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Thema: PSY Thesis

  1. #1
    Wenn Schweine fliegen.... Avatar von Fero
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    Standard PSY Thesis

    Die Thesis ist eine schnelle asarische Yacht. Sie ist von atemberaubender Eleganz und schlichter Linienführung. Es ist ein großes Schiff, das durchaus für einen Empfang ausgelegt sein konnte. Definitiv kein Kampfschiff, da allein die große Glaskuppel am Oberdeck, die das Panoramadeck überspannt, eine integrale Schwäche in der Struktur des Schiffes ist.
    Es bietet neben einer sehr angenehmen Reisemöglichkeit, auch eine hohe Geschwindigkeit mit der man seine Reisen tätigen kann. Für einen langen Zeitraum befand sich die Thesis im Besitz von TNCB. Später wurde sie durch die frühere Vorsitzende der Firma, Marjana Tulia, übernommen und befindet sich jetzt in ihrem Privatbesitz.
    ME FRPG Charaktere:
    Rebekka Helena Baronesse von Tannberg (inaktiv) | Larita H. H. Fitzalan-Howard | Major Alexander Schleifer

    Kunstprojekt - falsch zugeordnete Zitate
    "Die Neigung, sich herabzusetzen, sich bestehlen, belügen und ausbeuten zu lassen, könnte die Scham eines Gottes unter Menschen sein." - Josef Ackermann

  2. #2
    Newbie Avatar von Marjana Tulia
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    Standard

    "Mistress?"
    Sie antwortete nicht. Geistesabwesend, streichelte ihr Daumen über die glatte Oberfläche der nachtschwarzen Scheide, des Schwertes das sie immer in Händen trug, hoch zu der Stoffumwicklung aus roter Seide, ließ den weichen Stoff die Nervenzellen in ihrer Haut fast elektrisch zucken vor Freude über die ungewohnte Abwechslung, bevor der Daumen wieder zurück glitt auf das glatt Holz der Scheide. Ihr Blick war starr hinaus in das All gerichtet. In die Unendlichkeit der Ewigkeit, des Universums, das sich immer noch ausdehnte. Selbst nach den Milliarden von Jahren - pulsierte es nicht nur in seinem innersten von Leben, das sich durch chemische Prozesse auf so vielen Planeten gebildet hatte, sondern waberte am Rand des Nichts das außerhalb von ihm lag. Was auch immer dort sein Mochte. Götter, Dämonen. Tote und Seelen. Das Nichts. Die Ewigkeit. Die Göttin alleine wusste es und Marjana war daran gelegen das es so blieb. Es gab Grenzen die kein Wesen überschreiten durfte.
    Ihre eigene Rasse hatte allerdings derer bereits zu viele überschritten, wie sie fand. Allein das zurücklassen des eigenen, alt hergebrachten Glaubens, für die Kultur der Promiskuität mit anderen Rassen, war für sie eine Tatsache die schwer zu dulden war. Natürlich. Die Tulia waren nicht gerade dafür bekannt das sie lange Beziehungen führten. Ganz im Gegenteil, ihre Tradition sich nur für die Zeugung von Nachkommen, einen Partner nach spezifischen Merkmalen auszusuchen, war auch nicht langwieriger, meist sogar noch kurzlebiger. Aber es war nichts das mit der Freude an einem intimen Kontakt zu tun hatte - es hatte nichts mit der Freude an der Verunreinigung des Erbgutes ihrer Rasse zu tuen. Es war der Zweck, der Fortpflanzung unter den besten Umständen, der die Familie hier anleitete. Eine Tradition, die sich über die Jahrhunderte hin gut gehalten hatte. Die Promiskuität mit der sich der Rest ihrer Rasse gab, vor allem nach der Entdeckung der anderen Lebensformen in den endlosen Weiten des Universums – sofern es dann eines überhaupt war. Es gab keinen schlüssigen finalen Beweis das es nur ein Universum war und nicht ein Multiversum. Was war daran so abwegig das irgendwo, in einer anderen Welt eine anderen Asari existierte die ihr gleich war, aber vor einer anderen Herausforderung stand? Vielleicht auch schon tot war oder noch ein paar Jahrhunderte Leben würde. Vielleicht war sie nicht mal eine Asari. Ein Schauer lief ihr bei diesem Gedankenspiel über den Rücken und ihre Kiefermuskulatur verkrampfte sich, presste ihr Zähne fester aufeinander. Andere Völker. Sie schnaubte, leise, nicht zögerlich sondern bewusst abwertend, aber immer noch auf ihre Gedanken konzentriert. Andere Völker.

    Es war ihr unbegreiflich wie es sich ergeben konnte, das Mitglieder ihrer Art – ihr verwandte Wesen, auch wenn das Wort übertrieben wirken mochte, so waren doch alle Asari irgendwie mit einander verwandt, schließlich waren sie ein Volk mit einer Wurzel – deren Leben hunderte von Jahren umspannen konnte, die Dekaden hatten um sich alleine mit einem Thema zu beschäftigen um es zur Perfektion zu bringen, sich auf so unharmonische Wesen einlassen konnte wie alle anderen die den Rest des Universums bevölkerten. 
Perfektion, das streben nach dem bestmöglichen, das war, das lag ihnen in den Genen. Kunstfertigkeit, Verinnerlichung. Es gab kein Gebiet in dem eine Asari nicht jedem anderen überlegen sein konnte. Einfach weil sie alleine mehr Zeit hatte.
    Und dann waren da die anderen. Kroganer, auch sie hätten die Zeit, aber sie waren rau, brutal, unkultiviert und grob.
    Salarianer diese hibbeligen Eintagsfliegen mit ihrem überzogenen Stolz auf ihre wissenschaftlichen Möglichkeiten.
    Die arroganten Turianer, deren einzige wohl echte Errungenschaft ihre Disziplin war, an deren Ehre man sie durch aus messen konnte.
    Ganz zu schweigen von dem restlichen Geschmeiß das irgend ein schlechter Scherz der Evolution sich ausgedacht haben mochte. Rachni, Hanar, Elcor. Bei der Göttin, es war als wäre ein ganzer zoologischer Garten entlaufen.
    Sie verstand es nicht. Verstand sie nicht. Die fixe Idee ihrer Cousinen das die Verschmelzung mit anderen Völkern ihr Volk voran bringen würde. Nur weil die Fähigkeit vorhanden war, hieß es noch lange nicht das sie dafür gedacht war. Jedes Kind konnte in der Nase bohren und trotzdem verbot man es ihm. Es war lächerlich anzunehmen, das eine Vermischung des Genpools, einen positiven Effekt auf die weitere Entwicklung der eigenen Spezies hatte. Es war eine Frage von Motivation, von Ausbildung und Willen. Ein Talent war nichts, aber auch gar nichts wert, ohne des Willen, es auch einsetzen zu wollen. Deswegen war, und blieb, sie der festen Überzeugung das nur eine klare Abgrenzung, eine klare Investition in die Zukunft der eigenen Nachkommen, ein klarer Kodex sie alle weiterbringen konnten. Doch wie so häufig, hatte sie längst begriffen das es nicht eine Frage war von Überzeugung, sonder von Motivation. Und leider, war die Motivation ihrer Cousinen heute leider hauptsächlich gerade im prägenden, jungen Alter, in einer Welt voller bunter, aufregender Möglichkeiten, so hip wie möglich zu sein. Und hip, das war durch das Universum zu reisen und soviel wie möglich zu unternehmen und zu erleben.

    Pflichtbewusstsein, gegenüber der Familie, gegenüber der eigenen Kultur, gegenüber der eigenen Rasse. Das war nicht wichtig. Wichtig war die eigene Entwicklung – der eigene Spaß. Es kam ihr so vor als wäre ihr Volk zu einer jugendlichen Spaßkultur verkommen – ihr Ruf im Universum war es auf jeden Fall. Das erste Volk das die Citadel entdeckte. Das erste wirklich raumfahrende Volk. Es war traurig. Ein Drama in mehreren Akten, dem sie seit Jahren zu einer Zuschauerin verdammt beiwohnen musste, so lange beiwohnen musste bis ihr Vorhang fiel. Denn wenn eines sicher war, dann das ihr Vorhang vor dem der anderen fallen würde. Im laufe der vielen Jahrhunderte hatte sie sich angewohnt, einen weniger eigenen Blick auf ihre Person zu haben. Selbstreflexion war eines ihrer obersten Mantras mit dem sie sich selbst und ihrer Umgebung begegnete. Sie hatte es zu einer Tradition ihres Familie gemacht.

    Als Kopf der Familie, war Marjana verpflichtet diese Traditionen zu pflegen, weiterzugeben und zu erhalten. Nichts anderes hatte Vorrang. Und dies war es auch, was sie jetzt antrieb. So lange hatte sie versucht zu erhalten. Das ihre Tochter dann versagt hatte - sich hatte umbringen lassen - ärgerte sie. Es berührte sie peinlich. Es war ihr unangenehm.
    Und vielleicht, war es die größte Erkenntnis der Reise der letzten Tage, das sie sich selbst eingestand, das es nicht der Verlust des Unternehmens war, oder der Traditionsbruch. Sondern ihr eigenes Schamgefühl, das sie antrieb zu ihrer Rache. Zu ihrer Aufgabe.
    Jahrhunderte lang hatte sie Thessia nicht verlassen. Noch nie den Raum der Asari. Und jetzt?

    'Der Raum war gezeichnet von der Eleganz der Asari. Und es widerte sie an. Es widerte sie abgrundtief an. Ließ sie die Frau noch mehr verachten mit der sie es zu tuen hatte. Die schmalen Verzierungen der Säulen, die den Hauptteil des Empfangsraumes, der Lobby, trugen, waren asarisch. Die Statuen und die Gemälde waren asarisch. Die Kultgegenstände in den Vitrinen. Die Produkte in den Schaukästen waren asarisch. Aber mit jedem Lichtstrahl der die Umgebung auf ihrer Netzhaut trug, sie zwang den Raum wahrzunehmen, war die zuckend, hektische Handbewegung auf dem Entwurf, dem Konzept des salarianischen Architekten zu sehen. Zu fühlen. Sie erfüllten den Raum.
    Der Raum, das Gebäude war nicht durchdrungen von der Eleganz und Erhabenheit, der Kunstfertigkeit der Asari. Sie war nur gezeichnet. Gleich hätte man ein billiges Etikette aufkleben können, wie ein Fälscher es bei einer Flasche Wein getan hätte um sie aufzuwerten.

    Es war Imitation. Mimikry. Es war verachtenswert. Ein Ausverkauf der Werte und Einzigartigkeit. Allein das sie gezwungen war ihre Augen mit diesem 'Ding' zu belasten, ließ ihre Meinung der Asari zu der sie wollte nur noch sinken. Ihre linke Hand schloss sich fester um die Scheide des Schwertes, das sie mit sich trug. Wäre nicht die Tatsache das die Frau in Sklavenhandel verwickelt war, schon schlimm genug, so setzte die Rückstellung der eigenen Kultur dem doch die Krone auf.
    Mit weiten, zielstrebigen Schritten – dabei aber mit einer solchen Erhabenheit, einem solchen Befehlsbewusstsein, einer solchen Noblesse in ihrer Haltung und Auftreten – hielt sie auf die Treppen zu, die zu den Konferenzräumen führten. Es hatte sie Wochen gedauert und tausenden von Credits um endlich brauchbare Informationen zu bekommen. Sie hatte jeden Stein auf Thessia umgedreht. Bis sie endlich eine Spur gehabt hatte, die sich als brauchbar genug herausgestellt hatte. Brauchbar um ihr nach zu gehen. Marjana musste ihre Erbinnen finden, es war die oberste Priorität. Alles andere musste warten.

