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Thema: Shuttle "Ax"

  1. #21
    ME FRPG only Avatar von Calix
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    Arseni unterbrach Calix Grübeleien, indem er sagte, dass er, Dante und Sooth sich erst noch ihren Sold abholen würden, dann aber im Afterlife zu ihnen stoßen würden. Der führende batarianische Offizier fügte hinzu, dass er die Belohnung für die eigene und die Rettung seiner Mitoffiziere Calix überweisen werde, nachdem er die Kontodaten erhalten hatte.
    „Ax, gib ihm die Daten“, ordnete Calix auch sofort an. „Bestätigt“, ertönte es postwendend und Ax gab ihm die Kontodaten eines seiner Scheinkoten, von welchen das Geld sofort über Vermittlerkonten auf sein eigenes überwiesen wurde.
    Der Batarianer nickte Calix zu und sagte: „Die Credits werden Ihnen in Kürze gutgeschrieben.“
    Calix drehte seinen Kopf, nickte ihm einmal zu und schaute dann wieder nach vorne.

    Omega kam näher und näher. Ax hielt unbeirrt auf einen ganz bestimmten Punkt an der Station zu, der sich vom Weiten nicht von der restlichen Station unterschied, wo sich aber eine der Andockbuchten von Aria T‘Loak Organisation befand. Jetzt zeichnete sich das Privileg eine von Arias Andockbuchten nehmen zu dürfen aus: Sie mussten nicht warten. Die von der Schlacht zurückkehrenden zahlreichen anderen Shuttles, Jäger, Frachter, Fregatten und was es sonst noch alles gab verstopften langsam aber sicher die Flugkorridore zu den öffentlichen Andockbuchten.

    „Wir treffen uns dann also später im Afterlife?“, fragte Arseni noch einmal.
    „Zustimmend: Geht klar“, antwortete Calix in der für ihn typisch kurzen Art, mehr gab es dazu auch nicht zu sagen.
    Außerdem blieb auch keine Zeit dazu, denn der Hangar zeichnete sich langsam von Omegas künstlicher Struktur ab, bis er auch das gesamte Blickfeld ausfüllte und die Ax hineinschoss, relativ sanft abbremste und aufsetzte. Sie waren auf Omega gelandet.
    „So da wären wir“, sagte Calix monoton zu den anderen Anwesenden und berührte sein linkes Handgelenk, worauf seine Rüstung wieder zum Leben erwachte und sich der Helm surrend um Calix Kopf legte. Für den Bruchteil einer Sekunde war sein Blickfeld komplett schwarz, bis das Hud aufleuchtete und nun wieder Statusanzeigen sämtlicher Systeme in seinem Blickfeld erschienen.
    „Ax. Shuttletür öffnen. Shuttle auf Standby.“
    „Bestätigt“, ertönte es nun wieder in seinem Helm. Zischend öffnete sich der Shuttle und gab den Blick in den Hangar frei, welchen Calix dann auch als erster betrat.

    --> Omega - Die Andockbuchten
    21:05

  2. #22
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
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    < --- Omega – Die Märkte
    --- > Die unendlichen Weiten der Galaxis: Shuttle Ax

    22:15

    Ax kannten die Beiden schon und das Shuttle wirkte wie ein Geschenk, wirkte es doch so ideal für diesen Einsatz, den sich Arseni wohl oder übel selbst aufgebrummt hatte, und dies nun eigentlich etwas wehmütig zur Kenntnis nehmen musste, als sie sich auf dem Weg zu Ax machten. Er legte sich die Kugel-Weste an, die er noch mitnahm vom Waffenhändler und inspizierte unachtsam sein Gewehr, da fragte man ihn schon nach Anweisungen. Team-Leader, so scheint es zu sein. „Mine 81, im Ost-Sektor“, musste er sich zurückbesinnen. „Am besten rasch um den Astroiden fliegen, dann vorsichtig rein in den Astroiden und ein wenig die Umgebung scannen, klingt doch nach einem guten Plan oder?“
    Sooth nickte, brummte aber noch: „Und dann?“
    „Nun, dann – also es gibt eine abgeschottete Mine gleich in der Nähe, die wir eventuell als Hintertürchen benutzen können. Wie gesagt, es gibt zwei kämpfenden Parteien dort unten und wenn wir uns nicht zu dumm anstellen, dürften wir schon alle Heil rauskommen. Das schwierige wird sein die Hintertür zu finden, aber ich schlage vor, dass wir zwei uns einfach alleine auf den Weg machen, während Calix aufpasst, dass uns niemand zu nahe kommt. Jetzt klingt es doch nach einem wirklich guten Plan.“

  3. #23
    ME FRPG only Avatar von Calix
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    <-- Omega – Die Märkte
    Shuttle Ax


    „Mine 81, im Ost-Sektor“, gab Arseni die Zielanweisung durch. Leichte Vibrationen durchliefen das Shuttle, als Ax den Kurs entsprechend anpasste und die Ax sich dem Zielpunkt schnell näherte.
    Calix lauschte Arsenis Ausführungen, sagte aber nichts dazu. Er wusste viel zu wenig über die Mine, um sich jetzt einen Einsatzplan zurechtzulegen, der ihn nachher eventuell zu stark einschränken würde. Trotzdem ärgerte es ihn keinen Plan zu haben. Ich bin viel zu spontan geworden, das wird mich noch umbringen, dachte Calix innerlich kopfschüttelnd.

    Monstren aus Stahl, Beton und Glas zischten an der Ax vorbei, als sich das Shuttle stetig dem riesigen Asteroiden – dem Fundament von Omega – näherte. Der Verkehr änderte sich von größtenteils kleinen Privatfahrzeugen zu den eher größeren Frachtern, die vollbeladen von den Minen weg und leer zu ihnen hin flogen. Ax wechselte die Flugebene und fädelte sich in eine ein, die um den Asteroiden rum, näher zu ihrem Ziel führte.
    Gigantische Minenanlagen, Andockstationen für dutzende von den nicht gerade kleinen Frachtern und riesige Fabrikkomplexe zogen an dem Shuttle vorbei. Calix war schon eine geraume Zeit auf Omega zu Hause, aber hier, praktisch auf der Oberfläche des Asteroiden, war er noch nie. Beeindruckt beobachtete er das Schauspiel aus dem kleinen, vorne angebrachten Fenster.

    Nach kurzer Flugzeit wurde auch hier der Verkehr dünner, bis er so gut wie gar nicht mehr vorhanden war. Sie näherten sich den ausgeplünderten, stillgelegten Minen. Dieser Bereich war in gewisser Weise nicht weniger beeindruckend: gigantische Minenkomplexe säumten immer noch das Bild, viele von ihnen waren ansatzweise oder sogar komplett verfallen. Die Ax näherte sich einem von ihnen, der genauso verfallen war, wie die anderen. Zerstörte Andockbuchten zischten an ihnen vorbei, als die Ax sich dem schwarzen Schlund näherte – dem Eingang zur Mine.
    „Ziel erreicht, Mine 81“, gab Ax kund, als das Shuttle vor dem Minenschacht in der Luft zum Stehen gekommen war.
    „Scann die Umgebung nach Lebewesen“, sagte Calix und versuchte, durch das Fenster guckend, was in dem leeren Minenschacht auszumachen, doch da war nichts…

