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Thema: Hafenbezirk

  1. #1
    emergency induction port Avatar von Aquarius
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    Standard Hafenbezirk

    Östlich grenzt die Hauptstadt an den Amaranthine-Ozean, wobei sich die Ankerplätze des Hafens über die gesamte Küstengrenze erstrecken. Es ist tags wie auch nachts geschäftig dort - die Arbeiter transportieren auswärtiges Gut wie Gewürze, Stoffe, Alkoholika, Schmuck etc. um, Fischerkutter brechen früh morgens zur See auf, betrunkene Matrosen sowie Bettler oder Obdachlose streunen auf den schmutzigen Stegen, aber auch so mancher Stadtelf ist dort anzutreffen. Hier befindet sich die Schenke "Zum Wolfspack" (Achtung, hat ein eigenes Topic!) sowie das Freudenhaus "Die Perle".

    • Die Perle
      Im Osten Denerims, südlich des Drakonflusses, befriedigt das exklusive Lusthaus Die Perle für 40 Silbermünzen die sexuellen Bedürfnisse und Fetische menschlicher, zwergischer wie auch elfischer Kundschaft, männlich wie auch weiblich. Lusthausbesitzerin ist Sanga.

  2. #2
    DA FRPG only Avatar von Chizuri Saito
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    Einstiegspost
    An Bord des Schiffs Lysander
    2. Tag, 7 Uhr 37 abends


    „Aufwachen!“
    Dem harschen Wort folgte ein leichter Tritt gegen Chizuris Stiefel. Das Mädchen schlug erschrocken die Augen auf und starrte auf die Schuhe eines Seefahrers. Da ihr nur sehr wenig Geld für die Überfahrt von Rivain nach Denerim zur Verfügung gestanden war, musste sie die Crew tatkräftig unterstützen. Starker Wind und hoher Seegang erschwerten die Arbeit zusätzlich und irgendwann war Chizuri von der ungewohnten Arbeit vollkommen erschöpft gewesen. Sie hatte sich in eine Ecke gesetzt und wollte sich kurz ausruhen, war dabei jedoch eingenickt. Der Schlaf war jedoch alles andere als erholsam gewesen, denn sie fühlte sich noch immer marode und außerdem war ihr kalt. Sie rieb sich die Augen. ‚Hoffentlich ist es an Land wärmer. Wenn nicht, muss ich mir einen warmen Fellmantel kaufen. Wie soll ich mir den leisten können? Aus welchem Fell preiswerte Mäntel sind? Zumindest etwas Warmes zu Trinken sollte…’

    „Wird’s bald?“ ‚Lass mich doch!’ „Wie legen gleich an und brauchen jede helfende Hand!“, hakte der Seefahrer nach. Chizuri sah ihn an und nickte entgegen ihrer Gedanken vorsichtig.
    „Was soll ich tun?“, fragte sie kleinlaut und erntete dafür ein Seufzen. Die Lysander war ein Frachtschiff und die Crew war es nicht gewohnt, Passagiere, die nicht wussten, was auf einem Schiff alles zu tun war, mitzunehmen. Der Seefahrer, Henrik, Chizuri erinnerte sich wieder an seinen Namen, packte sie an der Hand und zog sie hinter sich her. Etwas überrumpelt stolperte sie ihm nach.
    „Landratte…“, murmelte Henrik und reichte ihr anschließend ein Geitau. „Zieh daran, sobald es jemand sagt. Solange, bis das Segel ganz oben ist. Dann mach’ es hier fest.“ Er zeigte auf eine Klampe und grinste dabei. Als in der Früh ein Sturm aufgekommen war, hatte Chizuri auch schon beim Einholen der Rahsegel helfen müssen und wäre bei einem Windstoß fast über Bord geworfen worden - sehr zur Belustigung der Crewmänner. Widerwillig griff sie nach dem dicken Seil und wartete. Der Wind blies ihr dabei um die Ohren und sie fing zu zittern an. Zum Glück dauerte es nicht so lange, bis jemand den entsprechenden Befehl rief: „Und ziehen!“

    Mit aller Kraft riss Chizuri an dem Seil. Sie stemmte die Füße gegen den Boden und wäre am nassen Deck fast ausgerutscht. Doch nach einigen Minuten hatten sie es geschafft und die Hauptsegel der Lysander waren eingeholt. Keuchend lehnte sich Chizuri an die Reling und konnte zum ersten Mal die Stadt, die jetzt schon recht nahe war, sehen. Es war eine beeindruckende Kulisse, denn hinter den Gebäuden erstreckte sich ein Turm und auch der erloschene Vulkan war im Sonnenuntergang zu sehen. Stauend blieb sie stehen und nahm alles in sich auf. Sie hatte es tatsächlich bis nach Denerim geschafft. Rivain und all ihre Sorgen lagen hinter ihr. ‚In Denerim kennt mich niemand mehr.’

    Denerim
    Hafenbezirk


    Plötzlich rumpelte es, als das Schiff sachte gegen den Pier stieß. Sofort sprangen einige Seemänner auf das Festland und machten die Lysander an den Pollern fest. Chizuri wandte sich von der Reling ab, um ihre Sachen zu holen. Dazu musste sie in die Kabine und über die Leiter unter Deck, wo sie einquartiert wurde. Immerhin hatte sie vom Captain einen Schlafplatz bekommen, der mit einem Vorhang vom Rest abtrennbar war. Nun schob sie den Stofffetzen zur Seite und griff nach ihrem Halfter und ihrem Seesack, welche auf der Pritsche lagen. Ihre Tasche war leicht, neben Kleidung hatte sie nur wenige Kleinigkeiten bei sich. Mit ihrem Hab und Gut stieg sie wieder an Deck und ging zum Captain, der gerade die Leute antrieb, damit sie schneller die Fracht löschten. Neben der Crew halfen auch einige Arbeiter aus Ferelden. Als eine Peitsche knallte und daraufhin ein kleiner, ausgemergelter Elf aufschrie, wurde Chizuri hellhörig.

    „Mach schneller du wertloses Spitzohr!“, brüllte ihn ein Mann zusätzlich an. ‚Widerlich.’ Chizuri erinnerte sich plötzlich wieder an die Erzählungen von Voltaire und wie schlecht es teilweise den Elfen in Ferelden erging. Doch die Misshandlung mit eigenen Augen zu sehen, war etwas ganz anderes. ‚Ich habe mich um meine eigenen Sachen zu kümmern.’, mahnte sie sich selbst und wandte den Blick von dem zerschundenen Elf-Sklaven ab und dem Captain der Lysander zu.

    „Sir!“, sprach sie ihn höflich an. „Ich verlasse Euch nun. Lebt wohl.“ Gezahlt hatte sie bereits und jetzt wollte sie so schnell wie möglich weg von dem Schiff und seiner Crew. Der bärtige Mann musterte sie kurz und nickte dann. „Es war mir ein Vergnügen, meine edle Dame.“
    Er deutete noch eine Verbeugung an und Chizuri fragte sich, ob er das vorspielte, damit die fremden Arbeiter glaubten, er habe eine besonders wichtige Frau mitgenommen, oder ob er sie nur auf den Arm nehmen wollte.
    ‚Edle Dame.’, wiederholte sie innerlich. ‚Als ob an mir irgendetwas edel ist.’ Chizuri trug ihre leichte Lederrüstung, die auch schon wesentlich besser Zeiten gesehen hatte. Vermutlich bei der Vorbesitzerin oder wer auch immer sie anfertigen ließ. Risse und Abriebe an der Oberfläche des Leders, Flicken und Nähte an mehreren Stellen zeigten, dass diese Rüstung schon einiges mitgemacht hatte. Ohne auf den Kommentar einzugehen, verließ Chizuri die Lysander. Kurz beobachtete sie nochmals den Elf, wie er sich mit einer schweren Kiste abmühte und dann ging sie ihres Weges.

