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Thema: Hekate

  1. #11
    ME FRPG Only Avatar von Rebekka v. Tannberg
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    Sie schlug den Weg zu dem Hangar ein, den Iris auf der Karte markierte. Dort schienen sich ein paar Shuttle zu befinden die für intergalaktische Reisen ausgelegt waren. Und zu Bekkas Überraschung schien sich auf dem Weg dort hin niemand aufzuhalten.

    "Ich denke wir werden im Hangar mit den Shuttle eine Menge Gegenwehr zu spüren bekommen." sagte sie knapp und tonlos. Es war egal – es galt nur von dieser Station runter zu kommen. Dann lag der Rest bei der jungen Pilotin.

    "Ich hoffe Du bist gut." sagte die Deutsche und zog eine Schnute. "Im Raum um die Station gibt’s ein paar größere Schiffe die uns vermutlich gerne dran hindern wollen zu entkommen. Ich hoffe damit kommst du klar…"

    Es dauerte noch ein paar Schritte und sie erreichten die letzte Türe vor dem Hangar. Uns auf dem HUD von Bekka tauchten ein paar rote Punkte auf. Offensichtlich gab es einen Vorraum zu dem Hangar in dem sich schon zwei Männer verschanzt hatten. Aber von diesem Raum aus, hatte man guten Blick auf den Hangar und sicher auch einen gute Position. Rebekka überlegte einen Moment und nickte.

    "Okay. Von dem Vorraum sollten wir den Hangar gut im Blick haben für weitere Überlegungen." sie sah Li-Ann einen Moment an und zog die Nase kraus. "Ich geh vor. Wenn du einen guten Schuss anbringen kannst, machst du das. Ansonsten lass mich es machen."

    Für einen Moment schloss sie die Augen und überlegte sich ein Vorgehen, welche von Iris unterbrochen wurde. "Download abgeschlossen, Baronesse." Was gab es darauf noch zu sagen. Es war Zeit zu gehen. Und zwar schnell.

    "Überlade die Elektronik und öffne die Tür." hauchte sie und hob ihre Waffe in den Anschlag. Richtete sie durch die Türe auf den roten Umriss des ersten Mannes in dem Raum. Es zischte und gurgelte einen Moment dann schoss die Türe auf, als wäre sie nie dort gewesen. Und sofort eröffnete Rebekka das Feuer. Pflügte mit den Schrotsalven den Mann um, der gerade noch da gestanden hatte – riss dann das Gewehr herum und schoss auf den nächsten Mann der in Deckung gehüpft war. Was an sich schon eine erstaunliche Reaktion darstellte für jemanden der Erschrak. Vielleicht aber auch gerade deswegen.

    Sie bewegte sich um den umgekippten Tisch herum, fühlte wie Li-Ann sich hinter ihr in die andere Richtung bewegte. Der Typ hob den Kopf um auf Rebekka zu feuern wurde aber durch einen Schuss von der Pilotin zurück in Deckung gejagt. Er drehte sich um, versuchte auf die Andere zu Feuer und übersaß das Bekka nun direkt über ihm war. Sie setzte den Lauf praktisch auf seinem Kopf auf, als sie abdrückte.

    Er hatte keine Chance. Dann kamen die ersten Kugeln aus dem Hangar angeflogen und schlugen um die beiden Frauen herum ein. Aber während die Jüngere in Deckung abtauchte, hatte eine Bewegung Bekka abgelenkt. Es war ein Bild einer sehr vertrauten Person auf dem Bildschirm über ihr.

    Rebekka erstarrte und hielt in der Türe inne. Hob den Blick und starrte auf das Bild in dem Bildschirm.
    Es fühlte sich an als ob sämtliches Leben aus ihr entwich. Sie spürte wie die Geschosse der anderen Cerberusleute um sie herum einschlugen. Sie fühlte das zerren von Li-Ann aus der Deckung an ihrem Arm. Aber in ihren Ohren rauschte es nur.

    "…die C-Sec will sich zu dem Zwischenfall weiterhin nicht äußern. Der Leichnam von Captain Benedict wurde inzwischen Ihrer Familie übergeben, während von Ihrer Tochter weiterhin jede Spur fehlt.

    Internen Quellen zufolge war Captain Benedict für den Geheimdienst der Allianz tätig und als Chef Jägerin für Cerberus vor kurzem erst als Nachfolgerin für den ebenfalls ermordeten Captain Segev auf der Citadel befördert worden…."

    Kathleen.

    Nur noch Leere. Leblose Kälte. Wie dunkle Masse sammelte sich in ihrem Bauch. Sie schloss die Augen und fühlte. Fühlte nichts.

    Kein einziges Gefühl.

    Kathleen.

    Vor ihren Augen tanzten die roten Haare und in ihrer Nase sammelte sich der weiche Geruch der warmen Haut der Anderen. Auf ihren Fingerspitzen fühlte sie wieder die Hitze…

    'Sie lagen nebeneinander. Atemlos, erschöpft, verschwitzt. Glücklich. In ihrem Leben hatte Rebekka sich nie glücklicher und zufriedener gefühlt. Obwohl sie die dominante Rolle in den letzten Stunden gehabt hatte, so lag sie doch nun in den Armen der rothaarigen Spionin, die sie fest und geschützt hielt. Ihr Sicherheit und Halt gab.

    Es fühlte sich gut und schön an. Die Sonne, war zwischen höher gewandert und der Wind der in das Zimmer zog war jetzt wärmer. Sie konnte hinter dem Vorhang die Wellen hören wie sie an den Strand rollten. Sie hörte Vögel und fühlte den Herzschlag der anderen Frau neben sich. Als würde das Universum sich öffnen und endlich wieder lächeln.

    Die Deutsche vergrub ihr Gesicht am Hals von Kathleen und kniff die Lippen zusammen. Kathleen, hatte es längst gemerkt und ihre Hand auf die Wange von Bekka gelegt, streichelte sie sanft und beruhigend. Drehte sich leicht und hielt sie mit Beiden Arm fest ans ich gedrückt. "Alles in Ordnung."

    Bekka fühlte wie ihr Tränen über die Wangen liefen, und schniefte – fast ein wenig wie ein kleines Kind. Sie konnte kaum in Worte fassen wie sehr alles in Ordnung war. Wie sehr sie sich in ihrem Leben nach Halt und nach Liebe gesehnt hatte.

    Zwischen der kalten Erwartung ihrer Eltern, dem Vorbild ihrer Schwestern, der Erkenntnis was Erwachsensein bedeutete.
    "Ja." hauchte sie und drückte sich näher an Kathleen.'


    Ein Geschoss streifte sie und durchdrang das Schild. Riss die Rüstung an ihrem linken Oberarm auf und zwang Li-Ann ihre Hand zurück zu ziehen, mit der sie versuchte die für sie fremde Frau in Deckung zu bekommen.

    Und als ob jemand die Fesseln aller Menschlichkeit mit der Berührung abgelegt hätte. Als hätte der Streifschuss sie zurück geholt. Ihr Kiefer zitterte und ihre Zähne klapperten, bevor die Kraft in ihre Muskeln zurückkehrte, und sie mit den Zähnen knirschte. Ihr Körper füllte die Leere mit purer gewalttätiger Aggressivität und Wut.

    Bekka riss die Augen auf und ihre Hände verkrampften sich um das Gewehr, während ihre Augen durch den Raum glitten. Den ersten der Cerberus Leute erfassten und den Lauf auf ihn einschenkte. Wie in Zeitlupe eröffnete sie das Feuer auf den Mann.

