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    ElCapitan87
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    Standard Die Citadel: Militärkrankenhaus

    Moderne Streitkräfte verfügen im Allgemeinen über eigene Krankenhäuser, die auch als Lazarett bezeichnet werden. Hierzu zählt auch das allgemeine Militärkrankenhaus auf der Citadel Station. Das Krankenhaus beherbergt alle Patienten des Allianz Militärs, der turianischen, salarianischen und asarischen Streitkräfte. Ebenso diverse Verletzte der galaktischen Fremdenlegion. Das Lazarettpersonal besteht überwiegend aus Sanitätssoldaten, die zur Selbstverteidigung auch eine Handfeuerwaffe mit sich führen dürfen. Das Gebäude an sich, ähnelt einem großen quadratenförmigen Betonklotz und liegt keine 10 Flugminuten vom GFL HQ entfernt.
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    Militärkrankenhaus >


    08:48 Uhr

    Der Polizeiwagen parkte auf einer Stelle, die extra für Sicherheitskräfte vor dem Militärkrankenhaus, angelegt worden war. Captain Mignola und Bail Skirata stiegen fast zeitgleich aus dem Wagen und liefen gemeinsam auf dem Haupteingang des Lazaretts zu. Im Eingangsportal selbst, herrschte eine etwas leisere Atmosphäre als noch in den Büros der Militärpolizei im GFL HQ. Die Eingangshalle war ebenso hell und neumodisch eingerichtet wie die, des HQ. Skirata nahm sich einen Augenblick Zeit und betrachtete sich das Treiben der einzelnen Personen, Mignola hingegen war schon ein gutes Stück voraus gelaufen, anscheinend fiel es ihr nicht mal auf, dass sich der Ex-Legionär nicht mehr neben ihr befand.

    "Booster bist du das?" fragte eine laute, freundliche und dennoch verunsicherte Männerstimme. Der alte Schmuggler blickte ungläubig in Richtung Rezeption, von wo er die Stimme vermutete. Das gibt's doch nicht, dachte der Neuseeländer freudig, als er einen ca. 30 Jahre alten Chinesen in Laborkittel erspähte, der Skirata ein breites Grinsen zu warf. "Ha, Jerry Zhang wie er leibt und lebt. Hehe, wie geht’s dir Alter?" entgegnete Bail ebenfalls erfreut und ging auf Jerry zu. Schließlich umarmten sich die Zwei herzlich und Jerry fragte wissbegierig "Wie geht's dir?" "Gut." antwortete der Neuseeländer und lächelte Zhang ins Gesicht. "Mir auch." fügte der Chinese ebenso hinzu. Dann drehte Skirata seinen Kopf zu Seite und sah in die Eingangshalle, zu seinem erstaunen stand Jennifer Mignola keine 5 Meter von den Beiden entfernt.

    Höfflich wie der alte Mann war, stellte er der Militärpolizistin, seinen alten Freund vor. "Mignola! Jerry…" "…Zhang, ich weiß. Sie kennen sich vielleicht aus der Dienstzeit, stimmt's?" unterbrach sie den Ex-Legionär wohl wissend und fragte gleich nach dem Grund ihres Kennens. Sie an, sie an...ob da mal was zwischen denen lief? Und wenn! Was interessiert es dich Bail?, mahnte ihn sein Gewissen. Aber noch bevor der Schmuggler etwas sagen konnte, bemerkte Jerry in einem forschen Ton zu Mignola "Das hast du gut erkannt, Baby." "Was machst du hier auf der Citadel, du wirst doch nicht plötzlich sentimental, oder?" stellte er die Frage seinem alten Kumpel"

    Naja, eigentlich darf ich’s dir nicht sagen...Sag es nicht Bail "Nein. Ich weiß nicht wie ich es sagen soll aber..." Zum Glück musste Skirata sich nicht etwas einfallen lassen, da Jerry stolz und glücklich meinte "Ich schmeiß den Laden hier." Der 58-jährige grinste breit und sagte "Nein?!" hat er es doch geschafft, ach ich wusste aus dem Jungen wird einmal was. "Doch, doch, wir ackern wie blöde. Wir müssen die Bestände einpacken und den Umzug nach Thessia vorbereiten." Dann waren die Gerüchte doch wahr, dass die Legion ihr eigenes Lazarett auf Thessia aufzieht.

    Beeindruckt und froh, dass es Jerry so weit nach oben geschafft hatte, lobte der Ex-Legionär ihn "Wer hätte das gedacht, Jerry Zhang als Helfer der Galaxis." Die gute Stimmung wurde allerdings schnell wieder zerstört, da die Militärpolizistin energisch versuchte Bail, zu dem eigentlichen Verhör zu zehren. "Gehen wir jetzt zu Baka'a, oder wollt ihr beide euch noch länger auf die Schulter klopfen?" "Ist ja schon gut Mignola. Also Jerry, man sieht sich." beruhigte der Neuseeländer seine temperamentvolle Begleiterin. Zeitgleich winkte er Jerry zum Abschied noch zu und ging mit Mignola in Richtung Aufzug.

    "Ja, mach’s gut Booster." Hörte er noch von seinem Freund rufen, als sich die Fahrstuhltür schloss. Komm frag sie, dass wird sie sicher ein wenig mehr provozieren…hehehe, überlegte er sich und fing im selben Moment schon an, Jennifer ins Ohr zu flüstern. "Also wenn ich klug wäre, dass bin ich ja nicht. Würde ich zu dem Entschluss kommen, dass sie und Jerry, mal was miteinander hatten." Sogleich mit seinen letzten Worten öffnete sich die Fahrstuhltür, Mignola stieß nur ein verachtenswürdiges "Tz." und stampfte vor Bail davon. Ach wie ich sie liebe, diese kleine Bisamratte…hhhhmmm.


    Militärkrankenhaus, Zimmer 255 >


    09:00 Uhr

    Wenig später standen die 2 Ermittler vor dem Bett des batarianischen Lieutenants Kamat Baka'a. Dieser sah ziemlich mitgenommen aus, wahrscheinlich durch die Operation an seiner zertrümmerten Hüfte. Dadurch lag es seitlich und angewinkelt in seinem Bett. Hhhhmmm, ob er noch unter den Nachwirkungen der Narkose steht?, überlegte sich der 58-Jährige, der es sich inzwischen auf einem Stuhl keine 5 Meter vom Krankenbett entfernt, an der Wand gemütlich gemacht hat. "Also sie hab ich doch mal am Stützpunkt gesehen." sprach ein etwas benommener Batarianer, die hübsche Militärpolizistin, die neben dem Krankenbett stand. Sogleich starrte Baka'a den in der Ecke sitzenden Bail unwissend an und fragte auch ihn "Und sie…sind ähm…sind sie in der Legion?"

    Ja, ich war in der Legion mein Junge. Aber um zu sehen, ob du tatsächlich klar denken kannst und mir so später keine Scheiße erzählst...will ich dich mal auf die Schippe nehmen. "Ähm Raumverkehrskontrolle. Ich kümmere mich um den Luftraum über Berlin." kam es über Skiratas Lippen, der sich ziemlich zusammenreißen musste, um nicht zu lachen. Wenn er das schluckt, dann ist er definitiv noch unter Narkose. "Haha... Nein ich hab sie doch schon mal gesehen. Ja…ihr Bild hängt in der Ehrengalerie der ersten menschlichen GA Commands. Sie sind Captain Bail Skirata, sie sind doch aus der Legion geflogen." Der Ex-Legionär hob verlegen den Kopf und schaute auf die Decke des Raumes und meinte amüsiert "Achja, der Preis des Ruhmes."

    "Würden sie uns eventuell ein paar Fragen beantworten." kam es hart aus den Mundwinkeln von Captain Mignola. Der verletzte Batarianer drehte sich im Bett leicht um her und hielt sich die Hände vor dem Kopf, als ob er gerade jetzt unter Schmerzen stehen würde. "Ohhh nein, ich bin schrecklich erschöpft. Ich bin voll gepumpt mit Medikamenten." "Da haben sie unser kollektives Mitleid." kommentierte der Neuseeländer und betrachtete, gelangweilt von Baka'as Versuchen das Verhör vorzeitig zu beenden, seine Hände. "Wir wollen nur wissen was auf Thessia geschah." stellte Jennifer Mignola nochmal klar, jetzt aber mit einer lieblicheren Stimme als zuvor. Der Kerl verschweigt doch was, falls er jetzt mit irgendeiner Scheiße anfangen sollte, mach ich dem Jungen mal ordentlich Druck, nahm er sich gedanklich vor und der Verletzte antwortete Mignola "Sie wollen wissen was passiert ist? Naja, es gibt verschiedene Versionen der Wahrheit, Captain. Es gibt immer verschiedene Versionen und…und die Dinge sind nicht immer so wie sie scheinen…"

    Als genau das passierte, was Bail vermutete, stand er auf, ging vor das Krankenbett und sprach mit leicht erhobener Stimme "Es zu früh und ich bin zu müde, dämliche Versionen einer Intrige eines unbedeutenden Lieutenants interessieren mich einen Scheiß. Sie geben sich zuviel Mühe Baka'a, wissen sie woran ich das erkenne? Sie schwitzten und sie schwitzten, weil sie nicht wissen wie viel Robinson uns bereits mitgeteilt hat." "Aber nein ich schwitzte nicht......Ok, ist ja gut, ich rede schon?" entschloss sich der Batarianer, da es eigentlich für ihn keinen Ausweg aus dieser misslichen Lage gab.

    "Wie läuft es für sie in der Legion?" fragte Skirata nun ernst nach. "Es ist entsetzlich, ich hasse das Militär. Ich bin nur hier wegen meines Vaters, weil…weil er wollte, dass ich ein richtiger Mann werde." "Sie haben Angst vor ihrem Vater, oder?" stellte die Offizierin fest.

    Kamat Baka'a fing etwas an zu lachen "Nein, wir hassen einander nur. Also normalerweise würde er nicht mal einen Finger krumm machen für mich. Aber wenn er etwas nicht ausstehen kann, dann ist es ein Skandal. Und naja, als ein hochangesehener Offizier der batarianischen Armee, mit einem Sohn der ganz wild auf menschliche Frauen ist, da ist der Skandal doch vorprogrammiert." Also so wie er Jennys Beine anstarrt, muss es ja stimmen, schlussfolgerte er daraus und bemerkte "Toleranz und Militär, dass geht nicht zusammen. Tja, hat diese Lektion einer Familiengeschichte irgend ne Pforte?" "Vor ungefähr 2 Monaten da hab ich ne Beziehung mit einer menschlichen Kellnerin angefangen und mein Vater beschloss zu…zu intervenieren und Commander Cayannis behielt den Vorfall für sich. Aber auf Bitten meines Vaters, versetzte Cayannis mich in den Ausbildungszug von Kalmar. Sie können sich denken das Kalmar das gehasst hat und naja, er hat dafür gesorgt das alle über mich bescheid wussten." erklärte ihnen der verletzte Batarianer.

    "Er konnte sie nicht rauswerfen, also tat er alles dafür das sie von selbst gingen." schlussfolgerte Mignola daraus. "Er wollte mehr als nur das." stieß Baka'a leise und ängstlich hervor. "Mehr Intrigen, Kamat?" wollte der Ex-Legionär wissen und blickte seinem Gegenüber tief in die Augen. "Master Chief Kalmar hat gedroht mich umzubringen und zwar unmissverständlich." Und gehört oder gesehen hat das natürlich keiner, dachte er sich, aber dann übernahm die Militäroffizierin die Frage, als ob sie geahnt hätte, dass der 58-jährige sich gerade dasselbe fragte. "Hat das gesehen oder gehört?" "Nein natürlich nicht, dass Landungsboot war laut, niemand hat etwas gehört." antwortete der batarianische Legionär tot ernst. Das ist schlecht...aber ich werde es ihm lieber selbst sagen, "Ich weiß ja nicht ob sie mit Ermittlungsarbeit verstraut sind. Aber es gibt so etwas wie ein Motiv und sie haben sich gerade ein verpasst." "Aber sie wollten doch wissen, was passiert ist und ich sag ihnen die Wahrheit." konterte der junge Batarianer fassungslos und verärgert.

    "Was ist mit den anderen Versionen?" hakte Skirata nochmal energisch nach. Aber der Patient antwortete nur "Ich hab ihn nicht getötet." Daraufhin beugte sich Mignola zu ihm vor und fragte ihn nochmals leise "Wer war’s dann?"