    Ziellos wanderte sie am Pier entlang, wich immer wieder anderen Passanten aus, blieb aber zwischendurch stehen, wenn sie glaubte, etwas Interessantes zu entdecken. Wie an jedem Hafen tummelten sich hier allerlei verschiedene Gestalten. Eine kleine, alte Frau streckte sich gerade, um eine Öllampe aus einer Laterne zu holen. Sie konnte die Lampe gerade so erreichen, griff sich dann mit der anderen Hand an den Rücken und murmelte irgendetwas mürrisch vor sich hin. Vor ihr auf dem Boden stand eine brennende Kerze, doch im Moment schien sich die Frau nicht bücken zu können. Chizuri trat zu ihr und hob die Kerze auf.
    „Geehrte Frau, darf ich behilflich sein?“ Die Frau lächelte schwach und hielt die Lampe hin. „Bitte.“
    Die Lampe entflammte durch das Feuer der Kerze und Chizuri stellte sie wieder in die Laterne. Sie schloss das Türchen und übergab der Frau die Kerze.
    „Bitte sehr. Könntet Ihr mir vielleicht sagen, wo ich Gaststube mit einem Zimmer für die Nacht finden kann?“

    „Hmm…“, machte die Frau. „In der Nähe des Markts ist eine Taverne, die Zimmer vermietet. Zum müden Adeligen heißt sie.“, antwortete die Frau und als Chizuri sie weiterhin fragend ansah, fuhr sie fort. „Diesen Weg entlang, über die Brücke und dann weiter gerade aus… Nein, links. Links und die Gasse dann rechts. Die erste Gasse oder die zweite? Hmm… Also über die Brücke, dann rechts… ach nein, links und die Gasse rechts. Dann ist der Markt vor dir…“
    „Mutter, kommst du endlich?“, erklang eine ungestüme, männliche Stimme aus dem Inneren des Hauses und die alte Frau zuckte kurz zusammen.
    „Ich komme ja schon.“, krähte sie zurück. „Mein Sohn…“, meinte sie dann entschuldigend zu Chizuri. „Also immer gerade aus und dann rechts.“, wiederholte sie die Wegbeschreibung in einer weiteren Variante, drehte sich um und schlurfte davon. ‚Großartig. Aber der Markt kann nicht so schwer zu finden sein. Wenn ich mal über der Brücke bin…’

    Chizuri ging in die Richtung, die ihr die alte Frau gezeigt hatte. Mittlerweile hatte sie auch schon recht großen Hunger und überlegte, was sie essen könnte. Es sollte halbwegs schmackhaft sein, nicht zu wenig vor allem jedoch günstig. ‚Es wird eh nur irgendein Fraß werden, weil alles andere zu teuer ist. Immerhin brauche ich noch etwas für das Zimmer und einen Mantel… einen warmen Mantel.’ Chizuri stieß einen leisen Seufzer aus. Sie würde früher oder später - aber eher früher - wieder irgendeinen dubiosen Auftrag annehmen, oder ihren Körper für einige Stunden verkaufen müssen, um an Geld zu kommen. Beides mochte sie nicht, aber für eine normale Arbeit war sie einfach nicht geschaffen. Egal, was sie anfing, immer bekam sie solche Schwierigkeiten, dass sie der Arbeit nicht mehr nachgehen konnte. Außerdem war der Verdienst im Vergleich zur investierten Zeit auch wesentlich niedriger. Im Endeffekt mochte sie das noch weniger. Aber darum konnte sie sich morgen kümmern.

    Als der entlang der Schiffsanlegestellen einen leichten Linksknick machte, erkannte Chizuri, dass sich das Meer zu einem Fluss verengte und sah eine Brücke über den Fluss. Sich an die Beschreibung der alten Frau haltend, betrat sie die Brücke. Zwei Kinder liefen lachend an ihr vorbei und hätten sie fast gerammt, wenn sie nicht im letzten Augenblick ausgewichen wäre. Sie beneidete die beiden Kinder um deren Sorglosigkeit. Auf halbem Wege über die Brücke bot sich ein schöner Anblick, wie sich der Fluss seinen Weg durch die Stadt bahnte. Chizuri blieb einen Augenblick stehen und sah sich das malerische Bild, das sich ihr bot, an. Doch der eisige Wind, der ebenfalls entlang des Flusses wehte, ließ sie frösteln und darum setzte sie ihren Weg bald fort.

    Auf der anderen Seite angekommen, überlegte Chizuri, wie sie weitergehen sollte, da die Wegbeschreibung der Frau keine Möglichkeit ausgelassen hatte. Sie entschied sich für den geraden Weg und betrat die Gasse, die fast vor ihr lag. Sie folgte der gepflasterten Straße doch der Marktplatz war nicht zu sehen. Nach der dritten Abzweigung, die nicht zum Markplatz führte, wollte sie umkehren. Plötzlich spürte sie etwas. Rasch drehte sich Chizuri um und sah, dass sich die beiden Kinder von vorhin an sie herangeschlichen hatten und jetzt mitsamt einem Bogen davonliefen. Ihrem Bogen! Nicht nur, dass sie sich keinen neuen leisten konnte, er war auch ein Geschenk von Voltaire. Ein Geschenk, welches sie immer in Ehren hielt. Wut und Zorn durchfuhren sie und es war sofort klar, dass sie sich ihren Bogen wieder zurückholen musste. Alles andere würde sie sich nicht verzeihen können.
    „Hey!“, rief sie und lief den beiden nach. Sie folgte ihnen durch mehrere Gassen und Abzweigungen, durch einen Hof und zwischen zwei eng zusammenstehenden Gebäuden durch. Wäre sie größer gewesen oder hätte sie eine dieser prachtvollen Rüstungen der Templer gehabt, hätte sie den Kindern nicht folgen können, doch da das nicht der Fall war, blieb sie den beiden auf den Fersen. Die Verfolgungsjagd ging weiter und die Kinder wurden zusehends nervöser und dann hatte sie die beiden. Sie hatten sich nämlich in eine Sackgasse verlaufen.

