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  1. #31
    FRPG-Account Avatar von Octavian Visconti
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    <<< Citadel: C-Sec
    >>> Citadel: Industriegebiete- Corefield Komplex
    10:15

    Sejan war für Octavian immer ein Plappermaul gewesen, jemand, der seinen Intellekt immer einen Tick zu hoch einstufte und aufgrund seiner nihilistischen-rationalen Sicht stets etwas Ekel in Octavian hervorrief. Während Sejan Octavian jedoch zum Corefield-Komplex im Industriegebiet der Citadel chauffierte, wünschte er sich, er würde mehr sprechen, ihm Fragen stellen und Erklärungen fordern, oder ihn zumindest mit seinen Ansichten und Stellungnahmen quälen, die Sejan gerne von sich gab, wenn er der Überzeugung war, dass er ein rhetorisches Duell gewinnen konnte, was nach Sejans Geschmack viel zu selten war und laut Octavian nie passieren durfte. Für ihn war Sejan nämlich stets eine Variable, und nie eine abhängige, sondern eine beeinflussende, vor allem aber war Sejan meilenweit davon entfernt eine Konstante zu sein. Vielleicht lag es an seinem Aussehen, das für Octavian stets einen Tick zu verlogen erschien, aber recht vertrauen konnte er Sejan nie – und dabei hatte der Diener durchaus noble Taten unternommen um das Vertrauen Octavians im Laufe der Jahre zu gewinnen. Seit Sejan aufgrund von Tante Gruska bei Julius Visconti anfing, war Sejan versucht, Octavians Gunst zu gewinnen und ihn zu beeindrucken. Es konnte durchaus daran liegen, dass Octavian im Vergleich zu den anderen Brüdern hin und wieder ein Ohr für seine Anliegen hatte, auch wenn diese gelegentlichen Zuneigungen nicht regelmäßig waren und vor allem stark schwanken. Aber das schien Sejan lange Zeit zu reichen; ein Gefühl gehört zu werden und doch in irgendeiner Richtung wichtig zu erscheinen, kann für viele als ausreichend interpretiert werden; für Sejan – so Octavians Überzeung – war es in mancherlei Hinsicht erfüllend. Schließlich kam Sejan aus ungebildetem Haus und war sich dessen sehr wohl bewusst. Er hatte nie eine Schule besucht, weshalb man seine philosophischen Versuche und Interessen vielleicht gar umso höher einstufen musste, und außerdem war Sejan nie sonderlich begeistert gewesen von Corefield Design. Um genau zu sein, so Octavians Interpretation, war Sejan noch nicht einmal sonderlich an Geld, Ruhm oder Macht interessiert; drei äußerst beliebte Motive für Leute des modernen Citadel-Raums. Viel mehr hatte Sejan ein regelrechtes Faible für alte, deutschsprachige als auch turianische Philosophen entwickelt. Um Sejans Theorie des Lebens und vor allem der Philosophie zu verstehen, brauchte man Durchhaltevermögen und einen Hang zum Irrationalen. In Sejans Theorie war Nietzsches Übermensch kein Mensch an sich, sondern – in Verknüpfung mit den Theorien des Chardinisten Pavel – eine Art Gottheit, die in jedem Menschen schlummerte. Dabei galt es durch Gewalt und die brutalste Form von Gewalt, nämlich den Krieg, das Rohe zu formen um den Gedanken des Überlebens zu bewerkstelligen, und damit dem Wahnsinn der Dekadenz zu entkommen. Verkompliziert wurde die Sache nur durch Sejans Verständnis der Hegelischen Dialektik, die er – relativ eigen – rückwärts interpretierte. Für ihn standen Thesis und Anti-Thesis nicht konträr zu einander, sondern waren nur das Resultat einer Synthesis die sich spaltete. Als Argument nahm er hierfür wiederum den Zyklus der Vergesslichkeit her des turianischen Kriegsphilosophen Varklus, der behauptete – ähnlich zu Nietschze, dass das Leben ein Zyklus sei und der Wahnsinn des Lebens nur dadurch bezwungen werden konnte indem man ihn vergaß. Dieses Vergessen – so Varklus – einzig durch den Überlebensinstinkt bewirkt und durch das konstante Gelübde an die turianischen Götzen oder – in Sejans Fall – die menschliche Gottheit. Es gab noch weitere Motive und Handlungsvorschläge in Sejans eigener Analyse des Lebens, unter anderem weitere chardinisten Praktiken und Glaubensdiktate, asarische, reinblütige Biotik-Verherrlichungen sowie kroganische Kampfideologien- und Wissenschaften, aber Octavian hatte es noch nicht recht geschafft dies alles recht zu verstehen und eingehend zusammen zu führen, trotz all der Jahre die er mit Sejan verbracht hatte. Trotzdem konnte man sagen, dass Sejan alles andere als ein Rassist war, wohl eher hätte man ihn als Misanthrop bezeichnen können, der quasi lieber ein Ideal aller Rassen glaubte, als an das Ideal einer Rasse. In diesem Sinne hatte Sejan vielleicht schon immer eine Tendenz zum Unmöglichen und scheiterte gar gerne daran, da es seine teils verbitterte Weltansicht nur stärkte und damit auf lange Sicht – laut ihm – selbst unterstützte. In Sejans Gesicht war dies dabei stets deutlich abzulesen, denn er vermochte es nur schwer seine Emotionen zu verbergen. Er war ein schlechter Lügner und eigentlich ein noch schlechterer Diener. Aber er hatte seine Prinzipien und er folgte einem gewissen höheren Weg, den er sich selbst auferlegt hatte – und der von den Viscontis insoweit ignoriert oder akzeptiert wurde, sodass sie ihn bis heute nicht entlassen hatten. Sejan war stets angespannt, seine Gehirn arbeitete unentwegt und die intellektuelle Anspannung, die er seinem eigentlich ungebildeten, und vielleicht gar unfähigem, Gehirn anvertraute, nagte stets äußerst stark an ihm, denn nicht jedermann war für jeden Gedanken geschaffen. Manche wurden Physiker, andere Schriftsteller, manche Soldaten, andere Hausfrauen. Jeder fand irgendwie das was zu ihm passte, oder auch nicht. Sejan jedoch befand sich – und das wusste er selbst – oftmals in einem inneren Konflikt, den er ständig zu gewinnen versuchte, doch oftmals war es ein Nullsummenspiel, denn ehrlich gesagt passen chardinistische Weltansichten nun wirklich nicht mit kroganischen Kriegsideologien zusammen. Grundsätzlich war Sejan also eigentlich nicht ungebildet, ihm mangelte es nur an Intellekt und der fehlenden Eigenschaft ‚Nein‘ zu sagen zu Theorien diverser Rassen, die von Autoren stammend die auf ihn den Eindruck machten, als dass sie klüger als er waren; und möglicherweise war er gerade deshalb sein Leben lang ein Diener und keine Führungsperson.

    Anstatt aber an diesem Morgen Octavian mit kruden Ergüssen zu langweilen, entschloss sich Sejan offenbar dazu nichts zu sagen. Es lag – so Octavians Einschätzung – wohl an der generellen Stimmung des heutigen Tages, der akzeptierenden Meinung das Julius tot war und es nun nichts mehr diesbezüglich zu tun war – außer den Mörder zu finden. Dennoch verhielt sich Sejan ruhig; er warf immer noch die abschätzenden, spekulierenden Blicke durch den Rückspiegel auf Octavian, aber heute waren sie nicht zu penetrierend wie noch gestern. Und in Sejans Gesicht konnte man deutlich Verdruss vorfinden. Octavian hätte gerne ein paar Worte gewechselt, aber ehrlich gesagt wusste er nicht was er groß reden konnte. Sejan war stets derjenige, der in ihren Unterhaltungen den Ton vorgab und Octavian reagierte und korrigierte ihn, woraufhin Sejan stets glücklich Octavians Meinung und Ratschläge akzeptierte und annahm. Selbst wenn die Unterhaltungen für Octavian leidlich erträglich waren, so waren sie dennoch eine sinnvolle Beschäftigung auf seinen Fahrten quer durch die Citadel. Dieser Eindruck resultierte aus der simplen Einsicht, dass man in jeder Diskussion sich selbst verfeinerte und seine Argumente veränderte oder sie auch nur schärfte, sodass sie letztendlich besser wurden. Um nicht an seinen Aufenthalt in den Arrestzellen der C-Sec zu denken, entschloss sich Octavian einen Vorstoß zu wagen, sacht – aber immerhin.
    „Etwas interessantes aus dem Anwesen zu berichten?“ Er konnte nicht umhin eine gewisse Autorität an den Tag zu legen, etwas befehlendes lag in seiner Stimme, und als er die Sätze aussprach, rang er sich ein Versprechen hab den nächsten Satz besser zu formulieren.
    „Hm – nein, nicht wirklich“, kam es zögerlich von der Vorderbank nach hinten gemurmelt. „Antonius hat sich betrunken nach der schlechten Reportage und quer durch das Anwesen geschrien, Lepidus verließ kurze Zeit darauf mit Claudia uns, und ein paar Gäste kamen noch an, aber an weitere Vorkommnisse kann ich mich nicht erinnern. Es war ein langer Tag, ich ging früh zu Bett.“
    „Kein nächtlicher Spaziergang?“
    „Nein, heute Nacht nicht. Obwohl – Madame Vanderlyle hat mich geweckt und wollte mit mir über Sie reden, Herr. Sie hat sich Sorgen gemacht und ehrlich gesagt-.“
    „Sie machen sich auch Sorgen?“
    „Etwas, Herr.“
    „Beruhigen Sie sich, ich bin wieder auf der Höhe“, versicherte Octavian und versuchte an seine eigenen Worte zu glauben. „Es war nur ein kleiner Ausrutscher, ausgelöscht durch das Fieber.“ Welches zwar erst nach dem ‚Ausrutscher‘ sich zeigte, aber das musste Sejan nicht wissen.
    „Fieber, Herr?“
    „Das übliche.“
    „Sie haben ihre Medikamente nicht genommen?“
    „Ich habe kaum noch welche. Vermutlich wird es heute Zeit für einen Besuch beim Arzt.“
    „Und danach in eine Kirche?“
    „Hm.“ Octavian überlegte einen Moment lang und er empfand einen Kirchenbesuch als durchaus befriedigend; selbst wenn sein Leben dadurch nicht leichter wurde, und schon gar nicht seine Sorgen und Bedenken verschwanden, so würde es zumindest etwas seine Seele leichter. „Keine schlechte Idee.“
    „Ihr Vater hat keine Beichte abgeleistet.“
    „Bitte?“
    „Ich meine, ihr Vater ging seit Monaten schon nicht mehr in örtliche Kapelle. Es lag wohl an seinem Zustand in den letzten Monaten. Der Citadel-Blitzkrieg, die Aufräumarbeiten, die Geschehnisse rund um Corefield und – nunja, sein Privatleben.“
    „Das haben Sie nicht gerne gesehen?“
    „Sie meinen, seinen konstanten Verfall?“
    „Genau.“
    „Nein, es hat mir das Herz gebrochen, Herr.“ Die zwei erreichten gerade eine Kontrolle vor den Industriegebieten, die die Shuttles überprüften, die sich auf dem offiziellen Weg dorthin bewegten. Sejan legte seinen Ausweis vor und ein paar Sekunden später wurde ihnen der Eintritt in den Tunnel erstattet, der sie über dem Industriegebiet ausspucken würde; von da an war es nur noch ein kurzer Weg zu den Corefield Büros. Im künstlichen orangen Licht des Tunnels erwähnte Sejan, dass die asarische Detective ihn gestern Abend noch besucht hatte und ihm ein paar unangenehme Fragen stellte. Octavian versuchte sich zu erkundigen, ob die Asari unangenehme oder auch nur formale Fragen über ihn selbst stellte, aber Sejan schien darauf nicht eingehen zu wollen. Er bevorzugte es vor erst zu schweigen, was Octavians Missgunst weckte und ihm klar machte, dass Sejan offensichtlich etwas beschäftigte, dass er so noch nicht bereit war Octavian vorzutragen. Er stellte weiterhin gefühlvoll und bedacht Fragen bezüglich der Asari und des gestrigen Abends, vor allem aber über Vater, im Grunde ging es aber um Sejan; keine der Fragen beantwortete Sejan wirklich, stattdessen klammerte er sich an Einzeiler, die Octavian ein Gefühl der Besorgnis brachten, ihn aber auch erneut realisieren ließen, dass nicht nur er und seine Brüder mit dem Verlust zu kämpfen hatten.
    Die zwei verließen nach geschätzten drei Minuten den unterirdischen Tunnel, der sich allmählich vage nach oben aufbaute, und sie anschließend auf eine höhere Ebene brachte, von der sie von oben herab den – im Vergleich zu anderen pulsierenden wirtschaftlichen Gegenden – kümmerlichen Industrierand der Citadel überblicken konnten.

    Da es noch relativ früh war am Tag, war Sejan selbst auch noch hungrig, hatte er doch zum jetzigen Zeitpunkt nur eine Tasse Kaffee getrunken um Octavian abholen zu können. Die Katerstimmung lag demnächst nicht nur über Octavian und seinen Brüdern, sondern auch über Sejan und noch weiteren, wie Anna, Claudia oder auch Sarvil, so Sejans Erklärung. Sarvil war anscheinend besorgt um Octavian gewesen und hatte das Anwesen besucht nur um von Anna letztendlich die Nachricht von Octavians Verhaftung zu empfangen. Also wussten es alle, schlussfolgerte Octavian, rollte die Augen aufgrund der Geschwätzigkeit Annas, die doch nur auf ihrer Ehrlichkeit und Besorgnis beruhte und vergab ihr im selben Gedankenzug. Wenn sie sich Sorgen machte, so war es ihre eigene Schuld – aber Octavian empfand es zumindest als leichten Balsam, dass sich jemand Sorge machte. Und obwohl Sarvil ein – für Menschen im allgemeinen – verhassten Batarianer darstellte, so zählte Octavian den treuen „ersten Offizier“ unweigerlich zu seinen nächsten Leidensgenossen und zu seinem vermutlich einzigen Waffenbruder, den er jemals hatte, und das obwohl er eine Offiziersausbildung abgeschlossen hatte. In diesem Sinne war es fast schon eine verkehrte Beziehung zwischen den beiden; als stamme sie aus einem Paralleluniversum. Aber die Tatsache, dass ein Batarianer um einen Menschen besorgt war, kam vielleicht genau von dort.
    Sejan drosselte die Geschwindigkeit des Shuttles und hielt bei dem beliebtesten, und vermutlich auch dem einzigen, Octavian wusste es nicht genau, Supermarkt in den Industriegebieten. Sejan trat heraus nach dem er nachgefragt hatte ob Octavian etwas wollte, aber er hielt nur das Säckchen in die Höhe und holte es heraus, sein Diener ging am Fenster vorbei und ein Shuttle-Bus fuhr langsam vorbei, wodurch die griesgrämigen Gesichter der Angestellten zu erkennen waren, und hinter dem Shuttle-Bus war das Denkmal des salarianischen Ökonomen und Wissenschaftlers Harlos zu bewundern, der majestätisch über dieses Gebiet der Citadel wachte. Seine Schrift über den notwendigen Selbsterhalt eines jeden planetaren Systems erzeugte vor mehrere hundert Jahren ein solche Debatte, dass das Industriegebiet schlagartig auf der Citadel ausgebaut wurde. Menschliche Theoretiker konnten bis heute nicht sagen ob Harlos Gedankengut den kreativen Anarchismus eines jeden Planeten und jeder Raumstation bevorzugte, ähnlich einem System, welches auf Kommunen basiert, oder die natürliche Aufteilung der Herstellungskapazitäten eines starken Citadel-Raums förderten. Octavian selbst sah in Harlos Theorie mehr einen Appell an die Autorität der Citadel sich gegen jegliche Notstandslagen zu rüsten; einen Ratschlag, den der Citadel-Rat nicht unbedingt warmherzig übernommen hatte. Noch ehe Octavian aber den Gedanken weiterspinnen konnte, kam Sejan überraschend rasch mit einem Burek mit Fleischfüllung zurück, typisch für ihn und irgendwie auch typisch für jeden bei Corefield Design. Die Firma war nur noch ein paar Meter entfernt und die Papiertüten des kleinen Stands, der die Bureks verkaufte, machten geschätzte fünfzig Prozent des Mülls aus. Burek selbst war ein relativ einfaches Gebäck, das auf der Erde gerne produziert wurde, jedoch schmeckte das asarische Äquivalent davon, sofern man es so bezeichnen konnte, besser. Nicht weil die Zutaten unbedingt besser waren, sondern weil die asarische Variante mit einer köstlichen, trockenen Sauce zubereitet wird. Sicherlich, kein Häftling der sein letztes Mal wegen seiner Todesstrafe serviert bekommt, würde nach einem asarischen Burek verlangen, aber der – außerordentlich gesunde – Snack hatte seine Fans bei Corefield Design. Genauso wie überall im Citadel-Raum. Der menschliche Burek war nicht ganz so beliebt, aber immer noch schmackhaft, insbesondere die Käse-Variante hob sich etwas von der Konkurrenz ab, besonders das griechische Burek. Dann bemerkte Octavian, dass er zu viel über Essen nachdachte und holte seinen Proviant heraus um das Croissant zu verschlingen.

    Der Corefield Komplex war nicht sonderlich groß, zumindest im Vergleich zu anderen industriellen und geschäftlichen Niederlassungen bekannter Firmen. Hier gaben sich Hadne-Kedar und Ariake Technologies die Klinke in die Hand und noch viele andere Firmen, und die meisten davon – zumindest der Großteil der menschlichen Niederlassungen – hatten sich dazu nur aufgrund der eingestürzten Preise für die Grundstücke und des unweigerlichen Loyalitäts- und Prestigegewinns dazu hinreißen lassen. Corefield Design war selbst eine jener Firmen, die sich erst durch den Citadel Blitzkrieg dazu durchringen konnte die Citadel als wirtschaftlichen Standort zu betrachten und nicht nur zu bloßen Selbstbeweihräucherung. Octavian hatte damals Vaters Engagement belächelt, musste aber alsbald feststellen, dass der Aufwand - den er in die Errichtung des Firmengeländes und in die gemeinwilligen Spenden an den Citadel-Zoo und diverse Parks - steckte, durchaus einträglich war. Der Citadel-Rat und seine Ministerien erschienen nach dem Blitzkrieg, sei es aufgrund der wachsenden Reputation und des steigendenden Vertrauens in die Menschheit oder auch der außerordentlich klugen Strategie des Firmenchefs, um einiges gewillter mit Corefield Design zu kooperieren und damit auch die Firmen, die sich unter dem Besitz anderer Rassen befanden. Natürlich ließ sich der Citadel-Rat bis heute noch nicht herab um mit Corefield Design überhaupt ein geschäftliches Gespräch zur weiteren Expansion zu unternehmen, vor allem da der Citadel-Rat – gelinde gesagt – seine eigene Favoriten in diesem Segment hatte, aber auch die ranghöchsten Politiker konnte nicht umhin das Engagement zu loben und damit den Weg zu öffnen für weitaus lukrativere Deals mit Partner, die wesentlich begieriger waren mit Corefield Design zusammen zu arbeiten. Vielleicht war dies einer der Auslöser für Vaters schwindenden Bezug zur Realität, von dem er die letzten Wochen über geplagt wurde. Der Doktor sagte, man könne es in den Griff bekommen, aber vor allem blieben die Worte hängen, dass es per se kein Anfall von Wahnsinn oder dergleichen wäre, sondern nur der Versuch seine menschliche Seele zu retten. Octavian hatte damals dem Doktor ins Gesicht geworfen, dass er sich solch christlichen-chardinistischen Kram sparen solle und dass er gefälligst die Wahrheit wissen wolle. Tatsächlich konnte der Doktor aber nichts weiter feststellen und so vegetierte Octavian die restlichen Wochen dahin und versuchte die Pflichten seiner Position bestmöglich zu erfüllen, dabei selbstverständlich nicht recht bewusst welche Gefahr rund um seinen Vater schwebte und das jemand bereits einen Mord geplant hatte.

    Die Wache am Eingang, ein Turianer in denselben Farbtönen wie Octavians Uniform, der einzige Unterschied, dass es sich hierbei um eine Rüstung handelte, begrüßte Sejan am Tor. Sie wechselten ein paar freundschaftliche Worte, wobei Sejan – etwas unverschämt – immer wieder ein paar Stücke seines Bureks abzwickte und in den Mund schob, während ein Scanner das Shuttle kontrollierte und der Turianer die Ausweise ordnungsgemäß kontrollierte. Auch Octavian musste aus seiner Brieftasche seinen herausholen und der Turianer bekundete ein knappes, aber scheinbar aufrichtiges Beileid gegenüber Octavian. Der Komplex war sicherlich nicht groß, um ehrlich zu sein erschien er sogar relativ klein im Vergleich zur Niederlassung von Binary Helix ein paar hundert Meter weiter. Die Parkplätze reichten gerade so aus um einem Viertel der Angestellten Platz zu bieten. Das hatte zumindest den Vorteil, dass der Weg zum eigentlichen Gebäude nicht sonderlich lang war. Das Gebäude war weiß und blau gestrichen, ein Anblick, der für Firmengebäude auf der Citadel reichlich unoriginell war, aber zumindest als hübsch bezeichnet werden konnte, sofern man kein professioneller Kunstkritiker oder Architekt war. Das Design des Gebäudes, ein einfaches Rechteck, dass nach oben drei Stöcke besaß und nach unten sieben, erschien etwas klobig, unvorteilhaft und generell könnte man es als langweilig bezeichnen. Am Eingang prangerte das einzige Schmuckstück, dass zu finden war, und zwar das kunstvoll ausgeschmückte Logo von Corefield Design, indem man Bekenstein und kargen Planeten erkennen konnte, darüber prangerte die Buchstaben C und D. Obwohl Bekenstein rund sieben Jahre vor Julius Machtübernahme bei New D’sorni Studies gegründet wurde, trug er dennoch in den folgenden Jahren einiges zur optimalen und fast schon paradiesischen Entwicklung des Planeten bei. Dabei war dieser Beitrag eigentlich leidlich gering, denn Bekenstein schein seither ein Paradies zu sein und Visconti hatte den Planeten schlichtweg für Marketing-Gründe ein wenig unterstützt, aber selbst dieser Anteil war verschwindend gering. Das Logo machte zumindest Eindruck und den Slogan der Firma, der seit der Gründung von Corefield Design, Bestand hatte, prangerte an mehreren Ecken, aber nirgendwo schimmerte er so deutlich als wie über dem Eingang. Octavian kannte den Mann hinter dem Marketing-Coup nicht, aber wenn es nach ihm ginge, hätte er sein ganzes Leben nichts mehr arbeiten müssen, da es schlichtweg perfekt zu Corefield Design passte und deshalb auf Firmenkosten wie ein König hätte leben können. Vermutlich bekam er aber nur einen feuchten Händedruck und das jämmerliche Gehalt in die Hand gedrückt.

    Octavian hatte ganz vergessen wie der erste Stock des Unternehmens aussah seit seinem letzten Besuch hier, vermutlich lag es daran, da es schlichtweg nicht sonderlich aufregend war. Die Eingangshalle erinnerte mehr an ein Museum, die Räume nächstfolgend waren marginal interessanter, stellten sie doch nur bessere, detaillierte Museen dar oder dienten sie als Kantine, Besprechungszimmer unwichtiger Mitarbeiter; es befand sich gar eine Spielstube im äußersten Bereich des ersten Stocks. Ein roter Teppich war ausgerollt im Flur, das Licht floss in fast schon gold-ähnlichen Tönen durch den Raum, kunstvolle und reizhafte, silberne oder goldene Verzierungen verpassten der Marmorwand etwas Leben; in der Mitte des Raumes befand sich eine Rezeption, die Sejan und Octavian getrost ignorierten. An den Wänden hangen die ersten oder wichtigsten Errungenschaften von Corefield Design, darunter jeweils ein knapper Text über den Planeten. Die meisten davon wurden von menschlichen Kolonialisten bevölkert, während einige auch von nicht-menschlichen Rassen gegründet wurden, aber dieser Anteil war wohl, wie vieles bei Corefield Design, ein rein prestigeträchtiger Anspruch. Schlussendlich am Ende des Flurs war der heißerwähne Fahrstuhl, der allerdings von einer Kontrolle und zwei gewohnt bösartigen Batarianer bewacht wurde. Obendrein befanden sich zwei stationäre Geschütze im Raum, die mittels eines einfachen Knopfdrucks alles durchsieben würde, welches von der VI als Feind bezeichnet wurde, was generell alles war, außer den Angestellten, die dazu erlaubt waren den Knopf zu drücken und den Viscontis.
    Einer der Batarianer aktivierte augenblicklich den Lift als er Octavian sah, der andere zögerte etwas. Sejan schritt an ihnen gemütlich vorbei, so als wäre es ein alltäglicher Prozess. Der zweite Batarianer zögerte noch immer, räusperte sich dann aber und sprach aber: „Entschuldigung, ich müsste ihre ID sehen und Sie scannen.“ Octavian wartete hinter der Rezeption, während Sejan irritiert zu ihm blickte.
    „Es ist Standardvorgehen, also bitte.“
    „Bist du wahnsinnig? Das ist Sejan, und das ist Octavian Visconti.“
    „Trotz-dem…“, stotterte der Batarianer, der sich zaghaft am Nacken rieb und nervös seine vier Augen in beschämender Art immer wieder zukniff.
    „Erhabener, Sie können natürlich ohne Kontrolle durch.“
    „Kann ich das?“, antwortete Octavian.
    „Äh“, gab Tyflavs von sich, so zumindest der Name auf dem Namensschild des Batarianers.
    „Damit wir uns verstehen: Diese Kontrollen sind nicht zum Spaß hier. Selbst wenn ein Mitglied des Citadel-Rates hier hindurch will, wird der Weg erst freigegeben nachdem die ID und die Erlaubnis zum Eintritt bestätigt wurde. Verstanden?“ Tyflavs zögerte etwas, und fing nun ebenfalls an nervös mit den Augen zu blinken, während sein Kollege ein wenig Mut fasste und für Tyflavs mit einem beherzten ;Ja, Erhabener!‘ antwortete. Der zweite Batarianer machte sich augenblicklich an die Arbeit. Octavian hätte Lust auf einen kleinen Scherz Richtung Tyflavs gehabt, aber er entschied sich dazu nichts zu sagen, schließlich lag ihm nichts daran irgendjemanden zu schikanieren und schon gar nicht seine eigenen Angestellten. Er holte wie zuvor seine ID hervor und eine Kamera erfasste ihn, übermittelte ein Bild auf das Terminal der Wachen, ehe die offizielle Freigabe von ihnen erteilt wurde. Der selbe Vorgang wurde bei Sejan wiederholt und mit einem wohl gemeinten Ratschlag an Tyflavs verabschiedete sich Octavian von den zwei Wachen vorerst, der wie folgt lautete: „Ich dulde keine Ausnahmen hier. Der Mord meines Vaters ist hier passiert, das sollte uns allen eine Lektion zu sein.“ Die Batarianer nickten eifrig und als Octavian in den Aufzug eintrat, warf er ihnen einen strengen Blick zu, einer jener Sorte, der unmissverständlich den vorherigen Satz weiterführte, und verdeutlichte, dass jeder, der in der damaligen Nacht nicht seinen Dienst erfüllt hatte mit Konsequenzen zu rechnen hatte – denn so geschwächt war sein Körper nach wie vor, dass er die glasigen Augen nicht verstecken konnte, als er das Gemälde, welches von der Decke über dem Wachposten herab ring, nicht hätte ignorieren können. Die rasche, aber ausdrucksvolle Reaktion in Octavians Gesicht – eine Reaktion, die sich vornehmlich durch das Verziehen seines Mundwinkels und in dem Versteifen seiner Wangen zeigte; letztendlich aber vor allem der Unmut der sich darin vollkommen und fast schon traditionell entwickelte und zur Geltung gebracht wurde, nach dem er das Bild seines Vaters sah, reichte den Batarianern aus um all dies zu interpretieren.
    Geändert von Octavian Visconti (10.03.2011 um 21:11 Uhr)

  2. #32
    ME-FRPG ONLY Avatar von Robert Elle
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    <--- Die Citadel: Choras Nest

    Leicht torkelnd, um den Eindruck eines betrunkenen Saufboldes zu erwecken, ging Robert, gegen halb zwei Uhr morgens, Richtung Ausgang. Er hatte die halbe Nacht dort verbracht. Robert kannte die Gerüchte, die innerhalb der Informationsbeschaffungskreisen kursierten. Black Sabbat soll eine chemischer Kampfstoff sein und sich irgendwo auf mehreren Speichersticks befindet. Echo Alpha Rot musste sich also gerade mit diesem Thema beschäftigt haben, als er verschwand. Die Nachricht, die über eine gesicherte Leitung, bei Robert eintraf verfügte auch über einige Anhänge. Ein Anhang zeigte das Bild des Agenten. Ein Mann, ca. dreißig Jahre alt. Braunes Haar, und grüne Augen. Kurz ein Allerweltsgesicht. Außerdem enthielt es die zuletzt angegebene Position des Agenten. Eine kleine Disco in den Bezirken. Robert rief ein Taxi und machte sich auf den Weg.
    Dort angekommen, wies er den Fahrer an zu warten. „Ich komme gleich wieder.“ Der salarianische Fahrer akzeptierte seine Bitte mit einem leichten Nicken. Robert bemerkte, dass hier nichts mehr los war. Niemand war in der Gegend anzutreffen. Dann fiel ihm vor dem Gebäude eine kleine Blutlache auf. ,Jemand wurde verletzt. Der Farbe und der Konsistenz des Blutes nach ein Mensch.'
    Seine Gedanken waren wieder klar, bar jeglichen Alkohols. Er hatte eine Leber wie ein Kroganer. Er war stolz auf diese Fähigkeit, den Alkohol so gut zu vertragen. Sie brachte ihm das ein oder andere Mal die Möglichkeit seinen Gegenüber unter den Tisch zu trinken, um so an seine Infos zu kommen. Er öffnete die, nur angelehnte Tür. Er war nicht verwundert, dass sie nicht abgeschlossen war. Hatte hier doch vor kurzer Zeit ein Kampf stattgefunden. Vorsichtig ging er hinein und zog sein Messer. ,Nächstes Mal nimmst du die Pistole mit.' Kurz schaute er sich um. Niemand im Hauptbereich. Er atmete kurz erleichtert aus, spitzte seine Ohren und versuchte irgendwelche Geräusche, die auf Leben hindeuteten, zu orten. Zu seiner Erleichterung vernahm er nichts. Er ging in die hinteren Bereiche und fand in einem Aufenthaltsraum mehrere Leichen. Ein toter Turianer, bei dem Robert sofort die Lust verspürte, ihm den Kopf abzuschneiden, eine tote Asari, ein Salarianer, tot und zwei Menschen. Er verdrängte die Lust für einen Moment aber dann tat er sich den Gefallen. Er schnitt ihm allerdings nicht den Kopf ab sondern nur die Finger, die die Pistole umklammerten. Sich der Pistole bemächtigt untersuchte er die beiden menschlichen Leichen und erkannte eine als Echo Alpha Rot. Dem armen Kerl hatte man direkt ins Auge geschossen. Er hatte nicht einmal den Hauch einer Chance. Ihm fiel die kaputte Tür mit den Schusslöchern auf. Ein klarer Beweis dafür, dass der Turianer ihn nicht getötet hatte. Vermutlich stand der Turianer mit dem Rücken zur Tür. Die Position des Salarianers betrachtend, kam er zu dem Schluss, dass der Außerirdische direkt vor der Tür stand als diese brutal aufgebrochen worden war. Die Asari war wohl als nächste dran, dann die beiden Menschen, von denen bedauerlicherweise einer Echo Alpha Rot war. Zuletzt kam dann wohl der Turianer an die Reihe. Er konnte sich wohl noch umdrehen und ein Paar Schüsse abgeben bevor in ihm der Lebensfunke erlosch. Robert schaute sich noch weiter um und entdeckte dann eine weitere Blutlache auf dem Boden. Sie passte zu keinem der Toten in dem Raum. ,Hier war noch jemand.' Es war viel Blut und noch einigermaßen frisch. Er durchforstete den Raum weiter und fand unter einer der Leichen einige Gepäckstücke. Eines der Stücke wies ein Gepäckschild auf. „Michael Gabriel.“, las er es vor. Im selben Moment zog er auch schon sein Com hervor und öffnete eine sichere Verbindung.
    „Staff Lieutenant Robert Elle. ID Echo Alpha Sierra Foxtrot Nine Zero Delta Four Tango. Agent im Einsatz“ Eine Standardfloskel. Robert kannte sie aus jüngerer Vergangenheit. Er brauchte sich keine Sorgen machen. Hier auf der Citadel wird man ihm schon weiterhelfen. Eine kurze Bestätigung folgte und Robert fuhr fort. „Wer ist Michael Gabriel?“
    Keine fünfzehn Sekunden später meldete sich eine junge Frau. Robert empfand die Stimme als sehr ansprechend, doch leider war sie auch schon ein wenig ungehalten.
    „Lt. Elle. Was interessiert sie Michael Gabriel?“
    „Code: Deathtrack. Echo Alpha Rot ist tot. Erschossen. Und ihrer Äußerung entnehme ich, dass ich nicht der einzige bin, der Interesse an Mr. Gabriel zeigt. Können sie ihn orten, mir sagen wo er sich befindet?“ Eine längere Pause entstand und Robert vernahm das ertappte seufzten auf der anderen Seite der Leitung.
    „...Wir orten sein Smartphone in einem unserer Safe Houses in den Bezirken. Ich schicke ihnen die Adresse. Was werden sie tun?“
    Ein lächeln machte sich breit, auf seinem Gesicht.
    „Ich werde die Agenten vor Ort unterstützen. Sorgen sie dafür, dass hier ein Säuberungstrupp vorbeischaut. Hier liegt das Gepäck von Mr. Gabriel 'rum. Sacken sie das bitte ein. Ich denke, der Mann kann nach der Sache hier wohl ein paar frische Unterhosen vertragen. Danke...“, mit einem mal war die Leitung tot „...Lady.“
    Robert ging wieder raus auf die Straßen und stieg zurück ins Taxi. Der Salarianer schaute ihn verdutzt an. „Keine Sorge. Das ist nicht mein Blut.“, Robert lächelte. „Bitte fahren Sie mich dahin.“ Er zeigte kurz das Com vor und der Taxifahrer bestätigte dies mit einem kurzen Nicken. Die Pistole, die sich Robert hinten in die Hose gesteckt hatte schmerzte beim sitzen, doch er lies sich nichts anmerken.
    Einige Momente später passierten die beiden einen Unfall. Ein Stau hatte sich gebildet.
    „Oh. Hier muss es aber richtig gekracht haben.“ Gab der Fahrer von sich. Robert nickte nur. ,Gut. Wir scheinen auf dem richtigen Weg zu sein.'

    ---> Die Citadel: Bezirke (Unterschlupf des Allianzgeheimdienstes)

  3. #33
    FRPG-Account Avatar von Octavian Visconti
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    Citadel: Industriegebiet – Corefield Design
    10:50

    Der Aufzug hielt im dritten Stock oben, und als die Türen aufschossen, hielten die Mitarbeiter für einen Moment die Luft an, nicht gleichzeitig, aber der Reihe nach. Ein paar Sekunden dauerte es und jeder hatte sein Gesicht zum Aufzug gewandt, in dem Octavian in seiner Dienstuniform leicht grimmig die Blicke zurückwarf. Er ließ ihn durch über die zahlreichen Terminals streichen, die Sekretäre und Sekretärinnen, die für einen Augenblick ihre Arbeit unterbrochen hatten, etwas Rauch stieg auf (Corefield Design hatte seit jeher eine äußerst liberale Pro-Raucher Politik, wen wunderte es auch schon), und ein paar Komms klingelten. Aber niemand interessierte sich dafür im Moment, Octavian war hier und hinter ihm Sejan, der sich sein Lachen nicht recht verkneifen konnte. Um diese Reaktion zu verstehen, gilt es zu wissen, dass Octavian nur äußerst selten in den Citadel-Büros unterwegs war. Generell schien er sich hauptsächlich auf Ilium und manchmal Elysium aufzutreiben. Um ehrlich zu sein, er verbrachte vermutlich gar mehr Zeit auf Noveria als auf der Citadel, und dort hatte Corefield Design noch nicht einmal eine Niederlassung. Jedenfalls jedes einzelnes Mal wenn Octavian das Firmengelände auf der Citadel betrat, hatte es Entlassungen und Strukturwandel zur Folge. Für die Mitarbeiter fungierte er mittlerweile als eine Art Vorbote, und man sah ihn nicht gerne auf der Citadel. Dies lag vielleicht daran, dass er selbst diese Niederlassung am liebsten unter direkter Beobachtung gehabt hätte auf Ilium, aber es war nicht nur die Distanz. Ebenfalls war es – wie er am gestrigen Tag erneut spürte – die wesentlich harschere und schneller agierende C-Sec, sowie noch weitere Gründe, meist aus finanzieller Sicht, doch auch aus sicherheitstechnischen Gründen. Octavian scherte sich nicht viel um den politischen Vorteil eine Abteilung auf der Citadel zu haben, er sah darin sowieso keinen Vorurteil, viel mehr verstand er es als offene Einladung für Komplotte und Aktionen gegen Corefield Design. Dies hatte sich vor vier Tagen wieder einmal bewahrheitet. Vater, der auf dieses Geschäft hier gepocht hatte, hatte unweigerlich die Rechnung bezahlt. Vielleicht wäre es auch auf Ilium passiert, aber es wäre anders gekommen. Er wäre zumindest nicht alleine gestorben. Die Mitarbeiter konnten sich aber immer noch nicht aus ihrer Erstarrtheit befreien und für einen Moment lang empfand Octavian diesen Augenblick als befriedigend. Anders als Antonius oder Lepidus wusste er sehr wohl, dass jeder der Angestellten der Mörder hätte sein können, oder zumindest ein Komplize oder einen Fehler auf seinem Konto hatte. Er war hier um dies zu bereinigen; ein Geschwür zu entfernen – und dafür brachte er seine schärfsten Skalpelle mit. Seine Batarianer würden jeden unter die Lupe nehmen, selbst ihre fünf Artgenossen, die hier stationiert waren. Hier lag ein gewisses Flair von Misstrauen in der Luft, es roch widerlich für Octavian, und deshalb bedurfte es einer Diagnose und einer Operation, je nach Diagnose würde es verschiedene Ergebnisse geben. Kündigung bis hin zu blanker Verfolgung, ein Tadel bis zu einer zukünftigen kleinen Racheaktion.