    Und wie auf Knopfdruck, entschied sich der Alien auszupacken "Ich wollte es jemanden erzählen, aber Gilani hätte mich nur ausgelacht. Aelius hätte es ein Scheiß interessiert und Robinson und Sketch sicher auch. Natürlich hat mich Kalmar dann auch noch mit Antropos in ein Team gepackt, die mich vom ersten Tag wie einen Aussätzigen behandelt hat. Mir kam der Gedanke das Kalmar sie vielleicht bezahlt hatte. Vielleicht sollte sie dafür sorgen, dass ich einen Übungsunfall hatte. Als wir im Übungsgebiet waren konnte ich nur daran denken das Kalmar auch in diesen verdammten Dschungel war. Er zwang uns durch diesen Sturm zu torkeln und wartete einfach nur. Ich hatte grauenvolle Angst, ich wollte nicht das Opfer eines diskriminierenden und hasserfüllten Verbrechens werden. Ja, ja, ich sollte vielleicht gar nicht erzählen, dass ich Angst hatte, aber ich hatte Angst, ich hatte Todesangst. Ich hatte solche Angst, dass ich wirklich hätte jemanden umbringen können, ich meine…"

    "Aber sie taten es nicht." schlussfolgerte Skirata prompt daraus und Baka'a starrte ihn mit einem nachdenklichen Blick eine Weile an, bevor er fort fuhr "Doch plötzlich, ging nicht weit von uns eine Fusionsgranate hoch, als ich und Antropos an der Stelle ankamen wo die Granate hochging, sahen wir Master Chief Kalmar tot und verbrannt auf dem Boden liegen. Die Granate hatte ihn getötet. Keinen Augenblick später kam auch schon Robinson zur Unglückstelle. Wir fragten ihn ob er seine Granate benutzt hatte, dem war aber nicht so. Nach einem kurzen hektischen Gespräch, entscheiden wir uns zum vereinbarten Unterstand zu gehen. Kalmar ließen wir für die Militärpolizei zurück und nahmen nur seine Erkennungsmarke mit. Als wir schließlich im Unterstand angekommen waren, fanden wir dort Gilani und Aelius vor. Antropos berichtete ihnen das Kalmar tot sei und Robinson fragte wo Sketch stecke. Nach gut 10 Minuten gelangte auch er in den Unterstand. Als ich ihn fragte, ob er seine Fusionsgranate benutzt hätte, antwortete er, Zitat: 'Na klar hab ich die benutzt, ich habe Kalmar damit umgebracht.'"

    Daraufhin fragte Mignola nochmal verblüfft nach "Das hat er wirklich gesagt?" "Naja, er dachte wir wären auf seine Seite, er war so en Typ…ich äh…also wie’s aussieht, war Sketch gar nicht sein richtiger Name. Er...er war gefälscht, er…...er Was ist den jetzt? Haste en Hänger?, fragte sich der Neuseeländer genervt und rückte den Batarianer wieder auf die Spur "Kommen sie!!! Ein bisschen mehr Konzentration Kamat."

    Daraufhin fasste sich der batarianische Lieutenant wieder und erzählte "Ok. Also dann ging Antropos plötzlich auf ihn los. Wir mussten sie zurückhalten und sie beruhigen. Also wir sagten, wir würden Sketch den Behörden übergeben und alle waren einverstanden. Als alle am schlafen waren, rief mich Sketch zu sich hin. Er wollte mich überreden, dass ich ihn befreie, da wir ihn sicherheitshalber gefesselt hatten. Er meinte auch, dass wir zusammen, Antropos und Gilani umlegen sollten. Da man diesen Asari nicht trauen konnte. Die anderen sollten wir nur überreden, aber soweit kam es nicht. Ich blockte ab und sagte ihn, dass er verrückt sei. Als ich wieder wach war, sah ich das Sketch und Robinson miteinander redeten. Dann sah ich wie Robinson zu Antropos lief und seine Pistole gegen ihren Kopf hielt. Ich schrie auf und plötzlich ging alles ganz schnell, Antropos schlug die Pistole weg, der darrausfolgende Schuss traf Gilani direkt in den Rücken. Sie war sofort tot, unglücklicherweise hatte sie ihre Finger um den Abzug ihres entsicherten Sturmgewehres, woraufhin sie reflexartig den Abzug betätigte und die Kugeln nur so durch den ganzen Unterstand flogen. Eine Salve zertrümmerte meine Hüfte, danach wurde ich ohnmächtig. Das nächste was ich weiß, war das Antropos auf uns geschossen hatte, als Robinson mich auf den Rücken trug."

    Da die Story sehr verzwickt war, wollte die Militärpolizistin nochmal etwas klarstellen "Antropos war hinter Robinson her?!" Der Batarianer nickte "Ja, weil er Gilani erschossen hatte." Das ergibt doch keinen Sinn, "Wieso hat er sie dann da raus getragen?" sprach der alte Mann und kratzte sich am Bart. Die schlichte Antwort von Baka'a kam sofort "Vielleicht dacht er, dann hatte er jemanden der ihn deckt. Woher soll ich das wissen? Aber ich kann ihn nicht decken, ich hab ja alles gesehen, er hat die Leute erschossen." Wie es aussieht ist Robinson das Arschloch, stellte er fest und meinte zu dem Batarianer "Und das werden sie bezeugen?" "Aber klar." Skirata entfernte sich vom Krankenbett "Ok, dass war’s."

    Der Ex-Legionär und seine hübsche temperamentvolle Begleiterin wollten gerade das Zimmer verlassen, als der Lieutenant vorsichtig und unsicher bemerkte "Skirata!!! Was hat Robinson ihnen erzählt?" Der Schmuggler drehte sich um, grinste und zwinkerte dem Verletzten mit einem Auge zu, dann verließen er und Captain Mignola das Zimmer.


    < ---- Bezirke, Sky Highway

    10:13 Uhr

  3. #3
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    Militärkrankenhaus - Jerry Zhangs Büro >


    12:40 Uhr

    Nach gut 4 Minuten waren der 58-Jährige, die Militärpolizistin und der Verdächtige Jerry Zhang, in dessen Büro im Militärkrankenhaus angekommen. Mignola saß auf einem Stuhl vor Jerry, direkt hinter seinem Schreibtisch. Dieser saß ihr etwas versetzt gegenüber, wo hingegen es sich Skirata auf einem halben Meter hohen, grauen Aktenschrank, gemütlich gemacht hatte. Er saß zwar ganz in einer Ecke des Raumes, aber dieses war auch absichtlich. Der alte Mann wollte, dass Jennifer ganz alleine mit Jerry fertig werden sollte. Immerhin ist es in gewisser Maßen auch ein privates Problem. Ok, los Baby. Zugleich legte die vor Wut kochende Frau, ein kleines Diktiergerät auf den Schreibtisch. Das Gerät erinnerte Bail an die alten MP3-Player von der Erde. Schließlich aktivierte Mignola das Gerät und es offenbarte mit Robinsons Stimme, folgende Aussage: "Sketch hat gesagt, der Lieferant wäre jemand aus dem Militärkrankenhaus da drüben. Der Typ heißt Jerry Zhang."

    Jerry kommentierte daraufhin sarkastisch "Scheiße!!! Wenn's auf dem Band ist, muss es ja wohl war sein, hehehe." Doch die Polizistin riet ihm "Kleiner Rat gefällig?! Charmant sein ist jetzt nicht gerade die richtige Taktik." Aber schon die weitere Bemerkung des Asiaten, brach den beiden Ermittlern praktisch das Genick "Ich möchte einen Anwalt." Scheiße...Jetzt sind wir am Arsch. Es sei denn... "Nein." bemerkte Mignola kalt. "Was sagst du?" stieß es verblüfft aus Jerrys Mundwinkeln. "Nein, du kriegst keinen Anwalt." entgegnete sie ihm wieder kalt, dabei begleitete ein freudiges Grinsen ihre Worte. Jerry lachte auf "Ha…du kannst mich mal Jenny. Nach Citadel Militärrecht steht mir ein Anwalt zu und dir muss ich gar nichts erzählen." Da hat er Recht. Ich hoffe Mignola findet ne Lösung, um ihn zum reden zu bringen, hoffte Skirata innerlich. Da erspähte er, wie sich die junge Offizierin unter den Schreibtisch beugte. Der Ex-Legionär nahm an, dass ihr etwas runter gefallen sei oder das sie etwas im Schuh hatte.

    Doch plötzlich ging alles ganz schnell. Blitzartig kam die Polizistin wieder zum Vorschein, in ihren Händen hielt sie einen dicken schweren Katalog. Diesen schleuderte sie in Sekundenbruchteilen gegen Jerrys Gesicht. Man hörte
    lediglich einen schmetternden Schlag, dass darauf folgende Knacken eines Knochen und schließlich das Geräusch, vom Stuhl und Jerrys Körper, der auf dem Boden aufschlug. Begeistert von Jennifers außergewöhnlicher Lösung, ließ Bail auch gleich einen Spruch ab "Ohhhooo, was sagt man zu diesen Yankees." Der glatzköpfige Asiate, der jetzt mit einer äußerst blutenden Nase auf dem Boden lag, konnte es nicht fassen was gerade geschehen ist. Sogleich machte die Polizistin ihm eines klar, sie schien deutlich erleichtert zu sein, da sie nun ihre geballte Wut ausgelassen hatte "So Jerry, dass war natürlich illegal. Das Aus für meine Karriere in der GFL. Im Klartext: Ich habe nichts zu verlieren. Also…willst du wirklich in die 2. Runde gehen?" Der Neuseeländer wusste, dass der Offizierin nichts geschehen würde. Da man manchmal über die Verhörpraktiken der Citadel hinweg sah und in Zhangs Fall, war dies offensichtlich.

    "Was zum Teufel! Was für ne Scheiße!....Ich hab die Dinger Legionscocktails getauft, ok? Die Jungs wurden süchtig, sie haben gedealt, wer drin war kam nicht wieder raus, es war das perfekte Verbrechen. Im Ernst." plauderte Jerry nun alles aus. Und dir hab ich vertraut, dachte Skirata enttäuscht und fragte den noch immer am Boden Liegenden "Und wie lief das mit den Drogentests?" "Na wer hat die Tests den durchgeführt?! Ich hab deren dreckige Pisse, gegen saubere ausgetauscht. Die konnten nehmen was sie wollten, der Test war nie positiv." Mignola saß weiterhin gemütlich auf dem Stuhl und fuhr sich durch ihr kastanienbraunes Haar, als sie weiter vort fuhr "Wer hängt da noch mit drin?" Jerry ignorierte die Frage, da er dauernd an seiner blutverschmierten Nase herumhantierte und die Offizierin anbrüllte "HEY du hast mir die Nase gebrochen!!!" Unbeirrt davon, fragte Mignola nocheinmal in aller Ruhe. "Wer steckt da noch mit drin?" "Die Asari Antropos und der Batarianer…der ne Kugel abgekriegt hat." Die beiden Ermittler starrten sich erschrocken an, dies fiel dem Verdächtigen auf "Was, dass wusstet ihr nicht?"

    Baka'a??? Also ist er doch das Arschloch, schlussfolgerte der Schmuggler daraus und wollte wissen "Wie hast du sie angeworben?" "Du weißt wie es in der GFL ist, Booster. Du findest die faulen Eier sofort. In der ersten Woche hab ich 2 von ihnen aus dem Stützpunkt rausgeholt, hab ihnen etwas zu Trinken spendiert und versucht rauszukriegen wer von ihnen interessiert war. Was dann kam war völlig locker. Ich hab ihnen das Zeug besorgt und die haben's verteilt, dass war's." berichtete er und sah zu Jennifer hoch "Du hast mir die Nase gebrochen." Diese blieb total unberührt von Jerrys Mitleidstour, stattdessen sprach sie "Wann kam Kalmar dahinter?" "Ich wusste nicht, dass er es wusste. Ich bin nur der Lieferant, von dem was Gestern passiert ist, hab ich keine Ahnung." Skirata schüttelte mit dem Kopf und entgegnete in einem abwertenden Ton "Das ist aber nobel, vielen Dank für die Klarstellung."