  4. #24
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
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    Der Elcor manövrierte Ax routiniert durch das verlassene Minengelände des Asteroiden. Früher wurden hier Ressourcen abgebaut, heute wurde Kriminalität gepflanzt. Nicht alle Minen waren verlassen, aber es machte ganz den Anschein als wären jene, die sie passierten schon lange erschöpft und bis auf ein paar Lichter, die wohl den Gangs und den Bettlern als Orientierung dienten, gab es keinen Indiz für zivilisiertes Leben. Zivilisiert war wohl das Stichwort. Calix trug Ax auf nach Lebensanzeichen zu scannen, er fand alle Rassen vor, ein buntes Mischmasch. Aber am meisten Vorcha, teilte Ax mit einer ebenso monotonen Stimme wie Arseni es bereits von Calix gewöhnt war. Doch wenn sich Herr und Hund nicht unterschieden, sollte es auch nicht bei Captain und Schiff anders sein.
    „Ein nettes Empfangskomitee“, grunzte Sooth und brach damit die Stille, die sich während des Scans im Inneren von Ax breit gemacht hatte. Arseni aus Nervosität, hauptsächlich.
    „Wein haben wir keinen mehr übrig, oder?“ scherzte er und hatte nun, da sie so kurz davor waren, ernsthafte Bedenken.
    „Arseni, du gehst mir da nicht mit einem Brummschädel rein, vergiss es“, wurde er sofort von Sooth angefaucht, der daraufhin noch hinzufügte, dass sie doch lieber auf Dante hätten warten sollen.
    „Immer ruhig Blut, Sooth. Ohne mich würdet ihr Herrschaften wohl immer noch in der Nase bohren und hoffen irgendwie Yvonne über den Weg zu laufen.“
    „Werde bloß nicht unverschämt jetzt, wir haben zu viel durchgemacht als dass…“
    „Genau, das ist es. Ich vor allem habe zu viel durchgemacht, als dass ich jetzt nochmal mein Leben riskieren sollte. Aber diese verfluchte Yvonne. Selbst wenn man denkt, dass man eine Frau vergessen hat, nun – sie holen einfach doch immer wieder aufs Neue ein, nicht?“ Arseni klopfte sich auf die Weste, wie ein Gorilla. Und wandte sich dann von Sooth ab, der aber die Unterhaltung nicht gehen lassen wollte.
    „Ich muss mir keine Sorgen machen, dass du plötzlich vor Yvonnen für sie in die Bresche springst? Ich habe den Auftrag sie und ihre Informationen zurück zur Citadel zu bringen. Und das werde ich auch so machen. Das ist mein Auftrag, und du bist es Akyra schuldig. Sie hat dir dein Leben gerettet, vergiss das bloß nicht“, fuhr Sooth seine Belehrstunde weiter fort und murmelte noch ein dezentes undankbarer Bastard als Beleidigung hinterher.
    „Wie gesagt, sie holen einen immer ein, diese Frauen. Und Ax, jetzt gib‘ uns doch mal ein paar genauere Informationen über die Umgebung. Man sieht da draußen ja nichts als Müll, wenn man denn überhaupt was erkennt. Stockfinster.“
    Dann kam die Flut. Ax fing an seine Scans aufzulisten. Er fing bei der Mine ansich an, rund 40 Personen durften drin sein. Zu viel für die Drei und wohl auch zu viel für Ax, auch wenn die Machtdemonstration von Ax und Calix auf der Invisible Hand Arseni zuversichtlich stimmte, dass sie es doch schaffen konnten. „Und kämpfen Sie gegeneinander?“
    „Noch nicht, aber die Scans suggerieren, dass es zwei Parteien sind und die Angreifer gerade versuchen, dass Tor aufzuhacken.“
    „Schweres Equipment in der Mine?“
    Darauf konnte Ax nicht klar antworten, zögerte etwas und antwortete dann: „Vermutlich.“
    „Nun denn, ich schätze mal der Weg direkt hinein, fällt sowieso flach. Wie schaut es mit anderen Minen aus, etwas Brauchbares wie wir durchkommen?“
    „Ein paar hundert Meter ist die Mine 83, die Wände sind dick, aber wenn das Feuergefecht beginnt, ist meine Feuerkraft ausreichend um die Wände nach schätzungsweise 15 Minuten einzureißen und den – vermuteten – Hauptgefechtsplatz damit stören. Ein Durchkommen in die Mine 81 über Mine 83 ist schwierig, aber theoretisch machbar.“
    „Und von vorne geht es ja schließlich nicht. Sooth, wir zwei also wie geplant infiltrieren, während Calix rumbombt und sie alle von hinten überrascht? Sind wir bereit? Und vor allem, wie wollen wir anschließend entkommen?“ Fragen über Fragen. Arseni zündete sich eine Zigarette an, ihm brummte der Schädel von Ax Mitteilungen mehr als der Wein es jemals gekonnt hätte zu bewirken.

  5. #25
    ME FRPG only Avatar von Calix
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    Calix ließ die ganzen Scanergebnisse über sein Hud laufen. Viele Faktoren blieben weiterhin unbekannt, wie zum Beispiel die genaue Bewaffnung und Ausstattung der feindlichen Parteien, deren Zustand und die genaue Stabilität der Umgebung und das wichtigste, um wem es sich überhaupt bei der zweiten Partei handelte – ein Himmelfahrtskommando, das zweite dieser Art in Calix Leben, das zweite dieser Art an diesem Tag. Doch irgendwie gefiel es Calix, sich ohne tagelanges Planen Hals über Kopf in das nächste Abenteuer zu begeben. Irgendwas kann doch nicht mit mir Stimmen, so viel Spontanität ist nicht gut für mich. Doch er würgte seine aufkommenden Gedanken schnell ab und fokussierte sich wieder auf die bevorstehende Situation.
    Sie mussten noch immer in die Mine kommen, die durch die Blue Suns bestimmt in eine Festung verwandelt wurde, der Angriff der fremden Aggressoren half dabei nicht.

    Er dachte über Arsenis Worte nach. Sich trennen, allein für Ablenkung sorgen, später wieder zusammenkommen. Es gab genialere Pläne, aber je komplexer ein Plan desto mehr kann schiefgehen.
    „Hier mein Vorschlag: Ax setzt euch in der Mine 83 ab. Auf euer Signal hin, werde ich Mine 81 angreifen. Ihr schlagt euch durch Mine 83 zu Mine 81 und begebt euch zur Zielperson. Dann schlagt ihr euch zu mir zurück und wir verschwinden.“
    Kein genialer Plan, für geniale Pläne braucht man viel Zeit, Zeit die Calix gerade nicht hatte.

    Sooth gab zustimmende Laute von sich und auch Arseni schien nichts dagegen zu haben. Zumindest deutete es Calix so. Es fiel ihm immer noch schwer in den Gesichtern der Menschen zu lesen. Das war bei Turianern viel einfacher.
    „Ax, ausführen“, sagte Calix knapp. „Bestätigt.“ Ax wendete, beschleunigte und manövrierte das Shuttle zur anliegenden Mine 83, welche genauso heruntergekommen und verfallen war wie ihre Nachbarin. Sie passierten den schwarzen Schlund der Mine, vorbei an den zerstörten Andockbuchten, Fließbändern, Containern, Büros und was es sonst noch alles gab. Ax stoppte das Shuttle schließlich, als sie an einer Abzweigung vom Hauptschacht vorbeikamen, bei der laut Scans die Wahrscheinlichkeit am höchsten war, dass von hier aus ein einigermaßen gutes durchkommen zur Mine 81 möglich war.
    Mit einem kaum merklichen Aufschlag setzte Ax auf dem Felsboden auf.

  6. #26
    Rookie Avatar von Sooth Kyrik'in
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    Sooth hörte sich die Pläne der beiden genauestens an und beschloss dass der des Elcor schließlich doch plausibler klang als der des Arsenis. Jedoch waren beide Pläne kein Geniestreich. Schon leicht angesäuert von Arsenis Trunkenheit und auch der abweisenden Art machte es die Situation nicht angenehmer.
    ‚Was solls!‘ dachte er sich. Schließlich hatten beide seinen Arsch mindestens einmal gerettet. Aber Sooth wäre nicht Sooth wenn er sich das trotz aller dem nicht zugestehen wollte und ließ dies sich auch immer noch nicht anmerken. Anstatt ließ er lieber das Arschloch raushängen und die beiden machen. ‚Die ganze Sache ist sowieso schon viel zu komisch und kaputt, warum also auch noch großartigen Aufwand betreiben. Versteh mich nicht falsch Akyra, aber ich glaube manchmal ist es besser dass du nicht mehr da bist! ‘
    Nicht mehr da. Der saß! Gerade als die „Ax“ aufsetzte und er eigentlich das Gewehr laden sollte und die Maske über sein langes Adler artiges Gesicht ziehen sollte holte es ihn wieder ein. Die Asari für die er in Bresche gesprungen wäre, die mehr als nur einmal sein Leben gerettet hatten und vor allem, Akyra, eine Freundin! Wie lange würde das noch andauern kam es in Sooth’s Kopf auf. Wie lange würde er noch trauern, oder eher wie lange würde er dieses bedrückende Gefühl empfinden dass ihn in diesem Moment heimsuchte.
    Der Thermo-Clip erlosch als er aus dem Gewehrlauf flog wie die Asche eines Feuers. Die Gasmaske saß als wäre sie genau für sein turianisches Gesicht bestimmt und die Muskeln waren angespannt, der Verstand scharf. Sooth war bereit für den Spaß!
    Sobald er sich wieder auf das eigentlich begann zu konzentrieren und nur darauf wartete bei diesen Ratten, auch Vorcha genannt, sich den Frust aus der Seele regelrecht zu ballern, öffnete sich die große Tür des Shuttles und Sooth spurtete in schnellem Schritt voraus.
    Die Sachen die die drei erwarteten waren alles andere als die Schokoladenseite der Galaxie. Ja es war eine verlassene Mine und ja sie war auf Omega, aber sowas hatte er nun auch wieder nicht erwartet. Es war fast zappe duster, giftige Gase überall und Vorcha Kot waren das, was alles so angenehm wirken ließ. Dazu kam es, dass manche Ventile wohl noch nicht ganz abgeschaltet wurden und ein reges Zischen alle paar Minuten einem in die Ohrmuschel sprang. Nur um daran zu ändern an was für einem erbärmlichen Ort man sich befand.
    „Verreck mir einfach nicht Arseni!“ war das erste und vorerst auch letzte was der Turianer von sich gab.

  7. #27
    ME FRPG only Avatar von Calix
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    Beide schienen nichts gegen seinen Plan zu haben, zumindest deute Calix das entstehende Schweigen so. Das Shuttle öffnete sich und Sooth stürmte sofort raus, ziemlich amateurhaft, wie er fand. Sie befanden sich auf ungesicherten Gebiet mit potentiellen Feinden hinter jeder Ecke, keine gute Idee blind drauf los zu stürmen.
    Als Arseni ebenfalls an Calix vorbeihuschte, um das Shuttle zu verlassen, drehte er sich nochmal um und wollte wohl noch was sagen, doch Calix kam ihm zuvor: „Wir sehen uns auf der anderen Seite.“ So oder so… Innerlich leicht schmunzelnd fügte er noch hinzu: „Und Arseni, ich erwarte noch meine Bezahlung.“

    Die Tür fuhr zischend herab und Ax startete, wendete, beschleunigte dem Ausgang von Mine 83 zu, dem Eingang von Mine 81 entgegen. Nun wieder alleine im Shuttle bereitete er sich mental auf die bevorstehenden Kämpfe vor. Weitere Scanns ergaben nichts Neues: in der Umgebung wimmelte es weiterhin von hunderten Lebensformen unterschiedlicher Art, doch sie zeigten nichts wirklich hilfreiches für die Mission.
    Ausgang von Mine 83. Noch wenige Augenblicke, dann würde er bei Mine 81 eintreffen. Wieder passierten sie verfallene Minenkonstruktionen, Wracks von Frachtern und wenige andere Schiffe, die sich hierhin verirrt hatten, ähnlich wie er selber. Doch ihm blieb keine Zeit sich zu fragen, was er hier eigentlich machte. Ax stoppte und blieb wieder in der Luft hängen, sie waren an der Mine angekommen.

    „Scann mit maximal verfügbarer Energie“, wies Calix Ax an. Bloß keine Überraschungen mehr heute.
    „Bestätigt. Scanne.“
    Daten fluteten über Calix Hud, doch es ergab sich nichts Neues, bis auf eine Sache: die meisten Lebensformen waren immernoch Vorcha, die rattenähnlich in den Minenschächten hausten. Von den Blue Suns oder der zweiten Gruppe jedoch waren keine Daten mehr verfügbar, dies alamierte Calix. Hatten sie seinen Scann bemerkt? Oder reagierten sie einfach nur auf den Angriff der fremden Partei, in dem sie deren Scanner störten. Es gefiel Calix überhaupt nicht, sich praktisch blind und total unvorbereitet zu stellen, doch es brachte nichts, er musste weiter in die Mine vordringen, und solange Ax noch Platz zum manövrieren hatte, war er im Vorteil. Er hoffte, dass er ihn nicht so schnell aufgeben musste.

    Mit einem Surren des Reaktors beschleunigte Ax und begab sich in die Dunkelheit des geräumigen Hauptschachtes der Mine.

    Auch im Inneren war die Mine genauso verfallen wie die Außenanlagen. Der Minenschacht, wohl einmal gleichmäßig ausgebaut und befestigt, war nun überzogen von Trümmern und Steinbrocken, die Ax im Zickzack Kurs umflog. Der Schacht wurde enger je weiter sie in die Mine kamen, die Veränderung passierte schleichend beinahe unauffällig, dass es aussah, als ob die Wände versuchten sich der Ax unauffällig zu nähern, um sie dann von einem Moment auf den anderen zu zerquetschen.
    Calix kämpfte gerade gegen einen Anflug seiner Klaustrophobie an, als die Scanner endlich brauchbare Ergebnisse lieferten. In einem Seitengang, der nun wirklich zu eng für die Ax war, zeigte der Scanner andere Lebensformen, als Vorcha an. Allein nicht wirklich was Besonderes, doch auffällig war, dass im näheren Umkreis überhaupt keine Vorcha mehr existierten, als ob jemand sie davon abhalten würde diesen kleinen Teil der Mine zu bevölkern. Doch noch immer konnten die Scanner nichts Genaues liefern, obwohl die Ax nur wenige hundert Meter vom Ziel entfernt in der Luft hing. Dies sprach für Calix Störsender-Theorie. Er war überrascht, dass die Scanner überhaupt halbwegs deutbare Ergebnisse zeigten, doch er schob es achselzuckend auf seine überdurchschnittlich gute Ausrüstung.

    „Setz mich hier ab“, sagte Calix schließlich. Mit dem wohlbekannten „Bestätigt“ verlor das Shuttle an Höhe und landete schließlich auf den unebenen Boden. Mit einem zischen öffnete sich der Schlund in die Dunkelheit. Calix schaltete sein Nachtsichtgerät ein, verließ sein Shuttle und stapfte durch die grüne Geisterlandschaft auf sein Ziel zu.

    ---> Omega, Minenkomplex, Mine 81
    Geändert von Calix (25.02.2012 um 14:51 Uhr) Grund: Widerspruch zum Arseni Post elemeniert

  8. #28
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
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    <-- Omega: Minenkomplex


    Da verdankte wer den Zweien sein Leben, das stand fest. Arseni fieberte und zuckte, mal wieder, am ganzen Leib, als Calix die letzten Momente des Gefechts standhielt und Ax in den Hangar reingeprescht kam. Hastig gab Arseni ein paar Schüsse ab, aber das Feuer wurde schon auf Ax gerichtet, unnötigerweise; aber der Kumpane gab selbst noch eine bessere Deckung ab als der riesige Elcor, der schwerfällig hinter ihm die letzten Schritte humpelte, unter den Schmerzen leidend, geschwächt, verwundet und ausgelaugt. Doch sie erreichten Ax und ehe sie sich versahen, zischten sie schon aus ihrem Schlamassel heraus, unter ihnen noch die Feuergefechte bestaunend, dann für eine kurze Zeit durch das Asteroidengefels fliegend, alsbald aber schon die Sterne und das schware All um sie. Omega wurde immer größer…

