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  1. #1
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    Standard Die Citadel: Präsidium

    <--- C-Sec
    08:15, Mahnmalsgelände

    Konrad brachte den Wagen vor dem Eingang zum neu errichteten Mahnmal zum Stehen. Auf der Inschrift über dem Torbogen stand „In Erinnerung an die Gefallenen des Citadel-Blitzkriegs“ in mehreren Sprachen, inklusive des Dialekts, den man auf Terra Nova, Konrads Heimat, sprach. Der Planet hatte große Verluste während des Blitzes erfahren. Schließlich stammten viele der Besatzungen, die bei der Rettung des Rates ihr Leben ließen, von diesem Planeten, der die größte Kolonie der Allianz war.
    Die Anlage bestand aus einem Park, dessen Wiesen mit weißen Grabsteinen bedeckt waren. Sehr vielen Grabsteinen. In der Mitte des Parks, der auch einen kleinen See beherberge, stand ein großes, mit Inschriften versehenes Denkmal in Form eines zusammengeklappten Sturmgewehrs, dessen Lauf in den Himmel zeigte.
    An diesem Tag waren sehr viel mehr Personen, als üblich in diesem Park, da die Beisetzung der Toten auf den Tag genau vor sechs Monaten stattgefunden hatte.
    „Ich habe ganz vergessen, wie viele Grabsteine hier liegen...“, murmelte Konrad, während sie an einer weinenden Asari vorbeigingen.
    „Ich auch“, antwortete Kyara ergriffen, „aber ihr Tod war nicht umsonst. Es hat sich viel geändert.“
    Der Streifenpolizist lachte verbittert auf. „Ein Scheißdreck hat sich getan!“, erwiderte er etwas zornig, „man macht weiter, wie vorher, während man Shepard irgendwo in den Randsystemen verheizt. Sein Tod war sinnlos und Ratsherr Anderson kämpft gegen Windmühlen an, während er versucht die Ratsflotte gegen die Geth zu mobilisieren. Es wird Zeit, diese Synthetischen ein für alle Mal auszuradieren!“ Er machte eine kurze Pause, in der er seinen Blick über den See gleiten ließ. Dieses Thema machte ihn wahnsinnig. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie sehr sich die Quarianer wohl im Stich gelassen fühlten. „Das waren die vielen Opfer nicht wert, Kyara...“
    „Konrad!“, zischte sie empört, „das ist falsch und das weißt du auch! Der Rat tut alles, was in seiner Macht steht, um die Galaxie vor diesen Bedrohungen zu schützen.“
    „Wie auch immer. Es macht mich nur rasend, an dieser ganzen Scheiße nichts ändern zu können“, er blieb stehen und ließ den Blick senken, „wir sind da.“

    Die Gravur auf dem weißen Marmorstein, vor dem die beiden jetzt standen, konnte Konrad im Schlaf aufsagen. Vor allem in den ersten Wochen nach der Belagerung war der junge Streifenpolizist jeden Tag hierhergekommen.

    Hier ruht Senior Deputy Kyle Jablonski, gefallen in Ausübung seiner Pflicht, die galaktische Ordnung und den Frieden des Universums zu wahren.

    Konrad seufzte und legte andächtig seine Hände vor dem Reißverschluss seiner Hose aufeinander, wie es Leibwächter oder eben trauernde Menschen machten. Mehrere Minuten lang standen er und Kyara still vor dem kleinen Stück Marmor, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft. Konrad würde nie vergessen, wie er mit seinem Partner zum ersten Mal auf Streife ging. Beide waren noch grün hinter den Ohren und hatten sogar Probleme dabei, einen einfachen Strafzettel auszustellen, aber natürlich waren es sie, die zu einer Festnahme im Rahmen einer größeren Razzia gerufen wurden. Dort fielen sie dann John Dogget überraschenderweise positiv auf, was ihrer Karriere einen größeren Sprung versetzte.

