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  1. #1
    ME-FRPG only Avatar von Shaiya Nessari
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    Standard Invisible Hand - Deck 4 und Feuerleitzentrale

    Beschreibung der Invisible Hand | Wichtige Ereignisse

    Auf dem 4. Deck befindet sich unter anderem die Feuerleitzentrale.

    Aufzüge und Wartungsschächte verbinden die Decks mit den anderen Ebenen. Die Aufzüge sind jedoch stark bewacht und auch durch verschiedene Codes gesichert, während es in den Schächten teilweise Sprengfallen gibt.

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    <<< Invisible Hand - Bereitschaftsräume
    Invisible Hand – Deck 4
    Wartungsschächte
    20:14 Uhr


    Nachdem die Schritte der Nebelparder irgendwo in der relativen Ferne des Trägers verhallt waren, gab der Kroganer das Zeichen zum Aufbruch. In der vom Schein der Universalwerkzeuge unterbrochenen Finsternis der Wartungsschächte, welche bizarre Schattenbilder an die von Kabeln und Leitungen geschmückten Wände des schmalen Ganges warfen, herrschte eine nahezu absolute Stille vor. Lediglich die gedämpften Schritte ihrer zeitweiligen Kampfgruppe und das Knistern und Zischen der Leitungen und Kabel war zu vernehmen. Über dieser gespenstischen Stille lag Shaiya das Geräusch ihres leise rauschenden Blutes und ihres eigenen Herzschlages beinahe donnernd in den Ohren. Dennoch glitt die junge Asari wie ein Wesen aus einem Traum, wie ein Schatten, dahin. Jeder Schritt war wohl bemessen und sorgfältig gesetzt. Sie mochte sich lieber nicht vorstellen, was geschah, wenn sie sich hier durch ein lautes Geräusch bemerkbar machte.

    Nach einiger Zeit, die sie dem hünenhaften Kroganer durch dunkle Schächte gefolgt war, erreichte die Gruppe eine Art Leiter, deren Sprossen beunruhigend weit in tintenschwarze Dunkelheit hinaufführten. Shaiya umklammerte die Sprossen mit erklammenden Händen und zog sich stetig weiter empor, leise betend, dass sie nicht den Halt verlieren und in die Schwärze, die hungrig unter ihr lauerte, hinabstürzen würde. Noch immer nicht ganz bei Kräften, gestaltete sich dies als besonders schwer. Mehrmals verloren ihre klammen Finger den Halt an den Sprossen und Shaiya spürte, wie ihr die Konzentration entglitt. Düstere Gedanken, noch schwärzer als die unter ihr liegende Finsternis, quälten ihren müden Geist. Was, wenn sie den Halt endgültig verlor, hinabstürzte und auf dem schwarzen Grund des Schachtes wie eine überreife Frucht zerplatzte? Schon jetzt sah sie, wie sich ihr Blut feucht und rot über Wänden und Boden verteilte, aus dem zerschellten Körper hervortrat und kontrastreich auf der violettfarbenen Haut glänzte…

    Da erhellte endlich der Schein eines Universalwerkzeuges eine Luke über ihren Köpfen, die den Ausstieg in die Freiheit und sicheren Boden unter den Füßen verhieß. In just diesem Moment erklang auch bereits die dünne Stimme der Quarianerin und zerriss die quälende Stille in Fetzen.

    „Scar, das ist die Luke, wo wir rausmüssen. Könnt Ihr die Luke öffnen?“

    Shaiya umklammerte die Sprossen der Leiter fester und stieß leicht zitternd die Luft aus den angespannten Lungen aus. Langsam regte sich ihr Verstand und erinnerte sie mahnend daran, worin ihre Aufgabe bestand. Es war sicherer, in der Gruppe zu bleiben, gewiss. Doch das Ziel dieser Gruppe war es nicht, die Feuerleitzentrale zu infiltrieren. Ihres hingegen schon. Shaiya starrte sehnsuchtsvoll auf die lockende Luke. Nur einige Sprossen entfernt wartete ein breiter Gang auf sie, doch dieser Weg würde zur Hilfsbrücke führen. Shaiyas Herz verkrampfte sich ihrer Brust. Schmerzlich wurde ihr bewusst, dass ihr keine andere Wahl mehr blieb… Es war an der Zeit, den Weg alleine fortzusetzen. Die Wartungsschächte würden sie in Stille und relativer Sicherheit zu ihrem Ziel geleiten. Wenn sie jetzt jedoch mit dem Rest der Gruppe diesen Ausstieg benutzte, würde ihr Weg sie immer weiter vom gesuchten Ziel fortführen.

    „Ich muss gehen“, ließ sie sich vernehmen. „Es tut mir leid, ich kann euch nicht weiter begleiten.“ Trotz der klammen Furcht, die ihr Herz im festen Griff gefangen hielt, kamen die Worte sicher und fest über ihre Lippen. Kein Zittern verriet den Widerstreit zwischen Pflichtbewusstsein und dem Wunsch nach der relativen Sicherheit, die ihr diese Gruppe geboten hatte. „Das ist jetzt meine beste Chance, die Feuerleitzentrale relativ ungesehen zu erreichen.“

    Shaiya atmete tief durch. „Ich lasse euch nicht gerne im Stich, aber momentan bin ich für niemanden von euch eine große Hilfe. Es ist besser für uns alle, wenn ihr ohne mich weitergeht. Ich werde mich alleine schon irgendwie durchschlagen, aber für die Gruppe stelle ich eine Behinderung dar. Ihr könnt es euch nicht leisten, ständig darauf zu achten, ob ich noch mithalten kann.“

    Wie sie es hasste! Die eigene Schwäche vollständig und in diesem Umfang einzugestehen kam einer persönlichen Niederlage gleich. Und doch war es wohl notwendig, auch wenn Shaiya in diesem Augenblick sehnlichst wünschte, ihre Pflicht vergessen zu können. Es war unumgänglich. Sie hatte nichts mehr von Zyon gehört, noch von Nalya oder den anderen aus ihrem ursprünglichen Team. Die Aufgabe, zur Feuerleitzentrale vorzudringen, lastete nun auf ihren Schultern allein. Es gab kein Zurück, kein Spielraum für Entscheidungen.

    „Ob es euch gefällt oder nicht, ihr werdet mich zurücklassen müssen.“

    Entschlossenheit, reine Entschlossenheit, klang in ihrer Stimme. Doch in ihrem Inneren sah es gänzlich anders aus.

    20:17 Uhr
    Geändert von Andauril (15.09.2010 um 13:53 Uhr)

  2. #2
    ME FRPG only Avatar von Kate Devereaux
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    <----- Invisible Hand - Bereitschafträume

    Invisible Hand - Deck 4

    Mit spielender Leichtigkeit kletterte Kate als letztes die Sprossen zum nächsten Deck hoch. Irgendjemand hatte sich um die Luke gekümmert und so stand sie im Korridor auf Deck 4. Sie war durch ihren Job und ihres Konditionstrainings, welche sie an den wenigen freien Tagen durchführte außerordentlich gut in Form und die Leitersprossen waren natürlich für die menschliche Anatomie ausgelegt.

    Doch die nächste Überraschung aus dem Team kam sofort. Shaiya wollte sich ebenfalls verkrümeln. Kates Gesichtszüge verfinsterten sich, aber sie konnte nichts dagegen machen. Zumindest nichts Sinnvolles. Wenigstens hatte die Asari ihre Absicht von kundgetan und war nicht einfach ohne Wort verschwunden, so wie es bei Noé fast der Fall war.

    „Also gut.“, meinte die Biotikerin, deren Tonfall wieder einmal nur knapp über den Gefrierpunkt war. „Baalia, begleite sie.“, fügte sie noch hinzu. Shaiyas Vorschlag, das Team um die geschwächten Mitglieder zu verringern war wohlmöglich nicht so dumm und außerdem vermutete Kate, dass Baalia ihr so oder so gefolgt wäre. Dem Gesichtsausdruck der Asari nach zu schließen, behielt Kate damit Recht.