    Schließlich, war es doch einfacher gewesen als sie gedacht hatte. Blind war sie gewesen. Und ignorant. Sie hatte nicht geglaubt, der der Verrat aus der eigenen Mitte hatte kommen können. Doch so war es gewesen. Genau so. Es war eine der Tanten, die ihr auf die Spur geholfen hatte. Wie jämmerlich hatte sie sich gefühlt. Verrat. Verrat. Wütend war sie in ihrem Appartement auf und ab gestürmt. Hatte geschrien und die Einrichtung zertrümmert die ihr nichts bedeutete. Möbel und Vasen, Elektronik und unbedeutende Kunst. Türen, Fenster und eingezogene Mauern hatten ihren Zorn zu spüren bekommen. Blindwütig war sie durch ihre Wohnung gestürmt, wie ein tobender Sturm, eine Urgewalt der Natur, wie ein Taifun eingezwängt in die Enge eines einzigen Raumes, konzentriert auf einen einzigen Punkt mit aller Energie. Seit Jahrzehnte war sie nicht mehr so explodiert. Seit Jahrhunderten. Nicht mal als ihre Tochter sich entschlossen hatte auf der Citadel zu arbeiten. Nicht mal dann war sie so an die Decke gegangen – im wahrsten Sinn des Wortes.
    Kiara hatte alle Mühe gehabt. Und Marjana rechnete es der jungen Asari hoch an, das sie geblieben war. Das sie den Sturm hatte ergehen lassen. Sie war ein gutes Mädchen. Eine entfernte Nichte. Kräftig, clever und gebildet, willensstark – wenn auch nicht übermäßig intelligent. Aber vor allem loyal.
    Sie hatte ruhig ausgeharrt und danach die Rechnungen bezahlen lassen. Nachbarn und Anwohner hatte sich entrüstet beschwert. Hinter vorgehaltener Hand und mit Ehrfurcht im Ton. Aber der Inhalt blieb der selbe. Und sie war nicht der Typ der ihnen diese Forderung aberkannte. Schließlich hatte sie unrecht gehandelt in ihrem Zorn. die Rechnungen waren ebenso zu bezahlen wie es notwendig war um Verzeihung zu bitten. Alter entband einen nicht von rechlichten und gesellschaftlichen Pflichten, oder Verantwortungen.

    Führung, Freiheit für Entscheidungen, Einfluss – das alles verlangte Verantwortung. Verantwortung die sie trug. Die sie getragen hatte und tragen würde. Als ihre Zorn mit der gesamten angestauten Energie soweit verraucht war, das sie schwer atmend, mit einem dichten Schweißfilm überzogen und schmerzendem Körper auf dem Boden, in mitten der Zerstörung gelegen hatte, hatte sie angefangen nach zu denken. Dank des Aufstandes war ihr nicht viel Zeit geblieben. Informationen waren ein wertvolles gut. Und es hätte nicht lange gedauert bis sie durch mehrere Hände, ihren – vermutlich eh recht hohen Grundwert – noch weiter gesteigert hätte, um dann von einem Informationshändler an die Person verkauft zu werden, der es wichtig war zu wissen, wenn die Gefahr im Verzug war.
    Marjana hatte sich aufgerappelt, hatte Kiara das Shuttle herkommen lassen und sie eine Gruppe von Mädchen zusammen stellen lassen. Der Flug hatte eine Weile gedauert und sie war noch immer erschöpft gewesen, als sie ihre Tante erreicht hatten. Aber an diesem Tag, hatte der Zorn – die Wut – über den Verrat jeden Vorteil der anderen Asari wett gemacht. Marjana hatte sie überrollt, während sich ihre Begleiterinnen mit den Frauen der Anderen auseinander setzten, sie zerquetscht. Ihr jeden Knochen im Leib gebrochen. Den Namen aus ihr förmlich herausgequetscht.

    Und jetzt. Jetzt war sie hier. Stürmte mit den selben Frauen die sie schon bei ihrer Tante begleitet hatten, die Stufen des Gebäudes auf Illium. Eine junge Asari, in einem langen Kleid das eindeutig nicht asarischer Mode war, versuchte sich der Matriarchin in den Weg zu stellen. Kiara fing sie ab, schob sie, mit der flachen Hand auf den Brustkorb der Frau, zur Seite. Funkelte sie an und brachte sie mit ihrem Gesichtsausdruck zum schweigen. Die Nichte wusste, sehr genau was es bedeuten würde für das Mädchen, wenn sie in ihrer Erscheinung zum jetzigen Zeitpunkt ihre Herrin ansprechen würde. Vermutlich fiel ihr nicht mal ein Wort ein für das Ergebnis das Jugendfrei gewesen wäre.
    Mit eiligen Schritten nahmen die Asari die Treppen, die in ihrer Konstruktion zwar beeindrucken waren, weil sie fas zu schweben schienen, aber ihre Einfassung war von turianischer Stringenz. Unter normalen Umständen hätte sie wohl umgedreht, wäre es zum Beispiel ein Empfang gewesen. Aber bis auf's Blut gereizt, war die alte Asari bereit viele Dinge zu ignorieren die normalerweise unter ihrer Würde gewesen wären. Ihre Launen und ihre kalte Härte wenn es um diese Art von Fragen ging, hatten Marjana auf Thessia berüchtigt gemacht. Es war nicht selten vorgekommen das man solche offensichtlichen Andersartigkeiten hatten umgebaut oder äußerst geschickt verborgen. Und viele würden jetzt erschrocken die Hände vor dem Mund zu schlagen, denn entweder würden sie sich bewusst werden wie gefährlich die Situation war, oder wie wenig jetzt ihre – bis dato – schützenden 'Mauern' gewesen waren, die bewusst gesetzt worden waren um zu verhindern das sich die Matriarchin einfinden konnte.

    Am Kopfende der Treppe, öffnete sich der Raum weiter hin zu einem kreisrunden Saal. Die Decke war einer große, tatsächlich fast eleganten Glaskuppel gewichen, die den Blick auf den rosa Himmel Illiums freigab. Die zahlreichen, runden Tische mit den hunderten von Stühlen, der Bühne am anderen Ende, offenbarten den Zweck des Raumes. Es war ein Saal für Banketts und Gesellschaften. Gerade war eine in Vorbereitung.
    Marjana entdeckte die Asari nach der sie suchte, wenige Schritte von sich entfernt. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und wies gerade eine andere Asari zu recht.
    Bis zu diesem Zeitpunkt war sie von der Anwesenheit anderer Völker verschont gewesen. Aber jetzt. Jetzt war ihr Glück offensichtlich aufgebraucht. Denn hinter der jüngeren Asari standen zwei Salarianer, und tiefer im Raum mehrere Turianer. Sie spürte den Blick der Nichte auf ihrer Wange, die einen verstohlenen Blick auf ihrer Herrin geworfen hatte – einschätzend wie heftig die Reaktion wohl werden würde. Die Gruppe um Marjana schaffte die Hälfte des Weges, bevor sie auffielen. Es war nicht mal Omyna der die Gruppe als erstes ins Bewusstsein tröpfelte, sondern einer der Salarianer. Er zuckte sofort merklich zusammen und begann sich noch unruhiger um zu sehen. Sein Blick sprang zwischen den Frauen um Marjana hin und her. Sprang von den Waffen hin und her. Zurück zu den beiden Asari vor ihm. Sein Verstand zog den richtigen Schluss und seine Füße nahmen den folgenden Befehl offensichtlich bereitwillig an. Er machte schneller werdenden Schritte rückwärts. Damit reagierten nun auch die beiden Frauen, die gerade noch in ein Gespräch vertieft gewesen waren.

    Omyna drehte sich um und starrte ihnen entgegen. Erst zeigte sie keine Reaktion, dann wich ihr langsam etwas die Farbe aus dem Gesicht. Ihre Ausdruck entglitt ihr und ihre Augen weiteten sich.
    "Marjana…" stammelte sie. Die Asari neben ihr zog eine Waffe, als wollte sie sich bereit machen die anderen zu schützen, obwohl es noch keine Anzeichen gab das es notwendig werden konnte. Noch nicht – noch nicht eindeutig genug.
    "Was kann ich für euch tuen?" dann besann sie sich eines besseren. "Es ist eine Ehre euch hier zu begrüßen." ihre Worte klangen hohl in den Ohren der Matriarchin. Hohl und voller Lüge. Voller Hohn und Ironie über die Tatsache das diese Frau sich mehrere Anteile der Firma unter ihre gierigen kleinen Schlangenfinger gerissen hatte. Das sie den Weg mit frei gemacht hatte. Die Worte waren von giftiger Galle und Schwefel. Sie beleidigten Marjana. Sie verhöhnte sie. Tanzten in ihrem Verstand und spotteten dort weiter.
    "Ehre." hauchte sie und lächelte. Es war ein grimmiges Lächeln. Ein Lächeln voller Entschlossenheit. Das Lächeln eines Raubtieres, eine Jägers, der vor der Beute in Angriffsposition ging.
    "Wo sind meine Erbinnen Cousine?" zischte sie und verlangsamte nicht mal ihren Schritt.

    "Erbinnen? Ich weiß nicht wo von ihr sprecht." selbst wenn Marjana einen Grund gehabt hätte ihr zu zuhören, ihr zu glauben – möglicherweise -, dann hätte der Körper, die Bewegung der Anderen immer noch etwas anderes gesagt. Ihre Augen hielten nicht stand, der Blick war abgewandt. Die Schritte waren ausweichend, rückwärts gerichtet. Sie Log. Sie verhöhnte sie.
    Dann verlor die jünger der beiden ihre Nerven. Sie hob die Waffe an, für was auch immer. Egal ob Drohung oder Bedrohung. Kiara war das zu viel. Die Salve aus ihrem Sturmgewehr durchpflügte die Brust der fremden, jungen Asari. Schleuderte Blut und Gewebe und kleinen, springbrunnenartigen Fontänen in die Luft. Warfen den Körper zu Boden wie eine Puppe deren Fäden man durchschnitten hatte. Wie auf Kommando, reagierte Omyna. Ihre Augen leuchteten auf, als sie ihre biotische Kraft fokuiserte. Sie bündelte und in Bruchteilen einer Sekunde eine Singularität zwischen sich und der Gruppe von Asari um Marjana erschuf. Als Hindernis, vielleicht, als Angriff. Es machte keinen Unterschied, denn die Matriarchin war darauf gefasst. Sie riss ihre eigene Hand, die freie rechte, hoch und konzentrierte sich auf ihre Energie, die Biotik derer sie fähig war und schloss die Singularität mit einer Kugel aus, grellblauer, pulsierender Energie ein. Negierte die gierige Anziehung der schwarzen Masse die als Singularität im Raum hing.

    Omyna griff sich in dieser Zeit Tische und Stühle. Alles was neben und vor ihr in Reichweite war um sie nach ihren Häscherinnen werfen zu können. Doch wie so häufig, bei jüngeren, unerfahreneren vergas auch sie ihren Rücken. Marjana packte mit einem kleinen Fingerzeig, des Zeigefinger, den sie vom Schwert abspreizte ihrer linken Hand, einen Tisch hinter der Anderen. Schlug ihn ihr mit aller Macht in den Rücken. Schmetterte sie zu Boden und zerbrach das Holz des Möbelstückes auf dem Körper und dem stabileren Stahlboden.
    Nicht mehr gehalten durch die geistige Kontrolle, schlugen auch die restlichen Möbel wieder zu Boden. Erzeugten eine Unmenge an Lärm, als sie klapperten und knirschten. Auch die Singularität löste sich auf und Marjana konnte die kleine Sphäre ebenfalls fallen lassen. Mit wenigen weiteren Schritten überbrückte sie die Distanz zwischen sich und der Asari die am Boden lag. Der Tisch, wenn auch in der Mitte gebrochen, lag noch immer auf ihr.

    Der Rock Marjanas verfing sich für einen kurzen Moment an einem Stuhlbein und sie musste ihn mit einem beiläufigen Ruck, durch ihre rechte Hand befreien. Ließ mit ihrem Blick dabei aber nie von der Asari zu ihren Füßen ab. Ruhig, nicht vorsichtig, aber langsam streckte sie einen ihrer Füße aus und stupste die Matronin mit dem nackten Zeh gegen die Wange. Holte sie aus der Benommenheit. Und unterbrach für einen Moment das Jappsen und Wimmern.
    "Wo sind sie, Omyna. Ich frage dich nicht noch mal Cousine." ihre Worte waren sanft und leise. Aber voller Kälte und bestimmter Drohung. Die Frau am Boden, aber reagierte nicht, sie schien sich eine Taktik überlegen zu wollen. Sich einen Ausweg auszumalen den es nicht gab. Vielleicht fantasierte sie schon. Vielleicht beklagte sie den unweigerlichen Verlust. Aber sie verstand auf jeden Fall nicht die Lage.

    Die Matriarchin konzentrierte sich und griff mit der Biotik wieder zu. Hob die jüngere Asari unter dem Tisch hervor. Die Arme weit von ihrem Körper gestreckt, in der Luft vor Marjana schwebend, drehte die zuckend, bläuliche Energie die Frau herum, so das sie ihrem Nemesis ins Gesicht sehen musste.
    "Beantworte die Frage, und ich werde gnädig sein – eine Geste von einem Erbarmen wie du sie nicht verdient hast, ich dir aber beweisen werde, wie großzügig ich sein kann." sie trat näher heran und weniger als eine Handbreit trennte die Gesichter der Frauen. Marjana konnte den Atem der Frau riechen, konnte ihr Parfüm riechen und war sogar ein wenig dankbar, das es asarisch war. Sonst hätte sie ihre eigenen Worten sofort verdammen müssen. "Weigere dich und ich werde die Antwort aus dem Leib quetschen. Werde dich von den Zehen her aufrollen wie einen Teppich. Dir nicht nur die Knochen brechen, sondern sie zermalmen bis sie nur noch Staub sind. Ich werde dir eine Welt von Schmerzen zeigen, die nicht kunstvoller und wunderschöner sein könnte."
    Mit einer letzten, auffordernden Geste, legte sie der Frau eine Hand, flach und fast liebevoll, auf die Wange. "Sprich Cousine, und ich vergebe dir, bevor ich dich deiner Strafe zu führe."

    "Ulia." war die knappe, gepresste Antwort.
    "Sprich weiter Cousine."
    "Ulia T'Varka."
    "Wo kann ich sie finden?"
    "Omega. Sie und ihre Leute sind auf Omega."
    "Erklär mir das."
    "Sie ist eine Schmugglerin. Sie beschäftigt ein paar Schläger.."
    "Danke."

    Marjana trat einen Schritt zurück und musterte die Andere. Sie waren sich zuvor nur selten begegnet. TNCB hatte einige Anteile der Firma von Omyna gekauft und ihr so Kapital für die Expansion zur Verfügung gestellt für Einführung ihrer Produkte auf den Märkten anderer Systeme. Den Abschluss des Geschäftes hatte schon ihrer Tochter organisiert und durchgeführt. Die Matriarchin war da schon auf dem Rückzug aus dem Geschäft gewesen. Jetzt bereut sie es fast. Hätte sie merken können, was die anderen vielleicht damals schon im Schild geführt hatte.
    Vermutlich nicht. Das ärgerte sie. Aber sie hatte etwas gesagt und daran war sich zu halten. Bedächtig, zog sie den Dolch, den sie bei sich trug und hob ihn auf Augenhöhe. Musterte die Klinge. Beobachtete mit ihrem Blick die Reflexion auf dem blanken Metall, die makellose Schneide und den ebenen Schliff darüber. Das Spiel von Legierung und Metallschichten. Dann schob sie es vorwärts. Wie ein heißes Messer durch Butter, zerteilte die Klinge erst Stoff, dann Haut und schließlich Fleisch. Drang ohne den geringsten Widerstand tief in den Brustkorb ein.
    Als die Spitze das Herz durchdrang, begann die Klinge durch das Heft des Dolches hin, erst rhythmisch, dann arhythmisch und nur noch flatterhaft zu schlagen. Marjana starrte der Frau in die Augen. Die dunkel blauen Augen der Matrone fanden die aus scheinbar flüssigem Gold der Matriarchin.


    Jetzt war sie auf dem Weg zu dem Ort den sie am meisten verachtete im gesamten Universum. Kein anderer Ort stand so sehr für all das was sie nicht leiden mochte in diesen Galaxien die ihrer aller Leben war. Heimat. Heimat war anders. Sie zögerte und ihr Daumen stoppte die Bewegung. Den Blick mit ihren außergewöhnlichen Augen nach draußen gerichtet. Jedes der Lichter dort draussen war ein Stern. Eine Sonnenkörper. Ein brennender Ball aus Plasma und Energie, der seine Wärme und sein Licht spendete. Die Kugeln aus gepresstem Staub und chemischen Elementen erhellte. Sie dem Auge des Betrachters preis gab. Jeder von ihnen besaß diese Himmelskörper, bewohnbar oder nicht. Es war das große Mysterium. Das Leben. Sie konnte nicht sicher sagen, wann sie begonnen hatte darüber nach zu denken. Es war vor eine Weile gewesen. Lange genug her, das sie keine direkte bewusste Erinnerung mehr an den genauen Moment hatte, als ihr diese Gedanken gekommen waren. Aber noch nicht so lange als das sie nicht hätte sagen können, solche Gedanken sind Ablenkung. Sie schloss einen Moment die Augen und begann ihre Erinnerungen zu sortieren. Soviel war da abgelegt. Soviel gespeichert und erhalten. Jahrhunderte voller Szenen, Bruchstücken, ganzen Stücken. Erinnerungen, Emotionen, Eindrücken. Ganze Bibliotheken voll, waren dort gespeichert. Es bedurfte schon eines gewissen Systems sich dort drin noch zu recht zu finden.

    Unbewusst begann ihr Daumen wieder mit der streichelnden Bewegung.
    Was für eine Rezeptur, was für ein Ablauf von Reaktionen und Prozessen mochte dahinter liegen das sich Leben bilden konnte. Milliardenfach. Billiardenfach. Unzählbar. Auf so vielen Planeten. So unterschiedlichen Planeten. Gesund und fruchtbar wie Thessia. So gefährlich und bitter wie Tuchanka. So strahlend wie Palaven. Wie Sur'Kesh oder jede andere Welt von der fühlende, intelligente – mehr oder weniger, wenn man ehrlich war – Wesen kamen. Es war ein Wunder. Es konnte und war kein Zufall. Und doch schien es nicht ein einzelner strikter Weg zu sein. Sondern mehr ein recht umfangreiches Kochrezept, das jeder Planet für sich selbst anpassen konnte, sofern er die Grundstruktur trug.
    Aber wie blieb zu erklären das auf Thessia Sauerstoff und Kohlenstoff die Grundlage von Leben boten, während es auf anderen Silizium war, oder Amonium? Sie war keine Biochemikerin. Noch war sie Wissenschaftlerin. Marjana entzogen sich diese Vorgänge. Sie konnte sich der Frage nur mit ihrem Verstand und Logik nähern. Aber das lieferte keine Befriedigende Antworten. Das wiederum bedrückte sie allerdings nicht. Seit so vielen Jahrtausenden suchten so viele nach der Antwort auf diese Frage. Und so lange sie bisher keiner gefunden hatte, so lange brauchte sie sich keine Sorgen machen, das es jemand dümmeres als sie tat.

    Ruhig war sie geworden in den letzten Stunden. Es hatte lange gebraucht bis sie ihren innerlichen Status Quo wieder erreicht hatte. Ihre Noblesse zurück gewonnen hatte. Ihre Sicherheit im Umgang, ohne ausfallend aggressiv zu sein. Zu sehr hatte der Zorn. Die Wut sie berührt, ihre Gedanken und ihre Hände geführt. Es hatte Zeit gebraucht bis die Last der vergangen Wochen sich auf ihre Schulter verteilt hatte. Die Last des Versagens. Die Last des Verlustes.
    Tradition. Firma. Familie.
    Das waren die Wörter im Familienwappen. Das waren die Richtlinien nach denen sie ihr Leben ausgerichtet hatte. An die sie sich hatte angleichen müssen. Ihr Leben danach gelebt hatte, es geopfert hatte für diese hehreren Ziele die da vorgegeben vor ihr gelegen hatten. Weniger eine Frage der Definition. Mehr eine Frage des eigenen Willens und Hingabe für die Sache. So viele Fragen waren noch in ihrem Kopf die sie sich selbst noch nicht beantworten konnte. Warum. Weshalb. Wer. Und jede Frage hatte verschiedenste Auslegungen, die beantwortet werden mussten. Das erste mal in ihrem Leben lagen mehr Fragen vor ihrem Geiste ausgebreitet, als sie in der Lage war zu beantworten. Sie war erfolgsverwöhnt. Ehrgeizig und ambitioniert. Diese Situation, war untragbar und jemand anderer wäre daran zerbrochen. Jemand anderer hätte es sich gar nicht ausmalen können, was es hieß achthundert Jahre zu geben für etwas, das dann innerhalb von einem Augenzwinkern, im Vergleich zu der Zeit davor, verschwunden war. Es hätte die meisten Anderen zerstört. Sie zu Grunde gerichtet. Aber Marjana wusste das es ihr Stolz war, ihr Widerwillen klein bei zu geben, ihre Wut über sich und die Verantwortlichen, ihr Ehrgeiz diese neue Herausforderung zu meistern, die sie gerade hielt. Die sie wieder aufgerichtet hatten, als die Ärzte begonnen hatten die Kugeln aus ihrem Rücken zu holen. In der Oper, als der zweite Attentäter von hinten das Feuer eröffnet hatte. Offensichtlich nur als Rückversicherung gedacht, denn einen MP war nicht gerade eine Waffe für einen Auftragsmörder in Mitten einem vollbesetzten Opernsaal, hatte er ganze Arbeit geleistet.

