Seite 1 von 3 123 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 10 von 30
  1. #1
    emergency induction port Avatar von Aquarius
    Registriert seit
    19.06.2008
    Ort
    NRW
    Beiträge
    3.591

    Standard Gesindeviertel

    Abgeschottet und isoliert fristet die ärmliche elfische Bevölkerung Denerims ihr Leben in einem eigenen Stadtbezirk, dem sogenannten Gesindeviertel, das von Mauerwerk eingegrenzt einem Gefängnis gleicht. Ghettogleich halten sich die meisten elfischen Bürger durch schlecht bezahlte oder niedere Arbeit im Dienstleistungsbereich am Leben und ertragen tagtäglich die rassistischen Demütigungen menschlicher Bürger und Adliger. Nur einigen wenigen gelingt es, sich ein Haus außerhalb des Gesindebezirks zu kaufen, einige flüchten sich sogar zu den naturalistischen Dalish, die hauptsächlich im Brecilianwald leben. Ältester Valendrian ist de facto das Oberhaupt der elfischen Stadtbevölkerung. Alarith betreibt hier ein Gemischtwarengeschäft.

    • Alariths Geschäft:
      Alarith, ein Elf, bietet in seinem Gemischtwarengeschäft diverse Produkte an.
    Geändert von Aquarius (30.11.2010 um 23:33 Uhr)

  2. #2
    Newbie Avatar von Liothari Miranel
    Registriert seit
    01.12.2010
    Ort
    Brecilianwald
    Beiträge
    31

    Standard

    <<< Denerim - Marktbezirk
    Denerim - Gesindeviertel
    Die Tore zum Gesindeviertel
    8 Uhr 16 abends


    Nach einiger Zeit erreichte Liothari das Tor, welches das Gesindeviertel vom Marktviertel abtrennte. Durch die Schatten bewegte sie sich vorsichtig darauf zu, beobachtete die Wachen, die davor standen… das Fallgitter war hochgezogen, doch nicht mehr lange. Beeilte sie sich jedoch, konnte sie hindurchschlüpfen. Ein tiefer Atemzug. Ein zweiter, ein dritter. Die Wachen beachteten den Schatten, der auf das Tor zu glitt, nicht. Wie konnten sie auch, wenn Liothari sich darauf berief, was man sie gelehrt hatte – wie die Schatten des Waldes zu sein, lautlos und unbemerkt. Ihre Füße trugen sie lautlos durch das Tor, das sich just in dem Moment herabsenkte, als sie es durchquert hatte.

    Liothari atmete tief durch und schloss für einen Moment die Augen. Anspannung hatte sich ihrer bemächtigt und ließ sie nur zögerlich wieder los. Weiter jetzt! Sie gab sich einen Ruck und beschleunigte erneut den Schritt, strebte dem Haus ihrer Gastgeberin entgegen. Ihre Schritte waren kaum zu vernehmen, so leichtfüßig glitt sie über das Kopfsteinpflaster. Durch eng gedrängte Häuserschluchten bewegte sie sich, ein Schatten in den Schatten, und nur hin und wieder begegnete sie einem anderen Bewohner dieses ärmlichen Stadtteiles. Viele von ihnen zogen sich bereits in die Sicherheit ihrer Häuser zurück. Sie alle fürchteten die Schurken, die nächstens um die Häuser strichen.

    Schließlich hatte die junge Hüterin Dilanas kleines Haus erreicht – eher eine ärmliche Hütte – und hob nun die Hand, um zu klopfen. Dumpf hallte das Geräusch wieder, als ihre schmale Hand gegen die groben Bretter schlug, aus welchem die Tür gefügt war. Sie brauchte nicht lange zu warten. Alsbald öffnete sich die Tür vor ihr und Dilanas Gesicht erschien im schmalen Spalt zwischen Tür und Rahmen.


    Denerim - Gesindeviertel
    Dilanas Haus


    „Du bist’s“, wisperte die ältere Elfin. „Ich dachte bereits, du hättest Denerim verlassen.“
    „Ich wäre nicht ohne ein Wort des Abschieds gegangen, Dilana“, erwiderte Liothari ernst.
    „Komm rein, Kind.“ Dilana öffnete die Tür etwas weiter. „Ich bin froh, dich wohlbehalten zu sehen. Das sind unschöne Zeiten.“
    Liothari schauderte. Drängte gewaltsam die Erinnerungen zurück, die in ihr aufsteigen, an ihr fressen wollten wie hungrige Insektenschwärme, wie Aasfresser an verwesendem Fleisch. „Ich danke dir“, flüsterte sie und trat über die Schwelle. „Mögen die Götter dich beschützen.“
    Die Tür schloss sich hinter Liothari. Dilana bedachte sie mit einem scharfen Blick. „Sei vorsichtig mit dem, was du aussprichst, Mädchen. Man weiß nie, wer alles zu hört.“
    Liothari schloss sanft die Augen und atmete den Geruch von altem, leicht modrigem Holz, Strohmatratzen und dem lodernden Feuer im alten Kamin ein, den Geruch von Essen und frischem Wasser. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder der anderen Elfin zu. „Verzeiht mir, Dilana. Ich hatte nicht nachgedacht.“
    „Wie man bemerkt hat“, entgegnete Dilana, leicht verstimmt. „Setz dich erst einmal. Ich habe etwas zum Essen gemacht. Kein Festmahl, aber man muss nehmen, was man kriegen kann, nicht wahr?“ Sie seufzte. „Ich sollte mich nicht beschweren, immerhin lebe ich.“
    „Das ist kein Leben“, zischte Liothari. „Das ist… ich weiß nicht, was es ist, aber es ist…“
    Dilana seufzte. „Es hilft nichts, sich zu beschweren.“ Sie füllte den Eintopf, der über dem Feuer geköchelt hatte, vor Liothari auf den Tisch. „Lass es dir schmecken.“
    „Danke.“ Liothari aß in Stille. Erst jetzt bemerkte sie, wie hungrig sie wirklich war. Das einfache Essen erschien ihr wie ein Festmahl. Für wenige Augenblicke fühlte sich frei von alldem, was um sie herum vorging. Von den Grausamkeiten, denen die Elfen im Gesindeviertel ausgesetzt waren. Von der Angst vor der Kirche. Von der Frage, wie sie schaffen sollte, unbemerkt aus Denerim zu entkommen.
    Doch als der letzte Bissen, der letzte Tropfen getrunken war, kehrte all dies in ihr Bewusstsein zurück. Sie ballte die Fäuste auf dem Tisch. Was sollte sie jetzt tun? Sie wusste nicht, was die Kirche alles vermochte… konnte sie „wilde“ Magier irgendwie erkennen? Und wenn es so sein sollte, wie konnte sie dann hoffen, jemals Denerim lebend zu verlassen? Diese Gedanken quälten die junge Elfin und gruben sich wie glühende Nägel in ihr Herz.
    „Wirst du Denerim bald verlassen?“ Dilana schien ihre Gedanken erraten zu haben.
    „Ich denke ja“, erwiderte Liothari.
    „Weißt du, wie du es anstellen wirst?“
    Liothari zögerte. „Nein, leider noch nicht. Ich will nicht flüchtig erscheinen, wenn ich durch die Tore der Stadt schreite. Und ich falle auf.“ Sie berührte leicht die komplexen Tätowierungen in ihrem Gesicht. Die feinen Hautzeichnungen bedeckten ihre gesamte Stirn, die obere Hälfte der linken Gesichtshälfte und ihr Kinn. Niemand würde sie für eine assimilierte Stadtelfin halten mit ihren Vallaslin.
    „Vielleicht könntest du vorerst bei der“, die ältere Elfin senkte die Stimme, „Communitas Schutz finden?“
    „Ich weiß nicht, wo ich sie finden kann“, erwiderte Liothari verstimmt. Sie betrachtete den Zinnlöffel, der in der leeren Schale lag, die vor ihr auf dem Tisch stand. Sie konnte ihr Spiegelbild in der verschmierten Kelle nicht erkennen.
    „Ich werde mich umhören“, versprach die ältere Elfin ihr.
    „Ich danke dir.“
    „Ich tue es gern.“
    Liothari lächelte zögernd. Sie erhob sich vom Tisch, langsam. Ihr Blick fing den der älteren und kleinere Elfin ein. „Ich lege mich schlafen, Dilana. Weck mich in der Früh. Wenn die Sonne den Horizont küsst.“
    „Wenn ich da nicht noch schlafe“, erwiderte Dilana mit einem blassen Lächeln. „Schlafe gut, Kind.“