    „Sechs Monate...“, seufzte Kyara und riss Konrad damit wieder aus seinen Gedanken, „ich kann es immer noch nicht verkraften.“
    „Wie geht es dir eigentlich?“ Die Asari war nach Kyles Todeserklärung zusammengebrochen und musste in psychiatrische Behandlung, was sie für vier Monate aus dem Dienst geworfen hatte.
    „Ich komme klar. Mittlerweile kann ich wieder klar denken und wache nachts nicht mehr von meinem eigenen Geheule auf. Und dir?“
    „Die Kopfschmerzen fangen wieder an und...“, er schluckte und hob seine rechte Hand, die ein leichtes Zittern aufwies, „und... dieses verdammte Zittern...“ Er biss die Zähne zusammen und sah zum Denkmal, weg von Kyara. Seine Augen wurden feucht, aber er kämpfte gegen die Tränen an. Er hatte sich geschworen, keine Träne mehr zu vergießen und diesen Schwur würde er jetzt nicht brechen, erst recht nicht gegenüber Kyara!
    „Nimmst du noch deine Pillen?“, fragte sie.
    Er verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Nein. Dieses Zeug macht ihn auch nicht mehr lebendig...“
    Sie drehte ihren Kopf zu ihm und musterte ihn etwas entsetzt. „Konrad, du musst dir helfen lassen!“
    „Ich komme klar“, raunte er. Mehr oder weniger... nach der Belagerung musste jeder Verteidiger mehrere Sitzungen mit geschulten Psychologen verbringen, damit man sicher sein konnte, dass der betreffende Officer noch einsatzfähig war. Bis auf die Pflichtsitzungen lehnte Konrad jedoch jegliche seelische Betreuung oder Hilfe ab. Mit seiner Diagnose hatte er alleine zu kämpfen, das stand für den Mann von Terra Nova fest.

    „Schau uns an!“, stieß Kyara frustriert aus, „und alles nur... oh Gott, Konrad“, die Asari brach in Tränen aus und fiel ihm an die Brust, „ich will ihn zurück...“, wimmerte sie und zuckte bei jedem Schluchzen auf. Überrascht wusste Konrad erst nicht, was er tun sollte, schließlich umarmte er sie aber und tätschelte ihr beruhigend den Hinterkopf. Zwischen Kyara und Kyle lief es schon immer gut. Die beiden hätten gut zueinander gepasst.
    „Ich auch, Kyara, ich auch“, flüsterte er. Er hatte Kyara noch nie weinen sehen und er hätte nie damit gerechnet, sie in Tränen zu sehen, denn schließlich war sie eine verdammt starke Frau. Aber angesichts der besonderen Beziehung zwischen ihr und Kyle war ihr plötzlicher Ausbruch eigentlich alles andere als verwunderlich.
    „Das letzte, was er zu mir gesagt hat, war, dass es für ihn eine Ehre war, mich gekannt zu haben...“, sie schluchzte erneut, „und was sage ich? 'So schnell wirst du uns nicht los.' Ich konnte mich noch nicht mal richtig von ihm verabschieden...“
    „Mach dir keine Vorwürfe“, erwiderte Konrad leise.
    Er spürte, wie sie über die Auszeichnung auf seiner Brust fuhr. „Du hast sie dir verdient“, sagte sie leise, „was du getan hast, war-“
    „Nicht genug“, vollendete er den Satz und sah starr auf den Grabstein vor ihm. Gerade wollte Kyara etwas erwidern, als sie wieder der Berufsalltag ins Leben zurückholte.
    „Einheit 47-1, hier Zentrale“, knackte es aus Konrads Lautsprecher und er knurrte leise. Denkbar schlechter Zeitpunkt, HQ, „Erbitte Statusmeldung, over.“
    Kyara räusperte sich und löste sich von ihm. „Ich sag ihnen, dass wir noch Pause haben“, schlug Konrad vor, doch die Asari schüttelte den Kopf.
    „Nein, es geht. Wir gehen auf Bereit.“
    „Bist du sicher, dass du jetzt auf Streife gehen willst?“ Sie nickte und Konrad musterte sie mit einem letzten, zweifelnden Blick, ehe er den Lautsprecher an seiner Schulter nahm und hineinsprach.
    „Hier Einheit 47-1, wir sind 10-8, sind gerade im Präsidium, Mahnmal. Einheit 47-1.“
    „Roger, 47-1. Sie sollen auf Streife bei den Botschaften gehen.“
    Konrad atmete tief durch, erleichtert. Streifen in den Botschaften waren immer ruhig. Nunja, abgesehen von dem einen Vorfall, durch den er erst in diese ganze Sache geraten war.
    „Alles klar, wir sind auf dem Weg, Zentrale.“