    Den Zeigefinger durchgezogen, spuckte das Gewehr dutzende von Geschossen in seine Richtung. Der Mann war nicht weit weg, es war eine rein statistische Frage. Die deutsche hielt die Waffe nur mit Wut und purer Kraft auf dem Mann, und glich den Rückstoß der Waffe aus. Marschierte dabei direkt auf den ersten der Männer zu die sich im Hangar verschanzt hatten.

    Die Kugeln zersiebten den Mann, verwandelte seine Front und sein Gesicht in eine blutige Kraterlandschaft.

    'Sie wusste nicht wie lange sie bei Kathleen gelegen hatte, oder wann sie eingeschlafen war. Aber sie wusste wie lange sie schon nicht mehr so tief und unbeschwert geschlafen hatte. Geschlafen hatte ohne Angst und ohne Alpträume.

    Und wie erstaunt sie war das Neska immer noch da war. Immer noch sie in ihre Arme geschlossen hielt. Wie intensiv immer noch das Gefühl von Geborgenheit war. Bekka löste ihren Kopf und zog ihn etwas zurück, blinzelte und versuchte die Tränen und Müdigkeit aus dem Blick zu bekommen.

    Die grauen Augen der Älteren sahen sie direkt an, es war ein Blick wie sie ihn nicht kannte. Liebe- und gefühlvoll.
    "Danke." bekam Rebekka mit trockener Kehle hervor.
    Kathleen lächelte auf eine Art wie nur sie lächeln konnte. "Wofür?"


    Direkt neben Rebekka tauchte ein Mann auf, eine Schrotpistole in der Hand, die er auf sie richten wollte. Ihr Gewehr leer geschossen tat Bekka einen Schritt auf ihn zu, hob das Gewehr über den Kopf und schlug es dem Man auf den Kopf. Mit aller Kraft und noch mehr. Sie zertrümmerte die eigentlich stabile Waffe auf seinem Schädel, der krachend und einem platzenden Geräusch nachgab. Blut und Gewebe spritze wie aus einem Springbrunnen aus dem geöffneten Kopf, als die Elektronik und Mechanik des Gewehrs in die Umgebung flog, als es in der Mitte wo es auf den Widerstand des Schädelknochens getroffen war zerbarst. Gleichzeitig traf eine weitere Kugel Rebekka im Rücken. Prallte am Schild ab, während die nächste in die Rüstung einschlug und Bekka nach vorne stolpern ließ.

    Vor Wut brüllend warf sie die Überreste des Gewehrs auf den Boden. Stemmte ihren rechten Fuß in den Boden, erfasste die Frau die ihr in den Rücken geschossen hatte und ließ den Zorn los.

    'Sie leckte sich über die Lippen und legte ihre rechte Hand auf den flachen Bauch von Kathleen. Ließ ihre Fingerkuppe über ihre Haut tanzen, um Zeit zu gewinnen, bis sie sich klar war was sie sagen wolle.

    "Für das hier." entschied sie sich schließlich zu sagen. Doch anstatt das Kathleen etwas sagte, nachfragte oder erklärte. Sagte sie nichts. Löste nur eine Hand und legte sie mit den Fingern unter Bekkas Kinn. Hob so ihren Kopf bis sich ihre Blicke wieder trafen. Sah sie lange an und lächelte sanft, nur um sie dann zu küssen.

    Es war der schönste Kuss den Bekka je erlebt hatte…'


    Bekka schlug in die Soldatin mit aller Macht ein, aber noch bevor sie zurück taumeln konnte hatte sie ihren Arm gepackt. Sie stemmte ihren Fuß gegen die Brust der Gegnerin und riss mit aller Kraft an. Blaue Energie zuckte über die beiden Frauen, als sie dass gesamte Körperteil trotz Rüstung ausriss. Es über die Schulter herum schwang und es auf den Kopf der Frau hämmerte wie einen Totschläger. Nutze den Schwung, als das Körperteil herum flog und schleuderte den Arm den nächsten Cerberus Mann entgegen, zwang ihn seine Waffe von ihr ab zu wenden, während sie die Distanz mit schnellen Schritten überbrückte. Die verblutenden und kreischende Frau hinter sich ignorierte.

    Der Mann schaffte es zwar noch die Waffe zwischen sich und die Furie zu manövrieren die auf ihn zu rannte, aber weder seine Rüstung noch das Gewehr konnte die Wucht der Schläge stoppen. Von Sinnen prügelte Rebekka ihre Fäuste aufgeladen mit allem Zorn und voller Energie auf den Mann ein.

    'Bekka zog den Kopf zurück und löste den Kuss. Sah Kathleen direkt an. "Kathleen.. ich.." Aber die Andere legte ihr nur einen Finger auf die Lippen. "Schhhhh." machte sie. "Schhh.." Dann küsste sie die Stirn der Deutschen und zog sie wieder eng ans ich. "Ich liebe dich Rebekka."

    Ihre Fäuste verbeulten die Rüstung, zerschlugen das Visier und die Brustplatte bis aus den Rissen Blut quoll. Und er zwischen Bekka und dem Shuttle das in seinem Rücken stand zu Boden ging.

    Dann ging Beschuss von ihrer linken auf sie nieder. Verfehlte sie zweimal und traf sie einmal. Der letztes Rest ihres Schildes verhinderte allerdings das Kugeln sie ernsthaft verletzte, Bekka sah nicht hin. Sie schob ihren Fuß unter das Sturmgewehr das vor ihr auf dem Boden lag und lupfte es in ihre Hände. Wirbelte herum und eröffnete einfach das Feuer. Sie bewegte sich dabei nach rechts an dem Shuttle entlang und zwischen die Fässer. Geübt und deutlich besser ausgebildet als ihre Gegner, war es keine Schwierigkeit den Mann – der an seiner Kleidung erkennbar kein Soldat gewesen war – zu erschießen.

    'Rebekka blinzelte und schluckte, als ihr klar wurde das es wahr war. Das Kathleen sie wirklich liebte… Das es keine Kurzschlusshandlung gewesen war. Auch nicht bei ihr.

    In ihrem Rausch hatte Bekka die Frau übersehen die jetzt ihr Schwert nach ihr schwang. Es war ein Schlag von Boden. Aus reinem Reflex machte sie einen Schritt zurück und riss das Gewehr hoch. Das Schwert prallte von der Schusswaffe ab und rutschte dann seitlich weg. Schnitt durch die Rüstung von Rebekka und in das Fleisch ihres Unterarms.

    Verfehlte aber Sehnen und Adern.
    Die Deutsche merkte es nicht mal. Sie wollte die Frau einfach nur umbringen. Also warf sie ihr das Gewehr ins Gesicht, zwang sie so in die Defensive und packte mit der linken ihren Schwertarm. Riss ihn in die Höhe und drehte ihren Körper ein, bis das Gelenk des Ellbogens der Fremden auf der Schulter lag. Bekka riss den Arm herunter. Brach das Gelenk und vermutlich den Oberarm einfach ab. Hob ihre rechte Schulter dabei noch an und trieb den Bruch durch das Fleisch und die Haut nach Außen. Schob dann ihre Hände vor, bis sie das Schwert in den Händen hielt, in dem sie es aus den kraftlosen Fingern der Frau drückte.