    „Nellie, du solltest auch nicht mit uns mitgehen.“, führte sie dann weiter aus und sah das kleine Mädchen an. Normalerweise würde Kate wirklich alle Ressourcen, die ihr zur Verfügung standen, einsetzen, aber in einem Feuergefecht auf engen Raum bestand ihrer Meinung nach, bei jemand wie Nellie, die erhöhte Gefahr von Eigenbeschuss. „Am besten du verdrückst dich irgendwo oder suchst eine Möglichkeit mit heiler Haut von dem Schiff runterzukommen.“
    Das Mädchen blickte zuerst mürrisch, dann kurz fragend zu Chaos, die nickte. Das brachte Nellie dazu, dass sie einlenkte.

    „Lasst euch nicht abknallen!“, verabschiedete sich die Biotikerin von den anderen und wandte sich der restlichen Gruppe, bestehend aus Scar, Chaos und Kiba zu. „Und wir gehen jetzt weiter.“
    Geändert von Kinman (15.09.2010 um 13:13 Uhr)

  3. #3
    ME-FRPG only Avatar von Shaiya Nessari
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    Invisible Hand – Deck 4
    Wartungsschächte
    20:17 Uhr


    Mit kontrollierter, aber dennoch kühler Stimme stimmte Kate mit einem gewissen Widerwillen zu, sie gehen zu lassen. Shaiya spürte, wie eine Last von ihren Schultern fiel. Halb hatte sie erwartet, dass Kate mit ihr ebenso umspringen wollte wie mit Noé Chambers, kurz zuvor. Umso erleichternder war es nun zu hören, dass Kate ihren Entschluss relativ gut aufnahm. Zwar klang keinerlei Begeisterung in der Stimme der jungen Menschenfrau mit, ja gerade Kälte war darin zu vernehmen, und doch… es hätte um Welten schlechter kommen können.

    Ich soll Baalia und Nellie mitnehmen?, registrierte sie auf einmal, was Kate noch gesagt hatte. Shaiya furchte die Stirn. Möglicherweise kam diese Aufforderung daher, dass Kate sie nicht allein zurücklassen wollte. Möglicherweise war es eine nett gemeinte Geste. Viel wahrscheinlicher schien es jedoch, dass Kate die Gelegenheit nutzte, den „Ballast“ der Gruppe loszuwerden. Na, wenn sie meint… das verringert zumindest meine Chancen, in einem Feuergefecht draufzugehen.

    „Lasst euch nicht abknallen“, verabschiedete sich Kate schließlich in ihre Richtung, ehe sie den Rest ihrer Gruppe aufforderte, weiter zu gehen. Shaiya, die sich langsam die Leiter wieder hinab schob, umklammerte eine der Sprossen fest und hob den Kopf. Bald würde die Gruppe, die sie für eine lange Zeit – jedenfalls erschien es ihr so – durch die Eingeweide des Trägers begleitete hatte, in der tintenschwarzen Dunkelheit über ihr verschwinden. Und die meisten davon würde sie, so vermutete Shaiya, womöglich niemals wieder sehen. Sie wünschte der Gruppe nicht den Tod – Chaos vielleicht ausgeschlossen. Und ja, sie hoffte ehrlich, dass sie es schafften und ihr Ziel erreichten.

    „Viel Glück!“, rief sie hinauf ins Dunkel. „Passt auf euch auf!“

    Ihre Stimme erzeugte im dunklen Schacht kleine Echos, ehe sie gespenstisch hallend verklang. Shaiya schluckte die aufkeimende Angst hinunter und konzentrierte sich darauf, sicher auf den Boden des Wartungsschachtes zu gelangen. Nach kurzer Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit erschien, traf ihr Fuß auf festen Grund. Erleichtert trat Shaiya von der Leiter zurück. Es dauerte nicht lange, und auch Baalia sowie Nellie hatten den Boden des Schachtes erreicht. Im Licht von Baalias Universalwerkzeug ließen sich die Gesichter der Beiden nur undeutlich ausmachen, da Teile ihrer Gesichtszüge in tanzende Schatten gehüllt dalagen.

    „Nellie… du hast gehört, was Kate gesagt hat, und wenn du willst, kannst du gehen und dich irgendwo verstecken…“ Shaiya versuchte sich an einem ermutigenden Lächeln, doch kam es ihr so vor, als ob es ihr schrecklich misslang. „Wenn du allerdings lieber bei mir… uns… bleiben willst, kannst du das natürlich gerne machen.“

    Shaiya richtete sich etwas auf und stieß langsam die Luft aus ihren Lungen aus, ehe sie wieder anhob, zu sprechen. Sie mühte sich, genug Autorität in ihre Stimme zu legen, damit Baalia – und Nellie, falls diese sich entscheiden sollte, sie zu begleiten, was nicht wirklich Shaiyas Hoffnungen entsprach – erkannten, dass sie von nun das Sagen hätte. Obgleich ihr bewusst war, dass Baalia gut doppelt so alt war wie sie selbst, hatte sie starke Zweifel daran, ob die andere Asari rational genug handeln konnte, um in der Anführerrolle zu glänzen. Und Nellie war eindeutig zu jung und zu klein, um auch nur ansatzweise in die Rolle der Anführerin zu passen.

    „In Ordnung. Unser Ziel ist die Feuerleitzentrale. Ich habe klare Regeln, an die du – ihr – euch halten solltet: Erstens, ihr hört auf mich. Wenn ich sage, ihr sollt schießen, dann schießt ihr. Wenn ich sage, ihr sollt in Deckung gehen, dann geht ihr in Deckung. Und wenn ich sage, dass ihr – siariverdammt noch mal – die Flatter machen solltet, dann werdet ihr auch das tun.“ Shaiya spürte, wie ihre Selbstsicherheit in sie zurückströmte. Ein beruhigendes Gefühl. Wie lange hatte sie darauf gewartet, dass ihr alter Mut sie wieder in seine starken Arme nahm und ihr Kraft und Zuversicht verlieh. Nun kehrte er zurück und sie hieß ihn willkommen als einen alten und geliebten Freund. „Zweitens: Keine Eigenmächtigkeiten. Ich will nicht nachher eure Leichen vom Boden schaufeln müssen, nur weil ihr zu dumm seid, um Befehle zu befolgen.“ Ein grimmiges Lächeln kroch auf ihre Lippen und nahm von ihrem Gesicht Besitz. „Drittens: Wir lassen uns nicht auf unnötige Kämpfe ein. Wir sind wenige, und ich kann euch momentan nicht durch zusätzliche biotische Barrieren schützen. Also gehen wir den Nebelpardern, wenn möglich, aus dem Weg. Viertens: Wir halten nicht an, um Verwundete zu versorgen oder etwas zu essen oder aus sonst irgendeinem Grund, der euch einfallen könnte. Unsere Aufgabe ist es, die Feuerleitzentale zu erreichen, und zwar lebend und an einem Stück, klar? Und je schneller wir das tun, desto besser. Da draußen wartet die PSY Behemoth nur darauf, dass wir das erledigen. Diese Aufgabe ist wichtig, vielleicht wichtiger als alle anderen. Alles andere ist zweitrangig. Soweit alles klar oder gibt es irgendetwas, was ihr nicht verstanden habt?“

    Es kam keine Antwort. Nicht einmal Baalias „Ich bin dreimal so alt wie du, Kleine“-Gelaber erklang. Shaiya nickte zufrieden. Gut, genau darauf hatte sie gehofft.

    Jetzt muss ich es nur noch überleben und es bis zur Feuerleitzentrale schaffen. Zumindest bin ich nicht völlig auf mich gestellt bei dieser Aufgabe. Sie ließ den Blick über ihr Team schweifen. Ein blutjunges Menschenkind, das vermutlich nicht einmal wusste, wie man eine Waffe richtig hält – und das sich wahrscheinlich sowieso gleich davon schleichen würde, um in irgendeiner Ecke zitternd und bibbernd zu verharren, bis alles vorüber war – und eine asarische Technikerin mit selbstmörderischen Tendenzen, die oben drein noch verwundet war und sie „Kleine“ nannte. Ein tolles Team. Göttin, was habe ich getan, dass du mich so sehr hasst?