    Langsam beruhigten sich die Leute wieder, das Gequatsche und das Geklapper nahm seinen Lauf; sie alle hatten nichts zu fürchten diesmal, vorausgesetzt sie waren loyal. Während die C-Sec Konkurrenz und Kriminalität als die Hauptverdächtigen ansah, der Turianer Hanibahl Octavian oder einen seiner Brüder, vermutete Octavian jemanden aus dem Raum von Corefield Design. Die D’sorni Schwestern waren ein Teil davon, aber nur ein äußerst geringer. Man konnte nicht alles auf eine Karte setzen und seine Investigation bezüglich des Mordfalls strikt darauf konzentrieren. Aber sowohl Lepidus als auch Antonius hatten ihn solcherlei Dingen keine Erfahrung, Octavian hatte mehr, auch wenn es nur ein kleiner Funken war. Er war nie Polizist und nie ein Privatdetektiv, und das war ihm ehrlich gesagt auch recht. Seine Stiefel hallten durch den Raum als er hart den Boden entlangschritt, dabei von der Seite jeden Mitarbeiter einzeln ins Visier nahm. Hier war das Zentrum für jegliche Kommunikation mit anderen Firmen. Während ihre zahlreichen Vorgesetzten mit den Geschäftspartner Verträge abschlossen, lag es an diesen Leuten, die Kommunikation in- und auch außerhalb des Unternehmens zu sichern. Sie waren keine Buchhaltung und keine Anwälte, sie verdienten das normale Gehalt für eine solche Tätigkeit und vor allem durfte aber bezweifelt werden, dass sie loyal zu Corefield Design standen. Sie hatten keinen wirklichen Grund dafür, schließlich verdienten sie nicht außerordentlich viel, trotz irregulären Gehaltserhöhungen hier und da für den ein oder anderen, und das Leben wurde stetig ein kleines Stück teurer auf der Citadel. Loyalität konnte man einfordern durch diverse Mittel, aber diese Leute – eine durchgemischte Gruppe der meisten Rassen, verteilt über mehrere Räume – waren schlichtweg nicht wichtig genug um daran zu denken. Selbstverständlich waren sie wichtig, aber nur in der Masse, und in diesem Resultat war es eindeutig: Jeder von ihnen war entbehrlich. Keiner hielt einen Stellenwert inne wie Sezuluv, Holden oder Sarvil. Dem war sich jeder bewusst, und deshalb hielten sie ihren Atem an, als Octavian den Stock erreichte und jeden für einen Moment musterte, während sie vergeblich versuchten sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren – kaum einer konnte stand halten, wurde nicht nervös. Erst im zweiten Raum realisiert Octavian warum dies der Fall war. Es lag nicht an ihm, sondern viel mehr lag es an der Ermordung selbst. Ein Portrait hang an einer Stelle im zweiten Raum, im Hintergrund das gerade neu-errichteten Citadel-Gebäude. Und auf derselben Höhe hang eine Abbildung des Citadel-Zoos, mehrere Meter in Länge beanspruchend, die erste Konzeption, einige der verschiedenen Pflanzen aufgelistet, das Endprodukt. Octavian überlegte, ob sie in diesen Tagen jeden so begrüßten, rasche Blicke, die sich gegenseitig abwogen und die im Terminal Zuflucht suchten; als würden sie den Mörder erwarteten. Nach wie vor waren die Blicke angespannt, eine menschliche Mitarbeiterin, so hörte Octavian sie sagen, „er wäre gerade hereingekommen.“ Und bald schon war er wieder hindurch geschritten, kein Wort von sich gebend, und Sejan dicht hinter ihm. Wieso Sejan ihm folgte, war ihm nicht recht bewusst, vielleicht wollte er einfach Corefield Design wieder zu Gesicht bekommen, die Auswirkungen des Todes begreifen. Octavian nahm sie dezent wahr, denn die Mitarbeiter so bemerkte er nun, zögerten schließlich nicht wegen ihm die Arbeit zu erledigen, viel mehr war es Vater und dessen Schatten hinter seinem Sohn der zu erkennen war, der sie anhielt und Luft schnappen ließ. Sie spürten die Ungewissheit, die Corefield Design umgab. Er hätte gerne eine Ansprache gehalten, aber das war etwas das zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich war. Man konnte nicht einfach seinen Mitarbeitern versichern, alles wäre in Ordnung, wenn man es selbst nicht wusste, wenn man gar das komplette Gegenteil befürchtete.

    Im dritten Raum begrüßte die beiden eine Schar von Angestellten. Zugegeben, der dritte Raum war hauptsächlich zur Begrüßung gedacht und es hielten sich nur vereinzelt und wichtigere Angestellten hier auf, jene die vor allem mit der Buchhaltung in Kontakt standen, aber dennoch trugen jene ein ähnlich blasses Gesicht wie die vorher begutachteten. Sarvil öffnete die Arme und gab Octavian eine kurze Umarmung, sein Gesicht schien erleichtert zu sein, ehe er in seine professionelle Art zurückfiel. Octavian fand die Umarmung unangemessen für das Publikum um sie herum, aber er wollte es Sarvil auch nicht abschlagen.
    „Erhabener,“ begann Sarvil seinen Satz: „Ihre Männer interviewen derzeit das Sicherheitspersonal des Komplexes. Später werden wir uns um die Buchhaltung, die Sekrätere, die Anwälte und zu allerletzt um die Geschäftsmänner in Corefield Design kümmern. Geht das in Ordnung?“
    „Schon, nur nehmen Sie mir unsere Geschäftsmänner nach dem Wachpersonal in Augenschein. Und kontaktieren Sie die Männer auf Ilium und Elysium. Ich will Interviews zu jedem einzelnen Mitarbeiter haben, detailliert. Bis ins kleinste Detail. Aber werden sie nicht zu harsch, weisen Sie die Leute an Notizen zu machen. Sollte die Mördersuche nicht erfolgreich sein, können wir jeden je nach dem noch einmal befragen.“
    „Verstanden.“ Sarvil unterstrich die Bestätigung mit einem Nicken und trat zur Seite. Der menschliche Sicherheitschef der Citadel-Station, damit quasi offizieller erster Offizier unter Octavian, auch wenn er es nicht wirklich so sah; ein alter Ex-Militär, der ursprünglich Octavians Position informal inne hatte, eher Octavian seine Rolle schleichend und effektiv übernahm beziehungsweise sein Vater ihm irgendwann die Belohnung zuteil kommen ließ und hierfür eine neue Position im Unternehmen schuf. Arnold Besliwski war damals darüber nicht erfreut, aber er wurde alsbald mit einer Gehaltserhöhung stumm gemacht, sodass er sich entschied weiter im Unternehmen tätig zu sein, auch wenn er nicht mehr die Kontrolle über die Sicherheit hatte. Mit keinem Deut von Unsicherheit kam er Octavian entgegen, sicher keinen Fehler begangen zu haben.
    „Wir haben das Videomaterial mehrmals analyisiert, aber bis jetzt konnten wir keine Spuren bezüglich des Mörders finden. Wir vermuten, dass es sich um einen“ Arnold kam einen Schritt näher und wurde im Tonfall leiser, was Sejan ein argwöhnisches Schnauben entlockte, „Insider handelt. Sicher sind wir uns nicht, aber die Kenntnis über die Kamera und das Sicherheitssystem legen dies nahe.“
    „Ich verstehe. Aber das hier ist der falsche Ort um dies zu besprechen. In zwanzig Minuten im Konferenzraum. Ich will ihre Profis bei der Konferenz dabeihaben und jeden, den sie sonst noch als 'sicher' bewerten; Sarvil, dich ebenso. Haben Sie ein Büro für mich frei?“
    „Sie können sicherlich in der Zwischenzeit das Büro von Antonius verwenden“, antwortete Arnold nach kurzer Überlegungszeit.
    „Aha, und wieso das?“
    „Er ist heute nicht erschienen, vermutlich nimmt er sich einen weiteren Urlaubstag“, kam es leicht zynisch aus Arnolds Mund heraus.
    „Hm, klingt ganz nach ihm, nicht?“
    „In der Tat.“
    „Nun gut, man sieht sich in zwanzig Minuten.“

    Octavian drehte sich um nach dem die Männer sich von ihm verabschiedeten hatten. Sarvil und Arnold waren sicherlich die zwei wichtigsten, jedoch hatte Arnold auch zwei Turianer bei sich, die sich bereits mehr als einmal bewährt hatten und die sowohl Arnold als auch Octavian als äußerst kompetent einstuften. Außerdem befand sich noch ein salarianischer Wissenschaftler dabei, der eine rein repräsentative Funktion hier auf der Citadel darstellte und dafür sorgte, dass die Citadel stets aktuell und vor allem korrekt mit Ilium arbeitete, sowie ein menschlicher und ein salarianischer Techspezialist; an ihre Namen konnte sich Octavian allesamt nicht mehr erinnern, aber er kannte ihre Gesichter und das genügte, dass er wusste, dass sie es wert waren an der Konferenz teilzunehmen.
    Sejan reagierte überrascht auf die Drehung, da Octavian ihm plötzlich ins Gesicht sah; er wirkte perplex, vermutlich hatte er erwartet, dass Octavian bereits zu diesem Zeitpunkt die Peitsche ausgepackt hätte, aber dies lag nicht in seinem Sinne. „Ja, Herr?“ fragte Sejan knapp, gerade als Octavian seinen Mund aufmachte um ihm mitzuteilen, dass er hier nicht mehr von Nöten war.
    „Geh‘ nach Hause, Sejan, raste dich etwas aus.“
    „Ich würde recht gerne-“
    „Sejan, ich werde dir schon die Ergebnisse erzählen. Aber hier hast du nichts mehr zu suchen. Du bist kein offizieller Angestellter.“
    „Ja, natürlich.“
    Sejan und Octavian schüttelten zum Abschied die Hand, und er sah Sejan noch einen Augenblick hinterher wie er durch den zweiten Raum ging, dort von den rund zwanzig Mitarbeitern angeschaut wurde, wie er etwas geknickt Richtung Tür ging. Ein Elcor-Mitarbeiter versperrte ihm den Weg für einen Moment und Octavian fragte sich, warum ein Elcor hier eigentlich arbeitete, aber dies hatte wohl vor allem mit der rassischen Diversität zu tun, und eine gute Elcor-Quote schadete nicht, wenn man Geschäfte mit den Elcor machen wollte. Genauso wie bei jeder anderen Rasse also. Sejan hielt noch einen Moment an, als eine Corefield Mitarbeiterin gerade in den Raum kam und die beiden begrüßten sich herzlich, doch Octavian wurde schon wieder abgelenkt von Sarvil, der ihn zu Antonius Büro geleitete.

    „Sarvil, machen Sie mir zuerst einen Check über alle die bei der Konferenz sind. Sagen Sie den weiteren Männern, dass sie zwanzig Minuten Zeit haben. Dürfte nicht allzu schwer sein für ein paar Personen, oder?“
    „Nein, natürlich nicht, Erhabener.“
    „Gut, wir wollen schließlich nicht den Maulwurf mit weiteren Informationen füttern? Und sollte jemand verdächtig sein, halten Sie ihn von der Konferenz fern. Aber nicht offensichtlich, geben Sie ihm einfach eine Aufgabe zu tun.“

    Octavian betrat nach einer Abschiedsgeste gegenüber Sarvil das Büro von Antonius. Es war dekoriert mit mehreren Portraits der Familie, manche mit Antonius und ihrem Vater, andere mit Anna, Lepidus oder Octavian, Mitarbeiter. Antonius hatte kein wirkliches Gespür für Kunst, deshalb dachte er gar nicht erst daran den Raum mit – wie es zum Beispiel Lepidus handhabte – Kunstgemälde auszustopfen. Stattdessen war das Zimmer durchaus persönlich eingerichtet, lehnte sich dabei an einen durchwegs modernen, futuristischen Stil an und ging damit relativ gut Hand in Hand mit den üblichen Firmenbüros, von den persönlichen Gegenständen abgesehen. In einer Ecke des Zimmers stand eine kleine Minibar, die mit verschiedenen Alkoholflaschen ausgestattet war, und die regelmäßig von Antonius Sekretärin aufgefüllt wurde. Ein gemütliches, beiges Sofa im Raum, welches Anna ausgewählt hatte, stand neben der Minibar, ein Glastisch davor und zwei Sessel dazu. Mehrere Aktenschränke sorgten dafür dass der graue Arbeitsalltag stets sichtbar war, während auf der anderen Seite des Raums ein Fenster, welches fast die komplette Wand ersetzte, einen Ausblick auf das Firmengelände und die Citadel gestattete. Octavian scherte sich für all dies im Moment nicht besonders, entschied sich stattdessen sofort sich um die Arbeit zu kümmern, die er die letzten Tage zu stark vernachlässigt hatte. Wohlangemerkt, er verspürte keine sonderlich große Lust dazu sich in dem Papierkram seiner Position zu verirren, allerdings war es notwendig und dies verstand Octavian – selbstverständlich hätte er aber die Zeit wesentlich lieber dazu genutzt den Mörder seines Vaters zu fassen. Vielleicht, so dachte er sich dann aber, war er schon dabei ihm auf die Schliche zu kommen.
    Das massive Terminal schimmerte matt und befand sich im Stand-By als Octavian näher trat. Ein paar Aktionen später stellte sich heraus, dass das Terminal seit drei Tagen durchgängig lief, dabei aber selten wirklich verwendet wurde. Sein Bruder hatte wohl in seiner fahrlässigen Irritation unter den derzeit harschen Umständen stets vergessen es abzuschalten, vermutlich wusste Antonius noch nicht mal recht was er zu tun gedachte. Trauerbewältigung war schließlich nichts was Antonius auf den Leib zugeschnitten war; schon beim Tode von Mutter hatte sich gezeigt wie verletzlich er sein konnte und wie sehr er doch an seiner Familie hing. In dieser Beziehung, in der Fähigkeit Trauer zu verspüren, so schien es zumindest Octavian, war Antonius um einiges fortgeschrittener als er, auch wenn beide ihren Kummer im Alkohol zu ertränken versuchten, so musste man doch festhalten, dass sie es auf zwei verschiedene Wege unternahmen. Er legte sich eine Zigarette auf die Lippen, neunzehn in der Packung verbleibend, aktiviert sein Omni-Tool und binnen weniger Sekunden waren seine Programme bereit mit dem Terminal synchron zu arbeiten. Auch wenn er Antonius liebte, so konnte man angesichts dessen was vor sich hin, nicht vorsichtig genug sein. Er startete mehrere Programme, die untersuchen sollten wer genau Zugriff darauf hatte – insbesondere unerlaubterweise, die Datenverbindungen- und Transfers checkte, Wortanalysen sowie Codeanalyse liefen über das Hologramm, spuckten Ergebnisse aus - allesamt unbrauchbar, mehrere Mail-Kontos wurden gehackt und Octavian überflog jene. Dabei mixte er sich einen schwachen Drink mit ein wenig Vodka um die Arbeitsmoral zu heben. An der Zigarette zog er hin und wieder, aber die meiste Zeit rastete sie im Aschenbecher, denn Octavian war erpicht darauf die Daten zu analysieren und er arbeitete schnell. Er wollte die zwanzig Minuten nutzen um den Zweifel von Antonius zu verbannen. Ein natürliches Misstrauen, vermutlich ein gegenseitiges sogar, wer wusste es schon. Die Mails wurden lapidar gelesen, aber die geschäftlichen beschränkten sich auf geschäftliche und jedes dieser Mails war ebenso an Octavian und Julius adressiert, dabei selten direkt an Antonius wirklich gerichtet. Ein mangelndes Maß an Selbstinitiative? Konnte man schwer sagen. Die Dokumentenuntersuchungen ergaben keine weiteren Informationen, aber Octavian vergrößte die Filteroptionen und ließ erneut die Suche die starten. Leider ergab auch eine Untersuchung der Datenverbindungen nicht viel mehr, das System hatte stets Erlaubnis nur jenen gestattet, die dafür auch das Privileg genossen und ein Log zeigte auf den ersten Blick keine ungerechtfertigten Zugriffe. Mit anderen Worten, nichts. Octavian nahm einen letzten Zug, es waren bereits zwanzig Minuten vergangen, aber er ging nochmal das Log durch und dann erneut. Er fand nichts. Schlussendlich klopfte jemand an der Tür, es war Arnold, und zufrieden, aber in seiner Arbeit irgendwie versagend, so empfand es Octavian, stand er auf und ging mit Arnold in den Konferenzraum.

    Auf dem Weg dorthin begegnete ihnen niemand und generell schien man kaum etwas wahrnehmen zu können. Octavian spielte ein wenig mit seiner Nase, entschied sich aber dazu, es zu unterlassen, da es peinlich wäre, falls sich Arnold plötzlich umdrehen würde. Der bleiche und um ein paar Jahre ältere Herr als Octavian ging mit hinter dem Rücken gefalteten Händen den Gang entlang, erübrigt sich dabei ebenso wie sein Vorgesetzter nicht Smalltalk zu betreiben und somit erreichten sie still den Konferenzraum. Es war angenehm zu wissen, dass Arnold nicht wissen wollte was Octavian so lange aufhielt, es ging ihn schließlich nichts an und in Corefield Design war es festgelegt, dass die Autorität nichts beantworten musste, und man am besten keine sinnlosen Fragen stellte. Etwas was vor allem Octavian in seinen Jahren bei Corefield Design etabliert hatte; ein Verhalten, dass sich auf das Wesentliche konzentrierte, und zwar Ergebnisse zu präsentieren und nicht um Hilfe zu betteln und mit Fragen von wichtigeren Dingen abzulenken, und er verstand darin den Mitarbeitern Kompetenzen anzueignen, dass sie effektiv auf sich alleine gestellt handeln konnten. Dies trennte natürlich die Spreu vom Weizen. Arnold war einer der wenigen Angestellten in der Sicherheit, der sowohl unter Octavian als auch seinen eigenen Ambitionen diente, dafür lebte nicht seinen Job zu haben, sondern seinen Job bestmöglich zu erledigen - alter Militär eben. Damals ging eine regelrechte Säuberung von statten, die Octavian herzlos durchführte und jeder, der seinen Ansprüchen nicht gerecht wurde, konnte sich auf die Suche nach einem neuen Beruf machen. Nun musste er sich vielleicht eingestehen, dass seine Taktik falsch war, er falsche Entscheidungen traf oder gar die komplette Firma einer Umstrukturierungsmaßnahme unterziehen hätte sollen. Als er den Konferenzraum betrat, dachte er einen Augenblick daran, wie er aussah und bügelte sich etwas das Haar, fuhr sich mit der Zunge über den Karies auf seine Zähnen und schätzte, dass die Zähne immer noch weiß genug waren um nicht ekelhaft zu erscheinen.

    Er setzte sich an die Spitze des ovalen Tisches, der Platz bot für um die zwanzig Personen, jetzt gerade war aber nur eine Handvoll anwesend, wodurch sie alle sich nur auf eine Seite beschränkten und den Großteil des üppigen geschmückten Raumes ignorierten. Die sieben Personen mit denen Octavian sich zuvor unterhalten hatte, waren allesamt anwesend, womit Octavian davon ausging, dass sie ‚sauber‘ waren und man sie durchaus in die Arbeit miteinbeziehen konnte. Er warf Sarvil einen fragenden Blick zu und Sarvil bestätigte dies mit einem knappen Nicken, womit Octavian befand, dass man nicht viel falsch machen konnte alle einzuweihen. Auch wenn der Salarianer nach wie vor nichts zu tun hatte und deshalb vollkommen überflüssig war. Außerdem befanden sich noch zwei Menschen hier. Die Frau, in rot-braunem Haar, gespickt mit dezentem, aber attraktivem Brustumfang und unverschämter Attraktivität, war die persönliche Assistentin von Antonius und musste wohl dafür sorgen, dass jener alles mitbekam was er wollte; die andere Frau, leider nur leidlich verführerisch, dafür aber umso strenger wirkend, hatte etwas von einem verschollen Archetypus einer Volksschullehrerin in katholischen Gegenden um den Anfang des 20. Jahrhunderts und machte mit ihrem stählernen Gesicht und der konservativen, farblosen Kleidung einen Eindruck von Disziplin auf Octavian, mit dem sie jenem gleichkam.

    Octavian lehnte sich in den Stuhl hinein, drehte sich und überschlug die Beine. Im Drehen holte er eine Zigarette hervor, achtzehn Stück verbleibend, und blies den Rauch gen Decke, wo dieser augenblicklich verschwand. „Nun, was haben Sie für mich?“
    Arnold räusperte sich knapp und sah zu seinen Tech-Spezialisten, dann fokussierte er Octavian und begann: „In der knappen Zeit konnten wir nur die Wachmänner lapidar überprüfen. Noch nichts anständiges, es waren schließlich nur zwanzig Minuten.“ Octavian nickte. „Aber soweit müssen wir sagen, dass es nichts…“ Octavian erhob die Hand.
    „Die Berichte können Sie mir in ein paar Tagen vorlegen, wenn sie komplett sind. Ich will Details über die Nacht.“
    „Oh, natürlich, ja.“ Arnold gab einem seiner Männer eine Anweisung und auf dem Beamer am hinteren Ende des Raums wurden die Aufnahmen angezeigt, geteilt in mehrere Positionen, zu einem einzigen Video zusammen geschnitten, um das essentielle groß genug darzustellen. Auf dem Bildschirm war Julius zu erkennen. Ein paar Gläser neben ihm, ein halbgefüllter Aschenbecher, dutzende Dokumente auf dem Tisch. Die Überwachungskamera hatte alles aufgezeichnet. Er wirkt verstört, nervös, tipselt hastig ins Terminal und faucht Anweisungen hinein, knappe Sätze, die komplett keiner Logik entsprechen. Zufrieden lehnt er sich zurück, entfernt den Gürtel von seiner Hose und wirft in ein paar Meter weg. Der alte, genährte Bauch kommt zum Vorschein und er gönnt sich einen weiteren Drink. Kein Ton, darauf bestand Julius Visconti. Octavian verlangte ein Zurückzuspielen, er will erneut versuchen seine Lippen zu lesen, aber es gelingt ihm abermals nicht die Sätze klar zu lesen. Das Video ging seinen gewohnten Gang. Julius trank etwas, er schien amüsiert und erleichtert zu sein, verspannt aufgrund seiner häufigen Verrenkungen, und letztendlich immer noch nervös, als ob er etwas Böses ahnen würde. Die Kugel in seinem Leib bereits spürend? Er griff sich ans Herz, welches drei Herzinfarkte soweit überlebt hatte und immer noch pumpte. Mehrere Operationen waren dazu notwendig, gezahlt aus der Portokassa und mit der Besorgnis der Familie versichert. Auf Octavians Gesicht spielte sich der Film ab, der Raum verdunkelt und die Angst vor dem was er sehen würde durch den Körper fließend. Die Hände zitterten als er sich sofort nach der ersten Zigarette die zweite anzündete, siebzehn verbleibend. Ungewöhnlich schwer gestaltete es sich die Zigarette anzuzünden, mehrere Versuche brauchte es, aber schlussendlich gelang es ihm, und Vater tänzelte merkwürdig durch den Raum, ebenfalls rauchend und auch trinkend. Ein hämisches Grinsen kam langsam zum Vorschein, als er den Blick über die Citadel genoss, verzweifeltes Kopfschütteln war die Folge, als er sich die Erde auf einem Gemälde in seinem Büro ansah. Dann wurde es schwarz.
    „Das ist alles was wir haben. Anschließend wurde die Videokamera deaktiviert. Das nächste Bild ist rund zwei Minuten später.“ Arnold spulte vor, Vater tot im Stuhl. Sein Hemd war offen, drei Kugeln im Körper, lebloser Blick – deutlich erkennbar. „Stopp.“ Arnold hielt das Video auf Octavians Wunsch, eher Befehl, hin an. „Der Drink ist leer.“
    „Bitte?“
    „Vaters Drink ist leer.“
    „Und?“
    „Er hat ihn gerade gefühlt und Vater ist kein schneller Trinker. Er trinkt viel, aber nicht schnell. Er verachtet Antonius dafür, dass er guten Whiskey die Kehle runterschüttet wie nichts.“
    „Sie meinen es sind mehr als zwei Minuten?“
    „Ganz genau. Zudem hat Vater den Gürtel gelöst.“ In Gedanken nannte er noch mögliche Gründe dafür.
    „Die da wären?“
    „Privatsphäre, Arnold.“
    „Inwie-?“
    „Geht sie nichts an.“
    Octavian hatte mittlerweile in unzähligen Überwachungsvideos seinen Vater studiert. Wenn er spät nachts arbeitete und gedachte in der Firma zu schlafen, entfernte er zuerst den Gürtel, nahm die Socken ab, öffnete das Hemd, machte es sich gemütlich. Dann wurde die Kamera deaktiviert. Merkwürdigerweise sah man dieses Mal nur die Erlösung des dicken Bauchs vom Gürtel, was Octavian aber durch das Verhalten Vaters zuvor begründete. Was er trieb während diesen Minuten, manchmal Stunden? Man wusste es nicht. Julius Visconti hatte dabei stets darauf geachtet Octavian zu täuschen, ein letztes Lächeln in die Kamera war stets der eindeutigste Beweis, so auch dieses Mal. Die letzte, lebende Bewegung Vaters – ein Lächeln, gedacht für Octavian, ein Geschenk für ihn. Dabei gab es keinen wirklichen Anhaltspunkt wie viel Zeit genau verstrich.
    „Jemand eine Ahnung wann der Mord passiert ist?“
    „Wir nahmen an gegen zwei Uhr.“
    „Die C-Sec“, so der Salarianer, „hat etwas von vier Uhr erwähnt.“
    „Ein Unterschied, nicht?“
    „Vielleicht dazwischen?“
    „Nehmen wir vier Uhr an.“
    „Aber wir können uns nicht sicher sein, dass das Videomaterial nicht einfach normal gehackt wurde. Warum sollte Visconti selbst-?“
    „Der Mediziner hat gemeint um vier Uhr. Plus, minus zwei Stunden sind immer möglich.“
    „Und seit wann das?“ erkundigte sich Sarvil.
    „Seit es den menschlichen Körper gibt?“
    „Wie meinen Sie das?“ erkundigte sich Octavian bei Arnold.
    „Ihr Vater hat nicht unbedingt gesund gelebt, Octavian.“
    „Weiter.“
    „Ich nehme nur an, dass die Medizin, die er zu sich genommen hat, mit dem Alkohol und dem generell freizügigen Lebensstil, so genial Ihr Herr Vater auch war, sicherlich seinen Tribut verlangt hat.“
    „Und deshalb-?“
    „Medizin kann sich irren.“
    „Dann legen wir also fest: Todeszeitpunkt zwischen zwei und vier Uhr?“ hackte die konservative Frau nach, die bis jetzt still in der Ecke saß und aufmerksam alles beobachtet hatte.
    „Wer sind Sie eigentlich?“
    „Anwältin.“
    „Wessen?“
    „Lepidus Visconti.“ Octavian wollte nachhacken, aber er warf ihr stattdessen nur einen argwöhnischen Blick zu.
    „Zwei bis vier Uhr“, bestätigte Octavian auch wenn er es für sinnlos hielt. „Weitere Informationen über die Videos?“
    „Hier und da ein Schatten.“
    „Ein Schatten?“
    „Ja“, und Arnold räusperte sich knapp, deutete mit einem Nicken seinem Mitarbeiter an, er solle das Video weiterspielen. Die Szenerie wechselte, Arnold holte einen Zettel mit ein paar Notizen hervor und aktiviert sein Omni-Tool. „Von der Form her, wie wir durch die Analyse in Zusammenarbeit mit der C-Sec“, Arnold rollte mit den Augen, „festgestellt haben, gehört der Schatten zu einem Menschen, entweder männlich oder eine Frau mit kurzem Haar oder einer Asari.“
    „Asari?“
    „Näher kamen wir nicht. Es ist kein Salarianer und wir können auch mit ziemlicher Sicherheit ausschließen, dass es sich um keinen Turianer handelt. Natürlich ist das alles sehr vage, vielleicht ist der Mörder auch ein verdammter Elcor.“
    „Das hilft uns weiter inwiefern?“ Sarvil schien das Schattenspiel nicht zu billigen.
    „Ein Limit von Verdächtigen.“
    „Jeder ist verdächtig“, Sarvil klopfte auf den Tisch und sah dann zu Octavian. „Selbst unsere Batarianer.“
    „Es dürfte kein Batarianer sein. Zu wenig muskulös.“
    „Aber kein klares Bild?“
    „Nein, Octavian. Die Person wusste wo die Kameras sind und wann sie was aufzeichnen.“
    „Also das hilft uns nun weiter, oder Sarvil?“ Der Batarianer nickte zur Bestätigung und machte sich eine Notiz in seinem PDA.
    „Keine Spiegelungen oder dergleichen?“
    „Nein, Herr Visconti“, antwortete einer der Techniker. „Ich habe zwei Tage damit verbracht das Bildmaterial-.“ Arnold würgte den turianischen Techniker ab, vermutlich wollte er die Kontrolle über die Konferenz bewahren.
    „Nein, nichts. Wie gesagt, jemand kannte unsere Sicherheit.“
    „Sie legen also nahe, dass dieser jemand von einem unserer Leute unterstützt wurde, vorzugsweise aus der Sicherheit?“
    „Entweder das oder die Person hat verdammt lange darauf hingearbeitet.“
    „Hm, Sarvil, sehen Sie nach was derzeit die besten Assassinen in der Galaxie so getrieben haben.“
    „Schon gemacht.“
    „Und?“ Octavian sah es gerne wenn Sarvil die Sache selbst in die Hand nahm, weniger zu tun für ihn.
    „Über Thane Krios konnten wir keine Informationen erlangen, aber er war zu diesem Zeitpunkt definitiv nicht auf der Citadel. Zu dem Kroganer Alrex passt der Mord nicht. Die Tänzerin ist auf Ilium, Ganenom auf Tunchanka. Und so weiter und so fort, der Großteil ist wie immer nicht auffindbar. Ehrlich gesagt, Erhabener, das war kein Auftragsmörder.“
    „Das passt zu der verwendeten Waffe, Octavian“, fügte Arnold hinzu.
    „Vaters Luger.“
    „Ich vermute keine wirtschaftlichen oder politischen Interessen dahinter, Octavian.“
    „Sondern etwas Persönliches?“
    „In seiner Privatsphäre, Octavian.“ Arnold lehnte sich zurück und die Atmosphäre erreichte nun ihren Höhepunkt. Bereits während des Gesprächs wurde die Konferenz mit jedem Satz schneidender und man versuchte sich an irgendetwas festzuhängen um weiterhangeln zu können, man konnte es gar als unwirklich bezeichnen, das Video immer noch flackernd im Dunkeln des Raums, niemand sich darum kümmernd, stattdessen alle Blicke auf Octavian. Etwas Persönliches.
    Geändert von Octavian Visconti (08.03.2011 um 03:47 Uhr)

  4. #34
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    [Fortführung, geteilt aufgrund Zeichenlimitierung]

    Ob Arnold diesen Verdacht von Anfang hatte oder erst jetzt formte? Octavian als Julius Sohn war das persönlichste an Julius, aber wie die Geschichte und die fiktiven Ergüsse von Schriftstellern bewies, war Vatermord kein seltenes Delikt. Egal ob nun die Griechen, Dostojewski, die Römer, Deutsche, Shakespeare oder auch die anderen Völker, Varklus und Haymus.

    „Weitere Informationen?“, brach Octavian schlussendlich das Schweigen, welches in den Raum getreten war und jeden um sich hüllte nach Arnolds letzten Satz.
    „Der Firmenwert-“
    „Über den Mordfall“, unterbrach Octavian sofort den Salarianer, der scheinbar nur auf diesen Moment gewartet hatte.
    „Ein schwarzes Shuttle hielt die letzten Wochen mehrere Male vor Corefield Design. Quasi ein Van.“
    „Eine Überwachung?“
    „Nein. Wirkte mehr wie ein Check-In und Check-Out. Eine Notiz an jemanden.“
    „Und niemand wollte das berichten?“
    „Uns fiel es erst im Nachhinein auf.“
    „Informationen über den Van?“
    „Keine, leider. Weiters ist der Datentransfer die letzten Wochen angestiegen, aber nichts Besonderes. Wir haben das überprüft, keine Indizien auf gefährende Aktivitäten.“
    „Der erhöhte Datentransfer hängt doch mit den jüngsten Aktivitäten auf Feros zusammen? Die haben Probleme mit unseren Maschinen und Exogeni hat große Datenmengen zur Verfügung gestellt um die Probleme zu lösen.“
    „Inwiefern?“
    „Firmengeheimnis, Arnold.“ Er zwinkerte ihm zu, und teilte ihm damit mit nicht weiter nachzufragen. Arnold verstand es und wusste auch, dass seine Frage vollkommen überflüssig war.
    „Hehe, natürlich, Octavian. Außerdem gingen in letzten Monaten mehrere hundert Drohbriefe von Quarianer ein, aber das ist wohl, angesichts der Berichterstattung von Vulvia Terasy auch nicht sonderlich neu. Die Sicherheitsupdates der letzten Wochen offenbarten ein paar Lecks, die haben wir aber in Griff bekommen, deshalb dürfte die Sicherheitstechnik nicht an dem Tod verantwortlich sein. Weiters,“ Arnold durchsuchte sein Omni-Tool mehrmals und gab nach einigen, ungeduligen Wartesekunden auf, dabei hatte sich er sich intensiv am Kopf gekratzt und geriet gar leicht ins Schwitzen, „… okay, ich finde das nicht. Aber die Corefield Design Mitarbeiter auf der Citadel haben in letzter Zeit ziemlich viele Überstunden angebaut. Hängt wohl mit Feros zusammen, aber vermutlich nicht nur?“ Ein kurzer, verdächtiger Blick Richtung Octavian, weiter im Text. „Und die meisten asarischen und turianischen Mitarbeiter fordern Lohnerhöhungen.“ Den letzten Satz quittierte Sarvil mit einem verächtlichen Schnauben, was Octavian als bezeichnend genug empfand für diese lächerliche Forderung.
    „Gut, das sind alles Faktoren, die wir berücksichtigen müssen“, meinte der Sicherheitschef auf Arnolds Schilderungen der jüngsten Geschehnisse, und zündete sich eine weitere Zigarette an, sechszehn verbleibend, an. „Gute Arbeit soweit. Wie angeordnet, machen Sie die Checks rund um alle Mitarbeiter-“
    Die Anwältin von Lepidus hustete knapp und meldete sich zag zu Wort: „Verzeihung, aber das ist nicht legall.“
    „Ist es", erwiderte Octavian missmutig, abfällig und abwertendem Blick - pure Antipathie, "festgeschrieben im Vertrag. Seit wann sind Sie eigentlich die Anwältin von Lepidus?“
    „Seit drei Tagen.“
    „Okay. Dann erkundigen Sie sich gefälligst auch, bevor Sie mir ins Wort fallen. Nun gut. Checks rund um die Mitarbeiter, wie zuerst bereits erwähnt. Sie kennen die Reihenfolge, anschließend Ilium und dann Elysium, wobei ein Augenmerk auf jene gelegt werden muss, die ein oder mehrmals auf der Citadel stationiert waren. Ein Team von zehn Mann dürfte reichen aus um das ganze innerhalb eines Tages zu bewältigen, nicht Arnold?“
    „Acht reichen aus.“
    „Gut, dann acht. Außerdem will ich mindestens fünf Mann aus der Sicherheit zur Verfügung gestellt bekommen, ist das machbar?“
    „Sicherlich.“
    „Ich will außerdem, dass sie die Aufnahmen der letzten sieben Tage, und zwar alles, an Sarvil schicken. Einen ausführlichen Bericht der C-Sec über die Schusswaffe. Ich schätze es gab keine Fingerabdrücke am Tatort zu finden?“
    „Natürlich nicht.“
    „Äh, Herr Visconti“, meldete sich der zweite Techniker nun auch zu Wort. „Es wurde das Sicherheitsupdate erwähnt und ich würde gern, äh, etwas hinzufügen.“ Octavian gestattet ihm das Wort. „Also, nun ja, äh, wir hatten in den letzten Tagen ein paar Probleme und die Angestellten wussten bescheid, dass es noch nicht vollständig war.“
    „Wieso das?“
    „Es hat sich herumgesprochen. Tut mir sehr leid.“
    „Und es hat sich inwiefern ausgewirkt?“
    „Äh, in einer Analyse müssen das Team und ich wohl gestehen, dass das System mindestens für drei Tage höchstens hackanfällig und generell nicht schnell genug gearbeitet hat, dies liegt schlichtweg an der Größe des… jedenfalls, äh, am dritten Tag ereignete sich der Mord und fiel damit noch gerade in die Zeit des Updates. Ich, äh…“
    „Verstehe. Wir wussten darüber Bescheid, ich dachte nur es würde sich um ein paar Stunden handeln?“
    „Äh, Komplikationen. Es hat nicht alles so reibungslos funktioniert wie es hätte tun sollen, und äh – es tut mir wirkl-.“
    „Ich sagte, ich verstehe, danke. Also ein weiterer Indiz auf einen Insider, hm Arnold?“
    „Scheint ganz so.“
    „Oder auf einen Profi“, fügte Octavian noch murmelnd hinzu, ehe er wieder Kraft in seiner Stimme gewann und fortfuhr: „Letztendlich will ich noch erhöhte Alarmbereitschaft haben. Verstärkte Patrouillen und ziehen sie alle Einheiten für mehrere Tage ins Quartier. Bis jetzt ist nichts Weiteres vorgefallen, aber das muss nicht so bleiben. Ich will bis zum Ende der Woche mindestens vollen Schutz haben für das Gebäude, danach können sie nach eigenem Gutdünken die Alarmbereitschaft reduzieren. Sperren Sie das Terminal von Vater ab, dazu dürfte es zwar sowieso schon zu spät sein, aber egal. Davor fertigen Sie mir bitte eine Kopie aller Daten an und übergeben Sie persönlich an Antonius, Lepidus und mich, oder respektive Sarvil, der daraufhin alles in die Wege leiten wird. Erteilen Sie der C-Sec die Freigabe zu allem was sie will und was nicht zu brisant oder wichtig ist, wir haben schließlich fast nichts zu vergeben und ein gutes Wort der C-Sec schadet nicht. Gleichzeitig halten Sie die beiden Hauptermittler Galoria Raslin und Hanibahl Irgendwas im Auge, besonders den Turianer. Wir wollen schließlich nicht, dass sie Wirtschaftsgeheimnisse verraten, die sie natürlich nicht in die Finger bekommen sollen.“ Das meiste, fast alles, was Octavian angeordnet hatte, hatte Arnold schon lange erledigt oder gar in besserer Manier unternommen. Das Schlussplädoyer fiel deshalb – in Arnolds Augen – äußerst schwach aus und er wurde abermals darin bestätigt, dass er eigentlich der geeignetere Kandidat für die Position nach wie vor war. Trotzdem musste er sich eingestehen, auch wenn er dabei die Zähne stets knirschen musste, war er es, der hauptsächlich Schuld am Tod seines Gönners war. Er, der Chef der Sicherheit auf der Citadel, hatte versagt und die düsteren Gedanken über den Verlust seines Vorgesetzten, Gönners und Freunds hinterließen in seinem matten, bleichen Gesicht einen bleibenden Eindruck, der sich in einer unwirklichen Aura widerspiegelte, welche lauthals ausschrie, dass er am liebsten jeden erschossen hätte - und am deutlichsten kristallierste sich dies in der Tatsache, dass er nicht zur Einäscherung erschien. Die grauen Augen erschienen stets am Austrocknen und die wenigen Haare, die er noch auf seinem Kopf sein eigen nennen konnte, hatten sich in den letzten Tage stark verringert. Arnold sah in Octavian keinen Sicherheitschef, vielleicht wegen seiner eigenen Erfahrenheit oder wegen seiner Abneigungen gegenüber ihm. Einerlei war sich Arnold durchaus bewusst, dass Octavian eines Tages das alleinige Oberhaupt von Corefield Design werden könnte und in diesem Sinne galt es für ihn mit ihm an einem Strang zu ziehen, schließlich gefiel es ihm hier.