    Wirbelte dann herum und schlug zu. Trieb die Klinge seitlich in den Hals der Frau und schräg nach unten. Zerteilte Knochen, Sehnen, Adern und Fleisch. Öffnete den Oberkörper der Frau von Schulter bis zur Hüfte, in der die Klingen krachend stecken blieb als sie sich zwischen den Knochen verhackte.

    Es war Egal. Sie trat die Frau um, nachdem sie sich deren Schrotpistole am Gürtel geschnappt hatte und drehte sich um, das nächste Opfer suchend.

    Aber es gab niemanden mehr.

    Niemand war mehr da. Sie glaubte hinter dem Rauschen in ihren Ohren noch sich schnell entfernende Schritte zuhören. Aber da konnte sie sich auch täuschen.

    Kathleen.

    Tränen stiegen ihr in die Augen und die Wut wich. Der Zorn war weg. Und ihre Kraft.

    Kathleen.

    Sie musste von der Station. Sie hatte einen Auftrag. Kathleen wollte es so. Mit leerem Blick und ohne Orientierung sah sich Bekka um. Mehr als einmal hatte sie bereits auf das Shuttle geblickt, in dem Li-Ann saß und ihr zu winkte.

    Die Deutsche sah sich um und kniff die Augen zusammen. Drehte zu dem Shuttle und stolperte dem Schiff entgegen.
    Sie erreichte es nach einer gefühlten Ewigkeit und vollkommen erschöpft und kraftlos. Ohne dass sie es wirklich merkte, übergab sie sich. Aber ihr Magen war leer und so kam nur grüne Gallenflüssigkeit zu Tage. Bekka ließ sich in das Shuttle fallen und kroch auf allen vieren zwischen die Sitze hinter der Pilotin.

    "Citadel." war das einzige war sie sagen konnte. Ihre Augen waren bis zum Rand gefüllt mit Tränen, als ihr Blick zurück glitt. Und sie die Beine an die Brust zog. Sie hörte nichts. Nur Rauschen in den Ohren. Alles um sie herum war Watte und Kalt. Es war als wäre alles vorbei.

    '"Ich liebe dich auch"'

  2. #12
    ME-FRPG ONLY Avatar von Li-Ann Herlock
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    Wie in Trance hastete sie ihrer Befreierin hinterher. Immer wieder warf sie sie gegen die Wand, was ihr die Luft aus den Lungen presste, doch sie blieb tapfer und zeigte nicht einen Moment der Schwäche. Dann allerdings wurde es doch interessant. Rebekka öffnete eine der Türen, die einen Kontrollraum des Hangars führten. Rebekka sicherte den Raum völlig gnadenlos. Die Wachen waren schon tot, bevor sie auf dem Boden aufschlugen. Langsam und vorsichtig spähte Li-Ann um die Ecke. Der Raum, klein und winklig, war vollgestellt mit allerlei Equipment. Dennoch schien nichts wahllos dort. Alles hatte seinen Sinn und Funktion. Schalttafeln die, wenn man wollte, zusammen einen Bildschirm von mehreren Metern Durchmesser ergaben, Knöpfe soweit das Auge reichte und mittendrin die zwei Leichen, bei denen aus den neuen Körperöffnungen Unmengen von Blut floss. Grausig entstellt war das eine Gesicht, welches mit seinem noch verbliebenen Auge die junge Pilotin ungläubig anstarrte. Li-Ann versuchte den Brechreiz zu unterdrücken, was ihr aber nicht wirklich gelang. Das gequälte Würgen war allerdings trocken. Weder Mageninhalt noch Speichel, oder sonstige Flüssigkeiten brachte sie hervor.
    Plötzlich überschlugen sich die Ereignisse. Eine Nachricht lief über einen der Bildschirme und Rebekka erstarrte. Kugeln schlugen durch die, durch ein gigantisches Fenster dominierte, vordere Wand ein, verfehlten die beiden Frauen nur um Haaresbreite. Li-Ann riss schreiend die Arme in die Luft, verlor die Schrotflinte und versuchte ihr Gesicht zu schützen. Mit einem mehr oder weniger gekonntem Hechtsprung brachte sie sich hinter einer der Schaltbänke in Deckung, doch Rebekka blieb regungslos stehen. Die Kugeln zischten an ihr vorbei, flogen durch ihr langes blondes Haar und zogen einzelne Strähnen mit sich. Wie ein Engel im Aufwind des Himmels stand sie da. Zaghaft aber bestimmt versuchte Li-Ann mit, selbst für sie unverständlichen gemurmel ihre Retterin in Sicherheit zu bringen. Doch ihre Füße waren wie angewurzelt.
    Wie ein Engel schaute sie auf die Szenerie vor sich herab. Ihre Mine verfinsterte sich. Aus Unglauben wurde eine Mischung aus Hass, Wut und Mitleid. Wie ein Engel, nein, eher wie der Racheengel höchstpersönlich glitt die vermeidliche Retterin durch das zerborstene Glas in den Hangar hinab.
    Schneller als es die Augen der Pilotin es zuließen, erledigte sie die Feinde, die in das Areal stürmten. Gefesselt sah sie zu. Die Tiefschläge, die Tritte, die Schüsse. Eine Komposition aus verschiedensten Angriffsrufen, Schreien, Drohungen, Flehen und Stöhnen. Zauberhaft. Li-Ann genoss den Anblick von Sekunde zu Sekunde mehr. Das Blut strömte in unnatürlichen Mengen aus den Karaffen des Lebens, die Rebekka umgaben, doch die mittlerweile Schwarzhaarige musste sich von dem Genuss losreißen, da die computerisierte Stimme in ihrem Ohr, die Überlast des Reaktors in einigen Minuten ankündigte.

    Hastig übersprang sie den Fensterrahmen und schnitt sich sogleich an den Scherben tief in die Hand. Der unterdrückte Schmerz zeichnete ihr Gesicht. Doch schlimmer als der Schnitt, schmerzte der Sturz, denn hinter dem Fenster ging es steil bergab. Li-Ann stieß sich unglücklich in der Hüfte, als sie auf einer der Kisten landete. Ihre Beine schlugen gegen einen Stapler. Sie krallte sich an einer der vielen Kanten fest. Kurz konnte sie durchatmen und den Schmerz verarbeiten. Sie versuchte sich langsam hochzuziehen, doch es gelang nicht. Li-Ann verlor den Halt. Das Blut an ihrer Hand wirkte wie Schmiermittel und sorgte dafür, dass sie die Haftung ihrer Rechten verlor. Geschockt trudelte sie in Richtung Boden.
    Gedämpftes Stöhnen war alles, was man von ihr vernahm. Sie versuchte nicht zu schreien. Ihre Häscher sollten sie nach Möglichkeit gar nicht erst bemerken. Unschlüssig wie es nun weiter gehen soll, richtete sie sich auf und blickte sich um. Die Tasche, die noch immer der Rucksack um ihren Rücken geschnallt war, federte das Meiste ihres Sturzes ab. Wirklich glücklich war sie darüber aber nicht, denn nun stand sie in mitten des Kampfgeschehens.
    Rebekka schoss durch die Luft und vernichtete einen Gegner nach dem anderen. Eine der Wachen erblickte die wankende Pilotin und wollte sie angreifen, doch urplötzlich verzog sich die Mine des Mannes zu einer widerlichen Fratze und zerplatzte in einer roten Fontäne aus Blut, Fleisch und Knochen. Warum auch immer, aber Li-Ann musste lachen, bereute es aber sogleich, als sie die Prellungen in Brust, Rücken und Hüfte spürte.