    08:38 Uhr
    ---> Botschaften
    Geändert von Konrad_Richter (10.02.2011 um 20:26 Uhr) Grund: Shepard-Referenz korrigiert

  2. #2
    Rookie Avatar von Calliope Morgan
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    Standard Die Citadel: Präsidium

    Das Präsidium - an welches z.B. die Botschaften direkt anschließen - ist ein ruhiger, friedlicher Ort mit einem simulierten Himmel und simuliertem Sonnenlicht zu Füßen des Ratstowers auf der Citadel. Im Präsidium gibt es Teiche und einen schönen Park, und an die Gehwege schließen sich Läden und Cafés an. Für die Leute aus den Botschaften ist das Präsidium ein Ort der Kontemplation und der Entspannung.

    ----

    <<< Die Citadel: Allianzandockbucht
    Die Citadel: Präsidium
    6:52 Uhr


    Callie hatte das Präsidium schon immer gemocht. Es war nicht so überfüllt wie die Bezirke, sondern still und friedlich, und die Illusion von Sonnenlicht und einem blauen Himmel gab ihr das Gefühl, dass sich nicht auf einer riesigen Raumstation irgendwie in den tiefsten weiten des Alls, sondern auf einem richtigen Gartenwelt-Planeten befand. Natürlich war all dies nur eine perfekte Imitation, aber manchmal gelang es selbst der rational denkenden Calliope Morgan, das einfach auszublenden.

    Sie hatte sich auf eine Parkbank gesetzt und ihr PDA gezückt. Ein Blick darauf zeigte ihr bereits, dass Admiral Belikov ihr den Versetzungsbefehl auch an ihren Personal Data Assistent geschickt hatte. Hinzu kam noch eine weitere Mail, die heute Morgen um 6 Uhr eingegangen war.

    Callie öffnete die neue Mail. Sie war kurz und knapp, und stammte…

    Wieder von Belikov. Diese Mission muss wirklich sehr wichtig sein, wenn der Admiral so etwas persönlich erledigt…

    Pflichtbewusst las Callie sich die Nachricht durch:

    Staff Lieutenant Morgan,
    ich übersende ihnen hiermit sämtliche, für sie bedeutsamen Dossiers der alten und neuen Crew der SSV Midway.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Admiral Belikov, Allianzoberkommando


    Callie öffnete den Anhang und begann damit, ihn durchzuarbeiten. Es waren tatsächlich die Dossiers ihrer neuen Crew. Aufmerksam las sie sie durch. Offenbar war die Midway recht hochkarätig besetzt. Zumindest größtenteils. Aber alle hatten sich auf die eine oder andere Weise verdient gemacht. Und es waren auch einige Geheimdienstler darunter. Offenbar keine rein militärische Aktion.

    Kompetenzgrad 6 oder 7, mit Ausnahmen allerhöchstens 5. Viele mehrfach ausgezeichnet. Die meisten mit Spezialausbildungen. Das ist wirklich ein Elite-Schiff.

    Das hob Callies Stimmung. Auf einem solchen Schiff waren ihre Aufstiegschancen tatsächlich wesentlich höher, als auf einem Schiff wie der SSV Saratoga. Die Saratoga war kein schlechtes Schiff, aber die Midway… die Midway spielte in einer ganz anderen Liga.

    Was erwarte ich auch sonst bei einem Schiff der NORMANDY-Klasse?, ging es Callie sarkastisch durch den Sinn. Allerdings, bei der Ausfallsrate der Midway, muss ich aufpassen, dass mich nicht dasselbe Schicksal trifft.

    7:14 Uhr

  3. #3
    Rookie Avatar von Calliope Morgan
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    Die Citadel: Präsidium
    07:14 Uhr


    Callie steckte ihren PDA ein und erhob sich von der Parkband. Ein künstlicher, aber echt wirkender Wind zupfte an einer Strähne ihres Haares und erinnerte sie daran, dass sie diese besser zurück binden sollte. Der Urlaub war beinahe vorbei, bis zur Ankunft der Midway blieben nur noch wenige Stunden.

