Jolene Vasquez' Shuttle Avila
„Du willst die Wahrheit wissen? Na gut, ich könnte dich jetzt greifen, zu mir runter ziehen und es dir zeigen.“ Kate schnaubte kurz belustigt auf. ‚Das glaubst du wohl selbst nicht!’ „Oder…oder du gehst noch mal in die Gasse zu diesem Quarianer und fragst ihn, was ich meine. Ich bin mir sicher, dass er dir weiterhelfen kann.“ Nun setzte der junge man ein entschuldigendes Lächeln auf. Anscheinend schien er sich diesmal wirklich ein wenig unsicher zu fühlen.
Die Biotikerin sagte kein Wort, drückte sich aber von der Rücklehne weg und stand wieder auf den Füßen. Langsam ging sie um die Sitzbank herum, so dass sie schließlich hinter Jacobs Kopf zum Stehen kam. Dabei spürte sie, wie seine Augen ihr folgten. Sie legte beide Hände an seine Wangen und spürte, wie er leicht zusammenzuckte. Dann beugte Kate sich soweit vor, dass ihr Gesicht nur noch zwei Handbreiten von seinem entfernt war. ‚Irgendetwas hat er! Verdammt…’
„Das…“, nach dem Wort tätschelte sie locker mit ihrer rechten Handfläche seine Backe, „hättest du wohl gerne.“ Kate spürte plötzlich wie ihr Herz schnell zu schlagen anfing. Sie fühlte sich ähnlich wie vor einigen Stunden, als sie Jacob nach der Injektion um den Hals gefallen war. ‚Nein.’ „Aber“, fuhr sie dann fort, „du solltest ja noch ruhig liegen bleiben.“ Ihre Stimme hatte sich gesenkt und wieder einen freundlichen Tonfall. Während sie die Worte aussprach, bückte sie sich unbewusst noch näher zu ihm hinunter. Seine blauen Augen waren jetzt direkt unter ihren. Im Augenblick konnte sie nur ihre zittrigen Atemzüge hören. ‚Nein!’
Obwohl sich ihr Verstand dagegen wehrte, konnte sie nichts machen. Möglicherweise hatte das Unterbewusstsein ihr die Kontrolle über ihr Handeln geraubt. Kate schloss ihre Augen und küsste Jacob auf die Stirn. ‚Nein! Doch!’ Der mit Abstand innigste Kontakt, den Kate in den letzten Monaten mit einer anderen Person hatte, dauerte jedoch nur wenige Sekunden. Dann hatte ihr Verstand wieder vollends die Kontrolle ergriffen.
Die junge Frau ließ von Jacob ab, richtete sich wieder auf und machte auch einen großen Schritt zurück und knallte lautstark gegen die Wand des Shuttles. ‚Was hab ich jetzt getan? Was ist in mich gefahren?’ Sie war sprachlos.