    Erst jetzt sah sie die Gesichter der beiden und schätzte sie auf ungefähr dreizehn Jahre - ein Bube und ein Mädchen, wobei das Mädchen ihren Bogen hatte. Beide waren schmutzig im Gesicht und ihre Kleider waren zerrissen.
    „Gebt mir meinen Bogen wieder zurück!“, verlangte Chizuri keuchend. Die beiden Kinder sahen sich kurz und der Knabe schüttelte den Kopf.
    „Nein, der gehört jetzt uns.“
    „Dann hole ich ihn mir.“
    Sie machte einen Schritt auf das Mädchen zu, doch der Junge griff unter sein dreckiges Leinenhemd und zog ein Messer hervor. „Ich warne dich!“, knurrte er. „Der Bogen gehört jetzt uns. Verschwinde, Weib, sonst schlitze ich dich auf.“

    ‚Wie frech! Nicht mit mir.’ Chizuri wusste nicht, ob er ihre anderen Waffen nicht bemerkt hatte, oder ob er sie nicht für gefährlich hielt. Sie ließ ihren Lederbeutel zu Boden. Schnell und gekonnt griff sie mit beiden Händen über ihre Schultern, zog ihre beiden gekrümmten Dolche aus dem Rückenhalfter und ging in Kampstellung. Rechter Fuß nach vor, die linke Hand ebenfalls nach vor und den Dolch quer vor ihrem Körper. Die rechte Hand hielt den zweiten Dolch leicht erhoben in Angriffsposition. Die Augen des Jungen weiteten sich und sein Messerarm fing leicht zu zittern an, doch er gab nicht nach. „Den Bogen. Sofort!“

    „Ich habe keine Angst vor dir, Weib!“, entgegnete er und setzte zum Angriff an. Sein Ausfall war schnell und einen unerfahrenen Menschen hätte er damit sicherlich überraschen können. Doch Chizuri hatte jahrelanges Training von Voltaire genossen und sah den Angriff an seiner Fußhaltung voraus. Stahl traf auf Stahl und mit der linken Klinge wehrte sie sein Messer ab. Mit dem rechten Dolch hätte sie ihn nun von Kopf bis Fuß spalten können, doch sie wollte das Kind nicht töten, sondern nur entwaffnen. Der Junge nutzte jedoch ihr Zögern aus und rammte ihr seine Faust schmerzhaft in den Bauch. Zum Glück fing ihre Lederrüstung den Großteil des Schlages ab. ‚Du willst es wohl nicht anders, du Narr!’
    Als Reaktion darauf machte Chizuri einen halben Schritt zurück, achtete darauf, dass ihr Dolch weiterhin sein Messer blockte und schlug mit ihrem rechten Ellebogen und einer leichten Körperdrehung zu. Sie traf den Jungen am Kopf und er ging bewusstlos zu Boden. Sie setzte ihm die Klinge an die Brust und sah das Mädchen an.

    „Leg den Bogen nieder und verschwinde von hier oder ich töte ihn!“, meinte Chizuri zu ihr. Perplex nickte das Mädchen und legte tatsächlich den Bogen ab. Danach schlich sie mit möglichst großem Abstand um Chizuri herum und lief eilig davon.
    Chizuri wartete noch einen Augenblick und steckte dann ihre Waffen wieder weg. Anschließend nahm sie dem bewusstlosen Jungen das Messer aus der Hand und holte ihren Bogen. Das Messer ließ sie dort liegen. Diesmal band sie den Bogen fest an ihren Lederbeutel und hängte sich beides wieder um. Zum Schluss bückte sie sich zu dem Jungen und gab ihm eine Ohrfeige, damit er erwachte. Er blinzelte mit den Augen und sah Chizuri verwundert an.

    „Deine Freundin ist schon davongelaufen. Dein Messer liegt dort drüben.“, sie zeigte auf die Stelle, wo sie es liegen gelassen hatte. „Ich gehe jetzt. Mach keine Dummheiten!“
    Chizuri stand auf und ging weg. Irgendwie taten ihr die Kinder leid, denn vermutlich waren sie genauso arm wie sie selbst. Sie versuchte den Weg, den sie gelaufen war, zurückzuverfolgen, doch schon nach wenigen hundert Schritten kam sie an eine Stelle, wo sie noch nie zuvor war. Zu ihrem Pech waren zu dieser Zeit keine anderen Personen in den Gassen anzutreffen. Sie drehte sich ein paar Mal suchend im Kreis und versuchte vergeblich irgendeinen Anhaltspunkt zu finden. ‚Na toll… Wie soll ich jetzt den Markt finden?’ So hatte sie sich ihre Ankunft in Denerim wahrlich nicht vorgestellt.
    Sie versuchte sich etwas zu beruhigen und nach kurzem Überlegen entschloss sie sich dazu, dass sie zurück Richtung Süden gehen würde. So musste sie wieder zu dem Fluss kommen. Tatsächlich erreichte sie das Gewässer und somit einen der Hauptwege schon nach wenigen Gehminuten. Unterwegs meldete sich ihr Magen lautstark, dass er endlich was zu Essen haben wollte und die Kälte, welche während der Verfolgungsjagd in den Hintergrund getreten war, kehrte ebenfalls zurück. Zumindest war hier wieder etwas Betrieb auf den Straßen, sodass sie sich erneut nach dem Weg erkundigen konnte.

    „Sir, wie komme ich zum Marktplatz?“, fragte Chizuri einen der Passanten. Dieser schaute sie kurz an und zeigte dann in eine Straße. „Einfach hier entlang. Ist nicht weit.“
    „Vielen Dank!“, entgegnete sie.

    Denerim: Marktbezirk ----->
    Geändert von Chizuri Saito (05.12.2010 um 10:30 Uhr)

  3. #3
    Newbie Avatar von Liothari Miranel
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    Denerim – Hafenviertel
    7 Uhr 3 morgens
    3. Tag nach Ostagar


    „So sieht es aus“, stimmte Liothari der Menschenfrau auf deren Bemerkung hin zu, ehe sich auf den Zwerg zu bewegte, leichtfüßig, die weichen Schuhe ließen kaum ein Stäubchen aufstieben. Als sie sich dem kleinen Zwerg mit dem kurzen, sauber gestutzten blondem Bart näherte, hob dieser den Kopf, Argwohn schien sich in die groben Züge zu meißeln.

    „Ja?“, knurrte er, wohl vollkommen zurrecht erkannte er, dass das Interesse der beiden Frauen ihm galt, und nicht der Schenke, die sich hinter ihm in den Himmel zu recken versuchte.
    Liothari furchte die Stirn, entsann sich der Worte, die Dariath ihr genannt hatte, die Parole, die es zu sagen galt. Wie war der Wortlaut gewesen? Ah, genau. „Der Erbauer wird heute die Augen verschließen.“
    Der Zwerg blinzelte, einmal, zweimal, da war Überraschung in seinem Blick, doch rasch wich es Erleichterung, die Züge entkrampften sich, wichen danach einem breiten, freundlichen Lächeln.
    „Beide?“, fragte er leise, an Liothari gewandt.
    Die junge Elfin nickte, ernst.
    „Gut“, sagte der Zwerg, bedachte Chizuri mit einem kurzen prüfenden Blick, doch sie schien zu bestehen, so dass Badok Toka – denn wer anders hätte er sein können? – scheinbar zufrieden gestellt, eine Hand hob und die beiden Frauen stumm hieß, ihm zu folgen – allerdings nicht, ohne zuvor den Krug in seiner breiten Hand in einem Zuge gelehrt und neben die Tür der Schenke gestellt zu haben.

    Er ging sehr schnell für einen Mann, dessen Beine nur halb so lang waren wie die Liotharis. Nicht einmal außer Atem zu kommen schien er, während kleine Staubwölkchen aufwirbelten, wo immer seine schweren Füße am Boden auftraten. Sein Schritt war sicher und fest, nichts wies darauf hin, dass er vor kurzem einen ganzen Krug in einem Zug ausgetrunken hatte, doch möglicherweise war darin kein Alkohol gewesen, sondern lediglich Saft, Tee, Wasser oder dergleichen. Liothari schob das Rätsel beiseite, es war nicht weiter wichtig.