    Sie kramte einen Haargummi aus der Hosentasche – sie trug immer welche bei sich, für alle Fälle, es war immer besser, vorbereitet zu sein – und band ihr Haar zu einem festen Knoten am Hinterkopf zusammen, der ihr jede vorwitzige Strähne aus dem Gesicht hielt.

    Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es viertel nach sieben Uhr morgens war. Die Midway würde nicht vor zehn eintreffen, also blieben ihr noch knapp drei Stunden Freizeit, ehe sie zum Appell antreten müsste.

    Callie furchte die Stirn. Und was tue ich bis dahin? Sie konnte sich natürlich noch einmal alle Informationen durchgehen, die sie über die Midway und deren Crew besaß, aber damit schlug sie keine drei Stunden tot. Und dass sie unfähig war, sich zu amüsieren, hatte sie gestern ja einmal mehr feststellen müssen.

    Was tun Zivilistinnen in meinem Alter denn morgens um sieben? Ausschlafen? Ihre Kinder zur Schule bringen? Mit ihrem Mann eine frühe Nummer schieben? Callie verzog das Gesicht. Sieht schlecht aus für mich. Ich stehe immer um 6 Uhr auf, ich habe keine Kinder und einen Mann will ich auch nicht. Callie atmete tief durch. Ich bin ja auch keine Zivilistin.

    Diese Zeit lag mittlerweile elf Jahre zurück und war für sie nicht unbedingt die schönste Zeit gewesen, auch wenn sie damals noch nicht mit ihren Eltern gebrochen hatte. Callie hatte einige sehr lebhafte Erinnerungen an die dominante, bestimmende Art ihrer Eltern, die ihr nahezu jede Minute freier Zeit mit Aktivitäten zugestopft hatten, auf die Calliope keine Lust hatte.

    Vermutlich waren ihre Eltern nicht ganz unschuldig daran, dass sie von Freizeitaktivitäten nicht viel Ahnung hatte. Obwohl Callie nicht so dumm war, die Schuld allein bei Lila und William zu suchen. Sie hatte es nie wirklich ernsthaft versucht, ihre Karriere war stets wichtiger gewesen als das Vergnügen.

    Zumindest ist es so, seit… seit der Trennung von Lilly.

    Callie vertrieb den Gedanken aus ihrem Kopf und machte sich auf den Weg quer über einen der Gehstege, die einen der malerischen Präsidiumsteiche überspannten, zu einem kleineren Café hinüber. Sie hatte zwar bereits einen Kaffee getrunken, der Rest des Frühstücks hatte allerdings nicht stattgefunden und allmählich wurde es Zeit, dies nachzuholen.

    Damit lässt sich zumindest etwas Zeit tot schlagen.

    07:16 Uhr

  4. #4
    Rookie Avatar von Calliope Morgan
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    Die Citadel: Präsidium
    Café
    07:16 Uhr


    Das Café lag in künstliches Sonnenlicht getaucht da. Mehrere Gäste saßen draußen an runden Tischchen und ließen sich ihr Frühstück schmecken. Der Geruch von frischen Brötchen und Kaffee lag verlockend über der Szene. Die Szenerie war beinahe malerisch.

    Callie setzte sich an einen der Tische und beobachtete aus dem Augenwinkel die anderen Gäste. Sie sah Menschen, Asari, Salarianer und einige Turianer – die in einer anderen Speisekarte lasen, vermutlich wegen ihrer Dextro-Aminosäuren-Biologe. Eine Kellnerin – eine Asari, die jung aussah, was bei einer Spezies, die über tausend Jahre alt werden konnte, natürlich nichts bedeuten musste – huschte flink zwischen den Tischen umher und stellte gerade eine Tasse vor einem Salarianer ab. Dann fiel ihr Blick auf den neuesten Gast und ein strahlendes Lächeln breitete sich über ihr Gesicht. Leichtfüßig kam die Asari auf Callie zu.