    „Weitere Fragen?“ Auf Octavians Frage kam betretende Stille während er durch die Runde sah. „Gut, dann war es das vorerst. Meine Damen und Herren, viel Erfolg bei der Arbeit.“
    „Ebenfalls“, kam es von Arnold und die beiden schüttelten sich die Hand noch, während die anderen schon den Raum verließen. Die Anwältin von Lepidus wartete vor der Tür auf Octavian, aber dieser machte keine Anstalten sich zu beeilen und genoss es stattdessen die Dateien zu ordnen auf seinem Omni-Tool die Arnold ein paar Sekunden zuvor übertragen hatte. Er warf noch einen letzten Blick auf das Video und erkannte nichts. Ein Insider oder ein Profi, Vergeltung oder Auftrag – erneut musste sich Octavian eingestehen, dass dies keine Rolle spielte, denn Vater war tot, und er kam sich vor als würde er gegen Wellen schwimmen, die ihn alsbald gegen die Brandung schlagen würden, wenn er nicht bald einen Ausweg finden würde. In die Defensive gedrängt, musste Corefield Design und Octavian ebenso mitansehen wie der ominöse Feind seinen nächsten Zug plante, oder gar schon ausgeführt hatte. Man konnte nicht sagen, dass sie schlechte Arbeit geleistet hatten, ganz im Gegenteil. Corefield Design wurde generell als eines der sichersten Unternehmen ihrer Zeit eingeschätzt und bewertet, aber sie waren nicht gut genug um Vaters Tod zu verhindern – und darauf kam es an.

    „Herr Visconti, ich hätte-“
    „Miss…?“
    „Lambert.“
    „Miss Lambert, ich habe gerade wirklich keine Zeit für welche Fragen auch immer.“
    „Um ehrlich zu sein, hätte ich nur eine Frage.“
    „Und die wäre?“
    „Denken Sie Ihr Bruder Lepidus ist für den Mord verantwortlich?“
    „Stellt eine Anwältin solche Fragen über ihren Klienten?“
    „Eine pure Vorsichtsmaßnahme.“
    „Dann ist es meine Vorsichtsmaßnahme die Frage nicht zu beantworten. Auf Wiedersehen.“

    Als die Tür hinter Octavian sich schloss und er sich erneut – endlich – in Antonius Büro befand, genoss er für einen Moment die Ruhe, während die Bilder der Überwachungskamera seine Gedanken heimsuchten. Er versuchte konzentriert zu wirken, aber er konnte nicht leugnen, dass es ihn nicht in einer Weise gebeutelt hatte seinen Vater ein letztes Mal lebendig zu sehen. Er keuchte nach Luft und vergrub sein Gesicht in seinen Händen, er sank die Metalltür entlang zu Boden, fuhr sich mehrmals über sein Antlitz und durch die Haare, über den Körper und knetete eine unsichtbare Masse in seinen Händen, eine schäbige Bewegung um nicht loszulassen das wenige das blieb. Ein Familienportrait, darauf eine Dynastie verewigt. Nikolaus Viehsack, in gebrechlicher Montur, thronte in der Mitte, seine Frau und Verwandten, seine beiden Söhne um ihn, Octavian noch jung und Antonius ein wenig älter, Lepidus der einzige, der zu diesem Zeitpunkt schon ein Mädchen geküsst hatte. Octavian bemerkte, dass er auf dem Foto seinen Blick nicht auf die Kamera gerichtet hatte und versuchte zu erkennen, was ihn zu diesem Zeitpunkt abgelenkt hatte, aber dies war scheinbar eine vergessene Erinnerung und so beschloss er das Gemälde zu ignorieren. Im selben Gedankenzug legte er auch die Causa Visconti beiseite, verbannte somit unweigerlich die Überwachungsvideos von seinem Vater aus seinem Kopf, entschloss sich die Mördersuche rasten zu lassen, bevor weitere Details hoffentlich bald erscheinen würden. Er sah sich im Zimmer um und musste eingestehen, dass das Mobiliar zwar zeitlos klassisch war, es aber nicht recht mit dem sonst futuristisch, modernen Gebäude zusammenhing. Was in Vaters Büro wirkte, verfehlte ihr den gewünschten Effekt und die zahllosen persönlichen Utensilien, Fotos und Gegenstände, die Schränke und das Wohn- bzw. Arbeitsmobiliar verpufften in einer kostspieligen Staubwolke, ausgelöst durch schlechte Anordnung oder generell nur durch miserablen Geschmack. Ein Bild mit mehreren Mitarbeitern, die allesamt die Arme in die Höhe rissen als wären sie im Urlaub, nächst zu einer Flasche Whiskey, und man konnte sich fragen was teurer war – die Flasche Whiskey oder diese Firmenfeier. Zumindest musste man eingestehen, dass er vorzüglichen Geschmack hatte, was Alkohol betraf. Und es gab keine Kunstgegenstände – womit man Antonius in diesem Falle nicht die Beleidigung eines Heuchlers an den Kopf werfen konnte. Beides quasi geerbt von Vater. Während er sich ein paar Tropfen des mehrere Jahrzehnte alten Single Malts gönnte, was Antonius sicherlich ihm verboten hätte, schweifte sein Interesse unweigerlich wieder auf das Familienportrait und er genoss es diesmal in ruhiger Stasis ein paar Minuten lang, sog dabei die einzelnen Gesichter in sich auf, blieb dabei aber äußerst lange bei sich selbst hängen in narzisstischem Wohlgefallen. Vaters Bruder war zu erkennen, machte dabei stets denselben disziplinierten Eindruck wie eh und je, und auch Vaters verstorbene Schwester lebte zu diesem Zeitpunkt noch. Mutter umfasste Octavian und Antonius, der in die Kamera lächelte mit zerzaustem Haar. Eine große Familienfeier sollte es werden, es endete in einem Fiasko. Octavian wusste nicht mehr wieso, zu jung war er damals um alles zu begreifen. Auf die Frage, warum er seinen Onkel nie wieder sah die folgenden Jahre, weichte sein Vater aus – und zwei Jahrzehnte später als Octavian seinen Onkel besuchte, wollte auch jener die Frage nicht beantworten und warf ihn stattdessen aus der Wohnung. Nun da niemand mehr übrig ist, wird dies wohl ein Geheimnis der Alten bleiben. Er hätte es nur zu gerne gewusst. Als er mit dem Drink fertig war nach einigen Minuten, goss er sich ein weiteres Glas ein und schloss dabei für einen Moment lang die Augen. Zuerst sah er Schwärze, dann ein Bild von ihm und Vater; die Vereinigung am Tage als Octavian Corefield Design beitrat. Es deutete sich auf seinen Lippen ein flüchtiges Lächeln an, da er sich an das Bild nach wie vor erinnern konnte. Vielleicht würde dies morgen schon nicht mehr der Fall sein.

    Bewaffnet mit neuer Motivation und einem Glas in der Hand musste er sich eingestehen, dass er nun schon zu viel Zeit verplempert hatte und setzte sich an Antonius Terminal. Sicherheitsreport Elysium #471 wurde die neue Datei benannt. Er knackste seine Finger und zündete sich zuerst eine Zigarette an, die fünfte. Ein paar Züge lang überlegte er sich wie er beginnen sollte, dann fing er an. Der Angriff auf Elysium, in welchem die Allianzflotte von einem unbekannten Aggressor, vernichtet wurde; es schien scheinbar eine Nachrichtensperre verhängt worden zu sein, anders konnte sich Octavian den eindeutigen Mangel an Berichterstattung darüber nicht erklären. Oder aber er informierte sich die letzten Tage einfach nur ungenügend. Dennoch war der Angriff real und hatte für Corefield Design beträchtliche Folgen. Da er keine eindeutigen Informationen, stattdessen nur vage Berichte, vorliegen hatte, nahm er nur kurz Bezug auf den Angriff und forderte in einem Nebensatz eine Personalerhöhung auf Elysium an, wobei man sich auf menschliche, ehemalige Allianzsoldaten konzentrieren sollte. Nach dieser knappen Einleitung rief Octavian sein PDA ab und blätterte in seinen Notizen. Schnell hatte er daher bereits wieder ein Gefühl für und die Details bezüglich der Einrichtungen auf Elysium im Kopf. Es galt die Mechs aufzurüsten, da mehrere, insbesondere die simplen LOKI Mechs, bereits nicht mehr optimal funktionierten. Eine Erhöhung des Personals, neben der Rekrutierung von neuem Sicherheitspersonal, um weitere zwanzig Angestellte würde zudem den wissenschaftlichen Ablauf besser bewerkstelligen und längere dienstfreie Pausen für die Mitarbeiter bedeuten. Octavian musste eingestehen, dass die letzte Personalreduktion deutliche Auswirkungen zeigte und einige der Angestellten in Interviews schilderten, dass sie unter Schlafmangel oder Stress litten – ein Problem und Risiko, dass es galt einzudämmen. Er widmete sich deshalb ausführlich der Begründung und zitierte mehrfach die Angestellten, er riet von einer Entlassung der problemgefährdeten Mitarbeiter vorerst ab, da die Einarbeitungszeit sich auf Elysium sehr kostspielig und noch ineffizienter gestaltete, außerdem schien das Gruppengefüge und die damit verbundene Dynamik sehr gut zu funktionieren.
    Als er das Personal und die Mechs abgeschlossen hatte, galt es als nächstes die Anlage selbst zu evaluieren. Er meldete sich bei Antonius Sekretärin und verlangte nach einem warmen Kamillentee und in der Wartezeit ging er die Notizen durch. Es war mittlerweile schon nach dreizehn Uhr, immerhin verging die Zeit schnell, wenn man sich mit Arbeit ablenken konnte. Zuerst fing er mit der deutlichsten Veränderung seit seinem letzten Report an, und zwar dem neugegründeten und mächtig riesigem Hangar.
    Vor einigen Monaten, noch vor dem Angriff auf Eden Prime, hatte Corefield Design einen rund drei Quadratkilometer großen Hangar in Auftrag gegeben. Ebenso wurden zwei weitere Allianz-Fregatten bestellt – alles für einen Zweck: den Wirtschaftswachstum voranzuführen. Julius Visconti hatte oftmals bestritten, dass er Pläne hatte Corefield Design zu einem „Global Player“ zu machen. Nun, dies war gelogen – aber diese Fassade würde aufrecht erhalten werden für die nächsten zehn bis zwanzig Jahren. Der Hangar war ein erster Schritt und in seiner Aufbauphase stellte er ein ungeheuerliches Risiko dar. Die Mechs hatten aufgrund der Baustellen, die für mindestens neun Monate noch existieren würden, nicht genug Platz um sich zu bewegen, wurden förmlich behindert, so Octavians Eindruck. Die Konzeption eines gigantischen Hangars hatte natürlich Vorteile, aber ein Sicherheitsdilemma entstand dadurch. Offene Eingänge, unkoordinierte Einheiten in den letzten Tagen (Octavian hoffte inständig nichts würde passieren die nächsten Tage über) und nur ein unterirdischer Weg zu den Hauptquartieren. Wenn jemand lustig sein sollte, war dies der Platz, wo man Corefield Design derzeit am meisten nerven konnte. Er nahm einen Schluck Tee, er schmeckte himmlisch, und tippte seine Vorschläge nieder; scherte sich dabei nicht um das Aussehen des Reports, sondern ließ die Verbesserungsvorschläge einfach so niederregnen. Ein zweiter, wenn nicht sogar dritter, Zugang zum Hangar, am besten eine direkte Verbindung zu den Quartieren. Entfernen der Materialien, Arbeiter und Geräte nach außen – mindestens hundert Meter entfernt, wenn auch dies mehr Zeit für den Bau des Hangars bedeuten würde. Verstärkung des menschlichen Personals und endlich einen Platz für die Kameras anbieten; es waren keine Kameras und keine Turrets vorhanden im Hangar. Wie er gestern gelernt hatte, würde Holden demnächst mit der Corefield Design #1 auf Elysium eintreffen und die Auswertung des Sezuluv Indexes mit sich führen. Er gruselte sich vor den Folgen, wenn diese Dateien abhandenkommen würden – ein Vertragsbruch mit der Allianz, potenzielle Milliarden verschwendet, die Corefield Designs Existenz sichern hätten können für die Ewigkeit, vergeudetes Prestige.
    Octavian wollte sich gerade um den letzten, großen Punkt kümmern in seinem Sicherheitsreport als die Antonius' Sekretärin meldete, dass unerwarteter Besuch eintraf. Nach der Bestätigung kam einige Sekunden später ein junger Mann in schicker Allianz-Uniform ins Büro und lächelte Octavian unverhohlen an. „Stör ich bei der Arbeit?“
    „Keineswegs“, entgegnete er kühl. Der junge Mann schlenderte währenddessen gemütlich zur Bar und spendierte sich einen Single Malt, Antonius hätte sich abermals geärgert.
    „Tut mir Leid, dass ich nicht bei der Einäscherung war. Die Allianz hat mir das ganze verkompliziert und ein öffentlicher Transport vom Mond zur Citadel muss erst einmal organisiert werden. Schrecklich bürokratisch.“ Er ließ den Drink in einem Ruck runter, ein echter Visconti.
    „Es ist dein eigenes Versäumnis.“
    „War es denn… berührend?“
    „Hm, nicht wirklich. Aber du solltest deinen Großvater ehren, also sei nicht so gut gelaunt.“ Der junge Mann schaute verdattert Octavian für einen Moment an und widmete sich mit einem Achselzucken wieder seinem Drink.
    „Der Alte hat sich nicht sonderlich um mich geschert.“
    „Er hat deine Karriere ermöglicht.“ Octavian wurde deutlich harscher in der Betonung dieses Satzes.
    „Eine stinklangweilige, vielen Dank auch.“
    „Was machst du eigentlich hier?“
    „Anna und ich suchen nach unseren Liebsten. Hast du Antonius oder meinen Vater hier zufällig gesehen?“
    „Schon den ganzen Tag nicht.“
    „Schade. Liebe Grüße von Anna; sie ist ziemlich stinkig, dass du gestern euer Treffen abgesagt habt.“
    „Den Smalltalk können wir in einer Woche nachholen.
    „Smalltalk? Ich dachte, da läuft was zwischen euch?“
    „Schwachsinn.“ Und das war Schwachsinn, schließlich stellte Anna quasi die beste Freundin für Octavian dar, und zwar mit viel Abstand. Einen Teufel hätte er getan um sie zu verführen.
    „Heiße Tante. Ich musste die ganze Zeit ihre Arme anschauen, während sie mich kutschiert hat und-“
    „Auf dem Mond gibt es wohl nicht sonderlich viele Frauen, hm?“
    „Doch schon, sind aber alles mehr oder weniger Kriegsbarracken, muskulöser als ich.“
    „Andererseits bist du aber auch alles andere muskulös. Selbst dein Vater wirkt fitter als du.“
    „Was du nicht sagst. In diesen Testlabors hat man aber auch nicht wirklich eine Möglichkeit zu trainieren.“ Er fuhr sich elegant durch sein braunes Haar, welches mit Gel zurecht gemacht wurde, und die Augen seines Vaters spiegelten sich in seinem Drink als er diese für einen Moment lang zwischen sich und Octavian positionierte. „Übrigens, wir haben diverse Geth-Technologie mittlerweile ausgewertet.“
    „Ergebnis?“
    „Nicht viel. Ein paar Scharfschützengewehre dürften in 2-3 Jahren rausspringen, vielleicht sogar optimierte Sturmgewehre oder eine neue Art von Schrotflinte. Aber wichtiger – Raumschiffe, ein paar witzig, klitzekleine Fortschritte, aber wie heißt es so schön: Progress is a snake.“
    „Irgendetwas Nützliches für uns dabei?“
    „Nee, hauptsächlich Waffensysteme. Also nicht solange ihr nicht in die Rüstungsindustrie einsteigen wollt.“
    „Eine Chance für Hahne-Kedar die Technologie zu erwerben?“
    „Natürlich, früher oder später wird es sowieso Standard.“
    „Ich meine, einen Vorsprung?“
    „Eher unwahrscheinlich. Derzeit noch alles strikt geheim – ich hoffe die hören mich nicht ab, ehrlich gesagt.“
    „Eher nicht.“
    „Wieso das Interesse in Hahne-Kedar?“
    „Vater hatte Anteile, die nun Corefield Design gehören dürften; dies dürfte sich als lukrativ erweisen.“
    „Ich werde es mir merken.“ Der Allianz Offizier zog eine Zigarette aus seinem Etui und bot Octavian eine an, die jener dankend annahm.
    „Sonst etwas neues, Octa?“
    „Keineswegs, Grippe.“ Wenn er schon Octavian mit dem Spitznamen ansprach, dann wurde der junge Herr ebenfalls ein wenig gedisst; der Name Grippe passte vermutlich sowieso wesentlich besser zu ihm. „Obwohl, hast du jemals etwas von einem Admiral Gargyle gehört?“
    „Schon, sogar einmal getroffen, damals bei einer Besprechung.“
    „Und?“
    „Und was?“
    „Spiel‘ keine Spielchen hier, Agrippa“
    „Naja, er ist“, der Allianz-Offizier hielt für einen Moment inne, „-er ist nett? Hat nicht sonderlich viel gesprochen und hat die meiste Zeit nur einem anderen Admiral ins Ohr geflüstert.“ Er hält sich also wahrscheinlich gerne bedeckt. „Viel mehr gibt’s nicht. Er sieht irgendwie lustig, wenn du mich fragst, ziemlich irisch.“
    „Ojemine.“
    „In der Tat; wenn er wirklich ein Ire ist, dann kann er ziemlich aufbrausend werden hehe.“
    „Danke. Wie geht’s deinem Vater?“
    „Keine Ahnung, ich hatte gehofft in ihr zu finden, aber offensichtlich treibt er sich wieder einmal irgendwo rum. Vermutlich bei irgendeiner Nutte.“
    „Rede nicht so über deinen Vater.“
    „Ist doch wahr.“ Agrippa leerte den Drink und so tat es Octavian ihm gleich.
    „Noch ein Drink, Agrippa?“
    „Nein, danke. Anna wartet auf mich.“
    „Könnt ihr zwanzig Minuten warten?“
    „Nee, sie hat einen langen Tag vor sich; hat irgendwas von Anwaltskram geschwafelt. Was weiß ich. Und ich soll mich noch bei der Allianz heute melden.“
    „Und wieso das?“
    „Erneut kann ich dir nur sagen: Was weiß ich.“
    „Na dann.“ Octavian erhob sich, Agrippa kam näher und ignorierte den Handschlag, den Octavian ihm anbot, umschlang stattdessen ihn und flüsterte ihm ins Ohr seine Beileidsbekundungen, die Octavian erwiderte, schließlich hatte Agrippa seinen Großvater verloren, nun war niemand mehr übrig außer Lepidus. Er schien gefasst zu sein, spielte die Trauer runter durch ungewohnte lockere Art, die er an den Tag legte. Jeder hat seine eigene Weise mit Trauer umzugehen.