    Langsam schritt sie weiter, fand ein halbwegs flugtaugliches Shuttle und fing mit den Startvorbereitungen an. Das Kodiac war uralt und wahrscheinlich noch nie geputzt worden, aber es war die erstbeste Möglichkeit von dieser Station zu fliehen.
    Staub lag auf den Kontrollen, lag in den Ritzen und Spalten auf dem Boden, in den Wänden, einfach überall. Für einen Allergiker wäre das hier das die Hölle gewesen, aber für Li-Ann war es nicht einmal die wert. Als die Kontrollen dann keine Reaktion von sich gaben, war sich die junge Frau sicher, dass das Ding ihr Grab sein würde. Voller Wut schlug sie auf die Kontrollen ein, vergrub ihr Gesicht in die Hände, schmierte sich so das Blut ins Gesicht. Ihre Tränen rissen rote Rinnsale ihre Wangen herunter, sammelten sich in einer dunklen Pfütze auf dem Boden. Schwarz, wie die Nacht, sammelte sich die Flüssigkeit im Staub der Kabine und Li-Ann wurde sich Bewusst, dass es noch einen weiteren Weg von dieser gottverlassen Station gab muss. Immerhin standen sie in einem Hangar.
    Wieso kam sie nicht vorher darauf? Wieso quälte sie sich erst in dieses Stück Dreck, um sich dann der Hoffnungslosigkeit hinzugeben. Wieso? Wieso? Wieso?
    Schwungvoll, voll der Hoffnung, endlich die Station zu verlassen, kletterte sie aus dem Shuttle.

    Hinter einer langen Rehe von Kisten und Technik, stand ihr eigentliches Fluchtgerät.
    Das CADS war ein Zwitter. Am ehesten zu vergleichen mit dem alten ausgedienten Helicopterhybriden Bell-Boeing V-22 Osprey der amerikanischen Airforce um die Jahrtausendwende herum. CADS leitete sich aus den Anfangsbuchstaben der Bezeichnung ab: Cerberus Atmosphere Drop Ship und wurde im allgemeinen Sprachgebrauch schnell als Katze (engl. Cats) betitelt. Im Grunddesign ähnelt es dem A-61 Mantis. Doch der vergrößerte Rumpf, der bis zu sechs Leuten platz bot und die Stummelflügel mit den Antrieben und den Waffen machten den optischen Unterschied aus. Technisch allerdings hatte es kaum noch was mit dem Fluggerät zu tun. Im Gegensatz zum A61-Mantis war das CADS Tiefenraumtauglich und überstand auch Sprünge durchs Massenportal. Dies wurde zum einen durch die verbesserte Hüllenlegierung und zum anderen durch Tech erreicht, die der der Mantis um einiges überlegen waren.
    In überschwänglicher Hoffung, im Rumpf des Raumgefährtes Fußball spielen zu können, brauchte man aber nicht zu verfallen. Der Rumpf, bedingt durch die geringen Platzverhältnisse, auch Kontaktbörse genannt, war ausreichend groß für sechs Leute, die dort, wie zusammengepferchte Schweine im Stall, Knie an Knie in der Kanzel saßen. Im Gegensatz zu den Piloten, die hintereinander in dem A61 saßen, nahmen die Piloten im CADS nebeneinander platz, was beiden Piloten einen angenehmen und ergonomisch korrekten Arbeitsplatz schaffte. Das Gerät besaß, für ein Shuttle, allen erdenklichen Komfort. Lederbestuhlung, Becherhalter und Stauraum für genügend Gepäck und Waffen, dass man einen kleinen Krieg anfangen könnte. Denn dafür wurde das Shuttle ursprünglich konzipiert.
    Es war niemals gedacht, dass die Piloten das Shuttle nach nur zwei Stunden wieder verließen. Sie sollten bis zu zwanzig Stunden in der Kanzel verweilen und dafür war ein angenehmes Arbeitsumfeld wichtig. Nichts war schlimmer, als sich den Hintern auf einem Mayonaiseeimer breit zu sitzen. Die Hauptaufgabe wäre gewesen, Truppen von Schiffen auf Planeten zu transportieren und das ganze unerkannt. Man hatte vor Stoßelitetrupps hinter den feindlichen Linien abzusetzen, ohne jemals registriert zu werden. Während die Streitmacht im Orbit verharrte und in einem Patt mit dem Gegner um die Vorherrschaft verhandelte, brach der Trupp in das Herz des Gegners ein und stellte so die Machtverhältnisse wieder her.
    Für diesen Zweck wurde das Shuttle mit einer Technologie ausgestattet, die es bislang nur in einigen wenigen Schiffen gab. Die IES-Tarntechnologie der SSV-Normandy war perfekt für diesen Einsatz gedacht. Sie erlaubte es dem Schiff über Stunden jegliche Art von Abstrahlung in der Hülle zu Speichern und so jedem Ortungssystem zu entgehen. Bei der Konstruktion des CADS hatten sich die Entwickler wohl gedacht: „Was in Groß funktioniert, muss auch in Klein ja auch funktionieren.“
    Mit Einschränkungen hatten sie auch Erfolg. Durch die geringere Größe konnte auch nur eine geringere Menge an Abstrahlung aufgenommen werden. Was die Normandy für Stunden unsichtbar machte, machte das CADS nur für Minuten unsichtbar. Minuten in denen man schnell Handeln musste. Das war auch der Grund warum man beim CADS wieder zurück zur Aerodynamik ging. Grundlegend gegenüber allen anderen Shuttles wurde es massiv überarbeitet. Da moderne Shuttles mit Masseneffecktfeldern arbeiten und daher nicht mehr an aerodynamische Regeln gebunden waren, musste man beim CADS wieder zurückdenken. Zwar arbeitete es auch mit Massenerffecktfeldern, doch die nützen beim Eindringen in eine Atmosphäre wenig, wenn die Abstrahlung vermindert werden soll.
    Hierbei wurde eine andere Technik wieder aufgefangen. Im alten Bosnienkrieg entwickelten Piloten die sogenannte Sarajevolandung. Dabei flog das Flugzeug möglichst lange in größtmöglicher Höhe bis es in einem letzten Sturzflug zur Landung ansetzte. Ähnlich funktionierte es auch mit dem CADS. Das Shuttle wurde im Anflug ausgerichtet, dann wurden die Antriebe abgeschaltet und die Tarnung aktiviert. Das Shuttle trat in die Atmosphäre ein und fiel wie ein Stein gen Boden. Im letzten Augenblick schaltete der Pilot die Antriebe wieder zu und fing die Maschine ab. Zum einen wurde so die Menge an Abstrahlung reduziert, was den Tarneffekt verlängert und zum anderen, arbeite die Aerodynamik für das Shuttle. Es war also leichter zu handeln.