    "Seit wann treibst du das?" "Mein Gott ich hab doch nicht auf die Uhr geguckt." "Hast du's schon gemacht als…" da vollendete Jerry die Frage seiner Ex-Freundin und gab ihr die schneidende und verletzenden Wahrheit "…wir gevögelt haben? Ja, direkt unter deiner Nase." Der Asiate erhob sich, wischte sich das Blut von den Nasenlöchern und lief in Richtung Ausgang. Vielleicht dachte Jerry, dass die Sache damit geklärt wäre und er einfach gehn konnte. Dem war aber ganz und gar nicht so, denn kurz nachdem der Arzt die Tür erreicht hatte, rief Jennifer in den Flur "Octavian!" Sekunden später stellte sich ein großer, breit gebauter Turianer mit rot-weißem Gesichtstattoos Jerry in den Weg. "Ja, Mam?" "Lesen sie diesem Gentalmen seine Rechte vor und lassen sie ihn medizinisch versorgen. Dann bringen sie ihn in eine Zelle." Der turianische Militärpolizist salutierte "Verstanden, Mam." packte den verhafteten Doktor am linken Arm und führte ihn ab. "War ein schönes Wiedersehen Jerry." sprach Bail hinterher, in seiner Stimme konnte man die pure Enttäuschung herauslesen.

    Das Zimmer füllte sich Zeitweise mit Stille, als Mignola laut nach dachte "Warum riskiert er 25 Jahre Knast nur um ein paar Schmerzmittel zu verkaufen? Da ist doch was faul, Baka'a ist der Schlüssel." Zu diesem Entschluss bin ich auch schon gekommen. Aber diese ganze Drogengeschichte ist ziemlich verstrickt. Vielleicht hatte Melina Recht...Vielleicht stecken wirklich diese Kell Hounds dahinter, überlegte der 58-Jährige, lief dabei zu Jennifer an den Tisch und wollte gerade antworten. Als plötzlich der Turianer Octavian in der Tür stand "Mam, Commander Cayannis verlangt nach ihnen und Mister Skirata." "Sagen sie ihr, wir kommen sofort." nickte und erhob sich sogleich aus ihrem Stuhl.

    Jetzt will uns auch noch Melina sehen. Langsam wird mir das ein wenig zu gefährlich und zu unangenehm. Aber wer weiß wie tief wir schon in der Scheiße stecken, nach diesem sehr nachdenklichen Gedankengang, packte Skirata die junge Frau an der Schulter und flüsterte ihr ernst zu "Hörn sie mal. Wie weit wollen sie in der Sache noch gehn, hhm? Ich denke wir gehen jetzt zu Melina, übergeben ihr Jerry, geben ihr Robinsons Geständnis und vergessen das mit Baka'a."


    < ---- GFL HQ - Melina Cayannis' Büro

    13:00 Uhr
    Geändert von Bail Skirata (10.05.2009 um 01:31 Uhr)

  4. #4
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    Militärkrankenhaus, Zimmer 255 >


    13:27 Uhr

    Es verlief alles ganz genau so, wie es Skirata vorausgesehen hatte. Allen Drohungen und Befehlen zum Trotz, fuhr Mignola und ihr älterer Kollege wieder in das Militärkrankenhaus und statteten dem batarianischen Lieutenant wieder einen Besuch ab. Das einzige was nun bei diesem Besuch anders war. War die Tatsache, dass Baka'a ein Drogendealer ist und er die ganze Zeit über gelogen hatte. Im Wissen, dass sie ihren Job verlieren und vor ein Militärgericht gestellt werden könnte, ging die junge Offizierin zielstrebig in das Zimmer des verletzten Dealers. Als beide Ermittler im Zimmer angekommen waren, stürmte Jennifer an die linke Bettseite des Batarianers, beugte sich zu ihm vor und fing mit einer bissigen Stimme an zu reden "Sketch hat in Wahrheit nie zugegeben, dass er Kalmar erschossen hat. Sie haben versucht Robinson 3 Morde anzuhängen." Zugleich beugte sich auch Bail von der rechten Bettseite an Baka'a heran. Dies sollte den verletzten Dealer bedrücken, da der Batarianer sich die Bettdecke krallte und sie sich bis zum Hals hochzog, ein Zeichen für Angst und Unwissenheit.

    "Wieso fragen sie nicht mal nach all den Morden, die er für sein Drogendealer vertuscht hat? Belastet das ihr Gewissen gar nicht?" fing Baka'a mit irreführenden Fragen an. Dann grinste er hämisch und lachte die beiden spöttisch aus "Oder ist es so, dass sie gar nicht darüber nachdenken? Hehehe hihihi.......die Zeit läuft ihnen davon, Tick Tack Tick Tack Tick Tack." In der Tat, der Zeit wurde für die Ermittler langsam knapp. Die Offizierin eilte nun und konfrontierte Baka'a mit der Wahrheit "Antropos hat Sketch, kaltblütig in den Kopf geschossen." Aber wie es sich der Neuseeländer gedacht hatte, versuchte sich der Verdächtige herauszureden "Scchhhh…ich kann mich überhaupt nicht mehr dran erinnern. Verstehen sie mich nicht falsch, mit Antropos die war absolut fähig einen Mord zu begehen. Man fühlte sich nicht wohl wenn man in ihrer Nähe schlief…" und kurz bevor der Alien seinen Satz zu Ende sprechen konnte, packte ihn der Ex-Legionär feste am Kinn, drehte dem Batarianer den Kopf so um, dass er Skirata tief in die Augen sehen musste.

    "Wieso haben sie Robinson 3 Morde angehängt? Der Mann hat ihnen das Leben gerettet." fragte Bail gereizt nach, da er die Spielchen von Baka'a satt hatte. "Achso und jetzt soll ich seine Missetaten vertuschen? Was is, ich hab ihnen nur die Wahrheit gesagt, ja wirklich." Die Wahrheit...HA!!! Wie gern würde ich dir jetzt die Fresse polieren...Scheiß Lügner. Für den 58-Jährige war die Sache mehr, als nur ein Hilfedienst für einen Freund. Umso mehr von dieser Drogengeschichte ans Licht kam, umso mehr verletzte es seine Gefühle für die Legion. Er konnte es nicht begreifen, dass das tüchtigste aller Heere, so erbärmlich und versaut geworden war. Im selben Augenblick warf Mignola ihren Teil der Wahrheit dem Alien entgegen "Jerry Zhang sagt aber was anderes." Die vier Augen des Batarianers weiteten sich, diese Enthüllung hatte er wohl nicht erwartet. Daraufhin drehte der Patient blitzartig seinen Kopf von Bail, drückte diesen auf sein Kopfkissen und alberte wie ein kleines Kind herum "Zhang?...Zhang? Zhang, Zhang, Zhang. Durch seine Aussage haben sie was gegen mich in der Hand? Hehehehe, sein Drogendealer Wort steht gegen meins? Da müssen sie sich schon was Besseres einfallen lassen, ihr seid ja auf Droge."

    Der alte Mann und die Militärpolizistin schauten sich währenddessen an und Jennifer gab durch ein Nicken Skirata zu verstehen, dass sie ihn alleine sprechen wolle. Sekunden später entfernten sich beide und unterhielten sich im Flüsterton an der Tür des Zimmers. "Jetzt ist alles klar." "Wie meinen sie das?" wollte der Schmuggler wissen, da er nicht genau wusste worauf die junge Frau anstoß. "Was Baka'a da gesagt hat. Man fühlte sich nicht wohl wenn man in ihrer Nähe schlief." "Mmhh hhmm." gab er von sich und kratzte sich an seinem grauen Bart. "Genau das hat Robinson über Antropos gesagt, dass war…...alles geplant." bemerkte sie zum Schluss und lief zackig zurück zu Baka'a. Der 58-Jährige verblieb noch einige Sekunden an der Tür, lächelte und dachte leise "Nicht übel für streitsüchtig und unkooperativ." Kaum zu glauben wie sie sich gewandelt hat. Sie ist wahrhaftig ein hübsches und cleveres Mädchen.

    "Die Zeit läuft ihnen davon." erinnerte sie der Verdächtige, als Bail zurück ans Krankenbett kam. Nun ließ Mignola die Fakten sprechen "Sie haben sich mit Robinson abgesprochen. Sie beide lassen uns den ganzen Tag hin und her rennen, damit wir die Ungereimtheiten raus finden, nur um die Zeit tot zu schlagen bis der Transport sie abholt. Das ist Beihilfe zum Mord, ist ihnen das klar? Sie gehen ins Gefängnis, dass stimmt doch Skirata?" Durch die entmutigte Gewissenheit, dass Baka'as Vater ein hoher General des batarianischen Militärs war, meinte der alte Mann unwissend "Wenn er Glück hat." Langsam schien diese Unterhaltung selbst dem Patienten auf die Nerven zu gehn. Denn auf Bails Vermutung, ließ der Batarianer nichts als Beleidigungen aus sich heraus kommen "Wissen sie was? Sie reden Scheiße, sie reden so eine Scheiße." Die Ermittler hielten inne und der junge Lieutenant fing darauf hin nur verächtlich an zu lachen. "Sie haben Angst Baka'a und deswegen lachen sie. Meinen sie wir hätten nichts gegen sie in der Hand?" "Das spielt keine Rolle." entgegnete der Dealer kichernd. Mignola lies aber nicht locker "Nein es spielt keine Rolle und wieso nicht? Weil wir eine von den Leichen finden und dann sorge ich dafür, dass in einer davon eine Kugel steckt die zu ihrer Waffe passt. Das ist ganz einfach, ich schnapp mir ihre Pistole, nehm sie mit ins Leichenschauhaus und schieß damit einem davon in den Schädel."

    Plötzlich fiel Skirata auf, dass Baka'a blasser wurde und zu schwitzen begann. Als er auf die rechte Seite des Bettes ging, sah er, wie es aus dem Ohr des Alien zu bluten anfing. Der Junge spürte dieses wohl nicht einmal. Jennifer Mignola hingegen, stocherte weiterhin auf den Verdächtigen ein. Aus heiterem Himmel fingen die medizinischen Geräte, an die der junge Batarianer angeschlossen war, laut und in schneller Abfolge an zu piepen. Dann geschah alles sehr schnell, Baka'a windete und verkrampfte sich, woraufhin die Offizierin besorgt fragte "Was ist los? Was ist los, Baka'a???" Der Alien griff panisch nach der jungen Frau und würgte etwas hoch, als Bail entsetzt dachte, Scheiße...Der verreckt doch nicht etwa. Sofort rannte der Ex-Legionär aus dem Zimmer und schrie auf dem Flur "Verdammt einen Arzt SCHNELL, SCHNELL DOC!!!" Rasch eilten auch schon einige Ärzte und Schwestern zu ihm und er rannte zurück zu Baka'a.

    Dieser erbrach so eben eine große Menge Blut und Organstücke, Mignola konnte den Sterbenden kaum festhalten, so sehr windete er sich und schlug um sich. "Was ist passiert? Den Absauger los." rief eine asarische Krankenschwester in voller Hektik. Im selben Moment stürmte ein salarianischer Arzt um das Bett, packte den noch immer zappelten Baka'a "Her mit dem Schlauch!!!." schrie er die Asari an. "Halten sie ihn fest." wies diese einen turianischen Krankenpfleger an, der wie alle anderen Anwesenden, total neben der Rolle stand. "Los Schlauch rein. Den Schlauch rein!!!" sagte die Asari und der salarianische Arzt steckte einen kleinen Rohrartigen Absauger in den Rachen des Batarianers, um vielleicht überschüssiges Blut aus seiner Luftröhre zu saugen. Hilflos standen die Ermittler daneben, die Verkrampfungen des Jungen ließen allmälig nach. Als dann nur noch ein gleichbleibender andauernder Piepton aus den Maschinen kam, wusste auch der 58-Jährige, dass der Batarianer tot war.

    So ein verdammter Mist. Jemand wusste das wir ihn verhören würden und damit er nicht spricht, hat man ihn einfach erledigt. Aber wer könnte dies veranlagt haben?...hhhhmmm. Skirata sagte das nicht Öffentlich, aber es war offensichtlich, dass es ein Mord gewesen war. Er gab Mignola ein Handtuch, damit sie sich ihr Gesicht abwischen konnte, da der Batarianer sie ein wenig mit seinem Blut getroffen hatte. Die Offizierin konnte es selbst nicht fassen, geistesabwesend starrte sie auf den Toten. Der Schmuggler legte deshalb seinen Arm um sie und geleitete sie hinaus. "Kommen sie, trinken sie etwas. Es war nicht ihre Schuld" besämpftigte er die Polizistin, als beide das Zimmer verließen.