    Nachdem Liothari sich gewaschen und sonst bettfertig gemacht hatte, glitt sie in das Gästebett in der Hütte Dilanas und wickelte sich in eng in die Decke, die über der Strohmatratze ausgebreitet lag. Sie betete zu den Göttern, dass sie heute Nacht nicht träumen würde. Vergebens, wie sie wusste. Im Schlaf wanderte der Geist ins Nichts und hing Erinnerungen und Sehnsüchten nach.

    Bei Liothari war dies seit einigen Tagen kein angenehmes Erlebnis mehr.

    8 Uhr 36 abends

  3. #3
    Newbie Avatar von Liothari Miranel
    Registriert seit
    01.12.2010
    Ort
    Brecilianwald
    Beiträge
    31

    Standard

    Denerim - Gesindeviertel
    Dilanas Haus
    3. Tag nach Ostagar
    6 Uhr 19 morgens


    Liothari erwachte, doch es war nicht Dilana, die ihren Schlaf beendet hatte. Es waren die Sonnenstrahlen, die durch das kleine Fenster hereinfielen und ihr Gesicht streichelten. Die den Schwung ihrer Lippen nachfuhren und ihre Augenlider kitzelten. Liothari streckte sich genüsslich durch und schlug die Augen auf, blinzelte in die blassen Strahlen hinein. Dilana schlief wohl noch… sie konnte die Schritte der anderen nicht hören, dafür aber ihr ruhiges Atmen.

    Die junge Elfin glitt aus dem Bett und schlüpfte in ihr weiches Kleid aus anschmiegsamen Leder, und in die weichen Stiefel. Sie spritzte sich Wasser ins Gesicht und genoss es, wie die silbrigen Perlen über ihr Gesicht rannen, feuchte Bahnen darauf hinterließen. Sie trank einen Schluck Wasser und nahm sich einen Brotkanten aus der Schale auf dem Esstisch – sie wusste, dass es Dilana nichts ausmachte – ehe sie zur Tür ging und hinaustrat.

    Denerim – Gesindeviertel
    Die Straßen


    Der Morgen begrüßte sie, wie es schien, mit einem holden Lächeln. Liothari atmete tief durch. Ein kleiner Schauder kroch über ihren Rücken. Nein, die Stadtluft roch nicht wie die Wälder, ganz und gar nicht. Die Luft hier war schmutzig von aufwirbelndem Staub, erfüllt von zahllosen fremden Gerüchen. Sie roch nicht würzig wie die Waldluft, sondern… Liothari konnte es nicht beschreiben, aber sie mochte es nicht. Es kam ihr vor, als hätte sich jemand über Denerim gekniet und es mit allen Gerüchen gefüllt, die ihm einfielen. Das Ergebnis war nicht sehr angenehm.

    Sie machte sich auf den Weg durch das Gesindeviertel und auf die Tore zu, die das Marktviertel von diesem elendigen Bezirk abtrennte. Als fürchteten sich die menschlichen Bürger davor, was nächstens aus dem Gesindeviertel gekrochen kam. Die Bewohner Denerims… hartherzige Menschen, die ihre elfischen Mitbürger mit Füßen traten. Sie hatte Gerüchte und Geschichten gehört, nach dem sich menschliche Adlige gerne an jungen Elfinnen vergingen. Woher nahmen sie das Recht für solche Taten? Glaubten Sie, ihre zahlenmäßige Überlegenheit gestatte es ihnen, sich wie Barbaren aufzuführen? Liothari schauderte.

    Sie hatte nun die Tore des Gesindeviertels erreicht. Sie standen bereits offen, und so konnte sie ohne Schwierigkeiten hindurch treten.

    6 Uhr 23 morgens
    >>> Denerim – Marktbezirk

  4. #4
    Newbie Avatar von Leithil
    Registriert seit
    30.03.2011
    Ort
    Ferelden
    Beiträge
    29

    Standard

    < Schenke „Zum müden Adligen“


    Gesindeviertel

    Tag 3 – 7:21 Uhr

    Schmutz. Das war das erste, das Leithil sah. Die schäbigen, kleinen Hütten in denen die Elfen wohnten, sahen aus, als würden sie gleich zusammen krachen. Die Wände waren schmutzig, auf den Straßen, falls man sie so nennen wollte, lag Müll. Sie schüttelte sich innerlich, obwohl sie es sich nicht anmerken ließ. Wie konnten all die Elfen hier nur leben? Der einzige Teil des Gesindeviertels, der Würde ausstrahlte, war der Baum. Vhenadahl. Groß, stolz ragte er über die Häuser auf, verkündete jedem seine beeindruckende Herrlichkeit.
    Sie neigte leicht den Kopf vor seinen Ästen, das einzige was sie momentan von ihm sehen konnte. Vielleicht wäre es klüger, kein Zeichen der Schwäche zu zeigen, aber dieser Gruß musste sein.