    Das Shuttle bot im Endeffekt zwei Flugmodi. Der erste war der sogenannte Flugmodus, in dem es möglich war, die Tarnung hinzu zu schalten. Das Shuttle verhielt sich wie ein Schiff und flog entsprechend schneller als jedes andere bekannte Shuttle. Waffen besaß es in diesem Modus nicht, da diese nur der Aerodynamik schadeten. Lediglich einige Flares zur passiven Verteidigung standen zur Verfügung.
    Der zweite Modus, der sogenannte Helicoptermodus, war da schon etwas aggressiver. In diesem Modus, stand dem Shuttle eigene Bewaffnung zur Verfügung. Neben zwei schweren MGs, die an den Tragflächen ihren Platz fanden und im FM (Flugzeugmodus) von dieser verdeckt wurden, hingen noch zwei Fire and Forget und zwei Luft/Boden-Raketen am Chassis des CADS. Doch die größte Stärke des Shuttles war die Wendigkeit. Im HM (Helicoptermodus) konnte man Haken schlagen, die sonst nur ein junger Hase vollziehen konnte. Waghalsige Flugmanöver waren möglich und noch eine weitere Taktik wurde wiederentdeckt.
    Sichtfreies Landen. In Gegenden, in denen es gern oft staubt, wirbelten die Antriebe genügend Staub und Dreck auf, um wie ein Tornado um sich herum, die Sicht zu verdecken. Niemand konnte sehen, was dort auf einen zukam. Die Truppen konnten ungesehen abgesetzt werden und nichts und niemand würde Verdacht schöpfen. Solange man halt mit Sandstürmen rechnetete.
    Es gab nur zwei Dinge, die einer Serienproduktion des CADS im Weg standen. Zum einen waren da die immensen Produktionskosten. Allein die Tarntechnologie zur Tarnung würde die Kosten für das Gerät in absurd astronomische Sphären treiben. Zum anderen brauchte man erfahrene aber auch wagemutige Piloten, um solche Stunts zu fliegen, wie sie das Einsatzprofil abverlangte. Beides zusammen bewirkte, die Einstellung des Projektes.
    Jetzt vergammelten die Shuttles in diesem Hangar und warteten auf ihre Verschrottung.

    Mit behutsamen Schritten ging sie auf die Wunderwerke der Technik zu. Diese Formen, diese Lackierung, dieses aggressive und dennoch fast glamouröse Auftreten zwangen jeden dazu sich dem Shuttle nur in angestrengt bedächtigem Schritt zu nähren. Ihre Fingerspitzen glitten sanft über die Formen und Kanten der Außenhülle, verstrichen ihr Blut auf eben dieser. Diese Monster warteten nur darauf, von einem fähigen Piloten geritten zu werden und Li-Ann war kaputt genug, jegliche Vorsicht zu vergessen und gar nicht erst an irgendwelche Folgen zu denken. Diese Monster drückten ihren jetzigen Gemütszustand mehr als zutreffend aus.
    Das war der Weg. Der Weg von all dem wegzukommen.
    Ihre Hand fuhr über das Holodisplay am Heck der Maschine. Das Schott glitt lautlos gen Boden und gab auf der Innenseite eine begehbare, mit allerlei Befestigungspunkten ausgestattete Fläche frei. Jede nur erdenkliche stationäre Waffe, vorausgesetzt sie war von nur einem Mann bedienbar und klein genug, um vom CADS transportiert werden zu können, konnte hier aufgebaut werden. Ein Paradies für Bastler und Diktatoren. Eine Höllenmaschine.
    Langsam enterte sie den Innenraum. Er kam ihr größer vor, als von außen ersichtlich. Die Sitze, allesamt aus feinstem Leder, waren zwar dicht an dicht, aber nichts schien im ersten Augenblick nach Platzmangel. Die Waffenhalterungen zwischen den Sitzen waren perfekt in die Hülle integriert und würden die Waffen nur dann freigeben, wenn der Befehlshaber dies autorisierte. Unter den Sitzen und unter der Pilotenkanzel, die zwei Stufen über der Kontaktbörse lag, war genügend Stauraum, um sich für Wochen mit Lebensmitteln einzudecken, oder um genügend Waffen mitzunehmen, um einen kleinen Mond einzunehmen. Platz satt also. Die technischen Elemente waren allesamt logisch und einfach zu erreichen angeordnet. So wie es ausschaute, hatten die Ingenieure bei der Konstruktion des Shuttles endlich mal mitgedacht.
    Probehalber nahm Li-Ann kurz platz auf einem der Sitze, legte ihren Rucksack auf dem ihr gegenüberliegenden Sitz ab. Die Sitze waren extrem bequem. Doch jetzt wurde ihr der Name Kontaktbörse erstmalig bewusst. Ihre Knie reichten bis fast an die gegenüberliegende Sitzreihe. Lange Reisen würden wohl sehr anstrengend werden, denn wenn alle Sitze belegt waren, war kurzes Aufstehen, um sich die Beine zu vertreten, nicht mehr möglich. Gut, dass die Allianz ihren Leuten und vor allem Bodentruppen, bei solchen Situationen immer medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe ausgab.
    Li-Ann erhob sich wieder und erklomm langsam die beiden Stufen zur Pilotenkanzel. Dabei fiel ihr der Schlitz zwischen den Stufen und der Kanzel auf. Ein etwa daumenstarker Schlitz teilte den Passagierraum vom Cockpit. Ein daumendicker Spalt, der an eine Art Schiene erinnerte. Ihr Blick wanderte den Spalt entlang zu den Wänden. Auch dort war diese Fuge zu erkennen. Sie verengte die Augen und damit auch ihre Pupillen. Die dadurch entstandene Schärfe offenbarte ihr den Sinn hinter der Fuge, dem daumendicken Spalt in Boden und Wänden. Es war eine Art Sollbruchstelle. In der Schiene glitten Sicherheitsschotts, die das Cockpit vom Passagierraum trennten, sollte es zu einem Hüllenbruch kommen. Die zweite Funktion war, dass man den rückwärtigen Raum, vom Pilotensitz aus, abwerfen konnte. Die Schotts würden sich schließen, beide Räume hermetisch abdichten und voneinander trennen. Durch diese Funktion wäre es möglich gewesen, das Shuttle auch als Packesel einsetzen zu können. Container in der Größe der Kontaktbörse hätten über definierten Abwurfzonen platziert werden können. Truppen hätten auf diese Art und Weise mit Nachschub versorgt werden können, ohne dass das Shuttle landen hätte müssen und sich dadurch einer Gefahr hätte aussetzen müssen.
    Das Cockpit war edel eingerichtet. Eher den Eindruck einer Privatmaschine vermittelnd, denn dem eines Kampfgefährts, bot es Platz ohne Ende. Die große Mittelkonsole teilte den Raum in zwei Hälften: Piloten- und Co-Pilotenseite. Alle Bedienelemente waren doppelt vorhanden und die in der Mittelkonsole waren von beiden Seiten her gut erreichbar.