    < ---- GFL HQ - Taktik Besprechungsraum

    13:55 Uhr
    Geändert von Bail Skirata (11.05.2009 um 22:58 Uhr) Grund: Rechtschreibung

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    ME-FRPG only Avatar von Barney Gray
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    <--- Citadel - Allianzandockbuchten

    „Treu“, „Citadel Council Report“, „Alliance Foreign Herald“ und wie sie nicht alle hießen, die Magazine, Auslagen, Zeitungen und sonstige Printmedien, die zur Grundausstattung eines jeden militärischen Wartebereichs gehörten. Desinteressiert hatte Barney in ihnen gewühlt, zum gefühlt einhundertsten Mal in den vergangenen Stunden, doch die Artikel über die Lage in den Terminus-Systemen, ein neues Waffensystem der Turianer zur Aufklärung von FTL-Sprüngen oder die Jubiläumsfeier eines asarisch-salarianischen Manövers kamen dem Texaner mittlerweile wieder zum Hals heraus. Bis auf ihn und seine Eltern war der Flur erstaunlicherweise leer. Lediglich Personal des Krankenhauses kam hier und da an ihnen vorbei, wobei die drei Angehörigen mit routinierter Gleichgültigkeit behandelt wurden, jedoch keiner sich dazu herabließ, ihnen endlich zu sagen, was los war. Cel, so hatte man ihnen gesagt, war in einen OP verfrachtet worden und kurz vor Barneys Ankunft am Krankenhaus habe man sie zur weiteren Beobachtung in die Intensivstation gebracht. Seitdem hatten sie nichts mehr gehört, geschweige denn gesehen. Man führe Tests an ihr durch, hatten die Schwestern gesagt, und man sei sich noch nicht sicher, wie weiter mit ihr zu verfahren sei. Seitdem war der Gray-Haushalt nun im Wartebereich, der direkt an den Zugang zur Intensivstation angrenzte und von den Ausmaßen her kaum größer war, als die üblichen Gänge des Krankenhauses. Dementsprechend war der Komfort, doch Barney kam es im Moment kaum darauf an, bequem sitzen zu können. Um seine Feldbluse erleichtert, schritt er auf und ab, passierte dabei immer wieder breite Fensterfronten, hinter welchen irgendwelche Untersuchungsräume oder Laboratorien lagen, die meisten davon jedoch im Moment nicht benutzt. Barneys Vater hingegen saß völlig ruhig auf einem der Wartestühle, neben ihm seine Frau an ihn gekuschelt und eingeschlafen.
    „Du musst dich beruhigen“, brummte der pensionierte Colonel und achtete dabei penibel darauf, seine Frau nicht zu wecken. Barney hingegen dachte gar nicht daran, Ruhe zu geben oder sich gar zu setzen.
    „Was dauert denn da so lange? Als ob die hier in Arbeit ertrinken würden.“
    Tatsächlich war es so, dass erstaunlich wenig Betrieb im Krankenhaus herrschte. Zumindest in den Bereichen, die Barney zu Gesicht bekommen hatte – was hinter den Kulissen geschah, war wieder etwas anderes.
    „Trittst du vor deinen Männern auch so auf, wenn es mal etwas brenzliger wird?“
    Barney blieb stehen und sah seinen Vater genervt an. Er hasste es, wenn Dad ständig Parallelen zwischen seiner Arbeit und dem Privaten zog. Eine richtige Antwort fiel ihm darauf jedoch auch nicht so wirklich ein.
    „Es geht um Cel, die wegen mir da drinnen liegt!“, begann Barney aufbrausend, doch ein energischer Zischlaut seines Vaters, der bedacht darauf war, seiner Frau den Schlaf zu gönnen, den sie augenscheinlich benötigte, gepaart mit einem funkelnden Blick brachten den Texaner wieder zum Schweigen.
    „Setz dich.“
    Widerwillig gehorchte der Gunnery Chief und nahm neben seiner Mutter Platz, die noch immer unverändert schlief. Beinahe augenblicklich begann er damit, mit seinem Bein zu zittern oder ständig die Sitzposition zu wechseln, während sein Vater unverändert dasaß und durch eines der breiten Fenster einer Putzfrau bei der Arbeit zusah. Seine Gesichtszüge waren völlig neutral und selbst nach all den Jahren fiel es Barney noch immer schwer, die Regungen darin richtig zu deuten. Cel wäre es vermutlich wesentlich leichter gefallen, herauszufinden, was hinter diesen kantigen Gesichtszügen vor sich ging. Barney sah zur Seite und blieb mit seinem Blick schließlich an einem kleinen Fernseher hängen, der an der Decke befestigt war und bisher von Barney kaum beachtet wurde. Es war ein kurzer Bericht über eine Schießerei auf Illium, der gerade ausgestrahlt wurde. Anscheinend waren eine ganze Menge Zivilisten dabei drauf gegangen, doch Barney ließ die Sache im Moment völlig kalt. Er suchte nur nach irgendetwas, um sich abzulenken und die Zeit verstreichen zu lassen. Man könnte meinen, den Wartenden mit mehr Pietät zu begegnen und ihnen nicht zuzumuten, beim Warten auf Neuigkeiten von ihren verletzten Angehörigen mit derlei Neuigkeiten genervt zu werden.
    „Wann willst du mir erzählen, was passiert ist?“
    Die Frage, mit der Barneys Vater die unangenehme Stille zwischen ihm und seinem Sohn gebrochen hatte, war einfach ausgesprochen und auch der Tonfall war ein ruhiger. Der texanische Gunny sah etwas verunsichert zur Seite und erst nach einigen Sekunden erwiderte sein Vater den Blickkontakt. Die Putzfrau war gerade weitergezogen.
    „Wir haben ein Objekt genommen und sie ist dabei vom Rest des Trupps getrennt worden. Sie ist dann auch wieder auf anderem Wege zurück zu unseren Schiff, wo ich sie in der Krankenstation erst wiedergesehen habe. Die Docs haben dann versucht, sie wieder auf die Beine zu kriegen, aber irgendetwas macht sie fertig. Seitdem liegt sie im Koma.“
    Barney sah bei dem Gedanken daran, sich in eine wilde Sauferei geflüchtet zu haben, statt seiner Schwester beizustehen, beschämt zur Seite, doch sein Vater sah in weiter an. Ihm schien diese Antwort nicht zu reichen, doch als Soldat schien er zu verstehen, dass Barney ihm nicht alles erzählen konnte.
    „Ich mache dir keinen Vorwurf, sondern mir selbst. Ich hätte euch niemals gehen lassen dürfen.“
    Barney blickte wieder auf, jedoch nicht zu seinem Vater, sondern auf ein Plakat, das aufmunternde Worte und diverse Telefonnummern der Familienfürsorge für die wartenden Angehörigen bewarb. Auch wenn es Vater nicht sagte, er wusste ganz genau, was zwischen den Zeilen gemeint war. Er hätte sie nicht mit ihm gehen lassen dürfen. Barneys Blick bohrte sich stur in die Augen des lachenden Mädchens in der Werbung der Militärseelsorge.
    „Aber ihr seid ja schon immer recht eigensinnig gewesen, besonders Celesté“, fuhr Barneys Vater ohne große Umschweife fort, „wusstest du, dass sie wegen dir zur Armee gegangen ist?“
    Barneys Unterkiefer versteiften sich. Nicht wegen der Worte, die sein Vater aussprach, sondern wie er es tat. Er kannte diese Masche, seine Mutter war genau so – „Übrigens, habt ihr schon das von Peter Miller gehört? Der hat jetzt seine Freundin geheiratet, wusstet ihr das? Da fällt mir ein: der ist ja sogar jünger als ihr, nicht?“ – doch sein Vater war es, der hinter solchen Formulierungen stets Spitzen verteilte. Barney kannte es wie gesagt, aber in dieser Situation ging er damit wirklich zu weit. Er wollte widersprechen, sich irgendwie wehren, doch eine Krankenschwester kam ihm zuvor.
    „Sie können jetzt zu ihr.“
    Es waren die erlösenden Worte, die sie aussprach, und wie von der Tarantel gestochen war Barney aufgesprungen, hatte seine Feldbluse, mit der gerade noch seine Mutter zugedeckt war, rabiat an sich gerissen und übergeworfen, und war der jungen Schwester stürmisch gefolgt, während seine Mutter gerade erst aufwachte. Ungehalten folgte die dreiköpfige Familie der Krankenschwester in einen der Aufwachräume, welcher eigentlich dafür gedacht war, Patienten aus der Schlummerwelt ihrer Narkose möglichst milde in den Wachzustand zurück zu holen. Noch ehe sie jedoch Cels Zimmer betraten, war für die Familie schnell klar geworden, dass Barneys Schwester nicht aufgewacht war. Barneys Mutter war die einzige, die das nicht so wirklich wahrhaben wollte.