    Es war ihre erste, wirkliche private Unternehmung seit Jahrzehnten gewesen. Mit einer alten Freundin, mit der sie vor Jahrhunderten bei einer alten Priesterin gedient hatte. Es war ein freudiges Ereignis gewesen, und im Gegensatz zu den Gerüchten, war die Matriarchin keine Eiskönigin. Sie hatte wohl Gefühle und an diesem Abend hatten ihre Gefühle ihren Blick für die Gefahr getrübt. Zu sehr hatte sie sich auf den Abend gefreut, zu entspannt und ruhig war sie gewesen.
    Später hatte sie sich schlecht gefühlt, sich selbst verdammt für ihre Intention der Asari, die vor ihr aufgestanden war, während der Vorstellung, die Meinung zu sagen, für diese Störung der Aufführung für Marjana. Die Frau hatte ihr Leben gelassen, weil jemand auf die Matriarchin in dem Sitz hinter ihr geschossen hatte.
    Manchmal fühlte sie das warme, fast brennend heiße Blut auf ihrem Gesicht. Die Knochensplitter die sie getroffen hatten, als das Geschoss den Kopf der anderen Asari wie eine Melone gesprengt hatte.
    Schockiert war sie aufgestanden und dann von der panischen Menge davon geschoben worden. Wurde mit ihr getrieben wie ein Blatt auf einem Fluss. Für das erste mal in ihrem Leben, auch wenn es nicht der ersten Anschlag auf ihr Leben gewesen war, war sie so schockiert, das sie nicht mehr Herrin ihrer selbst war. Sie taumelte und dann war die Welt schwarz geworden als ein weitere Attentäter, eine weitere Attentäterin das Feuer hinter ihr eröffnet hatte.

    Weit weniger war es eine Frage gewesen von Glück oder Können und Unvermögen. Es war das Eingreifen Kiaras gewesen. Die junge Asari hatte es geschafft trotz dem Pulk an Asari in der Nähe ihrer Herrin zu bleiben. Es waren ihre Schüsse gewesen die die Angreiferin davon abgehalten hatten noch öfter auf Marjana zu schießen. Vielleicht ein zweites Magazin zu laden, da mehr als die Hälfte der Geschosse noch anderen Personen getroffen hatte.
    "Mistress."
    "Ja, Nichte?"
    "Wir sind bald da."
    Geändert von Marjana Tulia (25.10.2010 um 22:46 Uhr)

  3. #3
    Newbie Avatar von Marjana Tulia
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    "Exzellent."

    War ihre einzige Erwiderung. Sie fühlte die Präsenz der Anderen noch einen Moment, bevor diese sich aus der Hüfte verneigte um dann den Raum wieder zu verlassen. Marjana alleine zu lassen auf dem Panoramadeck, das bis auf einige Figuren und Säulen an der Wand entlang vollkommen leer war. Früher war hier ein kleiner Springbrunnen gewesen. Pflanzen und einige größere Ziervögel deren Gefieder in tausenden von schillernden Farben gestrahlt hatten. Die Matriarchin hatte dies alles entfernen lassen. Es war ihr unnötig und dekadent vorgekommen. Hatte nur Platz genommen und Ressourcen gebunden. Das Panoramadeck war der beste Ort für ihre Übungen und die Meditationen. Nirgendwo auf dem Schiff war genug Platz für die meditativen Stille der Bewegungen einer schlanken, eleganten Klinge.

    'Wahre Kunstfertigkeit braucht keine Anstrengung.'
    Das war der Leitsatz unter dem sie ihren Fähigkeiten, ihre Fertigkeiten trainiert hatte. Hinter dem sie ihre Befähigung verbarg. Es war nicht Kraft aus der Marjana ihr Geschick und ihren Erfolg im Kampf zog. Sie war niemand der einen Kampf suchte, keinen aggressiven Kampf mit Waffen oder Gewalt – ihre Arenen waren Säle, Konferenzräume, Lesungen und Gesellschaften. Sie war keine Kriegerin in ihrem Herzen. Mehr graue Eminenz als Kriegsherrin. Doch häufig genug hatten Fremde den Fehler gemacht, zu denken, das ihre Manipulation ihre einzige Stärke war. Marjana trug das Schwert nicht nur aus emotionalen und ideellem Wert heraus, sondern auch, weil es – im Fall des Falles – ihre beste Waffe war. Sie verachtete Schusswaffen. Sie waren barbarisch und von simpler Infantilität. Es waren Waffen für rückständige Kulturen und ehrlose Mörder. Es brauchte Mut und Courage jemandem direkt gegenüber zu treten, ihn mit einer Klinge anzugreifen. Auge in Auge den Kampf um Leben und Tod – noch wichtiger um Sieg oder Niederlage - zu führen. Schwerter waren die Verlängerung der Feder mit der man Unterschriften setzte oder seinen Willen kund tat, der ultimative Ausdruck eines Lebewesens in seiner Bestrebung der Dominanz und der Überlegenheit. Worte. Silben. Sätze. Schwerter. Sie standen in der selben Art und Kunstfertigkeit. Jeder der seine Zunge und seine Feder mit Kunst und Perfektion führte, war auch in der Lage ein Schwert bis zur maximalen Eleganz und Effizienz zu führen.
    Oft hatte sie beobachten müssen, wie junge Asari versuchten die Klinge mit Kraft zu führen, anstatt mit Geschick. Ein Versuch der unweigerlich zu Unglück führen musste. Wie die Worte eines Schriftstellers, war ein Schwert nichts das leicht einen Fehler, eine Unflätigkeit, eine Unachtsamkeit vergab. Es gab sein Urteil im selben Moment ab, in dem sich jemand unwürdig – unfähig – verhielt, so tat es auch die Kunst eines Autors, dessen Stil und Wörter sich als hässlich und kunstlos erwiesen. Es bestrafte gnadenlos, ohne Kritiker, war es in der Lage die weitere Karriere zu beenden.

    Wie sie Jahrhunderte damit verbracht hatte ihre Fähigkeiten und Talente mit den Worten und Geschäften zu perfektionieren. Eine Meisterin in ihrem Handwerk zu werden, so war sie auch mit dem Schwert eine Meisterin. Diese Klinge in ihrer Hand. Dieser vertraute Gegenstand, war ihr Begleiter seit ihrer Zeit im Dienst der Jagdrotte von Asari die anderen Rassen Kommando nannten. Er war ihr eigen. Er war ihre Verlängerung des eigenen Armes. Es war ihr Freund und Berater. Es war ihr Ruhepol und Schild. Es war ihre letzte Instanz. Es war Richter und Henker. Ihr bester Freund – vermutlich. Loyal bis zum Ende.
    Marjana atmete tief ein und aus und schloss die Augen. Ihre Art der Meditation kannte zwei Richtungen, die der inneren Ruhe. Der realen Meditation, der vollkommenen Stille in Geist, Seele, Gedanken und Raum. Der Regeneration von Kraft und Energie. Der Moment, an dessen langer, stiller Spitze ein Impuls voller Erneuerung wartete. Der andere Weg war der Weg des Schwertes. Der vollständigen Bewegung, der Unruhe im Körper und stille im Geist. Nur der Drang der Bewegung, der Fluss, der Tanz in dessen Schwung, in dessen Takt sie sich mit der Klingen durch Raum und Zeit bewegen konnten. Ihren Geist über die Klinge des Schwertes zu einer Waffe werden konnte.

    So fand die Matriarchin zur Ruhe. Bei allen anderen Handlungen, war ihr Kopf nie ruhig. Immer bewegte sich etwas, nie dachte sie nicht. Tausende von Blitzen und Erinnerungen. Von Möglichkeiten, von Entscheidungen. Aufgabe und lange gelegten Plänen. Wenn die Zeit auf der eigenen Seite, war konnte man sich es leisten, Pläne und Strategien auf mehr als nur ein Jahrhundert auszulegen. Dann, musste man allerdings auch bereit sein, diese Dinge über diese langen Zeiten zu verfolgen – sie im Kopf behalten.
    Schlaf war ungleich schwieriger zu finden in diesen Zeiten. Immer schon.

    Gedanklich kehrte sie zurück zu dem Anschlag. Dem letzten Anschlag der auf sie verübt worden war. Zu dem Moment in dem ihr heißes Blut ins Gesicht geschlagen war. Noch immer konnte sie die feuchten Flecken auf ihrer Haut fühlen, dort wo sich der Lebenssaft ausgebreitet hatte. Wo er ihre Haut berührt hatte – es fühlte sich noch immer wie Verbrennungen an. Oft genug fragte sie sich, ob ihre Haut an diesen Stellen gebleicht worden war. Oft genug war sie irritiert von dem phantomhaften Schmerz der dort pulsierte. Und trotz ihres Alters – ihrer Erfahrung. War die Asari unfähig zu sagen woran dieses Gefühl lag. Woher es kam. Was seine Quelle war. War es Schuldbewusstsein. War es Angst. Irritation. Überraschung. Erkenntnis. Sie konnte es nicht sagen, und wusste auch nicht, ob sie das wollte. Denn die Wahrheit könnte untragbar sein für eine Frau wie sie. Für eine Frau mit ihrem Alter – ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Eigenwahrnehmung.
    Es war egal. Denn es machte keinen Unterschied. Sie hatte ihre Pflichten und ihre Aufgaben. Diese waren wichtig. Diese waren zu erledigen. Und zwar jetzt. Ihre Finger waren zu ihrer Wange geglitten und hatten dort sanft die aquamarinfarbene Haut befühlt. Sie fühlte sich seidig und weich an, nicht vernarbt und verätzt wie sie es hätte sein müssen.

    Sie schuldete ihrer Nichte mehr als nur ihren Dank. Und so wäre es ihr lieber gewesen wenn die Andere zurück geblieben wäre. Sich um die Reglung auf Thessia gekümmert hätte. Ab von der Gefahr, der Dinge die zu tuen waren. Aber Kiara war eine Tulia. Wenn nicht dem Namen nach. So war sie es im Blut und im Herzen. Sie war loyal. Sie ließ die Matriarchin, das Oberhaupt der Tulia nicht gehen, ohne dabei zu sein. Sie nahm ihre Aufgabe sehr ernst. Und die alte Asari konnte nicht sagen, wie sehr ihr die Jüngere fehlen würde. Aber vorerst gab es anderen Dinge die wichtiger waren. Ihr graute es vor dem Ort zu dem sie musste. Es war mehr als nur Abscheu. Es war offener Ekel.
    Offene Ablehnung für alles, für das er stand. Das er repräsentierte.

    'Es war nicht der Gestank der sie am meisten ekelte. Es waren die visuellen Reize. Die Tatsache, das sie das erste mal in ihrem Leben, von mehr Aliens als von Asari umgeben war. Turianer, Elcor, Kroganer, Salarianer, Hanar, Batarianer, Vorcha und Menschen. Menschen.

    Menschen. Diese Rasse von kindhaften, triebgesteuerten Emporkömmlingen. Kriecher aus dem Dunkel des Universums. Einer Diva aus Film und Serien gleich, hatten sie die Bühne betreten und ihren Platz gefordert. Mit selbstverständlicher Arroganz, einen Sitz eingenommen. Mit endlosem Ehrgeiz – etwas das Marjana durchaus hätte tolerieren, sogar achten können – sich der Illusion von Großartigkeit hingegeben hatten. Als die Retter, als das Zentrum des Universums. Sie lehnte rund herum ab für was diese Rasse stand. Waren die Salarianer schon von hibbeliger, nervtötenden Energie durch ihre kurze Lebenszeit. So waren die Menschen, obwohl sie länger lebten als die Salarianer, von einer machtbewussten Zielstrebigkeit die sie mit dem Selbstverständnis paarten, das sie besser geeignet waren als die anderen Rassen.