    Arseni hatte sich zuerst hingehockt, hatte gehofft dass Calix noch etwas durchhalten konnte bis sie wieder zu den Andockbuchten gelangen, aber der Elcor brach ein, gab mit seinen letzten Worten noch vollen Zugriff. Bevor dieser aber sich um Ax kümmern konnte, musste er sie zuerst erfahren wie es um Calix stand. Aus der Medi-Station des Shuttles holte er sich ein paar Spritzen, Cremes, Verbände und Bandagen. Nicht dass es was helfen würde und viel hatte Calix nicht an Bord. Mit dem Omni-Tool scannte er kurz den Elcor, medizinische Apps zahlten sich immer aus – auch wenn sie nur schlechte Nachrichten meist übermittelten. Calixs Zustand war katastrophal, um es gelinde auszudrücken. Auch wenn natürlich eine Feindiagnose nicht möglich war, dazu fehlte bei weitem das Equipment und die Kenntnisse über die Anatomie eines Elcors, geschweige denn Medizin im generellen, war es offensichtlich, dass Calix gerade am Verrecken war. Knochenbruch, innere Blutungen, weiß der Teufel was mit seinen Organen los war – und der Arm erst, nur noch Blut und Knochen. Kein schönes Bild. Zuerst noch ein wenig ungeschickt, aber schnell sich fangend rammte er ihm Spritzen rein um die Schmerzen zu lindern, trug Medi-Gel auf und spritzte es ihm rein, sodass er ihm hoffentlich noch ein paar Stunden schenken konnten bis sie zur Citadel kamen. Dort mussten sie hin, jeder andere Ort würde für Calix wohl den Tod bedeuten. Und irgendwie dachte sich Arseni, dass Calix wohl kaum auf seinen Heimatplaneten wollte. Anschließend brachte er Bandagen an, wickelte den Verband fest um seinen Arm, und hoffte auf das Beste. Das leichte Wenden des Elcors hatte schon Mühen und Kraft erfordert, deshalb schenkte Arseni es sich Calix irgendwie gemütlicher unterzubringen.

    Dann zündete er sich eine Zigarette an, die war bitter notwendig. Ax erhöhte sofort die Ventilation sodass kein Rauch Calix erreichen konnte. Arsenis Gepäck war leider noch auf Omega, nichts wichtiges per se, aber genügend Dinge, die Grund genug waren noch einmal schnell auf Omega zu landen. Vielleicht ein paar Vorräte einkaufen für Calix, das war wichtig. Trotz dem Zeitdruck musste Arseni daran denken, dass auch ihm die Zeit davon lief.
    „Also, wie jetzt, voller Zugriff?“ durchbrach Arseni schlussendlich die Stille. „Hmhm, dann ist meine erste Anweisung, dass wir Calix aus dem Shuttle hauen und ich absofort der Captain bin.“ Keine Antwort von Ax, aber der bedurfte es auch nicht, denn Arseni fing an laut loszulachen, ein verzweifeltes Aufschreien eher. „Nur ein Spaß“, fügte er dann unter leichtem Kichern noch hinzu.
    „Jedenfalls, Ax, wir müssen zur Citadel. Nur im jetzigen Zustand kann das ganz schön böse enden, denkst du nicht?“
    „Ja.“
    „Deshalb wäre es vielleicht am geschicksten wenn ich auf Omega noch schnell ein paar Vorräte kaufe, du weißt schon – damit wir genügend Medi-Gel haben um ihn für die Reise vollzustopfen mit dem Zeug, dann noch bisschen Morphium und ähnliches, mehr Verbandszeug. Wenn ich es schaffe irgendwo `nen Medi-Bot aufzutreiben, wäre das natürlich auch spitze. Deine Meinung?“
    „Die Scans sind beunruhigend.“
    „Hm, kannst du lauten sagen… also dann zuerst mal Omega“, gab Arseni von sich.

  9. #29
    ME FRPG only Avatar von Calix
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    [Teil 1 von 2]

    Calix klappte in sich zusammen, doch er war zu schwer für Ax, also brach er einfach durch den Shuttleboden durch und fiel und fiel und fiel. Er sah Ax wegfliegen, immer kleiner werden. Er wollte seine Hand nach dem Shuttle ausstrecken, es zurückholen, doch sie gehorchte ihm nicht.
    Steinwände rasten an ihm vorbei, als er sich Kometengleich dem Boden näherte – er war also immer noch in den Tunneln von Omega. Der Boden raste immer näher und näher. Calix hielt die Luft an, kniff die Augen zusammen, um sich auf den Aufprall zu wappnen, auch wenn er über die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens schmunzeln musste. Doch er schlug nicht auf dem Boden auf, sondern tauchte durch ihn durch wie durch einen Nebelschleier. Der Fels wurde zu grauem Dunst. Aus diesem bildete sich eine neue Umgebung, in der Calix plötzlich stand: ein Felstunnel.
    Na großartig. Calix sah sich um, ging wahllos ein paar Schritte den Tunnel entlang. Ihm viel auf, dass er keine Schmerzen mehr hatte. Er drehte seinen Kopf, renkte ihn fast aus, um sich selber zu mustern: Die Verletzungen waren weg. Sein Körper war zwar immer noch narbenübersät und er hatte eine frische Verletzung am rechten Arm, an die er sich nicht erinnern konnte, doch ansonsten fühlte er sich vergleichsweise großartig.
    Doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Er hatte seine Rüstung nicht mehr an. Er warf einen Blick zurück in der naiven Hoffnung, dass sie dort liegen würde, doch das tat sie natürlich nicht.
    Idiot , dachte er und sah nach vorne. Etwas zog ihm den Gang hinunter, doch er wusste nicht was es war. Doch da er gerade keine Idee hatte, was er sonst tun sollte und lieber nicht darüber nachdenken wollte, was hier gerade los war, gab er der Versuchung nach und marschierte den unebenen Felsgang hinunter.

    Nach einer Weile kam es ihn so vor, dass er immer wieder die gleichen Stellen passierte. Immer der gleiche Gang, immer die gleichen Kurven, sogar die Wände waren die gleichen. Calix wollte umdrehen, wieder zurückgehen, doch es änderte sich nichts. Der gleiche Gang, die gleichen Kurven. Es ging sogar immer nur bergab. Egal in welche Richtung er sich wandte, für ihn ging es nur nach unten. Doch es kümmerte ihn nicht. Er ging immer weiter nach unten. Immer weiter. Immer weiter. Irgendwann wusste er nicht mehr wie lang er schon gelaufen war, doch er ging weiter, immer weiter.
    Er musste nach unten, nur nach unten. Irgendwann war er so erschöpft, dass er kaum noch laufen konnte, doch er schleppte sich weiter, er musste weiter.
    Der Elcor lief nun durch einen leicht ansteigenden Gang, der alle paar Schritte von Lampen erleuchtet wurde. Links und rechts standen Bergbaumaschinen verschiedenster Form und Größe herum, andere Gänge führten tiefer in die Mine.
    Er musste weiter. Er wusste nicht wohin – er traute sich nicht zu fragen, sie würden ihn eh wieder nur schlagen oder sogar wieder anschießen – als er hinter einem Turianer in orangener Rüstung hinterherhumpelte. Sein rechter Arm schmerzte höllisch, nachdem er vor ein paar Stunden von einem Steinsplitter durchbohrt wurde, der durch eine Explosion umhergeschleudert wurde. Der Kroganer hinter ihm – ebenfalls in orangener Rüstung – war so ´freundlich´ gewesen und hatte ihn entfernt, seitdem blutete sein Arm vor sich hin. Doch er wollte sich nicht beschweren, sie würden ihm nur noch mehr wehtun.
    Er wusste nicht wie lang er schon in dieser Mine arbeitete. Waren es Jahre? Jahrhunderte? Jahrtausende? Es kam ihm so vor. Mit der fortschreitenden Zeit hatte er immer mehr vergessen. Vergessen, wer er einst war, was er einst mochte und hasste – er konnte sich nicht mal an das Gefühl des Hasses erinnern – , was ihn auszeichnete, wie er hieß, er war vollends zu der ihm zugeteilten Nummer geworden: 36. Irgendwo tief in seinem inneren bedauerte er sein vergessen, doch er ignorierte und verdrängte diese Gedanken, denn wenn er nachdachte, lenkte ihn das ab und wenn ihn was ablenkte arbeitete er nicht mehr effektiv genug und man tat ihm weh. Er hatte diese Lektion auf dem harten Weg gelernt und das kleine bisschen Wiederstand, das er wie einen Talisman in sich trug, tief in seinem Innersten versteckt.
    Ein Schlag von Hinten riss ihn aus seinen Gedanken. Der Kroganer hatte ihn mit der Schrotflinte eins übergezogen und brüllte irgendwas von wegen er solle schneller gehen. Der Schlag war überraschender Weise nicht besonders schmerzvoll – oder mittlerweile nicht mehr besonders schmerzvoll? Wiederholung stumpft ab, doch der Elcor ging schneller.
    Mit einem unmerklichen zucken seines Kopfes verstieß er die Gedanken aus seinem Schädel und lehrte seinen Geist, bis er nur noch apathisch dahin trottete.