    Als Agrippa das Büro verlassen hatte, zündete sich Octavian eine weitere Zigarette, vierzehn verbleibend, und er fühlte sich ein wenig besser. Agrippas Besuch löste in ihm wohl zum ersten Mal seit Tagen ein tatsächliches Gefühl für Familie in ihm aus, und dies mochte merkwürdig sein, doch Agrippa schien über weite Strecken wie ein Sohn für ihn zu sein. Ein trügerisches Gefühl von Familie, ja, eine Reminisenz an Vergangenes, an unbeschwertere Tage. Sie waren sich nah, in Sachen Humor, Weltanschauung und auch Charakter. Hätte er einen männlichen Erben auswählen müssen und damit seine beiden Töchter außen vorlassen hätte müssen, er hätte Agrippa gewählt – andererseits war er auch der einzige mögliche Erbe derzeit sobald die drei Söhne von Julius das Zeitliche gesegnet hätten. Wesentlich unmotivierter und mit deutlich mehr Zeitaufwand verfasste er schlussendlich den letzten Abschnitt seines Reports. Die Stromversorgung und die damit verbundenen elektronischen Barrieren. Er listete die technischen Daten auf und schilderte dadurch, dass diese zu viel Strom verbrauchten und die eingehende Prüfung der Barriere zeigte, dass sie oftmals für ein paar Sekunden Aussetzer hatten, aufgrund des teilweise irregulären aber regelmäßig hohen Stromverbrauchs. Deshalb notierte er knappe Schlussfolgerung diesbezüglich und schlug vor sparsamere Variante zu verwenden oder die bereits eingesetzten Barrieren durch technische Updates zu aktualisieren. Damit war auch der letzte Teil seines dreiundzwanzig Seiten Reports fertiggestellt. Er war überrascht, dass er es so schnell geschafft hatte, aber vermutlich war dies auf den Arbeitshunger und die willkommene Ablenkung rückzuführen. Im selben Zug musste er sich aber eingestehen, dass der Report wohl besser überarbeitet werden sollte, mindestens noch zwanzig Seiten und mehrere kleinere Verbesserungsforderungen mussten inkludiert werden. Das war aber nicht mehr sein ‚cup of tea‘, schließlich hatte er alle seine Notizen eingetragen. Er speicherte erneut ab – wie so oft während der Arbeit am Report, transferierte die Kopie aufs Omni-Tool und schickte sie an Valus, der damals für die unveränderten, inneren Bereiche zuständig war, während Octavian die Neuerungen auf ihre Effektivität zu prüfen hatte.

    Zufrieden lehnte sich Octavian nach hinten, streckte die Arme aus und gönnte sich weiteren Moment Ruhe. Es war knapp 14 Uhr und auf seiner Liste von Tätigkeiten war nicht mehr mal "allzu" viel für heute. Besuch beim Doktor, der Gala-Abend bei den D’sornis, den Mörder fassen. Für ein paar Minuten versank er im Nichts und genoss dies, schloss die Augen und atmete frische Luft, da er kurz zuvor das Fenster öffnete. Und durch seine Nasenlöcher atmete er die Luft der Citadel, die zum Teil von den gemeinnützlichen Spenden von Corefield Design stammten, und er dachte wie unverfroren die Galaxie doch war und hatte für einen Augenblick die wundervolle Vorstellung wie schön es doch wäre die ganze Galaxie an der Gurgel zu packen...


    >>> Citadel: Bezirke
    14:45
    Geändert von Octavian Visconti (08.03.2011 um 03:15 Uhr)

  5. #35
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    Standard

    ---------> Bezirke
    Industriegebiet
    Veranstaltungshalle im Industriegebiet
    Tag 6
    20:43

    Mit weichen Knien ging er auf den Seiteneingang zu der für das Veranstaltungspersonal und die Djs reserviert war. Ein Mensch und ein Salarianer in schwarzen Klamotten die den Aufdruck `Security´ trugen standen dort und kontrollierten alle Personen die in die Halle gingen. Den aufkommenden Schweißausbruch bekämpfend ging er auf die beiden zu und wies sich aus „Hey! Alles klar bei dir?“ fragte der Salarianer „Ähhmm.. klar, bin nur ein wenig nervös“ log Michael. Die beiden erinnerten ihn an die Söldner, ob er wollte oder nicht. Mit zitternder Hand nahm er seinen Ausweis wieder entgegen und ging zügig in die Halle wo er bereits von einer rigoros auftretenden Asari in Empfang genommen wurde „Ah, Shockwave, nicht war? Komm mit ich zeig dir alles“.
    Auf dem Hip Hop Konzert war alles viel lockerer organisiert und nicht so auf Profit fixiert wie hier. Die großen Plattenlabels hatten dieses Event ins Leben gerufen um den aufkommenden Hype auf House Musik einen Schub zu verpassen und so war es kein Wunder, dass hier alles sehr straff organisiert war.
    Mimi, Merkandor und Danny würden später kommen, wenn die Besucher eingelassen wurden. Für sie hatte er Backstagepässe organisiert damit sie auch später zusammen feiern konnten, zumindest war das der Plan.
    Die Asari zeigte ihm die Bühne auf der gerade die letzten Maßnahmen abgeschlossen wurden und danach führte sie ihn in den Backstagebereich. Kurz darauf verließ sie ihn um den nächsten Dj im Empfang zu nehmen. Michael sah sich um und wurde an den Aufenthaltsraum erinnert wo er angeschossen wurde, plötzlich wurde ihm speiübel und er rannte auf die Toilette wo er sich erst mal übergeben musste.
    Er wankte zurück, er fühlte sich zwar noch immer nicht zu 100% fit aber zumindest etwas besser und so konzentrierte er sich wieder auf die Tracks die er heute spielen würde.
    Nach und nach strömten die anderen Dj rein, ein paar kannte er persönlich von anderen hatte er bereits gehört und als ein Volus den Raum betrat sprang Michael auf.
    Der Volus trug einen typischen Ganzkörperanzug für den seine Spezies bekannt war, allerdings waren überall auf dem Anzug LEDs verteilt sodass er aussah wie ein wandelndes Planetarium.
    Der Volus begrüßte nach und nach jeden einzelnen, auch Michael „Hey....du musst.....Shockwave sein....hab schon viel...von dir gehört!“. Alle Sorgen waren für diesen Moment wie weggeblasen, der Volus der vor ihm stand war Dj `Freaky Finger´ und war eine ganz Große Nummer im Geschäft „Du kennst mich? Wow, ich mein...das is echt abgefahrn. Ich bin ein riesen Fan von dir“ der Volus hob beschwichtigend die Hand „Ganz...ruhig Kumpel....alles....easy...hier sind...wir alle....gleich...eine große...Familie“
    Die Asari tauchte wieder auf und gab die Reihenfolge bekannt, welcher Dj zuerst auflegen würde und erklärte die letzten organisatorischen Punkte dann ging es auch schon los, Michael würde als dritter auflegen.

    Als er schließlich dran war, hatte er bereits vor Nervosität eine halbe Packung Kippen verbraucht und war gefühlte fünf Kilometer in dem Raum auf und abgegangen.
    Hastig zog er seinen Zip-Hoddie aus und stopfte ihn in den Rucksack, nahm seine Wasserflasche auf und betrat die Bühne wo er seinen Vorgänger ablöste und sich kurz mit ihm Unterhielt worauf er zu achten habe, ob es Probleme mit der Technik gäbe und wie die Crowd drauf war.
    Michael sah sich das Pult an, das ihn halbkreisförmig umgab, es war alles da was man brauchte, die Technik vom Feinsten. Schnell schloss er seine eigenen Geräte an und überspielte alles Notwendige auf den kleinen Computer der im Pult integriert war. Nach einem tiefen Schluck aus der Wasserflasche sah er sich das Holographische Interface an und bereitete er seinen ersten Track vor und wartete darauf, dass der Song aus der Retorte der als Brücke für die Zeit des Wechsel lief, sich dem Ende neigte.
    Tief durchatment setzte er seine Kopfhörer auf zögerte. Sein Finger stoppte kurz vor dem Play Knopf. Irgendetwas hielt ihn zurück, vielleicht lag es daran, dass als er das letzte mal als er einen Play Knopf gedrückt hatte Leute gestorben sind. Er sah sich um und in die Gesichter der Leute die vor ihm in der Menge standen und darauf warteten, dass er loslegte.
    Überwiegend waren es ausgelassene, fröhliche Gesichter aber hin und wider sah er auch Leute die einen traurigen Eindruck machten. Da wurde er sich wieder seiner Aufgabe bewusst, warum er Dj geworden war.
    Ja, es ging ihm nicht gut. Ja, er hatte Probleme aber die hatte jeder. Jeder hier im Raum hatte seinen eigenen, ganz persönlichen Schmerz, jeder Trug sein Kreuz, manche sind größer andere kleiner als das eigene aber jedes fühlt sich gleich schwer an. Diese Leute waren hierhergekommen um für einen Moment zu vergessen und das Leben zu feiern. Das war seine Aufgabe, seine Berufung.
    Er ballte kurz die Fäuste, dann drückte er entschlossen den Play Knopf.
    Es fing an indem aus den Lautsprechern abwechselnd `Robot´ und `Human´ ertönte. Ihm war zwar bewusst, dass er damit provozierte, zu einem von Robotern zu sprechen nach dem Geth Angriff und ausschließlich von Menschen aber dem Publikum war es egal. Wer zu einem solchen Event kommt ist eher an Musik als an Tiefgründigkeit interessiert. Langsam drehte der Dj am Geschwindigkeitsregler und immer schneller wurden die beiden Wörter abgespielt. Immer ein Auge auf die Zeit haltend, drehte Michael am Regler. Schließlich kamen die Wörter ohne Pause hintereinander und bei ca. 01:21 schob er den Regler für den ersten Ton bis zum Anschlag nach oben während er den Regler für die Geschwindigkeit der Wörter so weit hochdrehte, dass die Wörte nun fast gleichzeitig abgespielt wurden.
    Unbewusst mit dem Kopf nickend ging seine rechte Hand zu dem Beatmaker und per Knopfdruck ertönten nun aus den Boxen Gitarrenriffs passend zum Rest und versetzt dazu warf er mit einem anderen Regler den nächsten Beat in den Track. Nachdem er ein paar mal die Gitarrenriffs manuell ausgelöst hatte, speicherte er die Abfolge nun und warf sie mit einer Handbewegung zusammen mit den anderen Tönen auf einen der Turntables.
    Während der Track weiterlief bereitete er, unhörbar für das Publikum den nächsten Beat vor und legte ihn auf den anderen Turntable. Bei ca. 2 min drehte er, sowohl Lautstärke als auch Geschwindigkeit des ersten Tons hoch. Immer weiter drehte er die Regler und schürte bei der Crowd die Hoffnung auf etwas großes, ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
    Bei 02:20 flogen seine Hände praktisch über das Pult, er schaltete den ersten Turntable ab und brachte den zweiten, vorbereiteten ins Spiel.
    Nach einer weile fing er spontan an die Gitarrenriffs elektronisch zu verzerren und schob das ein oder andere Mal den Turntable nach guter alter Dj-Manier immer nur kurz hin und her und spielte mit einer Handbewegung einen weiteren Vocal auf sein Pult und spielte ihn mit ein.
    Bei 03:25 nahm er den wichtigsten Teil des Tracks heraus und ließ damit das ganze Konstrukt etwas nackt dastehen. Er sah sich das Interface an auf dem der Track mit den verschiedenen Beats dargestellt war und brachte schließlich den Track wieder ganz zurück.
    In den nächsten Minuten spielte er mehrere Male mit den Turntables, mit Filtern, Geschwindigkeit etc. bis er schließlich bei 04:44 einen weiteren Vocal einspiel. Ein `Oh Yeah´ das er vor Jahr und Tag von einer Salarianischen Prostituierten aufgenommen hatte die eine extrem sexy Stimme hatte.
    Bei 04:52 schließlich begann sein Finale. Er schraubte den Track auf das mindeste Runter verzögerte immer wieder und das auch noch immer schneller. Eine Hand auf den Reglern, die andere auf dem Turntable das er immer schneller, immer wieder an dieselbe Stelle zurückschob. Er trieb bis auf die Spitze und bei ca 05:20 schließlich schob er den Lautstärkeregler auf das Maximum während der Beat, begleitete durch Stroboskoplicht, druch den Saal fegte.
    Gegen ende spielte er noch ein paar mal mit dem Beat, wobei er ihn z.B rhythmischer machte.

    Nachdem er fast zwei Stunden gespielt hatte und nun seine Ablösung kam, schob er den Kopfhörer von seinem Kopf und sorgte dafür, dass der Track der derzeit lief noch gut für 5 Minuten reichen würde, dann würde die Crowd ungeduldig werden. Das schweißnasse T-Shirt klebte auf seiner Haut. Er sah in die Crowd Taub und blind! Ziel erreicht und ein Lächeln bildete sich auf sein Gesicht. Die Menge tobte noch immer und er riss beide Arme in die Luft und lies sich feiern.
    Er sah zur Seite und erkannte die Asari, die mit einem Turianer sprach der ihm ein Lächeln schenkte und ihm zunickte. Michael ahnte, dass der Turianer einer der Agenten der großen Plattenlabels war die heute hier herumsprangen. Na mal schaun.....