    Omega war das letzte. Eine gigantische Müllhalde. Ein Mülleimer für den Abschaum des Universums. Bevölkert mit mehr Abschaum und Kriminellen als die gesamten Gefängnisse, die im All schwebten, zusammen. Es war ein verseuchter, giftiger Ort voller Geschwüre. Ein Ausdruck, ein schattenhafter Ausdruck, des Zustandes des Universums. Diese Station zeigte besser als alle anderen was die Galaxie tatsächlich war. Ein dunkler, grausamer Ort. Ein Ort in dem persönliche Macht es war die einen schützen konnte. Ein Ort in dem Einfluss und Geld mehr nützten als Charakter und Prinzipien. Ein Ort der einem klar machte, das es nicht die Gesellschaft ist die es war die sich selbst erhielt, sondern der Egozentrismus des Einzelnen. Jeder ist und bleibt sich selbst der nächste. Wenn es eines gab das jeder in dieser endlosen Weite mehr ersehnte, mehr mochte, mehr begehrte, mehr liebte als geliebt zu werden, dann war es beneidet zu werden. Omega, war genau das.
    Ein Symbol für Verfall und Unkultiviertheit, für Neid. Auf- und Abstieg. Egoismus und persönlicher Macht über andere.
    Ein Graus.
    Eine Abartigkeit die ihre Sinne nur schwer ertragen konnten und ihren Verstand sehnsüchtig sich zurück erinnern ließen, was eigentlich ihre Heimat war. Sie schnaubte und versuchte ihren Blick nicht zu sehr schweifen zu lassen. Die Matriarchin hatte so viel Zeit wie möglich auf dem Schiff verbracht, hatte die Mädchen Kiaras die Arbeit machen lassen. Die Informationen sammeln lassen. Doch ab einem bestimmten Punkt, war es nötig das sie selbst die Führung übernahm. Ihre Nichte war beunruhigt. Sie war noch korrekter und aufmerksamer als sonst. Hatte die Ausrüstung ihrer Damen aufgestockt und schien auf alles Mögliche gefasst zu sein. Sie traut der Umgebung nicht. Ebenso wenig tat das Marjana. Aber es war egal was sie tuen würden. Es würde reichen müssen. Denn Omega war ein lebensfeindlicher Ort der sich wie eine giftige Pflanze getarnt hatte, als ein Ort an dem Mann neu anfangen konnte wenn man ganz unten war. Ein Ort der sich nur durch seine diktatorische Administration und die Technologie von Tuchanka abhob. Nicht mehr.
    Selbst durch die Schuhsohle konnte sie die Kälte des Bodens fühlen, des kühlen Metalls, das sich nicht durch die Hitze der Energie, die die Station benötigte, aufheizen wollte. Es verstärkte den Eindruck eines toten Körpers im All, den die Station eh abgab, nur noch mehr. Die Asari konnte nicht anders als sich unwohl zu fühlen. Ihre Nichte und die anderen Frauen flankierte sie, schirmten sie ab gegen Blicke oder Annäherungen. Im Augenwinkel ihres Bewusstsein, sah sie eines der Mädchen einen Salarianer zur Seite schieben, der versuchte sich zu nähern. Hörte den Mann wild los reden, als hätte er etwas zu verkaufen, das wirklich wertvoll war. Er setzte nach und das Mädchen löste sich von der Gruppe, schob den Alien mit einer Hand auf seiner Brust einige Schritte zurück und sprach eindringlich auf ihn ein.

    Marjana interessierte es nicht. Aber die Lücke die hinterlassen worden war, durch den Schritt der Asari, wurde von einer der anderen geschlossen um den Ring um die Matriarchin zu erhalten.
    Nach den Informationen die Kiara gesammelt hatte, hatte Ulia ihre Operationsbasis in einem der Seitenarme des Marktes von Omega. Und der war nun ihr Ziel. Sicher es hätte bessere Orte geben können, den genau der Markt war der belebtest Ort von allen auf Omega. Mal abgesehen vom Afterlife. Sie machte einen weiten Schritt über eine undefinierbare Masse die auf dem Boden klebte und vielleicht mal ein Lebewesen gewesen war. Hob dabei den Rock mit ihrer freien rechten Hand ein Stück an um nicht damit an dem organischen Batzen hängen zu bleiben. Der Gedanken, etwas davon mit sich herum zu tragen, war besonders eklig. Ihr kam der gesamte Weg infektiös und gefährlich vor. Als würde jede Sekunde die sie hier war, einen Flecken auf ihrer Seele hinterlassen. Sie markieren, sie nicht mehr los lassen. Beschmutzen. Beflecken. Korrumpieren, möglicherweise. Ihre Faust schloss sich fester um die Scheide des Schwertes und erzeugte ein leises knarrendes Geräusch. Die kleine Gruppe passierte einen Verkaufsstand eines Elcors der gerade einem Menschen ein abgegriffenes Magazin reichte, das höchstwahrscheinlich von sehr schmuddeligem Inhalt war. Und voller 'Erinnerungen'.
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken.

    Die Matriarchin war nicht prüde. Aber sie war überzeugt das es Dinge gab die nicht in die Öffentlichkeit gehörten. Und Sex oder der entblößte Körper einer Person gehörten dazu. Intimität war für sie ebenso sakral wie Loyalität und Aufrichtigkeit. Es war eine seltsame Mischung die sich die alte Asari als Kodex auferlegt hatte, auferlegen hatte lassen – und sie verlangte von keinem Außenstehenden es zu verstehen, wohl aber von ihren Damen.
    Verrat kannte tausende Gesichter und Marjana hatte für jedes davon einen Namen.

    Es dauerte noch einige Momente bis sie die richtige Türe gefunden hatten. Die Gruppe hatte in dieser Zeit weit mehr als genug Aufmerksamkeit erregt. Die Bewohner waren viel gewohnt, aber ihr Weltbild der Asari war recht eindeutig. Gerade oder erst recht auf Omega. Und die Geschäftsfrau konnte sich vorstellen, welchen Profit ein Unternehmen wie das Afterlife mit asarischen Tänzern machen konnte. Es war die Exotik, die Sinnlichkeit und Einfühlsamkeit die Asari für alle Rassen scheinbar interessant machte. Und vermutlich kam die sprunghafte Faszination und Begeisterung der jungen Asari dem ganzen noch entgegen. Manchmal kam ihr der Ruf ihrer eigenen Rasse mehr wie der des ältesten Gewerbes des Universums vor.
    Und noch während sie mit den letzten Schritten zu ihrer Nichte auf schloss die bereits an der Türe geklopft hatte. Fühlte sie den Zorn in ihrem Bauch kochen, über diese Tatsache. Über diesen Ort und das sie gezwungen war hier zu sein. Heiße Galle und rote Wut tobten wie ein Sturm aus Feuer und Asche in ihren Eingeweiden. Zerrten an ihrer Geduld und ihrer Mitgefühl wie ein wildes Tier an den Ketten, die es gefangen hielten. Die jüngere Asari blickte Marjana entgegen und nickte nur leicht, ließ dabei den Blick über den Bereich vor der Türe schweifen, über ihre Frauen, die ihr als Mitarbeiter für die Sicherheit der Matriarchin dienten.

    An der Türe wurde ein kleiner Schieber auf Augenhöhe zur Seite gezogen.
    "Eh?"
    "Öffnet die Türe."
    "Wa'? Füh we'n denn, eh?"
    "Die Matriarchin Tulia wünscht mit T'Varka zu sprechen."
    "Ulia is' ned z' sprech'n."

    Kiara blickte über die Schulter zu ihrer Herrin und verzog aber sonst keine Mine. Es lag nicht an ihr über die Situation zu urteilen. Sie führte nur aus, was auszuführen war. Die Matriarchin sog die Luft durch die Nase ein und erwiderte den Blick starr. Und bedeutete ihrer Nichte dann mit einem, äußerst langsamen, nachdrückliche, einmaligen Nicken zu der Türe hin, weiter zu verfahren. Die jüngere Asari lächelte und ihr Mundwinkel zuckte einmal.
    "Letzte Chance." hauchte sie mit einem gefährlichen Lächeln auf den Lippen, das ihre Zähne zeigte und andeutete wie brisant die Situation.

    Irgendwo hinter ihnen unterhielten sich ein paar dieser widerlichen Aliens, deren Gespräch Marjana mit einem Ohr mit anhören musste. "Ist das Aria?" "Ne.. Aria ist lila." "Sollte man ihr dann nicht bescheid geben?" "Warte doch erst mal ab, das könnte lustig werden."
    Die Matriarchin seufzte leise und es schien als wäre das für Kiara das notwendig Signal. Denn der Mann, welcher Rasse auch immer, hatte bisher die Türe noch nicht geöffnet, diskutierte – fast wie im Delirium benebelt – weiter und schien vollkommen unbeeindruckt von der Drohung die sich vor ihm aufgebaut hatte.
    Die junge Jägerin, zog ihren linken Fuß zurück und atmete tief ein, als sie ihre Energie sammelte. Über die tausende von kleinen Knoten in ihrem Körper die biotische Energie in Bahnen lenkte. Der blaue Schimmer, der sie für Sekundenbruchteile umhüllte funkelte grell, funkelte. Dann entließ sie ihre Kraft und hämmerte sie gegen die Türe.

    Das genietete Metall hatte keine Chance. Als erstes verbog sich die Mitte der Türe nach innen, als hätte ein unsichtbarer Riese mit seiner Faust dagegen geschlagen. Dann knirschten die Scharniere im Türrahmen, während sich die ersten Freiräume um die Türe herum bildete, da sich das Metall weiter nach innen verbog. Und in weniger als einen Wimpernschlag riss es die Metallplatte nach innen. Es war ein lautes, schmerzerfülltes Kreischen das der Stahl von sich gab, als er an zahlreichen Stellen nachgab und sich an vielen anderen unwiederbringlich verformte. Wer auch immer hinter der Türe gestanden hatte, hatte dort den falschen Ort gewählt.
    Die Tür war mit einem stark verminderten Klatschen auf den Boden gekracht, mehrere Meter über diesen geschliddert und hatte den Körper des Mannes unter sich begraben. Eine blutige, flüssige Spur den Gang entlang gezogen.

    Marjanas Nichte hatte ihr Sturmgewehr im Anschlag und den Lauf in den langen Flur gerichtet. Die Knie leicht angewinkelt schlich sie vorwärts. Gefolgt von drei weiteren Asari Jägerinnen, bevor die Matriarchin ihnen folgte. Die restlichen Mädchen hielten sich dabei hinter ihrer Herrin.
    Vor ihr im Flur, der mehrere Biegungen vollzog, hörte sie Schüsse und Schreie. Knirschen und Krachen. Eine Explosion und das einzigartige Zischen von biotischer Energie. Die alte Kämpferin in ihr erinnerte sich gut an die Geräusche von Krieg und Konflikt. Es waren überall die Selben. Es war immer das selbe, die Motivation zu siegen, zu überleben, besser zu sein. Und nach den Geräuschen des Krieges waren es meist die Ausrufe und Laute derjenigen die verloren hatten. Es war die Mischung aus Schmerz und Verlust. Aus bittersüßer Erkenntnis das nun ein anderes Abenteuer anstand. Die Matriarchin lauschte, sie wusste das es kein Spiel mehr war. Ihr Herz schlug ganz ruhig und in einem inneren Takt der Gleichmütigkeit. Der sanften Gewissheit, das ihre Fähigkeiten reichen würden. Sie hörte das rattern eines Maschinengewehrs und das feuchte, tödliche, Geräusch das Geschosse verursachten wenn sie eine Körperpanzerung durchdrangen um den Träger aus diesem Leben zu befördern. Nüchtern betrachtet war es ein faszinierendes Geräusch. Wenn sich Haut und Fleisch, Muskeln und Sehnen, Knochen und Organe, der rabiaten Kraft eines härtern, eines beständigeren Gegenstandes geschlagen geben mussten. Den Weg gegen ihren Zweck und ihre Bestimmung hin räumen mussten. Das Leben das sie im Zusammenspiel erhielten, entweichen lassen mussten.

    Fast mit beiläufiger Uninteressiertheit, nahm sie zur Kenntnis das es wohl eines ihrer Mädchen gewesen war, das gerade ihr Leben verloren hatte. Doch, noch im selben Moment wusste die alte Asari das sie sich Mitleid und Trauer nicht leisten konnte. Die Frau war eine Ressource gewesen, sie war ein Objekt das seinen Zweck darin hatte ihr den Weg zu ebnen.
    Das galt auch, trotz allem Dank, auch für Kiara. Ebenso für ihre Töchter und Enkelinnen. Sie alle hatten einen Zweck und der war das Ziel. Mitgefühl war ein Luxus den sie sich nicht leisten konnte.

    Marjana trat um die nächste Ecke und beobachtete ruhig das Chaos das den Raum dominierte. Zu ihren Füßen lag eine der Asari die Kiara gefolgt waren. Ihr Brustkorb war durch dutzende von Kugeln geöffnet worden und erinnerte mehr an ein blutiges Fleischgericht, als an einen lebensfähigen körper. Ihr Kopf lag auf dem Boden, etwas überstreckt von dem Rückstoß, die Augen noch weit geöffnet, starrte sie an Marjana vorbei die Decke des Raumes an. Der Blick war leer und leblos, anklagend, verwirrt und überrascht. So viele verschwendete Emotionen.
    Zu ihrer rechten klebte so etwas wie die Überreste eines Salarianers an der Wand, vermutlich zermalmt durch die biotischen Fähigkeiten ihrer Nichte. Unweit von ihm lagen zwei Turianer, die durch siebt waren von zahlreichen Kugeln – die Körperpanzer die sie trugen, wiesen ein paar Dellen auf, die von abgelenkten Geschossen stammten. Aber dem konzertierten Feuer hatten sie dann zu wenig aus zu setzen gehabt. Der Raum war eckig und hatte im hinteren drittel eine Verjüngung durch ein paar Schiebewände und schwere Metallkisten – taktisch ein Vorteil, da es eine hervorragende Deckung war und ein Flaschenhals durch den die Angreifer hindurch mussten.
    Kiara befand sich hinter einer anderen Kiste in Deckung und lud ihr Gewehr mit einem neuen Thermoclip. Ihre beiden Mitstreiterinnen hatten sich auf der selben Raumtiefe ebenfalls Deckung gesucht. Neben ihr lag eine toten Menschenfrau, mit den Hände fest den Hals noch in der Totenstarre umklammert. Wie ein kleiner unschuldige Engel in einer sich ausbreitenden Lache aus tiefrotem Blut auf kaltem Metall. Die Asari steckte ihr blutiges Kampfmesser gerade weg, um sich dann das Gewehr wieder an die Schulter zu pressen. Die restlichen Asari hinter der Matriarchin strömten an ihr vorbei und verteilten sich im Raum. Nur zwei blieben bei ihrer Herrin um sicher zu stellen das ihr kein Schaden angetan werden konnte. Die Alte empfand es als nette, aber unnötige, Geste. Mit einer Handbewegung, einer leichte, leisen Geste die an Unaufdringlichkeit und Eleganz nicht zu überbieten war, schickte sie die Mädchen nach vorne. Sie brauchte hier keine Beschützer. Die Linien waren klar.

    Die Tulia ließ ihren Blick weiter schweifen und sortierte die möglichen Verstecke und Deckungen aus hinter denen sich niemand verbarg, jemand noch verbergen konnte und hinter denen sich jemand verbarg. Noch während sie das tat, erwiderten die Verteidiger erneut das Feuer. Konzentrierten sich auf die Stellungen der drei Asari die sie bisher gekannt hatten – waren etwas Überrascht von der Verstärkung die nun dazu gekommen war, ließen sich aber nicht beirren, sondern verteilten ihr Feuer sofort auf die neuen.
    Eines der Mädchen das sie gerade los geschickt hatte, wurde dabei von einer Salve aus einer Maschinenpistole getroffen und umgerissen. Sie schlug der länge auf den Boden und verlor ihre Waffe, die von ihr weg rutschte um dann gegen eine Kiste zu krachen – außerhalb ihrer Reichweite.
    Marjana beobachtete die Verteidiger. Drei Turianer, ein Salarianer, ein Drell, zwei Menschen, ein Kroganer. Keine Asari. Das verwunderte die Matriarchin und erzürnte sie um so mehr.

    Es war Verrat.

    Verrat an der eigene Rasse. Wie konnte diese impertinente Person die Gesellschaft, die Arbeit, die Untergebenheit, von Aliens die ihrer eigenen Leute bevorzugen. Die alte Asari ballte die rechte Hand zur Faust und konzentrierte sich auf diesen Zorn. Er würde sie siegreich vom Feld führen. Sonst nichts.
    Dann ging alles ganz schnell. Eine andere ihrer Asari tauchte aus ihrer Deckung um die Verletzte Kameradin zu bergen, bevor sie das Ziel eines neuen Feuerstoßes wurde. Der Kroganer nutzte seine Chance, tauchte hinter seiner Deckung auf und stürmte vorwärts, bereit die beiden Mädchen zu vernichten. Er gab, unter dem Feuerschutz seiner Kollegen mehrer Schüsse aus seiner Schrotflinte auf die helfende Asari ab. Schoss sie ohne Gnade über den Haufen. Ohne eine Chance für das Mädchen, die Distanz war zu kurz als das die Rüstung oder das Schild etwas hätten der Geschosse entgegenzusetzen gehabt. Ihr Blut spritzte durch die Luft. Tauchte die Kameradin, der sie hatte helfen wollen, ein einen roten Nebel. Kiara reagierte mit einer Granate die noch in der Luft über den Köpfen zweier Turianer explodierte und den Rest der Verteidiger zurück in Deckung zwang, den Kroganer ohne Schutz ließ und somit zum Opfer für eine lange, koordinierte Salve aller Asari die für Marjana arbeiteten.

    Die Kugeln pflügten das riesige Alien erst zur Seite und dann von den Füßen. Rissen ihn zu Boden, schleuderten ihn fast. Durchdrangen Schild und Rüstung. Hinterließen gewaltige Löcher und beförderten Gewebe und Blut aus dem Körper des Kroganers. Er fiel. Aber er war sicherlich noch nicht tot.
    Noch nicht.

    Dann herrschte wieder Stille im Raum.

    "Wer seid ihr und was zur Göttin wollt ihr?" erklang dann eine volle, weibliche Stimme. Nicht beunruhigt, aber überrascht und vielleicht sogar einen Hauch verärgert.
    "Die Matriarchin Tulia wünscht T'Varka zu sprechen."
    "Tulia? Von Thessia?" ein Schnauben, gefolgt von einem ungläubigen Auflachen war zu hören. "Ich dachte die wäre Tod."
    Marjana machte ein paar Schritte nach vorne, signalisierte Kiara mit einem erhobenen Finger das sie nicht zu antworten hatte. Die Jüngere nickte und lud ihre Waffe wieder nach, ebenso ihre Mitstreiterinnen – sie wollte nicht das Risiko eines halbleeren Magazins eingehen. Derweil umrundete Marjana dabei die Blutlache und den leblosen Körper der Frau die bis vor wenigen Augenblicken noch für sie gekämpft hatte.
    "Die Nachrichten über meinen Tod waren. Überzogen." erwiderte sie ruhig und mit gleichmütiger Ermahnung in der Stimme. Schneller als es ihr recht gewesen war, aber schnell genug das es gut gewesen war für sie, hatten sich die Nachrichten über auch ihren Tod verbreitet, wie ein Stück Brot unter Hungernden. Sie hatte es dabei belassen. Es hatte ihr geholfen mehr Zeit zu gewinnen.
    "Das hätte ich wohl ahnen sollen."
    "Ihr hätte euch nicht beteiligen sollen. An diesem Verbrechen."
    "Das sagen sie alle, wenn sie kommen für ihre Rache."

    Marjana hatte inzwischen zu ihrer Nichte aufgeschlossen, die immer noch hinter der Kiste in Deckung war und mit offensichtlich gemischten Gefühlen zu ihrer Tante hochblickte, die offen, ohne Deckung, im Raum stand. Es schien als dachte sie ernsthaft darüber nach die ältere Asari am Arm zu packen und hinunter zu zerren. Aber das traute sie sich, bei aller Vertrautheit, dann doch nicht. Sie schluckte nur und leckte sie nervös über die Lippen, verweigerte den Blickkontakt zu ihren Mädchen, die fragend nach Anweisungen, über das Verhalten der Herrin, Kiara anblickten.

    "Ihr seid falsch informiert, wenn ihr denkt ich bin hier wegen einer solchen Nebensächlichkeit wie Rache."
    Das schien ihre Gesprächspartnerin zu verwirren.
    "Was wollt ihr dann, wenn ihr meinen Unterschlupf mit gezogenen Waffen stürmt."
    "Ich gebe bereitwillig zu, dass dieses Vorgehen vielleicht ebenfalls überzogen war."
    "Wie großzügig von euch Matriarchin."
    "Ja. Gern geschehen, aber dies war auch die letzte Großzügigkeit, fürchte ich. Denn alles andere könnte nun durchaus als Unhöflich ausgelegt werden."
    "Das wäre?"
    "Wo sind meine Erben?"
    "Das ist alles?"
    "Natürlich."

    "Ich fürchte das kann ich euch nicht sagen."
    "Wärt ihr dann so großzügig und erklärt mir das?"
    "Hm. Nein, ich denke wir sollten das jetzt beenden."
    "Das hatte ich befürchtet."

    Neben Marjana tauchte Kiara auf, das Gewehr im Anschlag, die Augen weit geöffnet. Einer der Menschen tauchte hinter seiner Deckung auf und war dabei seine Waffe auf die Asari zu richten, die für ihn offen auf dem Schlachtfeld stand. Es waren wohl mehr als zwei Kugeln die die Front seiner Stirn, ausgehend vom Lauf der Waffe von Marjanas Nichte, durchdrangen, mit Hitze und kinetischer Energie die graue Masse seines Gehirns in breiige Suppe verwandelten, um sie dann durch ein Loch auf der Rückseite des Kopfes hinauszubefördern wie eine Schöpfkelle es mit echter Suppe aus dem Kochtopf tat. Die Matriarchin, senke für einen Wimpernschlag den Blick ihrer Augen zu der Jüngeren und lächelte innerlich. Blickte dann wieder gerade aus und hob eine Augenbraue. In ihrem Blickfeld tauchte der Salarianer auf und feuerte ohne groß zu zögern seinen Raketenwerfer ab.
    Die alte Asari schnaubte verächtlich und öffnete ihre rechte Hand, richtete ihre biotische Energie aus und packte die Rakete mit der blauen, zischenden Energie.
    "Das geht nun aber zu weit." hauchte sie, aus fast nicht geöffneten Lippen, als sie sich fester konzentrierte. Ihre rechte hand umdrehte, so das ihre Handfläche nun nach oben zeigte und drehte mit dieser Bewegung auf die blaue Energie in deren Mitte die Rakete noch gefangen ruckte und zuckte wie ein gefangenes Tier.