    Die beiden Frauen folgten dem Zwerg vorbei an mehr oder minder heruntergekommenen Schuppen, worin wohl Waren aus Übersee lagerten, oder worin sich Banditen bei Tage verstecken mochten, Liothari konnte es nicht mit Gewissheit sagen. Auch kamen sie an weiteren, in der Brandung sich wiegenden Schiffen und Boten vorbei, an sich abrackernden elfischen Arbeitern, die in der Sonne schwitzen – was Liothari tiefer traf als jede Wunde, die sie jemals davon getragen hatte – und an dunklen Seitenstraßen, die tiefer ins Innere Denerims führten.

    Schließlich jedoch hielt der Zwerg inne, blieb stehen vor einer sich den blauen Morgenhimmel reckenden Fassade, aus der Stimmen drangen, manche laut, manche leise, doch allzu viele waren es zu dieser frühen Stunde nicht. Über der Tür stand in fereldischen Buchstaben ein Schriftzug, dort stand „Zum Wolfspack“. Liothari dankte im Geiste ihrer Hüterin dafür, dass sie ihr beigebracht hatte, diese Buchstaben zu lesen und zu schreiben.

    „Da wären wir“, murmelte der Zwerg, öffnete dann die Tür, stieß sie auf, nur einige Spaltbreit, und zwängte sich hindurch ins Innere, Liothari folgte, den Atem angehalten, das Herz trommelte ihr in der Brust. Sie wusste nicht, was sie dort drinnen erwartete, noch wie sie darauf reagieren sollte – es konnte ja alles Mögliche sein.

    Dann stand sie im Inneren der Schenke, zwischen Tischen, vor sich, einige Schritte entfernt, die Theke. Liothari sah sich etwas verloren um, fühlte sich beengt von den Wänden aus toten Holz. Fragend blickte sie zu dem Zwerg hin. Zweimal mussten sich ihre Lippen bewegen, ehe sie einen Ton hervorbrachte: „Und jetzt?“

    7 Uhr 6 morgens
    >>> Denerim – Schenke „Zum Wolfspack“

  4. #4
    DA FRPG only Avatar von Chizuri Saito
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    Marktviertel

    Denerim
    Hafenbezirk


    Nachdem der Zwerg die Parole akzeptierte, leerte er seinen Krug und führte Liothari und Chizuri zu einer Taverne namens Zum Wolfspack. Die beiden Frauen folgten ihm ins Innere und fanden sich in einem kleinen Schankraum wieder. Holz war das vorherrschende Material und fand sich überall wieder. An den Wänden waren Bildnisse von Wölfen und sogar ein Fell eines Tiers, Chizuri vermutete, dass es ebenfalls von einem Wolf stammte, war zu finden. Insgesamt mutete die Taverne sehr gemütlich und heimelig an.

    Gäste waren derzeit keine anwesend - zu der frühen Stunde nicht wirklich verwunderlich - aber auch sonst war niemand hier.
    „Und jetzt?“. fragte Liothari vermutlich aus diesem Grunde. ‚Jetzt machen wir uns hier gemütlich und wärmen uns.’ Der Anblick des kleinen Kamins, der vor sich hin knisterte, zauberte ein kleines Lächeln auf Chizuris Gesicht.

    „Moment.“, entgegnete Badok, bevor er sich zur leeren Theke wandte. „Banquo! Wo steckst du?“, rief er dann lauter als Chizuri es je vermocht hätte. Aus einem weiteren Raum, dessen Türe hinter der Bar war, kam ein Murmeln zurück und kurz darauf kam ein weiterer Zwerg zum Vorschein. Er hatte eine Glatze und einen dunklen Bart, der am Kinn zu einem beachtlichen Zopf geflochten war. Sein Blick war etwas mürrisch, doch als er Badok sah, wurde sein Gesichtsausdruck fröhlicher.
    „Atrast Vala, alter Freund!“, grüßte er und ließ seinen Blick dann über Liothari und Chizuri schweifen. „Wen hast du denn da so früh am Morgen mitgebracht?“

    „Atrast Vala . Neuzugang.“, entgegnete Badok knapp. Chizuri zögerte nicht lange, sondern ging auf den Zwerg namens Banquo zu und reichte ihm die Hand.
    „Chizuri Saito.“, stellte sie sich vor. „Es freut mich sehr, Euch kennen zu lernen.“
    „Banquo Sconnos. Ebenfalls.“ Daraufhin grinste der Zwerg. „Lia wird begeistert sein…“, murmelte er vor sich hin. Etwas lauter wandte er sich dann zu Liothari: „Und wer seid Ihr, hübsche Dame?“

    3. Tag, 7 Uhr 7 morgens

    Schenke „Zum Wolfspack“ ----->

  5. #5
    DA-FRPG only Avatar von Karàsvina Zwielichtstochter
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    <<< Denerim - Marktbezirk
    Denerim - Hafenbezirk
    7:00 Uhr


    Die Luft riecht salzig.
    Das war das erste, was Karàsvina auffiel. Sie war nun schon geraume Zeit unterwegs, zerschunden wie sie war. Nun spürte sie auch noch die Kälte, welche wie Messer in ihrem nun zu großen Teilen freiliegenden Rücken stach. Dazu kamen noch die ganzen toten Bauten aus Stein um sie herum. Seit nun schon geraumer Zeit drückte ihr das nur allzu schwer aufs Gemüt. Ihr letzter Besuch in einer Siedlung der Menschen lag schon Jahre zurück. Wiewohl sie mit jener Zeit keine allzu schönen Erinnerung verband.
    Doch der salzige Geruch kam ihr seltsam vor. Und so ging sie, nun doch neugierig geworden, um die nächste Ecke. Und hätte sich beinahe den Kiefer ausgerenkt.

    Karàsvina hatte das Meer noch nie gesehen. Sicher, sie hatte Erzählungen und Berichte davon gehört, aber sie hatte sich einen so großen Teich einfach nie vorstellen können. Und nun, da sie hier stand war sie überwältigt. Auch wenn einige seltsame Gebilde aus Holz ihre Sicht einschränkten, so war der Tanz, welchen das Licht der aufgehenden Sonne auf der sich immerzu bewegende Wasseroberfläche aufführte von atemberaubender Schönheit. Hinzu kam der Salzgeruch. Auch vernahm sie Rufe von Vögeln wie sie sie noch nie vernommen hatte. Weiter unten am Hafen sangen einige Seeleute bei der Arbeit und eine warme Erinnerung an frühere Tage, als auch sie mit anderen Gesungen hatte rührte sich in ihrem vernarbten Herzen.

    So musste sie, trotz der roten Striemen auf ihrer Kehrseite, trotz der bitteren Kälte die ihr das Rückrad hinaufkroch Lächeln. Es war das Lächeln eines fröhlichen Kindes, welches nun schon so lange nicht an die Oberfläche gedrungen war.
    Doch da wurde an einem der hölzernen Säulen ein großes Leinentuch emporgezogen und versperrte ihr den Blick auf das endlos scheinende Gewässer, welches sich am Horizont mit dem Himmel verband. Die Augen immer noch in Richtung Meer gerichtet machte sie einige rasche Schritte zur Seite, um dem Spiel von Wellen, Wasser und Wind noch eine Weile zuzusehen. Da geschah es.

    Sie hatte weder die Frau mit den langen, schwarzen Haaren und dem Korb noch deren elfische Begleitung gesehen. Letztgenannte riss sie dann auch prompt mit zu Boden als sie sich unsanft trafen.
    "Pass doch auf, verdammt! Hast du keine Augen im Kopf?", ertönte die Stimme der Elfe.
    Karàsvina, welche bäuchlings auf der Sprecherin lag schaute dieser nur verschreckt in die Augen. Sie machte sich schnell daran, sich wieder empor zu stemmen, doch da durchzuckte ein Schmerz gleich einem Peitschenschlag ihren Rücken. So bleib sie mit schmerzverzerrtem Gesicht auf der Frau liegen.
    Die hinter ihr stehende Frau, Aurelia, konnte nun, da die Gugel empor gerutscht war einen uneingeschränkten Blick auf ihre geschundene Kehrseite werfen. So lagen die dicken, roten Striemen deutlich sichtbar vor ihr...

    7:05 Uhr morgens
    Geändert von Karàsvina Zwielichtstochter (23.12.2010 um 01:37 Uhr)

  6. #6
    Newbie Avatar von Aurelia Lantea
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    Tag 3
    Denerim, Marktbezirk – Marktplatz >>>> Denerim, Hafenbezirk - Kai
    7 Uhr 4 morgens


    Zurück zum Wolfspack ging es, das östlich des Stadtgebiets, das ans Amaranthine-Meer grenzte, durstige wie auch hungrige Seewölfe bewirtschaftete. Schiff um Schiff, das exquisite Stoffe, exotische Gewürze, Fisch, Schwert wie auch Werkzeug transportierte, ankerte am Kai, wo Matrose um Matrose das Frachtgut zum Steg schleppte. Glitschig war es dort, die Gischt des Meeres schwappte auf die Stege, die ganze Teppiche aus Meerespflanzen bewuchsen. So passierte es, dass ein elfischer Matrose, faktisch ein Sklave, ausrutschte. Er strauchelte zurück, "Ach du-", klatschte auf die alte Stegbrüstung, die ob seines Gewichts direkt brach, dass er samt des Frachtguts ins Uferwasser platschte. "Cevelt, du Schwachkopf!", schrie die Steuersfrau, die am Schiffsaufgang eine zweite Kiste bugsierte, "Was für ein Ochse. Fischt die Kiste raus, aber er darf selbst gucken, wie er zurück zum Kai kommt", knurrte ein Maat gehässig.

    Abseits des Kais, wo die gepflasterte Uferstraße an die Kontore grenzte, ging Ophelia. Sie beobachtete mit Missgunst, was am Steg passierte, so war Ophelia schließlich selbst eine Stadtelfe. Sie packte Aurelia, die gefräßig auf das saftig-frische Gefügelfleisch im Korb starrte, am Arm, dass die ältere Frau stoppte. "Was?", fragte Aurelia irritiert, "Schau, dort", blickte erst zum Schiff, wo die Steuersfrau schimpfte, schließlich zur Stegsstrebe, wo sich Cevelt festkrallte. Gischt schwappte in sein Gesicht, Seetang klebte am Haarschopf, die Kleidung war in Schmutzwasser getränkt, das Gebiss klapperte, so frostig kalt war das Meer. Aurelia seufzte. "Warte." Sie stellte den üppig befüllten Korb ab, spurtete zum Steg und griff sich ein Seil, wickelte, knotete es an die Uferlaterne, kniete sich an die Stelle, wo Cevelt in die Stegbrüstung gekracht war und warf die Strippe zur Strebe. "Gute Frau, ich danke Euch!", rief er sofort, packte das Seil und kletterte steif wie ein Stock zum Steg zurück, "Andraste sei mit Euch", er fröstelte schrecklich, pfiff die kalte Luft am Kai doch wie ein scharfes Schwert. "Mir sei nicht gedankt", grinste Aurelia und deutete auf Ophelia, die am Korb wachte und sich erleichtert zeigte, "passt auf Euch auf, Elf." Sie drückte Cevelts Schulter, "Ja, gute Frau, richtet bitte meinen Dank aus", nickte und spazierte zurück zur Stadtelfe. "Zurück an die Arbeit, du Nichtsnutz!", schrie die Steuersfrau aufgebracht. Cevelt katzbuckelte.

    "Ich frage mich, ob das, was wir tun, wirklich etwas ändert."

    Aurelia, die das Geflecht griff, blickte überrascht zur Elfe auf, die Cevelt beobachtete, wie er zurück aufs Schiff schlurfte. "Nein, es ändert nichts für das Volk", antwortete die ältere Frau aufrichtig, "aber es ändert alles für den Einzelnen. Wenn du dich also fragst, ob es Sinn macht, was die Communitas tut, so antworte ich: ja, das tut es gewiss."

    Ophelia gab eine merkwürdige Antwort.

    "Pass doch auf, verdammt!", giftete die Stadtelfe, die stracks die dreckige Uferstraße küsste, "hast du keine Augen im Kopf?" Aurelia blinzelte. Was sich bäuchlings an die Elfe krallte war ein ausgemergeltes, rotblondes Mädchen mit Kapuze, das sich erst erschreckt aufrappelte, aber wie aus Schmerz zurück auf Ophelia plumpste. Wieso das passierte, flüsterte die Kleidung, die am Kreuz des Sprösslings wie von Peitsche oder Gerte aufgeplatzt war. Aurelias Gebiss knirschte in Wut.

    "Was ist Euch passiert, Mädchen? Wie ist Euer Name?", Aurelia beugte sich zur Kapuzenfrau, "kommt, ich helfe Euch auf. Ophelia, hast du dir etwas getan?"

    "Nein...", antwortete die Stadtelfe zögerlich, beobachtete skeptisch, wie Aurelia das Mädchen zurück auf die Füße brachte, bis Schock die Skepsis fortschubste, "beim Erbauer...wer hat dich so ausgepeitscht?" Sie rappelte sich selbst auf, klopfte sich flüchtig Staub wie auch Schmutz ab, "entschuldige, dass ich dich so angeschrien habe."

    7 Uhr 8 morgens
    Geändert von Aquarius (11.01.2011 um 16:20 Uhr)

  7. #7
    DA-FRPG only Avatar von Karàsvina Zwielichtstochter
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    Denerim - Hafenbezirk
    7:06 Uhr morgens


    Karàsvina lag, unfähig sich ohne Hilfe aufzurichten, weiterhin bäuchlings auf der Elfe. Da beugte sich eine andere Frau zu ihr herab.

    "Was ist Euch passiert, Mädchen? Wie ist Euer Name?"
    Und ehe sie etwas erwidern konnte, wurde sie auch schon mit den Worten "kommt, ich helfe Euch auf. Ophelia, hast du dir etwas getan?" auf die Füße gezogen.
    Mit großen, neugierigen Augen musterte sie die schwarzhaarige Frau. Diese war etwas größer als sie selbst und schaute sie mit einer Mischung aus Mitleid und Zorn an. Da erklang erneut die Stimme der Elfe: "beim Erbauer...wer hat dich so ausgepeitscht?"
    Karàsvina schaute ihr zu, wie sie aufstand und sich die Kleidung ausklopfte
    Wieder eine Elfe. Aber wohl keine Dienerin, so wie die redet., dachte sie und wollte gerade antworten, als Ophelia schon wieder den Mund öffnete: "entschuldige, dass ich dich so angeschrieen habe."

    Karàsvina schaute ihr in die Augen und schüttelte nur leicht den Kopf. Ophelia zog fragend eine Augenbraue empor.
    "Was willst du mir denn sagen, Kleines?", fragte die Elfe.
    'Entschuldige'? Was war das noch... oh. Ihr fiel wieder ein, wofür jenes Wort benutzt wurde.
    "Entschuldige, wenn ich dir wehgetan habe.", sagte sie dann auch.
    "Du hast mir nicht wehgetan, Liebes. Aber nun sag schon, was ist mit dir passiert?"
    Der Hexe schwirrte der Kopf. So viele Fragen.
    Was beantworte ich nun? 'Was ist mit dir passiert?' War die letzte Frage. Davor 'Wer hat dich so ausgepeitscht?' und 'Wie ist dein Name?' Ach so, vielleicht wollen die ja, dass ich mich zuerst vorstelle, um dann die Fragen zu beantworten.

    Sie tat einen Schritt rückwärts, um beide Frauen sehen zu können, bevor sie sprach: "Ich bin Karàsvina Zwielichtstochter. Und ich habe einer kleinen Elfe den Sack Kartoffeln getragen. Der Mann, der den Sack gekauft hatte dachte, ich wollte ihn stehlen und hat mich geprügelt. Ich wollte seinen dämlichen Sack aber nicht stehlen, ich habe jenen getragen, weil der Sack viel zu schwer für das Mädchen war."
    Sie zögerte kurz. Nun, wo sie die schwarzhaarige Frau wieder ansah, merkte sie etwas.

    Etwas, wie ein Duft, den man vor langer Zeit mal gerochen hatte. Etwas wie das Echo eines Liedes, welches man in seiner Kindheit gesungen hatte. Hinter den blauen Augen der Frau war etwas, eine Ahnung. Eine Ahnung, dass diese Frau mehr war als das Auge sehen oder die Nase riechen konnte. Als wäre diese Frau nur eine angelehnte Tür, hinter der ein Raum lag, aus welchem gerade genug Geräusche drangen um erahnen zu können, was sich in dessen Innern befinden möge.

    Und da fiel ihr ein, woher sie dieses seltsame Gefühl kannte. Baldur roch nach etwas ähnlichem. Und der hatte ihr beigebracht, was dieses Gefühl bei einer Person bedeutete:
    Ich spüre das Jenseits hinter dieser Frau, als wäre sie eine Art Wegweiser dorthin. Das bedeutet, dass sie es auch spüren kann. Sie ist eine Hexe.
    Sie ging noch mal einen zögerlichen Schritt rückwärts. Die schwarzhaarige konnte zu den Hexenjägern, den Leuten mit den Rüstungen und jenem Symbol gehören.
    Baldur hatte ihr einmal erzählt, dass es in der Welt der Menschen Hexen und Hexer gab, welche mit diesen zusammenlebten. Und die jagten jede Magie, die sie nicht kannten, wie etwas ihr Eigene.
    'Die Menschenhexer zu erkennen ist nicht schwer: Sie tragen allesamt lange, metallene Stäbe mit denen die sie die Magie in andere Formen zwängen können.' hatte er ihr mal gesagt. Karàsvina kniff die Augen zusammen und musterte die Frau erneut.

    Sie hat keinen Metallstab. Die Hexe seufzte kurz. Die Frau war freundlich zu ihr gewesen. Und sie schien nicht zu den Menschenhexern zu gehören. Des weiteren musste sie ohnedies irgendjemanden danach fragen. Da lieber jemanden, der ihr mit Freundlichkeit begegnete.
    So fasste sie sich ein Herz und fragte geradeheraus:
    "Ich suche eine Gruppe namens 'Communitas', die ich in einer Schenke namens 'Wolfspack' treffen soll. Könnt ihr mir helfen?"

    Denerim - Hafenbezirk,
    7:08 Uhr morgens
    Geändert von Karàsvina Zwielichtstochter (23.12.2010 um 01:37 Uhr)

  8. #8
    Newbie Avatar von Aurelia Lantea
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    Denerim, Hafenbezirk - Kai
    7 Uhr 8 morgens


    Communitas. Wolfspack.

    Steif wie ein Stock grub sich Aurelia am Griff des Korbgeflechts fest, kaum dass die kalte Luft die zwei Worte streifte. Skepsis schwappte auf, wie auch die Frage, wieso die Gestalt dort - gekleidet in alte, dreckige Stoffe, so notdürftig gestopft wie eine kaputte Puppe - die Communitas aufsuchte. Aurelia blickte auf das ausgepeitschte Kreuz. Ob es wirklich stimmte, dass die Zwielichtstochter, wie sich die Gestalt selbst betitelte, so hilfsbereit für eine Arbeitselfe einen Sack mit Kartoffelknollen geschleppt hatte? Oder bastelte Karàsvina etwa eine faulige, tückische Geschichte? Aurelia fragte sich das, die Antwort aber barg das exotische Honiggelb, das die Gastfrau so neugierig betrachtete.

    Sie bestrebte, Karàsvinas wirkliche Absicht ans Licht zu bringen.

    "Zum Wolfspack...?", fragte Aurelia gespielt stoisch, das Gesicht wie zur Maske festgegipst, "es ist keine fünf Minuten die Uferstraße aufwärts", beantwortete die Gastfrau schließlich die Frage, sagte aber kein Wort zur Communitas. Es war Aurelia nämlich extrem suspekt, dass die Zwielichtstochter so gut wusste, dass das Wolfspack sich in Wirklichkeit wie ein Schutzzelt um die Communitas straffte, die im Subgewölbe der Gaststätte für die Flüchtlinge sorgte. Eigentlich war es kaum bekannt, wo die Gemeinschaft wirklich wirtschaftete, schließlich suchte die Kirche wie auch die Templer abtrünnige Magi wie Geoffrey oder Aurelia selbst, sodass die Schweigepflicht oberstes Gebot war. Auch war es äußerst merkwürdig, dass Karàsvina ausgerechnet in zwei Communitas-Gründer gestrauchelt war. Absicht? Zufälligkeit? Schicksal? Aurelia wusste keine gute, keine korrekte Antwort, aber die Antwort zeigte sich baldigst gewiss.

    "Lasst es uns Euch zeigen, Zwielichtstochter, die Gaststätte ist nämlich mein", feixte Aurelia, die flüchtig auf die Stadtelfe schaute, die nickte, "sagt, was ist die Communitas, die Ihr nanntet?"

    7 Uhr 9 morgens

    >>>> Denerim, Schenke "Zum Wolfspack"
    Geändert von Aquarius (31.12.2010 um 14:39 Uhr)

  9. #9
    DA-FRPG only Avatar von Karàsvina Zwielichtstochter
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    Denerim- Hafenbezirk
    7:08 Uhr morgens


    Die Haltung der Frau hatte sich schlagartig gewandelt: Von einer offenen, freundlichen in eine abwehrende, angespannte Haltung. Karàsvina erschrak.
    Hatte sie sich geirrt? War jene Frau doch eine Hexenjägerin? Schließlich konnte sie ihren Stab auch einfach zu Hause gelassen haben.

    Die Hexe nahm ihrerseits eine geduckte, angespannte Haltung ein und sogleich durchzuckte Schmerz ihren gebeutelten Körper.

    "Lass es uns Euch zeigen, Zwielichtstochter, die Gaststätte ist nämlich mein", sagte die Frau schließlich und schritt aus.

    Immer noch in der geduckten, alarmierten Haltung folgte Karàsvina der Frau, nun aber deutlich wachsamer als noch zuvor. Wenn es stimmte, was diese gesagt hatte, so konnte diese sie wenigstens zum 'Wolfspack' bringen. Und eine bessere Chance hatte sie nicht, schließlich standen immer noch die hundert Leben auf dem Spiel, die der tote Mann mit der Botschaft erwähnt hatte. Und wenn es sich doch um eine Hexenjägerin handeln sollte, dann würde die Zwielichtstochter dieser zeigen wie Wildnishexen kämpfen konnten...

    Aurelias letzte Frage verhallte unbeantwortet.

    7:09 Uhr morgens


    >>>> Denerim- Schenke "Zum Wolfspack"
    Geändert von Karàsvina Zwielichtstochter (23.12.2010 um 14:15 Uhr)

  10. #10
    DA FRPG only Avatar von Justinus
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    Schenke "Zum Wolfspack"
    ------------>
    Hafenbezirk
    07:32

    Justinus ging zügigen Schritts durch die Straßen Denerims ohne ein klares Ziel zu haben, er musste sich beruhigen. Er spürte diesen brennenden Zorn in sich der ihn schon so lange begleitete wie er zurückdenken konnte, der ihn wach hielt und ihn selbst in den kältesten Winternächten von innen wärmte.
    Das Scheitern in der Schenke hatte den Zorn noch weiter befeuert, er fühlte sich wie eine Gewitterwolke die jeden Moment sich zu entladen drohte.
    Er genoss dieses Gefühl doch heute musste er dagegen ankämpfen und so würde er er so lange ziellos umherstreifen bis er sich beruhigen würde.
    Der Chaosritter vermied es den Passanten in die Augen zu sehen oder an irgendetwas zu denken. Starr hielt er seinen Blick auf die Pflastersteine gerichtet und setzte einen Fuß vor den anderen und konzentrierte sich auf seinen Atem.
    So weit er zurückdenken konnte war dieser Hass auf alles Zivilisierte und Geordnete sein stetiger Begleiteter, er ließ ihn wieder aufstehen wenn er fiel, ließ in Tag und Nächte lang durchmarschieren, ließ ihn Schmerz, Hunger und Kälte klaglos ertragen und trieb ihn da weiter an wo andere aufgaben. Dieser Hass würde ihn nie zu Ruhe kommen lassen und würde ihn vermutlich bis über den Tod hinaus begleiten.
    Ohne diesen Hass würde er heute nicht da sein wo er jetzt stehen würde und dennoch war Hass nur ein kleiner Teil des Chaos. Insgesamt gab es vier Hauptrichtungen, die jeweils zwei Extreme hatten. Von diesen acht Richtungen strahlten unzählige Nebenrichtungen ab die sich wiederum noch viel, viel weiter verästelten. Über allem stand das ungeteilte Chaos dessen Essenz für Sterbliche unmöglich zu erfassen war.
    Viele hatten versucht das Chaos zu verstehen, also nicht das Chaos das Entstand wenn man einen Fuchs in einen Hühnerstall warf, sondern das reine, ungeteilte Chaos das am Rande der Wirklichkeit und in den Seelen jeder Kreatur geduldig auf seine dunkelste Stunde wartete. Diese Gelehrten waren nicht selten dem Wahnsinn verfallen ohne auch nur annähernd ihrem Ziel nahe gekommen zu sein.

    Er schwenkte ihn eine dunkle Gasse ein, noch immer tief in Gedanken versunken bemerkte er nicht wie sich eine Gestalt sich ihm von hinter näherte .
    Justinus war die Wildnis und ihre Einsamkeit gewöhnt, er nahm erst Notiz von seinem Verfolger als dieser bereits dicht hinter ihm war.
    In einer fließenden Bewegung rammte er seinen gepanzerten Ellbogen nach hinten. Sein Verfolger stolperte überrascht zurück und hielt sich die geplatzte Lippe, ohne weiter Zeit zu verlieren packte der Krieger den Kopf des Verfolgers und schmetterte ihn gegen die Ziegelwand der Gasse. Sein Verfolger stöhnte auf und fiel zu Boden.
    Justinus hatte schon sein Fuß gehoben um sein Gegenüber mit einem gezielten Tritt aus dem Leben zu werfen, doch im letzten Moment hielt er sich zurück heute nicht!

    Tief ein- und ausatmend und die Hände immer wieder aufgeregt zu Fäusten ballend stand er über seinen Verfolger und musterte ihn genau.
    Es war eine junge Frau die einen abgetragenen und fleckigen schwarzen Kapuzenumhang trug wie ihn auch Mönche trugen. Er hoffte für die Frau, dass sie keine Geistliche war, ansonsten konnte er in seinem jetzigen Zustand für nichts garantieren.
    Noch immer leicht benommen schob sie ihre Kapuze zurück, der Anblick ließ den Kultisten interessiert genauer hinsehen.
    An sich war sie eine recht hübsche Frau, ihr blondes Haar trug sie streng nach hinten zu einem Pferdeschwanz gebunden und einige Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Doch was den Chaoskrieger viel mehr interessierte waren die Narben in ihrem Gesicht. Ihr Gesicht war mit einer einzelnen großen Narbe verziert, als ob jemand mit einem Messer wie mit einem Stift sein Zeichen in ihr Gesicht geritzt hatte. Und der Chaosritter erkannte das Zeichen. Es war dasselbe Zeichen mit dem er seine Rüstung verziert hatte.