    20:18 Uhr
    Geändert von Kinman (15.09.2010 um 13:06 Uhr)

  4. #4
    ME-FRPG only Avatar von Shaiya Nessari
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    Invisible Hand – Deck 4
    Wartungsschächte
    20:18 Uhr


    Unheimliche Schatten tanzten über die Wände des Wartungsschachtes und doch erregte keiner von ihnen auch nur den Hauch von Unbehagen bei Shaiya Nessari, die sich schleichend durch den schmalen Gang bewegte. Eine Hand lag locker auf der Tempest an ihrer Hüfte, die andere war zur Faust geballt. Immer schloss Shaiya konzentriert die Augen und suchte nach einem Anzeichen dafür, dass ihre biotischen Kräfte zurück gekehrt waren und sich weit genug regeneriert hatten, um sie gegen ihre Feinde einzuwenden. Bis jetzt war das Ergebnis eher unbefriedigend gewesen. Denn obgleich ihre Kräfte sich erholten, würde jeder Einsatz ihrer Biotiken sie sofort wieder erschöpfen und Shaiya für unbestimmte Zeit in die Bewusstlosigkeit entsenden. Noch war jeder Versuch, ihre Biotik zum Einsatz zu bringen, daher zum Scheitern verurteilt.

    Nach einigen Schritten durch das dämmrige Zwielicht blieb Shaiya schließlich stehen und wandte sich an Baalia, die sich auffällig still verhalten hatte, seit sie die Wartungsschächte betreten hatten. Shaiya fragte sich, ob dies daran liegen mochte, dass der älteren Asari allmählich der Ernst der Lage und die Gefahr, in der sie alle schwebten, aufgefallen war. Sollte es so sein, war es auf jeden Fall ein Forschritt.

    „Ich will den Plan der Invisible Hand sehen. Glaubst du, du kannst ihn aufrufen oder fühlst du dich dazu außerstande?“ Schärfe, fordernde Schärfe, klang in diesen Worten. Sie war die Anführerin, und wer ihr nicht gehorchte, würde die Konsequenzen zu Spüren bekommen. Shaiya würde alles tun, um ihr Ziel zu erreichen. Wirklich alles? Würde ich auch jemanden sterben lassen, der mich den ganzen Weg durch die Wartungsschächte geschleift hat, weil ich zu schwach war, um selbstständig aufrecht zu stehen? Shaiya biss sich die Lippen, fest. Sie schmeckte warmes Blut im Mund, als der Lebenssaft aus ihren Lippen quoll und ihr auf die Zunge lief. Ja. Definitiv. Ich kenne sie nicht, sie ist eine Fremde. Und wenn ich sie opfern muss, um mein Leben zu retten oder das Gelingen des Auftrags sicher zu stellen, werde ich es tun.

    Shaiya straffte die Schultern und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die holografische Projektion, die von Baalia Dukahns Universalwerkzeug aufstieg und weitere, gespenstische Schatten an die Wände warf. Shaiya seufzte und starrte konzentriert den dreidimensionalen Plan der Invisible Hand an. Der Weg, der vor ihr lag, war noch recht weit. Aber die Feuerleitzentrale war nicht unerreichbar. Ob sie auch nicht uneinnehmbar war, würde sich allerdings noch herausstellen müssen.

    „Wir kennen jetzt den Weg. Los, weiter.“ Shaiya setzte sich ohne ein weiteres Wort in Bewegung. Sie spürte eine grimmige Entschlossenheit in sich kochen, die jeden ihrer Schritte antrieb. Sie konnte es schaffen. Den Job erledigen, dessentwegen sie hier war. Zyon, Nalya und Nero mochten es vergessen haben – oder gezwungen worden sein, es zu vergessen, durch einen wohl gezielten Schuss, der ihr Lebenslicht verlöschen ließ – doch sie würde sich nicht aufhalten lassen. Ihr Weg war klar gezeichnet und schien im Dunkeln hell zu leuchten. Und das Ziel war bereits bekannt.

    Und jeder, der es wagen mochte, sich ihr in den Weg zu stellen, würde in ihrem entschlossenen Feuer verglühen.

    20:18 Uhr
    Geändert von Kinman (15.09.2010 um 13:06 Uhr)

  5. #5
    ME-FRPG only Avatar von Shaiya Nessari
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    Invisible Hand – Deck 4
    Wartungsschächte
    20:18 Uhr


    Dort, wo der Lichtstrahl aus Baalias Universalwerkzeug endete, wurde der schmale Gang von Finsternis erobert, so dicht, dass Shaiya vermutlich wie eine Blinde umhergeirrt und sich furchtbar verletzt hätte. Wenn sie nicht, aus einer grausamen Laune des Schicksals heraus, in irgendein spitz hervorragendes Ding gerannt wäre oder sich an einem der Kabel stranguliert hätte.

    Du hast eindeutig eine zu lebhafte Fantasie. Konzentriere dich einfach darauf, sicher durch dieses Dunkel zu schleichen und male dir nicht aus, was vielleicht passieren könnte. Du lebst, dir geht es mit jedem Schritt besser, und in ein paar Minuten oder so kannst du sogar wieder deine Biotiken anwenden.

    Shaiya warf einen Blick über die Schulter. Baalias Gestalt war kaum mehr als ein Schattenriss, ihre Gesichtszüge, alle Details an ihr lagen in Schatten getaucht, verdeckt vom dem Licht des Universalwerkzeuges, das sie hoch hielt, um den Weg zu erleuchten. Von Nellie war keine Spur zu sehen, anscheinend hatte sich das kleine Menschenmädchen doch irgendwo versteckt und betete zu seinen menschlichen Göttern, dass sie es so lange beschützen würde, bis die Schlacht vorüber war. Shaiya zuckte die Achseln. Ihr sollte es recht sein. Das winzige Kind wäre ihr vermutlich sowieso nur im Weg gestanden. Feindkontakt schien unvermeidbar zu sein, zumindest auf lange Sicht. Denn bis jetzt war noch zu keinem Kampf gekommen, seid Shaiya in die Düsternis der Wartungsschächte hinab gestiegen war.

    Die Zähne zusammen gebissen vor kochender Entschlossenheit, die jede Zelle ihres Körpers anzutreiben schien, drang Shaiya tiefer in die Wartungsschächte – und damit die Eingeweide der Invisible Hand – vor. Sie wusste nicht, ob sie sich noch unter den Wartungsschächten bewegte oder diese bereits hinter sich gelassen hatte, doch das Ziel rückte immer näher und Shaiya war fest entschlossen, es zu erreichen und ihren Job zu erledigen. Deswegen war sie hier, aus keinem anderen Grund.

    Unter ihren Füßen knirschten leicht die sich umeinander windenden Kabel, die den Boden bedeckten wie die Leiber von Giftschlangen. Shaiya war dankbar für jedes bisschen Licht, dass die Finsternis in den dunklen Gängen etwas zurück trieb, aber es reichte bei weitem nicht aus, um auch alle Tücken des Bodens zu enthüllen. Es war äußerste Vorsicht geboten und jeder Fehltritt konnte einen Feind aus seinem Versteck locken.

    Sie wusste nicht, wie lange sie sich durch die von Zwielicht und tanzenden Schatten erfüllten, von Kabeln, Leitungen und Rohren erfüllten Wartungsschächte bewegt hatte, ihr Zeitgefühl war ihr vollständig abhanden gekommen. Doch auf einmal schlug der Teil ihrer Selbst, der nach langem Schlaf erwacht zu sein schien, Alarm. Ihr sechster Sinn für Gefahr regte sich.

    Ohne zu zögern stieß sie Baalia mit einer Hand zur Seite, sodass diese, einen unterdruckten Fluch auf den Lippen, gegen eine der Wände fiel, ehe Shaiya neben sie glitt und ihr wild gestikulierte, das Licht verlöschen zu lassen. Baalia gehorchte sofort, es musste wohl irgendetwas in Shaiyas Gesicht zu lesen gewesen sein, das jedweden Widerspruch von vornherein verbot. Gut für Baalia, dass sie gehorchte. Das steigerte ihre Überlebenschancen ungemein.

    Shaiya hielt den Atem an und lauschte angestrengt ins Dunkel. Ihre Augen waren in der Tintenschwärze, die sie wie ein dichter, schwerer Mantel umgab, nutzlos. Sie war nun vollständig auf ihre anderen Sinne angewiesen und konnte von Glück reden, dass diese so scharf waren.

    Es dauerte nicht lange, und Schritte erklangen. Dumpf hallten sie von den Wänden der Wartungsschächte wider und kamen unaufhaltsam näher. Shaiya spähte angestrengt ins Dunkel, erwartete jedoch zu keinem Zeitpunkt, auch etwas zu sehen. Die Schwärze war undurchdringlich für jedes normale Auge.

    „… du sicher? Ich will nicht völlig umsonst durch diese Schächte schleichen, bin ja kein Wartungstechniker.“

    „Wir müssen das Schiff säubern, und dieser Abschaum müsste schon verdammt dumm sein, wenn er nicht früher oder später auf die Wartungsschächte stoßen würde. Ich sage dir, den einen oder anderen Eindringling treiben wir hier sicher auf.“

    „Ja. Sicher. Und was bringt das? Wir sollten nicht durch diese Schächte kriechen, wenn die Brücke angegriffen wird und sich auf den anderen Decks dutzende, wenn nicht hunderte von dem Alienabschaum herumtreiben. Ich sage dir, das hier ist reine Zeitverschwendung!“

    „Es ist niemals Zeitverschwendung, die Galaxie von diesen hässlichen Aliens zu säubern, Mann! Wenn wir Glück haben, stolpern wir sogar über eine Asari oder so, dann können wir noch etwas Spaß haben, ehe wir sie umlegen.“

    Ein dreckiges Lächeln war zu vernehmen. „Da hast du Recht, aus dem Blickwinkel habe ich das noch gar nicht betrachtet. Eine dieser blauen Frauen unter mir und ich zeige denen, wie man richtig Spaß hat. Die Schreie dieser Missgeburt zu hören… ich weiß noch, wie ich damals diese Asari durchgezogen habe! Die hat gekreischt, sag ich dir.“

    „Hat der Schlampe wahrscheinlich noch gefallen. Die sind doch völlig krank in ihren Tentakelköpfen. Ich hoffe, du hast es ihr so richtig gezeigt.“

    Ein schwacher Schimmer ließ das Dunkel weichen und zeichnete schwach die Silhouetten zweier menschlicher Männer an die Wand. Mehr ließ sich beim besten nicht erkennen.

    Shaiya zitterte in ihrem Versteck. Wut kochte in ihr, heiß wie in einem Siedekessel, und sengte an ihrem Verstand, fraß daran, drohte, ihn zu verschlingen und als Karrikatur seines früheren Daseins wieder auszuspucken. Jeder Zentimeter ihres Körpers stand unter Spannung. Die Zähne waren so fest aufeinander gepresst, dass ihr Kiefer schmerzte.

    „Aber klar doch. Die war fix und fertig, als ich es beendet hatte. Ich hab ihr danach ’ne Kugel ins Hirn geblasen, geschah ihr Recht. Diese Asari verdienen doch nichts Besseres. Man zieht erst so richtig durch, bis sie schreien, und dann bläst man ihnen die Birne weg. Alles andere, sag ich dir, ist reine Zeitverschwendung.“

    „Allerdings. In Ordnung, wenn wir eine dieser Weltraumschlampen treffen, überlasse ich dir den Vortritt. Und wenn was für mich übrig bleibt, umso besser.“

    „Hey, hört sich gut an. Ich werde-“

    Das reichte! Shaiya war speiübel, sie spürte nichts mehr außer heißem, mörderischem, versengendem Hass, der an jeder Faser ihres Wesens zehrte, ihr Ich verschlang und sie aus ihrem Versteck trieb. Jeder Gedanke an Zurückhaltung war fortgewischt, verbrannt von dem ohrenbetäubenden Schrei nach Vernichtung, Vernichtung dieser beider elenden Faschisten, der wie Sirenengeheul in ihrem Verstand widerhallte und ihn mehr und mehr verzehrte. Sie würde diese beiden nichtswürdigen Versager vernichten und es gab nichts, was ihr mehr Freude bereiten würde als das. Sie war beherrscht und rational gewesen – bis jetzt. Aber damit war jetzt Schluss. Mit anzuhören, wie diese Männer mit Stolz und sich brüstend darüber sprachen, wie sie Asari vergewaltigten, trieb ihr die Galle in die Kehle und brachte ihr Blut zum Kochen. Wer so etwas tat und auch noch reuelos, ja stolz, sich damit brüstete, verdiente nichts als den Tod.

    „Ihr wollt eine Asari!?“, fauchte sie hasserfüllt. „Da bin ich, viel Spaß noch!“

    „Ach du Scheiße!“, fluchte der eine.

    „Heilige Mutter Gottes!“, kam es von dem anderen.

    Banshee verzog die Lippen zu einem dämonischen Grinsen. Sie wusste, was die beiden Faschisten vor ihr sahen: Eine schlanke Asari mit violetter Haut, deren Gesicht zu einer Grimasse den Zorns und des Hasses verzerrt war, umflirrt von biotischer Energie, die ihre Umrisse zu verzerren schien. Ein Rachedämon, entstiegen aus den Albträumen dieser jämmerlichen Gestalten, erwacht, sie zu vernichten. Banshee fletschte die Zähne. Oh ja, genau so sollten diese Idioten sie sehen. Als ihren fleischgewordenen Albtraum, als Inkarnation ihres Todes.

    So kurz davor, ihre biotischen Kräfte zu entfachen, hielt sie eine leise Stimme im Hinterkopf schließlich zurück. Sterben mussten diese Männer, ja, aber ihre Biotik war zu schade für sie. Banshee riss ihre Tempest hervor und feuerte wild auf die Männer. Die Schreie, die die beiden Nebelparder ausstießen und die gespenstisch von den Wänden des Wartungsschachtes widerhallten, klangen in ihren Ohren wie Musik.

    Schließlich sackten die beiden Männer zusammen, mehrfach getroffen, umgeben von einer scharlachroten Lache ihres eigenen Blutes, die Augen und Münder vor Angst weit aufgerissen. Es war Banshee völlig egal, dass die beiden keinerlei Chance gehabt hatten, sich zu wehren. Sie waren wie Tiere im Leben gewesen und wie Tiere waren sie auch gestorben. Es gab an dieser Tat nichts zu entschuldigen. Wer sich wie diese beiden Männer mit einer Vergewaltigung brüstete, verdiente nichts Besseres.

    Ein Röcheln drang an ihr Ohr und ließ sie den Blick senken. Ein wütendes Zischen drang von ihren Lippen. Einer dieser Mistkerle war noch am Leben! Und er wagte es auch noch, voller Angst und mit flehendem Blick zu ihr aufzuschauen. Banshee kniete sich neben ihn und verzog die Lippen zur Karikatur eines Lächelns.

    „Bitte…“, keuchte der Mann. „Töte mich nicht, ich…“

    „Wie oft haben dich die Asari angefleht, sie zu verschonen, als du dich an ihnen vergangen hast?“, kam es voller Hass und Wut von Banshees Lippen. „Und wie oft hast du sie doch vergewaltigt und dann getötet?“ Ein Schuss zerriss die Luft. Der Blick des Nebelparders brach, sein Kopf rollte zur Seite. „Du verdienst das Leben nicht!“

    Banshee sprang auf, sie spürte den Blick ihrer Begleiterin im Nacken. Wütend wirbelte sie herum, ihre Gestalt noch immer umrahmt von knisternder, dunkler Energie, die danach lechzte, sich zu entladen.

    „Sie haben es verdient“, fuhr sie Baalia an, die sie fassungslos anstarrte. „Und das hier ist kein Spaß! Du warst Söldnerin, du müsstest das eigentlich wissen.“ Ihre Stimme klang scharf und wütend. „Weiter jetzt, ich hab keine Zeit, hier herum zu stehen und zu warten, dass deren Freunde hier auftauchen, um nach ihnen zu suchen.“ Anstandslos stieg sie über die Leichen, und ließ sie achtlos hinter sich.

    Das waren die Spielregeln, und wer sich nicht danach richtete, würde sterben. Das war bereits das ganze Geheimnis.

    20:19 Uhr
    Geändert von Kinman (15.09.2010 um 13:05 Uhr)

  6. #6
    ME-FRPG only Avatar von Shaiya Nessari
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    Invisible Hand – Deck 4
    Wartungsschächte
    20:19 Uhr


    Der Weg führte beide Asari lange Zeit durch tiefe Dunkelheit. Nur das Universalwerkzeug erleuchtete den Weg und trieb die Schatten zurück, so dass sie an den Wänden tanzten. Banshee spürte bei jedem Schritt einen unruhigen Drang in sich gären, der sie hinaus trieb und ihr riet, noch mehr Nebelpardern die abscheulichen Herzen herauszureißen. Doch kein Feind zeigte sich in den Wartungsschächten. Niemand kam hinabgestiegen. Alles war still, ereignislos und ruhig, abgesehen von ihren Schritten und dem Zischen der Leitungen entlang ihres Weges.

