James Herlock
My 'Happy' new friend


„Zuletzt habe ich ihre Tochter in einem Krankenwagen auf dem Gewynius-Ring in Richtung des Skyways 34 gesehen und das war vor etwa 45 Minuten und ich bin das Fachpersonal, dass aus seinem Urlaub gezerrt wurde nur um bei dem Versuch ihre Tochter zu retten beinahe draufgegangen wäre! Meinen Namen darf ich ihnen leider nicht verraten, Geheimsache aber weil sie ein Ex Admiral sind dürfen sie mich mit meinem Rufnamen ansprechen `Happy´ und ich seh vielleicht nicht so aus aber ich bin voll dabei ihre kleine Ann-Katrin zu finden!“
Ann-Katrin… Ann-Katrin…
Der Name hallte mehrfach in seinen Kopf wieder. Seine Augen rasten hin und her, versuchten sich in einer imaginären Karte die Citadel vorzustellen und den letzten bekannten Ort ausfindig zu machen. Unschlüssig wie er reagieren soll, bedeutete er erst seinen Leuten, die Beiden allein zu lassen und dann begann sich sein Mund auch schon zu öffnen: „Li-Ann.“, entfuhr es ihm leise aber drohend ernst. Er griff dem Mann an die Schulter und schob seine Hand unter die Weste. Seinen Daumen presste unter das Schlüsselbein. Der Mann ließ sich nichts anmerken. Er war gut und Jim wusste das nun, denn er hatte nicht gerade sanft zugepackt. Sein Köter allerdings, der rastete vollends aus. Happy hatte wohl einige Mühe gehabt, ihn unter Kontrolle zu halten. Glücklicher Weise trug das Vieh einen Maulkorb und Jim hatte so nur wenig vor dem Tier zu befürchten.
„Ihr Name ist Li-Ann.“, Jim blickte den Hund an, der ihn wild ankleffte und schaute dann eingängig in die Augen des Mannes.
„Eigentlich ist mir scheißegal wer sie sind. Ich habe nur aus Höflichkeit gefragt, weil ich trotz allem, meine gute Kinderstube nicht vergessen hab. Dennoch sehe ich Ihnen an, dass es Sie überhaupt nicht interessiert. Mir ist egal, ob sie Urlaub hatten oder nicht und genau so scheißegal ist es mir, dass Sie beinahe draufgegangen sind. Sie haben den Befehl eines ranghöheren Offiziers befolgt und diesen ausgeführt. Sie erledigen den Job für den sie bezahlt werden und der Tot ist halt Berufsrisiko, ob ihnen das passt oder nicht, ist mir scheißegal.“

Jim legte eine Pause ein. Gedanklich ordnete er seine nächsten Worte, denn jetzt wusste er genau, was er sagen wollte.
„Sie scheinen mir ein fähiger Mann zu sein, der keine Niederlage so leicht hinnimmt. Wahrscheinlich aber halten Sie Ehre für eine chinesische Vorspeise, aber genau das sind Sie: Ein Ehrenmann.“
Sein Blick wurde noch eine Note eindringlicher, als er wieder zum Wort ansetzte.
„Bringen Sie mir meine Tochter heil nach Hause, ‚Happy’. Das war ein Befehl!“
Jim lächelte leicht, als wenn er gerade einen guten Freund begrüßen würde. Er lockerte den Griff und gab ihm einen abschließenden Klaps auf die Schulter, bevor er sich umdrehte, um zu gehen.
Doch der Ostblockstaatler wollte den ehemaligen Admiral nicht einfach so gehen lassen. In Jims Augen eine interessante Entwicklung, denn wie er sich erinnern konnte, hatte er dem Mann gerade einen Befehl erteilt.