    Vom ausbleibenden 'Bumm.' überrascht, hob der hibbelige Alien seinen Kopf wieder aus der Deckung um zu sehen was passiert war.
    Marjana ließ die Raketen los.
    Das explosive Geschoss, zerriss nicht nur die große Kiste hinter der sich der Mann verborgen hatte, und ihm als Deckung gedient hatte, sondern auch den Körper des Aliens. Zerflederten ihn und hüllte die Überreste der Druckwelle in einen großen Feuerball, der die Reste seiner kümmerlichen Existenz zu Asche verwandeln würde. Neben ihr war eine andere Asari aufgetaucht und hatte mit kontinuierlichem Feuer den Turianer in seiner Deckung gehalten, um ihren Kameradinnen die Chance zu geben den Menschen auszuschalten. Zwei der Mädchen hatten sich zusammen getan.
    Eine von ihnen hatte mit einer gewaltigen Kraftanstrengung die Deckung hoch gehoben, dem Menschen seinen Schutz genommen, worauf hin die anderen ihn mit wenigen gezielten Schüssen eliminiert hatte.
    Rappelnd fiel die Kiste mit einem lauten Krachen zu Boden, als die Asari die biotische Kontrolle darüber aufgab. Marjana beobachteten den toten Menschen eine Weile. Definitiv der beste Zustand für diese Aliens.

    Kiara stand nun ganz auf. Ihr Sturmgewehr im Anschlag, mit dem Kolben fest gegen die Schulter gepresst. Marjana legte ihr eine Hand auf die Schulter, hielt sie zurück nach vorne zu stürmen. Die Falle war offensichtlich.
    "Ich denke es ist nun an der Zeit das ihr raus kommt. T'Varka."
    "Ich denke ja gar nicht dran. Ihr müsst mich schon holen kommen."'

  4. #4
    Newbie Avatar von Marjana Tulia
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    'Anstatt zu antworten wartete sie einfach ab. Ließ ihre Hand auf der Schulter von Kiara liegen. Die Mädchen waren nervös, sie wollten weiter. Wollten es beenden. Sie waren angespannt. Hatten Kameradinnen, Freundinnen verloren. Doch es gab keinen Grund zur Eile. Hinter diesen Mauern wartete nur der Tod. Geduld war das größte Gut und die wichtigste Tugend eines Kriegers. Eine Weisheit die heute, in Zeiten der schnellen Kriegsführung und der eilenden Aliens, immer mehr in Vergessenheit geriet. Nicht so bei den Tulia. Und deren Oberhaupt war eine Meisterin in dieser Tugend. Es würde nicht lange dauern.
    Kürzer als sie gedacht hatte, hörte sie die schnellen, leichten Schritte einer Asari. Es hätte sie auch verwundert wenn sie gar keine echten Kämpferinnen gehabt hätte. Womöglich auch Jägerinnen, vermutlich aber nicht. Die alte Asari, drückte Kiara zurück in die Deckung machte einen Schritt zur Seite, als just im selben Moment eine fremde Asari in der Lücke auftauchte, umgeben von schimmernder Biotik, ein Sturmgewehr im Anschlag. Sie zielte nicht lange, überlegte nicht lange, sondern begann zu schießen.

    Aber die Matriarchin war schon in der Bewegung weg von dem ursprünglichen Weg der Kugel und die Fremde musste dieser Bewegung folgen. Zog ihr Feuer sinnlos quer durch den Raum. Anstatt ab zu setzen und eine gezielte Salve abzugeben. Wie dumm. Denn diese Dummheit, gab der Alten alle Zeit um zum Todesstoß auszuholen. Die Matriarchin schloss die Augen, während ihre Füße den Weg alleine fortsetzten. Konzentrierte sich und fokusierte ihre Kraft. Projizierte sie in die Realität und packte die gewaltigen Kisten, die den Raum rechts verjüngten. Ihr rechter Zeigefinger machte eine einzige, blitzartige Bewegung nach links.
    Mit unausweichlicher Geschwindigkeit rauschten die Kisten nach links. Öffneten nun den Durchgang auf der rechten Seite an der Wand entlang, schlugen mit einem lauten Krachen gegen die Kisten auf der linken Seite und ließen der anderen Asari keine Chance, keinen Lebensfunken, unabhängig von ihrem biotischen Schild.

    Vor ihr stand nun der letzte Turianer und zwei weitere Asari, die den Hinterhalt hätten sein sollen, oder zumindest ein Teil davon. Sie waren zu Säulen aus Eis und bitterster Überraschung erstarrt. Blinzelten nicht mal für ein paar Augenblicke. Sie hatte endgültig genug, mit schnellen, raumgreifenden Schritte überbrückte die Matriarchin die Distanz.
    Ihr linker Daumen, glitt über den Rücken der Scheide bis er fest gegen die Parierstange des Schwertes stieß. Hielt inne, für einen kurzen Moment der Ewigkeit, als würde die Welt die Luft anhalten, dann verstärkte er seine Kraft und drückte die Klinge nur wenige Millimeter aus der schützenden, nachtschwarzen Hülle. Die Asari hatte ihre Bewegung vorwärts dabei nicht unterbrochen, nicht mal gezögert und ebenso wenig tat sie es als ihre rechte Hand fließend wie Wasser zu dem Heft, dem Griff des Schwertes glitt, es mit einer Jahrhunderte geübten Bewegung aus der Scheide zog. Ihre Finger schlossen sich um die so vertraute Waffe, der Kleine- und der Ringfinger schlossen sich mit aller Kraft um den Griff, der Mittelfinger nur zur Hälfte, während Zeigefinger und Daumen ruhig ruhend die Führung übernahmen. Sie zog es mit einer solchen Grazie und Geschwindigkeit, das die Luft leise summte, als die Schneide sie zerteilte. Ein Lichtblitz blendete den Alien vor ihr, als sich das grelle blaue Licht der Neonröhren in der polierten Klinge reflektierte und ihn mit purpurnem Licht seinen Blick abwenden ließ.
    Ihr dadurch genug Zeit gab.

    Marjana erreichte ihre Gegner und drehte sich mit einer geschickten, tanzenden Bewegung ihrer Hüfte nach rechts ein. Verlagerte ihr Gewicht auf den linken Fußballen, um eine kreisende Drehung nach links zu vollführen. Ihre Hand führte das Schwert dabei auf Kopfhöhe durch die Luft, getragen durch die Energie der Bewegung. Längst hatte ihr Herz angefangen Adrenalin durch die Adern zu schicken. Die Hormone befeuerten ihre Muskulatur, ihre Sinne und ihren gesamten Organismus zu Höchstleistungen, ließen die Zeit vor ihren Augen langsamer vergehen. Das goldene ihres Blickes hielt den Alien fest im Auge, währen die Klinge sich unerbittlich seinem Nacken näherte. Dort mit einem sauberen Schnitt durch glitt wie ein heißes Messer durch Butter. Vorn beim Kehlkopf wieder austrat.
    Aber Marjana stoppte nicht, hielt nicht Still. Ließ sich von der Drehung weiter tragen und stoppte dann mit einem Schritt auf der rechten Ferse diese erst, als sie der Asari direkt gegenüberstand. Leitete ihren Schwung mit einem Wiegeschritt ein Stück nach hinten, um das Schwert aus der horizontalen mit einer Drehung im Handgelenk, kreisend in die Vertikale zu bringen. Schob dann ihr Gewicht mit der restlichen Bewegungsenergie in einem Ausfallschritt des linken Fußes nach vorne. Ließ die Klinge von oben herab fahren und zog einen geraden Schnitt. Der an der Stirn der Asari begann und an ihrem Unterbauch endete. Hinterließ eine feine, dünne, blutrote Linie, die absolut senkrecht an dem kleinen Stück zwischen den Augen der Gegnerin ausgerichtet gewesen war. Und während die Frau die Augen nach innen verdreht, so das nur noch das weiß ihrer Augäpfel zu sehen war, und hinter ihr der Turianer zu Boden ging – Kopflos – führte Marjana ihren rechten Fuß hinter den Linken, so das sie nach hinten überkippte, drehte ihren gesamten Körper dabei aber ein und verlagerte ihre Bewegung zurück nach vorne, in das letzte drittel es gesamten Raumes hinein.
    Es war die Übung, die Erfahrung aus Jahrzehnten und Jahrhunderten, die Marjana die Situation sofort erfassen ließen. Ulia T'Varka, stand mit einem Granatenwerfer und einer weiteren Asari wenige Meter von ihr entfernt. Die schwere Waffe direkt auf die Matriarchin gerichtet. Ihr Kiefer verkrampfte sich, als sie mit aller Kraft ihre Biotik sammelte. Aller Energie packte die sie so spontan sammeln konnte. Im selben Moment als die Andere ihren Finger am Abzug zu krümmen begann, rammte Marjana ihren rechten Fuß in den Boden. Presste ihre Sohle mit aller Kraft gegen den Boden, zwang die Realität sich ihrem Willen zu beugen, die Gesetzte der Schwerkraft zu ignorieren – für einen kurzen Moment weg zu sehen, wie ein Lehrer der seinen Lieblingsschüler schummeln ließ – als die Biotik sie einen gewaltigen Satz machen ließ. Sie mit gewaltiger Geschwindigkeit nach vorne schleuderte.
    T'Varka zog den Abzug. Die Granate, verpasste Marjana im Anflug um weniger als ein paar Zentimeter, zischte an ihr vorbei, oder war es vielleicht sogar anders herum, es machte keinen Unterschied. Das Geschoss, schlug dort ein wo die Matriarchin gerade noch gewesen war, und diese kam dort mit eine mächtigen Welle aus biotischer Energie an, wo das Geschoss seinen Ursprung hatte.

    Während der Einschlag der explosiven Munition einen lauten, lärmenden Knall und einen hießen Feuerball erzeugte. Warf der biotische Sturmangriff eine Welle, knisternder blauer Energie vor ihr weg, schleuderte beide Asari hoch und in die Luft, während er Kisten und andere Dinge hinwegfegte.
    Marjana stoppte ihre Bewegung mit beiden Füßen, zwang sich mit ihrer gesamten Kraft zum Stillstand, für einen Sekundenbruchteil, um dann nach oben zu schnellen. Getragen von der angestauten Wut die sich nun in purer biotischer Energie entlud, glitt sie empor, führte ihre Klinge in einem geraden, gnadenlosen Schlag gegen die unwichtige Asari. Zog ihr die rasiermesserscharfe Schneide quer über die Brust, öffnete diese zu einer weiten klaffenden Wunde, während ihre linke Hand die restliche biotische Energie kanalisierte um T'Varka, mit einer einfachen aber zornigen Geste, zu Boden zu schleudern. Die Matriarchin landete über der Schmugglerin, die auf dem Bauch auf dem Boden lag. Trat ihr mit dem nackten linken Fuß in den Nacken, kräftig und unerbittlich, sie auf den Boden pinnend. Ließ im selben Moment ihre rechte Hand erneut eine Drehung mit dem Schwert drehen, um mit einen Blutschlag das Blut abzuwischen, das die Klinge besudelt hatte. Doch sie stoppte die Klinge nicht, sondern drehte sie ein mal weiter und ließ sie dabei hinab fahren. Trennte die rechte Hand der Frau, die immer noch den Granatwerfer umklammerte, sauber, im Handgelenk, vom Unterarm ab. Der Schlag war von einer solchen Präzision, das die Spitze des Schwertes dabei nicht mal den Boden berührte.