    Auf dem Weg ins Gesindeviertel hatte es keine Probleme mehr gegeben. Sie hatte sich mehrmals unauffällig umgeschaut, ohne den Templer zu entdecken. Und obwohl sie natürlich Aufmerksamkeit auf sich zogen, hatte diese sich in Maßen gehalten und war nicht über neugierige Blicke hinausgegangen. Sie hatten sich auf kleineren, weniger besuchten Gassen gehalten. Dadurch war ihr Weg länger geworden, aber dann waren sie letzten Endes angekommen.

    Das nächste, was Leithil aufgefallen war, war der Geruch gewesen. Er war nicht unerträglich, doch er hing schwer zwischen den Häusern des Gesindeviertels. An einem Straßenrand saß ein Elf, dürr, schmutzig, matt. Dennoch sah er sie an, beide, ließ den Blick über ihre verhältnismäßig teure Kleidung gleiten, bis er auf ihren Waffen zu ruhen kam. Anscheinend beschloss er, sie in Ruhe zu lassen, denn obwohl er sie weiterhin beäugte, blieb er, wo er war.
    Leithil folgte der Gasse weiter ins Zentrum des Gesindeviertels. Ein paar Mal begegneten sie anderen Elfen, die sie misstrauisch ansahen, ansonsten waren die Straßen ziemlich leer. Die Elfen wirkten allesamt ärmlich, auch wenn einige trotzdem fröhlich erschienen. Dann wichen die Häuser an den Seiten zurück und eröffneten den Blick auf den Versammlungsplatz. Nun sah sie den Vhenadahl zum ersten Mal in seiner seiner gesamten beeindruckenden Höhe aufragen.
    Sie blieb stehen und sah sich nach dem Ältesten um, der hier irgendwo stehen sollte.

  5. #5
    Newbie Avatar von Ceirinn Velaenor
    Registriert seit
    01.12.2010
    Beiträge
    27

    Standard

    Gesindeviertel

    Tag 3 – 7:22 Uhr


    Während Leithil bereits nach dem Ältestens des Gesindeviertels Ausschau hielt, kam Ceirinn nicht umhin, den Vhenadahl und das Erscheinungsbild des ihn umgebenden Gesindeviertels, einen Moment länger zu betrachten.
    Sie konnte sich nur noch dunkel an ihre Zeit vor dem Turm erinnern, doch sie wusste genau, dass sie damals keinen solchen Baum gehabt hatten. In ihrer Heimat hatte schließlich nicht einmal ein Gesindeviertel gegeben, das diese Bezeichnung verdient hätte, lediglich eine kleine Ansammlung von Hütten, außerhalb des eigentlichen Dorfes. Sie waren wesentlich weniger Elfen gewesen, als hier in Denerim hatten untergebracht werden müssen.

    Dieser Ort gehörte einer vollkommen anderen Größenordnung an. Die Elfen hier waren arm, daran gab es keinen Zweifel und die Stadt musste zu ihnen noch härter sein, als es ein einzelnes Dorf sein konnte, aber sie schienen hier auch… sicherer zu sein, stärker. Eine stärkere Gemeinschaft, die zusammenhalten würde. Aber ob sie auch fremden Elfen helfen würden?

    Ceirinn wurde von einem kurzen Stoß gegen den rechten Unterarm aus ihren Gedanken gerissen und warf Leithil augenblicklich einen fragenden Blick zu. Sie andere Elfe nickte schweigend in Richtung einer kleinen Ansammlung von Elfen nahe des Vhenadahl. Einen von ihnen, einen älteren Elfen, der momentan das Wort zu führen schien, musste sie als den Hahren des Gesindeviertels ausgemacht haben.
    „Wir sollten ihn ansprechen, sobald sie…“, hatte Ceirinn soeben begonnen, als sie jäh unterbrochen wurde.
    „Guten Tag die schönen Damen!“, war die enthusiastische Begrüßung eines jungen Elfen, der schnurstracks auf die beiden zukam.
    „Ihr seid nicht von hier nicht wahr? Ich muss es wissen, schließlich kenne ich hier jeden! Sagt, warum seid Ihr hier? Auf der Suche nach einem Heim, einem Geschäft, jemand bestimmtem? Wenn ihr möchtet, zeige ich euch den Weg für nur ein paar Kupferstücke! Für einen winzigen Silberling führe ich Euch auch durch’s ganze Viertel, interessiert?“, sprudelte er augenblicklich los, ein einnehmendes Lächeln auf den Lippen und machte Anstalten, Ceirinn freundschaftlich eine Hand auf die Schulter zu legen, doch die zuckte augenblicklich zurück.
    „Es tut mir Leid, aber wir haben etwas wichtiges zu erledigen…“, versuchte sie ihn so freundlich wie möglich loszuwerden, doch der Elf ließ sich so leicht nicht abwimmeln.
    „Oh verzeiht, ich hatte mich ja gar nicht vorgestellt! Kailaen ist mein Name, aber für Euch einfach Kail, so nennen mich schließlich alle meine Freunde. Und Ihr seid…?“

    Er schien Ceirinns Einwand einfach vollkommen zu ignorieren und sie in irgendein Gespräch verwickeln zu wollen, aber die Magierin wollte sich im Moment wirklich nicht auf die Maschen irgendeines Elfen von der Straße einlassen. Das Gespräch mit dem Hahren war womöglich wichtig, um Darren zu finden.
    „Hört zu Kail, wir sind nur hier, um mit dem Ältesten zu sprechen, wir brauchen keine weitere Hilfe von Euch und wollen auch keine Führung. Diese Angelegenheit ist wichtig.“
    Das Gesicht des Elfen wurde eine Spur ernster und mit einem Ausdruck des Erkennens auf dem Gesicht antwortete er: „Natürlich, Ihr seid eine Magierin, nicht wahr? Nun, wenn die Angelegenheit so wichtig ist, bin ich Euer Mann! Keine Sorge, Ihr seid schneller beim Hahren als die Wachen nach ihrer Schicht im Bordell!“

    Noch bevor Ceirinn Einwände erheben konnte, zog Kail an ihren Arm und bedeutete Leithil, ihnen zu folgen. „Er ist gleich da vorne, ich mache ihm nur eben klar, wie wichtig diese Sache ist und ihr könnt alles mit ihm besprechen, was ihr wollt.“
    „Was zum… ich sagte doch, dass wir Eure Hilfe nicht brauchen!“, rief Ceirinn entrüstet, doch Kail hatte ihren Arm bereits wieder losgelassen und hatte sich mitten in die Besprechung des Ältesten mit den anderen Elfen hineingedrängt.
    „Beim Erbauer, ich hoffe, er nimmt uns das nicht übel“, stöhnte die Magierin mit einem besorgten Blick zu Leithil.