"Jetzt hab ich aber mal erst ein paar Fragen.“, begann er: „Haben sie sich als Großindustrieller, das sind sie nämlich für mich - Kein Ex Admiral sondern ein schwerreicher Großindustrieller, irgendwelche Feine gemacht? Andere Geheimdienste, Verbrechersyndikate in den Terminusgebieten?"
Kurz setzte er aus, eher er mit gedämpfter Stimme und erheblichen Kraftanstrengungen, den Hund zu halten, fortfuhr: „...sich mit Cerberus eingelassen?!"
Stille. Die Anschuldigung hing in der Luft, die just in diesem Moment zum Zerreißen gespannt war.
"Denn wissen sie, die Typen denen wir zuerst begegnet sind, waren lausige Amateure aber die, die jetzt ihr Töchterlein haben, waren wesentlich professioneller! Also, gibt es da noch irgendetwas, dass sie mir verschweigen?"
Jim stieß einen verächtlichen Seufzer aus. Wurde er gerade bezichtigt, mit der kriminellsten Organisation seit Jahrhunderten zusammen zu arbeiten? Langsam drehte er sich um. Der Schmerz war groß, was der Schweiß auf seiner Stirn bezeugte.
„Mir ist egal, für wen oder was sie mich Halten. Stellen Sie aber niemals meine Loyalität gegenüber der Allianz in Frage. Ich haben schon auf Schiffen gedient, da haben Sie noch in die Windeln gemacht, Junge.“
Jim betonte das 'Junge' bedeutend schärfer, als beabsichtigt. Dennoch fuhr er fort.
„Natürlich habe ich Feinde. Batarianer, gegen dessen Leute ich während der Krisen vorgegangen bin, konkurrierende Unternehmen, möglicherweise auch den einen oder anderen Verbrecher. Mit Cerberus allerdings, würde ich niemals freiwillig paktieren. Die sind der Inbegriff für Idiotismus. Sie stehen für all das, was ich geschworen habe, zu bekämpfen. Sie schaden uns mehr, als sie uns helfen.“
Er atmete tief durch. Langsam griff er in seine Tasche und fingerte das Amulett hervor, auf dessen Antlitz sein Blick geheftet war, während er seine hoffentlich vorerst letzten Worte, mit dem Soldaten wechselte.
„Worum es auch immer gehen muss, die Antwort finde ich in der Vergangenheit.“
Seine Rechte umschloss den Anhänger fest. Mit ihm in der Hand deutete auf den Mann vor sich.
„Sie sollen bloß meine Tochter retten. Ich kümmere mich um die Hintermänner.“
Zwangsweise schweigende Zustimmung. Das war alles, was Jim von seinem Gegenüber erhielt.

Jims Oberkörper zum gehen gewandt, wurde er abermals von dem Hundeführer unterbrochen:
"Da wäre noch was: Wenn Sie irgendwie in meiner Gunst steigen wollen, dann vermeiden Sie solche Ansprachen wie vorhin und lassen sie Dinge wie Ehrenmann und soldatische Ehre weg, wenn sie mit mir reden!"
Jim lächelte, während der andere an seiner Kippe zog und eine große Wolke aus blauen Dunst in die Umgebung extrahierte.
"Soll ich mir die Rippen mal ansehen?"
„Sie müssen wohl das letzte Wort haben, wie? Aber Wissen Sie, Ihre Gunst interessiert mich einen Dreck. Das Verhältnis zwischen Ihnen und mir hat nichts mit meiner Tochter zu tun. Finden Sie sie einfach und lassen Sie meine Rippen meine Sorge sein.“

Das Schmerzmittel ließ nach und der Ex-Admiral fasste sich reaktionsschnell in die Seite. Die Stiche der gebrochenen Rippen waren heftig und das Lachen tat sein übriges dazu. Hinter sich konnte er die Schritte des Soldaten hören, der sich gerade ebenfalls auf den Weg machen wollte.
„Eins noch.“, warf er ihm hinterher: „Wenn Sie sich nicht ihren Namen merken können, versuchen Sie es wenigstens mit ihrem Rufnamen. Sie ist die fähigste Pilotin, seit mein Vater mit dem Fliegen aufhörte.“
„Und der wäre?“, kam es schroff zurück.
„Sol.“