    Die Frau wischte sich das Blut und die Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah ihn mit einem widersprüchlichen Gesichtsausdruck an „Ich wusste, dass ihr eines Tages zurückkehren würdet um das Begonnene zu ende zu bringen...ich wusste es...all die Jahre über!“. Langsam dämmerte es dem Kultisten, vor sich hatte er eine Überlebende von einem der Überfälle. So etwas war von Zeit zu Zeit vorgekommen doch immer die Seltenheit gewesen.
    „Ich habe immer versucht zu verstehen was damals passiert ist und warum.“ fing die Frau weiter an zu erzählen „Nachdem ich fast zwei Tage lang in den Armen meiner toten Mutter gelegen hatte, begraben von den verkohlten Überresten unseres Hauses schaffte ich es mich zu befreien. In den Wochen und Monaten in denen ich, entstellt und mittellos von der Hand in den Mund lebte, hatte ich nur Trauer und Schmerz gespürt. Ich suchte Rat und Trost bei Andraste und dem Erbauer und dann wich der Schmerz der Wut. Zuerst hatte ich meinen Groll gegen euch gerichtet. Ihr habt meine ganze Welt und alles was meine Familie sich so mühsam aufgebaut hatte in einem Augenblick hinweggefegt. In der Kirche sagte man mir, ich solle auf den Erbauer vertrauen, er würde die Schuldigen strafen und die Gerechten erhören. Mich erhörte er nie und so begann ich meine Wut auch auf Andraste und den Erbauer zu richten. Wie hatten sie zulassen können was mir und meiner Familie widerfahren war und in der Kirche sagte man mir das alles was Geschah der Wille des Erbauers war und das dieser Wille unergründlich sei!“
    Die Frau hielt sich kurz den Kopf und lächelte etwas wirr „Ich weiß nicht mehr wer mit den Anschuldigungen anfing, vielleicht war ich es auch aber am Ende jagte man mich aus der Kirche und da begann ich nochmal über das Geschehene nachzudenken.
    Ihr habt in dieser Nacht etwas bewiesen, das verstehe ich jetzt. Man kann nichts kontrollieren alles was geschieht ist Zufall und ohne letzte Konsequenz das weiß ich jetzt. Nichts ist vor dem Zufall gefeit! Wer weiß, wenn ihr damals, noch Monate bevor ihr unser Haus überfallen habt, eine andere Abzweigung an einer Kreuzung gemacht hättet wäre ich heute noch mit meiner Familie zusammen und würde mir so langsam Gedanken über eine Heirat machen.“ die Frau lachte kurz und leise auf und schüttelte den Kopf.
    „Die Jahre vergingen und der Wut folgte eine Leere, eine Stille Akzeptanz dessen was geschehen war. Fast jedes mal wenn ich die Augen schließe und schlafe, erlebe ich diese eine Nacht in der ihr über uns kamt wieder und wieder. Ich wusste eines Tages würdet ihr zu mir zurückkehren, es hatte so sein müssen! Und heute sehe ich euch hier in der Stadt. Endlich seit ihr zu mir zurückgekehrt,...“ die Frau atmete tief durch und schloss die Augen„...endlich!“
    Justinus schlug ihr mit der Flachen Hand mit Schwung gegen den Kopf, sodass dieser heftig herumgerissen wurde. Er packte sie an den Haaren und zog sie tiefer in die Gasse, die Frau wehrte sich nicht oder schrie, sie ließ diese Behandlung einfach über sich ergehen. Er warf einen Blick in die nähere Umgebung und erleichtert stellte er fest, dass sie ganz allein waren. Er stieg über sie, ergriff ihren Kragen und zog sie näher zu sich.
    „Du hast mich gesucht, bist mir gefolgt, nicht weil du von Rache getrieben wirst, sondern weil du auf der Suche nach etwas bist. Die Suche nach einer Antwort trieb dich zurück in meine Arme!
    Ich kam zu dir, zwang dich deine Augen zu öffnen und den Schleier abzulegen den du all die Jahre getragen hast! Mit Schrecken und Schmerz musstest du lernen, dass nichts Bestand hat und keine Moral hält was sie verspricht!
    Die Frage die dich nun schon so lange quält ist nicht die Frage Warum ausgerechnet dir so viel Leid geschehen musste oder wie du wieder ein `normales´ Leben führen kannst sondern was in dieser Welt Bestand hat.
    Nur das Chaos ist völlig rein und überdauert alles! Alle Völker dieser Welt klammern sich an ihre falschen Götter oder schwachen Herrscher und werden nur mit Schweigen belohnt. Tag für Tag verrichten sie ihr Werk in der blassen Hoffnung eines Tages dafür entlohnt zu werden. Selbst im sterben glauben sie, das etwas auf sie warten würde, dabei sind sie wie Maden im Fleisch einer Leiche. Gefangen in einem Verlies aus kaltem Fleisch, hilflos und ohnmächtig, unwissend! All ihr Leiden, all ihr Schmerz den sie im laufe ihres Lebens ertragen müssen wird in dem Moment vergessen wenn sie in kalte, undankbare Erde herabgelassen werden und niemand wird sich an sie erinnern!

    Einst war ich wie du! Wenn ihr aber wagt die Augen geöffnet zu halten und ihr euch traut weiter zu blicken werdet ihr einen Weg erkennen der euch aus diesem Kreis der Agonie herausführt!“
    Fuhr er die Frau an und seine Stimme war wie ein dunkles Grollen, doch die Frau weitete mit jedem gesprochenen Wort ihre Augen und ein entrücktes Lächeln zeichnete sich auf ihrem entstellten Gesicht ab.
    Er beugte sich tiefer zu der Frau, sodass er ihren Atem riechen konnte und flüsterte fast liebevoll.
    „Ich beobachte euch, ich höre euch. Ich sehe den Hass in euren Augen, gut verborgen hinter trauriger Leere. Ich kenne die furchtbare Finsternis, die sich hinter euren sorgsam einstudierten Lügen versteckt. Ich warte an der Grenze des Wahnsinns auf euch. Ich schmecke den Schmerz in eurem Verstand, die Sehnsucht nach dem Ende dieser Scharade. Ich baue mein Nest in den finsteren Abgründen eurer Seele. In den Schatten warte ich darauf, dass meine Zeit anbricht. Geduldig erwarte ich den Moment, in dem ihr eure Augen öffnet und erkennt, dass es allein mein Wille ist der euch atmen lässt.“
    Die Augen der Frau weiteten sich ein letztes Mal und ihr Mund formte ein Stummes `Wie?´. Es war die einzige Frage die noch von Bedeutung war, wie begab man sich auf den beschriebenen Weg?
    Justinus umarmte die Frau und presste sie an sich wie ein heißblütiger Liebhaber „Führe das Werk fort, lass die Saat die in eurem Herzen ausgesät wurde tiefe Wurzeln in euere Seele schlagen und lehrt den Menschen das was euch widerfahren ist, damit auch sie die Wahrheit erkennen können.
    Zerstöre um der Zerstörung willen, töte um des Tötens willen. Dies ist der reinste Kern“ hauchte er ihr zärtlich ins Ohr. Er ließ von ihr ab und sah ihr tief in die Augen und was er sah befriedigte ihn zutiefst. Das Feuer des Hasses in ihr, war von einer Glut zu einer Brunst gewachsen.
    Er sah ihr noch immer tief in die Augen und zog unbemerkt sein Messer. In einer einzigen sorgsam gezielten Bewegung rammte er ihr das Messer in den Leib.
    Nur kurz verzog sie das Gesicht und nahm den Schmerz als das hin was er war, unvermeidlich.
    Der Chaosritter stand auf und baute sich über der Frau auf. „Sehe dies als deine erste Prüfung an. Wenn du stark genug bist wirst du weiterleben und wenn es der Wille des Chaos ist, werden wir uns irgendwann, irgendwo wiedersehen.“
    Die Frau nickte eifrig, und schleppte sich dann weiter die Gasse entlang und verschwand schließlich in der Dunkelheit.
    Justinus stand noch eine Weile still in der Gasse und betrachtete die Klinge des Messers und das Blut das daran klebte.
    Er hatte sorgfältig gezielt, die Verletzung würde unbehandelt unweigerlich zum Tode führen, war aber pauschal keine tödliche.

    Hatte er gerade den ersten Kultisten bekehrt? Das würde nur die Zeit offenbaren, selbst wenn er es geschafft hatte bewies dies noch nichts. Ihre Seele war wie ein blühender Acker gewesen der nur darauf gewartet hatte geerntet zu werden. Wie man einen Menschen von Grund auf korrumpierte wusste er noch immer nicht, es gab noch viel zu lernen.
    Etwas anderes ließ ihn auch noch in der Gasse verweilen. Nie hatte der Kult Frauen assimiliert, womöglich waren ja Männer empfänglicher für das Chaos als Frauen. Justinus wusste es nicht. Wie gesagt, es gab noch viel zu lernen.
    Der Chaoskrieger wischte das Blut mit den Handschuhen von der Klinge, steckte das Messer zurück und verrieb das Blut zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Blut und Schrecken dies war sein Weg, ein Weg an dessen Ende ihn vieles erwarten konnte. Ein schneller, schmerzhafter Tod zum Beispiel, wenn er Glück hatte.
    Geändert von Justinus (04.03.2011 um 22:35 Uhr)

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