    Es dauerte einige Sekunden bis sich die kleine Gruppe unter dem Vhenadahl auflöste und der Älteste in die Richtung der beiden Frauen kam, dicht gefolgt von einem selbstzufrieden lächelnden Kail.
    „Das sind die beiden?“
    „Ja, Hahren Valendriel. Das hier ist Lady…“
    Ceirinn hoffte ernsthaft, dass das närrische Verhalten des jungen Elfen sie nicht noch zum Erröten brachte. Der Älteste wusste hoffentlich, dass sie mit ihm im Grunde nichts zu tun hatten…

    „Mein Name ist Ceirinn u…“
    „Vom Zirkel der Magi und sie ist in einer äußerst wichtigen Angelegenheit hier“, fuhr Kail für sie fort, natürlich vollkommen ohne gefragt worden zu sein.
    Der Hahren machte einen ernsten und erfahrenen Eindruck und der Blick mit dem er die beiden Elfinnen nun musterte, zeugte immerhin davon, dass er die beiden trotz der unhöflichen Unterbrechung durch Kail anhören würde.
    „Und wer ist Eure Begleitung?“, fragte er schließlich mit einem Blick in Leithils Richtung.
    „Leithil ist meine… Eskorte. Verzeiht, Hahren, aber wäre es möglich, diese Angelegenheit an einem weniger öffentlichen Ort zu besprechen?“, antwortete Ceirinn und zielte damit vor allem darauf ab, Kailaen endlich abzuschütteln. Sie bezweifelte, dass seine Einmischung ihrem Vorhaben zuträglich war und hatte auch nicht vor, ihn in irgendeiner Weise dafür zu entlohnen, falls er immernoch darauf hoffte.

    „Selbstverständlich, wir können Euer Anliegen in meinem Haus besprechen. Wenn der Zirkel Euch schickt, muss es sicher von Bedeutung sein.“
    „Nun, es… wir wurden nicht direkt vom Zirkel geschickt, aber… wir sollten das besprechen, wenn wir ungestört sind. Habt Dank für Eure Gastfreundschaft, wir wissen es zu schätzen.“
    „Sicher, ich werde Euch bei Euren wichtigen Angelegenheiten nicht stören!“, meldete sich Kail noch einmal zu Wort. „Und vergesst nicht, nach mir zu fragen, wenn Ihr wieder einmal Hilfe braucht, ja? Ich helfe immer gern, vielleicht auch mal für ein paar Kupferlinge, Ihr wisst ja, wie das so ist…“
    „Danke, Kailaen“, sagte der Älteste mit einer solchen Bestimmtheit, dass selbst Kail ohne weitere Faseleien hinnahm, dass er nun zu gehen hatte.
    „Bitte folgt mir, es ist gleich hier am Platz.“

  6. #6
    Newbie Avatar von Leithil
    Registriert seit
    30.03.2011
    Ort
    Ferelden
    Beiträge
    29

    Standard

    Gesindeviertel

    Tag 3 – 7:22 Uhr

    Warum schaut sie sich alles so genau an?, fragte sich Leithil. Aber dann wurde ihr klar. Sie muss auch aus einem Gesindeviertel stammen, sonst wäre sie ja nicht im Zirkel. Die Dalish bilden ihre Magier selbst aus. Vielleicht hat sie sogar selbst hier gelebt.
    Aber dafür staunte sie zu sehr über den Vhenadahl. Außer, sie hat ihn sehr lange nicht gesehen. Irgendwann muss ich sie fragen, woher sie kommt.

    Dann suchte sie weiter nach dem Ältesten. In der Nähe des Baumes stand eine kleine Gruppe und schien zu diskutieren. Ein älterer Mann schien die Diskussion zu lenken. Sie machte Ceirinn auf ihn aufmerksam.
    „Wir sollten ihn ansprechen, sobald sie…“
    „Guten Tag die schönen Damen!“
    Ein junger enthusiastischer Elf begrüßte sie. Augenblicklich erkannte er, dass sie fremd waren und versuchte ihnen eine Führung „Für einen winzigen Silberling“ aufzuschwatzen. Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf Ceirinn, so dass Leithil ihn in aller Ruhe mustern konnte. Er schien nicht gefährlich zu sein, er wollte einfach nur Geld verdienen. Sie konnte das verstehen. Auch wenn es schon länger her war, Leithil kannte das Gefühl, wenn der Magen seit mehreren Tagen leer war. Und dieser hier schien nicht allzu oft etwas zwischen die Zähne zu bekommen.

    Als er zu aufdringlich wurde, bereitete Leithil sich darauf vor, einzuschreiten und Ceirinn zu helfen. Langsam wanderte ihre Hand zu dem Dolch an ihrem Gürtel. Nicht dass sie ihn benutzen wollte, aber er gab ihr ein gewisses Gefühl von Sicherheit. Und ein sicheres Auftreten half bei solchen Schwätzern immer. Aber dann – Hat sie das im Zirkel gelernt? So schnell hab ich so jemanden noch nie dazu bringen können sich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren. - brachte sie ihn mit zwei Sätzen dazu, den Ältesten zu ihnen zu führen. Wenn sie es vielleicht auch nicht so gemeint hatte...
    Dabei wurde Leithil auch klar, wie auffällig sie wirklich waren. Dieser Elf, Kail, hatte wahrscheinlich noch nie einen Magier von nahem gesehen und doch...
    Wenigstens bringt es uns schnell zum Ältesten.

    Schon stürzte Kail los, zerrte den Ältesten fast aus der Gruppe und brachte ihn her.
    „Beim Erbauer, ich hoffe, er nimmt uns das nicht übel“, stöhnte Ceirinn. Leithil stimmte ihr zu. Ist Kail immer so überstürzt? Oder hofft er dadurch, mehr Geld zu verdienen?
    Als er versuchte, Ceirinn als Lady vorzustellen, musste Leithil innerlich lachen. Eine Lady, die sich einfach so von einem Gesindeviertel-Elf so dermaßen überfahren ließ... Äußerlich blieb ihre Mimik aber ruhig, ausdruckslos. Das konnte sie gut, wenigstens etwas.

    Ceirinn hatte endlich das Gespräch wieder selbst in die Hand nehmen können. Sie stellte sie beide vor. Als sie Leithil als Eskorte bezeichnete, neigte sie den Kopf leicht vor dem Ältesten.
    Immer schon höflich. Das funktionierte meistens bei Autoritäten. Und das der Älteste erwartete, dass man sprang, wenn er pfiff, war ihm deutlich anzusehen. Dennoch schien er bereit, ihnen zuzuhören. So weit Leithil das beurteilen konnte, war dieser Mann ein guter Ältester für dieses Gesindeviertel. Streng, gerecht, erfahren.

    Ceirinn überzeugte den Ältesten schnell davon, dass sie am Besten unter sechs Augen weiter redeten. Der entließ Kailaen schnell und endgültig. Allerdings war er überzeugt, dass sie vom Zirkel kamen, auch wenn Ceirinn anderes andeutete.
    Mal sehen, was er von unserem eigentlichen Anliegen hält. Wenn er dem Zirkel so offen gegenüber steht – meint er das ernst, oder nur weil der Zirkel eine Gefahr für sein Gesindeviertel darstellen könnte, wenn man nicht kooperiert? - wird er uns dann auch helfen, wenn wir eigentlich gegen den Zirkel stehen? Wird er uns helfen, einen Abtrünnigen zu jagen?