    Langsam glitt sie in den rechten Sitz. Überflog die zahlreichen Schalter und Anzeigen. Alles war vorhanden und gut ablesbar. Bedienerfreundlich war fast noch untertrieben. Das Cockpit war auf den Piloten ausgerichtet. Alles kam ihm entgegen. Nichts erforderte akrobatische Verrenkungen, doch die Rundumsicht litt dadurch. Teilweise zumindest. In der Hülle waren dicke Panzerglasscheiben eingesetzt, die einen Blick ins Freie ermöglichten, jedoch waren sie soweit oben angesiedelt, dass sich die optische Kontrolle der Flugreiseroute dem Piloten entzog. Mittels Schalter konnten die Fenster verschlossen, und so gegen Beschädigungen jeglicher Art geschützt werden.
    Li-Ann griff nach dem Helm, der mit einem Kabel mit dem Shuttle verbunden war und plötzlich wurde ihr klar, warum die Fenster so ungünstig positioniert waren. Die Piloten brauchten sie gar nicht. Als sie das Visier herunter klappte erschien eine Ladesequenz. Das Shuttle erkannte den Piloten und startete die Systeme. Offenbar hatte man ihren DNA-Code in die Cerberusdatenbank implementiert, denn der Computer begann mit Li-Ann zu reden und benutzte ihren gesamten Namen.
    „Willkommen an Board, Pilotin Li-Ann Herlock. Dies ist ihr erster Flug mit dem Cerberus Atmosphere Drop Ship, kurz CADS. Vor dem Start, werde ich Sie mit der Bedienung und den technischen Details des Shuttles vertraut machen. Doch zunächst möchte ich meine Daten über Sie vervollständigen, beziehungsweise falls erforderlich berichtigen. Bitte korrigieren Sie mich, wenn ich eine Fehlinformation preisgebe. Ihr Rufname lautet Sol?“
    Li-Ann bestätigte verwundert.
    „Sie sind 26.01.2159 geboren?“
    Wieder nickte die junge Frau.
    „Sie waren bislang Flight Lieutenant bei der Allianz?“
    Der Computer stellte Frage um Frage und jede Einzelne hatte Li-Ann mit einem Nicken oder einem kaum wahrnehmbaren „Ja.“ beantwortet. Zwanghaft, drängten sich einige Fragen in ihre Gedanken.
    „Sie sind als Staffellead des CADS-Command eingeteilt worden und werden ein sechs Mann starkes Team leiten. Ihre Flugkünste entsprechen denen, die Cerbereus für diesen Shuttletypus sucht.“
    „Woher weiß Cerberus das alles über mich und…“, sie schwieg einige Sekunden. Das Display klarte auf. Zahlreiche Kameras an der Außenhülle projizierten eine fast 360°-Rundumsicht auf ihre Netzhaut. Wo auch immer sie hinblickte, sie sah nichts mehr, was ihren Blick hätte trüben können. Sie saß praktisch im Nichts. Langsam hob sie ihre Hand vor das Gesicht. Blutend, so wie sie sie das letzte Mal gesehen hatte. Wie funktionierte diese Technik wohl? Sie wusste es nicht.
    Li-Ann blickte zur Seite. Sah wie sich Rebekka noch immer durch die Massen an Gegnern metzelte. Sie riss den Helm vom Kopf und sprang auf. Irgendwie schaffte sie es zum Fenster, winkte ihrer neuen Freundin zu, die sich auch alsbald auf den Weg gen Rettung machte.
    Hektisch glitt sie wieder zurück in ihren Sitz und loggte sich wieder bei der VI ein.
    „… und wie soll ich dich eigentlich nennen?“
    „Zur ersten Frage kann ich keine genaueren Informationen leisten, außer dass Cerberus über ein ausreichendes Netzwerk verfügt. Die zweite Frage kann ich Ihnen aber schon eher beantworten. Ich bin die Virtual Intelligence and Creative Coorperative Intelligence, kurz VICCI. Ich freue mich darauf mit Ihnen zusammen arbeiten zu dürfen. Die Verbindlichkeit des Computers war nahezu menschlich, gar schon fast widerlich. Diese übertriebene Freundlichkeit, das aufgesetzte Lächeln konnte man bei jedem Wort förmlich hören.
    „Können wir mit der Einführung beginnen?“, erkundigte sich der Computer freundlich.
    „Ehrlich gesagt, würde ich die Funktionen bei einem kleinen Testflug erlernen, VICCI.“
    „Gerne doch.“, erwiderte sie genauso freundlich: „Bereite Start vor. Warte auf Startfreigabe.“
    „Darauf will ich nicht warten, VICCI.“, schrie sie den Computer an.
    „Gemäß der Cerberus-Verordnung für geregelten Raumverkehr inner- und außerhalb von Raumstationen, muss ich Sie darauf hinweisen, dass wir erst starten können, wenn eine entsprechende Startfreigabe vorliegt.“
    Li-Ann stemmte ihre Füße auf die Pedale und riss am Steuerknüppel. Tief in ihrem Inneren hoffte sie, so die Maschine zum Abflug zu bewegen. Die Enttäuschung stand ihr nicht nur ins Gesicht geschrieben, sondern auch ihre Stimme. Sie flehte den Computer an, sie doch endlich aus der Hangarbucht zu lassen. Wild drückte sie verschiedenste Knöpfe, die allesamt umgehend wieder in ihre Ausgangsstellung zurücksprangen. Die Schubregler reagierten nicht, genauso wenig wie die Gierfunktion oder die Bremsklappen. Li-Ann verzweifelte langsam wieder, ließ ihren Tränen wieder freien lauf. Vergebens war die Hoffnung, nun doch ihren Fluchtweg gefunden zu haben. Langsam begann sie zu begreifen, dass das hier wirklich ihr Ende war.

    „Hier Hekate Flight Control. CADS-Lead, sie haben Startfreigabe.”, meldete sich eine fremde weibliche Stimme über Funk. Fremd, aber nicht unbekannt. Kurz überlegte sie, wo sie die Stimme schon mal gehört hatte und dann wurde ihr bewusst, dass es sich bei der Stimme um die VI handelte, die Rebekka half.

    Das Schott im Heck schloss sich und Rebekka warf sich aufgelöst auf einen der Sitze. Teilnahmslos und apathisch.
    „Sol, Startfreigabe bestätigt. Wir können den Testlauf starten.“, instruierte VICCI sie freundlich. Li-Ann stockte der Atem. Jetzt würde sie doch noch hier weg kommen.
    „Bitte verringern sie den Druck auf die Pedale und den Steuerknüppel, sodass keine unangenehme Überraschung beim Start erfolgen kann.“
    Li-Ann folgte. Sie gab den blutverschmierten Steuerknüppel frei, und bewegte die Pedale in die neutrale Stellung. Ein grünes Lämpchen erleuchtete und Maschinen heulten auf. Staub, der sich über eine lange Zeit angesammelt hatte und jede Menge Kleinteile wurden durch die Luft gewirbelt. Erste Schüsse trafen das Shuttle. Warnmeldungen ertönten.
    „Stehen unter Beschuss.“, kommentierte VICCI trocken: „Erbitte um Erläuterung der Situation.“
    Li-Anns Augen rasten von Anzeige zu Anzeige, dann schloss sie das Visier und erblickte die Schützen. Aus Reflex hob sie den Arm vor den Kopf. Es dauerte einige Sekunde, bis sie erkannte, dass sie noch immer in der Hülle saß, auf die die Soldaten schossen.
    „Cerberus wurde unterwandert! Wir müssen hier raus, um uns zu retten.“, log sie den Computer mit weinerlicher Stimme an.
    Einige wenige, aber ewig andauernde Sekunden war keine Reaktion zu vernehmen. Dann öffneten sich unvermittelt die Hangartore und alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde hinaus gesaugt. Die Schützen versuchten sich an Säulen und den Shuttles festzuhalten, schafften es aber nicht. Eine der Wachen schlug mit einem metallischen Klingen auf dem Cockpit auf, versuchte sich krampfhaft an der Hülle festzuklammern, rutschte ab und verschwand im eisigen Nichts.
    Es war nicht VICCI, die die Tore öffnete, soviel war klar. Doch wer es war, war Li-Ann in diesem Moment auch egal.
    „Dem Funkverkehr der Station und der umliegenden Schiffe kann ich entnehmen, dass Sie Flüchtig sind und Cerberus unterwandert haben. Ich übermittle unsere derzeitige Position an die Styx. Bitte halten Sie sich, zwecks Festnahme, bereit und unternehmen Sie keine Gegenmaßnahmen.“
    Schockiert starrte das Mädchen auf die Konsolen vor sich, wusste nicht wie sie reagierten sollte. Kurz warf sie einen Blick über ihre Schulter, hoffte Rebekka zu sehen, doch sie sah durch ihr Visier nur die rückwärtige Wand des Hangars.
    „VICCI, bitte denke darüber nach: Was soll ich für einen Grund haben, mich gegen Cerberus zu stellen? Die Frau da hinten hat mich vor einem Attentäter gerettet. Wir versuchen nur zu entkommen.“, flehte sie den Computer an.
    „Analyse. Ihre Argumente klingen plausibel. Die Stimme allerdings passt nicht zur vorgetragenen Geschichte.“
    Li-Ann schluckte. Der Computer hatte ihre Geschichte, ihre Lüge durchschaut.
    „In meiner Funktion als Creative Coorparateive Intelligence muss ich ihnen allerdings beipflichten. Ihre Stimmlage ist der momentanen Situation und ihrer Gemütslage angepasst. Daher ist die einzig richtige Antwort, so abstrakt und unlogisch sie auch erscheinen mag, diejenige die übrig bleibt, wenn alle anderen Antworten logisch widerlegt worden sind. Ich gehe davon aus, dass Sie die Wahrheit sagen.“
    Ein Lächeln stahl sich auf Lillys Lippen.
    „Kappe alle offenen Verbindung mit Cerberus-Servern. Ignoriere alle Anfragen seitens Cerberus, solange wir den Verräter nicht lokalisiert haben. Soll ich das Shuttle in eine stabile Umlaufbahn außerhalb der Station bringen?“, erkundigte sich der Computer. Lilly nickte leicht. Das „Ja.“, war kaum zu vernehmen.
    Die Schwerkraft im Hangar setzte aus, in dem Moment, wie sich die Tore öffneten. So konnte das Shuttle ohne großen Kraftaufwand starten. Lautlos glitt es hinaus in die tonlose Ewigkeit des Alls.