    Nach einiger Zeit blieb Baalia stehen. Banshee öffnete den Mund, „Warum zur Ardat-Yakshi bleibst-“ und schloss ihn wieder, denn nun wies Baalia nach oben und ihr Universalwerkzeug enthüllte dabei, was zuvor noch in den Schatten verborgen gelegen hatte. Banshee funkelte die andere Asari verärgert an und stieß sie grob beiseite, trat auf die Leiter zu, die aus den Wartungsschächten hinaus führte und griff nach den Sprossen. Sie hatte sich den Weg eingeprägt, und der schnellste und zügigste Weg zur Feuerleitsysteme führte dort hinauf, ein paar Korridore entlang und noch durch eine Art Schiffsküche, ehe man durch einen Lüftungsschacht kriechend zu einem Gang gelangte, der direkt zur Feuerleitzentrale führte. Jedenfalls behauptete das der Plan der Invisible Hand, den Baalia auf ihrem Universalwerkzeug aufgerufen hatte.

    Von Tatendrang getrieben kletterte Banshee die Leiter hinauf, jegliche Schwäche wütend ignorierend, durch teils tiefe Schatten, der Luke über ihrem Kopf entgegen. Schließlich ertastete ihre rechte Hand einen Hebel oder etwas ähnliches und mit einem leisen Knurren des Grimms bewegte Banshee ihn. Die Söldnerin schob die Luke auf, zog sich halb aus der Öffnung und spähte in den Gang hinaus. Weit und breit war kein Nebelparder zu sehen. Nicht mal Nebelparder-Leichen oder Nebelparder-Blut. Ausgestorben lag der Gang vor ihr, als wäre dieser Teil des Trägers vollkommen verlassen.

    Korridore

    „Ach, verdammt…“ Banshee presste die Lippen zusammen und stieg jetzt vollständig aus der Öffnung hervor. Geschickt kam sie auf die Füße und ließ ihren Blick nochmals suchend über die Umgebung wandern. Sollte es tatsächlich möglich sein, dass sich kein einziger Nebelparder zeigte, dass dieser Teil des Schiffes so leer war, wie er erschien? Das gefiel ihr nicht. Ihr erhitztes Blut schrie in ihren Adern in einem lauten, heulenden Chorus, heulte und verlangte danach, sich abzukühlen. Ihre Söldnerseele kreischte sehnsuchtsvoll nach Blut, Gewalt und Tod.

    „Niemand zu sehen“, verkündete sie, wütende Enttäuschung klang unterschwellig in ihrer Stimme. „Los jetzt. Wir trödeln hier nur herum, während hier noch jede Menge Nebelparder herumschleichen und am liebsten alles und jeden zerpflücken würden, dem sie hier begegnen.“ Noch während sie dies aussprach, hatte sie sich in Bewegung gesetzt und stürmte entschlossenen Schrittes den Korridor entlang. Ihr Blick wanderte von links nach rechts, suchte den Feind und fand ihn nicht. Banshee hätte schreien können. Sie war mehr als bereit, sich zu schlagen, und ausgerechnet da hatten sich diese Rassisten dazu entschieden, sich feige vor ihr zu verstecken.

    „Dreist“, fluchte sie mit bebender Stimme. „Wo stecken die alle? Meine Tempest rostet noch ein, wenn das so weitergeht!“ Irgendein Nebelparder musste doch so freundlich sein und sich ihr Schussfeld bewegen. Unglücklicherweise ließ sich nicht einer von ihnen dazu herab, dies auch tatsächlich zu tun. Banshee knirschte mit den Zähnen.

    Eine Gangkreuzung zeigte sich vor ihnen, führte tiefer ins Herz des Trägers hinein. Oder die Herzen des Trägers. Denn davon gab es mehrere, und zu einem davon war sie unterwegs. Banshee presste sich an eine Wand und lehnte sich vor, lugte um die Biegung und starrte konzentriert in den gut ausgeleuchteten Korridor, der sich, gesäumt von mehreren Türen zu seinen beiden Seiten, tief ins Schiffinnere hinein erstreckte. Irgendwo in der Ferne glaubte Shaiya, eine magnetisch verriegelte Tür oder etwas Ähnliches ausmachen zu können. Was sich wohl dahinter verbergen mochte? Banshee kniff die Augen zusammen, schüttelte den Kopf und verscheuchte den Gedanken. Es war egal, absolut uninteressant. Dorthin führte ihr Weg sie nicht. Das einzig interessante an dem Korridor war, dass dort keine Feinde lauerten, um sie mit Schüssen zu zersieben. Schon wieder keine Gegner!

    „Heute ist mein Glückstag“, knurrte Banshee verärgert und trat einen Schritt zurück, um sich den anderen Gang auch anzusehen, als… etwas Kaltes küsste ihren Nacken. Banshee spürte, wie ihr der Atem stockte. Sie kannte dieses Gefühl, und es versetzte sie in eine Mischung aus Wut und Angst. Jemand hatte ihr eine Pistole an den Nacken gesetzt…

    „In der Tat, so kann man das bezeichnen“, erklang eine melodiöse Stimme in ihrem Rücken, nahe an ihrem Ohr. Eine lange nicht mehr gehörte und schrecklich vertraute Stimme. Eine Stimme, von der Shaiya geglaubt hatte, dass sie sie niemals wieder hören würde, außer in ihren Erinnerungen und ihren Träumen. Eine Stimme, von der Shaiya geglaubt hatte, dass sie für immer verstummt war.

    Ehe Shaiya dazu kam, irgendetwas zu sagen oder zu tun, erklang die Stimme erneut: „Und jetzt dreh dich langsam um… Banshee.“

    20:19 Uhr
    Geändert von Andauril (03.10.2010 um 11:05 Uhr)

  7. #7
    ME-FRPG only Avatar von Shaiya Nessari
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    Invisible Hand – Deck 4
    Korridor/Kreuzgang
    20:19 Uhr


    Die Mündung der Waffe küsste ihren Nacken und flüsterte ihr gleichzeitig zu, dass Widerstand zwecklos wäre, ja, mehr als zwecklos – sogar lebensgefährlich. Shaiya gehorchte ohne ein Wort des Widerspruches, gelähmt angesichts der Ahnung – nein, der Gewissheit! – wer hinter ihr stand und mit dieser furchtbar vertrauten Stimme zu ihr gesprochen hatte.

    Sie wandte sich um und blickte in das Gesicht der Asari, die sie für über vierzig Jahre für tot gehalten hatte. Ihre Kehle schnürte sich zu und ihr die Luft ab. Sie spürte kaum, dass ihr Gegenüber ihr die Waffe vom Nacken genommen hatte und damit jetzt locker, fast entspannt, auf ihre Brust zielte. Shaiya hatte nur Augen für dieses Gesicht.

    Sie wusste nicht, was sie denken sollte. Oder was sie fühlen sollte. Sie war perplex, schockiert. Aber sonst… in ihrem Kopf herrschte Leere. Absolute, gähnende Leere. Leere, die sie hinab sog, sie verschlang. Shaiya blinzelte mehrfach und versuchte, ihren Verstand wieder dazu zu bringen, aus seinem Schweigen zu erwachen. Doch es half nichts.

    „Überrascht, mich zu sehen?“

    Shaiya schluckte kräftig. „Du… du bist… tot.“ Ihre Stimme klang trotzdem heiser.