  7. #7
    Newbie Avatar von Leithil
    Registriert seit
    30.03.2011
    Ort
    Ferelden
    Beiträge
    29

    Standard

    Gesindeviertel

    Tag 3 – 7:32 Uhr


    Das Haus des Ältesten kam ihr sehr klein vor. Es war eigentlich nur ein Raum, in drei rechteckige Abschnitte eingeteilt, die in einer leichten U-Form angeordnet waren. Der Eingangsbereich war schmucklos, bis auf ein Fell, das an der Wand hing, und einen abgenutzten Teppich auf dem Boden. Die Farbe an der Wand, dreckig und grau, fing bereits an abzublättern. Im mittleren Teil gab es eine Art Trennwand, die einen Lagerraum abschirmte. Der Älteste führte sie in den dritten Teil. Dort stand ein Bett, ihm gegenüber ein Schränkchen, auf dem eine Schale Äpfel stand, und, ganz an der Wand, ein kleiner runder Tisch mit zwei Stühlen.
    Neben dem Bett stand auch noch ein Kleiderschrank, davor eine schwere Truhe. Der Boden wurde von einem staubigen, ausgebleichten Teppich bedeckt. Ein weiteres Fell lag vor dem Bett, als Bettvorleger.
    Wahrscheinlich war es für einen Elfen aus dem Gesindeviertel ein großes Haus, aber für Leithil... Es erschien ihr nicht wie ein Heim, in dem man es sich gemütlich machte.

    Der Älteste führte sie zu dem kleinen Tisch und bot ihnen einen Platz an. Dann schloss er den Fensterladen, durch den Lärm aus den Straßen in die Hütte drang. Sofort wurde es leiser und düsterer. Noch während Leithils Augen sich an das diffuse Licht gewöhnten, zündete Valendrian eine Kerze an und stellte sie auf den Tisch.
    Leithil war stehengeblieben. Sie lehnte sich hinter Ceirinns Stuhl an die Wand und beobachtete den Ältesten. Der warf ihr einen kurzen Blick zu, dann setzte er sich auf den freien Stuhl.

    „Nun können wir ungestört reden.“ Er richtete das Wort an Ceirinn.
    „Ihr habt vorher gesagt, der Zirkel habe Euch nicht geschickt. Weiß er denn, das ihr hier seid?“
    Ceirinn schüttelte leicht den Kopf, aber bevor sie erklären konnte, fuhr Valendrian schon fort.
    „Würde Eure Anwesenheit den Zirkel stören, wenn er es wüsste?“
    Während die Magierin noch zögerte, mischte Leithil sich ein. Wenn sie den Ältesten auf ihrer Seite haben wollten, mussten sie ehrlich sein. Absolut ehrlich. Und ihm Vertrauen zeigen.
    „Zumindest die Templer würde es stören.“
    Der Älteste warf einen kurzen Blick zu Ceirinn, bevor er sich wieder Leithil zu wandte.
    „Ihr benehmt Euch nicht wie eine normale Eskorte.“
    Die Elfe rückte ihre Schultern an der Wand zurecht und verschränkte die Arme. „Wann habt ihr das letzte Mal eine elfische Eskorte gesehen?“
    Valendrian nickte. „Bewaffnete Elfen sind in der Tat sehr selten, vor allem weil es verboten ist.“

    Er machte eine Pause, in der er tief Luft holte. „Eines sollte euch klar sein. Ich werde nicht zulassen, dass ihr das Gesindeviertel in Gefahr bringt. Ist das klar?“
    Leithil sah ihm in die Augen und erkannte, dass er es absolut ernst meinte. Sie mussten ihn auf ihre Seite bringen, unbedingt. Hoffentlich gehört er nicht zu den Ungeduldigen! Aber er sah nicht so aus. Also beschloss sie, weit auszuholen, bevor sie mit ihren Erklärungen begann. Wenn sie ihm sagten, was sie von ihm wollten, bevor er ihnen vertraute, konnte er sie an die Templer verraten, schneller als – wie hatte Kail das ausgedrückt? - schneller als die Wachen nach ihrer Schicht im Bordell waren.

    „Habt Ihr etwas von Ostagar gehört?“ Es war eine rhetorische Frage. „Wir waren dort. Wir haben es gesehen. Was dort passiert ist, die Geschehnisse von Ostagar haben alles verändert. Es wurden viele Dinge nicht gemacht, die gemacht werden sollten. Es wurden Fehler gemacht, die behoben werden müssen. Und es sind Menschen gestorben, die leben sollten.
    Hier weiß man noch nicht viel davon, aber auch Ihr werdet die Veränderungen spüren. Die Elfen aus den Städten müssen nun zusammenhalten. Gegenseitige Hilfe, gegenseitiges Vertrauen ist nun wichtig.“

    Leithil holte tief Luft. Sie machte einen Schritt nach vorne und stützte die Hände auf den Tisch. Vorgebeugt sah sie dem Ältesten fest in die Augen.

    „Wenn der Vhenadahl ein einziges Blatt verliert, leidet der ganze Baum. Wir sind Blut von Eurem Blut. Wir haben die selben Ohren, die gleichen Ahnen, das gleiche Erbe in uns! Wir sind aus Eurem Volk! Ihr seid die einzigen, die uns nicht von oben herab ansehen, uns unsere Würde absprechen und uns verlachen. Deshalb sind wir zu Euch gekommen, um Eure Hilfe zu erbitten. Denn ihr seht uns, wenn ihr uns anseht, gleichrangig, nicht als Eure Diener.
    Wir sind aus Eurem Volk. Auch wir würden niemals etwas tun, das dem Gesindeviertel schadet.“
    Sie atmete erneut tief ein, hielt die Luft kurz und stieß sie dann leise wieder aus.
    Genauso leise fuhr sie fort: „Und wir würden Euch niemals um Hilfe bitten, wenn wir sie nicht dringend bräuchten.“

    Der Älteste sah ihr ernst in die Augen, bevor er – genauso ernst – Ceirinn musterte.
    „Was benötigt Ihr?“
    Geändert von Leithil (02.07.2011 um 20:47 Uhr)

  8. #8
    Newbie Avatar von Ceirinn Velaenor
    Registriert seit
    01.12.2010
    Beiträge
    27

    Standard

    Gesindeviertel

    Tag 3 – 7:35 Uhr


    Ceirinn wusste nicht recht, ob sie Leithil für ihre Einmischung dankbar sein sollte oder nicht. Einerseits hatte sie natürlich ihr Bestes gegeben, das Vertrauen des Ältesten zu gewinnen, was nur von Vorteil sein konnte, andererseits hatte sie aber auch preisgegeben, dass diese Angelegenheit die Templer verärgern könnte. Und sie hatte nochmals die Wichtigkeit dieser Angelegenheit betont. Selbstverständlich war Darrens Leben wertvoll, aber wenn sie womöglich das gesamte Gesindeviertel in Gefahr brachten, um jemanden zu retten, der unter Umständen ein gefährlicher Abtrünniger und potenzieller Mörder war… Und warum nur unter Umständen? Hatte er denn nicht bereits bewiesen, zu was er fähig war?