    Sie hielt inne. Ihr Atem ging schnell und heftig. Jetzt erst merkte sie das sie die Luft angehalten hatte und genehmigte sich einen einzelnen Atemzug, den sie tief inhalierte. Ihre Lungen mit dem notwendigen Sauerstoff füllte, um dann erst langsam wieder regulär zu atmen.

    Ein einzelner Scheißtropfen hatte sich auf ihrer Stirn gebildet, sich gesammelt, bis er groß genug war für seine Reise. Er rollte an ihrem Augenwinkel vorbei die Stirn hinab auf die Wange, passierte den kleinen Schönheitsfleck auf der Oberlippe um sich dann im Mundwinkel für einen Moment zur Ruhe zu lassen. Kräuselte sich und rann dann weiter hinunter zu ihrem femininen Kinn. Verweilte dort an der Spitze für einen weiteren kleinen Augenblick, nur um dann abzutropfen. Für weniger als ein Zwinkern fiel er frei und ungestört durch die Luft bis er auf die Klinge des Schwertes traf, das sie ruhig vor sich, die Spitze auf den Rücken der Kontrahentin gerichtet, hielt. Es dauerte fast eine kleine Ewigkeit bis er sich wieder gesammelt hatte, und lief dann die Klinge entlang hinunter bis er sich mit dem Blut der Asari mischte, das dort an der Schneide haftete.
    Er war der Preis des Alters. Das erste Anzeichen das sie nicht mehr lange in der Lage sein würde, solche Kämpfe zu führen. Sie war alt geworden und in diesen Moment fühlte sie es überdeutlich. Ihre Muskulatur war angespannt und nicht mehr so locker wie sie es früher gewesen war. Ihre Gelenke schmerzten. Und ihr Körper fühlte sich ausgelaugter an von der Biotik, als er es früher getan hatte. All das waren Zeichen, aber sie beherrschte es immer noch sie zu verbergen. Sie war umgeben von Raubtieren, und sie war nicht bereit einen Moment der Schwäche zu zeigen. Nicht so lange sie einen eigenen Willen hatte. Ruhig hob sie den Kopf und registrierte zufrieden das Kiara und ihren restlichen Kämpferinnen den Konflikt beendet hatten. Die Matriarchin senkte den Blick wieder und drehte ihren Fußballen leicht im Nacken der Anderen, als würde sie eine Zigarette austreten, oder das Leben eines Insekts beenden. Es mit dem Absatz ihres Schuhes zertreten.

    "Nun, wo sind meine Erben?"

    Die Kriminelle keuchte und grunzte vor Schmerzen. Sie jammerte nicht – ersparte der älteren Asari über ihr zumindest diese Erniedrigung. Es war offensichtlich das ihre Gedanken noch immer klar waren. Trotz der Niederlage. Trotz der Schmerzen, war sie sich der Situation bewusst und offensichtlich auch, der Tatsache das sie so oder so sterben würde.

    "Versprecht ihr mir, das ihr mich danach tötet?"
    "Schnell, wenn ihr darauf besteht."
    "Bitte."

    Marjana fühlte wir ihr Kiefer arbeitete und schloss die Augen. Packte ihre Wut und ihren Zorn im Geist. Nahm beides wie eine giftige Schlange, die sie jeden Moment beißen konnte. Hielt sie von sich und steckte sie in eine Kiste in ihrem Inneren. Schloss diese und sperrte sie ab. Eines Tages würde sie beides brauchen. Für ein letztes Mal. Und dann, dann sollte beides in aller Kraft und Macht vorhanden sein. Sie atmete durch und nickte dann leicht. Beobachtete am Rande ihres Blickfeldes wie sich ihre Begleiterinnen um die Gefallenen und die eine Verwundete kümmerten.
    "Also gut. Ich gewähre euch diese eine Gnade."
    "Hm." sie zögerte noch einen Moment.
    "Ich habe die Mädchen zu einem Mann auf Elysium gebracht. Einem Menschen namens Jack McConley. Er ist Wirtschaftsberater, zumindest laut seiner Firma. Aber tatsächlich führte er ein recht erfolgreiches Unternehmen im schwarzen Sektor."
    "Weiter." ihre Stimme war unerbittlich.
    "Die Frau zu zwei Asari auf der Citadel. Alte Freundinnen, so weit ich das verstanden habe." Es entstand einer längere Pause.

    "Sie sind alle gefährlich."
    "Natürlich."
    "Könntet ihr dann?"
    "Natürlich."'

  5. #5
    Newbie Avatar von Marjana Tulia
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    Es war das letzte leise Vibrieren das die alte Asari aus ihren Gedanken holte. Aus den Erinnerungen der letzten Tage und Momente. Der bitteren Erfahrungen und notwendigen Entscheidungen. Sie kannte dieses Vibrieren, denn auch wenn sie den Raum den die Asari ihr eigen nennen konnten, nie verlassen hatte und selbst Thessia nur selten, so wusste sie doch wie es sich an fühlte wenn ein Masseportal einen ausspuckte. Ein fast wortwörtlicher Vorgang, den das Portal tat nichts anderes. Es sog einen aus der massenleeren Hülle, in die es einen gepackt hatte, und entließ einen wieder in die Realität in der die Gesetze der Physik Geltung hatten. Ihr Atem ging ruhig, im Vergleich zu der fühlbaren Unruhe des Schiffes. Das Metall, das Glas und das Plast zitterte, fast freudig, so konnte man meinen, schien alle in Bewegung zu sein an Bord der Thesis.

    Marjana seufzte und versuchte die Augen noch einen Moment geschlossen zu halten. Das Ungeheuer, das Neugier hieß, unter Kontrolle zu behalten, das selbst ihr noch in der Untiefe ihrer Brust lauerte, und nach Aufmerksamkeit gierte. Etwas das sie verabscheute, aber auch genau wusste, das es eine der treibenden Kräfte war, die nicht nur alle Lebewesen antrieb, sondern auch das Universum selbst, irgendwie. Der Drang nach mehr. Nach vorwärts. Zu einem unbestimmten, undefinierten Ort von stofflicher Materie der sich als eigenes Leben und Erfahrung ausgab. Als Fortschreiten im Leben und in der eigenen Existenz. Ihr war nach einem genervten Geräusch, etwas das ihren Unwillen hätte laut ungetan, gegenüber der Welt und der Realität. Aber sie wusste das es nur ihre eigenen Ohren hörten. Und das es wohl kindischer war, als man einer Asari in ihrem Alter zu gestehen würde. Also ließ sie es. Fokusierte sich auf das was vor ihr lag. Legte den Kopf in den Nacken und öffnete ihre Augen. Starrte durch das Glasdach des Panoramadecks hinaus in das weite all und hinein in die riesige, lila, doch fast rosa Nebelwolke die mitten im Nichts hing, das nur erleuchtet war durch das Licht der fernen Sterne im Hintergrund.

    Ihre Augen brauchten einen Moment um die gewaltigen Ausmaße der Station zu erfassen die sich im Nebel vor ihr ausbreitete. Es war, Magie. Sie schluckte, gegen ihren Willen, gegen ihre Vorsätze, war sie beeindruckt. Die Citadel, sie kannte die Fakten in- und auswendig, wusste um die Geschichte um die Mythen und um die Gerüchte die man sich seit dem Blitz erzählte. Nein. Sie wusste worauf sie sich einlassen würde. Und doch, doch war sie wider allen Bestrebungen, wider besseren Wissens, wider ihrer Natur, beeindruckt. Ihre goldenen Augen tasteten die weiten, ausladenden Schaufeln der schalenhaften Struktur. Die fünf Arme der Station und die Millionen von orangen Lichtern die ein Zeichen von Leben waren. So seltsam. Wie jedes Wesen Licht als ein Zeichen von Leben identifizieren konnte. Licht hieß, jemand war da. Im mindesten. Wohl auch eher, hier ist Licht, hier kann ich sein. Sie beobachtete das sanften drehen der Station noch eine Weile und fragte sich, wie es die doch recht fragil wirkenden Stahlstruktur des Ringes an dem die Ausleger befestigt waren, schafften den enormen Kräften zu widerstehen, denn am Ende galten Gesetzte von Kraft und Belastung auch im schwerelosen Raum. Ihr Mundwinkel zuckte das erste mal leicht zu einem fast Lächeln.

    "Ein Kunstwerk."

    Und das obwohl es nicht von den Asari geschaffen worden war. Entdeckt und zivilisiert ja. Aber doch nur entdeckt. Wer es auch immer geschaffen hatte, war von einzigartiger Brilianz. Verkommender, dekadenter, vielleicht sogar bösartiger Genialität, aber immerhin von Genialität. Sie schnaubte und drehte sich auf den Fußballen herum. Machte einen leichte, leisen Schritt und beschleunigte dann die restlichen Schritte, verließ das Panoramadeck durch einen der vielen kleinen Ausgänge, aber einen der auf direktem Weg zum Kommandodeck führte, von dem aus sie am schnellsten die Thesis verlassen konnte, so bald das Schiff angedockt hatte. Es lag ihr sehr am Herzen, diesen Aufenthalt so schnell wie möglich wieder hinter sich zu bringen. So sehr sie auch in der Lage war diesen weiteren Kontakt mit Aliens hinter sich zu bringen, so schnell wollte sie es trotzdem tun. Nach Omega, hatte sie ein langes Bad gebraucht, anhaltend und intensiv. Sie fragte sich was dies mal notwendig sein würde, sofern es überhaupt einen Abflug von der Citadel geben würde. Schließlich war es eine nicht zu unterschätzende Gefahr, der sie sich aussetzte.
    Ihre Füße trugen sie durch die leeren, kargen Gänge der Thesis. Durch Kanäle die nur noch aus Metall bestanden und sonst nichts mehr. Alles andere hatte sie entfernt. Es war eine Reise der Wiedergeburt und der Erneuerung. Es würde so oder so bald nicht mehr ihr Schiff sein. Es hatte keinen Sinn, eine letzte, so wertvolle Reise zu machen und dabei in der eigenen Dekadenz zu vergehen. Ein weiteres Rucken ging durch das Schiff. Als hätte es einen Kontakt hergestellt. Auch dieses Gefühl war Marjana vertraut. Sie erreichte keine Minute später den Hauptteil des Schiffes über den das Kommen und Gehen der Thesis abgewickelt wurde. Ihre Mädchen warteten bereits auf sie. Ebenso ihre Nichte.

    "Sind wir soweit?"
    "Ja Herrin." Als Antwort nickte sie nur und trat vor die Schleuse die sich leise, aber mit einem bestätigen Zischen öffnete, nach dem einer der jüngeren Asari den notwendigen Befehl auf der leuchtenden Konsole eingegeben hatte.

    ----> Die Citadel: Zivile Andockbuchten
    11:20

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