    „Was soll das? Wieso schläft sie noch? Sie haben doch gesagt, wir können mit ihr sprechen?“, fuhr sie direkt die Krankenschwester an, die nicht mehr tun konnte, als die aufgebrachte Texanerin zu beschwichtigen und umso erleichterter aussah, als ein Arzt im Dienstgrad eines Lieutenant Commanders den Raum betrat.
    „Ma’am, bitte beruhigen Sie sich und lassen Sie mich Ihnen erklären, womit wir es hier zu tun haben“, versuchte der Arzt, augenscheinlich derjenige, der in Bezug auf Cel das Sagen hatte, die aufgebrachte Texanerin zu beruhigen, was ihm unter Zutun ihres Mannes, Barneys Vater, auch mehr oder weniger gelang.
    „Wieso ist sie nicht wach?“
    „Celeste hat schwere Verletzungen auf ihrem Einsatz erlitten und das Sanitätspersonal auf der Midway hat viel getan, um ihr zu helfen. Bei einem der Eingriffe muss jedoch irgendetwas in ihrem Körper passiert sein, was sie völlig ausgeknockt hat.“
    „Sie sagen also, einer der Ärzte auf der Midway hat es verbockt?“, fragte Barneys Vater hart, doch noch bevor der Arzt geantwortet hatte, wusste Barney selbst schon, dass es etwas ganz anderes gewesen sein musste. Während seine Eltern mit dem Arzt sprachen, war er neben Celeste ans Bett getreten und blickte von oben auf sie herab. Friedlich lag sie da und hatte sogar Anzeichen eines Lächelns auf ihren Lippen.
    „Ganz im Gegenteil, Sir, dass Ihre Tochter noch lebt, verdanken Sie vermutlich einzig und allein dem beherzten Eingreifen der Kameraden der Midway. Ihre körperlichen Verletzungen konnten wir versorgen, doch was auch immer sie in diesen Zustand versetzt hat, ist neuronaler Natur. Ich habe ein MRT durchführen lassen und die ersten Bilder zeigen deutlich, dass sich etwas in ihrem Hirn tut. Was, das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Was ich Ihnen mit Gewissheit sagen kann ist, dass ihr Bewusstsein wohl nach und nach die Kontrolle über ihren Körper verloren hat.“
    Die Gray-Familie tauschte ungläubige Blicke aus. Der Vater sah über seine Schulter zu seinem Sohn, der sich über den Mund rieb und in einem der Sessel Platz nahm. Der Blick seines Vaters sagte mehr, als tausend Worte. Weißt du irgendetwas über diese Sache?
    Barney erwiderte den Blick wie in Stein gemeißelt und völlig neutral. Er wusste nichts darüber. Er hatte eine Ahnung, aber er konnte nichts mit Sicherheit sagen. Diese Kälte, die er beim Anlanden auf dem riesigen Schiff gespürt hatte, dieses Gefühl der Beklemmung, das ihn umgriffen hatte… es war fast wie psychologische Kriegsführung, die jedoch sofort zu wirken schien. Allein bei dem Gedanken an diese Atmosphäre – anders konnte er all diese Eindrücke nicht beschreiben – lief dem Texaner ein Schauer über den Rücken.
    „Jedenfalls, und diese Nachricht ist eine gute“, fuhr der Arzt fort, „sind wir mit unseren Tests durch. Sie können Ihre Tochter mit nach Hause nehmen, Sir. Jedoch empfehle ich Ihnen, sie noch für einen Tag hier zur Beobachtung zu lassen, damit wir auch wirklich sicher gehen können.“
    „Das glaube ich nicht, Herr Doktor“, ertönte eine brummende und sehr laute Stimme vom Eingang des Krankenzimmers. Im Türrahmen stand ein General der Allianz, der von ein paar Marines begleitet wurde. Barney erhob sich sogleich aus seinem Sessel und nahm für einen Moment Haltung an, ehe er wieder bequem stand. Der General taxierte ihn mit einem kurzen Blick, nickte ihm flüchtig zu und wandte sich dann wieder dem Arzt, sowie Barneys Eltern zu.
    „Wer sind Sie?“, fragte der Arzt.
    „Ich bin General Flexer, Alliance Research and Development. Niemand bewegt Operations Chief Grays Körper, solange er nicht von mir dazu autorisiert ist.”
    „Was meinen Sie damit, General?“, fragte Barneys Vater, diesmal mit gehörig mehr Respekt in der Stimme, als dem wesentlich jüngeren Arzt gegenüber.
    „Dass Sie ihre Tochter nicht mit nach Hause nehmen können, Colonel.“
    „Wie bitte?“, fuhr Barneys Mutter den General an und auch der Arzt schien mit dieser Entwicklung nicht zufrieden zu sein.
    „General, aus medizinischer Sicht gibt es keine Bedenken, Operations Chief Gray wieder in die Obhut ihrer Familie zu übergeben.“
    „Das sieht das Oberkommando jedoch anders“, erwiderte der General kaltschnäuzig, warf dabei einen kurzen Blick über seine Schulter, woraufhin einer der Marines hervortrat und einen schriftlichen Befehl an den Arzt überreichte, „wenn Sie dann so freundlich wären und diesen Raum der Verantwortung meines Personals überließen.“
    Der Arzt überflog den Befehl hastig, wobei sich seine Augen in Unglauben weiteten. Barney knirschte mit den Zähnen. Diese ganze Sache kam ihm spanisch vor.
    „Es tut mir Leid, Ma’am, Sir“, gab der Arzt schließlich zu und man konnte ihm ansehen, wie er diesen Befehl abzulehnen schien, „mir sind die Hände gebunden.“
    „Sie haben eine Stunde, Colonel, dann packen meine Männer diesen Raum ein und verfrachten ihn auf eine unserer Anlagen – mit sämtlichen Inhalt.“
    „Wie können Sie nur?!“, herrschte Barneys Mutter den General an und baute sich dabei zu ihrer vollen Größe auf, „woher nehmen Sie das Recht, meine Tochter-“
    „Wenn Sie mich fragen“, fiel ihr der General laut und bestimmt ins Wort, „dann ist der Körper von Operations Chief Gray Eigentum der Alliance Marines, Ma’am.“
    Barney hatte vorhin die Ärmel seiner Feldbluse hochgekrempelt, weshalb man jetzt die Adern in seinen Armen wunderbar pulsieren sehen konnte, während er wiederholt seine Hände zu Fäusten ballte. Dieser Satz war eine Ansage, mit der der General eine Linie in den Sand gezeichnet hatte und nun jeder wusste, wo die Grenze war und wann sie überschritten war.
    „Sie kaltherziges, erbärmliches-“
    „Mom.“
    Die Texanerin verstummte, funkelte den General jedoch unverhohlen hasserfüllt an. Dieser erwiderte den Blick gelassen, sah noch einmal zu Barney und dem Arzt, ehe er Barneys Vater zunickte.
    „Eine Stunde, Colonel.“
    Damit machte der Allianzoffizier kehrt und verließ flankiert von seinen Schergen die Intensivstation. Zurück blieben ein Militärarzt, dessen Berufsethik gerade auf den Kopf gestellt wurde und eine ansonsten immer temperamentvolle Familie, der es jetzt durch die Bank die Sprache verschlagen hatte.
    Geändert von Barney Gray (13.04.2013 um 23:16 Uhr)

  6. #6
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    Eisernes Schweigen lag über dem Krankenzimmer. Barneys Mutter hatte aus dem Badezimmer einen Waschlappen geholt und war gerade dabei, Cels Gesicht damit abzutupfen. Dabei war sie so zärtlich, dass man fast meinen könnte, sie ging mit einer Porzellanpuppe um und nicht mit einem Operations Chief, der schon mehr gesehen hatte, als das gesamte Krankenhaus zusammen. Barneys Vater hatte sich in die Arbeit gestürzt und war gerade dabei, mithilfe seines Omnitools das Extranet und sein eigenes Netzwerk von Freunden aus Militär, Politik und Wirtschaft zu durchforsten, um irgendeine Möglichkeit zu finden, dem Griff des Generals zu entkommen. Barney selbst saß neben Cels Bett und stöberte ebenfalls mit seinem Omnitool, zum einen im Intranet der Allianz, zum anderen aber laß er einen Marschbefehl, den er vom COB der Midway erhalten hatte. In ein paar Stunden würde es weitergehen. Ziel war die Robert-Koch-Trägergruppe im Orbit des Tharkad, die anscheinend schon ins System gesprungen war und die jetzt durch die Midway verstärkt werden sollte. Barney würde in eine Einheit der Luftlandeaufklärer kommen, was ihn selbst an alte Zeiten zurückdenken ließ. Back to the roots. Chef der ganzen Truppe war ein Major Schleifer, von dem Barney bisher noch nie etwas gehört hatte. Jedenfalls schien die ganze Sache nichts mit dem Geheimdienst zu tun zu haben, worüber Barney alles andere als verärgert war. Er hatte genug von diesen Schlipsträgern und ihren Spezialaufträgen. Er musste zurück in die Schlammzone.

    Was ihm jedoch mehr Kopfschmerzen bereitete, war das Ziel der ganzen Sache: der Tharkad. Er war bereits einmal dort gewesen. Ein erbärmliches Loch, auf dem man Gestalten sah, wie es sie in der ganzen Galaxis nicht gab. Wo Existenzen scheiterten und gestandene Allianzsoldaten gebrochen wurden. Ein riesiger Fleischwolf, der schon unzählige Leben mit größter Gier gefressen hatte und nur wenige, die ihm strotzen konnten, wieder ausgespuckt hatte. Wollte er dort wirklich hin, jetzt, wo Cel zum Pflegefall geworden war? Barney blickte von seinem Omnitool auf und musterte seine Schwester, die noch immer von ihrer Mutter gepflegt wurde. Er hatte den Befehl des Generals gelesen. Forschung hin oder her, vielleicht würde man der Familie ja doch den ein oder anderen Besuch zugestehen und abgesehen von seiner Schwester, so brauchte vor allem seine Mutter ihren Sohn jetzt, das kapierte sogar Barney. Konnte er da wirklich abhauen und auf dem Tharkad große Abenteuer erleben? Rein theoretisch konnte er jederzeit nein sagen, dabei auf seine familiäre Situation pochen. Kurzerhand setzte der Texaner ein Schreiben auf, welches er später an seinen Chef schicken würde. Er war nicht der Typ, der sich vor Einsätzen drückte und selbst in diesem Fall fiel ihm das schwer, seine Kameraden ohne ihn gehen zu lassen. Cel hätte es jedoch von ihm verlangt, sich der Verantwortung zuhause vorrangig zu stellen und es sicher genau so gemacht.

    „Das kann doch nicht wahr sein“, fluchte Barneys Vater und deaktivierte sein Omnitool genervt.
    „Schatz, beruhige dich“, flüsterte seine Frau beruhigend, wobei sie ihren Blick nicht von ihrer Tochter ließ und ihr die Haare kämmte.
    „Keine Chance, dass wir da irgendwie rauskommen“, seufzte der Colonel und nahm gegenüber von Barney am Krankenbett Platz.
    „Wir haben Zwillinge auf die Welt gebracht, Schatz“, antwortete Barneys Mutter, wobei sie nun von ihrem Kind abließ und sich neben ihren Mann setzte, „und du weißt, dass das nicht immer einfach war. Wir schaffen auch das.“
    Sie küsste Barneys Vater auf die Schläfe und legte ihre Hand auf die seine. Sie sprach unter anderem von der Operation, welche vor der Geburt an Cel noch im Mutterleib durchgeführt werden musste oder der Doppelbelastung von Beruf und Kindern. Barney sah, wie die Augen seines Vaters feucht wurden, er sich jedoch genug um Griff hatte, um es dabei zu belassen und seine Frau fest in den Arm zu nehmen. Ein gedankenverlorenes Schmunzeln huschte für den Hauch einer Sekunde über Barneys Lippen. Es war unglaublich, wie sehr sich beide stützten. Ohne den jeweils anderen hätten sie gewiss die Zeiten der Krise nicht überstanden. Gleichwohl sie eine zusammengeschweißte Gemeinschaft waren, die Grays mussten jetzt alle zusammenhalten in dieser schweren Zeit – und das schloss Barney mit ein. Wer weiß, vielleicht waren ja Stellen bei der Villa frei, dann könnte er pendeln und an den Wochenenden… unmerklich schüttelte der Texaner den Kopf. Nun war nicht die Zeit für Luftschlösser.

    Zischend öffneten sich die Türen des Behandlungsraumes und General Flexer betrat erneut mit seinem Geleit das Zimmer. Geschlossen erhob sich die Gray-Familie und blickte dem Allianzoffizier erwartungsvoll in die Augen, welcher entweder völlig unberührt von seinem Beruf war oder es einfach nur gut verstand, seine Emotionen zu verbergen. Abwechselnd sah er sowohl Gray Senior, als auch Barney in die Augen.
    „Ihre Stunde ist vorüber, Colonel.“
    „Ich verstehe, General“, erwiderte Barneys Vater, dessen Stimme einen kaum merklichen Bruch erlitten hatte, jedoch mit einem Räuspern schnell wieder eingefangen war, „erlauben Sie mir, ein letztes Mal Abschied zu nehmen.“
    Stumm beobachtete der General, wie sich Barneys Vater über seine Schwester beugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte, was Barney nicht hören konnte. Anschließend küsste er ihre Stirn und erhob sich wieder. Barneys Mutter war indes wieder in Tränen ausgebrochen, jedoch ohne dabei laut zu schluchzen, sondern wie es ihre Eigenart war, wenn etwa Barney oder andere anwesend waren: eisern gefasst kullerten ihr nur vereinzelte Tränen die Wange hinunter.
    „Nun gut. Service Chief, fangen Sie an“, wies der General schließlich einen seiner Marines an, der sich dran machte, das Krankenblatt in einen Umschlag zu packen und einigen seiner Männer befahl, die Bettwäsche zu versiegeln. Widerstandslos und stumm machte Barney ihnen Platz. Das war es wohl, das letzte Mal für eine lange, lange Zeit, in der sie Cel zu Gesicht bekommen würden…

    „Alles weg von meiner Patientin!“
    Es war der Arzt, der nun ebenfalls in das Zimmer gestürmt kam und mit seiner unerwartet festen Stimme sogar die Service Chiefs des Generals dazu brachte, überrascht aufzusehen. Erzürnt wandte sich General Flexer dem Lieutenant Commander zu.
    „Ich hoffe, Sie haben eine gute Erklärung dafür, sich einem Befehl zu widersetzen, Commander.“
    „Sir, Ihr Befehl ist hinfällig geworden. Operations Chief Gray liegt nun nicht mehr in Ihrem Verantwortungsbereich; sie können gehen.“
    Völlig entrüstet machte der General einen Schritt auf den Arzt zu und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Ich nehme an, Sie werden mir gleich erklären wieso. Andernfalls können Sie sich auf einen Termin vor dem Truppendienstgericht gefasst machen.“
    Sichtlich von der Aura des Generals eingeschüchtert räusperte sich der Arzt und überreichte dem höherrangigen Offizier ein Datenpad.
    „Selbstverständlich, General. Die Vorschrift besagt eindeutig, dass in Fällen wie diesem ein Angehöriger des Sanitätsdienstes konsultiert werden muss.“
    „Was ich auch getan habe, wenn Sie sich erinnern.“
    „Richtig, General, aber nach eingehendem Studium der Aktenlage und dem Vergleich Ihrer Institution bin ich zu dem Schluss gekommen, dass eine Verlegung der Patientin in ihre Einrichtung nur geringe Aussicht auf einen Heilungserfolg hat.“
    Der Blick des Arztes huschte für einen Moment zu Barney und dessen Vater.
    „Gewiss mehr, als sie der Obhut ihrer Familie zu übergeben, Commander, was die einzige Alternative ist. Denken Sie nicht, meine Abteilung hätte den Rechtsweg geprüft?“
    „Mit Verlaub, Sie irren, General. Es gibt eine medizinische Studie, durchgeführt von BinHex, die sich speziell auf die Behandlung von Überlebenden der Geth-Kriege eingerichtet hat. Da auch Operations Chief Gray an einer Operation gegen die Geth beteiligt war, ist sie für die Studie qualifiziert und ihre Teilnahme an dieser ist meine Stellungnahme als behandelnder Arzt.“
    Mit Wort um Wort war der Arzt gewachsen und hatte an Selbstbewusstsein gegenüber dem wesentlich höherrangigen Offizier gewonnen. Er war über seinen Schatten gesprungen. Barney rechnete das dem Mediziner hoch an, zumal er das wirklich nicht erwartet hatte. Dabei war es völlig egal, dass der Einsatz einzig aus Gründen der Geheimhaltung als Anti-Geth-Einsatz deklariert worden war.
    „BinHex ist ein privates Unternehmen. Hier geht es um die Sicherheitsinteressen der Allianz, Lieutenant Commander! Wollen Sie der Familie wirklich die finanzielle Mehrbelastung zumuten?“
    „Das ist einzig die Entscheidung der Angehörigen, General. Ich bin mir sicher, dass Ihr Amtsleiter Sie gleich über die neuen Rahmenbedingungen informieren wird.“
    Genau in diesem Moment gab das Omnitool des Generals jenem zu verstehen, dass ihn jemand anrief. Einen Moment funkelte dieser den Arzt noch an, ehe er seinen Männern einen knappen Befehl gab und den Raum verließ, um dort den Anruf entgegenzunehmen. Die sichtliche Erleichterung des Arztes hätte sogar ein Blinder erkannt.