    Das ist jetzt wirklich der falsche Zeitpunkt für Zweifel… sollten die Templer Wind hiervon bekommen, werde ich die Verantwortung auf mich nehmen und wenn ich das hier nicht tue, wird Darren mit Sicherheit zu einem Abtrünnigen. Ich muss beenden, was ich begonnen habe, es geht nicht mehr anders.

    „Wir müssen jemanden finden, Hahren. Einen Menschen. Wir waren beide Magier des Zirkels, die sich in Ostagar der königlichen Armee angeschlossen hatten. Wir haben in der letzten Schlacht gekämpft, bis die dunkle Brut die Überhand gewann und wir gezwungen waren, zu fliehen. Wir hätten zum Turm zurückkehren sollen, aber er hatte zu große Furcht vor der nahenden Verderbnis und… ist nach Denerim geflohen, um das Land zu verlassen. In den Augen der Templer macht ihn das zu einem Abtrünnigen und ich befürchte, dass er in seinem momentanen Zustand etwas Dummes tun könnte, wenn herauskommt, wer er ist. Ich will ihm helfen und ihn zum Zirkel zurückbringen, bevor die Sache aus dem Ruder läuft, aber es wird schwer sein, ihn rechtzeitig zu finden. Leithil hatte die Idee, dass uns die Elfen aus dem Gesindeviertel womöglich bei der Suche helfen könnten. Daher sind wir zu Euch gekommen, um Euch um Hilfe zu bitten…“

    „Ihr bittet mich also darum, Elfen mit der Suche nach einem menschlichen Abtrünnigen zu beauftragen, der für sie eine Gefahr darstellen könnte?“, fasste der Hahren Ceirinns Bitte letztlich zusammen, wobei er noch immer vollkommen ruhig und überlegt sprach. Er schien ihre Bitte zumindest noch nicht abgewiesen zu haben.
    „Nein, so meinte ich das nicht. Ihr könntet sie nach ihm fragen oder ihnen eine Beschreibung geben. Wenn sie ihm begegnen, könnten sie Euch darüber informieren, aber ich verlange nicht, dass jemand gezielt nach ihm sucht oder sich unnötig in Gefahr begibt. Ich glaube nicht, dass er grundlos jemanden angreifen würde, er ist nur… jemand der um sein Leben rennt... oder glaubt, es zu tun.“
    „Also wollt Ihr, dass die Elfen des Viertels die Augen nach ihm offen halten? Was geschieht, wenn die Templer erfahren, dass ich Euch dabei unterstütze, einen Abtrünnigen seiner gerechten Strafe zu entziehen? Wenn sie fragen, warum ich das nicht gemeldet habe?“
    „Ich übernehme sämtliche Verantwortung, Hahren und Ihr könntet behaupten, ich hätte Euch verschwiegen, dass er ein Abtrünniger ist, wenn es wirklich so weit kommt. Ich habe den Templern erzählt, ich wäre in der Stadt, um die verstreuten Magier des Zirkels zu finden, die nach der Schlacht womöglich mit Loghains Armee nach Denerim gezogen sind. Ich könnte Euch eine ähnliche Geschichte erzählt haben.“

    Die Lippen des Ältesten wurden eine Spur schmaler und er betrachtete Ceirinn mehrere Sekunden lang mit einem nachdenklichen, forschenden Blick, als wolle er an ihren Augen ablesen, ob man auf ihr Wort tatsächlich vertrauen konnte.
    „Ich schwöre beim Erbauer, dass ich niemanden hierbei zu Schaden kommen lasse und dass ich keine Abtrünnige oder dergleichen bin. Ich will Darrens Leben retten, das ist alles und ich weiß nicht, an wen wir uns sonst wenden können“, versuchte Ceirinn einen letzen Vorstoß, um sich das Vertrauen des Hahren zu sichern, doch Valendrian hob bereits beschwichtigend eine Hand.
    „Ich glaube Euch, Ceirinn und ich denke, dass ihr nicht zu viel von mir verlangt, solange für niemanden Gefahr besteht. Wenn Ihr mir diesen Darren beschreiben könnt, werde ich es an einige vertrauenswürdige Personen weiterleiten und sollten sie ihn sehen, werde ich Euch eine Nachricht zukommen lassen. Ich bitte Euch nur, Euch nicht zu viele Hoffnungen zu machen.“
    „Mehr haben wir nie verlangt, Hahren“, erwiderte Ceirinn augenblicklich, die Stimme voller Erleichterung über die Zustimmung des alten Elfen. Ihr war ein Stein vom Herzen gefallen, als klar geworden war, dass der Hahren sie nicht hinauswerfen oder gar an die Templer verraten würde. Dass sie nun sogar einen Verbündeten gefunden hatten, war im Grunde mehr als sie hätten erwarten können.

    „Wie Eure Begleitung schon sagte, kann Zusammenhalt in diesen Tagen wahrlich nicht schaden. Womöglich könntet Ihr euch für unsere Hilfe sogar revanchieren, aber das ist ein anderes Thema, über das wir sprechen können, sobald der Ausgang eurer Suche feststeht.“
    „Wir würden uns natürlich revanchieren, wenn die Möglichkeit besteht, Hahren.“
    „Also, dieser Darren…“, fuhr Valendrian schließlich fort und gab Ceirinn mit einem Blick zu verstehen, dass sie ihm nun mitteilen konnte, was sie über Darren wusste.
    „Wie gesagt ist er ein Mensch, nicht viel älter als 20 Jahre und ein gutes Stück größer als ich. Sein Haar war rotblond und er trug einen kurzen Bart, aber das kann sich in der Zwischenzeit geändert haben. Er ist auf der Flucht vor den Templern, also hat er seine Roben vermutlich längst abgelegt, genau wie seinen Stab. Er wird sich vermutlich als Flüchtling tarnen und soweit ich weiß, wollte er versuchen, Rivain zu erreichen. Er braucht also ein Schiff und wird früher oder später den Hafen aufsuchen müssen. Ich befürchte, ich kann Euch nicht viel mehr über ihn sagen, außer, dass man ihm die vergangenen Tage wahrscheinlich noch stark ansehen kann. Er war noch nie in Denerim, soweit ich weiß, also weiß er vielleicht selbst nicht wirklich, wohin er gehen soll…“
    „Zugegeben, das ist recht vage… aber ich werde sehen, was sich in Erfahrung bringen lässt.“