    „Sehe ich so tot aus?“ Ein boshaftes Lächeln erblühte auf ihrem Gesicht. „Nein, du hast mich nicht getötet, Shaiya. Ich war für mehrere Wochen ein Pflegefall und habe für sieben Tage in Lebensgefahr geschwebt, das schon… aber getötet hast du mich nicht.“

    „Und jetzt bist du hier, um mich zu töten“, schlussfolgerte Shaiya mit noch immer krächziger Stimme. „So ist es doch, oder? Du willst Rache für… meinen Gegenangriff und das alles.“

    Alora lachte auf. „Nein, natürlich nicht. Ich will dich nicht töten, Shaiya. Glaubst du, ich suche über vierzig Jahre lang nach dir, um dich dann einfach umzulegen? Du hast mich schwer erwischt, Banshee, aber ich bin eine Söldnerin. Ich weiß, wie das alles hier läuft. Töten oder getötet werden. Du hast dich gewehrt und, verdammt, das war dein gutes Recht. Ich hätte selbst nicht anders gehandelt.“

    Shaiya schluckte. „Dafür, dass du mich nicht töten willst, zielt deine Waffe aber auffällig in meine Richtung meiner Herzgegend.“

    Aloras Grinsen wurde breiter. „Nur zu meinem eigenen Schutz, Banshee. Ich weiß, wie explosiv du sein kannst.“

    „Du lügst“, zischte Shaiya. „Warum schreibst du mir solche Mails, wenn du mich nur wiedersehen willst? Du hast mich bedroht! Du hast mir…“

    Alora brach in schallendes Gelächter aus. „Habe ich dir Angst eingejagt, Banshee? Tatsächlich? Bei der Göttin, ich glaub’s ja nicht!“

    Shaiya atmete tief durch. Auf einmal stieg ohnmächtige Wut in ihr hoch. Ihr Blut schien zu kochen und ihre Adern in Flammen zu setzen. Am liebsten hätte sie Alora kräftig eine reingehauen, aber glücklicherweise war ihr Verstand noch funktional genug, um ihr von solch einer Tat gründlich abzuraten. Alora hatte noch immer eine Pistole auf sie gerichtet. Aus dieser Nähe hatten ihre kinetischen Schilde keine Chance, den Schuss abzufangen. Sie würde sterben, noch bevor sie zum Schlag ausholen konnte.

    „Was willst du, Alora. Sag es!“

    Aloras Lachen verklang. Die sturmgrauen Augen blitzten. „Zuerst einmal will ich dafür sorgen, dass diese Nebelärsche bei ihrem Versuch, Omega zu erobern, gründlich versagen.“

    Shaiya verengte die Augen. Das war nicht alles. Sie wusste es, sie sah es Alora an. Da war noch etwas, was Alora wollte. „Und was sonst? Rache? Mich foltern?“

    Alora senkte die Pistole und hob die andere Hand, ihre Finger strichen sacht über Shaiyas Wange und jagten ihr kleine Schauder durch den Körper. Sie konnte nichts tun. Sie war einfach zu überrumpelt.

    „Dich“, erwiderte Alora rau. „Du gehörst mir, Shaiya. Ob du jetzt eine Söldnerin bist oder einen Doktortitel hast, ist völlig egal. Du hast immer mir gehört, auch all die Jahre lang, die wir getrennt waren. Und jetzt will ich dich zurück.“

    20:20 Uhr
    Geändert von Kinman (15.09.2010 um 13:05 Uhr)

  8. #8

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    Invisible Hand: Bereitschaftsräume ----------> Invisible Hand - Deck 4; Wartungsschächte


    Die Gruppe rückte lautlos vor. Nachdem die Nebelparder abgerückt waren bezeichnete Draggus seinen Gefährten die Gespräche einzustellen und die unbedingt notwendigen Statusberichte im Flüsterton zu kommunizieren. Zu seiner eigenen Überraschung hielten sich auch alle die meiste Zeit daran. ‚So viel Disziplin? Bei so vielen Halsabschneidern?’ wunderte sich Draggus über die vorherrschende Stille der Gefährten. Hat er es doch von einem so bunt zusammengeworfenen Trupp, die so gut wie gar nichts miteinander gemein hatten, nicht erwartet. ‚Erinnert mich irgendwie an Camalla, als ich dort…’ Der Kroganer war gerade auf dem besten Weg sich in den Erinnerungen über die guten, alten Zeiten zu verlieren, als der Entertrupp die Steigleiter zum nächsten Deck überwunden hatte und die ersten bereits anfingen zu tratschen. Ganz offensichtlich konnte der unerwartete Lauschangriff auf die Nebelparder seine Wirkung - bei Infiltrationseinsätzen von unbekannten feindlichen Objekten Vorsicht walten zu lassen - nicht lange entfalten können.

    - „Scar, …. könnt Ihr die Luke öffnen?“ fragte ihn die quarianische Mechanikerin. Draggus schaute nur verwirrt zurück. ‚Mädchen, hast du Fieber? Wer von uns schleppt den hier einen digitalen Universaldietrich mit sich herum?’ Der Kroganer hätte fast verächtlich geschnaubt, beherrschte sich jedoch und betrachtete anschließend die Mechanikerin abschätzend. Die Quarianerin schien sehr jung zu sein, soweit man es von ihrer Statur her schließen konnte. Die Körperhaltung bot nicht viele Anhaltspunkte, doch Draggus waren während seines Söldnertums schon viele Quarianer begegnet und so viel ihm die Einschätzung nicht schwer. ‚Gestern noch an den Konserven der Migrantenflotte genuckelt und heute schon musst du dir dein Abendessen selbst erlegen, was? Wilkommen auf Omega. Na, ich will mal nicht so sein.’

    - „Alleine krieg ich das nicht hin.“ antwortete Draggus niedergeschlagen und zog eine enttäuschte Miene. „Doch wenn du mir Räuberleiter machst, sollten wir es zusammen schaffen.“ Mit einem schelmischen Zwinkern bedeutete er der Kleinen, dass er sie nur aufzog. Niemand konnte vorhersagen, wie das Universum einem zuspielte und so gab es keinen Grund abweisend zu sein. Bereits in den kommenden Minuten konnte die Quarianerin tot am Boden liegen – erschossen von einem fanatischen Nebelparder. Sollte sie die Schlacht trotz aller Erwartungen überleben, so würde sie noch genügend Leuten auf ihrem Weg begegnen, die sie mehr als abweisend behandeln würden. Dazu mussten sie nicht mal Rassisten sein, die bösen Erinnerungen an die Geth waren Quell genug für Vorurteile.

    Die Menschen, gegen die Draggus auf diesem, dem Untergang geweihten, Schiff antrat unterschieden sich nur wenig von den Fanatikern anderer Spezies. Sie alle waren fest davon überzeugt, die Krönung der interstellaren Schöpfung zu sein. Engstirnigkeit und Größenwahn waren wohl ein Virus und Bakterium, welche keine Inkompatibilitätsgrenzen unter den Spezies kannten. Solche Überheblichkeit machte Individuen wie die Nebelparder blind für die unendlichen Wunder des Universums, welche in jedem Lebewesen innewohnten: Intelligent oder nicht, ob nun zwei Herzen in jener Brust schlugen oder nur eines, ob es auf links- oder auf rechtsdrehenden Aminosäuren basierte, ob sie die unergründlichen Tiefen einer Ozeanwelt, oder die hoch in den Himmel ragenden Türme einer hoch zivilisierten Metropole bewohnten, gleich ob sie eine aride Wüste, oder eine Hochdruckatmosphäre ihr Zuhause nannten – sie alle waren Lebewesen. Jede einzelne dieser unterschiedlichen Spezies hatte ein Recht auf ihren Platz unter den Sternen. Doch statt ihr Wesen dem Leben zu verpflichten, war der Tod ihr Handwerk, Krieg ihre Wissenschaft, Erniedrigung, Sklaverei und Unterdrückung ihre Kunst. Sie machten sich seit Äonen ihren Platz gegenseitig streitig und überboten einander in ihren Gräueltaten. Hatte sich eine Spezies erdreistet sich zum Souverän über eine andere zu erheben, dann nur um später noch tiefer hinabgestürzt zu werden. Manche nannten es blinden Zufall, andere Schicksal – Draggus nannte es Ausgleichende Gerechtigkeit. ‚Die Kinder bezahlen die Sünden ihrer Väter. Uneinsichtig um aus der Vergangenheit zu lernen begehen sie ihre eigenen Sünden, für die die nächste Generation zahlen wird.’. So erging es den Rachni, selbst vor den stolzen Kroganern und den begabten Quarianern machte diese Wahrheit nicht halt. Jede Spezies für sich war nicht besser oder schlechter, nicht die Krönung und auch nicht die unterste Stufe. Vielmehr ein Beweis für die Unendlichkeit und die Unerschöpflichkeit an Ideen und ihren Verwirklichungen. Unendlichkeit und Unerschöpflichkeit an Möglichkeiten zu leben und zu sterben, aufzublühen und zu verwelken … um Platz zu schaffen für weitaus atemberaubendere Wunder.

    Während Draggus so nachdachte hatte Kate sich bereits kurzerhand vom unnötigen Ballast in Form des Miniatur-Menschenmädchens Nellie und den beiden Asari entledigt. Letztere hatten offenkundig die Feuerleitzentrale als Ziel. Inwiefern Chaos’ neues Haustier die Alpha Chimera Gruppe mehr behinderte, als die angeschlagenen Asari war wohl eine Frage, deren Antwort die Weisheit einer Matriarchin erforderte. Draggus zuckte kurz mit den Schultern, teils um die schwermütigen Überlegungen abzuschütteln, teils um seine Gleichgültigkeit darüber kund zu tun ob sie nun zusammen blieben oder sich aufteilen. Der Kroganer verpasste der Luke einen kräftigen Tritt, riss sie damit aus der Verankerung, womit sie scheppernd auf den Boden auf der anderen Seite fiel. Zufrieden stellte er fest, dass brachiale Gewalt – das einzige Universalwerkzeug über welches er verfügte – beim "öffnen" von Zugängen immer noch auf dem aktuellsten Stand war und keine unnötigen Updates oder Upgrades benötigte.

    Wenige Schritte hinter der kurz zuvor versperrten Luke befand sich eine weitere Steigleiter, die höchstwahrscheinlich einen weiteren Wegpunkt auf ihrer Route zur Hilfsbrücke darstellte. Draggus wollte gerade die Sprossen zu der Luke erklimmen, als ihm Kate zuvorkam. Während er seine Hand auf die erste Sprosse legte um sich bereit zu machen hochzuklettern, drängte sich die Menschenfrau an ihm vorbei und stieg mit viel Elan die Sprossen hoch. Sie hatte wohl keinen Gefallen daran zusammen mit Schäfer noch länger das buchstäbliche Schlusslicht zu bilden.
    Draggus ließ sie gewähren und tat es ihr gleich, als die Nachwirkungen einer weiteren Explosion das Schiff erschütterten. Auf Kates Zuruf sie sollten sich beeilen, bevor die Omega-Flotte das Schiff komplett auseinander nahm, hob Draggus den Kopf. Feiner Staub rieselte von der Decke und traf sein Gesicht. Die Menschenfrau schaute zu ihm herunter und kletterte dabei unbeirrt weiter. Sein Atem stockte, sein Herzschlag setzte aus! Innerhalb von Bruchteilen von Sekunden verwarf der Kroganer den ursprünglichen Impuls einfach "Zurück!" oder "Halt!" zu schreien. Stattdessen packte er sofort das Fußgelenk der Menschenfrau über ihm und zerrte sie nach unten. Diese verlor den Halt und stürzte auf ihn zu. Unfähig noch rechtzeitig abzuspringen ließ er sich ebenfalls nach hinten fallen und bescherte der begabten Biotikerin eine weiche Landung.

    Als er sich aufgerappelt hatte und dabei der Menschenfrau auf die Beine half, zeigte Draggus zur Erklärung seiner Tat lediglich stumm nach oben. Dort oben am Ende des Schachts, dicht unterhalb der Luke, der Schwelle zu den vitalen Systemen des Schiffs, welche das Alpha Chimera Team einnehmen sollte, bot sich dem Betrachter ein Bild von seltener Schönheit und ebensolcher Tödlichkeit zugleich. Ein feines Netz aus Strahlen monochromatischen Lichts, sichtbar gemacht durch die herabrieselnden Staubpartikel, bildete symmetrische Muster aus, welche sich periodisch ablösten. Dieses Netz deckte die untere Oberfläche der Zugangsluke makellos ab und schien an zwei klobig anmutende Metallstücke gekoppelt zu sein.

    Eine Stolperfalle!
    Geändert von Draggus 'Scar' Skarmang (26.09.2010 um 21:11 Uhr) Grund: Universaldietrich zur Luke benutzt; Ortswechsel nachgereicht

  9. #9
    ME FRPG only Avatar von Kate Devereaux
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    Invisible Hand - Deck 4

    Kate wartete gar nicht erst auf eine Reaktion ihrer restlichen Begleiter. Durch die Auftrennung wieder angestachelt und an das eigentliche Ziel erinnert, wollte sie keine Zeit mehr verlieren. Als Scar weiterklettern wollte, drängte sie sich wortlos vor, erzeugte ein kurzes Warpfeld, um die Luke aufzubrechen. Sie sprang ein paar Sprossen hoch, klammerte sich fest und kletterte weiter. Der Kroganer machte seine Arbeit zwar gut, aber für die neue Hektik, welche Kate erfasst hatte, war er ihr einfach zu langsam und zu vorsichtig. Die Nebelparder vorhin hätten die Gruppe in den Wartungsschächten vermutlich niemals gehört und somit war der Stopp, angeregt durch Scar, gar nicht notwendig gewesen. Jetzt würde sie die Dinge wieder in die Hand nehmen und für Tempo sorgen.

    Plötzlich schien der ganze Träger zu beben und Kate musste sich festhalten, um nicht von der Leiter zu fallen. Dreck und Staub rieselte von oben herab und die Biotikerin senkte ihren Kopf. Für einen Moment war sie versucht, mithilfe ihrer Biotik einen schwachen Schutzschirm zu erzeugen, doch das wäre wirklich eine reine Energieverschwendung gewesen.
    „Schneller!“, meinte sie dann nach unten. „Wenn wir den Träger nicht bald einnehmen, zerlegen die uns noch.“

    Ihren Worten folgend, kletterte auch Kate schneller weiter, wurde aber brutal gestoppt. Irgendetwas zerrte an ihrem rechten Fußgelenk. Instinktiv klammerte sie sich an der Leiter fest und wollte nach der Fußfessel mit ihrem linken Fuß treten, aber soweit kam sie erst gar nicht. Die Sprossen entglitten ihren Fingern und der Sturz in die Tiefe war unvermeidlich. Die Zeit schien sich plötzlich zu verlangsamen, eine typisch menschliche Reaktion, um schneller reagieren zu können. Doch es gab nichts, womit sie reagieren konnte. Kate erkannte nur, dass Scar an ihrem freien Fall Schuld war.

    ‚Dieser verdammte Kroganer!’, verfluchte sie ihn innerlich. ‚Ich hätte ihn in der Andockbucht doch verrecken lassen sollen, als Aric ihn umbringen wollte.’ Die Gedanken rauschten bereits durch Kates Kopf, als sie noch nicht einmal einen halben Meter gefallen war. Trotz dieser Ablenkung erkannte sie eine letzte Möglichkeit. Sie versuchte sich auf ihre Biotik zu fokussieren, um den Sturz zu bremsen oder gar zu stoppen, doch ihre Konzentration war nicht ausreichend genug.
    Unkontrolliert fiel sie weiter und schlug schließlich am unteren Ende auf. Doch die Landung fiel wesentlich sanfter aus, als sie erwartet hatte. Wie eine Sprungfeder war sie fast augenblicklich wieder auf ihren Beinen und dazu bereit, Scar so richtig zusammenzuputzen. Doch der Sturz, verbunden mit den Ereignissen zuvor, hatte Kates Gleichgewichtssinn ziemlich durcheinander gebracht und somit fand sie sich sehr schnell erneut auf dem Boden wieder.

    „Was zur Hölle!?“, fuhr sie Scar trotzdem sofort an, doch er rappelte sich auf, reichte ihr die Hand und deutete dezent nach oben. Nachdem sie aufgestanden war, erkannte Kate nicht sofort, worauf er hinauswollte, doch dann wurde durch den Staub ein Netz aus Licht sichtbar und auf der Seite befand sich etwas, das einem Sprengsatz verdammt ähnlich sah. ‚Lichtschranken!’
    Somit hatte Scar vermutlich nicht nur ihr Leben, sondern das aller Anwesenden, gerettet. Doch noch war sie nicht ganz über den Ärger hinweg. „Kroganer haben wirklich kein Feingefühl, oder? Du hättest mich ja nicht gleich zu Boden reißen müssen.“, meinte sie zu Scar, wobei ihre Stimme deutlich freundlicher klang, als sie es selbst erwartet hatte. ‚Wenn Kiba unter dir gewesen wäre, hätte das echt übel ausgehen können.’

    „Chaos, Kiba: Könnt ihr diese Sprengfalle deaktivieren?“, wollte sie anschließend von den beiden Technikgenies wissen. Wenn nicht, würde sie eine andere Lösung finden. Irgendetwas hochwerfen oder so. Eine finstere Stimme sagte ihr in diesem Moment, dass sie Nellie vielleicht doch nicht wegschicken hätte sollen. Allerdings verwarf sie den Gedanken sofort wieder. Wenn sie sich so rücksichtslos gab, würde sie schneller eine Meuterei haben, als dass sie schauen könnte.
    Geändert von Kinman (15.09.2010 um 13:04 Uhr)

  10. #10
    ME-FRPG only Avatar von Shaiya Nessari
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    Invisible Hand – Deck 4
    Korridor/Kreuzgang
    20:20 Uhr


    Erneut war jeder Gedanke wie weg gefegt. Ein gewaltiger Strudel aus Gefühlen, wirbelnd wie ein Kaleidoskop, riss sie in die Tiefe und wirbelte ihr Innerstes durcheinander, wühlte es auf und hinterließ dort nur Chaos und sonst nichts. Herzschlag und Atem hallte ohrenbetäubend in ihr wieder, ihr Blut stand in Flammen und versengte sie von innen.

    Da war nichts, nichts außer Leere, die sie gähnend und hungrig verschlang. Leere, in der die Worte einer Totgeglaubten laut wie grollender Donner widerhallten und alles andere übertönten. Jede Sekunde hallte in ihren Inneren wieder wie ein ganzes Jahrhundert. Zeit war bedeutungslos, es gab kein Jetzt, kein Später und kein Zuvor.

    Ein Ruck ging durch ihren Körper, erschütterte ihn, doch sie bemerkte es kaum. Von irgendwoher drang das Geräusch von… was eigentlich… zu ihr durch. Unwichtig. Sie spürte etwas warmes, dass sie zu Boden drückte, doch es war zu fern, zu undeutlich, um es zu identifizieren. Ihr Verstand hatte sich verabschiedet, war verschwunden, ebenso wie ihr bewusstes Denken. In ihrem Kopf herrschte Leere. Kein Gedanke wagte sich dorthin vor.

    „Bleib unten!“ Die Worte erreichten sie wie durch einen dichten Schleier. Ihre Bedeutung verschwamm und zerrann. Und doch reagierte ihr Körper unweigerlich darauf und rührte sich nicht. Die Geräusche erklangen erneut, dann schallten Schreie durch den Gang und ertränkten alles andere. Etwas traf heiß und feucht ihren Nacken und rann langsam daran hinab. Ein warmer, salziger, leicht metallischer Geruch stieg ihr in die Nase.

    Und dann… Stille. Stille, die wie ein Schock eintrat. Absolute Stille. Kein Laut drang zu ihr vor, nicht einmal ein Atemhauch. Nur ihr eigener Herzschlag und ihr Atem dröhnten ihr laut in den Ohren und verrieten ihr, dass ihr Gehör noch funktionierte.

    Schockartig stürzten Gedanken und Gefühle auf sie ein und drängten sich aufdringlich in ihren Verstand, ihr Herz, ihr bewusstes und unbewusstes Empfinden und Denken. Ein Zittern erfasste sie und schüttelte sie durch, jeder einzelne Muskel wurde davon erfasst und brachte ihren schmalen, zierlichen Körper zum Erbeben.

    „So, die sind tot. Du kannst aufstehen.“ Tot. Tot.

    Als Shaiya sich aufrichtete, erfasste sie erneut ein Zittern. Paralysiert starrte sie, wie vom Blitz getroffen, auf drei tote Menschen, zwei Männer und eine Frau, umgeben von einer Lache roten Blutes, das ihre Kleidung und Waffen tränkte, benetzte.

    Das könnte ich sein!

    Alora senkte ihr Sturmgewehr und machte es an ihrem Rücken fest. Ein verächtlicher Ausdruck stand auf ihrem Gesicht, spiegelte sich in ihren sturmgrauen Augen, wurde durch ihre gesamte Haltung noch intensiviert. Achtlos trat sie über die Toten hinweg, ihre Stiefel bespritzt mit Blut, ebenso wie einige Teile ihrer geschmeidig an ihrem schlanken, aber kräftigen Körper anliegenden Kampfpanzerung.

    „Und das nächste Mal passt du einfach besser auf, in Ordnung?“ Aloras Augen blitzten wütend. „Ich habe keine Lust, jedes Mal deinen süßen Arsch zu retten, weil du beschließt, einfach mal deine Gehirnleistung auf Sparflamme runter zu fahren.“

    Sie hat recht. Das war einfach absolut dämlich… und es wäre mir nicht passiert, wenn ich es steuern könnte. „Kommt nicht wieder vor“, stieß Shaiya heiser hervor. Der Schock hallte deutlich in jedem ihrer Worte nach. „Ich… ich verstehe es nur nicht, Alora. Zuerst versuchst du, mich umzubringen, dann suchst du anscheinend viele Jahrzehnte lang nach mir und schickst mir diese Mails, dann hältst du mir eine Pistole an den Nacken und erklärst mir, dass du mich willst und dann das hier…? Wie soll ich sicher sein, was du wirklich willst?“

    Aloras Augen blitzten boshaft. „Du kannst es ganz einfach rausfinden, Banshee. Sogar hier, sofort, wenn du willst. Ich hätte nichts dagegen.“

    Shaiya riss die Augen auf. Sie meint doch nicht etwa…? Oh doch, Shaiya, genau das. „Ich… sag mal, bist du bescheuert? Du hast versucht, mich umzubringen! Wenn du glaubst, dass ich dir jetzt einfach so vertraue und so tue, als sei nichts gewesen, geht das Lichtjahre an der Realität vorbei!“

    Falls Alora diese Abfuhr etwas ausmachte, so ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Sie zuckte lediglich die Schultern. „Dann halt nicht. Ich habe Zeit, wir haben beide Zeit.“

    „Nicht, wenn uns in ein paar Minuten oder Stunden oder… wann auch immer der ganze Träger um die Ohren fliegt“, stellte Shaiya klar.

    „Dein Gehirn funktioniert also wieder. Glückwunsch. Und, irgendwelche schlauen Pläne?“ Alora spielte gelangweilt an ihrer Pistole herum, doch ihr Blick blieb wachsam auf Shaiya gerichtet.

    „Die Feuerleitzentrale“, erwiderte Shaiya. „Ich muss sie infiltrieren und dann Kontakt zur Behemoth herstellen, damit die… das Schiff unter ihre Kontrolle bringen kann. Danach müsste es eigentlich bald vorbei sein. Wenn wir Glück haben.“

    Alora grinste raubtierhaft. „Alles klar.“

    Oh oh… Nein! Das kommt überhaupt nicht in Frage! „Du kommst nicht mit“, knurrte Shaiya. „Ich habe keine Lust, dass sich diese Geschichte wiederholt und du mich noch mal niederstechen willst.“

    „Ich steche höchstens die Nebelparder nieder“, erwiderte Alora. „Außerdem habe ich mich geändert, Shaiya. Und wir haben noch sehr viel zu besprechen. Ich komme mit. Und wenn es dir nicht gefällt, versuch doch, mich um zu stimmen.“

    „Natürlich“, höhnte Shaiya. „Mit vorgehaltener Waffe oder was? Ich bin doch nicht völlig bescheuert.“

    Alora trat unvermittelt einen Schritt vor und packte Shaiya an den Handgelenken. Nicht grob, sondern… Shaiya hätte alles dafür getan, damit die Erinnerungen, die dabei in ihr hochstiegen, sich zu Nichts verflüchtigten. Stattdessen entwich ihrer Kehle ein leises Keuchen. Die Intensität, mit der die Söldnerin sie ansah, war unfassbar.

    „Ich glaube, du hast mich vorher nicht richtig verstanden, Shaiya: Ich will dich. Und deswegen werde ich auch mitkommen. Und dich nicht niederstechen. Außer, du tust es zuerst. Klar?“

    Shaiya wollte ihr ins Gesicht schreien, dass sie sich verziehen und sie in Ruhe lassen sollte, nein, sie wollte Alora sogar jetzt und hier ins Gesicht schlagen und ihr den Kopf abreißen. Doch sie tat nichts von alledem. Das einzige, was ihre Kehle verließ, war ein heiseres, fast hilfloses „Ja“.

    20:20 Uhr
    Geändert von Andauril (03.10.2010 um 11:11 Uhr) Grund: Formatierung (kursiv)

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