    Sie kamen an dem Hauptversammlungsort an. Dutzende Gänge und Schächte führten in die komplett aus dem Fels herausgehauene Halle. Ein riesiger Felsblock am anderen Ende fungierte als Podium oder Thron. An den nackten Wänden hingen dutzende Banner, tiefschwarz mit einem verschnörkelten orangenen ´R´ - das Zeichen dieser Organisation. 36 kannte es auswendig und würde es wohl nie vergessen. Jeder Sklave trug dieses Zeichen als Brandzeichen am Körper.
    Hunderte Sklaven waren schon anwesend, überwiegend Batarianer, Vorcha und Turianer. Vereinzelt waren auch Kroganer unter ihnen, aber keine Asari – die wurden ´anderwärtig´ benötigt. Er konnte sich den groben Verlauf dieser Veranstaltung ausmalen. Raxtar – der gottgleiche Herrscher dieser Mine – würde persönlich erscheinen und zu seinem ´Volk´ reden.
    Kaum blitzte in 36 das Bild des hünenhaften Kroganers auf, da kündigte eine Welle von dutzenden Schmerzensschreien die Ankunft Raxtars an. Seine Eliteleibwächter – allesamt Kroganer – prügelten sich mitten durch die versammelten Sklaven durch, als sie ihrem Herrscher einen Weg zum Podium bahnten. Dort angekommen blieben die Leibwächter unten stehen und Raxtar erklomm als Einziger den massiven Felsblock. Nun weit über der Menge stehend, richtete er sich vollends zu seiner beeindruckenden Größe auf und blickte über die wogende Menge. Wiederwille keimte in 36 auf. Er wusste nicht woher er kam, doch der Widerwille veranlasste ihn den Kopf zu heben und mit funkelnden Augen zu Raxtar hochzustarren. Dieser ließ seinen orange glühenden Blick über die Menge schweifen und blieb an den Augen des einzigen Elcors hängen. Selbst über eine Entfernung von mehreren dutzenden Metern hatte der Kroganer sofort den Einzigen ausgemacht, der so dumm war Widerstand zu zeigen. 36 fing leicht an zu zittern, als diese Augen seinen Blick einsogen und ihn gefangen nahmen. Er wollte wegsehen, doch er konnte nicht. Der breite Mund des Kroganers verzog sich zu einem grausamen Lächeln, einem Versprechen, doch dann sah Raxtar wieder weg und ließ seine glühenden Augen weiter über die Menge wandern. In der absoluten Stille fragte sich 36, warum niemand sein Zittern hören konnte, warum ihn keiner der Wärter zurechtwies. Er hatte panische Angst.

    „Ich habe euch hier versammelt“, hob Raxtar an, „um euch zu sagen, dass ihr gute Arbeit geleistet habt.“ Ein fast schon warmes lächeln bildete sich auf sein Gesicht. „Unser Umsatz steigt kontinuierlich, unser Reichtum steigt täglich und unsere Macht steigt stündlich. Dies ist alles nur eurer harten Arbeit zu verdanken.“
    Hier und da jubelten ein paar Sklaven auf.
    „Gerade eben ist ein ganzes Schiff voller neuer Arbeiter eingetroffen, die euch bei eurer harten Aufgabe unterstützen werden.“
    Mehr Jubel.
    „Sie werden eure Last teilen.“
    Noch mehr Jubel.
    „Sie werden euer Leid teilen.“
    Der Jubel steigerte sich weiter.
    „Sie werden euer Schweiß und euer Blut teilen.“
    Tosender Applaus.
    „Es sind hunderte Wesen, die dafür geboren wurden unsere Einnahmen ins unermessliche, unsere Macht ins unendliche zu steigern.“
    Raxtars Stimme hatte sich zu einem ohrenbetäubenden Brüllen gesteigert. Für ein paar Minuten badete er mit erhobenen Armen in dem Jubel der Menge.
    36 fragte sich warum man diesem Monster überhaupt zujubelte, vielleicht brauchten die Sklaven einfach eine Möglichkeit, das was sie an Gefühlen noch hatten rauszulassen. Doch anstatt mitzujubeln starrte 36 einfach zu dem Kroganer, der schien den Blick des Elcors aus irgendeinem Grund zu bemerken. Langsam ließ er die Arme sinken und das Toben der Menge wurde leiser, bis es erstarb. Sofort fing sein glühender Blick den des Elcors ein und bannte ihn unendlich lange. Wieder kam das überwältigende Gefühl der Angst in 36 hoch, doch erneut konnte er den Blick nicht abwenden. Seine Panik verstärkte sich, als er an die Konsequenzen dachte, die auf ihn warteten. Doch Raxtar sah wieder weg und ließ seinen Blick schweifen. Er blieb noch einmal kurz an 36 hängen, der nun starr geradeaus stierte.
    Langsam hob Raxtar wieder an zu sprechen: „Doch diese neuen Seelen müssen erst durch Schmerz und Leid geschmiedet werden, damit sie hart werden, damit sie stark, unermüdlich und ergeben werden. So wie ihr es alle seid.“
    Erneut brandete Jubel auf, der sich noch steigerte als Raxtar erneut seine Arme hob und mit überschlagender Stimme brüllte: „Begrüßt nun eure neuen Brüder!“

    Unter donnerndem Applaus zogen zweihundert Turianer aus einem der größten Gänge in die Versammlungshalle. Alle im erbärmlichen und heruntergekommenen Zustand, doch viele liefen noch Stolz aufrecht und hatten den Blick erhoben. Dutzende Wachen sorgten dafür, dass alle Neuankömmlinge in Reihen vor dem Steinpodest standen. Jeder der sich bewegte wurde geschlagen. So standen alle Turianer nach ein paar Minuten wie Statuen da, ohne sich auch nur zu zucken.
    „Willkommen“, donnerte Raxtar über den Jubel hinweg, „Eure Ankunft wurde erwartet und ersehnt. Ihr seid ein Gewinn für diese Organisation, wie es selten einen gegeben hat. Ihr wart allesamt Bergarbeiter und werdet es wieder sein. Nur an einem anderen Ort.“
    Das Grinsen, das er den Turianern zuwarf sah mehr wie ein Zähnefletschen aus.
    „Ihr werdet Leid und Schmerz erfahren.“
    Der leiser gewordene Jubel nahm wieder an Intensität zu.
    „Ihr werdet zerbrechen und zugrunde gehen. Doch am Ende“ – er brüllte nun – „werdet ihr in der Dunkelheit dieser Stollen wiedergeboren! Ihr werdet aus der Asche eures Lebens auferstehen und zu nie gekannter Größe auferstehen!“
    Der Begeisterungssturm steigerte sich ins unermessliche. Staub rieselte von der Decke. Das Versprechen von nie gekannter Größe war zu einem Mythos unter den Sklaven geworden. Ein Mythos, der ihnen half die unendlichen Qualen des Daseins auszuhalten. Irgendwo tief in 36´ Inneren war der feste Glauben an jene Worte versteckt. Zu tief um Hoffnung zu geben.
    Raxtar hob die Arme und fast augenblicklich kehrte Stille ein.
    „Doch zuerst werdet ihr“ – er zeigte auf die Turianer – „alle das Zeichen bekommen.“
    Nach einer kurzen Pause voller Stille brüllte Raxtar mit donnernder Stimme: „Holt die Eisen!“
    Sofort nahm die Menge das Stichwort auf und brüllte immer wieder das eine Wort: „Eisen, Eisen, Eisen, Eisen, …“ 36 merkte wie er mitgerissen wurde und flüsterte im Einklang mit der Masse: „Eisen, Eisen, Eisen, …“ Immer und immer wieder.
    Ein Kroganer reichte Raxtar ein Brandeisen, dass das gleiche verschnörkelte ´R´ darstellte, wie es auf den Bannern in der Halle abgebildet war. Raxtar öffnete eine Klappe in der Rückwand der Halle. Ein orange-rotes Glühen brach aus der Luke hervor. Er schob das Brandeisen in die Kohlen und befahl den ersten Turianer zu ihm auf das Podest zu bringen. Unter Schlägen und Tritten wurde der neue Sklave zu Raxtar gescheucht, der mit feierlichen Worten das nun glühende Brandeisen aus der Glut zog und es langsam auf die Haut des Turianers senkte. Sein Schmerzensschrei ging im erneuten Jubel der anderen Sklaven unter.
    Diese Prozedur wiederholte sich bis alle Turianer gebrandmarkt waren: sie würden für immer Arbeiter in dieser Mine sein.