    „Was darf ich Ihnen bringen?“

    „Einen Kaffee, schwarz, mit Zucker. Und ein Croissant.“

    Die Asari blinzelte kurz. „Natürlich. Kommt sofort.“

    „Ich nehme an, Sie wissen, was das ist?“

    „Natürlich. Ich musste nur kurz überlegen.“ Die Gesichtsfarbe der Asari wechselte von hellviolett zu einem sehr viel dunkleren Violettton. „Wir haben so etwas da, entschuldigen Sie… ich wollte nicht…“

    Das ist fast niedlich. „Ich weiß. Menschliches Essen. Mir würde es ihrer Lage ähnlich gehen.“ Callies Tonfall klang beruhigend. „Und Sie machen das schon.“

    Die Asari-Kellnerin nickte und straffte die Schultern. „Ja, natürlich. Einen Augenblick, ich bringe Ihnen gleich Ihre Bestellung.“

    Mit einem freundlichen Lächeln, das die Unsicherheit gut überspielte, huschte die Asari davon. Callie sah ihr kurz nach und schüttelte leicht den Kopf. Wahrscheinlich war diese Asari wirklich noch jung, zumindest nach Asari-Maßstäben.

    07:17 Uhr

  5. #5
    Rookie Avatar von Calliope Morgan
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    Die Citadel: Präsidium
    Café
    07:19 Uhr


    Nach einigen Minuten kam die Asari-Kellnerin zurück, ein Tablett mit einem Cup, aus dem ein verführerisch duftender Dampf aufstieg, und einem goldgelben Croissant auf einem weißen Teller, geschickt vor sich balancierend. Ihr strahlendes Lächeln ging Hand in Hand mit neu gewonnener Selbstsicherheit, als sie das Tablett vor Callie abstellte.

    Callie nickte der Kellnerin freundlich zu und es gelang ihr sogar, ein seltenes Lächeln zustande zu bringen. Die Brust der Asari schien vor Glückseligkeit anzuschwellen. Callie spürte einen plötzlichen Anflug von Verbundenheit zu der Außerirdischen. Allmählich war sie sich sehr sicher, dass die Asari wirklich noch sehr jung sein musste, wahrscheinlich nach den Maßstäben ihrer langlebigen Spezies ein Teenager.

    „Vielen Dank“, meinte Callie.

    Die Asari-Kellnerin strahlte. Callie fand keine Spur von unterschwellig mitklingendem Überlegenheitsdenken in dem jungen und jung aussehenden Gesicht, wie doch immer wieder in den Gesichtern anderer Asari zu erkennen war.

    Wir Menschen sollten endlich aufhören zu glauben, die einzige Spezies mit unterschiedlichen Individuen zu sein. Ich habe Asari gesehen, die sich ohne zu zögern für ein Menschenkind in Todesgefahr begeben würden und Asari, die lieber sterben, als ihr Leben für dasselbe Menschenkind zu riskieren. Es gibt so viele unterschiedliche Individuen wie Meinungen. Egal bei welcher Spezies.

    Callie schnitt ihr Croissant auf und bestrich es hauchdünn mit etwas, dass aussah wie Butter und – sie biss in das Croissant – auch genauso schmeckte. Eine hinterhältige Stimme irgendwo im Hinterkopf flüsterte ihr zu, dass das, was sie da aß, eine ziemliche Kalorienbombe war, aber Callie ignorierte es. Ihre gesamte Familie war von Natur aus schlank, sie hatte sich nie besonders große Sorgen darüber machen müssen, was sie aß. Und wenn es doch einmal zuviel wurde, konnte sie es mit Kampfsport mühelos kompensieren.

    Schließlich war das Croissant verspeist und der Kaffee ausgetrunken. Gesättigt und mit dem Gefühl, dass jetzt eigentlich kommen konnte, was da eben kommen wollte, sah sich nach der Kellnerin um, um zu bezahlen. Nachdem die junge Asari heran gehuscht war, beglich Callie die Rechnung und drückte gleichzeitig noch etwas Trinkgeld in die Hand der Außerirdischen.

    „Vielen Dank, es war köstlich.“

    „D-danke“, murmelte die Asari. „Ich richte es aus…“ Sie lief dunkelviolett an und machte sich eilig daran, Teller und Tasse auf ihr Tablett zu laden.