    „Das war mutig von Ihnen“, stellte Barneys Vater fest, nachdem der letzte Service Chief den Raum verlassen hatte.
    „Ach, was sollen die machen, mich rauswerfen?“, erwiderte der Arzt mit einer abweisenden Handbewegung, „draußen sucht man händeringend nach Ärzten mit Berufserfahrung.“
    „Was ist das also für eine Studie?“
    „Nun, der General hatte nicht ganz Unrecht“, räumte der Arzt ein und stützte sich dabei auf dem Geländer am Fußende des Krankenbettes ab. Sein Blick ruhte stoisch auf Cel.
    „Wie meinen Sie das?“
    „Diese Studie steckt noch in den Kinderschuhen und wirkliche Ergebnisse liegen noch keine vor. BinHex untersucht Überlebende des Geth-Krieges, die mit vergleichbaren Neuronalschäden wie Ihre Tochter zurückgekommen sind, jedoch lange nicht in diesem Ausmaß. Gestandene Unteroffiziere der Kampftruppe, die sich plötzlich alleine im Dunkeln fürchten, Mütter, die ihre gefallenen Söhne und Töchter sehen, Angehörige aller sozialen Schichten, die jetzt Stimmen hören und den Verstand zu verlieren drohen. Das Krankheitsbild ist vielfältig, aber der zugrundeliegende Prozess ist derselbe wie bei Ihrer Tochter – nur eben nicht in dieser Intensität. Ich will Sie nicht mit den medizinischen Details langweilen, aber ich glaube, es handelt sich dabei um eine neue Waffe der Geth und Ihre Tochter ist das nächste Stadium der Auswirkungen dieser Waffe.“
    „Also bleibt Sie ein Forschungsobjekt“, stellte Barneys Vater zynisch fest.
    „Sehr wohl, Sir, allerdings ist Sie in einer zivilen Einrichtung untergebracht, wo sich speziell ausgebildete Pfleger um sie kümmern werden. Ich kenne die Einrichtung aus meiner Studienzeit, ich habe dort mein Physikum gemacht und viel mit Komapatienten zu tun gehabt. Exzellente Pflegeeinrichtungen. Im Gegensatz zu General Flexers Einrichtungen wird sie dort im Schwerpunkt wie ein Patient behandelt werden und nicht wie ein Versuchsobjekt. Zumal Sie sie besuchen können, so oft sie möchten.“
    „Und was ist der Haken?“
    „Nun… der Preis. Da es sich um eine externe Einrichtung handelt, wird die Allianz nur einen Teil der Behandlungskosten tragen und den Großteil müssen Sie übernehmen.“
    „Über wie viel reden wir hier?“
    „Für reguläre Patienten belaufen sich die Kosten auf circa sieben- bis zwölftausend Credits im Monat“, und als ob das nicht schon gereicht hätte, setzte der Arzt noch nach, „bei Ihrer Tochter wird es vermutlich noch mehr, da sie ein Spezialfall ist.“
    Barneys Vater atmete tief aus und nahm wieder in dem Sessel neben dem Krankenbett Platz. Das war eine Summe, mit der wohl keiner im Raum gerechnet hatte.
    „In Zeiten wie diesen ist die Pension der Army auch nicht mehr das, was sie einmal war, Doktor… ich weiß nicht, ob wir uns das leisten können.“
    „Das ist uns egal“, schaltete sich beinahe sofort Barneys Mutter ein und nahm neben ihrem Mann Platz, legte dabei ihre Hand auf seinen Unterarm, „Schatz, wir können noch die Hypothek auf das Haus aufgeben. Außerdem haben wir noch unsere Lebensversicherungen, die bald auslaufen. Ich weiß, wir brauchen bis dahin einen Kredit, aber du weißt-“
    „Das wird nicht nötig sein“, unterbrach Barney den sich anbahnenden Redeschwall seiner Mutter und erntete dafür sichtlich verwirrte Blicke, „ich habe einen neuen Marschbefehl erhalten.“
    Schockiert legte Barneys Mutter eine Hand auf ihren Mund, schaffte es dabei gerade noch ein erschrockenes „Nein!“ zu keuchen, ehe ihre Stimme brach. Gray Senior jedoch behielt seine Fassung und richtete sich in dem Sessel auf.
    „Wohin schicken sie dich?“
    Barney zögerte und sah zu dem Arzt, dann zu Cel. Er schwieg.
    „Jack, wohin schickt dich die Allianz?“
    Die Stimme seines Vaters war jetzt lauter geworden und ihr Tonfall machte klar, dass er auch eine Antwort erwartete. Zudem war es selten, dass sein Vater den Zweitnamen nutzte, um Barney anzusprechen.
    „Tharkad.“
    Diese Antwort schien sogar den Colonel nicht unberührt zu lassen. Er lehnte sich wieder zurück in dem Sessel, sah zur Seite, um sein Nasenbein zu massieren – wobei er, und das wusste Barney, nur das Feuchtwerden seiner Augen kaschieren wollte – ehe er wieder seinen Sohn musterte. Auch der Arzt hatte sich wieder aufgerichtet, dabei seine Augenbrauen mit einer Mischung aus Überraschung und Zweifel nach oben gezogen.
    „Der Verwendungszuschlag wird reichen, um die Kosten fürs erste zu decken und euch etwas Luft zu verschaffen. Ihr müsst euch keine Sorgen darum machen, ich werde das regeln.“
    „Wie lange“, presste Barneys Vater leise hervor und presste seine Lippen zusammen.
    „Ich weiß es nicht, aber es wird vorerst reichen“, log der Texaner. Der Marschbefehl hatte keinen konkreten Zeitraum genannt, aber erfahrungsgemäß konnte er sagen, dass man bei Versetzungen auf den Tharkad im Regelfall mindestens ein Jahr einplanen konnte.
    „Und du musst jetzt gehen“, schloss Gray Senior folgerichtig, was sein Sohn mit einem Nicken quittierte. Bis zum Antreten der Midway-Crew war es nicht mehr lange und wahrscheinlich würde er gerade genug Zeit für eine Dusche und ein grobes Nachbereiten seiner Ausrüstung haben.
    Barneys Vater erhob sich schließlich und umarmte seinen Sohn gemeinsam mit seiner Mutter innig.
    „Pass auf dich auf“, flüsterte der Vater seinem Sohn ins Ohr, „und viel Soldatenglück. Du wirst es brauchen.“
    Seine Mutter streichelte ihrem Sohn ein letztes Mal übers Gesicht, wobei ein kurzes, aber emotionsloses Lächeln über ihre Lippen huschte.
    „Du wirst immer mein Baby bleiben… vergiss das nie. Und komm gesund wieder!“
    Beim Aussprechen der letzten Worte brach ihre Stimme. Sie umarmte ihren Sohn, vergrub ihr Gesicht dabei in seiner Schulter, ehe sie ihn ein letztes Mal am Haaransatz küsste. So plötzlich, wie sie ihm in die Arme gefallen war, löste sie sich auch wieder aus der Umarmung und wischte sich dabei die Tränen aus den Augen.

    Zuletzt trat Barney wieder ans Bett seiner Schwester, wobei seine Eltern sich bewusst im Hintergrund zu halten schienen, um ihm ein „Gespräch“ mit ihr unter vier Augen zu ermöglichen. Mit seinen kräftigen Händen ergriff er ihre nicht weniger von der Arbeit gezeichneten, aber dennoch weiblichen Finger, drückte diese kurz und lehnte sich schließlich zu ihr hinab, um ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken.
    „Du kennst mich… also sei mir nicht böse“, flüsterte er dabei und spielte auf seine Entscheidung an, dennoch dem Tharkad den Vorzug zu geben, anstatt seine Eltern zuhause zu unterstützen, „wir sehen uns bald, Sis… also halte durch.“

    Das waren seine Worte zum Abschied und ohne großes Aufsehen verließ er dann das Krankenzimmer, den Blick seiner Eltern dabei konstant im Rücken spürend. Den Entwurf des Schreibens an seinen Chef hatte der Texaner dennoch bereits in den Papierkorb verschoben, noch ehe er das Krankenhaus wieder verlassen hatte.

    ---> Citadel – Allianzandockbuchten

  7. #7
    ME FRPG Only Avatar von Milijan Sacobic
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    Bezirke----------->


    Irgendwas entging ihm. Milijan biss sich unbewusst auf die Lippe während er bestimmt zum hundertsten Mal sein geschundenes Gesicht befühlte. Die wippenden Brüste der Blondine nahm er kaum noch war. Irgendein Detail musste er übersehen haben.
    Konrad Richter, Rebekka von Tannberg und Kathleen Bendedict-Pera – wo war die Verbindung? Kein Konstrukt konnte so perfekt sein, dass es kein Ansatzpunkt gab an dem man es aufhebeln und aufschlüsseln konnte!

    Milijan zog den letzten Rest des Biers runter und kramte sein PDA hervor auf dem er alle Informationen zusammengefasst hatte. In was auch immer er hier hineingeraten war, es war etwas Großes.
    Zwei mutmaßliche Cerberusagenten, einer davon bei C-Sec und die andere bei ARIA und Tochter des Vizedirektors, eine tote Stationsleiterin die in zwielichtige Waffendeals mit batarianischen Terroristen verstrickt war. Um das Ganze noch völlig abstrus zu machen erschoss der eine Cerberusagent den anderen unmittelbar nachdem der vorherige Stationsleiter bei einer Autoexplosion ermordet worden war und der Herlock Clan erschien noch auf der Bühne. Als ob es nicht kompliziert genug war kamen ihm nun auch noch Zweifel an seiner derzeitigen Führungsoffizierin!
    Für so einen Stunt stellt man kein komplett neues Team zusammen. In der Vergangenheit dieser Akteure muss es eine Gemeinsamkeit geben
    Govno! fluchte er innerlich
    Ein sanftes Vibrieren kündigte den Erhalt einer neuen Nachricht an und als der Serbe den Absender sah runzelte er die Stirn. Ein ehemaliger Kamerad aus der Pararescuekompanie der inzwischen auf der Citadel Arzt im Allianzkrankenhaus war.
    Er musste die Nachricht mehrmals lesen um es zu glauben während ihm der Atem stockte.

    Ne! Nein!