    „Eure Transformation hat begonnen“, verkündete Raxtar erhaben. Der Kroganer ließ die Menge einige Minuten jubeln, doch dann flüsterte er beinahe: „Zum Abschluss ein Wort der Warnung: Tut was man euch sagt, dann werdet ihr hier keine Probleme haben. Wenn nicht…“, er ließ den Satz unvollendet, stattdessen holte er eine Schrotflinte hinter seinem Rücken hervor, zielte und schoss. Einer der Turianer explodierte in blutige Fleischstücke, als die Kugeln seine Haut durchbohrten und explodierten. Seine Nachbarn heulten vor Entsetzen auf. Einige machten sogar Anstalten sich auf Raxtar zu stürzen, doch sie wurden sofort zurückgeprügelt.

    „Ihr seid gewarnt. Und doch gibt es einige unter euch die sich nicht an die Regeln halten.“ In 36 keimte die Panik wieder auf. Er musste damit gemeint sein, nur er. Wer denn sonst? Er schluckte und starrte einfach nur geradeaus, in der Hoffnung unsichtbar zu werden.
    Vergebens.
    „In einigen“, rief Raxtar, „sehe ich Wiederstand in den Augen.“ Seine Augen suchten und fanden den einzigen Elcor. 36 fühlte sich ausgeliefert, verloren unter dem orange glühenden Blick. Er fing an zu zittern.
    „So etwas stört die Produktion und Effektivität dieser Einrichtung. Daher ist Widerstand nicht zu tolerieren, egal welche Art er auch sei. Widerstand wird ausgemerzt.“ Erneut jubelten ihm einige Sklaven zu, doch 36 spürte nur diese glühenden Augen auf sich ruhen. Einige Sklaven in der näheren Umgebung des Elcors huschten zur Seite weg, um bloß nicht Ziel von Raxtars Augen zu werden.
    „SECHSUNDREISSIG“, donnerte Raxtar, „Vortreten!“ Es war vorbei. Mit zitternden Schritten ging er geradeaus auf das Podium zu. Die Sklaven vor ihm bildeten eine Gasse. Von irgendwoher kam ein Werter angelaufen, der 36 anbrüllte schneller zu laufen, sich zu beeilen. Seine Worte wurden von Schlägen unterstützt, die der Elcor aber gar nicht mehr war nahm. Er nahm eigentlich überhaupt nichts mehr war. Er starrte nur noch durch einen Tunnel, an dessen Ende der Kroganer auf ihn wartete.
    Nach einer viel zu kurzen Ewigkeit kam er unten an dem Podest und sah zu Raxtar auf.
    „Bedauerlich“, sagte Raxtar fast schon mit Trauer in der Stimme. „Du bist ein wertvoller Arbeiter, von allen geschätzt und geachtet.“ 36 senkte den Blick und starrte auf den Fels vor ihm, „Ich habe dir ein Leben gegeben, ich habe dich versorgt, dich stark gemacht.“ Raxtars stimme war zu einem gefährlichen Flüstern geworden. Doch plötzlich brüllte er wieder: „UND WIE DANKST DU ES MIR?“
    „Vergebung“, flüsterte der Elcor.
    „Wie bitte?“
    „Vergebung“, sagte 36 nun mit zitternder aber fester, emotionsloser Stimme.
    „Vergebung? VERGEBUNG?! So leicht wirst du es nicht haben. Du bist ein viel zu effizienter Arbeiter, du arbeitest besser, als einige Maschinen. Ich vergebe dir nicht einfach, du wirst leiden.“ Die letzten Worte waren nur noch ein Zischen.
    Tränen der Verzweiflung flossen aus seinen Augen. „Bitte“, flüsterte er tonlos. Doch Raxtar lachte nur auf. „Das hättest du dir früher überlegen müssen.“
    Reiß dich zusammen. Idiot. Durch betteln kommt man hier nicht weiter. Halt´ es aus.
    Raxtar richtete sich wieder auf. „Bringt ihn hoch zu mir.“
    Doch bevor man wieder auf ihn einprügeln konnte, setzte sich 36 in Bewegung und erklomm die gewundene Rampe, die zu dem Podest hochführte. Oben angekommen blieb er vor Raxtar stehen, den Blick gesenkt. Alle Augen in der Halle waren auf ihn gerichtet.

    Raxtar wandte sich an einen Batarianer, der etwas abseits stand. „Wetro. Tu deine Arbeit.“ Wetro deutete eine Verbeugung an, gab einem Vorcha, der in seiner Nähe rumlungerte ein Zeichen und begab sich auf das Podium. Der Vorcha hob eine Kiste vom Boden auf und schleppte diese ächzend hinter Wetro die Rampe hoch.
    36 Magen krampfte sich zusammen. Wetro war unter den Sklaven als Raxtars bester Folterer berühmt und berüchtigt. Niemand wollte mit ihm zu tun haben. Er sah in das Gesicht des Batarianers. In seinen zwei verbliebenden Augen – die anderen beiden waren von einer hässlichen Narbe durchzogen – war nicht die Spur von Mitleid zu sehen, nur grausame Vorfreude. Sein Mund formte ein lächeln, als er den Blick des Elcors auffing. Er bleckte seine spitzen Zähne.
    Der Vorcha stellte die Kiste auf dem Boden ab, öffnete sie und fing an darin rumzukramen. Ohne, dass es ein Zeichen von Wetro bedurfte, beförderte er triumphierend mehrere Gurte zutage und begann 36 damit auf dem Boden zu fixieren. Der Elcor ließ zwangsläufig alles über sich ergehen, hatte er doch keine Wahl. Seine einzige Chance, das hier zu überleben war, sich möglichst nicht zu sträuben und die Qualen über sich ergehen zu lassen. Er wusste nicht warum er überhaupt noch so etwas wie ein Überlebenswillen hatte, doch er nahm es einfach als gegeben hin und probierte sein Zittern zu beruhigen.
    Der Vorcha zurrte hier und zog dort. Er zwang 36 in eine liegende Position, in der das einzige, was er bewegen konnte, seine Augen waren. Als er damit fertig war, fauchte der Vorcha kurz triumphierend und zog sich mehrmals verbeugend zurück.
    Wetro beugte sich über die Kiste und präsentierte ein Foltergerät nach dem anderen, die er dann in einer Reihe feinsäuberlich auf eine Steinstufe legte. Immer als der Foltermeister ein neues Leidensinstrument hervorholte, jubelte die Menge in ekstatischer Vorfreude auf.
    Als Wetro mit seiner Vorstellung fertig war, trat er kurz zurück und blieb mit gesenktem Kopf im Hintergrund stehen. Raxtar trat vor, sah 36 direkt in die Augen, grinste drohend und wandte sich wieder ab, zu der Menge hin.
    „Dieser Sklave“, er deutete auf den Elcor, „hat Widerstand gezeigt.“ Dann fügte er bedrohlich flüsternd hinzu: „Lasst euch sein Beispiel eine Warnung sein.“
    „Mir scheint, du bist vom rechten Weg abgekommen“, sagte er nun wieder mit erhobener Stimme. Er sah den Elcor an. „Du musst wieder zurückgeführt werden. Du musst wieder neu geboren werden. Du musst neu in die Gemeinschaft integriert werden.“
    Erneut ließ der Jubel der Sklaven die Decke erzittern.
    „Du wirst hiermit neu geboren.“ Raxtar brüllte nun: „Wenn du überlebst, zeigst du dich meiner Gnade als würdig.“
    Raxtar hob die Arme.
    „Wetro. Beeindrucke uns mit deiner Kunst.“
    Der Jubel wurde zu einem ekstatischen Geschrei, als Wetro sich leicht verbeugte und ein Skalpell von der Steinstufe hob. Er wischte es kurz an einem dreckigen Lappen ab, dann umrundete er 36, bis er rechts neben ihn stand.
    Er hob das Skalpell.
    36 wurde übel vor Angst.
    Er ließ das Skalpell sinken.
    Tränen der Verzweiflung und der Angst flossen aus 36 Augen.
    Er setzte das Messer auf die Haut auf.