    Callie erhob sich von ihrem Platz. „Auf Wiedersehen, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“

    „Ich Ihnen auch…“ Die Asari-Kellnerin strahlte sie an, und Callie fragte sich, wie jemand nur so viel gute Laune ausstrahlen konnte. Sie selbst war nun wirklich kein Musterbeispiel für ein sonniges Gemüt. Wenn ich mit einem fetten Grinsen im Gesicht herumlaufen würde, vor allem im Kampf, hielte man mich für einen Sadist.

    Sie nickte der Asari noch einmal höflich zu, ehe sie das Café hinter sich ließ. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es jetzt 07:31 Uhr war. Bis zur Ankunft der Midway blieb immer noch jede Menge Zeit.

  6. #6
    Rookie Avatar von Calliope Morgan
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    Die Citadel: Präsidium
    Gehstege
    07:32 Uhr


    Da noch gut zweieinhalb Stunden blieben und sie sowieso nichts zu tun hatte, beschloss Callie, ein bisschen die ruhige Atmosphäre das Präsidiums zu genießen und auf den Gehstegen zu flanieren. Soweit man ihren selbstbewussten Gang als Flanieren bezeichnen konnte.

    Callie wanderte über die Gehstege und warf hin und wieder einen Blick auf die malerisch blauen Präsidiumsteiche, die darunter lagen. Die Wasser waren vollkommen klar und still, kein Staubkorn störte den Eindruck, nicht einmal ein Fisch wühlte das Wasser auf. Erstes lag wohl daran, dass die Teiche penibel sauber gehalten worden und das zweite an der schlichten Tatsache, dass in den Teichen keine Fische gab.

    Irgendwann stand Calliope vor dem hoch aufragenden Tower, jenem Ort, in dem der Citadel-Rat seine Versammlungen abhielt und jene empfing, die wichtig genug waren, dieses Privileg genießen zu dürfen. Callie gehörte nicht zu diesen wenigen, trotz beeindruckender Dienstakte und N7-Training.

    Ich heiße ja auch nicht Commander Shepard und bin Spectre, ging es ihr durch den Kopf. Davon abgesehen hatte sie Politik nie in besonderem Maße interessiert. Sie war eine Frau der Tat, nicht der Worte, und jede Staatsform war über kurz oder lang anfällig für Korruption und ungesundes Überlegenheitsdenken. Hatten die Ratsvölker nicht auch geglaubt, die Citadel wäre uneinnehmbar, ehe sie eines besseren belehrt wurden?

    Kopfschüttelnd wandte Callie sich vom hoch aufragenden Ratstower ab und setzte ihren Rundgang durch das Präsidium fort. Allmählich gelangte sie in Teile des Parks, in denen die Spuren des Geth-Angriffes noch zu erkennen waren. Trümmer drückten die grasähnlichen Pflanzen nieder, die den Boden bedeckten, der Boden war zerwühlt und sie erkannte Kratzer und Einschüsse an den sonst so makellos weißen Wänden.

    Auch, wenn es den Anschein macht, die Citadel hat eben doch noch nicht alle Spuren des Angriffes abgeschüttelt. Und niemand, der hier lebt, wird sich je wieder sicher fühlen können…

    Callie schüttelte den Kopf. Niemand hatte mit dem Angriff gerechnet, und auch heute noch spürte jeder eine gewisse Beklemmung, wenn er daran zurück dachte. Calliope hatte einige Kameraden auf der Saratoga munkeln gehört – was einmal passiert war, konnte auch noch einmal passieren. Sie teilte diese Meinung. Wie lange mochte es dauern, bis die Geth einen erneuten Angriff starteten?

    Das nächste Mal wären wir zumindest vorbereitet. Besser, als wir es beim ersten Mal waren auf jeden Fall. Jedenfalls ist es das, was ich hoffe.

    Callie presste die Lippen zu einer schmalen Linie aufeinander und wandte sich ruckartig von den Trümmern ab, diesen Spuren des Krieges, die auch die Citadel nun nicht mehr länger verschonte.

    Sie brauchte nicht lange, ehe die Trümmerteile hinter dem künstlichen Horizont des Präsidiums verschwunden waren. Callie sah sich mit einem Mal der hoch aufragenden Kroganerstatue gegenüber. Sie lehnte sich an das Geländer und ließ den Blick über das imposante Bildnis schweifen.