    „Sie werden diese Art des Fluges anfangs noch als unangenehm empfinden, Sol, aber ich versichere Ihnen, dass Sie sich schnell daran gewöhnen werden. Um sich herum sehen sie jetzt nichts. Ich blende Ihnen jetzt nach und nach das Shuttle ein, damit sie sich ihr Sichtfeld selbst zusammenbauen können.“
    Zwischen den ganzen Trümmern war das Navigieren gar nicht so einfach. Glücklicher Weise übernahm die VI die Steuerung, solange bis sie außerhalb des Gefahrenbereich waren.

    Li-Ann betrachtete die Anzeige in ihrem Display, ordnete sie neu an, richtete sie aus. Dann schloss sie die Konfiguration ab. Ihr Blickfeld ähnelte jetzt dem eines alten Helicopters. Rundumsicht vor und neben sich, sowie unter und über sich. Hinter der Mittelkonsole begann jetzt ein Pfad in die Passagierabteilung. Im Rücken sah sie nun die Wand. Alle nötigen Fluganzeigen wurden ihr direkt im Sichtfeld aufgezeigt und nur bei Notwendigkeit eingeblendet. Der Computer richtete noch Sitze und Steuerelemente ihrer Körpergröße nach aus und arretierte das ganze mit einem leisen servohydraulischen Klicken.

    „Wir sind jetzt in der Lage, Ihnen die Steuerungen zu übergeben.“, meldete sich VICCI bei der jungen Pilotin, nicht aber ohne erst zu prüfen, ob Rebekka sicher und fest im rückwärtigen Raum verstaut war.
    Li-Ann nickte fast unmerklich und nahm die Kontrollen fest in Griff. Sie hatte sie schon vorher in den Händen gehalten, jedoch verflog jede ihrer Bewegungen im Nichts, da sie nicht akzeptiert wurden.
    Ihre Finger schmerzten, die Wunden brannten. Li-Ann wollte nur noch weg. Weg von all dem. Sachte zog sie den Steuerknüppel zu sich heran. Das Shuttle richtete sich auf, sauste über den Ring aus Schutt, Schrott und Leichen hinweg. Vor ihr offenbarte sich die Unendlichkeit. Dieser schwarze unendliche Raum, der nur von einigen glitzernden Punkten durchbrochen wurde. Den Schub nahm sie zurück. Ungläubig starrte sie aus dem holografischen Fenster. Sie sah die Station in all ihrer Pracht. Nicht groß, aber immerhin noch ziemlich beeindruckend. Sie konnten jetzt hin, wo auch immer sie hin wollten, doch wohin wollten sie?

    „Feindliche Jäger, Steuerbord, tief.“, meldete sich VICCI zurück: „Wir werden aufgefordert uns aufbringen zu lassen.“
    Li-Ann wurde ernst, zog ein letztes Mal die verweinte Nase hoch, ehe sie sich mit dem Ärmel durchs Gesicht wusch.
    „Sollen die ruhig kommen.“, flüsterte sie zu sich selbst.
    Die Steuerelemente nochmals fest umklammert und nochmals tief durchgeatmet, brach sie links aus, wendete das Shuttle und raste ihnen entgegen.
    „Dann wollen wir mal sehen, was das Ding hier so alles kann.“, sprach sie ebenso laut weiter. Das Shuttle im Helicoptermodus war bewaffnet und flink. Ihre beiden einzigen Vorteile, denn sonst war es einfach nur groß. Sie sah die beiden Jäger auf sich zu stürmen. Die roten Silhouetten um ihre Kanten machten ihr das Identifizieren einfach. Der Computer begann damit den ersten Feind ins Visier zu nehmen. Das Fadenkreuz leuchtete periodisch auf, solange, bis der Computer sicher war, das Ziel auch zu treffen. Gleichzeitig schossen die Gegner aufeinander.
    Li-Ann betätigte den Abzug auf ihrem Steuerknüppel und gierte leicht links herum, um den linken auch auf der Breitseite zu erwischen. Die schweren MGs ratterten und der wummernde Sound war dumpf im Innenraum zu vernehmen.
    Seitlich schwebte sie zwischen ihren Gegnern hindurch. Das Gesicht ihres Opfers hätte sie zu gern gesehen, doch diese Genugtuung würde ihr verwehrt bleiben.
    Als der Kern des Jägers zu explodieren drohte, wandte sie das Shuttle mittels Fassrolle aus dem Gefahrenbereich. Ihre ganzen Bewegungen wirkten flüssig. Nichts machte den Eindruck, dass sie das erste Mal hinter dem Steuer eines solchen Monsters saß. Im Hintergrund werkelte VICCI und korrigierte laufend Anflugvektoren und kompensierte Reaktionszeiten der Piloten, indem sie ihr Verhalten versuchte vorauszuberechnen. Das Shuttle war technisch gesehen fast unschlagbar, aber bei der wenigen Bewaffnung musste man schon überlegen, ob sich ein offener Kampf, also ein Dogfight, lohnt. Doch Li-Ann hatte nun ihre Freiheit, ihren Waffenarm, unterm Arsch kleben und sie würde jetzt niemanden mehr an sich heran lassen. Niemals wieder würde so etwas wie in letzter Zeit mit ihr passieren. Niemals wieder würde sie sich gefangen nehmen lassen. Niemals würde sie sich je wieder brechen lassen.