    Der kalte Stahl brannte wie brennende Glut. Doch das war nichts im Vergleich zu dem was folgte. 36 konnte nicht sagen, wie lange Wetro an ihm rumschnitt. Minuten? Stunde? Tage? Es war unerträglich. Bei jedem Schnitt brüllte der Elcor emotionslos auf – dafür johlte die Menge umso emotionsvoller.
    Immer wieder der glühende Schmerz. Irgendwann konnte er es nicht mehr ertragen und er sank in eine tröstende Ohnmacht. Doch sofort erwachte er wieder. Aus den Augenwinkeln bemerkte 36 wie Wetro eine Spritze aus dem massigen Körper des Elcors zog. Die Ohnmacht rückte in weite Ferne. Stattdessen spürte er den Schmerz jetzt mit einer grausamen Klarheit, die ihn innerlich zerriss.
    Es fühlte sich an, als würde man ihn unendlich oft zerreißen, nur um wieder zusammenzuflicken, um ihn wieder zu zerreißen:
    Messer ansetzen.
    Schnitt.
    Messer absetzen.
    Messer ansetzen.
    Schnitt.
    Messer absetzen.
    Immer und immer wieder. Und das Kreischen der Menge als Grunduntermalung für die gequälten Schreie des Elcors.

    Nach einer Ewigkeit setzte das Messer nicht mehr an. Die Lavaströme flossen nicht mehr über seine Haut. Doch das bekam der Elcor gar nicht mehr mit. Sein Wesen bestand nur noch aus Schmerz und Leid. Alle anderen Empfindungen waren verbannt worden.
    Wetro trat zurück und überließ Raxtar seinen Platz. Dieser trat an 36 heran und legte seine Hand auf die bebende Haut des Elcors.
    „Das“, flüsterte er nur für 36 hörbar, „war erst der Anfang.“
    Dann packte seine Hand zu. Die Augen des Elcors weiteten sich schlagartig. Raxtar riss seine Hand mit einem ruckartigen Reißen nach oben. Ein Schrei hallte durch die Halle.
    Mit Tränen in den Augen wandte 36 seinen Kopf und sah zu Raxtar. Er keuchte auf, als er sah, was Raxtar triumphierend der brodelnden Menge zeigte: Ein Handtellergroßes, verschnörkeltes R.
    Sein Brandzeichen! Wetro hatte sein Brandzeichen rausgeschnitten.
    Da dämmerte dem Elcor, was mit Wiedergeburt gemeint war. Er spukte Galle.
    Sein Mund formte die Worte „Bitte nicht.“ Immer und immer wieder. Doch seine Stimme versagte ihm den Dienst.
    Raxtar drehte sich um und warf den R-förmigen Hautlappen in die Glut. Es zischte und der Geruch nach verbrannter Haut – seiner verbrannten Haut – stieg 36 in die Nase.
    Er spukte noch mehr Galle.
    Raxtar nahm das Brandeisen aus der Glut.
    „Aufgenommen in diese Gemeinschaft.“
    Er hob das Brandeisen in die Luft.
    „Gestählt durch harte Arbeit.“
    Er marschierte langsam zu dem Elcor.
    „Gefallen durch Arroganz und Undankbarkeit.“
    Er hielt das Brandeisen über dem Elcor erhoben.
    „Aus der Gemeinschaft ausgestoßen.“
    Er senkte das Brandeisen langsam in Richtung Haut.
    „Wieder aufgenommen.“
    Es war nur noch Zentimeter entfernt. 36 versuchte sich aufzubäumen, sich zu winden. Doch die Gurte hielten ihn fest.
    „Durch Schmerzen neu geboren.“
    Raxtar senkte das Brandeisen genau dahin, wo das alte Brandzeichen eingebrannt war. Auf blankes Fleisch. Auf Nerven, die nicht mehr geschützt waren.

    Der Schmerz raste wie eine Welle durch den Körper des Elcors, löschte alles aus, bis er selbst zu Schmerz und Leid wurde.
    Etwas zerriss in ihm, zerbarst in tausend Stücke. Sein Geist zerbröckelte. Er konnte spüren, wie er im Begriff war wahnsinnig zu werden. Er verließ seinen Körper, fiel in unendliche Dunkelheit. Doch inmitten der lodernden Schmerzen, leuchtete eine kühlende Flamme auf. Eine Empfindung, die er vergessen hatte. Sein Geist stürzte sich auf diese, hüllte sich in ihr ein, klammerte sich an sie wie ein Ertrinkender an das rettende Seil, schürte sie, dass sie aufloderte und sein Geist den Weg zurück in seinem Körper fand.

    Hass.

    Blanker Hass durchströmte ihn, hielt ihm am Leben, verhinderte, dass seine Identität zerriss. Aus diesem Hass formte sich ein Gedanke, der ihm Hoffnung und Leben schenkte. Er schenkte ihm ein Ziel, dass er erreichen musste.

    Ich werde Raxtar töten.

    So einfach und doch so unendlich wichtig. Die Schmerzen wurden sogar noch schlimmer, als Raxtar das Brandeisen noch tiefer in die Wunde drückte. Doch 36 hatte ein Mantra, dass er immer wieder in seinem Kopf wiederholte. Eine Barriere gegen den Wahnsinn.

    Ich werde Raxtar töten. Ich werde Raxtar töten. Ich werde Raxtar töten.

    Nach einer unendlichen Ewigkeit hörte der Schmerz auf. Raxtar zog das Brandeisen mit einem ekelerregenden Reißen aus dem bloßen Fleisch.
    Triumphierend hielt er es hoch und präsentierte es den kreischenden Sklaven: Das Brandeisen glühte nicht mehr.
    „Wiederaufgenommen in der Gemeinschaft. Wiedergeboren“, brüllte Raxtar. Er warf das Brandeisen zu Boden und verließ das Podium.
    Das letzte Wort hallte in 36 Geist nach.
    Wiedergeboren. Ja er war wiedergeboren. Er hatte nun Ziel, auf das er hinarbeiten würde. Er würde es verfolgen bis er es erreicht hatte, oder bis er selbst sterben würde.