    Es kommt scheinbar immer anders, als man denkt. Die Kroganer entwickelten sich von Helden zur Bedrohung… damit hat damals auch niemand gerechnet. Vielleicht ist das, was wir uns endlich klar machen müssen: Nichts ist berechenbar, und wenn wir versuchen, diese Regel zu ändern, werden wir unweigerlich unterliegen.

    Callie verzog das Gesicht. Und das, Calliope Christina Morgan, ist der Beweis dafür, dass du eindeutig zuviel Zeit nur für dich hast. Seit wann bin ich denn zur Philosophin geworden?

    08:10 Uhr
    Geändert von Andauril (05.09.2010 um 22:37 Uhr)

  7. #7
    ME-FRPG only Avatar von Galen Kent
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    <--- Die Citadel: Das Allianzkommando

    Die Citadel: Präsidium


    Lange ließ Galen den Blick schweifen. Mit seinem Vater war er vor einigen Jahren einmal hier gewesen, doch der Anblick beim Anflug hatte ihn dennoch völlig fasziniert. Aber die Spuren des Angriffes vor sechs Monaten waren noch längst nicht beseitigt. Wie Narben erstreckten sie sich über die gesamte Citadel, hier und da, drängten sich nicht auf, aber auf den zweiten oder dritten Blick waren sie zu erkennen.
    Er ging weiter, an dem künstlichen See in der Mitte entlang, den Blick auf das Wasser gerichtet. Faszinierend, wie man so etwas hin bekam. Biotope inmitten einer Raumstation. Tatsächlich, die Wunder der Technik. Und diese Art der räumlichen Gestaltung war, soweit wusste er, nicht einmal mehr auf die Citadel beschränkt. Parks in Raumstationen … Sachen gab es.

    So sehr war Galen darauf konzentriert umher zu gucken, mit großen Augen alles in sich aufzunehmen, die anderen Passanten, die Citadel, den See, dass er plötzlich völlig ohne Vorwarnung vor einer anderem anderen Mitglied der Allianz stand. Die Frau schien ein wenig gedankenverloren die Kroganerstatue anzustarren, die Galen vom Fern bereits ein wenig gemustert hatte. Ihr Alter war schwer einzuschätzen, vor allem nach heutigen Standards, wo eine Fünfzigjährige noch locker wie Anfang vierzig aussehen konnte, aber Galen hielt sie nicht für allzu alt.
    Als sie sich zu ihm um wandte, scheinbar, weil sie seine Schritte gehört hatte und vor allem, dass sie abrupt vor ihr angehalten hatte, beeilte der junge Mann sich rasch ein wenig Haltung anzunehmen, rückte das blaue Barett der Allianz zurecht und salutierte artig. An einem Abzeichen an ihrer Uniform erkannte er, dass sie ihm vorgesetzt war.

    „Second Lieutenant Kent.“, stellte er sich mit einem höflichen Lächeln vor, die Haltung noch immer auf 'still gestanden!'.
    „Ich bin eben erst auf der Citadel angekommen und man hat mir dienstfrei gegeben für heute Vormittag.“, beeilte er sich noch zu erklären, nicht, dass sie noch vermutete, dass er unerlaubterweise den Dienst schwänzte.

    08:10
    Geändert von Galen Kent (04.09.2010 um 21:57 Uhr)

  8. #8
    Rookie Avatar von Calliope Morgan
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    Die Citadel: Präsidium
    Vor der Kroganerstatue
    08:10 Uhr


    Calliope wandte sich dem Mann zu, den sie durch die Uniform sofort als Soldat der Systems Alliance identifizierte. Sein Rangabzeichen wies ihn als Second Lieutenant aus. Prüfend ließ sie den Blick über seine Statur wandern – trainiert, jung, schwarzes Haar, Kinnbart – und fixierte schließlich seine Augen.

    Der Lieutenant stellte sich als Galen Kent vor, bewahrte dabei die ganze Zeit Haltung, lieferte auch gleich eine Erklärung für seine Anwesenheit hier. Callie nickte knapp.