    ---------> Wohin das Schicksal in führt.....
    Geändert von Michael Gabriel (09.04.2011 um 19:23 Uhr)

  6. #36
    Newbie Avatar von Carrigan Brisbane
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    ------->Die Citadel: Industriegebiet, Carrigans Wohnung, 11:37
    Am späten Vormittag wurde Carrigan durch einen Hustanfall aus dem Schlaf gerissen. Ihr Kopf dröhnte als hätte sie ihn unter dem Reifen eines Mako zu schlaf gebettet. Nachdem sie es endlich unter Mühe geschafft hatte nach dem Aufstehen nicht zurück auf das dreckige mit Brandlöchern versehene, durchgelegene Sofa zu fallen, taumelte sie in Richtung Arzneischrank um sich ein Mittel gegen Kopfweh zu holen. Viel zu oft hatte sie diese Prozedur schon wiederholt. Man konnte sie wirklich als Wrack bezeichnen. Auch wenn sie sich öfter vornahm sich mit dem Alkohol und den Zigaretten einzuschränken tat sie dies nie, zu sehr nagte ihr Alltag an ihr. Nachdem sie zwei der Pillen mit einem großen Glas eiskaltem Leitungswasser runtergespült hatte wankte sie zurück in Richtung Sofa und ließ sich darauf fallen. Als sie auf das Eintreten der Wirkung der Medikamente wartete zündete sie sich bereits die erste Kippe an. Sie schloss die Augen da sich um sie herum immer noch alles drehte. Sie massierte sich leicht die Schläfen während sie das Erlebte des gestrigen Abends in ihrem Hirn zusammensuchte. Vereinzelt tauchten wieder Bilder des Turianers auf, wie er da in seinem eigenen Blut lag, als ob er auf der Oberfläche eines Sees mit tiefblauem Wasser schwimmen würde.
    „Er hatte es verdient…und die Batarianer werden auch nicht besser davonkommen, ich würde ihnen am liebsten jeden einzelnen Knochen brechen und sie dann verhungern lassen. Aber selbst das wäre noch zu schön für diese Schweine.“
    Wenn es etwas gab das Carrigan noch mehr zur Weißglut treibt als Macho-Männer, dann waren es Leute die sich an Schwächeren vergehen, sei es Vergewaltigung, Überfall oder Entführung.
    Langsam klärte sich der geistige Nebel während sie sich darüber Gedanken machte wie sie den Batarianern die Lebensflamme aushauchen würde.
    Mit dem letzten Zug der Zigarette wischte sie die Bilder wieder beiseite und erhob sich, als sie sich durch ihre dichten schwarzen Haare strich bemerkte sie, dass sich auf ihnen bereits wieder ein dünner Fettfilm gebildet hatte. Also beschloss sie sich ein heißes Bad zu genehmigen.
    Auf dem Weg in Richtung Badezimmer ließ sie bereits ihr Oberteil und den BH fallen und entblößte damit ihre wohlgeformten Brüste. Als sie das Badezimmer betrat hatte sie bereits sämtliche Hüllen fallen lassen und obwohl niemand sonst in der Wohnung war und die Wohnungstüre verschlossen, schloss sie die Tür hinter sich. Carrigan stand nun in ihrem kleinen 5 x 3m großen Badezimmer das nur durch eine Lampe mit einem Schirm aus Milchglas mit Licht versorgt wurde. Sie hatte ihre Wohnung schon lange nicht aufgeräumt, aber ihr Bad war stets sauber. Carrigan schraubte das kalte Wasser auf und regelte dann solange mit Warmwasser nach bis es die Temperatur hatte die sie als am angenehmsten Empfand. Sie gab etwas Schaumbad ins Wasser und setzte sich dann langsam in die Wanne. Ein wohliger Schauer durchlief ihren Körper als ihre vergleichsweise kühle Haut auf das heiße Wasser traf und sie legte ihren Kopf in den Nacken und genoss das Gefühl. Carrigan schloss die Augen und atmete tief durch während sie darauf wartete dass sich die Wanne vollkommen füllte. Zu diesem Zeitpunkt begann sie bereits ihren ganzen Körper zu reinigen, dabei ging sie gründlich wie eine Katze vor. Sie wusch ihre Haare und tauchte immer wieder mit dem Kopf unter. Sie griff nun ans Fußende der Wanne wo sie ihren Nassrasierer abgelegt hatte und begann sich von den Unterschenkeln bis zu den Achseln überall von Haaren zu befreien. Als sie damit fertig war ihren Körper zu reinigen verschränkte sie die Arme hinter dem Kopf und genoss die Ruhe. Das Wasser kühlte sich langsam ab während Carrigan entspannte. Nach einer halben Stunde wurde sie von ihren Gedanken eingeholt.
    „Genug gebadet, die Pflicht ruft…ich würde meine Chance nur ungern versäumen ein paar Batarianern die Lichter auszuknipsen“, dachte sie sich mit einem Grinsen auf den Lippen.
    Sie zog den Stöpsel der Wanne und verließ selbige nun mit einem angenehmen Duft nach Rosenblüten. Carrigan trocknete sich ab, föhnte und bürstete ihre Haare durch und zog sich zu guter letzt wieder an.
    Wieder im Wohnzimmer packte sie ihre Taschen. Neben Ersatzkleidung, ihrem Scharfschützengewehr durfte natürlich eine Flasche Hochprozentiges nicht fehlen, genauso wenig wie ihre Zigaretten.
    Mit einem prüfenden Blick und wenigen Handgriffen lud sie ihre Carnifex nach und überprüfte sie auf ihre Funktionalität.
    Nochmal überprüfte sie ob alle Fenster und die Balkontür geschlossen waren.
    „Aufräumen kann ich wenn ich wieder da bin…“, sagte sie zu sich selbst.
    Sie steckte die Carnifex in ihren Hüftholster, nahm die Tasche und verließ die Wohnung.
    Carrigan zog die Wohnungstür zu, sperrte ab und machte sich auf den Weg zum Raumhafen der Citadel.

    ------->Die Citadel: Zivile Andockbucht 14:37
    Geändert von Carrigan Brisbane (25.05.2011 um 22:16 Uhr)

  7. #37
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    Name: Loran Elgrin
    Zugehörigkeit: Sur'Keshs Kinder
    Spezies: Salarianer
    ----------------

    <------------ Die Citadel; Die Botschaften


    Die Citadel: Industriegebiet
    14:35 , Tag 4


    Nachdem er sich von dem Taxi einige Blocks entfernt hatte absetzten lassen, hatte Loran noch genug Zeit um sich die örtlichen Gegebenheiten des Treffpunktes etwas anzusehen um seinen Plan anzupassen.

    Das Treffen sollte auf der Verladerampe einer automatisierten Altstofftrennungsanlage stattfinden und schien für die vermeidliche Übergabe und anschließende Folter eines Gefangenen gut geeignet zu sein. Dennoch irritierte Loran die Tatsache, dass Sekesh einfach so bereit war sich mit ihm auf so einen Handel einzulassen wo er ihn doch überhaupt nicht kannte. Es lag vermutlich an der maßlosen Selbstüberschätzung des Kroganers, der bis jetzt mit nahezu jedem Verbrechen davongekommen war.

    Die Rampe bot nicht übermäßig viel Platz, weswegen die Gleiter des Kroganers und der beiden Blue Suns nahe beieinander landen würden müssen, was es dem Salarianer leichter machte sich eine Position zu suchen wo er sich verbergen konnte, um dem Geschehen den entscheidenden Stoß in die richtige Richtung zu geben. Der STG-Angehörige sah sich kurz suchend um und entschied sich dann für eine kleine Wartungsplattform, die sich etwa fünf Meter über dem Boden, zwischen zwei der acht großen Lagertanks befand, die zu einem Gebäude neben der Altstofftrennungsanlage gehörten. Loran benutzte die Leiter, welche zu der Plattform führte und deaktivierte mit seinem Omni-Tool zwei Leuchtröhren wodurch seine Position nun im Dunklen lag. Laut seinem Chrono blieben ihm noch etwa zehn Minuten. Als nächstes holte Loran seine automatische Pistole hervor und nachdem er sie mit einem Schalldämpfer versehen hatte, warf er einen Blick durch das kurze Zielfernrohr um die Distanz zu der Stelle abzumessen wo die beiden Gleiter in kürze aufsetzten würden. Es waren etwas mehr als 30 Meter und ein Präzisionsschuss würde mit dieser Waffe vermutlich nur schwer anzubringen sein, aber das war auch gar nicht Nötig.


    Die nächsten Minuten konnte er nichts tun außer abzuwarten. Dann hörte er das anschwellende Brummen eines Gleiters und wenige Augenblicke später konnte er einen dunkelblauen Sportgleiter erspähen, der sich langsam der Plattform nährte und genau an der Stelle aufsetzte, die Loran im Visier hatte. Die Türen öffneten sich der Salarianer konnte zwei Kroganer ausmachen. Der kleinere der beiden war elegant gekleidet und war auf der Citadel unter dem Namen Sekesh bekannt. Der andere Kroganer war um einen Kopf größer als Sekesh, trug einen schweren Körperpanzer und Aufgrund der Art wie er sich bewegte und die Umgebung absuchte nahm Loran an das es sich bei ihm um einen Bodyguard handelte. Die Anwesenheit dieses schwer gepanzerten Söldners konnte die Lage etwas verkomplizieren, aber Loran rechnete mit der Professionalität der beiden Blue Suns.

    Der Salarianer brauchte nicht lange zu warten, da hörte er das vertraute Heulen eines weiteren Gleitermotors welches rasch anschwoll. Das zu dem Geräusch gehörende Gefährt erschien wenige Sekunden später über der Verladerampe und Loran holte sein Komm hervor und kontaktierte erneut Sekesh. Der STG-Agent konnte beobachten wie der Kroganer die Hand an sein Ohr führte und einen Augenblick später ertönte die knurrende Stimme Sekeshs aus Lorans Komm:“Ja?“ „Tut mir leid, aber meine Leute und ich verspäten sich etwas und werden erst in ein paar Minuten am Treffpunkt sein.“ entschuldigte sich Loran, der gleichzeitig beobachtete wie der Gleiter der beiden Blue Suns neben den Kroganern aufsetzte. „Was meinen sie damit?“ erkundigte sich Sekesh verwirrt: „Sie sind doch gerade gelandet!“ „Was? Nein, wir sind noch etwa zehn Minuten von ihrer Position entfernt. Wer immer da bei ihnen ist gehört nicht zu mir.“ erwiderte Loran mit gespielter Irritation und stellte zufrieden fest, dass sich Sekeshs Haltung sichtlich versteifte, während zwei Turianer aus dem Gleiter stiegen. Beide trugen leichte, dunkle Körperpanzer und Loran konnte durch das Zielfernrohr erkennen wie einer der Turianer etwas sagte. Über das Komm welches noch immer aktiv war hörte Loran Sekeshs knurrende Stimme: „Ja der bin ich und wer sind…“ Mehr brauchte Loran nicht zu hören.

    Der STG-Angehörige visierte Sekesh an und feuerte eine kurze Salve aus seiner schallgedämpften Waffe ab. Von den fünf Projektilen trafen nur zwei Kroganer der überrascht und schmerzerfüllt aufschrie. Loran hörte noch wie der verwundete Kroganer „Hinterhalt!“ brüllte und dann ging alles sehr schnell. Der Salarianer beobachtete wie der gepanzerte Kroganer seinen Boss, der hinter seinem Gleiter in Deckung gegangen war, vor den beiden Turianern abzuschirmen während er gleichzeitig seine Waffe auf diese richtete. Die Turianer waren einen Augenblick lang vollkommen Verwirrt doch als sie die Schrotflinte in den Händen des Kroganers sahen reagierten sie instinktiv und zogen ebenfalls ihre Waffen. Der Bodyguard verlor die Nerven und feuerte auf die Turianer, die das Feuer prompt aus ihren halbautomatischen Pistolen erwiderten. Die Beiden Turianer bewegten sich in entgegengesetzte Richtungen, damit einer von ihnen hinter den gepanzerten Kroganer gelangen konnte, doch dieser ließ plötzlich ein zorniges Brüllen hören sprang aus seiner Deckung hervor und stürmte auf einen der Turianer zu. Dieser wich schnell zurück, während er weiterhin auf den Kroganer schoss, doch dieser war zu schnell und packte den Turianer an der Kehle, schmetterte ihn zu Boden und brach ihm dabei vermutlich das Genick. Der andere Turianer nutzte die Gelegenheit und feuerte auf den Rücken des Bodyguards, dessen Schilde zusammenbrachen. Obwohl er mehrmals getroffen wurde und sicherlich mehrere Projektile seinen Kampfpanzer durchdrangen, erhob sich der Kroganer und feuerte mehrmals auf den Truianer, bis eine der Salven ihren Weg durch dessen Schilde fand und ihn in die Knie sinken ließen. Aus mehreren Wunden blutend schleppte sich der Kroganer auf den verletzen Turiner zu und beendete dessen Leben mit einem Schuss aus nächster Nähe.

    Schon während der Turianer zu Boden gegangen war, hatte Loran seinen Platz verlassen und nährte sich nun leise dem Kroganer, der zurück zu der Stelle an der sich Sekesh befand. Im gehen zielte Loran auf den Kopf des Bodyguards und als er die Distanz auf etwa fünf Meter reduziert hatte drückte er ab. Die langgezogene Salve traf den Kroganer in den Rücken, durchschlug dessen Panzerung und zerfetzte seine inneren Organe noch bevor dieser eine Chance hatte sich zu verteidigen. Kaum war der Kroganer zu Boden umrundete Loran dessen Leiche und nährte sich vorsichtig der Stelle an der sich Sekesh befinden musste. Doch der Unterweltboss war bereits tot. Einer der Turianer hatte einen Glückstreffer gelandet und Sekesh einen glatten Kopfschuss verpasst.

    Zusfrieden inspizierte Loran auch noch die beiden Turianer und als er sich vollkommen sicher war das alle Beteiligten tot waren stieg er in den Gleiter der Turianer. Dort lag, auf der Rückbank, mit gefesselten Händen und Füßen, John Sheridan. „Hallo Major.“ begrüßte Loran den Menschen während er den Stunenr aus seiner Tasche zog und ihn auf Sheridans Brust richtete: „Ich weiß sie hatten einen echt miesen Tag, aber ich kann ihnen versprechen, dass er bald vorbei sein wird.“ Mit diesen Worten drückte Loran den Abzug und stellte so sicher, dass der Mensch auch garantiert nicht wieder aufwachen würde bevor der STG-Angehörige ihn in Vroots Labor geschafft hatte.



    Der Flug dauerte etwas länger da Loran den Autopiloten zunächst in eine andere Richtung fliegen ließ, während er mit seinem Omni-Tool den Gleiter nach möglichen Peilsendern scannte. Als er sich sicher war, dass kein Risiko bestand übernahm der Salarianer das Steuer und landete den Gleiter in dem baufälligen Nebengebäude der Recyclinganlage. Wie immer tauchten nach kurzer Zeit die beiden LOKI-Mechs mit der Trage auf und nachdem Loran den Bewusstlosen Menschen auf die Trage verfrachtet hatte, setzten sich die beiden Roboter wieder in Bewegung. Der STG-Angehörige begleitete die Mechs bis zum Labor und als er sich überzeugt hatte, dass Sheridan in dem Labor angekommen war musste er sich nur noch um den Gleiter der Blue Suns kümmern.

    Zunächst steuerte er das Fahrzeug in eines der Wohngebiete, wo er die letzten Stunden aus dem Bordcomputer löschte. Anschließend programmierte er einen Kurs ein, welcher den Gleiter in eine Gasse in den ärmsten Bezirk führen würde. Loran wusste, dass der Gleiter dort nicht lange überleben würde denn Diebe und Plünder würden in dem Wagen eine leichte Beute sehen und sich seiner annehmen. Zufrieden blickte der Salarianer dem davonfliegenden Gleiter nach, ehe er gemächlich in Richtung des nächsten Public-Terminals schlenderte wo er sich ein Taxi rufen würde welches in die Nähe seiner Wohnung bringen würde…

    15:04 Tag 4

  8. #38
    Newbie Avatar von Sareth Gavenok
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    <<< Die Citadel - Zivile Andockbuchten

    Aktuelle Situation/Ort: Annahme der Waffenlieferung von Illium

    Zeit: 12:45



    Es herrschte regen Treiben im Indusrtriegebiet der Citadel. Ein schier endloser Strom an Frachtern zog über die von Abgasen verdunkelte Skyline dieses Bezirks. Fast alles hier war automatisiert, je weiter man in die verwinkelten Bereiche eindrank, desto wenige lebendige Wesen und vor allem, desto weniger C - Sec sah man.

    Sareth flog sein Shuttle tief durch die Schluchten der kilometerhohen Lagerhallen. Eigentlich ein guter Ort für einen Rückzugsort, falls etwas dermaßen aus dem Runder laufen sollte, dass ein absolutes Abtauchen von Nöten sein sollte. Keine Zeugen, vor allem keine, deren Verschwinden jemand wichtiges vermissen würde. Alle anderen Anwesenden kann man entweder bestechen oder umprogrammieren. Ein guter Ort für ein sicheres Haus, entschied er.

    Er lenkte das Skycar so scharf durch eine Kolonne von Schwertransportern, dass jeder Patroullie Angst und Bange geworden wäre und dann erblickte er auch schon seinen Zielort. Eclipse nannte scheibar zumindest temporär eine ganze Lagerhalle mit dazugehörigem Verladehof sein Eigen.
    Wenn dich mir die Reihe der ausgeschalteten Logistikmechs an der Seite dort anschaue, nehme ich an, der eigentliche Besitzer dürfte morgen enige verprellte Kunden zu beruhigen haben. Dieser idiotische Haufen Schläger scheint immer besser zu werden. Keine festen Logistikzentren mit großer ECLIPSE - Aufschrift mehr, wie jenes, dass wir auf Boltzmann neu sortiert haben.

    Er landete knappe 100m vom Verladehof entfernt, genug Entfernung, dass Eclipse nicht nervös wird und Sareth Zeit genug hat, die Umgebung in sich aufzunehmen.

    "Was wollen Sie hier. Sir?" rief ihm ein Söldner schon auf 20 m entgegen.

    Er gehörte zu einer drei Mann starken Truppe am Eingang des Hofes, von denen zwei mit Granatwerfern ausgestattet waren und diese sichtlich nervös in der Hand hielten. Sie bezogen sogar eine taktische Gefechtsposition, der eine verstaute seine schwere Waffe und versuchte Sareth ganz unauffällig über das HUD ins Visier zu nehmen, während der andere scheinbar harmols eine gute Schussposition hinter einer Reihe Betonpfeiler einnahm. Auch wenn der Typ scheinbar nicht in Sareths Richtung sah, würde er darauf wetten, dass es eine Verbindung des Einen mit dem Omi - Tool des Anderen gab. Und auf dem Hof selbst tummelten sich nochmals geschätzte 30 Söldner.

    Verdammt, fluchte Sareth leise vor sich hin, Die sind wirklich gut geworden. Haben die einen neuen Chef? Muss ja was ganz Heikles sein, die heisse Ware. Definitiv zu viel Aufstand für eine Ladung Eze. Sareth Puls beschleunigte sich. Ein dermaßen großes Aufgebot rief eigentlich immer die falsche Art von Interesse auf sich. Egal nur schnell die Waffen und dann weg hier.

    "Ich will eine Lieferung abholen, ID - Code: Theta 3-6-12-Oregas -A-3" Sareth gab den Zufallscode, den er von der "Gepäckannahmestelle" auf Illium erhalten hatte, an den Söldner weiter.

    "In Ordnung Theta. Ihre Ware wurde ordnungsgemäß versandt und wartet auf sie im hinteren Teil des Hofes. Gehen Sie direkt und OHNE Umwege oder Verzögerungen zu dem Lieferwagen mit der Holoaufschrift Q9. ICh warne sie nochmals eindrücktlich! Das Sicherheitspersonal hat Anweisung bei Zuwiderhandlung zu töten."

    Oh ha, "zu töten", nicht mal mehr "zu schießen", die sind wirklich nervös. Dann mal los.

    Er setzte sich in Bewegung und passierte mehrere Lieferwagen mit verschiedenen Aufschriften. Er kam vorbei an H5, G8 oder T7. Das ganze Areal schien in Planquadrate aufgeteilt zu sein. Im Hintergrund vieler Transporter standen noch weitere Wachen, teilweise schwer bewaffnet oder hochspezialisert. Sogar drei Kommandokämpferinen waren anwesend. Was aber fehlte, und das machte Sareth nun wirklich nervös, waren Käufer oder Auftraggeber. Trotzdem herrschte rege, fast hektische Betriebsamkeit. Überall wurde eine Art Inventur gemacht und dann schnell verladen. Was bei allen Höllen von Rakhana machen die hier? Das kenn ich doch irgendwo her...

