4:11 Uhr
Midway-Shuttle "Atlantis"



Amanda folgte den Anweisungen des provisorischen Piloten zuerst wortlos. Eine Drehung später fand sie sich selbst schon auf einem der Sitze wieder. Ihre zarten Finger griffen nach dem vertrauenswürdigen Sicherheitsgurt und verbanden ihn mit der dazugehörigen Halterung an der Seite ihres Sitzes. Ein kurzes Klacken machte ihr klar, dass alles erledigt war. Ihr Blick fing wieder Weber ein. "Gut, dann bring uns hier weg.", gab sie ihre verspätete Antwort mit einem endlich zuversichtlichem Lächeln auf den Lippen. John atmete ein letztes Mal tief durch, nachdem er die Starterlaubnis für die Atlantis einholte und keine zehn Sekunden später erklang der Lärm, der dem Team versichterte, dass die Maschinen hochgefahren wurden.
Sollte es das nun wirklich endgültig sein? Ja. Dieses Mal war die Wissenschaftlerin fest davon überzeugt, dass sie den Planeten nun endlich verlassen würden. Immer noch hatte sie die Sorgen um die verschwundene Pilotin im Kopf. Doch der Mann von vorhin hatte vielleicht wirklich Recht. Sie konnten jetzt nichts mehr für sie tun. Und das Militär wird die Mission sicher nicht unterbrechen, weil eine Pilotin verschwunden ist. Vielleicht handeln sie sogar...Nein! Sofort schüttelte Amanda einen Gedanken ab, der nicht von ihr stammen konnte. Ein Leben zählte für sie mehr als zwanzig tote Geth. Oder nicht? Verdammt, du brauchst Schlaf. Und zwar schnell. Seufzte sie stumm. Das heute ging viel zu schnell. Zu viel auf einmal. Ja, das muss es sein.

Der leere Blick aus den haselnussbraunen Augen der 29-jährigen verlor sich in den Sternen, die hinter der Scheibe in all ihrer Pracht funkelten. Den eigentlichen Start des Shuttles hatte sie gar nicht mehr wirklich realisiert. Viel zu sehr vertiefte sie sich immer mehr in die Melancholie, die in dem Vakuum hinter eben jener Scheibe herrschte. Wer hätte vor ein paar Jahren noch gedacht, dass sich dieser Anblick jemals einem Menschen bieten würde?

Dann jedoch, einige Zeit später, wurde sie trotzdem wieder in das warme Innere des Shuttles gerissen. Eine bekannte und vielmehr vertraute Stimme meldete sich wieder. Es war Johns Stimme, die sich angenehm in ihr Ohr schlich. "Jetzt müssen wir nur noch die Midway kontaktieren und wir können Feierabend machen..." Feierabend. Ein Wort, das schon vor Stunden fallen sollte, wenn es so gelaufen wäre, wie es geplant war. Aber es half alles nichts. Sich jedes Mal aufs Neue den Kopf darüber zu zerbrechen, brachte niemanden weiter. Und nun herrschte endlich die Gewissheit, dass sie das Schlimmste überstanden hatten. Jedenfalls vorerst.

"Ich übernehm das eben.", erwiderte Amanda spontan und aktivierte das Kommunikationssystem der Atlantis mit einem kurzen Handgriff, ohne genau zu wissen, was sie überhaupt sagen sollte. Lediglich die Erinnerungen an irgendwelche Aufnahmen leisteten ihr eine kleine Hilfestellung. "NV-104 Atlantis an SSV Midway. Hier spricht Amanda Phoenix. Mit dabei das Landungsteam von Antirumgon. Haben soeben das Orbit von Antirumgon verlassen und befinden uns auf dem Rückflug zur Midway. Sind in ungefähr 40 Minuten im Landeanflug. Bitte bereithalten für empfindliche Fracht." Hoffentlich stimmte das alles so. Grübelte die 29-jährige, während noch Stille herrschte. Ein paar Sekunden später vernahm sie jedoch eine Stimme auf der anderen Seite. "Verstanden Atlantis. Ankunft in 40 Minuten. Alle nötigen Vorkehrungen werden getroffen." Der Kommunikationskanal schloss sich kurze Zeit später wieder und Amanda seufzte erleichtert. Na also. Wenigstens das funktioniert wunderbar.


4:20 Uhr