    Hastig warf er einige Credits auf den Tisch, raffte sein Zeug zusammen und verließ mit seinem Hund schon fast rennend die Tabledancebar.
    Mit heulendem Triebwerk fuhr er durch den Verkehr der Station während er gegen aufkommende Erinnerungen ankämpfte. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam er schließlich an und sprintete schon beinahe die letzten Meter vom Parkplatz der Krankenhauses zur Lobby.
    Durch wildes herumwedeln seines Dienstausweises erstickte er jedes Kommentar bezüglich seines Hundes im Keim und stellte der Schwester an der Rezeption die entscheidende Frage
    „Celeste Gray! Welches Zimmer?“
    Nur Augenblicke später hallten seine schweren Schritte auf dem verwaisten Flur wieder, er riss die Tür mit der passenden Nummer auf und erstarrte.
    Das gleichmäßige Piepsen des EKGs war das einzige was in dem dämmrigen Zimmer zu hören war. Wie eine Tote lag die große, blonde Frau auf dem einzigen Bett. Sie sah schlimm aus. Nicht dass sie Wunden hatte oder an dutzenden Schläuchen hing aber wer Cel kannte würde ihm zustimmen. Cel hatte immer schon eine gewisse „Aura“ gehabt, etwas kräftiges, lebendiges und ungezügeltes in Verbindung mit einer Form der Ruhe und Kontrolle hatte sie schon immer umgeben. Jetzt sah sie müde aus, abgekämpft und zerbrechlich. Milijan musste schlucken und betrat vorsichtig den Raum.
    Mit einem Räuspern fing er sich wieder. Dragan hatte schon längst ihren Geruch wiedererkannt und bellte auffordernd in Richtung Cel. Er ließ den Hund von der Leine. Augenblicklich lief der Hund zum Bett und stellte sich auf die Hinterläufe wobei er sich mit den Vorderläufen auf der Matratze abstüzte. Er begann wild mit der Rute zu wedeln und bellte Cel nun aus direkter Nähe an, als wollte er sie dazu auffordern endlich aufzustehen und wieder die alte sein.
    Milijan nahm die Krankenakte aus der Halterung am Fußende des Bettes. Wer wusste was die Metzger die sich hier Ärzte schimpften übersehen oder verbockt hatten! Schon beinahe wütend ging er die verschiedenen Seiten durch. Fakt war, dass Cel ordentlich hatte einstecken müssen, es war knapp gewesen – mal wieder aber Cel hatte schon schlimmeres überstanden als das, warum also dieses Koma?
    Die Behandlung, die Medikamente, nichts schien das Koma zu erklären! Darüber hinaus wussten die Ärzte nicht weiter. Verwundert zog er die Augenbraue kraus als er die Hirnwellenmuster und die Aufnahmen der Hirnaktivität sah. Er hatte schon einige Komapatienten gesehen aber solche Hirnmuster waren ihm völlig fremd. Vor allem wurde er aus den Vernarbungen am Neocortex nicht schlau, genauer gesagt lagen die Vernarbungen ausschließlich in den Assoziationszentren. Des Weiteren verwirrte ihn die Aktivitäten im Frontallappen – der Sitz der Persönlichkeit.
    Er schmiss die Akte auf eine der Anrichten und ging zum Kopfende des Bettes. Mit einer kleinen Stablampe beleuchtete er abwechselnd beide Augen. Pupillenreaktion leicht verzögert aber normal. Möglicherweise war sie in sich selbst eingeschlossen, das Locked-In Syndrom. Die Hoffnung war irrig, nichts sprach dafür aber Milijan klammerte sich daran fest.
    Cel, ich bins…. Milijan! Beweg deine Augen wenn du mich hören kannst!“ flüsterte er ihr zu während er mit der Stablampe vor ihren Augen hin und her bewegte. Doch es gab keine Reaktion. Ihre leeren Augen starrten nur stumpf geradeaus. Vielleicht konnte sie ja gar nichts mehr bewegen.
    Wenn du mich hören kannst denke ganz fest an: Nach oben!“ flüsterte er erneut. Manche Locked-In Kandidaten konnten nur noch über ein Compuer-Mensch Interface sich verständigen. Diese waren in Laufe der Gesichte immer besser geworden aber der Einstieg darin blieb nach wie vor derselbe indem man damit beginnt per Gedanken einen Cursor nach oben oder nach unten zu bewegen.
    ….nach oben!...“ flüsterte er erneut und sah auf die Monitore. Keine Änderung. Weder bei den verschiedenen Hirnwellen noch bei der Herzfrequenz.
    Niedergeschlagen ließ er sich auf einen der Stühle fallen. Weder war die völlig weg noch war sie hier. Ihr Bewusstsein schien sich in sich selbst verirrt zu haben. Er nahm ihre Hand in die seine und drückte sie. Ob Komapatienten etwas von ihrer Umgebung mitbekamen war nach wie vor umstritten aber heute hoffte es Milijan.
    Du bist stärker als das!“ murmelte er. Auch Dragan hatte inzwischen spitzgekriegt, dass etwas mit Cel nicht stimmte. Er hatte den Kopf sinken lassen und fiepte traurig während er hin und wieder über Cels Hand leckte.
    Das alles war bildgebend für sein Leben. Nach und nach hatte sich so das Leben jeden Menschen gegriffen der ihm wichtig war und nun auch Cel. Ihre Hand haltend dachte er an ihre gemeinsame Zeit und wie er für eine kurze Zeit so etwas wie Glück empfand.
    Er musste bitter Lächeln als er daran dachte wie sehr diese rührselige Szene Cel amüsiert hätte. Ihm fiel die Uhr an ihrem Handgelenk auf. Eigentlich nicht ihr Stil. Nicht das Cel sich sträuben würde eine Männeruhr zu tragen aber solch protzige Dinge wie diese waren nie ihr Geschmack gewesen. Viel eher mussten die Dinge praktisch, zweckmäßig und immer am laufendem Auftrag gemessen werden. Erst danach kamen dezente Luxusartikel und diese schienen ihm immer nur darauf angelegt zu sein ein bestimmtes Klischee zu bedienen.
    Mit der freien Hand fuhr er sich durchs Gesicht. „Was ist passiert?“ fragte er murmelnd in den Raum

  8. #8
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    <--- Bezirke, Club Kiss

    Festen Schrittes verließ Konrad den Aufzug in dem Stockwerk, das ihm die Schwester am Empfang genannt hatte, nachdem er ihr vorgelogen hatte, sich hier mit seinem Freund („Unverkennbar, ziemliche Hackfresse und ein solches Vieh von Köter dabei!“) treffen zu wollen und diesen wohl verpasst zu haben. Der Gang vor ihm war relativ leer. Bis auf Angestellte des Krankenhauses, befand sich nur eine Gruppe von asarischen Angehörigen vor den Zimmern, die auf ein paar Sitzgelegenheiten Platz genommen und sich gerade Wasser aus einem Spender geholt hatten. Generell war es auf diesem Gang des Krankenhauses erstaunlich ruhig. Kein lautes Gequatsche, kein geschäftiger Arbeitslärm, keine durch die Gänge schallenden Durchsagen - nur gedämpfte Gespräche, ein Fernseher, der auf der untersten Lautstärkestufe einen Nachrichtenkanal zeigte und der nicht zu verhindernde Hintergrundpegel an Geschäftigkeit, der jedoch ebenfalls hier wesentlich leiser war, als in den üblichen Etagen. Fast so, als ob es dieser Gang an sich hatte, als ob er es gebiete, hier leiser zu sein. Konrad merkte, wie auch er automatisch langsamer ging, sich bedächtiger bewegte und sogar leiser zu sprechen begann. Er war eins geworden mit seiner Umgebung.
    „Status?“
    „Hier in der Lobby ist alles ruhig“, meldete Snooker über Funk und Konrad bestätigte seine Durchsage. Im Vorbeigehen an einem Magazinregal nahm sich der Ex-Polizist beiläufig eine Auslage des Citadel Herald und sah durch jedes der Fenster in die Zimmer, die er passierte. Nirgendwo war der SOD-Agent auszumachen.
    „Ich hab ihn“, raunte er schließlich in den Funk, als er durch eines der Fenster sah, wie der Hundemann vor einem Bett stand und fieberhaft das Krankenblatt der Patientin zu studieren schien. Es handelte sich um eine sehr große blonde Frau, die wie im Schlaf vor ihm im Bett lag und sich bis auf das regelmäßige EKG-Signal nicht von einem Toten unterschied. Das Namensschild an der Tür wies die Frau als Operations Chief der Allianz aus.
    „Wer ist Celesté Gray?“
    „Bekka hat mal von ihr erzählt, aber nur beiläufig“, erwiderte Snooker über Funk nach einigem Überlegen, „ich lasse Horatio die Datenbanken durchsuchen.“

    Nach einigen Minuten, in denen der Agent dazu übergegangen war, irgendwelche Körperfunktionen der blonden Frau, die vor ihm im Bett lag, zu überprüfen, meldete sich Snooker wieder mit Neuigkeiten.
    „Celesté ist ein SOD-Agent, die eigentlich gar nicht auf der Citadel sein sollte. Laut Aktenlage ist sie im Moment auf einer streng geheimen Fregatte, näheres konnten wir nicht herausfinden, aber das, was wir haben, lässt keinen Schluss auf eine Verbindung zu unserem Fall zu. Was auch immer der Typ da gerade macht, mit uns hat das nichts zu tun.“
    „Das hier ist eine Privatsache... waren die beiden ein Paar?“, fragte Konrad, wobei er einem Instinkt folgte. Die Körpersprache des Mannes und mit welcher Akribie er die Frau untersuchte, dem Resultat aus Hoffnungslosigkeit und dem gleichzeitigen Weigern, die Tatsachen anzuerkennen, sprachen Bände.
    „Keine Ahnung, kann sein. Ihre Beurteilungen sprechen jedenfalls von einer außerordentlich harmonischen Chemie zwischen den beiden.“
    Konrad nickte. So oder so schien der Hundemann eine ziemlich starke Bindung zu ihr aufgebaut zu haben und sie jetzt so da liegen zu sehen, ließ ihn schließlich in einem Sitz neben dem Bett zusammensacken. Konrads Mundwinkel zuckten bei dem Anblick des Mannes: zum einen hasste er diesen Typen. Er wollte ihm an die Gurgel, ihm Schmerzen zufügen und Knochen brechen, doch andererseits wusste er genau, wo dieser Mann gerade war: gute Freunde zu verlieren, ohne dass man irgendetwas dagegen machen konnte, das war eines der miesesten Gefühle überhaupt. Konrad war es so mit Kyle und Nadja gegangen: den einen nahm ihm der Krieg, die andere die Kriminalität. Menschen in seinem Leben, die jetzt nicht mehr waren, als Erinnerungen und Gesichter, die vor seinem inneren Auge vorbeizogen - und nun gehörte Bekka auch zu ihnen. Konrad ballte die Fäuste, versuchte, sich in dem Sitz, auf dem er Platz genommen und die Zeitung durchgeblättert hatte, nichts anmerken zu lassen. Er musste sich auf diesen Typen konzentrieren und dennoch ließ ihn die Frage nicht los, warum sie denn abgehauen war. Sie war doch diejenige gewesen, die diesen Typen schnappen wollte! Sie war es doch, die getrieben von Rache sämtliche Datenbanken nach seinem Gesicht durchforstet hatte. Warum zum Teufel ließ sie sich das alles gerade entgehen? Konrads Instinkte brüllten ihn an, dass an dieser Sache noch mehr dran war, als er jetzt sehen konnte und dass er sich aus der Sache raushalten sollte; am liebsten hätte er auf sie gehört. Am liebsten wäre er nach Hause gegangen und hätte es sich mit einem Bier und dem Fornax auf seiner Couch bequem gemacht. Doch jetzt aufzuhören wäre falsch gewesen; zu viel hatte er gegeben, zu viel hatte er investiert, zu viel stand auf dem Spiel.
    „Montague!“, meldete sich plötzlich Horatio und der Tonfall des alten Mannes klang aufgewühlt, absolut durcheinander, „Montague, hier passiert irgendetwas...“
    „Was ist los?“
    „Ich kriege gerade unzählige Meldungen rein, die absolut keinen Sinn machen.“
    „Was meinen Sie?“
    „Das sind alles Klarnamen und so wie es aussieht von Mitarbeitern der ARIA“, murmelte der Mann, der wohl gerade dabei war, parallel die Datensätze zu sichten, „mein Gott...“
    „Was?!“
    „Das sind alles Maulwürfe! Allianz-Agenten, die von Cerberus als Asset gewonnen wurden.
    „Ist dieser Sacobic dabei?“, fragte Snooker wie aus der Pistole geschossen und sprach damit auch Konrads erste Gedanken aus.
    „Sacobic, Sacobic... nein, kein Eintrag.“
    „Verdammt!“, fluchte Konrad leise, während er sich ebenfalls Wasser aus dem Spender holte.
    „Diese Schweine lassen uns die ganze Zeit einem roten Hering hinterher hetzen“, stellte der Bergsteiger verärgert fest. Konrad exte den Becher und schmiss ihn in hohem Bogen in den Mülleimer.
    „Na dann machen wir es doch ganz klassisch.“
    „Was haben Sie vor?“
    „Ich habe es satt, ständig nur reagieren zu müssen“, erwiderte der Ex-Polizist, „wir machen jetzt Nägel mit Köpfen.“
    Die beherzten Widersprüche des Bergsteigers ignorierend, betrat Konrad das Zimmer der komatösen Frau. Sichtlich verwirrt taxierte ihn der SOD-Agent, ehe er sich aufrichtete und Konrad genauer zu mustern begann. Dieser schloss wortlos die Tür hinter sich und sperrte sie ab.
    „Wir müssen reden“, eröffnete er direkt und ohne Umschweife. Als Antwort erklang lediglich ein vielsagendes Knurren. Dieser elende Köter.
    „Vorsichtsmaßnahme“, erklärte Konrad auf sein Gesicht deutend und stellte sich neben die Tür, bereit, jeden Moment seine Waffe ziehen zu können, falls es nötig werden würde. Einen Augenblick lang schwiegen sich die Männer nur an und es wirkte fast so, als ob jeder darauf warten würde, dass der jeweils andere zu sprechen begann. Konrad suchte aber nur nach den richtigen Worten.
    „Ich habe Informationen, die dich interessieren könnten“, sagte er schließlich, „Informationen über Cerberus. Denn genau wie du, bin ich daran interessiert, diesen Typen den Garaus zu machen.“

