien dennoch um ein vielfaches zu wachsen. Auf der anderen Seite befand sich die Armee Fereldens, ein Haufen ungewaschener, rüpelhafter aber scheinbar einigermaßen tauglichen Soldaten angeführt von dem König von Ferelden, sein Name war Juliette entfallen, und den sagenumwobenen grauen Wächtern. Vor den grauen Wächtern hatte sie ehrlichen Respekt aber sie vermutete das die disziplinierte und kampferprobte Armee des orlaisischen Reiches schon sehr viel eher und sehr viel gekonnter mit der dunklen Brut fertig geworden wäre. Die Soldaten Fereldens fürchteten sich, soweit sie gehört hatte, vor den zahlreichen Ungeheuern und nur dank den grauen Wächtern, des König und einem letzten Rest Ehrgefühl verstreuten sie sich im Angesicht des Feindes nicht in alle Himmelsrichtungen. So sehr sie auch gegenüber dieser unzivilisierten Rüpeln, von denen es in Ferelden nur so zu wimmeln schien, abgeneigt war konnte sie ja wohl nur darauf hoffen das diese Barbaren siegreich bleiben würden ansonsten würde die dunkle Brut mordend und brandschatzend nach Norden ziehen, was auch Folgen für sie haben würde.
    Gerade fiel ihr noch ein das eine weitere prominente Persönlichkeit die königliche Armee anführte, ein gewisser Loghain Mac Thir, oder so ähnlich. Sie würde keinem Fereldener den sie kannte und vermutlich auch sonst keinen dieser Hundeanbeter jemals wirklich nachtrauern wenn er in dieser Schlacht gegen die Brut fiel aber Loghains Tod würde bei ihr eine gewisse, schadensfrohe Genugtuung hervorrufen und daraus würde sie keinen Hehl machen wenn ihr nicht gleich dafür zehn oder mehr seiner ach so treuen Landsleute an die Gurgel wollten. Dieser Loghain war ein berühmter und vor den Orlaisianern verwünschter General der damals zusammen mit dem verstorbenen König Marric die kaiserliche Herrschaft über Ferelden in einer blutigen Rebellion beendete. Hier zu Lande wurde er natürlich als Held dargestellt aber einen Mann der ihr Heimatland im Krieg besiegt hatte konnte Juliette keinen Helden nennen. Ihm würde sie den Tod durch die Verderbnis durchaus gönnen, wenn es in ihrer Macht stünde.

    Eigentlich war Juliette eine mitfühlende Seele und wünschte niemanden tatsächlich den Tod, egal ob Orlaisianer oder Fereldaner, Feingeist oder Barbar. Allerhöchstens in ihren Gedanken hegte sie solche Vorstellungen oder Wünsche aber ob sie solch ein Todesurteil tatsächlich selbst vollstrecken würde wenn es ihr möglich wäre war etwas ganz anderes. Grausame Gedanken zu hegen oder sie auszuleben waren zwei völlig verschiedene Dinge, ersteres war keine Sünde, schlimmstenfalls fragwürdig, nur letzteres war tatsächlich eine handfeste Tat die verabscheuungswürdig und zu bestrafen war und wenn es kein Lebender bestrafte würde es irgendwann einmal der Erbauer tun, spätestens wenn man selbst das Zeitliche segnete aber auch ohne den Gedanken daran das ihr Gott sie dafür richten würde wollte sie niemanden ein Leid antun. Sie sah sich nicht als ein schlechter Mensch also handelte sie, oder versuchte es zumindest, entsprechend. Nur leider war ihr das nicht immer möglich wenn es um das nackte Überleben ging, was sie doch oft und meist noch tagelang plagte.
    Doch sie beschloss vorerst keine Gedanken daran zu verschwenden. Erst musste sie in dieses schäbige Kaff das sie Lothering nannten und sich ihre wohlverdiente Bezahlung holen und nebenbei würde ihr vermaledeiter Auftraggeber mal etwas zu hören bekommen.

    -> Lothering
    Geändert von Juliette de Ludin (17.11.2011 um 13:49 Uhr) Grund: Zeitangabe korrigiert + Verklinkung

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •