Beschreibung der Invisible Hand | Wichtige Ereignisse
Auf dem 4. Deck befindet sich unter anderem die Feuerleitzentrale.
Aufzüge und Wartungsschächte verbinden die Decks mit den anderen Ebenen. Die Aufzüge sind jedoch stark bewacht und auch durch verschiedene Codes gesichert, während es in den Schächten teilweise Sprengfallen gibt.
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Invisible Hand – Deck 4
Wartungsschächte
20:14 Uhr
Nachdem die Schritte der Nebelparder irgendwo in der relativen Ferne des Trägers verhallt waren, gab der Kroganer das Zeichen zum Aufbruch. In der vom Schein der Universalwerkzeuge unterbrochenen Finsternis der Wartungsschächte, welche bizarre Schattenbilder an die von Kabeln und Leitungen geschmückten Wände des schmalen Ganges warfen, herrschte eine nahezu absolute Stille vor. Lediglich die gedämpften Schritte ihrer zeitweiligen Kampfgruppe und das Knistern und Zischen der Leitungen und Kabel war zu vernehmen. Über dieser gespenstischen Stille lag Shaiya das Geräusch ihres leise rauschenden Blutes und ihres eigenen Herzschlages beinahe donnernd in den Ohren. Dennoch glitt die junge Asari wie ein Wesen aus einem Traum, wie ein Schatten, dahin. Jeder Schritt war wohl bemessen und sorgfältig gesetzt. Sie mochte sich lieber nicht vorstellen, was geschah, wenn sie sich hier durch ein lautes Geräusch bemerkbar machte.
Nach einiger Zeit, die sie dem hünenhaften Kroganer durch dunkle Schächte gefolgt war, erreichte die Gruppe eine Art Leiter, deren Sprossen beunruhigend weit in tintenschwarze Dunkelheit hinaufführten. Shaiya umklammerte die Sprossen mit erklammenden Händen und zog sich stetig weiter empor, leise betend, dass sie nicht den Halt verlieren und in die Schwärze, die hungrig unter ihr lauerte, hinabstürzen würde. Noch immer nicht ganz bei Kräften, gestaltete sich dies als besonders schwer. Mehrmals verloren ihre klammen Finger den Halt an den Sprossen und Shaiya spürte, wie ihr die Konzentration entglitt. Düstere Gedanken, noch schwärzer als die unter ihr liegende Finsternis, quälten ihren müden Geist. Was, wenn sie den Halt endgültig verlor, hinabstürzte und auf dem schwarzen Grund des Schachtes wie eine überreife Frucht zerplatzte? Schon jetzt sah sie, wie sich ihr Blut feucht und rot über Wänden und Boden verteilte, aus dem zerschellten Körper hervortrat und kontrastreich auf der violettfarbenen Haut glänzte…
Da erhellte endlich der Schein eines Universalwerkzeuges eine Luke über ihren Köpfen, die den Ausstieg in die Freiheit und sicheren Boden unter den Füßen verhieß. In just diesem Moment erklang auch bereits die dünne Stimme der Quarianerin und zerriss die quälende Stille in Fetzen.
„Scar, das ist die Luke, wo wir rausmüssen. Könnt Ihr die Luke öffnen?“
Shaiya umklammerte die Sprossen der Leiter fester und stieß leicht zitternd die Luft aus den angespannten Lungen aus. Langsam regte sich ihr Verstand und erinnerte sie mahnend daran, worin ihre Aufgabe bestand. Es war sicherer, in der Gruppe zu bleiben, gewiss. Doch das Ziel dieser Gruppe war es nicht, die Feuerleitzentrale zu infiltrieren. Ihres hingegen schon. Shaiya starrte sehnsuchtsvoll auf die lockende Luke. Nur einige Sprossen entfernt wartete ein breiter Gang auf sie, doch dieser Weg würde zur Hilfsbrücke führen. Shaiyas Herz verkrampfte sich ihrer Brust. Schmerzlich wurde ihr bewusst, dass ihr keine andere Wahl mehr blieb… Es war an der Zeit, den Weg alleine fortzusetzen. Die Wartungsschächte würden sie in Stille und relativer Sicherheit zu ihrem Ziel geleiten. Wenn sie jetzt jedoch mit dem Rest der Gruppe diesen Ausstieg benutzte, würde ihr Weg sie immer weiter vom gesuchten Ziel fortführen.
„Ich muss gehen“, ließ sie sich vernehmen. „Es tut mir leid, ich kann euch nicht weiter begleiten.“ Trotz der klammen Furcht, die ihr Herz im festen Griff gefangen hielt, kamen die Worte sicher und fest über ihre Lippen. Kein Zittern verriet den Widerstreit zwischen Pflichtbewusstsein und dem Wunsch nach der relativen Sicherheit, die ihr diese Gruppe geboten hatte. „Das ist jetzt meine beste Chance, die Feuerleitzentrale relativ ungesehen zu erreichen.“
Shaiya atmete tief durch. „Ich lasse euch nicht gerne im Stich, aber momentan bin ich für niemanden von euch eine große Hilfe. Es ist besser für uns alle, wenn ihr ohne mich weitergeht. Ich werde mich alleine schon irgendwie durchschlagen, aber für die Gruppe stelle ich eine Behinderung dar. Ihr könnt es euch nicht leisten, ständig darauf zu achten, ob ich noch mithalten kann.“
Wie sie es hasste! Die eigene Schwäche vollständig und in diesem Umfang einzugestehen kam einer persönlichen Niederlage gleich. Und doch war es wohl notwendig, auch wenn Shaiya in diesem Augenblick sehnlichst wünschte, ihre Pflicht vergessen zu können. Es war unumgänglich. Sie hatte nichts mehr von Zyon gehört, noch von Nalya oder den anderen aus ihrem ursprünglichen Team. Die Aufgabe, zur Feuerleitzentrale vorzudringen, lastete nun auf ihren Schultern allein. Es gab kein Zurück, kein Spielraum für Entscheidungen.
„Ob es euch gefällt oder nicht, ihr werdet mich zurücklassen müssen.“
Entschlossenheit, reine Entschlossenheit, klang in ihrer Stimme. Doch in ihrem Inneren sah es gänzlich anders aus.
20:17 Uhr