    „ICH WERDE RAXTAR TÖTEN.“

    Calix riss die Augen auf. Desorientiert sah er sich um. Wo war er? Wer hatte geschrien? Wer war er? Der Moment der vollkommenen Orientierungslosigkeit ging so schnell vorüber wie er gekommen war. Er war an Bord der Ax, lag auf dem Boden. Sein Name war Calix. Doch wer hatte geschrien? Der Schrei klang verzehrt, schmerzerfüllt, hasserfüllt. Wie das Brüllen eines Tieres und nicht wie ein gesprochener Satz. Er schloss die Augen wieder und flüsterte die Worte erneut.
    „Ich werde Raxtar töten.“
    Das genau überlegte Aussprechen dieser vier Worte öffnete sämtliche Barrieren in Calix Geist. Wie ein Schleusentor, das vorzeitig aufgemacht wurde, strömten tausende Bilder, Gerüche und Empfindungen auf Calix ein. Plötzlich erinnerte er sich an alles. Das Brandmal, das in seiner rechten Seite eingebrannt war, fing an zu glühen, als Calix an die Schmerzen dachte, die ihn fast in den Wahnsinn getrieben hatten. Er konnte es erneut fühlen. Die Empfindung, dass sein Geist zerrissen wurde, als sich sein Verstand in einem einzigen Schrei verflüchtigte.
    Er wusste noch immer nicht, wie er sich hatte retten können und warum er nicht zu einem sabbernden Etwas geworden war. Es war einfach so.
    Er erinnerte sich an die wahnsinnigen Schmerzen, die er während seiner ´Wiedergeburt´ aushalten musste. Er erinnerte sich an die Jahre der harten Arbeit in der Mine. An jeden verdammten einzelnen Tag. Die Schmerzen, die er jetzt hatte, verblassten beinahe im Angesicht dessen, was er einst ausgehalten hatte.
    Du bist weich geworden, dachte er spöttisch. Ja an diesem Tag, wurde er tatsächlich wiedergeboren. Aber komplett anders, als es sich Raxtar vorstellen konnte. Calix war komplett gebrochen, hatte sämtlichen Lebenswillen verloren. Er wurde nur noch von seinen Instinkten und seinem rudimentären Selbsterhaltungstrieb gesteuert. Er war nicht mehr als ein Tier, das zu viel Prügel eingesteckt hatte. Doch Raxtar änderte das. Raxtar rettete Calix, ironischerweise indem er ihm den Willen einpflanzte ihn zu töten.
    Und genau diesen Willen, diesen Hass hatte Calix vergessen. Hass macht mächtig. Hass lässt einem unvorstellbare Dinge aushalten und überleben. Er war einfach im Angesicht seiner Macht zurückgeschreckt. Er hatte ihn tief in sich verborgen und eingesperrt. Die Rage, die ihm während des Kampfes überkam, war nur ein jämmerlicher Abklatsch seines waren Potentials.
    „Du hast dich selbst verleugnet“, knurrte er zu sich selbst. Ich werde nie wieder vergessen, warum ich lebe. Ich werde dich töten, Raxtar. Verlass dich drauf.

    Calix öffnete wieder seine Augen. Er war wieder er selbst. Die Zeit des Davonlaufens war vorbei. Er starrte konzentriert geradeaus, stellte sich den Kroganer vor, wie er grausam lächelnd von oben auf ihn herab sah. Sofort war er wieder da. Purer Hass loderte wie Feuer durch seien Adern. Sein Brandmahl pulsierte.
    Immer noch geradeausstarrend richtete er sich langsam auf. Sein zerschundener Körper protestierte. Seine Arme wollten kaum sein Gewicht halten, zerschrammt wie sie waren. Er ignorierte die Schmerzen, brannte sie weg mit loderndem Hass. Stöhnend richtete er sich auf. Linker Arm, rechter Arm. Dann das linke Bein und das rechte Bein. Nach einer unendlichen Kraftanstrengung, stand er keuchend aufrecht im Shuttle. Erst jetzt bemerkte er, dass sie nicht flogen.
    „Ax, wo sind wir?“ Seine Stimme klang wie das Schaben über Sandpapier. Er sah sich um. Irgendwas fehlte. Dann durchzuckte ein Bild seinen Kopf: ein Mensch. „Wo ist Arseni?“
    „Omega. Arseni ist auf einem kurzen Landgang, Vorräte kaufen und seine Sachen zusammenpacken. Er hat von einem Flug zur Citadel gesprochen. Medizinische Versorgung für dich. Meine Scanner zeigen, dass deine Funktionsfähigkeit bei 45% liegt. Also hab ich zugestimmt.“
    Citadel? Da gab es auf jeden Fall eine bessere medizinische Versorgung als auf Omega. Und nur weil er es irgendwie schaffte zu stehen, hieß das noch lange nicht, dass er springen konnte. Obwohl er sich im Moment großartig fühlte. Sein Hass auf Raxtar rauschte wie eine Droge durch seine Blut und hielt ihm am Leben.
    „Danke.“ Als er einen ersten Schritt machen wollte, sackte er fast sofort wieder zusammen. Knurrend ließ er es nicht zu und humpelte weiter, bis er vor einer versteckten Klappe stehen blieb, sie öffnete und ihr seine restlichen Medigelvorräte entnahm. Vorsichtig begann er sich notdürftig selbst zu verarzten, dass er wenigstens aufhörte Blut zu verlieren, das immer noch an ihm runtertropfte.

  10. #30
    ME FRPG only Avatar von Calix
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    [Teil 2 von 2]

    Dann kam ihm was anderes in dem Sinn: Ax.
    „Seit wann redest du denn so? Hab ich was verpasst?“ Seine Stimme klang immer noch hohl und zittrig.
    „Ich lerne.“
    „Aha.“ Calix konnte nicht behaupten, dass er sich mit Virtuellen Intelligenzen auskannte, doch er wusste, dass Ax ein Lernprogramm installiert hatte, das es der VI erlaubte sämtliche Situationen auszuwerten und sich dementsprechend anzupassen.
    „Solange klar ist wer der Boss ist, hab ich kein Problem damit.“ Es fühlte sich komisch an zu scherzen. Ihm wurde schlecht. Doch er schob das Gefühl der Übelkeit auf seinen zusammenbrechenden Kreislauf.
    Er drückte auf ein holografisches Panel, das auf dem Boden neben der Tür eingelassen war. Die Tür öffnete sich und Calix wankte nach draußen. Kaum draußen, konnte er es nicht mehr halten und erbrach sich solange auf dem Boden, bis nichts mehr in seinem Magen war.
    „Hey“, rief eine empörte Stimme. Calix hob den Kopf, alles drehte sich. Ein Batarianer kam auf ihn zu gerannt. Mit dem Armen wild gestikulierend. „Was glaubst du eigentlich, was du da tust. Das ist meine Andockbucht! Du darfst hier nicht einfach kotzen wie es dir gefällt.“
    „Verpiss dich“, raunte Calix müde.
    „Ver-piss-dich“, äffte der Batarianer Calix emotionslose Art nach. „Einen Scheiß werde ich tun. Du machst das hier wieder sauber.“
    Hass kochte in Calix hoch, er hatte keine Lust sich mit so einem aufgeblasenem Arschloch abzugeben. Seine linke Hand huschte schneller zu dem Batarianer hoch, als dieser es für möglich gehalten hätte. Seine Augen weiteten sich überrascht. Anscheinend hatte er Calix für einen gewöhnlichen Elcor gehalten. Einen gewöhnlichen, blutüberströmten, rüstungstragenden, schwerbewaffneten Elcor. Wie doof kann man eigentlich sein. Calix hob den linken Arm mühelos höher, sodass der Batarianer den Boden unter seinen Füßen verlor.
    Doch plötzlich wurde Calix schwarz vor Augen. Sein Körper wollte nicht so, wie sein Geist wollte. Er brach zusammen.

    Stöhnend kam Calix wieder zu sich. Er lag auf etwas, es war nicht der Boden, etwas anderes, etwas weiches. Mühsam rappelte er sich wieder auf und sah auf den Batarianer.
    „Ups.“
    Calix war über dem armen Schwein zusammengebrochen und hatte ihn einfach zerquetscht. Selbst Schuld, Arschloch.
    Er torkelte wieder in sein Shuttle, schloss die Tür und kauerte sich vorsichtig auf dem Boden zusammen.
    „Ax, such mal nach einer Möglichkeit, wie wir auf die Citadel kommen können.“
    „Mach ich.“
    Calix schloss kurz die Augen. Müdigkeit überkam ihm, doch er zwang sich wach zu bleiben. Zumindest bis Arseni wieder von seiner Shopping-Tour zurück war.

    Ich werde kommen und dich töten. Raxtar, dein Tod heißt Calix.

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