    „Ich danke Euch, Hahren. Wir wissen Eure Hilfe zu schätzen, selbst wenn nichts dabei herauskommt“, bedankte sich Ceirinn mit dem Anflug eines Lächelns und erhob sich von ihrem Stuhl, doch der Hahren hielt sie noch einen weiteren Moment zurück.
    „Sagt, Ceirinn, Ihr kommt nicht aus Denerim, nicht wahr? Und Ihr auch nicht, Leithil?“
    Leithil schüttelte den Kopf, ebenso wie Ceirinn.
    „Nein, ich…“ Mit einem Mal kam ihr etwas in den Sinn. Es war womöglich dumm, es überhaupt zu erwähnen, aber der Gedanke überkam sie so plötzlich, dass sie ihn einfach aussprechen musste.
    „Ich nicht, aber in Ostagar war auch ein Elf namens Alryn. Wir sind gemeinsam geflohen, aber ich habe ihn aus den Augen verloren. Ich bin mir aber fast sicher, dass er überlebt hat. Er sagte, er stamme aus Denerim, aber… das dürfte inzwischen zwanzig Jahre her sein. Womöglich… erinnert sich ja noch jemand an ihn und würde das gerne hören.“

    „Alryn… ja, ich glaube… ich glaube, ich erinnere mich an ihn. Danke, dass ihr das erwähnt habt…“
    „Keine Ursache… sagt, dürfte ich Euch noch um eines bitten?“ Ein weiterer Gedanke hatte Ceirinn überkommen und mit einer fließenden Handbewegung zog sie ihren Magierstab hervor.
    „Würdet Ihr womöglich meinen Stab verwahren? Er ist wirklich etwas auffällig und das kann ich zur Zeit nicht gerade gebrauchen. Bei Euch wäre er in guten Händen.“
    „Das kann ich tun“, erwiderte Valendrian und griff mit einer gewissen Vorsicht nach dem metallenen Stab. „So wäre zumindest sichergestellt, dass Ihr noch einmal zurückkehrt, nicht wahr?“
    „Habt vielen Dank, Ältester, für alles“, gab Ceirinn mit einem Lächeln zurück und wandte sich letztlich an Leithil.
    „Gehen wir?“

  9. #9
    Newbie Avatar von Leithil
    Registriert seit
    30.03.2011
    Ort
    Ferelden
    Beiträge
    29

    Standard

    Gesindeviertel

    Tag 3 – 7:37 Uhr


    Einen Moment schloss Leithil vor Erleichterung die Augen, als der Älteste einwilligte. Ihr lag persönlich zwar nichts an Darren, aber es war klar, wie wichtig er für Ceirinn war. Und Ceirinn... Leithil bewunderte die Magierin leicht. Sie glaubte so fest an ihre Werte, ihre Kirche, dass sie ihren Freund eher den Templern ausliefern würde, als ihm zu folgen. Soviel zumindest war der Kriegerin klargeworden. Aber noch wichtiger war Ceirinn der Versuch, ihren Freund zu retten, vor einem Schicksal, das ihr schlecht erschien. Sie könnte in ziemlich große Probleme geraten – und das wusste sie – aber dennoch zögerte sie nicht. Diese Loyalität gegenüber ihrem Freund war es, das Leithil bewunderte.

    Während die Magierin ihren Freund beschrieb, musterte Leithil sie, während sie unbewusst ihr Schwert zurecht schob. Aber trotzdem – Sie ist irgendwie naiv, wenn sie glaubt den einzig wahren Weg zu kennen. Ist es überhaupt richtig, wenn ich ihr helfe, diesen Darren gegen seinen Willen zum Zirkel zurückzubringen?
    Aber diese Frage hatte noch Zeit. Zuerst mussten sie ihn finden.
    Aber was mache ich, wenn es so weit ist? Wenn ich mich entscheiden muss? Ich habe ihr geschworen, ihr zu helfen.
    Ein Dilemma. Sie konzentrierte sich auf die Gegenwart. Ceirinn war aufgestanden. Sie gab ihren Magierstab dem Ältesten.
    Ja, er ist auffällig, aber ist er nicht ihr einziger Schutz? Während ihre linke Hand noch immer auf ihrem Schwertgriff ruhte, fragte sich die Elfe, ob die Magierin richtig handelte, wenn sie diesen Stab einfach so jemandem zur Aufbewahrung gab.
    Damit hat uns der Älteste in der Hand. Er weiß das auch. Ich hoffe, er nutzt diese Macht nicht.
    Ceirinn erschien ihr nun schutzloser als je zuvor. Aber der Stab hätte ihr in Denerim auch nichts geholfen. So viele Templer... Wahrscheinlich hat sie das Richtige getan.

    Leithil fühlte eine Verbundenheit zu der anderen Frau. Obwohl sie sich erst seit einer Stunde kannten, vertraute Leithil der Magierin total. Normalerweise ließ sie sich nicht so schnell auf andere Menschen ein, aber die andere Elfe hatte irgendetwas …. überzeugendes an sich. Vielleicht war es die Not, in der sie sich befand. Die Weigerung, persönliche Informationen mitzuteilen. Seit sie Ceirinn in einer Gasse angesprochen hatte, fühlte sich Leithil immer mehr als ihre Beschützerin, obwohl die andere wahrscheinlich älter war als sie selbst. Am Anfang noch nicht, da hatte sie Angst gehabt, vor der Magie des Abtrünnigen, aber in der Schenke, als ihr klar wurde, dass die Magierin verletzlicher war, als sie je angenommen hatte.
    Das ist absurd. Ich sollte es professioneller betrachten!
    Immerhin musste Ceirinn sie beschützen, wenn sie auf Darren trafen, nicht anders herum.

    Ceirinn stand vor ihr und sah sie fragend an. Leithil konzentrierte sich auf ihre Erinnerungen. Sie hätte das ganze Gespräch einer dritten Person wortwörtlich erzählen können, obwohl sie so abgelenkt gewesen war. Das hatte ihr der Meister beigebracht, damals.
    Jetzt reicht es aber. Konzentrier dich!, schimpfte sie sich selbst.
    „Gehen wir?“, hatte die andere Elfe wissen wollen. Leithil nickte, drehte sich aber noch einmal zum Ältesten um, verbeugte sich und bedankte sich mit einer elfischen Wendung „für die Gastfreundschaft“. In der Bedeutung dieser Wendung war so viel mehr noch enthalten. Ein Dank für die Hilfe, für das Schweigen, für das Vertrauen.
    Der Älteste lächelte und neigte leicht den Kopf.
    Leithil drehte sich um und folgte Ceirinn aus dem Haus.