    „Stehen Sie bequem, Lieutenant“, antwortete sie schließlich. „Staff Lieutenant Calliope Morgan, freut mich, Sie kennen zu lernen.“ Ihr Gesicht entspannte sich etwas. „Offensichtlich sind wir in derselben Situation, mir wurde auch dienstfrei gegeben.“

    Das sie dennoch in ihrer Uniform herumlief hatte einzig den Zweck, das sie erstens zur Ankunft der Midway vorzeigbar aussehen musste und sie zweitens so sehr an die Uniform gewöhnt war, dass sie sie gewöhnlicher Zivilkleidung vorzog.

    Sie brachte ein Lächeln zustande, da sie nicht vorhatte, den niedrigrangigeren Offizier durch eine bitterernste Miene auf den Gedanken zu bringen, dass sie irgendetwas gegen ihn hatte, schließlich kannte sie ihn nicht.

    „Was führt Sie denn ins Präsidium, Lieutenant Kent?“ Die Frage war nur zum Teil aus Höflichkeit gestellt, der andere Teil entstammte ehrlichem Interesse. Vielleicht, so ging es ihr durch den Kopf, bin ich nicht die einzige, die die ruhige Atmosphäre hier dem Herumlungern in irgendwelchen Clubs vorzieht.

    08:10 Uhr

  9. #9
    ME-FRPG only Avatar von Galen Kent
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    Die Citadel: Präsidium
    Vor der Kroganerstatue


    Galen nickte, als Staff Lieutenant Morgan ihm die Erlaubnis gab bequem zu stehen und ließ der Erlaubnis Taten folgen. Er blickte kurz über die künstliche Seenanlage und blickte die andere Offizierin schließlich wieder freundlich an.
    „Nun, das Präsidium ist durchaus sehenswert, finde ich...“, erklärte er seinen Aufenthalt hier, „...die Architektur, die künstlichen Biotope. Ich finde sie ansehnlicher als die Metall- und Glaswände in anderen Teilen der Citadel. Man hat hier vor allem Ruhe sich alles anzusehen.“

    Seine Aufmerksamkeit wurde kurz von einer Gruppe Asari abgelenkt, die an den beiden vorbei gingen. Die drei trugen die übliche Kleidung von Verwaltungsangestellten oder Geschäftsfrauen. Aus den Augenwinkeln verfolgte er ihre Bewegungen. Er war sich bewusst, dass Mrs. Morgan seine Blicke wohl bemerken würde und wandte den Blick rasch wieder ihr zu. Immerhin wollte er nicht gleich beim ersten Treffen mit einer Vorgesetzten einen schlechten Eindruck machen.
    „Die Citadel ist faszinierend, finde ich. Nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Bewohner...“, meinte der junge Lieutenant, „...auch wenn sie noch immer einige Kratzer hat. Ich war vor Jahren einmal hier, aber ihre schiere Größe und wie sie gestaltet ist, finde ich immer noch großartig.“

    08:11

  10. #10
    Rookie Avatar von Calliope Morgan
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    Die Citadel: Präsidium
    Vor der Kroganerstatue
    08:10 Uhr


    Galen beantwortete ihre Frage sofort, und nur mit einer kurzen Unterbrechung, als seine Augen kurz zu einer Gruppe Asari hinüber huschten, doch er richtete schnell sein Augenmerk wieder auf sie.

    Tatsächlich also. Und aufgeschlossen ist er auch noch. Endlich mal jemand, der nicht mit der „Aber wir sind doch soviel besser“-Nummer kommt.

    „Ja, Sie haben Recht, Lieutenant“, erwiderte sie mit ruhiger, gelassener Stimme. „Das ist es auch, was mich hierher zieht. Und obwohl die Raumstation gewissermaßen mein Zuhause ist, überrascht sie mich immer wieder. Ich finde es faszinierend, mit all den anderen Spezies Kontakt zu haben und Einblick ihre Lebensweise zu erhalten, und das gelingt nirgendwo besser als hier.“

    Ihr Gesicht zeigte erneut den üblichen, ernsten Ausdruck, aber zumindest lag nun ein freundlicher Ausdruck in Callies graublauen Augen.

    08:11 Uhr

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