  9. #9
    ME-FRPG ONLY Avatar von Li-Ann Herlock
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    Sie verstand die Welt nicht mehr. Warum verließ Bekka sie jetzt? Was war mit ihrem Versprechen. Schon wieder wurde alles auf den Kopf gestellt. Da half auch nicht die kurze Umarmung der Blondine oder ihre sanft in Lillys Ohren geflüsterten Worte. Sie war weg und riss damit ein großes Loch in das nun aktuelle Weltbild der Pilotin. Da tat Ablenkung gut. Der große Mann, sie nannten ihn Snooker, setzte Lilly ans Steuer des Wagens. So hatte sie wenigstens eine Aufgabe. Li-Ann drehte einige Runden um den Block, immer auf ein Signal wartend. Bis es kam, hatte sie fast zwei Dutzend Runden hinter sich gebracht. Immer haarscharf an der Grenze eines Blitzerfotos.
    Snooker gab ihr zu verstehen, dass sie Montague vom Stripclub abholen sollten, was die Pilotin nur widerwillig bestätigte. Viel lieber wäre sie mit hineingegangen. Hätte sich gerne die Mädels angeschaut und der ein oder anderen auch mal einen Geldschein, diese antiquierte Zahlungsmodell, ins Höschen gesteckt. Aber viel wichtiger war es natürlich genau jetzt, in diesem Moment, diesen Mann mit dem Hund zu suchen.
    Die Geräusche des Antriebs imitierend landete Li-Ann das Shuttle punktgenau vor den Füßen des Agenten. Die beiden Männer unterhielten sich kurz und gaben der jungen Frau dann die Anweisung zum Militärkrankenhaus zu fahren. Sie trat aufs Gas und innerhalb weniger, unauffälliger Minuten erreichten sie ebenjenes. Wie immer war die einzige Anweisung, nach erreichen eines neuen Ortes die gleiche Leier. "Warte am Wagen und lass den Motor laufen."
    Wie oft hatte sie diese Worte schon gehört? Wie oft müsste sie sie noch hören? Sie hatte es satt. Also ging sie den beiden Männern nach wenigen Augenblicken nach. Den Motor ließ sie wie befohlen laufen. Würde ja eh keiner mit abhauen. War ja schließlich "ihr" Shuttle.
    Li-Ann lief leichtfüßig über den Vorplatz, ehe sie tänzelnd den Haupteingang passierte und an der Rezeption vorbeimarschierte. Die Empfangsdame blickte sie misstrauisch von unten herauf an, bann dann zu grinsen und wandte sich schließlich wieder ihrer Arbeit zu. Die Welt schien sich nun wieder in einen besseren ort zu verwandeln, als plötzlich alles wieder dunkel wurde.
    Wie Blitz durchschlug es ihren Körper. Ein kalter Schauer jagte ihr von der Sohle bis in den Scheitel. Ihre Haare stellten sich auf. Eine Gänsehaut bereitete sich aus. Ein spitzer Schrei überkam ihre Lippen und Li-Ann riss schreckhaft den Arm an sich.
    "Fass mich nicht an.", flüsterte sie schweren Atems. Die gesamte Eingangshalle begutachtete das ungleiche Paar, sie und den kräftigen Mann namens Snooker.
    "Was machst du hier, Sol? Du solltest am Wagen warten!", zischte er sie an und wollte seine Hand auf ihre Schulter legen. Reflexartig schaffte sie es aber noch rechtzeitig einer erneuten Berührung zu entgehen.
    "FASS MICH NICHT AN!", brüllte sie nun so laut, dass es manchen Menschen in den Ohren schmerzte und trat dem Mann vor ihr mit aller Kraft in den Schritt.
    Eigentlich sollte man davon ausgehen können, dass ein stattlicher, muskulöser und fitter Mann wie Snooker, einen leichten Tritt, wie den eines 63 kg schweren Mädchens locker wegstecken könnte. Hätte er mit Sicherheit auch, aber die Stahlkappen in den Stiefeln der Pilotin taten ihr übriges und der Mann sank vor ihr auf die Knie. Doch dann erblickte sie den Hund und sein Herrchen und es ging nichts mehr. Li-Ann war wie versteinert dagestanden.
    Geändert von Li-Ann Herlock (04.12.2013 um 13:34 Uhr)

  10. #10
    ME FRPG Only Avatar von Milijan Sacobic
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    Cels Hand haltend und ihre Wärme spürend dachte er an ihre gemeinsame Zeit

    Die Sonne schien durch die Fenster und ließ alles noch strahlender wirken als es ohnehin war. Milijan stand in der Küche und rührte in einem großen Topf. Es war warm und Dragan lümmelte in seinem Körbchen und schlief, er schnarchte sogar ein wenig.
    Er hörte wie die Wohnungstür sich öffnete und wie jemand die Wohnung betrat. Cel war gerade vom Sport zurückgekommen und er hatte noch gut 15 Minuten bis sie mit duschen und umziehen fertig sein würde. Er schmeckte den Eintopf ein letztes Mal ab bevor er zufrieden war.
    „Was gibt’s?“ fragte ihn die große Frau und drückte ihm ein Kuss auf die Wange
    „Soljanka“ antwortete er kurz angebunden und nahm den Topf von der Platte.
    Augenblicklich zog sie die Augenbraue kraus und warf einen kritischen Blick in den Topf
    „Ich will nichts hören!“ begann Milijan gespielt ärgerlich „Heute morgen musste ich mir fettigen Bacon mit noch fettigeren Eiern und trockenem Toast antun. Sei still setzt dich und probier! Familienrezept – schmeckt sehr gut!“ mit diesen Worten füllte er eine Schale und reichte sie der großen Frau.
    Sie lächelte, genau wie er


    Die Tür zum Krankenzimmer flog auf und irgendein Typ betrat den Raum.
    „Wir müssen reden“ begann der Kerl, der vom Aussehen her einiges jünger war als er. Der Serbe musterte den Mann irritiert und wurde den Eindruck nicht los ihn zu kennen. Die Stimme, die Körperhaltung. Augenblicklich reagierte Dragan. Er knurrte, fletschte die Zähne und sträubte das Fell. Würde sich der Typ auch nur einen Zentimeter weiter bewegen würde Dragan losschlagen. Ihm selbst fehlte derzeit jeglicher Antrieb seine Waffe schussbereit zu machen.
    „Vorsichtsmaßnahme“ erklärte der Typ weiter und zeigte dabei auf sein Gesicht wobei er seinen rechten Arm etwas anwinkelte. Der Kerl trug eine Waffe.
    Es dauerte einen Moment bis Milijan schaltete. Richter.

    „Ich habe Informationen, die dich interessieren könnten“, sagte er schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit, „Informationen über Cerberus. Denn genau wie du, bin ich daran interessiert, diesen Typen den Garaus zu machen.“
    Milijan sah den Mann noch eine Weile schweigend an bevor er sich wieder Cel zuwandte. Richter befeuchtete seine Lippen und wollte gerade erneut etwas sagen als Milijan ihn unterbrach
    „Ich bin nicht in Stimmung Konnie!“

    Er legte die freie Hand aufs Gesicht und sackte etwas mehr in seinem Sitz zusammen. „Ovo je ludilo!“ Das ist Wahnsinn! murmelte er. Auf ein Mal fühlte der Serbe sich so unendlich alt und müde.
    Er war es leid. Er war es so unendlich leid für diesen Drecksverein diese unsinnigen Kämpfe auszutragen. Vor seinem Geistigen Auge kamen die Bilder all dieser blutigen Schlachten wieder hoch die er für das SOD geführt hatte.
    Das Feuer von Tukayyid und wie es ich am Ende angehört hatte wie das Brüllen eines Tieres.
    Die Kälte von Tikonov und wie von Tag zu Tag die Temperaturen fielen, bis sie zu einer größeren Gefahr als der Feind wurde.
    Die verblutete Division auf Ark Roval und der Horror von Sutters Rock.
    Wie er als Sanitäter hundertemale entschieden hatte wer lebt und wer stirbt.
    Wie er für den Geheimdienst Gefangene gefoltert und umprogrammiert hatte ohne zu wissen warum und wofür. Wie er an Leuten herumexperimentiert hatte nur um Stunden später sich hingebungsvoll um sie zu kümmern weil sie auf einmal unentbehrlich für den Geheimdienst wurden oder umgekehrt. Dieses Schauspiel begann immer von neuem und nahm partout kein Ende! – Es erschien ihm alles so sinnlos!
    Wieso konnte dieser Wahnsinn nicht ohne ihn weitergehen? Wieso konnte man ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Hatte er nicht schon genug geopfert? Genug gelitten?
    Würde er so enden wie die meisten anderen TMOs - als verrückte Gestalten die sich selbst in der Badewanne operierten? Wieso also weiterkämpfen? Wozu noch tapfer sein wenn sich eh nichts ändert?

    Ein Gesicht kam ihm in den Sinn. Der Serbe konnte nicht sagen ob es das seiner Schwester war oder das von Li-Ann. Die Beiden vermischten sich in seinem Geist.
    Er konnte sie noch retten! Richter wusste womöglich etwas.

    Milijan atmete einmal tief durch. Es viel ihm schwerer als gedacht Cels Hand freizugeben aber schließlich fuhr er sich mehrmals mit beiden Händen durchs Gesicht und durch sein Haar.
    Er musste kurz auflachen. Das war alles so völlig absurd. War Cerberus wirklich so verzweifelt, dass sie diesen plumpen Versuch unternahmen ihn zu verkohlen? Ein letzten Moment ging sein Blick ins Leere, fokussierte einen weit entfernten, vertrauten Ort.
    Er wandte sich nun ganz Konrad zu, sein Blick war wieder klar und hart geworden wie bei ihrer ersten Begegnung. Er schwang sich auf die Beine.
    Dragans Knurren und Drohgebärden wurden ein stück wilder. Wenn er jetzt nicht einschritt würde ein Unglück geschehen.
    „Dràganōm dođi!“ sagte er laut doch Dragan brachte nun eher noch mehr Spannung in seinen Körper
    Dođi!“ herrschte er seinen Hund an und wiederwillig gehorchte Dragan und trotte langsam zu Milijan wo er ihn einmal umrundete um sich dann hinzusetzten ohne Konrad aus den Augen zu lassen.
    Mit eiserner Mine ging er auf Richter zu und blieb knapp vor dem fast gleichgroßen Mann stehen. Aus einer seiner Taschen zog er eine Zigarette und steckte sie sich in den Mund.
    „Waffe!“ verlangte er und streckte Konrad fordernd seine Hand entgegen

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