  3. #13
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    Tränen. Wieso eigentlich immer wieder diese verdammten Tränen? Wieso konnte sie nicht einfach lachen. Immer wieder brach sie in heiseres Schluchzen aus. Doch dann rüttelte sie ein penetranter Warnton wach. Der andere Jäger hatte sie im Visier. VICCI blendete den sich immer weiter verringernden Abstand ein. In wenigen Sekunden würde er die Reichweite zum abfeuern seiner Waffen erreicht haben. Doch die junge Pilotin hatte andere Pläne.

    Hart stieß sie die Schubregler zurück. Sie bremste innerhalb von Sekunden so stark ab, dass der Jäger an ihr vorbei zischte und seine Waffen wirkungslos in der Ferne verpufften. Jetzt saß sie wieder am Drücker. Der Jäger wurde zum gejagten. Sie nahm den Gegner ins Visier, als sie bemerkte, dass bereits Verstärkung für den Feind anrückte.
    „Scheiße.“, entfuhr es ihr kleinlaut: „Damit hätte ich rechnen müssen.“
    Kurz überlegte sie, was sie als nächstes tun sollte. Dann entschied sie sich jedoch wieder dazu direkt auf ihre Gegner los zu stürmen. Es waren drei weitere Jäger, die sie abzuschießen hatte, also insgesamt vier verbleibende Gegner.
    Sie hielt stur auf sie zu. Die Jäger brachten sich in Formation. Es war eine klassische Pfeilformation, bei der die Flügelmänner zur Seite hin ausbrachen, wenn der Befehl dazu kam. Li-Ann stellte das CADS wieder an, indem sie das rechte Pedal trat. Wie erwartet brachen die Flügelmänner aus. Einer nach links, der andere nach rechts. Der dritte raste noch immer ungebremst auf das große Shuttle zu. Li-Ann verengte die Augen, nahm den Abstand genau in Betracht und als sie in Schussweite kamen, riss sie am Steuerknüppel. Mit einer perfekt abgezielten Rolle, wich sie über den Gegner hinweg, aus.
    In der Ferne sah sie die Station. Langsam begann sie auseinander zu brechen. Blaue Blitze durchschossen das Nichts, langgezogene Flammen traten aus den Rissen hervor. Li-Ann wusste, dass sie ihre Verfolger nicht alle abschießen konnte und darum entschied sie sich halt für diesen riskanten Plan.
    Sie versuchte in nur einem Zug, ihre Richtung in soweit zu ändern, dass sie direkt auf die Station zuhielt. Jede Kurskorrektur würde kostbare Zeit kosten. Zeit, die Rebekka und Lilly nicht hatten.
    Rebekka… Da war doch was? Kurz schob sich die Pilotin das Visier von der Nase und warf einen Blick über die Schulter. Rebekka saß dort wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Gezwungener Maßen musste sie jede Bewegung des Shuttles geduldig ertragen. Jetzt war sie es, die hilflos war. Tränen rannen die Wangen hinab, diesmal aber über die Wangen der anderen. Immer wieder flüsterte sie einen Namen: „Neska.“, gefolgt von einem: „Ich liebe dich auch.“
    Die Warnung einer Rakete holte das Mädchen aber wieder zurück in die Wirklichkeit. Lilly schloss das Visier und checkte die Lage. Sie würden die Station um wenige Meter unterhalb passieren aber die Rakete würde sie vorher erreichen.
    Li-Ann blieb nichts anderes übrig. Sie musste einen anderen Plan verfolgen. Von Backbord nährte sich einer der anderen Jäger, bereit zum feuern. Schnell machte sie sich feuerbereit und zog dann unvermittelt das Shuttle nach Backbord. Sobald sie ihren Gegner auch nur halbwegs im Fadenkreuz hatte betätigte sie den Abzug. Auch wenn die Schüsse wirkungslos im Nichts verpufften, zwang sie so ihren Kontrahenten zu einer Ausweichaktion. Er raste nach unten. Lilly tat es ihm gleich. Sie heftete sich an seine Fersen, dicht gefolgt von der Rakete.
    Schweiß trat auf ihrer Stirn hervor. Es war ein harter Kampf, aber kurz vor knapp schaffte sie es dann doch, den Jäger zu überholen und zwischen sich und die Rakete zu bringen. In einem leuchtend gelben Feuerball ging die Kampfeinheit auf. Waren noch drei übrig.

    Schnellstmöglich wand sie das Schiff herum, nahm wieder Kurs auf die Station. Dieses Katz- und Mausspiel hatte verdammt viel Zeit gekostet. Sie passierten die Trümmer des gesprengten Jägers. Dann traten sie auch schon in eine Umlaufbahn um die Station ein.
    Die blauen Blitze kamen bedrohlich nahe, genauso wie die Gegner.
    „VICCI, wie lange noch, bis uns die Station um die Ohren fliegt?“, fragte sie mit einem Zorn in der Stimme, der selbst die toughe Pilotin erschreckte.
    „Eine Minute und vier Sekunden bis zum Bruch des Kerns.“, kommentierte der Computer.
    „Okay. Haben wir irgendeine Möglichkeit hier schneller abzuhauen, als die?“
    „Es besteht die Möglichkeit in den Flugmodus zu wechseln und damit das zweieinhalb fache der jetzigen Geschwindigkeit zu erreichen. Außerdem besteht dann die Möglichkeit eines ÜLG-Sprungs.“
    Li-Ann blickte sich um. Im holographischen Fenster sah sie wie einer der Jäger zu nah an die Station heran flog und von einem der Blitze in Fetzen gerissen wurde. Li-Ann schluckte.
    „Und warum erzählst du mir das erst jetzt?“
    „Sie haben nicht gefragt.“
    Li-Ann lachte abschätzig.
    „Sag mir, wie ich in den Flugmodus wechseln kann.“
    „Drehen sie an dem Rad in der Daumenposition am Steuerknüppel. Drehen sie es ganz nach rechts. Dadurch werden die Masseneffektfelder ausgerichtet. Wir werden dann nicht mehr die Wendigkeit, wie im Helicoptermodus besitzen, sind aber von der Geschwindigkeit her im Vorteil. Des Weiteren steht uns in diesem Modus auch das IES-Tarnsystem zur Verfügung.“
    „Alles klar.“
    Li-Ann hörte nur mit halbem Ohr zu. Sie manövrierte die Maschine aus der Gefahrenzone. Dann begann sie das Rädchen, es war nicht viel größer als ein Lautstärkeregler, zu drehen.
    Die Antriebe richteten sich waagerecht aus und die Geschwindigkeit nahm rapide zu.
    Sie hatten es geschafft. Die Jäger schafften den Absprung nicht mehr rechtzeitig und verschwanden in dem glühenden Licht der explodierenden Station.
    Die Styx wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gerissen und brachte sich mittels ÜLG-Sprung in Sicherheit.
    „VICCI, leg einen Kurs auf das nächste Massenportal fest.“, befahl Lilly und ließ die Kontrollen los, als der Computer ihre Eingabe bestätigte. Dann ließ sie sich tiefer in den Sitz hinein gleiten und atmete tief durch. Schließlich stand sie auf, ging die beiden Stufen herunter und auf Rebekka zu.
    Mit erleichterter aber noch immer zitternder Stimme sprach sie sie an: „Wir haben es geschafft und wohin geht es jetzt?“
    Dann übermannten sie wieder ihre Gefühle und Li-Ann brach in Tränen aus.

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