    Plötzlich konnte er dann doch einen Blick auf den Inhalt einiger Kisten werfen, die gerade inspiziert und dann hektisch verstaut wurden. Was er sah, ließ ihn ungewollt nach Luft schnappen. Eine Reaktion, die ihm einer der Söldner nachmachte und sein Gewehr durchlud, was weitere nervöse Blicke auf sich zog. Sareth zwang sich entspannt weiter zu gehen.

    Verfluchte Scheisse, nix ist mit gelernt, die haben immer noch riesige Waffenlager und ich stehe mitten in einem drinne.

    Die Kiste enthielt Thermaldetonit, wahrscheinlich war das die einzige Ladung aber es reichte dennoch um als großer Zünder zu fungieren

    Was die Situation wirklich delikat macht, sind dann nämlich andere zwei Tatsachen. Erstens: Eclipse ist im Besitz vieler schwerer Waffen. Was auf diesem verhältnismäßig kleinem Hof also an Sprengkraft rumliegen muss, dürfte alle Schätzungen in die pure Panik treiben. Zum anderen gibt es nur einen Grund warum ein so großes Lager in so kurzer Zeit abgebaut wird: Es ist aufgeflogen und nur noch eine Frage der Zeit bis hier die Fetzen fliegen.
    Und bis dahin wollte Sareth weit weg sein. Ganz kurz stellte sich ihm die Frage ob er das nicht besser der C - Sec stecken sollte. Natürlich nur aus Sorge um sich und seinen Auftrag, aber er besann sich auf die Tatsache, dass er scheinbar der einzige Kunde hier war, er könnte also auch einfach eine Visitenkarte hinterlassen, wem Eclipse den C - Sec - Besuch zu verdanken hätte.

    Endlich erreichte er den hinteren Teil des Lagerhofes.

    "Theta?" Einer der Söldner winkte ihn zu sich. "Ihre Ware, bitte kontrollieren sie, ob alles wie aufgegeben vorhanden ist."

    Sareth ging seinen Bestand durch: Seine neuerworbene Tempest, sein Mantis Präzisionsgewehr sowie die Rüstung noch aus Hanar - Beständen. Er ließ ein Diagnoseprogramm über die Technik wie Zielerfassung o.a. laufen und war doch zufrieden. Alles war an seinem Platz und funktionstüchtig.

    "Bitte überweisen Sie nun die zweite Rate umd die Dienstleistung abzuschließen."
    Der Drell gab einige kurze Befehle in sein Omi - Tool und der Söldner nickte zustimmend. "Vielen Dank, wir hoffen Sie sind mit unserem Service zufrieden."
    Sareth erlaubte sich ein entspanntes Grinsen. Na klar, vollkommen zufrieden, von den Zig Tonnen Sprengmaterial unter userem Arsch mal abgesehen.

    "Vielleicht können wir Sie auch für andere Dienstleistungen unserer Organisation intere..." Ein plötzlicher Ruck ging durch den Körper des Söldners, seine Hand schoss an das Kommlink, alle Söldner, die selbe Bewegung, komplett synchron. Man konnte das Adrenalin riechen, die Angst, wie sie sich in antrainirten Bewegungsabläufen manifestierte. Waffen wurden durchgeladen, Stellungen bezogen, Einsatzteams gebildet.

    "Wir haben Besuch!" erklang es über den Hof
    Geändert von Sareth Gavenok (11.09.2011 um 20:55 Uhr) Grund: Kleiner Logikbruch

  9. #39
    Newbie Avatar von Sareth Gavenok
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    Der Tanz hat also begonnen.

    Man hätte Panik erwarten können, stattdessen wurden Befehle genau befolgt. Söldner rollten Wände aus schusssicherem Material an diverse Positionen um Querschläger zu vermeiden und eine andere Deckung zu haben als Munitionskisten. Scheinwerfer entflammten und badeten das organisierte Chaos in ein grelles Meer aus Licht. Schusspositionen wurden bezogen und strategische Punkte wie die Einfahrt zum Hof, oder die Einflugschneise für die Transporter, welche langsam, viel zu langsam, starteten, von starken Verteidigungsteams aus Techs und Biotikern besetzt.

    Nun galt es schnell zu sein. Auch wenn Sareth darauf brannte, die Strategie von Eclipse in dieser scheinbar aussichtslosen Lage zu verfolgen, wusste er doch, dass diese Idee vermutlich tödlich enden würde.

    Plötzlich riss es den Söldner der eben noch ein so erfolgreiches Werbegespräch geführt hatte von den Beinen.
    Ganz automatisch brüllte Sareth: "Scharfschütze, in Deckung!!!"

    Er sprang in den offenen Container, der eben noch seine Sachen gelagert hatte und zog dabei mehr schlecht als recht seine Kiste mit sich.
    Jetzt war er an einem Punkt der Adrenalinsättigung angekommen, an dem er keine Angst mehr verspürte und sein Verstand auf eine nüchterne, fast freudige Art arbeitete. Zu viel Schiss um Angst zu haben, hatte diesen Zustand mal ein Kampfgenosse genannt. Er zog sich so schnell wie es in dem begrenzten dunklen Raum möglich war seine Panzerung an, bewaffnete sich und versuchte kurz die Lage zu sondieren.
    Blöde Ausgangslage, wer immer da draussen ist, hat klar die bessere Position, mehr Infos und einen eindeutigen Befehl. Töten.
    Stellt sich die Frage wie ich meine Chancen verbessern kann. Erstmal in die Eclipse - Kommunikation reinkommen.


    Er durchsuchte den hinteren Teil des Containers und fand einige Stapel Papiere. Zumindest für eine Ablenkung für den Scharfschützen konnte er so sorgen. Von draussen erklang Blasterfeuer und das Poltern von Gegenständen, vermutlich die Biotiker.
    Sareth holte tief Luft, spannte die Muskeln...

    Drei...

    Zwei...

    Eins...

    LAUF!


    Er warf die Zettel aus der seiner Deckung, der Schütze reagierte wie erhofft, ein Schuss schlug durch das Gewirr aus Papieren und erschuf ein Zeitfenster.

    Der Drell sprang auf, schoss aus der Deckung seines Containers, schlug einen Haken um einen zusammenbrechenden Söldner und erreichte eine Position links ungefähr knapp auf der Hälfte des Hofes. Auf seinen Kniepanzern rutschend kam er hinter eine Barrikade aus den beweglichen Panzerplatten, die sich jedoch als weniger kugelfest herausgestellt hatten als gehofft. Der Scharfschütze hatte ganze Arbeit geleistet und eine kleine Gruppe ausgeschaltet. Dafür konnte sich Sareth ein Comm aneignen und endlich etwas mehr Übeblick bekommen.

    "Spezialkräfte der C - Sec rücken gegen das Haupttor mit schwerem Gerät vor. Benötigen biotische Unterstützung", "Wie viele Transporter noch bis wir abschwirren können, Captain?" , "Verluste an diversen Stellungen, nordöstliche Eckposition reagiert nicht auf Anfragen zum Status. Die C - Sec rückt vor."

    So und so ähnlich klangen die Meldungen im Comm. Faktisch verlor Ecplise diese Schlacht. Die Scharfschützen schalteten jeden aus, der die Deckung verließ um auf die schweren Truppen zu feuern, die immer weiter vorrückten.
    Die C - Sec macht heute wirklich keine Scherze. Eine Explosion ließ die Scheinwerfer flackern, der nächste Funkspruch besiegelte de facto diesen ungleichen Kampf.
    "C - Sec hat einen Transporter ausgeschaltet. Wiederhole: C - Sec greift die Transporter an. Alle Stellungen zur Abflugpunkt zurückfallen lassen und diesen verteidigen. Wir ziehen uns zurück."

    Das war Sareth´Chance. Der Abflugpunkt lag im Planquadrat J2 . Er vergegenwärtigte sich den Lageplan des Hofes. Das menschliche Alphabet als Längengrade, linke Seite A bis M, rechte Seite N bis Z, die Ziffern 1-5 als Breitengrade.

    Er selbst war im Moment ungefähr bei T oder S 4, die Wand einer Lagerhalle im Rücken. Laut des Comms schien Eclipse sich von allen Positionen Richtung J2 zurückfallen zu lassen. Von überall fielen Söldner geordnet zurück. Die Scharfschützen hatten inzwischen das Feuer eingestellt. Der Hauptteil der C - Sec drang über den Eingang A2 vor einer geraden Linie folgend. Ausserdem wurden kleine Infiltrationsteams von R und Y 5, sowie F2 gemeldet.
    Also Richtung N3, mal sehen wie ich von dort weiter komme. Er atmete nochmals tief durch, checkte ein letztes mal den Commverkehr und verließ die Deckung in Richtung eines ausgebrannten Transporters, immer etwas weiter vom Hauptgetümmel weg. An einem zerschossenen Büro vorbei, eine Treppe hoch, über ein Dach. Wieder tote Söldner, scheinbar ins Kreuzfeuer geraten. Da half auch der Granatenwerfer nicht weiter. Wenn ich den doch nur mitnehmen könnte bedauerte er, aber so ein Klotz machte eine schnelle Flucht unmöglich.Wo sind die Infiltrationsteams bloß eingedrungen? Y5 fällt flach, aber der Trupp bei R5 muss doch eigentlich irgendwo am Hofende vor mir eingebrochen sein... Und da haben wir das Loch ja auch. Eine kleine Lücke in eine Wand des Nachbargebäudes, gesschickt platziert, durch mehrere schweren Containern neugierigen Blicken entzogen. Warum sowas immer nur "Falle" schreien muss? Wie viele da wohl drin sitzen? Immerhin bleibt der Werfer dann nicht ganz ohne Nutzen. Da war es wieder, das fast kindliche Lächeln im Angesicht des Auslebens seines destruktiven Charackters. Er hob den 20 Kilogramm Granatwerfer und zielte auf die Öffnung in der Häuserwand. Drei mal erklang das "Kaa - pfüng" des Werfers, die Granaten schossen durch die Lücke und schlugen im Gebäude ein. Rauch quoll aus den Fenstern, einzelne Befehle waren zu hören, aber Sareth war schon durch die Bresche. Die Zerstörung war enorm, in diesen beengten Büroräumen war die Wirkung verherrend. Zwischenwände zerrissen, einfach von den Granaten durchschlagen, bevor sie dahinter in ein Terminal einschlugen und alles zu Asche verbrannten. Quer durch den Raum rannte der Drell, Richtung Fenster auf der anderen Seite.

    Sprung

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  10. #40
    ME FRPG only Avatar von Daniel Jalowy
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    ---------->Präsidium
    Bürogebäude, Gewerbepark im Industriegebiet


    Als Daniel den beiden so zuhörte musste er unwillkürlich an einen Aufnäher denken den er auf Tharkad gesehen hatte: `Einmal mit Profis arbeiten, nur 5 Minuten´

    Das Shuttle landete und Daniel klopfte dem Drell gegen die Schulter und bedeutete ihm aufzuhören

    „Hört mir mal zu Genies, das da drüben ist ein Safe House was so eben gestürmt wurde“ er deutete mit seinem Gewehr in Richtung des Bürogebäudes
    „Wer auch immer da drin ist weiß bereits das wir kommen jetzt also umdrehen und anschleichen würde nur bedeuten dem Feind Zeit zu verschaffen!
    Das ist auch kein Umstand wo irgendwelche entspannen Gespräche stattfinden, die Lage ist bereits hocheskaliert.
    Wir gehen rein, zu dritt. Ich voraus danach Jordan und der Revolverheld macht das Schlusslicht.
    Im Gebäude gehen wir vor wie in Alfies Loft und sie Jordan halten sich bedeckt“
    Den letzten Teil sagte er während die Kabelbinder durchschnitt und somit die Frau befreite.
    „Und jetzt los!“ befahl er.

    Es war zwar gewagt die Frau zu befreien über die sie so wenig wussten. Daniel wusste aber auch, dass er sie unmöglich ohne Aufsicht im Shuttle lassen konnte und mitnehmen wollte er sie nicht gefesselt. Er hatte im Gebäude keine Zeit der Frau über Trümmer zu helfen. Es war nicht perfekt aber das war es nie. Zumindest hatte die Frau keine Waffen.

    Die wenigen Meter zum Eingang überwand das Trio zügig und ohne Widerstand. Unmittelbar drangen sie in das Gebäude ein. Genau wie im Loft übernahm Daniel die linke und Athan die rechte Seite.

    Es bot sich ihnen ein Bild völliger Zerstörung. Die Wände des Vorraums, der Eingang und Bürofläche trennen sollte waren weggerissen und gaben den Blick auf ganze Etage frei.
    Teile der Decke waren eingestürzt, ein paar kleine Feuer brannten. Dünne Schwaden von Rauch und Staub flogen schwebten noch sanft ihm Raum, ein paar Konsolen spukten rhythmisch Funken und das restliche Interieur lag zerstört in der Etage verteilt.
    Das sanfte knistern der Feuer verband sich mit dem andauernden plätschern der geborstenen Wasserleitungen und gab dem Bild, unterbrochen von dem Fauchen der Funken sprühenden Konsolen, eine würdige Untermalung.

    Genau vor ihm lagen zwei tote Omicron Söldner und weitere tote Söldner fanden sich hier und da verteilt. Hier gab es nichts zu holen.

    Daniel bedeutete den beiden weiterzugehen und deutete auf den Treppenaufgang zur nächsten Etage.
    Langsam und vorsichtig bahnten sich die drei ihren Weg über die Trümmer. Geräuschloses fortbewegen war unmöglich. Die Trümmer gaben meist lautstark unter ihren Füßen nach und selbst wenn nicht knirschte der Schutt laut genug. Dazu kam noch, dass er sich immer wieder nach der Frau umdrehte die in ihrem Kostüm dermaßen deplatziert wirkte und mit ihren Pumps deutlich mehr Schwierigkeiten hatte sich ihren Weg zu suchen
    Am Treppenaufgang angekommen hielt Castle inne. Er bedeutete dem Drell die Treppe nach oben zu sichern und drehte eine Söldnerleiche um die anders aussah.

    Er biss die Zähne zusammen als er die Leiche umgedreht hatte. Cerberus. Die Gesamtlage wurde von Stunde zu Stunde immer komplexer. „Cerberus Leiche gefunden. Langsam weiter“ befahl Daniel über Funk, unhörbar für die Frau.
    Daniel spielte mit dem Gedanken die Frau hier zu lassen und ohne sie in die nächste Etage zu gehen, entschloss sich aber dagegen. Zu groß war die Gefahr, sie würde sich eine Waffe nehmen und/ oder verschwinden.
    In der alten Gliederung gelangten sie ins obere Geschoss.
    Die Zerstörung hatte hier weniger Spuren hinterlassen. Mehrere Lampen hingen von der Decke und an den Wänden konnte man viele Einschusslöcher sehen. Einige Möbel waren umgeworfen worden oder zu improvisierten Barrikaden aufgetürmt. Am Boden konnte man deutlich erkennen wo Granaten eingesetzt wurden und hier und da klafften Löcher im Boden.
    Genau wie in der Etage unter ihnen lagen mehrere tote Omicron Söldner hier aber jetzt auch tote Cerberus Soldaten. Jeder konnte erkennen, dass sich beide Parteien hier nichts geschenkt hatten.

    Alle Seiten nach Gefahren absuchend erreichten sie die Tür zum nächsten Großraum.
    Daniel wartete bis alle in Position waren dann huschte er hindurch, dicht gefolgt von Athan.

    Daniel ging sofort links der Tür hinter einer noch stehenden Zwischenwand in Stellung, Athan ein paar Meter rechts von ihm und selbst die Frau hatte sich etwas gesucht.
    Der Raum sah genauso aus wie der vorige, mit einem Unterschied. Zwei Cerberus Soldaten standen in der Mitte des Raums und beugten sich über eine Konsole.
    Der Söldner wollte gerade über Funk sich mit Athan absprechen wer wen ausschalten soll als seine Scanner nur für einen kurzen Moment ein drittes Signal auffingen.
    „Noch ein Kontakt, ich prüfe“ informierte er den Drell und verschob sich an der Wand ein paar Meter weiter um besser sehen zu können. Er spähte in den Raum konnte aber nichts erkennen bis auf ein leichtes Flimmern.
    Daniel dachte an ein Tarnmodul und wechselte auf Wärmebild. Nichts. Infrarot. Nichts. Er ließ einen Sonarimpuls kommen. Ca. 10 Meter vor ihm wurde der Umriss einer Person deutlich. Für einen Moment konnte Daniel eine Person in einer leichten Rüstung erkennen die in ihrer rechten Hand eine Art Schlagstock trug. Weiterer Sonarimpuls. Daniel riss die Augen auf. 5 Meter vor ihm tauchte die Gestalt wieder auf.
    Daniel ließ die Impulse jetzt im Dauerfeuer kommen.
    Er hatte gerade noch genug Zeit seine Waffe zu heben, zurückzuweichen und „KONTAKT!“ zu rufen. Wie unter Stroboskoplicht sah er wie die Gestalt unmittelbar vor ihm mit dem Schlagstock ausholte. Die abgehackten Bewegungen hatten etwas Gespenstisches.
    Daniel hob die Waffe und wollte abkrümmen aber die Gestalt vor ihm reagierte gespenstisch schnell. Die Gestalt schlug seine Waffe einfach beiseite und stach mit ihrem Schlagstock nach seinem Hals. Dies war kein gewöhnlicher Schlagstock und kein gewöhnlicher Kommando.

    Das elektrische Knistern an der Spitze des Stocks verriet ihm, dass es sich nicht um einen Standard Meinungsverstärker handelte, dieser bedeutete echte Gefahr trotz seiner Rüstung.

    Im letzten Moment konnte er den Kopf etwas zur Seite nehmen und riss gleichzeitig den rechten Ellenbogen nach vorn. Die rechte Hand seitlich am Helm lenkte er die Stock an der Unterarmpanzerung zur Seite hin ab. Ein unangenehmes Prickeln ging durch seinen Arm.

    Die Gestalt enttarnte sich vor ihm und erst jetzt fiel ihm auf, dass es sich um eine Frau handelte. Ihre Rüstung schien mehr Wert auf Beweglichkeit als auf Schutz zu legen die ihm von der Körpergröße gerade mal bis zum Kinn ging und auch sonst wirkte sie eher zierlich.
    Ihr Schlag ging ins leere und wie aus dem Nichts hatte sie eine Pistole in der Hand. Der Söldner ging auf Tuchfühlung mit dem Kommando. Er hatte keine Zeit seine eigene Pistole zu ziehen und zu wenig Platz um sein Gewehr zum Einsatz zu bringen. Er baute voll auf seinen Gewichtsvorteil als er nach der Waffenhand der Frau griff. Die zierliche Kommando reagierte prompt und anders als erwartet.
    Nicht so zierlich waren nämlich die Tritte die er nun einstecken musste und die wie aus einem Maschinengewehr kamen und ehe er es sich versah flog er schon an dem Drell und an der Frau vorbei quer durch den Raum. Hoffentlich waren die anderen geschickter im Nahkampf als er.
    Geändert von Daniel Jalowy (30.05.2012 um 21:08 Uhr)

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