    Die Helligkeit der morgendlichen Sonne ließ sie nach dem leichten Halbdunkel des Hauses blinzeln. Während ihre Augen sich langsam an das Licht anpassten, beobachtete sie, leicht faszinierte, wie die zuerst undeutlichen Silhouette des Vhenadahls immer klarer wurde, bis sie den Baum erneut in seiner ganzen Pracht sah. Er erinnerte sie an den Brecilianwald, an den Wald hinter dem Haus ihres Meisters, an die Bäume am Rand der Korcari-Wildnis, wo er...
    Eine plötzliche Sehnsucht ergriff sie, während sie den Baum betrachtete. Sie würde bald wieder das Haus besuchen, das leere Haus, in dem der Freund ihres Meisters wahrscheinlich noch ab und zu las.
    Bald. Ein stummes Versprechen. Aber zuerst musste sie ein anderes Versprechen einlösen. Sie sah zu Ceirinn.
    „Was habt Ihr jetzt vor? Ich gehe davon aus, das Ihr ihn weiterhin persönlich suchen wollt, aber denkt daran, dass Ihr es damit Eurem Templerfreund leichter macht, uns zu finden.
    Wo glaubt Ihr, ist er hingegangen? Ich weiß nicht, wie er denkt. Was würdet ihr tun, wenn Ihr an seiner Stelle wärt?“
    Geändert von Leithil (17.07.2011 um 04:44 Uhr)

  10. #10
    Newbie Avatar von Ceirinn Velaenor
    Registriert seit
    01.12.2010
    Beiträge
    27

    Standard

    Gesindeviertel

    Tag 3 -7:38 Uhr


    Ceirinns Brust entfuhr ein tiefer Seufzer, bevor sie Leithil alles andere als die erhoffte Antwort gab: „Ich weiß es nicht, Leithil. Ich kenne ihn nicht gut genug, um mich in ihn hinein zu versetzen… und ich bin mir auch nicht sicher, was ich tun würde, wenn ich in seiner Situation wäre. Ich würde mich womöglich sofort am Hafen nach einem Schiff erkundigen… aber das hat er vermutlich bereits getan. Danach würde ich vor allem den Templern aus dem Weg gehen… und ich bräuchte Verpflegung, ein Versteck, vielleicht einen Platz an dem ich mich ausruhen kann…“

    Ceirinn versuchte angestrengt, weitere Möglichkeiten zu finden, was Darren tun könnte und blieb letztlich vor allem an der Suche nach einer vorläufigen Bleibe hängen.
    „Wohin geht man, wenn man nicht gefunden werden will? Irgendeine schäbige Herberge am Hafen? Versteckt man sich in einem verfallenen Gebäude? Oder geht man in irgendein beliebiges Gasthaus, in dem man ohnehin nicht vermutet wird? Vielleicht wird er auch kein Geld ausgeben, wenn er sich noch die Überfahrt leisten will… in dem Fall findet man vielleicht bei der Kirche Unterstützung, aber dort ist natürlich alles voller Templer. Oh, Erbauer, wohin sollte man gehen?“

    „Braucht Ihr etwa Hilfe?“
    Die Elfenmagierin, die eben noch grüblerisch im Kreis gegangen war, fuhr augenblicklich herum und erblickte wie befürchtet einen jungen Elfen, der sie scheinbar einfach nicht in Ruhe lassen wollte. Wie viel hatte er mit angehört?
    „Ich dachte mir nur, dass man wirklich dringend eine Wegbeschreibung braucht, wenn man schon höhere Mächte um Hilfe bittet! Nicht dass ich eine höhere Macht wäre, aber ich kenne mich in Denerim wirklich gut aus. Für ein paar Kupferstücke…“
    „Ich dachte, ich hätte Euch gesagt, dass wir keine Hilfe brauchen, Kail“, seufzte sie.
    „Wirklich nicht? Ihr scheint doch nach etwas zu suchen! Wenn ihr mir nur sagen würdet, was es ist, könnte ich…“
    „Wisst Ihr was? Gut, warum nicht.“
    Zugegeben, Kail war ein aufdringlicher Kerl von der Straße, der ihnen für etwas Geld im Grunde alles mögliche erzählen konnte, aber angesichts ihrer Ahnungslosigkeit, was Darren anging… es war einen Versuch wert. Sie dürfte lediglich nicht durchblicken lassen, wonach genau sie suchten.

    Ceirinn öffnete ihre Ledertasche und zog einige Kupfermünzen hervor.
    „Zwanzig Kupfermünzen? Ist das genug?“
    „Ich bin Euer Mann, Lady Ceirinn!“ Kails Augen begannen beim Anblick des Geldes zu glänzen, selbst wenn er damit keine paar Tage über die Runden hätte kommen können. Die Elfen hier waren hoffentlich nicht alle so arm…
    „Nur eine Bitte, Kail: Spart Euch diese lächerliche Anrede, in Ordnung? Und nennt mich bitte auch nicht Ser oder was auch immer Euch noch einfällt.“
    „Wie möchtet Ihr denn angesprochen werden?“
    „Einfach mit meinem Namen. Und es wäre mir auch Recht, wenn Ihr in Zukunft nicht jedem erzählen würdet, dass ich eine Magierin bin.“
    „Natürlich, Ihr könnt Euch auf mich verlassen. Also, wonach sucht Ihr?“
    Ceirinn dachte einen Moment über die beste Formulierung nach, bevor sie antwortete:
    „Ich suche nach einem Ort, an dem sich ein Mensch verstecken würde, wenn er niemandem auffallen will. Jemand, der nicht viel Geld hat und vor allem den Wachen und Templern aus dem Weg geht. Und dieser jemand kennt sich in Denerim nicht besonders gut aus. Habt Ihr eine Idee?“

    Der Elf dachte ein paar Sekunden nach.
    „Ja, das wäre ein guter Ort… ich könnte Euch sofort hinbringen, wenn Ihr wollt.“
    „Wohin?“
    Kailaen lächelte entschuldigend und streckte eine schmutzige Hand aus. Ceirinn zögerte kurz und ließ dann die Hälfte des Geldes hineinfallen.
    „Ihr bekommt die andere Hälfte wenn wir dort sind.“
    „Gut, ich schätze, das ist fair.“ Mit einer flinken Geste ließ der Elf die Kupferstücke in seiner Tasche verschwinden.
    „Also, folgt mir!“ Und schon war Kail losgerannt und bedeutet ihnen mit einem Winken, ihm zu folgen.
    „Wartet, wohin…“
    Ceirinn schüttelte leicht den Kopf, bevor sie Leithil einen zögerlichen Blick zuwarf. Es würde sich noch herausstellen, ob es eine gute Idee war, Kail zu vertrauen, aber vorerst war es ihre einzige Chance, Darren einen Schritt näher zu kommen…

Seite 1 von 3 123 LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •